Universidade Federal de Santa Catarina (Chirurgie-PJ)

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Universidade Federal de Santa Catarina (Chirurgie-PJ)
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Erfahrungsbericht Auslandsstudium
Persönliche Angaben
Name, Vorname:
Brecht, Katrin
Studiengang an der FAU:
Humanmedizin
E-Mail:
Gastuniversität:
[email protected]
Gastland:
Studiengang
an
Gastuniversität:
Aufenthaltszeitraum
(WS, SS oder Jahr):
Universidade Federal de Santa Catarina, Florianopolis
Brasilien
der
Humanmedizin
09.03.2015-26.06.2015
Mein Chirurgietertial in Florianopolis
1. Vorbereitung
Insgesamt hatte ich schon länger geplant einen Teil meines Praktischen Jahres in
Südamerika zu verbringen. Ich hatte nach dem Abitur einige Reisen dorthin unternommen,
und Spanisch in der Schule gelernt. Portugiesisch hatte ich nach einer Reise nach Brasilien
bis zum Niveau B2 im Sprachenzentrum der Universität gelernt, was ich auch für ein
Praktikum im Bereich der Medizin jedem empfehlen würde. Letztendlich habe ich mich
spontan dafür entschieden nach Brasilien zu gehen, und mit Florianopolis als
Partneruniversität unserer Uni hatte ich auch schon ein Ziel gefunden.
Nun ging es los mit der Bewerbung an unserer Universität. Unter „FAU-Wege ins Ausland“
konnte ich alle Fristen und benötigten Unterlagen finden, und auch telefonisch waren mir die
Mitarbeiter im Referat für Internationale Angelegenheiten immer eine große Hilfe. Ich habe
meine diversen Lebensläufe und Motivationsschreiben sowohl in Portugiesisch, als auch in
Spanisch geschrieben, da ich mich für Chile sicherheitshalber als backup bewerben wollte.
Dann musste man noch Notenlisten, Empfehlungsschreiben, Zeugniskopien, eine aktuelle
Immatrikulationsbescheinigung und ein Sprachzeugnis abgeben.
Nach einiger Zeit habe ich auch meine Nominierung erhalten, und somit die Erlaubnis
unserer Universität in Florianopolis, Brasilien mein Chirurgietertial zu absolvieren. Was ich
nicht wusste, war, dass ein Austausch an der Medizinuni so gut wie nichts mit den anderen
Universitätspraktika zu tun hat, und dass dieser Austausch auch nicht über das Secretaria de
Relações Internacionais (SINTER) organisiert wird. In anderen Studiengängen muss man
anschließend eine Inscrição online zu machen, also nochmal einige Dokumente und
Motivationsschreiben ins Intranet der Uni hochzuladen. Hierzu bekommt man per Mail ein
Passwort zugeschickt. Ich habe jedoch, als ich alles hochgeladen hatte, eine Mail
bekommen, dass das Ganze in meinem Fall nicht nötig sei, und dass ich als einziges
Dokument eine Bestätigung der Medizinuni benötige.
Zum Glück hatte ich schon vorher Kontakt zum Studiendekan der Medizin der Universidade
federal de Santa Catarina (UFSC) aufgenommen. Dieser brauchte meistens einige Wochen
um zu antworten. Ich musste noch eine Carta de apresentação (Empfehlungsschreiben des
Dekans), eine Carta de Solicitação und einen Histórico escolar (Notenliste) hinschicken,
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zusammen mit einer Kopie meines Reisepasses. Per Mail kam nach einiger Zeit eine
Zusage, und mit großem Einsatz der Koordinatorin im Referat für internationale
Angelegenheiten habe ich am Ende auch einen Scan der „Carta de Aceite“ bekommen. Der
Scan hat jedoch auch bei allem Weiteren ausgereicht. Somit war dieser Teil schonmal
geschafft.
2. Anreise / Visum
Für das Praktikum musste ich ein Studentenvisum beantragen. Idealerweise gibt es ein
Generalkonsulat
in
München
(http://munique.itamaraty.gov.br/de/temporares_visum_13_iv_studium_und_praktikum.xml).
Auf der Internetseite konnte ich alles finden, das ich für die Beantragung des Visums
gebraucht habe, und die Leute dort waren sehr hilfsbereit und nett. Das Visum hat ca. eine
Woche gedauert, dann konnte ich es wieder abholen.
