Ausarbeitung - Die Talk

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Ausarbeitung - Die Talk
Universität Koblenz-Landau
Campus Landau
Fachbereich 6: Kultur- und Sozialwissenschaften
Institut für Sozialwissenschaften
Abteilung Politikwissenschaft
Seminar: Publizistische Praxis
Dozent: Prof. Dr. Thomas Leif
Ausarbeitung
Schawinski - um den heißen Brei geredet wird nicht
Name: Katharina Engelhardt (8.Fachsemester)
Studiengang: Diplom Sozialwissenschaften
Straße: Ostring 22
Wohnort: 76829 Landau
Telefon: 06341/689593
E-Mail: [email protected]
Seminar: Publizistische Praxis
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Gliederung
1) Einleitung
1
2) Überblick
1-3
2.1) Politische Talkshows-was soll das sein?
2.2) Hard, soft, solo oder doch als Gruppe?
3) Rundumwissen zur Sendung
3/4
3.1) Fakten
3.2) Der Medienpionier
4) Willkommen in der Sendung
4/5
4.1) Der Ort des Geschehens
4.2) Aufbau der Sendung
5) Sendungsanalyse
5-11
5.1) Spannender als jeder Trailer- der Einspieler
5.2) Und wöchentlich grüßt…. Roger Schawinski
5.3) Das einzige Medium
5.4) Wer traut sich Gast zu sein?
5.5) Mit Händen und Füßen
5.6) Die Rolle des Moderators
5.7) Moderationsstil
6) Politikvermittlung
11-13
6.1) Politikvermittlung im Allgemeinen
6.2) Politikvermittlung bei Schawinski
7) Fazit
13/14
8) Anhang
Quellen
Literaturverzeichnis
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1)
Einleitung
Medien sind in der heutigen Gesellschaft nicht mehr weg zu denken. Neben ihrem
Unterhaltungsfaktor spielen sie auch als Quelle von Informationen und Wissen eine große
Rolle. Besonders das Fernsehen, das am häufigsten rezipierte Medium, erreicht eine Vielzahl
von Menschen. Längst gibt es eine gegenseitige Einflussnahme zwischen Politik und den
Medien. Die Medien agieren dabei als Vermittler politischer Inhalte. Politische Talkshows
sollen den Bürgern politische Themen näherbringen. Sie sollen über Politik informieren,
debattieren und diskutieren. In den folgenden Abschnitten wird darauf eingegangen, welche
Bedeutung politische Talkshows für die Politikvermittlung haben und ob sie dieser Rolle
gerecht werden. Als Beispiel hierfür dient die Polit-Talkshow Schawinski. Desweiteren wird
auf die Rolle des Moderators und den Aufbau der Sendung eingegangen. Die zentrale Frage,
ob die Sendung Schawinski ihrer Rolle als politische Talkshow gerecht wird, soll am Ende
beantwortet werden.
2)
Überblick
2.1
Politische Talkshows - was soll das sein?
Der Begriff „show“ kommt aus dem amerikanischen und bedeutet Sendung. Eine Talkshow
ist demnach eine Gesprächssendung (vgl. Abdulaziz 2008, 34). „Politische Fernsehtalkshows
kann man als kommunikative Ereignisse verstehen, bei denen im Rahmen eines bestimmten
Sendungskonzeptes Personen zusammenkommen, die für die zuschauenden Rezipienten ein
Gespräch führen“ (Abdulaziz 2008, 33). In der internationalen Medienlandschaft gibt es
zahlreiche Talkshowformate. Es gibt Talkshows, die dem Zuschauer Dramaturgie und
Spannung bieten, beispielsweise „Vera am Mittag“ oder „Britt“. Andere wiederum haben
einen hohen Informationsanteil für den Rezipienten. Politiktalkshows vereinen beides, sowohl
Spannung als auch Information („Infotainment“) (vgl. Abdulaziz 2008, 28). „In InfotainmentSendungen verschmelzen stilistische Mittel und Thematiken aus den Bereichen Unterhaltung
und Information. Sie kopieren und integrieren in bewusster Abgrenzung zum alten Format
politischer Magazine die Montagetechniken, Bildästhetik und Intensität von Video- und
Musikclips und zeichnen sich durch ein Wechselspiel von Einspielbeiträgen und Gesprächen
aus“ (Tenscher 1998, 193). Im Vordergrund der Politiktalkshow steht heute nicht mehr nur
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alleine die Vermittlung von Wissen, viel wichtiger ist der Unterhaltungsfaktor für den
Zuschauer (vgl. Abdulaziz 2008, 29). Talkshows werden immer mehr zu einer Bühne für die
Politiker. Politik und Entertainment („Politainment“) werden vermischt. Politische Themen
werden dem Bürger dabei möglichst unterhaltsam präsentiert (vgl. Abdulaziz 2008, 31). Ein
Merkmal einer Talkshow ist nach Constantin von Barloewen und Hans Brandenberg der
Seriencharakter einer Sendung. Nur wenn eine Sendung in einem regelmäßigen und häufigen
Rhythmus wiederkommt, bleibt sie dem Zuschauer in fester Erinnerung. Maßgebend für den
Erfolg der Talkshow ist der Talkmaster, der eigentliche Star. Er repräsentiert das Format und
dient als Identifikationsobjekt für die Sendung. Ein weiteres Merkmal ist das Gespräch, das
personenbezogen und nicht sachbezogen sein sollte. Im Mittelpunkt einer Diskussion muss
daher immer die Person stehen und nicht einzelne Themen (vgl. Abdulaziz 2008, 34). Neben
den vorgestellten Merkmalen gibt es noch zahlreiche andere, die sich beispielsweise auf die
Anzahl der geladenen Gäste beziehen. Die Definition von Barloewen und Brandenberg
beschreibt jedoch sehr treffend die Talkshow Schawinski.
