Kursana Magazin

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Kursana Magazin
MAGAZIN
Sommer | Herbst 2010
MUTIG
Das „Ich-traue-mir-noch-etwas-zu“-Gefühl
25 Jahre Kursana
Jörg Braesecke,
Vorsitzender der Geschäftsführung Kursana
Inhalt
Das Titelthema
Titelthema
MUTIG MUTIG
Liebe Leserin, lieber Leser,
Etwas Neues wagen, sich (noch) etwas
zutrauen, eine innere Hürde überwinden
– die Geschichten auf den nächsten Seiten
zeigen zahlreiche Facetten von Mut, der so
unterschiedlich ist, wie das Leben selbst
die ersten 25 Jahre – welche Erinnerungen verbinden
Sie mit Ihren ersten Lebens-Jahrzehnten? Man sagt, es
seien die Grundsteine unseres Lebens ... um herauszufinden, wer wir sind und wohin wir gehen wollen.
Bei einem Unternehmen ist es nicht viel anders. Kursana wird in diesem Jahr 25. Viel Mut und viel Vertrauen
in die Zukunft gehörten dazu, als Firmengründer Peter
Dussmann im Jahr 1985 die ersten Kursana Häuser
unter anderem in Hamburg, Bad Pyrmont und Fürth
übernahm. Denn die Verantwortung war groß. Sie wuchs
weiter an, als nach der Wiedervereinigung zahlreiche
neue Seniorenzentren im Osten des Landes hinzukamen. 1993 wurde dann als erster großer Neubau
die Residenz in Refrath eröffnet. Und 1996 gelang
mit der Übernahme des Theodor-Kessler-Hauses in
Siegen die erste Privatisierung einer kommunalen
Senioreneinrichtung in den alten Bundesländern.
Nichts beflügelt so sehr wie der Erfolg. Das DussmannTochterunternehmen ist in den zurückliegenden
25 Jahren zum führenden privaten Betreiber von
Senioreneinrichtungen in Deutschland geworden.
108 Häuser gehören inzwischen zur Kursana Familie.
Längst haben wir bewiesen, dass ein privater Betreiber
zugleich höchste Pflegestandards, niveauvolle Atmosphäre und Wirtschaftlichkeit miteinander verbinden
und gewährleisten kann. Darauf sind wir stolz. Es ist Ansporn für immer neue Weiterentwicklungen. Schließlich
geht es um Menschen. Ihren Lebensabend zu begleiten, ist eine Aufgabe, an der jeder von uns wächst.
In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
04
Mut zur Zeitreise
Ilse Pillat, 95, traut sich vieles zu – und flog
mit der legendären "Tante Ju"
08
Freimütig
Liebe und Leidenschaft: Senioren diskutierten
offen über ein Tabu-Thema
10
Ermutigender Klang
Ein Pilotprojekt: In Gütersloh ist Musik zentraler
Bestandteil des Pflegekonzepts
13
Mut zur Distanz
Getrennt und doch vereint: Das andere
gemeinsame Leben des Ehepaars Päplow
14
Mutproben
Senioren im Domizil Au tanken beim
"Teakwondo" Kraft und Selbstvertrauen
16
Team auf sechs Beinen
Bulldogge Manne hilft Herrchen Ingolf Wagner
bei der Arbeit als Wohnbereichsleiter
18
Ältesten-Rat
Auch mit über 100 Jahren noch aktiv –
Zwei Kursana Bewohnerinnen erzählen
Titelbild: Von Berlins neuem Flughafen Schönefeld aus startet Ilse
Pillat, 95, ihren Nostalgie-Flug in der Ju 52. Es ist eine Zeitreise in
die Vergangenheit – mit wehmütigen Erinnerungen
04
14
20
„Pflege muss für alle finanzierbar sein“
Thomas Greiner über das Thema Pflege als
entscheidende Säule des Sozialstaates
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Erinnerungs-Stücke
Mitgebrachte Lieblingsstücke machen den
Umzug in die Pflegeeinrichtung leichter
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Befreiende Schwingungen
Neu im Grimmener Domizil: Die Töne der
Klangschalen sind wie eine sanfte Massage
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Streiflichter
Ein kleiner Ausschnitt aus der Vielfalt an
Veranstaltungen der Kursana Häuser
28
Bewegen bringt Segen
Millionen älterer Menschen leiden an
Osteoporose – Wichtige Tipps zur Vorbeugung
29
Der letzte Wille
Mehr Rechte für Erblasser –
Stichworte zu dem neuen Erbrecht
30
„Darf ich bitten ...?“
Beim monatlichen Tanztee
in der Residenz Wedel
schwindet manch Zipperlein
32
Lesen & Hören
Informationen und
Empfehlungen rund um
Bücher und Hörbücher
34
Rätseln & Gewinnen
16
30
Erika Peters und Günther Winkler tanzen
in der Kursana Residenz Wedel
3
MUTIG
Das „Ich-traue-mir-noch-etwas-zu“-Gefühl
Ich traue mir noch etwas zu. Ich traue mir
wieder etwas zu. Ich wage Neues. Ich breche auf. Ich tue selbst etwas, dabei werde
ich unterstützt. Ich überwinde eine innere
Hürde. Ich lasse den Mut nicht sinken. Ich
kämpfe mich ins Leben zurück. Wir machen
uns gegenseitig Mut.
Die Geschichten, Porträts und Reportagen
auf den nächsten Seiten handeln von Mut.
Von Mut in vielfältiger, unterschiedlicher
Form. So vielfältig wie das Leben selbst.
„Oma Ilse“ trifft „Tante Ju“: „Sich der
Erinnerung zu stellen, kostet Mut“
4 I Das Titelthema
5
Mut zur Zeitreise
„Angst? Nee, hab’ ich nicht“, sagt Ilse Pillat. Die 95-Jährige traut sich einiges. So steigt
sie immer noch gern in ein Flugzeug. Dieser Rundflug allerdings ist etwas Besonderes:
in der legendären „Tante Ju“. Da überkommen sie Erinnerungen ... auch wehmütige.
„1939 sind mein Mann und ich mit
der Ju 52 auf Hochzeitsreise nach
München geflogen“, sagt sie zu Steward Heinz Soll, als der ihr zuvorkommend die Treppenstufen hinauf
in die Kabine hilft. „Dass wir damals den Flug geschenkt bekommen
haben, war außergewöhnlich.“ Ihr
Mann, Johannes „Hans“ Pillat, war
Kraftfahrzeugmeister und arbeitete
als Fahrer im Reichsluftfahrtministerium. Von dort kam die Hochzeitsüberraschung, die dem jungen Paar
Flitterwochen in Niederaudorf bescherte. Rund 70 Jahre später ist
die jüngste ihrer drei Töchter für die
Überraschung verantwortlich. „Ich
habe die Aktion ‚Wünsch dir was’ im
Kursana Magazin gesehen und für
Mutti dort hin geschrieben“, sagt
Heidi Volklandt, 64. Aus dem KurEinen herrlichen Blick hat Ilse Pillat auf die Havel, die Spree und die Seen rund um Berlin,
während die Ju 52 bei gemächlichen 190 Stundenkilometern knatternd ihre Runde dreht
sana Domizil Berlin-Lichtenberg hat
sich Hausmeister Klaus Hönecke
heute bereiterklärt, Ilse Pillat und
Die kleine goldene Armbanduhr läuft Art Ofenrohr als Auspuff. Das ecki- ihre Tochter durch die Stadt zu kutnur eine Viertelstunde. Dann bleibt ge Cockpit erinnert an die Fahrer- schieren.
sie stehen. Egal. Sie musste mit. kabine eines uralten Lasters. „Herz„Die war mein Verlobungsgeschenk“, lich willkommen bei der Junkers 52, Gerne hätten die Töchter auch dem
sagt Ilse Pillat. Die Berlinerin steht unserer guten alten ‚Tante Ju’“, Vater einen Flug mit der Ju 52 erauf dem Flugfeld in
begrüßt Pilot Claus möglicht. Doch dazu kam es nicht
Schönefeld. Vor ihr Ilse Pillat, 95, fliegt Cordes die Gruppe, mehr: Er verstarb bereits 1985. Diese
ein kleines Flugzeug,
zu der Ilse Pillat schmerzhafte Erinnerung wird wienoch regelmäßig
Baujahr 1936. Die
gehört. Die Seniorin der lebendig, als der Rundflug ansilberne Außenhaut aus Wellblech hält einen uralten braunen Leder- steht. „Sich der Erinnerung zu stelglitzert in der Sonne. Der große Pro- koffer in der Hand. Heute geht sie len, kostet Mut“, sagt Ilse Pillat.
peller an der Nasenspitze hat eine auf Zeitreise.
6 I Das Titelthema
Gerne hätte Ilse Pillat (Bild Mitte im Gespräch mit Flugbegleiter Heinz Soll) diese Reise
mit ihrem 1985 verstorbenen Mann angetreten. In Gedanken hat sie ihn aber mit an
Bord genommen
Sie nimmt Platz auf einem der bei- Auch auf ihrem ersten Flug ließ sie
gen Ledersitze. „Ich hatte die Ka- sich nicht aus der Ruhe bringen.
bine größer in Erinnerung. Das ist „Bei unserem Rückflug 1939 sind
ja nur so breit wie in einem Auto“, wir in ein Gewitter gekommen. Da
wundert sie sich.
war es richtig turMit
der
Tante
Ju
ging
Fensterplätze für
bulent“, erinnert sie
15 Passagiere gibt es auf Hochzeitsreise sich. „Der Mann hines, lediglich in der
ter mir hat sich in
letzten Reihe ist eine Doppelbank. meinen Haaren festgekrallt.“ Ilse
Wenn Ilse Pillat ihre regelmäßigen Pillat lacht.
