dantons tod - Landesbühne Niedersachsen Nord

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dantons tod - Landesbühne Niedersachsen Nord
Begleitmaterial zu DANTONS TOD
„Die Revolution ist wie Saturn, sie frisst ihre eigenen Kinder“
Danton
Begleitmaterial zu
Georg Büchners
DANTONS TOD
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Begleitmaterial zu DANTONS TOD
Inhalt:
1. Besetzung
S.3
2. Stückinhalt
S.4
3. Historischer Kontext
S.5
4. Der Autor
S.6
5. Georg Büchner: Briefe
S.7
6. Biografien
S.9
7. Lexikon
S.13
8. Zwei Dichter der Revolution
S.15
9. Spielszenen
S.18
10. Die Marseillaise
S.23
11. Anregungen für Ihren Unterricht
S.24
12. Buchungsinformation und Kontakt
S.26
13. Aufführungstermine
S.27
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Begleitmaterial zu DANTONS TOD
1. Besetzung
Georg Danton
Julius Ohlemann
Camille Desmoulins
Emanuel Jessel
Lacroix
Johannes Simons
Legendre
Helmut Rühl
Robespierre
Aom Flury
St. Just
Ben Knop
Julie
Aida-Ira El-Eslambouly
Lucile
Alina Müller
Marion
Johanna Kröner
Gastgeberin
Johanna Kröner
Marie Antoinette
Aida-Ira El-Eslambouly
Marianne (Liberté)
Alina Müller
Georg Büchner
Ben Knop
Praktikant
Henker
Emanuel Jessel
Johannes Simons, Helmut Rühl
Regie: Jan Steinbach
Bühne und Kostüme: Jule Dohrn-van Rossum
Videos: Maximilian Schuster
Dramaturgie: Lea Redlich
Regieassistenz: Maximilian Schuster
Regiehospitanz: Insa Schröder
Soufflage: Jannika Wübben
Inspizienz und Projektionen: Björn de Groot
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Begleitmaterial zu DANTONS TOD
2. Stückinhalt
Georg Danton ist einer der prägenden Revolutionsführer in der Französischen Revolution.
Seine Reden begeisterten gleichermaßen seine Mitstreiter wie auch die großen Massen.
1792 wurde der Jakobiner in den Nationalkonvent gewählt, gleichzeitig amtierte er als
Justizminister. Im September 1792 gelang es ihm, breite Schichten zur Verteidigung
gegen die angreifende europäische Koalitionsarmee zu mobilisieren, während gleichzeitig
fanatisierte Kleinbürger in den Pariser Gefängnissen 1400 politische Häftlinge
massakrierten, darunter Adlige, Priester sowie viele Frauen und Kinder. Nachdem er die
sogenannten Septembermorde gewissermaßen als Kollateralschaden toleriert hatte,
beginnt Danton an den Mitteln, die zur Erreichung der revolutionären Ziele eingesetzt
werden, zu zweifeln.
Im Frühjahr 1794, hier setzt die Handlung von Büchners Stück ein, steht er gemeinsam
mit Camille Desmoulins, Lacroix und Legendre dafür ein, dass das Blutvergießen ein
Ende hat. Auf der Basis der Erklärung der Menschenrechte soll ein normalisiertes
bürgerliches Leben ohne Angst, Bespitzelung und Unterdrückung möglich werden.
Dagegen fordert Robespierre die Fortführung der Schreckensherrschaft, bis sich die
Tugend gegenüber korrupter Staatsausbeutung durchgesetzt hat. Ihm zur Seite steht der
demagogische Redner und kaltblütige Rationalist St. Just. Dantons Empfindung der
Sinnlosigkeit des eigenen politischen Handelns führen ihn ins Abseits. Vergeblich sind
seine Mitstreiter darum bemüht, seinen Kampfgeist neu zu wecken, damit er seine
Popularität im Volk für ihre Ziele nutzt. Weder ein Vieraugengespräch mit Robespierre
noch die Warnung vor der baldigen Verhaftung – die ihm allein zugeht – bringen ihn zum
Handeln oder zumindest zum Fliehen. Er hält daran fest: „Sie werden es nicht wagen“,
seiner Verdienste um die Revolution willen.
Da ist es zu spät: Auf Veranlassung Robespierres werden die Dantonisten als Verräter an
der Revolution inhaftiert. Die letzte große Rede Dantons vor dem Revolutionstribunal
offenbart neben seiner rednerischen Potenz auch seine Hybris – und bringt keine Wende.
Eine angeblich in den Gefängnissen aufgedeckte Verschwörung dient als Vorwand,
Danton, Camille und Lacroix zu guillotinieren. Damit kann Robespierre seine Position
weiter festigen – bis er wenige Monate später ebenfalls der Konterrevolution angeklagt
und guillotiniert werden wird.
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3. Historischer Kontext
8. August 1788
Ludwig XVI ruft - erstmalig seit über 170
Jahren – für den Mai des folgenden Jahres
die Generalstände ein:
ein Parlament mit Vertretern des Klerus
(Kirche), des Adels und des Dritten Standes
(Bürger), um sich eine Legitimation für neue
Steuern zu schaffen, die einen Ausweg aus
der finanziellen Krise des Ancien Régimes
ermöglichen sollen.
5. Mai 1789
Eröffnung der Generalstände
20. Juni 1789
Die Vertreter des Dritten Standes erklären
sich zur Nationalversammlung und beginnen
mit der Ausarbeitung einer Verfassung
(Ballhausschwur)
14. Juli 1789
Erstürmung der Bastille in Paris, in der
Folgezeit kommt es im ganzen Land zu
Ausschreitungen gegen die Obrigkeit, viele
Adelige fliehen aus Frankreich
26. August 1789
Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte
durch die Nationalversammlung
6. Oktober 1789
Die Königsfamilie wird gezwungen, nach Paris
umzusiedeln; auch die Nationalversammlung
verlegt ihren Sitz in die Hauptstadt
21. Juni 1791
Ein Fluchtversuch der Königsfamilie scheitert,
der König bleibt jedoch im Amt
14. September 1791
Ludwig XVI leistet den Schwur auf die
Verfassung, die Frankreich zu einer
konstitutionellen Monarchie macht
„das Vaterland in Gefahr“
20. April 1792
Frankreich erklärt Österreich den Krieg
11. Juni 1792
Nach militärischen Niederlagen erklärt das
Parlament „das Vaterland in Gefahr“
10. August 1792
Sturm auf das Königsschloss in Paris, der
König flieht ins Parlament und wird mit
seiner Familie inhaftiert, Suspendierung
des Königtums
Anfang September 1792
Lynchmorde an den Inhaftierten der
Gefängnisse in Paris (Septembermassaker)
3. - 15. September 1792
Wahlen zum Nationalkonvent nach
allgemeinem Männerwahlrecht
22. September 1792
Der neu gewählte Nationalkonvent erklärt
Frankreich zur Republik
11. Dezember 1792
Beginn des Prozesses gegen Ludwig XVI vor
dem Nationalkonvent
21. Januar 1793
Ludwig XVI wird guillotiniert
Anfang Februar 1793
Kriegserklärung an England, Niederlande
und Spanien
10./11.März 1793
Beginn der Aufstände in der Vendée, in
denen die royalistisch-katholisch gesinnte
Landbevölkerung gegen Repräsentanten
und Truppen der ersten Republik kämpften
Begleitmaterial zu DANTONS TOD
4. Der Autor
Karl Georg Büchner war ein hessischer Schriftsteller, Mediziner, Naturwissenschaftler
und Revolutionär. Er wurde am 17.Oktober 1813 im hessischen Goddelau als das erste
von acht Kindern geboren. Er genoss eine gute Schulausbildung. Nach dem Besuch des
Ludwig- Georg-Gymnasiums in Darmstadt immatrikulierte sich Georg Büchner am 9.
November 1831 an der medizinischen Fakultät in Straßburg und wurde dort von dem
Pfarrer Johann Jakob Jaeglé aufgenommen, mit dessen Tochter Luise („Minna“)
Wilhelmine (1810 – 1880) Georg Büchner sich im Juli 1833 heimlich verlobte. Am 31.
