Lerntypen und kreative Lerntechniken Lernen

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Lerntypen und kreative Lerntechniken Lernen
Lerneinheit 2: Lerntypen und kreative Lerntechniken
1 Lernen lernen
Lerneinheit 2
Lerntypen und kreative
Lerntechniken
Plutarch
(ca. 45 bis ca. 125),
griechischer
Schriftsteller
„Das Gehirn ist nicht nur ein Gefäß, das gefüllt werden muss, sondern ein Feuer, das
gezündet werden will.“
Plutarch
Wir alle lernen. Jeden Tag. Wie du erkennen kannst, wie Lernen für dich am besten
funktioniert und wie du herausfindest, welcher „Lerntyp“ du bist und welche Lerntechniken zu dir passen, erfährst du in dieser Lerneinheit.
Lernen
1 Vögel fliegen – Fische schwimmen
Von den verschiedenen Wegen zum (Lern-)Ziel
Vgl. Kapitel 4
Vgl. Kapitel 2
Vgl. Kapitel 2
Unter Lernen versteht man den Erwerb von neuen Fähigkeiten, Kenntnissen, Verhaltensweisen.
Jeder Mensch verfügt über individuelle Grundvoraussetzungen, um zu lernen.
Die Merkfähigkeit ist bei jedem Menschen anders, manche Menschen merken sich leicht
Zahlen, andere Bilder, andere merken sich schwer Namen, wieder andere verfügen über ein
Spezialgedächtnis für z. B. Jahreszahlen oder Gedichte. Dies kann auf Teilbegabungen oder
Teildefekte des Gedächtnisses zurückzuführen sein, aber auch auf Vorlieben und Abneigungen
gegenüber bestimmten Spezialgebieten. Fakten, die Sinn ergeben bzw. Zusammenhänge aufweisen, merken wir uns besser. Unser Gehirn speichert Eindrücke und Informationen leichter, wenn
sie mit bestimmten Emotionen verknüpft sind. Du
vergisst Ereignisse, bei denen du zum Beispiel große
Freude, Trauer, Überraschung gefühlt hast, nicht so
schnell wie emotional „neutrale“ Eindrücke.
Außerdem ist deine Merkfähigkeit auch davon abhängig, wie dir Informationen vermittelt werden
und welche Wahrnehmungsvorlieben du hast.
Wann geht dir ein Licht auf?
Beobachte deine Lehrerin bzw. deinen Lehrer,
wie sie bzw. er eine
Unterrichtsstunde gestaltet. Beobachte auch
deine Klassenkolleginnen und Klassenkollegen und dein Verhalten
im Unterricht.
Schauen wir uns eine Unterrichtsstunde an:
Trägt der Lehrer den Lehrstoff vor (nur akustisch), unterstützt er den Vortrag durch Bilder, Overheadfolien, Videos … (Visualisierung), können Schülerinnen und Schüler etwas selbst durch
Experimente, Spiele, Gruppenarbeiten ausprobieren (Handeln) oder werden die Schülerinnen
und Schüler angehalten, den Lehrstoff zu lesen und mit eigenen Worten zusammenzufassen?
Versteht sich die Klasse mit der Lehrerin bzw. dem Lehrer? Fühlst du dich in der Klasse und in der
Klassengemeinschaft wohl?
Aus eigener Erfahrung wirst du nun spontan sagen können: Ich merke mir etwas leichter,
wenn ich es höre, sehe, selbst zusammenschreibe, laut vorspreche, es ausprobiere, Verknüpfungen herstelle, in einer Gruppe erarbeite, allein lerne und, und, und …
Aufgabe 1
Tauscht in der Gruppe eure positiven und negativen Lernerfahrungen aus.
Persönlichkeitsbildung und soziale Kompetenz
7
Lernen
Erfahren
Sichern
Der Knackpunkt ist: Es gibt eine unübersichtliche Menge von Einteilungen in Lerntypen
und Lernstile, jedoch zu den verschiedenen Theorien kaum seriös wissenschaftliche Versuchsreihen und Auswertungen.
Frederic Vester
(1925–2003),
deutscher
Wissenschaftler
Die bekannteste Einteilung in Lerntypen ist die von Frederic Vester, der von vier Lerntypen
spricht und sie nach ihren Vorlieben für bestimmte Lernkanäle unterscheidet.
● optisch/visuell: Lernen durch Sehen
● auditiv/akustisch: Lernen durch Zuhören
● haptisch: Lernen durch Tun bzw. Handeln
● kognitiv: Lernen durch Erkennen
Vesters Einteilung wird von vielen Wissenschaftlern kritisiert, da drei seiner Lerntypen sich auf
die Wahrnehmungskanäle beziehen, während der vierte, der kognitive, sich auf den Verstehensprozess bezieht und nicht definiert wird, wie dieser Lerntyp an den Lernstoff kommt.
Modelle zu Lernstilen
und Lerntypen lies
nach im
ID: 1003
Also, auch Wissenschaftler stellen einander widersprechende Theorien auf, die spannend sind.
Gemeinsam haben diese Theorien eines, nämlich die Empfehlung, dass beim Lernen möglichst
alle Sinne miteinbezogen werden sollen, da Lerntypen in der Praxis fast immer Lern-MischTypen sind.
Wozu dann überhaupt die Einteilungen?
Das Wissen um die Einteilungen in Lernstile und Lerntypen bringt Lehrerinnen und Lehrer dazu,
den Lehr- und Lernstoff so vorzubereiten, dass möglichst viele Wahrnehmungskanäle ihrer Schülerinnen und Schüler angesprochen werden. Schülerinnen und Schüler hingegen lernen, dass sie
einen Lernstoff vertiefen, wenn sie unterschiedliche Lernstile kombinieren und so ihren individuellen, optimalen Lernstil finden, denn Fische können bekanntlich besser schwimmen als fliegen.
Fische
können
fliegen
–
Vögel
können
schwimmen
?
Die wichtigsten Voraussetzungen für effektives Lernen sind:
Situationsbezug
Verwendbarkeit
Konkretheit
Kontext
Alle Wahrnehmungskanäle
Lernklima
Aufgabe 2
● Du musst wissen, warum du etwas lernst bzw. wozu du es lernst.
● Der Lernstoff soll konkret sein und die Zusammenhänge sollen klar erkennbar sein.
● Die Lerninhalte sollen sprachlich, bildhaft, motorisch aufbereitet werden.
● Die Lernumgebung soll angenehm, die Beziehung zu den Lehrenden und Mitlernenden
positiv sein.
