und Gesprächsanalyse - UK

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und Gesprächsanalyse - UK
• Die Sprechakttheorie verkürzt die sprachliche
Wirklichkeit.
• Sprechakte sind eingebettet in vorausgegangene und folgende Kommunikationsakte, in
denen Sprech- und Hörerverstehensakte
einander ablösen und durchdringen
• Im Gespräch verständigt man sich (oder auch
nur teilweise oder gar nicht) mit dem oder den
anderen über etwas.
• Erst das Gespräch als Ausgangspunkt
sprachpragmatischer Forschung garantiert die
unverkürzte Darstellung sprachlicher Realität.
Konversationsanalyse
Conversation analysis
Gesprächsanalyse
Diskursanalyse
Müller Kap. 15 Gespräche im Alltag
Linke et. al. Kap. 7 Gesprächsanalyse
(Henne/Rehbock 20014:10)
01.12.2008
Konversationsanalyse
1
01.12.2008
Konversationsanalyse
Diskurs
Was ist ein Gespräch?
CHAT?
Blick- und
Briefwechsel
• Unter Gespräch verstehen wir eine jede
sprechsprachliche, dialogische und
thematisch zentrierte Interaktion.
Gespräch
Nicht sprechsprachlich
Handlungsbegleitende Sprechen
Monolog
Vortrag
Erzählen
Konversationsanalyse
Prüfung
Verhör
Interview
Audienz
Anhörung
Unterhaltung
Plauderei
Schwatz
Smalltalk
Diskussion
Streit
Plädoyer
Bericht
Beichte
Geständnis
Gespräch
Konversation
Dialog
Diskurs
Gesprächsstrategien
Gesprächsanalyse
01.12.2008
Verkaufsgespräche
Beratungsgespräche
Einstellungsgespräch
Mitarbeitergespräche
Konversationsanalyse
Austausch bloßer
Grußformeln
Nicht thematisch zentriert
Adressiert
• Henne/Rehbock 20014: 255
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2
3
01.12.2008
Alltagsgespräche
Witz
Bericht
Unterweisung
Gebet
Lautes Denken
Zwiesprache
Mit X
privat
Ritualisiertes
Sprechen
öffentlich
Erving Goffman
Konversationsanalyse
Self-talk4
Conversation Analysis
Konversationsanalyse
Sacks, H. & E. Schegloff, G. Jefferson 1974
Gespräche
in den Medien
Talkshows
Promitalk
A simplest systematics for the organization
of turn-taking for conversations
Gespräche in
Institutionen
Language 50:696-735
Arzt-Patient
Behörden
Schule
Gericht
5
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Konversationsanalyse
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1
Elvis: Like there was a bus right the:re man, in that
fuckin‘ bli:nd spot, [an‘ I] looked =
Nick:
[Yeah,]
Elvis: =th[rough an I didn‘t see ] =
Sasha:
[An he‘s drivin‘ through] =
Elvis: =anything so I wen‘ through]
Sasha: =an‘ I‘m jus screamin‘
] my lung[s out
Elvis:
[.hh An
you jus screamed an I just stopped
Sasha: =slammed on the breaks. In the middle of
th[e intersection.
Nick:
[Didjou have the right of way?
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Grundannahmen
In jeder Konversation finden wir:
1. Sprecherwechsel
2. Meistens spricht nur einer
3. Überlappungen kommen vor, sind aber kurz
4. In der Regel findet der Sprecherwechsel ohne
Pause oder Überlappung statt
5. Weder der Inhalt noch die Länge eines Turns
sind festgelegt.
6. Turnübernahme kann durch Selbstwahl oder
Fremdwahl erfolgen.
7. Es gibt Reparaturmechanismen
(Liddicoat 2000:7 1)
Konversationsanalyse
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Konversationsanalyse
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Turn-Constructional Component [TCU]
• The turn-taking system for conversation can be
described in terms of two components and a set
of rules.
• TCUs können Sätze, Teile von Sätzen oder
auch mehrere Sätze sein.
• Sprecher erhalten offensichtlich ein ‘Rederecht’
• The first possible completion of a first such
unit constitutes an initial transition-relevance
place. [TRP]
• Transfer of speakership is coordinated by
reference to such transition-relevance places,
which any unit-type instance will reach.
• Component 1
– Turn-Constructional Component [TCU]
• Component 2
– Turn-Allocational Component
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Konversationsanalyse
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Transition-relevance place TRP
of stupid [I didn‘ even say anything [when=
J:
[Y[EhP: =I came ho:me.