Oktober 1835 wechselte er zur Universität Gießen. Im Kampf gegen die reaktionären
Zustände im Großherzogtum Hessen gründete Georg Büchner im Frühjahr 1834 in
Gießen und Darmstadt im Untergrund Sektionen der „Gesellschaft der Menschenrechte“
und verfasste zusammen mit Friedrich Ludwig Weidig aus Butzbach die
sozialrevolutionäre Flugschrift „Der Hessische Landbote“, in der es hieß: „Friede den
Hütten, Krieg den Palästen“. Weil Georg Büchner wegen des Aufrufs zur Revolution
steckbrieflich gesucht wurde, floh er im März 1835 für einige Zeit nach Straßburg. Im
Jahr darauf promovierte er in Zürich mit einer Dissertation über das Nervensystem der
Barben (3. September 1836) und wurde nach einer Probevorlesung mit dem Titel „Über
Schädelnerven“ (5. November 1836) als Privatdozent für vergleichende Anatomie von der
Philosophischen Fakultät beschäftigt. 1835 hatte Georg Büchner sein erstes Drama
veröffentlicht: „Dantons Tod“. Für das Sommersemester 1837 plante Georg Büchner eine
weitere Vorlesung in Zürich, aber dazu kam es nicht mehr, denn er erkrankte Anfang
Februar an Typhus. Möglicherweise hatte er sich an einem Präparat infiziert. Im Beisein
Luise Wilhelmine Jaeglés starb der Dreiundzwanzigjährige am 19. Februar 1837 in
Zürich.
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Begleitmaterial zu DANTONS TOD
5. Georg Büchner Briefe
An die Familie
Straßburg, den 5. April 1833.
Meine Meinung ist die: Wenn in unserer Zeit etwas helfen soll, so ist es Gewalt. Wir
wissen, was wir von unseren Fürsten zu erwarten haben. Alles, was sie bewilligten, wurde
ihnen durch die Notwendigkeit abgezwungen. Und selbst das Bewilligte wurde uns
hingeworfen, wie eine erbettelte Gnade und ein elendes Kinderspielzeug, um dem ewigen
Maulaffen Volk seine zu eng geschnürte Wickelschnur vergessen zu machen. Es ist eine
blecherne Flinte und ein hölzerner Säbel, womit nur ein Deutscher die Abgeschmacktheit
begehen konnte, Soldatchens zu spielen. Man wirft den jungen Leuten den Gebrauch der
Gewalt vor. Sind wir denn aber nicht in einem ewigen Gewaltzustand? Weil wir im Kerker
geboren und großgezogen sind, merken wir nicht mehr, daß wir im Loch stecken mit
angeschmiedeten Händen und Füßen und einem Knebel im Munde. Was nennt ihr denn
gesetzlichen Zustand? Ein Gesetz, das die große Masse der Staatsbürger zum fronenden
Vieh macht, um die unnatürlichen Bedürfnisse einer unbedeutenden und verdorbenen
Minderzahl zu befriedigen? Und dies Gesetz, unterstützt durch die rohe Militärgewalt und
durch die dumme Pfiffigkeit seiner Agenten, dies Gesetz ist eine ewige, rohe Gewalt,
angetan dem Recht und der gesunden Vernunft, und ich werde mit Mund und Hand
dagegen kämpfen, wo ich kann. Wenn ich an dem, was geschehen, keinen Teil
genommen und an dem, was vielleicht geschieht, keinen Teil nehmen werde, so
geschieht es weder aus Mißbilligung, noch aus Furcht, sondern nur weil ich im
gegenwärtigen Zeitpunkt jede revolutionäre Bewegung als eine vergebliche
Unternehmung betrachte und nicht die Verblendung Derer teile, welche in den Deutschen
ein zum Kampf für sein Recht bereites Volk sehen.
An die Braut
Gießen, um den 10. März 1834
Schon seit einigen Tagen nehme ich jeden Augenblick die Feder in die Hand, aber es war
mir unmöglich, nur ein Wort zu schreiben. Ich studiere die Geschichte der Revolution. Ich
fühlte mich wie zernichtet unter dem Gräßlichen Fatalismus der Geschichte. Ich finde in
der Menschennatur eine entsetzliche Gleichheit, in den menschlichen Verhältnissen eine
unabwendbare Gewalt, Allen und Keinem verliehen. Der Einzelne nur Schaum auf der
Welle, die Größe ein bloßer Zufall, die Herrschaft des Genies ein Puppenspiel, ein
lächerliches Ringen gegen ein ehernes Gesetz, es zu erkennen das Höchste, es zu
beherrschen unmöglich. Es fällt mir nicht mehr ein, vor den Paradegäulen und
Eckstehern der Geschichte mich zu bücken. Ich gewöhnte mein Auge ans Blut. Aber ich
bin kein Guillotinenmesser. Das muß ist eins von den Verdammungsworten, womit der
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Begleitmaterial zu DANTONS TOD
Mensch getauft worden. Der Ausspruch: es muß ja Ärgernis kommen, aber wehe dem,
durch den es kommt, – ist schauderhaft. Was ist das, was in uns lügt, mordet, stiehlt? Ich
mag dem Gedanken nicht weiter nachgehen. Könnte ich aber dies kalte und gemarterte
Herz an deine Brust legen!
An die Familie
Straßburg, 28. Juli 1835.
[…] Was übrigens die sogenannte Unsittlichkeit meines Buchs angeht, so habe ich
Folgendes zu antworten: der Dramatische Dichter ist in meinen Augen nichts, als ein
Geschichtsschreiber, steht aber über Letzterem dadurch, daß er uns die Geschichte zum
zweiten Mal erschafft und uns gleich unmittelbar, statt eine trockene Erzählung zu geben,
in das Leben einer Zeit hinein versetzt, uns statt Charakteristiken Charaktere, und statt
Beschreibungen Gestalten gibt. Seine höchste Aufgabe ist, der Geschichte, wie sie sich
wirklich begeben, so nahe als möglich zu kommen. Sein Buch darf weder sittlicher noch
unsittlicher sein, als die Geschichte selbst; aber die Geschichte ist vom lieben Herrgott
nicht zu einer Lektüre für junge Frauenzimmer geschaffen worden, und da ist es mir auch
nicht übel zu nehmen, wenn mein Drama ebensowenig dazu geeignet ist. Ich kann doch
aus meinem Danton und den Banditen der Revolution nicht Tugendhelden machen!
Wenn ich ihre Liederlichkeit schildern wollte, so mußte ich sie eben liederlich sein, wenn
ich ihre Gottlosigkeit zeigen wollte, so mußte ich sie eben wie Atheisten sprechen lassen.
Wenn einige unanständige Ausdrücke vorkommen, so denke man an die weltbekannte,
obszöne Sprache der damaligen Zeit, wozu das, was ich meine Leute sagen lasse, nur ein
schwacher Abriß ist. Man könnte mir nur noch vorwerfen, daß ich einen solchen Stoff
gewählt hätte. Aber der Entwurf ist längst widerlegt. Wollte man ihn gelten lassen, so
müßten die größten Meisterwerke der Poesie verworfen werden. Der Dichter ist kein
Lehrer der Moral, er erfindet und schafft Gestalten, er macht vergangene Zeiten wieder
aufleben, und die Leute mögen dann daraus lernen, so gut, wie aus dem Studium der
Geschichte und der Beobachtung dessen, was im menschlichen Leben um sie herum
vorgeht.
An Gutzkow
[Straßburg 1935]
[…] Die ganze Revolution hat sich schon in Liberale und Absolutisten geteilt und muss
von der ungebildeten und armen Klasse aufgefressen werden; das Verhältnis zwischen
Armen und Reichen ist das einzige revolutionäre Element in der Welt, der Hunger allein
kann die Freiheitsgöttin und nur ein Moses, der uns die sieben ägyptischen Plagen auf
den Hals schickte, könnte ein Messias werden. Mästen Sie die Bauern, und die
Revolution bekommt Apoplexie. Ein Huhn im Topf jedes Bauern macht den gallischen
Hahn verenden.
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Begleitmaterial zu DANTONS TOD
6. Biografien
Biografie Georges-Jacques Danton
Georges-Jacques Danton wurde 1759 in Arcis-sur-Aube (Champagne) geboren. Er
entstammte einem kleinbürgerlichen Milieu, genoss eine Ausbildung zum Advokaten und
war von 1785 bis 1791 Anwalt im Conseil du Roi (königlicher Rat). Danton war Mitglied
des Klubs des Cordeliers, von dem aus er die Pariser Massen, zunächst in seiner Sektion,
zu begeistern wusste. Zum Republikaner wurde Danton nach der Flucht des Königs im
Juni 1791. Den Sturz der Monarchie unterstütze er tatkräftig durch seine publizistische
Propaganda. 1792 stieg in das Amt des Justizministers auf und war maßgeblich am
Aufbau des Revolutionstribunals beteiligt. Zusammen mit Camille Desmoulins bildete
Danton die Gruppe der Dantonisten oder Indulgents im Nationalkonvent und im
Wohlfahrtsausschuss, eine Gruppierung, die politisch als moderater galt als die
Montagnards. Ab November 1793 trat Danton immer häufiger in Opposition zur Terreur.
