Presseartikel MedBiz

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kohlpharma - Im Holzau 8 - 66663 Merzig/Saarland
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Freitag, 02. März 2007
Pille unterwegs
Mit der Einfuhr von Arzneimitteln aus dem Ausland sichern sich Reimporteure einen
Milliardenanteil am Pharmamarkt - und provozieren so Streit mit der Industrie // Tim
Braun
Einmal am Tag fährt ein Lkw das Gelände des ehemaligen volkseigenen Betriebs ROW im
Städtchen Osterburg in Sachsen-Anhalt an und bringt neue Ware - vorwiegend aus Portugal,
Spanien, Italien, Belgien und Griechenland. Bis zur Wende waren auf dem Areal die
Rathenower Potischen Werke untergebracht, eines von mehreren Großunternehmen, die
dem Kombinat Carl Zeiss Jena angehörten. Heute hat hier MPA Pharma seinen Sitz - und
mischt aus der Provinz den deutschen Pharmamarkt auf.
In einer der vier Hallen auf dem 7000 Quadratmeter großen Areal packen rund 200 Frauen
in weißen Kitteln tonnenweise Medikamentenschachteln und Beipackzettel aus und wieder
ein. Ihre Arbeit funktioniert im Akkord: Medikamentenschachteln auspacken, Beipackzettel
aussortieren, Tablettenblister auf ein surrendes Laufband legen, wo sie per Laser bedruckt
werden. Ein paar Meter weiter kommen die Tabletten mit neuem Beipackzettel in eine neue
Schachtel, auf der bereits ein Hinweisschild klebt: 'Reimportiert durch: MPA Pharma.'
In der neonbeleuchteten Umpackhalle werden pro Tag zwischen 35 000 und 50 000
Schachteln aus- und wieder eingepackt. Rund 2000 verschiedene Präparate surren über die
Bänder. Als Reimporteur sichert sich das Unternehmen seit 25 Jahren seinen Anteil am
deutschen Pharmamarkt. Und das Geschäft läuft gut: 2006 lag der Umsatz bei 350 Mio. ? knapp doppelt so hoch wie im Jahr zuvor.
MPA Pharma ist die Nummer zwei der Branche, hinter dem Merziger Unternehmen
kohlpharma mit 650 Mio. ? und gefolgt von Eurim-Pharma und Axicorp Pharma. Diese vier
dominieren ein attraktives Segment im deutschen Medikamentenmarkt, in dem sich
insgesamt rund 35 Unternehmen tummeln: 2006 brachte das Geschäft der Reimporteure
einen Umsatz von mehr als 1,5 Mrd. ?. Nach einem leichten Rückgang in den Jahren 2004
und 2005 war das eine Zunahme um 37 Prozent, so das Marktforschungsinstitut Inside
Health. Im Vergleich zum Gesamtvolumen des Arzneimittelmarkts in Höhe von rund 22 Mrd.
? ist das zwar nur ein kleines Stück vom Kuchen - aber genau um dieses Stück fühlen sich
die Pharmahersteller betrogen.
Reimporteure kaufen in Deutschland hergestellte Medikamente im Ausland und führen sie
wieder ein. Oder sie importieren im Ausland hergestellte Präparate parallel zu den
Pharmaherstellern. Diese sogenannten Parallelimporte machen mittlerweile den Großteil der
Warenströme aus. 'Unsere Geschäftsgrundlage ist der freie Warenverkehr in Europa', sagt
Jörg Tessmer, Geschäftsführer von MPA Pharma.
Das Prinzip ist einfach und auch in anderen Branchen wie der Autoindustrie erprobt. Es
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Dipl.-Oek. Edwin Kohl
Dr. Dadja Altenburg-Kohl
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funktioniert über die Preisunterschiede für Arzneimittel in den EU-Staaten. Sie
resultieren großteils daraus, dass in einigen Ländern – vor allem im Süden
Europas – der Staat die Preise für Arzneimittel reglementiert. Wenn die
Hersteller ihre Produkte auf diesen Märkten anbieten wollen, müssen sie die
Preisvorgaben einhalten. In Deutschland ist die Preisgestaltung hingegen liberaler.