Reisen zu den beiden anderen Töchtern in die Schweiz macht, fliegt Über dem ehemaligen Flughafen
sie mit wesentlich größeren Ma- Tempelhof dreht der Pilot eine
schinen. Auch Pilot Claus Cordes Ehrenrunde. Von hier – dem ehehat es normalerweise mit mehr PS mals ältesten Verkehrsflughafen
zu tun. Im Alltag sitzt er im Cockpit Deutschlands – startete das Eheeiner Lufthansa-MD-11F, einem drei- paar Pillat im Spätsommer 1939.
strahligen Großraum-Langstreckenflugzeug. Mit über 900 Stundenkilo- Für viele an Bord ist der Flug ein Gemetern befördert er dort Fracht.
schenk. Beispielsweise für Joachim
Schildknecht, 81. „Mein Vater hat
„Brummmmmmmmmmm“, ohren- sein Leben lang bei Junkers gearbetäubend knattern die drei Pro- beitet, er hat noch mit Professor
peller. Rumpelnd rattert das Flug- Junkers zusammen an der Werkzeug los – und hebt ab. 600 Meter bank in Dessau gestanden“, sagt
hoch, Kurs Richtung Norden. „Es er versonnen.
geht bergauf!“, ruft Ilse Pillat. Unten sieht sie die Straße Unter den Über Potsdam, das Havelland und
Linden. „Schön!“ Dass die Ma- einen Teil des Spreewaldes rattert
schine jedes kleine Luftloch mit- die „Tante Ju“ mit einer gemächlichen
nimmt und gehörig
Reisegeschwindigwackelt, stört Ilse Rumpeln und Knattern keit von 190 StunPillat nicht. „Mein
denkilometern. „Viegehören dazu
Mann und ich wales kenne ich, habe
ren Wassersportler, mir wird nicht es aber noch nie so von oben geseschnell übel“, sagt sie vergnügt. hen“, sagt Ilse Pillat. Sie wohnt seit
Die legendäre Ju 52
Die Junkers Ju 52 („Tante Ju“) ist das
wohl bekannteste deutsche Flugzeug.
Fast 5.000 Maschinen wurden gebaut,
heute existieren weltweit noch acht
Exemplare. Ende 1984 kaufte die
Lufthansa-Stiftung eine dieser Raritäten
und sorgte dafür, dass die Ju 52 restauriert und technisch den modernen
Anforderungen angepasst wurde. Dafür
arbeitet ein Kreis von Lufthansa-Piloten
und -Technikern ehrenamtlich in der
Freizeit. Während der Sommermonate
sind Rundflüge von verschiedenen
deutschen Flughäfen möglich.
Informationen und Buchung unter
www.lufthansa-ju52.de
ihrem 17. Lebensjahr in Berlin. Nach
einer Stunde setzt das Flugzeug
leichtfüßig wieder auf. „Das war
sehr schön“, strahlt sie. Nur schwer
können sich die Fluggäste von der
„Tante Ju“ trennen. Unermüdlich
klicken die Kameras. Georg Müller,
50, aus München bewundert allerdings noch eine weitere alte Dame.
„Meine Mutter ist auch über 90, aber
die würde sich so einen Flug nicht
mehr zutrauen. Respekt“, sagt er
zu Ilse Pillat.
7
Freimütig
Liebe und Leidenschaft im Alter gelten als Tabu.
Regisseur Andreas Dresen brach es mit seinem Film
„Wolke 9“. Er erntete internationale Preise und entfachte
eine kontroverse Diskussion. Eine Gruppe von Senioren
aus der Kursana Residenz Regensburg stellte sich dem
Thema. Sehr persönlich und offen.
Fünf Frauen und ein Mann treffen
sich – Anfang 80 sind die jüngsten,
Mitte 90 die ältesten, alle sind verwitwet. Sie sprechen zunächst über
die Offenheit des Films, die Sexszenen. „Das kann mich nicht schockieren. Das denken nur die Jungen.
Bei den Alten ist doch noch lange
nicht Sense“, bringt es die Älteste
auf den Punkt. In der Gesprächsrunde auf Einladung der Regensburger
Direktorin Anita Sattler, 49, einigt
man sich darauf, anonym zu bleiben.
Wie sahen Erziehung und Einstellung
zur Sexualität im ersten Drittel des
20. Jahrhunderts aus? Die Erfahrung
ist einhellig: „Wir waren ja so ver8 I Das Titelthema
klemmt." Konkrete Beispiele gab es Und die Zeit danach? Hat der Zweite
viele: „Wir stammen aus einer Ge- Weltkrieg auch die Sexualität beeinneration, in der die „Camelia“ in der flusst? „Nach dem Krieg bin ich hin
Apotheke in Zeitungspapier einge- und her geflogen wie ein Schmetterwickelt wurde“, sagt eine der über ling. Viele, die überlebt hatten, waren sehr offen für
90-Jährigen. Eine
andere fügt hinzu: „Wir haben eine Menge Sex“, erinnert sich
„Meine Mutter hat an Befreiung erlebt“ der Mann in der Runde. „Das gilt auch für
mir zur Aufklärung
wortlos eine Informationsschrift in die Frauen“, geben die Damen preis.
die Hand gedrückt.“ Und: „Wenn eine Später hat die sexuelle Revolution
Frau schwanger war, hat sie ihren der 1968-Jahre ihre Spuren hinBabybauch verhüllt. Noch schlimmer terlassen: „Wir haben eine Menge
war Nacktsein. Es war ein Skandal, an Befreiung erlebt“, sind sich alle
als wir eine junge Frau mit nackten einig. Aufklärungsvideos, Nacktfotos,
Armen gesehen haben. Selbst das klare Worte für Sexualität – all das
Wort „schwanger“ wurde nur hinter wurde für sie zur Selbstverständlichkeit. „Also, was ich so unter Sex
vorgehaltener Hand verwendet.
Ist das Realität? Horst Rehberg und Ursula
Werner in dem Spielfilm „Wolke 9“
Wolke 9 …
… ist ein Film von Andreas Dresen und
erlebte seine Weltpremiere bei den
Filmfestspielen in Cannes 2008, wo er
begeistert gefeiert wurde. Regie und
Hauptdarstellerin Ursula Werner erhielten
den Deutschen Filmpreis; für den
Europäischen Filmpreis war „Wolke 9“
nominiert. Die Handlung: Inge K. (Ursula
Werner) geht auf die 70 zu, ist verheiratet
mit Werner (Horst Rehberg) und verliebt
sich in den über 80-jährigen Karl (Horst
Westphal). Die beiden leben ihre Liebe
und ihre Leidenschaft mit allen Konsequenzen (Filmfoto links). Regisseur
Andreas Dresen: „Es hat mich angeödet,
dass die Gesellschaft immer älter wird,
es aber nicht die dazugehörigen Bilder
gibt – Liebe und Sex hören ab einem gewissen Alter scheinbar auf zu existieren.“
Der Film ist auf DVD erschienen.
verstehe, so wie Boris im Besenschrank, das ist ja heute nicht mehr
drin“, leitet eine der Damen zum
eigenen Umgang mit Liebe und Leidenschaft über.
über sich selbst niemals wissen,
was kommt. Wenn es der richtige
Mann ist …“, sagt eine nachdenklich. Aber: „Sex ist nur ein Bruchteil des Lebens."
„Ob man jung oder alt ist, das ist Träume und Sehnsucht sind altersganz wurscht. Anziehung, das ist ein los. Das meinen die meisten in der
Stück Leben. Da fängt man an, sich Runde. Nur eine der Gesprächsteilfüreinander zu interessieren“, sagt nehmerinnen schränkt ein: „Ich
eine der Jüngeren und erntet allge- schätze inzwischen ganz andere
meine Zustimmung. Dass Leiden- Dinge als Sex. Eine gute und tiefe
schaft und auch körFreundschaft ist im
perliche Liebe in „Ich wünsche mir eine Alter viel wichtiger.“
ihrem Leben noch tiefe Verbundenheit“ Verbundenheit – das
einmal eine Rolle
wird deutlich – hat
spielen könnten, möchten die meis- eine besondere Qualität. „Über Sex
ten nicht ausschließen: „Man kann reden und es machen, das ist ja zwei-
erlei. Ich war über 50 Jahre verheiratet, seit fünf Jahren ist meine Frau
tot. Es gibt Frauen, da merkt man,
dass die mehr wollen. Aber ich könnte das nicht. Ich würde denken, ich
betrüge meine Frau.“ Nachdem der
Herr in der Runde das zugegeben
hat, kehren sich die Blicke am Tisch
nach innen. Es wird still. Dann sagt
eine Frau bedächtig: „Ich hab’ keinerlei Illusionen. Seit zehn Jahren ist
mein Mann tot. Was ich mir heute
wünsche, ist eine tiefe Verbundenheit.“ Die Vergangenheit hat eine
große Macht: „Wir haben eine wunderbare Ehe geführt. Die Erinnerungen und das Erlebte haben sich
tief eingegraben.“
9
Rainer Jakobi intoniert „Man müsste noch mal zwanzig sein“. – Der
musikbegeisterte Direktor des Kursana Domizils Gütersloh hat eine
Weiterbildung in „Musikgeragogik“ abgeschlossen
10 I Das Titelthema
In der „Musikgeragogik“ wird Musik altersgerecht eingesetzt. Für die Bewohner wie
Elfriede Flottmann, Gertrud Klein (Bild links) sowie Magda Fischer (Bild Mitte) bedeutet
das in erster Linie Spaß und neue Lebensfreude
Ermutigender Klang
Gemeinsam zuhören, singen, musizieren und tanzen. Im Kursana Domizil Gütersloh ist
Musik zentraler Bestandteil des Betreuungs- und Pflegekonzepts – ein in Deutschland bislang einmaliges Pilotprojekt. Für die Bewohner bedeutet es Spaß und neue Lebensfreude.