Charakterlich wird Danton immer gern mit Mirabeau verglichen. Er führte ein ähnliches
unordentliches, ausschweifendes Leben, hatte auch hohe Schulden, war also bezahlbar,
aber nicht käuflich. Danton sah furchtbar aus und hatte eine gewaltige Stimme, wirkte
aber brutaler und grausamer als er eigentlich war. Käuflichkeit und Hochverrat sind die
wichtigsten Anklagepunkte, die nach Dantons Verhaftung am 31.März 1794 das
Todesurteil begründeten und am 5.April 1794 zu seiner Hinrichtung mittels Guillotine
führten.
Danton ist den Dantonisten/Indulgents zuzuordnen Außerdem war er Abgeordneter des
Nationalkonvents und Mitglied des Wohlfahrtsausschuss.
Georges-Jacques Danton
Gespielt wird Danton
von Julius Ohlemann.
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Begleitmaterial zu DANTONS TOD
Biografie Camille Desmoulins
Camille Desmoulins wurde 1760 in Guise geboren. Er studierte gemeinsam mit
Robespierre am Pariser College und war seit 1785 Anwalt. Am 12.Juli 1789 rief er im
Garten des Palais-Royal das Volk zum Aufstand auf. Mit seinen Streitschriften, sowie als
Redakteur war er einer der zeitgenössischen einflussreichsten Verfechter einer
demokratischen Republik. Desmoulins heiratete 1790 die geistreiche Lucile Duplessis,
eine Tochter aus wohlhabendem Hause. Mit ihr hatte er einen Sohn. Im August 1792 war
er Sekretär im Justizministerium von Danton und wurde Anfang September 1792 in den
Konvent gewählt. Er stimmte für den Tod Ludwig XVI und gegen die Anklage Marats. Ab
dem 5.Dezember 1793 attackierte Desmoulins in seiner Zeitschrift Le vieux Cordelier
zunächst die radikalen Hébertisten, ab der dritten Ausgabe jedoch auch die Diktatur der
Jakobiner und forderte die Bildung eines „Gnadenausschusses“ zur Überprüfung der
Haftgründe politischer Gefangener. Robespierre schützte ihn zunächst gegen Angriffe im
Jakobinerklub, kritisierte ihn jedoch als Sprachrohr der Gemäßigten. In der Nacht zum
31.März 1794 wurde Desmoulins verhaftet und am 5.April hingerichtet.
Camille ist den Dantonisten/Indulgents und Montagnards zuzuordnen. Außerdem war er
Abgeordneter des Nationalkonvents und Mitglied des Wohlfahrtsausschuss
Camille Desmoulins
Gespielt wird Camille von
Emanuel Jessel
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Begleitmaterial zu DANTONS TOD
Biografie Maximilien Robespierre
Maximilien Robespierre wurde 1758 als Sohn eines Anwalts geboren. Er war bereits mit
19 Vollwaise, konnte aber mithilfe eines Stipendiums am bekannten Pariser Collège
studieren. Dort lernte er Camille Desmoulins kennen. Ab 1781 war er Anwalt in Arras,
legte sein Amt als Richter aber nieder, weil er einen Verbrecher zum Tode verurteilen
sollte, zu dem Zeitpunkt aber noch strikt gegen die Todesstrafe war. Im April 1789 wurde
er als einer der Vertreter des 3.Standes in die Versammlung der Generalstände gewählt.
Robespierre war ein frühes Mitglied des Jakobinerklubs und machte sich vor allem für die
unteren Volksschichten stark. 1790 war Robespierre Trauzeuge bei der Hochzeit von
Camille Desmoulins und er wurde später auch Taufpate für seinen Sohn. Nach der Flucht
des Königs (Juni 1791) forderte er dessen Bestrafung, hielt aber den Zeitpunkt für die
Ausrufung der Republik für noch nicht geeignet, da er befürchtete, sie würde zu diesem
Zeitpunkt von Groß- und Wirtschaftsbürgern beherrscht. Im September 1792 in den
Konvent gewählt, sah er sich schon bald Angriffen der Girondisten gegenüber, die ihn
verdächtigten, nach einer Alleinherrschaft zu streben. Robespierre zählte zur knappen
Mehrheit, die die Hinrichtung des Königs forderte. Im Mai 1793 stachelte er die
Sansculotten zum Aufstand gegen die Gironde auf, Ende Juli 1793 wurde er in den
Wohlfahrtsausschuss gewählt, den er zusammen mit Saint-Just zur zentralen Stelle der
Macht ausbaute. Im Oktober 1793 mit uneingeschränkter Vollmacht ausgestattet, war
der Wohlfahrtsausschuss das Organ der Schreckensherrschaft. 1793 und 1794 lies
Robespierre nach und nach seine politischen Gegner (Danton, Hebertisten) hinrichten
und trieb gleichzeitig den Entchristlichungsprozess voran. Der Umsturz am 27.Juli 1794
brachte dann das Ende Robespierre und er wurde am 28.Juli 1794 guillotiniert, nachdem
er sich mit einer Waffe in die Schläfe geschossen hatte.
Robespierre war Mitglied des Wohlfahrtsausschusses und Abgeordneter des
Nationalkonvents. Außerdem ist er den Jakobinern und Montagnards zugeordnet.
Maximilien de Robespierre
Gespielt wird Robespierre von Aom Flury
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Begleitmaterial zu DANTONS TOD
Biografie Louis-Antoine de Saint-Just
Louis-Antoine de Saint-Just wurde 1767 in Decize geboren. Nach seinem Jurastudium widmete er
sich der Literatur und nach wachsendem Interesse an der Revolution auch der Politik. Mit 19
verlässt Saint-Just sein zu Hause, um nach Paris zu gehen. Am 23.September 1790 wendet er
sich in einem Brief an Robespierre, der zu der Zeit Abgeordneter Arras in Paris ist und Saint-Just
Karierre fortan vorantreibt. Trotz Robespierres Fürsprache wird Saint-Just 1791 die Aufnahme in
die gesetzgebende Versammlung aufgrund seines jugendlichen Alters, sowie einer
diskreditierenden Liebesaffäre, verweigert. 1792 wird Saint-Just in den Nationalkonvent gewählt
und ab Mai 1793 war Saint-Just Mitglied des Wohlfahrtsausschusses. Saint-Just entwickeltes
sich zu dem radikalsten Parteigänger Robespierres, der im Zuge der Terreur auch Höchststrafen
für Revolutionsgegner aus den eigenen Reihen durchsetzte. am 1. Februar 1794 bekämpft SaintJust die Fraktionen der ultrarevolutionären Hébertisten und der gemäßigten Dantonisten. Am 13.
März 1794 hält er eine Rede gegen die - unschwer zu identifizierenden - Feinde des Vaterlandes,
ohne diese zu benennen. Noch am gleichen Tag wird der Kreis um Hébert (1757-1794) verhaftet
und am 24. März 1794 hingerichtet. Daraufhin wird Saint-Just mit der Anklage Dantons
beauftragt. Am 31. März 1794 erhebt er, gestützt auf Materialien Robespierres, das Wort gegen
die Dantonisten, die kurz darauf inhaftiert und nach einem manipulierten Verfahren am 5. April
1794 hingerichtet werden. Zurück in Paris, erkennt er den sich abzeichnenden Bruch zwischen
Robespierre und dem Wohlfahrtsausschuss aufgrund der Intensivierung des Terrors. Am 22. und
23. Juli 1794 unternimmt er zusammen mit Barère (1755-1841) in einer außerordentlichen
Sitzung des Wohlfahrtsausschusses den Versuch einer Aussöhnung. Als Robespierre sich am 26.
Juli 1794 in einer verbitterten Rede für die gewaltsame Reinigung der Komitees von
verräterischen Kräften ausspricht, wird dieser Tags darauf inhaftiert und ohne Verfahren zum
Tode verurteilt. Saint-Just übernimmt als einziger Redner im Konvent seine Verteidigung und folgt
ihm zusammen mit Le Bas am 10. Thermidor (28. Juli) 1794 auf die Guillotine.
