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Wasserwirtschaft international
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bedarf zum Beispiel eines funktionierenden
und geprüften Kanalsystems.
Die Anfänge
Wasserwirtschaft
international
Markt für Kanalinspektionen in den USA
Der „kleine Bruder“ wächst
Ein Blick auf die Entwicklung des amerikanischen Marktes
für Kanalinspektionen
Von Sebastian Knoll, IBAK Helmut Hunger GmbH & Co. KG
In Amerika ist alles größer. Das allgemeine
Bild der europäischen Bevölkerung ist meist
geprägt von riesigen Metropolen mit Bevölkerungen in Millionenhöhe, scheinbar unendlichen, weiten Landschaften und beein-
„
druckenden Infrastrukturen. So unterschiedlich Deutschland und Amerika auf den ersten
Blick sein mögen, eine genauere Betrachtung
offenbart viele Gemeinsamkeiten. Eine bewohnte Stadt, unabhängig welcher Größe,
Durch den Einsatz der ersten KanalrohrFernsehanlage in den 1950er Jahren wurde
in Deutschland der Grundstein für den Bereich der Kanalinspektion gelegt. Über die
Jahre entwickelte sich ein Bewusstsein, das
die Wichtigkeit dieser Inspektionen verdeutlichte. Mittlerweile ist das Thema TV-Inspektionen nicht ausschließlich ein Thema für
Branchenkenner, sondern auch für Privatpersonen, die unter anderem als Hauseigentümer eigenverantwortlich Dichtheitsprüfungen veranlassen müssen.
Ganz so weit ist die Entwicklung in Amerika
noch nicht, aber in schnellen Schritten auf
dem besten Weg. Hier kann der deutsche
Markt dem amerikanischen in einer „großerBruder-Funktion“ mit Rat und Tat zur Seite
stehen und ist in vielen Bereichen Vorbild.
Die amerikanische Geschichte der Kanalinspektionen verlief zwar sehr ähnlich zu der in
Europa, allerdings ist das Leitungssystem in
Nord Amerika nicht ganz so alt. Aus diesem
Grund wurden Inspektionen oder gar Sanierungen nicht als wichtig angesehen. Erst mit
den 1970er Jahren wurden die Prioritäten
dahingehend überdacht und geändert. Somit stieg auch der Bedarf nach Technik, Fachwissen und -personal. Eine treffende Zusam-
„Wir erleben
gerade das Phänomen
eines Booms.“
Matthew Sutton, Vice President of Sales &
Marketing bei RapidView
Luftaufnahme des RapidView Firmengebäudes in Rochester, Indiana/USA
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menfassung für den Geschäftsbereich USA
ist momentan: „USA, the place to be in the
sewer industry!“. Diese Aussage verdeutlicht
sowohl die Entwicklung in den USA im Hinblick auf Kanalinspektionen als auch die gestiegene Nachfrage nach Kamerasystemen.
RapidView
Die Firma RapidView aus Rochester im Bundesstaat Indiana der USA, Handelspartner der in Kiel ansässigen Firma IBAK Helmut Hunger GmbH & Co. KG, arbeitet intensiv daran, diese Nachfrage mit hochwertigen
Produkten zu decken. Die 1991 gegründete
Firma begann mit der Entwicklung und Herstellung von Inspektionslösungen für die Nuklear-, Öl-, Gewerbe- und Stadtindustrie. Mit
der Hinzunahme von IBAK-Technologie erreichte die Firma eine weitere Stufe, durch
die sie ihre Kundenzufriedenheit weiter steigern konnte. Da auch in diesem Jahr mit einer
steigenden Auftragslage zu rechnen ist, lohnt
sich ein Blick auf die Tendenz des amerikanischen Marktes.
Die Entwicklungskurve geht klar erkennbar
nach oben, aber was sind die Hintergründe
für diesen Aufschwung? Warum gerade jetzt?
Die Antwort liegt in der bereits oben erwähnten Vernachlässigung des Themas Kanalinspektion. Hohe Verschmutzungsgrade und Abnutzungen erfordern jetzt schnelles Handeln.