„Man müsste noch mal zwanzig sein
und so verliebt wie damals“, schallt
es im Chor durch das Kursana Domizil. Auch Elfriede Flottmann singt
leise mit, fast schüchtern. Sie hat
sich überwinden müssen. „Meine
Mutter hat immer schön gesungen",
erinnert sich die 87-Jährige, „aber
wenn ich mitsingen wollte, meinte
sie, ich könne das nicht." Elfriede
Flottmann hat ihren Mut zusammen
genommen und merkt nun, wie gut
ihr das Musizieren und Singen mit
den anderen tut. „Je öfter sie mitmachen, desto mehr trauen sich die
Bewohner zu", sagt der Direktor des
Kursana Domizils, Rainer Jakobi,
„das überträgt sich auch auf ihren
Alltag.“
Der 54-Jährige verbindet den Beruf
mit seiner Leidenschaft: Seniorenbetreuung und Musik. Rainer Jakobi
hat dazu eine Weiterbildung an der
Fachhochschule Münster absolviert der der Einsatz von Musik zum zenund kennt den therapeutischen Nut- tralen Bestandteil des Betreuungszen, den die Bewohner durch das konzepts gehört. Klänge, Melodien,
Musizieren erfahren können. „Musik Singen und selbst verschiedene Inweckt Emotionen”,
strumente ausproLaut mitsingen
erläutert er, „und ist
bieren – all das sind
besonders in der De- kostet Überwindung Bestandteile der Mumenztherapie wirksikstunden. Deren
sam. Musik und bekannte Lieder ha- Sinn besteht darin, mit Musik auf die
ben die Fähigkeit, Erinnerungen an Gefühle und Bedürfnisse der Seniobesondere Ereignisse oder Men- ren einzugehen, mit ihnen gemeinschen zu wecken.” Biographiearbeit sam zu musizieren und somit Aktivnennt sich dieses Wiederdurchleben sein zu vermitteln (siehe Interview
früherer Erinnerungen, das durch auf der nächsten Seite).
Musik angestoßen und unterstützt
wird.
Die Gütersloher Musikrunde versammelt sich um eine große Kiste
Die Musik hilft aber nicht nur demen- mit Rumba-Rasseln, Schellenkränziell erkrankten Senioren, sie wirkt zen, Holzstäben, Triangeln und Globei allen Menschen anregend, hält cken. Jeder braucht ein Instrument.
den Geist aktiv und fit. So wie bei El- Rainer Jakobi hat auch eins: das größfriede Flottmann. Das Kursana Do- te. Er nimmt am Flügel Platz, und eimizil Gütersloh ist die erste Senio- ne leichte Melodie erfüllt den Raum.
reneinrichtung in Deutschland, in Die Bewohner sitzen im Halb11
kreis zusammen und suchen in ihrem
Stapel Notenblätter schnell die richtige Seite. „Seite Drei“, ruft Fritz
Weischnor. Der 90-Jährige hat früher selbst einen Chor geleitet und
weiß, wie man hier den Ton angibt.
Beine wippen, Hände klatschen,
einige haben zum Schellenkranz gegriffen und unterstützen den Rhythmus. Edith Sewerin, 97, taucht ein
in die Jahre ihrer Jugend. Noch heu-
te kann sie „An der Saale hellem
Strande“ und viele weitere Liedtexte
auswendig. Anna Hellweg sitzt neben ihr. „Das Musizieren belebt uns
alle“, sagt die 90-Jährige. Die erste
Strophe von „Die Gedanken sind
frei“ erklingt. Alle legen jetzt besonders viel Gefühl in die Stimme.
Edith Sewerins helle Stimme klingt
besonders hervor. Man sieht ihr die
Freude an.
Beim Singen und Musizieren mit einfachen Instrumenten wie Rasseln und Schellen geht
es um das Gemeinschaftserlebnis – erläutert Professor Dr. Hans Hermann Wickel (Foto
rechts) von der Fachhochschule Münster
„Die Beatles sind schon eingezogen“
Der Begriff klingt kompliziert. Doch der Zweck der „Musikgeragogik“
ist einleuchtend. Professor Dr. Hans Hermann Wickel über Musik als
Lebenshilfe. Und den Generationenwandel des Musikgeschmacks.
Musikgeragogik – was ist denn das?
Es geht um musikalische Bildungsangebote für ältere Menschen.
Dabei wird die Lebensqualität gesteigert. Auch Geselligkeit,
Interaktion – also das gemeinsame Handeln – und die Freude
daran sind wichtige Effekte.
Wie geschieht das?
Die Musik knüpft an Erinnerungen an, sie kann Emotionen hervorrufen. Durch die Musik können Menschen zusammenfinden,
es entstehen intensive Kontakte. Das beeinflusst die Atmosphäre
der ganzen Einrichtung.
Musiziert wird in den Kursana Häusern schon lange. Inwiefern
geht die Musikgeragogik darüber hinaus?
Zum Beispiel durch die Möglichkeit des Ensemblespiels mit einfachen Instrumenten. Für das Personal gibt es Unterricht zu
12 I Das Titelthema
Mit Musik ist alles leichter
Musikangebote gibt es in fast allen Kursana
Häusern. Zwei Beispiele: Im Domizil
Friesenheim findet – zu den Klängen von
Cello und Klavier – der Kurs „Fit und aktiv
mit Musik“ statt. Zusätzlich gibt es einen
Volkslieder-Singkreis mit Akkordeonbegleitung. Eine spezielle Musiktherapie für
Demenzkranke bietet das Domizil in
Rastatt an: Unter der Leitung und am
Klavier begleitet von einem Sozialpädagogen singen die Bewohner und musizieren
u.a. mit Trommeln und Rasseln.
Aspekten wie „Musik und Demenz“. Letztlich arbeitet man auf
einer wissenschaftlich fundierten Grundlage.
Ändert sich der Musikgeschmack der Bewohner?
Er ändert sich laufend. Wir müssen die Musik anbieten, die in
der Lebensgeschichte der Menschen eine Bedeutung gehabt
hat. Wir erleben jetzt schon junge demenziell Erkrankte, also
etwa 60-jährige, die der Rock- und Popgeneration angehören.
Die Beatles und die Rolling Stones sind schon eingezogen in
die Pflegeeinrichtungen.
Wie reagieren Demenzkranke auf Musik?
Besonders beim Singen kommen Melodien und Texte wieder
und damit manchmal auch Erinnerungen an Lebensumstände,
in denen diese Musik früher praktiziert worden ist.
Man ist nie zu alt, um ein Instrument zu erlernen?
Nie! Wir wissen, dass es durch die Plastizität des Gehirns
durchaus möglich ist, im Alter zu lernen – auch musikalisch. Es
muss nur in einem didaktisch passenden Rahmen angeboten
werden.
Brigitte und Wilhelm Päplow im Kursana Domizil Greifswald
Mut zur Distanz
Wird ein Partner pflegebedürftig, ändert sich viel. Ein
Greifswalder Ehepaar entschloss sich zu getrennten
Wohnungen: Sie zog ins Kursana Domizil, er blieb zuhause.
Es ist zehn vor halb zwei. Der Blick
von Brigitte Päplow geht zur Tür.
Endlich fünf vor halb zwei – die Türklinke wird gedrückt: Wilhelm ist da.
Entscheidung.“ Auch für ihn änderte
sich von heute auf morgen alles –
schließlich waren sie ein eingespieltes Team. Erledigten den Haushalt gemeinsam und machten grö„Wenn es auch nur eine Minute spä- ßere Ausflüge.
ter ist, werde ich unruhig“, sagt die
76-Jährige. Und das, obwohl die Lie- Jetzt ist es ein anderes gemeinsames
be zu ihrem Mann schon seit über Leben. Jeden Tag fährt Wilhelm Päp52 Jahren besteht. Vor zwei Jahren low eine halbe Stunde mit dem Bus
fand Brigitte Päplow im Kursana von der Zweieinhalb-Zimmer-WohDomizil Greifswald ein neues Zu- nung in der Innenstadt ins Domizil
hause. Nach einem Schlaganfall war in der Talliner Straße. Die zwei, drei
sie auf den Rollstuhl angewiesen. Stunden dann sind für beide das
Ihr Mann blieb im alten Zuhause. Schönste am Tag. „Wir machen viele
„Eine räumliche Trennung nach der Spaziergänge“, erzählt sie. RegelGoldenen Hochzeit“, sagt Wilhelm mäßig kehren sie danach im Café
Päplow, 78, „das war eine schwere des Domizils ein. „Hier haben wir
neue Freunde gefunden. Da wird ein
bisschen geklönt, ein Bierchen getrunken“, sagt Wilhelm Päplow.
Dann fährt der Bus zurück. Und beide
verhehlen nicht, dass es ihnen
schwer fällt, die Abende getrennt
voneinander zu verbringen. Aber da
gibt’s noch das Telefon, man kann
sich erzählen, was gerade im Fernsehen läuft, was man überhaupt gerade so treibt - wie frisch Verliebte
halt. Und morgens so gegen 7 Uhr
gibt’s definitiv einen Morgengruß per
Telefon. Dann beginnt Wilhelm mit
dem Hausputz, mittags bringt ihm
die Schwiegertochter Essen ... Doch
dann, fünf vor halb zwei, drückt er
wieder die Klinke herunter ...
Text und Fotos zu diesem Artikel entstanden
im März. Dann erreichte uns die Nachricht,
dass Wilhelm Päplow zu Ostern überraschend verstorben ist. Seine Frau entschied, dass der Artikel erscheinen solle –
„in Erinnerung und Dankbarkeit an meinen
Mann.“ Wir verneigen uns und trauern mit
ihr. Die Redaktion
13
Angefeuert von Trainer Rudi Ostermeyer legt Hilde Zimmermann, 77, ihre ganze Kraft in
den Boxhieb – aus der anfänglichen Zurückhaltung und Ängstlichkeit wird Mut
Mutproben
Gemeinsames Singen, Basteln, Vorlesestunden – überall tragen Menschen ehrenamtlich
Impulse in die Kursana Häuser. Im bayerischen Au lässt Rudolf Ostermeyer die Senioren
den koreanischen Kampfsport Taekwondo erleben. Neues anpacken, heißt die Devise.
„Grüß dich, Rudi“, empfängt Sozialbetreuerin Manuela Weiß den drahtigen Mittvierziger. Rudolf Ostermeyer ist mit allen per Du. „Sportler sprechen sich mit Vornamen
an“, sagt er. In seinem Berufsleben
ist der 44-Jährige zwar selbstständiger Energieberater, aber ins Domizil nach Au in Oberbayern kommt
er als Sportler. Seit Anfang des Jah14 I Das Titelthema
res unterrichtet er hier ehrenamtlich mit drei goldenen Streifen. Dass er
den Kampfsport Taekwondo.
nun auch Senioren den Sport nahe
bringt, liegt an seiner Begeisterung:
„Dieser Sport wirkt sich auf den „In Korea sah ich viele alte Menganzen Menschen aus – vor allem schen, die Taekwondo machten. Da
auf seine Selbstsicherheit“, sagt Ru- habe ich gedacht, das geht auch
dolf Ostermeyer, der seit Jahrzehn- hier.“ Ein Dutzend Senioren – ab
ten trainiert und unterrichtet. Er 75 aufwärts – folgt mittlerweile alle
hat den höchsten Meistergrad er- zwei Wochen diesem Fitnesstraireicht, trägt einen schwarzen Gürtel ning der besonderen Art.
