Siemens präsentiert Erlebniswelten auf der Light+

Transcription

Siemens präsentiert Erlebniswelten auf der Light+
Soll-Ist
Ausgabe Nr. 45/2008
Kundeninformation zur Haus- und Gebäudeautomation
www.siemens.de/buildingtechnologies
Siemens
präsentiert
Erlebniswelten
auf der
Light+Building
Fachpressekonferenz im Klinikum
Bremerhaven
Reinkenheide
Fachpresseforum
in Lissabon
Messe Frankfurt Exhibition GmbH / Jochen Günther
Institut für Polymerforschung mit
neuem Werkstofflaborgebäude
Inhalt
4 Siemens präsentiert Erlebniswelten auf der Light+Building
Impressum
Herausgeber:
Siemens Building Technologies
GmbH&Co.oHG,
Friesstraße 20, 60388 Frankfurt
Bestell-Nr.:
E10003-A38-H16
Verantwortlich:
Michael Eichler, Marketing Communication
Redaktionsteam:
Michael Eichler, Petra Krokowski,
Pressebüro Schmid
Grafik-Design, Litho:
typoform Bettina Löffler, München
Nachdruck, auch auszugsweise, unter
Nennung der Quelle. Für Fremdbeiträge
können wir diese Genehmigung nicht erteilen.
www.siemens.de/buildingtechnologies
Messe Frankfurt Exhibition GmbH/Pietro Sutera
Aktuell
4
Siemens präsentiert Erlebniswelten
auf der Light+Building
Im Dialog
8
„Manche unserer Mitarbeiter erleben
die neue Technik wie ein neues Auto“
12
Zukunftslösungen für umweltfreundlichere
Kraftwerke und virtuelle Planung
14
Neue Europanorm EN 15 232
16
Fachpresseforum in Lissabon
18
Energieeffiziente Gebäudeautomation
jetzt mit europäischem Qualitätszertifikat
22
Institut für Polymerforschung
mit neuem Werkstofflaborgebäude
19
Professionelle Analyse
und Energie-Dienstleistung
24
Siemens-One-Lösung für Hospital da Luz
in Lissabon
20
Hausmesse bei Solution Partner
W&T Regeltechnik Regensburg
26
Realistische Bedingungen
bis ins Detail
Referenz
6
Fachpressekonferenz im Klinikum
Bremerhaven Reinkenheide zum Thema
Energiespar-Contracting
Produkt
2 Soll-Ist 04/2008
28
HVAC Integrated Tool
30
OpenAir™ – der variable VolumenstromKompaktregler mit lageunabhängigem
Drucksensor
Editorial
Michael Eichler
Siemens Building Technologies,
Karlsruhe
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
am 6. April öffnet in Frankfurt die Fachmesse Light+Building wieder ihre Pforten
und verspricht schon jetzt alle Rekorde zu
brechen. Die fünfte Fachmesse für Licht,
Elektrotechnik und Haus- und Gebäudeautomation erwartet dieses Jahr 2.100
Aussteller und über 135.000 Fachbesucher aus dem In- und Ausland. Auf dem
gesamten Frankfurter Messegelände,
auf umgerechnet über 32 Fußballfeldern,
werden die neuesten Innovationen und
Trends in einer weltweit einmaligen Form
und Größe gezeigt.
Wir möchten Sie herzlich einladen,
unseren Siemens-Messestand (Halle 9.0,
Stand E50) zu besuchen. Unter dem
Motto „increase your building efficiency“
zeigen wir Ihnen Produkte, Systeme und
Lösungen, die Gebäude intelligenter,
produktiver und effizienter im Umgang
mit Energie machen.
In dieser Soll-Ist-Ausgabe geben wir
Ihnen einen Überblick über die MesseHighlights von Siemens.
Zusätzliche Informationen finden Sie
unter www.siemens.de/light-building.
Wir berichten außerdem über Energiespar-Contracting in der Praxis, das internationale Fachpresseforum der SBT,
die neuen VVS-Regler, die SiemensEnergie-Dienstleistung GPO, das europäische Qualitätssicherungssystem
eu.bac, ein neues Planungstool von
HVAC, Steuerungs- und Gebäudetechnik im Institut der Feuerwehr in NRW,
eine Hausmesse bei W&T Regeltechnik
in Regensburg, das durchgängige Labormanagement im Leibniz-Institut für
Polymerforschung in Dresden, die neue
Europanorm EN 15 232 sowie eine
Siemens-One-Lösung für Krankenhäuser.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen
und freue mich auf Ihren Besuch auf der
Light+Building
Ihr
Michael Eichler
04/2008 Soll-Ist 3
Aktuell
Siemens präsentiert
Erlebniswelten
auf der Light+Building
Energieeffizienz, Gesamtlösungen und Nachhaltigkeit
prägen Messeauftritt
Die Steigerung der Energieeffizienz
ist ein Megatrend, der inzwischen alle
Branchen erfasst hat. Als besonders
effektiv erweisen sich Gesamtlösungen, die Einzelgewerke wie Heizungs-,
Lüftungs- und Klimaanlagen mit der
Beleuchtungstechnik, Zutrittskontrolle
sowie Brandschutz- und Medientechnik zu Total Building Solutions und
weiter zu Totally Integrated Power-Konzepten (TIP) verbinden. Auf der Light+
Building präsentieren die SiemensBereiche Building Technologies (SBT)
und Automation & Drives (A&D) „erlebbare“ Gesamtlösungen für die Schwerpunktthemen Industrie, Pharma, Gesundheitswesen und Energie. Erstmals
vorgestellt wird Simatic S7 300 mit
BACnet-Kommunikation als Bindeglied
zur elektrischen Energieverteilung
(TIP) und zur Industrieautomation.
Noch nie zuvor auf einer Gebäudetechnik-Fachmesse war das Thema Energie4 Soll-Ist 04/2008
effizienz so präsent wie auf der kommenden Light+Building, die vom 6. bis
11. April 2008 in Frankfurt am Main stattfindet. Triebkräfte des Megatrends Energieeffizienz sind der Klimaschutz sowie
die Verknappung fossiler Brennstoffe und
die daraus folgenden überproportionalen
Energiekostensteigerungen. Um den spezifischen Energieverbrauch von Gebäuden flächendeckend zu senken, hat die
Europäische Union mit der Europäischen
Gebäudeeffizienzrichtlinie ein umfangreiches, EU-weites Energiesparprogramm
im Gebäudebereich initiiert. Bekanntlich
werden rund 40 Prozent der Primärenergie in Europa in Gebäuden verbraucht
(siehe auch Seite 14).
Energieeffizienzlösungen und
Total Building Solutions
Die Erfahrungen aus zahlreichen Neubauprojekten und dem EnergiesparContracting haben gezeigt, dass die
höchsten Energieeinsparquoten bzw.
Energieeffizienzsteigerungen durch
Verbundlösungen über Gewerkegrenzen
hinweg erreicht werden. Siemens präsentiert deshalb auf der Light+Building
unter anderem integrierte Lösungen,
sogenannte Total Building Solutions,
die in Branchen mit hoch energetischen
Prozessen, wie beispielsweise der pharmazeutischen Industrie oder im Gesundheitswesen, immer mehr Zuspruch
finden. Dabei geht es nicht nur um ein
Aneinanderreihen von energieeffizienten
Komponenten, sondern um maßgeschneiderte Gesamtlösungen, die auf
das Kerngeschäft des Kunden, seine
Arbeitsprozesse, seine unternehmerischen Ziele und sein Marktumfeld zugeschnitten sind.
Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale integrierter Siemens-Lösungen im
Vergleich zu konventionellen Angeboten
sind:
Aktuell
Die wichtigsten Messe-Highlights
Erlebniswelt Industrie am Beispiel
Simatic S7 300
Innovation Simatic S7 300 mit
BACnet-Kommunikation; schafft
Voraussetzung für integriertes
Gebäude- und Energiemanagement
von HLK-Anlagen und elektrischer
Energieverteilung
Migrationslösung Simatic S5 nach
Simatic S7; schneller und kostengünstiger Umbau, neue Regelalgorithmen, dadurch Steigerung der
Energieeffizienz
Effizienzlösungen für Siclimat XGebäudeautomationssysteme, z.B.
Lastmanagement, kostenoptimaler
Gebäudebetrieb
Erlebniswelt Pharma und Labore
reale Pharmaproduktion mit validierter Aktorik/Sensorik und kompaktem Monitoringsystem CMT
Monitoringsystem CMT zum Überwachen von Raumkonditionen und
Partikeln in kritischen Umgebungen
(Produktionsgebäude) und Sicherstellung der Konformität nach FDA
Rule 21 CFR part 11 (gesetzliche
Regelungen für das elektronische
Datenmanagement in GMP-regulierten Unternehmen)
branchenspezifisches Know-how
umfassendes Angebot an Systemkomponenten und Kommunikationstechnologien, die hoch integrierte
Lösungen vereinfachen
einfache Integration von Drittsystemen
und Fremdfabrikaten über standardisierte IT-Plattformen
Kompatibilität über Gerätegenerationen hinweg, dadurch einfache
Migration über den Lebenszyklus
eines Gebäudes.
Um eine hohe Prozess- und Gebäudeperformance über die Dauer des Lebenszyklus abzusichern, hat Siemens seine
Serviceleistungen nochmals erweitert.
