Kapstadtmagazin.de in Kapstadt, Südafrika

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Kapstadtmagazin.de in Kapstadt, Südafrika
Erfahrungsbericht: 3 Monate redaktionelles Praktikum bei
Kapstadtmagazin.de in Kapstadt, Südafrika
Mein Entschluss steht fest: Bevor ich mein Studium endgültig beende, möchte ich unbedingt noch ein
paar Monate im Ausland leben und arbeiten. Und wie ginge das besser als über ein Praktikum? Gut,
wäre das schon mal geklärt. Jetzt geht die Arbeit aber erst richtig los: Wo will ich hin? Wie soll das
Praktikum aussehen? Wie finde ich von Deutschland aus überhaupt ein Praktikum im Ausland? Engagiere ich eine Agentur, die mir einen Praktikumsplatz vermittelt oder suche ich auf eigene Faust? Fragen über Fragen… Aber alles der Reihe nach und die Antworten sind relativ schnell gefunden.
In welchem Land möchte ich das Praktikum absolvieren und wie finde ich eine Stelle?
Für mich ist klar, dass ich unbedingt in ein englischsprachiges Land möchte, da mir diese Sprache schon
in der Schule sehr viel Spaß gemacht hat, ich auch Englischleistungskurs hatte und es ganz schrecklich
finde, wie viele Vokabeln man im Laufe der Zeit leider vergisst. Also: Englisch auffrischen ist angesagt!
Soweit so gut, nur wohin? Erstmal kommen mir natürlich die üblichen Länder wie die Vereinigten Staaten und Australien in den Sinn. Großbritannien habe ich nicht in Betracht gezogen, da ich über Europas Grenzen hinaus
wollte. Nach eingehender Recherche im
Internet und dem Durchforsten sämtlicher Kataloge von Agenturen wie Praktikawelten ist mir eines klar geworden:
Diese beiden Länder sind ziemlich teuer.
Außerdem stand nach meiner ersten
Suchaktion für mich auch definitiv fest,
dass ich mir den Praktikumsplatz alleine
suchen werde und nicht 1000 Euro mehr
bezahlen möchte, nur dass eine Vermittlungsagentur das für mich übernimmt. Diese Entscheidung fiel
auch nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern ich habe mir auch Rat bei einer Freundin geholt, die
davor via Agentur ein Auslandspraktikum absolviert hatte. Diese riet mir auf eigene Faust zu suchen,
da man dann auch mit Sicherheit ein Praktikum antritt, welches wirklich zu einem passt.
Obwohl die erste Suche nach einem Praktikumsplatz doch etwas ernüchternd war, legte ich den Gedanken ein Auslandspraktikum zu absolvieren nicht auf Eis, sondern forschte eifrig weiter. Eines Tages
entdeckte ich dann durch Zufall eine Stellenanzeige für einen Praktikumsplatz bei einem Onlinemagazin in Kapstadt. Südafrika! Mein Herz schlägt Purzelbäume! Vor zwei Jahren war ich für drei Wochen
in diesem traumhaften Land und habe mich auf Anhieb in Land und Leute verliebt! Das ist es, das ist
meine Praktikumsstelle! Sofort habe ich via E-Mail Kontakt mit der zuständigen Mitarbeiterin von
Kapstadtmagazin.de aufgenommen, meine Bewerbung hingeschickt und in einem kurzen Anschreiben
erklärt, warum genau ich die Praktikantin bin, die perfekt zu ihnen passt.
Es dauerte kaum einen Tag bis ich eine Antwort erhielt – eine positive Antwort. Ich sollte noch ein paar
Arbeitsproben schicken. Nachdem sie diese auch für gut befunden hatte, sendete sie mir einen Text,
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den ich vom Englischen ins Deutsche übersetzen sollte, um meine Englischkenntnisse zu testen. Auch hier gefiel ihr meine
Arbeit und ich bekam den Praktikumsplatz.
Freude pur!
Eigentlich wollte ich das Auslandspraktikum direkt nach Fertigstellung meiner Bacherlorarbeit im August beginnen (der Bewerbungsprozess ereignete sich im März).