2.2
Hard, soft, solo oder doch als Gruppe?
Talkshows im Allgemeinen lassen sich in vier Kategorien einteilen. Kennzeichnend für den
Solo/Star-Talk ist ein bekannter Moderator, durch den die Talkshow einen Markenwert erhält.
Ein Beispiel hierfür wären „Günther Jauch“, „Markus Lanz“ oder „Sabine Christiansen“. Sie
werden als Stars der Sendung gesehen, was zur Folge haben kann, dass die Gäste in den
Hintergrund rücken. Eine weitere Kategorie wird durch den Gruppen-Talk gebildet, in dem
meist zwei Moderatoren eine Sendung moderieren (vgl. Wendschlag, 9). Hier besteht die
Gefahr, dass sich die Moderatoren gegenseitig im Weg stehen und die Gäste dadurch nicht oft
zu Wort kommen. Der Hard-Talk ist durch einen Moderator gekennzeichnet, der seine Gäste
auch mal in die Mangel nimmt. Das bedeutet, dass der Moderator beim Gast oft nachfragt und
auf die Beantwortung seiner meist kritischen Fragen pocht. Die Sendung verläuft oft in einem
äußerst schnellen Rhythmus. Der Moderator muss für einen Hard-Talk gut vorbereitet sein,
um schnell auf die Aussagen des Gastes reagieren zu können. Dem gegenüber stehen SoftTalk Sendungen, die auch als Tratsch-Sendungen bezeichnet werden können. Der Soft-Talk
vermittelt den Eindruck eines netten „Kaffekränzchens“. Hier kommt es fast nie zu
Meinungsverschiedenheiten und der Standpunkt einzelner Gäste wird nicht kritisch
hinterfragt. Der Moderator nimmt die Rolle eines netten Redeleiters ein, der jeden Gast
ausreden und zu Wort kommen lässt.
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Kennzeichnend für eine gute Talkshow ist, dass der Moderator informiert ist und seine Gäste
dem Publikum nahebringen kann. Das bedeutet aber auch, dass der Standpunkt der Gäste
kritisch hinterfragt werden soll. Hierbei ist es jedoch wichtig, dass das Talktempo nicht zu
schnell ist und die eigentliche Thematik nicht verloren geht. Neben der Unterhaltung sollten
die Informationen im Vordergrund stehen, denn politische Talkshows sollen informieren (vgl.
Wendschlag, 10).
3)
Rundumwissen zur Sendung
3.1
Fakten
Die Talkshow Schawinski wird seit dem 22. August 2011 im öffentlich-rechtlichen Schweizer
Fernsehen (SF 1)
ausgestrahlt.
Die
Sendung läuft
immer montags nach dem
Wirtschaftsmagazin „ECO“ ab 22 Uhr 55 und dauert knapp 30 Minuten. Der Moderator lädt
Gäste aus Politik und Wirtschaft ein und verspricht „temporeiche Gespräche zum
Zeitgeschehen[…] Es wird kontrovers, aber auf Augenhöhe diskutiert“ (Schweizer
Fernsehen). Für einen Montagabend bleibt die Quote der Sendung unter den Erwartungen des
Senders. Die erste Sendung nach der Sommerpause vom 27. August 2012 brachte einen
Marktanteil von 21,5 Prozent und knüpft damit an die Erfolge zu Beginn der Sendung an (vgl.
Grob 2012). Im Durchschnitt erhielt die Talkshow im Jahr 2011 17 Prozent
Zuschauerbeteiligung und blieb damals unter den Erwartungen des Senders (vgl. Lüscher
2011).
3.2
Der Medienpionier
Moderiert wird die Sendung von dem Journalisten und Medienunternehmer Roger
Schawinski. Roger Schawinski wurde am 11. Juni 1945 als Sohn jüdischer Eltern in Zürich
geboren. Auf dem zweiten Bildungsweg machte er 1966 sein Abitur und begann sein Studium
der Wirtschaftswissenschaften in den USA und an der Hochschule St. Gallen, wo er dann
auch promovierte. Roger Schawinski kann auf eine lange Karriere in den Medien
zurückblicken. Während des Studiums machte er ein Volontariat bei der „Neuen Presse“
Zürich und war als freier Mitarbeiter der Züricher „Weltwoche“ tätig (vgl. Munzinger 2011).