Zu den klassischen Angeboten wie Energiecontrolling, Monitoring, Energie- und
Schwachstellenanalysen wird auf der
Light+Building erstmals der RemoteService „Gebäudeperformance-Optimierung“ (GPO) vorgestellt. Durch die kontinuierliche Anlagenoptimierung werden
Laborraum- und Laborabzugsregelung mit Durchgängigkeit von der
Leittechnik bis zum Laborabzug,
dadurch deutlich niedrigerer Energieverbrauch und höherer Komfort
gegenüber konventionellen
Lösungen
Dienstleistungen über den gesamten Lebenszyklus von Pharma- und
Laborlösungen inklusive Risikoanalyse, Qualifizierung, Revalidierung und Kalibrierservice
Erlebniswelt Gesundheitswesen
Integrierte Gesamtlösungen bzw.
„Total Building Solutions“ für das
Krankenhaus
realer OP-Raum mit Gesamtlösung
für HLK, Licht, Zutrittskontrolle und
Brandschutz
Patientenzimmer mit Gesamtlösung
für Raumklima, Beleuchtung, Kommunikation und digitalen Patientendaten direkt am Patientenbett
(HiMed-Cockpit)
Integration medizinischer Gasesysteme (Draeger Medical); integrierte Betriebsführung für alle
Krankenhaussysteme
umfassender Brandschutz im Krankenhaus; Sicherung von Patientendaten in IT-Räumen durch spezielle
Löschsysteme
Prozesse und Sollwerte permanent an
die jeweilige Gebäudenutzung bzw.
an die Vorgaben des jeweiligen Nutzers
angepasst (siehe auch Seite 19). Das
Siemens Advantage Operational Center
(AOC) stellt dabei sicher, dass die
geplanten Optimierungsmaßnahmen
auch zum Erfolg führen. Es unterstützt
den Gebäudebetreiber auch in dringenden Situationen durch sofortigen Zugriff
auf hoch qualifizierte Siemens-Experten,
die dann über einen sicheren Fernzugriff
effizient unterstützen.
Energiespar-Contracting gegen
Investitionsstau und galoppierende
Energiekosten
Weitere Themenschwerpunkte von
Siemens auf der Light+Building 2008
sind Modernisierungslösungen, die sich
aus der Einsparung von Energiekosten
refinanzieren. SBT bietet hierzu ein
umfassendes Portfolio an, das praktisch
alle Möglichkeiten der Fremd- und Eigen-
Umbau- und Modernisierungslösungen für die Systeme Integral
und Visonik auf der Basis des
Desigo-Gebäudeautomationssystems
Erlebniswelt Energie
Energie zum Anfassen –
lassen Sie sich überraschen!
Europäische Direktive zur Gebäudeenergieeffizienz, die daraus entstandenen Normen und Vorschriften und die Konsequenzen für die
Gebäudetechnik
Dienstleistungen zur Unterstützung
des wirtschaftlichen Gebäudebetriebes und der Gebäudeperformance-Optimierung (GPO-Service)
Realer Leitstand für Remote Service
(AOC)
Energiespar-Contracting und
andere Modernisierungslösungen
mit garantierter Einsparung
Energieeffizienzmaßnahmen nach
Lebenszyklusbetrachtung der
Anlagen/des Gebäudes
Erlebniswelt Planungslösungen
Umfassendes Angebot an
Hilfsmitteln zur Planung von
Elektroinstallationen
Gebäudeautomation
Gebäudesicherheit
finanzierung sowie Mischformen umfasst.
Um dieses schnell wirksame Finanzierungs- und Sanierungskonzept auch
für kleinere Kommunen zugänglich zu
machen, engagiert sich Siemens beim
Interkommunalen Energiespar-Contracting. Durch die Bildung von Gebäudepools über Gemeindegrenzen hinweg
lassen sich damit auch kleinere öffentliche Gebäude energetisch sanieren und
die Investitionen über die Einsparungen
refinanzieren.
Halle 9, Stand E50
Herzlich willkommen auf dem Siemens
Messestand in Halle 9, E50. Wir versprechen Ihnen spannende Erlebniswelten
rund um das Thema Energieeffizienz,
Sicherheit, Produktivität und Komfort.
Je früher Sie Ihr Anliegen mit uns besprechen, desto effizientere und wirtschaftlichere Lösungen können wir Ihnen
anbieten.
04/2008 Soll-Ist 5
Referenz
Fachpressekonferenz im Klinikum
Bremerhaven Reinkenheide
zum Thema Energiespar-Contracting
„Unsere größte Energiequelle ist das Einsparpotenzial“
Das Modernisierungs- und Finanzierungsmodell Energiespar-Contracting
könnte viel stärker zur Entlastung der
Energiebudgets und zur Reduzierung
von CO2 beitragen als allgemein angenommen. Diesen Eindruck vermittelte
die Fachpressekonferenz von Siemens
Building Technologies, die Mitte Februar 2008 im Klinikum Bremerhaven
Reinkenheide stattfand. Wegen der
oft komplexen Bieterverfahren und
der Notwendigkeit maßgeschneiderter
Verträge sollten sich Krankenhausbetreiber möglichst frühzeitig mit der
zuständigen Energieagentur in Verbindung setzen. Denn: Wer im Gesund6 Soll-Ist 04/2008
heitswesen jetzt nicht in Energieeinsparung und Effizienzverbesserung
investiert, muss in fünf bis zehn Jahren
mit Energiekosten rechnen, die über
den Fortbestand einer Klinik entscheiden können, so das Fazit der Veranstaltung.
Was wäre, wenn man die aktuellen und
prognostizierten Energiepreissteigerungen ignorierte und sich ganz auf das
Kerngeschäft eines Krankenhauses, also
die medizinische Versorgung, konzentrierte? Diese Frage treibt derzeit wohl
die meisten Klinikdirektoren um, denn
wer jetzt seine Energiekosten nicht in
den Griff bekommt und ausschließlich
in moderne Medizintechnik investiert,
der gefährdet nach Ansicht unabhängiger
Wirtschaftsprüfer die Existenz des Krankenhauses. Für Holger Richter, Geschäftsführer des Klinikums Bremerhaven Reinkenheide, war die Hochrechnung der
künftigen Energiekosten über einen
Zeitraum von zwölf Jahren Ansporn
und Bestätigung zugleich, die Kosten
für Wärme und Strom im Rahmen des
Modernisierungs- und Finanzierungsmodells Energiespar-Contracting nachhaltig zu senken. „Die Reform des Gesundheitswesens sowie die aktuellen Tarifverhandlungen mit den Gewerkschaften
Referenz
Die wichtigsten Erkenntnisse aus
dem Energiesparprojekt Klinikum
Bremerhaven Reinkenheide
Die Energiekosten steigen jährlich
zwischen 4 und 8 Prozent.
Wer jetzt nicht in Energiesparmaßnahmen und Effizienzverbesserungen investiert, muss im Krankenhausbereich innerhalb der
nächsten zehn Jahre mit Mehrkosten für Energie in Millionenhöhe
rechnen
Beratung durch Energieagentur
veranlassen; wird von Land zu
Land unterschiedlich bezuschusst
Nicht warten, bis es zu Havarien
kommt; wer energetische Schwachstellen ignoriert, gefährdet den
Klinikbetrieb
Contracting-Angebote durch
neutrale Sachverständige
(Energieagentur) prüfen lassen
Vorsicht vor „Rosinenpickern“;
seriöse Energiespar-Contractoren
bieten auch Lösungen zur Modernisierung peripherer Anlagen, sogenannte Pflichtmaßnahmen, mit an
Ruhig den „Laden auseinandernehmen lassen“. Externe Energie-
setzen die Krankenhäuser unter einen
enormen Kostendruck. Viele Klinikbetreiber wissen, dass in ihren Technikzentralen
eine Zeitbombe tickt. Deshalb ist jetzt
der richtige Zeitpunkt, in Energiesparmaßnahmen zu investieren.“
(Siehe auch Interview Seite 8).
Administrativer
Aufwand wird oft unterschätzt
Nach den Erfahrungen von Ullrich Brickmann, Leiter Marketing Energy and
Environmental Solutions von Siemens
Building Technologies, Frankfurt am
Main, arbeiten die meisten Krankenhäuser an der Verbesserung der Energieeffizienz, jedoch sei das Einsparpotenzial
bei Weitem nicht ausgereizt. „Der limitierende Faktor ist einerseits das Finanzproblem, andererseits wird von vielen
Technikabteilungen der hohe administrative Aufwand nachhaltiger Energiesparstrategien bei Maßnahmen in
Eigenregie unterschätzt“, so Brickmann.
Dadurch werde das Energiesparpotenzial
in den meisten Fällen nicht ausgeschöpft.
„Unsere größte Energiequelle ist das
Energieeinsparpotenzial. Das wissen wir
aus unseren Energiespar-Contracting-
fachleute handeln unvoreingenommen vor und opfern schon
mal eine „heilige Kuh“
Klimaanlagen möglichst im Winter
sanieren, so kommt man bei
unvorhersehbaren Hitzeperioden
nicht unnötig ins Schwitzen
Etat für „Unvorhergesehenes“
einrichten. Manchmal geht es nur
darum, „problematische“ Materialien umweltgerecht zu entsorgen,
beispielsweise asbesthaltige
Dichtungen
Den vom Umbau betroffenen
Personenkreis lieber einmal zu viel
als einmal zu wenig informieren
Die Wirkung von Einzelmaßnahmen ist oft limitiert; ein ganzheitlicher Energiesparansatz bringt
oftmals mehr als 20 bis 30 Prozent
Einsparung, gesichert über viele
Jahre
Der Einbau eines BHKW ist in
vielen Fällen sinnvoll, um zum
Beispiel über den Verkauf von
eigenerzeugtem Strom einen
zusätzlichen Finanzbeitrag zu
generieren – oder ein Grund,
realitätsnahe Tarife mit dem
Energieversorger auszuhandeln
Projekten mit rund 1.600 Gebäuden
allein in Deutschland“, betont Brickmann.
