Aufbau und Entwicklung der Barnimer - MWE
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Aufbau und Entwicklung der Barnimer - MWE
Endbericht Aufbau und Entwicklung der Barnimer Wirtschaftscluster Auftraggeber: Ministerium für Wirtschaft und Europaangelegenheiten des Landes Brandenburg Ansprechpartner der Prognos AG: Florian Knetsch, Fabian Sakowski Complan Kommunalberatung Matthias von Popowski, Merten Klementz Berlin, 14.10.2013 Auftraggeber: Auftragnehmer: Ministerium für Wirtschaft und Europaangelegenheiten (MWE) des Landes Brandenburg Prognos AG Goethestr. 85 10623 Berlin Telefon +49 30 520059-200 vertreten durch: Regiestelle EFRE-Interventionen RWK im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft und Europaangelegenheiten des Landes Brandenburg in Zusammenarbeit mit: complan Kommunalberatung, GmbH Voltaireweg 4 14469 Potsdam c/o Ernst Basler + Partner GmbH Tuchmacherstrasse 47 14482 Potsdam Tel. +49 331 747590 Fax +49 331 747590 [email protected] www.ebp.de Stadt Eberswalde Amt für Wirtschaftsförderung und Tourismus Breite Straße 41-44 16225 Eberswalde Ansprechpartner: Herr Dr. Jan König Amtsleiter Tel.: 03334 - 64 800 E-Mail: [email protected] Dieses Projekt wurde aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung kofinanziert. 2 Inhaltsverzeichnis 1 Anlass, Ziel und Vorgehensweise 4 2 Standortanalyse des Wirtschaftsraum Barnim 7 2.1 Rahmenbedingungen und allgemeine Standortfaktoren 7 2.2 Identifizierung der für den Wirtschaftsraum Barnim relevanten Cluster 3 12 Analyse und Bewertung der ausgewählten Clusterprofile im Wirtschaftsraum Barnim 20 3.1 Cluster Metall 20 3.2 Cluster Ernährungswirtschaft 28 3.3 Cluster Energietechnik 35 4 Zusammenfassende Bewertung 45 5 Umsetzungsstrategie und konkrete Maßnahmenempfehlungen 47 5.1 Empfehlungen für den Cluster Metall 47 5.2 Empfehlungen für den Cluster Ernährungswirtschaft 56 5.3 Empfehlungen für den Cluster Energietechnik 61 5.4 Verantwortlichkeiten / Akteursbezogene Umsetzung 65 6 Ausblick 68 7 Anhang 69 3 1 Anlass, Ziel und Vorgehensweise Seit der Bestätigung der Stadt Eberswalde als einer von 15 Regionalen Wachstumskernen (RWK) im Jahr 2005 wurden in Eberswalde vielfältige Schritte unternommen, um die mit der Festschreibung als RWK verbundenen Ziele im Bereich der Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandorts zu erreichen. So wurde eine Reihe von Maßnahmen im Zusammenspiel mit der Brandenburger Landesregierung identifiziert und umgesetzt, die maßgeblich zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts beigetragen haben. Die aktuelle Neuausrichtung der Wirtschaftspolitik im Land Brandenburg führt auch zu Veränderungen in der kommunalen Wirtschaftsförderung. So ergeben sich für das Land Brandenburg insgesamt neun Cluster, die als Ergebnis der Berliner Kompetenzfelder und der Branchenkompetenzfelder des Landes Brandenburg in der gemeinsamen Innovationsstrategie der Länder Berlin und Brandenburg (innoBB) festgeschrieben sind: Energietechnik Gesundheitswirtschaft Medien, IKT, Kreativwirtschaft Optik Verkehr, Mobilität, Logistik Metall Kunststoff, Chemie Ernährungswirtschaft Tourismus. Cluster können jedoch nicht isoliert in den Regionalen Wachstumskernen entwickelt werden. Daher bezieht diese Studie den umliegenden Landkreis Barnim in die Untersuchung ein, um den Aufbau und die Entwicklung der Cluster im gesamten Wirtschaftsraum Barnim zu unterstützen. Die Neuausrichtung macht es für den Wirtschaftsraum Barnim erforderlich, zu prüfen welche der genannten Cluster zukünftig im Fokus der Wirtschaftsförderung stehen soll. Dies soll diese Studie in einem ersten Schritt leisten. Des Weiteren soll die Analyse der Entwicklungspotenziale in diesen Clustern sowie, darauf aufbauend, die Formulierung konkreter, praxisorientierter Handlungsempfehlungen zur Entwicklung der Barnimer Wirtschaftscluster durch die Wirtschaftsförderung am Standort im Vordergrund der Studie stehen. Im Rahmen der Untersuchung gilt es u.a. folgende zentrale Fragestellungen zu beantworten: 4 Über welche starken Leitbranchen und technologischen Kompetenzen verfügt der Wirtschaftsstandort Barnim im überregionalen Standortwettbewerb? Welche Cluster versprechen für den Wirtschaftsstandort Barnim die höchsten Zukunftspotenziale? Welche spezifischen Alleinstellungsmerkmale besitzt der Landkreis Barnim in diesen Clusterfeldern im landesweiten Vergleich? Welche Wertschöpfungsketten werden abgedeckt? In welchen Bereichen sind Lücken erkennbar? Welcher Entwicklungs- und Veränderungsbedarf lässt sich hinsichtlich der strategischen Neuausrichtung der Clusterentwicklung ausmachen? In welchen Bereichen sollte die Wirtschaftsförderung und Standortvermarkung stärker auf die Cluster zugeschnitten werden? Vor diesem Hintergrund soll mit dem gemeinsamen Aufbau und der Entwicklung der Cluster im Wachstumskern Eberswalde und im Landkreis Barnim eine aktuelle, auf einer Bilanz der aktuellen Position basierende sowie den zukünftigen Bedürfnissen angepasste und umfassende Handlungsgrundlage geschaffen werden. Dieser Bericht ist an die Arbeitsschritte im Projektverlauf angelehnt. So wird anschließend an dieses Kapitel eine Standortanalyse des Wirtschaftsraums Barnim vorgenommen. Hier wird auf der Basis eines zuvor erarbeiteten Kriterienkatalogs und in enger Abstimmung die Identifikation der drei zentralen Cluster vorgenommen. Das Kapitel 3 nimmt eine ausführliche Analyse der ausgewählten Cluster für den Wirtschaftsraum Barnim vor und gibt abschließend für die einzelnen untersuchten Cluster eine abschließende Bewertung hinsichtlich der Stärken-Schwächen/Chancen-Risiken. Eingeflossen sind hier wesentliche Ergebnisse der durchgeführten Gespräche mit Vertretern aus Verwaltung, Wissenschaft und Unternehmen (siehe Anhangskapitel 7) des Wirtschaftsraums Barnim und angrenzender Regionen. Zudem wurden für die Analyse der Clusterprofile Studien zu Trends und Entwicklungen ausgewertet sowie hinsichtlich branchenübergreifender Anknüpfungspunkte Querschnittsthemen identifiziert und Lücken in der regionalen Wertschöpfungskette identifiziert. Nach einer zusammenfassenden Bewertung, die im Kapitel 4 vorgenommen wird, befasst sich das Kapitel 5 mit konkreten Maß- 5 nahmenempfehlungen zur weiteren Unterstützung der identifizierten Cluster durch die Wirtschaftsförderung. Im Ergebnis der Bearbeitung liegt ein abgestimmtes Arbeitsprogramm vor, das der Wirtschaftsraum Barnim in den kommenden Jahren als Grundlage und Bewertungsrahmen für eigene Aktivitäten und Maßnahmen nutzen kann. 6 2 Standortanalyse des Wirtschaftsraum Barnim 2.1 Rahmenbedingungen und allgemeine Standortfaktoren Bevölkerungsentwicklung Der Landkreis Barnim mit der Stadt Eberswalde umfasst aktuell ca. 177.000 (Stand 31.12.2011) Einwohner. Abbildung 1 zeigt dabei deutlich die Entwicklung der Bevölkerungsstandes in der Region. Ausgehend vom Jahr 2005 konnte der Landkreis Barnim leichte Zugewinne bei der Bevölkerungsentwicklung verzeichnen. Ausgehend von den Einflüssen von Zu- und Abwanderung sowie Todesfällen und Geburten, verzeichnet der Landkreis Barnim einen positiven Bevölkerungstrend, was zum Wesentlichen auf die positive Einwohnerentwicklung im Berliner Umland zurückzuführen ist. Im Vergleichszeitraum konnte der LK Barnim ca. 1% der Bevölkerung, bzw. 1000 neue Einwohner, hinzugewinnen. Diese Entwicklung steht im Kontrast zur Bevölkerungsentwicklung der Stadt Eberswalde, wo im selben Zeitraum ein Einwohnerrückgang um ca. 3% registriert worden ist. Abbildung 1: Bevölkerungsentwicklung 2005-2011 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Auswertung. Ein genauerer Blick auf die Ursachen für den Einwohnerrückgang der Stadt Eberswalde zeigt die weitestgehend negativen Salden in Bezug auf Wanderung und natürliche Entwicklung (Abbildung 2). Dargestellt werden die Aufteilung der Netto-Bevölkerungsentwicklung sowie der Wanderungssaldo (Zuzüge abzüglich der Wegzüge) und der Saldo der natürlichen Entwicklung (Geburten abzüglich Sterbefälle). Der Saldo der natürlichen Entwicklung 7 weist dabei nur geringe Schwankungen auf, liegt jedoch beständig im negativen Bereich. Die Stadt Eberswalde verliert demnach statistisch jedes Jahr zwischen 2,5 und 4 Einwohner je 1000 Einwohner durch einen Überhang von Sterbefällen. Auf die Gesamteinwohnerzahl von Eberswalde (40.745 Stand: 31.12.2011) zugrunde gelegt, bedeutet dies einen Rückgang von ca. 1.222 Einwohnern pro Jahr bei einem durchschnittlichem negativem Saldo der natürlichen Entwicklung von 3 Einwohnern/1000 Einwohner. Der Wanderungssaldo hingegen weist keine eindeutige Tendenz auf. Nach einem Rückgang in den Jahren 2006 und 2007 (Rückgang um bis zu 6 Einwohner/1000 Einwohner) konnte die Abwanderung im Jahr 2008 gestoppt werden und erstmals ein positiver Zuzug nach Eberswalde realisiert werden. Seit dem Jahr 2009 ist jedoch erneut ein negativer Wanderungssaldo bemerkbar, der sich bei ca. 1 Einwohner/1000 Einwohner stabilisiert hat. Abbildung 2: Bevölkerungsentwicklung 2005-2011 Wanderung & natürliche Entwicklung Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Auswertung. Der Vergleich zum gesamten Landkreis Barnim zeigt, dass hier sowohl ein positiver Wanderungssaldo als auch ein positiver Saldo der natürlichen Entwicklung im Betrachtungszeitraum zwischen 2006 und 2011 realisiert werden konnte. Anhand der Bevölkerungsvorausschätzung des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg, wird für Eberswalde weiterhin eine rückläufige Einwohnerzahl erwartet (siehe Abbildung 3). Auf Basis der Einwohnerzahl des Jahres 2010 beträgt der Einwohnerrückgang bis zum Jahr 2020 voraussichtlich rd. 2.500 Einwohner (-6 %) für Eberswalde und rd. 2.600 Einwohner (-1%) für den Landkreis Barnim. Für die nachfolgende Dekade wurde nochmals ein Einwohnerrückgang von rd. 4.000 für Eberswalde und rd. 11.400 für Barnim prognostiziert. In der Gesamtheit ergibt sich für den Vorausschätzungszeitraum der Jahre 2010 bis 2030 ein Rückgang der 8 Einwohnerzahl um rd. 6500 Einwohner bzw. 16 % für Eberswalde und rd. 14.000 Einwohner bzw. 8 % für Barnim. Sollte sich die Bevölkerungsvorausschätzung bestätigen, werden im Jahr 2030 nur noch rd. 34.400 Einwohner in Eberswalde und ca. 162.850 Einwohner im Landkreis Barnim leben. Abbildung 3: Bevölkerungsprognose 2010-2030 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Auswertung. Der Einwohnerrückgang der Stadt Eberswalde geht einher mit einer weiteren Verschiebung der Alterszusammensetzung zugunsten der älteren Bevölkerung. Bis zum Jahr 2020 erhöht sich die Anzahl der Personen im Alter von 65 Jahren und älter auf ca. 11.311. Verglichen zum Basisjahr 2010 (9.009 Senioren) entspricht dies einem Anstieg von ca. 23 %. Diese Entwicklung wird sich voraussichtlich bis in das Jahr 2030 verschärfen, sodass dann Personen im Alter von 65 Jahren und mehr mit einem Anteil von 38 % in hohem Maße die Bevölkerungsstruktur in Eberswalde prägen werden. Dieser Entwicklung steht ein Rückgang der Personen in der Altersgruppe der 15- bis 65-jährigen (Alter der Erwerbsfähigkeit) gegenüber (siehe Abbildung 4). Der Anteil dieser Altersgruppe an der Gesamtbevölkerung verringert sich von 65 % im Jahr 2010 auf 58 % im Jahr 2020. Bis zum Ende des Prognosezeitraums im Jahr 2030 werden voraussichtlich 53 % der Eberswalder Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter sein, wobei aufgrund der stärker besetzten Geburtsjahrgänge vor 1990 die höheren Altersjahrgänge überwiegen. Angesichts dieser Entwicklung ist ein deutlicher Rückgang des lokalen Arbeitskräfteangebotes zu erwarten. Sollte sich der gegenwärtige Bestand an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Eberswalde halten, wird damit das Erwerbspersonenpotenzial rein rechnerisch nicht ausreichen, um den Fachkräftebedarf weiterhin zu decken. 9 Abbildung 4: Entwicklung der Altersgruppen in Eberswalde Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Auswertung. Der bereits bestehende und perspektivisch zunehmende Fachkräftemangel wurde seitens der Unternehmen in den durchgeführten Fachgesprächen bestätigt. Abbildung 5 verdeutlicht dieses Problem. Zum Ausgangszeitpunkt 2010 bestanden in Eberswalde ca. 15.650 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse. Um das wirtschaftliche Potenzial der Region zu halten, wird ein konstanter Arbeitsplatzbesatz angenommen. Die blau-gestrichelte Linie verdeutlicht dabei, das bereits in Abbildung 4 skizzierte Problem, der sinkenden Einwohnerzahl im Erwerbsalter in Eberswalde. Bereits im Jahr 2030 besteht nur noch ein Überschuss von ca. 3.000 Personen im erwerbsfähigen Alter zum jetzigen Arbeitsplatzbestand. Mit dieser prognostizierten Entwicklung ergibt sich besonderer Handlungsbedarf im Bereich der Fachkräfteentwicklung und -sicherung. Der Wirtschaftsstandort Barnim und Eberswalde ist daher gefordert, eine attraktive und wettbewerbsfähige Wirtschaftsstruktur zu erhalten und weiterzuentwickeln, um in der Lage zu sein, das Fachkräftepotenzial anderer Regionen zu nutzen. Hierbei ist die Nähe von Eberswalde zu Berlin ein wichtiger Standortvorteil, den es zukünftig stärker zu nutzen gilt. 10 Abbildung 5: Entwicklung des Erwerbspersonenpotenzials in Eberswalde Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Auswertung. Pendlermobilität Einhergehend mit den strukturellen Veränderungen in der Wirtschaftsregion Barnim, hat sich der Umfang der Pendlerbewegungen in beide Richtungen erweitert (siehe Abbildung 6). Im Jahr 2012 betrug die Zahl der Auspendler 5.495 (2006: 4.610), während aus umgekehrter Richtung 8.628 (2006: 8.116) Berufspendler in die Stadt Eberswalde einpendelten. Aus der Gegenüberstellung beider Pendlervolumen ergibt sich für Eberswalde ein Einpendlerüberschuss von 3.133 (2006: 3.506). Zeitgleich hat sich die Zahl der Nichtpendler, d. h. jener Erwerbstätiger die ihren Arbeitsplatz und Wohnsitz am gleichen Ort haben, von 7.252 auf 7.496 Personen erhöht. Die konstante Anzahl der Nichtpendler und ihr Anteil an der Arbeitsplatzzahl von rd. 58 % bestätigt die Attraktivität von Eberswalde als Wohn- und Arbeitsort. im Landkreis Barnim. Dem Anstieg der Einpendler um 512 Personen steht ein fast doppelt so großer Anstieg von zusätzlichen 885 Auspendlern aus der Region gegenüber. Diese Entwicklung ist auf ein allgemeines Schrumpfen der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Eberswalde von 16.124 (2005) auf nur noch 15.647 Stellen im Jahr 2010 zurück zu führen. Durch den Beschäftigungsrückgang müssen Einwohner Arbeitsverhältnisse in benachbarten Regionen wahrnehmen. Gleichzeitig entstehen durch die Veränderung der Sozialstruktur, z.B. im Bereich der Altenpflege und der medizinischen Versorgung, neue Bedarfe vor Ort. Anhand der in der Abbildung 6 skizzierten Aufschlüsselung der Herkunftsorte ist zu erkennen, dass der Einpendlerüberschuss hauptsächlich aus der nahräumlichen Pendlerverflechtung resultiert, was die Bedeutung Eberswaldes als Arbeitsplatzstandort im 11 regionalen Kontext deutlich macht. Daher ist davon auszugehen, dass die meisten Einpendler ihren Herkunftsort im direkten Umland von Eberswalde haben (ca. 3.700 Personen), gefolgt von der Uckermark (1.200 Personen) sowie der Region Märkisch Oderland (ca. 1.200 Personen). Als einzige Region weist Berlin einen deutlichen Auspendlerüberschuss gegenüber Eberswalde auf. Mit 1.300 Personen, die von Eberswalde nach Berlin pendeln und 730 Personen, die regelmäßig von Berlin nach Eberswalde pendeln, ist das Ausmaß der Pendlermobilität insbesondere im Vergleich zu benachbarten Regionen relativ niedrig. Im Saldo ergibt ein Auspendelüberschuss von ca. 570 Personen für Berlin. Abbildung 6: Pendlerverflechtungen Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Auswertung. 2.2 Identifizierung der für den Wirtschaftsraum Barnim relevanten Cluster Die im Jahr 2011 beschlossene Gemeinsame Innovationsstrategie der Länder Berlin und Brandenburg (innoBB) zeigt auf, wie sich die Hauptstadtregion als wettbewerbsfähigen Innovationsraum weiterentwickeln soll. Zur Stärkung dieser Position und der weiteren Schärfung des Standortprofiles wird auf den zielgerichteten Auf12 und Ausbau von Clustern mit hohem Entwicklungspotenzial gesetzt. Festgeschrieben sind einerseits die folgenden fünf länderübergreifenden Cluster der Länder Berlin und Brandenburg: Energietechnik, Gesundheitswirtschaft, Medien, IKT, Kreativwirtschaft, Optik, Verkehr, Mobilität, Logistik sowie die folgenden vier landesspezifischen Cluster des Landes Brandenburg Metall Kunststoff, Chemie Ernährungswirtschaft, Tourismus. Um zukünftig eine Fokussierung auf die regional starken Branchen im Wirtschaftsraum Barnim zu ermöglichen, werden im Folgenden die wichtigsten und zukunftsfähigsten Branchen identifiziert. Daraus ergibt sich, dass die für den Wirtschaftsraum Barnim relevanten Cluster im Sinne einer erfolgreichen Wirtschaftsförderpolitik für Beschäftigung und langfristiges Wachstum aus der gemeinsamen Strategie identifiziert werden müssen. Zur Identifizierung der für den Wirtschaftsraum Barnim relevanten Cluster wird ein mehrdimensionales Verfahren angewandt. Mit Hilfe einer Bewertungsmatrix werden verschiedene Komponenten wie regionale und überregionale Bedeutung, Dynamik und Verflechtungspotential berücksichtigt. Insgesamt werden vier Untersuchungsdimensionen berücksichtigt, die wiederum mit konkreten Indikatoren untersetzt sind: regionale Bedeutung, überregionale Bedeutung, Verflechtungs- und Innovationspotential und Zukunftsfähigkeit. Die nachfolgende Abbildung zeigt die Dimensionen und ihre einzelnen Kategorien. 