Audi Zentrum Kassel: Mehr Effizienz und höhere Attraktivität als
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Audi Zentrum Kassel: Mehr Effizienz und höhere Attraktivität als
1 Audi Zentrum Kassel: Mehr Effizienz und höhere Attraktivität als Arbeitgeber durch Dialogbasierte Abnahme. „Dialog statt Sichtkontrolle“: Bei der Qualitätskontrolle im Audi Zentrum Kassel ersetzen Dialoge die Sichtkontrollen durch den Werkstattmeister. Dank umfänglicher Analysen gelangen bestmöglich reparierte oder gewartete Fahrzeuge in den EndCheck (Probefahrt). Die Neuerungen sorgen für mehr Effizienz im Werkstatt-Ablauf, mehr Selbstverantwortung bei den Mitarbeitern - und letztlich mehr Attraktivität als Arbeitsgeber. Einführung: Jochen Rohde ist seit Januar 2015 Serviceleiter im Audi Zentrum Kassel. Als er den Betrieb übernahm, gab es viel tun: Ein Drittel der Arbeitsplätze im Service und in der Werkstatt mussten neu vergeben werden. Im Rahmen eines effektiven Qualitätsmanagements wurden dabei auch die Prozesse im Service und in der Werkstatt neu gestaltet – mit Erfolg: Inzwischen empfehlen Mitarbeiter ihren Freunden und Bekannten das Audi Zentrum Kassel als attraktiven Arbeitgeber. Wie dies gelungen ist, erzählen Serviceleiter Jochen Rohde, Kraftfahrzeug-Mechaniker Magnus Künkler und Serviceberater Timo Märtin im Interview. 2 Bild: Jochen Rohde Frage: „Herr Rohde, vor einiger Zeit haben Sie ein neues Qualitätsmanagement eingeführt. Wie kam es dazu?“ Jochen Rohde: „Es gab einen konkreten Anlass: Wir hatten festgestellt, dass an manchen Tagen nachmittags ab 15.00 Uhr viele Autos für eine Qualitätskontrolle anstanden, welche unmöglich mit einem hohem Qualitätsanspruch kontrolliert werden konnten, weil dafür einfach die Zeit fehlte. Um solche Zeitverzögerungen zu vermeiden, mussten wir etwas tun. Zeitgleich haben wir uns mit dem Firmenleitbild unserer Firmengruppe auseinandergesetzt (siehe Bild). Das Leitbild der Glinicke Firmengruppe beinhaltet drei ‚3Vs‘: – Verantwortlich – Verbindlich – Vertrauenswürdig 3 Wir erkannten, dass wir einen hohen Grad an Verlässlichkeit sicherstellen müssen, um unsere Kunden nachhaltig von unserer Dienstleistung zu überzeugen – und auch uns selbst. Darum haben wir unsere internen Kunden-LieferantenBeziehungen auf den Prüfstand gestellt. Unser Ziel war es, alles – ohne Ausnahme - einzuhalten, was wir im Vorfeld versprochen hatten. Diese Vorgehensweise fördert das Vertrauen im Team und sorgt für weniger Frustration und auch mehr Leistungsbereitschaft. Es ist außerdem unser Anspruch, unseren Kunden „das gewisse 4 Extra mehr“ zu bieten. Schließlich legt die Premium-Marke Audi Wert auf die individuelle Kundenbetreuung.“ Frage: „Zu welchem Ergebnis führten Ihre Überlegungen?“ Jochen Rohde: „Alles in allem führten diese Umstände und Überlegungen dazu, den Prozess der Qualitätskontrolle bei Wartungen und Reparaturen unter die Lupe zu nehmen. In Workshops entwickelten wir ein neues Verständnis für die Rolle des Mechanikers und wurden bei diesem Veränderungsprozess von dem Audi Profi-Trainers Heiko Nunier unterstützt. Unser Ergebnis: Wir führen keine „reine Sichtkontrolle" als Endkontrolle der Fahrzeuge mehr durch. Da mögliche, noch vorhandene Mängel hierbei leicht übersehen werden können, erscheint uns diese Art der Qualitätskontrolle als nicht zielführend. Wenn alle Teile und Verkleidungen bereits wieder zusammengebaut wurden, lassen sich die Arbeitsschritte im Detail nicht mehr nachvollziehen. Trotzdem bürgt der Qualitätskontrolleur - genau wie der Mechaniker - mit seinem Namen und seiner Unterschrift für die korrekte und vollständige Durchführung aller Arbeiten. Unsere „neue“ Qualitätskontrolle sieht vor, dass der Mechaniker dem Qualitätskontrolleur seine Arbeiten und das von ihm betreute Fahrzeug selbst präsentiert. Die Abnahme erfolgt in Form eines Dialogs – auf Augenhöhe und anhand von WFragen, wie: 5 - ‘Wie bist du bei der Wartung bzw. Reparatur genau vorgegangen?