Matthew Sutton, Vice President of Sales &
Marketing bei RapidView, erläutert die Dringlichkeit: „Die Mehrheit unserer Rohrleitungen
nähern sich dem Ende beziehungsweise haben ihre geschätzte Haltbarkeit längst überschritten. Daher wundert es nicht, dass der
Markt für Kanalinspektionen stetig weiter
wächst, und das mit einer immer schneller
werdenden Geschwindigkeit.“
Darin liegt doch aber die eigentliche Gefahr,
denn ein schnell wachsender Markt hat auch
ebenso schnell die Spitze des Aufschwungs
erreicht und die Nachfrage sinkt wieder. „Wir
erleben tatsächlich gerade das Phänomen
eines Booms“, führt Matthew Sutton weiter
aus. „Nichtsdestotrotz erwarten wir eben keinen kurzfristigen Schub, sondern wir rechnen
mit einer langanhaltenden Wachstumsperiode. Die Begründung dafür ist recht einfach:
Viele Rohre geben in alarmierend schneller Geschwindigkeit ihre Funktion auf. Hinzu
kommt der stetig wachsende Druck von Regulierungsbehörden wie der Environmental Protection Agency (Umweltschutzbehörde) der
Vereinigten Staaten. Diese zwingt Stadtverwaltungen, mehr aufzuwenden für Inspekti-
Ausgebautes TV-Inspektionsfahrzeug auf der WWETT mit einer Orion-Kamera auf einem T76-Fahrwagen und einem T76-Fahrwagen mit Lisy-Aufsatz
Blick auf den RapidView Messestand auf der WWETT. Der Infotresen war gleichzeitig auch Ausstellungsfläche für die verschiedenen Kamerasysteme. | Alle Fotos: IBAK
onen und Sanierungen. Wir dürfen nicht aus
den Augen verlieren, dass sich die momentan benötigten Investitionen für die Infrastruktur im Untergrund auf über 570 Milliarden US-Dollar belaufen.“
Wahrnehmung und Qualität
Von diesen Maßnahmen profitieren in erster Linie natürlich die Bewohner der entsprechenden Städte. Deswegen ist es verwunderlich, dass nicht schon früher Arbeiten im Kanalnetz gefordert und vorgenommen worden sind. „Leider sind Dinge wie die
Inspektion von Kanalrohren kein fester Bestandteil in der öffentlichen Wahrnehmung“,
sagt Matthew Sutton. „Die Untergrund-Infrastruktur ist nun mal unterirdisch und wird somit auch oft von der Bevölkerung vergessen.
Aber auch hier kommt Bewegung rein, denn
großräumig auftretende Vorfälle von schlechter Wasserqualität, Verschmutzungen und
daraus resultierende Gesundheitsschäden
finden ihren Nachhall in der Öffentlichkeit.
Daher erwarten wir schon ein steigendes Bewusstsein und zunehmend verschärften Blick
auf diese Dinge in der Zukunft.“
Wahrnehmung und eine entsprechende Re-
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aktion ist allerdings nur die eine Seite. Denn
für eine qualitativ gute Umsetzung bedarf es
auch einer ausgereiften Technik. Matthew
Sutton erklärt abschließend, warum RapidView ihren Kunden IBAK-Technologie empfiehlt: „Einfach gesagt – Qualität. Wir haben
uns das IBAK-Motto ‚Quality makes the difference‘ zu eigen gemacht, denn es entspricht
auch unserer Firmenphilosophie. Qualität im
Design, in der Herstellung und im Kundenservice ermöglichen unseren Kunden eine höhere Produktivität und eine gesteigerte Kapitalrentabilität.“
Kleine Kamera ganz groß
Was in Europa funktioniert, funktioniert in
den meisten Fällen auch in Amerika. Daher
haben die Kameras und Fahrwagen der Firma
IBAK einen ebenso großen Erfolg in den Vereinigen Staaten. Lediglich die Präferenzen
haben eine unterschiedliche Gewichtung,
was zum Großteil daran liegt, dass die Anforderungen schlicht andere sind. Momentan erlebt zum Beispiel das IBAK-Zusatzmodul Lisy einen Aufschwung in den USA. Das
laterale Inspektionssystem besitzt einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Systemen. Es ist so konzipiert, dass es eine höhere Leistung erreicht, dabei aber wesentlich
geringere Reparatur- und Instandhaltungskosten aufweist. Bereits das weiterentwickelte
Nachfolgemodell mit individuell und stufenlos
regelbarer Geschwindigkeit ist gefragt.
Durch den Erfolg des weltweit schnellsten Satelliteninspektionssystems sehen die amerikanischen IBAK-Kollegen von RapidView
ebenfalls einen großen Markt für die NanoKamera. Die kleinste existierende Dreh- und
Schwenkkopfkamera ist an alle IBAK-Schiebeanlagen, Fahrwagen sowie Satellitenanlagen anschließbar und voll bogengängig. Jede
gewünschte Blickrichtung wird mikroprozessorgesteuert durch den Dreh- und Schwenkkopf auf dem schnellsten Weg erreicht. Außerdem kann sich die Kamera endlos um ihre
eigene Achse drehen.
Sowohl der Lisy-Aufsatz als auch die OrionKamera und später wahrscheinlich die NanoKamera gehören zu den gefragtesten Systemen in Nordamerika, denn sie werden angewendet, um so genannte Gas-Querbohrungen
zu vermeiden beziehungsweise zu finden. Bei
Gas-Querbohrungen handelt es sich um Gasleitungen, die von Installateuren versehentlich durch ein bereits vorhandenes Kanalrohr
verlegt wurden. Dadurch werden an zwei Stellen Schäden am Rohr verursacht und die quer
V.l.: Janina Galinski (Leiterin Marketing IBAK), Manfred
Weber (Technischer Leiter IBAK), Dr. Werner Hunger (Geschäftsführer IBAK), Matthew Sutton (Vice President of Sales
& Marketing RapidView), Rex Robison (President/CEO RapidView) und Kris Robison (CFO RapidView) auf der WWETT.
durch das Rohr laufende Gasleitung stellt ein
Hindernis für das Abwasser dar. Unfälle dieser Art können im schlimmsten Fall verheerende Konsequenzen haben. Die Größe und
Beweglichkeit der Inspektionssysteme ermöglichen ein schnelles Handeln.