Um die Modernisierung von gebäudetechnischen Anlagen schnell, neutral
und VOB-konform voranzutreiben, sollten
öffentliche Liegenschaftsverwalter die
zuständigen Energieagenturen ansprechen, denn diese hätten inzwischen sehr
viel Erfahrung mit der Ausschreibung
und der Ausgestaltung von EnergiesparContracting-Verträgen. Beim Klinikum
Bremerhaven Reinkenheide steuerte
beispielsweise die Klimaschutzagentur
Bremer Energie-Konsens zusammen mit
der Berliner Energieagentur den kompletten Vergabeprozess inklusive Vertragsgestaltung und Beratung während
der Realisierungsphase.
Laut einer Studie der Prognos AG im
Auftrag der deutschen Energieagentur
„dena“ gibt es in Deutschland rund
186.200 öffentliche Liegenschaften,
die – Stand 2005 – rund 3,6 Milliarden
Euro an Wärme- und Stromkosten verursachen. Rund 38.000 dieser Liegenschaften ließen sich – heutiges Energiepreisniveau angenommen – wirtschaftlich
sanieren. Dadurch könnten die Energie-
kosten um 25 bis 30 Prozent gesenkt
werden, was einem Energiesparpotenzial
von etwa 1,95 Milliarden Euro entspricht.
Bis zum Jahr 2016 könnten Bund, Länder
und Kommunen durch EnergiesparContracting ihre Energiekosten um jährlich bis zu 300 Millionen Euro senken,
so die Studie. Bei weiter steigenden
Energiepreisen sei mit einem zusätzlichen
wirtschaftlich realisierbaren Einsparpotenzial von 900 Millionen Euro pro Jahr
zu rechnen. Dies entspricht der energetischen Sanierung von weiteren 18.000
Liegenschaften der öffentlichen Hand.
Brickmann wies darauf hin, dass Einzelmaßnahmen nicht immer die erhofften
Einsparungen bringen. Besser seien
ganzheitliche Einsparstrategien nach
Lifecycle-Kriterien unter Einbeziehung
eines externen Dienstleisters.
Mit 120 Einzelmaßnahmen
25 Prozent Energie eingespart
Dass es heute mit den bisher typischen
Contracting-Maßnahmen, wie zum Beispiel Ventilatoren- und Pumpenaustausch,
längst nicht mehr getan ist, zeigt die
umfassende Energiesparstrategie von
Siemens im Klinikum Bremerhaven. Um
die vertraglich garantierte Energieverbrauchseinsparung von 25 Prozent abzusichern, wurden insgesamt 120 Einzelmaßnahmen umgesetzt. Darin enthalten
waren auch von der Klinikleitung vorgegebene Pflichtmaßnahmen, die nicht
oder nur in geringem Maße zur Energieeinsparung beitragen, wie beispielsweise
die komplette Erneuerung der Niederspannungshauptverteilung. Jürgen Breuer,
Technischer Leiter des Klinikums, war
schon während des Bieterverfahrens
beeindruckt von der professionellen
Vorgehensweise der Siemens-Energieingenieure: „Die haben uns den Laden
richtig auseinandergenommen und
Schwachstellen aufgezeigt, die nicht
mal wir kannten.“ Und weiter: „Auch die
Umsetzung der Energiesparmaßnahmen
vor der eigentlichen Hauptleistungsphase
gab uns das Gefühl, auf den richtigen
Partner gesetzt zu haben. Das war eine
generalstabsmäßige Planung“, so Breuer.
Dass alles so schnell und professionell
ablief, sei aber auch ein Verdienst der
Klimaschutzagentur Bremer EnergieKonsens und der Berliner Energieagentur. Breuer: „Ohne die beiden Energieagenturen wäre das alles nicht so schnell
zu schaffen gewesen. In nur acht Monaten war der Vertrag mit Siemens unter
Dach und Fach, inklusive EU-weiter Ausschreibung, Bieterauswahlverfahren und
einem maßgeschneiderten Energiesparvertrag mit Einspargarantie.“
04/2008 Soll-Ist 7
Im Dialog
Holger Richter, Geschäftsführer des Klinikums Bremerhaven Reinkenheide
Jürgen Breuer, Technischer Leiter
des Klinikums Bremerhaven Reinkenheide
„Manche unserer Mitarbeiter
erleben die neue Technik wie
ein neues Auto“
In Deutschland gibt es rund 2.100
Krankenhäuser, davon sind aber nur
etwa 5 Prozent energetisch auf dem
aktuellen Stand. Etwa 80 Prozent der
Häuser gelten zudem als Altbauten und
müssten von Grund auf modernisiert
werden. Meist reichen aber die Budgets
nicht aus, denn durch den steigenden
Wettbewerb im Gesundheitswesen hat
die Modernisierung des medizinischen
Bereichs Vorrang. Wie man es dennoch
schafft, ohne eigene Finanzmittel rund
30 Jahre alte gebäudetechnische Anlagen durch neue zu ersetzen und die
noch brauchbaren Anlagen zu modernisieren, zeigt das Klinikum Bremerhaven
Reinkenheide. Durch ein Contractingverfahren und den Abschluss eines
Energiespargarantie-Vertrages mit
Siemens spart das Klinikum jährlich
rund 520.000 Euro netto an Energiekosten. Zur Tilgung der erforderlichen
8 Soll-Ist 04/2008
Investitionen in Höhe von 5,2 Millionen
Euro netto erhält Siemens im Gegenzug
die eingesparten Energiekosten für
zwölf Jahre und garantiert dem Klinikum eine Energieeinsparung von über
25 Prozent über die Dauer von zwölf
Jahren. Neben den reinen Energiesparmaßnahmen konnten im Rahmen des
Contracting-Vertrages als Pflichtmaßnahmen auch periphere Anlagen, unter
anderem die Niederspannungshauptverteilung, die Geschirrspülmaschinen
der Hauptküche, die medizinische Druckluftversorgung und die zentrale Kälteanlage erneuert werden (siehe Bericht
S. 6). Die Soll-Ist-Redaktion sprach mit
dem Technischen Leiter Jürgen Breuer
und mit Holger Richter, Geschäftsführer
des Klinikums Bremerhaven Reinkenheide. Das Gespräch führte Wolfgang
Schmid, Fachjournalist für Technische
Gebäudeausrüstung, München.
Soll-Ist: Was ist das für ein Gefühl,
wenn man so ein Mammutprojekt auf
den Weg gebracht hat?
Breuer: Auf jeden Fall fühle ich mich
erheblich sicherer als vorher. Wir hatten
ja mehrere Anlagenbereiche, zum Beispiel die Niederspannungshauptverteilung, bei der die Sicherheit nicht mehr
in jedem Fall garantiert werden konnte.
Konkret: Wir mussten mit Ausfällen
rechnen. Diese Sorgen sind wir jetzt los.
Soll-Ist: Wo lagen die Schwierigkeiten?
Breuer: Generell war es schwierig, den
technischen Betrieb aufrechtzuerhalten,
obwohl unsere Anlagen stets gut gewartet wurden und auch funktionierten.
Probleme bereitete uns in erster Linie
die Ersatzteilversorgung für die teilweise
30 Jahre alten Anlagen.
Im Dialog
Soll-Ist: Wie ging es dann weiter?
Breuer: Auf den Fachtagungen gab es
natürlich Kontakte zu Referenten, zu
Energieagenturen, beispielsweise zur
Bremer Energie-Konsens und natürlich
auch zu Siemens. Bei den Gesprächen
mit unseren Kollegen von anderen Kliniken merkten wir jedoch, dass Energiespar-Contracting in der Größenordnung,
wie wir es brauchten, bisher gar nicht
üblich ist.
Natürlich spielt in einem Krankenhaus
die Anschaffung moderner Medizintechnik eine größere Rolle als die Erneuerung
von Heizungs- und Klimaanlagen.
Soll-Ist: Wie kam es, dass sich bei Ihnen
eine derart hohe Investitionssumme
anstaute?
Soll-Ist: Was hat das Fass zum Überlaufen
gebracht?
Breuer: Eine kritische Havarie gab es
nicht, aber wir mussten sie einkalkulieren,
vor allem die Niederspannungshauptverteilung bereitete uns Sorgen. Da war wirklich Handlungsbedarf, aber die Investitionskosten in Höhe von rund einer Million Euro waren einfach nicht vorhanden.
Daneben waren es noch viele andere
Anlagen, die dringend erneuert werden
mussten, zum Beispiel die Kältemaschinen
für die Klimaanlagen – 700.000 Euro,
die Geschirrspülmaschinen für die Küche
– 400.000 Euro, die Erneuerung der
Zentralsterilisation – 600.000 Euro:
Da türmte sich ein riesiger Berg vor uns
auf. Wir waren deshalb schon seit einiger
Zeit auf der Suche nach einem passenden
Contracting-Modell, das nicht so stark in
unsere Personalstruktur eingreift.
