Ausgabe 13

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Ausgabe 13
Nummer 13
Dezember 2009
Neue Folge
DER KICKENBERG
Osterfelder Heimatblatt
Der Osterfelder Bürgerring und die Redaktion des Kickenberg
wünschen den Lesern ein gesegnetes Weihnachtsfest und
einen guten Start ins neue Jahr.
Die Zeche Osterfeld
Der Amtmann Langweg
Das Haus Hove
Der Wochenmarkt
Die Bäckerei Droll
Der Taufstein von St. Pankratius
Die Reise nach Freiburg
Das Stadtfest 2009
Ein Hauch von Bundestag
Die 3 H's
Die Seele ist unsichtbar
Die Mühle am Haus Hove
Der Bergahorn
Der MGV Eintracht
Die Gesamtschule
Das neue Wegekreuz
Eine alte Postkarte
Der Veranstaltungskalender
Auflage 3000 Exemplare – kostenlos für Osterfelder Bürger
DER
ICKENBERG
Osterfelder Heimatblatt
Liebe Osterfelder!
Dreizehn
Diese Anrede habe ich bewusst gewählt, weil
ich alle ohne Ausnahme mit diesem Gruß
ansprechen möchte. Darin drückt sich auch
die Hoffnung aus, dass diese Stadt, auch
wenn es nicht Ihre ursprüngliche Heimat ist,
Ihnen doch mit der Zeit ans Herz wachsen
wird.
Dazu hilft sicher auch "Der Kickenberg", den
wir nun wieder in Händen haben. Er vermittelt
uns immer wieder einen Blick in die Vergangenheit und auf das heutige Leben, und das
ist wichtig, um ein Gemeinwesen kennen zu
lernen. Man muss auf die geschichtlichen
Wurzeln, das Wachstum und die gegenwärtige
Gestalt schauen und bedenken, dass eine
liebenswerte Stadt nicht vom Himmel fällt,
sondern abhängig ist von den in ihr agierenden Gemeinschaften, Gruppierungen, Vereinen
und anderen Institutionen mit ihren unterschiedlichen Zielsetzungen. Aber alle handeln
doch letztlich, um den Menschen in dieser
Stadt einen Ort zu schaffen, an dem sie sich
zu Hause fühlen können.
Das verlangt wegen der Vielfalt der Lebensgeschichten gegenseitigen Respekt und Anerkennung. Es gibt gewiss wenige Regionen mit
so starkem Wandel und Strukturveränderungen wie das Ruhrgebiet. Aber ein Blick in
die Geschichte auch unserer Stadt zeigt, dass
sich den Menschen nach vielen Krisen und
Verlusten doch immer wieder Wege in die
Zukunft erschlossen haben.
Behalten wir aber auch beide Dimensionen
unserer Existenz – irdische und ewige – im
Bewusstsein, dann wird alles Bemühen nicht
zu kurzatmig und eng, sondern gewinnt eine
neue Weite und einen kräftigen Schub an
Lebensqualität.
So wünsche ich Ihnen Freude und gute Einsichten beim Lesen des "Kickenberg". Dem
Redaktionsteam gilt besonderer Dank für die
ehrenamtlich investierte Mühe und Zeit.
Lebendig wird eine Stadt nicht in erster Linie
durch die Hauptamtlichen, sondern durch
ehrenamtlich Tätige in vielen Bereichen und
Menschen, die sich ansprechen lassen. Dazu
meine besten Wünsche und freundlichen
Gruß!
Karl Wehling, Propst em.
Titelbild:
Der Bahnhof Osterfeld Nord
Impressum
Der Kickenberg
ISSN 1864-7294
Nächste Ausgabe:
März 2010
Dreizehn Ausgaben hatte die Redaktion des
alten "Kickenberg" herausgegeben: elf im
Jahre 1956 und zwei im Jahre 1957.
Mit Stolz präsentiert die Redaktion des "Kickenberg Neue Folge", nun ebenfalls die
dreizehnte Ausgabe.
Wie man sieht, hat sich das Bild des "Kickenberg" stark verändert: Erschien die alte Folge
noch als Zeitung, ohne Farbe, so hat die neue
die Form einer modernen Zeitschrift.
Mittlerweile hat sich der Arbeitskreis Heimatkunde stark vergrößert und hat nun 16 Mitglieder. Sie alle forschen eifrig in der Geschichte der ehemaligen Stadt Osterfeld und
bringen ihre Erkenntnisse zu Papier.
Natürlich kommt die heutige Osterfelder Welt
nicht zu kurz. Dafür sorgen auch Beiträge von
Gastschreibern und von Vertretern des Bürgerrings.
"Der Kickenberg" erfreut sich nach wie vor
großer Zustimmung und wird immer bekannter. Es gibt aber immer noch Osterfelder, die
das Heimatblatt nicht kennen. So hatte ein
Mitbürger mit der 12. Ausgabe zum ersten
Mal Kontakt mit ihm und sucht nun nach den
vorhergehenden Ausgaben. Doch die sind
kaum noch zu bekommen.
Die Zahl 13 wird von vielen Menschen als
Unglückszahl angesehen. – Sie war bei den
Babyloniern die Zerstörung des Vollkommenen und die Zahl der Unterwelt. In bestimmten Zusammenhängen war die 13 allerdings,
etwa in der Antike, ein Symbol für Kraft und
Erhabenheit. – Auch im Alten Testament steht
die 13 verschiedentlich als Heils-Zahl. – In
einigen indianischen Kulturen ist die 13 eine
heilige Zahl.
So sehen auch wir die 13 positiv und wollen
unsere Erfolgsserie mit der dreizehnten Ausgabe fortzusetzen und es soll nicht die letzte
sein.
Für die Redaktion
-3-
H. J. Bahne
Herausgeber:
Osterfelder Bürgerring
Redaktion:
Arbeitskreis Heimatkunde
Heinrich J. Bahne
Winfried Böcker
Axel Brinkmann
Dirk Hellmann
Reinhard Gebauer
Wilfried Kastner
Josef Kortz
Hans Günter Lohmar
Marianne Michael
Katharina Ombeck
Fritz Pamp
Renee Radermacher
Hans Real
Wilhelm Schulte-Hubbert
Michael Tomec
Klaus Weinberg
Kontakte:
Osterfelder Bürgerring e.V.
Redaktion Der Kickenberg
Postfach 120 347
46103 Oberhausen
Telefon: 02041/ 25810
e-Mail:
[email protected]
Satz und Layout: Josef Kortz
Druck:
Walter Perspektiven
GmbH
Pfälzer Straße 78
46145 Oberhausen
Internet: www.wa-p.net
Auf chlorfreiem Papier gedruckt
Informationen über Osterfeld
finden Sie im Internet:
www.osterfeld-westfalen.de
www.oberhausen-osterfeld.de
Ausgabe - Dezember / 2009
Kickenberg
Der Steinkohlenbergbau der Gutehoffnungshütte in Oberhausen (Teil 2)
Die Zeche Osterfeld
Die Entwicklung bis zum Verbund mit der Zeche Sterkrade 1933
Mit dem Einzug des Bergbaus ändert sich
die Struktur der Gemeinde Osterfeld
grundlegend. Die Vorboten dieser "neuen Zeit" erreichen den Ort 1853. In diesem Jahr beginnt hier die Suche nach
Steinkohle. Über die Bohrarbeiten
schreibt Johannes Terlunen, von 1827
bis 1869 Pfarrer an St. Pankratius, in
seiner Pfarrchronik:
"Den 16 Septemb 1853 werden hier bei
der Pastorath Kohlen gesucht, die Gewerkschaft Jacobi, Haniel und Hüssen
(Anm.: Rechtsvorgängerin der Gutehoffnungshütte Oberhausen) liesen ein Gerüst bauen auf J. Küper sein Grun[d]stück am Fußweg zum Kreuze hienauf."
Der Zeitzeuge überliefert uns viele interessante Einzelheiten über diese Arbeiten.
Eine Mannschaft besteht aus acht bis
zehn Arbeitern, die in einer Achtstundenschicht pro Mann 14 Silbergroschen
verdienen. Er erwähnt einen tödlichen
Unfall und große Schwierigkeiten mit
harten Gesteinsschichten in 225 m Tiefe,
die nur einen Bohrfortschritt von täglich
2,5 cm erlauben.
Dann fährt er fort:
"Im Jahr 1855 und 1856 kam eine Wuth
im Bohren[,] an 15 Stellen im Osterfeldschen wurden Bohr-Aparathe angesetzt.
Bei Eschenbrock am Grafen Garten fand
man zuerst Kohlen, Hagedorn zu Essen,
war im Finden der Glücklichste, er wurde
aus einem unvermögenden Schreiner ein
reicher Mann, durch sein Glück. Er bohrte bei Eschenbrock dreimal Kohlen an,
Diesseits der Emsch[er] hinter Vondern
sechsmal, nun hatte er sein Glück gemacht …
Die Hütte (Anm.: gemeint ist Jacobi, Haniel & Huyssen) hate zwischen
Waghalz Brücke bis Schulte Venn drei
Bohrlöcher, auf Winkelhecks Hof war
eine andere Kompagnie dran etc., überall
sah man Bohrhütten, so daß bei
300 Mann hier herum, sich ein ganzes
Jahr mit Bohren beschäftigten …
Nur Hagedorn hat das Glück gehabt …
Was mir an Hagedorn besonders gefiel,
war das; er hatte noch Religion, und ließ
des Sonn u. Feiertags nie arbeiten, woran sich alle Anderen Unternehmer gar
nicht störten … weil [sie] den Vorsprung
haben wollten. Denn wer zuerst findet,
der deckt den Andern sein Bohrloch zu;
des ungeachtet hat Hagedorn als Katholik Alle ihre Bohrlöcher gedeckt: Das war
Gottes Hülfe."
Hagedorn verkauft seine Grubenfelder an
die Gewerkschaft Jacobi, Haniel & HuysAusgabe – Dezember / 2009
sen; die Nachfolgegesellschaft Gutehoffnungshütte (siehe Kickenberg Nr. 9)
reicht jedoch erst 1873 beim zuständigen
Bergamt Gelsenkirchen den Betriebsplan
zum Bau der Zeche Osterfeld ein. Die
Teufarbeiten beginnen am 16. August
1873 an der Zechenstraße (heute Vestische Straße).
Die Zeche Osterfeld auf einem Stadtplan
von 1928
Im April 1874 zerstört ein Wassereinbruch in 35 m Teufe den Schacht "Osterfeld 1" vollständig.
Drei Monate später setzen die Schachthauer 56 m westlich des verunglückten
Grubenbaus einen neuen Schacht mit
6 m Durchmesser an. Dieser zweite
Versuch, die lockeren, wasserführenden
Deckgebirgsschichten zu überwinden, ist
erfolgreich, denn im April 1876 dringt die
Teufmannschaft bis zum Steinkohlengebirge in 235 m Tiefe vor.
Während dieser Zeit entstehen auch die
Tagesanlagen: das stählerne Fördergerüst, die Gestängewasserhaltung, das
Kesselhaus und Anschlüsse an die Emschertalbahn, die Rheinische Bahn sowie
die Westfälische Bahn.
Ohne größere Zwischenfälle erreicht der
Schacht "Osterfeld 1" im September 1878 seine vorläufige Endteufe von
397 m. Die 1. Sohle wird bei 276 m und
100 m tiefer die 2. Sohle ausgesetzt.
Weil die Zeche Osterfeld, wie viele andere Anlagen der damaligen Zeit auch, nur
einen Schacht besitzt, muß dieser, durch
einen "Wetterscheider" geteilt, sowohl
die frische Luft in die Grube als auch die
verbrauchte Luft aus der Grube leiten.
Der Kamin des Kesselhauses erzeugt in
den ersten Jahren den für die Wetterführung benötigten Unterdruck.
Am 3. Oktober 1879 ist es dann soweit:
In Osterfeld zieht eine 400 PS starke
Dampfmaschine die ersten mit Steinkohlen beladenen Förderwagen an das Tageslicht. Die neue Zeche beschäftigt
etwa 200 Mann, davon in der Grube
83 Hauer und 85 Schlepper. Sie weist am
-4-
Der Schacht "Osterfeld 1"
Ende des Jahres eine Förderung von
rund 4 500 t aus.
Die benötigten Fachleute, wie Aufsichtspersonen, Schacht- und Streckenhauer
sowie die ersten Kohlenhauer, kommen
aus dem südlichen Ruhrgebiet und dem
Aachener Raum, die Hilfsarbeiter, die
dann in steigendem Maße für die Kohlengewinnung ausgebildet werden, aus
der nächsten Umgebung und dem Münsterland. Bis etwa 1900 vergrößert sich
der Einzugsbereich der Neubergleute
über Eifel, Westerwald und Hunsrück bis
zu den preußischen Ostgebieten (siehe
Kickenberg Nr. 7).
Für den Untertagebetrieb steht im selben
Zeitraum nur die Muskelkraft zur Verfügung. Die Kohlengewinnung erfolgt mit
der Hacke. Pferde transportieren die
beladenen Wagen zum Schacht. Die
Sprengarbeit in den Fettkohlenflözen ist
wie überall wegen der Explosionsgefahr
verboten.
Dubbelpause auf der Gezähekiste
Zwischen dem Pferdeführer und "seinem" Tier
besteht nicht selten ein besonderes Vertrauensverhältnis.
Kickenberg
Im März 1880 nehmen die Schachthauer
im Schacht 1 die Arbeiten wieder auf und
teufen ihn in den nächsten Jahren, so
wie es die Kohlengewinnung erfordert,
weiter. Im Tagesbetrieb werden 1880
die Aufbereitung und die Mannschaftskaue ihrer Bestimmung übergeben. Allerdings müssen sich die Kumpel nach
der Schicht in einem großen Bassin baden. (Es gehört bestimmt nicht zu den
angenehmsten Seiten des Arbeitslebens,
wenn man sich gleichzeitig mit vielen
anderen verschmutzten Kollegen in einem Bassin waschen muß. Vermutlich ist
so ein Bad jedoch immer noch besser,
als ungewaschen nach Hause zu gehen.)
Die Bergbehörde fordert 1881 für alle
Bergwerke, die nur über einen Schacht
verfügen, "einen zweiten Ausgang". Um
die Auflage zu erfüllen, stellen die Osterfelder Bergleute 1885 eine Verbindungsstrecke zur südöstlich gelegenen Zeche
Oberhausen fertig. Ein Jahr später verbessert ein leistungsfähiger, durch eine
Dampfmaschine angetriebener Ventilator
die klimatischen und wettertechnischen
Verhältnisse auf der Zeche grundlegend.
"Osterfeld 2" mit einem neuen Lüfter die
Abwetter, "Osterfeld 1" steht mit seinem
gesamten Querschnitt als Frischwetterschacht zur Verfügung.
Die Zeche Osterfeld 1902
Nach der Jahrhundertwende verbessert
sich die Infrastruktur weiter. 1902 hat
die Gestängewasserhaltung in Schacht 1
ausgedient, weil auf der 4. Sohle zwei
dampfgetriebene Kolbenpumpen in Betrieb gehen. Ein Jahr später verfügt die
Zeche, nachdem die Schachthauer den
Schacht 2 einschließlich der Einbauten
bis zu einer Teufe von 612 m fertiggestellt hatten, über einen weiteren Förderschacht.
In der Hauptstreckenförderung
arbeiten 170 Pferde, die in den
folgenden Jahren nach und
nach durch Lokomotiven mit
Benzolmotoren ersetzt werden.
Im Jahre 1909 hält die Elektrotechnik
ihren Einzug in den Untertagebetrieb:
Zwei elektrisch angetriebene Kreiselpumpen, von denen eine in Reserve
steht, übernehmen die Hauptwasserhaltung; Kolbenpumpen und Dampfmaschinen haben an dieser Stelle ausgedient.
Das für diese Anforderungen noch nicht
ausgelegte Zechennetz erfordert anfangs
aus heutiger Sicht eine ungewöhnliche
Problemlösung: Die Wasserhaltungsmotoren erhalten übertage einen separaten
Generator. Dieser "Inselbetrieb" bringt für
die Elektriker viele Vorteile, weil sich die
Steuerungstechnik auf ein absolutes
Minimum reduziert, denn der Pumpenmotor wird mit der Dampfmaschine ein- und
ausgeschaltet und wenn die Motordrehzahl verändert werden muß, genügt es,
den Dampfschieber zu verstellen. In der
Pumpenkammer gibt es als einziges
Schaltgerät
einen
Leistungs-Trennschalter, mit dem der Maschinist im Notfall die Pumpe stillsetzen kann.
Ein Grubenlüfter mit Dampfmaschine
1890 beschäftigt die Zeche Osterfeld
bereits mehr als 1 000 Mitarbeiter und
fördert 300 000 t Kohle, die sich sehr gut
zur Verkokung eignet.