13 Abbildung 7: Bewertungsmatrix zur Identifizierung der für den Wirtschaftsraum Barnim relevanten Cluster 1 Regionale Bedeutung des Clusters 1 2 2 3 Überregionale Bedeutung Verflechtung und des Clusters Ansiedlungspotenzial 4 Zukunftsfähigkeit Größe der Cluster: Anteil der SVB je Cluster in WertschöpfungskettenTransferpotentiale zwischen Anteil der SVB je Cluster an Barnim an SVB je Cluster in analyse -Abgleich Barnim zu SVB gesamt Wirtschaft & Wissenschaft BB Deutschland-Struktur Spezialisierungsgrad Barnim Anzahl der Unternehmen im im Vergleich zu BB und Deutschland Cluster 3 Entwicklung der Cluster nach Alleinstellungsmerkmale des SV-Beschäftigten Clusters im BB-Vergleich 4 Risikoanalyse: gewichtete Anzahl der Unternehmen je Beschäftigten Quelle: Prognos AG, 2013. Ziel der ersten Dimension ist es, die aktuelle Bedeutung des zu untersuchenden Clusters für den regionalen Wachstumskern Barnim abzubilden. So wird die Bedeutung anhand der absoluten Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und anhand der Anzahl der Unternehmen im jeweiligen Cluster bestimmt. Zudem ist eine dynamische als auch risikobewertende Komponente enthalten. Die dynamische Komponente resultiert aus der beobachteten Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt im Zeitraum 2008-2012. Die Risikoanalyse bzw. –einschätzung beruht auf der Annahme, dass das Risiko für eine Region steigt je monostruktureller sie ausgerichtet ist. Hierzu wird der Quotient aus Unternehmen zu Beschäftigten gebildet. Das höchste Risiko einer Region (monostrukturelle Wirtschaft) ergibt sich demnach bei einem Unternehmen in der Region mit der höchstmöglichen Anzahl an Beschäftigten. Die zweite Dimension beschreibt die überregionale Bedeutung des jeweiligen Clusters. Hierbei findet erstens die Bedeutung des Clusters innerhalb des Landes Brandenburg über den Anteil der Beschäftigten des Barnimer Clusters an den entsprechenden Cluster in Brandenburg Berücksichtigung. Zweitens wird ein Abgleich des Spezialisierungsgrades1 eines Clusters in Barnim zum Deutschland- und Brandenburgwert vorgenommen. Die überregionale Bedeutung des jeweiligen Barnimer Clusters ist nach diesen 1 Der Spezialisierungsgrad entspricht hier dem Lokalisierungsquotienten. 14 Kriterien höher, je größer der Beitrag der Barnimer Beschäftigten in dem jeweiligen Cluster im Land Brandenburg und je größer die relative Bedeutung des jeweiligen Clusters in der Untersuchungsregion im Abgleich zur relativen Bedeutung des jeweiligen Clusters im Land Brandenburg respektive in Deutschland. Neben der rein rechnerischen Bedeutung werden zur Bewertung der jeweiligen Cluster auch qualitative Elemente hinzugezogen. In der Dimension „Überregionale Bedeutung“ ist daher zur Identifizierung einer herausragenden- überregionalen Bedeutung in qualitativer Hinsicht, die sich nicht über die Auswertung von Beschäftigtenstatistiken abbilden lassen, der Aspekt Alleinstellungsmerkmale aufgenommen worden. Die Ermittlung der Alleinstellungsmerkmale beruht auf der Auswertung relevanter Vorstudien sowie auf Interviews mit landesweit tätigen Branchennetzwerken. Neben der Bedeutung der Cluster für den Wirtschaftsraum Barnim selber und deren Bedeutung im Kontext des Landes Brandenburg und bundesweit werden auch die Wertschöpfungsketten der Cluster beleuchtet (Dimension 3). Aus der bundesdeutschen InputOutput-Tabelle wurden mögliche vor- und nachgelagerte Branchen für die Cluster herausgearbeitet und die dadurch gewonnenen Hinweise mit den Wirtschaftsförderern des Landkreises Barnim und des Regionalen Wachstumskerns (RWK) Eberswalde diskutiert und überprüft. Eine zukunftsorientierte Dimension (Dimension 4) ist durch die Analyse von Transferpotenzialen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft berücksichtigt. Hierbei geht es vor allem um die Identifizierung von bereits bestehenden Netzwerken, Kooperationen oder auch Einrichtungen von Wissenschaft und Wirtschaft, die einem bestimmten Cluster zugeordnet werden können. Damit wird gezeigt, ob Transferstrukturen bereits bestehen und hierüber weitere Potenziale gehoben werden bzw. multiplikative Wirkungen erzielt werden können. Ergebnisse der quantitativen und qualitativen Analyse der Cluster hinsichtlich der vier Dimensionen zur Identifizierung von relevanten Clustern für den Wirtschaftsraum Barnim In einem iterativen Verfahren mit den regionalen Wirtschaftsförderern der Stadt Eberswalde, des Landkreises Barnim sowie dem regionalen Ansprechpartner der Zukunftsagentur Brandenburg wurden auf der Grundlage der beschriebenen Bewertungsmatrix in einem Trichterungsprozess aus den zunächst bestimmten fünf relevanten Clustern am Ende drei als besonders förderwürdige Cluster herausgearbeitet. Die nachfolgende Tabelle zeigt für den Wirtschaftsraum Barnim (Landkreis Barnim und den RWK Eberswalde) die Ergebnisse des ersten Schrittes für den quantitativ erfassbaren Teil. Die zu erzielenden Punkte je Kategorie liegen auf einer Skala zwischen 1 bis 15 5. Der Wert 1 kann mit „keiner Bedeutung“, der Wert 3 mit „durchschnittlicher Bedeutung“ und der Wert 5 mit „hoher Bedeutung“ interpretiert werden. Tabelle 1: Ergebnisse der quantitativen Analyse der Cluster im Wirtschaftsraum Barnim Gesundheit I 1. Bedeutung (Größe) der BAR 5 Cluster für den LK Barnim Ebersw 2 I 2. Bedeutung (Entwicklung) der BAR 5 Cluster für den LK Barnim I 3. Anzahl an Unternehmen im BAR 2 jeweiligen Cluster Ebersw 3 I 4. Risikoanalyse - gewichtete Anzahl der Unternehmen je Beschäftigten Summe Optik Verkehr 4 5 3 Tourismus Medien, IKT 2 4 3 3 5 4 2 2 5 BAR 1 Ebersw 1 5 5 2 3 4 3 2 1 3 1 1 1 3 3 1 1 BAR Ebersw BAR Ebersw 13 6 4 1 16 13 2 1 13 9 3 1 11 5 3 1 4 1 2,5 1 3 1 8 2 21 8 4,5 2 20,5 15 6 2 19 11 II 1. Bedeutung (Größe) der Cluster des LK Barnim am jew. Cluster in Brandenburg II 2. Spezialisierungsgrad Barnim BAR im Vergleich zu BB und Ebersw Deutschland Summe BAR Ebersw Summe Gesamt BAR Ebersw Metall Energie 4 5 5 3 1 3 Ernährungswirtsch. 2 1 3 Kunststoff / Chemie 1 1 5 1 1 1 1 4 5 1 2 3 3 1 1 2 2 1 1 12 7 2 1 9 4 3 1 11 8 2 1 9 5 2 1 9 4 1 1 3 1 2 1 2,5 1 1,5 1 2 1 1 1 6 2 17 7 4 2 16 9 5,5 2 14,5 6 3,5 2 14,5 10 4 2 13 7 2 2 11 6 Quelle: Prognos AG. Die quantitative Beschreibung der Cluster basiert im Wesentlichen auf der Beschäftigtenstatistik der Bundesagentur für Arbeit (Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte). Die Clusterabgrenzungen wurden entsprechend der Definition der Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB) nach der Wirtschaftszweigliederung vorgenommen. Insgesamt zeigt sich, dass die Anteile der Clusterbeschäftigten in Summe im LK Barnim rund 33 %, im RWK Eberswalde rund 8 %, in Brandenburg rund 40 % und in Deutschland rund 54 % an den jeweiligen gesamten Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Jahr 2012 ausmachen. Gegenüber dem Jahr 2008 konnte der LK Barnim2 eine Steigerung von rund 4 % im Anteil realisieren, während der Gesamtbeschäftigtenzuwachs mit rund 25 % von gut 12.700 auf knapp 15.900 sehr dynamisch ausfiel. Im Ergebnis zeigt sich für die Gesundheitsbranche im Wirtschaftsraum Barnim, dass sie die größte Bedeutung bei der quantitativen Erfassung erzielt. So erreicht die Gesundheitswirtschaft den ersten Rang für den gesamten Wirtschaftsraum Barnim (im Eberswaldevergleich Rang 5). Insbesondere besitzt die Gesund- 2 Die Werte für Eberswalde lagen zum Jahr 2008 nicht vor, so dass hier nur die Entwicklung von Barnim und nicht nochmal für Eberswalde gesondert dargestellt ist. 16 heitsbranche eine hohe Arbeitsplatzbedeutung mit rund 3.500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Jahr 20123. Andererseits kristallisierte sich bei der qualitativen Beurteilung heraus, dass die Gesundheitsbranche im Wirtschaftsraum Barnim vornehmlich der regionalen Gesundheitsversorgung dient. Zwar zeigte sich, dass die Gesundheitswirtschaft in der Region eine durchaus dynamische Beschäftigungsentwicklung verzeichnen konnte (siehe I 2 „Bedeutung“ in der Tabelle 1), dennoch bestehen hier nur geringe Kompetenzen im forschungs- und technologieorientiertem Bereich. Auch sind bisher keine ausgeprägten vor- oder auch nachgelagerten Wertschöpfungsketten erkennbar. Die regionale Initiative „Netzwerk Gesundheitsregion Barnim“ zeigt dennoch Ansatzpunkte zur Entwicklung der Gesundheitsbranche in Barnim auf. Die traditionelle Stärke der Metallbranche in der Region findet sich ebenfalls in der quantitativen Analyse in Tabelle 1 wieder (Rang 2 für den Wirtschaftsraum Barnim, Rang 1 für die Stadt Eberswalde). Ebenfalls zeigen sich im Wirtschaftsraum Barnim vielfältige bestehende Strukturen und Ansätze für Verflechtungen und Ansiedlungspotenzial und Transferaktivitäten zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. Mit dem Netzwerk „Metall Barnim“ gibt es eine offene Plattform zum Austausch und Dialog der rund 80 Unternehmen, die in der Metallbranche tätig sind. Dabei spielt sicher eine Rolle, dass die Region eine lange Tradition im Bereich Metallverarbeitung und Maschinenbau hat und es zudem Verknüpfungen zu anderen Branchen wie Automotive und Energiewirtschaft existieren. Jedoch sind bislang nur geringe Forschungsund Entwicklungsaktivitäten bei den Unternehmen erkennbar. Das Cluster Energietechnik besitzt für den Wirtschaftsraum Barnim aus Sicht der quantitativen Beurteilung ebenfalls eine hohe Bedeutung (Rang 3 für den Wirtschaftsraum Barnim, Rang 2 für die Stadt Eberswalde). Einerseits liegt dies an der absoluten Anzahl an Beschäftigten andererseits an der Anzahl der Unternehmen und der Struktur des Clusters. Mehrere, tendenziell kleinere und innovative Unternehmen bieten vielfältige Ansatzpunkte zum Vernetzen und Herausbilden von Wertschöpfungsketten. Unterstützend wirken hierbei die Forschungsaktivitäten der HNE Eberswalde. Im Bereich des Tourismus lässt sich festhalten, dass zwar eine gewisse Arbeitsmarktbedeutung mit rund 1.300 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten vorhanden ist, jedoch besondere Verflechtungen oder landesweite Allsteinstellungsmerkmale bzw. Besonderheiten nicht erkennbar sind. So erreicht die Tourismuswirt- 3 Eigene Berechnungen auf Basis von Angaben der Bundesagentur für Arbeit. 17 schaft nur Rang 4 für den gesamten Wirtschaftsraum Barnim (im Eberswaldevergleich Rang 6). Ähnliches wie für die Tourismuswirtschaft lässt sich auch für das Cluster Medien und IKT oder auch für das Cluster Optik in Barnim festhalten. Zwar bieten einige Unternehmen im Bereich Medien, IKT im Umfeld der Hochschule Ansatzpunkte für die weitere Entwicklung, die jedoch bisher eher gering ausgeprägt sind. Interessant im Bereich der Optik ist die Dynamik: Im Jahr 2008 lassen sich aus den vorliegenden Daten der Bundesagentur für Arbeit rund 480 Beschäftigte dem Cluster Optik zurechnen. Im Jahr 2012 sind dies rund 1.400 Beschäftigte, was einem sehr dynamischen Anstieg um das rund 2,8-fache seit dem Jahr 2008 entspricht. Der Bereich Verkehr, Mobilität und Logistik erreicht hinsichtlich der quantitativen Bewertung Rang sieben von neun für den Wirtschaftsraum Barnim (im Eberswaldevergleich Rang 3). Hierin subsummieren sich in der Region Bereiche wie Automobilzulieferer, Speditions- und Logistikunternehmen sowie der Bereich Schienenverkehrstechnik. In diesem Bereich bestehen zahlreiche Überschneidungen zum Cluster Metall. Darüber hinaus ist festzuhalten, dass die weitere Entwicklung des größten Schienenverkehrstechnikbetriebes der Bahn AG vor allem in Abhängigkeit der Unternehmenspolitik zu sehen und somit von regionalen Wirtschaftsförderern kaum beeinflussbar ist. Bei der Interpretation der quantitativen Ergebnisse der Beschäftigten muss beachtet werden, dass aufgrund von Datenschutzgründen4 nicht alle Daten vollumfänglich vorliegen. Im Bereich der Ernährungswirtschaft sind aus diesem Grund ca. 50% der zehn vorhandenen Angaben für die Wirtschaftszweige Herstellung von Nahrungs-, Futtermitteln und Getränkeherstellung nicht verfügbar. Insofern kann für diesen Bereich von Verzerrungen im Ergebnis und im Vergleich mit den anderen Clustern ausgegangen werden. Bei der qualitativen Einschätzung zeigt sich demgegenüber, dass die Ernährungswirtschaft ein wichtiger Eckpfeiler für die regionale Wirtschaft ist und weiteres Entwicklungspotenzial hinsichtlich Ansiedlung weiter Unternehmen besteht. Auch bietet die HNE Eberswalde einige wichtige Ansatzpunkte im Bereich der Forschung regional-nachhaltiger Produkte mit hoher Qualität entlang der Wertschöpfungskette. Analog zur Ernährungswirtschaft schlagen sich die Datenschutzbestimmungen auch in den Ergebnissen für das Cluster Kunststoff und Chemie nieder. Trotz der daraus resultierenden Verzerrungen stützt die qualitative Einschätzung das Ergebnis der quantitativen Analyse. Verflechtungen sind möglich, jedoch nicht klar er4 So werden Daten einzelner Wirtschaftszweige anonymisiert, falls die Zahl der Beschäftigten unter 3 liegt oder die Zahl der Beschäftigten eines Wirtschaftszweigs fast vollständig auf ein Unternehmen zurückzuführen ist. 18 kennbar, Hinweise auf Alleinstellungsmerkmale oder Besonderheiten sowie Transferpotenziale sind ebenfalls kaum feststellbar. Ausgehend von der hier vorgenommenen Bewertung ergibt sich die folgende Vorauswahl der fünf wichtigsten und für eine zukünftige Fokussierung in Betracht kommenden Cluster: Metall, Energietechnik, Gesundheitswirtschaft, Ernährungswirtschaft, Verkehr, Mobilität, Logistik. Im Dialog mit den regionalen Wirtschaftsförderern der ZAB, des Landkreises Barnim sowie der Stadt Eberswalde wurden aus dieser Vorauswahl drei Cluster ermittelt, die im Sinne einer weiteren Fokussierung besonders relevant sind. In diesem weiteren Trichterungsprozess wurde berücksichtigt, welche starken und strukturprägenden Branchen der Region weiter zu stärken sind, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu erhalten und zu verbessern. Im Ergebnis stehen zukünftig die folgenden Cluster im Mittelpunkt der Analyse: Metall, Energietechnik, Ernährungswirtschaft. Die ausgewählten Cluster verfügen als zentrale Kriterien über eine hohe Bedeutung bei der Anzahl der Beschäftigten, entwickelten sich überdurchschnittlich dynamisch und bieten zugleich genügend Potenziale im Ausbau von Verflechtungen zwischen Unternehmen, der Ansiedlung neuer Unternehmen und der Verlängerung der Wertschöpfungskette innerhalb der Region und mit Nachbarregionen. Ein weiterer Aspekt liegt zudem in der Zusammenarbeit mit regionalen Forschungspartnern und dem Ausbau von Alleinstellungsmerkmalen mit überregionalen Ausstrahlungseffekten, die nicht in Konkurrenz zu anderen Regionen in Brandenburg stehen. 19 3 Analyse und Bewertung der ausgewählten Clusterprofile im Wirtschaftsraum Barnim Im Folgenden sollen die im Kapitel 2.2 identifizierten Schwerpunktbranchen/Cluster einer eingehenden Analyse unterzogen werden. Damit wird ein wichtiger Ausgangspunkt gelegt, um spezifische Handlungsansätze für die zukünftige Entwicklung zu erarbeiten. Für die Erfassung der Strukturen und Entwicklungspotenziale in den einzelnen Clustern wurde in Ergänzung zur Auswertung vorliegender Studien und Materialien sowie eigenen durchgeführten Recherchen und Analysen zentrales Augenmerk auf die Integration des Wissens von lokalen und regionalen Akteuren gelegt. Um die in der Region vorhandenen Kenntnisse, Erfahrungen und Meinungen zu berücksichtigen, wurden insgesamt 28 Expertengespräche sowohl mit strukturprägenden Unternehmen aus den einzelnen Clustern als auch mit zentralen Akteuren aus der Region und dem regionalen Umfeld sowie überregionalen Akteuren aus den Clustern geführt. Im Ergebnis liegt damit eine fundierte Einschätzung zu regionalen Herausforderungen, Hemmnissen und Entwicklungspotenzialen in den identifizierten Clustern vor, die einen wesentlichen Bestandteil der nachfolgenden Aussagen und Ergebnisse bildet. Eine vollständige Übersicht der geführten Gespräche befindet sich im Anhang. 3.1 Cluster Metall Technologie- und Markttrends Als große Zulieferbranche ist die Metallwirtschaft stark von der wirtschaftlichen Entwicklung der Abnehmerbranchen abhängig. Im Zuge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise war die Branche deshalb von einem Rückgang der Beschäftigtenzahlen betroffen. In Ostdeutschland sank die Zahl um 4,7 % im Jahr 2010 gegenüber dem Jahr 2008. In Brandenburg selbst hat sich die Krise nicht so deutlich bemerkbar gemacht. Allerdings verzeichnete auch hier die Branche im Jahr 2010 einen Beschäftigtenrückgang von 1,2 % gegenüber dem Jahr 2008. Inzwischen gilt der konjunkturelle Tiefpunkt jedoch als überwunden, so dass sich bereits im Jahr 2012 die Beschäftigtenzahl sowohl für Ostdeutschland als auch Brandenburg wieder auf dem Niveau von 2008 befinden. Neben der Automobilindustrie bestehen vielfältige Verflechtungen zu Bereichen wie dem Maschinen- und Anlagenbau sowie der Elektroindustrie. Darüber hinaus ist die Branche wichtiger Zulieferer für Hersteller aus den Branchen Luftfahrt und Schienenverkehr. Zukünftig werden vor allem im Bereich der Effizienztechnologien und hier im Teilbereich der Grünen Technologie signifikante 20 Wachstumspotenziale gesehen. 