Soll-Ist: Gab es ein Vorbild, eine überzeugende Referenz?
Breuer: Zunächst nicht. Uns war wichtig,
dass wir unsere Betreiberkompetenz behalten und keine Leute entlassen müssen.
Über verschiedene Veranstaltungen sind
wir dann auf das Modernisierungs- und
Finanzierungsmodell Energiespar-Contracting gestoßen. Nach einigen Überlegungen kamen wir zu dem Schluss, dass
das die Lösung für unser Klinikum wäre.
Richter: Das Hauptproblem für die Krankenhäuser liegt darin, dass sie für die
Erneuerung ihrer gebäudetechnischen
Anlagen keine Fördermittel bekommen.
Wir haben im Gesundheitswesen eine
duale Finanzierung, das heißt, das Land
Bremen finanzierte die Erstausstattung
des Klinikums mit Anlagen. Der Ersatz
dieser Anlagen, ebenso Wartung, Instandhaltung oder Modernisierung, muss dann
das Krankenhaus selbst aus dem laufenden Budget finanzieren. Natürlich spielt
in einem Krankenhaus die Anschaffung
moderner Medizintechnik eine größere
Rolle als die Erneuerung von Heizungsund Klimaanlagen. Solange die gebäudetechnischen Anlagen funktionieren,
ist die Bereitschaft zur Modernisierung
gering. Ein neuer Computertomograph
oder ein Röntgengerät ist für eine Klinik
natürlich wichtiger.
Soll-Ist: Gab es alternative Überlegungen
zur Erneuerung der Anlagen in Ihrem
Klinikum, zum Beispiel in eigener Regie
oder als Intracting?
Breuer: Wir haben natürlich jede Maßnahme für sich abgeklärt und die Kosten
für eine Modernisierung ermittelt. Sicher
wäre es möglich gewesen, jede einzelne
Maßnahme für sich durchzuführen und
gegebenenfalls auch zu finanzieren. Das
Problem ist, dass man in diesem Fall keine
Garantie hat, dass die prognostizierten
Energiekosteneinsparungen auch erreicht
werden. Beim Energiespar-Contracting
erhalte ich eine Einspargarantie von beispielsweise 25 Prozent. Schafft der Contractor nur 20 Prozent, bekommen wir
die Differenz von fünf Prozent erstattet.
Wir sind beim Energiespar-Contracting
also immer auf der sicheren Seite. Das
Risiko liegt allein beim Contractor.
Soll-Ist: Wie würden Sie die Vorteile des
Energiespar-Contractings Ihren Kollegen
in anderen Krankenhäusern erklären?
Breuer: Die Vorteile sehe ich in erster
Linie darin, dass ein externer Dienstleister die Verantwortung für alle Maßnahmen übernimmt. Hinzu kommt, dass wir
in unserem Fall zwölf Jahre Garantie für
die ausgeführten Maßnahmen erhalten;
das ist schon sehr außergewöhnlich,
da wir sonst nur bis maximal fünf Jahre
Gewährleistung bekommen. Jeder Regler,
jeder Fühler, der innerhalb der Vertragslaufzeit von zwölf Jahren ausfällt, wird
von Siemens ersetzt. Der Vorteil für uns
ist außerdem, dass wir die Anlagen weiterhin betreuen und auch kleinere Wartungs- und Instandhaltungsmaßnahmen
selbst ausführen. Durch diese Eigenleistungen verbessern sich außerdem unsere
Konditionen für das Contracting, und
unser Personal ist in das Projekt eingebunden.
Soll-Ist: Welche Vorbereitungen waren
nötig, um so ein Projekt in Bewegung
zu setzen? Sie mussten ja EU-weit ausschreiben.
Breuer: Wir hatten schon vor diesem
Projekt eine dreijährige Kooperation mit
der gemeinnützigen Klimaschutzagentur
„Bremer Energie-Konsens GmbH“ zum
Thema Energiesparen im Rahmen der
Klinikinitiative „ENER:CARE!“ begonnen.
Als dort die Bremer Contracting-Offensive „contract!“ als Fördermaßnahme
ins Leben gerufen wurde, war für uns
klar, dass wir das Thema EnergiesparContracting zusammen mit der Bremer
Energie-Konsens angehen.
Soll-Ist: Heißt das, dass Sie bei der
Ausschreibung von der Bremer EnergieKonsens unterstützt wurden? Die Ausschreibung von Contracting-Projekten
gilt ja allgemein als komplex.
Breuer: Die Bremer Energie-Konsens
hat uns zunächst beraten; die eigentliche
Ausschreibung und später auch die Vertragsgestaltung erfolgte dann über die
„Berliner Energieagentur GmbH“. Die
Berliner haben sehr viel Erfahrung auf
diesem Gebiet. Die Kosten für die Leistungen der Berliner Energieagentur
wurden überdies von der Bremer Energie-Konsens im Rahmen von „contract!“
zu 50 Prozent übernommen.
04/2008 Soll-Ist 9
Im Dialog
Soll-Ist: Gibt es für solche Fälle Musterverträge?
Breuer: Es gibt Musterverträge, aber
diese müssen fast immer dem jeweiligen
Projekt angepasst werden. Jede Liegenschaft hat ihr eigenes Profil, und auch
der Leistungsumfang, wie beispielsweise
Betrieb und Wartung, muss dem jeweiligen Vorhaben angepasst werden. Das
muss hieb- und stichfest in die Verträge
eingearbeitet werden. Dazu braucht man
einschlägige Erfahrungen. Die Berliner
Energieagentur hat uns hier optimal
beraten.
Soll-Ist: Aus dem Gespräch lässt sich
ableiten, dass Sie vom Energiespar-Contracting überzeugt sind. Jetzt gibt es in
Deutschland rund 2.100 Krankenhäuser,
von denen nur etwa 5 Prozent bisher im
großen Stil energetisch saniert wurden,
also EnEV-Standard entsprechen.
Anscheinend herrscht trotz überzeugender Projekte mit teils überwältigenden
Energieeinsparungen immer noch sehr
viel Skepsis gegenüber dem EnergiesparContracting. Woran liegt das?
Breuer: Es gibt sicher bei manchen
Kollegen gewisse Ängste, dass durch
Contracting-Maßnahmen Versäumnisse
und Schwachstellen aufgedeckt werden.
Wir haben uns immer dazu bekannt, dass
wir etwas tun müssen, und wir wussten,
dass wir ein enormes Potenzial an Energieeinsparungen haben. Zudem sind
Vorbereitung und Ausschreibung eines
10 Soll-Ist 04/2008
Energiespar-Contractings für den Betreiber mit einem nicht unerheblichen zeitlichen Aufwand verbunden. Allein die
Ermittlungen der für eine ContractingAusschreibung relevanten Basisdaten,
die ja auch Vertragsbestandteil werden,
sind – je nach Ausgangssituation – nicht
zu unterschätzen. Man sollte die Umsetzung eines Energiespar-Contractings
aber nicht allzu lange vor sich herschieben. Im schlimmsten Fall müssen die
Verantwortlichen mit extern beauftragten Unternehmensberatern rechnen, die
einem womöglich Misswirtschaft nachweisen. So weit sollte man es nicht kommen lassen.
Viele Klinikgeschäftsführer wissen,
dass in ihren Technikzentralen eine
Zeitbombe tickt.
Richter: Ich sehe das nicht so streng.
Es ist aber richtig, dass die Kommunen
aus den unterschiedlichsten Gründen
das Thema Energiesparmaßnahmen
und Anlagenmodernisierung vor sich
herschieben. Aufgrund der steigenden
Energiepreise und der aktuellen Klimaschutzdiskussion wird das Interesse
an Modernisierungsmodellen wie dem
Energiespar-Contracting zunehmen.
Viele Klinikgeschäftsführer wissen,
dass in ihren Technikzentralen eine
Zeitbombe tickt. Aber die Investitionen
in die Gebäudetechnik konkurrieren
immer auch mit den Anschaffungen
in der Medizintechnik, also unserem
eigentlichen Erwerbszweig. Leider wird
dadurch das Thema Gebäudemodernisierung und Energieeinsparung etwas
verdrängt.
Soll-Ist: Beim Klinikum Bremerhaven
greifen die Energiesparmaßnahmen ja
bereits auf breiter Front, und Sie haben
auch schon genügend Erfahrungen mit
dem Betrieb der neuen Anlagen. Würden
Sie heute etwas anders machen?
Breuer: Im Wesentlichen würde ich
das wieder so machen. Natürlich ergibt
sich rückblickend immer ein gewisses
Optimierungspotenzial für eine Ausschreibung. Vielleicht sollte man einige
geplante Maßnahmen schon in der Ausschreibungsphase etwas mehr vertiefen.
Zu 98 Prozent ist bei uns jedoch alles
bestens gelaufen; wir sind sehr zufrieden
mit dem Ergebnis.
Richter: Energiespar-Contracting ist
der richtige Weg. Es ist viel wirtschaftlicher als die Eigenfinanzierung. Bei der
Eigenfinanzierung hätte das Klinikum
erhebliche Abschreibungen über den
Nutzungszeitraum gehabt. Da wir keine
Fördermittel bekommen, hätten wir diese
Maßnahmen selbst finanzieren müssen,
also Fremdmittel aufnehmen. Bei der
Eigenfinanzierung müsste ich zudem
die Anlagen in der Bilanz aktivieren und
abschreiben. Damit habe ich diese Kosten
in meinem Haushalt. Im Gesamtergebnis
ist Energiespar-Contracting in jedem Fall
wirtschaftlicher als jede Form der
Fremdfinanzierung.