Saint-Just war Abgeordneter des Nationalkonvents und Mitglied des Wohlfahrtsausschusses. Er
ist den radikalen Montagnards zuzuordnen und den Anhängern Robespierres.
Louis-Antoine de Saint-Just
Gespielt wird St. Just von Ben Knop
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Begleitmaterial zu DANTONS TOD
7. LEXIKON
Der Wohlfahrtsausschuss
Die wichtigsten Regierungsaufgaben übernahm in dieser Zeit der Wohlfahrtsausschuss (Comité
de Salut public). Er war schon am 6. April 1793 eingesetzt worden, und zwar – wie der Jakobiner
Marat ausdrücklich betonte – als Übergangseinrichtung. Er sollte ursprünglich der besseren
Kommunikation zwischen Nationalkonvent und Ministern der Revolutionsregierung dienen. De
facto übernahm der Wohlfahrtsausschuss die Regierungsgeschäfte und schaltete die
Kompetenzen der regierenden Minister weitgehend aus. Nach dem Fall der Girondisten Anfang
Juni 1793 bestand der Wohlfahrtsausschuss aus sechs Sektionen: Korrespondenz, Außenpolitik,
Krieg, Marine, Innenpolitik, Petitionen. Er bestand zunächst aus neun, seit dem 6.September
1793 aus zwölf Mitgliedern. Sie wurden monatlich vom Nationalkonvent gewählt und hatten dem
Konvent alle acht Tage Bericht zu erstatten. Die Sitzungen des Ausschusses selbst waren geheim.
Seine Beschlüsse mussten von der Mehrheit seiner Mitglieder unterzeichnet werden, um
Gültigkeit zu erhalten. Im Wohlfahrtsausschuss führte zunächst Danton das Wort. Er wurde aber
schon am 10. Juli 1793 von Robespierre abgelöst. Weder der kleine noch der große zwölfköpfige
Wohlfahrtsausschuss war ein politisch einheitliches Gremium. Neben den Anhängern
Robespierres gab es eine gemäßigtere und eine radikalere Gruppe Jakobiner. Auch Robespierre
musste sich also mit seiner politischen Linie im Wohlfahrtsausschuss und im Nationalkonvent
durchsetzen.
Der Jakobinerklub
Benannt nach dem Hauptkloster der Dominikaner in der Rue St. Jaques in Paris. Während es den
Mitgliedern des Klubs zunächst um die Ausarbeitung einer Verfassung für Frankreich ging,
radikalisierte sich der Klub nach der Flucht des Königs nach Varennes und wurde zu einem
wichtigen Faktor in der Radikalisierung der Revolution nach 1791, die in die Terreur mündete.
Der Pariser Jakobinerklub wurde offiziell am 11.November 1794 geschlossen.
Der Nationalkonvent
Der Nationalkonvent war das Parlament, das aus den freien Wahlen nach dem Sturz des Königs
am 10. August hervorging. Die erste Amtshandlung des Nationalkonvents war die Erklärung der
Abschaffung des Königtums und die Ausrufung der Republik. In der Folgezeit wurde die Arbeit des
Nationalkonvents durch den Machtkampf zwischen den radikalen Montagnards um Robespierre
und Danton und den liberal-gemäßigten Girondisten bestimmt. Eine schicksalhafte Entscheidung
des Konvents war die Frage, wie mit dem abgesetzten König zu verfahren sei - eine knappe
Mehrheit beschloss im Januar 1793 seine Hinrichtung. Im Juni 1793 wurden die führenden
Girondisten verhaftet; die Montagnards bestimmten ein Jahr lang die Politik. Sie beschlossen die
Gesetze, die zur Grundlage der Schreckensherrschaft der Ausschüsse (Wohlfahrtsausschuss und
Sicherheitsausschuss) wurden.
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Begleitmaterial zu DANTONS TOD
Die Girondisten
Als Girondisten wurden Abgeordnete des Nationalkonvents bezeichnet, die vornehmlich aus dem
Departement der Gironde stammten. Von 1792 bis Anfang 1793 beherrschten sie die Politik. Sie
erstrebten eine föderale Republik nach dem Vorbild der Schweiz und der USA. Der Machtkampf
zwischen ihnen und ihren radikalen Gegnern (Montagnards) wurde am 2. Juni 1793 durch die
Verhaftung von 29 girondistischen Abgeordneten beendet. In der Geschichtsschreibung wird die
Gironde sehr unterschiedlich bewertet. Allgemein werden diese liberal-bürgerlich gesinnten
Abgeordneten als Opfer der extrem revolutionären Bergpartei angesehen. Jedoch haben die
Girondisten durch ihre Befürwortung des Krieges einen erheblichen eigenen Anteil an der
Radikalisierung der Revolution zu verantworten. Sie zeigten sich oft inkonsequent, zum Beispiel in
ihrer Haltung beim Prozess gegen den König. Die führenden Girondisten, unter ihnen Brissot und
Vergniaud, wurden am 31. Oktober 1793 hingerichtet.
Die Montagnards
Die Montagnards stellten die radikal-demokratische Linke im Nationalkonvent dar. Der Name
leitet sich von ihren oberen Sitzplätzen im Parlament ab (Montagne = Berg). Sie hatten vor allem
die Unterstützung der Pariser Sansculotten und standen in Gegnerschaft zur Gironde. Nach dem
Ausschalten der Girondisten wurden die Montagnards die herrschende Kraft im Konvent. Sie
unterstützten die Politik des Terrors. Viele Mitglieder dieser Gruppierung beteiligten sich jedoch
auch am Sturz Robespierres, der als Führer der Montagnards galt. Die letzten Montagnards
wurden nach dem gescheiterten Prairial-Aufstand hingerichtet oder brachten sich um. Mitglieder
dieser Gruppe waren unter anderem Robespierre, Danton und Marat.
Die Guillotine
„Der Mechanismus wirkt wie ein Blitz, der Kopf rollt, der Mensch ist nicht mehr.“ (Dr. Guillotin)
Obwohl er sie nicht erfunden hatte, wurde die Guillotine wurde nach dem französischen Arzt
Joseph Ignace Guillotin benannt. Dieser hatte 1789 angesichts häufiger Pannen bei den
Hinrichtungen durch das Schwert vor der Nationalversammlung eine schnelle, schmerzlose
Tötungsart gefordert. Der Verbrecher, so Dr. Guillotin, soll enthauptet werden; das soll
ausschließlich mittels einer mechanischen Vorrichtung geschehen. Diese Vorrichtung soll aus
zwei aufrecht stehenden Pfosten bestehen, welche an der Innenseite gerillt und an der Spitze
durch einen Querbalken verbunden sind. Eine scharfe, in den Rillen laufende, halbmondförmige
Klinge wird durch ein Seil an der Spitze der Maschine befestigt. Wird das Seil gelöst, durchtrennt
die Maschine den Hals des Delinquenten, der auf einem Brett am Boden der Guillotine
festgebunden wurde. „Sie spüren nicht den leisesten Schmerz, höchstens einen ganz kurzen
Hauch über den Nacken“ (Dr. Guillotin) Anfangs erntete er nur Gelächter. Erst nach mehreren
vergeblichen Anläufen wurde am 3. Juni 1791 deren Einführung durch die Nationalversammlung
beschlossen. Neun Monate später stellte der hochverschuldete Staat sieben Millionen Livres zum
Bau der Guillotine zur Verfügung. Nachdem das Gerät im Frühjahr 1792 an zwei Leichen
ausprobiert worden war, wurde der Raubmörder Pelletier das erste Opfer dieser
Köpfungsmaschine. Ihre Berühmtheit erlangte die Guillotine durch ihren exzessiven Einsatz im
Laufe der französischen Revolution. In den Jahren 1793-94 fiel das Fallbeil bis zu sechzigmal am
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Begleitmaterial zu DANTONS TOD
Tag. Einen traurigen Rekord mit 200 Hinrichtungen an einem Tag hält die Stadt Toulon.
Insgesamt forderte die Guillotine während der Revolution 40.000 Menschenleben. Das
prominenteste Opfer war Ludwig XVI. Er starb 9 Monate nachdem er die Guillotine eigenhändig
verbessert hatte, indem er das halbmondförmige Fallbeil durch ein schräges ersetzte.