Da zu dieser Zeit jedoch schon genügend
Praktikanten im Unternehmen waren,
wurde mein Praktikumszeitraum auf Dezember bis Februar verlegt. Wie sich später herausstellte ein
absoluter Glückstreffer für mich, da Dezember, Januar und Februar mit Abstand die schönsten Monate
in Kapstadt sind. Sommer, Sonne, Sonnenschein satt anstatt frieren, bibbern und Winter in Deutschland.
Wie lange soll das Praktikum dauern und brauche ich ein Visum?
Wie zuvor schon erwähnt war mein Praktikumszeitraum Dezember 2014 bis Februar 2015 – also drei
Monate. Dies war kein Zufall! Selbstverständlich habe ich mich über die Visumsbestimmungen von
Südafrika informiert und herausgefunden, dass man bei der Einreise automatisch ein Touristenvisum
für 90 Tage erhält. Man muss also nichts beantragen und sich von aufreibenden Bürokratiestrukturen
die Nerven zerfressen lassen. Daher entschied ich mich für den einfachsten Weg: drei Monate Praktikum mit Touristenvisum. Einfach hinfliegen, Praktikum absolvieren und nach 90 Tagen wieder nach
Hause. Dementsprechend habe ich dann auch meinen Flug gebucht: am 90. Tag war Heimflug. Ein Tipp
von mir: Bei der Einreise fragen die Beamten am Flughafen, wie lange man vorhat im Land zu bleiben.
Wenn man dann antwortet 90 Tage, fragen sie meistens noch, wieso man hier ist: Arbeit oder Urlaub?
In diesem Falle sollte man stets mit Urlaub antworten, da man sonst ein Arbeitsvisum vorlegen muss,
das man selbstverständlich vorher hätte beantragen müssen. Noch schnell ein Stempel in den Reisepass und dir und deinem Praktikum in Südafrika steht nichts mehr im Weg.
Kürzer würde ich das Praktikum nicht ansetzen – mindestens drei Monate sollte es schon dauern. Man
braucht ja eine gewisse Zeit, sich an die fremde Stadt, die fremden Leute und die fremde Kultur zu
gewöhnen und um sich dort einzuleben und auch heimisch zu fühlen. Wenn einem das dann gelungen
ist, hat man noch gute zwei oder zweieinhalb Monate, um alles in vollen Zügen zu genießen und um
so viele Erfahrungen zu machen wie möglich. Und glaubt mir, drei Monate vergehen wie im Flug. Kaum
hat es angefangen, ist es schon wieder vorbei. Das ist natürlich von Vorteil, wenn man sich nicht wohlfühlt oder Heimweh hat. Wenn man sich allerdings in die Stadt verliebt, so wie ich, ist es schon eine
sehr kurze Zeit und ich muss zugeben, dass ich gerne noch länger geblieben wäre und beim Abschied
auch sehr traurig war. Würde ich das Praktikum dort nochmal machen, würde ich es auf einen etwas
längeren Zeitraum ansetzen. Ich denke fünf bis sechs Monate sind perfekt. Man hat genügend Zeit,
sich an alles zu gewöhnen und jeden Moment voll und ganz auszukosten, aber es ist nicht zu lang, so
dass man Freunde und Familie zu Hause nicht allzu schrecklich vermisst.
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Wie finde ich eine (gute) Unterkunft in einem fremden Land?
Nachdem nun klar war, dass ich nach Kapstadt
darf, mussten selbstverständlich noch Fragen
bezüglich Unterkunft, Anreise etc. geklärt werden. Wie findet man am besten eine Wohnung
in einer 10.000 km entfernten Stadt? Dank der
neuen Medien und der Social Media Kanäle ist
das heutzutage überhaupt kein Problem mehr.
Bei Facebook fand ich eine Gruppe, in der es um
das Mieten und Vermieten von Wohnungen,
Häusern und WG-Zimmern in Kapstadt ging.
Hier postete ich eine kleine Anzeige, in der ich
kurz beschrieb, wer ich bin, was ich mache und dass ich für einen bestimmen Zeitraum ein Zimmer in
einer Wohngemeinschaft (möglichst zentrumsnah) suche. Ich wollte unbedingt in einer WG wohnen,
um möglichste schnell Anschluss zu finden und um mit meinen zukünftigen Mitbewohnern viel in unserer Freizeit unternehmen zu können.