‘ - ‘Welche Reihenfolge hast du beim Tausch des Ölstandsensors gewählt?‘ - ‘Wo hast du in den Reparaturhinweisen nachgeschaut, um das richtige Drehmoment festzustellen?‘ Zum Abschluss unterschreiben beide das Arbeitsprotokoll: Der Mechaniker dokumentiert damit, dass er seine Aufgaben zu 100 Prozent erfüllt hat. Der Kontrolleur bestätigt, dass das Prüfgespräch stattgefunden hat. Dieses Vorgehen hat sich bewährt: Die Reparaturqualität hat sich unter der Neuerung positiv entwickelt.“ Frage: „Herr Künkler, als Kraftfahrzeug-Mechaniker haben Sie bereits Erfahrungen mit der neuen Dialog-geführten Endabnahme gesammelt. Wie sieht der Prozess aus Ihrer Sicht aus? Magnus Künkler: „Es gibt drei Kontroll-Instanzen: Ich repariere und warte das Fahrzeug gründlich. Anschließend bestätige ich mit meiner Unterschrift im Auftrag bzw. im Wartungsplan, dass ich alle Arbeiten ordnungsgemäß und nach den Herstellervorgaben durchgeführt habe. Der Werkstattmeister bzw. der Qualitätsbeauftragte dokumentiert dann im Formular das Gespräch über die Arbeiten am Fahrzeug – also die Dialog-basierte-Standabnahme. Zusätzlich klebt er neben seine Unterschrift einen roten Klebepunkt. Nach der Probefahrt und der gründlichen Begutachtung auf der Hebebühne unterschreibt schließlich ein 6 zweiter Qualitätskontrolleur im Formular neben der Unterschrift des Mechanikers. Mit dieser Vorgehensweise habe ich als Mechaniker die Möglichkeit, quasi „über den Tellerrand hinauszuschauen“. Es steht nicht mehr allein der Reparaturauftrag im Vordergrund, sondern das gesamte Fahrzeug des Kunden. Bei der Reparatur oder Wartung unterziehe ich das Fahrzeug darum einer vollumfänglichen Analyse. Dadurch fallen mir zum Beispiel mitunter unerkannte Parkschäden auf. Bild: Magnus Künkler (links) und Werktstattmeister / Qualitätsbeauftragter Olaf Schönhut (rechts) Das Prüfgespräch am Fahrzeug sehe ich persönlich weniger als eine Kontrolle, sondern mehr als ein sich gegenseitiges 7 Erinnern, nichts zu vergessen und nochmals genauer hinzuschauen.“ Frage: „Welche weiteren Vorteile sehen Sie in der Dialogbasierten Endabnahme?“ Magnus Künkler: „Wir geben Fahrzeuge heute nicht mehr ‚blind‘ in den End-Check. Wir machen uns schon vorher ein gründliches Bild vom Zustand eines Fahrzeugs und erfassen – und bestenfalls beseitigen – alle Schäden und Verschmutzungen. Ein Fahrzeug, bei dem alle Mängel bereits erkannt bzw. abgearbeitet wurden, lässt sich bei einer anschließenden Probefahrt sicher und qualifiziert überprüfen.“ Bild: Jochen Rohde (links), Magnus Künkler (Mitte) und Timo Märtin (rechts) Timo Märtin: „Als Serviceberater erläutere ich heute dem Kunden bei der Direktannahme alle Mängel. Das ist ein deutlicher 8 Vorteil für den Kunden gegenüber der bisher üblichen Mitteilung zum Zustand des Fahrzeugs auf der Kundenrechnung. Ich kann Reparaturpotenziale jetzt ausführlich mit dem Kunden besprechen – und mit ihm zum Beispiel gegebenenfalls gleich die notwendigen Arbeiten vereinbaren, abstimmen und möglichst gleich durchführen, etwa eine „Smart-Repair“ für einen Parkschaden. Es kommt so nur noch im Ausnahmefall zu einem Folgetermin und ich zeige dem Kunden bei der Rechnungserläuterung die durchgeführten Arbeiten am Fahrzeug. Der Kunde fühlt sich auf diese Weise gut betreut. Und wir können durch den besseren Informationsaustausch mit der Werkstatt kompetenter gegenüber unseren Kunden auftreten, Vertrauen schaffen und Lösungen anbieten. Früher gab es für die Werkstatt beispielsweise ‚nur‘ den Auftrag, eine Wasserpumpe zu erneuern. Heute dagegen geht es darum, den Audi so wiederherzustellen, dass sich der Kunde 100prozentig sicher und wohl fühlt. Mit dieser Strategie wollen wir mögliche Reklamationen schon im Vorfeld so gut wie möglich ausschließen.