Aus diesem Grunde wird der Zeche 1895
eine Kokerei angegliedert, die nicht nur
Koks und Gas, sondern auch die Kohlenwertstoffe Benzol, Ammoniak und Teer
erzeugt.
Arbeiter löschen den glühenden Koks.
Mit der steigenden Förderung verschlechtert sich das Klima in der Grube
wieder. Die Verantwortlichen beschließen
daher 1898 den Bau eines zweiten
Schachtes. Dieser soll östlich von
Schacht 1 mit einem Durchmesser von
5,0 m niedergebracht werden. Der neue
Grubenbau erreicht problemlos das Niveau der 2. Sohle.
Im Juli 1900 übernimmt der Schacht
Eine Wasserhaltung
mit dampfgetriebenen Kolbenpumpen
Wegen der steil ansteigenden Konjunktur
entscheidet der Vorstand der GHH, die
Förderkapazität der Zeche Osterfeld so
schnell wie möglich auf täglich 4 000 t zu
erweitern. Dieses hochgesteckte Ziel läßt
sich jedoch nicht allein mit einer Aufstockung der Belegschaft erreichen,
sondern es ist auch ein dritter Schacht
erforderlich. Die Teufarbeiten für den mit
einem Durchmesser von 6,10 m geplanten Schacht "Osterfeld 3" beginnen im
April 1903 nur 100 m nördlich von
Schacht 1. Schon im November des
folgenden Jahres wird er mit der 4. Sohle
durchschlägig, und im August 1905 gehen zwei Grubenlüfter in Betrieb, die
zusammen 16 000 m³/min verbrauchte
Luft aus der Grube absaugen können.
Nach der Umstellung der Wetterführung
ziehen die Wetter durch die Schächte
"Osterfeld 1" und "Osterfeld 2" ein und
durch den neuen Schacht aus. Diese
Maßnahmen beseitigen auch die letzten
Engpässe in der Belüftung des Untertagebetriebes.
1905 produziert die Zeche mit einer
Belegschaft von 4 000 Mann erstmals
mehr als 1 Million Tonnen Kohle.
-5-
Eine Wasserhaltung
mit Elektro-Kreiselpumpen
Bis 1912 erweitert die GHH auch das
Kesselhaus und die Aufbereitung, um die
Kapazität dieser Betriebsteile an die größere Fördermenge anzupassen. Außerdem geht ein kleines Kraftwerk mit einer
elektrischen Leistung von 6 MW in Betrieb, welches den Abdampf der Fördermaschinen ausnutzt. Es wird über das
"Ringnetz" mit den anderen GHHKraftwerken verbunden. Eine neue Mannschaftskaue mit Brausebädern, die
5 000 Mann Platz bietet, ein Verwaltungsgebäude und ein Pförtnerhaus vervollständigen die Tagesanlagen. Die Investitionen tragen bald Früchte, denn schon
1910 fördert das Bergwerk täglich
4 000 Tonnen, und 4 844 Menschen verdienen hier ihr Brot.
Im Sommer 1912 ereignet sich auf der
Zeche Osterfeld ein schweres Grubenunglück. Am 3. Juli kommen bei einer
Schlagwetterexplosion 16 Bergleute ums
Leben. Der Untersuchungsbericht der
Bergbehörde führt die Katastrophe nicht
auf technische Mängel sondern zweifelsfrei auf menschliches Versagen zurück.
Die Opfer werden in je einem Gemeinschaftsgrab auf dem evangelischen und
Ausgabe – Dezember / 2009
Kickenberg
dem
katholischen
Friedhof
beigesetzt. Noch heute erinnern
Gedenksteine an das letzte
schwere Unglück in der Geschichte der Zeche Osterfeld.
(Siehe Kickenberg Nr. 3)
Das Verwaltungsgebäude ist
als "Steigerhaus" erhalten.
Das Grubengebäude dehnt sich im Laufe
der Zeit immer mehr nach Norden und
Nordosten aus. Um die Wetterführung
weiter verbessern und die Belegschaft
schneller und ausgeruhter an ihre Arbeitsplätze bringen zu können, beginnt
die GHH 1913 mit dem Bau eines neuen
Frischwetterschachtes im Ortsteil Klosterhardt in unmittelbarer Nähe der
St. Antony-Hütte, etwa 2 km nördlich der
Osterfelder Schächte.
Der Schacht "Osterfeld 4" erreicht im
August des folgenden Jahres die 2. Sohle
und 1916 schließlich die 4. Sohle. Ein
43 m hoher verklinkerter Turm nimmt
die elektrische Fördermaschine auf. Am
11. Oktober 1924 geht die Anlage als
einziehender Wetter- und Seilfahrtschacht vollständig in Betrieb.
Mit vier Tagesschächten gehört die Zeche zu den größten und leistungsfähigsten Anlagen im Ruhrgebiet.
Der Abwärtstrend hält bis Ende 1915 an.
Mit der Beschäftigung von Frauen im
Tagesbetrieb und von Kriegsgefangenen
in der Grube stabilisiert sich die Zahl der
Beschäftigten bei 2 800. Im Jahre 1917
fördert die Zeche Osterfeld wieder
800 000 t Kohle. In der Hauptstreckenförderung lösen Druckluft-Lokomotiven
die Maschinen mit dem übelriechenden
Benzolmotor ab. Seit 1922 gibt es im
Grubenbetrieb keine Pferde mehr.
Im Dezember 1918 gelingt es den Gewerkschaften, für die Untertagebelegschaft die Achtstundenschicht einschließlich An- und Ausfahrt durchzusetzen.
Nach massiven Streiks schreibt der erste
Tarifvertrag ein Jahr später für die untertage Beschäftigten sogar eine Schichtzeit
von sieben Stunden fest.
Der Widerstand gegen den Kapp-Putsch
bringt im März 1920 neben einer neuen
Streikwelle auch Gefechte zwischen den
in der "Ruhr-Armee" formierten Arbeitern
und den Freikorps. Der Putsch bricht
nach kurzer Zeit zusammen. Die von der
Ruhr-Armee ausgerufene "Diktatur des
Proletariats" wird von Verbänden der
Reichswehr blutig niedergeschlagen.
Aus den kurz skizzierten Gründen sinkt
die Förderung der Zeche Osterfeld auf
725 000 t je Jahr, während die Belegschaft auf 3 500 Mann steigt.
Anschließend stellen sich für kurze Zeit
wieder einigermaßen geordnete Betriebsverhältnisse ein. Die Produktion
steigt 1921, allerdings mit 4 300 Mitarbeitern, auf 780 000 t.
Bevor es jedoch zu einer dauerhaften
Aufwärtsentwicklung kommt, gibt es
neue Probleme: Französische und belgische Truppen besetzen am 11. Januar
1923 das Ruhrgebiet, weil Deutschland
mit den im Friedensvertrag vereinbarten
Kohlen- und Holzlieferungen geringfügig
im Rückstand ist.
In Osterfeld und Sterkrade rücken belgische Truppen ein.
Die Außenschachtanlage "Osterfeld 4"
Schon 1913 arbeiten auf dem Bergwerk
Osterfeld 4 120 Menschen, und die Förderung erreicht fast die 1,5 MillionenTonnen-Marke. Das entspricht einer
Tagesförderung von 4 500 t.
Belgier rücken in Osterfeld und Sterkrade ein.
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs werden
viele junge, produktive Belegschaftsmitglieder zu den Fahnen gerufen, oder sie
melden sich freiwillig zum Kriegsdienst.
Die Untertagebelegschaft halbiert sich,
obgleich mit dem "Segen" der Bergbehörde auch Bergjungarbeiter unter
16 Jahren in der Grube arbeiten. Die
Tagesförderung sinkt auf 2 500 t.
Die Regierung ruft zum "Passiven Widerstand" auf. Die Gewerkschaften ermahnen ihre Mitglieder jedoch zur Besonnenheit, um die Lage nicht durch Provokationen der Besatzungsbehörden unnötig zu verschärfen. Nur wenn die Soldaten eine Zeche besetzen oder den Versand der Produktion blockieren, ruht die
Förderung.
Ausgabe – Dezember / 2009
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Die Zeche Osterfeld stellt die Förderung
im Juni 1923 ein, weil belgische Soldaten
die Hüttenbahnverbindung zwischen
Osterfeld und Sterkrade unterbrochen
haben, um den in ihren Augen illegalen
Güterverkehr zu verhindern. Die Belegschaft holt die im Krieg vernachlässigten
Arbeiten nach. Die öffentliche Hand
ersetzt dem Unternehmen einen Teil der
anfallenden Lohnkosten, bis durch die
Inflation
hervorgerufene
finanzielle
Schwierigkeiten im Oktober 1923 die
Einstellung der Lohnbeihilfen erzwingen.
Die Inflation macht selbstverständlich
nicht nur dem Staat, sondern auch den
Firmen zu schaffen. Ohne Produktion
und ohne Einnahmen sieht sich die GHH
nicht mehr in der Lage, die Belegschaftsmitglieder zu beschäftigen. Deshalb entläßt sie Ende Oktober 1923
12 500 Mann. Nur 3 500 Arbeiter und
Angestellte verrichten bei einer auf
24 Wochenstunden verkürzten Arbeitszeit Notstandsarbeiten.
Die Besatzungsmächte erlauben den
Firmen nur dann die Wiederaufnahme
der Produktion, wenn sie – jede für sich
– mit der MICUM, einer alliierten Kontrollbehörde für die Hütten- und Bergwerksbetriebe, Verträge abschließen. Die
GHH unterzeichnet am 29. November
1923 ein solches Abkommen.
Die Zeche Osterfeld stellt die entlassenen
Bergleute wieder ein und kann am
10. Dezember die Förderung aufnehmen.
Bis 1929 stabilisieren sich die Belegschaft bei 3 300 Mitarbeitern und die
Produktion bei 1 Mill. Tonnen.
In den Jahren 1930 und 1931 verschlechtert sich der Kohlenabsatz von
Monat zu Monat. Die GHH versucht zunächst noch, die Förderung mit Feierschichten einigermaßen dem Absatz
anzupassen. Es zeichnet sich aber immer
deutlicher ab, daß sich das Problem auf
Dauer nur mit erheblichen Betriebseinschränkungen lösen läßt. Das Unternehmen legt aus diesem Grunde 1931
die Zechen Hugo in Sterkrade und Oberhausen sowie die Kokereien Sterkrade
und Jacobi still. Fast 2 500 Mitarbeiter
verlieren ihren Arbeitsplatz.
Als das noch nicht ausreicht, beschließen
die Verantwortlichen, am 1. Februar
1932 aus den Zechen Vondern und Jacobi ein Verbundbergwerk zu bilden und
auf Vondern die Förderung einzustellen.
Am 1. Februar 1933 muß schließlich
auch die Zeche Sterkrade ihre Tore
schließen. Die Baufelder der Sterkrader
Schachtanlagen kommen zur Zeche
Osterfeld. Ihr stehen nun die Schächte
"Osterfeld 1", "Osterfeld 2" und "Osterfeld 3" als Förderschächte sowie die
Schächte "Osterfeld 4", "Sterkrade 1",
"Sterkrade 2" und "Hugo" für die Wetterführung, die Seilfahrt und den Materialtransport zur Verfügung.
Fritz Pamp
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Kickenberg
Musik und Gesang müssen nicht aus der Steckdose kommen
Die Erfolgsgeschichte der "3 H's"
Manchmal werden Künstler eher zufällig
entdeckt. Manchmal gibt es jedoch solche
Begabungen, die müssen einfach entdeckt werden, deren Karriere auf der
Bühne ist unvermeidlich. Manchmal finden sich gleich drei von der unaufhaltsamen Sorte und tun sich in Osterfeld zusammen. Das ist dann ein Glücksfall.
Es geschah in der düsteren Nachkriegszeit voller Hunger, eisiger Winter und
Entbehrungen. Damals begann der Erfolg
nie in einer Castingshow, nie in einer
Fernsehsendung und nie bei RTL; denn
das alles gab es noch gar nicht. Damals
war es noch möglich, eine musikalische
Bühnenkarriere bei der katholischen Jugend von Rothebusch zu starten.
Ältere Einwohner wissen vielleicht schon,
von wem die Rede ist: "Die 3 H's". Heinz
Kathage, Heinz Krampe und Karl-Horst
Theißen hatten am Ende alles erreicht,
wovon ein Laienkünstler nur träumen
kann. Ja, mancher Profi hätte sich deren
Erfolge gewünscht.
Sie haben die größten Stadthallen gefüllt,
die Zuschauer zum Toben gebracht, die
Presse berichtete fortlaufend. Rundfunk
und Fernsehen baten um Mitschnitte und
ihre Stücke waren so gut, dass sie sogar
gestohlen und unter einem fremden Namen im Radio gespielt wurden.
Sie waren kreativ, witzig und vor allen
Dingen musikalisch. Sie selbst nannten
sich bescheiden "Gesangsparodisten".
Dabei waren sie viel mehr als das. Irgendwann waren sie so gut, dass sie sich
entscheiden mussten, ob sie Profis werden sollten. Doch der Reihe nach.
Man erinnere sich oder stelle sich vor:
eine Zeit ohne Transistorradio, ohne
Musiksendungen im Fernsehen, ohne
Computermusik, ohne Handytöne, ohne
Walkman, ohne MP3 Player, ohne iPod
(kleine Musikgeräte zum Umhängen).
Junge Leute tragen heute tausende Lieder mit sich herum, in Geräten so klein
wie eine Zigarettenschachtel. Damit können sie sich Tag und Nacht die Ohren
zuspielen. Es klingelt und dudelt ohne
Unterlass. Und falls diese schier unendlichen Musikspeicher doch einmal erschöpft sein sollten, dann lässt man sich
Ausgabe – Dezember/ 2009
von einem Freund oder einer Klassenkameradin mal eben schnell neue Musik
übertragen.
Was haben die jungen Leute früher nur
ohne all diese tollen Geräte gemacht?
Schließlich war Musik in früheren Jahrzehnten nicht weniger beliebt und wichtig
als heute. Antwort:
es wurde gesungen.
Die damaligen, jungen Leute trugen ihre
Musik, Volks- und Fahrtenlieder, im Kopf
mit sich herum. Dadurch konnten sie Tag
und Nacht singen. Es summte und schallte bei jeder Gelegenheit, in der Familie, in
der Schule, in der Kirche, in der Freizeit
und in der Nachbarschaft. Da holte dann
gegen Abend jemand seine Gitarre oder
ein Akkordeon heraus und begann zu
spielen. Schon bald kamen die Kinder und
Jugendlichen aus den Nachbarhäusern
und bald sang die Runde aus voller Kehle.
Es leuchtet ein, dass man Talentsucher
und -shows da nicht nötig hatte. Man
hörte es schnell heraus und es sprach
sich herum, wer musikalisch war und eine
schöne Stimme hatte.
Karl-Horst Theißen hat laut Aussage
seiner Mutter schon als Kind ständig
gesungen. Als Jugendlicher brachte er
sich das Gitarrespielen bei. Bei der Kinderlandverschickung (den Begriff erklären
wir den Jüngeren in einer späteren Ausgabe) hatte er einen Freund gefunden.
Das war Heinz Schaffeld. Die beiden
bekamen ihre Chance. Bei einer Karnevalsveranstaltung der Katholischen Jugend von Rothebusch im Saale der Wirtschaft Lüger durften die Zwei auftreten.
Der Büttenredner Fritz Broich war damals
der Organisator. Von da an war der junge
Karl-Horst dem Bühnenleben verfallen.
-8-
Heinz Krampe hatte ebenfalls schon als
Kind gesungen, jedoch in anderen Dimensionen. Er hatte eine so auffällige,
glockenhelle Stimme, dass er bereits in
jungen Jahren Solopartien in der Kirche
übernehmen musste. Eines Tages rückten
Abgesandte der Wiener Sängerknaben
der Familie zu Leibe, um den Jungen in
ihre weltbekannte Musikschule aufzunehmen. Er war jedoch schon zu alt. Die
Prüfer fürchteten einen baldigen Stimmbruch.
Die allererste Formation: Heinz Schaffeld,
Heinz Krampe und Karl-Horst Theißen
Also blieb Heinz in Rothebusch und stieß
als Dreizehnjähriger auf Karl-Horst Theissen. Das Duo Theißen / Schaffeld und der
junge Sänger mit der Heintjestimme
tingelten in der Nachkriegszeit durch
Cafés und auf kleinen Bühnen der Umgebung. Die Reichsmark war nicht mehr viel
wert. Tauschhandel und Schwarzmarkt
waren angesagt. Deshalb saßen die Fünfer bei den begeisterten Zuhörern locker
und es kam vor, dass die Drei gleich mit
einer ganzen Aktentasche voller Geld
nach Hause kamen. Trotz der Menge war
der Wert jedoch gering.
Nach einiger Zeit zog sich Heinz Schaffeld
aus privaten Gründen zurück und die
beiden Verbliebenen hatten das Problem,
die Lücke zu füllen. Nun kam Heinz Kathage ins Spiel.