8. Zwei Dichter der Revolution
Moderation Frank Meyer: Die Umstürze in den arabischen Ländern haben das Wort Revolution
wieder auf die Tagesordnung gesetzt, und seit den Revolutionen in Tunesien, Libyen und Ägypten
hat dieses ja oft geschmähte Wort wieder einen positiveren Klang. Die Berliner Brecht-Tage
beschäftigen sich in diesem Jahr mit zwei Dichtern der Revolution, mit Bertolt Brecht und mit
Georg Büchner. Herr Teschke, in der Tageszeitung "Die Welt" war vor Kurzem zu lesen, man
könnte das Drama "Dantons Tod" von Georg Büchner, man könnte das auch als eine
Beschreibung der arabischen Revolution von heute lesen. Es gibt ja diese zwei Parteien in diesem
Drama: Die Jakobiner als strenge Tugendwächter und Danton und seine Gruppe auf der anderen
Seite, und man könnte die Jakobiner jetzt als eine Beschreibung der modernen Islamisten mit
ihrem Tugendterror sehen. Was halten sie von dem Vergleich?
Holger Teschke: Ich glaube, dass der Ansatz von Büchner ein anderer gewesen ist. Er hat ja sehr,
sehr kritisch eigentlich auf beide Parteien geguckt, also sowohl auf die Dantonisten, die er mehr
oder weniger als Verräter an der Revolution empfunden hat, als auch auf die Jakobiner, die
sozusagen den Terror weiterführen wollten, weil sie hatten dem Volk nichts anderes zu bieten als
Terror. Und in dem Moment sozusagen sind wir natürlich schon an einer hochaktuellen Situation,
was mache ich, wenn ich nicht genügend Brot habe, um das Volk zu füttern – das ist ein Punkt,
auf den Büchner immer wieder zurückkommt –, was kann ich ihm dann noch anbieten? Und
dann ist es entweder Ideologie oder es ist Fundamentalismus.
Meyer: Interessant wäre die Frage, ob man ein so altes Stück – über 200 Jahre inzwischen –,
nutzen kann, um einen Vorgang der Gegenwart tatsächlich stärker zu begreifen, genauer zu
begreifen.
Teschke: Ich glaube schon, weil auf dem Theater sieht man das ja nicht unbedingt eins zu eins.
Das ist so ein bisschen die Vorstellung, man bildet dann etwas ab, was sozusagen auf unseren
Straßen auch passiert ist, aber wenn man das Stück heute liest, dann erkennt man eigentlich
mehr oder weniger sozusagen das Gegenwärtige im Fremden. Und das ist ja auch mit dem
Brecht’schen Verfremdungsgedanken gemeint, das heißt, man sieht sozusagen, wo es
historische Überschneidungen gibt, und man sieht auch, dass was fremd ist, also was ganz
anderes gelagert ist. Aber Büchner selber hat es ja – und das ist, glaube ich, das Erstaunliche an
dem Stück – sozusagen geschrieben, um sich über seine eigene Situation bewusst zu werden.
Also es ist ja im Nachklang des "Hessischen Landboten" geschrieben, er selber ist schon zur
Fahndung ausgeschrieben, er selber hat erlebt, wie dieses berühmte Flugblatt von den …
Meyer: … das ja ein Revolutionsaufruf war.
Teschke: … ein großer Revolutionsaufruf, der übrigens im Motto "Krieg den Palästen, Friede den
Hütten" einen Aufruf aus der Französischen Revolution zitiert. Wir haben unser Motto umgedreht,
bei uns heißt es "Krieg den Hütten, Friede den Palästen – Fragezeichen", das ist sozusagen die
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Begleitmaterial zu DANTONS TOD
neoliberale Lesart dieses Aufrufs, haben damit versucht, es in die Gegenwart zu bringen, aber
Büchner versucht sozusagen damit fertig zu werden, dass, ich glaube, über 80 Prozent der Leute,
die dieses Flugblatt in die Hand bekamen, es ungelesen an die Polizei abgegeben haben, und vor
1848 schon einmal diese Revolution in Hessen vollkommen scheitert, weil die Leute nicht
mitmachen. Und er guckt jetzt auf die Revolution, die ja schon 40 Jahre her ist, und versucht
rauszukriegen: Woran hat es denn damals gelegen, dass es gescheitert ist? Und wenn wir jetzt
nach vorne gucken natürlich, 1988, kurz vor der politischen Wende in der DDR, war Danton ein
viel inszeniertes Stück. Auch da hat es zur Selbstverständigung gedient, glaube ich.
Meyer: Wie ist Büchner damit umgegangen? Sie haben gerade diese Enttäuschung beschrieben,
80 Prozent der Leute, für die er diesen Revolutionsaufruf, den "Hessischen Landboten",
geschrieben hat – mit großen persönlichen Risiken, er muss ja letztlich deswegen emigrieren aus
Deutschland –, und die geben das bei der Polizei ab. Wie ist er mit dieser Enttäuschung
umgegangen?
Teschke: Indem er ein Stück geschrieben hat, nämlich Danton. Und es ist sehr interessant, die
Briefe zu lesen, die er an seine Geliebte, die in Straßburg war, geschrieben hat, dann musste er
selber nach Straßburg fliehen, und geht dann nach Zürich ins Exil – Sie sagten es schon – und
muss sich sozusagen den deutschen Behörden entziehen. Und da sind Kommentare drin, wie ihn
dieses Studium der Revolution, er sagt selber, zernichtet hätte. Also es gibt diesen berühmten
Fatalismus-Brief, und Büchner selber sieht sozusagen, dass in dem Moment, wo die – Marx hätte
gesagt – die revolutionäre Idee nicht die Massen ergreift, gar keine Chance für eine Revolution
ist. Das heißt, ein junger Mann mit 23 Jahren muss sich jetzt überlegen: Was mache ich mit dem
Rest meines Lebens, wenn das jetzt nicht eintritt. Und da hat er den erstaunlichen Ausweg in die
Naturwissenschaften gewählt, was ihn wiederum mit Brecht verbindet in gewisser Weise.
Meyer: Aber hat sich Brecht auf der anderen Seite diese Enttäuschung eingestanden, dass man
das Volk nicht an seiner Seite hat, wenn man Revolution machen, propagieren will?
Teschke: Nein, ich glaube, da ist ein wesentlicher Unterschied, Büchner hat sich keine Illusionen
gemacht, also weder über die Revolutionäre, mit denen er zusammengearbeitet hat, da gibt es
große Auseinandersetzungen, gerade zwischen den Radikalen und den Liberalen, und er hat sich
auch über das, was Marx und Brecht wahrscheinlich das Subjekt der Revolution, also die
Proletarier, betrifft, keinerlei Illusionen gemacht. Da musste Brecht sich immer wieder einreden,
es sind nicht die Arbeiter, die Hitler gewählt haben, und das Proletariat ist sozusagen verführt
worden und all diese Dinge, das hat Büchner mit seinen jungen Jahren viel schärfer, viel
kritischer gesehen.
Meyer: Büchner hat dieses Stück mit 22 geschrieben, "Dantons Tod". Brecht ist 60 geworden, fast
60, also Büchner war viel hellsichtiger in viel jüngeren Jahren.
Teschke: Der Druck war größer, glaube ich, und vielleicht hat es auch etwas damit zu tun, die
Arbeit von Büchner als Naturwissenschaftler ist ja eine sehr seriöse gewesen. Also man hat ja
dann später herausbekommen, dass er mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten absolut an der
Spitze der damaligen Diskussion gestanden hat und auch wahrscheinlich eine glänzende
naturwissenschaftliche Laufbahn gehabt hätte. Brechts Behauptung des Medizinstudiums ist
eine reine Behauptung gewesen, also der ist immer in die theaterwissenschaftlichen Vorlesungen
von Kutscher in München gegangen und kaum in die medizinischen, in die er gehen sollte, hat
aber immer – und da verbindet die beiden, glaube ich, doch etwas sehr Interessantes – auch auf
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Begleitmaterial zu DANTONS TOD
dieses Theater des wissenschaftlichen Zeitalters insistiert. Der Begründer des Theaters des
wissenschaftlichen Zeitalters für mich ist eigentlich Georg Büchner.