Im Dialog
Siemens ging viel stärker auf unsere
Wünsche ein und bot uns auch eine
höhere Einspargarantie als der Wettbewerb.
Soll-Ist: Um den Auftrag haben sich
ursprünglich 13 Firmen beworben.
Zuletzt blieb nur noch Siemens Building
Technologies übrig. Was war ausschlaggebend, dass der Auftrag an SBT ging?
Breuer: Das Konzept von SBT war umfassender und ausgereifter. Während
andere Bewerber unser Klinikum gerade
mal zwei Tage inspizierten, nahmen sich
die Siemens-Mitarbeiter zehn bis zwölf
Tage Zeit, um die Liegenschaft und die
Anlagen zu analysieren und Lösungen
auszuarbeiten. Manche Bieter wollten
beispielsweise nur die Ventilatoren der
30 Jahre alten Klimaanlagen austauschen, Siemens bot uns dagegen die
komplette Erneuerung an. Überhaupt
ging Siemens viel stärker auf unsere
Wünsche ein und bot uns auch eine
höhere Einspargarantie als der Wettbewerb.
Richter: Ein wichtiger Aspekt war für
mich die Beratung durch die Bremer
Energie-Konsens. Diese Hilfestellung
machte uns die Entscheidung sehr viel
leichter. Wir mussten uns ja verpflichten,
über die Vertragslaufzeit die auf Grundlage der Baseline 2004 (Anmerkung
der Redaktion: Referenz-Jahresenergieverbrauch des Klinikums vor Vertragsabschluss als Bezugsgröße für das Energiespar-Contracting) eingesparten Energiekosten über die Dauer von zwölf Jahren
an Siemens weiterzubezahlen. Da sich
jeder ausrechnen kann, dass die Energiepreise weiter steigen, war es nur konsequent, den Vertrag zu unterschreiben.
Im Grunde genommen sind ja unsere
Kosteneinsparungen aufgrund der steigenden Energiekosten nochmals deutlich
höher als die vertraglich festgelegten
Einsparungen. Wir haben durch das
Energiespar-Contracting natürlich noch
weitere Vorteile, wie weniger Wartungsund Instandhaltungskosten sowie entfallende fremdvergebene Wartungsverträge.
Soll-Ist: Inwieweit hilft das Energiespar-Contracting dem Krankenhaus,
sich im Gesundheitswesen besser zu
positionieren?
Richter: Häuser, die defizitär sind, haben
natürlich Probleme, sich weiterzuentwickeln. Kurz gesagt, wer kein Geld hat,
kann sich im medizinischen Bereich –
unserem Kerngeschäft – nicht weiterentwickeln. Von daher ist EnergiesparContracting für ein Krankenhaus auch
eine strategische Option, damit man
wirtschaftlich beweglich bleibt. Demnächst sanieren wir beispielsweise die
Gebäudefassade. Mit einer modernen
Fassade verschaffen wir uns neben einer
weiteren erheblichen Energiekostenreduzierung einen Wettbewerbsvorteil,
denn die Kunden achten heute auch
auf die Äußerlichkeiten eines Krankenhauses. Man muss den medizinischen
Fortschritt auch äußerlich präsentieren.
Die Patienten legen einen immer größeren Wert auf Komfort. Nicht allein der
medizinische Erfolg, auch die Begleitumstände eines Krankenhausaufenthaltes prägen immer mehr den Ruf einer
Klinik.
Soll-Ist: Mit welchem Zeithorizont muss
man bei solch einem Energiespar-Contracting-Projekt rechnen? Wie lange hat
es bei Ihnen vom Erstkontakt bis zum
Vertrag bzw. bis zum Beginn und bis zum
Ende der Maßnahmen gedauert?
Breuer: Das ging alles sehr schnell. Im
Februar 2005 entschieden wir uns für
die Modernisierung mittels EnergiesparContracting. Das Bieterverfahren dauerte
– einschließlich der Ausschreibungserstellung – rund acht Monate, sodass
wir bereits im November 2005 den Auftrag vergeben konnten. Die Umbauphase
ging bis Ende April 2007, und ab 1. Mai
2007 startete die Hauptleistungsphase.
Vertragsende ist am 30. April 2019.
Soll-Ist: Wie läuft so eine Brachialsanierung ab? Wie funktionierte die Zusammenarbeit zwischen dem Contractor
Siemens und der Technikabteilung?
Breuer: Die Projektingenieure von
Siemens sind sehr teamorientiert vorgegangen. Man hat uns von Anfang an
in das Projekt eingebunden. Es gab zum
Beispiel eine Veranstaltung für das technische Personal, bei der der Leistungsumfang und die Vorgehensweise erklärt
wurden. In diesem Zusammenhang
wurde auch deutlich gesagt, dass es sich
um kein Outsourcing-Projekt handelt und
dass im Zusammenhang mit den Modernisierungsmaßnahmen keine Arbeitsplätze wegfallen. Unser technisches
Personal ist auch in die Umsetzung mit
einbezogen worden. Auch während des
Projektes gab es Vorträge und Präsentationen über den Projektfortschritt und
die eingesetzte Technik. Das war ganz
hervorragend.
Durch den offenen Umgang miteinander
kam bei unseren Mitarbeitern deshalb
nie das Gefühl auf, dass hier jemand ins
Hintertreffen geraten könnte.
Richter: Man muss ja auch die emotionale Ebene eines solchen Projektes sehen.
Es geht um eine neue, zeitgemäße
Technik, die manche unserer Mitarbeiter
wie ein neues Auto erlebten. Wir haben
hier eine wirklich tolle Technik bekommen, und die Arbeit damit macht jetzt
mehr Spaß als mit den alten Anlagen.
Das Heranführen an die neuen Anlagen
war sehr behutsam, was auch notwendig war, denn zwischen der alten und
der neuen Technik liegen gleich mehrere
Generationen. Schulung und Nachqualifizierung waren deshalb Teil des Konzeptes. Durch den offenen Umgang miteinander kam bei unseren Mitarbeitern
deshalb nie das Gefühl auf, dass hier
jemand ins Hintertreffen geraten könnte.
Alle waren mit Begeisterung dabei, hier
etwas Neues zu schaffen.
Soll-Ist: Was würden Sie Ihren Kollegen
in anderen Krankenhäusern raten, die
sich mit ähnlich veralteten Anlagen
herumschlagen?
Breuer: Lieber heute als morgen das
Thema Energiespar-Contracting angehen. Nach all den Erfahrungen, die wir
gemacht haben, kann ich das uneingeschränkt empfehlen. Eine derart professionelle Unterstützung wie durch die
Bremer Energie-Konsens, die Berliner
Energieagentur und Siemens hätte ich
nie erwartet. Die Voraussetzungen für
die Ausschreibung von EnergiesparContracting-Verträgen sind ja heute
durch die Energieagenturen viel besser
als noch vor ein paar Jahren. Man kann
sich wirklich auf die Energieagenturen
verlassen. Falsch wäre es, diese Hilfe
auszuschlagen, zumal die Beratung ja
zum größten Teil gefördert wird.
Richter: Für mich waren die Bremer
Energie-Konsens und die Berliner Energieagentur als neutrale Instanzen der
eigentliche Schlüssel zum EnergiesparContracting. Auch als Nichttechniker
fühlte ich mich von den Leuten verstanden und dort gut aufgehoben. Ich kann
jedem Klinikdirektor nur dazu raten, seine
Energiekosten von einer der Energieagenturen analysieren zu lassen und mit
diesen Profis die verschiedenen Lösungsmöglichkeiten auszuloten.
Herr Breuer, Herr Richter, vielen Dank
für das aufschlussreiche Gespräch.
04/2008 Soll-Ist 11
Aktuell
Zukunftslösungen
für umweltfreundlichere
Kraftwerke und virtuelle
Planung
Wie zwei aktuelle Beispiele zeigen, antwortet Siemens
schon heute mit marktreifen Entwicklungen auf die
Herausforderungen der Zukunft
12 Soll-Ist 04/2008
Aktuell
CO2-Waschverfahren für
konventionelle Kraftwerke
Mit einem neuen Verfahren zur Abtrennung des klimaschädlichen Kohlendioxids
sollen konventionelle Kraftwerke in
Zukunft umweltfreundlicher betrieben
werden. Der Schlüssel für die effiziente
Abscheidung von Kohlendioxid (CO2) ist
ein speziell entwickeltes und integriertes
Waschverfahren, das nach der Verbrennung bis zu 90 Prozent des Kohlendioxids
aus dem Rauchgas entfernen soll. Auf
dieser aussichtsreichen Technologie basiert die jüngste Kooperation von Siemens
und dem Energieversorger E.ON, um Kraftwerke mit fossilen Brennstoffen künftig
klimafreundlicher zu gestalten.