Was mir so nicht gesagt wurde: Man muss sich in Brasilien bei der Policía Federal vorstellen,
um die Fingerabdrücke abzugeben und sich einen vorläufigen Ausweis abzuholen. Hierzu
bekommt man einen Zettel mit Angaben was man alles noch besorgen muss, unter anderem
Kopien der benutzten Seiten des Passes, des Einreisezettels, den Zettel für das Visum aus
Deutschland, und man muss noch zwei Gebühren in der Bank bezahlen. Vorsicht: Bei mir
haben sie in der Bank nur Bargeld genommen. Nach ungefähr drei Monaten Aufenthalt kann
man sich dann noch sein Plastikkärtchen abholen, was bis auf weiteres als brasilianischer
Ausweis zählt.
Den Flug hatte ich zunächst nach São Paulo gebucht, da ich dort noch einen Freund
besuchen wollte, danach bin ich mit GOL nach Florianopolis geflogen. Ich persönlich würde
jedem empfehlen, ein Taxi in die Stadt zu nehmen, da es nicht sonderlich angenehm ist, sich
mit großem Gepäck in die Stadtbusse zu quetschen oder durch die Drehkreuze zu müssen.
Das Taxi kostet in die Stadt ca. 10€.
3. Unterkunft
Ich hatte für die erste Woche ein Hostel in Lagoa gebucht, um von dort aus eine WG zu
suchen. Sinnvoll hierbei ist eine Seite des SINTER, die extra für Austauschstudenten ist, und
WG Plätze anbietet, die Annoncen sind jedoch teilweise schon Jahre alt und meist nicht
mehr aktuell. Mit etwas Glück suchen die Leute aber Mitbewohner für eine kürzere Zeit und
schließen Leute, die nur ein paar Monate bleiben, nicht sofort aus.
(http://sinter.ufsc.br/moradia/moradias-cadastradas/)
Alternativ gibt es auf der Seite der Uni noch Angebote von WGs, diese sind aktueller, suchen
jedoch
oft
Leute,
die
ein
Jahr
oder
länger
bleiben.
(https://classificados.inf.ufsc.br/index.php?catid=75)
Ich selbst hatte Glück und habe eine WG ca. fünf Minuten zu Fuß von der Klinik entfernt
gefunden. Die Wohnung war in Córrego Grande, einem Stadtteil direkt neben der Uni. Für
Leute, die nicht immer in der Uni sein müssen lohnt es sich allerdings auch, eine Wohnung in
Lagoa zu suchen. Dieser Stadtteil ist viel internationaler, voller Austauschstudenten, Cafés
und Bars und das Wichtigste: Viel näher an den beliebtesten Stränden. Um schnell ins
Portugiesisch reinzukommen würde ich allerdings eine WG mit Brasilianern empfehlen.
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4. Studium
Mein erster Tag im Krankenhaus bestand aus einer Einführung von Dr. Gerent, dem
Koordinatoor des Chirurgiepraktikums für die „Decima“, also die Studenten, die in ca einem
Jahr ihren Abschluss machen. Ich wurde einem Pärchen von Studenten zugewiesen, und wir
sind erstmal auf Station gegangen. Im Laufe der Zeit konnte man sich ziemlich viele
verschiedene Bereiche anschauen. So war ich auf der Gefäßchirurgie, der Normalstation,
der Intensivstation, der Anästhesie, der Radiologie und ziemlich lange in der Notaufnahme.
Hier kann man einerseits in die Notaufnahme des HU, also des Hospital Universitário, und
zusätzlich in die Notaufnahme des Celso Ramos, wo die Politraumata ankommen, und wo
man auch Operationen der Orthopädie und der Neurochirurgie anschauen kann. Montags
und mittwochs gab es die ambulanten OPs mit Dr. Gerent, in denen man nach einiger Zeit
viel selbst machen konnte. Hier wurden vor allem Muttermale, Lipome, eigewachsene
Zehennägel und so weiter operiert.
Es gab kostenpflichtige Sprachkurse an der Universität. Ich konnte allerdings keinen Kurs
besuchen, da die meisten Kurse mittags waren, und ich bis nachmittags im Krankenhaus
beschäftigt war.
Dafür habe ich allerdings einen Forro-Kurs belegt, ein Tanzkurs der Uni.
Eigentlich war man schon die ganze Woche gut beschäftigt, in manchen Bereichen mehr, in
anderen weniger. Ich habe sehr viel gelernt, und nach der Hälfte konnte ich, sowohl,
sprachlich als auch fachlich, Patienten selbst betreuen.