Ordne diese vier Grundvoraussetzungen für effektives Lernen deiner persönlichen Wertung
nach in: sehr wichtig – wichtig – weniger wichtig – kaum wichtig bis unwichtig
Begründe deine persönliche Wertung und besprich sie mit deinen Klassenkolleginnen und
Klassenkollegen und deiner Lehrerin bzw. deinem Lehrer.
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Persönlichkeitsbildung und soziale Kompetenz
Lerneinheit 2: Lerntypen und kreative Lerntechniken
Was, wann, wo, wie welchen Lerntyp weiterbringt
Richard Felder
(geb. 1939),
US-amerikanischer
Wissenschaftler
Der amerikanische Forscher Richard Felder setzt sich mit dem Lernen seiner Studenten auseinander. Er unterscheidet in seinem Lernstilmodell vereinfachend zwischen vier bipolaren
Lerntypen:
● aktiv – reflektiv
● sensorisch – intuitiv
● visuell – verbal
● sequenziell – global
Aufgabe 3
Lies die folgende Einteilung Felders genau durch und markiere die Lernstrategien, die du am
häufigsten anwendest. Sicher wendest du mehrere Strategien bzw. Lerntechniken an, die bei
unterschiedlichen Lernstilen Felders angeführt werden.
Welche Lerntechniken, die in der Aufstellung nicht angeführt werden, fallen dir noch ein und
welchem Lernstil würdest du sie zuordnen?
aktiv
reflektiv
Als aktiver Lerntyp verstehst du Informationen besser, wenn du darüber diskutierst
oder sie ausprobierst bzw. anwendest.
Als reflektiver Lerntyp arbeitest du lieber allein und denkst über das Gelernte nach.
Du arbeitest gerne in Gruppen, kannst
auch gut Gruppenmitgliedern etwas erklären und Antworten ausarbeiten.
Du liest gerne nochmals nach und es hilft
dir, kurze Zusammenfassungen in eigenen
Worten zu schreiben.
Es fällt dir schwer, wenn du im Unterricht
nur sitzt und zuhörst.
sensorisch
intuitiv
Als sensorischer Lerntyp liebst du Fakten
und kannst gut auswendig lernen.
Als intuitiver Lerntyp liebst du Neues und
lehnst Wiederholungen ab.
Du magst Überraschungen nicht, bist praktisch veranlagt, aber Neuem gegenüber
eher vorsichtig.
Du entwickelst gerne neue Konzepte und
kommst mit abstrakten Formen und Funktionen gut zurecht.
Mit herkömmlichen Lern- und Lehrmethoden fühlst du dich wohl.
Auswendiglernen magst du nicht, du brauchst
den Bezug zur realen Welt.
Aber Achtung: Du neigst wahrscheinlich zu
Flüchtigkeitsfehlern, weil du schnell arbeitest
und Details übersiehst.
visuell
verbal
Als visueller Lerntyp lernst du leichter mit
Unterstützung von Bildern, Grafiken, Diagrammen, Filmen etc.
Als verbaler Lerntyp bevorzugst du das Wort
in Form von gesprochenen oder geschriebenen Informationen.
Du markierst deine Unterlagen gerne mit
Farbmarkern und strukturierst den Lernstoff anhand von Tabellen, Pfeilen, grafischen Zeichen und Zeichnungen.
Du schreibst gerne Zusammenfassungen
oder erklärst gerne deinen Gruppenmitgliedern das Gehörte oder Gelesene. Wenn du
etwas erklärst, verstehst du es selbst noch
besser.
Persönlichkeitsbildung und soziale Kompetenz
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1 Lernen lernen
2 Das ist ja typisch!
Lernen
Erfahren
Aufgabe 4
Sichern
sequenziell
global
Als sequenzieller Lerntyp lernst du schrittweise.
Als globaler Lerntyp lernst du gerne in
großen Sprüngen.
Wichtig für dich ist, dass du den Lernstoff
in eine logische Reihenfolge bringst, Verknüpfungen herstellst und erst dann auf
andere Bereiche ausweitest.
Du kannst komplexe Probleme schneller
lösen, wenn du das Gesamtbild verstanden
hast.
Manchmal bleiben dir Details unklar, deshalb
hast du immer lieber einen Überblick über
das gesamte Kapitel, bevor du dich mit einzelnen Lernschritten auseinandersetzt.
Gestaltet in der Gruppe einen Ideenkatalog mit euren ganz persönlichen Lerntechniken und
Lernstrategien und ordnet sie den unterschiedlichsten Lerntypen zu.
Überlegt, wodurch Lernprozesse gestört werden können.
3 Vom Käse bis zur ganzen Familie
Neun kleine und feine Techniken zum leichten Lernen
Wusstest du, dass
Hemmschwelle und
Schwellenangst von
den Mongolen geprägte Begriffe sind?
In jedem Zelt der Mongolen befand sich beim
Eingang eine Schwelle
(= Türstaffel). Stolperte
ein Besucher beim
Betreten des Zeltes
über diese Schwelle, so
wurde dies als Zeichen
dafür gewertet, dass
er böse Geister mit ins
Zelt brachte. Passierte
das im Zelt des Großkhans, kostete es den
unglücklichen Besucher
den Kopf. Darum die
Angst, eine Schwelle zu
übertreten.
Aufgabe 5
Kennst du diese Situation?
Du hast endlich deinen inneren Schweinehund, psychologisch betrachtet deine Hemmschwelle, überwunden, die dich bisher daran gehindert hat, mit dem Lernen zu beginnen.
Und nun sitzt du vor einer beinahe unüberschaubaren Menge an Lernstoff und weißt eigentlich
nicht so ganz genau, was du lernen sollst. Und du hast morgen Schularbeit! Ooops!
Welche Grundfehler beim Lernen kann man machen?
● Man beginnt zu spät zu lernen.
● Man lässt viel Lernstoff zusammenkommen.
● Man hat im Unterricht nicht aufgepasst.
● Man hat die Hausübungen nicht gemacht oder nur abgeschrieben.
● Man hat sich den genauen Prüfungsstoff nicht notiert.
● Man hat Angst vor dem Lernen, weil man Angst vor der Prüfung hat.
● Man denkt, dass man es sowieso nicht schafft, weil …
Formuliere die vorhergehenden Punkte positiv um, z. B.: Ich beginne rechtzeitig zu lernen.
Stell dir vor, du hast die Grundvoraussetzungen
für effektives Lernen erfüllt, du weißt über deinen
Lernstil Bescheid und nun kann es losgehen.
Aber du willst auch Spaß beim Lernen haben und
Freizeit soll auch noch übrig bleiben?
Probier ein paar unserer Lerntipps aus!
Wissen, reihenweise …
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Persönlichkeitsbildung und soziale Kompetenz
Lerneinheit 2: Lerntypen und kreative Lerntechniken
Einen Laib Emmentaler isst du nicht als Ganzes und die Löcher im
Käse kaust du nicht.