1,4 Mio. Beschäftigte erwirtschafteten im Jahr 2011 deutschlandweit einen Umsatz von rund 300 Mio. Euro. Bis zum Jahr 2025 erwartet das Bundesumweltministerium hier eine Steigerung auf 2,4 Mio. Beschäftigte mit einem Marktvolumen von 674 Mio. Euro. In der Materialforschung gewinnen die Themenfelder Nanostrukturierung und Leichtbau weiterhin an Bedeutung. Gleichzeitig verstärkt sich der Trend hin zu einer verbesserten Energie- und Ressourceneffizienz. Der zunehmende Blick auf die Optimierung der Herstellungskosten sowie ein größerer Fokus auf eine stärkere Nachhaltigkeit werden die Innovationsmuster weiter verändern und u. a. zu neuen Materialien, wie bspw. strukturierten Blechen und Kompositmaterialen im Verbund von Metallen und Kunststoffen, sowie neuen Verarbeitungstechnologien führen. Die genannten Entwicklungen werden mit Blick auf die weiter steigenden Rohstoffpreise für Stähle und Leichtmetalle immer mehr an Bedeutung gewinnen. Zugleich erhöhen die geringen Produktionskosten in Schwellen- und Entwicklungsländern den Druck insbesondere auf die Produktion von standardisierten Massengütern. Die weiter steigenden Energiepreise können zukünftig ebenfalls wettbewerbshemmend wirken. Die regionale Einschätzung zeigt neben den genannten Trends und Entwicklungen des am Standort sehr heterogen ausgeprägten Clusters eine teils differenzierte Sichtweise der aktuellen Branchenentwicklung. So wirken sich für eine Reihe von Unternehmen infolge der Produktion für Energiewirtschaft die aktuell unsicheren energiepolitischen Rahmenbedingungen negativ aus und erschweren eine langfristige strategische Planung und Produktentwicklung. Die Situation der Schienenverkehrstechnik ist durch die weitgehende Fokussierung auf konzerninterne Kunden eher von der aktuellen Konsolidierungsphase im Schienenverkehr sowie der wirtschaftlichen Entwicklung im Güterverkehr betroffen. Clusterprofil Der RWK Eberswalde und somit der Landkreis Barnim ist traditionell stark durch die metallbe- und -verarbeitende Industrie geprägt. Bereits seit der Zeit der Industrialisierung verfügt Eberswalde über Eisengießereien, Maschinenfabriken und Kompetenzen im Eisenbahnbau, die ab dem frühen 20. Jahrhundert durch eine führende Position im Kranbau ergänzt wurden. Diese Branchenkompetenz blieb nach der Wende 1990 erhalten und schlägt sich heute nach wie vor in der Ausrichtung als industrielles Zentrum mit einem starken Fokus auf die Metallbranche nieder. Aktuell existieren 85 Unternehmen der Branche im Landkreis Barnim, davon 38 in der Stadt Eberswalde. Darunter sind strukturprägende Unternehmen wie die Kirow Ardelt GmbH, die mit ihren 150 Beschäftigten aus 21 dem Betrieb Kranbau Eberswalde hervorgegangen sind und heute Weltmarktführer bei der Entwicklung von Großkränen sind. Ein weiteres Beispiel ist hierfür die Rothe Erde GmbH, die als Zulieferbetrieb für Branchen wie Maschinen- und Fahrzeugbau sowie die Energietechnik Konstruktions- und Verbindungselemente wie Wälzlager und gewalzte Ringe produziert. Ein hoher Bezug zur Metallverarbeitung besteht auch bei Unternehmen aus dem Bereich Wartung und Instandhaltung der Schienenverkehrstechnik. So werden im Werk der Deutschen Bahn Fahrzeuginstandhaltung GmbH jährlich ca. 8.000 Güterwagen gewartet. Zudem werden in Eberswalde die Fahrzeuge der Ostdeutschen Eisenbahn GmbH (ODEG) gereinigt, betankt und gewartet. Weitere Kompetenzen der Region bestehen z. B. in der Komponentenzulieferung für und den Bau von energieerzeugende Anlagen durch die Unternehmen umetec und Finow Rohrsysteme. Insgesamt zeigt sich, dass die Branche in den vergangenen Jahren trotz der Schließung des Walzwerks Finow hinsichtlich der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (SVB) deutlich gewachsen ist. Waren im Jahr 2008 noch rund 1.400 SVB im Cluster Metall im Barnim registriert, sind im Jahr 2012 ca. 2.300 SVB im Barnim (davon 415 SVB in Eberswalde) ausgewiesen5. Die MetallBeschäftigten im Landkreis Barnim entsprechen einem Anteil von rund 5 % aller ca. 47.000 Brandenburger Beschäftigten, die in Metallunternehmen arbeiten. Damit wird die Bedeutung der Branche für die Region hinsichtlich ihrer Quantität deutlich. Der Blick auf die Wertschöpfungszusammenhänge (Abbildung 8) zeigt, welche vorgelagerten und nachgelagerten Bereiche mit der Metallbranche vernetzt sind. Wesentliche Vorleistungen für den Metallbau in Deutschland stammen aus dem Bereich der Metallerzeugung, wie es beispielsweise durch das geschlossene Walzwerk Finow bis zum Jahr 2012 in der Region geleistet worden ist. Heute werden Rohmaterialzulieferungen durch Metall- und Rohstoffhändler wie z.B. von Arcelor Mittal, Carl Spaeter oder Thyssen Krupp getätigt. Weiterhin hat sich die Firma Hanke als wichtiger regionaler Zulieferer für Schmelz- und Gussprodukte etabliert. Insgesamt ist festzustellen, dass es in der Region eine ganze Reihe an industrienahen Dienstleistern gibt, die sich auf Be- und Verarbeitungstechnologien spezialisiert haben und wichtige Prozessschritte wie Oberflächenbeschichtung oder Brennschneiden übernehmen. Weitere Potenziale zur Ansiedlung von Unternehmen werden seitens der Branchenvertreter vorrangig im ergänzenden Dienstleistungsbereich gesehen (z.B. Retrofitdienstleister). 5 Betrachtete WZ-Codes für diese Auswertung: 24 (Metallerzeugung und –bearbeitung), 25 (Herstellung von Metallerzeugnissen), 28 (Maschinenbau), 33 (Reparatur und Installation von Maschinen und Ausrüstungen) 22 Die geführten Expertengespräche haben im Bereich der Zulieferketten für kleine und mittelständische Unternehmen eine hohe Bedeutung von regionalen Anbietern aufgezeigt. So erfolgt u.a. bei Fertigteilen eine Lieferung durch regionale Unternehmen wie Metallbau Glawion oder Oderberger Stahlbau. International operierenden Großunternehmen am Standort sind dagegen meistens durch Rahmenverträge oder einen Zentraleinkauf an externe Lieferanten gebunden und greifen nur eingeschränkt oder gar nicht auf regionale Zulieferer zurück. Für den Schienenverkehrsbereich wurde darauf hingewiesen, dass direkt in der Region keine passenden Zulieferer verfügbar sind. Abbildung 8: Regionale Wertschöpfungskette des Cluster Metall Quelle: Prognos 2013; Eigene Darstellung auf Basis von Input-Output-Berechnungen des Statistischen Bundesamts (verkürzte Auswahl). Datengrundlage: Bundesagentur für Arbeit sowie Daten der Markus Creditreform. Durch die heterogene Ausrichtung der Kundenstruktur der Barnimer Metallunternehmen existieren vielfältige Absatzmärkte. So sind beispielsweise für Energieunternehmen, die für den Bau und die Instandhaltung von Kraftwerken leistungsstarke Partner suchen, Barnimer Unternehmen wichtige Partner. Viele der Produkte und Dienstleistungen der großen Unternehmensakteure werden auch außerhalb der Region vertrieben. Insbesondere die Einbindung der beiden Konzerne Kirow Ardelt und Rothe Erde in weltweite Unternehmensstrukturen unterstützen diese Entwicklung erheblich. Die große Bandbreite an Absatzmärkten wurde in den Unternehmensgesprächen erwartungsgemäß bestätigt. Bei den regionalen Abnehmern einiger Firmen spielt insbesondere der Berliner Raum eine tragende Rolle. Neben einem nennenswerten nationalen Absatzmarkt rücken bei mehreren Firmen zunehmend internationale Abnehmer in den Fokus. 23 Auffällig an der abgebildeten Wertschöpfungskette ist, dass es im Barnim derzeit nur in geringem Maße eigene Forschungs- und Entwicklungskapazitäten in dieser Branche gibt. Mit Blick auf die Weiterentwicklung von bestehenden Technologien und Erweiterung der Anwendungsfelder ist die Existenz von anwendungsnaher Forschung von großer Bedeutung. Die Gründe für die eher geringen FuE-Aktivitäten wurden von den befragten Unternehmen unterschiedlich angegeben. So hatten auch einige kleinere Unternehmen in der Vergangenheit ein eigenes meist durch Fördermittel finanziertes FuE-Team. Infolge der nicht durchgeführten Grundlagenforschung wurde der Erhalt von Forschungs- und Entwicklungskapazitäten jedoch nicht als prioritär angesehen und wieder aufgegeben. Bei den am Standort ansässigen Niederlassungen von Großkonzernen sind bestehende FuEAbteilungen oft in der Zentrale angesiedelt. Branchenübergreifender Anknüpfungspunkte Mit der bestehenden Unternehmensstruktur am Standort sind verschiedene Anknüpfungspunkte für eine branchenübergreifende Kooperation bzw. eine Ansiedlung eines branchenfernen Unternehmens denkbar. Im Rahmen der Analyse soll gezeigt werden, an welcher Schnittstelle die existierenden Industriebereiche Synergien zu anderen Branchen erzeugen und somit eine standortnahe Ansiedlung von Unternehmen vorteilhaft ist. Die Eingrenzung potenzieller Zielbranchen für den RWK Eberswalde und den LK Barnim ergibt sich dabei mittels zwei unterschiedlicher Ansätze. So wurde zunächst untersucht, welche Branchen am Standort die existierende Unternehmens- und Branchenstruktur ergänzen könnten und zu direkten Synergieeffekten führen. In einem zweiten Schritt wurden die spezifischen Standortbedingungen von Eberswalde berücksichtigt, das geprägt ist durch die in Kapitel 3 analysierten Branchenkompetenzfelder sowie durch die Verknüpfung eines Industriestandorts mit der Lage im engeren Umfeld von der Metropole Berlin sowie der Nähe zu Polen. So könnten hier Unternehmen die Kostenvorteile osteuropäischer Rohstoffe mit der Nähe zum westeuropäischen Abnehmermarkt in einzigartiger Weise mit einander kombinieren. Die herausgearbeiteten Standortvorteile für die identifizierten Zielbranchen können somit zielgruppenspezifisch verwendet werden. Ein Markt mit deutlichen Wachstumsraten in Deutschland und Osteuropa sowie mit hohen Überschneidungen zu den im RWK Eberswalde vorhandenen Kompetenzen ist der Bereich Recycling/Mülltrennung und -sortierung. Hierfür sind zahlreiche Kompetenzen notwendig, die aus dem Bereich Kranbau / Großanla24 genbau sowie Feinmechanik in der Region vorhanden sind. Zudem existiert mit der Nähe zum Wachstumsmarkt Osteuropa ein weiterer Standortvorteil. Derzeit wird davon ausgegangen, dass – auch aufgrund von strengen EU-Vorgaben - in den östlichen EUStaaten eine sehr hohe Nachfrage nach Entsorgungs- und Recyclingtechnik besteht. Beispielsweise sind in Rumänien für die Abfallwirtschaft fünf Milliarden Euro an Investitionen bis zum Jahr 2018 geplant6. Weiterhin ergeben sich Standortvorteile für Unternehmen aus der Baubranche, die insbesondere auf Kompetenzen aus dem Bereich Metall zurückgreifen. So existieren heute verschiedene BauAnbieter, die sich auf den Metall- und Fassadenbau spezialisiert haben. Zielgruppe sind hier vielfach Fabrikgebäude, Unternehmensstandorte oder auch Gebäude für die temporäre Nutzung. Die vorhandene Kompetenz im Bereich der Metallbearbeitung insbesondere von Großanlagen ergibt hier besondere Synergien und weiteres Innovationspotenzial. So ist im Zusammenspiel mit dem Bereich Kranbau die Entwicklung von schnell errichten Bautechniken möglich. Die enge Verbindung zur Bauwirtschaft wurde von einigen Unternehmen in Gesprächen bestätigt. Hier wurde insbesondere in der Nähe zu Berlin als herausragendem Investitionsstandort der Bauwirtschaft ein maßgeblicher Standortvorteil gesehen. Ein großes weiteres Potenzial besteht zudem im Bereich der Energiewirtschaft. Hier bestehen bereits heute Kooperationen und Kundenbeziehungen zum Cluster Metall in den Bereichen Kraftwerksbau, Solarwirtschaft sowie Windkraft. Da davon auszugehen ist, dass sich die Energiewirtschaft zukünftig auch außerhalb von Deutschland weiterhin stark entwickeln wird, sind hier weitere Anknüpfungspunkte zu nutzen. Über besonders gute Ausgangsbedingungen verfügt hierbei der Bereich der Bioenergie. Hierfür wird in Brandenburg intensiv an der Erforschung und Entwicklung von Algentreibstoffen gearbeitet. So werden an der Hochschule Senftenberg gleich zwei Typen für Biokraftstoffe der 3. Generation entwickelt - Biodiesel und Kerosin aus Algen. Der geringe Verbrauch an Landfläche, schnelles Biomasse-Wachstum, die flexiblen Einsatzmöglichkeiten, sowie die globale Verteilung machen die Kultivierung von Algen aus vielerlei Hinsicht interessant. Im Hinblick auf die Nutzung derartiger Technologien erhalten insbesondere Anlagentechnologien eine höhere Bedeutung und eröffnen damit Wachstumschancen auch für techniknahe Dienstleistungen (Service, Wartung etc.). Aufgrund der Nähe zur Raffinerie Schwedt, die heute bereits wichtiger Ankerpunkt für Biokraftstoffproduktion ist, sind die Rahmenbedingungen für Eberswalder 6 Trend:Research (2011): Markt für Umwelt- und Entsorgungstechnik in Zentral- und Osteuropa bis 2020 25 Unternehmen als gut einzuschätzen. Weitere Informationen hierzu finden sich im Kapitel 5.1 (S. 42). Die hohe Bedeutung der Energiewirtschaft als einer der wichtigsten Auftragnehmer für viele Barnimer Unternehmen wurde in den geführten Unternehmensgesprächen mehrfach bestätigt. Infolge der unterschiedlichen Zulieferung sowohl für Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien als auch für konventionelle Kraftwerke haben die Beschlüsse zur Energiepolitik für die einzelnen Unternehmen sehr differenzierte Auswirkungen. Weitere Themen, die sich aus der bestehenden Wertschöpfungskette ergeben sind: Regelungstechnik. Die Erweiterung der Wertschöpfungskette um den Bereich der Steuerung und Kontrolle von Anlagen wird heute meist schon mit dem Bau von großtechnischen Anlagen einher. Wasserkraftanlagen. Die Kompetenz im Bereich Rohrbau kann erweitert werden auf den Bereich Wasserkraftanlagen. Hier besteht insbesondere im osteuropäischen Ausland noch deutliches Marktpotenzial. Technologie- und Wissenstransfer Zukünftig stehen auch die Unternehmen im Wirtschaftsraum Barnim vor großen Herausforderungen. Die zunehmenden Anforderungen an Flexibilität und Schnelligkeit macht es erforderlich, neue Trends und Entwicklungen zu berücksichtigen und in das Unternehmen zu integrieren. Vor diesem Hintergrund sind Themen wie Industrie 4.0 – der IT-basierte und weitestgehend automatische Produktionsprozess – oder neuartige Materialien und Werkstoffe von steigender Bedeutung. Als zentraler Akteur für die Umsetzung derartiger Kooperations- und Synergiepotenziale ist das regionale „Netzwerk Metall Barnim“ anzusehen. Dieses von Seiten der Unternehmen getragene Netzwerk sollte als Scharnier zwischen Politik und Wissenschaft auf der einen und den Unternehmen auf der anderen Seite dienen. Die Unternehmensgespräche machten deutlich, dass es enge Bezüge der Unternehmen zur BTU Cottbus und ihrem Fokus auf Ingenieurwissenschaften gibt. Hier findet ein Technologie- und Wissenstransfer sowohl hinsichtlich Personals als auch hinsichtlich konkreter unternehmensnaher Forschungsprojekte statt. Die HNE Eberswalde verfügt aufgrund ihres Forschungsprofils nur über geringere Anknüpfungspunkte zu metallspezifischen Themen aus der Materialwissenschaft. Potenziale für eine Zusammenarbeit ergeben sich hier eher jedoch betriebswirtschaftliche Studien aus dem Lehrstuhl für Unternehmensführung und Produktionswirtschaft. 26 Darüber hinaus wurden seitens der Unternehmen eine Zusammenarbeit mit der HNE Eberswalde bei der Vermittlung von Praktikanten und Absolventen hervorgehoben. Ein grundsätzliches Interesse an einer Kooperation wurde auch von weiteren Firmen angegeben, so dass hier eine gezielte Informationsverbreitung über Ansprechpartner und Forschungsthemen zu empfehlen ist. Neben den genannten Hochschulen werden mit der HTW Berlin und der TH Wildau weitere Kooperationen von Barnimer Unternehmen. Bei der Einschätzung der weiteren Wissenstransferpotenziale wurde mitunter ein größeres Engagement der Hochschulen als wünschenswert angegeben. Weiterhin ist das Landesnetzwerk Profil.metall zu erwähnen, das ebenfalls Unternehmen der Metallverarbeitung und entsprechende Institutionen aus Forschung und Wissenschaft miteinander vernetzt. Mögliche überregionaler Kooperationen sind nach Einschätzung von Wirtschaftsförderakteuren auch aufgrund der vorherrschenden Unternehmensstrukturen von öffentlicher Seite nur begrenzt zu initiieren, so dass hier konkrete unternehmensseitige Interessen den Ausschlag geben müssen Stärken/Schwächen-Chancen/Risiken Stärken Schwächen Gutes Unternehmensklima zwischen den Unternehmen aufgrund langjähriger Bekanntschaft und hoher Kooperationsbereitschaft Nur geringe FuE-Tätigkeit der Unternehmen aufgrund geringer Unternehmensgröße oder fehlender Zentralenfunktion der Unternehmen vor Ort. Breite Unternehmensstruktur: Kleine in der Region verankerte Unternehmen existieren neben international operierenden Großkonzernen Aufgrund der bestehenden Wirtschaftsstruktur der Region existieren nur wenige Kunden in direkter Umgebung. Vielfach sind weite Wege zurückzulegen. Hohe Standortidentität der mittelständischen Unternehmen Region ist im Vergleich mit anderen Regionen nur bedingt wettbewerbsfähig hinsichtlich ihrer Attraktivität für Fachkräfte. Durch Unternehmen getragenes Metall-Netzwerk ist ein geeignetes Forum zur Vertiefung der Kooperation und zur frühzeitigen Identifikation weiterer Entwicklungen Teilweise bestehen enge Verflechtungen mit anderen Branchen wie Energietechnik oder Logistik Die enge Verknüpfung mit der Energiebranche führt zu einer großen Abhängigkeit von den derzeit unsicheren Energiepolitischen Rahmenbedingungen. Hier wäre eine klare langfristige Energiestrategie hilfreich. 