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Bereits 1974 war er maßgeblich am Erfolg der Sendung „Kassensturz“ beteiligt, der bislang
erfolgreichsten Fernsehsendung im Schweizer Fernsehen. Er war der erste Gründer eines
Lokalsenders im Schweizer Fernsehen, „Tele Züri“ ging 1994 erstmals auf Sendung. Vier
Jahre später war Schawinski Mitbegründer des ersten Privatsenders der Schweiz (vgl. Stadler
2011). Roger Schawinski gilt als Pionier der privaten Medienlandschaft, deren Anfänge in
den 70er Jahren liegen. Gemeinsam mit Kollegen etablierte er private Radiosender und später
auch private Fernsehsender. Sie schafften das Monopol öffentlich rechtlicher Medien in der
Schweiz ab (vgl. Jolly Roger). Von 2003 bis 2006 war er Geschäftsführer des Privatsenders
Sat.1. In die Schlagzeilen brachte er es in den deutschen Medien mit einer Aussage über
Harald Schmidt, den er als „geldgeil“, „unverfroren“ und „parasitär“ beschimpfte (vgl. Fdi
2012). 2007 erschien sein Buch „Die TV-Falle“, in dem er von seiner Zeit als Senderchef bei
Sat.1 erzählt (vgl. Gäbler 2007). Im Laufe seiner Karriere erschienen sieben weitere Bücher
von ihm, die alle Bestseller wurden. Im Jahr 2008 übernahm er den Schweizer Radiosender
„Radio 1“, dessen Geschäftsführer er seitdem ist. Parallel hat Roger Schawinski in „Radio 1“
seine eigene Talkshow „Doppelpunkt“, in der er Gäste aus der Schweiz einlädt. Laut dem
Radiosender handelt es sich dabei um „die legendärste Talkshow der Schweiz“ (Radio1). Eine
weitere Sendung in „Radio 1“ ist „Roger vs. Roger“. Roger Schawinski diskutiert hier mit
dem Weltwochen-Verleger und Chefredakteur Roger Köppel in kontroverser Form über
aktuelle Themen der Woche (vgl. Radio1). Seit 2009 hat er zudem eine eigene Kolumne in
der „Sonntags Zeitung“.
4)
Willkommen in der Sendung
4.1
Der Ort des Geschehens
Das Studio von Schawinski befindet sich im
Züricher Studio Leutschenbach des SRF, wo alle
Fernsehprogramme des Senders produziert werden
(vgl. Schweizer Fernsehen). Das pastellfarbene
Studio ist schlicht aufgebaut. In der Mitte befindet
sich ein großer länglicher schwarzer Tisch.
(Quelle Schweizer Fernsehen)
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Um den Tisch herum befindet sich eine halbrunde Sitzfläche. Der Tisch und die Sitzfläche
sind eine Anlehnung an das "w" in Schawinski. Laut dem SRF handelt es sich dabei um einen
„Power Button“ (vgl. Los 2011). Im Hintergrund ist eine verschwommene Skyline zu
erkennen, die sich über die halbrunde Form des Studios erstreckt. Über dem Tisch hängt eine
große Lampe, die an mehrere umgedrehte Weingläser erinnert. Der Boden besteht aus
dunklem Parkett. Insgesamt wirkt das Studio schlicht und sehr modern.
4.2
Aufbau der Sendung
Der Moderator und der Gast sitzen sich direkt gegenüber. Sie sitzen nicht in der Mitte des
Tisches, sondern nah am Bildschirm. Dieser wird nach einer kurzen Vorstellung des Gastes
seinerseits vom Moderator per Knopfdruck eingeblendet und verbleibt während der ganzen
Sendung. Der Bildschirm dient dabei als Medium für Videos, Grafiken und Zitate. Zitate
werden auch im Untertitel, nur für den Zuschauer zu Hause sichtbar, eingeblendet. Es gibt
kein Publikum im Studio. Während der ganzen Sendung liegt der Fokus der Bildaufnahme auf
den beiden Akteuren. Dabei handelt es sich immer um Großaufnahmen. Der Gast wird in den
meisten Fällen zu Beginn der Sendung von dem Moderator aufgefordert sich vorzustellen. Es
gibt auch Sendungen, in denen der Gast im Laufe der Sendung oder am Ende gebeten wird
sich vorzustellen. Dadurch wird auch Bezug auf das Privatleben des Gastes genommen. Im
Vordergrund steht jedoch das Amt, beziehungsweise der Beruf den dieser inne hat. Ein klares
Thema ist in der Talkshow nicht erkennbar. Der Gast wird zwar bei einzelnen Themen um
seine Meinung gebeten, jedoch ist der Fokus auf seine Person gerichtet. Die Themen stehen in
direktem Bezug zu dem geladenen Gast.
5)
Sendungsanalyse
5.1
Spannender als jeder Trailer - der Einspieler
Der Einspieler beginnt mit dem Zeigerticken einer großen Uhr. Kurz darauf sieht man den
Moderator von hinten. Die Kamera folgt ihm durch die Redaktionsräume. Nach einem kurzen
Blick in das Studio wird der Blick hinter die Kulissen gelenkt, der Zuschauer sieht Mischpulte
und Kameramänner.
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Im Hintergrund der Mischpulte befinden sich zahlreiche Bildschirme, die den Newsroom
zeigen sollen. Dem Zuschauer soll so
Aktualität und Seriosität vermittelt werden.
Schawinski erweckt den Anschein eine
Sendung mit Blick in die Welt (Newsroom)
und journalistischer Genauigkeit zu sein.
Der
Einspieler
endet
mit
einer
Rückenansicht des Moderators, der im
Studio steht.
(Quelle: Schweizer Fernsehen)
Dabei wird der Fokus auf die Form des Tisches gelenkt, was den Beginn der Sendung
einläutet. Unterlegt ist der Einspieler mit einer spannenden Musik, die an das Ticken einer
Uhr erinnert.