Was sagt uns das?
Auch den Lernstoff schneidest du, bevor du ihn deinem Gehirn als
Nahrung zuführst, in Scheibchen. Je nach Umfang des Lernstoffs
So ein Käse!
wähle die Anzahl der Scheiben, so kannst du Lernschritt für Lernschritt durchführen. Wirf unnötigen Lernballast ab, hab auch den Mut zur Lücke bzw. zum
Loch im Käse. Erarbeite den Kernstoff vom Lernstoff, also den wichtigen Stoff, der geprüft
wird.
Wie weißt du nun, was wichtig ist und was nicht?
2. Detektiv-Technik
Beobachte deine Lehrerin bzw. deinen Lehrer beim Unterrichten und beim Prüfen.
Jede Lehrerin, jeder Lehrer hat ihren bzw. seinen bestimmten Fragestil.
Was dem einen beim
Lernen hilft, kann dem
anderen hinderlich sein.
Um das zu erkennen,
muss man es
ausprobieren.
● Wer? Was? Wann? Wo?
Du sollst Fakten aufzählen.
● Warum? Wie?
Du sollst Zusammenhänge erklären und deine eigene Meinung dazu kundtun.
Auch während des Unterrichtens stellen Lehrerinnen und Lehrer immer wieder Fragen und
beantworten sie manchmal selbst. Genau diese Fragen findest du oft bei Tests und Prüfungen
wieder. Stell dir beim Durcharbeiten des Lernstoffs vor, welche Fragen die Lehrerin bzw. der
Lehrer stellen würde. Schreib dir einen Fragenkatalog zusammen und erarbeite die Antworten.
Du wirst herausfinden, dass man auch bei einer großen Menge an Lernstoff gar nicht so viele
sinnvolle Fragen stellen kann.
3. Gehirn-Aufräum-Technik
Du hast manchmal beim Lernen das Gefühl, dass du dir nichts merkst oder alles verwechselst?
Vgl. Kapitel 4
Wenn du lernst, arbeitet dein Gehirn auf vollen Touren, es bildet neue Verzweigungen, damit
die neuen Lerninhalte in die richtigen Schubladen wandern können, wo du sie auch wieder
finden kannst. Nach dem Lernen ist dein Gehirn noch immer mit diesen Umräumarbeiten
beschäftigt. Wenn du dich jetzt auf einen neuen Lernschritt konzentrieren willst und das noch
nicht geht, kann es sein, dass du dein Gehirn gerade beim Aufräumen störst.
Plane daher deine Lernzeiten so, dass du genug Pausen zwischen den einzelnen Lernschritten
hast. Belaste in diesen Pausen dein Gehirn nicht mit aufregenden Aktionen, sonst lenkst du es
wieder ab. Setz dich also nicht vor den Fernsehapparat, schau keine DVDs und spiele auch nicht
irgendwelche Computer-Games. Geh stattdessen spazieren.
Aufgabe 6
Nenne Beschäftigungen, die du während deiner Lernpausen ausführen kannst und die dein
Gehirn bei der Arbeit nicht ablenken.
Wenn du beim Lernen alles verwechselst, mag es sein, dass du gerade das Gesetz der Ähnlichkeitshemmung kennenlernst. Ähnliche Inhalte können sich beim Lernen überlagern, wodurch
Blockaden beim Abrufen der Informationen auftreten können.
Das bedeutet für dich, dass du Lernstoffe mit ähnlichen
Inhalten zeitlich trennen sollst bzw. erst weiterlernen
sollst, wenn ein Lerninhalt gefestigt ist.
Rinks und lechts nicht wervechseln!
Persönlichkeitsbildung und soziale Kompetenz
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1 Lernen lernen
1. Emmentaler-Käse-Scheibchen-Technik
Lernen
Erfahren
Sichern
4. Hirn-Lese-Technik
laut und leise lesen:
Du kannst einen Text
schneller lesen, wenn du
ihn leise liest als wenn
du ihn laut vorliest.
Aufgabe 7
Wenn du länger nicht an deinem PC arbeitest, fällt er in den Standby-Zustand. So funktioniert
auch dein Gehirn. Wenn ihm langweilig ist, fällt es in den Ruhezustand und du kannst dich nicht
mehr konzentrieren. Das kann passieren, wenn du zu langsam liest oder laut liest. Auge und
Gehirn arbeiten schneller als du reden kannst, daher ist es von Vorteil, wenn du das springende
Lesen übst und so deine Lesegeschwindigkeit erhöhst. Das bedeutet, dass du ganze Wortgruppen und nicht Wort für Wort liest.
Ziehe drei senkrechte Linien auf dieser Seite.
Lass beim Lesen deine Augen von Linie zu Linie zu Linie springen und lies eine Zeile in zwei bis
drei „Sprüngen“. So trainierst du deine Lesetechnik.
5. Schummelzettel-Technik
Warum braucht man „perfekt gestaltete“ Schummelzettel bei Schularbeiten meistens nicht?
Weil man sowieso alles weiß, wenn der Schummelzettel gelungen ist.
Ein perfekt gestalteter Schummelzettel ist ein sehr gut verfasstes Exzerpt.
Aufgabe 8
Verfasse von Lernschritt 4 ein Exzerpt und gehe folgendermaßen vor:
Kopfzeile
Markiere mit einem Farbmarker die wichtigsten Informationen in deinem Buch.
Lege A4-Zettel bereit. Beschreibe sie nur einseitig. Lass
eine Kopfzeile, Fußzeile und Marginalspalte (Randspalte, wie bei Heften mit Korrekturrand) frei. Deine
Seite sollte dann in etwa so aussehen wie z. B. die
Seite dieses Buches, auf der wir uns gerade befinden.
Marginalspalte
Lesen:
Um einen Text, der aus
kurzsilbigen Wörtern
besteht, lesen zu können, müssen meist nur
der erste und der letzte
Buchstabe eines Wortes
an der richtigen Stelle
stehen; zum Beispiel bei
unserem Text zu
luat und lsiee lseen:
Du knanst enien Txet
schelelnr lseen, wnen
du ihn liese lseit als
wnen du ihn luat vrosielt.
Schreib in die Kopfzeile deines A4-Blattes das Thema,
in die Fußzeile kannst du kurze Erklärungen von
Fachbegriffen schreiben. In die Marginalspalte kommen Skizzen, Überschriften und Fragen, die die
Lehrerin bzw. der Lehrer stellen könnte. Schreib dir
auch in die Marginalspalte die betreffende Seite im
Lehrbuch, so kannst du beim Wiederholen oder bei
Unklarheiten schnell nachschlagen.