27 Chancen Risiken Hohes Vertrauen und bestehende Kooperationstätigkeit ist die Grundlage für Synergien zwischen Unternehmen und gemeinsame Innovationsprojekte. Höherer Wettbewerbsdruck und Zwang zu stärkerer Flexibilität macht die Offenheit für neuartige Technologien und Materialien notwendig. Forschung und Entwicklung ist daher zukünftig zu stärken. Anbindung an Zukunftsmärkte wie Energiewirtschaft ist zukünftig auszubauen und durch weitere Märkte zu ergänzen um eine Branchenabhängigkeit zu verhindern. Die unterdurchschnittliche Standortattraktivität führt zu Schwierigkeiten, um hochqualifizierte Fachkräfte zu gewinnen. Hier sind weitere Strategien zu entwickeln. Durch die Exportorientierung der einiger größerer Unternehmen ist die Produktion stark von der internationalen konjunkturbedingten Nachfrage abhängig. Insgesamt lassen sich aus der beschriebenen Situation und der zukünftigen Herausforderungen des Clusters folgende Anforderungen als strategische Handlungsfelder formulieren: Unterstützung bei der Bildung branchenübergreifender Kooperationen und Verbreiterung der Anwendermärkte Stärkung des Unternehmenswissens um moderne Produktionsmethoden, neuartige Technologien und Prozesse Verstärkte Nutzung der bereits bestehenden engen Kooperationsstrukturen innerhalb der Branche für eine höhere Effizienz 3.2 Cluster Ernährungswirtschaft Technologie- und Markttrends Die Ernährungswirtschaft ist der viertgrößte Industriezweig in Deutschland. Mit einem Umsatz von 163,3 Mrd. Euro und rund 550.000 Beschäftigten im Jahr 2011 konnte die Branche im Vergleich zum Vorjahr ein Marktwachstum von 7,6 % erwirtschaften und zeitgleich ein Beschäftigungswachstum von 1,4 % realisieren.7 Die Branche internationalisiert sich dabei zusehend. 30 % des 7 Quelle: Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (2012): Ernährungsindustrie 2012. S. 4. Berlin. 28 Umsatzes wurde im Ausland erwirtschaftet bei einem weiter steigenden Anteil. Insbesondere die fleisch- und fischverarbeitende Industrie profitiert davon. Aber auch die Milch verarbeitende Industrie sowie Backwarenindustrie sind im Export führend.8 Zugleich nimmt der Trend zu regionalen Produkten weiter zu. Ein weiter steigendes Bewusstsein des Verbrauchers für gesunde und unbedenkliche Ernährung sowie hohe Produktqualität befördern das Image von regionalen Produkten. Durchschnittlich 50 % der Konsumenten orientieren sich beim Kauf von Lebensmitteln und Getränken an der vermittelten Qualität des Produkts.9 Mit der Entwicklung eines bundesweit einheitlichen Regionallabels (Regionalfenster) auf Produkte unterstützt die Bundesregierung diesen Trend.10 Dem Bedeutungsgewinn an ausgewogener und qualitätsbewusster Ernährung steht die Berücksichtigung eines ausgewogenen PreisLeistungsverhältnisses gegenüber. So steigt einerseits die Nachfrage nach Qualitätsprodukten (Bioprodukte, heimische Regionalprodukte, fair trade11). Andererseits werden Technologien zur Messung und Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit zunehmend wichtiger.12 In den vergangenen Jahrzehnten wurden große Fortschritte bei der industriellen, großtechnischen Verarbeitung von Lebensmitteln erreicht, die zu deutlichen Kostensenkungen bei der Produktion von Lebensmitteln geführt haben.Die jüngsten Entwicklungstendenzen der Branche zeigen eine Verschiebung der Innovationsaktivitäten hin zu Dienstleistungsinnovationen (z.B. neue Vertriebsmodelle für Direktvermarkter oder Lieferrestaurants) und der Rückbesinnung auf die Einzigartigkeit der Produkte z.B. durch regionale Rezepturen und die Einbeziehung besonderer Zutaten. Als Ergebnis der Unternehmensgespräche ist herauszustellen, dass sich die auch im Barnim vorhandene hohe Preissensibilität der Verbraucher, in Verbindung mit dem starken andauernden Wettbewerb auf dem deutschen Markt als zunehmende Herausforderung erweist, da in der Konsequenz nur schwer Preissteigerungen durchzusetzen sind. Eine Lösung zeigt sich hier in der zunehmenden Konzentration auf regionale und Bioprodukte, die auch bedingt durch die hohe Nachfrage im nahegelegenen Berlin die Akzeptanz höherer Preise befördern. 8 Ebd. 9 Quelle: Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (2012): Jahresbericht 2011_2012. 10 Wirtschaftswoche Green (21.01.2013): Ernährung. Neues regionales Label soll regionalen Konsum fördern 11 Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung und TU München (2011): Studie zum Innovationssektor Lebensmittel und Ernährung. Kurzversion. 12 Nestlé Deutschland (2011): So is(s)t Deutschland. 29 Clusterprofil Der Wirtschaftsraum Barnim ist bis heute wesentlich durch die Ernährungswirtschaft geprägt. Ausgehend vom früheren Schlachtund Verarbeitungskombinat (SVKE) in Eberswalde, das 1989 mit rund 3.000 Erwerbstätigen zu den größten Fleischwerken in Europa gehörte, arbeiten heute in der Branche wieder rund 1.500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (SVB). Aktuell existieren ca. 47 Unternehmen in der Region, die zum Bereich Ernährungswirtschaft zu zählen sind, davon sind 15 Betriebe in Eberswalde angesiedelt. Bezogen auf die verschiedenen Teilbereiche der Branchen und der jeweiligen Zielgruppe lässt sich eine heterogene Unternehmensstruktur erkennen: So existieren mit den Unternehmen Eberswalder Wurst und Fleisch und Eberswalder Brot und Feinbackwaren (Märkisch Edel) zwei Großbetriebe, die im konventionellen Lebensmittelbereich im überregionalen Maßstab ihre Produkte verkaufen. Zudem gibt es mit Märka Märkische Kraftfutter und MEGA Tierernährung einen weiteren regionalen Schwerpunkt im Bereich Tierfutter. Zugleich ist die Region Barnim geprägt durch eine breite Akzeptanz des Bioanbaus und der Erzeugung von Biomilch- und -fleischprodukten sowie der Herstellung Produkte, deren regionale Herkunft zentrales Alleinstellungsmerkmal ist. Dieser noch junge, aber stark wachsende Sektor ist geprägt durch kleinere Unternehmen und Lebensmittelmanufakturen, die sich zunehmend auf dem Berliner Absatzmarkt einen Namen gemacht haben. Zu nennen ist beispielsweise das Unternehmen Oködorf Brodowin, das sich inzwischen mit über 80 Mitarbeitern als regionale Marke in Brandenburg und Berlin etabliert hat, und neben Landwirtschaft auch über eine eigene Meierei verfügt und Tierhaltung betreibt. Weitere Unternehmen, die beispielhaft für diesen Teil der Barnimer Unternehmen der Ernährungswirtschaft stehen, sind die Hoffnungstaler Werkstätten (Bio-Molkerei, Bio-Gärtnerei) und Lobetaler Bio, die als Biomolkerei Berlin und Brandenburg aus dem Barnim versorgen. Insgesamt zeigt sich, dass die Branche in den vergangenen Jahren mit einem Beschäftigtenanstieg von rund 7,3 % seit 2008 gewachsen ist (Zuwachs um 104 SVB im Zeitraum 2008-2012). Die regionale Betrachtung der Ernährungswirtschaft zeigt, dass die Anzahl der Beschäftigten im Barnim in vergleichbarer Höhe mit den Landkreisen Uckermark und Ostprignitz-Ruppin liegt. Die Beschäftigten in der Barnimer Ernährungswirtschaft umfassen ca. 4,0 % aller rund 25.000 Brandenburger Beschäftigten in der Ernährungswirtschaft. Entlang der Wertschöpfungskette ist die Ernährungswirtschaft in der Wirtschaftsregion Barnim insgesamt gut aufgestellt (siehe 30 Abbildung 9). So bestehen Zulieferstrukturen durch die sog. Vorleistungsindustrie, z.B. dem Handel mit Landmaschinen und Werkzeugen sowie zu Verpackungen. Die Stärke der Region liegt auf der Erzeugerseite, die durch landwirtschaftliche Betriebe und den Agrarhandel geprägt ist. Kernbereiche sind dabei der Gemüse- und Getreideanbau sowie Milchproduktion. Die Nahrungsmittelverarbeitung wird durch die Fleischverarbeitung (z.B. Eberswalder Wurst und Fleisch) und die Großbäckerei Märkisch Edel dominiert. Der Grad der Veredlung ist innerhalb der Verarbeitungsbetriebe recht unterschiedlich ausgeprägt und bietet aufgrund der starken Erzeugerseite Potenziale zur Steigerung. Häufig integrieren die Erzeuger/Produzenten und die verarbeitenden Betriebe zugleich nachgelagerte Prozesse (u. a. Vertrieb) in ihr Betriebsportfolio. Abbildung 9: Regionale Wertschöpfungskette des Cluster Ernährungswirtschaft Quelle: Prognos 2013; Eigene Darstellung auf Basis von Input-Output-Berechnungen des Statistischen Bundesamts (verkürzte Auswahl). Datengrundlage: Bundesagentur für Arbeit sowie Daten der Markus Creditreform. Für einen weiteren Ausbau der regionalen Wertschöpfungsketten bieten die bisher oft nur unzureichend bekannten Produzenten und Dienstleister aus der nahe gelegenen polnischen Wojewodschaft Westpommern ein großes Potenzial. Festzuhalten ist, dass die Ernährungswirtschaft im Barnim stark von der HNE Eberswalde profitieren kann, die einen deutlichen Schwerpunkt auf den Bereichen Ökologischer Landbau und Entwicklung des ländlichen Raums hat. Hier existiert eine enge Zusammenarbeit mit verschiedenen Unternehmen. Branchenübergreifender Anknüpfungspunkte Entwicklungsmöglichkeiten zur Verlängerung bestehender Wertschöpfungsketten liefert die Ernährungswirtschaft durch vernetzende Tätigkeiten sowie durch weitere Veredlungsschritte und 31 dem Aufbau von Weiterverarbeitungskapazitäten. Schnittstellen ergeben sich insbesondere zum Tourismus, der Logistik/ Lebensmittellogistik und der Verpackungsindustrie. Beispielhaft für eine innovative Verknüpfung von Lebensmittelproduzenten und Logistikanbietern ist das Modellprojekt „KombiBus Uckermark“, bei dem derzeit eine Nutzung des Linienbusbetriebs für die den Gütertransport (u. a. auch für Lebensmittel) übernommen wird. Darüber hinaus bieten Querschnittsthemen neue Anwendungsbereiche, bspw. die Entwicklung intelligenter Recyclingsysteme auf Basis von landwirtschaftlichen Nebenprodukten oder auch vernetzte Produktionssysteme, die u. a. in der Produktionslogistik Anwendung finden. So existieren in Brandenburg vielfältige Aktivitäten zur engeren Verknüpfung der Ernährungswirtschaft und des Tourismus, bspw. über die konsequente Beziehung von regionalen Produkten für das gastronomische Tagesgeschäft in tourismusgeprägten Regionen. Auf der Grundlage einer vertriebsorientierten Betrachtung der Wertschöpfungsketten zeigen sich Entwicklungsmöglichkeiten insbesondere bei der Gestaltung innovativer Vertriebsstrategien. Um diese zu erschließen, rücken zunehmend IT-Dienstleistungen und damit verbundenen Transportdienste in das Spektrum bestehender Wertschöpfungsketten. Insbesondere vor dem Hintergrund von „Green Logistics“ werden innovative Vertriebssysteme in den kommenden Jahren hohe Wachstumspotenziale generieren. Erste Schritte wurden bereits durch die Geschäftsidee „Landmarkt Brandenburg“ initiiert. Mit dem Webportal landmarkt-brandenburg.de besteht eine Plattform für den Austausch zwischen Zulieferern und Abnehmern sowie zur Entwicklung neuer Partnerschaften und Absatzkanäle. Hinsichtlich der engen Verknüpfung von Logistikdienstleistungen mit der Ernährungswirtschaft wurde im Rahmen der Unternehmensgespräche deutlich, dass neben externen spezialisierten Seditionsunternehmen von größeren Unternehmen auch zunehmend Inhouse-Lösungen geprüft werden. Technologie- und Wissenstransfer Forschungseinrichtungen und Netzwerke können unterstützend auf die wirtschaftliche Zusammenarbeit wirken. Wichtige in Brandenburg ansässige Forschungseinrichtungen und Netzwerke der Ernährungswirtschaft sind nachstehend benannt. Dabei ist zu bemerken, dass sich die bestehende FuE-Institutionen und Netzwerke der Ernährungswirtschaft größtenteils außerhalb der Region Barnim angesiedelt sind. Wichtigste regionale Vertreter hinsichtlich der Netzwerkarbeit sowie der FuE sind in der Region die HNE Eberswalde, die im Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz einen Studiengang zu Ökolandbau & Vermarktung anbietet. Zudem existieren hier zahlreiche anwendungsnahe Forschungs- 32 projekte zum Thema Ökolandbau. Weitere anwendungsnahe Forschungseinrichtungen in Brandenburg sind: ATB Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e. V. betreibt praxisorientierte Grundlagenforschung im Hinblick auf die Tierhaltung und den Pflanzenanbau für die Herstellung von Lebens- und Futtermitteln sowie Energieumwandlung. BEN Brandenburger Ernährungsnetzwerk e. V. in Potsdam als Interessenvertretung und Initiator für Gemeinschaftsprojekte. BTU Cottbus-Senftenberg mit Fokus auf den technischen Bereich, bspw. Verfahrenstechniken für die Nahrungsmittelindustrie. IGV Institut für Getreideverarbeitung GmbH, Nuthetal. Thematische Schwerpunkte sind dabei Bäckerei-, Bio- und Lebensmitteltechnologien sowie nachwachsende Rohstoffe. IGE Innovationszentrum Technologien für Gesundheit und Ernährung, Berlin. Es zielt auf die Entwicklung von Technologien für innovative Lebensmittel und für die Gesundheitsversorgung ab. Einsatz eines Monitorings, um Verfahren und Technologien in Medizin- und Lebensmitteltechnik zu verbessern. ILU Institut für Lebensmittel- und Umweltforschung e.V., Nuthetal. Neben der Erarbeitung von Analysemethoden setzt sich das Institut insbesondere mit der Sicherheit von Lebensmitteln sowie von Futtermitteln auseinander. Institut für Agrar- und Stadtökologische Projekte (IASP) in Berlin konzentriert sich im Wesentlichen auf neue Herstellungsverfahren in der Ernährungswirtschaft sowie auf die Entwicklung neuartiger Lebensmittel. Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e. V. untersucht und optimiert wesentliche Prozessschritte (Lagerung, Konservierung und Aufbereitung). Leibniz-Institut für den Gemüse- und Zierpflanzenbau Großbeeren/Erfurt e.V. setzt sich mit einer nachhaltigen Flächenbewirtschaftung und neuartigen Produktionsformen auseinander. Die Ergebnisse der Gespräche bestätigen für Nahrungsmittelverarbeitende Unternehmen eine enge Kooperation mit der HNE Eberswalde. Die Zusammenarbeit erstreckt sich bei den befragten Firmen allerdings vorrangig auf die Vermittlung von Studentenpraktik oder auch Vortragstätigkeiten und weniger auf konkrete Forschungs- und Entwicklungsthemen, für die teilweise mit externen privaten Forschungsinstituten kooperiert wird, oder nicht immer expliziter Bedarf besteht. Die bestehende FuE-Potenziale mit der HNE Eberswalde zum werden im Ergebnis aktuell nur begrenzt genutzt, so dass hier perspektivisch eine Ausweitung der Zusammenarbeit zu empfehlen ist. Im Bereich der Netzwerktätig- 33 keiten wurden insbesondere der Veren „pro Agro.“ hervorgehoben, der in jüngerer Vergangenheit jedoch weniger aktiv genutzt wurde. Mögliche überregionaler Kooperationen sind nach Einschätzung von Wirtschaftsförderakteuren zum Beispiel im Logistikbereich gegeben, Die Ernährungswirtschaft ist in den Landkreisen Uckermark und Barnim durch eine große Zahl von Klein- und Kleinstunternehmen gekennzeichnet, die ebenso wie Start-ups auf die Unterstützung von Logistikdienstleistern angewiesen sind. Eine Ausweitung des bestehenden Modellprojektes KombiBus Uckermark unter Einbezug der Barnimer Verkehrsgesellschaft bietet hier eine flächendeckende Lösung und sollte in diesem Zusammenhang geprüft werden. Stärken/Schwächen-Chancen/Risiken Stärken Wichtiger Standortvorteil der Region ist die Nähe zum großen Abnehmermarkt Berlin. Aufgrund der hohen Konzentration an Abnehmern sind Logistik und Vermarktung vglw. einfach zu organisieren. Es existieren in der Region etablierte Marken („Eberswalder Wurst“, „Ökodorf Brodowin“), die teil überregional bekannt sind. Die Region Barnim profitiert vom positiven Image Nordbrandenburgs als naturbelassene und Ökolandbauorientierte Region mit hohem touristischem Reiz. Schwächen Die regionalen Zuliefer- und Abnehmerstrukturen bieten Potenzial für engere Zusammenarbeit. Lücken in der Wertschöpfungskette existieren vor allem auf Seiten der Veredelung Zahlreiche Kleinst- und Kleinunternehmen der Branche haben nur begrenzte Möglichkeiten zur weiteren Expansion und Erweiterung der Produktpalette. Sinkender Anteil an potenziellen Auszubildenden macht die Fachkräftesicherung schwierig. Die Branche leidet unter mangelnder Attraktivität für Fachkräfte. Durch die HNE Eberswalde existiert ein enger Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Bei den Unternehmen existiert die notwendige Offenheit, neue Ansätze auszuprobieren und weiterzuentwickeln Chancen Risiken Modellregion für die Verknüpfung von Landwirtschaftsbetrieb und dezentraler Energieerzeugung aufgrund der vorhandenen unternehmerischen Kompetenzen Sicherung der Fachkräfte im Bereich der Ausbildungsberufe wird zukünftig schwieriger. Hier sind für potenzielle Fachkräfte attraktive Modelle zu erarbeiten. Regionalität und Emotionalität der Risiko für regionale Unternehmen dem steigenden Wettbewerb im Bereich der 34 Produkte ist stärker in den Vordergrund zu stellen, da dies im Wettbewerb immer wichtiger wird. Bioprodukte nicht zu bestehen. Alleinstellungsmerkmal sollte die Regionalität sein. Bestehendes Potenzial zur Veredelung landwirtschaftlicher Produkte ist nutzbar zu machen Insgesamt lassen sich aus der beschriebenen Situation und den zukünftigen Herausforderungen des Clusters folgende Anforderungen als strategische Handlungsfelder formulieren: Unterstützung bei einer stärkeren Verbindung regionaler Lebensmittel mit dem regionalen Tourismus durch landkreisübergreifende Konzepte in Verbindung mit der Region Uckermark Stärkung der Kooperationstätigkeit zwischen den Unternehmen insbesondere im Bereich Vertrieb, Logistik und Produktentwicklung 3.3 Cluster Energietechnik Technologie- und Markttrends Die Energiewirtschaft in Deutschland steht im Rahmen der Energiewende aktuell vor großen Herausforderungen. Die Bundesregierung hat mit dem Energiekonzept vom 28. September 2010 die Basis für den Umbau der Energieversorgung gelegt. So strebt Deutschland bis zum Jahr 2020 eine Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch auf 18 %, und bis zum Jahr 2050 auf bis zu 60 % an. Darüber hinaus sollen jeweils gegenüber 1990 der Primärenergieverbrauch in Deutschland bis 2050 halbiert und die Treibhausgasemissionen um 80 % reduziert werden. Auf Landesebene wurde zu Beginn des Jahres 2012 mit der Energiestrategie 2030 des Landes Brandenburg ein Leitszenario für die Entwicklung der Energiepolitik in Brandenburg bis zum Jahr 2030 entworfen. Kernanliegen sind der weitere Ausbau erneuerbarer Energien, die Steigerung der Energieeffizienz sowie die deutliche Senkung der CO2-Emissionen. So wird die Reduktion der jährlichen CO2-Emissionen gegenüber 1990 bis zum Jahr 2030 um 72 % auf 25 Mio. t als wesentliches Ziel benannt. Vor dem Hintergrund der steigenden globalen Energienachfrage sowie des globalen anthropogenen Klimawandels gewinnen v.a. folgende Themen und Maßnahmen an Bedeutung: 35 Dezentrale Energieerzeugungstechnologien werden aufgrund sinkender Erzeugungskosten und steigender Zuverlässigkeit immer größere Bedeutung einnehmen. Insbesondere Photovoltaik, Gas-Miniblockheizkraftwerke sowie Mikroturbinen werden diese Entwicklung tragen und vorantreiben. 