RAVENSBURG/WEINGARTEN

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RAVENSBURG/WEINGARTEN
RAVENSBURG/WEINGARTEN
Samstag, 6. Juli 2013
Feste sorgen für
Busumleitungen
RAVENSBURG/WEINGARTEN (sz) -
Broner Bürgermeisterin sorgt beim Welfenfest in Weingarten für spritzigen Start
Wenn die Stimmung auf dem Welfenfest genauso überschäumt wie das Bier beim Fassanstich gestern Abend – na dann Prost. Der
offizielle Startschuss für die Festivitäten war
spektakulär: Annie Guillemot, Bürgermeiste-
rin der Weingartener Partnerstadt Bron,
hämmerte den Zapfhahn ins Fass, MeckatzerBraumeister Max Stör (rechts) half ihr beim
ersten Fassanstich ihres Lebens. Nach einigen Schlägen spritze dann das Bier. Das dies-
Bürger können sich an
Stadtwerken beteiligen
TWS geben im September sogenannte Genussrechte aus –
Stromkunden bekommen 0,2 Prozent Zinsen extra
Von Philipp Richter
●
RAVENSBURG - Eigentlich ist es eine
einfache Rechnung, die sich die
Technischen Werke Schussental
(TWS) ausgedacht haben: Die Bürger können Anteile bei den Stadtwerken kaufen, bekommen eine feste
Verzinsung, und die TWS bekommen mehr wichtiges Eigenkapital.
Insgesamt streben die TWS dadurch
zusätzlich sechs Millionen Euro an
Eigenkapital an. Die Anteile, die der
Bürger bei den TWS erwerben kann,
heißen Genussrechte (die SZ berichtete: „TWS wollen von Bürgern Geld
leihen“, 16. April).
Im Grunde genommen kann man
es salopp mit Aktien vergleichen –
mit dem Unterschied, dass der Anleger kein Mitbestimmungsrecht hat.
Das Verlustrisiko tendiere allerdings
gegen null, wie TWS-Geschäftsführer Andreas Thiel-Böhm versichert.
Ablesen lässt sich das an den Geschäftszahlen der TWS, die aus den
Stadtwerken Ravensburg und Weingarten mit Beteiligung der EnBW bestehen. „In den letzten Jahren haben
wir zwischen 3,6 und sechs Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet“, er-
läutert Thiel-Böhm. Im vergangenen
Jahr lag der Gewinn laut Geschäftsbericht bei rund 4,3 Millionen Euro.
Schon im September will die
TWS die sogenannten Genussrechte
auf den Markt geben. Doch zuvor
muss die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) zustimmen. Danach können sich die
Bürger so viele Genussrechte kaufen
wie sie möchten. Ein Genussrecht
gibt es für 1000 Euro, das man auf
mindestens acht Jahre aber unbefristet kauft. Damit korrigierten die
Stadtwerke die ursprünglich angedachten zehn Jahre nach unten.
Zunächst gibt es einen Mindestzinssatz von zwei Prozent. Ab 2017
gibt es drei Prozent für die Einlage.
Stromkunden des regionalen Energieversorgers TWS bekommen 0,2
Prozent extra. Das ist mehr, als zurzeit durch Festgeld an Zinsen zu bekommen ist. Zusätzlich wird der
Kunde am Gewinn der Sparte Stromerzeugung beteiligt, wenn diese
schwarze Zahlen schreibt. „Damit
rechnen wir im Jahr 2018“, sagt
Thiel-Böhm. Verkaufen kann man
nach acht Jahren jährlich mit einer
sechsmonatigen Kündigungsfrist.
Die Technischen Werke Schussental (TWS) wollen weiter in erneuerbare
Energien investieren und das Eigenkapital erhöhen. Dabei wollen sie die
Bürger einbinden: sie können den TWS Geld leihen und dabei Zinsen abFOTO: DPA
greifen – mithilfe sogenannter Genussrechte.
Ziel des Vorhabens ist es vor allem, Eigenkapital zu erzeugen, um in
die erneuerbaren Enegrien zu investieren. Die TWS wollen im Bereich
Stromerzeugung wachsen, wobei
hier das Hauptaugenmerk auf der
Windenergie liegt. Bisher steckte
das Unternehmen 40 Millionen Euro
in den regenerativen Bereich. Bis ins
Jahr 2020 will man die 60-MillionenEuro-Marke knacken. Die Genussrechte helfen dabei.
Vorreiterrolle in Deutschland
Die Konzeption mit den Genussrechten hat das Beratungsunternehmen für Beteiligungskonzepte Dallmayer aus Karlstadt bei Würzburg
für die TWS erarbeitet. Dallmayer
hat bereits für mehrere Stadtwerke
(unter anderem Heidelberg, Nürnberg und Bielefeld) ähnliche Konzepte entwickelt. Allerdings gab es
hier nur Anteile bei bestimmten Projekten. „Bei uns ist man direkt am
Unternehmen beteiligt“, sagt Andreas Thiel-Böhm. Damit gehörten die
TWS zu den Vorreitern in Deutschland, wie es vonseiten Dallmayers
heißt. Der Vorteil für den Kunden:
Läuft beispielsweise eine Windkraftoder Photovoltaikanlage nicht gut,
macht er keinen Verlust, da er am Gesamtunternehmen teilhat.