Hauptseite
Fußzeile
Auf die Hauptseite schreibe in eigenen Worten oder
Stichworten das, was du im Buch farbig markiert hast.
Wenn du mit diesem Exzerpt wiederholst, kannst du das Wichtigste nochmals farbig hervorheben oder mit Zeichen (Pfeilen, Kreisen etc.) strukturieren.
So lernst du mit dem Einsatz vieler Sinne bzw. Wahrnehmungskanäle.
Diese Schummelzettel-Technik kannst du in allen Gegenständen anwenden oder als Präsentations-Vorbereitung in Schule und Beruf einsetzen.
6. Kartenspiel-Technik
Du kennst sicher die Karteikasten-Methode, du schreibst zum Beispiel Englischvokabeln auf
die Vorderseite und die deutsche Entsprechung auf die Rückseite des Karteikärtchens. Je nach
Lernsystem ordnest du sie in deinen Karteikasten. Du bist aber nicht an deinen Karteikasten
gebunden!
Nimm ein Päckchen Karten (10 bis 30) mit, wenn du unterwegs bist, und verwende einige Minuten dieser Zeit zum Wiederholen.
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Persönlichkeitsbildung und soziale Kompetenz
Lerneinheit 2: Lerntypen und kreative Lerntechniken
Gehen:
Der österreichische
Schriftsteller Thomas
Bernhard schrieb ein
spannendes Buch zum
Thema Denken und
Gehen mit dem Titel
„Gehen“.
Vgl. Kapitel 4
Aufgabe 9
Schauspieler lernen ihre Texte oft im Gehen. Im Gehen kann man konzentrierter nachdenken,
da mehr Sauerstoff ins Gehirn transportiert wird als im Sitzen.
Wenn du lieber im Sitzen lernst, ist es wichtig, ab und zu aufzustehen, sich zu strecken, durchzuatmen, herumzugehen.
8. Spinnen-Technik
Das wichtigste Werkzeug der meisten Spinnen ist ihr Netz. Alles, was sie zur Konstruktion des
Netzes benötigen, haben sie bei sich und können es beinahe zu jeder Zeit und an jedem Ort
anwenden.
Jeder Mensch verfügt über ein Vorwissen bzw. ein Wissensnetz, das ihn in die Lage versetzt,
beinahe zu jeder Zeit und überall ein Wissensnetz zu konstruieren. Alles neu zu Lernende kann
in dieses Wissensnetz eingebaut und mit bereits vorhandenem Vorwissen verknüpft werden.
Menschen fällt es leichter, sich Neues zu merken, wenn sie Zusammenhänge herstellen können. Dadurch wird das Netz dichter und bietet noch mehr Möglichkeiten, weitere Assoziationen „einzufangen“.
Ein neues Wort merkt man sich leichter durch Assoziationen (= freie Gedankenverbindungen).
Stell dir zu Wörtern oder Wortteilen ein Bild oder eine Handlung vor.
Reimkunst vom Feinsten:
Nach
„vom“, „zum“, „beim“
schreib das Zeitwort
niemals klein.
Denk dir eine Geschichte aus, in der Fachbegriffe, die du neu gelernt hast, vorkommen.
Bilde mit neuen Vokabeln ganze Sätze.
Erfinde Reime. Rhythmische Texte merkt man sich leichter!
Die Werbung bedient sich all der Hilfsmittel wie Assoziation, (bewegter) Bilder, Wiederholungen,
Rhythmus etc., um Konsumenten in dieses Netz an Informationen „einzuspinnen“. Bediene dich
der gleichen Methoden und fange Wissen ein!
9. Ganze-Familie-Lern-Technik
Du kennst vielleicht die Mindmapping-Methode, Brainstorming oder Clustering. Assoziationen werden zu Papier
gebracht, je größer das Papier, desto besser. Es gibt kein „Das
geht aber nicht!“, „Das ist unrealisierbar!“ …
Jede Idee wird notiert. Erst nach Ende der freien fantasievollen
Assoziationsphase wird strukturiert und über die Vorschläge
diskutiert.
Mit diesen Methoden kannst du Überblick gewinnen, aber
nicht nur, um Ideen für ein Referat oder eine Projektarbeit zu
sammeln.
Du kannst strukturierte Plakate zum Lernen/Üben/Wiederholen gestalten (mindestens im Format A3).
A map of the mind
Aufgabe 10
Gestalte Lernplakate, z. B.: ein Grammatikplakat, ein Plakat für neue kaufmännische Begriffe,
ein Vokabel-Plakat, ein „Lernen lernen“-Plakat …
Diese Plakate befestige dort, wo du sie oft siehst: neben deinem Bett, neben der Kaffeemaschine, auf der Kühlschranktür, an der Türinnenseite der Stoffwechsel-Recycling-Kabine …
Du wirst sehen, deine ganze Familie lernt ganz automatisch mit.
Persönlichkeitsbildung und soziale Kompetenz
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1 Lernen lernen
7. Schauspieler-Technik
Lernen
Erfahren
Aufgabe 11
Sichern
Probier einige neue Lerntechniken aus.
Führe mindestens einen Monat lang ein Lerntagebuch.
Notiere, wie es dir mit unterschiedlichen Methoden geht.
Finde die optimalen Lerntechnik-Kombinationen für dich heraus.
Antworte in deinem Lerntagebuch auf folgende Fragen:
● Wie viel Zeit wendest du pro Tag für Lernen auf?
● Fällt es dir leicht, Zusammenhänge zwischen neu gelernten Informationen zu finden?
● Lernst du gezielt?
● Bist du motiviert?
Besprich deine Erfahrungen mit Schulkolleginnen und Schulkollegen.
Tipp: Mach dich schlau in der Bibliothek und im Internet und suche Lerntechniken, die du
noch nicht kennst.
Heinz Klippert und Vera F. Birkenbihl haben viele Bücher zum Thema „Lerntechniken“ verfasst.
4 Von der Kür der Pflicht
Einiges zur Spezies „Portfolio“
Portfolios kennst du aus dem Sprachunterricht. In den Fremdsprachen führst du deine Sprachportfolios, wobei du dich an bestimmte Kriterien halten sollst.
Im Gegenstand Deutsch kannst du dein Kulturportfolio kreativ und individuell gestalten.
Dein Bewerbungsportfolio erstellst du in den Gegenständen Textverarbeitung, Deutsch und in
den kaufmännischen Fächern.
Portfolios wurden
schon in der Vergangenheit
geführt. Wenn zum
Beispiel Leonardo da
Vinci oder Michelangelo
sich um einen Auftrag
bewerben wollten,
nahmen sie ein Portfolio mit. In diesem
Portfolio befanden sich
Skizzen, Entwürfe,
Empfehlungsschreiben,
Auszeichnungen und
Dokumentationen ihrer
bisherigen Arbeiten.