“ Frage: „Wie sieht das in der Praxis aus?“ Timo Märtin: „Wir schaffen Transparenz, damit der Kunde genau weiß, wofür er bezahlt. Wir erklären bei der Fahrzeugannahme zum Beispiel bei einer Inspektion, was genau am Fahrzeug gemacht wird – gerade auch das, was der Kunde äußerlich nicht erkennen kann. Nach umfangreichen Unfallreparaturen führen wir die Fahrzeug- 9 Übergabe in der Direkt-Annahme durch und erläutern die durchgeführten Arbeiten und die gegebenenfalls hierbei ausgetauschten Teile direkt am Fahrzeug. WAS alles am Fahrzeug getan wurde ist das eine. Kunden fassen aber umso mehr Vertrauen, wenn sie erfahren, WER sich um ihren Audi gekümmert hat. So mancher wünscht sich dann beim nächsten Mal, dass sich derselbe Mechaniker wieder um den Wagen kümmert.“ Frage: „Herr Rohde, wie haben Ihre Mitarbeiter von den Trainings mit Heiko Nunier profitiert?“ Jochen Rohde: „Wir mussten in kurzer Zeit nicht nur viele neue Mitarbeiter einarbeiten, sondern auch langjährige Mitarbeiter für die neuen Prozesse gewinnen – das war eine große Herausforderung. Die Trainings haben uns dabei geholfen. Festgefahrene Meinungen wie „Das haben wir immer schon so gemacht!“ oder „Das haben wir schon probiert, das hat nichts gebracht!“ spiegelten häufig die Einstellung der Mitarbeiter wider, dass alles so bleiben soll, wie es ist. Dank so genannter „Lern-Tandems“ konnten wir in unserem Haus aber eine neue Lernkultur etablieren, mit dem Ziel, Bestehendes in Frage zu stellen und aus Fehlern lernen. In diesen Tandems schauten sich zwei Kollegen bei der Arbeit gegenseitig über die Schulter. Auf diese Weise stellten sie zum Beispiel fest, dass der eine Kollege die Inspektionsliste in dieser – und der andere sie in jener Reihenfolge durcharbeitet. Die Mitarbeiter überlegten dann gemeinsam, warum das so ist, 10 und welche Prozessoptimierungen nötig und sinnvoll sind. Neue Kollegen übernahmen dabei zuweilen die Rolle eines „Jokers“, als Fürsprecher für die eine oder die andere Optimierung. Wenn Mitarbeiter sehen, dass ihre Vorschläge auch umgesetzt werden, erfüllt sie das mit Stolz und reduziert ihre Bedenken. Das motiviert und verleiht dem gesamten Veränderungsprozess mehr Schwung, was sich in positiven Resultaten niederschlägt: Die neue Art der Feedback-Kultur hat dazu geführt, dass wir inzwischen viele Arbeiten zusätzlich am Tag durchführen können. Darüber hinaus haben uns die Workshops Schulungsbedarf aufgezeigt – gerade bei langjährigen Mitarbeitern. Diesen Schulungs-„Stau“ bauen wir inzwischen kontinuierlich ab. Dabei schicken wir gleich mehrere Mitarbeiter zu diversen Expertentrainings, um sie künftig flexibel in der Werkstatt einsetzen zu können. Dadurch wollen wir Engpassqualifikationen vermeiden, also die Konzentration einer bestimmten Kompetenz auf einen Mitarbeiter. Mein Fazit: Die Maßnahmen haben zu einem neuen Selbstverständnis der Mitarbeiter geführt. Sie übernehmen mehr Verantwortung, bringen deutlich höhere Leistungen und haben absolute Zuverlässigkeit im Fokus. Auf dieser Basis wollen wir 2016 weitermachen, um unsere Prozesse kontinuierlich weiter zu optimieren.“ // Jochen Rohde, Magnus Künkler und Timo Märtin herzlichen Dank für Ihre Zeit!