Kurz zuvor informierte ich mich bei einem ehemaligen Schulkameraden, der kurz vorher ein Auslandssemester in Kapstadt absolviert hatte, welche Stadtviertel er zum Wohnen empfehlen könnte. Die Antwort: Gardens, Oranjezicht, Tamboerskloof, Vredehoek, Green Point, Sea Point sind zentrumsnah und
sicher, allerdings zum Teil ein bisschen teurer. Auch Observatory ist relativ sicher und bezahlbar. Eher
abgeraten wurde mir von Woodstock und Bo-Kaap. Von meinem vorherigen Urlaubsbesuch in der
Stadt und in Südafrika generell wusste ich, dass Kapstadt an sich zwar sehr westlich geprägt ist, dass
man aber vor allem abends auch ein bisschen auf der Hut sein musste, wo man sich aufhält und wie
man sich verhält und dass es große Unterschiede in Sachen Sicherheit zwischen den einzelnen Vierteln
gibt. Zum Thema Sicherheit und Kriminalität aber später mehr.
Auf meine Anzeige auf Facebook antworteten
mir ein paar Leute und verwiesen mich auf die
Seite www.gumtree.co.za. Hier bieten Leute alles
Mögliche an: Kühlschränke, Autos, Bücher, Wohnung usw. Hier gibt es nichts, was es nicht gibt.
Zu vergleichen ist die Seite mit den Ebay Kleinanzeigen in Deutschland. Doch nicht nur als Anbieter kann man hier aktiv werden, sondern auch als
Suchender. Eine echt gute Website, die ich jedem
empfehlen kann, der eine Unterkunft in Kapstadt
oder irgendetwas anderes sucht. Der Einfachheit halber schaltete ich auch hier wieder eine Anzeige
mit meinem Anliegen und meinen wichtigsten Eckdaten. …und ich war wirklich erstaunt, wie viele Antworten kamen. In den darauffolgenden Tagen war mein E-Mail-Postfach stets voll.
Einige Angebote hörten sich wirklich gut an und sahen auf den mitgeschickten Fotos auch sauber und
annehmbar aus. Andere wiederum erschienen mir etwas suspekt und zum Teil auch ein bisschen gruselig. Ein Beispiel: 42-jähriger alleinstehender Mann sucht junge Mitbewohnerin in Zweizimmerwohnung. Nein, danke! Meine Vorstellungen waren sehr deutlich: schöne, aber bezahlbare Unterkunft,
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sauber und gepflegt – man will sich ja
schließlich auch wohlfühlen – und am besten in einer Wohngemeinschaft mit anderen internationalen Studenten. Auf jeden
Fall Leute in meinem Alter, am besten noch
mit ähnlich Interessen. Etwas hochgesteckte Ziele, ich weiß, aber man wird ja
Wunschvorstellungen haben dürfen. Wichtig war neben den anderen Faktoren selbstverständlich auch die Lage. Eines Tages bekam ich eine deutsche Antwort auf meine
Anzeige. Die Frau bot mir ein Zimmer in einer Fünfer-WG mit deutschsprachigen anderen Praktikanten/Stunden in Vredehoek (einem Stadtteil von Kapstadt) an. Auch die Fotos des Zimmers und der
Küche waren sehr schön, sauber und gepflegt und die Miete von 4.300 südafrikanischen Rand (umgerechnet in etwa 310 Euro) war auch erschwinglich. Nun hatte ich sie gefunden: meine perfekte Unterkunft für 3 Monate Kapstadt.
Da man ja beinahe tagtäglich Schauergeschichten über Wohnungsbetrug, falsche Annoncen und Angebote hört, wollte ich auf Nummer Sicher gehen und bevor ich den Vertrag unterschreibe bzw. die
Kaution überweise, die Vermieterin kennenlernen. Also vereinbarten wir ein Skype-Gespräch, in dem
sie mir erzählte, dass sie vor einigen Jahren ebenfalls für ein Praktikum nach Kapstadt gekommen sei,
dort einen Südafrikaner kennenlernte und nun seit mittlerweile fünf Jahren an der Südspitze Afrikas
wohnt. Zusammen haben sie sein Haus renoviert und vermieten nun insgesamt 8 Zimmer in beiden
Doppelhaushälften an deutsche bzw. europäische Studenten. Sie selbst leben auch in einer der Doppelhaushälften. Das hörte sich für mich alles sehr gut an und somit hatte ich meine Bleibe in Kapstadt
gefunden. Bei Google Streetview hatte ich mir zuvor selbstverständlich auch schon ein Bild von der
Umgebung und vom Haus selbst gemacht. Wenn man schon diese Möglichkeiten hat, sollte man sie
auch ausnutzen.