5. Betreuung an der Gastuniversität
Ich hatte am Anfang ein wenig Probleme, mich in den Strukturen der Universität
zurechtzufinden. Man sollte sich bei Ankunft an das SINTER wenden. Ich war zwar vorher
teilweise in E-Mailkontakt mit diesem Sekretariat gestanden, eigentlich waren sie jedoch
nicht so wirklich für mich zuständig. Sie haben mir dann meine Matrikula, also meine
Immatrikulationsbescheinigung ausgefüllt, mit der ich dann meinen Studentenausweis
abholen konnte. Allerdings erst am nächsten Tag. Zusätzlich konnte man auch am TICEN,
dem internen Busterminal im Zentrum, eine Studentenbuskarte abholen, mit der man den
halben Fahrpreis beim Busfahren bezahlt. Auch beim Medizineraustausch würde ich
empfehlen, vorher ans SINTER zu schreiben und mich nach der Facebookseite für
Austauschstudenten und dem Datum und Ort der Einführungsveranstaltung zu erkundigen.
Ich habe alle diese Informationen erst später bekommen. So ist es auch leichter, andere
Austauschler kennenzulernen, mit denen man am Wochenende oder an Nachmittagen mal
was unternehmen kann. Ich habe dann auch einen Zettel mit vielen wichtigen Informationen
bekommen, zum Beispiel wie ich meinen Ausweis bei der Polizei bekomme und so weiter.
Im Sekretariat der Chirurgie und mit dem Studiendekan der Klinik war alles ein bisschen
weniger kompliziert. Für mich war vor allem Doktor Gerent verantwortlich, auf den man mit
Problemen oder Fragen immer zugehen konnte. Im Sekretariat musste man sich noch einen
Zettel holen, um die Zugangscodes des Krankenhauses auf die Studentenkarte zu laden,
und im Studiendekanat musste man sich schließlich immatrikulieren lassen. Alles in allem
war das ein ziemliches Hin- und Herrennen, aber man bekommt es mit viel Calma (Ruhe)
schon hin.
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6. Ausstattung der Gastuniversität (Bibliothek, Computerräume, etc.)
Der Campus der UFSC ist ziemlich super. Es gibt eine gut ausgestattete Bibliothek mit
Computern. Zusätzlich gibt es ein paar große Plätze, an denen die sogenannten Happy
Hours stattfinden, kleine Partys die von den einzelnen Fakultäten organisiert werden.
Außerdem gibt es immer mittwochs einen Markt, an dem man billig Gemüse, Obst und
Pastelo kaufen kann. Im Centro dos Eventos gibt es Cafés, einen Buchladen und
verschiedenes Essen, wenn man mal keine Lust auf die Mensa hat. Diese ist allerdings auch
ziemlich super, weil man für 1,5 Reales (zu meiner Zeit ca 50 Cent) ein komplettes Mittagbzw Abendessen bekommt.
Ich war sehr oft einfach im Krankenhaus, wo es auch eine Mensa, einen Kopierraum, eine
Bibliothek und eine Cafeteria gibt.
7. Alltag & Freizeit
Florianopolis befindet sich auf einer Insel mit ca. 42 verschiedenen Stränden, die ich in den
vier Monaten definitiv nicht alle gesehen habe. Man kann Surfen, Stand-up-surfen
ausprobieren oder einfach nur am Strand liegen und ab und zu mal schwimmen. Es gibt die
Strände, zu denen direkt Busse hinfahren, und diejenigen, zu denen man hinwandern muss.
Das sind meistens die schöneren Strände, an denen man auch nicht so viele Menschen trifft.
Außerdem gibt es noch so viele weitere Wanderungen am Festland und zu diversen
Wasserfällen oder einfach von Strand zu Strand. Teilweise empfiehlt es sich jedoch,
jemanden dabei zu haben, der die Wanderung schon einmal gemacht hat. Man sollte auf
jeden Fall mindestens einmal zur Lagoinha del Este gewandert sein! Das Zentrum ist auch
ziemlich schön, und vor allem etwas billiger zum Einkaufen als Lagoa oder Trindade.
Zum Weggehen findet sich immer etwas, Tanzbegeisterte können eigentlich jeden Abend in
Kneipen oder diversen Tanzschulen Forro oder Samba mit Livebands tanzen und wer mehr
auf andere Musik steht kann sich in den Clubs im Zentrum oder Lagoa oder auf den
zahlreichen Unipartys austoben.
Das Essen in Brasilien ist ziemlich gut, und wenn man nicht nur Pastelos isst auch eher
gesund. Mittags gibt es eigentlich überall ein riesiges Buffet mit Gemüse, Reis, Bohnen und
vor allem Fleisch, das nach Gewicht bezahlt wird. Man kann jedoch auch sehr billig und gut
Pizza all you can eat oder Sushi all you can eat finden. Sehr empfehlenswert ist auch das
süße Sushi und die süße Pizza. Für jeden der es mag gibt’s natürlich überall Pastelo und
Pão de queijo;)
Geld konnte ich mit der Visa Karte eigentlich an jeder Bank abheben.