Knapp ein Viertel der weltweiten CO2Emissionen entfallen auf die Erzeugung
elektrischen Stroms. Deshalb ist die
Modernisierung wie auch die Optimierung der Brennstoffumsetzung ein Muss,
um die CO2-Emissionen schnell und
deutlich zu reduzieren. Großes Potenzial
besteht vor allem in Schwellenländern:
Allein 2006 gingen in China 174 Kohlekraftwerke der sogenannten 500-Megawatt-Klasse ans Netz, das ist etwa jeden
zweiten Tag eines. Das Land verbraucht
30 Prozent der Kohle, die weltweit verbrannt wird. Aber auch in Deutschland
sind in den kommenden Jahren 14 Braunund Steinkohlekraftwerke geplant, die rund
14 Gigawatt Leistung erzeugen sollen.
Siemens entwickelt nun ein chemisches
Kohlendioxid-Waschverfahren, das einen
geringen Waschmittelschlupf in das Rauchgas und einen niedrigeren Eigenenergiebedarf im Vergleich zu bisher entwickelten
Prozessen hat. Die zusätzliche Herausforderung dieses Abscheidungsprozesses
– fachlich Post Combustion CO2 Capture
genannt – ist, einen guten Kraftwerks-
wirkungsgrad zu erhalten und dabei die
negativen Einflüsse durch schädliche
Waschmittelemission zu vermeiden.
Siemens verfügt seit der Übernahme
der Axiva im Jahr 2000 (ehemals Hoechst
AG) über hervorragende Kompetenz für
chemische Prozessentwicklung und Engineering. Ein Laborprototyp ist bereits seit
drei Jahren im Industriepark Frankfurt
Höchst im Einsatz. Das neue Verfahren
und die energetisch optimale Einkopplung in das konventionelle Kraftwerk werden dann 2010 in einer für die spätere
Großanlage aussagekräftigen Pilotanlage
unter realen Einsatzbedingungen in einem
E.ON-Kraftwerk getestet.
Zunächst liegt der Fokus auf Stein- und
Braunkohlekraftwerken; für Erdgaskraftwerke wird es später eine adaptierte Variante geben. Die Technik soll auch für
die Nachrüstung bestehender konventioneller Kraftwerke geeignet sein, sodass
diese mit wirtschaftlich vertretbarem
Wirkungsgradverlust ebenfalls klimafreundlicher betrieben werden können.
Simulationssoftware
verlagert Fabrik in den PC
Mit einer speziellen Software von Siemens
können Unternehmen ihre Produkte und
deren Fertigungsprozesse – also den kompletten Lebenszyklus – virtuell bis ins
kleinste Detail entwickeln und testen. Die
Hersteller beheben mit den Programmen
am Computer mögliche Produktions- oder
Funktionsfehler, bevor auch nur eine Komponente in der realen Welt hergestellt
wird. Das Resultat sind enorme Kosteneinsparungen, niedrigere Verkaufspreise
und eine verbesserte Produktqualität.
Derzeit verknüpft Siemens die Product
Lifecycle Management-Produkte (PLM)
der im vergangenen Jahr an Bord gehol-
ten Software-Schmiede UGS mit seinen
Systemen zur Fabrikautomatisierung.
Siemens ist damit einer der weltweit
führenden Anbieter von PLM-Lösungen.
Damit können die Nutzer ihre Produkte,
deren Funktionen und auch Fabrikationsabläufe entwerfen und simulieren – in 3-D
und Echtzeit von jedem PC der Welt aus.
Der US-Flugzeugbauer Eclipse Aviation
brachte auf diese Weise eine neue Flugzeugklasse auf den Markt – zum halben
Preis vergleichbarer Maschinen. Das
amerikanische Unternehmen hat das
sechssitzige Flugzeug der Very-Light-JetKlasse bis zum letzten Niet mit Software
zur digitalen Produktentwicklung entworfen. Sämtliche Produktinformationen
wurden mit der Software Teamcenter
verwaltet, die Fabrik zur Herstellung des
Fliegers wurde mit der Lösung Tecnomatix konzipiert sowie deren Prozessabläufe optimiert.
Darüber hinaus integrierte Eclipse Daten
von Flugzeugkomponenten verschiedenster Lieferanten. Der Luftfahrt-Spezialist
erstellte 3-D-Simulationen und prüfte, ob
im virtuellen Modell des Flugzeuges alle
Teile optimal zusammenpassen und wie
der Jet am kosteneffizientesten herzustellen ist – bei höchsten Qualitätsmaßstäben. Gleichzeitig analysierte Eclipse
das Modell mit den Siemens-Systemen
hinsichtlich mechanischer Belastbarkeit,
Schwingungen, Temperaturen und
Strömungsdynamik.
Mit der virtuellen Entwicklung reduzierten
sich die Entwicklungskosten und somit
auch der Preis der Very Light Jets. Das Resultat: Gilt in der Luftfahrtindustrie bereits
der Verkauf von jährlich 100 Flugzeugen
als Erfolg, so sind bei Eclipse bereits über
2.600 Bestellungen eingegangen.
04/2008 Soll-Ist 13
Aktuell
Primärenergieverbrauch in Europa
Transport
28 %
Abhängigkeit
Ohne Vorkehrungen wird die
Abhängigkeit von externer Energie
um 70 % steigen
Gebäude
41 %
Industrie
31 %
Umwelt
Energieerzeugung und -verbrauch
verursachen 94 % des CO2-Ausstoßes
Versorgung
Der Einfluss auf die Energieversorgung ist begrenzt
Preise
Bedeutende Steigerung innerhalb
weniger Jahre
Einfluss der Gebäudeautomation
Effizienzsteigerung und Modernisierung können
bis 30 Prozent einsparen
Der sorgsame Umgang mit Energie ist ein zentrales Anliegen der Europäischen Union. Allein durch
moderne „BACS“ könnte der Energieverbrauch von Gebäuden um rund 30 Prozent gesenkt werden.
Neue Europanorm
EN 15 232
Energieeffizienz von Gebäuden –
Auswirkungen der Gebäudeautomation
und des Gebäudemanagements
Alle reden von der europäischen Richtlinie 2002/91 EG zur Gesamtenergieeffizienz in Gebäuden und deren
Umsetzung in nationales Recht in der
DIN V 18599*. Um die dort definierten
regelungstechnischen Maßnahmen zu
präzisieren, ist auf Initiative der europäischen Gebäudetechnik-Industrie die
europäische Norm EN 15 232 „Energieeffizienz von Gebäuden – Auswirkungen der Gebäudeautomation und des
Gebäudemanagements“ entstanden.
Darin sind vier sogenannte Effizienzklassen für BACS – Building Automation and Controls Systems – definiert,
ähnlich dem europäischen Energie14 Soll-Ist 04/2008
label. Mit ihnen lassen sich der energetische Einfluss des Ausstattungsgrads, die Ausstattungsqualität und
das Anpassungsvermögen der eingesetzten Gebäudeautomations- und
Regelungssysteme an den tatsächlichen Energiebedarf eines Gebäudes
recht genau vorausbestimmen. Zur
Absicherung der in EN 15 232 definierten BACS-Effizienzfaktoren wurde
gleichzeitig das europäische Qualitätssicherungssystem für energieeffiziente Geräte der Gebäudeautomation
und der Regelung eu.bac (European
Building Automation Controls Association) ins Leben gerufen.
Die europäische Richtlinie 2002/91/EG
zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (Energy Performance of Buildings
Directive, EPBD) soll dazu beitragen, die
Energieeffizienz von Gebäuden zu verbessern. Für die Kälte- und Klimatechnik
besonders relevant ist Artikel 9 der EPBD,
nach dem die „Mitgliedsstaaten zur
Senkung des Energieverbrauchs und zur
Begrenzung der Kohlendioxidemissionen
die erforderlichen Maßnahmen treffen,
um die regelmäßige Inspektion von
Klimaanlagen mit einer Nennleistung
von mehr als 12 Kilowatt zu gewährleisten“. Diese Inspektion umfasst eine
Prüfung des Wirkungsgrades der Anlage
und der Anlagendimensionierung im Verhältnis zum Kühlbedarf des Gebäudes.
Die Gesamtenergieeffizienz eines
Gebäudes wird definiert als „die tatsächlich verbrauchte oder geschätzte Menge
Energie zur Abdeckung der unterschiedlichen Bedürfnisse im Vergleich zu einer
standardisierten Nutzung des Gebäudes“.
Die betroffenen Energieverbraucher
sind Heizung, Warmwassererzeugung,
Kühlung, Lüftung und Beleuchtung; mit
einbezogen ist auch die für den Betrieb
dieser Systeme notwendige elektrische
Hilfsenergie. Bei der Umsetzung der
Richtlinie müssen klimatische Außenbedingungen, örtliche Gegebenheiten
sowie Anforderungen an das Innenraumklima und an die Kosteneffizienz berück-
Aktuell
Berechnungsverfahren basierend auf BACS Effizienzfaktoren – EN 15 232
BACS Effizienzklassen
A
Klasse A:
Hoch energieeffiziente
BACS und TBM
B
Klasse B:
Höherwertiges
BACS und TBM
C
Klasse C:
Standard BACS (üblicherweise
als Referenz verwendet)
D
Klasse D:
Nicht energieeffiziente
BACS
BACS – Building Automation and Controls System/
TBM – Technical Buildung Management Systems
Durch die Einführung von Effizienzklassen für Gebäudeautomations- und Regelungssysteme
kann der Einspareffekt durch höherwertigere Systeme vorausbestimmt werden.
sichtigt werden. Die wichtigsten geforderten konkreten Maßnahmen sind die
Erstellung von Energiezertifikaten für
Gebäude, die regelmäßige Inspektion
von Heizkesseln und Klimaanlagen, die
Ernennung unabhängiger Experten für
diese Aufgaben sowie die Entwicklung
von Berechnungsmethoden zur Bestimmung der Energieeffizienz und die
Festlegung von Mindestanforderungen
an Gebäude.
Entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip
der EU bleibt es den Mitgliedsstaaten
überlassen, wie sie diese Vorgaben umsetzen. Als Hilfestellung hat die EU das
für europäische Normen verantwortliche
europäische Normungskomitee CEN damit beauftragt, Normen und Methoden
zur Berechnung für die Energieeffizienz
von Gebäuden und zur Einschätzung
ihrer Auswirkung auf die Umwelt auszuarbeiten. Wichtigstes Werkzeug zur
Umsetzung der EPBD in Deutschland
ist DIN V 18599.
Mit BACS schneller zum Ziel
Bekanntlich fallen rund 40 Prozent des
Primärenergieverbrauchs in Europa für
die Versorgung von Gebäuden an. Aus
vielen Sanierungsprojekten, die beispielsweise im Rahmen von Energiespar-Contracting durchgeführt wurden, weiß man,
dass allein mit modernen Gebäudeautomationssystemen und hoch effizienten
Reglern bis zu 30 Prozent Energie eingespart werden können. Um die Rolle der
Building Automation and Control Systems
(BACS), also der Gebäudeautomationsund Regelungssysteme, bei der Beurteilung von Gebäudeeffizienzmaßnahmen
transparenter zu machen, hat die europäische Gebäudetechnik-Industrie mit
Siemens Building Technologies als treibender Kraft das europäische Normungskomitee CEN von der Notwendigkeit
einer eigenständigen Norm überzeugt.
Die Ausarbeitung übernahm das Technische Komitee 247 (CEN/TC247) unter
dem Vorsitz von Ulrich Wirth, Leiter
Market Support HVAC Products and BACSystems, sowie drei weitere Experten
von SBT. Die im Juli 2007 vom CEN verabschiedete Norm EN 15 232 „Energieeffizienz von Gebäuden – Auswirkungen
der Gebäudeautomation und des Gebäudemanagements“ spezifiziert verschiedene
Methoden zur Beurteilung des Einflusses
der Funktionen der Gebäudeautomation
und des technischen Gebäudemanagements auf den Energieverbrauch von
Gebäuden.
Dabei geht es nicht nur um eine generelle
Senkung des Energiebedarfs durch den
Einbau qualitativ hochwertiger Regelungs- und Gebäudeautomationssysteme,
sondern auch um die Anlagenüberwachung und das Anpassungsvermögen
der Systeme an veränderte Nutzungs-
anforderungen sowie um Kommunikationsprotokolle und Systemkomponenten,
die als „Gehirn“ des Gebäudes eine ständige Anpassung an den tatsächlichen
Bedarf zulassen.
Klassifizierung wie bei
Elektro-Haushaltsgeräten
Nach dem Motto „keep it simple“ hielten
sich die Mitglieder des TC247 bei der Definition von vier BACS-Effizienzklassen an
die bei Elektro-Haushaltsgeräten übliche
Darstellung in der Art des europäischen
Energielabels.
Klasse D entspricht Systemen, die aus
heutiger Sicht nicht mehr energieeffizient
sind. Gebäude mit einem solchen System
sind zu modernisieren; neue Gebäude
dürfen nicht damit ausgestattet werden.
Klasse C entspricht Standard-BACS und
gilt damit als Referenzklasse. Klasse B
verlangt den Einbau weiterentwickelter
Systeme und Klasse A entspricht hoch
effizienten Systemen. Ferner enthält
die Norm Verfahren zur Berechnung der
Energieeffizienz aufgrund von Nutzerprofilen für unterschiedlich komplexe
Gebäudetypen, zum Beispiel für Büros,
Hotels, Klassenräume, Hörsäle, Restaurants, Großhandelszentren und Krankenhäuser. Aus der Kombination dieser Elemente ergeben sich klare Vorgaben für
das Erlangen einer bestimmten Effizienzklasse.
Ein Beispiel: Regelt die Gebäudeautomation den Temperatursollwert der Heizung
in einem Hotel durchgehend auf 22,5
Grad Celsius, so entspricht das Klasse D.
Wird der Wert jedoch für die Zeit der
üblichen Anwesenheit des Gastes, also
von abends 18 Uhr bis morgens 9 Uhr,
variabel auf 21 Grad Celsius geregelt und
für die übrige Zeit auf 15 Grad Celsius
abgesenkt, ergibt das die beste Klasse A.
Wichtigste Zielgruppe für EN 15 232 sind
die für die Gebäudeeffizienzrichtlinie
zuständigen Behörden, aber auch Gebäudeeigentümer sowie Architekten, Planer
und Ingenieure. Nach Einschätzung von
Fachleuten sind allein durch den Einsatz
hochwertiger Einzelraumregler Energieeinsparungen von bis zu 15 Prozent möglich, gewerkeübergreifende Energiesparfunktionen noch nicht mitgerechnet.
* DIN V 18599 Energetische Bewertung von
Gebäuden – Berechnung des Nutz-, End- und
Primärenergiebedarfs für Heizung, Kühlung,
Lüftung, Trinkwarmwasser und Beleuchtung
04/2008 Soll-Ist 15
Aktuell
Fachpresseforum in Lissabon
SBT informiert europäische Journalisten
über effiziente Gebäudetechnik
Dr. Johannes Milde:
„Die von SBT lieferbare Technik
reicht aus, rund 85 Prozent des
Energieverbrauchs in Nichtwohngebäuden zu beeinflussen“
Ulrich Wirth:
„Siemens Building Technologies
war bei den Vorbereitungen der
EN15232 die treibende Kraft“
In Gebäuden lassen sich bis zu
80 Prozent Primärenergie einsparen.
Voraussetzung hierfür sind der Einbau
intelligenter Technik, ein verändertes
Nutzerverhalten, Gebäudemanagementsysteme mit automatisierten
Energie-Checks sowie gut geschultes
Bedienpersonal. Siemens Building
Technologies (SBT) könnte allein mit
seinem angestammten Portfolio bei
Gebäuden bis zu 30 Prozent Energie
einsparen und 85 Prozent des Energieverbrauchs beeinflussen. Dies sind
einige der wichtigsten Aussagen auf
dem 7. Internationalen Fachpresseforum der SBT, das Ende 2007 in Lissabon stattfand. Rund 80 Fachjournalisten aus zwölf europäischen Ländern
nahmen an der Veranstaltung teil.
Etwa 40 Prozent des weltweiten Primärenergieverbrauchs fallen für die Beheizung, Klimatisierung und Beleuchtung
von Gebäuden an. Dadurch entstehen
etwa 21 Prozent der weltweiten Emissionen an Treibhausgasen. Auf dem Fachpresseforum in Lissabon verdeutlichte
16 Soll-Ist 04/2008
Patrick Vanlombeek:
„Die schnelle Ausrichtung auf
die Kundenbedürfnisse ist der
Schlüssel zum Erfolg auf dem
Weltmarkt“
Dr. Johannes Milde, Vorsitzender des
Bereichsvorstandes von Siemens Building
Technologies, die enormen Herausforderungen zum Schutz des Klimas und gab
einen Überblick an Lösungen, mit denen
der Energieverbrauch und damit auch der
Ausstoß von Treibhausgasen drastisch
reduziert werden kann.
So reiche die heute zur Verfügung
stehende Technik von SBT aus, um rund
85 Prozent des Energieverbrauchs in
Nichtwohngebäuden zu beeinflussen
und 30 bis 40 Prozent an Energie einzusparen. Als ein schnell greifendes Mittel
nannte Milde das Energiespar-Contracting, das die Energiekosten in Gebäuden
nachweislich zwischen 15 und 40 Prozent senken könne. Allein durch ein professionelles Controlling könnten 15 Prozent an Energie im Gebäude eingespart
werden, ein motivierter Nutzer könne
seinen Energieverbrauch sogar um
50 Prozent senken. Milde schätzt das
Marktpotenzial durch Energieeffizienzverbesserungen in Gebäuden auf weltweit rund 20 Milliarden Euro pro Jahr.
Den universell einsetzbaren und frei konfigurierbaren Desigo-TX-I/O-Modulen kommt in flexibel
genutzten Gebäuden künftig eine Schlüsselrolle zu
Einen wichtigen Wachstumsmarkt sieht
Milde im Konzept „Total Building Solutions“, das heißt in gewerkeübergreifenden Lösungen zwischen den Systemen Gebäudeautomation, Sicherheit und Brandschutz, Kommunikation und IT-Sicherheit
sowie IT-Prozessintegration. Solche hoch
integrierten Gebäude seien nicht nur wirtschaftlicher in Investition und Unterhalt,
sondern auch energiesparender zu betreiben – bei gleichzeitig höherem Komfort und verbesserter Sicherheit.
Gebäude schneller an
Nutzungsänderungen anpassen
Überlagert werde der Megatrend Energieeffizienz von der zunehmenden Urbanisierung hin zu Megastädten mit einem
wachsenden Bedarf an größeren und
flexibler nutzbaren Gebäuden. Wolfgang
Haas, Leiter Entwicklung und Innovation
Building Automation, sprach in Lissabon
von dynamischen Gebäuden, die sich
reibungslos den Prozessansprüchen
des jeweiligen Nutzers anpassen lassen.
„Die Gebäudetechnik muss die Kontinuität der Kunden-Kernprozesse sicherstellen.