Ein Verlustrisiko besteht, wenn
auch gering, trotzdem. Sollten die
TWS pleitegehen, haftet der Genussrechtsinhaber mit seiner Einlage.
Sollte es ein Verlustjahr geben, würde zuerst das weiche Rücklagenpolster von derzeit 25 Millionen Euro tragen. Erst dann geht es ans Kapital der
Genussrechte.
Bereits jetzt können sich Interessenten für die beschriebenen Genussrechte auf der Internetseite
www.tws.de in einer Warteliste unverbindlich vormerken lassen. „Wir
gehen von einer großen Nachfrage
aus. Die sechs Millionen werden
September wohl nicht überleben“,
schätzt Andreas Thiel-Böhm die Lage ein. Schon jetzt hätten sich Interessenten gemeldet. Kaufen können
übrigens Privatpersonen und Unternehmen. ● KOMMENTAR
jährige Welfenfest steht im Zeichen des 50jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft
zwischen Weingarten und dem französischen Bron. Gäste aus der Lyoner Nachbarstadt sind übers Wochenende in Weingarten.
Auch aus der italienischen Partnerstadt Mantua, mit der die Welfenstadt seit 15 Jahren verbandelt ist, sind Gäste angereist. Noch bis
Dienstag wird auf dem Welfenfest gefeiert.
DRE/FOTO: DANIEL DRESCHER ● WEINGARTEN
Kommentar
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Von Philipp Richter
Die TWS haben den richtigen Weg eingeschlagen
in gesundes Unternehmen
betreibt kluge Unternehmenspolitik. Die Technischen Werke Schussental (TWS)
sollten den eingeschlagenen Weg
weitergehen. Sie sorgen nicht nur
für den Ausbau der erneuerbaren
Energien und tragen damit zur
Energiewende bei, sondern haben
auch mit dem Modell Bürgerbeteiligung mit Genussrechten einen
guten Riecher. Ein solches Modell
E
in Zeiten niedriger Zinsen auf
die Beine zu
stellen, ist clever. Das ist sowohl wirtschaftlich als auch
ökologisch vorausblickend. Gut ist
auch, dass die TWS die Bürger ins
Boot holen. Oberschwaben profitiert durch ein gesundes Unternehmen, an dem der Bürger indirekt
sowieso schon beteiligt ist, und das
Geld bleibt schließlich in der Region. Außerdem kann der Käufer der
Genussrechte unter anderem vor
Ort sehen, was mit diesem Geld
passiert. An seiner Seite scheint der
regionale Energieversorger einen
seriösen und erfahrenen Partner zu
haben, der sich mit Bürgerbeteiligungskonzepten auskennt.
» [email protected]
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© k-g-m.com
Wegen des Kinder- und Heimatfests
in Weißenau, dem Welfenfest in
Weingarten, Gleisarbeiten in Weißenau sowie dem Flohmarkt im Ummenwinkel in Ravensburg kommt es
am Wochenende zu Umleitungen im
Busverkehr.
Anlässlich des Kinder- und Heimatfestes in Weißenau findet am
Sonntag, 7. Juli, ein Festumzug statt.
Zwischen 8.30 und 12 Uhr ist die Ortsdurchfahrt gesperrt. Der Busverkehr
wird umgeleitet. Richtung Eschach
verkehren die Busse ab der Haltestelle Ebertstraße direkt zur Haltestelle
Weingartshof. Stadteinwärts verkehren ab der Haltestelle Weingartshof
alle Kurse der Linie 3 zur Haltestelle
Ebertstraße. Es entfallen die Haltestellen Weißenau P+R, Weißenau
Torplatz und Waldinger.
Auch aufgrund des Welfenfests
werden im Weingartener Stadtgebiet
einige Verkehrssperrungen eingerichtet. Die Brechenmacherstraße
wird bis Mittwoch 16 Uhr für den gesamten Verkehr gesperrt. Auch beim
Busverkehr kommt es zu einigen Änderungen (die SZ berichtete).
Wegen des Flohmarkt heute im
Ummenwinkel in Ravensburg kann
die Haltestelle Ummenwinkel der Linie 9 ganztägig nicht angefahren werden.
Auch wegen Gleisbauarbeiten am
Bahnübergang in Weißenau, der von
heute an ab 21.38 Uhr bis Sonntag, 7.
Juli, gegen 5.30 Uhr für den gesamten
Verkehr gesperrt wird, kommt es zu
Umleitungen im Busverkehr.
Infos gibt es unter www.stadtbusrv-wgt.de und unter 0751/2766.
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www.leibinger.de