Meyer: Inwiefern hatte Brecht recht, dass „Dantons Tod“ seinen ganzen Geschichtsoptimismus
vernichten würde? Sie haben ja vorhin beschrieben, dass es beide Parteien dieser Französischen
Revolution in ihren Fehlern auch sieht. Ist das ein Stück, das eigentlich im Grunde die Revolution
infrage stellt?
Teschke: Ich glaube, es stellt die extremen Positionen auf beiden Seiten infrage. Büchner hat
durch die Erfahrung innerhalb der Gesellschaft der Menschenrechte, dass der Streit an den
beiden extremen Enden, also bei den Liberalen, die sagten, wir müssen immer irgendwie
versuchen, mit der Staatsgewalt ein Auskommen zu finden, und den anderen, die sagten nein –
Brechtisch gesagt, es hilft nur Gewalt, wo Gewalt herrscht –, dass diese beiden Modelle einfach
nicht zeitgemäß waren. Also sie trafen nicht auf Menschen, die sich dem hätten anschließen
können. Und Büchner, mit dem objektiven Blick, sage ich mal, eines jungen Naturforschers, hat
gesagt: Das hat ja gar keinen Zweck, immer auf Extrempositionen zu verharren, wo ist das
Vermittelnde? Und das Vermittelnde sieht er erstaunlicherweise in dem Danton, in dem
Realismus des Volkes. Er schaltet ja wie Shakespeare diese Volksszenen ein, und die können mit
der Ideologie beider Seiten eigentlich nichts anfangen, weil denen geht es zum ersten Mal darum,
was Brecht in der "Dreigroschenoper" sagt, erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral, da
ist er komischerweise, da ist Brecht Büchner näher als in den späteren Stücken.
Quelle: Deutschlandradio Kultur, Beitrag vom 12.02.2013
Autor Holger Teschke hat die Brecht-Tage 2013 kuratiert
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Begleitmaterial zu DANTONS TOD
9. Spielszenen
I. Akt, Sechste Szene
Ein Zimmer
Robespierre. Danton.
Robespierre.
Ich sage dir, wer mir in den Arm fällt, wenn ich das Schwert ziehe, ist mein Feind –
seine Absicht tut nichts zur Sache; wer mich verhindert, mich zu verteidigen, tötet
mich so gut, als wenn er mich angriffe.
Danton.
Wo die Notwehr aufhört, fängt der Mord an; ich sehe keinen Grund, der uns länger
zum Töten zwänge.
Robespierre.
Die soziale Revolution ist noch nicht fertig; wer eine Revolution zur Hälfte vollendet,
gräbt sich selbst sein Grab. Das Laster muss bestraft werden, die Tugend muss
durch den Schrecken herrschen.
Danton.
Mit deiner Tugend, Robespierre! Du hast kein Geld genommen, du hast keine
Schulden gemacht, du hast bei keinem Weibe geschlafen, du hast immer einen
anständigen Rock getragen und dich nie betrunken. Robespierre, du bist empörend
rechtschaffen. Ich würde mich schämen, dreißig Jahre lang mit der nämlichen
Moralphysiognomie zwischen Himmel und Erde herumzulaufen, bloß um des
elenden Vergnügens willen, andre schlechter zu finden als mich. – Ist denn nichts in
dir, was dir nicht manchmal ganz leise, heimlich sagte: du lügst, du lügst!?
Robespierre.
Mein Gewissen ist rein.
Danton.
Das Gewissen ist ein Spiegel, vor dem ein Affe sich quält. Jeder mag sich wehren,
wenn ein andrer ihm den Spaß verdirbt. Hast du das Recht, aus der Guillotine einen
Waschzuber für die unreine Wäsche anderer Leute zu machen, weil du immer einen
sauber gebürsteten Rock trägst? Ja, du kannst dich wehren, wenn sie dir drauf
spucken oder Löcher hineinreißen; aber was geht es dich an, solang sie dich in Ruhe
lassen? Bist du der Polizeisoldat des Himmels? Und kannst du es nicht ebenso gut
mitansehn als dein lieber Herrgott, so halte dir dein Schnupftuch vor die Augen.
Robespierre.
Du leugnest die Tugend?
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Begleitmaterial zu DANTONS TOD
Danton.
Und das Laster. Jeder handelt seiner Natur gemäß, d. h. er tut, was ihm wohltut. –
Nicht wahr, Unbestechlicher, es ist grausam, dir die Absätze so von den Schuhen zu
treten?
Robespierre.
Danton, das Laster ist zu gewissen Zeiten Hochverrat.
Danton.
Um bei deinen Begriffen zu bleiben, unsere Streiche müssen der Republik nützlich
sein, man darf die Unschuldigen nicht mit den Schuldigen treffen.
Robespierre.
Wer sagt dir denn, dass ein Unschuldiger getroffen worden sei?
Danton.
Es starb kein Unschuldiger! (Er geht; im Hinausgehn:) Wir dürfen keinen Augenblick
verlieren, wir müssen uns zeigen!
(Danton ab.)
Robespierre. (allein).
Geh nur! Er will die Rosse der Revolution am Bordell halten machen, wie ein
Kutscher seine dressierten Gäule; sie werden Kraft genug haben, ihn zum
Revolutionsplatz zu schleifen.
Mir die Absätze von den Schuhen treten! Um bei deinen Begriffen zu bleiben! –
Halt! Sie werden sagen, seine gigantische Gestalt hätte zu viel Schatten auf mich
geworfen, ich hätte ihn deswegen aus der Sonne gehen heißen. – Und wenn sie
recht hätten? Ist's denn so notwendig? Ja, ja! die Republik! Er muss weg.
Wer in einer Masse, die vorwärts drängt, stehenbleibt, leistet so gut Widerstand, als
trät' er ihr entgegen: er wird zertreten.
Keine Tugend! Die Tugend ein Absatz meiner Schuhe! Bei meinen Begriffen! Warum
kann ich den Gedanken nicht loswerden? – (Nach einer Pause:) Ich weiß nicht, was
in mir das andere belügt.
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Begleitmaterial zu DANTONS TOD
II. Akt, Siebente Szene
Der Nationalkonvent
Eine Gruppe von Deputierten.
Legendre.
Soll denn das Schlachten der Deputierten nicht aufhören? – Wer ist noch sicher,
wenn Danton fällt?
(besteigt die Tribüne).
Einige Mitglieder des Nationalkonvents sind verflossene Nacht verhaftet worden.
Ich weiß, dass Danton einer von ihnen ist, die Namen der übrigen kenne ich nicht.
Mögen sie übrigens sein, wer sie wollen, so verlange ich, dass sie vor den
Schranken gehört werden.
Bürger, ich erkläre es: ich halte Danton für ebenso rein wie mich selbst, und ich
glaube nicht, dass mir irgendein Vorwurf gemacht werden kann. Ich will kein
Mitglied des Wohlfahrts- oder des Sicherheitsausschusses angreifen, aber
gegründete Ursachen lassen mich fürchten, Privathaß und Privatleidenschaft
möchten der Freiheit Männer entreißen, die ihr die größten Dienste erwiesen
haben. Der Mann, welcher im Jahre 1792 Frankreich durch seine Energie rettete,
verdient gehört zu werden; er muss sich erklären dürfen, wenn man ihn des
Hochverrats anklagt. (Heftige Bewegung.)
St. Just
Deine Worte riechen nach Leichen; du hast sie den Girondisten aus dem Munde
genommen. Wollt ihr Privilegien? Das Beil des Gesetzes schwebt über allen
Häuptern.
Legendre.
Wir können unsern Ausschüssen nicht erlauben, die Gesetzgeber aus dem Asyl des
Gesetzes auf die Guillotine zu schicken.
St. Just.
Das Verbrechen hat kein Asyl, nur gekrönte Verbrecher finden eins auf dem Thron.
Nur Spitzbuben appellieren an das Asylrecht.
Legendre.
Nur Mörder erkennen es nicht an.
Robespierre
Ich verlange das Wort
St. Just
Hört den Unbestechlichen.
Robespierre.
Heute entscheidet sich's, ob einige Männer den Sieg über das Vaterland
davontragen werden. – Wie könnt ihr eure Grundsätze weit genug verleugnen, um
heute einigen Individuen das zu bewilligen, was ihr gestern anderen verweigert habt
Wir fragen nicht, ob ein Mann diese oder jene patriotische Handlung vollbracht
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Begleitmaterial zu DANTONS TOD
habe; wir fragen nach seiner ganzen politischen Laufbahn. –Legendre scheint die
Namen der Verhafteten nicht zu wissen; der ganze Konvent kennt sie. Sein Freund
Lacroix ist darunter. Warum scheint Legendre das nicht zu wissen? Weil er wohl
weiß, dass nur die Schamlosigkeit Lacroix verteidigen kann. Er nannte nur Danton,
weil er glaubt, an diesen Namen knüpfe sich ein Privilegium. Nein, wir wollen keine
Privilegien, wir wollen keine Götzen! (Beifall.)