Probe im Wohnzimmer mit dem neuen Heinz
Auch er war längst kein unbeschriebenes
Blatt. "Ich wurde schon in der Schule als
Kickenberg
Sänger herumgereicht." Auch im Gottesdienst konnte man ihn gebrauchen. Die
Männer des Kirchenchores waren größtenteils als Soldaten eingezogen. Also
wurde notgedrungen ein Knabenchor
gegründet. Darin spielte Heinz Kathage
schon als Elfjähriger eine tragende Rolle.
Inzwischen war er zwanzig und kannte
Horst und den jungen Heinz von ihren
Auftritten in seinem Viertel. Als sie an ihn
herantraten, war das also kein Zufall.
Man wusste oder spürte zumindest, was
man aneinander haben konnte. Heinz
Kathage spielte nicht Gitarre, aber er
konnte texten. Das hatte er bereits in
seinem Fußballverein, dem SV Adler
Osterfeld, unter seinem Spitznamen
"Katsch" bewiesen. Fußball war neben
der Musik seine große Leidenschaft und
er spielte von seinem zehnten bis zu
seinem fünfzigsten Lebensjahr auf Rothebusch. Jetzt wurde er der literarische
Kopf der Gruppe. Er nahm sich beliebte
Schlager vor und schrieb zu den allseits
bekannten Melodien neue Texte.
verlegt und Osterfeld behielt den Kinderkarnevalszug.
Nach dem Start bei Lüger in Rothebusch
wurde das Kettelerhaus in Osterfeld erobert.
Der
Sitzungspräsident
Siggi
Röttgen erwähnte in seiner Ankündigung
die Fußballkünste von Heinz und die
Schiedsrichterleistungen von Horst. Damit
war der folgende Auftritt ein Heimspiel.
Die Karnevalsbühne wird nun für
Jahrzehnte ihre Heimat sein.
So war im Jahre 1954 die endgültige
Formation gefunden. Jeder der drei jungen Männer brachte gleichberechtigt
seine Fähigkeiten ein. Horst, genannt
"Charly", unterwies seine Mitsänger im
Gitarrenspiel und wurde im Laufe der Zeit
sogar von seinem Schüler Heinz Krampe
in der Fingerfertigkeit übertroffen. Das
Programm der drei jungen Sänger mit
jeweils einem H im Namen gefiel den
Leuten. Sie waren nach dem Krieg und
den Entbehrungen geradezu ausgehungert nach unkomplizierter Fröhlichkeit
und die bekamen sie von dem Trio auch.
Zwar hatte es anfangs ein Lied zum Thema Wiederbewaffnung gegeben, jedoch
war das die Ausnahme. Politik im Programm war tabu.
Am Anfang einer Künstlerkarriere stehen
oft bittere und erfolglose Jahre. Unseren
Osterfelder Jungkünstlern blieb das erspart. Durch ihre Vorgeschichte in Schulen, Kirchen und Vereinen waren sie
bereits bekannt. Außerdem waren Fußball
und Karneval in Osterfeld eng miteinander verbunden. Adler hatte sogar eine
eigene Karnevalsgesellschaft unter dem
Präsidenten Rudi Lorz.
Dazu kam der Umstand, dass Osterfeld
vor und nach dem Krieg die Hochburg
des gesamten Oberhausener Karnevals
war. Erst ab 1961 wurde der große Umzug von Osterfeld nach Alt-Oberhausen
jeden zweiten Abend nach der
Arbeit. Sie waren berufstätig als
Malermeister im Marienhospital
Osterfeld (H. Kathage), als technischer Angestellter bei Thyssen
(H. Krampe) und als städtischer Baurat in
Bottrop (K.-H. Theißen).
Sie hatten Frau und Kinder und neben
dem zeitraubenden Bühnenleben sogar
noch weitere Hobbys. Wie sie das alles
bewältigt haben, bleibt ein Rätsel.
Eine mögliche Lösung dieses Energiegeheimnisses könnten die Ehefrauen sein,
die sie im Hintergrund unauffällig, aber
energisch unterstützten. Das reichte vom
Fahrdienst bis zum Nähen der Narrenkappen. Das Wichtigste war aber wohl
das Verständnis, die Geduld und die moralische Unterstützung.
Frau Inge Krampe, die zugleich die
Schwester von Heinz Kathage ist, antwortet auf die Frage nach der familiären
Belastung: "Ich wusste von Anfang an,
was auf mich zu kam. Als die Kinder klein
waren, saß ich am Wochenende oft allein
zu Haus". Das ist keine Klage. Sie ist stolz
auf ihren Ehemann, der inzwischen verstorben ist. Die Sänger wiederum wussten wohl, wem sie einen Teil des Erfolges
zu verdanken hatten. Wenn sie auf Mallorca eine Woche lang Karnevalsauftritte
absolviert hatten, kamen die Ehefrauen
nach und eine Woche Urlaub wurde angehängt.
Danach wurden sie weitergereicht. Der
Anfang war gleich der Durchbruch. Welche Musikgruppe kann das von sich sagen? Nun lief alles scheinbar wie von
selbst. Die Zahl der Auftritte stieg kontinuierlich, ebenso die Länge der Anfahrten, die Größe der Hallen, ihr Bekanntheitsgrad, ihre Gage, kurz, ihr Erfolg. Und
jetzt kamen die Drei auch zu ihrem
Künstlernamen. Ein Essener Veranstalter
wollte sie einprägsam auf seinem Plakat
herausstellen. Dabei fiel ihm das dreifache H auf und schon war der Name des
Parodistentrios gefunden.
Inzwischen etabliert und älter:
Auf der Bühne der Luise-Albertz-Halle
Der Erfolg hielt sich ohne die üblichen
Auf- und Abschwünge über Jahre, sogar
über Jahrzehnte. Das ist ein untypisches
Phänomen in dem Gewerbe. Es war aber
auch verdient; denn schon 4 Monate vor
der Karnevalssession probten die Drei
-9-
Dass jedes aktive Bühnenleben einmal ein
Ende hat und auch die "3H´s" nach fünfzig Jahren auf allen Bühnen landauf und
landab ihre Karriere beendeten, darüber
berichten wir in der nächsten Ausgabe
des KICKENBERG. Weiter geht es um
Veränderungen vor und hinter den Kulissen und um die Frage: Verderben Geld
und Prominenz den Charakter?
Idee: Günter Lohmar
Text: Klaus Weinberg
Ausgabe – Dezember / 2009
Kickenberg
Amtmann Werner Bernhard Langweg
Erster und einziger Verwaltungschef des Amtes Osterfeld in Westfalen
"Ha'm Se jedient?" Diese Frage mußte
Werner Langweg mit einem "Nein" beantworten, da er nie beim Militär war – in
Preußen eigentlich Voraussetzung für die
Übernahme in den Staatsdienst. Nicht so
bei Werner Langweg. Seine Ausmusterung aus dem Militärdienst schadete ihm
nicht. Er hatte sich als versierter Verwaltungsfachmann bewährt und wurde zu
einem hervorragenden und bekannten
Kommunalpolitiker.
Doch nun der Reihe nach.
Werner Langweg erblickte am 11. Dezember 1863 in Kirchhellen das Licht der
Welt. Sein Vater Werner Johann betrieb
dort eine Landwirtschaft. Seine Mutter
Angela war eine geborene Deffte.
Um eine Zerstückelung des Familienbesitzes zu vermeiden, erbte normalerweise
der Erstgeborene den Hof. Werner als
zweiter Sohn besuchte die Volksschule
und erhielt zusätzlich Unterricht in Latein
und Französisch. Die Eltern wollten ihrem
Sohn also eine gute Ausbildung mit auf
den Lebensweg geben. Das war die beste
Voraussetzung für einen angesehenen
Beruf.
Mit 15 Jahren erhielt Werner Langweg
eine Lehrstelle im Büro des Amtmannes
von Recklinghausen. Hier legte er 1881
die Abschlussprüfung ab. Anschließend
stellte ihn der Amtmann von Kirchhellen
als Bürogehilfen ein.
Später wechselte Langweg als Schreiber
in das Landratsamt in Recklinghausen
und erhielt dort 1885 den Status eines
Beamten auf Lebenszeit. Als ein versorgungsberechtigter Soldat diesen Arbeitsplatz beanspruchte, versetzte ihn der
Landrat als Kontrolleur zur Zweigstelle
der Kreissparkasse in Kirchhellen.
Hier blieb er bis zu seiner Berufung zum
kommissarischen Leiter des neugegründeten Amtes Osterfeld. Landrat von
Reitzenstein führte ihn am 1. Juli 1891 in
sein Amt ein. Knapp ein Jahr später ernannte der Oberpräsident der Provinz
Westfalen Werner Langweg zum Amtmann des Amtes Osterfeld.
Am 14. Januar 1890 hatte Werner Bernhard Langweg Emma Johanna Helena
Hamelbeck geheiratet. Aus der Ehe gingen sieben Söhne und zwei Töchter hervor. Obgleich der Elf-Personen-Haushalt
mit dem nicht gerade üppigen Beamtengehalt keine großen Sprünge machen
konnte, ermöglichte Langweg seinen
Kindern eine gute Ausbildung. Einer seiner Söhne promovierte sogar zum Doktor
der Wirtschaftswissenschaften.
Mit seiner Amtseinführung wurde Werner
Langweg mit den vielfältigen Anforderungen einer aufstrebenden Gemeinde konAusgabe – Dezember / 2009
Amtmann Werner Bernhard Langweg
Gemeindebaumeister Wilhelm Grünewald
Landrat Felix Graf von Merveldt
frontiert.
In Osterfeld betrieb die Gutehoffnungshütte ein Steinkohlenbergwerk, und
die Preußische Eisenbahn erweiterte den
Sammelbahnhof zum größten seiner Art
in Europa. Ein weiterer wichtiger Industriezweig war der Formsandabbau in
Vonderort. Diese Aktivitäten erforderten
- 10 -
eine große Anzahl von Arbeitern. Der Ort
wurde zu einem Anziehungspunkt für
ganz Europa. Als Osterfeld selbstständig
wurde, zählte die Gemeinde 5 400 Einwohner, 1930 wohnten hier bereits
34 000 Menschen. Werner Langweg
musste sich um den Wohnungsbau, um
den Straßenbau, Kanalisation und um alle
weiteren Belange der Kommunalverwaltung kümmern. Das alles ohne ein Rathaus.
Zunächst mietete sich der Amtmann in
der Villa König an der Ecke Bottroper
Straße / Waghalsstraße ein. Gleichzeitig
bezog er hier zwei Räume für die Verwaltung. Um dieses Provisorium zu beenden,
beschloss die Gemeindevertretung den
Bau eines Amtshauses, in dem auch eine
Dienstwohnung für den Verwaltungschef
vorgesehen war. Da das Amtshaus mehrere Male umgebaut werden musste,
lebte der Amtmann mit seiner Familie
meist auf einer Baustelle. Das führte auch
dazu, dass er sich mit seinem Gemeindebaumeister Wilhelm Grünewald verkrachte, dem er Verzögerung der Baumaßnahme vorwarf.
Die Überprüfungen der Gemeinde durch
die Aufsichtsbehörde (Kreisverwaltung
Recklinghausen) ergaben keine Beanstandungen. Der Amtmann wurde in den
höchsten Tönen gelobt. In den Berichten
hieß es, er sei von reger Lernbegierigkeit,
unermüdlichem Fleiß, er sei zur Führung
der Verwaltung vollkommen befähigt, er
kenne Land und Leute, schaffe sehr viel
Gutes, er sei allen Aufgaben gewachsen,
die eine Verwaltung an ihn stelle.
Der unheimliche Leistungsdruck, der auf
ihm lastete, forderte natürlich auch seinen Tribut. Sein Hausarzt bescheinigte
ihm für eine beantragte Kur Nervosität,
Ruhelosigkeit und ein Magenleiden.
Hier setzen die Spekulationen ein. Wie ist
Langweg mit seiner Krankheit umgegangen?
In Osterfeld gab es zur damaligen Zeit
viele Wirtschaften. Langweg hat wohl
recht gerne dem Alkohol zugesprochen,
denn in einem anonymen Brief an den
Landrat des Kreises Recklinghausen, Graf
von Merveldt, läßt der Schreiber kein
gutes Haar an dem Amtmann. Er beschreibt ihn als einen Mann, der von
Wirtschaft zu Wirtschaft ziehe und dort
bis zur Besinnungslosigkeit trinke, obgleich er nichts vertragen könne. Anschließend sei er tagelang krank und
nicht zu erreichen. Selbst das Ehrgefühl
sei ihm mit der Zeit abhanden gekommen, usw. usw.
Der Landrat hatte kein großes Vertrauen
zu seinem Amtmann in Osterfeld. Doch
Kickenberg
ließ er sich vom früheren Gemeindevorsteher Johann Schulte-Vennbur, der zwar
keine Funktion mehr in der Gemeinde
hatte, aber doch ein gewichtiger Ansprechpartner war, über Langweg informieren. Schulte-Vennbur berichtete dem
Landrat, dass der Amtmann in Osterfeld
äußerst beliebt sei und er einer Intrige
aufgesessen sei.
Der Angeschuldigte ging nicht schriftlich
auf den anonymen Brief ein, sondern
sprach persönlich im Landratsamt vor. Er
gab sein Fehlverhalten zu und begründete es mit seiner angegriffenen Gesundheit. Der Landrat ließ ihn jedoch wissen,
dass es im Wiederholungsfall ein Disziplinarverfahren geben werde.
Langweg nahm sich die Mahnung zu
Herzen und trank längere Zeit keinen
Alkohol. Aber irgendwann wurde er wieder rückfällig, und weil der Generalanzeiger (eine überregionale Zeitung) über die
Gaststättenbesuche
des
Amtmannes
berichtete, drang die Kunde auch nach
Recklinghausen.
Dieses Verhalten veranlasste den Landrat
im Dezember 1907, ein Disziplinarverfahren gegen Werner Langweg einzuleiten.
Bei seiner Verteidigung begründete er
seine Sucht wieder mit seinem schlechten
Gesundheitszustand und versprach, keinen Alkohol mehr zu trinken. Daraufhin
verurteilte der Kreisausschuß unter der
Leitung des Staatsanwalts Freiherr von
Dincklage den Angeklagten zu einer Ordnungsstrafe von 525 Mark (was einem
Monatsgehalt entsprach) mit der Auflage,
sich künftig des Alkoholgenusses zu enthalten. Der Antrag auf Dienstentlassung
wurde nicht weiter verfolgt.
Langweg war nach dieser Verurteilung
ein gebrochener Mann. Er wählte bei
seinen Entscheidungen den Weg des
geringsten Widerstandes und tat für die
Gemeinde nur noch das, was er unbedingt tun musste.
Osterfeld erhielt am 7. Juni 1921 die
Stadtrechte.
Seine letzte Gemeinderatssitzung leitete
Langweg am 9. August 1921 als kommissarischer Bürgermeister der jungen Stadt.
Zu einer Festanstellung kam es nicht
mehr, weil der Rat den ehemaligen Osterfelder Beigeordneten Johannes Kellinghaus zum Bürgermeister gewählt hatte.
Werner Langweg ging mehr oder weniger
- 11 -
freiwillig ohne offizielle Verabschiedung in den vorgezogenen Ruhestand.
Der Generalanzeiger bemerkte
dazu: "Es ist eigentlich bedauerlich, daß
diesem verdienten Amtmann nicht ein
anderer Abschied zuteil geworden ist.
Amtmann Langweg ist auf eine Art in den
unfreiwilligen Ruhestand gedrängt worden, die für ihn, dem niemand bestreiten
kann, das Beste gewollt zu haben, vermieden werden konnte."
Als sein Nachfolger am 1. November 1921
in sein Amt eingeführt wurde, wohnte
Langweg nicht mehr in Osterfeld. Er war
nach Münster gezogen, wo er am 9. März
1940 im Alter von 76 Jahren verstarb.
Die Oberhausener Tageszeitungen berichteten nur in kleinen Artikeln über den Tod
des bekannten und beliebten Kommunalbeamten und sein Wirken in Osterfeld.
Der Chronist lernte noch eine Tochter des
alten Amtmannes kennen, die bis in die
1950er Jahre in Osterfeld auf der Breilstraße gelebt hat.
Winfried Böcker
Ausgabe - Dezember / 2009
Kickenberg
Die Seele ist unsichtbar
oder Scheuerstraße 54
Die ersten 19 Jahre meines Lebens verbrachte ich in einem Haus, das eingekesselt war von zwei Eisenbahnlinien, einer
Kläranlage, der Kokerei Osterfeld und
einer Autobahn, die parallel zur Abwasserkloake Emscher verlief. Um es auf den
Punkt zu bringen: Egal aus welcher Richtung der Wind wehte – es roch nach
faulen Eiern.
Wenn ich mit meinen Eltern aus dem
Urlaub am Meer von Italien zurückkehrte,
und wir mit dem Auto das Schloß Oberhausen in Richtung Osterfeld passierten,
stieg mir alsbald der beschriebene Duft in
die Nase. Ich fühlte mich zu Hause.