So präsentierten die
Künstler die
Entwicklungsschritte
und Qualität ihrer
Arbeit.
Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten weisen nun diese Portfolios auf? Was haben sie mit
Lern- und Berufsorientierung zu tun? Und warum werden sie in PBSK besprochen?
Es gibt mehrere Arten von Portfolios.
● Arbeitsportfolio
In ein Arbeitsportfolio gibst du Arbeiten, die bereits abgeschlossen sind oder an denen du noch
arbeitest. Du schreibst auch darüber, wie es dir während der Arbeitsprozesse ergeht, wo Probleme auftauchen und welche Arbeiten du deiner Einschätzung nach gut gemacht hast bzw.
machst.
Wenn du dein Arbeitsportfolio mit deiner Lehrerin oder deinem Lehrer besprichst, kann sie bzw.
er dir Tipps geben, wie du effektiver arbeiten kannst.
Das Arbeitsportfolio kannst du in einem speziellen Gegenstand oder auch für fächerübergreifende Projekte anlegen.
● Beurteilungsportfolio
Das Beurteilungsportfolio wird so aufgebaut, dass es
auch in die Notengebung einbezogen werden kann.
Es soll daher einen Pflichtteil für jede Schülerin und
jeden Schüler beinhalten, der bestimmten Richtlinien
gerecht wird (Inhalt, Umfang, Form).
In diesem Portfolio kann es einen Kürteil geben. Diesen Teil gestaltest du frei und individuell. Du entscheidest dann, ob und mit wem du diesen Kürteil besprechen willst.
Beurteilt und für gut befunden.
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Persönlichkeitsbildung und soziale Kompetenz
Lerneinheit 2: Lerntypen und kreative Lerntechniken
● Vorzeigeportfolio
Vgl. Kapitel 8
1 Lernen lernen
In das Vorzeigeportfolio gibst du deine besten Arbeiten aus allen Gegenständen. Führe ein Vorzeigeportfolio über mehrere Jahre hindurch. Teile aus dem
Vorzeigeportfolio kannst du in deinem Bewerbungsportfolio verwenden.
● Bewerbungsportfolio
In deinem Bewerbungsportfolio befinden sich die
Standardbewerbungsunterlagen (Lebenslauf, Bewerbungsschreiben, Zeugnisse, Auszeichnungen, Zusatzzertifikate …).
Feuerwerk an Ideen…
Je nach Anforderungsprofil leg deine ausgewählten Arbeiten (z. B. aus deinem Vorzeigeportfolio) bei. Das können nicht nur schriftliche Dokumentationen sein, sondern auch CDs, DVDs,
CD-ROMs, wenn du zum Beispiel eine Radiosendung gestaltet hast, bei einem Theaterstück oder
einem Film mitgewirkt hast, eine besonders kreative PowerPoint-Präsentation erstellt hast.
● Entwicklungsportfolio
Ein Entwicklungsportfolio zu führen ist eine spannende Angelegenheit. Hier sammelst du Arbeiten, die du vor bestimmten Lernprozessen und nach Abschluss dieser Lernprozesse geleistet hast.
Anhand dieses Entwicklungsportfolios kannst du erkennen, wie du deine Lernziele erreichst,
welche Schritte dir leicht fallen, welche nicht. Vor allem aber siehst du, was du geleistet und wie
du dich weiterentwickelt hast und dass du stolz auf dich sein kannst.
Aufgabe 12
Welche Arten von Portfolios eigenen sich deiner Meinung nach für den Gegenstand Persönlichkeitsbildung und soziale Kompetenz?
Welche Aufzeichnungen von Lernschritten aus LERNEN – ERFAHREN – SICHERN passen in welche Art von Portfolio?
Kannst du Qualifikationen, die du dir in PBSK aneignest, auch in anderen Gegenständen anwenden? Wenn „ja“, welche?
Kannst du Qualifikationen, die du dir in PBSK aneignest, auch im Beruf und im Privatleben
anwenden? Wenn „ja“, welche?
Aufgabe 13
In welchen Gegenständen würdest du gerne ein Portfolio führen?
Bist du der Meinung, dass Portfolios zur Notengebung miteinbezogen werden sollen oder gar
Tests und Schularbeiten ersetzen können?
Oder denkst du, Portfolios dienen vor allem der Selbstreflexion und Selbsteinschätzung der
Schülerinnen und Schüler und sollen nicht benotet werden?
Gibst du deinen Schulkolleginnen und Schulkollegen regelmäßig Feedback zu deren Portfolios?
Wie nimmst du das Feedback deiner Schulkolleginnen und Schulkollegen zu deinen Portfolios an?
Besprecht eure Meinungen in der Gruppe.
Aufgabe 14
Hast du schon eine Vorstellung davon, welchen Beruf du ergreifen wirst?
Möchtest du einen ähnlichen Beruf, wie deine Mutter bzw. dein Vater ihn ausübt?
Welche Erwartungen stellst du an deine Ausbildung?
Nach welchen Kriterien wirst du deinen Beruf auswählen? Ist es dir wichtig, viel Geld zu verdienen, über viel Freizeit zu verfügen oder Freude an der Arbeit zu finden?
Schreibe einen Text, in dem du auf diese Fragen Bezug nimmst.
Persönlichkeitsbildung und soziale Kompetenz
15
Lernen
Erfahren
Sichern
Erfahren
Selbstreflexion
Jeder macht Fehler
Erinnere dich an eine von dir positiv erlebte Prüfungssituation in deiner bisherigen Schullaufbahn.
Welche Voraussetzungen ließen dich diese Prüfungssituation positiv erleben? Zähle sie auf.
Zum Beispiel: Wie hast du dich auf diese Prüfung vorbereitet?
Mit welcher Einstellung und welchem Ziel bist du zu dieser Prüfung angetreten?
In welcher Atmosphäre fand die Prüfung statt?
Hast du die Prüfung in einem Gegenstand, den du magst oder den du nicht magst, abgelegt?
Hast du eine Prüfungssituation negativ erlebt?
Welche Unterschiede zur positiv erlebten Prüfung fallen dir ein?
Was würdest du heute anders machen, um die von dir negativ erlebte Prüfungssituation in deinem Sinne positiv zu verändern?
Berufsorientierung
Spuren
Entwirf ein Konzept für ein PBSK-Portfolio, das
folgende inhaltliche Anforderungen erfüllt:
● Es soll dir als Lernorientierung helfen.
● Es soll dich bis zum Abschluss deiner Schullauf-
bahn begleiten.