(0.3)
J: Well Estelle jus‘ called 'n ....
(Liddicoat 2000: 10)
Konversationsanalyse
10
Turn signals
1. Intonation: finale Intonation; Absenken der
Stimme
2. Paralanguage: Dehnung der letzten Silbe
3. Body motion: Beendigung einer
Handbewegung oder Zurücklehnen
4. Terminal expression: Gebrauch stereotyper
Ausdrücke oder, ne, so ist das
5. Syntax: Vollendete Satzstruktur
P: An‘ the fact is I- is- I jus‘ thought it was so kind
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Konversationsanalyse
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01.12.2008
Konversationsanalyse
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2
Konversation
Turn-Allocational Component
nein
TRP?
• Turn-allocational techniques are
distributed into two groups:
• (a) those in which next turn is allocated by
current speaker selecting a next speaker;
and
• (b ) those in which a next turn is allocated
by self-selection.
Sa fährt fort
ja
nein
ja
nein
Sa wählt nächsten Sc?
ja
Sc fährt fort
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Konversationsanalyse
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Sa fährt fort
Sprecherselektion?
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Sb wählt
sich selbst?
nein
Sa fährt fort
ja
Sb fährt fort
Schlobinski 1996:209
Konversationsanalyse
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Turn organisation
Analysekategorien
DK: er hat es so gemacht ** das war sicher das beste was er tun konnte
1. Kategorien der Makroebene: Gesprächsphasen
DK: er hat es so gemacht **
es war sicher das beste was er tun konnte
KJ:
mhm
DK: er hat es so gemacht
KJ:
+nein das kann ich nicht glauben
I.
II.
III.
IV.
Gesprächseröffnung
Gesprächs-‘Mitte‘ (Entfaltung des Hauptthemas)
Gesprächsbeendigung
Gesprächs-‘Ränder‘ (Nebenthemen, Episoden)
DK: er hat es so gemacht ** das war sicher das
beste was er tun
konnte
KJ:
naja was sollte er auch
klar
(aus: GAIS Gesprächsanalytische Informationssystem)
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2.
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Konversationsanalyse
Gesprächsschritt (‚turn‘)
Sprecherwechsel (‚Turn-taking‘)
Gesprächssequenz (‚Adjacency pairs‘)
Sprechakt/Hörverstehensakt
Gliederungssignal
Back-channel-behaviour
Rückmeldungspartikeln sind die Mittel des jeweiligen
Hörers, das Gespräch zu stabilisieren und in seinem
Sinne zu akzentuieren.
1. ‚Hm, richtig, genau, ja, ich verstehe
2. Satzvollender
3. ‚Bitte um Klärung‘ Was meinst du damit? Wie
bitte? Was?
4. Repetitionen – ‚kurze Nachformulierungen‘
5. Nonverbale Reaktionen: Kopfnicken, -schütteln
Kategorien der Mikroebene
Sprechaktinterne Elemente: syntaktische,
lexikalische, phonologische und prosodische
Struktur
(Henne/Rehbock 20014:21)
(Henne/Rehbock 20014:14)
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Konversationsanalyse
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Back-channel-behaviour
Kategorien der mittleren Ebene
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
3.
Konversationsanalyse
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Konversationsanalyse
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3
Sequenzorganisation - Adjacency pairs
Sequenzorganisation - Adjacency pairs
Adjacency pairs sind zwei im Regelfall unmittelbar aufeinander folgende
Redebeiträge verschiedener Sprecher. Der erste Beitrag realisiert einen
spezifischen Aktivitätstyp (man könnte auch sagen: Sprechhandlungstyp), der
eine Fortsetzung mit einem korrespondierenden Aktivitätstyp projiziert, d.h. für
den zweiten Sprecher relevant setzt. Die am häufigsten untersuchten
adjazenten Äußerungspaare sind:
Frage- Antwort (z.B. um welches fach handelt=s sich denn - um germanistik),
Gruß- Gegengruß (z.B. guten tag - guten tag),
Aufforderung - akzeptationsbehandelnde Reaktion (d.h. Akzeptieren oder
Zurückweisen; z.B. nehmen sie bitte platz- danke schön oder nein danke).
Der Zusammenhang zwischen erstem und zweitem Paar-Teil wird in der
Konversationsanalyse auch "konditionelle Relevanz" genannt. Der Begriff
bezeichnet die Tatsache, dass eine zweite Aktivität relevant wird in
Abhängigkeit vom Auftreten einer ersten.
(aus: GAIS Gesprächsanalytische Informationssystem)
Frage – Antwort: Wie geht‘s? – Jut.