Einen Haken gab es allerdings: Mein Zimmer war erst ab Mitte Dezember verfügbar, ich reiste allerdings schon Ende November an. Da mir diese Unterkunft allerdings so zusagte und ich mir nicht vorstellen konnte, etwas Besseres als das zu finden, beschloss ich, es trotzdem zu nehmen. Für die ersten
beiden Wochen in Kapstadt buchte ich mir daher ein Hostel. Das war auch kein Problem, denn hier
lernt man sofort viele Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern kennen.
Nun zum Praktikum an sich!
Wie oben schon erwähnt, habe ich mein Praktikum bei Kapstadtmagazin.de, einem Online-Magazin,
absolviert. Kapstadtmagazin.de ist ein Teil von Capetownmagazine.com. Dies ist ein Reise- und Freizeitmagazin sowohl für Touristen als auch für Einheimische. Hier finden die 202.314 ausländischen
Leser sowie die 339.358 örtlichen Fans der Seite Informationen zu Restaurants, Aktivitäten, Events und
vielem mehr in Kapstadt und Umgebung. Das Online-Magazin ist in drei Sprachen verfügbar: Englisch
(www.capetownmagazine.com), deutsch (www.kapstadtmagazin.de) und holländisch (www.kaapstadmagazine.nl).
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Wie finanziert sich das Unternehmen? Es werden sogenannte Partnerboxen an Unternehmen verkauft
und diese somit zu Kunden gemacht. Das bedeutet, durch den Kauf einer solchen Box, wird ein Artikel
über das jeweilige Unternehmen im Onlinemagazin veröffentlicht. Je nachdem, wie viel die jeweilige
Firma/das jeweilige Restaurant etc. bereit ist zu bezahlen, wird der Artikel in allen drei Sprachen publiziert oder eben nur in einer oder zwei. Auch Events und Veranstaltungen werden über Capetownmagazine.com angekündigt und genau beschrieben. Auch dafür müssen die Organisatoren bezahlen.
Capetownmagazine ist das bedeutendste Onlinemagazin für Reisende in Kapstadt und Umgebung.
Auch die Reichweite in sämtlichen Social Media Kanälen spricht für die große Bedeutung der Internetseite (Facebook: 103.000 Likes, Instagram: 10.000 Follower, Twitter: 76.000 Follower). Den monatlichen Newsletter haben 73.000 Personen abonniert, 47.000 erhalten wöchentlich einen Newsbrief, um
sich auf dem Laufenden zu halten.
Bei Capetownmagazine arbeiten 17 Personen plus einige Freie Mitarbeiter. Sechs davon sind im Bereich Geschäftsleitung, Marketing und Sales tätig. Die restlichen elf arbeiten in der Redaktion für die
englische, deutsche und holländische Seite. Im Team arbeiten also Menschen aus ganz verschiedenen
Nationen (Südafrika, USA, England, Deutschland, Holland), was das Büro zu einer Art Multikultigemeinschaft macht.
Überblick über das Praktikum:
Das Praktikum habe ich in der Redaktion von Kapstadtmagazin.de absolviert. Die Arbeitszeit pro Tag
betrug acht Stunden. Um das unbezahlte Praktikum etwas attraktiver zu gestalten, haben die Verantwortlichen von Kapstadtmagazin.de beschlossen, dass Praktikanten nur vier Tage die Woche arbeiten
müssen: in einer Woche von Montag bis Donnerstag, so dass Freitag frei ist und in der darauffolgenden
Woche von Dienstag bis Freitag (dann wieder Montag bis Donnerstag usw.). Praktikanten haben also
jedes zweite Wochenende ein Vier-Tage-Wochenende. So hat man neben der Arbeit ausreichend Zeit,
Kapstadt, Land, Leute, Kultur und noch vieles mehr zu entdecken. Eine wirklich gute Sache, wie ich
finde!