Besonders patentgeschützte Medikamente sind daher teurer als in Griechenland,
Spanien, Portugal, Italien oder Belgien. Reimporteure machen sich die Unterschiede
zunutze, indem sie bei Großhändlern im Ausland Arzneimittel einkaufen und zurück
nach Deutschland transportieren.
'Unser Spediteur fährt für Pfizer nach Griechenland und für uns zurück', erklärt Tessmer das
Prinzip. Die Verlierer in dem Spiel sind die Pharmahersteller. Für sie stellt der Reimport einen
Angriff auf ihr Geschäftsmodell dar. 'Wir lehnen Parallelimporteure als Trittbrettfahrer ab',
heißt es etwa bei Novartis. Nach Angaben des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller
(VFA) entstanden den Herstellern im letzten Jahr durch das Importgeschäft Umsatzeinbußen
von 1,7 Mrd. ?. Von einem 'Konstruktionsfehler im europäischen Binnenmarkt' spricht
Cornelia Yzer, die Hauptgeschäftsführerin des VFA. Die Zahlen erklären die Aufregung. Der
Umsatz auf dem Apothekenmarkt insgesamt ist 2006 um 0,6 Prozent gesunken. Gleichzeitig
sanken die Umsätze der forschenden Arzneimittelhersteller um 3,4 Prozent. 'Wenn Sie
daneben den Umsatzzuwachs der Parallelimporteure von 37 Prozent sehen, können Sie sich
ein Bild über die Marktverschiebungen machen', klagt Yzer.
Zurzeit besteht für die Industrie aber wenig Hoffnung, auf eine Lösung des Konflikts. Denn
der Reimport von Medikamenten lohnt sich nicht nur für die Importeure, sondern auch für das
deutsche Gesundheitssystem: 250 Mio. ? sparen die Krankenkassen jährlich durch
reimportierte Arzneimittel. Seit 2004 müssen reimportierte Waren mindestens 15 Prozent
preiswerter sein, als die Originalpräparate, bei Preisen über 100 ? sind es mindestens 15 ?.
Und das öffentliche Einsparpotenzial ist der Persilschein gegen die Kritik der Industrie.
Dementsprechend groß ist auch das Selbstbewusstsein in der Branche: 'Wir sind das
Korrektiv für die hohen Preise patentgeschützter Medikamente', sagt Tessmer. Und Jörg
Geller, Vorstand der kohlpharma sagt sogar: 'Wir tragen zur Angleichung der
Lebensverhältnisse in der Europäischen Union bei'. Das sei schließlich das Ziel der
Römischen Verträge.
Wie hoch die Preisunterschiede in den Apotheken letztlich sind zeigt das Beispiel Aspirin.
Eine 20er Packung kostet in einer griechischen Apotheke 0,66 ?, in Deutschland 4,97 ?. Wer
aber nach reimportierten Aspirin fragt, bekommt sie für 3,51 ?. Je teurer das Präparat, umso
größer die Ersparnis. Bei nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten wie Aspirin spart der
Patient, sonst die Krankenkassen.
Und um die erhoffte Einsparung auch wirklich zu realisieren, haben die Träger der
gesetzlichen Krankenkassen mit dem Bundesverband Deutscher Apotheker eine
Vereinbarung geschlossen: Mindestens fünf Prozent des Umsatzes der Apotheken müssen
aus dem Verkauf reimportierter Arzneimittel stammen. Der VFA fordert die Abschaffung
dieser Quote.
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Und um die erhoffte Einsparung auch wirklich zu realisieren, haben die Träger der
gesetzlichen Krankenkassen mit dem Bundesverband Deutscher Apotheker eine
Vereinbarung geschlossen: Mindestens fünf Prozent des Umsatzes der Apotheken
müssen aus dem Verkauf reimportierter Arzneimittel stammen. Der VFA fordert die
Abschaffung dieser Quote.