5.2
Und wöchentlich grüßt…. Roger Schawinski
Die Einleitung des Moderators beginnt mit der Begrüßung „Hier ist die erste Talkshow der
Woche. Freut mich, dass Sie heute bei mir sind“. Die Begrüßung ist Routine und wird jede
Woche mit denselben Worten eingeleitet. Im Anschluss stellt Roger Schawinski seinen Gast
mit Namen und Beruf vor. Manchmal folgt danach ein kleiner Witz des Moderators wie
beispielsweise beim Vorsitzenden der Schweizerischen Bundesbahn („Sie haben sich sogar
einen Sitzplatz reserviert“) (vgl. Gespräch mit Andreas Meyer). Das dient einerseits dazu die
Stimmung zu lockern, andererseits aber auch die Stimmung des Gastes zu prüfen. Denn wie
jeder Gast, der in diese Talkshow geht, weiß, belässt es Roger Schawinski meist nicht bei
Nettigkeiten. Oft ist deswegen auch gleich zu Beginn eine gewisse Spannung zwischen
Moderator und Gast zu spüren. So kommt es auch häufig vor, dass es bereits nach der ersten
Minute ein kleines Wortgefecht gibt. Der Gast wird dann jedoch noch schnell am Anfang
gebeten sich vorzustellen („Wer sind Sie Herr/Frau …?“). Die eigene Vorstellung des Gastes
bezieht sich sowohl auf seine Funktion in der Gesellschaft als auch auf sein Privatleben.
Anschließend wird der Gast nach seinen persönlichen Eigenschaften (Stärken und
Schwächen) gefragt. Wichtig für die Sendung ist es den Gast und sein Privatleben
vorzustellen. Der Zuschauer soll den Menschen kennen lernen und danach dessen Handeln
beurteilen. Die Vorstellung des Gastes endet, indem der Moderator den Bildschirm einfährt
und den Fokus auf dessen Bildfläche lenkt.
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5.3
Das einzige Medium
Im Hintergrund der beiden Akteure ist nach der Vorstellung des Gastes während des ganzen
Sendungsverlaufs ein Bildschirm aufgestellt. Dieser dient als Projektionsfläche für Videos,
Tabellen und Zitate. Der Moderator blendet die Videos, etc. meist selbst mit der Betätigung
eines Table-PCs ein. Ganz selten wird ein Video ohne die Betätigung des Table-PCs durch
den Moderator eingeblendet. Die eingeblendeten Hilfsmittel beziehen sich immer direkt auf
den Gast. Es werden teilweise Jahrzehnte alte Interviews gezeigt oder Aussagen des Gastes
beziehungsweise Zitate über ihn. Die Zitate rollen indirekt den Lebenslauf des Gastes auf und
dienen meist allein der Konfrontation. Durch die Zitate wird die persönliche Entwicklung des
Gastes über die Jahre hinweg aufgezeigt. Der Gast nimmt Bezug auf alte Aussagen und wird
dadurch oft gezwungen sich zu rechtfertigen. Der Gesprächsverlauf der ganzen Sendung baut
auf den eingeblendeten Videos, Tabellen und Zitaten auf. Sie bilden den roten Faden der
Sendung. Für den Zuschauer vor dem Bildschirm werden manchmal zusätzlich Zitate des
Gastes eingeblendet. Diese haben aber keine kritische Wirkung, da der Gast nicht damit
konfrontiert wird. Das Einblenden dieser Zitate dient eher als Wiedergutmachung der
Konfrontationen und soll den Zuschauer „pro“ Gast stimmen.
5.4
Wer traut sich Gast zu sein?
Die Anzahl der Gäste ist im Gegensatz zu anderen politischen Talkshows (z.B. Anne Will,
Günther Jauch), bei denen meist mehrere Gäste gleichzeitig im Studio sitzen, nur auf einen
Gast beschränkt. Es ist ein Gespräch zwischen dem Moderator und einem Gast. Für Roger
Schawinski handelt es sich dabei um einen „Hochseilakt, nur einen Gast zu haben, denn der
kann ein Totalausfall sein“ (Roger Schawinki im Gespräch mit Ronnie Grob vom 3.9.12). Die
geladenen Gäste in der Sendung sind aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Der Anteil der
Politiker ist jedoch am Größten. Schawinski verspricht „nur die besten, die relevantesten und
die aktuellsten Gäste“ einzuladen (Merki 2012). Neben politischen Akteuren aus der zweiten
und dritten Reihe, sind aber auch des Öfteren aktuell amtierende Politiker zu Gast. Besonders
gerne scheinen die Politiker der Schweizerischen Volkspartei (SVP) vorbeizukommen. Auch
für den Standort Schweiz wichtige Wirtschaftsunternehmer, wie beispielsweise der
Geschäftsführer der Schweizerischen Bundesbahn sind als Gäste gerne gesehen. Die
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Gästeauswahl beschränkte sich bislang auf Personen aus der Schweiz, die aber auch
international bekannt sind, wie z. B. Sepp Blatter, der Chef der FIFA. Auffallend war bislang,
dass kaum Frauen den Weg in die Talkshow fanden. Von den bisher 48 ausgestrahlten
Sendungen waren lediglich vier Frauen als Gäste geladen. Roger Schawinski sagt dazu:
„Leider habe ich bei Frauen bisher eine gewisse Zurückhaltung gespürt, sich meinen
kritischen Fragen zu stellen. Das betrübt mich sehr“ (Merki 2012). Auch junge Gäste sind
kaum in der Sendung vertreten. Die Gäste müssen laut Roger Schawinski eine halbstündige
Sendung füllen können, was meist nur mit viel Lebenserfahrung möglich ist (vgl. Grob 2012).