Gruß – Gegengruß: Mahlzeit - Mahlzeit
Aufforderung – Reaktion
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01.12.2008
Konversationsanalyse
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Terry:
Paul:
hey Paul
uh yeah
Telling – accept
John:
I‘ve jus‘ finished my las‘ exam.
Betty:
That‘s great.
Vorwurf - Rechtfertigung
Konversationsanalyse
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Sequenzorganisation - Adjacency pairs
Sequenzorganisation - Adjacency pairs
Reihung
Wie geht‘s?
Danke gut.
Kommst du nachher zum Fußball?
S: äh, ich bin also hier neu, und fang hier an und
wollt mal fragen, ob ich da irgendwie Informationsmaterial haben kann
Rückfrage
B: für was brauchen wir‘s
Antwort
S: Romanistik
B: für Romanistik
Bestätigung
Rückbestätigung
S: hm
Klar.
Kopplung
Hallo, wie geht‘s?
Danke gut. Und dir?
So lala.
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B: haben wir, und zwar (...)
Aus: Meibauer 20012: 134
Aus: Dürr/Schlobinski 1990:205f.
Konversationsanalyse
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Sequenzorganisation - Adjacency pairs
Konversationsanalyse
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Konversationsanalyse
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Sequenzorganisation - Adjacency pairs
Präferenzorganisation
Einbettung (Insertion)von adjacency pairs:
A: Gehst du mit ins Kino?
B: Kann Peter mitkommen?
A: Muß das sein.
B: Es geht nicht anders.
A: Na gut.
B: O.K.
A: Dann bis heute abend.
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Frage
Antwort
Einladung – Akzeptierung
Amy: w‘d yuh like tuh come over t‘morrow night
Jane: yea:h. = that‘d be nice
Einladung – Ablehnung
Harry: I don‘ have much tuh do on We:nsday (.)
w‘d yuh like to get together then. (0.3)
Joy: huh we::llhh I don‘ really know if yuh see i‘s a
bit hectic fuh me We:nsday yih know
Harry: oh wokay
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Konversationsanalyse
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4
Präferenzorganisation
Präferenzorganisation
• Der Begriff Präferenz bezeichnet eine sozial
geregelte Einstufung (keine individuelle
Vorliebe) von Handlungsweisen.
Bitte
Angebot
Bewertung
Frage
Vorwurf
• Präferierte Folgehandlungen werden in der
Regel kürzer, direkter und strukturell einfacher
realisiert als dispräferierte, für die u.a.
Einleitungen, "Hecken" und andere Formen der
Verzögerung und Abschwächung typisch sind.
Bevorzugt
Vermieden
gewähren
ablehnen
annehmen
ablehnen
zustimmen ablehnen
erwartete A. unerwartete A.
zurückweisen zugeben
(aus: GAIS Gesprächsanalytische Informationssystem)
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Nach Levinson 1983: 336
Konversationsanalyse
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C: I‘m talking nonsense now
A: No::
upgrade
A: Yeah, I liked it [ (
)
B:
[ I liked it too ...
F: That‘s beautiful
K: Isn‘t it pretty.
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Negative Selbstbewertung
Bewertung (assessment)
A: Isn‘t he cute
B: O::h he::s a::dorable
Konversationsanalyse
W: Do you know what I was all that time?
L: (no)
W: Pavlov‘s dog
(2.0)
L: (I suppose)
same
Widerspruch
Pause
Zustimmung
A: God isn‘t it dreary
B: ((SILENCE = DISAGREEMENT))
downgrade
A: I‘m getting fat hh
B: ((SILENCE=AGREEMENT))
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Konversationsanalyse
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Konversationsanalyse
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Präsequenzen
Präsequenzen
• In einigen Situationen wird die Möglichkeit, dass
Dispräferenzen auftreten, schon im Vorfeld verringert. Ein
Mittel dazu sind sog. Prä-Aktivitäten bzw. Prä-Sequenzen.
• Damit ist gemeint, dass Sprecher, die z.B. eine Bitte oder
einen Vorschlag äußern wollen (z.B. gemeinsam ins Kino
zu gehen), das Risiko einer Ablehnung verringern
können, indem sie eine Vorklärung in Gang setzen,
typischerweise mit einer Vorfrage (z.B. vom Typ was
machst du heute abend).