Zu meinen allgemeinen Aufgaben gehörte in erster Linie das Verfassen von Artikeln (in deutscher
Sprache) zu den verschiedensten Themen. Viele
davon waren Übersichten beziehungsweise Aufzählungen (z. B. „Die besten Wanderrouten in
und um Kapstadt“), in denen verschiedene Dinge
aufgelistet und kurz beschrieben werden, um
den Lesern eine Auswahl an verschiedenen Möglichkeiten zu bieten. Doch nicht nur Aufzählungen durfte ich selbst schreiben, sondern auch andere Artikel wie zum Beispiel Beschreibungen von bestimmten Stadtteilen in Kapstadt. Die Informationen für die Texte recherchierte ich zum einen im Internet, zum anderen durfte ich aber auch selbst
zu den Orten fahren, mit Leuten sprechen, Telefonate führen etc. Während meines Praktikums bei
Kapstadtmagazin.de habe ich daher eine Reihe verschiedener Artikel zu den unterschiedlichsten Themen verfasst. So entstanden in den 3 Monaten Praktikum in etwa 20 Artikel. Die meisten davon habe
ich alleine geschrieben und ein paar in Zusammenarbeit mit den anderen deutschen Praktikanten.
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Ein anderer Aufgabenbereich war das Übersetzen von Artikeln aus dem Englischen und Holländischen
ins Deutsche. Auch das regelmäßige updaten älterer Artikel gehörte zu meinen Tätigkeiten. Dazu zählten das Überprüfen von Kontaktdaten in den Artikeln und das Hinzufügen neuer Restaurants, Strände,
Wanderrouten etc. – abhängig vom Thema.
Auch die Betreuung der Social Media Kanäle wie Facebook, Twitter und Instagram gehörte zu meinen
täglichen Aufgaben. Hier mussten Posts für die Kunden gemacht werden, sowie unsere Artikel, Bilder,
nützliche Informationen und vieles mehr gepostet werden, um Vielfalt und Abwechslung zu erzeugen
– und Interaktion mit den Fans.
Ein anderes Aufgabengebiet waren Interviews mit bekannten Leuten, um daraus danach einen Artikel
machen zu können. Ich hatte z. B. die Ehre Goldfish, ein südafrikanisches Musiker-Duo, interviewen zu
dürfen.
Bei allen mir anvertrauten Aufgaben konnte ich auf Dinge, die ich im Studium der Kommunikationswissenschaft gelernt hatte, zurückgreifen und diese praktisch anwenden. Neu war allerdings, dass Interviews plötzlich auf Englisch geführt werden mussten und auch Informationen stets auf Englisch recherchiert wurden. Das war allerdings kein Problem, da Englisch so zu einem festen Teil des Alltags
wurde und ich mich sogar dabei ertappte, plötzlich auch Englisch zu denken. Genau das habe ich von
dem Praktikum in einem englischsprachigen Land erwartet und erhofft. Ich wollte meine Sprachkenntnisse vertiefen und ich traue mich zu behaupten, dass mir das eindeutig gelungen ist. Durch die unterschiedlichen Nationen, mit denen man im Büro zusammensitzt, ist es selbstverständlich, dass man sich
dort auf Englisch unterhält. Mit meiner direkten Chefin, die deutsche Redakteurin, und dem anderen
deutschen Praktikanten sprach ich jedoch deutsch. So hat man den perfekten Mix aus beiden Sprachen.
Südafrika – worauf muss ich mich gefasst machen?
Bist du wahnsinnig? Das ist doch viel zu gefährlich! Afrika? Die haben doch alle Ebola! Oh mein Gott,
da werden täglich 46 Menschen ermordet und vergewaltigt – bist du irre? Diese und ähnliche Reaktionen bekam ich von Freunden und Familie zu hören, als ich meinen Entschluss kundtat, ein Praktikum
in Südafrika zu machen. Meine Meinung: total übertrieben und völliger Blödsinn! Solche Aussagen
können nur von Leuten kommen, die selbst noch nie in Südafrika waren.