Noch Jahre, nachdem meine Eltern sich
durchgerungen hatten, ihr Domizil und
das meines Bruders und mir ins Grüne zu
verlegen, war meine Vorstellung von
Heimat deckungsgleich mit dem Gestank
fauler Eier, gefolgt von Rußschwaden,
welche die Straße entlang zogen und
einen Teufel taten, sich im Himmel zu
verflüchtigen. In diesem Fall rief meine
Mutter aufgeregt nach den Kindern, die
draußen für eine Zukunft in den überirdischen Sphären der Fußballgötter übten.
Mein Bruder und ich liefen dann schnell
ins Haus, die Fenster wurden verschlossen, und wir beobachteten den schwarzen
Nebel von der Kokerei mit der "modernsten Filteranlage Europas" an uns vorüberziehen.
Danach hieß ich wieder Günther Netzer,
ungeachtet meiner dunklen Haare, und
die parkenden Autos waren ihrerseits von
einer feinen rußigen Schicht bedeckt.
Warum Wäscheleinen im Freien in unserer Gegend eher ein Ausdruck von unerschütterlichem Optimismus waren, erklärt
sich damit von selbst. Weshalb aus der
Karriere als Ballkünstler nichts wurde,
bedarf allerdings der näheren Betrachtung. Eigentlich war ich noch zu jung, um
in den besten wie einzigen Verein am
Platz aufgenommen zu werden, wenn
nicht mein Großvater, seines Zeichens
legendärer Vorstopper des S.C. Osterfeld
im Ruhestand, sein gewichtiges Wort für
mich eingelegt hätte. Fortan hieß mein
Trainer Ikko Dobermann, und meine
offizielle Anrede lautete: "Äh, kleinen
dicken Koppers!" Im ganzen Satz: "Äh,
kleinen dicken Koppers komma hier!"
Koppers war wohlgemerkt der Nachname
meines Opas, nicht meiner. Darüber hinaus hegte ich den Verdacht, dass sich
noch mehr Fehler in diesem Satz verbargen, konnte sie aber nicht näher benennen. Ikko Dobermann selbst war klein,
dick, hatte eine Hasenscharte, lispelte und
war nach der Bekundung meiner Mutter
ein begnadeter Tänzer.
Ausgabe – Dezember / 2009
Seine Aufforderung zum Tanz versah er
der Überlieferung nach stets mit einem
beherzten "Kika, willse tanzen? Is Mambo!". Er führte mich in die taktischen
Finessen des Fußballspielens ein. Bei der
ersten Begegnung im heimischen Stadion
an der Scheuerstraße/Ecke Kanalstraße
war ich für die Position Halbrechts nominiert. Ikko hatte zuvor ein Spielfeld in den
Boden des Ascheplatzes gemalt und meine Aufstellung an der Mittellinie mit einem
Kreuz markiert. Ich blieb das ganze Spiel
über dort stehen, dicht bewacht von
meinem Gegenspieler. Unser Bewegungsradius war kaum größer als ein Bierdekkel, und wir begnügten uns mit trippelnden Schritten auf der Stelle. Die gesamte
Verwandtschaft war erschienen und zeigte sich nach Beendigung des Spiels bestürzt über mein mangelhaftes Talent,
und dass die Fußballgene meines Großvaters sich nicht über zwei Generationen
hatten herüber retten können.
Fortan stellte mich Ikko in konsequenter
Ausübung seiner Trainerpflicht nur noch
sporadisch auf. Ich respektierte seine
Entscheidung, so wenig ich sie auch verstand, und ignorierte die folgenden Spiele
kurzerhand. Mein Augenmerk galt nun
mehr der Pflege meiner Stollenschuhe, die
ich auf Empfehlung meines Vaters mit
Spucke auf Hochglanz zu bringen vermochte
Bei diesem Thema fällt mir ein, dass mein
Vater nie auf offener Straße rotzte, wohl
aber in dem kleinen Fußballstadion. Das
gehörte augenscheinlich zum guten Ton.
Meine Mutter konnte sich ein "Willi, muß
das sein?" trotzdem nicht verkneifen. Ich
war deswegen verunsichert und wusste
nicht, ob etwa mein Erfolg beim Weitspucken erzählenswert war. Auch das
Eiergrabschen unter den Jungen behielt
ich für mich. Verliebt war ich in Isolde von
schräg gegenüber, eiergegrabscht wurde
trotzdem.
Einmal hatte ein Schäfer auf dem freien
Feld entlang einer der beiden Eisenbahnlinien halt gemacht. Wir wurden davon in
unserer Bretterbude überrascht und
fanden uns unverhofft inmitten einer
Horde wild fickender Schafe wieder.
Auf dasselbe Feld hatten die Brüder Engel
von der Hoffmannstraße einen Bolzplatz
gezaubert, mit richtigen Netzen hinter
dem Tor. Die hatte Peter Engel, der Ältere
der beiden, beschafft. Woher sie genau
stammten, wurde mit einem großen
Geheimnis versehen. Er war ein Held, der
ständig Topangebote von Bundesligavereinen bekam. Jedes Mal fragte er uns um
Rat, wie er sich entscheiden sollte, und
wir redeten ihm feierlich zu, er möge in
- 12 -
Gottes Namen diesmal annehmen. Am
nächsten Tag erklärte er uns jeweils seine
Absage. Er fand, um Osterfeld zu verlassen, müsse man ihm schon einiges mehr
an Geld bieten. Wir waren ein bisschen
froh.
Woche um Woche bestellte er uns zum
Fußballfeld, weil er einen Lastwagen mit
Sand geordert hatte, um den Platz zu
renovieren. Wir waren stets pünktlich an
Ort und Stelle. Der Sand kam nicht. Seine
Erklärungen diesbezüglich waren jedoch
höchst plausibel, und wir hegten nicht
den leisesten Zweifel an seiner Ehrenhaftigkeit. Nur als er uns Glauben machen
wollte, er habe das ganze Feld von der
Deutschen Bundesbahn zu einem günstigen Preis gekauft, um den Fortbestand
der Arena zu sichern, kam ein leichter
Verdacht des Schwindels auf. Trotzdem
war ich stolz, wieder in seine Mannschaft
aufgenommen zu werden. (Er spielte
besser als mein Vater und Herr Klein, der
Vater von Isolde, zusammen.)
Zu dieser Zeit wechselte ich auf das Gymnasium in Sterkrade, einem anderen
Ortsteil von Oberhausen, wo auch ein
anderer Wind wehte. Die Umgangsformen
waren gediegener, und ich lernte, dass
man auch Arzt werden konnte oder Anwalt, während mir bis dahin die Berufe
Bleilöter und Schlosser aus familiären
Gründen weitaus geläufiger waren. Ich
schickte mich also an, das erste hochschulreife Familienmitglied zu werden. Auf
diesem Weg musste der lange gehegte
Wunsch Müllmann zu werden einer erträumten Karriere als Rockstar weichen,
bevor der Gedanke an ein Leben als Bohemien und Schöngeist die Bühne betrat.
Nach dem Abitur, zu dem ich mich in
diesem Zusammenhang überredet fühlte,
bezogen meine Eltern dann endlich mit
meinem Bruder und mir das am Anfang
erwähnte Domizil im Grünen auf dem
Land in einer anderen Stadt. Dort war
und ist es beängstigend idyllisch und
sturzlangweilig.
Kurz gesagt: ich immigrierte zurück nach
Oberhausen, in den Norden von Sterkrade. Dort war es auch idyllisch, aber wenigstens stand wieder der richtige Ort auf
meinem Absender. Meine Bemühungen
hatten jedoch einer anderen Wohnung
gegolten, die mir nicht zugesprochen
wurde. Sie befand sich auf der Scheuerstraße schräg gegenüber der Nummer 54
in dem Haus, das Isolde mit ihrer Familie
bewohnt hatte.
Herr Rossy wohnte immer noch dort. Er
war Ex - Seemann und trug tatsächlich
einen Anker auf dem einen und eine
Meerjungfrau auf dem anderen Unterarm.
Kickenberg
Das hatte man damals sehen können,
wenn er mit uns Kindern von der Straße
im Schwimmbad war. Ansonsten kannte
ihn die Nachbarschaft dafür, wahre Weltreisen mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurückzulegen. Ein schwimmender Seemann
mit Fernweh.
Obwohl ich gerne in seiner Nähe gehaust
hätte, entschieden die Götter anders, und
ich konnte fortan nur noch aus der nahen
Ferne beobachten, wie sich die Heimat
veränderte.
Die Kokerei wurde geschlossen, und es
hieß, ein Filmstudio würde dort, wo meinem Großvater bei einem Unfall die Augenlider weggeätzt wurden, demnächst
für Hollywood produzieren. Ich hatte die
Assoziation von meinem Opa in der
Hauptrolle eines amerikanischen Kinoschinkens. Auge in Auge mit Audrey Hepburn. Eine irre Idee, die noch überboten
wurde von dem kursierenden Gerücht, die
Emscher solle wieder so sauber werden,
dass man in ihr schwimmen könnte. UBoote sollten sogar als Attraktion durch
das Gewässer fahren. Insgeheim fand ich
es interessanter, U-Boote würden in der
ungereinigten Kloake verkehren. Doch
dazu wurde ich nicht befragt, und ich
behielt auch diese Idee für mich. Die
Krone sollte allem jedoch ein gigantischer
Einkauf- und Erlebnispark aufsetzen, was
schlussendlich auch passierte. In rekordverdächtiger Zeit ist das Ding aus dem
Erdboden gestampft worden, nachdem
man die Fabrikhallen dort demselben
gleichgemacht hatte. Der ganzen Gegend
hat man den Namen 'Neue Mitte Oberhausen' verordnet.
Das Haus Scheuerstraße
straße 57 um 1910
Vom Dach des Gasometers, einem gigantischen Relikt aus Kokereitagen, kann
man das neue Oberhausen überblicken.
Der blecherne Koloss ist jetzt eine Ausstellungshalle mit Aussichtsplattform in
schwindelerregender Höhe und Münzferngläsern wie auf dem Empire State
Building. Vor nicht zu langer Zeit war ich
mit meiner Freundin (das mit Isolde hatte
sich nicht ergeben) dort oben und wollte
ihr aufgeregten Herzens zeigen, wo sich
die Geschichten, die sie aus meinen Erzählungen kannte, zugetragen hatten. Mit
einer Münze in der Hand für das Fernglas
auf dem Gasometerdach lief ich zielsicher
- 13 -
in die richt
richtige Himmelsrichtung. Dann sah
ich mich verwirrt um, und Unglaube nahm
ungefragt den Platz meiner Vo
Vorfreude ein.
An jeder Ecke hatte man einen Ferng
Ferngucker installiert, nur nicht in Richtung Oste
Osterfeld.
Das neue Oberhausen kann man indes
mit dem bloßen Auge erkennen.
Michael Dilly
Der Beitrag wurde mit dem
Oberhaus
Oberhausener Literaturpreis 1999
ausgezeichnet.
Ausgabe – Dezember / 2009
Kickenberg
Das Haus Hove in Vonderort
Die Ursprünge von Haus Hove liegen,
wie bei fast allen adeligen Rittergütern,
im Dunkel der Geschichte.
Am 21.04.1383 tritt Dietrich von Vondern, geh. von Hove, in einer Urkunde
des Klosters in Sterkrade als Siegelzeuge
auf. Im Jahre 1393 wird er als Dietrich
von der Hove, anders genannt von Vondern, in einer Urkunde erwähnt. Sein
Verwandter auf der Burg Vondern trug
den gleichen Vornamen. Vermutlich
diente die Bezeichnung von Hove der
Unterscheidung. Dass es sich um zwei
Personen handelte, beweist eine Urkunde, in der beide zusammen auftreten.
Beide hatten eigene Siegel aber das
gleiche Wappenschild: Ein schreitender
Löwe im oberen und im unteren Bereich
zwei, später drei Querbalken. Noch 1518
werden die Gebrüder Heinrich und Johann von Vondern zusätzlich von der
Hove genannt. Später trug die Familie
nur noch die Bezeichnung von Hove.
Von 1397 bis 1490 war die Familie auch
zur Hälfte mit dem Hof Vondern belehnt.
In dieser Zeit gehörte ihr auch Haus
Oberhausen, weil Johanna von der Hove
1456 Konrad von Boenen, den späteren
Graf Westerholt-Gysenberg, heiratete.
Erst 1607 kam Haus Oberhausen – es
lag etwa 200 m vom heutigen Schloss
entfernt – wieder in den Besitz der zuletzt genannten Familie.
Auch das Haus Stein in Essen gehörte
kurzzeitig den von Hoves. Bereits 1396
besaß Gysbert von Hove Land im Kirchspiel Westervoort bei Arnheim. Dieser
Besitz war durch Heirat übernommen
worden und blieb über 100 Jahre in der
Familie. Immer darauf bedacht Hab und
Gut zu vermehren, heirateten Familienmitglieder auch in die Häuser Ripshorst
und Bermen ein. Selbst in den Klöstern
in Sterkrade, Fröndenberg und Marienkamp findet man den Namen von Hove.
Adelheid von Hove brachte es von 1435
bis 1440 sogar zur Äbtissin von Sterkrade.
Der Ur-Urenkel des oben genannten
Dietrich von Vondern, Heinrich von Hove, wurde Drost im niederländischen
Huissen. Er war zudem Aufsitzer des
Hauses Hove. Sein Sohn Heinrich heiratete in das Adelshaus von Smulling zu
Poelwijk bei Zevenaar, unweit von Huissen, ein. Heinrich von Hoves Sohn Heinrich Wilhelm und dessen Sohn Friedrich
Wilhelm von Hove waren Amtmänner in
der Heuer mit Sitz in Isselburg.
Trotzdem behielten alle Familienmitglieder bis 1692 ihren Wohnsitz auf Haus
Hove.
Durch die im gleichen Jahr stattfindende
Hochzeit zwischen der letzten Erbin des
Anwesens Albertina Johanna Maria von
Hove und Freiherr Stephan Vinzenz von
Ausgabe – Dezember / 2009
Quadt Wickrath änderte sich dies. Beide
wohnten auf dem Anwesen des Ehemanns Haus Hönnepel (heute Teil von
Kalkar). Zudem brachte er das Haus
Mörmter (heute Teil von Xanten) in die
Ehe ein. Albertina vermehrte den gemeinsamen Besitz um die Häuser Poelwijk bei Zevenaar sowie Schlangenholt
und Vossundern in Bottrop. Haus Hove
wurde aber schon seit Mitte des
17. Jahrhunderts durch Verwalter bewirtschaftet.
Zur Zeit der Heirat hatte Haus Hove
schon an Bedeutung verloren. Trotzdem
wurde ihm 1692 gestattet, eine Allee
vom Gut bis nach Bottrop anzulegen.
Letzter Verwalter der Familie von Hove
war Hermann Kusenberg. Unter seiner
Regie zeichnete sich ab, dass Haus Hove
nicht mehr rentabel bewirtschaftet werden konnte.
Nach dem Tod des Freiherrn von Quadt
Wickrath stieg die Verschuldung des
Gutes weiter an. Seine Witwe erbte zwar
den gesamten Besitz, aber es kam zu
Erbstreitigkeiten, die dazu führten, dass
aus dem Wickratschen Besitz einige
Vermögensteile verschwanden.
endgültig erloschen. Fast zeitgleich verkaufte der Graf Nesselrode-Landskron
das Anwesen 1733 an seinen Schwager,
den Grafen Ferdinand Theodor von Merveldt auf Haus Lembeck.
Graf Ferdinand Anton von Merveldt veräußerte 1842 das Haus Hove an Felix
Droste zu Vischering von NesselrodeReichenstein. Dieser Vertrag wurde zwar
unterschrieben, aber er konnte 1860
erfolgreich angefochten werden, so dass
er von Anfang an nichtig war. Nach dem
Tod des Verkäufers machte dessen Erbe
den Vertrag rückgängig, da er gegen den
Fideikomiss der Familie verstieß. Es muss
erwähnt werden, dass Fideikomisse
durch den Code Napoleon, der auch in
unserer Gegend rechtsgültig war, aufgehoben wurden. Die Adeligen behalfen
sich dann mit gleichartigen Regelungen
in ihren Testamenten. Ein Fideikomiss
regelte, dass das Vermögen ungeteilt
und nur auf den Erstgeborenen vererbt
werden konnte. Einen Verkauf von Vermögensgegenständen verhinderte ein
Veräußerungsverbot. Der Erbe konnte
aber über die erzielten Einkünfte frei
verfügen.
Torhaus 1941
Herrenhaus 1941
Auch die zweite Ehe der Albertina von
Quadt Wickrath mit ihrem Kammerdiener
Otto Bonenkamp, der sich nun Freiherr
von Hove nennen ließ, konnte den Konkurs nicht mehr verhindern. Zudem
verlor Haus Hove den klevischen und
kurkölnischen Landtagssitz, da der Ehemann nicht adelig war. Auch die klevischen und werdenschen Lehensgüter aus
dem Besitz seiner Frau gingen aus diesem Grund nach deren Tod verloren.