13 Markt- und Netzintegration von erneuerbaren Energien ergänzt durch innovative Speicherlösungen und IT-basierte Steuerung der Netze.14 CO2-Emissionsreduzierung und Energieeffizienzsteigerung durch Maßnahmen zur Verbesserung des Wirkungsgrades und zur Entwicklung von Energieeinsparmaßnahmen sowie des Ausbaus erneuerbarer Energien Mit dem Cluster Energietechnik15 und den im Masterplan Energietechnik16 definierten fünf Handlungsfeldern Solarenergie, Turbomaschinen und Kraftwerkstechnik, Energienetze und -speicher/EMobilität, Energieeffizienztechnologien sowie Bioenergie / Windenergie greift das Land Brandenburg die Trends und Herausforderungen der Energiewende aktiv auf. Erwartungsgemäß haben die geführten Unternehmensgespräche eine hohe Abhängigkeit von den energiepolitischen Rahmenbedingungen bestätigt. Die unsichere diesbezügliche Perspektive steht langfristigen Planungen und Strategien entgegen. Clusterprofil In den vergangenen Jahren hat sich im Barnim eine differenzierte Unternehmenslandschaft aus dem Bereich der Energie- und Umwelttechnik entwickelt, die zu einem großen Teil durch die Nutzbarmachung der Erneuerbaren Energien geprägt ist. Kompetenzschwerpunkte liegen in den Bereichen Photovoltaik, Bioenergie (Holz) und Windkraft. Obwohl das Cluster Energietechnik im Barnim hauptsächlich durch eine Vielzahl an Kleinunternehmen geprägt ist, haben einige Ankerunternehmen am Standort ihren Sitz, die prägend für die Branche sind. So ist mit REpower Systems ein bedeutender Hersteller von Windenergieanlagen im Wirtschaftsraum Barnim ansässig. Weiterhin ist mit dem Systemanbieter MP-Tec ein strukturprägendes Unternehmen aus dem Bereich Solarenergie am Standort vorhanden. MP-Tec konnte sich in den vergangenen Jahren in einem sehr volatilen Markt behaupten und hat sich inzwischen als Systemanbieter für Beratung, Planung, 13 Siehe hierzu auch A.T.Kearney 2007: 2020: Megatrends in der Energiewirtschaft, die den dezentralen Energieerzeugungstechnologien große Entwicklungsmöglichkeiten zuschreiben. 14 ebd. 15 Siehe hierzu weiterführende Informationen im Internet unter: http://www.zab-energie.de 16 Der Masterplan ist abrufbar unter: http://www.energietechnik-bb.de/de/Masterplan (letzter Zugriff: 10.05.2013). 36 Durchführung und Wartung von Solarprojekten aller Größenordnungen etabliert. Weitere Beispiele für regionale Unternehmen der Branche sind Umwelt-Ingenieurbüros, Stadtwerke und Energieversorger und Entwickler von Biogas-Anlagen. Das Cluster verfügt zudem über eine hohe Schnittmenge mit Unternehmen aus dem Cluster Metall: So werden Modulständer für PV-Anlagen, Rohrsysteme und andere Anlagen zur Energieerzeugung hauptsächlich von Maschinenbau- und Metallunternehmen entwickelt. Aktuell arbeiten in der Branche im Landkreis Barnim rund 2.500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (SVB) (in Eberswalde ca. 380 SVB). Ein Blick auf die Entwicklung der Branche macht deutlich, dass hier zwischen 2008 und 2012 ein Wachstum in Höhe von ca. 5,5 % stattgefunden hat. Insgesamt existieren im Barnim 54 Unternehmen der Energietechnik (in Eberswalde 14 Unternehmen). Die Beschäftigten in der Barnimer Energietechnik umfassen ca. 5,0 % aller rund 49.000 Brandenburger Beschäftigten in der Energietechnik. Abbildung 10: Regionale Wertschöpfungskette des Cluster Ernährungswirtschaft Quelle: Prognos 2013; Eigene Darstellung auf Basis von Input-Output-Berechnungen des Statistischen Bundesamts (verkürzte Auswahl). Datengrundlage: Bundesagentur für Arbeit sowie Daten der Markus Creditreform. Beim Blick auf die Wertschöpfungskette ist zunächst nach der Stellung der Unternehmen innerhalb der Wertschöpfungskette zu differenzieren. Unternehmen der Energieversorgung wie Stadtwerke, Windkraftanlagen- und Solarparkbetreiber sind innerhalb des Clusters die Abnehmer von Kraftwerkstechniken, Wartungsdienstleistungen sowie Planungs- und Projektierungsleistungen. Insofern spielen diese Unternehmen eine wichtige Rolle für die Vernetzung der Unternehmen innerhalb der Branche. Bedeutende Zulieferunternehmen im Bereich Metallbau sind zum Beispiel Metallbau Glawion oder Umetec, die intelligente Fassaden sowie sog. Solararchitekturen entwickeln. Mit der Präsenz innovativer Kleinunternehmen am Standort bietet sich Möglichkeiten für den Aufbau re- 37 gional enger Verknüpfungen und somit die Weiterentwicklung der regionalen Wertschöpfungskette. So besteht die Chance in der Region einen geschlossenen Kreislauf zu entwickeln, der von der Rohstofferzeugung über die Produktion und Lieferung von Energie bis hin zu Dienstleistungen beim Verbraucher den Wertschöpfungsprozess vollständig umfasst. Branchenübergreifender Anknüpfungspunkte Weitere Wertschöpfungspotenziale bestehen u.a. in einer stärkeren Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen und den regionalen Unternehmen der Metallindustrie. Synergien zwischen der Energiewirtschaft und der Metallindustrie wurden bereits im Rahmen einer Fachkonferenz im November 2010 identifiziert.17 Zu den Themenbereichen, die im Rahmen von Pilotprojekten bereits aufgegriffen wurden, gehören z.B. der Aufbau von Wasserstofftankstellen oder die Fertigung von Windkrafttürmen unter Einsatz der Plasmatechnik. Im Sinne einer intelligenten Spezialisierung bestehen vor dem Hintergrund der bestehenden wissenschafts- und forschungsseitigen Kompetenzen, insbesondere an der BTU Cottbus-Senftenberg und bei den strukturbildenden Unternehmen Kernkompetenzen im Bereich der Energiewirtschaft /-technik darüber hinaus Entwicklungsund Profilierungspotenziale, insbesondere im Bereich der wissensintensiven und industrienahen Dienstleistungen zum Themenschwerpunkt Energieeffizienz. Während auf Seiten der Hochschulen und Forschungseinrichtungen entsprechende Kapazitäten bestehen, fehlen in der Region weitere, v.a. auf Energieeffizienztechnologien spezialisierte Unternehmen, um die Entwicklungspotenziale für die regionale Ökonomie nutzen zu können. Der vergleichsweise hohe Anteil an Industriearealen bietet ausreichend Marktpotenzial, um weitere, v.a. auf Energieeffizienztechnologien spezialisierte Unternehmen anzusiedeln. Angesichts erwarteter hoher Wachstumsraten und der in der Region bestehenden Expertisen im Bereich der Energietechnik erscheinen folgende Dienstleistungsbereiche als besonders aussichtsreich: Wartung, Reparatur und Instandhaltung im Bereich konventioneller Energietechnik und erneuerbaren Energien. IT-gestützte Optimierung von Kraftwerken sowie das Management von Energiesystemen.18 17 Siehe z.B. die 12. Fachtagung Synergien mit Stahl – „Metall mit Energie“ http://www.profilmetall.de/content/uploads/file/2010%2011%2005%20Synergien%20mit%20Stahl%20Flyer.pdf 18 Bis 2020 wird von einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von etwa 21% für die Entwicklung intelligenter Stromnetze und Energiesysteme ausgegangen. Siehe hierzu McKinsey & Company (2009): Wettbewerbsfaktor Energie. Neue Chancen für die deutsche Wirtschaft, S. 26f. 38 Aus Sicht der befragten Unternehmen sind branchenübergreifende Anknüpfungspunkte am ehesten mit der Metallbranche gegeben, Aufgrund der vorhandenen engen Zulieferbeziehungen können hier vor allem im Bereich des Anlagenbaus langfristige formalisierte Partnerschaften die Planungssicherheit und Effizienz steigern. Strom als Standortfaktor Energieintensives Gewerbe profitiert besonders von der Ansiedlung in der Nähe von energieerzeugenden Anlagen, da hier die Kosten für Netznutzung von nennenswerter Größe sind und zudem ansonsten ein Anschluss an das Hochspannungsnetz erforderlich ist. Der Preisvorteil durch Einsparung der Netznutzungsentgelte für elektrische Energie liegt für die Umgehung der Höchstspannungsebene bei ca. 10 Euro je MWh. Mit Blick auf die besonderen Standortbedingungen im Wirtschaftsraum Barnim bietet sich daher an, zu analysieren, welche Industrien einen sehr hohen Energieverbrauch aufweisen.19 In diesem Rahmen wurden die Wirtschaftszweige ermittelt, bei denen die Vorleistungen in Form von Energiekosten einen hohen Anteil an dem Produktionswert aufweisen. Die Branchen bei denen die Inputfaktoren Elektrizität und Fernwärme mehr als 1,5 % des Produktionswertes ausmachen sind in 19 Grundlage für die Auswertung ist die Fachserie 18 Reihe 2 (Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung - Input-OutputRechnung) des Statistischen Bundesamtes erschienen im März 2006 auf Grundlage der Daten von 2002. 39 Tabelle 2 aufgeführt, sie profitieren im Allgemeinen von einer standortnahen Stromerzeugung. Im untersuchten Zusammenhang sind nicht alle Branchen relevant, für die das oben genannte Kriterium gilt. Branchen die sich dadurch auszeichnen, dass sie sehr stark von anderen Standortfaktoren abhängen wie z.B. Rohstoffvorkommen20 oder Infrastrukturen / Netzen21, wurden deshalb nicht mit in die weitere Untersuchung mit aufgenommen. Die Standortattraktivität steigt für diese Branchen nicht durch einen direkten Ausbau der Energiekapazitäten. 20 Gewinnung von Kohle und Torf, Gewinnung und Verteilung von Wasser und Gewinnung von Steinen und Erden, sonstigen Bergbauerzeugnissen 21 Erzeugung und Verteilung von Gasen, Erzeugung und Verteilung von Elektrizität und Fernwärme und EisenbahnDienstleistungen 40 Tabelle 2: Branchen mit hohem Energieverbrauch Produktionsbereiche Relevante Teilbranchen Anteil von Fernwärme und Elektrizität am Produktionswert Papierindustrie Papierproduktion, Herstellung von Karton und Pappe Verpackungsindustrie 4,5 Metallindustrie Herstellung und Bearbeitung von NE-Metallen (Edelmetallen, Aluminium, Blei, Zink, Zinn, Kupfer und sonstigen Nichteisenmetallen) Gießereierzeugnisse (Herstellung von Halbfertigprodukten und Gusserzeugnissen aus Eisen, Stahl, Leichtmetall und Buntmetall) Stahlindustrie (Herstellung von Roheisen, Stahl, Rohren u. Halbzeug) 2,5 2,2 1,8 Glasindustrie Herstellung, Veredelung und Bearbeitung von Flachglas, Hohlglas, Glasfasern und sonstigem Glas 2,5 Baustoffindustrie Zementherstellung Betonproduktion, Herstellung von Kalk und gebranntem Gips, Herstellung von Erzeugnissen aus Beton, Zement und Gips, Herstellung von keramischen Erzeugnissen und keramischen Wand- und Bodenfliesen und – platten, sowie von Ziegeln und sonstiger Baukeramik, sonstigen Erzeugnissen aus nicht metallischen Mineralien 2,4 Kunstfaserherstellung Klassische Textilherstellung (Textilveredlung, Seilerwaren, Teppiche und Vliesstoffe, sowie die Herstellung von Fertigerzeugnissen) 2,3 Textilindustrie Quelle: Prognos AG auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamtes, 2006 Die identifizierten Branchen weisen im Durchschnitt übergreifend einen hohen Verbrauch an elektrischer und / oder thermischer 41 Energie auf. Es ist hierbei nicht auszuschließen, dass in anderen Branchen einzelne Produktionstechniken ebenfalls sehr energieintensiv sind, aber auf Grund eines geringen Energieverbrauchs im Branchendurchschnitt nicht in der Auswertung berücksichtigt wurden. An dieser Stelle ist bspw. die Chemische Industrie zu nennen, in diesem Wirtschaftszweig existieren sehr energieintensive Verfahren. So weisen beispielsweise Elektrolyseverfahren Energiekostenanteil von 40 % bezogen auf die gesamten Herstellungskosten auf. Zudem wird durch die zunehmende Automatisierung der Produktion generell im Produzierenden Gewerbe mehr elektrische Energie nachgefragt. Ein Beispiel sind hier die stark automatisierten Produktionsverfahren im Automobilbau, insbesondere durch energieaufwändige Schweißverfahren besteht ein großer Energiebedarf. Vor diesem Hintergrund ist eine Ausweitung der zielgruppenrelevanten Branchen sicherlich denkbar, allerdings nur auf Basis individueller Betrachtungen und nicht in zu verallgemeinernder Art durchführbar. Anhand dieser ersten Analyse lassen sich somit erste Ansätze erkennen, wie eine Ansiedlungsstrategie mit dem Fokus auf kostengünstige Strombelieferung aussehen kann. Insbesondere für die Bereiche Metallindustrie, Verpackungsindustrie sowie in beschränktem Umfang die Bauindustrie ist mit Blick auf bisherige Entwicklungspfade und Zukunftschancen von guten Rahmenbedingungen auszugehen. Weitere Informationen zu konkreten Handlungsansätzen basierend auf dieser Analyse sind im Kapitel 5.3 unter dem Titel „Strom als Standortfaktor: Ansiedlungspotenziale energieintensiver Branchen im Industriegebiet“ zu finden. Technologie- und Wissenstransfer Der Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft bildet eine wichtige Grundlage für Neuentwicklungen und Innovationen in der Branche. Kommunikation und Dialog über Unternehmensnetzwerke und Forschungseinrichtungen sind daher für den wirtschaftlichen Erfolg der Branche wesentlich. Eine wichtige Rolle nimmt hierbei die HNE Eberswalde ein, die bereits heute mit Themen zu nachhaltiger Wirtschaft und erneuerbarer Energien sowie der Nachwuchsforschergruppe Erneuerbare Energien inhaltliche Schwerpunkte setzt. Ein Angebot zur Vernetzung mit der regionalen Wirtschaft ist hierbei die jährlich stattfindende Konferenz „Master Class Course Erneuerbare Energien“ mit dem Ziel eine engere Vernetzung der regionalen Akteure mit überregionalen Institutionen und Unternehmen zu erreichen. Gemeinsam mit Berlin engagiert sich zudem die Brandenburgische Landesregierung im Rahmen der Clusterentwicklung Energietechnik für eine Intensivierung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Mit der Null-Emissions-Strategie ERNEUER:BAR des 42 Landkreises Barnim besteht darüber hinaus seitens der Regionalpolitik eine geeigneter Rahmen für eine weitere Vernetzung von Akteuren im Energiebereich und in der Konsequenz zu einer weiteren Profilierung des Clusters Energietechnik in Richtung erneuerbare Energien. Zur weiteren Profilierung der Region als Wirtschaftsstandort im Bereich Energietechnik in der europäischen Hochschullandschaft sollte die stärkere Vernetzung der HNE Eberswalde mit wichtigen Forschungseinrichtungen in Deutschland und Europa im Vordergrund stehen. Stärken/Schwächen-Chancen/Risiken Stärken Schwächen Sehr gute regionale Rahmenbedingungen für die Branche aufgrund der sog. „NullEmissions-Strategie“ des Landkreises Barnim. Zudem existiert mit der HNE vor Ort ein wichtiger Multiplikator und Stakeholder für das Thema Nachhaltigkeit. Geringe Unternehmensgrößen hemmen die Innovationsfähigkeit und den „langen Atem“ der Unternehmen insbesondere vor dem Hintergrund unsicherer politischer Rahmenbedingungen Eindeutige Profilierung der Energiewirtschaft auf den Bereich erneuerbare Energien im Bereich Windkraft, Solarenergie und Biomasse (Holz) Mit der Nähe zu Berlin besteht sowohl ein guter Absatzmarkt als auch ein guter Quellmarkt für Fachkräfte. Die Verkehrsinfrastruktur wird insbesondere für produzierende Unternehmen der Energietechnik als wichtig und gut bewertet Chancen Risiken Die Verbindung von ländlichen Räumen und Kompetenzen im Bereich der Energietechnik bietet Entwicklungsmöglichkeiten für innovative Kooperationen zwischen Landwirtschaft und Energiewirtschaft Unsichere politische Rahmenbedingungen können zu einem plötzlich deutlich erhöhten Wettbewerbsdruck führen. Hier sind insbesondere kleinere Unternehmen besonders betroffen. Nutzung der regionalen Kompetenzen für den Aufbau eigener innovativer Versorgungsstrukturen Engere Einbindung in die Wissenschaftsund Forschungslandschaft ermöglicht weitere Innovationstätigkeiten 43 Insgesamt lassen sich aus der beschriebenen Situation und der zukünftigen Herausforderungen des Clusters folgende Anforderungen als strategische Handlungsfelder formulieren: Prüfung der Möglichkeiten innovativer Geschäftsmodelle in der Kooperation von Energiewirtschaft und Landwirtschaft Konsequente Nutzung der Kostenvorteile einer direkten Stromerzeugung für die wirtschaftliche Entwicklung der Region 44 4 Zusammenfassende Bewertung Die Analyse der ausgewählten Clusterprofile ergibt zusammenfassend folgendes Bild: Die Betrachtungen zur Branchenstruktur zeigen, dass der Wirtschaftsraum Barnim mit einem hohen Anteil an Industriebranchen ausgestattet ist, die bislang über eine gute Wettbewerbsfähigkeit verfügen. Insbesondere der Bereich Metallindustrie, der auch die Schienenverkehrstechnik einschließt, hat auch überregional eine große Bedeutung und ist im Durchschnitt stärker gewachsen als die verbliebenen Branchen. Gründe hierfür sind enge Kooperationen der Unternehmen untereinander aber auch eine hohe Wettbewerbsfähigkeit auf den eigenen Zielmärkten. Die weiteren betrachteten Branchen Ernährungswirtschaft und Energietechnik sind stärker geprägt durch die hohe Anzahl an Kleinunternehmen, die dennoch teilweise über ein hohes Innovationspotenzial verfügen. Hier existieren zahlreiche Anknüpfungspunkte mit anderen Branchen, die zukünftig an Bedeutung gewinnen werden. Zugleich weist der Standort noch einen ausbaufähigen Anteil an unternehmensnahen Dienstleistern auf. Viele der Unternehmen haben erkannt, dass branchenübergreifende Kooperationen wichtige Innovationsimpulse setzen und gleichzeitig die Anzahl möglicher Absatzmärkte erweitern. Während Kooperationen