• Solche Vorfragen sind für den Adressaten als solche
erkennbar und gestatten ihm, durch eine restriktive
Auskunft (z.B. vom Typ ich habe wahnsinnig viel zu tun
ich weiß gar nicht wie ich durchkommen soll) die
Äußerung der eigentlichen Bitte, die eine dispräferierte
Ablehnung darstellt, überflüssig zu machen
Pre-requests
• A: Do you have hot chocolate?
• B: mmhmm
• A: Can I have hot chocolate with whipped
cream?
• B: Sure
Beispiele aus Liddicoat 2007 Kap. 5 -6
(aus: GAIS Gesprächsanalytische Informationssystem)
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Konversationsanalyse
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Konversationsanalyse
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5
Präsequenzen
Präsequenzen
Pre-announcements
A: .hh Oh guess what.
B: What.
A: Prof. Deelies came in ....
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Pre-invitations
• A: Whatcha doin?
• B: Nothin
• A: Wanna drink?
Konversationsanalyse
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Präsequenzen
Pre-invitations
• Clara:
hello
• Nelson: hi.
• Clara:
hi.
• Nelson: whatcha doin‘.
• Clara:
not much.
• Nelson: y‘wanna drink?
• Clara:
yeah
• Nelson: Okay
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Pre-invitations
• Fiona: have yuh got any plans for saddurday?
• Jill:
my sister‘s coming up tuh visit
Block
• Fiona: o:h that will be nice for yuh
GO AHEAD
Konversationsanalyse
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01.12.2008
Konversationsanalyse
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Komplimente
A: That was an excellent paper you wrote.
B: Yes it was excellent.
Pre-invitations
Sally:
Jean:
Sally:
Jean:
Sally:
Jean:
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Präsequenzen
Präsequenzen
•
•
•
•
•
•
Konversationsanalyse
yih doin‘ anythin‘ this Friday?
Hedge
why?
well we were thinkin‘ a goin‘ to a movie.
which one?
I dunno, perhaps the new Tom Cruise one.
yeah I‘d like tuh see that
Konversationsanalyse
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B: Oh, it isn‘t really that good.
B:Yea, but it still needs work.
B: It‘s only because of your help.
B: Your paper was excellent too.
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Konversationsanalyse
(downgraded)
(qualified)
(reassigned credit)
(return)
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Repair Organization
Repair
selbstinitiiert
Beschreibt, wie Gesprächsteilnehmer Probleme
beim Sprechen, Hören oder Verstehen
behandeln.
Bewerbungsgespräch
I: hh un:[DANN: ham (se) sich für GREIFSwald
B:
[<räuspert sich>
I: entschieden,=gabs da irgendwelche [GRÜNde dafür‘ (.)
B:
[ROStock
I: ach ne ROStock. ROStock ja
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Konversationsanalyse
fremdinitiiert
A: Und dann haben sie sich
für Greifswald entschieden
B: bitte?
A: äh für Rostock
Selbstdurchgeführt
Und dann haben sie sich
für Greifswald (-) äh
Rostock entschieden
fremddurchgeführt
A: Und dann haben sie sich
A: Und dann haben sie sich
für äh (-) wars Greifswald
für Greifswald entschieden
B: Rostock
B: Rostock
A: für Rostock entschieden
Auer 1999: 144
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Konversationsanalyse
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Literatur
Bergmann, Jörg R. 2002. „Das Konzept der Konversationsanalyse“. HSK 16.2
Dürr, Michael & Peter Schlobinski 1990. Einführung in die deskriptive Linguistik.
Opladen: Westdeutscher Verlag
Ellis, Donald G. 1999. From Language to Communication. Mahwah N.J./London:
Lawrence Erlbaum
Goffman, Erving 1967. Interaction Rituals. Essays on Face-to-Face Behavior. New
York: Anchor Books (dt. 1971. stw 594)
Henne, Helmut & Helmut Rehbock 20014. Einführung in die Gesprächsanalyse.
Berlin/New York: de Gruyter
Levinson, Stephen. 1983. Pragmatics. Cambridge: University Press
Liddicoat, Anthony J. 2000. Talk-in-Interaction - Analysing Everyday Conversation.
Ms.
Liddicoat, Anthony J. 2007. An Introduction to Conversation Analysis. London:
Continuum
Sacks, Harvey 1992. Lectures on Conversation Vol. I/II. ed. Gail Jefferson. Oxford
UK & Cambridge USA: Blackwell
Schröder, Peter & Hugo Steger (eds.)1981. Dialogforschung. Jahrbuch 1980 des
Instituts für deutsche Sprache. Düsseldorf
Schlobinski, Peter 1996. Empirische Sprachwissenschaft. Opladen: Westdeutscher
Verlag
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