Predigt zu Joh. 6, 47-51 von Dekanin Ingrid Gottwald

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Predigt zu Joh. 6, 47-51 von Dekanin Ingrid Gottwald
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Predigt zu Joh. 6, 47-51
von Dekanin Ingrid Gottwald-Weber
zum Sonntag „Lätare“,
15. März 2015, 10 Uhr Andreaskirche Weißenburg
zur Einführung von Diakon Stefan Helbing als Heimleitung
und Pflegedienstleitung für das Altenheim St. Andreas
Lasst uns in der Stille um den Segen der Worte bitten.
Der Herr segne das Reden und Hören.
Amen.
Liebe Gemeinde,
viele Jahre nun darf ich die Worte der Bibel auslegen,
aber ein rosa Tuch ,
so wie jetzt über die Kanzel zu hängen war noch nie
angebracht.
Tatsächlich, liebe Gemeinde,
der 4. Sonntag in der Passionszeit richtet den Blick schon auf
Ostern,
und damit wird das Violett der Paramente, die Farbe der Buße
und Umkehr in manchen Gemeinden für den einen Sonntag
gegen Rosa eingetauscht.
Warum?
Die Texte des heutigen Sonntages sprechen alle davon, dass
im Leid auch Freude ist,
wie es das Lied, das wir nach der Predigt singen werden nicht
schöner in Melodie, Rhythmus und Wort hätte fassen können:
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„In dir ist Freude in allem Leide…“
Im Evangelium hörten wir:
„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt,
bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. „
Manches müssen wir wohl wirklich loslassen,
um offen zu sein, Platz zu haben für das, was mit Jesus vom
Himmel gekommen ist.
Manches, was wir zu uns nehmen und aufnehmen macht uns
nicht satt. Wir sterben daran.
Die reine Selbsterhaltung wird keine Früchte tragen.
Jesus Christus, seine Botschaft, seine Art zu leben verspricht
erfülltes Leben.
Hören wir den Predigttext aus Joh. 6,47-51
„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, der hat das
ewige Leben.
Ich bin das Brot des Lebens.
Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind
gestorben.
Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon
ißt, nicht sterbe.
Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist.
Wer von diesem Brot ißt, der wird leben in Ewigkeit. Und
dieses Brot ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben
der Welt.“
Doch,
liebe Gemeinde zurück zum sterbenden Weizenkorn:
Für uns von der menschlichen Seite her gesehen wird dieses
Loslassen des Weizenkorns als Schmerz empfunden, als Leid.
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Was ist Leid?
An zwei Beispielen möchte ich konkret werden:
1. Viele Vorträge zu dem, was Leid ist und wie man es
bewältigen kann habe ich in den 12 Jahren, in denen
ich Klinik und Altenheimseelsorgerin, Trauerbegleiterin
und Exerzitienbegleiterin war gehalten.
Menschen fragten mich:
Wie kannst Du das aushalten,
immer die Begrenztheit des Lebens und die Gebrechlichkeit
zu erleben und das in einer Gesellschaft die dem
Leistungswahn und Jugendwahn nachhechelt?
Und dann die Klagen der altgewordenen Menschen:
Ich bin doch nichts mehr wert!
So äußern sich dann altgewordene Menschen, gerade dann
wenn sie auf Unterstützung und Hilfe angewiesen sind.
Und ich ergänzte:
Wie kann man in einem Pflegeberuf seelisch und körperlich
gesund bleiben?
Antwort fand ich bei Worten von Hermann Bezzel und Martin
Buber, die beide darauf hinwiesen,
dass Leben geben und nehmen ist,
und dass oft im Leid die rechten Freunde sichtbar werden.
Herrmann Bezzel schrieb einst:
„Niemand ist so arm,
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dass er nicht für einen
noch Ärmeren
ein kleiner „Leuchtstern“,
ein Lebenslicht
werden könnte,
und niemand so reich,
dass er nicht beides braucht.“
„Der Mensch wird am Du zum Ich“, so schreibt Martin Buber
in seinem Buch „Das dialogische Prinzip.“
„Der Mensch existiert in Beziehungen, es gibt kein Ich, wo es
kein Du gibt, vor allem gibt es kein Du, wo es kein ewiges Du,
keinen Gott gibt.“
Leben ist nehmen und geben. Gerade im Leid wird das
sichtbar.