Ehrenamt ist in
Herta Bierl, 86, ist schon seit dem Aus Angst und Zurückhaltung wird
ersten Mal dabei. Sie trägt Perlen- Mut. Hatte Herta Bierl anfänglich
ohrstecker, hat weiche, weiße Lo- noch mit Hinweis auf ihren kaputten
cken. Herta Bierl ist fast blind, sieht Rücken den Kick mit dem Fuß abnur noch Umrisse. Zwei andere Se- gelehnt, strotzt sie nun vor Kraft.
niorinnen im Kreis sind demenziell „Uhhh!“, schreit sie laut, boxt gegen
erkrankt. Sie vergesden „Handpratzen“
sen manchmal, wo Taekwondo macht die – ein Polster mit
sie wohnen oder in Senioren selbstsicher Schaumstoffkern –
welcher Zeit sie leund lässt dann den
ben. Ohne Rollator oder Stock kön- Fuß nach vorne schnellen. „Super!“,
nen die wenigsten in der Sportler- lobt Rudi. In der Runde erwacht der
runde sicher laufen. „Deshalb trai- Ehrgeiz. Wolfgang Schmidt, 80, der
nieren wir im Sitzen“, sagt Rudolf erst nur zögerlich und mit Mühe
Ostermeyer. Er trägt inzwischen einen Fuß anhob, fasst ebenfalls
Kampfkleidung, läuft durch den Mut. Kraftvoll tritt er in die Luft.
Kreis und schüttelt Hände.
„Ich muss aufpassen, dass ich die
Decke nicht treffe“, scherzt er.
Die erste Übung: Auf Kommando die
Hände öffnen und schließen. Kon- Die Kampfschreie werden lauter.
zentration. Stille. „Eins, zwei, drei „Jetzt geht die Scheu verloren!“, ruft
– nach vorne boxen“, kommandiert Hilde Zimmermann, 77. Ehrenamtler
Rudi. Die sanft wirkende Herta Rudolf Ostermeyer packt die SeniBierl lässt ihre Faust nach vorne oren nicht mit Samthandschuhen
schnellen und lacht
an. Er fordert sie –
glockenhell auf wie Nach dem ersten Kick und sie trauen sich
ein junges Mäd- erwacht der Ehrgeiz etwas zu. Doch auch
chen. „Kalte Hände
Rudi fühlt sich nach
– warme Liebe“, kommentiert So- der Stunde beschenkt: „Von den
phie Folger, 83, als der Trainer sie Senioren kommt wahnsinnig viel
anfasst. Sie strahlt.
Wärme und Dankbarkeit.“
Ehrenamtliche Helfer gehören zum Alltag
in den Kursana Häusern. Es gibt unzählige
von ihnen. Beispielsweise: Markus Legat,
35, Fensterbauer. Er spielt einmal im
Monat auf seiner Knopfharmonika
bekannte Melodien zum Mitsingen und
-schunkeln im Kursana Domizil Weiden.
Oder: Erika Güllmann, 70, ehemalige
Sozialarbeiterin im Jugendamt, leitet
jeden Freitag den Singkreis im Kursana
Domizil Seelze. Und: Irene Vocke, sie bietet im Kursana Domizil Merseburg Informationsveranstaltungen – zum Beispiel
über griechische Küche – an. Insgesamt
sieben Ehrenamtliche gehören im Kursana
Domizil Potsdam zum festen Stamm.
Studentin Juliette Schikore, 20, ist eine
von ihnen. Sie engagiert sich in der
Einzelbetreuung der Senioren und hilft
regelmäßig bei Veranstaltungen.
Taekwondo für Senioren
„Taekwondo“ ist ursprünglich ein koreanischer Kampfsport und steht für „Fuß“
(Tae), „Faust“ (Kwon) und „Geist“ (Do).
Die Taekwondo-Gymnastik für Senioren
besteht aus aufeinander abgestimmten
Übungen zur Lockerung, Dehnung und
Entspannung. Konzentration und Koordination der Bewegungsabläufe werden
besonders trainiert.
Auch im Sitzen können die Senioren viele Übungen des Taekwondo machen: Profi Rudi
zeigt ihnen wie – und lobt die Fortschritte. Die Idee hat er aus Korea mitgebracht
15
Team auf sechs Beinen
Ingolf Wagner, 31, ist Wohnbereichsleiter im Kursana Domizil Berlin-Marzahn.
Er kümmert sich darum, dass es den 46 Senioren in seinem Bereich gut geht –
und behält den Überblick. Dabei unterstützt ihn Manne, ein eigenwilliger Vierbeiner.
Ingolf Wagner legt ein ziemliches Tempo vor, wenn er
in sein Büro eilt. Er hat zu tun. Die Verlegung einer
Bewohnerin zur Untersuchung im Krankenhaus muss
koordiniert werden. Am Telefon regelt er den Ablauf.
Derweil stehen einige Mitarbeiterinnen neben ihm
und stimmen Änderungen im Dienstplan ab. Zwei
Pflegerinnen wollen ihre Dienste tauschen. Alle
haben Fragen an den Wohnbereichsleiter. Nur
einer nicht: Hund Manne. Der liegt ruhig in seinem Korb in einer Ecke.
„Das ist ja das Schöne“, strahlt Ingo, wie ihn
hier alle nennen, „man hat immer mit Menschen zu tun.“ Der hochgewachsene Mann mit
Kurzhaarschnitt wirkt immun gegen Stress
und ist hoch konzentriert. Das muss er auch
sein. Als Wohnbereichsleiter ist er wie ein
Steuermann, bei dem alle Informationen
zusammenlaufen: „Er organisiert das Team,
überprüft die Pflege, arbeitet zusammen
mit der Pflegedienstleitung und ist Hauptansprechpartner für Angehörige, Ärzte
und Apotheker“, erläutert Marco Skeirat,
Leiter des Zentralen Qualitätsmanagements bei Kursana. Wohnbereichsleiter
kennen die Biografie, die Gewohnheiten
und den Charakter von jedem Bewoh-
Starker Auftritt: Der Marzahner Wohnbereichsleiter Ingolf Wagner und seine englische
Bulldogge Manne
16 I Aus dem Team
Hund Manne folgt Herrchen Ingolf bei der Arbeit auf Schritt und Tritt – und bei den
Bewohnern Günter Neumann und Ilse Wisniewski (Bild Mitte) ist das Betreuungs-Duo
jederzeit willkommen
ner des Bereichs. Ingolf Wagner
muss jederzeit auf Unvorhergesehenes reagieren. Und auf die unterschiedlichsten Wünsche und Bedürfnisse.
ben ins Haus und erfreut die Bewohner“, sagt er. Seitdem gehört Manne
einfach dazu. Jetzt wackelt er breitschultrig in das erste Zimmer. Er
weiß, bei Günter Neumann und Ilse
Wisniewski ist er jederzeit willkom„Locker bleiben“, dieses Motto hat er men. Die beiden haben sich im Doverinnerlicht. Zwischen zwei Dienst- mizil kennengelernt und sitzen oft
besprechungen dreht der gelernte beisammen. Sie nehmen den Hund
Altenpfleger seine
zwischen sich, kneMann
und
Hund
sind
Runde durch den
ten liebevoll sein Fell
Wohnbereich. Als gleichermaßen beliebt und spielen mit ihm.
Ingo um die Ecke
„Er ist ein solcher
biegt, wartet dort schon Manne. Die Schauspieler, dieser Hund“, lächelt
englische Bulldogge steht wie an- die 93-Jährige.
gewurzelt im Flur. Er ist der heimliche Star des Hauses und noch be- Zurück im Dienstzimmer warten
liebter als die professionellen The- noch viele Aufgaben auf Ingolf Wagrapiehunde. Denn Manne ist ein Cha- ner. Es stehen Gespräche an: mit
rakterkopf. Zwar folgt er seinem Angehörigen, den Mitarbeitern, der
Herrn auf Schritt und Tritt, aber er Pflegedienstleitung. Und dann warlässt sich nur mit Liebe dazu be- tet noch die Dokumentation: Alle
wegen, etwas zu machen. Wenn ihm Pflegevorgänge und Neuerungen
etwas nicht passt, bleibt er stur.
müssen schriftlich festgehalten werden. Während sich der Wohnbe„Ich wollte immer schon einen reichsleiter um all dies kümmert,
Hund“, erzählt Ingolf Wagner, „aber liegt Manne zu seinen Füßen. Nur
einen Welpen tagsüber alleine las- ein lautes Schnarchen ist zu hören.
sen, das ging nicht.“ Direktor Ronald „Der“, lacht Ingo, „braucht jetzt erstSommerfeld begrüßte die Idee eines mal eine Pause.“
Hundes im Domizil. „Der bringt Le-
Tiere als Therapeuten
Tiertherapie gehört bei Kursana zum
Pflegekonzept. Privatpersonen oder
Vereine kommen regelmäßig mit ihren
Hunden oder Katzen in die Einrichtungen.
Nicht wenige Mitarbeiter und Direktoren
lassen sich bei ihrer täglichen Arbeit von
einem gut ausgebildeten Hund unterstützen und begleiten. Eigene Tierhaltung ist
nach Absprache möglich. Vögel, Kaninchen oder Meerschweinchen werden in
vielen Häusern von den Senioren liebevoll umsorgt. Ob Hund, Katze oder Kaninchen: Bei der Betreuung demenziell
Erkrankter können Tiere mit ihren unterschiedlichen Potenzialen als „Türöffner“
in eine – den Mitmenschen bereits verschlossene – Welt dienen. Wo Betreuer
oder Familienmitglieder keinen Zugang
mehr bekommen, regen Tiere längst verloren geglaubte Fähigkeiten an. Der
Kontakt zu ihnen weckt Erinnerungen
und beruhigt die Psyche. Insgesamt wirkt
sich der therapeutisch gerechtfertigte
Einsatz von „Ansprechpartnern auf vier
Beinen“ positiv auf die Gesundheit und
die Lebensqualität aus.