Im Jahre 1709 musste die Familie von
Hove das Anwesen wegen Überschuldung aufgeben. Es ging in Pfandnutzung
an Frau von Geyr. Diese verkaufte es
1726 an den Grafen Johann Hermann
Franz von Nesselrode-Landskron. Damals
bestand das Haus Hove aus dem Pfortenhaus, dem Wirtschaftshaus, der
Scheune, dem Brauhaus und den beiden
Mühlen sowie den dazugehörigen Gärten, Ländereien und Kotten.
Der zweite Ehemann von Albertina Johanna Maria von Hove, Otto von Hove,
verstarb 1737. Damit war die Familie
Der Verkaufsvertrag von 1842 ist deswegen interessant, weil er alle relevanten
Sachverhalte über Haus Hove in diesem
Jahr aufzählt.
Der Pächter des Hauses Hove, Hermann
Beckhoff, soll 1859 auf dem Gelände des
Gutes mit der eigenen Formsandgräberei
angefangen haben.
Der Abtransport des Materials erfolgte
durch Pferdefuhrwerke. Die Grube befand sich im südlichen Bereich der heutigen Kleingartenanlage am Quellenbusch.
Im Jahre 1874 wurde Franz Steinhaus,
der Urgroßvater des heutigen Eigentümers Josef Steinhaus, Pächter der Anlage. Die Familie stammte vom Steinhaushof, der sich auf dem Areal des heutigen
Umspannwerkes an der A 42 befand.
Graf von Merveldt verkaufte die Anlage
1888 an Franz Steinhaus, der von da an
auf eigenem Grund und Boden Formsand
fördern konnte.
Nach dem Tod von Franz Steinhaus 1899
erbte seine Frau Gertrud, geborene
Köter genannt Freitag, vom gleichnami-
- 14 -
Kickenberg
Stallgebäude 1941
gen Hof in Vonderort, das Anwesen. Sie
schloss 1903 mit der Formsandgräberfirma Kleinefenn einen Vertrag ab, der es
Steinhaus ermöglichte, den Bahnanschluss der Firma indirekt mitzubenutzen. Kleinefenn verlud von da an auf
Namen und Rechnung von Steinhaus. Es
sei erwähnt, dass die Firmen Dickmann
und Kleinefenn die Osterfelder Formsandgrube gemeinsam betrieben.
Im Jahre 1904 übertrug Gertrud Steinhaus Haus Hove und auch das Formsandgeschäft auf ihren Sohn Joseph. Um
die anderen Kinder abfinden zu können,
verkaufte sie eine größere Fläche Land
an die Westfälische Sandgräberei GmbH.
Diese Firma unterhielt eine eigene Formsandgrube am Donnerberg. Gesellschafter waren bis nach 1945 zu je 25%
Dickmann, Kleinefenn, Brinkmann und
Storp.
Joseph Steinhaus erweiterte 1911 den
bestehenden Vertrag mit Kleinefenn. Von
jetzt an wurde aus der eigene Formsandgrube nur noch die Neue Ludwigshütte in Sterkrade beliefert, da diese
über keinen Bahnanschluss verfügte.
Zudem sicherte Steinhaus den Firmen
Dickmann und Kleinefenn zu, zukünftig
sein Gelände aussanden zu dürfen.
Nach dem Tod von Josef Steinhaus 1935
erbte das Anwesen und den Formsandverkauf seine Frau Maria, geborene
Lohmann. Diese übertrug 1951 Haus
Hove und das Formsandgeschäft auf
ihren Sohn Johann. Die Gewinne aus
dem Formsandgeschäft mittels Eisenbahnversand behielt sich Maria Steinhaus
vor.
Die Unternehmen Dickmann und Kleinefenn erreichten mit ihrem Sandabbau um
1953 die Straße Am Quellenbusch. An
dieser Verbindung endete der große
Grundbesitz des Grafen Droste zu Vischering von Nesselrode-Reichenstein,
den man bisher ausgesandet hatte und
gegenüber dem Knappschaftskrankenhaus auch weiterhin aussandete. Nach
einem Vertrag von 1911 begannen die
beiden Firmen 1953 mit der Aussandung
der Flächen von Steinhaus.
Maria Steinhaus trat 1956 die Hälfte der
Gewinne aus dem Formsandgeschäft
mittels Eisenbahnversand an ihre Kinder
Aloys, Maria Thiemann, Gertrud, Paula
Brinkmann und Franz ab.
Um das Jahr 1965 erreichten Dickmann
und Kleinefenn den Bereich der Formsandgrube der Westfälischen Sandgräberei GmbH in Lehmkuhle. Man kann noch
heute die Grenze zwischen beiden Sandgrubenbetrieben erkennen. Es ist der
Fußweg, der von der Straße An der
Kornbecke zur Armeler Straße führt. Da
die Westfälische Sandgräberei GmbH
damals beiden Partnern zu je 50 % gehörte, bot es sich an, dass komplette
Formsandgeschäft von Dickmann und
Kleinefenn auf die gemeinsame Tochterfirma zu übertragen. Das geschah dann
zum 31.03.1965. Die Firmen Dickmann
und Kleinefenn wurden damit zu Vermögensverwaltungen. Weiterhin blieben
diese aber zuständig für die gepachteten
Flächen von Steinhaus, die von beiden
Firmen in den siebziger Jahren wieder
verfüllt wurden. Dickmann und Kleinefenn betrieben auf dem Steinhausgelände eine Schuttdeponie.
Mit dem Sandgeschäft von Dickmann
und Kleinefenn übernahm die Westfäli-
sche Sandgräberei GmbH auch
die Sandverladung für Steinhaus. Erst 1970 gab dieser den
Sandverkauf auf. Die Westfälische Sandgräberei GmbH belieferte seine Kunden
und fand Steinhaus ab.
Nach Stilllegung der Schuttdeponie wurde der Bereich rekultiviert. Es entstand
z. B. in den Jahren 1984 bis 1985 die
Kleingartenanlage des Kleingärtnerverein
Am Quellenbusch e.V. mit 81 Gärten.
Nachdem das Kapitel Formsandgräberei
für Steinhaus abgeschlossen war, ließ
Josef Steinhaus, ein Sohn von Johann
Steinhaus, als heutiger Eigentümer des
Hauses Hove, die Flächen des Anwesens
teilweise bebauen, z. B. in den neunziger
Jahren im Zuge der Verlängerung der
Straße Am Freitagshof.
Vom früheren Haus Hove ist kaum etwas
erhalten geblieben. Das Anwesen war
ein wasserumwehrter Rittersitz. Die
doppelte Gräfte speiste man durch die
Kornbecke. Auf der Urkatasterkarte von
1822/1823 ist diese noch eingezeichnet.
Heute ist sie nur noch andeutungsweise
zu erkennen, da sie fast verschüttet ist.
Das Anwesen wurde mehrmals durch
kriegerische Ereignisse, z. B. durch Truppen der Franzosen und Spanier, zerstört.
Dadurch ist von der alten Bausubstanz
fast nichts mehr erhalten. Im Haupthaus
kann man im Keller noch mächtige
Mauern mit Schießscharten finden.
Das Torhaus aus dem 15. Jahrhundert ist
auch nicht mehr im originalen Zustand.
Obgleich es unter Denkmalschutz stand,
verfiel es jahrzehntelang und stürzte
Anfang 1996 ein. Der 2001 gegründete
Förderverein Torhaus Hove ließ das
Gebäude in den folgenden zwei Jahren
nach alten Plänen wiederaufbauen. Einer
sinnvollen Nutzung stand und steht die
geringe Größe des Tores im Wege, denn
es beinhaltet nur zwei kleinere Räume.
Dirk Hellmann
Osterfelder Mühlen
5. Die Mühlen des Hauses Hove
Mühlen waren ursprünglich entweder
einem Kloster oder einer adeligen Familie
zugehörig. So auch die Mühlen des Hauses Hove an der Kornbecke.
In der ersten "Gemeinde Charte" von
Bottrop aus den Jahren 1823/24 vom
Geometer Döllinger sind Mühlen im Ossenbruch, nahe Haus Hove, verzeichnet.
Der Index im Lagerbuch des Hauses
Hove aus dem 16. Jahrhundert weist
nachstehende zugehörige Besitzungen
auf:
Die Wasser- und Kornmühle, das Lohbruch.
In der Chronik des Pfarrers Terlunen
werden bis 1840 drei Wassermühlen mit
vier Gängen (Füllungen durch Mehltrichter), d. s. Kornmühlen, aufgezählt. Eine
davon ist die von Haus Hove.
Wie lange diese Mühle noch gearbeitet
hat, ist nicht bekannt. Sie dürfte 1885,
spätestens aber mit der Verrohrung der
Kornbecke abgerissen worden sein.
1726 ging Haus Hove nebst dem Pfortenhaus, der Scheune, der Brauerei und
den beiden Mühlen, sowie den zugehörigen Ländereien an den Grafen von Nesselrode-Landskron über.
Die verrohrte Kornbecke im Nachtigallental
in der Nähe von Haus Hove
1755 verlagerte der neue Besitzer Dietrich Graf von Merveldt eine Mühle von
Haus Hove nach Voßsundern, heute
Grafenmühle.
- 15 -
Heinrich J. Bahne
Ausgabe – Dezember / 2009
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Kickenberg
Natur in Osterfeld (Teil 5: Straßenbäume)
Der Bergahorn
Der Baum des Jahres 2009 ist der Bergahorn (acer pseudoplatanus), der ursprünglich in den Mittelgebirgen zuhause
ist. Er wird häufig als Park- und Straßenbaum angepflanzt.
In Osterfeld z.B. auf dem Marktplatz
Die Herbstfärbung erfolgt kurz vor dem
Laubfall.
Die Blätter haben dann schwarze Flecken.
Die Rinde ist anfangs dunkelgrau und
glatt, doch schon früh felderartig zerbrechend, die Felder später an den Rändern
aufbiegend und abspringend,
und an der Koppenburgstraße.
Die Blüten sind gelblich, in 6 – 12 cm
langen, hängenden Rispen angeordnet
und ziemlich locker aussehend. Sie erscheinen nach dem Laub.
Die Blütezeit ist Mitte April.
Der Artname pseudoplatanus weist auf
die Ähnlichkeit des Blattes mit dem der
Platane hin. Wegen dieser Ähnlichkeit
ersetzt man in Oberhausen Platanen
gern durch Ahorne.
an alten Bäumen rosabraun und dann
grob abschuppend.
Die Früchte stehen paarig in kurzgestielten Büscheln, sind grün, oft gerötet, an
manchen alten Bäumen sogar intensiv
rot. Die Flügel der Früchte sind fast
rechtwinklig gespreizt, 3,5 – 5 cm lang.
Sie werden in Propellerart vom Wind
verbreitet.
Die Blätter stehen gegenständig, sind in
der Größe sehr veränderlich, bis zu 18 x
26 cm, rundlich, 5lappig, die Lappen zu
einem bis zwei Dritteln der Spreite eingeschnitten, lang zugespitzt und sehr
grob und ungleich gezähnt.
Oberseitig ist das Blatt dunkelgrün und
etwas glänzend, die Unterseite ist heller
und mehr graugrün.
Der Stiel ist bis 15 cm lang.
Die Krone ist im Freistand stattlich, hoch
gewölbt, oft breiter als hoch mit massiven unteren Ästen. Der Baum kann bis
zu 35 m hoch werden.
- 17 -
Der Bergahorn kann 400 – 500 Jahre alt
werden.
Sein helles, festes Holz verwendet man
als Drechsler- und Furnierholz, vor allem
aber zum Bau von Musikinstrumenten.
Oft sind Wirtshaustische aus Bergahorn.
Text und Bilder: Heinrich J. Bahne
Ausgabe – Dezember / 2009
Kickenberg
Der Osterfelder Wochenmarkt
"Op dem Maat, op dem Maat, ston de
Buure, un die Lück und die Lück sin am
luure …"
So heißt es in einem Lied der Gruppe De
Räuber aus Köln und so wird es auch am
29. Mai des Jahres 1877 gewesen sein,
als der Wochenmarkt auf dem heutigen
Marktplatz eingerichtet wurde. Von Nah
und Fern kamen die Bauern mit ihren
Pferdekarren und ihren Erzeugnissen.
Leider haben sich die Bauern weitgehend
zurückgezogen und verkaufen ihre Waren lieber in ihren Hofläden.
Einer ist allerdings geblieben: Die Familie
Sackers aus Wesel-Büderich kommt seit
nunmehr einhundert Jahren nach Osterfeld.
Wie es vor einhundert Jahren auf dem
Osterfelder Markt aussah, zeigt ein Bild
von 1910. Man erkennt im Hintergrund
noch den alten Friedhof und den
Steigerturm mit Spritzenhaus und Gefängnis, der 1898 errichtet wurde.
Auf dem Marktplatz in Trier steht ein
Marktkreuz aus dem Jahre 958, ebenfalls
Weltkulturerbe.
Und am Rathaus zu Purbach am Neusiedler See in Österreich hängt ein Arm
mit einem erhobenen Schwert (ohne
Bild).
Doch zurück zum Osterfelder Markt:
Eine vor kurzem ausgegebene Tragetasche verspricht Qualität und Frische auf
unseren Wochenmärkten:
Es hatte schon vorher Märkte in Osterfeld gegeben, nämlich einen Maimarkt
und einen Herbstmarkt. Letzterer wurde
1827 an Bottrop abgetreten. Ohne
Gegenleistung?
Ersterer wurde am 14. November 1844
ebenfalls an Bottrop abgetreten. Diesmal
allerdings unter der Bedingung, mit 50%
am Standgeld beteiligt zu werden.
Märkte gab es bereits im Mittelalter.
Damals jedoch musste einer Stadt die
Befugnis, einen neuen Markt anzulegen,
vom König verliehen werden.
Dazu gehörte auch die Ausübung des auf
dem Markt geltenden Rechts. Als Zeichen des Privilegs, Märkte abzuhalten zu
dürfen, präsentierten die Städte verschiedene Symbole:
So stellte Bremen den Roland auf, der
heute mit dem Rathaus zusammen ein
Weltkulturerbe ist.
Das trifft für Alt-Oberhausen, Sterkrade,
Holten und Schmachtendorf sicherlich zu.
Aber für Osterfeld?
Hermann Sackers, der heutige Hofbesitzer, begleitete seine Mutter schon im
Alter von 18 Jahren. Auf dem Osterfelder
Markt steht er nun schon seit 32 Jahren.
Er bearbeitet nach wie vor 100 ha Land
und verkauft auch eigene Erzeugnisse.
Hier gleicht der Markt eher einem Basar.
Die Mehrzahl der Stände bietet Klamotten an. Qualität lässt sich kaum noch an
den Mann/die Frau bringen.
Da trauert man den alten Zeiten nach.
Hier ein Bild von 1955:
Neuerdings hat er seinen Stand modernisiert. Mit dem aufklappbaren Marktwagen geht der Aufbau wesentlich schneller.
Ausgabe – Dezember/ 2009
Heinrich J. Bahne
- 18 -
Kickenberg
Bäckerei/Kolonialwarenhandlung Heinrich Droll
Unweit der Arbeitersiedlung Eisenheim
ließ Friedrich Kusenberg im Jahr 1898
das Haus Fahnhorststraße 24 mitsamt
einer angegliederten Bäckerei erbauen.
Im Jahr 1906 übernahm Heinrich Droll
das Haus und führte die Bäckerei unter
eigenem Namen fort. Aus der im selben
Jahr eingerichteten Kolonialwarenhandlung entwickelte sich bis heute ein Lebensmittelgeschäft, das als Familienbetrieb in der dritten Generation durch
Heiner Droll fortgeführt wird. Die Bäckerei Droll bestand bis ins Jahr 1980.
Im Jahr 1919 wurde der Bäckermeister
Heinrich Droll der erste Obermeister der
neu gegründeten Innung für Bäcker und
Konditoren in Osterfeld. In diesem Amt
blieb er bis 1929.
Bis 1925 gab es in der Backstube eine
Teigmischmaschine, die – über ein Stangen- und Zahnradgetriebe – von einem
Pferd angetrieben wurde, welches im Hof
im Kreis trottete. Diese Teigmaschine
hatte ein Fassungsvermögen von 5 Zentnern. Dann wurde eine Teigmischmaschine mit Elektromotor angeschafft. Der
Motor trieb über zwei Transmissionsriemen auch andere Maschinen an.
Für die Auslieferungs- und Verkaufsfahrten besaß die Bäckerei Droll von 1906
bis 1938 zwei geschlossene Pferdewagen
und einen offenen Flachwagen, dazu 2
Pferde, die ihre Stallung im Hof Fahnhorststraße 24 hatten. Pferdepfleger und
Auslieferungsgehilfe war Friedrich Neuhaus (geb. 1. Juli 1914). Im Jahr 1938
stellte man auf motorisierte Auslieferung
um und kaufte einen Opel-Olympia.