Selbstverständlich ist Südafrika als Zielland anders als zum Beispiel Frankreich oder ein anderes Land
mit europäischen Standards. Aber auch in europäischen Ländern gibt es Gewalt und Kriminalität oder
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Stadtteile, die man besser meidet – vor allem nachts. Das ist ein globales Problem und definitiv kein
(süd-)afrikanisches. Die Vorwürfe das Land betreffend stammen aus längst vergangener Zeit.
Wie zuvor berichtet, war ich 2012 schon einmal dort und wenn es wirklich so schrecklich wäre, würde
ich wohl nicht mehr dorthin zurückgehen – und schon gar nicht drei Monate lang.
Kapstadt ist die wohl am westlichsten geprägte Stadt in ganz Südafrika. Interessant ist hier besonders
der Mix aus verschiedenen Kulturen, Sprachen und Menschen. Weiße, Schwarze, Coloureds, asiatische
geprägte Völker und Europäer leben hier zusammen. Dass es da mal zu Spannungen oder Missverständnissen kommen kann, ist ganz klar. Aber längst nicht so schwerwiegend, wie man sich das vielleicht vorstellt.
Nun erstmal zu den Sprachen. Hauptverständigungssprache in Kapstadt ist definitiv Englisch. Damit
kommt man überall weiter. Außerdem wird hier sehr oft Afrikaans gesprochen. Dies ist eine Sprache,
die aus einer Mischung verschiedener anderer Sprachen wie Englisch, Holländisch und verschiedenen
anderen indogermanischen Sprachen entstanden ist. Für Deutsche ist das gesprochene Afrikaans nicht
so leicht zu verstehen, Geschriebenes kann allerdings sehr leicht verstanden werden. Guten Tag heißt
zum Beispiel „goeie dag“. Afrikaans ist eine der elf Amtssprachen in Südafirka. Eine andere ebenfalls
häufig vorkommende Sprache ist isiXhosa. In dieser Sprache wird mit Schnalzlauten gesprochen – gar
nicht so einfach.
Selbstverständlich gibt es auch in Kapstadt
einige Gegenden, die man eher meiden
sollte bzw. nicht alleine unterwegs sein
möchte – schon gar nicht nachts. Zum Beispiel in den vielen Townships fällt man sofort als Tourist auf. Generell sollte man darauf achten, nicht unbedingt gleich als Tourist herauszustechen, da das leichte Beute
für Taschendiebe ist. Vor allem in der Innenstadt sind besonders geübte Langfinger
unterwegs. Auch empfiehlt es sich nicht,
mit seinem iPhone in der Hand durch die Straßen zu wandern, wie man das vielleicht in Europa machen
kann. Gerät man an die falschen Leute, kann es schnell sein, dass man danach ohne Telefon dasteht.
Aber generell finde ich, dass es in Kapstadt keinen Grund zur Sorge gibt, dass man an jeder Ecke sofort
überfallen wird. Meine Chefin von Kapstadtmagazin.de sagte zu mir am Anfang meines Praktikums,
dass es darauf ankommt, wie man den Menschen gegenübertritt. Sei selbstbewusst, gerade Haltung,
Brust raus, schaue den Leuten direkt in die Augen, grüße sie und zeige keine Angst. Verschüchterte
Menschen, die ihre Taschen umklammern, sind ein gefundenes Fressen für Kleinkriminelle. Und ich
muss sagen, der Tipp ist wirklich weiter zu empfehlen. Verhalte dich, als ob du schon immer hier lebst
und hab keine Angst. Einfach freundlich und offen sein und alles ist gut. Auch wichtig: Wenn du zum
Mittagessen in Café oder ein Restaurant gehst, stelle deine Tasche stets unter den Tisch. Taschen auf
dem Tisch oder auf dem Stuhl können leicht von Vorbeigehenden geklaut werden. Ich bin nie überfallen worden und es gab auch keine einzige Situation, in der es gefährlich oder brenzlig wurde.
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Was für einen Europäer vielleicht auf den ersten Blick erschreckend wirken mag, ist, wie viele Obdachlose es gibt. Diese sprechen oft Touristen aber auch Einheimische an und betteln um Geld oder etwas
zu essen. Es ist allerdings nicht zu empfehlen, ihnen Geld zu geben, da sie sich davon in den meisten
Fällen Alkohol oder Drogen besorgen – klingt nicht nett, ist aber leider die Wahrheit. Man kann ihnen
helfen, indem man ihnen tatsächlich etwas Essbares gibt und seien es nur zwei Stücke Pizza, die vom
Mittagessen übriggeblieben sind. Außerdem gibt es viele Suppenküchen, in denen Obdachlose oder
Bedürftige eine warme Mahlzeit erhalten. Diese
Suppenküchen suchen stets helfende Hände, die
bei der Vor- und Zubereitung des Essens helfen.