Weitere Informationen unter
www.tiere-oeffnen-welten.de
17
Ältesten-Rat
So lange wie möglich aktiv bleiben
„Mein Leben lang hatte ich Freude am Tanzen, an der Bewegung
zu schöner Musik. Auch heute mache ich noch jeden Morgen
im Bett Gymnastik. Mein Tipp für ein erfülltes Leben: So lange
wie möglich aktiv bleiben und immer solide leben.“
18 I Das Zitat
Beta Clausnitzer, 101 Jahre alt, ist die älteste Bewohnerin im
Kursana Domizil Bremen. Als sie geboren wurde, regierte noch
Kaiser Wilhelm II. Sie arbeitete früher als Büglerin in hochherrschaftlichen Häusern. Später heiratete sie und bekam zwei
Kinder. Inzwischen hat sie noch vier Enkel und einen Urenkel.
Von Musik durch das Leben getragen
„Selber musizieren oder Musik hören, ist für mich das größte
Glück. Als es zu meinem 100. im Domizil in Zwickau ein
Konzert auf dem historischen Hartl-Flügel gab, habe ich
anschließend selbst ein paar Takte gespielt. Wundervoll!“
Die 101-jährige Ilse Scharf wuchs in Zwickau auf. Dort besaßen
die Eltern eine Fleischerei. Nach der Schulzeit wurde sie Buchhalterin und ging erst mit 72 Jahren in den Ruhestand. In ihrer
Freizeit war Ilse Scharf jahrzehntelang im Turnverein aktiv und
ist bis heute eine passionierte Klavierspielerin geblieben.
19
„Pflege muss für alle
finanzierbar sein“
Thomas Greiner, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Pflege und Vorstandsvorsitzender der Dussmann-Gruppe, zum steigenden Bedarf an Pflegeleistungen
und zu „Wahrnehmungslücken“ der Politik.
Das Thema Pflege gehört –
außer für die direkt Betroffenen
– nicht zu den wichtigsten gesellschaftspolitischen Themen ...
... stopp – das stimmt so nicht
mehr. Da hat sich in der Öffentlichkeit einiges getan. Immerhin gibt
es in Deutschland derzeit rund
2,3 Millionen Pflegebedürftige; 2050
werden es mehr als 4,8 Millionen
20 I Das Interview
sein. Der Anteil der hilfe- und pflegebedürftigen Menschen an der Gesamtbevölkerung wächst. Um sie
zu versorgen, arbeiten schon heute
800.000 Beschäftigte.
sicher: Pflege verdient einen zentralen Platz in unserer Gesellschaft.
Sie haben einmal gesagt, Sie
wollen die Pflege fit für die Zukunft machen. Was heißt das?
So viele?
Die Pflege ist eine entscheidende
Ja, das sind mehr als in der deut- Säule unseres Sozialstaates. Der
schen Automobilindustrie. Ich will steigende Bedarf an Pflegeleistungen
nicht vergleichen, aber eines ist muss gedeckt werden. Deren Finan-
zierung muss nachhaltig gesichert
sein, denn wir können uns keinen
Pflegenotstand leisten. Im Mittelpunkt steht die ehrliche Diskussion
darüber, was uns Pflege wert ist.
destlohn in der Pflege geeinigt –
und zwar einstimmig. Er soll ab Juli
2010 gelten. Das war ein bedeutender Tag für die deutsche Sozialwirtschaft. Die Einführung des Mindestlohns bestätigt den Tarifvertrag zwiVor einem Jahr haben Sie ge- schen den Tarifparteien aus dem
meinsam mit den anderen gro- Sommer 2009.
ßen privaten Pflegeunternehmen
den „Arbeitgeberverband Pflege“ Dabei haben alle Beteiligten an
gegründet. Weil sich die privaten einem Strang gezogen. Wie sieht
Träger zu wenig beachtet fühlten? ansonsten die Zusammenarbeit
Ja – das auch. Der Ausgangspunkt mit den anderen Trägern der
zur Verbandsgründung war die ur- Pflege – also den nicht-privaten
sprüngliche Absicht der Politik, die – aus?
Kommission, die sich mit dem Thema Es stehen in den nächsten Jahren
Mindestlohn befassen sollte, ohne wichtige Weichenstellungen an: Wir
die Stimme der Privaten einzusetzen. alle brauchen mehr Personal – allein
Welch eine Wahrnehmungslücke! in den nächsten zehn Jahren werden
Man kann doch ein Marktsegment, zusätzlich 77.000 Pflegefachkräfte
das 60 Prozent des ambulanten und benötigt. Wir stehen vor einer gefast 40 Prozent des stationären Pfle- meinsamen Aufgabe, die wir auch
gemarktes verantwortet, nicht ein- gemeinsam lösen müssen. Wir
fach übergehen. Immerhin: Wir wer- müssen eine nachhaltige Finanzierung der Pflege hinbekommen. Ich
den inzwischen wahrgenommen.
sage das ganz deutlich: Da sind alle
Das ist aber nicht Ihr einziges Träger und Betreiber gefordert, um
Ziel.
dieses Ziel erreichen zu können. In
Nein, aber es bleibt ein nach wie vor diesen Grundfragen haben wir mehr
wichtiges. Denn für die Politik hat Gemeinsames als Trennendes. Gedie Altenpflege ganz offenkundig meinsam muss die Pflege zukunftsnoch keine kritische Größe erreicht. fähig gemacht und in die Mitte der
Unser Ziel dagegen ist klar: Wir Gesellschaft geholt werden.
müssen den Rahmen schaffen, der
Pflegekräfte stärkt und Pflege für Und das in Zeiten der Sparwelle
im Gesundheitswesen?
alle finanzierbar macht.
Der Kostendruck im GesundheitsMehr Attraktivität für Pflegebe- wesen darf nicht zu Personaleinrufe?
sparungen in der Pflege führen. Nur
Ja – und dazu gehört natürlich auch wenn wir engagiertes und gut auseine angemessene Vergütung für gebildetes Personal haben, können
Pflegekräfte. Im März hat sich die wir den wachsenden Bedarf in der
von der Bundesregierung eingesetzte Pflege aktiv gestalten.
Pflegekommission auf einen Min-
Zur Person:
Thomas Greiner
Thomas Greiner steht als Vorstandsvorsitzender an der Spitze der DussmannGruppe, zu der auch Kursana gehört.
Der 54-jährige Politologe und diplomierte
Wirtschaftsförderer aus Rottweil
in Schwaben ist verheiratet.
Der Arbeitgeberverband
Pflege
Die acht größten privaten Pflegeunternehmen in Deutschland und der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste
(bpa) haben sich im Juni 2009 zum
Arbeitgeberverband Pflege zusammengeschlossen. Inzwischen sind es elf Unternehmen, darunter Kursana als führender
privater Dienstleister in der Seniorenpflege und -betreuung. Der Verband vertritt die sozialen, wirtschaftlichen und
tariflichen Interessen der Branche und
setzt sich für eine zukunftsfähige
Gestaltung der Pflege ein. Gemeinsam
mit den Unternehmen im bpa repräsentiert er rund 200.000 Mitarbeiter.
Geschäftsführer ist Dr. Helmut Braun,
langjähriger Vorstandsvorsitzender des
KWA - Kuratorium Wohnen im Alter.
21
Erinnerungs-Stücke
Ein mitgebrachtes Stück Erinnerung macht den Einzug in die neue Heimat bei Kursana
leichter. Für jeden haben die persönlichen Wertobjekte eine besondere Bedeutung. Sie
stehen für Sicherheit, Geborgenheit, Vertrautheit. Eine kleine Sammlung.
„Die Puppen sind jetzt meine Kinder“
„Ich habe in meinem Leben viele Puppen gesammelt
und einige davon hierher mitgebracht. Als erstes
schenkte mir mein Vater die große Blonde, als ich etwa
zehn Jahre alt war. Er hatte sie für 100 Reichsmark
ersteigert. Sie überstand die Kriegswirren und die
Flucht aus Schlesien. Später kamen Puppen hinzu,
die mir meine Kinder und Enkel schenkten. Mit einigen davon haben diese selbst gespielt, bis sie zu alt
dafür waren. Nun bewahre ich sie liebevoll auf.“
Gertrud Korb, 86, wurde im schlesischen Schmidtseifen geboren und kam nach Kriegsende in den Harz. Die zweifache
Mutter und dreifache Oma lebt seit 2005 im Kursana Domizil
Bad Lauterberg.
„Der Fußball war eine Herausforderung“
„Holzarbeiten sind meine Leidenschaft, und ich
liebe es, mich immer neuen Herausforderungen zu
stellen. Besonders stolz bin ich auf einen selbst
gebastelten Fußball aus Holz – es ist der WM-Ball aus
dem Jahr 2006, und ich habe ihn maßstabsgerecht
nachgearbeitet. Nur zum Fußballspielen wäre er zu
schade. Aber in meinem neuen Zuhause hat er
einen Ehrenplatz.“
Gerhard Schulte, 85, studierte Maschinenbau, arbeitete dann
im Bergbau und wechselte später in die Holzindustrie. Er hat
drei erwachsene Kinder und lebt seit Februar 2010 in der
Kursana Residenz Bad Pyrmont.
22 I Das Persönliche
„Das Spinnrad benutzte meine Großmutter“
„Als kleiner Junge sah ich zu, wie meine Großmutter
mit einem Spinnrad selbst Wolle herstellte. Dieses
Spinnrad ist die Arbeit eines Verwandten aus dem
Jahr 1920. Es steht heute in meinem Zimmer. Ich
habe es von meiner Großmutter geerbt – gemeinsam mit einem Butterfass, das sie ebenfalls selbst
benutzte. Alle diese Stücke erinnern mich täglich
an meine Kindheit und mein erfülltes Leben.“
Walter Radu, 73, war gelernter Metzger, wechselte dann den
Beruf und arbeitete 40 Jahre lang in der Landeszentralbank
Baden-Württemberg. Walter Radu hat eine erwachsene Tochter.