Die Pferdekastenwagen der Bäckerei
Droll wurden von der Osterfelder Wagenfabrik Heinrich Hüsken, Michelstraße 2,
angefertigt. Das Mehl zum Backen lieferte die Osterfelder Futtermittelhandlung
Wilhelm Hesse, Rothebuschstraße 49.
Die Verkaufsfahrten gingen über die
Siedlungen Eisenheim und Stemmersberg bis hinauf nach Klosterhardt. Zeitweise wurden dort auch Kunden nördlich
der Dorstener Straße beliefert, was aber
wenig einbrachte und bald wieder eingestellt wurde, da dieses Gebiet vor dem
Zweiten Weltkrieg nur dünn besiedelt
war. Auch Osterfeld-Mitte und die Siedlung für leitende GHH-Angestellte am
Grafenbusch wurden beliefert. Zu den
Kunden am Grafenbusch zählte damals
auch der Generaldirektor der Gutehoffnungshütte, Paul Reusch.
Die Kolonialwarenhandlung Droll verAusgabe – Dezember / 2009
Brotverkauf im Jahre 1932: Johann Droll (rechts), Friedrich Neuhaus (links) und Pferd "Fritz"
vor dem Haus Baustraße Nr. 31 in Osterfeld. In zeitloser Schönheit spiegelt diese Aufnahme
wenig von der wirtschaftlichen und sozialen Misere, der politischen und nationalen Krise, die
seinerzeit Deutschland beherrschte, wider.
kaufte vor dem 2. Weltkrieg auch Petroleum, Hühnerfutter (Droll war Mitglied im
Geflügelzuchtverein Osterfeld-Heide) und
Schweinefuttermehl für die Schweine in
den Stallungen der Kolonie Eisenheim.
Heinrich Droll starb im Jahr 1944, die
Bäckerei führte er noch bis 1941. Von
1941 bis 1946 lag die Geschäftsführung
in den Händen seiner Frau Toni. Im Jahr
1943 wurde die Backstube, welche sich
im Hinterhof befand, durch Bombentreffer schwer beschädigt, so dass man bis
1947 bei den Bäckereien Backenecker,
Welschestraße 3, und Neerfeld, Sterkrader Straße 203, mitbacken ließ. Dafür
halfen Familienmitglieder und angestellte
Nachbarn der Drolls bei den genannten
Bäckereien mit aus.
Bäckermeister Walter Neerfeld war als
NSDAP-Parteigenosse von 1934 bis 1941
der erste Obermeister der – nach Auflösung der Zwangsinnungen – 1934 als
Pflichtinnung zusammengelegten Bäckerinnungen von Sterkrade, Osterfeld und
Alt-Oberhausen.
1946/47, nach seinem Kriegseinsatz in
Norwegen, übernahm der älteste Sohn,
Johann Droll (geb. 24. Juni 1912; gest.
5. Juni 2000) die Leitung der Bäckerei
und führte den Betrieb bis zur Geschäftsaufgabe im Jahr 1980 fort. Sein Bruder
Werner lenkte derweil die Geschicke des
Lebensmittelgeschäftes.
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren insbesondere die Babcock-Werke mit ihren
-20-
3 Kantinen, städtische Einrichtungen, wie
das Louise-Schroeder-Heim und das
Waisenhaus in Osterfeld Hauptkunden.
Allein die Babcock-Kantinen bestellten
täglich bis zu 2000 Brötchen bei Droll,
dessen Schwester Wilhelmine dort Kantinenleiterin war. Wilhelmines Ehemann
sowie Heiner, Sohn des Werner Droll,
waren ebenfalls Angestellte bei Babcock.
Die Bäckerei Droll beschäftigte stets 5
bis 7 Bäckergesellen und Hilfskräfte.
Zuletzt wurden täglich 2500 – 3000
Brötchen gebacken. Bei den städtischen
Abnehmern gab es die Schwierigkeit,
dass in einem festgelegten Turnus von je
3 Monaten die anliefernden Bäcker
wechseln mussten. Dieses Verfahren
führte bei der Bäckerei Droll zu starken
Auslastungsschwankungen,
die
sich
negativ auf die Personalpolitik des Betriebes auswirkten. Es wurde noch ein
zweites Auslieferungsfahrzeug gekauft,
und zwar von der Lebensmittelgroßhandlung Stottrop (Gesto) bei deren Geschäftsaufgabe 1980.
Bäckereien in Osterfeld (1934/35):
Anton Allermann, Heinrich Backenecker,
Theodor Brinkert, Franz Brinkmann,
Josef Broß, Heinrich Droll, Ewald Fürbach, Wilhelm Großeschmidt, Heinrich
Keuschen, Franz Klein, Heinrich Koester,
Johann Langenbusch, Bernhard Lattenkamp, Walter Neerfeld, Wilhelm Ronde,
Wilhelm Stappert, Alfons Streuff, Franz
Voget, Josef Weber, Josef Wischermann.
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Kickenberg
MGV "Eintracht 1875" Osterfeld wird 135 Jahre alt
Ein großer Männergesangverein blickt auf eine lange Tradition zurück.
Als es auch in Osterfeld an der Zeit war,
einen Männergesangverein zu gründen,
vollzogen am 12. August 1875 im Gasthaus Fischedick (später Bernhard Paus)
auf der Bottroper Straße / Ecke Vestische
Straße Johann Jansen (1. Vorsitzender),
Kaspar Berghoff (Stellvertreter), Heinrich
Buttenbruch (Kassierer) sowie Theo
Buttenbruch, Wilhelm Mangelmann, Peter
Schmitz, Theodor Hüsken, Theodor Hakkenbruch, Johann Schneider, Eduard
Lankers, Johann Fischedick, Bernhard
Maas und Johann Dorsen diesen Schritt
und gründeten den MGV "Fortuna" Osterfeld. Die Versammlung bestimmte das
Gründungslokal zum Vereinsheim und
den Samstag zum Probenabend. Sie
setzte gleichzeitig den monatlichen Beitrag auf 50 Pfennig fest.
Das 2. Haus von links war
das Lokal Fischedick.
Für ein monatliches Honorar von drei
Talern (9 Mark) war Lehrer Küppers bereit, den Chor musikalisch zu leiten. Als
erstes Lied studierte er das "Bundeslied"
von Wolfgang A. Mozart ein.
Da zu der Zeit ein Verein ohne Vereinsfahne undenkbar war, konnte durch die
Opferfreudigkeit seiner Sänger der neue
Vorsitzende Kaspar Berghoff schon im
Jahre 1876 die Fahnenweihe vollziehen.
Für das 47 Taler teure Prachtstück mit
dem Motto: "Dem Wahren, Guten und
Schönen, soll unser Lied ertönen" spendete jeder Sänger einen, der Vereinswirt
fünfzehn Taler. Mit der Fahnenweihe
veranstaltete der junge Verein auch sein
erstes Konzert.
1878 wurde die Vereinsfahne angeschafft.
Ausgabe – Dezember / 2009
1878 übernahm Schulvikar Wilhelm
Kuypers die musikalische Leitung des
Chores und übte sie 14 Jahre lang aus.
Im selben Jahr änderte der Verein seinen
Namen: er nannte sich nun MGV "Eintracht" Osterfeld.
Willi Düster
Das Vereinslogo
Zu seinem 25. Jubiläum organisierte der
auf mittlerweile 40 Sänger angewachsene
Chor im August 1900 einen Sängerwettbewerb im Saalbau Kalveram (später
Rininsland auf der Gildenstraße).
Im Laufe der Jahre wechselten im Verein
Vorstände, Chorleiter und auch Sänger.
Hervorzuheben sind die Vorsitzenden
Kaspar Berghoff (1875–1883), Eduard
Lankers (1883–1896), Anton Engels
(1896–1898), Joh. Welbers (1898–1907)
und Peter Keltenich (1907–1910).
In der Mitgliederversammlung am 20. August 1910 wählten die Teilnehmer im
neuen Vereinslokal Husemann (gegenüber der Pankratiuskirche) junge Kräfte in
den Vorstand. Wilhelm Perdekamp übernahm den Vorsitz (1910–1923) und Fritz
Kalthoff das Amt des Stellvertreters. Die
gute und enge Zusammenarbeit mit dem
Dirigenten Conzen ließ den Besuch der
Konzerte ständig anwachsen und sie zu
Höhepunkten des musikalisch-gesellschaftlichen Lebens in Osterfeld werden.
Mit dem weiteren Ausbau des Bergbaues,
der Eisenindustrie und der Eisenbahn
wuchs die Bevölkerung der Gemeinde
Osterfeld von 3 000 Einwohnern im Jahre
1875 auf über 27 000 Einwohner im Jahre 1912 an. Leider wurde die Aufwärtsentwicklung durch den Ausbruch des
Ersten Weltkrieges (1914–1918) jäh
unterbrochen. Zahlreiche Sänger wurden
einberufen und nur wenige blieben zurück in der Heimat. Diese kleine Schar
hielt aber unter der Leitung von Josef
Rasch treu zusammen und veranstaltete
zugunsten
der
Kriegshinterbliebenen
Wohltätigkeitskonzerte, sang in Lazaretten und hielt steten Kontakt zu den Sängern an der Front.
Nach der Generalversammlung im April
1924 gestaltete sich unter Leitung des
Vorsitzenden Fritz Kalthoff (1923–1952)
sowie dem Dirigat des Krefelder Musikdirektors Willi Düster eine erfolgreiche Ära,
die mehrere Jahrzehnte anhielt und die
"Eintracht" mit ihren mittlerweile 110
Sängern weit über die Grenzen der Region bekannt machte.
- 22 -
Fritz Kalthoff
Im September 1925 konnte der als neuer
Protektor gewonnene Oberbürgermeister
Johannes Kellinghaus zum 50-jährigen
Bestehen des Chores zahlreiche Gäste im
Saalbau Husemann begrüßen. Nach Ende
des Jubiläumskonzertes bewegte sich ein
großer Fackelzug durch die Osterfelder
Straßen zum Marktplatz. Am nächsten
Tag beendete ein großer Festball im
"Waldhof" (heute Revierpark Vonderort)
dieses großartige Jubiläums- und Bürgerfest.
Damals wie heute wurden auch gerne
Kontakte zu benachbarten Chören gepflegt, so auch zum 60-jährigen Bestehen
des Sängerbundes GHH Sterkrade im
September 1928. Auch 1929 sollte ein
interessantes Jahr werden. Im August
wurden die Städte Oberhausen, Sterkrade
und Osterfeld zur Stadt Groß-Oberhausen
vereinigt und einen Monat später wechselte der MGV "Eintracht" vom Westfälischen zum Rheinischen Sängerbund.
Konzerte fanden während des 2. Weltkrieges vor allem in den Jahren 1941 bis
1944 statt, bis Luftangriffe die Konzertabläufe immer mehr störten. Etwa 35 Sänger wurden während des Krieges einberufen, von denen 18 Sänger nicht mehr
zurückkehrten. Durch die Zerstörung der
drei großen Osterfelder Konzertsäle Husemann, Rininsland und im Kettelerhaus
fanden die Konzerte von Oktober 1945
bis 1948 im Klosterhardter Saalbau Wischermann statt.
Beim 75-jährigen Bestehen der "Eintracht" konnte der Chor am 23. September 1950 zur Überraschung aller Besucher
für sein Jubiläumskonzert 619 Sänger und
Sängerinnen aufbieten, überwiegend aus
Kirchenchören unserer Stadt.
Schon ein Tag später stand der Chor
wieder parat, als bei einem weiteren
gemeinsamen Konzert mit dem MGV
Ossian, dem MGV Cäcilia Sterkrade, dem
Sängerbund GHH Sterkrade, dem Männerquartett Bottrop und dem MGV Frohsinn aus Mülheim über 635 Sänger mitwirkten.
Kickenberg
Der "Eintracht"-Chor 1975
Auf der Jahreshauptversammlung 1952
entsprachen die Mitglieder dem Wunsch
des Vorsitzenden Fritz Kalthoff, nach
29 Jahren sein Amt in jüngere Hände zu
legen, und wählten als Nachfolger Josef
Nitka (1952–1962). Anstelle des ein Jahr
vorher verstorbenen, über 27 Jahre tätigen und besonders beliebten Chorleiters
Willi Düster wurde der bekannte Komponist und Musikdirektor Hans Heinrich aus
Krefeld verpflichtet, der wiederum im
Jahre 1955 von Karl-Heinz Wolters aus
Homberg abgelöst wurde.
Am 24. April 1966 erlitt die "Eintracht"
durch den Tod von Fritz Kalthoff einen
schmerzlichen Verlust, denn über 57 Jahre
war er mit seiner wohlklingenden und
kräftigen Tenorstimme wesentlich am
Erfolg der Tenorgruppe beteiligt und überzeugte ebenso über 29 Jahre lang mit
seiner entgegenkommenden Art als vorbildlicher Vorsitzender.
Es ist gar keine Seltenheit, dass Väter und
Söhne gleichzeitig einem Männerchor
angehören. Aber es dürfte wohl einmalig
sein, dass Vater Johann Brotz und seine
fünf Söhne Hermann, Heinrich, Fritz, Hans
und Anton zur selben Zeit im "Eintracht"Chor sangen.
Auch in Erinnerung bleibt der stadtbekannte Hermann Hollmann, der nicht nur
64 Jahre Sängermitglied war, sondern
großzügig helfend zur Verfügung stand,
wenn Kollegen in Not waren.
Auf 62 Jahre Mitgliedschaft konnte Ehrenbeirat Schorsch Kerschlin, ein "Trommler
für den Gesang", zurückblicken, der mit
seiner rheinischen Fröhlichkeit stets ein
Freund aller Sänger war.
Stellvertretend für eine langjährige Mitgliedschaft seien auch einmal Sänger wie
Rudolf Welbers, Karl Zug, Jak Huwer,
Rudolf Goeckler, Josef Müller, Fritz Pamp
und Willi Miera genannt.
Im April 1975 feierte der MGV "Eintracht"
mit mehr als 85 Sängern sein 100-jähriges
Bestehen. In der Stadthalle Oberhausen
überreichte NRW-Kultusminister Jürgen
Girgensohn die Carl-Friedrich-Zelter-Plakette für langjährige Pflege der Chormusik
sowie der Förderung des kulturellen Lebens.
Sängerfahrt 1926 nach Münster …
… und 80 Jahre später 2007 nach Hameln.
Josef Wendholt
sang an die Künstler" von Mendelsson-Bartholdy, die "Allmacht"
von Schubert sowie der Schlusschor aus "Rinaldo" von Brahms.
Am 12. März 1977 wurde der fast 11
Jahre für einen erfreulichen Aufschwung
sorgende musikalischer Leiter des MGV
"Eintracht" und zugleich geachtete
"Freund der Sänger", Josef Wendholt, auf
eigenen Wunsch verabschiedet. Die anschließende Verpflichtung des musikalischen Leiters der städtischen Bühnen
Oberhausen, Peter Pflüger, als neuen
Dirigenten wirkte sich stark auf das Repertoire des Chores aus. Auftritte mit
Opernchören und die Beteiligung an Musicals im Zusammenwirken mit Symphonieorchestern im Stadttheater standen im
Fokus der Öffentlichkeit, waren aber
aufgrund neuer Aufgaben Peter Pflügers
auf fünf Jahre begrenzt.
Vieles wurde auch möglich gemacht
durch die Protektoren des Vereins, Oberbürgermeister
Johannes
Kellinghaus
(1925–1956), den Bauunternehmer Heinrich Grünewald (1962–1972) und dessen
Sohn Dirk Grünewald.
In der Jahreshauptversammlung 1982
war ein Wechsel in der Vereinsführung
angesagt, Helmut Schulte gab nach neun
Jahren als 2. Vorsitzender und 20 Jahren
als 1. Vorsitzender (1962–1982) sein Amt
ab. Geehrt wurde er als erster Oberhausener mit der Verdienstmedaille des Sängerbundes NRW für seine langjährige
Vorstandstätigkeit.
Zu seinem Nachfolger wurde Franz-Gerd
Lanfermann gewählt. Neu verpflichtet
wurde der 27-jährige Musikdirektor Karl
Hammans, der als Chorleiter und Kirchenmusiker sowie mit seinem niederrheinischen Temperament Sänger wie
Publikum schnell erreichte. Nach neun
großartigen und sehr erfolgreichen Jahren mit Karl Hammans trennten sich 1991
die Wege.