● Es soll dir deine persönliche Entwicklung auf-
zeigen.
● Es soll dir als Orientierungshilfe für deinen wei-
teren Ausbildungsweg und deine Berufswahl
dienlich sein.
Individualität und
Veränderung
(M)ein Jahresbuch
Hast du schon einmal daran gedacht, ein ganz
persönliches Portfolio zu führen, in das nur du selbst Einblick hast?
„Das ist so wie ein Tagebuch!“, wirst du jetzt sagen.
Ja, so ähnlich, aber du kannst dir vornehmen, in deinem persönlichen Portfolio bewusst deine
Aktionen und Reaktionen zu hinterfragen.
Wenn du nach einiger Zeit nachliest, erkennst du möglicherweise, dass du deine Einstellungen
und dein Verhalten geändert hast.
Vielleicht ändern sich auch deine Vorstellungen und deine Ziele!
Denn wie schon ein chinesisches Sprichwort sagt: „Wer sich nicht verändert, hat nicht gelebt.“
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Persönlichkeitsbildung und soziale Kompetenz
Lerneinheit 2: Lerntypen und kreative Lerntechniken
aktiv
tätig
akustisch/auditiv
das Gehör betreffend, klanglich
Arbeitsportfolio
Ein Arbeitsportfolio enthält Arbeiten, die abgeschlossen oder noch in Arbeit sind.
Assoziation
1 Lernen lernen
Sichern
freie Gedankenverbindung
Beurteilungsportfolio
Ein Beurteilungsportfolio besteht aus einem Pflichtteil und einem Kürteil, wobei der Pflichtteil
zur Benotung herangezogen wird.
Bewerbungsportfolio
Ein Bewerbungsportfolio enthält die Standardbewerbungsunterlagen und ausgewählte Arbeiten, je nach Anforderungsprofil (vgl. Kapitel 8).
bipolar
Brainstorming
Clustering
Entwicklungsportfolio
Exzerpt
zweipolig
Kreative Arbeitstechnik, bei der durch freie Assoziationen Ideen gesammelt werden.
Spezielles Brainstorming-Verfahren, in dem die Ideen in Form von „Trauben“ strukturiert werden.
Ein Entwicklungsportfolio beinhaltet Arbeiten vor und nach Abschluss eines Lernprozesses.
kurze Zusammenfassung der wichtigsten Inhalte eines Textes
Felder, Richard
geb. 1939, US-amerikanischer Wissenschaftler, erstellte u. a. das bipolare Lerntypenmodell
Fragenkatalog
Sammlung von Fragen
Gesetz der
Ähnlichkeitshemmung
global
haptisch
Hemmschwelle
intuitiv
Kernstoff
Von dem ungarischen Psychiater Paul Rauschburg erkanntes Gesetz, nach dem sich beim Lernen
ähnliche Inhalte überlagern und dadurch Blockaden beim Abrufen der Informationen auftreten
können.
umfassend, allgemein
greifbar, den Tastsinn betreffend
Blockade, die ein Mensch durch Selbstmotivation oder Motivation beseitigt (vgl. Kapitel 4).
unmittelbar erkennend, einer Eingebung folgend
wichtigster Lernstoff
kognitiv
erkenntnismäßig, die Erkenntnis betreffend, das Denken betreffend
Kontext
Zusammenhang, Verknüpfung
Lernklima
Umfasst sowohl die Lernumgebung als auch die Beziehung zu und zwischen Lehrenden und
Lernenden.
Lernstile/
Lerntypen
Unterschiedliche Arten zu lernen (z. B. durch Vorlieben für bestimmte Wahrnehmungskanäle
definiert)/Menschen, die einen bestimmten Lernstil bevorzugen.
Mindmapping
Spezielles Brainstorming-Verfahren, in dem die Ideen in Form von Verzweigungen und Verästelungen strukturiert werden.
Plutarch
ca. 45 bis ca. 125, griechischer Schriftsteller und Philosoph
Persönlichkeitsbildung und soziale Kompetenz
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Lernen
Erfahren
Portfolio
Ansammlung von Arbeiten, die die Entwicklung der Verfasserin bzw. des Verfassers dokumentieren und je nach Art des Portfolios Selbstreflexionen enthalten.
reflektiv
rückstrahlend, nachdenkend, erwägend, seine Gedanken auf etwas hinwendend
sensorisch
sequenziell
Teilbegabungen
verbal
Vester, Frederic
visuell
Vorzeigeportfolio
Wahrnehmungskanäle
18
Sichern
die Aufnahme von Sinnesempfindungen betreffend
nacheinander, in Schritten zu bearbeiten
Begabungen für spezielle Bereiche (z. B. Sprachbegabung); Mangel, Leistungsminderung in speziellen Bereichen (z. B. im Rechtschreiben oder Rechnen).
die Sprache, Worte betreffend
1925–2003, deutscher Wissenschaftler, der sich mit Biochemie, Molekularbiologie und dem vernetzen Denken auseinandersetzte; entwickelte u. a. ein Lerntypenmodell.
das Sehen betreffend
Ein Vorzeigeportfolio beinhaltet die besten Arbeiten der Verfasserin bzw. des Verfassers.
Kanäle, durch die wir über unsere Sinne Reize aufnehmen.
Persönlichkeitsbildung und soziale Kompetenz
Lerneinheit 3: Eigenverantwortliches Arbeiten und Teambildung
1 Lernen lernen
Lerneinheit 3
Eigenverantwortliches Arbeiten
und Teambildung
Galileo Galilei
(1564–1642),
italienischer Mathematiker, Physiker und
Astronom
„Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen,
es in sich selbst zu entdecken.“
Galileo Galilei
Wir alle lernen ständig. Ob es um die Bedienungsanleitung eines neuen Computer(Spiel-)Programmes oder um die Grammatik als „Bedienungsanleitung“ einer Sprache geht, in beiden Fällen bestimmst du das Spiel mit. Manchmal alleine, manchmal
in kleineren oder größeren Teams.
Lernen
1 Gute Fehler…
Kurze Abhandlung zu Theorie und Praxis
Die Berufs- und Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahrzehnten drastisch verändert, so auch die
Anforderungen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Früher planten Chefin bzw. Chef, Abteilungsleiterin bzw. Abteilungsleiter, Vorarbeiterin bzw. Vorarbeiter die Arbeitsprozesse, gaben Anweisungen, lösten Probleme, trafen Entscheidungen …
Vgl. Kapitel 2
Heute wird von guten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, außer dass sie fachlich kompetent sind,
noch gefordert, dass sie über folgende Eigenschaften verfügen: eigeninitiativ, verantwortungsbewusst, kreativ, sozial kompetent, problemlösungskompetent, eigenverantwortlich usw.