Seit 2009 lebt er im Kursana Domizil Seligenstadt.
„Marc Chagall bereitet mir große Freude“
„An der Wand in meinem Zimmer hängt ein
Gemälde von Marc Chagall. Er gehört zu den
wichtigsten Expressionisten des 20. Jahrhunderts. Mein Chagall gehörte früher einem alten
Freund. Nach seinem Tod schenkten mir seine
Kinder das Bild. Wenn ich es betrachte, empfinde
ich große Freude, denn es bringt mir viele schöne
Erinnerungen zurück.“
Gertrud Mielke, 95, wanderte 1937 nach Argentinien aus.
Zurück in Europa lebte sie unter anderem in der Schweiz. Vor
einem Jahr entschloss sie sich zum Umzug in die Kursana
Residenz Refrath.
„Die Spieluhr schenkte ich meiner Frau“
„Ich habe ein paar Erinnerungsstücke um mich, die
mir sehr viel bedeuten: ein altes Grammophon, das
mich viele Jahre meines Lebens begleitet hat, und
vor allem eine schöne Spieluhr, die ich meiner Frau
zur Geburt unseres ersten Sohnes geschenkt habe.
Ich bin glücklich, dass ich mein Zimmer nun so
gestalten kann, wie ich es mag.“
Albin Heilmann, 90, war von Beruf Koch und betrieb jahrelang
eine eigene Gaststätte. Noch heute ist er guter Küche sehr
zugetan, liebt besonders ein perfekt zubereitetes Steak. Seit
2009 lebt er im Kursana Domizil Mömbris in Unterfranken.
23
Befreiende Schwingungen
Offen sein für Neues. Bei den Therapiemethoden im Kursana Domizil Grimmen
ist das Programm. So gibt es „Klangmassagen“ speziell für Demenzkranke und
„Klanggeschenke“ in der Gruppe.
Ein angenehmer, warmer Ton erfüllt ständig unter innerer Spannung. Die
den Raum – die 87-jährige Hertha hohen Obertöne, die vor allem die
tibetischen Schalen
Stoppok lächelt. Die
„Die Töne sind wie erzeugen, sind eine
Musiktherapeutin
Irene Weigel schlägt eine sanfte Massage“ sanfte Methode der
Entspannung. Jede
erneut mit dem Klöppel an den oberen Rand einer Klang- Muskelfaser entkrampft sich“, sagt
schale – und Hertha Stoppoks Ge- die Therapeutin.
sicht hellt sich auf, langsam fängt
sie an zu sprechen. Sie war aktives Eine dreiviertel Stunde dauert die
Kirchenmitglied, kennt viele Lieder „Klangmassage“. Dabei nutzt Irene
und die würde sie gern wieder hören Weigel nicht nur die Schalen, sonund singen. Die Therapeutin erfüllt dern auch eine Mischung aus Zitter und Harfe – ein Instrument, das
den Wunsch prompt.
speziell für diese Therapie entwiDie Klangschalen haben es ge- ckelt wurde.
schafft, Hertha Stoppok ein wenig
aus ihrer inneren Isolation zu be- Seit 2008 ist die Musiktherafreien. Klangschalen kommen aus peutin für das Kursana Dodem fernöstlichen Raum und wer- mizil in Grimmen tätig. Sie
den in Westeuropa zunehmend auch hat Sozialmusiktherapie
in Therapien eingesetzt. Irene Wei- studiert und war über
gel ist von ihrer Wirkung überzeugt. zehn Jahre an der MuWie ein Kiesel im Wasser Kreise sikschule „Carl Orff“
zieht, sollen auch die Klangwellen in Rostock tätig. Im
im menschlichen Körper innere Domizil macht sie
Schwingungen erzeugen. Schwin- viele Einzeltheragungen, die den Menschen von in- pien. Außerdem leinen lösen. „Demenzkranke stehen tet sie eine „offeMusiktherapeutin Irene Weigel führt die Bewohner des Domizils an
neue emotionale Erlebnisse heran. Mit Klangschalen erzeugen Irmgard Wagner, 82, (li.) und Lothar Hacker, 75, (re.) wohlige Schwingungen
24 I Die Betreuung
ne Gruppe“, die sich einmal im
Monat trifft. Acht bis zwölf Senioren
kommen dann zusammen, um mit
einfachen Instrumenten, wie der
Triangel, Klanghölzchen, Glöckchen,
Zimbeln und Trommeln ihre Gefühle
in Musik zu verwandeln.
„Das erfordert Überwindung“, weiß 82, und nimmt sich eine Klangdie 55-Jährige. Doch inzwischen schale. Die ehemalige Lehrerin weiß
trauen sich die Mitauch, wen sie beglieder der Gruppe Ein neuer Weg auch in schenken möchte:
immer mehr zu. „Die der Demenz-Therapie Lothar Hacker, 75.
Senioren eröffnen
Ganz genau hört der
sich immer neue Spielräume und rüstige Senior hin, als der warme,
eine neue Ausdrucksvielfalt“, freut volle Ton aus der Klangschale emsich Irene Weigel.
porsteigt und sich ausbreitet. Ein
Lächeln erhellt sein Gesicht. Das
Heute geht es darum, mit Klängen Geschenk ist angekommen. Die
zu kommunizieren. „Ich verschenke Schwingungen der Klangschalen
einen Ton“, sagt Irmgard Wagner, sind für jeden ein Geschenk.
Töne von Klangschalen zu spüren, ist eine
Wellness-Erfahrung der besonderen Art
– findet der Musikkreis des Domizils
Anregungen für die Sinne
Wenn die Gesundheit eingeschränkt ist,
werden anregende Erfahrungen für alle
Sinne immer wichtiger. Die Domizile bieten dazu eine
Vielfalt an Möglichkeiten:
Viele Bäder sind als Wellness-Bereiche gestaltet.
Massagen – beispielsweise mit Bürsten, Igelbällen oder einem „Kopfkrauler“ – verhelfen zu
Entspannung. Beim
„Snoezelen“ werden
die Sinne wie Sehen,
Riechen, Tasten und
Hören angesprochen.
25
Streiflichter
Kursana Residenz Krefeld
Diese Rubrik stellt einen kleinen Ausschnitt aus
der Vielfalt an Veranstaltungen, Engagements
und Besonderheiten der 108 Kursana Häuser vor.
Aus den Residenzen
Kursana Residenz Prien
Kursana unterscheidet „Residenz“
und „Domizil“. Residenzen haben
einen hotelähnlichen Charakter, es
gibt Ein- bis Drei-Zimmer-Appartements. Bei Bedarf stehen eine Vielzahl an Serviceleistungen zur Verfügung – bis hin zur Pflege im Appartement oder in dem integrierten
Pflegewohnbereich mit komfortablen Einzel- und Doppelzimmern.
Kursana Residenz Refrath
Elektrische Bratpfannen für mehr
als 20 Schnitzel in einem Arbeitsgang: Die Küchenlogistik interessierte die Bewohner der Residenz
Refrath besonders. Sie folgten der
Einladung zu einem „Showkochen“
von Küchenchef Thomas Wagner
und sahen bei der Zubereitung eines Drei-Gänge-Menüs zu. „Trotz der
großen Mengen“, erklärte er, „legen
wir höchsten Wert auf Frische und
Wuschel, Flick und Flack, Chico,
Naturprodukte.“
Dorothea und der „rasende Hermes“
gehören zu den Besuchern der Residenz Prien. „Hermes“ ist eine
Schildkröte, die anderen sind Meerschweinchen, Hasen, Hunde, Hahn
und Henne. Sie leben sonst auf
einem „Gnadenhof“ im nahen Bad
Endorf und kommen als „mobiler
Streichelzoo“ regelmäßig zu den Bewohnern.
26 I Aus den Häusern
„Wir singen, wie es uns gefällt“, heißt
es im Refrain des „KursanaKrähenLiedes“. Jetzt wird es auch auf einer CD verewigt: Die Mitglieder des
Singkreises nahmen im Tonstudio
von Toni Peeters („Andrea Berg“)
ihren Hit und andere Lieder auf, um
eine eigene Compact Disc zu produzieren. Diese wollen sie an Mitbewohner, Familien, Freunde und Gäste
des Hauses verteilen.
Kursana Residenz Hamburg
„Das ist aber schön geworden“, kommentierte Elly Friederich, 98, ihr neu
gestaltetes Zimmer im Pflegewohnbereich der Kursana Residenz Hamburg (Foto). Die Appartements wurden kernsaniert, mit modernster
Technik und hochwertiger Einrichtung ausgestattet. Der Raum der
Pflegedienstleitung und das Medikamentenzimmer verwandelten sich
in einen geräumigen Aufenthaltsraum mit großer Fensterfront für die
Bewohner.
Aus den Domizilen
zusätzliche Kalorien“, erklärt Kursana
Kursana Domizile bieten pflegebe- Direktor Bodo Steinheimer den ledürftigen Senioren aller Pflegestufen ckeren Hit.
ein sicheres und selbstbestimmtes
Leben. Die Häuser mit geräumigen
Einzel- oder Doppelzimmern und Gemeinschaftsräumen entsprechen
dem neuesten Stand an Wohnkomfort und Funktionalität. Zentraler Bestandteil: die 24-Stunden-Betreuung.
Angeboten werden auch Sonderpflegeformen wie Dementenbetreuung.
Kursana Domizil Seelze
Einen All-Inclusive-Verwöhn-Tag erlebte die 87-jährige Käthe Beurich
als Gast im Domizil Seelze. Sie
hatte bei einer Tombola einen Tag
Probewohnen im Komfortbereich gewonnen und zeigte sich sehr angetan vom Wohnen in dem erst 2009
neueröffneten Haus. Besonders gefielen ihr auch die Menü-Auswahl
zu den Mahlzeiten und das reichhaltige Unterhaltungsprogramm.
Kursana Domizil Herzogenaurach
Appetitliche Häppchen wie Gemüsesticks oder Frikadellen werden den
Senioren der stationären Bereiche
im Domizil Herzogenaurach jetzt regelmäßig angeboten: „Insbesondere
Demenzkranke haben einen starken
Bewegungsdrang und benötigen oft
Kursana Domizil Reichenbach
Sie war die Älteste im Zuschauerraum, er der Älteste auf der Bühne.