zwischen Unternehmen der Energiewirtschaft und der Metallindustrie bereits eine hohe Tradition am Standort haben, ergeben sich beispielsweise in neuen Anwendungsbereichen Kooperationen zwischen Unternehmen aus der Energie- und Landwirtschaft. Zusätzlich ist die verstärkte Einbindung von Querschnittsthemen wie neuartige Materialien und IT verstärkt voranzutreiben. Die Kooperationstätigkeit zwischen den lokalen Unternehmen ist grundsätzlich gut ausgeprägt. Insbesondere im Bereich der Metallindustrie existieren zahlreiche Verknüpfungen, die in einem weiteren Schritt zukünftig vertieft werden müssen, um von dieser Kultur des Vertrauens und des Dialogs stärker zu profitieren. Auch im Bereich Energiewirtschaft und Ernährungswirtschaft existieren enge Verknüpfungen. Für die Vernetzung von großer Bedeutung sind hierbei die Ankerunternehmen der jeweiligen Branche sowie die HNE Eberswalde. Die Analyse machte deutlich, dass die regionalen Wertschöpfungsketten der einzelnen Cluster sehr unterschiedlich ausgeprägt sind. Im Bereich der Metallindustrie haben sich in den vergangenen Jahren industrienahe Dienstleister etabliert, die für die größeren Unternehmen am Standort wichtige Prozessschritte übernehmen. Weitere Ansiedlungspotenziale sind 45 hier im Bereich der Vorleistungsbranchen erkennbar. Insgesamt kann eine Bündelung der Nachfrage am Standort neue Ansiedlungsimpulse erzeugen. Im Cluster Ernährungswirtschaft zeigen sich Entwicklungsmöglichkeiten insbesondere bei der Gestaltung innovativer Vertriebsstrategien. Um diese zu erschließen, rücken zunehmend IT-Dienstleistungen in den Vordergrund. Angesichts erwarteter hoher Wachstumsraten und der in der Region bestehenden Expertisen im Bereich der Energietechnik erscheint insbesondere die Erweiterung der Dienstleistungsbereiche besonders aussichtsreich (Wartung, Reparatur und Instandhaltung, sowie die IT-gestützte Optimierung von Kraftwerken sowie das Management von Energiesystemen). In den betrachten Branchen zeichnet sich bereits in unterschiedlicher Weise ein zukünftiger Fachkräftemangel ab. Während es zum Beispiel den Unternehmen der Metallindustrie noch gelingt, Fachkräfte aus anderen Regionen zu gewinnen, wird die Fachkräftegewinnung für den Bereich Ernährungswirtschaft zunehmend schwerer. Insbesondere die Ausbildungsvoraussetzungen der jüngeren Fachkräftegeneration schein hierbei problematisch. Eine weitere Herausforderung ist zudem die unzureichende Sensibilisierung der Schülerinnen und Schüler sowie der Jugendlichen für die spezifischen Vorteile der lokalen Wirtschaft. Überdies wurde die FuE-Schwäche der Unternehmen vor Ort deutlich. Teils aufgrund der geringen Größe der Unternehmen, teils weil die Forschungsabteilungen sich in den Zentralen außerhalb des Standorts befinden, wird im Wirtschaftsraum Barnim nur zu geringen Teilen anwendungsnahe Forschung zur Weiterentwicklung der Produkte und Dienstleistungen betrieben. Forschungspartnerschaften bestehen mit der HNE Eberswalde sowie der BTU Cottbus-Senftenberg. Daher ergeben sich konkrete Handlungsschwerpunkte für die zukünftige Unterstützung des Wirtschaftsraums Barnim in den untersuchten drei zentralen Clustern. Hier wird aufgrund der vorhandenen Stärke der Unternehmen eine besonders hohe Wirksamkeit unterstützender Wirtschaftspolitik gesehen. Im folgenden Kapitel 5 sind daher konkrete Maßnahmenempfehlungen formuliert, die abgeleitet aus dem dargestellten StärkenSchwächen/Chancen-Risiken-Mix der jeweiligen Cluster Ansatzpunkte und Stellhebel für eine weitere Stärkung der Unternehmenslandschaft darstellen. 46 5 Umsetzungsstrategie und konkrete Maßnahmenempfehlungen 5.1 Empfehlungen für den Cluster Metall ME 1 Unterstützung bei der Entwicklung einer Online-Börse für freie Kapazitäten in der Produktion Ausgangssituation / Handlungsbedarf: Die Produktion im Cluster Metall wird infolge der exportbedingten Konjunkturanfälligkeit sowie der Zulieferfunktion für die Energiebranche, die aktuell durch unsichere politische Rahmenbedingungen gekennzeichnet ist, immer volatiler und weniger planbar. Durch die vorherrschende Unsicherheit bei Auftraggebern werden längerfristige Rahmenverträge zunehmend durch kurzfristige Aufträge ersetzt. Diese Entwicklung führt in vielen Unternehmen zu einer stark schwankenden Auslastung spezialisierter Maschinen und durch deren hohe Anschaffungskosten zu betriebswirtschaftlichen Herausforderungen gerade für viele für kleinere und mittelständische Betriebe. Um die eigenen Maschinen effizienter auszulasten werden von einigen Unternehmen bereits freie Produktionskapazitäten an Geschäftspartner vergeben. Für die Optimierung und Systematisierung einer derartigen gemeinsamen Kapazitätennutzung sind die genaue Kenntnis der vorhandenen Maschinen sowie deren Belegungszeiten grundlegende Voraussetzung. Ein entsprechender Überblick kann mittels einer Online-Börse für freie Produktionskapazitäten gegeben werden. Diese Vorgehensweise bietet in Verbindung mit einem passwortgeschützten Zugang den Vorteil, dass die Zahl der beteiligten Unternehmen konkret festgelegt und nach Bedarf angepasst werden kann. Der Aufbau und die Koordination einer entsprechenden Online-Börse sollte unter enger Einbindung des Netzwerks Metall des Landkreises Barnim erfolgen, da hier bereits detaillierte Kenntnisse der regionalen Unternehmenslandschaft vorhanden sind. Das bestehende gute Kommunikationsklima sowie die vorhandenen Kooperationsbeziehungen zwischen vielen Firmen in der Region sind für eine Realisierung des Projektes förderlich. Zielstellung: Ausweitung der bestehenden und Aufbau weiterer Kooperationsbeziehungen zwischen Unternehmen der Region Reduzierung der Investitionskosten für die Anschaffung spezialisierter Maschinen durch gemeinsame Nutzung von Produktionskapazitäten Nächste Schritte: Abstimmung Bedarf und ggf. Einbindung von Unternehmen die bereits miteinander kooperieren Erfassung vorhandener Maschinen und freier Produktionskapazitäten Erarbeitung einer Rahmenvereinbarung für die gemeinsame Nutzung von Maschinen Festlegung eines Teilnehmerkreises sowie der Verantwortlichkeiten für die Koordination des Projektes im Rahmen eines passwortgeschützten Zugang, Aufbau einer Online-Börse mit passwortgeschütztem Log-In Zugang 47 Testphase der Börse in möglichst kleinem Rahmen mit langfristiger Perspektive den Kreis ggf. zu erweitern Organisation / Verantwortung: Netzwerk Metall Barnim, Unternehmen, RWK Eberswalde, ZAB Zeitrahmen / Kosten: 2013ff. / offen ME 2 Zielgruppenspezifische Ansiedlungspolitik abgeleitet aus der Wertschöpfungskette Ausgangssituation / Handlungsbedarf: Die Analyse der bestehenden Wertschöpfungsstruktur sowie der Blick auf die spezifischen Standortvorteile des RWK Eberswalde zeigen, dass verschiedene Anknüpfungspunkte für Ansiedlungen denkbar sind. Die bestehende Kompetenz der Unternehmen am Standort machen folgende Zielgruppen für eine Ansiedlung interessant: Recycling/Mülltrennung und -sortierung Ein Markt mit deutlichen Wachstumsraten in Deutschland und Osteuropa sowie mit hohen Überschneidungen zu den im RWK Eberswalde vorhandenen Kompetenzen ist der Bereich Recycling/Mülltrennung und -sortierung. Hierfür sind zahlreiche Kompetenzen notwendig, die aus dem Bereich Kranbau / Großanlagenbau sowie Feinmechanik in der Region vorhanden sind. Zudem existiert mit der Nähe zum Wachstumsmarkt Osteuropa ein weiterer Standortvorteil. Derzeit wird davon ausgegangen, dass – auch aufgrund von strengen EU-Vorgaben - in den östlichen EU-Staaten eine sehr hohe Nachfrage nach Entsorgungs- und Recyclingtechnik besteht. Beispielsweise sind in Rumänien für die Abfallwirtschaft fünf Milliarden Euro an Investitionen bis zum Jahr 2018 geplant22. Hallen- und Fassadenbau Weiterhin ergeben sich Standortvorteile für Unternehmen aus der Baubranche, die insbesondere auf Kompetenzen aus dem Bereich Metall zurückgreifen. So existieren heute verschiedene Bau-Anbieter, die sich auf den Hallen- und Fassadenbau spezialisiert haben. Zielgruppe sind hier vielfach Fabrikgebäude, Unternehmensstandorte oder auch Gebäude für die temporäre Nutzung. Die vorhandene Kompetenz im Bereich der Metallbearbeitung insbesondere von Großanlagen ergibt hier besondere Synergien und weiteres Innovationspotenzial. So ist im Zusammenspiel mit dem Bereich Kranbau die Entwicklung von schnell errichten Bautechniken möglich. Die enge Verbindung zur Bauwirtschaft wurde von einigen Unternehmen in Gesprächen bestätigt. Hier wurde insbesondere in der Nähe zu Berlin als herausragendem Investitionsstandort der Bauwirtschaft ein maßgeblicher Standortvorteil gesehen. Energiewirtschaft Ein großes weiteres Potenzial besteht zudem im Bereich der Energiewirtschaft. Hier bestehen bereits heute Kooperationen und Kundenbeziehungen zum Cluster Metall in den Bereichen Kraftwerksbau, Solarwirtschaft sowie Windkraft. Da davon auszugehen ist, dass sich die Ener22 Trend:Research (2011): Markt für Umwelt- und Entsorgungstechnik in Zentral- und Osteuropa bis 2020 48 giewirtschaft zukünftig auch außerhalb von Deutschland weiterhin stark entwickeln wird, sind hier weitere Anknüpfungspunkte zu nutzen. Über besonders gute Ausgangsbedingungen verfügt hierbei der Bereich der Bioenergie. Hierfür wird in Brandenburg intensiv an der Erforschung und Entwicklung von Algentreibstoffen gearbeitet. So werden an der Hochschule Senftenberg gleich zwei Typen für Biokraftstoffe der 3. Generation entwickelt - Biodiesel und Kerosin aus Algen. Der geringe Verbrauch an Landfläche, schnelles Biomasse-Wachstum, die flexiblen Einsatzmöglichkeiten, sowie die globale Verteilung machen die Kultivierung von Algen aus vielerlei Hinsicht interessant. Im Hinblick auf die Nutzung derartiger Technologien erhalten insbesondere Anlagentechnologien eine höhere Bedeutung und eröffnen damit Wachstumschancen auch für techniknahe Dienstleistungen (Service, Wartung etc.). Aufgrund der Nähe zur Raffinerie Schwedt, die heute bereits wichtiger Ankerpunkt für Biokraftstoffproduktion ist, sind die Rahmenbedingungen für Eberswalder Unternehmen als gut einzuschätzen. Die hohe Bedeutung der Energiewirtschaft als einer der wichtigsten Auftragnehmer für viele Barnimer Unternehmen wurde in den geführten Unternehmensgesprächen mehrfach bestätigt. Infolge der unterschiedlichen Zulieferung sowohl für Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien als auch für konventionelle Kraftwerke haben die Beschlüsse zur Energiepolitik für die einzelnen Unternehmen sehr differenzierte Auswirkungen. Weitere Themen, die sich aus der bestehenden Wertschöpfungskette ergeben sind: Regelungstechnik. Die Erweiterung der Wertschöpfungskette um den Bereich der Steuerung und Kontrolle von Anlagen wird heute meist schon mit dem Bau von großtechnischen Anlagen einher. Wasserkraftanlagen. Die Kompetenz im Bereich Rohrbau kann erweitert werden auf den Bereich Wasserkraftanlagen. Hier besteht insbesondere im osteuropäischen Ausland noch deutliches Marktpotenzial Zielstellung: Um Ansiedlungsbemühungen zielgerichteter durchzuführen und die Vermarktung auf Fachmessen und –kongressen anhand der Kenntnisse der Unternehmensanforderungen zu konkretisieren, sollen die identifizierten Zielbranchen bzw. Anwendungsbereiche stärker berücksichtigt werden. Nächste Schritte: Kontaktanbahnung mit Unternehmen der jeweiligen Zielbranche beispielsweise im Rahmen von Fachtagungen und Immobilienmessen Bündelung und Quantifizierung der existierenden Nachfrage der bestehenden Unternehmen nach Dienstleistungen/Zulieferungen durch potenzielle Ansiedlungsunternehmen. Organisation / Verantwortung: RWK Eberswalde, LK Barnim, Netzwerk Metall Barnim, Unternehmen Zeitrahmen / Kosten: 2013ff. / offen 49 ME 3 Weitere Anpassung der Infrastruktur in der Region an die Anforderungen der Metallbranche Ausgangssituation / Handlungsbedarf: Das Cluster Metall ist am Standort Eberswalde unter anderem durch die Produktion von Großteilen (z.B. Großwälzlagern) und Schwerlastgütern (z.B. Krananlagen) geprägt. Der Transport dieser Güter stellt neben notwendigen Genehmigungen der zuständigen Landesbehörden hohe Anforderungen an die Verkehrsinfrastruktur. Für die betreffenden exportorientierten Unternehmen ist eine schnelle, direkte und den Anforderungen entsprechende Straßenanbindung sowohl an den Binnenhafen Eberwalde als auch an den Hafen nach Stettin von großer Bedeutung. Um mittel- und langfristig optimale Standortbedingungen in Eberswalde für die die betreffenden Metallunternehmen anbieten zu können, ist ein bedarfsgerechter Ausbau der Straßenverbindungen zu den beiden Häfen und eine schnelle Anbindung an die Autobahn A 11 vorzunehmen. Der bereits teilweise erfolgte Ausbau der B167 ist für die Schaffung der guten Voraussetzungen ein wichtiger Schritt. Zielstellung: Ausbau und Anpassung der straßenseitigen Infrastruktur für Schwerlasttransporte Nächste Schritte: Kontinuierliche Beachtung der Entwicklung der verkehrlichen Erfordernisse für die Metallwirtschaft Berücksichtigung der Region bei der weiteren Prioritätensetzung auf Landesebene weiterhin einfordern, um auf entsprechende Nachfrage aus der Wirtschaft zu reagieren und die Rahmenbedingungen für die Unternehmen der Region zu verbessern Organisation / Verantwortung: Land Brandenburg, Bund, Stadt Eberswalde Zeitrahmen / Kosten: 2014 ff. / noch offen 50 ME 4 Unterstützung des Wissensaufbaus bei den Unternehmen hinsichtlich der Chancen und Potenziale der digitalen Produktion (Industrie 4.0) Ausgangssituation / Handlungsbedarf: Produktionsunternehmen in der Metallwirtschaft unterliegen immer stärkeren Auftragsschwankungen, welche mit den bislang eingesetzten Prognosewerkzeugen nicht zuverlässig frühzeitig erkannt werden können23. Trotz dieser volatilen Marktbedingungen müssen die Unternehmen die herausfordernden Zielsetzungen aus hoher Lieferfähigkeit mit kurzen Lieferzeiten bei geringen Beständen und sinnvoller Auslastung der Kapazitäten meistern, um am Markt bestehen zu können. Der wichtigste Erfolgsfaktor wird daher die schnelle Reaktion auf Kundenanforderungen sein. Das trifft insbesondere auf Unternehmen zu, die einen großen Wertschöpfungsanteil in manuellen Produktions- und Montagebereichen erzielen. Mit der zunehmenden Volatilität der Märkte rückt eine weitere Herausforderung für Unternehmen in den Fokus. Bislang lagen die wichtigsten Aufgaben für Unternehmer darin, die Qualität zu verbessern, die Kosten zu reduzieren und die Auslastung zu erhöhen. Zukünftig wird es daher wichtiger für Unternehmen Schwankungen zu bewältigen. Bestehende Ansätze im Bereich der Mitarbeiterflexibilität, wie z.B. Arbeitszeitkonten für Mitarbeiter oder der temporäre Einsatz von Leiharbeitern bei hohen Auslastungen werden zukünftig nicht mehr ausreichend sein. Daher sind produzierende Unternehmen und besonders der Metallindustrie, mehr und mehr gezwungen, neue Lösungen zu entwickeln, um die zunehmende Volatilität der Märkte zu bewältigen. Zentral hierfür sind Ansätze, die unter dem Stichwort Industrie 4.0 verstanden werden. Hier geht man davon aus, dass der breite Einzug von Informations- und Kommunikationstechnik zu einer noch engeren Vernetzung zwischen Akteuren innerhalb und außerhalb von Unternehmen führen und zugleich eine noch stärkere Transparenz erzeugen. Mithilfe der IKT wird es zukünftig möglich sein, neue Formen und Strukturen der Steuerung und Gestaltung von Prozessen in Unternehmen zu generieren. Im Rahmen dieser Maßnahmenempfehlung soll ein Prozess in Gang gesetzt werden, bei dem Ideen kooperativ entwickelt und umgesetzt werden, die hierfür Lösungswege aufzeigen. Dabei kommt es darauf an, dass die produzierenden Unternehmen klar ihre Bedarfe artikulieren und offen für unternehmensübergreifende Kooperation sind. Zielstellung: Um die Innovationspotenziale in den Unternehmen besser zu nutzen, ist die Kenntnis über Vorteile und Chancen moderner Produktionstechnologien eine wichtige Voraussetzung. Im Rahmen dieser Maßnahmenempfehlung sollen Formate gefunden werden, in denen sich Führungskräfte der Unternehmen über die Chancen und Risiken der ITbasierten Produktion informieren können. Nächste Schritte: Durchführung einer Informationsveranstaltung unter Beteiligung wesentlicher Stakeholder und relevanter Unternehmen vor Ort. Für Unterstützungsleistungen sind das Barnimer Netzwerk Metall zu gewinnen genauso wie Akteure der ZAB und des 23 IAO (2013): Produktionsarbeit der Zukunft – Industrie 4.0, S.67 51 Clustersprechers Metall. Netzwerktreffen sind zu nutzen, um weitere Schritte im Rahmen des Prozesses zu besprechen Best Practice Beispiele bzw. Pilotprojekte in Unternehmen durchführen und begleiten Organisation / Verantwortung: Land Brandenburg (ZAB), Stadt Eberswalde, Metall Netzwerk Barnim Zeitrahmen / Kosten: 2014 ff. / noch offen 52 ME 5 Überregionale Vermarktung der Metallwirtschafts-Kompetenz am Standort stärken Ausgangssituation / Handlungsbedarf: Eberswalde verfügt über eine lange Tradition im Bereich der metallverarbeitenden Industrie und ist mit wettbewerbsfähigen Unternehmen besetzt, die teilweise Weltmarktführer in Teilbereichen sind. Zusammen mit einer bestehenden, gewachsenen Struktur an Verknüpfungen zwischen den Unternehmen und bestehenden Fachkräftekompetenzen in diesem Sektor ist Eberswalde einer der Top-Standorte im Bereich der Metallindustrie. Diese Standortqualitäten des RWK Eberswalde sind durch vermehrte Kommunikation auf politischer Ebene aber auch durch eine verstärkte Vermarktung auf überregionaler Ebene deutlich zu machen. Besonderer Handlungsbedarf besteht insbesondere darin, die Lücke zwischen wahrgenommener