In erst einer Sendung waren zwei Gäste gleichzeitig zu Gast. Schawinski lädt jedoch auch
Gäste ein, die auf den ersten Blick keine nationale Relevanz haben. So war der Bruder des
SVP Vorsitzenden Christoph Blocher zu Gast im Studio. Ihn als Gast einzuladen begründet
der Moderator damit, dass er über den Bruder mehr über den Parteivorsitzenden erfährt (vgl.
Grob 2012). Es kommt auch vor, dass Roger Schawinski einen Gast zwei Mal in der Sendung
begrüßt. Seine legendäre Eingangsfrage „Wer sind Sie und woher kommen Sie“ wird dann
überflüssig.
5.5
Mit Händen und Füßen
Der Moderator sitzt, genauso wie der Gast, nah am
Tisch und hat die meiste Zeit die Ellenbogen auf
der Tischplatte. Die Hände nutzt der Moderator
hauptsächlich zum Gestikulieren, oder um den
Fokus auf den Bildschirm zu lenken. Oft deutet er
auch mit dem Zeigefinger direkt auf den Gast, was
aber nicht beabsichtigt, sondern eher versehentlich passiert.
(Quelle: Schweizer Fernsehen)
Durch häufiges Nicken, besonders zu Beginn des Gespräches, signalisiert der Moderator, dass
er dem Gast aufmerksam zuhört. Das Nicken verschwindet meist im weiteren
Gesprächsverlauf. Auffallend in der Sendung ist, dass sehr viel gelacht wird. Sowohl der
Moderator, als auch die Gäste lachen viel. Dieses Lachen ist jedoch eher ein Zeichen der
Konfrontation und als neckisches Grinsen zu interpretieren. Obwohl das Lachen oftmals nicht
in das hitzige Gespräch passt, scheint es die angespannte Situation zwischen Moderator und
Gast zu verringern.
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5.6
Die Rolle des Moderators
Roger Schawinski kommt als Namensgeber der Sendung eine wichtige Rolle zu. Aufgrund
seiner jahrzehntelangen Erfahrung in der Medienbranche wird von ihm eine gute Führung
durch die Sendung erwartet. Seine Aufgabe ist es daher, dem Zuschauer ein Bild über den
Gast, sowohl beruflich, als auch privat, zu vermitteln. Einem guten Moderator werden
mehrere Kriterien zugesprochen. Zum einen muss es einen Rhythmuswechsel geben, um
keine Langeweile während des Sendungsverlaufes aufkommen zu lassen. Diesen erzeugt er,
indem er seine Gäste provoziert und der Ton dabei oftmals etwas kritischer wird. Zum
anderen ist die Kompetenz des Moderators ein wichtiges Kriterium. Kann dieser den
Gesprächsverlauf strukturiert leiten und wirkt der Moderator informiert? Ein weiterer
wichtiger Aspekt ist die Fragestellung. Zeigt der Moderator gegenüber seinem Gast Interesse,
stellt er viele offene Fragen? Werden seine Fragen beantwortet? (vgl. Wendschlag, 8).
Im Folgenden wird analysiert, ob Roger Schawinski seiner Rolle als Moderator gerecht wird.
5.7
Moderationsstil
Nach sechs ausgestrahlten Sendungen kam der Publikumsrat (beratendes Organ, das die
Programmentwicklung und die Programmarbeiten unter anderem vom Schweizer Fernsehen
begleitet und Verbesserungsvorschläge gibt (vgl. SRG)) zu dem Urteil, dass das Talk-Tempo
zu hoch sei, die Gäste nicht ausreden dürfen und Themen nur angeschnitten, aber nicht
vertieft werden würden. Zudem beschrieben sie die Sendung als Selbstinszenierung und
Egoshow (vgl. Lüscher 2011). Die folgende Analyse basiert auf Sendungen nach der
aufgeführten Kritik.
Das Tempo des Gesprächs ist zu Beginn meist langsamer. Spätestens jedoch ab der Hälfte der
Sendung ist der Rhythmus schnell und das Gesprächstempo nimmt nicht mehr ab. Je nach
Gast wird gleich zu Beginn der Sendung der Ton etwas kritischer. Auffallend ist, dass meist
am Anfang durch einen kleinen Witz versucht wird die Stimmung zu lockern. Jedoch ist es
genauso möglich, dass gleich am Anfang eine provokative Bemerkung des Moderators fällt
(„Dann sind sie also ein Vollidiot“) (vgl. Gespräch mit Oskar Freysinger). Eine klare Linie ist
hierbei nicht erkennbar. Es scheint vielmehr als passe sich der Moderator an seinen jeweiligen
Gast an. Manche Gäste werden von dem Moderator gesiezt, andere auch geduzt. Während des
ganzen Sendungsverlaufs herrscht zwischen Moderator und Gast meist eine angespannte
Stimmung. Der Gast scheint immer nur auf provokative Bemerkungen seitens des Moderators
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zu warten. Ziemlich schnell entwickelt sich eine Art Streitgespräch, indem der Moderator den
Gast mit Zitaten konfrontiert und dieser sich dazu rechtfertigt. Oft unterbricht der Moderator
den Gast auch und pocht damit auf die Beantwortung der eingeworfenen Frage. Je nach Gast
ist diese Taktik erfolgreich. Manche Gäste wiederum gehen nicht auf die Fragen ein und es
findet ein Adressatenwechsel statt. Dem Moderator wird dann eine Gegenfrage („Sind Sie
(Schawinski) etwa für die Burka?“) gestellt (vgl. Gespräch mit Oskar Freysinger). Bei
Gegenfragen antwortet der Moderator, was dem Gast eine Möglichkeit bietet, sich der Frage
des Moderators zu entziehen. Hier lässt sich Roger Schawinski die Rolle des Moderators aus
der Hand nehmen und gerät selbst für einen kurzen Moment ins Kreuzfeuer. Bei einer
Eskalation fällt es Herrn Schawinski zudem des Öfteren schwer die Oberhand zu behalten.