Elsa Kober, 97, Bewohnerin des Domizils Reichenbach, erfreute sich in
Bad Elster an dem Auftritt von Johannes Heesters, 106. Gebannt
lauschte sie seiner immer noch kräftigen Stimme bei Operettenklassikern wie „Ich werde jede Nacht von
Ihnen träumen“. „Er hat einfach wunderbar gesungen“, schwärmte sie.
tivitäten wie Gymnastik oder Vorlesen an. Jeden Montag kommt beispielsweise Cornelia Schneider
(Foto, mit Bewohner Rudolf Zieciak,
82), um gemeinsam mit den Senioren ein leckeres Menü zuzubereiten.
Kursana Domizil Leinfelden-Echterdingen
„Das Glück der Erde liegt auf dem
Rücken der Kamele“, findet Anna
Olbrzymek. Die Seniorin besuchte
zusammen mit drei weiteren Bewohnern des Domizils den Kamelhof
Rotfelden im Nordschwarzwald und
wagte einen Ritt auf dem Wüstenschiff. „Das ist gar nicht so unbequem wie ich dachte“, sagt sie. Und
Domizil-Direktor Klaus Vaas plant
bereits den nächsten „Ausritt“.
Kursana Domizil Oststeinbek
Gleich ein Dutzend ehrenamtliche
Helfer mobilisierte ein gemeinsamer
Aufruf der Gemeinde Oststeinbek Weitere Berichte & Reportagen aus
und des Kursana Domizils. Seitdem den Kursana Häusern finden Sie
bieten die Ehrenamtlichen viele Ak- unter www.kursana.de
27
Bewegen bringt Segen
Weit verbreitet und noch immer unterschätzt: Als schleichende Krankheit betrifft
Osteoporose, auch Knochenschwund genannt, bundesweit über sieben Millionen
Menschen. Doch der Knochenschwund lässt sich bremsen.
und Milch- beziehungsweise Vollkornprodukte ermöglichen eine
gesicherte Zufuhr von Calcium. Das
chemische Element Calcium (Ca)
wiederum gilt als wichtigster Faktor für die Gesunderhaltung der
menschlichen Knochen. Zudem sollten sich Betroffene ausreichend mit
Omega-3-Fettsäuren (zum Beispiel
Lachs und Seefisch) oder Vitamin D
versorgen. Es ist in vielen Lebensmitteln wie Eiern zu finden – oder
wird von der Haut durch Sonnenstrahlen im Freien aufgenommen.
„Luft und Bewegung sind die eigentlichen geheimen Sanitätsräte“, meinte Theodor Fontane
Ob Oberschenkelhals, Hüfte oder Jahr, die von einer Osteoporose abHandgelenk – Brüche der porös ge- zuleiten sind. Vor allem bei älteren
wordenen Wirbelkörper oder gar die Menschen führt ein Oberschenkelextreme Verformung der Wirbelsäule halsbruch häufig zu Komplikatiozu einem krummen Rücken („Bu- nen – und damit zur Pflegebedürfckel“) sind typische Merkmale der tigkeit.
Osteoporose. Dabei kann schon das
Heben kleinerer Gewichte eine zu- Um den alterstypischen Abbau der
meist schmerzhafte Fraktur auslö- Knochenmasse – bedingt durch die
sen. Eine traurige Bilanz: Die nachlassende Hormonproduktion
Deutsche Gesellim Körper - spürbar
Osteoporose
schaft für Orthozu verzögern, weipädie und orthopäsen Fachleute seit
wird unterschätzt
dische Chirurgie
Jahren auf die Be(DGOOC) spricht von bundesweit deutung der richtigen Ernährung
etwa 300.000 Knochenbrüchen pro hin. Speziell Obst, grünes Gemüse
28 I Der Ratgeber
Bewegung beugt vor, und Bewegung
ist die beste Therapie: „Zwischen
der Muskelmasse und der Knochendichte besteht ein enger Zusammenhang. Wer kräftige Muskeln hat,
hat auch stabile Knochen. Deshalb
ist Gymnastik auch im Alter sehr
zu empfehlen“, rät Professor Dr.
Reiner Bartl vom Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose. Nicht zuletzt hängt das Risiko für Knochenbrüche auch von der persönlichen
Sturzneigung ab, die sich durch gezielte Übungen für Koordination und
Gleichgewicht absenken lässt. „Entscheidend ist, dass die Muskeln Zug
und Druck auf das Skelett ausüben
– und dass die Knochen belastet
werden“, erläutert der Experte.
Der letzte Wille
Recht nachweisen, dass die betreffende Person den Erblasser, dessen
Ehepartner oder leiblichen Kindern
nach dem Leben getrachtet oder diese körperlich schwer misshandelt
hat. Nun gilt als Grund auch, wenn
Lebenspartnern oder Stief- und Pflegekindern solches Unrecht widerfährt. Außerdem: Wer rechtskräftig
zu einer Freiheitsstrafe verurteilt wurde, geht künftig ebenfalls leer aus.
Pflicht- statt Erbteil
Gerade ein beschwertes oder belasMehr Rechte für den Erblasser, Änderungen im so genann- tetes Erbe lässt sich von der finanziellen Größenordnung her häufig
ten „Pflichtteilsrecht“ und mehr Planungssicherheit bei
nicht auf den ersten Blick einordnen
Schenkungen – das sind Stichworte zum neuen Erbrecht, und verlockt so nicht unbedingt zur
Annahme. Nach der Neuregelung ist
das seit Anfang des Jahres in Kraft ist. Ein Überblick.
der Erbe nun berechtigt, innerhalb
der Sechs-Wochen-Frist den belasteten Erbteil auszuschlagen und lieOptimierte Schenkungen
Liegt der Vorgang mehr als zehn Jah- ber den Pflichtteil in Form einer GeldDurch das so genannte „Abschmel- re zurück, haben Pflichtteil-Berech- forderung zu wählen.
zungsmodell“ ist sichergestellt, dass tigte gar keinen Anspruch mehr dardas Vermögen auch wirklich beim ge- auf. Vor der Reform galt das „Alles- Steuerliche Entlastung
wünschten Personenkreis ankommt. oder-Nichts“-Prinzip: Schenkungen, Der zuletzt gültige EingangssteuerSchenkungen zu Lebzeiten werden die weniger als zehn Jahre zurück- satz (bis 75.000 Euro) sank von 30
dazu nicht mehr voll auf das Erbe lagen, konnten von Pflichtteil-Erben auf 15 Prozent. Die Reduzierung soll
angerechnet. Zwei Jahre nach der vollständig zurückverlangt werden. Angehörige der Steuerklasse II (wie
Geschwister oder Ex-Ehegatten)
Schenkung bleiben noch 90 Prozent
beim Erben im Vergleich zu weiter
des Wertes auf den Pflichtteil ange- Vollständige Enterbung
rechnet, drei Jahre danach nur noch Wer einen Angehörigen enterben entfernten Verwandten oder Dritten
80 Prozent, Tendenz weiter sinkend. wollte, musste nach bisherigem finanziell spürbar entlasten.
Welche Vorteile bringt ein Testament?
Das eigene Testament zu verfassen, ist ein bedeutsamer Schritt im Leben. Viele sind unschlüssig.
Fragen an Dr. André Beathalter, Rechtsanwalt mit
Schwerpunkt Erbrecht.
Wozu dient das Testament?
Mit einem Testament kann der Erblasser die Verteilung
seines Besitzes selbst steuern. Der „Klassiker“ ist
dabei das so genannte Berliner Testament, bei dem
sich Ehepaare gegenseitig als Haupterben einsetzen.
Wer sollte ein Testament aufsetzen?
Wer eine andere Erbfolge als die gesetzliche festlegen
möchte, liegt mit einem Testament richtig. Auch
weitergehende Anordnungen, wie und in welcher
Summe das Erbe ausgezahlt werden soll, können
hier sinnvoll und eindeutig geregelt werden.
Und welche Gefahren drohen ohne Testament?
Bei gesetzlicher Erbfolge kann zum Beispiel eine
Erbengemeinschaft für hinterbliebene Ehepartner
zur Qual werden, weil es gemeinschaftliches Handeln
voraussetzt und Betroffene somit von der Zustimmung
und der Einigkeit der jeweiligen Kinder abhängig sind.
29
„Darf ich bitten ...?“
Einmal im Monat veranstaltet die Kursana Residenz Wedel einen Tanztee und knüpft
damit an eine alte Tradition des Städtchens an. Wer hier das Tanzbein schwingt, fühlt
sich wieder jung. Wiener Walzer, Foxtrott, ChaChaCha – das waren noch Zeiten ...
Das rote Kostüm oder lieber das gelbe Kleid mit dem Blumenmuster?
Lisa Hartwig, 86, steht vor dem Spiegel und überlegt, was sie zum Tanztee anziehen soll. Sie entscheidet
sich für das rote Kostüm. „Das steht
dir ausgezeichnet“, bestätigt Klaus
Kamradt, 82, als er sie wenig später
abholt. „Darf ich bitten, gnädige
Frau?“
Noch sind die Tische
links und rechts der
Tanzfläche leer. Doch
30 I Die Gesellschaft
schon bald füllt sich der Saal bis auf
den letzten Platz. Rund 50 tanzfreudige Senioren besuchen das sonntägliche Ereignis. Vor mehr als 25
Jahren rief der örtliche Seniorenbeirat den Tanztee ins Leben. Seit nunmehr sieben Jahren ist die Wedeler
Residenz Ausrichter dieser Veran-
staltung. „Das Tanzen macht so viel
Spaß. Ich denke immer wieder gern
an die vielen Tanzeinladungen und
Feste, die mein Mann und ich besucht haben“, sagt Lisa Hartwig.