Stärke und realer Stärke des Standorts zu schließen. Hierfür ist eine selbstbewusste Positionierung des RWK neben den weiteren RWK-Standorten mit Metallkompetenz vorzunehmen. Die Stärken des Wirtschaftsraums Barnim werden bislang nur begrenzt für eine verbesserte Wahrnehmung des Standortes genutzt. Es fehlen eine konzeptionelle Ausrichtung der einzelnen Marketingaktivitäten und deren Abstimmung aufeinander im Sinne einer ganzheitlichen Marketingstrategie. Vor einer Anpassung und Ergänzung vorhandener Marketinginstrumente und -aktivitäten sind eine Analyse der bisherigen Produkte und Maßnahmen und die Definition der Ziele und Zielgruppen erforderlich. Insbesondere die Einbindung von Unternehmen des Standortes im Sinne von Unternehmensbotschaftern ist zu prüfen. Zielstellung: Verbesserung der Sichtbarkeit der Metallwirtschaftskompetenz des Standortes erreichen Nächste Schritte: Identifikation von möglichen Zielgruppen in enger Absprache mit lokalen Unternehmen Zielgruppengerechte Aufbereitung der zentralen Standortvorteile des Metall-Clusters Klare Positionierung des Standorts im landesweiten RWK-Verband in der Kommunikation mit Vertretern des Landes Brandenburg bzw. der ZAB Organisation / Verantwortung: Stadt Eberswalde, WITO Barnim, Unternehmen Zeitrahmen / Kosten: 2013 ff. / noch offen 53 ME 6 Identifizierung branchenübergreifender Anknüpfungspunkte im Bereich der Metallindustrie Ausgangssituation / Handlungsbedarf: Innovations- und Ansiedlungspotenziale entstehen insbesondere an den Schnittstellen zwischen verschiedenen Branchen und Technologien. Da dort neuartige Produkte und Dienstleistungen entstehen, ist es im Sinne einer modernen Wirtschaftsförderung hier Akteure zusammenzubringen, die bislang nur gering oder wenig miteinander verknüpft sind. Im Rahmen einer Studie für die Zukunftsagentur Brandenburg hat die Prognos AG untersucht, welche branchenübergreifenden Querschnittsthemen besonders hohe Transferpotenziale auf die Zukunftsfelder der Hauptstadtregion aufweisen. Die Analyse zeigte, dass die folgenden Themen besondere Überschneidungen mit der metallverarbeitenden Industrie aufweisen: Neue Materialien und Werkstoffe Insbesondere in diesem Feld gibt es zahlreiche Bezüge zur metallverarbeitenden Industrie. Themen wie Leichtbau, Be- und Verarbeitungstechnologien neuer Materialien sowie Smart Materials verfügen über verschiedene Anknüpfungspunkte in traditionelle Industiebranchen wie Fahrzeugbau, Anlagenbau und Werkzeugbau. Insgesamt gibt es etwa 300-400 Unternehmen in Berlin und Brandenburg, die sich im Rahmen Ihrer Tätigkeit mit neuen Materialien und Werkstoffen beschäftigen. Insgesamt besteht in diesem Bereich ein hohes Marktpotenzial, da neue Materialien Antworten auf die großen Trends der Zukunft bieten: Ressourcenschonende Fertigung und Energieeffizienz. Insbesondere das Querschnittsthema Leichtbau ist für den Standort Eberswalde von hoher Bedeutung. Neben der Gewichtseinsparung ist vor allem die Einsparung von Rohstoffen der größte Treiber dieses Themas. Berlin-Brandenburg ist im Leichtbau gut aufgestellt, sodass es hier einige konkrete Unternehmen bereits gibt. Schwerpunkte sind vor allem mit Leichtbauwerkstoffen auf der Basis von Aluminium, Magnesium, Titan, und oberflächenveredelten Stählen. Mittels Leichtbau sind zahlreiche Innovationen im Bereich der Fertigung möglich. Eng mit dem Thema Leichtbau verknüpft sind zukünftige Be- und Verabeitungstechnologien neuer Materialien. Hier ist es von großer Bedeutung für Unternehmen der Metallwirtschaft zukünftig Kompetenzen aufzubauen. Diese umfassen beispielsweise die Bereiche Fügen, thermisches Trennen und Beschichten. Dabei ist die bestehende Kompetenz im Bereich der Schweißtechnik auszubauen und weiterzuentwickeln. Auch hier lassen sich Synergieeffekte für die Herstellung von Produkten im Anlagen- und Apparatebau, im Energie- und Photovoltaikanlagenbau sowie in der Mikroelektronik, Mikrosystemtechnik und Medizintechnik erzeugen. Produktion und Automatisierung Die Produktions- und Automatisierungstechnik erbringt einen hohen Beitrag zur Zeit-, Kosten und Energiereduzierung und damit zur Qualitätssicherung und Wettbewerbsfähigkeit einzelner Innovationsprozesse. Hier ist es vor allem die zukünftig stärkere Vernetzung der Produktionssysteme zwischen mehreren KMUs zu einem virtuellen Unternehmensnetzwerk, das insbesondere für kleinere KMU zu einem wichtigen Wettbewerbsvorteil werden kann und enge Bezüge zum Thema Industrie 4.0 aufweist (siehe Maßnahme ME4). Durch die Verknüpfung von hochwertigen IT-Dienstleistungen, die mit dem Sitz von SAP in Brandenburg gegeben sind, und einer engen Verknüpfung der Unternehmen ergeben sich zahlreiche neue Anknüpfungspunkte. Zielstellung: Die identifizierten Themen sind stärker in das Wissen und Handeln der lokalen Unternehmen zu integrieren. Unternehmensansiedlungen sind vor dem Hintergrund der spezifischen bran- 54 chenübergreifenden Anknüpfungspunkte zu bewerten. Nächste Schritte: Kooperationsanbahnung zwischen anwendungsnahmen Forschungsinstituten, die bereits umsetzungsorientierte Handlungsstrategien erprobt haben Begleitung der Kooperationen und Unterstützung bei der möglichen folgenden Etablierung von Forschungsnetzwerken Bewertung potenzieller Ansiedlungsunternehmen vor dem Hintergrund der hier genannten Synergiepotenziale Organisation / Verantwortung: Stadt Eberswalde, WITO Barnim, Unternehmen Zeitrahmen / Kosten: 2013 ff. / noch offen 55 5.2 Empfehlungen für den Cluster Ernährungswirtschaft ER 1 Engere Kooperationsstrukturen zwischen den Unternehmen fördern, um gemeinsame Vermarktungsansätze zu schaffen Ausgangssituation / Handlungsbedarf: Die Unternehmenslandschaft in der Ernährungswirtschaft wird im Landkreis Barnim durch eine hohe Zahl von Kleinst- und Kleinunternehmen bestimmt, denen nur wenige größere Firmen gegenüberstehen. Gleichzeitig ist das Cluster durch eine hohe Dichte an Unternehmen mit innovativen Produkten gekennzeichnet, die von dem nahräumlich gelegenen Absatzmarkt Berlin profitieren. Viele kleineren Unternehmen und Start-ups haben jedoch noch unzureichende Informationen zu möglichen Lieferanten, Kooperationspartnern und auch Absatzmärkten oder unterstützenden Dienstleistern (, so dass Sie ihre Ideen und Potenziale nur begrenzt umsetzen und ausschöpfen können. Das Nebeneinander von eigenen kleinteiligen Handels-, Vermarktungs- und Einkaufsstrukturen ist dabei auch vor dem Hintergrund des zunehmen regionalen Wettbewerbs oft ineffizient. Der Zusammenschluss von Unternehmen und Start-ups unter dem Dach einer gemeinsamen Einkaufs-, Vermarktungs- und Handelsgesellschaft mit einer diversifizierten Produktpalette bietet hier die Möglichkeit vorhandene Kapazitäten und Bedarfe z. B. in den Bereichen Logistik, Lagerhaltung oder Einkauf zu bündeln und so Effizienzgewinne und Kostenersparnisse zu realisieren. Neben der Verbesserung der Verhandlungsposition als starkes Bindeglied zwischen Kleinproduzenten und Handel können die unterschiedlichen Kompetenzen der Mitglieder dabei einander sinnvoll ergänzen. Vorhandene Strukturen in der Region sollten berücksichtigt werden. So ist beispielweise eine Übertragbarkeit bzw. Ausweitung des Kombibusangebots aus der Uckermark im logistischen Bereich zu prüfen. Zielstellung: Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der kleinen regionalen Klein- und Kleinstunternehmen (sowie Start-ups) in der Ernährungswirtschaft durch Informationsverbreitung, Kontaktvermittlung und Förderung der Unternehmenskooperation Nächste Schritte: Angebot der Wirtschaftsförderung zur organisatorische Unterstützung und Beratung von Start-ups / Unternehmensgründern bei der Entwicklung- und Vermarktung von Produkten (Informationsveranstaltung z.B. zu Absatzmärkten, Marketing) Schaffung einer geeigneten Plattform zur Etablierung der Kommunikation zwischen Unternehmen zum Austausch von Know-how (Arbeitskreis, themenbezogener Unternehmerstammtisch) Kontaktherstellung zu unterstützenden Dienstleistern und branchenübergreifenden Kooperationspartnern Definition gemeinsamer Interessen und Bedarfe, sowie Erarbeitung der Ziele einer möglichen Interessensgemeinschaft Erarbeitung eines Handlungsfadens zur Bildung einer Dachorganisation Organisation / Verantwortung: 56 RWK Eberswalde, WITO, ZAB, IHK, Unternehmen Zeitrahmen / Kosten: 2013 ff. / noch offen ER 2 Stärkung und Nutzbarmachung der Beratungs- und Vermittlungskompetenzen der HNEE Ausgangssituation / Handlungsbedarf: Die Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNE) ist wesentlicher Akteur in der Region, um den aktuellen Stand der Forschungslandschaft in die Unternehmen der Region zu transferieren. Dabei trägt die HNE nicht nur durch anwendungsorientierte Forschung zum Wissenstransfer bei sondern auch durch die Kommunikation und die Kooperation zwischen Akteuren aus Wissenschaft und Wirtschaft. Insbesondere für das Cluster Ernährung existieren in der Hochschule verschiedene Forschungsbereiche wie z.B. durch den Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz, der explizit im Bereich der ökologischen Landwirtschaft forscht. Diese vorhandenen Kompetenzen im Bereich gilt es zukünftig für die Unternehmen stärker nutzbar zu machen und den Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft weiter zu stärken. BestPractice-Beispiel ist das Projekt „Lebenslanges Lernen – Wissensbedarfe für die Entwicklung von Marketingkonzeptionen“, bei dem Wissensbedarfe bei Brandenburger Direktvermarktern im Bereich Marketing ermittelt werden, um anschließend Schulungskonzepte zu entwickeln. Dieser Ansatz sollte zukünftig verstärkt werden. So ist denkbar mit Partnern aus der HNE, dem Landkreis und der ZAB Veranstaltungsformate zu entwickeln, die sich mit den zukünftigen Entwicklungen der Ernährungswirtschaft befassen und zudem Impulse für weitere Geschäftsfelder und Zielgruppen geben. Weiterer Angriffspunkt hierbei ist das Matching zwischen angebotenen Kompetenzen der Wissenschaft und nachgefragten Problemlösungen aus der Wirtschaft. Zielstellung: Erhöhung des Wissenstransfers zwischen Wissenschaft und Wirtschaft im Bereich der Unternehmen der Ernährungswirtschaft indem die HNE stärker ihre Position als zentralen Wissensknoten für die Kommunikation über aktuelle Trends und Entwicklungen nutzt. Nächste Schritte: Erstellung eines Machbarkeitsprofils der HNE auf Basis der bisher durchgeführten Transferprozesse und bislang existierender möglicher Schwachstellen im Rahmen eines strukturierten Workshops mit beteiligten Unternehmen Erarbeitung von konkreten Angeboten der HNE auf Basis der Workshop-Ergebnisse, die in enger Abstimmung mit den nachfragenden Unternehmen erfolgen sollten Niedrigschwellige Informations- und Kommunikationsveranstaltungen, um die Beteiligung von der Unternehmen zu gewährleisten Organisation / Verantwortung: RWK Eberswalde, HNE Eberswalde, ZAB, IHK, Unternehmen 57 Zeitrahmen / Kosten: 2013 ff. / noch offen ER 3 Vernetzung der Unternehmen der Ernährungswirtschaft unterstützend begleiten Ausgangssituation / Handlungsbedarf: Die Gespräche mit Unternehmen der Ernährungswirtschaft haben gezeigt, dass es ein Wissensdefizit auf Seiten der Unternehmen bezüglich potenzieller regionaler Kooperationspartner gibt. Insbesondere mit Blick auf Unternehmen im Bereich Verarbeitung / Veredelung von Rohstoffen gibt es Unternehmen, bei denen sich eine engere Zusammenarbeit über Zuliefer- und Abnehmerstrukturen anbieten. Ausgangspunkt für eine solche stärkere Vernetzung können bereits etablierte und gut vernetzte Unternehmen der Region sein, wie z.B. Eberswalder Wurstwaren oder das Ökodorf Brodowin. Gerade im Bereich der Ernährungswirtschaft ist zudem eine Vernetzung über die Grenzen des Landkreises anzustreben, da in der Uckermark und der Prignitz ebenfalls eine ähnliche Unternehmensstruktur wie im Barnim besteht und daher hohe Synergieeffekte zu vermuten sind. Einen wichtigen Anknüpfungspunkt und gleichzeitig Modell für die Vernetzung von regionalen Unternehmen zu einem Wirtschaftskreislauf sind die Aktivitäten des Spreewaldvereins in Südbrandenburg. Als Knotenpunkt für Unternehmen aus Tourismus und Ernährungswirtschaft innerhalb des Spreewaldes übernimmt diese Institution eine wichtige Aufgabe zur Vernetzung, Kontaktanbahnung und ist Ideengeber, um enge Kontakte und Kooperationen zwischen Unternehmen zu stärken. So konnten mithilfe des Dachverbands Spreewald regionale Wertschöpfungsketten in der Spreewaldregion aufgebaut werden und eine überregionale Bekanntheit der Marke erreicht werden. Hierbei wurde konsequent darauf geachtet, dass möglichst alle Bearbeitungs- und Veredelungsschritte in der Region stattfinden. Dies ist insbesondere mit den Hauptprodukten der „Spreewälder Gurken“ und dem „Spreewälder Meerrettich“ gelungen, trifft inzwischen jedoch auch auf Fleisch- und Wurstwaren oder Milcherzeugnisse zu. Zielstellung: Stärken der Kooperationsintensität zwischen den Unternehmen der Ernährungswirtschaft und Erhöhung der Wertschöpfungstiefe der Branche, um einen engeren regionalen Wirtschaftskreislauf zu schaffen. Nächste Schritte: Ansprache und Vernetzung von Rohstofflieferanten, Veredlungsbetrieben sowie Institutionen auf der Abnehmerseite. Ziel ist das Zusammenbringen verschiedener Akteure, die auf eine kontinuierliche Verbesserung der regionalen Vernetzung abzielen. Das Zusammenführen verschiedener Akteure der Ernährungswirtschaft soll zur Entwicklung von neuen Produkten, auch im Sinne einer Produktdiversifikation, beitragen. Nach erfolgreicher und kontinuierlicher Bearbeitung des Produktportfolios sind mögliche Vertriebsstrategien zu diskutieren, zu entwickeln und in den Wirtschaftskreislauf einzubetten. 58 Organisation / Verantwortung: IHK, Cluster Ernährungswirtschaft, ZAB, RWK Eberswalde Zeitrahmen / Kosten: Längerfristige Entwicklung / noch offen Nr. ER 4 Schaffung von Synergien bei der stärkeren Verbindung von Ernährungswirtschaft und Tourismuswirtschaft Ausgangssituation / Handlungsbedarf: Der Landkreis Barnim ist gemeinsam mit dem benachbarten Landkreis Uckermark als attraktive Tourismusregion mit Fokus auf dem aktiven Erleben, Genießen und Erholen in der vielfältigen Naturlandschaft bekannt. Gleichzeitig weist die Region zahlreiche innovative Unternehmen in der Ernährungswirtschaft auf, die mit starken regionalen und Marken und (Bio-) Produkten wie dem Ökodorf Brodowin, Lobetaler Bio, Hemmemilch oder Uckerkaas das Bild einer naturbezogenen Tourismusregion kulinarisch ergänzen und die regionale Identität stärken. Diese bestehenden komplementären Potenziale sollten zukünftig stärker genutzt und durch die Einbindung von landwirtschaftlichen und gastronomischen Akteuren zielgerichtet ausgebaut und erweitert werden. So eröffnen der Einsatz von regionalen Produkten und die Einbindung von Gastronomiebetrieben als „kulinarische Botschafter“ ein zusätzliches Synergiepotenzial, dass bisher erst in begrenztem Ausmaß genutzt wird. Durchgeführte Erhebungen zeigen hier, dass die Mehrzahl der Gäste in ihrer Urlaubsregion „Regionale Produkte & Spezialitäten und/oder eine regionstypische Küche erwartet. Durch gemeinsam organisierte Veranstaltungen, Aktionen und der gezielten touristischen Vermarktung regionaler Produkte und Gerichte kann sowohl die Bekanntheit der Region Uckermark & Barnim als auch die Bekanntheit regionaler Unternehmen und Dienstleister mit ihren Erzeugnissen langfristig gesteigert werden. Im Ergebnis wird der Ausbau bzw. die Ergänzung regionaler Wertschöpfungsketten gefördert. Die bestehenden Regionalmarken (Barnimer Land, Schorfheide, Uckermark) sind für die kulinarische Vermarktung auf Ihre Eignung zu prüfen und entsprechend zu berücksichtigen. Erste Ansätze und Erfolge zur Nutzung der genannten clusterübergreifenden Synergien sind sowohl in Brandenburg im Spreewald als auch überregional z.B. durch das Netzwerk „Oberlausitz genießen“ (http://www.oberlausitz.com/wirtschaft/netzwerke_detail.aspx?nid=37a41fdb-5497-4a93-b98a8876ed07927a) oder das Projekt „Schleswig-Holstein is(s)t lecker“ (http://www.dehogaschleswig-flensburg.de/download-1/) vorhanden. Zielstellung: Konsistente Co-Vermarktung der Region durch „kulinarische Botschafter“ sowie RegionsBotschafter auf Verpackungen zur Steigerung der regionalen Bekanntheit Ergänzung und Stärkung der regionalen Wertschöpfungsketten entlang von Landwirtschaft, Ernährungswirtschaft und Tourismus Förderung des Absatzes von regionalen Produkten aus der Land- und Ernährungswirtschaft Nächste Schritte: Präzisierung der Ziele und Anforderungen 59 Prüfung der Einbindung verschiedener regionaler Partner als Partner und Botschafter Erarbeitung einer konzeptionellen Strategie mit definierten Umsetzungsphasen Erarbeitung einer freiwilligen Vereinbarung zur Untersetzung der Zusammenarbeit der beteiligten Akteure Durchführung gemeinsamer Aktionen und Aktivitäten Organisation / Verantwortung: WITO, ICU Investor Center Uckermark, RWK Eberswalde, ZAB, Tourismus Marketing Uckermark GmbH Zeitrahmen / Kosten: 2013 ff. / noch offen 60 5.3 Empfehlungen für den Cluster Energietechnik EN 1 Unterstützung der Entwicklung eines Pilotprojektes: Lokale Energieunternehmen schaffen eine lokale Energieversorgung mit Direkteinspeisung in Gewerbe- und Industriegebiet Ausgangssituation / Handlungsbedarf: Die regionale Unternehmensstruktur ist insbesondere im RWK Eberswalde durch eine Konzentration energieintensiver Metallbetriebe charakterisiert. Die Energieversorgung für die Unternehmen über zentrale Versorgungsunternehmen ist je nach eigenem Standort und dem des zuständigen Kraftwerks mitunter an