Wodurch verdient Danton einen Vorzug vor seinen Mitbürgern? Etwa, weil einige
betrogene Individuen und andere, die sich nicht betrügen ließen, sich um ihn
reihten, um in seinem Gefolge dem Glück und der Macht in die Arme zu laufen? –
Je mehr er die Patrioten betrogen hat, welche Vertrauen in ihn setzten, desto
nachdrücklicher muss er die Strenge der Freiheitsfreunde empfinden.
Man will euch Furcht einflößen vor dem Missbrauche einer Gewalt, die ihr selbst
ausgeübt habt. Man stellt sich, als zittre man. Aber ich sage euch, wer in diesem
Augenblicke zittert, ist schuldig; denn nie zittert die Unschuld vor der öffentlichen
Wachsamkeit. (Allgemeiner Beifall.)
Man hat auch mich schrecken wollen; man gab mir zu verstehen, dass die Gefahr,
indem sie sich Danton nähere, auch bis zu mir dringen könne. Man schrieb mir,
Dantons Freunde hielten mich umlagert, in der Meinung, die Erinnerung an eine
alte Verbindung, der blinde Glauben an erheuchelte Tugenden könnten mich
bestimmen, meinen Eifer und meine Leidenschaft für die Freiheit zu mäßigen. – So
erkläre ich denn: nichts soll mich aufhalten, und sollte auch Dantons Gefahr die
meinige werden. Die Zahl der Schurken ist nicht groß; wir haben nur wenige Köpfe
zu treffen, und das Vaterland ist gerettet. (Beifall.)
Ich verlange, dass Legendres Vorschlag zurückgewiesen werde. (Die Deputierten
erheben sich sämtlich zum Zeichen allgemeiner Beistimmung.)
St. Just.
Es scheint in dieser Versammlung einige empfindliche Ohren zu geben, die das
Wort »Blut« nicht wohl vertragen können. Doch sind wir nicht grausamer als die
Natur und als die Zeit. Die Natur folgt ruhig und unwiderstehlich ihren Gesetzen; der
Mensch wird vernichtet, wo er mit ihnen in Konflikt kommt. Eine Seuche, ein
vulkanischer Ausbruch, eine Überschwemmung begraben Tausende. Was ist das
Resultat? Eine unbedeutende, kaum bemerkbare Veränderung der physischen
Natur, die fast spurlos vorübergegangen sein würde, wenn nicht Leichen auf ihrem
Wege lägen.
Ich frage nun: soll die geistige Natur in ihren Revolutionen mehr Rücksicht nehmen
als die physische? Soll überhaupt ein Ereignis, was die ganze Gestaltung der
moralischen Natur, das heißt der Menschheit, umändert, nicht durch Blut gehen
dürfen? Was liegt daran, ob sie an einer Seuche oder an der Revolution sterben?
Die Schritte der Menschheit sind langsam, man kann sie nur nach Jahrhunderten
zählen; hinter jedem erheben sich die Gräber von Generationen. Das Gelangen zu
den einfachsten Erfindungen und Grundsätzen hat Millionen das Leben gekostet,
die auf dem Wege starben. Ist es denn nicht einfach, dass zu einer Zeit, wo der
Gang der Geschichte rascher ist, auch mehr Menschen außer Atem kommen?
Wir schließen schnell und einfach: Da alle unter gleichen Verhältnissen geschaffen
werden, so sind alle gleich, die Unterschiede abgerechnet, welche die Natur selbst
gemacht hat; es darf daher jeder Vorzüge und darf daher keiner Vorrechte haben,
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Begleitmaterial zu DANTONS TOD
weder ein einzelner noch eine geringere oder größere Klasse von Individuen. –
Jedes Glied dieses in der Wirklichkeit angewandten Satzes hat seine Menschen
getötet. Der 14. Juli, der 10. August, der 31. Mai sind seine Interpunktionszeichen.
Er hatte vier Jahre Zeit nötig, um in der Körperwelt durchgeführt zu werden, und
unter gewöhnlichen Umständen hätte er ein Jahrhundert dazu gebraucht. Ist es da
so zu verwundern, dass der Strom der Revolution bei jedem Absatz, bei jeder neuen
Krümmung seine Leichen ausstößt?
Die Revolution ist wie die Töchter des Pelias: sie zerstückt die Menschheit, um sie
zu verjüngen. Die Menschheit wird aus dem Blutkessel wie die Erde aus den Wellen
der Sündflut mit urkräftigen Gliedern sich erheben, als wäre sie zum ersten Male
geschaffen. (Langer, anhaltender Beifall. Einige Mitglieder erheben sich im
Enthusiasmus.)
Alle geheimen Feinde der Tyrannei, welche in Europa und auf dem ganzen Erdkreise
den Dolch des Brutus unter ihren Gewändern tragen, fordern wir auf, diesen
erhabnen Augenblick mit uns zu teilen.
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Begleitmaterial zu DANTONS TOD
10. Die Marseillaise
Französischer Originaltext
Allons enfants de la Patrie,
Le jour de gloire est arrivé!
Contre nous de la tyrannie
L’étendard sanglant est levé.
(2×)
Entendez-vous dans les
campagnes
Mugir ces féroces soldats?
Ils viennent jusque dans vos bras
Égorger vos fils, vos compagnes.
Refrain:
Aux armes, citoyens,
Formez vos bataillons,
Marchons, marchons!
Qu’un sang impur
Abreuve nos sillons!
(2×)
Que veut cette horde d’esclaves,
De traîtres, de rois conjurés?
Pour qui ces ignobles entraves,
Ces fers dès longtemps
préparés? (2x)
Français, pour nous, ah! quel
outrage
Quels transports il doit exciter!
C’est nous qu’on ose méditer
De rendre à l’antique esclavage!
Refrain
Quoi! des cohortes étrangères
Feraient la loi dans nos foyers!
Quoi! ces phalanges mercenaires
Terrasseraient nos fiers
guerriers. (2×)
Grand Dieu! par des mains
enchaînées
Nos fronts sous le joug se
ploieraient.
De vils despotes deviendraient
Les maîtres de nos destinées!
Refrain
Deutsche Übersetzung
Auf, Kinder des Vaterlands,
Der Tag des Ruhmes ist gekommen!
Gegen uns ist der Tyrannei
blutiges Banner erhoben. (2×)
Hört ihr auf den Feldern
Diese wilden Soldaten brüllen?
Sie kommen bis in eure Arme,
Um euren Söhnen, euren Gefährtinnen
die Kehlen durchzuschneiden.
Refrain:
Zu den Waffen, Bürger,
Formiert eure Truppen,
Marschieren wir, marschieren wir!
Unreines Blut
Tränke unsere Furchen!
(2×)
Was will diese Horde von Sklaven,
Von Verrätern, von verschwörerischen
Königen?
Für wen diese gemeinen Fesseln,
Diese seit langem vorbereiteten Eisen?
(2×)
Franzosen, für uns, ach! welche
Schmach,
Welchen Zorn muss dies hervorrufen!
Man wagt es, daran zu denken,
Uns in die alte Knechtschaft zu führen!
Refrain
Was! Ausländische Kohorten
Würden über unsere Heime gebieten!
Was! Diese Söldnerscharen würden
Unsere stolzen Krieger niedermachen!
(2×)
Großer Gott! Mit Ketten an den Händen
Würden sich unsere Häupter dem Joch
beugen.
Niederträchtige Despoten würden
Über unser Schicksal bestimmen!
Refrain
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Begleitmaterial zu DANTONS TOD
11. Anregungen für Ihren
Unterricht
Figurenstandbild als alternative
Szenenfotos
 Fordern Sie die Klasse auf, ein
Standbild zum Thema „Revolution“ zu
kreieren. Natürlich muss zuvor diskutiert
werden:
 Welcher Bereich der Revolution soll
dargestellt werden? Geht es um Personen
oder abstraktere Oberbegriffe wie „Sturm
auf die Bastille“, „Sanscoulottes“,
„Patriotismus“?