Auch ich habe diese Chance einmal genutzt und
bei einer Armenspeisung geholfen. Eine der interessantesten und nachhaltigsten Erfahrungen,
die ich in Kapstadt gemacht habe. Dort wird einem klar, wie gut man es selbst hat und dass
Probleme, mit denen man sich selbst herumschlägt, im Vergleich zu Obdachlosigkeit und
Hungersnot nichtig und klein sind. Eine gute Erfahrung, die ich jedem empfehlen kann.
Zum Thema Handy in Südafrika kann ich auch noch ein paar Tipps geben. Ich würde jedem empfehlen,
sich eine südafrikanische Sim-Karte zuzulegen, da sonst die Handyrechnung ins Unermessliche steigt.
Eine Sim-Karte bekommt man in allen Cellucity- oder Vodacom-Shops. Ich hatte eine Karte von Vodacom. Dabei handelte es sich um eine ganz normale Prepaid-Karte, auf die man einen bestimmten Betrag lädt und sich somit die sogenannte „Airtime“ kauft. Da heutzutage ja jedes Handy auch internetfähig sein sollte, kann man einen bestimmten Betrag seiner Airtime auch in „Data“ (also Internet) umwandeln. Dazu muss man nicht extra in den Laden gehen, sondern kann von zu Hause aus über ein
paar Tastenkombinationen ganz bequem Data auf sein Telefon laden – sofern man noch genügend
Airtime hat. Zum Kauf einer Sim-Karte solltest du auf jeden Fall ein Ausweisdokument (Personalausweis oder Reisepass) bei dir haben, da dir sonst keine Karte verkauft wird. Manchmal wird auch ein
sogenannter „proof of residence“, also ein Mietvertrag oder eine Bestätigung vom Hotel, verlangt.
Die Infrastruktur der öffentlichen Verkehrsmittel ist in Kapstadt sehr gut. Hier gibt es den Myciti-Bus,
der auf verschiedenen Linien durch die ganze Stadt und das Umland fährt. Damit kommst du überall
hin. Um ihn benutzen zu dürfen, brauchst du lediglich eine Chipkarte, die du entweder am Civic Center
oder am Gardens Center kaufen kannst. Auf diese lädst du dann einen bestimmten Betrag und jedes
Mal beim Ein- und Aussteigen aus dem Bus musst du die Karte vor ein kleines Gerät halten und dich
sozusagen ein- bzw. ausscannen. Der Fahrtpreis wird automatisch von deiner Karte abgezogen. Der
Myciti-Bus ist sehr sicher und zuverlässig. Dann gibt es natürlich noch eine ganze Reihe Taxiunternehmen. Hier sollte man allerdings darauf achten, nicht bei unseriösen Anbietern einzusteigen, sondern
mit namhaften Taxen zu fahren. Gute, zuverlässige Unternehmen sind zum Beispiel Excite und Intercab. Aber normalerweise weiß man schon anhand des Aussehens der Taxen, welches man ohne Bedenken nehmen kann und welches man besser meiden sollte. In die weiter entfernten Vororte gelangt
man am besten mit dem Zug. Wer ein richtiges Abenteuer erleben will, kann auch mit den MinibusTaxis durch Kapstadt fahren und erleben, wie aus einem 13-Siter ganz schnell ein 18-Sitzer wird. Man
kommt schnell von A nach B, aber komfortabel oder sicher ist es bestimmt nicht. Ansonsten gibt es
noch die Uber-Taxis. Diese kann man ganz einfach via App bestellen, sieht dann auch in der App, wie
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der Fahrer heißt und mit welchem Auto er kommt.