Während des ganzen Sendungsverlaufes ist trotzdem ein roter Faden erkennbar. Mit Hilfe der
eingeblendeten Hilfsmittel (Video, Zitate, Tabellen) steuert der Moderator das Gespräch und
gibt dem Zuschauer die Möglichkeit das Gespräch thematisch zu verfolgen. Leider ist der
Abbruch einer bestimmten Thematik manchmal zu früh, sodass der Gast unterbrochen wird
und sich zu einem neuen Thema äußern muss. Offene Fragen werden von dem Moderator
selten gestellt, die Fragen orientieren sich zu sehr an den eingeblendeten Hilfsmitteln. Auf
dem Tisch vor dem Moderator liegen ein paar beschriebene Notizblätter. Der Moderator greift
während des Gesprächs manchmal auf bereits Gesagtes des Gastes zurück und baut es in
einen neuen Kontext ein. Der Moderator zeigt somit eine schnelle Reaktionsfähigkeit und
vermittelt den Eindruck dem Gast immer richtig zu zuhören. Grundsätzlich ist anzumerken,
dass der Moderator viele Hintergrundinformationen (besonders bezüglich des Lebenslaufes
der Gäste) besitzt und der Gesprächsverlauf zu keiner Zeit ins Stocken gerät. Das ermöglicht
viele Konfrontationen. Er schafft es dadurch auch, dem Zuschauer das wahre Gesicht des
Gastes zu zeigen. Roger Schawinski nimmt seine Gäste regelrecht ins Kreuzverhör und behält
dabei meistens die Kontrolle. Die Sendung Schawinski kann ohne Zweifel als Hard-Talk
kategorisiert werden.
Der Moderator selbst weist darauf hin, dass er im Vorfeld einer Sendung versucht gut zu
recherchieren, sich vor der Sendung viele Gedanken macht und gut dokumentiert ist. So kann
er relevante Fragen im richtigen Moment stellen und dem Zuschauer die Möglichkeit geben
sich eine eigene Meinung über den Gast zu bilden. Er rechtfertigt so auch seinen kritischen
Interviewstil, durch den „man hinter die Oberfläche der Gäste schaut und sie mit ihren
Widersprüchen konfrontiert, was mal besser, mal weniger gut gelingt“(Roger Schawinski im
Gespräch mit Ronnie Grob vom 3.9.12). Dass sein Interviewstil sehr kritisch ist bestreitet der
Moderator nicht. Er beschreibt ihn als „eine Gratwanderung zwischen Sadismus und
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intellektueller Neugier“ (Roger Schawinski im Gespräch mit Ronnie Grob vom 3.9.12). Dass
die Sendung Schawinski eher in das Format Hard-Talk passt, wurde bereits beschrieben. Für
Roger Schawinski, dem stellenweise freches und stilloses Verhalten gegenüber seinen Gästen
nachgesagt wird, liegt im Hard-Talk jedoch die wahre Form einer Talkshow. Wer in seiner
Talkshow besteht, hat Stärke bewiesen, was sich durchaus positiv auf das Image des Gastes
auswirken kann (vgl. Grob 2012).
6)
Politikvermittlung
6.1
Politikvermittlung im Allgemeinen
„Politikvermittlung […] umschreibe das Faktum, dass jedes demokratische System
spezifischer Verfahren und Institutionen bedürfe, durch die Politik zwischen Herrschenden
und Beherrschten, zwischen den politischen Führungseliten und den Bürgern vermittelt
werde.“ (Sarcinelli 1998, 11). Medien als solche Institutionen sind Vermittler zwischen
politischen
Entscheidungsträgern
und
den
Bürgern.
Sie
bilden
die
wichtigste
Legitimationsgrundlage für politische Entscheidungen (vgl. Sarcinelli 2011, 10). Der Begriff
der Medialisierung beschreibt „(1) die wachsende Verschmelzung von Medienwirklichkeit
und politischer wie sozialer Wirklichkeit, (2) die zunehmende Wahrnehmung von Politik im
Wege medienvermittelter Erfahrung sowie (3) die Ausrichtung politischen Handelns und
Verhaltens an den Gesetzmäßigkeiten der Medien“ (Sarcinelli 1998b, 678f). Medien können
dabei im positiven Sinne auf unterschiedliche Weise Einfluss auf politische Prozesse nehmen.
Ihren Einfluss auf politische Organisationen und Systeme können sie durch die Konstitution
einer öffentlichen Meinung nutzen. Sie können zudem politisch relevante Themen selektieren
und definieren (Agenda-Setting). Durch ihre große Reichweite in der Gesellschaft, dienen sie
der Politikvermittlung zwischen Bürger und Staat. Die wohl wichtigste Rolle der Medien liegt
in der Kontrolle politischer Macht und der Verhinderung von Machtmissbrauch. Der Funktion
eines positiven Einflusses auf die Politik und Gesellschaft steht eine mögliche negative
Entwicklung gegenüber. Eine davon ist, dass Medien immer mehr ihre Macht gegenüber den
politischen Institutionen aufgeben, wodurch sie ihre Überwachungsfunktion verlieren. So
werden Wahlkampagnen zu sehr personalisiert und verlieren an sachlichem Inhalt. Politische
Kommunikation wird immer mehr zum Entertainment und verliert an wichtigen Inhalten.