 Lassen Sie drei Entwicklungsstadien
nachstellen: Sturm auf die Bastille Juli
1789 / Absetzung Koenig Ludwigs XVI.
August 1792 / Proyess gegen die
Dantonisten April 1794
Gibt es abweichende Meinungen zu den
Standbildern?
 Lassen Sie andere Schüler ein neues
Standbild bauen und sprechen sie mit
ihnen über die unterschiedliche
Wahrnehmung.
„Es ist ein Gefühl des Bleibens in mir, was mir sagt: es wird morgen sein wie heute,
und übermorgen und weiter hinaus ist alles wie eben. sie werden's nicht wagen!.“
Danton
VORBEREITUNG DES THEMAS REVOLUTION
Im Unterricht haben Sie vielfältige Möglichkeiten, an das Thema heranzugehen. Sprechen Sie mit
Ihren SchülerInnen über die Fragen:
 Was ist eine Revolution?
 Wo findet auf der Welt gerade eine Revolution statt?
 Wofür würden die SchülerInnen heute auf die Strasse gehen?
 Auf welche Seite stellt sich Büchner, auf die von Danton oder auf die von Robespierre?
Auf welcher Seite stehen ihre SchülerInnen und warum?
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Begleitmaterial zu DANTONS TOD
Vorbereitung des Textes
An erster Stelle steht natürlich die Lektüre des Dramas mit besonderer Beachtung der Frage: Wie
sicher ist heute eigentlich unsere Demokratie?.
Aneignung des Theatertextes
 Lesen Sie gemeinsam eine oder mehrere der Spielszenen. Fordern Sie die Schüler auf, den
Text neutral zu lesen. Experimentieren Sie im Weiteren mit Gemütszuständen: Wie kann man den
Text noch lesen? Aggressiv, ängstlich, wütend, glücklich, müde, resigniert, … Welches Gefühl
stimmt mit dem Inhalt der Szene überein, welches nicht? 
 Eine Variante dieser Aufgabe ist, sie im Kreis stehend durchzuführen. Man kann sich
gegenseitig besser beobachten und ist beim Lesen freier. Regen Sie Ihre Schüler dazu an, auch
körperlich in die Emotion zu gehen. Welche Gesten, welche Haltungen und welche Mimik sind den
verschiedenen Emotionen zu eigen?
Szenisches Arbeiten: Das Entwickeln einer Theaterszene
Am besten lesen Sie mit der Klasse einen Auszug aus der Romanvorlage. Sammeln Sie
gemeinsam erste Ideen, wie die Szene in einem Theaterstück aussehen könnte. Besprechen Sie
die verschiedenen Tätigkeiten, die für das Entstehen eines Stückes notwendig sind, nehmen Sie
sich ggf. das Kapitel BERUFE AM THEATER zur Hilfe. Nun werden Teams eingeteilt. Je nach
Möglichkeiten kann diese anspruchsvollere Aufgabe mehrere Unterrichtsstunden oder auch einen
Projekttag oder -woche füllen.
● Team AutorIn: Ein Autor (oder ein Autorenteam) schreibt die Szene. Überlegt, welche Sätze,
Wörter, Ausdrücke zu den Rollen passen. Achtet darauf, dass Eure Texte von den Spielern
gesprochen werden, nicht gelesen!
● Team SchauspielerIn: Verteilt die Rollen und sprecht im Team darüber: Was ist aus dem Text zu
erkennen, wer diese Person ist? Nun fehlt Euch vielleicht eine Menge Hintergrund. Überlegt Euch
gemeinsam passende Biografien: Was hat die Person erlebt, warum ist sie heute, wie sie ist, wie
reagiert sie auf bestimmte Situationen, was mag sie – und was nicht? Lernt den Text auswendig
und überleg, wie ihr die Rolle gerne spielen würdet.
● Team Requisite & Kostüm: Überlegt, welche Kleidung, Make-up, Accessoires und Requisiten zu
den drei Rollen passen. Wenn ihr die fertige Szene bekommt, könnt ihr Vorschläge machen, was
wann und wie verwendet wird. Achtet darauf, dass die Requisiten die Szene, die Charaktere und
den Text unterstützt und nicht störend oder befremdlich wirken.
● Team Regie & Dramaturgie: Den Text solltet ihr gut kennen und im Vorfeld Ideen haben, wie ihr
die Szene darstellen wollt. Sprecht die Szene nun mit den Spielern in verteilten Rollen durch. Die
Spieler stellen somit ihre Rolle dar. Beobachtet aus der Zuschauerperspektive wie die Szene
rüber kommt und überlegt mit den Spielern, wie Position, Lautstärke, Bewegungen verändert
werden können, um die Szene für den Zuschauer interessant zu machen. Achtet auf die
Interaktion zwischen den Spielern: Wie reagieren sie aufeinander?
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Begleitmaterial zu DANTONS TOD
Fragen zur Inszenierung
Wie würdet ihr Danton im ersten Teil des Stückes beschreiben? Wie Robespierre? SaintJust? Legendre?
Welche Rolle haben die Frauen in der Inszenierung?
Wie ist das Verhältnis von Lacroix, Desmoulins und Legendre zu Danton im Laufe des
Stückes?
Gibt es in dieser Inszenierung Ähnlichkeiten mit Revolutionen und Widerständen von heute?
Würdet ihr für eine Idee, eine Sache kämpfen? Wo sind dann eure Grenzen?
Literarisches Arbeiten: Schlagwörter
Diese Aktion eignet sich hervorragend, um eine Brücke zwischen der Aufführung und den
Unterrichtsstunden zu schlagen. 
 Lassen Sie die Schüler vor und nach dem Theaterbesuch je ein Wort zum Stück auf eine
Karteikarte schreiben. Wie hat sich die Wahrnehmung der einzelnen Schüler verändert?
Sprechen Sie mit ihren Schülern über erfüllte und unerfüllte Erwartungen, veränderte Einstellung
zur Thematik und den Einfluss der Spielweise auf die Wahrnehmung von Problemen.
12. Buchungsinformation und Kontakt
DANTONS TOD
Premiere: 27.08.2015 / 20:00 Uhr / Stadttheater Wilhelmshaven
Wir spielen DANTONS TOD voraussichtlich bis Ende Dezember 2016 und empfehlen das Stück ab der 11.
Klasse.
Schüler erhalten 50% Ermäßigung auf den regulären Kartenpreis.
Im Klassenverband kosten alle Karten 7,50€, in den hintersten zwei Reihen nur 6,40€.
Für alle inhaltlichen Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung:
Lea Redlich, Dramaturgin
Tel. 04421.9401-18
[email protected]
Sie möchten, dass wir zu Ihnen in die Schule kommen? Dann sprechen Sie uns an:
Frank Fuhrmann, Theaterpädagoge der Jungen Landesbühne
Tel. 04421.9401-49
[email protected]
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Begleitmaterial zu DANTONS TOD
13. Aufführungstermine „Dantons Tod“
Stand: 16. Juni 2016
Änderungen und Ergänzungen vorbehalten!
Sa.
27.08.2016
20.00 Uhr
Wilhelmshaven / Premiere
Mi.
31.08.2016
19.30 Uhr
Aurich
Do.
01.09.2016
19.30 Uhr
Norden
Di.
06.09.2016
19.00 Uhr
Norden / Schulvorst.
Mi.
07.09.2016
20.00 Uhr
Wilhelmshaven
Mo.
12.09.2016
19.30 Uhr
Leer
So.
18.09.2016
15.30 Uhr
Wilhelmshaven
Mo.
19.09.2016
20.00 Uhr
Vechta
Di.
20.09.2016
14.00 Uhr
Vechta / Schulvorst.
Do.
22.09.2016
20.00 Uhr
Emden
Fr.
23.09.2016
20.00 Uhr
Jever
Mi.
26.09.2016
20.00 Uhr
Wilhelmshaven
Di.
27.09.2016
19.30 Uhr
Weener
Do.
29.09.2016
20.00 Uhr
Meppen
Di.
25.10.2016
19.30 Uhr
Norderney
Do.
27.10.2016
20.00 Uhr
Wittmund
Sa.
29.10.2016
20.00 Uhr
Wilhelmshaven
Di.
22.11.2016
20.00 Uhr
Wilhelmshaven
Di.
06.12.2016
20.00 Uhr
Wilhelmshaven
Stand: 16. Juni 2016
Änderungen und Ergänzungen vorbehalten!
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