Das Bildungssystem hat darauf reagiert: Durch die neuen Unterrichtsmethoden ist für Schülerinnen
und Schüler mehr Zeit für selbständiges und eigenverantwortliches Arbeiten vorgesehen.
Umwege …
Beim Lernen kommst du
manchmal vom Weg ab
und gehst Umwege.
Doch wie und wann
hättest du sonst die
persönlichen, neuen Erfahrungen gemacht?
Fehler sind erlaubt!
Als Schülerin bzw. Schüler nützt dir oberflächliches Faktenwissen, das du reproduzierst und wieder
vergisst, vielleicht für eine gute Note bei einer Prüfung, nicht aber für deinen zukünftigen Beruf.
Am intensivsten lernst du, wenn du Aufgaben und Probleme mit eigener Kraft und in eigener
Verantwortung löst. Vielleicht machst du Fehler und Lernumwege, aber du merkst dir Gelerntes, das du durch eigene Erfahrung aufgenommen hast, länger.
Zwanzig Stunden Theorie „Wie lerne ich schwimmen?“ im Trockentraining können eine Stunde
Schwimmen im Meer nicht ersetzen. Auch wenn du vielleicht Wasser schluckst oder ein wenig
untertauchst, du wirst auf diese Art die notwendigen Schwimmbewegungen erlernen.
Eigenverantwortliches Lernen hat, wie du dir denken kannst, viel mit praxisorientiertem Lernen
zu tun. Nicht die Lehrerin bzw. der Lehrer liefert dir fertige Informationen und Arbeitspläne, sondern du recherchierst, analysierst, organisierst, planst.
Du bist aktiv und trägst die Verantwortung für deinen eigenen
Lernprozess. So trainierst du:
● Lerntechniken anwenden
Sei dein eigener Regisseur …
● Kommunikationsstrategien
● Kooperation im Team
Aufgabe 1
Welche Fähigkeiten trainierst du noch beim eigenverantwortlichen Arbeiten?
Welche Unterrichtsformen bevorzugst du (Frontalunterricht, Gruppenarbeit …)?
Persönlichkeitsbildung und soziale Kompetenz
19
Lernen
Erfahren
Sichern
2 Tische ohne Ecken und andere Phänomene
Vom Sinn einer ritterlichen Sitzordnung in modernen Zeiten
Stell dir folgende Situation vor: Eine Gruppe von Menschen soll gemeinsam an einem Projekt
arbeiten. Alle sitzen an einem langen Konferenztisch, die Leiterin bzw. der Leiter referiert von
der Kopfseite des Tisches aus.
Und nun ein zweites Bild: Die Gruppe sitzt um einen runden Tisch, jeder kann jeden sehen und
der Kommunikationsfluss zwischen allen Anwesenden bleibt ungestört.
Aufgabe 2
In welcher Gruppe würdest du lieber arbeiten?
Begründe deine Wahl.
König Artus' Tafelrunde
Die Idee eines runden
Tisches stammt aus den
Erzählungen um den sagenumwobenen König
Artus (engl. Arthur),
jenem König, der das
Schwert Excalibur aus
dem Stein zog. König
Artus führte bei Ritterversammlungen die
Tafelrunde (den runden
Tisch) ein, damit es
keine Streitigkeiten um
die besten Plätze gab,
das heißt, alle Gruppenmitglieder wurden
gleich behandelt. Der
König selbst saß nicht
an diesem Tisch.
Aufgabe 3
Natürlich ist Einzelarbeit wichtig, vor allem wenn du Formeln oder Vokabeln lernst, individuelle
Texte schreibst oder Arbeiten erledigst, bei denen es von Vorteil ist, dass du in deinem ganz persönlichen Lerntempo arbeitest und dich allein und in Ruhe konzentrierst. Das heißt, manchmal
erfordern es die Arbeitsaufgabe und die Lernsituation „Einzelkämpfer“ zu sein, manchmal ist es
gut, Ritter einer Tafelrunde bzw. Mitglied eines Teams zu sein.
Wenn du in einem Team arbeitest, kannst du folgende Vorteile für dich in Anspruch nehmen:
● Du lernst auch die Sichtweisen und Ansichten der anderen Gruppenmitglieder kennen.
● Du kannst von Fähigkeiten und Kenntnissen deiner Gruppenmitglieder lernen.
● Du wirst durch die Gruppenmitglieder motiviert.
● Viele Köpfe finden kreativere Lösungen als einer.
● Wenn du deine Ideen einbringst, lernst du zu diskutieren und zu argumentieren.
● Du lernst in der Gruppe Konflikte und Missverständnisse gemeinsam zu lösen.
● Du lernst deinen Standpunkt zu vertreten, aber auch andere Meinungen zu akzeptieren.
● Die Gruppe kann die Ausdauer beim Arbeiten erhöhen.
Welche Vorteile von Teamarbeit fallen dir noch ein?
Wie wird nun eine ideale Gruppe gebildet?
Die ideale Gruppe besteht aus drei bis sieben Mitgliedern.
Vgl. Kapitel 2 und 6
1. In der Anfangsphase der Gruppenbildung wartet
noch jede bzw. jeder ab und sucht ihre bzw. seine Rolle
in der Gruppe. Sie bzw. er ordnet auch den anderen
Gruppenmitgliedern Rollen zu.
2. Nach einiger Zeit kennen die Gruppenmitglieder einander besser und sprechen offen über ihre Erwartungen
und Rollenverteilungen. Erste Konflikte können entstehen, Rollen und Funktionen werden verteilt und akzeptiert. Die Gruppe organisiert sich und sieht sich als
Grupppe.
Teamwork gefragt …
3. Die Gruppe arbeitet an der Sache. Das bedeutet, die Gruppenmitglieder bringen ihre Kenntnisse und Fähigkeiten ein, die Aufgabenverteilung und die Kommunikation untereinander funktionieren. Konflikte und Stillstand oder Rückschritte können die Gruppe als Team
nicht an der (Weiter-)Arbeit hindern.
4. Viele Gruppen arbeiten nur für eine bestimmte Zeit zusammen. Die Gruppenmitglieder verlassen das Team und treten in eine neue Gruppe (neues Projekt, neue Arbeit) ein. Das heißt,
nicht nur die Arbeit, sondern auch die Beziehungen in der Gruppe werden beendet. Manche Beziehungen auf emotionaler Ebene bleiben erhalten, doch man muss sich auch damit
auseinandersetzen, von einigen Gruppenmitgliedern Abschied zu nehmen.