Auch Klaus Kamradt kann so manche Anekdote erzählen, wenn es
ums Tanzen geht. „Tanzschule? So
was kannte man zu meiner Zeit
nicht. Wir haben uns von der Musik
leiten lassen und sind immer gut damit gefahren.“
Ein großes „Hallo“ ertönt, als sich
Erika Peters und Günther Winkler dazu gesellen. Die bei-
Schwerpunkt Kultur
den Nachbarn aus der Residenz sind schwinden. Zu Melodien, die sie
ebenfalls begeisterte Tänzer – ob- schon zu ihrer Jugendzeit beflügelt
wohl es hier und da schon kräftig haben, drehen Lisa Hartwig und
zwicke, schmunzelt
Klaus Kamradt auf
der 88-Jährige. Mit Getanzt wird immer, der Tanzfläche Runihren 95 Jahren ist auch wenn es zwickt de um Runde. Mit
Erika Peters die Älroten Wangen kehteste in der Runde – aber anmerken ren sie dann an den Tisch zurück.
tut man es ihr nicht. Bei den ersten „Erika, dein Mann war doch bei der
Klängen von Musiker Peter Kreft Marine. Dann kennst du bestimmt
strahlt sie über das ganze Gesicht auch den Marinegriff“, flachst Klaus
und fängt sofort an, im Takt der be- Kamradt. Und er nimmt die zarte
kannten Lieder zu schunkeln. „Bei 95-Jährige fest in den Arm und deflotter Musik ist die Erika nicht mehr monstriert die ungelenke Militärhalzu halten“, bestätigt Günther Wink- tung. „Ich verstehe“, kontert Günler. Und wenn das Tanzbein nicht ther Winkler, „die Hand fest an Achmehr so richtig wolle, genieße man tern, und dann schiebt man die Dadie Stimmung halt im Sitzen, fügt me durch den Raum.“
er hinzu.
Gutgelaunt und ein wenig erschöpft
Von nun an geht es rund im Tanz- verlassen die Tanzpaare nach knapp
saal. Zwei oder drei Lieder spielt der drei Stunden den Saal. „Ach, das
Musiker an seinem Keyboard. Dann war mal wieder schön“, schwärmt
folgt eine kurze PauLisa Hartwig. Leise
„Kennst
Du
se. Und die Tanzsummt sie den
fläche ist jedes Mal
Schneewalzer und
den Marinegriff?“
voll. Evergreens wie
gleitet über die Flure
„La Paloma“, „Marina, Marina“ und zurück in ihre Wohnung: „Bis zum
der „Schneewalzer“ lassen nicht nur nächsten Mal?“ – „Versprochen“,
alte Erinnerungen wieder aufleben, sagt Klaus Kamradt.
sondern so manches Zipperlein ver-
Die Residenz in Wedel bietet – wie die
anderen Kursana Häuser auch – ein buntes
Veranstaltungsprogramm. Besonderen
Wert legen die Bewohner auf kulturelle
Abwechselungen. Eine Kooperation mit
der Musikschule Wedel beschert der
Residenz regelmäßige Kammerkonzerte.
Außerdem stehen Opernnachmittage
sowie klassische Schallplatten- und
Filmabende auf dem Programm. „Der
Tanztee passt gut in unser Konzept, weil
er – ebenso wie die Konzerte – Besucher
von außerhalb anspricht. Das bringt
zusätzlichen Schwung ins Haus und sorgt
gleichzeitig für die Integration der
Bewohner in das kommunale Leben“,
sagt Direktor Claus Heydebreck.
Schon bei den ersten Tönen von Musiker
Peter Kreft (Bild Mitte) füllt sich die Tanzfläche im Veranstaltungssaal der Residenz
Lisa Hartwig, 86, strahlt, wenn Klaus Kamradt, 82, sie zum Foxtrott bittet.
Das sonntägliche Tanzvergnügen ist Tradition in der Kursana Residenz Wedel
31
Lesen & Hören
Lebenslange Leselust
Literaturinteressierte Senioren, die
in den Kursana Häusern vorlesen,
machen immer mehr Schule. So
trägt in Prien eine ehemalige Schauspielerin einmal wöchentlich ihren
Zuhörern ausgewählte Literatur vor.
Auch in Oststeinbek, Wedel, Greifswald und anderswo gibt es solche
„Vorlesepaten“, die ihre Liebe zu
Büchern auf diese Art und Weise
auch mit denen teilen, die selbst
nicht mehr so gut schmökern können. Außerhalb der Kursana Häuser
sind spezielle „Leselust“-Projekte
entstanden – unter anderem in Zusammenarbeit mit der „Stiftung Lesen“, durch die Senioren zu Vorlesepaten für Kinder ausgebildet werden.
Praktische Lesehilfen
Lesbarerer
Großdruck
Leseprobleme, weil die Buchstaben
zu klein sind? Dafür gibt es Bücher
im Großdruck. Verlage wie Rowohlt,
dtv oder der Verlag Carl Ueberreuter
bieten derzeit rund 370 Titel im
Großdruck an, der Preis liegt zwischen 8 und 25 Euro. Thematisch
gibt es mittlerweile eine große Auswahl: Von Romanen bis zu Rätselbüchern ist für jeden etwas dabei.
Aktuelle Bestseller der Großdruckbücher: „Die Pelzhändlerin“ von Ines
Thorn, „Was im Sommer geschah“
von Sarah Challis und „Die Vermessung der Welt“ von Daniel Kehlmann.
32 I Die Empfehlungen
Im hohen Alter oder bei Krankheit
bewähren sich praktische Lesehilfen: Eine Vorsetzlupe (siehe Foto)
zum Beispiel ist eine wirkungsvolle
Sehhilfe für Brillenträger. Aufgesteckt
auf das Brillengestell ermöglicht sie
ein 3-fach vergrößertes Sehen. Bei
der „Leselotte“, einer Kombination
aus Kissen und Buchhalterung (siehe
Foto), wird das Buch mit einem Klettband auf dem Baumwollkissen befestigt. Die „Leselotte“ gibt es in drei
Größen.
Gefunden u.a. bei SiSenior
(www.sisenior.de),
Telefon 06806 - 9514977 und bei
Leselotte (www.leselotte.com),
Telefon 052 41 - 8045818
Positive
Meinung
„Wie zufrieden sind Sie mit der Themenauswahl?“ und „Welche Rubriken interessieren Sie am meisten?“,
wollte das Kursana Magazin u.a. von
seinen Lesern wissen. Über 90 Prozent zeigten sich „zufrieden“ bis
„sehr zufrieden“; fast die Hälfte finden „spezielle Pflegethemen“ am
wichtigsten. 32.000 Leser zählt
das Magazin; das Durchschnittsalter
der Teilnehmer an der Leserbefragung lag bei 73 Jahren. Über die
Hälfte sind „Externe“ – also Angehörige, Freunde, Interessenten, Mitarbeiter der Sozialdienste und von
Seniorenbeiräten. Das Kursana Magazin sei „informativ“, „glaubwürdig“ und enthalte „Informationen, die
ich woanders nicht finde“, urteilten
über 40 Prozent.
Aber nichts ist so gut, dass es nicht
noch verbessert werden könnte:
Dieses Kursana Magazin hat ein
neues „Gesicht" – mit einer neuen
Titelseite, einem Schwerpunkt-Titelthema („Mutig“) und neuen Rubrikennamen. Ein Service für mehr Leseanreiz und Attraktivität.
Mit-Autoren
Top Hör-CDs
Bei Erwachsenen und Kindern gleichermaßen beliebt sind die Bücher
der Kinderbuch-Autorin Johanna
Kirschstein. Das Besondere: Viele
davon sind in enger Zusammenarbeit mit Senioren, Eltern, Lehrern
und Kindern entstanden – und zum
Teil mit ihnen gemeinsam geschrieben. Die jüngste Veröffentlichung:
„Das Geheimnis der alten Kirche –
Glaube neu entdeckt“. Jetzt war
Johanna Kirschstein im Domizil Weimar zu Gast und las dort aus ihren
Werken.
Die Beliebtheit von Hörbüchern
steigt weiter: Rund zwölf Millionen
Deutsche nutzten im vergangenen
Jahr regelmäßig Hörbücher. Die Verkaufszahlen erhöhten sich um knapp
sieben Prozent. Auf dem Markt
bieten derzeit 600 Verlage rund
25.000 Titel an. Ein Trend besonders bei Senioren und jungen
Hörern sind Sachhörbücher – wie
zum Beispiel „Chronik der Deutschen Geschichte“ oder „Autogenes
Training für jedermann“.
Buch- und Hörbuch-Tipp
empfohlen von „Dussmann das KulturKaufhaus“ in Berlin
Irene Dische, „Großmama packt aus“
(Hoffmann und Campe, 8 CDs, 15,00 €)
In der rasant erzählten Familiensaga beschreibt Irene Dische das Schicksal dreier starker Frauen aus drei Generationen. „Großmama packt
aus“ ist ein wunderbar erzähltes, nie langweiliges Stück Zeitgeschichte.
Trotz aller Tragik ist die Handlung immer auch mit komischen Elementen
gespickt. Schauspielerin Hannelore Hoger verleiht der „Großmama“
in der Hörbuch-Fassung ihre beeindruckende Stimme.
Marie-Sabine Roger, „Das Labyrinth der Wörter“
(Hoffmann und Campe, 207 Seiten, 18,00 €)
„Das Labyrinth der Wörter“ ist die charmante Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft.
Germain ist ein Bär von Mann und nicht der
Schlauste. Eines Tages trifft er Margueritte, eine
zierliche alte Dame, die von nun an beschließt,
ihn für die Welt der Bücher zu gewinnen. Ein Roman über die Lust am Lesen, über das Zuhören
und Wertschätzen – voller Menschlichkeit, warmherzig und tief bewegend.
Rätseln & Gewinnen
Kennen Sie des Rätsels Lösung?
Dann schicken Sie eine Postkarte an:
Kursana Magazin, Friedrich-Ebert-Straße 1,
51429 Bergisch Gladbach.
Mit etwas Glück gewinnen Sie ein Vierteljahr lang jeden Monat einen Blumenstrauß.
Herzlichen Glückwunsch! Hilde Raddy aus Pilsting ist
Oder: Geben Sie Ihre Postkarte einfach an der Re- die Gewinnerin der letzten Ausgabe. Das Lösungswort
zeption einer Kursana Residenz oder eines Kursana lautete „Jugendtraum“.
Domizils ab. Einsendeschluss ist der 31. August 2010.
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WarmbadVillach
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Franca Schön
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Fotos
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Kursana, ROMMEL-Film, Uwe Schäfer,
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