Helmut Schulte
Klauspeter Rechenbach
Karl Hammans
Franz-Gerd Lanfermann
Am 21. September 1975 fand ein Freundschaftssingen mit befreundeten Chören in
der Mehrzweckhalle der Gesamtschule
Osterfeld statt und im Oktober folgte ein
großes Jubiläums-Festkonzert mit dem
Sinfonieorchester Recklinghausen unter
Leitung von Chordirektor ADC Josef
Wendholt. Beispielgebend für die Leistungsfähigkeit des Chores waren unter
anderem seine Gesangsvorträge "Festge-
- 23 -
Reinhard Stopa
Das Chorleben ging weiter, denn der
langjährige
Vize-Chorleiter
Theodor
Croonenberg dirigierte den Chor bis zur
Verpflichtung von Klauspeter Rechenbach
Ende August 1991. Hier setzt Klauspeter
Rechenbach die Tradition seiner Vorgänger fort.
Die vorwiegend in der Mehrzweckhalle
der Gesamtschule Osterfeld ausgerichteten Konzerte boten dem Osterfelder Publikum alles, was man sich wünschen
konnte.
Ausgabe – Dezember / 2009
Kickenberg
Der MGV "Eintracht" Osterfeld im Jahre 2000
Im Jahre 2002 wurde Reinhard Stopa als
Nachfolger von Franz-Gerd Lanfermann
(1982–2001) gewählt. Die Übernahme
des Vorsitzes in dieser Zeit verdient besonderen Respekt, weil der Chor mit
Nachwuchsproblemen zu kämpfen hatte.
Mit viel Geschick und Energie führt Reinhard Stopa den Vorsitz im achten Jahr,
unterstützt von Fritz Appenzeller (Stellvertreter) und Josef Müller (Schriftführer).
Das gesellschaftliche Leben der "Eintracht" war jetzt auch von der Bereitschaft der Sänger geprägt, sich neben
ihren konzertanten Aufgaben auch mit
Auftritten als Laienkünstler zu präsentieren. Hier glänzten unter anderen mit
Soloauftritten Albert Michalowitz, Bruno
Dinse,
Heinrich
Schade,
Klaus
Krusenbaum, Richard Mellwig, Johannes
Weinberg, Dieter Lange, Julius Kosmac
und Josef Broß. Für Wortbeiträge und
musikalische Begleitung standen Sängerkollegen wie Hans Bittscheid, Heinz
Krampe, Kurt Steinbrecher, Helmut Schulte, Franz-Gerd Lanfermann, Manfred
Merten, Theodor Croonenberg und HeinzGerd Kathage bereit und in der humoristischen Abteilung setzten vor allem Fritz
Broich, Heinz Kathage und Heinz Lutter
die Lachmuskeln in Bewegung.
Der MGV "Eintracht" erlebte seit dem
Gründungsjahr 1875 wechselvolle Zeiten,
konnte jedoch Menschen, die aktiv als
Sänger oder als Zuhörer Entspannung
suchten, Tausende schöner Stunden
bescheren.
Ausgabe – Dezember / 2009
Ebenfalls lieferten in der langen Vereinsgeschichte verschiedene Reiseziele stets
weitere Höhepunkte.
Beim Vergleich und Wettstreit auf musikalischer Ebene entwickelten sich zum
Beispiel in Bückeburg, Vlotho und Lemgo
nachhaltige Chorfreundschaften. Neben
klassischen Konzertreisen nach Wien
(Sängerbundesfest 1928), Berlin, Chorfestival in Prag 1989 (Bronzemedaille in
der Kategorie "Große Männerchöre"),
Budapest 1993 (Gemeinschaftskonzert
mit dem berühmten Bela-Bartok-Chor)
oder an die Cote d´Azur, dienen weitere
Reisen mit kleinen Auftritten vor allem
der Gemeinschaftspflege. Beliebt sind
auch Sängerfahrten, an denen passive
Mitglieder, Frauen und Freunde des Chores teilnehmen.
Im Rahmen des kleinen Jubiläums (110
Jahre) beschloss der Verein 1985 die
Anschaffung einer einheitlichen Chorkleidung. Man zeigte viel Mut zur Farbe und
wählte mit Mehrheit ein kräftiges "Weinrot".
Interessant ist vielleicht auch noch einmal
der Rückblick auf die Vereins- und Probestätten des MGV "Eintracht": 1875–1898:
Gasthaus Fischedick (später Paus), 1898–
1902: Gaststätte Trendelkamp (später
Klapheck), 1903–1957: Hotel-Restaurant
Husemann, 1958–1965: Restaurant Innungshaus, 1965–1988: Gaststätte Haus
Bagh,
1989–2008:
Hotel-Restaurant
Volksgarten und ab 2008 Haus Koopmann.
- 24 -
Immer häufiger verzeichnen Vereine
jeglicher Art Nachwuchsprobleme, so
auch die Männerchöre. Dabei ist es doch
von großem Wert, in einer Chorgemeinschaft mit der eigenen Stimme ein Erlebnis des Musizierens erfahren zu können
und dabei als Ausgleich für den Stress
des Alltags "die Seele baumeln zu lassen".
Zahlreiche Osterfelder warten schon mit
Spannung auf das Weihnachtskonzert am
20. Dezember in der St. PankratiusKirche, wo wieder wie im Vorjahr stimmungsvolle Weihnachtsmelodien zu hören
sein werden.
Wenn Sie auf der Suche nach einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung vor der Wahl
stehen, geben Sie dem Männergesangverein "Eintracht 1875" OberhausenOsterfeld "Ihre Stimme".
Kontaktadressen sind:
Reinhard Stopa, Spessartstraße 11,
46119 Oberhausen, Tel. 60 12 68,
e-Mail: [email protected].
Sie können natürlich auch freitags um
20.00 Uhr zum "Reinschnüffeln" in das
Eisenheimer Probelokal Haus Koopmann
auf der Kniestraße 27 kommen.
Günter Lohmar
Franz-Gerd Lanfermann
Kickenberg
Kunst und Künstler in Osterfeld
11. Das Taufbecken in St. Pankratius
1.
2.
3.
Das Taufbecken ist nachgemessen
0,92 m hoch.
Da es romanischen Ursprungs ist,
muss es aus der ersten Hälfte des
13. Jahrhunderts stammen.
Das Material ist weder Sandstein
noch Granit, sondern Grauwacke
und dürfte aus dem Rheintal stammen.
Wie könnte der Taufstein ursprünglich
ausgesehen haben? Dazu müssen wir
Taufsteine aus derselben Entstehungszeit heranziehen. Hierzu zwei Beispiele:
1.
Das Taufbecken von Oberbreisig,
frühromanisch aus Basaltlava
Vom
alten
Taufstein
der
St.
Pankratiuskirche gibt es widersprüchliche
Beschreibungen.
Im Band 39 der Reihe Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen von 1929
finden wir neben einer Zeichnung (s. u.)
folgendes:
"Taufstein,
14.
Jahrhundert,
von
Sandstein, 1,02 m hoch. Achteckiges
Becken auf runder Säulentrommel, die
ursprünglich von acht Diensten umgeben
war. (Der Taufstein ist verlorengegangen.)"
Dass die letztere Behauptung nicht
stimmt, zeigt das obige Bild.
1731 war eine bronzene Wasserschale
mit einem Durchmesser von 76,5 cm
eingesetzt worden.
Auf ihrem Rand steht:
1731. A. SCHMTS.PAS(TOR).
I.STARP.K(IRCH).M(EISTER):
2.
Das Taufbecken von Meinerzhagen,
von 1220, aus Syenit
Augustinus Schmitz war vom 31. August
1730 bis zum 2. Mai 1737 Pastor an der
Kirche St. Pankratius.
I. Starp war zu der Zeit Kirchmeister und
hat wohl die Schale geschenkt.
Bei dem Abriss der alten Kirche 1895
muss der romanische Taufstein in die
neue Kirche überführt und überarbeitet
worden sein.
Derselbe Text mit derselben Zeichnung
befindet sich unter der Überschrift "Romanischer Taufstein" auch in dem Buch
"Kirche in Oberhausen“, Band V.
In der Reihe "Die Denkmäler des Rheinlandes", Band Oberhausen, schreibt
Roland Günter:
"Taufstein, Granit, Höhe 92 cm. Wohl
13. Jahrhundert, völlig abgearbeitet.
Achteckige, oben abgerundete Fußplatte.
Die achteckige Bütte auf kurzer Säulentrommel, welche ursprünglich acht
Dienste umgaben.“
Was stimmt denn nun?
Ausgabe – Dezember / 2009
Der alte Taufstein war 1967 erneut
überarbeitet und aus der dunklen Taufkapelle im Turm ins helle Licht am Kirchenhaupteingang gerückt worden, wo
er als Weihwasserbecken diente.
Für Taufen benutzte man ein neugotisches Taufbecken, das mittlerweile verschwunden ist.
Als der alte Taufstein wegen der Erweiterung der Orgelbühne im Wege stand,
genau dort steht die Säule der Empore,
ließ Propst Wehling ihn 1973 an seinen
heutigen Standort übertragen, wodurch
eine neue Taufkapelle im Nebenchor
entstand, die noch 1963 vom Generalvikariat Essen abgelehnt worden war.
Gleichzeitig ließ er einen neuen Deckel
für das Taufbecken anfertigen.
Übrigens bezeichnet die Achtzahl den
achten Schöpfungstag, d.h. die mit der
Auferstehung Christi beginnende neue
Schöpfung, in die der Täufling durch das
Taufbad hineingenommen wird.
Text und Bilder: H. J. Bahne
- 26 -
Kickenberg
Vor 40 Jahren
Gründung der Städtischen Gesamtschule Osterfeld
Ehemalige Pankratiusschule von der Südseite
Viele Jahre hatten die Osterfelder Bürger
beklagt, dass ihr Stadtteil kein Gymnasium besaß. Bei der Eingemeindung nach
Oberhausen 1929 war die Einrichtung
eines solchen vertraglich festgelegt worden. Das wurde 40 Jahre nicht eingelöst.
Erst am 24. Juni 1968 beschloss der Rat
der Stadt Oberhausen einstimmig, in
Osterfeld statt eines 6. Gymnasiums für
Oberhausen, eine Gesamtschule mit
einer Gymnasialen Oberstufe einzurichten. Beide Ratsfraktionen, die CDU mit
ihrem
Sprecher
Oberstudiendirektor
Siegfried Hebel und die SPD mit ihrem
Sprecher Helmut Kopka gaben dem
Vorhaben ihre "freudige Zustimmung".
Turnhallen und Stadtbücherei vor dem Abriss
che Bewerber abgewiesen werden. Man
hatte achtzügig beginnen wollen, doch
es standen nur sieben Klassenräume zur
Verfügung.
Zunächst nutzte man die Räume der
Pankratiusschule. Die Schüler des Schulbezirks
Hauptschule
Osterfeld-Mitte
wurden zwei anderen Schulen zugeteilt.
Damit hörte die Pankratiusschule formell
als selbständige Schule auf zu bestehen.
Sie war die Mutterschule aller katholischen Schulen in Osterfeld. Das Gebäude
war als Neubau, nach der Kriegszerstörung des alten von 1910, am 30. Mai
1956 übergeben worden.
Das Experiment Gesamtschule, das
Hauptschule, Realschule und Gymnasium
vereinen sollte, wurde gleichzeitig in
sechs weiteren Städten in NRW gewagt.
Es war der Versuch, neue Fakten zu
sammeln, neue Methoden zu erproben
und einen sachlich fundierten Beitrag zur
allgemeinen Schuldiskussion zu liefern.
Man wollte Chancengleichheit gewährleisten, jeden Schüler individuell fördern
und eine frühe Auslese verhindern.
Diese Schule nahm am 25. August 1969
mit sieben 5. Klassen und 262 Schülerinnen und Schülern ihre Arbeit auf.
157 Kinder wurden von der Hauptschule
Osterfeld-Mitte übernommen und 105
Kinder resultierten aus freiwilligen Anmeldungen. Die Wochenstundenzahl
betrug 33.
Um die von der Landesregierung vorgegebene Klassenstärke von 35 möglichst
nicht zu überschreiten, mussten zahlrei-
drei Gymnasiallehrer, drei Realschullehrer und fünf Hauptschullehrer (das entsprach in etwa der Vorgabe der Landesregierung: 30% Gymnasiallehrer, 30%
Realschullehrer und 40% Hauptschullehrer):
Heinrich Bahne, Marlene Graß, Ima
Groß, Elisabeth Hagemeyer, Heinrich
Henkel, Hans Henneken, Dietrich Kleibaum, Knud Kleinert, Rainer Rübenhagen, Birgitt Ruhkamp und Rolf Tümmers.
Neue Lehrpläne für die Gesamtschule
gab es noch nicht, so musste zunächst
improvisiert werden. Fachräume standen
nicht zur Verfügung. Doch der Enthusiasmus des jungen Kollegiums war
groß.
In der Mathematik wurde die Mengenlehre angewandt. Im Englischunterricht
wurde Plumpudding gekocht und Halloween gefeiert. Kurz, man wollte die Welt
verändern.
Privat trafen sich die jungen Kollegen
immer wieder zum geselligen Beisammensein und förderten so den Zusammenhalt und das Schulklima.
Im Gebäude der ehemaligen Pankratiusschule
nahm die Gesamtschule den Lehrbetrieb auf.
Es begannen zunächst dreizehn Pädagogen:
Als Leiter der Gesamtschule Osterfeld,
die als erster Gesamtschulversuch im
Rheinland ihren Betrieb aufnahm, wurde
OStD Siegfried Hebel bestimmt, als stellvertretender Schulleiter und Stufenleiter
setzte der Rat Hauptschulrektor Otto
Stumpf ein.
Lehrer der ersten Stunde, die freiwillig
gekommen waren, weil sie sich alle für
die neue Schulform interessierten, waren
- 27 -
Die weitere Planung sah vor, die Theodor-Heuss-Realschule in den Gesamtschulbereich mit einzubeziehen und
zwischen dieser und der ehemaligen
Pankratiusschule statt der Turnhallen ein
neues Gebäude zu errichten, damit die
neue Schule für 2000 Schüler ausreichend Platz bekäme. Da das aber nicht
so schnell zu verwirklichen war, plante
man zunächst Pavillons aufzustellen, um
ausreichend Klassenräume und auch
Fachräume zur Verfügung zu haben.
Text und Bilder Heinrich J. Bahne
Ausgabe – Dezember / 2009
Kickenberg
Der Osterfelder Bürgerring besuchte
Freiburg und das Elsaß
Die Firmen Ostendorf und Krein arbeiteten bei der Planung und Durchführung der Reise zusammen.
Die Reisegruppe im Europaparlament
Die Stadtführung in Freiburg
Stadtführung in Straßburg mit dem Boot
Das Parlamentsgebäude
Die Barockkirche in Ebersmunster
Das Portal des Freiburger Münsters
Am Donnerstag, dem 15. Oktober 2009,
verließ der Bus mit "Berni" hinter dem
Lenkrad und 41 Mitgliedern und Freunden
des Bürgerrings an Bord Oberhausen in
Richtung Freiburg im Breisgau. Ohne
Probleme erreichten wir, eine Stunde
früher als geplant, um 14 Uhr unser Ziel,
das Hotel "Stadt Freiburg".
Nach einem Begrüßungstrunk im "Roten
Bären", dem ältesten Gasthaus Deutschlands, zeigte uns ein Stadtführer auf
einem Rundgang die Schönheiten der
Freiburger Altstadt. Das gemeinsame
Abendessen wurde im Hotel Oberkirch
serviert.
Straßburgs Sehenswürdigkeiten konnten
wir am nächsten Tag vom Boot aus genießen. Am Nachmittag stand ein Besuch
des Europaparlaments auf dem Programm. Bevor wir das vom Feinsten
eingerichtete Gebäude betreten durften,
mußten wir wie auf einem Flughafen
einen umfangreichen Sicherheitscheck
über uns ergehen lassen, bei dem selbst
ein kleines Taschenmesser beanstandet
wurde. Während der Führung machte uns
Frau Mathieu, eine Mitarbeiterin des
Abgeordneten Herbert Reul, mit dem
Arbeitsablauf im Parlament bekannt.
Anschließend besichtigten wir das Münster mit der bekannten astronomischen
Uhr.
Die Fahrt ins Elsaß begann am Samstag
mit einem Konzert auf der SilbermannOrgel aus dem Jahre 1732 in der Barockkirche in Ebersmunster. Die nächste Station war Colmar, die Hauptstadt der elsässischen Weine. Auf einem Stadtrundgang konnten wir zwar die sehr schönen
Fachwerkhäuser bewundern, für eine
Besichtigung des berühmten Isenheimer
Altars von Matthias Grünewald im Museum Unterlinden fehlte leider die Zeit.
- 28 -
Mit einem deftigen Abendessen in einem
Bergbauerngasthof in den Vogesen –
1 100 m über dem Meeresspiegel – klang
der Tag aus.
Am Sonntag morgen steuerte der Bus
zunächst die Region um den Kaiserstuhl
an. In Ihringen überzeugten wir uns bei
einer Weinprobe, die die Winzer im Rahmen des Erntedankfestes angeboten
hatten, von der Qualität des badischen
Rebensaftes.