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Persönlichkeitsbildung und soziale Kompetenz
Jetzt hast du viel über die Vorteile von Teamarbeit gehört. Das deutsche Psychologen- und Pädagogenteam Renkl, Gruber und Mandl untersuchte Hindernisse für effektive Gruppenarbeit und
diese Untersuchung wollen wir euch nicht vorenthalten. Dazu die folgende Aufgabe:
Aufgabe 4
Ja
Nein
Wir stellen dir Phänomene bei Gruppenarbeit vor. Kreuze deine Antwort, „Ja“ oder „Nein“,
neben den folgenden Fragen in der Marginalspalte an.
● Der-Hans-der-machts-dann-eh-Phänomen
Du überlässt Arbeiten denjenigen Gruppenmitgliedern, die ein gutes Ergebnis erzielen wollen?
Ja
Nein
● Ja-bin-ich-denn-der-Depp-Phänomen
Du übernimmst den Hauptteil der Arbeit und verlierst die Freude daran, weil alle anderen
Gruppenmitglieder nichts mehr tun?
Ja
Nein
● Da-mach-ich-es-doch-gleich-lieber-selbst-Phänomen
Du arbeitest schneller als die anderen und denkst, dass die anderen nicht so gute Ergebnisse
wie du erzielen, darum übernimmst du fast die ganze Arbeit?
Ja
Nein
● Das-kann-und-mag-ich-nicht-mach-du-Phänomen
Du übernimmst nur Teile der Arbeit, bei denen du dich
auskennst? Was du nicht kannst, lernst du auch nicht?
Ja
Nein
● Ich-habe-meinen-Teil-erledigt-Phänomen
Du bist der Ansicht, wenn du deinen Teil der Arbeit erledigt hast, dann bist du für die gesamte Gruppenarbeit
nicht mehr verantwortlich?
Ja
Nein
● Gruppenarbeit-nein-danke-Phänomen
Überwindbare Hindernisse!
Du hast bisher schlechte Erfahrungen bei Gruppenarbeiten gesammelt und bist daher nicht
(mehr) bereit, in einer Gruppe zu arbeiten?
Wie und was kannst du persönlich zu einer guten Teamarbeit beitragen?
Erfahren
Schule und
Arbeitswelt
In Eigenregie
● Hast du schon einmal überlegt, einen kurzen Film zu drehen, eine Exkursion oder einen Lehr-
ausgang selbst zu organisieren, einen Vortrag über dein Spezialgebiet zu halten, Straßeninterviews durchzuführen?
Das sind schon entwickelte Formen von eigenverantwortlichem Lernen.
● Notiere, welche Kenntnisse und Fähigkeiten du dir beim Drehen eines Filmes oder beim Orga-
nisieren eines Lehrausganges aneignen kannst.
Ähnliche Arbeiten kommen beim Verfassen einer Projektarbeit oder Fachbereichsarbeit auf
dich zu. Also, warum nicht jetzt damit beginnen?
● Führe ein Arbeitsprotokoll, in dem du deine Ar-
beitsschritte festhältst. So kannst du dir beim
nächsten Mal unnötige Lernumwege und Fehler
ersparen und außerdem: Diese Fehler machst du
dann im Job sicher nicht mehr!
Persönlichkeitsbildung und soziale Kompetenz
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1 Lernen lernen
Lerneinheit 3: Eigenverantwortliches Arbeiten und Teambildung
Lernen
Erfahren
Checkliste für gute
Teamarbeit
Teamquest 12
Vgl. Kapitel 5 und 6
Sichern
● Bin ich bereit, die Rollenverteilung und Arbeitseinteilung im Team zu akzeptieren?
● Kann ich mit Kritik an meiner Arbeit umgehen?
● Höre ich den anderen Gruppenmitgliedern zu?
● Kann ich andere Meinungen und Ideen akzeptieren?
● Versuche ich, offen meine Meinung zu sagen?
Buchtipp:
Gallagher, BJ;
Schmidt, Warren H.,
Unter Pinguinen,
Ein tierisches Teambuch,
2002
● Bin ich bereit, manche eigenen Ideen der Gruppenidee unterzuordnen?
● Frage ich nach, um Missverständnisse zu vermeiden?
● Setze ich meine Fähigkeiten und Kenntnisse für das Gruppenziel ein?
● Bin ich bereit, Konflikte gleich anzusprechen und zu lösen?
● Kann ich mit Frustration und Hindernissen umgehen?
● Kann ich mich mit den Zielen der Gruppe identifizieren?
● Kann ich mir vorstellen, mit dieser Gruppe wieder zusammenzuarbeiten?
Teamqualifikation
Warum die und die
nicht?
In der Literatur, in Filmen, in der Musikszene gibt es immer wieder „Dreamteams“, zum Beispiel
die drei Musketiere, die Fantastischen Vier, Batman und Robin, die glorreichen Sieben, Asterix
und Obelix, die Beatles, die Rolling Stones, G-Unit …
Was glaubst du, zeichnet diese Teams aus?
Wodurch hingegen können Teams auseinanderfallen?
Sichern
Arbeitsprotokoll
Ein Verlaufsprotokoll oder Ergebnisprotokoll, in dem Arbeitsschritte festgehalten werden, nennt
man Arbeitsprotokoll oder Projektprotokoll.
Galileo Galilei
1564–1642, italienischer Mathematiker, Physiker und Astronom; geriet in Konflikt mit der
röm.-katholischen Inquisition (kirchliches Gericht), nachdem er die Theorie aufstellte, dass sich
die Erde um die Sonne dreht. Im Gegensatz zu Giordano Bruno widerrief er seine Theorie. Am
2. November 1992 wurde Galileo Galilei von der röm.-katholischen Kirche rehabilitiert (rehabilitieren = Ansehen wiederherstellen).
Gruber/Mandl/
Renkl
Ein deutsches Psychologen- und Pädagogenteam, das sich vor allem mit neuen Lehr- und Lerntechniken auseinandersetzt (z. B. Lernen mit neuen Medien, Lernen in der Gruppe, Lernen im
Erwachsenenalter).
Kommunikationsfluss
Fließen von Informationen zwischen Gesprächspartnern
Problemlösungskompetenz
Fähigkeit, Probleme eigenständig zu lösen
Rollenverteilung
Festlegen von Positionen innerhalb einer Gruppe
Runder Tisch
Tafelrunde
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Außerhalb der Geschichte von König Arthus' Tafelrunde wurde der „runde Tisch“ als Begriff in
der politischen Geschichte der Gegenwart erstmals 1989 verwendet. Er bezeichnet eine Konferenzform, die allen Beteiligten Gleichberechtigung sichert.
„Runder Tisch“, um den sich die Ritter um den legendären König Artus versammelten.
Persönlichkeitsbildung und soziale Kompetenz