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Trotz der Vermittlung politischer Inhalte kann es aufgrund der genannten Argumente zu einer
wachsenden Wissenskluft in der Gesellschaft kommen. Es werden zwar politische Themen
diskutiert, jedoch nur oberflächlich und zu personenbezogen. Medien sind längst nicht mehr
nur ein Medium, sie spielen eine wichtige Rolle in der öffentlichen Meinungsbildung (vgl.
Sarcinelli 2011, 9ff). Laut einer Studie von ARD und ZDF schaute im Jahr 2010 jeder
Erwachsene täglich 244 Minuten fern. Radio wurde 187 Minuten gehört und das Internet
wurde 77 Minuten am Tag genutzt. Sowohl der Fernsehkonsum, als auch die Internetnutzung
sind innerhalb der letzten zehn Jahre gestiegen. Gerade bei der jüngeren Altersgruppe der 14bis 19-jährigen gewann das Internet an Bedeutung. Lag die Nutzungsdauer des Web 2.0 im
Jahr 2000 bei täglich 17 Minuten, betrug sie 2010 bereits 77 Minuten. Die Nutzungsdauer des
Fernsehens stieg leicht von 203 Minuten täglich im Jahr 2000 auf 244 Minuten täglich im Jahr
2010. Lediglich der Hörfunk verzeichnet einen Nutzungsrückgang (2000: 205 Minuten/Tag,
2010: 187 Minuten/Tag). Betrachtet man nun den Medienkonsum hinsichtlich der
Informationsbeschaffung zu politischen Themen, gaben 29 Prozent der wahlberechtigten
Bevölkerung im Jahr 2009 an, sich im Internet über politisch relevante Themen zu
informieren. Demgegenüber stehen zwei Drittel der Befragten, die politische Informationen
über Tageszeitungen und das öffentlich-rechtliche Fernsehen einholten. Obwohl ein leichter
Rückgang der politischen Informationsbeschaffung bei Fernsehen und Hörfunk festzustellen
ist, wird auf diese Medien häufiger zurückgegriffen als auf das Internet. Das Fernsehen spielt
noch immer eine wichtige Rolle in der Vermittlung politische Inhalte (vgl. Sarcinelli 2011,
28f).
Durch Talkshowformate haben Politiker die Möglichkeit auch außerhalb des Wahlkampfes in
den Medien präsent zu sein und ihre politischen Ansichten zu vertreten. Durch häufige
Auftritte in politischen Talkshows trainieren die Politiker zusätzlich ihre Medienkompetenz
und können so beim Zuschauer einen positiven Eindruck hinterlassen. Die Politikvermittlung
beschränkt sich dabei auf den Politiker als Gast und ist personenbezogen (vgl. Bilewicz, 4).
Um von einer gelungenen Politikvermittlung durch politische Talkshows sprechen zu können,
müssen dabei Informationen über Sachverhalte zu erkennen sein. Das Format muss einem
möglichst großen Publikum neues, bislang unbekanntes Wissen vermitteln und es auf
unterhaltsamer Ebene für politische Themen begeistern (vgl. Schicha, 21).
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6.2
Politikvermittlung bei Schawinski
Da in den bislang 48 ausgestrahlten Sendungen die meisten Gäste aus der Politik waren, kann
man bei Schawinski von einer politischen Talkshow reden. Im Vordergrund der Sendung steht
der Gast und dessen Amt bzw. Beruf. Die Sendung stellt den Gast vor und dessen Rolle in der
Schweizer Gesellschaft. Der Zuschauer erfährt zwar, wie es beispielsweise um die
Parteispitze einer Partei steht, jedoch aus der subjektiven Sicht des Gastes. Obwohl sich die
Sendung zahlreicher anderer Quellen (Zeitungen, TV) bedient und so einen allgemeinen
Überblick über die Thematik der Sendung schafft, steht die subjektive Sicht des Gastes zu
sehr im Fokus um sich ein allgemeines Bild über die Thematik verschaffen zu können. Die
meisten Themen befassen sich mit politischen Inhalten, greifen jedoch bereits bekannte
Inhalte nur noch einmal auf. Eine Vermittlung vieler neuer politischer Informationen findet
nicht statt.
7)
Fazit
Schawinski ist eine 30-minütige Sendung, an deren Ende man erst einmal durchatmen muss.