Besondere Aufmerksamkeit erregt auch die
3D-GeoSense-Rohrverlaufsmessung. So ist
es in den USA nicht nur wichtig, die Zustände
von Kanalrohren zu erfassen und zu dokumentieren, auch die Lage der Rohre im Erdreich ist unter anderem aus oben genannten Gründen von Interesse. Für eine qualitative und hochwertige Inspektion von
Grundstücksentwässerungsleitungen ist die
Rohrverlaufsmessung ein entscheidendes Instrument. Es bietet ein vollständiges Erfassen von Informationen über das Leitungsnetz und kann einen Lageplan von verzweigten Anschlussleitungen erstellen. Der Einsatz
von 3D-GeoSense ermöglicht einen Plan über
den Rohrverlauf mit wenig zusätzlichem Aufwand, da die Messung automatisch und parallel zur Inspektion erfolgt. Es werden xyzKoordinaten der Leitungen und damit ein
3D-Plan erstellt, wodurch das Auffinden von
Leitungen für eventuelle Sanierungsmaßnahmen oder sonstige bauliche Maßnahmen
(z.B. Ergänzung von Gasleitungen) erleichtert
wird.
Neben der Genauigkeit ist es besonders die
Bedienerfreundlichkeit der 3D-GeoSense-Anlagen, von der die Anwender begeistert sind.
Daher ist es für die amerikanischen Kunden
nachvollziehbar, warum sich diese Art zur
Rohrverlaufsmessung so gut auf dem deutschen Markt etabliert hat. Aufgrund dessen
erwarten und wünschen sich die Mitarbeiter
von RapidView, dass Amerika diesem guten
Beispiel aus Deutschland folgt.
Wie unterschiedlich die Anforderungen des
amerikanischen Marktes im Vergleich zum
deutschen sind, zeigt sich oft lediglich nur im
Detail. Während zum Beispiel deutsche Ins-
pektionssysteme einen 33-kHz-Sender nutzen, werden amerikanische Systeme mit einem 512-Hz-Sender ausgestattet, der an einem speziellen Gehäuse am Schiebestab
verbaut wird. In den USA wird häufig diese
spezielle Frequenz gefordert, weil sich Kameras so besser orten lassen, wenn sich metallische Gegenstände im Erdreich befinden. Insbesondere auf dieses kleine, für den Verkauf
aber sehr wichtige Teil wird in den USA sehr
viel Wert gelegt.
Ausblick
RapidView startete mit Unterstützung von
IBAK sehr erfolgreich in das Jahr 2016, indem sie einen erfolgreichen Auftritt auf der
Water & Wastewater Equipment, Treatment
& Transport Show (WWETT) präsentierten.
Vom 17. bis zum 20. Februar wurden im Indiana Convention Center, in Indianapolis, von
der kleinsten Inspektionskamera bis hin zum
großen Spültruck alle Bereiche der Kanalrohrbranche ausgestellt.
Mit 36 Jahren Erfahrung, einer Ausstellungsfläche von mehr als 50.000 Quadratmetern,
über 600 Ausstellern, 100 Vorträgen und
4.200 teilnehmenden Firmen hat sich die
WWETT zu einer der größten Messen der USA
entwickelt. In diesem Jahr präsentierte RapidView in Kooperation mit IBAK unter anderem Hausanschlussinspektion mit Lisy, die
Panoramo und Panoramo Si, 3D-GeoSense
hydrostatische Verlaufsmessung, MiniLites
und konventionelle Hauptkanalinspektion.
Natürlich werden bei dieser Gelegenheit
auch zukünftige Produktwünsche und Innovationen besprochen, von denen einige bereits auf der IFAT zu sehen sein werden. Mit
großem Interesse blickt die Kanalrohrbranche also auch über den großen Teich, um zu
sehen, wie die hiesigen Produkte auf den bevorstehenden Messen in den USA präsentiert
werden.
In seiner Vorreiterrolle bleibt der deutsche
Markt weiterhin eine wichtige Konstante für
die Entwicklung im Bereich von Kanalrohrinspektionen. Denn Deutschland setzt weltweit
Maßstäbe was die Qualität der Inspektionen
und der Technik angeht.
Auch IBAK ist sich dieser Verantwortung bewusst und stellt bei allen zukünftigen Entwicklungen den individuellen Kundennutzen
in den Mittelpunkt und verfolgt bei jeder Innovation das Ziel, einen tatsächlichen Mehrwert für den Kunden zu schaffen. Anreize dafür kommen nach wie vor aus dem Markt mit
der meisten Erfahrung – Deutschland.