Für die Apotheken hat die Regelung kaum Auswirkungen. 'Sie haben seit der neuen
Arzneimittelpreisverordnung nur noch geringe Mindereinnahmen, wenn sie günstigere
Arzneimittel verkaufen', sagt Ursula Sellerberg von der Bundesvereinigung Deutscher
Apothekerverbände. Weswegen die Fünfprozentquote von den meisten übererfüllt werde.
kohlpharma Vorstand Geller schätzt sogar, dass sie de facto bei über sieben Prozent liegt.
Doch so einfach gibt sich Big Pharma nicht geschlagen. Die Hersteller suchen Strategien, ihr
Geschäft in der Hand zu behalten. 'Viele fahren eine sogenannte Europastrategie', sagt
Michael Nell, Apotheker beim AOK-Bundesverband. Weil es in südeuropäischen Staaten
üblich sei, den staatlich reglementierten Preis über einen europäischen Referenzpreis
festzulegen, würden patentgeschützte Medikamente zuerst in Deutschland, Großbritanien
oder Skandinavien eingeführt – also dort, wo die Preisgestaltung relativ frei ist. Sind
die Vergleichspreise hoch, fällt auch der Referenzpreis relativ hoch aus und der
Preisunterschied gegenüber den Hochpreisländern ist eher niedrig. Und damit wird das
Geschäft der Reimporteure schwieriger. 'Die Hersteller bemühen sich, europaweit ein
weitgehend harmonisiertes Preisverhältnis herzustellen', heiß es beim Pharmaunternehmen
Merck. 'Wenn es irgendwie geht, bleiben wir solange aus einem Markt heraus, bis wir ein
vergleichbares Preisniveau verhandelt haben.'
Eine andere Gegenstrategie verfolgt Pfizer: 'Wir überprüfen unsere Distributionspolitik', sagt
eine Sprecherin. Das Unternehmen versucht, die Medikamente so lange in seinem Besitz zu
halten, bis sie die Apotheke erreicht haben. Das Kalkül: Auf diesem direktem Weg können
die Mittel nicht von ausländischen Großhändlern an Reimporteure weiterverkauft werden.
Die Abwehrmaßnahmen zeigen Wirkung: 'Es ist zunehmend schwierig im Ausland
günstigere Arzneimittel in großen Mengen zu bekommen', sagt Tessmer von MPA Pharma.
'Die Gewinnmargen sind in den letzten Jahren kleiner geworden.' Doch so lange der Umsatz
wächst, geht es den Reimporteuren gut. Und den konnten sie vor allem durch die starke
Konzentration auf bestimmte Produktgruppen steigern. 55 Prozent aller reimportierten
Präparate sind Blutprodukte, Mittel zur Behandlung von Erkrankungen des zentralen
Nervensystems oder Krebsmedikamente.
Ganz ohne Risiko ist das Geschäft mit den Reimporten freilich nicht. MPA Pharma muss
deutsche Medikamentenschachteln gestalten, Druckaufträge für neue Beipackzettel
vergeben – und eine Zulassung beantragen. Zwischen einem und zwei Jahren dauert
es, bis das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte die Medikamente zulässt,
denn für den Inhalt der Schachtel haftet ausschließlich der Reimporteur. Und dann beginnt
das Ringen um die markenschutzrechtliche Zulassung mit dem Originalhersteller. Dabei
entscheidet sich dann, ob die Schachtel Aspirin grün sein darf oder blau sein muss.
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Europa
Durch den freien Binnenmarkt in der Europäischen Union dürfen Medikamente zwischen den
Mitgliedsstaaten gehandelt werden. Wegen der nationalen Preisunterschiede lohnt sich der
Reimport. Noch nicht involviert sind die neuen EU-Länder im Osten. Hier gelten
Übergangsfristen teils bis 2019.
Deutschland
Mit reimportierten Arzneimitteln wurden hierzulande 2006 mehr als 1,5 Mrd. ? umgesetzt.
2005 waren es rund 1,2 Mrd. ? und 2004 rund 960 Mio. ?. Die deutschen Apotheken müssen
mindestens fünf Prozent ihres Umsatzes mit solchen Mitteln erwirtschaften.
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