Eine Handy-Karte zu bekommen ist da schon ein größeres Problem. Es gibt verschiedene
Anbieter, Vivo war bei mit der einzige, der mit auch mit meinem Reisepass eine Simcard
verkauft hat. Die meisten Leute in Brasilien nutzen TIM, um dort eine Karte zu bekommen,
muss man sich allerdings eine CPF (Cadastro da Pessoa Física) besorgen. Wie man das
anstellt, steht zum Beispiel auch auf dem Zettel des SINTER. Jeder Ausländer, der in
Brasilien einen Wohnsitz angeben kann, kann auch eine CPF beantragen und diese auch bei
weiteren Aufenthalten nutzen.
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8. Finanzielles
Die Lebenshaltungskosten in Brasilien sind schon eher hoch. Vor allem Lebensmittel wie
Käse, Wurst, Kaffee und so weiter sind genauso teuer oder teurer als bei uns. Gemüse und
Obst hingegen sind viel billiger. Für die Miete habe ich ungefähr 230 Euro mit allem
inbegriffen gezahlt. Es kommt allerdings auch darauf an, in welchem Stadtviertel man wohnt
oder ob man in einer WG wohnt oder ob man allein eine Wohnung haben möchte. Mit dem
Bus fahren kostet als Student ungefähr 50 Cent und ist somit natürlich ein Kostenfaktor,
wenn man weiter von der Uni entfernt wohnt. Das Mittagessen kostet, wenn man Essen geht
in den normalen Restaurants zwischen 2 und 6 Euro, je nach Hunger und Restaurant.
Weggehen kostet abhängig von den Bars oder Clubs um die 10 Euro Eintritt ohne Getränke.
Diese Preise sind grob überschlagen, eine genauere Auflistung kann man sich auch auf der
Seite des SINTER ansehen.
Zur Finanzierung hat man einige Stipendien zur Auswahl, je nach Studiengang. Diese
Stipendien findet man alle auf der Seite des Referats für internationale Angelegenheiten
unserer Universität. Das erste ist natürlich immer das PROMOS Stipendium. Hier bekommt
man mittlerweile ca. 900 Euro insgesamt, was eventuell für den Flug reicht. Es gibt aber
auch noch andere Reisekostenstipendien für die man sich bewerben kann, also einfach mal
durchschauen.
9. Fazit
Alles in allem war Brasilien eine sehr gute Erfahrung für mich. Man lernt im Krankenhaus viel
Praktisches, was man gut anwenden kann, egal welche Fachrichtung man später einmal
einschlägt. Die Leute sind supernett und sowohl die Studenten als auch die Ärzte wirklich
engagiert einem etwas beizubringen und einem zu helfen.
Zusätzlich ist die Natur einfach wunderschön und perfekt für Wanderbegeisterte und Leute
die das Meer lieben. Florianopolis hat von Theater und Museen bis zu Discos, Bars und
Restaurants viel zu bieten und ist, im Vergleich zu anderen Städten in Brasilien ziemlich
sicher. In diesen vier Monaten hatte ich immerwieder tolle Erlebnisse, einen
Sonnenuntergang, eine Wanderung, ein gutes Essen oder einen schönen Tanz.
Das einzige an das ich mich sehr gewöhnen musste, war die Planung der Freizeitgestaltung
mit einigen Brasilianern. Viele Medizinstudenten waren am Wochenende oder nach dem
Krankenhaus einfach viel zu müde, um noch etwas zu unternehmen, so dass es teilweise
schwer war, sie außerhalb des Krankenhauses zu treffen. Ich habe am Ende aber trotzdem
viele Freundschaften geschlossen und ich bin sicher, dass das nicht mein letzter Besuch in
Florianopolis gewesen ist.
10. Wichtige Ansprechpartner und Links
Coordenador do Curso de Graduação em Medicina: Prof. Fabrício de Souza Neves:
http://www.medicina.ufsc.br/?page_id=8
Secretaria de Relações Internacionais (SINTER):
http://sinter.ufsc.br
Wohnungen:
http://sinter.ufsc.br/moradia/moradias-cadastradas/
5
https://classificados.inf.ufsc.br/index.php?catid=75
Visum:
http://munique.itamaraty.gov.br/de/temporares_visum_13_iv_studium_und_praktikum.xml
Auflistung Lebenskosten:
http://sinter.ufsc.br/custo-de-vida-em-florianopolis/?lang=en
Bus: (probierts nicht zu verstehen;)):
http://www.mobfloripa.com.br/
Stipendien:
https://www.fau.de/international/wege-ins-ausland/studieren-im-ausland/stipendien-mitbewerbungsort-fau/
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