lange Versorgungsleitungen gebunden. Darüber hinaus ist eine längerfristige Kalkulation der Energiekosten aufgrund der volatilen Energiepreise sowie der energiepolitischen Festlegungen nur bedingt möglich. Die Bildung von Standortgemeinschaften von Produktionsanlagen erneuerbarer Energien und Energieverbrauchern (Unternehmen) mit dem Ziel einer Direkteinspeisung der erzeugten Energie in das unternehmensinterne Stromnetz bietet hier eine mögliche Alternative. Die Realisierung eine derartigen Pilotprojekts eröffnet neben dem Aufbau einer regionalen Wertschöpfungskette sowohl die Chancen, die Abhängigkeit der Unternehmen von großen Energieversorgern zu verringern als auch die Kosten für Leitungstrassen durch kurze Wege und die Nutzung von Niederspannungsleitungen zu senken. Durch die Kombination von Produktionsanlagen verschiedener erneuerbarer Energien (z.B. Windkraft, Photovoltaik, Biogas) bietet sich zudem die Möglichkeit eine hohe Versorgungsicherheit zu gewährleisten. Für eine Umsetzung des Projektes sollte in der Region (auch) der Standort Technologie und Gewerbepark Eberswalde (TGE) geprüft werden, da hier mit der Präsenz von energieintensiven Metallunternehmen mit einem hohen Energieverbrauch und dem benachbart liegenden Windeignungsgebiet gute Rahmenbedingungen vorliegen. Zielstellung: Umsetzung eines Pilotprojektes zur Direkteinspeisung von erzeugten Energien in Verbrauchernetze. Dezentralisierung der Energieversorgung durch Standortgemeinschaften von Produktionsanlagen erneuerbarer Energien und Unternehmen, in Gewerbegebieten. Aufbau eines Unternehmensverbundes der verschiedenen Energieträger als Referenzprojekte für die Unternehmen. Nächste Schritte: Präzisierung der Anforderungen und Erwartungen Prüfung geeigneter Flächen für das Vorhaben sowie Einbindung weiterer erforderlicher Partner (Projektentwickler, Unternehmen etc.) Prüfung der Finanzierung durch Fördermittel sowie Schaffung der planungsrechtlichen Voraussetzungen (Sondergebiet im TGE erforderlich) Öffentlichkeitsarbeit zur Steigerung der Akzeptanz und Einbindung weiterer betroffener Akteure (z.B. Bewohner im Umkreis des auserwählten Standorts) Organisation / Verantwortung: 61 Stadt Eberswalde, Unternehmen, Landkreis Barnim, Begleitung durch eine wissenschaftliche Einrichtung Zeitrahmen / Kosten: 2013 ff. / noch offen EN 2 Machbarkeitsstudie von Energieproduktion am Finow-Kanal Ausgangssituation / Handlungsbedarf: Mit dem Finowkanal verfügt der Landkreis Barnim über eine künstliche Wasserstraße, die auf einer Strecke von ca. 32 km einen Höhenunterschied von knapp 40 Metern durch eine Reihe von Schleusen überwindet. Durch den Bau des moderneren und auch für größere Schiffe geeigneten Oder-Havel-Kanals, wird der Finowkanal heute vorrangig von Sportbooten genutzt. Zukünftig ist eine Ausweitung dieser wassertouristischen Nutzung geplant, so dass der Schleusenbetrieb aufrechterhalten werden soll und perspektivisch eine Inbetriebnahme weiterer Schleusen (bei Zerpenschleuse) verfolgt wird. Vor dem Hintergrund des bestehenden hohen Energiebedarfs in der Region auch durch die im RWK ansässigen und teils in Kanalnähe angesiedelten Unternehmen ist es zu empfehlen eine Nutzung der Schleusenbetriebes zur nachhaltigen und umweltfreundlichen Energiegewinnung zu prüfen. Die räumliche Konzentration der Schleusen im Finowkanal bietet dabei verschiedenen Standortmöglichkeiten den Bau von kleineren Wasserkraftwerken. Diesbezügliche Pilotprojekte wurden beispielsweise in Hamburg an der Fuhlsbütteler Schleuse errichtet (https://www.naturstrom.de/ueberuns/unsere-kraftwerke/wasserkraftwerk-fuhlsbuettelerschleuse/). Zielstellung: Prüfung der Nutzung der vorhandenen Infrastrukturen am Finowkanal (Schleusen und Staustufen) für eine umweltfreundliche nachhaltiger Energieerzeugung. Steigerung der Energieerzeugung zur Deckung der lokalen Bedarfe. Nächste Schritte: Präzisierung der Anforderungen und Erwartungen Prüfung der Einbindung erforderlicher Partner (Energieversorgung, Behörden, Unternehmen, etc.) Prüfung der möglichen Finanzierung über Fördermittel Ausschreibung der Leistungen zur Bindung eines Dienstleisters für die Konzeptentwicklung, betriebswirtschaftliche Kalkulation, benötigte Infrastruktur, geeignete Schleusen, Berücksichtigung Denkmalschutzbestimmungen, etc.) Organisation / Verantwortung: Stadt Eberswalde, Landkreis Barnim, Wasser- und Schifffahrtsamt Eberwalde Zeitrahmen / Kosten: 2013 ff. / noch offen 62 EN 3 Strom als Standortfaktor: Ansiedlungspotenziale energieintensiver Branchen im Industriegebiet Ausgangssituation / Handlungsbedarf: Mit der Möglichkeit, eine lokale Energieversorgung mit Direkteinspeisung im Gewerbe- und Industriegebiet am Standort Technologie und Gewerbepark Eberswalde (siehe Handlungsempfehlung EN 1) ergeben sich konkrete Ansiedlungspotenziale für Unternehmen, die von den Vorteilen einer Direkteinspeisung besonders profitieren können. Dafür wurde im Kapitel 3.3 eine Analyse durchgeführt, die zeigt, welche konkreten Branchen von diesen Rahmenbedingungen besonders profitieren können und darüber hinaus am RWK Eberswalde besonders hohes Ansiedlungspotenzial aufweisen. Diese sind: Unternehmen der Papierindustrie. Davon ist insbesondere die Verpackungsindustrie für die Region ansiedlungsrelevant. Verpackungen sind Zulieferprodukte für das verarbeitende Gewerbe sowie die Ernährungswirtschaft. Unternehmen der metallver- und bearbeitenden Industrie. Zulieferindustrie aus dem Bereich Stahlbau für die am Standort existierenden Großunternehmen Rothe Erde und Kirow Ardelt. Unternehmen der Bauindustrie. Insbesondere Unternehmen, die Synergien schaffen mit den bestehenden Kompetenzen der Metallindustrie. Hier bieten sich beispielsweise Unternehmen an, die schwerpunktmäßig im Hallen- und Metallfassadenbau Produkte und Dienstleistungen anbieten. Die identifizierten Branchen weisen im Durchschnitt übergreifend einen hohen Verbrauch an elektrischer und / oder thermischer Energie auf. Es ist hierbei nicht auszuschließen, dass in anderen Branchen einzelne Produktionstechniken ebenfalls sehr energieintensiv sind, aber auf Grund eines geringen Energieverbrauchs im Branchendurchschnitt nicht in der Auswertung berücksichtigt wurden. An dieser Stelle ist bspw. die Chemische Industrie zu nennen, in diesem Wirtschaftszweig existieren sehr energieintensive Verfahren. So weisen beispielsweise Elektrolyseverfahren Energiekostenanteil von 40 % bezogen auf die gesamten Herstellungskosten auf. Zudem wird durch die zunehmende Automatisierung der Produktion generell im Produzierenden Gewerbe mehr elektrische Energie nachgefragt. Ein Beispiel sind hier die stark automatisierten Produktionsverfahren im Automobilbau, insbesondere durch energieaufwändige Schweißverfahren besteht ein großer Energiebedarf. Vor diesem Hintergrund ist eine Ausweitung der zielgruppenrelevanten Branchen sicherlich denkbar, allerdings nur auf Basis individueller Betrachtungen und nicht in zu verallgemeinernder Art durchführbar. Anhand dieser ersten Analyse lassen sich somit erste Ansätze erkennen, wie eine Ansiedlungsstrategie mit dem Fokus auf kostengünstige Strombelieferung aussehen kann. Insbesondere für die Bereiche Metallindustrie, Verpackungsindustrie sowie in beschränktem Umfang die Bauindustrie ist mit Blick auf bisherige Entwicklungspfade und Zukunftschancen von guten Rahmenbedingungen auszugehen. Zielstellung: Identifikation des Ansiedlungspotenzials bei Branchen mit hohem Energiebedarf unter Berücksichtigung der regionalen Standortfaktoren und entsprechende Vermarktung Nächste Schritte: Verifizierung möglicher Zielbranchen durch Austausch mit bestehenden wichtigen Unternehmen 63 Zielgruppengerechte Aufbereitung der Standortvorteile aufgrund der direkten Stromeinspeisung Organisation / Verantwortung: Stadt Eberswalde, Landkreis Barnim Zeitrahmen / Kosten: 2013 ff. / noch offen EN 4 Branchenübergreifende Synergien zwischen Landwirtschaft und Energiewirtschaft nutzen Ausgangssituation / Handlungsbedarf: Mit der im Jahr 2008 beschlossenen Null-Emissions-Strategie unterstützt der Landkreis Barnim einerseits die Umsetzung der Energiewende und die Einhaltung der bundesweiten Klimaschutzziele. Zugleich werden hiermit regionale Potenziale und Ressourcen genutzt, um neue Produkte, Dienstleistungen und Technologien zu testen und marktfähig zu machen. Akteure aus Wirtschaft, Verwaltung und Wissenschaft sind gefordert im Rahmen des Entwicklungskonzepts zusammenzuarbeiten und gemeinsame Lösungen zu entwickeln. Unterstützt wird der Prozess durch eine Forschungskooperation zwischen dem LK Barnim, der HNE Eberswalde und der FH Trier. Ein wichtiger Baustein zur Erreichung der Klimaschutzziele der Bundesregierung ist die zunehmende Dezentralisierung der Energieversorgung, bei der Endverbraucher sich zumeist zusammenschließen und selber Wärme und Strom durch Kleinkraftwerke erzeugen. Dabei werden meist höhere Wirkungsgrade erzielt, als beim Bezug durch herkömmliche zentrale Stromerzeugungsanlagen. Vor diesem Hintergrund ist für den ländlichen Raum die Eigenversorgung von Bauernhöfen und landwirtschaftlichen Betrieben besonders interessant, da hier im Zuge des üblichen Stoffkreislaufs energiehaltige Reststoffe anfallen oder nachwachsende Ressourcen vorhanden sind. Obwohl hier mit steigenden Energiekosten ein hohes Potenzial besteht, sind energieautarke Bauernhöfe bislang kein Massenphänomen. Der Wirtschaftsraum Barnim verfügt über gute Ausgangsbedingungen hier marktfähige Konzepte und Geschäftsmodelle zu entwickeln, die in der Region ausgetestet werden können. Ein starker Besatz an Unternehmen der erneuerbaren Energien, die vorhandenen ländlichen Strukturen der Region sowie die Forschungskooperation der HNE Eberswalde bieten für einen solchen Ansatz gute Rahmenbedingungen. Entsprechende Pilotprojekte stärken zudem medienwirksam das Image als Region der nachhaltigen und ökologischen Wirtschaft. Da für die Erzeugung von Wärme, Strom und Kraftstoff ein Mix aus verschiedenen erneuerbaren Energieträgern notwendig ist, sind mehrere Partnerunternehmen aus der Energiewirtschaft einzubinden. Bisherige erfolgreich umgesetzte Projekte kombinieren für Wärme- und Stromerzeugung eine Hackgutheizung mit Brennholz aus der Region bzw. die Umwandlung von Biogas aus eigener Erzeugung mit einer Photovoltaik-Anlage. Zudem ist die Frage der Stromspeicherung im Zuge des Projektes zu lösen. Für die Kraftstoffversorgung lässt sich mit geringem Aufwand Pflanzenöl von den eigenen Agrarflächen produzieren und in den Landwirtschaftsmaschinen einsetzen. Für ein solches Projekt ist neben dem Finden eines geeigneten Landwirtschaftsbetriebs die 64 Bündelung der notwendigen Kompetenzen mit Partnern, die hauptsächlich aus der Region stammen sollten von großer Bedeutung. So wird einerseits mit energieautarken Landwirtschaftsbetrieben der Wertschöpfungskreislauf der Energieerzeugung auf lokaler Ebene erhalten. Zudem können durch die Pilotierung eines solchen Vorhabens wertvolle Kompetenzen und Kooperationen aufgebaut werden. Zudem bietet sich an, die HNE Eberswalde das Projekt begleitend zu untersuchen, um die Lerneffekte entsprechend zu dokumentieren. Zielstellung: Umstellung eines bestehenden landwirtschaftlichen Betriebes auf weitgehende Energieselbstversorgung unter Beteiligung regionaler Partner aus der Energiewirtschaft. Nächste Schritte: Ansprache und Vernetzung interessierten landwirtschaftlichen Betrieben mit koordinierenden Akteuren aus dem Bereich der Energiewirtschaft sowie der HNEE Entwicklung eines Businessplans über Investitionen und langfristige Erträge Prüfung möglicher finanzieller Förderung durch diverse Förderprogramme auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene Begleitung der Umsetzung durch eine Forschungsgruppe der HNE, die unterstützend hinsichtlich konkreter Geschäftsmodelle für Unternehmen berät Organisation / Verantwortung: Stadt Eberswalde, Landkreis Barnim, HNEE, Cluster Energiewirtschaft, Cluster Ernährungswirtschaft Zeitrahmen / Kosten: 2013 ff. / noch offen 5.4 Verantwortlichkeiten / Akteursbezogene Umsetzung Die nachstehende Übersicht macht deutlich, welche Verantwortlichkeiten mit den dargestellten Handlungsempfehlungen zu verbinden sind. Priorität die einzelnen Maßnahmen haben, in welchem Zeitraum sie umgesetzt werden sollen und wer die Verantwortung trägt. Zudem erfolgt der Abgleich mit den im RWK-Prozess verankerten Oberzielen und den Schwerpunktthemen im IMAG-Prozess. 65 Tabelle 11: Verantwortlichkeiten nach Akteuren Wissenschaft/ Forschung Land Brandenburg / Bund ZAB Unternehmen Landkreis Barnim (WITO) Maßnahme RWK Eberswalde Akteur Cluster Metall ME 1 Unterstützung bei der Entwicklung einer OnlineBörse für freie Kapazitäten in der Produktion ME 2 Zielgruppenspezifische Ansiedlungspolitik abgeleitet aus der Wertschöpfungskette ME 3 Weitere Anpassung der Infrastruktur in der Region an die Anforderungen der Metallbranche ME 4 Unterstützung des Wissensaufbaus bei den Unternehmen hinsichtlich der Chancen und Potenziale der digitalen Produktion (Industrie 4.0) ME 5 Überregionale Vermarktung der MetallwirtschaftsKompetenz am Standort stärken ME 6 Identifizierung branchenübergreifender Anknüpfungspunkte im Bereich der Metallindustrie Cluster Ernährungswirtschaft ER 1 Engere Kooperationsstrukturen zwischen den Unternehmen fördern, um gemeinsame Vermarktungsansätze zu schaffen ER 2 Stärkung und Nutzbarmachung der Beratungs- und Vermittlungskompetenzen der HNEE ER 3 Vernetzung der Unternehmen der Ernährungswirtschaft unterstützend begleiten ER 4 Schaffung von Synergien bei der stärkeren Verbindung von Ernährungswirtschaft und Tourismuswirtschaft Cluster Energietechnik EN 1 Unterstützung der Entwicklung eines Pilotprojektes: Lokale Energieunternehmen schaffen eine lokale Energieversorgung mit Direkteinspeisung EN 2 Machbarkeitsstudie von Energieproduktion am Finow-Kanal 66 EN 3 Strom als Standortfaktor: Ansiedlungspotenziale energieintensiver Branchen im Industriegebiet EN 4 Branchenübergreifende Synergien zwischen Landwirtschaft und Energiewirtschaft nutzen Legende: Verantwortung Aktive Mitwirkung Begleitung 67 6 Ausblick Mit den hier vorliegenden Ausführungen werden für den Wirtschaftraum Barnim konkrete Handlungsempfehlungen für die drei wichtigsten Cluster der Region dargestellt. Abgeleitet von den aufgezeigten Stärken und Schwächen der einzelnen Cluster zeigen die einzelnen Maßnahmen und Handlungsempfehlungen das Spektrum möglicher zukünftiger Aktivitäten auf. Die auf Basis von Gesprächen wichtigen Akteuren aus Unternehmen, Verwaltung und Wissenschaft entwickelten Maßnahmen machen deutlich, dass die Schwerpunkte zukünftiger regionaler Wirtschaftspolitik weniger auf dem Bereich der Bereitstellung unternehmensnaher Infrastrukturen liegt, sondern sich deutlich stärker auf Themen wie die Innovationsförderung, Vernetzung, Schaffung neuer Kooperationen sowie Außenwahrnehmung und Marketing. Unabhängig davon bleiben Themen wie die Fachkräftesicherung und Demografischer Wandel sowie die Sicherung der Verkehrsanbindung von essentieller Bedeutung für die Standortentwicklung im Wirtschaftsraum Barnim. Für den Wirtschaftsraum Barnim bietet das Konzept eine sehr gute Grundlage, die Maßnahmenansätze zu priorisieren und weiter zu entwickeln. Dabei ist die intensive Mitwirkung der Wirtschaftspartner und Unternehmen am Standort und in der Region von großer Bedeutung. Das Konzept ist den interessierten Partnern und Unternehmen zur Verfügung zu stellen, um hier gemeinsam und im Dialog die Empfehlungen und Ansätze in der Praxis zu erproben bzw. umzusetzen. 68 7 Anhang Durchgeführte Fachgespräche im Rahmen der Studie Datum 14.05.2013 Einrichtung, Unternehmen Gesprächspartnerin/ -partner WITO Barnim GmbH Dietrich Bester 14.05.2013 Amt für Wirtschaftsförderung und Tourismus Stadt Eberswalde ZukunftsAgentur Brandenburg Dr. Jan König Prof. Dr. Ulrich Berger 09.07.2013 Brandenburgische Technischen Universität Cottbus Wirtschaftsförderung RWK Schwedt/Oder 18.07.2013 ThyssenKrupp Rothe Erde GmbH Maik Dirsat 18.07.2013 EWG Eberswalder Wurst GmbH Sebastian Kühn 18.07.2013 Deutsche Bahn Fahrzeuginstandhaltung GmbH Wolfgang Stepanek 29.07.2013 UME-tec GmbH & Co. KG Mark Walter, Alexandra Walter 29.07.2013 baju energy GmbH Mark Walter, Alexandra Walter 29.07.2013 REpower Systems AG Frau Martina Schulz 29.07.2013 Alko Fördertechnik Wolfgang Schügner 29.07.2013 Andreas Schott 30.07.2013 ODIG Ostdeutsche Instandhaltungsgesellschaft mbH Solarregion Berlin-Brandenburg 31.07.2013 Metallbau Glawion GmbH Ilona Glawion 31.07.2013 Finow Rohrsysteme Thomas Compart 01.08.2013 Dr. Dietmar Laß 07.08.2013 Clustermanager Energietechnik, ZukunftsAgentur Brandenburg GmbH MEGA Tierernährung GmbH Co KG 08.08.2013 Metallbau Finow GmbH Bernd Kreutzfeldt 12.08.2013 Christian Kurth 13.08.2013 Märkisch Edel - Eberswalder Brot- und Feinbackwaren GmbH Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde ZukunftsAgentur Brandenburg 14.08.2013 Kirow Ardelt GmbH Uwe Grünhagen 14.08.2013 ZukunftsAgentur Brandenburg Dr. Ulla Große 14.08.2013 Alexander Pfriem 16.08.2013 Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde EGV Unna AG Frischdienstexpress 20.08.2013 RENERGIEPARTNER GmbH Peter Richnow 21.08.2013 Investorcenter Uckermark (ICU) Silvio Moritz 21.08.2013 Wirtschaftsförderung Stadt Prenzlau Silke Liebher 22.08.2013 Ökodorf Brodowin GmbH und Co. Vertriebs KG Ludolf von Maltzan 14.05.2013 08.07.2013 12.08.2013 Dr. Heinz Roth Annekathrin Hoppe Thoralf Schapke Adrian Heuer Prof. Jörn Mallock Dr. Detmar Leitow Thomas Doering 69