Bevor wir die Heimreise antraten, ließen
wir uns den sehenswerten Erntedankaltar
in der evangelischen Kirche und den
Festumzug nicht entgehen.
Am späten Abend kam die Reisegruppe
wohlbehalten wieder in Oberhausen an.
Fritz Pamp
Ausgabe – Dezember/ 2009
Kickenberg
Ein neues Wegekreuz in Osterfeld
Das neue Wegekreuz vor der Heidekirche
Weihbischof Ludger Schepers,
im Hintergrund von links nach rechts:
Pfarrer i. R. Wolfgang Rambo und
Pastor Ulrich Karrasch
Der Weihbischof bei seiner Ansprache, rechts
neben dem Bischof Pastor Slawomir Galadzun,
links Hermann-Josef Schepers
Bischof Schepers segnet das Wegekreuz.
Die Kirchengemeinde St. Franziskus in
Osterfeld hatte allen Grund zu feiern,
denn vor 100 Jahren legte Pfarrer Bernhard Strumann von St. Pankratius den
Grundstein für die Kirche St. Josef Heide
an der Sterkrader Straße (heute Vestische
Straße), und 1984 – also vor 25 Jahren –
konnte Pfarrer Eduard Lieberz direkt
neben seiner Kirche eine moderne Altenwohnanlage einweihen. Den Grund und
Boden für den geplanten Kirchenbau
hatte der Landwirt Franz Freitag, dessen
Hof an der Ziegelstraße lag, der Rektoratsgemeinde geschenkt.
Im Jubiläumsjahr verwirklichte HermannJosef Schepers zusammen mit einer
Gruppe von Helfern und Förderern seine
Idee, vor der Kirche ein Wegekreuz aus
Beton zu errichten. Als Besonderheit
sollte ein Erzbrocken in der Vierung des
Kreuzes an die enge Beziehung des
Stadtteils zum Bergbau erinnern. Bergleute haben das ca. 400 Millionen Jahre alte
Mineral in einer geologischen Störung,
dem sogenannten "Osterfelder Sprung",
gefunden. Diese verläuft in der Nähe der
Kirche tief unter der Erdoberfläche. Das
2,5 Meter hohe und 700 kg schwere
Kreuz steht inmitten eines Beetes, das zur
Erinnerung an den Namen der Gemarkung "Osterfelderheide" mit Heidekraut
bepflanzt ist. Eine Bronzegedenktafel vor
dem Kreuz trägt die Aufschrift:
"Vor 100 Jahren, am 3. Oktober 1909,
wurde der Grundstein für die St. Josef
Kirche gelegt. In Erinnerung wurde am
11. Oktober 2009 dieses Kreuz mit einem
Erzstück der Zeche Osterfeld aufgestellt.
Gleichzeitig wurde die Altenwohnanlage
anlässlich ihres 25jährigen Bestehen
umbenannt in Eduard Lieberz Haus."
Die Feierlichkeiten begannen mit einer
Messe, die der aus Osterfeld stammende
Weihbischof Ludger Schepers zusammen
mit den Geistlichen der Gemeinde zelebrierte. Danach segnete der Bischof das
Wegekreuz und eine Tafel an der Altenwohnanlage, die auf den neuen Namen
hinweist. Zum Abschluß ließen die Gemeindemitglieder das Fest bei Kaffee und
Kuchen ausklingen.
Ein Ereignis darf hier nicht unerwähnt
bleiben: Auf dieser Veranstaltung beendete Gretel Kühr mit einem Grußwort ihre
aktive Zeit als ehrenamtliche Bürgermeisterin. Seit 1989 Mitglied des Rates der
Stadt, war sie lange Jahre Vorsitzende
des Schulausschusses und kulturpolitische
Sprecherin der CDU-Ratsfraktion. Das
Amt der Bürgermeisterin versah sie seit
1997. Die Redaktion wünscht Gretel Kühr
eine gute Gesundheit, um den Ruhestand
genießen zu können, und viel Zeit für sich
selbst.
Michael Tomec
- 29 -
Trotz des schlechten Wetters nehmen viele
Gläubige an den Feierlichkeiten teil.
Bürgermeisterin Gretel Kühr spricht
ein Grußwort.
Pfarrer i. R. Wolfgang Rambo, Diakon Friedrich
Höller, Weihbischof Ludger Schepers und
Pastor Slawomir Galadzun auf dem Weg zur
Altenwohnanlage
Die Segnung der neuen Tafel
an der Altenwohnanlage
Bürgermeisterin Gretel Kühr nach ihrem
letzten offiziellen Auftritt
Ausgabe – Dezember / 2009
Kickenberg
24. Osterfelder Stadtfest:
Wir Osterfelder können nicht alles.
Wir tun aber alles, was wir können!
Wie erwartet, zuckten die Fotoblitze beim
24. Stadtfest, weil sich viele Besucher im
großen Strandkorb neben dem Regierungschef ihrer Wahl für den guten Zweck
ablichten ließen. Diese Aktion brachte
zusammen mit Spenden der Firmen Rück
und IVT 5000 € für das Projekt "Tischlein
deck' dich" ein.
Trotz des teilweise "durchwachsenen"
Wetters kamen wieder Tausende nach
Osterfeld, um ein umfangreiches Unterhaltungsprogramm mit Straßenmusik, tollen
Bands, fliegenden Händlern sowie Kunsthandwerkern zu genießen und den Sonntagnachmittag für einen Einkaufsbummel
in den WEGO-Fachgeschäften zu nutzen.
Auf drei Bühnen und auf dem Wappenplatz boten die Musiker Rock, Pop und
Soul vom Feinsten, aber auch deutsche
Schlager und Volksmusik standen auf dem
Programm.
Die Osterfelder Vereine trugen traditionell
zum Gelingen des Stadtfestes bei: Die
Karnevalisten der GOK, der MGV Eintracht,
die Hobby-Singers, das Pfarrblasorchester
St. Pankratius und die Schützen boten ihr
Bestes.
Der Stadtsportbund, der Turnerbund
Osterfeld sowie die SGO rundeten mit
ihren sportlichen Darbietungen das Angebot ab.
Wie gewohnt gab es daneben vom frühen
Morgen bis abends spät vielfältige Möglichkeiten, sich zu stärken, und daß niemand verdursten mußte, versteht sich
eigentlich von selbst.
Zusammenfassend kann man sagen:
Es war ein gelungenes Fest.
Fritz Pamp
Ausgabe – Dezember / 2009
- 30 -
Pilar´s
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Kickenberg
Alte Ansichten – neue Ansichten
Die Klosterhardter Straße
Das linke Foto entstand etwa zwischen
1911 und 1920. Die Notkirche rechts im
Bild wurde 1905 geweiht und nach Fertigstellung der St. Antonius-Kirche zu
Wohnungen umgebaut. Im Hintergrund
sieht man den Giebel eines Schuppens,
der oberhalb der alten Schule stand und
Anfang der 1940er Jahre abgebrannt ist.
Heute steht dort das katholische Altenzentrum Von-Wenge-Haus.
Das erste Haus auf der linken Seite,
Klosterhardter Straße 8, wurde 1907 von
der Familie Grotendorst erbaut. Der
Eingang zum Wohnbereich des Hauses
liegt immer noch an der heutigen Memelstraße und trägt die Hausnummer 8.
Im Eckeingang befanden sich über Jahrzehnte ein Konsum, dann eine Drogerie,
und später, nach der Verlegung des
Eingangs zur Klosterhardter Straße hin,
war dort lange die Klosterhardter ModeEcke (Damenbekleidung, Änderungsschneiderei und Reinigungsannahme).
Auch heute noch sind dort eine Reinigungsannahme und eine Änderungs-
schneiderei ansässig, allerdings unter
anderer Leitung.
In diesem Haus hatte der Erbauer, Herr
Grotendorst, auf der rechten Seite seine
Schneiderei eingerichtet. Einer seiner
Söhne betrieb später hier eine Metzgerei.
Anschließend waren dort, jeweils für
kürzere Zeit, verschiedene Betriebe ansässig, so z.B. ein Früchte- und Gemüseladen, ein Blumengeschäft. Heute befindet sich dort ein Internet-Marmeladenhandel ohne offenen Verkauf.
Das folgende Haus Nr. 6 baute die Familie van Gemmern 1911 in die Baulücke
zwischen die Häuser Nr. 2 und Nr. 8. Das
Beerdigungsinstitut Schulthoff hatte in
diesem Haus einen Ausstellungsraum,
daneben war eine kleine Nähstube, in
der zunächst Frau van Gemmern, dann
Frau Möllers arbeiteten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg richtete der
Frisör Josef Wischermann einen Herrensalon ein, in dem er auch Zigaretten und
Kautabak verkaufte. Nur eine Holzwand
trennte die Frisörabteilung von der Näh-
stube. Als diese aufgegeben wurde,
stand der Raum als Damensalon zur
Verfügung. Heute befindet sich in diesem
Ladenlokal eine Lottoannahmestelle, in
der auch Zeitungen, Zeitschriften, Spielzeug, Schulartikel, Wolle und Fahrkarten
verkauft werden (Lotto-Peter).
Das Haus Nummer 2 wurde 1909 für den
Anstreichermeister Hermann Wischermann gebaut. Nach seinem Tod führte
seine Witwe Gertrud dort einen Lebensmittelladen. Räume in der ersten Etage
dienten als Wohnung für Kapläne. Als die
Witwe Wischermann ihren Laden aufgab,
befand sich dort für kurze Zeit ein Radiogeschäft, dann übernahm 1956 der
Elektromeister Günter Kock dieses Ladenlokal und vergrößerte es 1964 um
die rechte Seite, die bis dahin noch zur
Wohnung gehört hatte. An diese alten
Häuser schließt sich heute das Wohnhaus von Ralf Kock an, dem jetzigen
Besitzer der Firma.
Marianne Michael
Ein Hauch von Bundestag
Die konstituierende Sitzung der Bezirksvertretung Osterfeld
"konstituieren: einsetzen, festsetzen (von
politischen, sozialen Einrichtungen) gründen."
So steht es im Fremdwörterlexikon des Dudens. Deshalb kann man von einer konstituierenden Sitzung keine spannende, politische
Arbeit erwarten und wohl deshalb blieben die
beiden Zuschauerreihen am Dienstag, dem
3. November zur konstituierenden Sitzung der
neugewählten
Bezirksvertretung Osterfeld
ziemlich leer. Schade eigentlich, denn die Wahl
einer Bundeskanzlerin am Bildschirm hat weniger Flair als die Wahl eines Bezirksbürgermeisters in echt.
In der Aula der Gesamtschule begrüßte der
noch amtierende Vorsitzende, Karl-Heinz
Pflugbeil, die Anwesenden und teilte am Rande
mit, dass die Eislaufhalle im Revierpark Vonderort ab sofort geschlossen werden müsse.
Vor Eintritt in die Tagesordnung wurden die
scheidenden Mitglieder der Bezirksvertretung
verabschiedet. Insgesamt sieben Personen
schieden aus Altersgründen, aus beruflichen
Gründen oder weil sie in den Rat der Stadt
gewählt wurden aus.
Dankesworte, Blumen und kleine Präsente
wurden überreicht. Anschließend wurden die
Neuen vorgestellt. Bis dahin hatte die Veranstaltung etwas Persönliches, und Feierliches,
nun wurde sie doch noch politisch. Ein Antrag
(Linke) wollte die Zahl der stellvertretenden
Bezirksbürgermeister von zwei auf drei erhöht
haben. Ohne Aussprache wurde das bei einer
Gegenstimme abgelehnt.
Nun übernahm der Alterspräsident der gewählten Mitglieder, Immanuel Schuler, die Leitung
der Wahlen.
Über einen gemeinsamen Wahlvorschlag der
SPD-Fraktion, der CDU-Fraktion und der Fraktion Die Grünen wurde Karl-Heinz Pflugbeil
zum Bezirksbürgermeister und Eugen Paß und
Peter Schlitt zu seinen Stellvertretern gewählt.
- 32 -
Der frischgewählte Bezirksbürgermeister musste einen Text aus der Gemeindeordnung NRW
nachsprechen, die sogenannte Verpflichtung
(Amtseid).
Nun war er offiziell im Amt und konnte seinerseits den anderen gewählten Vertretern die
Verpflichtung abnehmen. Das wäre bei 15
Personen eine langwierige Prozedur geworden.
Aber durch gemeinsames Erheben beim Verlesen der Eidesformel wurde das in einem
Rutsch erledigt.
Als Sprecher der Fraktionen wurden für die
SPD Stefan Zimkeit, für die CDU Michael Helmrich, für Die Grünen Peter Schlitt, für die Linke
Liste Ingrid Diepenbrock und für die FDP
Immanuel Schuler bekanntgegeben. Damit war
der öffentliche Teil der Sitzung beendet und
nach 30 Minuten konnte die neue Bezirksvertretung für Osterfeld ihre Arbeit beginnen.
Klaus Weinberg
Ausgabe – Dezember / 2009
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08.12.2008
11:14 Uhr
Seite 5
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Veranstaltungskalender
Dezember 2009 – März 2010
Marinekameradschaft
Osterfeld 02
Mitgliederversammlung
Heideblümchen
Vestische Straße 171
Jeden 1. Freitag im Monat
um 19:00 Uhr
8. Januar 2010
5. Februar 2010
5. März 2010
2. April 2010
Hobbysingers
Frauenchor
Weihnachtskonzert
20. Dezember 2009 – 17:00 Uhr
St. Marien Rothebusch
Vorverkauf
Schützenverein
Rothebusch 1922 e.V.
Jahreshauptversammlung
22. Januar 2010 – 19:00 Uhr
Vereinsheim
Nürnberger Straße 99
Thronabend
13. März 2010 – 19:00 Uhr
Gaststätte Reimann
Rothebuschstraße 122
Burg Vondern
Sonntagsmatineen
Fettnäpfchen statt Cremtöpfchen?
Poetisch, Witzig, Bissig
Kabarettistische Chansons
mit dem Duo "Glanz und Gloooria"
17. Januar 2010
Duo Bass erstaunt
Ein Dialog zwischen Cello und Kontrabass
7. März 2010
Ausgabe – Dezember / 2009
MGV Eintracht 1875
Männerchor
Weihnachtskonzert
20. Dezember 2009 – 15:30 Uhr
St. Pankratiuskirche
Vorverkauf
Rolli Stammtisch
Treffen Bischof-Ketteler-Haus
Kettelerstraße 10
Jeden 2. Montag im Monat
um 15:00 Uhr
11. Januar 2010
8. Februar 2010
8. März 2010
12. April 2010
Revierpark Vonderort
Freizeithaus
Bottroper Straße 322
Schiffsmodell-Ausstellung
9. + 10. Januar 2010
10:00 – 18:00 Uhr
Briefmarken-Großtauschtag
GOK
Mitgliederversammlung
Haus Wittekind
Wittekindstraße 47
Jeden 2. Donnerstag im Monat
um 19:30 Uhr
14. Januar 2010
11. Februar 2010
11. März 2010
GOK Festsitzung
30. Januar 2010 – 18:45 Uhr
Revierpark Vonderort
Freizeithaus
Bottroper Straße 322
Seniorenkarneval
1. Februar 2010 – 16:30 Uhr
Bischof-Ketteler-Haus
Kettelerstraße 10-14
Seniorenkarneval
2. Februar 2010 – 15:00 Uhr
Elly-Heuss-Knapp-Stiftung
Elly-Heuss-Knapp-Straße 3
Seniorenkarneval
3. Februar 2010 – 15:00 Uhr
4. Februar 2010 – 16:00 Uhr
Louise-Schroeder-Heim
Siepenstraße 30
23. Januar 2010
20. März 2010
jeweils von
9:00 – 15:00 Uhr
Empfang Möbelstadt Rück
5. Februar 2010 – 17:00 Uhr
Straßburger Straße 52
CD und Schallplattenbörse
Festsitzung Lebenshilfe
9. Februar 2010 – 18:45 Uhr
Luise-Albertz-Halle
Düppelstraße 1
24. Januar 2010
11:00 – 17:00 Uhr
Kindertheater
Der kleine Eisbär in der
Walbucht
28. Februar 2010 – 15:00 Uhr
Karlsson vom Dach
21. März 201 – 15:00 Uhr
- 34 -
Kinderkarnevalszug
13. Februar 2010 – 15:00 Uhr
Osterfeld
Fischessen
17. Februar 2010 – 11:00 Uhr
Haus Wittekind
Wittekindstraße 47
Heinrich Becker GmbH
Umweltschutz - Industrieservice
Industrie - Dienstleistungen
Abbruch und Demontage
Abfallentsorgung
Reststoffverwertung
Bau und Bausanierung
Telefon (02041) 170 - 0
Telefax (02041) 170 - 160
E-Mail [email protected]
Home www.hb-bot.de
Brakerstraße 74
46238 Bottrop
Fachbetrieb nach § 19 l
Wasserhaushaltsgesetz