Professioneller Brief - IHK für Oberfranken Bayreuth

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Professioneller Brief - IHK für Oberfranken Bayreuth
3. OfraCar-Kamingespräch:
Chancen & Herausforderungen
der Globalisierung für regionale Automobilzulieferer
Praxisnahes
Impulsreferat
von
Wilhelm
Wirth,
kaufm.
Geschäftsführer
Dr. Schneider GmbH/Kronach, über den
langwierigen
Aufbau
von
weltweiten
Kooperationen
und
Niederlassungen
Vorwettbewerblich von einander lernen und sich dadurch gegenseitig in der Region
stärken, lautet die zentrale Strategie des Automotive-Netzwerks OfraCar. Das Thema
des 3. OfraCar-Kamingesprächs, dass in Kooperation mit der FH Coburg am 24. Mai im
Hotel Flößerhof/Marktredwitz stattfand, konzentrierte sich auf die Frage: Wie kann die
oberfränkische Zulieferindustrie auf die Globalisierung richtig reagieren? Ausführliche
Antworten auf diese inzwischen existenzielle Frage bekamen die Kamingesprächteilnehmer von Dr. Schneider-Geschäftsführer Wilhelm Wirth in einem frei gehaltenen
Impulsreferat. „Wer sich jetzt nicht auf die Socken macht und sich europa- und weltweit
Kooperationspartner
sucht,
den
wird
Wahrscheinlichkeit
nicht
mehr
es
Zulieferer
geben“,
erklärte
in
zehn
Jahren
mit
großer
der
Automotive-Manager
unmissverständlich. Wirth selbst widmet seit vielen Jahren einen großen Teil seiner
Arbeitszeit
der
Suche
nach
weltweiten
Kooperationspartnern
und
Standorten.
Die Teilnehmer in der aktiven Diskussion (Teil 1 - von links nach rechts)
W. Wirth, Prof. Dr. Steber, K. Krauß, D. Hubbert
OfraCar.org
Gottlieb-Keim-Straße 60 - 95448 Bayreuth
Tel.: +49 (0)921-507 36 410
Fax: +49 (0)921-507 36 411
www.ofracar.org - [email protected]
potentiellen
Seite 2
Mittwoch, 20. Juni 2007
Lernen aus Niederlagen
Das über 80 Jahre alte Kronacher Familienunternehmen Dr. Schneider GmbH ist ein
heute 100 prozentiger Automotive-Zulieferer und erwirtschaftet mit 2200 Mitarbeitern
aktuell
250
Mio.
Jahresumsatz.
Die
Technologiekompetenz
konzentriert
sich
hauptsächlich auf den Fahrzeuginnenraum - zu den Kunden zählen viele weltweit
bekannte
Automobilkonzerne.
Entwickelt
und
produziert
werden
unter
anderem
komplette Handschuhfächer und kinetische Baugruppen wie Belüftungsdüsen, die rund
30 Prozent vom Geschäft ausmachen. Die Kronacher machten sich bereits „auf die
Socken“, als das Wort Globalisierung noch in keiner Zeitung zu finden war: 1976 ging es
nach Valencia/Spanien, wo Dr. Schneider anfangs mit einem dortigen Familienunternehmen eine Kooperation einging. Heute fertigen dort über 350 Mitarbeiter
Kunststoffkomponenten im Spritzguss und lackieren diese auch. Spezielle Kompetenzen
wie Metallhinterspritzen kommen hier ebenfalls zum Einsatz.
„Es ist ein mühseliges Unterfangen, zuverlässige und kompetente Partner zu finden,
aber letztendlich lohnt es sich und sichert in Oberfranken den Standort und damit auch
Arbeitsplätze“, so Referent Wirth. Sein Impulsreferat entwickelte sich immer mehr zu
einer sehr praxisnahen Lehrstunde in Sachen Globalisierung. Die anwesenden Vertreter
von Zulieferbetrieben hörten besonders genau hin, als Wirth offen und ehrlich auch
Niederlagen bei der weltweiten Suche ansprach, als etwa plötzlich Partner absprangen
oder starke Qualitätsprobleme auftraten und wie Dr. Schneider solche Krisen letztendlich
erfolgreich meisterte. „Gehen Sie raus aus Ihren Geschäftsführerbüros, organisieren sie
sich von Rohstoffzulieferern und Maschinenlieferanten weltweite Adressen und setzen
Sie sich ins Auto oder den Flieger.“ – mit diesen direkten Worten forderte Wirth die
anwesenden Zuliefervertreter, sofern sie es noch nicht schon getan haben, zu
persönlichen Kontakten und Werkbesuchen im Ausland auf.