Viel zu oft ist das Talktempo zu schnell. Es werden viele Themen angerissen, aber meist nicht
ausgeführt. Der Gast in der Sendung muss sich den kritischen und provokativen Fragen des
Moderators stellen. Die Reaktion des Gastes und seine Standhaftigkeit gegenüber dem
Moderator sind für den Zuschauer sehr spannend. Auch wenn bei Schawinski keine neuen
politischen Themen angesprochen werden und der Zuschauer im Sinne der Politikvermittlung
nichts Neues erfährt, so lernt man in der Sendung den Gast als Menschen kennen, seine
Stärken und Schwächen. Da die meisten Gäste aus der Politik kommen, kann es durchaus das
personenbezogene Wahlverhalten beeinflussen. Zu Roger Schawinski als Moderator ist zu
sagen, dass er einen seriösen Eindruck macht. Er wirkt gut vorbereitet und zeigt Interesse den
Gast dem Zuschauer näher zu bringen. Dabei ist jedoch zu kritisieren, dass der Moderator sein
voreingenommenes Bild über vereinzelte Gäste zu offensichtlich zeigt. Nicht immer ist eine
Neutralität gegenüber den Gästen erkennbar. Der Zuschauer merkt sofort, ob Roger
Schawinski einen Gast mag oder nicht. Das sollte als Moderator einer politischen Talkshow
nicht passieren. Der kritische Umgang mit den Gästen gehört aber zum Sendungsprofil und
trägt maßgeblich zu spannenden 30 Minuten bei. Obwohl viele Talkshows mit einer 60Seminar: Publizistische Praxis
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minütigen Sendezeit oft langweilig sind, wäre eine Sendezeit von 45 Minuten bei Schawinski
ratsam. So könnten mehr Themen ausgeführt werden und das Talktempo etwas langsamer
gestaltet werden. Wie in der Definition von Barloewen und Brandenberg beschrieben, steht
bei Schawinski der Gast im Fokus. Dass in der Sendung nur ein Gast im Studio ist, ermöglicht
einen leichteren Überblick. Um die Sendung auch einem jüngeren Publikum zugänglich zu
machen, wäre es für die Zukunft ratsam, mehr auf Interaktivität zu setzen. So wäre es
denkbar, dass Fragen, die Zuschauer an die Gäste haben, vorab in einem Forum gestellt
werden und in der Sendung dann beantwortet werden. Gerade durch die schnelle Etablierung
des Internet bezüglich des Medienkonsums liegt hier noch Potenzial.
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Anhang
Quellen
Analysierte Sendungen (Quelle SF Video Portal)
19. Dezember 2011( Gast Christoph Blocher)
16. Januar (Gast Andreas Meyer)
19. März 2012 (Gast Doris Fialia)
26. März 2012 (Gast Carsten Schloter)
2. April 2012( Gast Oskar Freysinger)
16. April 2012( Gast Martin Bäumle)
27. August 2012 (Gast Gerhard Blocher)
Bilder
Screenshots aus der Sendung Schawinski des Schweizer Fernsehens.
Literaturverzeichnis
Bücher
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Magdeburg.
Bilewicz, Wolfgang (2003): Die Talkshowisierung der Politik am Beispiel der Sendung:
„Vorsicht! Friedman“. Norderstedt.
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Sarcinelli, Ulrich (1998b): Mediatisierung. In: Jarren, Otfried/Sarcinelli, Ulrich/Saxer, Ulrich
(Hrsg.): Politische Kommunikation in der demokratischen Gesellschaft. Ein Handbuch mit
Lexikonteil. Opladen/Wiesbaden.
Sarcinelli, Ulrich (2011): Medien und Demokratie. Demokratie in Deutschland 2011 – Ein
Report der Friedrich-Ebert-Stiftung. Berlin.
Schicha, Christian& Brosda, Casrsten (2002): Politikvermittlung in UnterhaltungsformatenMedieninszenierung zwischen Popularität und Populismus. Band 3. Münster.
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Perspektiven. In: Sarcinelli, Ulrich (Hg.): Politikvermittlung und Demokratie in der
Mediengesellschaft. Opladen.
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Internet
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Gäbler, Bernd. Was Schawinski verschweigt. Stern.de, August 2007. URL (abgerufen am
25.09.2012): http://www.stern.de/kultur/tv/die-medienkolumne-was-schawinski-verschweigt596277.html
Grob, Ronnie. Ich habe so viel mehr erreicht als ich mir jemals vorgestellt habe.
Medienwoche,
September
2012.
URL
(abgerufen
am
25.09.2012):
http://medienwoche.ch/2012/09/03/ich-habe-so-viel-mehr-erreicht-als-ich-mir-jemalsvorgestellt-habe/#more-9989
Jolly Roger - Ein Kapitel Schweizer Mediengeschichte. URL (abgerufen am 25.09.2012):
http://www.jollyroger.ch/hello.html
Los. Hier wird Schawinski bald debattieren. 20 minuten Online, August 2011. URL
(abgerufen am 25.09.2012): http://www.20min.ch/life/tv/story/27836318
Lüscher, Christian. Schawinski muss netter werden. Basler Zeitung, September 2011. URL
(abgerufen am 25.09.2012): http://bazonline.ch/schweiz/standard/Schawinski-muss-netterwerden--/story/31041913
Merki, Kurt- Emil. Schawinski allein bringt keine Quote. Sonntag Online, Februar 2012.
URL (abgerufen am 25.09.2012): http://www.sonntagonline.ch/ressort/menschen/2148/
Munzinger- Wissen, das zählt, November 2011. URL (abgerufen am 25.09.2012):
http://www.munzinger.de/search/portrait/roger+schawinski/0/24728.html
Radio 1. URL (abgerufen am 25.09.2012):
http://www.radio1.ch/de/podcasts/podcast-doppelpunkt.html
http://www.radio1.ch/de/podcasts/podcast-roger-gegen-roger.html
Schweizer Fernsehen. URL (abgerufen am 25.09.2012):
http://www.sendungen.sf.tv/schawinski/Nachrichten/Uebersicht?DCSext_zugang=videoportal
_homepage
SRG DeutschSchweiz (2011). URL (abgerufen am 25.09.2012): http://www.srgd.ch/ueberuns/publikumsrat/
Stadler, Rainer. SF- Talkshow für Schawinski. Neue Züricher Zeitung, Februar 2011. URL
(abgerufen am 25.09.2012):
http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/medien/schawinski_schweizer_fernsehen_1.9336501.ht
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