Der Vorteil: man hat zuvor in der App seine Kreditkarte hinterlegt, so dass man den Fahrer nicht bezahlen muss, sondern alles automatisch abgebucht
wird. Bargeldloses Taxifahren. Dies ist mit Abstand
die sicherste, komfortabelste und billigste Variante, sich in Kapstadt fortzubewegen. Für meine
letzten eineinhalb Monate in Kapstadt habe ich mir
jedoch selbst ein Auto gemietet, um unabhängig zu
sein. Das würde ich jedem anderen auch empfehlen. Gute und günstige Autovermietungen sind
Rent a Cheapie oder Ulf Car Rental (eine deutsche Autovermietung).
Noch kurz ein paar Worte zum Sozialleben in Kapstadt: In meiner Freizeit habe ich sehr viel mit meinen
Mitbewohnern aus der WG gemacht und auch gute Freundschaften geknüpft. Aber auch außerhalb
der WG war es leicht, Anschluss und Freunde zu finden. Allein schon durch unser Multikultibüro kam
ich mit vielen anderen Nationen in Kontakt. Mit einem der Südafrikaner habe ich mich auf Anhieb
bestens verstanden und auch in unserer Freizeit haben wir des Öfteren etwas unternommen. Kapstadt
als Tourist ist ja schon wunderschön, aber wenn man die Gelegenheit bekommt, einen Einblick in das
Leben der echten Kapstädter zu erhalten, sollte man diese Chance unbedingt wahrnehmen. Über ihn
lernte ich auch viele andere Südafrikaner kennen. Auch mit einer holländischen Praktikantin aus meinem Büro habe ich mich sehr gut angefreundet. Heute noch habe ich immer noch mit allen von ihnen
Kontakt. Und es war sicher nicht das letzte Mal, dass ich meine Freunde aus Südafrika gesehen habe.
Ich komme wieder!
Fazit:
Zusammenfassend kann ich rückblickend auf meine Zeit bei Kapstadtmagazin.de nur Positives sagen.
Ich bin jeden Tag sehr gerne ins Büro gegangen und habe dort mit Freude gearbeitet – und das ist ohne
Bezahlung ja nicht selbstverständlich. Durch den freundlichen Umgang der Mitarbeiter untereinander
fühlt man sich sofort wohl und arbeitet sich auch sehr schnell in die Materie ein. Auch an Englisch als
Arbeitssprache gewöhnt man sich sehr schnell und lernt jeden Tag neue Wörter, Ausdrücke und Phrasen dazu.
Anhand der mir gestellten Aufgaben, konnte ich meine Fähigkeiten im Bereich Journalismus definitiv
verbessern und ausbauen. Auch dass Ideen der Praktikanten so positiv aufgenommen wurden, war ein
Aspekt, der durchaus für ein Praktikum bei Kapstadtmagazin.de spricht. Hier darf man als Praktikant
richtig mitarbeiten und ist schon nach sehr kurzer Einarbeitungszeit ein vollwertiges Mitglied der Redaktion. Meine Vorstellungen und Erwartungen an das Praktikum wurden daher zu meiner vollsten
Zufriedenheit erfüllt.
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Das Praktikum bei Kapstadtmagazin.de würde ich auf jeden Fall weiterempfehlen. Man darf von Anfang an sehr viel selber machen,
kann eigene Ideen einbringen und
wird sofort als vollwertiges Mitglied des Teams angesehen. Außerdem kann man sich journalistisch
frei entfalten. Es war definitiv eine
meiner besten Entscheidungen
hier her zu gehen und einmal im
Ausland gearbeitet zu haben. Auch
wenn die Standards hier in
Kapstadt sehr europäisch sind, ist es eben doch Afrika und einiges läuft ganz anders als in Deutschland
– anders, aber deshalb auch nicht schlechter. Man bekommt einen anderen Blick auf manche Dinge.
Nach diesem Praktikum steht für mich definitiv fest, dass ich nach Abschluss des Studiums der Kommunikationswissenschaft im Bereich Journalismus tätig werden möchte.
Falls jemandem meine Schilderungen zusagen und auch mit dem Gedanken gespielt wird, ein Praktikum in Südafrika zu absolvieren, könnt ihr euch gerne bei mir melden. Kapstadtmagazin.de sucht auch
weiterhin deutsche Praktikanten, die die Redaktion in allen Belangen tatkräftig unterstützen. Bewerbungen und Fragen könnt ihr an [email protected] schicken.
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