Eine globale Erfolgsstrategie von Dr. Schneider, so Referent Wirth, war und ist die
finanzielle Risikominimierung durch Kooperationen mit eingesessenen Partnern vor Ort.
Ein eigenes Werk wird erst dann gebaut, wenn es das Auftragsvolumen des Kunden
deutlich erfordert. 1996 entstand auf diese Weise eine Kooperation in Brasilien, 2001 in
den USA und 2004 in Bratislava. Die Dr. Schneider-Lackieranlage in den USA ist bisher
die einzige, die von Daimler Chrysler bei einem Zulieferer in diesem nordamerikanischen
Land akzeptiert wird.
Die Teilnehmer in der aktiven Diskussion (Teil 2 - von links nach rechts)
P.-A. Tran, J. Gack, Dr. F. Wittl
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Mittwoch, 20. Juni 2007
Auf anspruchsvolle Technologien spezialisieren
Eine existenzielle Bedrohung für kleine oberfränkische Werkzeugbauunternehmen und
Spritzgusshersteller sieht Dr. Schneider-Geschäftsführer Wirth in den immer besser
werdenden und kostengünstigen Konkurrenzbetrieben aus China.
Kamingesprächteilnehmer Josef Gack, Geschäftsführer Innotech GmbH/Lichtenfels,
berichtete vom Lichtenfelser Werkzeugbau Hofmann, der sich auf spezifische Kernkompetenzen konzentriert und in einer Art Technologiemix bestimmte Werkzeugkomponenten weltweit hinzu kauft. Das oberfränkische Standorte aufgrund ihrer
schnellen Reaktionszeit und betriebstreuen und gut ausgebildeten Fachkräfte wieder
gefragt sind, brachte Franz Wittl, Coburger Geschäftsführer der imp engineering GmbH,
als Diskussionsbeitrag. Wo die Grenze des Know-how-Transfers in der Praxis liege,
wollte Prof. Dr. Michael Steber, Technologietransferbeauftrager der FH Coburg, von
Referent Wirth wissen. Dessen Antwort: Das Feintuning und die Entwicklung bleiben am
Mutterstandort, außerdem werden in den verschiedenen weltweiten Dr. SchneiderNiederlassungen neben einheimischem Personal vor allem Führungskräfte mit Kronacher
„Stallgeruch“ eingesetzt.
Automotive-Kontaktbörse
Aufgrund des sommerlichen Wetters wurde der zweite Teil der abschließenden
Diskussion ins Freie vor den kühlenden Hotelbrunnen verlegt, wo ganz im Sinne des
Automotive-Netzwerks OfraCar, neben Visitenkarten auch noch weitere detaillierte
Erfahrungen zum Thema Globalisierung ausgetauscht wurden.
Der nächste Termin in der OfraCar-Kamingespräch-Reihe steht bereits fest. Am 11. Juli
wird es in Geisfeld im Landkreis Bamberg um das Thema „Marketing für kleine und
mittlere
Unternehmen“
Marketingstrategien
und
gehen.
Welchen
–maßnahmen
für
Stellenwert
KMU
und
wie
haben
kann
professionelle
man
diese
im
Unternehmen individuell entwickeln und erfolgreich umsetzen?
Interessenten sind im Anschluss an die Impulsreferate der Experten wieder herzlich zur
offenen Diskussion eingeladen.
Für
weitere
Informationen
bzw.
eine
Anmeldung
[email protected] (Tel.: 0921/50736410)
Gruppenfoto mit
einem Teil der
Teilnehmer
wenden
Sie
sich
bitte
an