2. „Ich bin mit meinem Latein am Ende.“, so sagte vor
einigen Monaten eine Freundin zu mir, die verzweifelt war
über die ständigen Konflikte mir Ihrer Tochter klagte.
Lösungsmöglichkeiten, die bisher in ihrem Leben getragen
hatten trugen nicht mehr.
Sie suchte Hilfe.
So wie sie ihr Leben bisher bewältigte, das griff nicht mehr.
Gewichte, Perspektiven
verschoben sich.
Sie fragte mich nach der Hilfe, die im Glauben an Gott
geschehen kann.
„Wie kann es geschehen, so fragte sie, dass Gott mir hilft?“.
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Wie kann es geschehen, dieses Loslassen, diese offen
werden für Gott?
Für uns Christen war es schon immer das Lesen der Bibel, das
ausgelegte Wort, das Lebenszeugnis eines Mitmenschen, die
Schöpfung, der Heilige Geist und vor allem das Gebet in
seinen verschiedenen Formen:
Zum Gebet möchte ich Ihnen ein Bespiel geben:
Immer wieder faszinieren mich hier Worte einer 20 jährigen
Theologie- Studentin, die sie einst auf der Schweigewiese in
Taize 1977 geschrieben hat.
Sie notierte auf dem Gebet nur, das was wir von ihr wissen,
eben das sie Theologie studierte und 20 Jahre alt war. Ihre
Identität gab sie nicht preis.
Diese junge Frau fasst in heute verstehbare Worte fasst, was
die biblischen Texte, die dem Sonntag Lätare zugeordnet sind
uns zusprechen wollen.
Sie formuliert die Hilfe, die der Glaube geben kann in ihre
Worte.
„Schweigen
Nicht nur still sein,
nicht nur den Lärm abschalten, der mich umgibt,
nicht nur entspannen und die Nerven ruhig werden lassen.
Das ist nur Ruhe.
Ruhe täuscht manchmal Schweigen vor.
Schweigen ist:
Mich loslassen,
nur einen einzigen Augenblick
verzichten auf mich selbst,
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auf meine Wünsche und auf meine Pläne,
auf meine Sympathien und Abneigungen,
auf meine Schmerzen und meine Freuden,
auf alles, was ich von mir denke
und was ich von anderen halte,
auf alle Verdienste und alle Taten.
Verzichten auch auf das, was ich nicht getan habe,
auf meine Schuldund auch auf die Schuld der anderen an mir,
auf alles, was in mir unheil ist,
verzichten auf mich selbst.
Nur einen Augenblick „DU“ sagen
Und Gott da sein lassen.
Nur einen Augenblick mich lieben lassen
ohne Vorbehalt, ohne Zögern,
bedingungslos
und ohne auszuschließen,
dass ich nachher brenne.“
Nur einen einzigen Augenblick loslassen,
das Weizenkorn sterben lassen,
dem Leben die Chance geben, dass es sich neu ordnen kann,
offen werden für Gott.
Mehr können wir nicht tun.
Alles Weitere schenkt uns Gott.
Und dann geschieht, was ein bekanntes Lied so ausdrückt:
„Manchmal feiern wir mitten im Tag ein Fest der
Auferstehung.
Stunden werden eingeschmolzen und ein Glück ist da.
Sätze werden aufgebrochen und ein Lied ist da.
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Waffen werden umgeschmiedet und ein Friede ist da.
Sperren werden übersprungen und ein Geist ist da.“
Und dann geschieht,
dass Pflege bedürftige Menschen durch andere Menschen
erleben dürfen,
wie stellvertretend Last getragen werden kann,
und dadurch auch die Treue Gottes von den jungen Tagen bis
ins Alter erlebbar wird,
dann geschieht,
dass Menschen in diesem Beruf eine erfüllenden Aufgabe
finden und diese mit Hingabe leben,
dann geschieht es,
dass auch den Lastenträgern und Lastenträgerinnen
Entlastung zukommt und sie Zeiten der Regeneration und
Erholung genießen dürfen.
Dann geschieht es, dass eine Gemeinde es als großen
Reichtum empfindet ein Altenheim tragen zu dürfen, in der
Nähe zur großen majestätischen Andreaskirche.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft,
bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Gemeinde: Amen.
Predigtlied: EG 398 „In dir ist Freude in allem Leide“