Aktuell
Der Schwerpunkt liegt auf der Sicherheit
von Informationen, Personen und Waren,
auf dem effizienten Einsatz von Energie
und einem komfortablen und produktiven
Raumklima, jeweils abgestimmt auf die
Bedürfnisse und die Prozesse des Nutzers“, betont Haas. Die Dynamisierung
der Gebäude führe zu einer flacheren
Systemarchitektur, zur Nutzung globaler,
offener Standards auf IP-Basis sowie drahtlosen Kommunikationseinrichtungen.
Künftig seien Lösungen mit kombinierter
Funktionalität für HLK, Personenschutz
und Sicherheit gefragt, wie beispielsweise die neuen Desigo-TX-I/O-Module. In
diesem Zusammenhang gewinne der Service rund um die Gebäudetechnik weiter
an Bedeutung. Haas: „Die Erfahrungen
zeigen, dass Gebäude und deren Technik
spätestens ein bis zwei Jahre nach der
Inbetriebnahme nochmals auf die tatsächliche Nutzung abgestimmt werden
müssen. Dadurch lassen sich rund 10 bis
15 Prozent Energie einsparen.“ In den
USA habe sich dafür schon der Begriff
„Permanent Commissioning“ etabliert.
Nutzerprofile beeinflussen
Energieeffizienzklassen
Welche enorm wichtige Rolle die
Gebäudeautomation in der aktuellen
Energieeffizienzdiskussion einnimmt,
belegt die im Juni 2007 vom CEN verabschiedete Norm EN15252, „Energieeffizienz von Gebäuden – Auswirkungen
der Gebäudeautomation und des Gebäudemanagements“. Ulrich Wirth, Leiter
Market Support HVAC Products and BACSystems, unterstreicht die Bedeutung
dieser Norm für die Branche: „Siemens
Building Technologies war bei den Vorbereitungen dieser Norm im CEN 247
federführend. Mit dieser Initiative der
Gebäudetechnikindustrie setzt die Branche wichtige Maßstäbe bei der Beurteilung der Funktionen von Gebäudeautomationssystemen.“
Die Europanorm teilt die verschiedenen
Regelungs- und Steuerungsfunktionen
von Gebäudeautomationssystemen
in vier Energieeffizienzklassen ein. Der
Klasse D sind Systeme zugeordnet, mit
denen praktisch keine Energie eingespart
werden kann. Klasse C entspricht einer
Standardausführung und ist gleichzeitig
Referenzklasse. Zur Klasse B zählen höherwertigere Systeme, und in Klasse A finden
sich Konzepte mit der höchsten Energieeffizienz. (siehe S. 14/Beitrag „EN 15 232“)
Europaweit einheitliche Zertifizierung
Wegen des hohen Stellenwertes der
Regelungstechnik bei der Verbesserung
der Energieeffizienz von Gebäuden hat
die europäische Gebäudeautomationsindustrie bereits 2003 die eu.bac – European Building Automation and Controls
Association – gegründet. „Die eu.bacMitglieder wollen damit ein möglichst
hohes Maß an Energieeffizienz und Qualität gewährleisten“, erklärt Ulrich Wirth
den Zweck der Initiative. Entscheidend
sei eine europaweit einheitliche Zertifizierung der Produkte, denn nur so könne
man nationale Unterschiede bei der Zertifizierung vermeiden. In Folge entstand
daraus die eu.bacCert, ein Gemeinschaftswerk von eu.bac und verschiedenen europäischen Zertifizierungsstellen und Testlabors. SBT als Vorreiter einer europäisch
einheitlichen Zertifizierung hat bereits
im September 2007 erste Produkte zertifiziert, darunter die Einzelraumregler
Baureihe Desigo RX.
Mehr Komfort mit weniger Energie
durch Wettervorhersageregelung
Eine spannende und für jeden Nutzer
nachvollziehbare Möglichkeit, Energie
einzusparen, ist die Einbindung der
Wettervorhersage in die Regelung bzw.
Steuerung von HLK-Anlagen. Dr. Jörg
Tödtli, Leiter Forschung für HLK-Anwendungen bei SBT, ist überzeugt, dass mit
der Verbesserung der Wetterprognose
die Bedeutung der prädiktiven HLK-Regelung zunehmen wird. „Je präziser und
detaillierter die Daten und der Zeitpunkt
vorhersehbarer Wetteränderungen sind,
desto eher eignen sie sich für die Aufschaltung auf die Regelung und Gebäudeautomation.“ Obwohl noch weiterer
Forschungsbedarf bestehe, beispielsweise
bei der Entwicklung von Werkzeugen
sowie Regelungs- und Steuerungsstrategien, gäbe es bereits Erfolg versprechende
Praxiserfahrungen. So werden im Atrium
des Bürogebäudes Grafenau in Zug
Markisen und Lüftungsklappen saisonal
unterschiedlich (Sommer/Winter) in Abhängigkeit der prognostizierten Sonnenscheindauer gesteuert. Ziel sei, die Temperatur im Atrium im Sommer so tief und
im Winter so hoch wie möglich zu halten,
um die Heiz- bzw. Kühllast in den angrenzenden Büroräumen zu minimieren.
Für Gebäude mit thermoaktiven Bauteilsystemen habe SBT bereits zwei Großgebäude in Zürich mit Wettervorhersageregelungen ausgestattet. „Wir stimmen
hier die Vorlauftemperatur nicht auf
die gemessene Außentemperatur ab,
sondern auf die vorhergesagte“, erklärt
Tödtli die Regelstrategie. Mit dem im
März 2007 gestarteten Forschungsprojekt Opti-Control wolle man jetzt die
Entwicklung vorantreiben.
Abschließende Ergebnisse des Gemeinschaftsprojektes von ETH Zürich, Empa
Dübendorf, MeteoSchweiz und SBT werden im Jahr 2010 erwartet. „Die Zeit ist
reif für prädiktive HLK-Regler“, fasst Tödtli
seine Ausführungen zusammen. Welches
Energiesparpotenzial hinter der Wettervorhersageregelung steckt, verdeutlichten
Aussagen verschiedener Wissenschaftler
auf dem Kongress „Clima2007“ in Helsinki: Je nach Klimazone, Gebäudearchitektur, Gebäudetemperiersystem und Nutzung seien Energieeinsparungen von bis
zu 35 Prozent möglich.
Gesamtlösungen für
Hochleistungsgebäude
Doch nicht in allen Branchen stehen
Energieeffizienz und Energieeinsparung
an oberster Stelle. In Flughäfen werden
Verfügbarkeit und Sicherheit bei Weitem
höher bewertet als in einem Bürogebäude.
Bei der pharmazeutischen und chemischen Industrie steht die hundertprozentige Qualität im Vordergrund, und im Gesundheitswesen spielen kostenoptimierte
Dienstleistungen künftig die maßgebliche
Rolle.
Für Patrick Vanlombeek, Leiter Marketing
Siemens Building Technologies Group, ist
die schnelle Ausrichtung auf die Kundenbedürfnisse der Schlüssel zum Erfolg auf
dem Weltmarkt. „Dank der raschen Innovationen bei Technologie und Portfolio,
verbunden mit einem umfassenden Verständnis der Geschäftsprozesse unserer
Kunden, verfügt Siemens für diese Branchen über einen großen Wettbewerbsvorteil.“ Bei Flughäfen gelte es beispielsweise, Daten bislang autonom arbeitender
Managementsysteme auszutauschen und
den Betrieb über Informationsmanagementsysteme sicherer und effizienter abzuwickeln. Beim Industriesektor Pharma
stünden Sicherheit, Schutz vor unbefugten Eingriffen und Verunreinigungen,
eine hundertprozentige Verfügbarkeit,
Schutz gegen Fehlalarme sowie eine
konstant definierte und lückenlos dokumentierte Raumluft im Vordergrund.
„Von besonderer Bedeutung im Pharmabereich ist die Validierung der Prozesse
gemäß der jeweiligen Aufsichtsbehörden, zum Beispiel der US-amerikanischen
FDA“, erklärt Vanlombeek. Zur Vereinfachung der komplexen Abläufe bietet
SBT deshalb ein Electronic Validation
Tool an, das Prozessbeschreibungen,
Validierungsvorgaben und eine umfangreiche Bibliothek an vorbereiteten Validierungsdokumenten beinhaltet.
04/2008 Soll-Ist 17
Aktuell
Energieeffiziente Gebäudeautomation jetzt mit europäischem
Qualitätszertifikat
Zusammenfassung: Gesetzgebung – Normierung – Zertifizierung
Das eu.bac-Logo
gewährleistet dem
Nutzer ein hohes
Maß an Qualität
und Energieeffizienz.
Die Zertifizierung von Produkten und
Systemen der HLK-Branche war bislang
stark von nationalen Normen und Zertifizierungsstellen geprägt. Im Zuge der
Umsetzung der EBPD in die Praxis entschieden sich die europäischen Hersteller von Gebäudeautomations- und
Regelungssystemen für das europäische
Qualitätssicherungssystem eu.bac bzw.
eu.bacCert. Bereits im September 2007
wurden die ersten Einzelraumregler
zertifiziert, darunter auch die DesigoBaureihe RX. Zur Light+Building in
Frankfurt wird die Freigabe von weiteren Anwendungen erwartet.
Die Umsetzung der europäischen Gebäudeeffizienzrichtlinie EBPD ist ein wichtiger Schritt zur nachhaltigen Senkung
des Energieverbrauchs von Gebäuden.
Immerhin entfallen in Europa rund 40 Prozent des Primärenergieverbrauchs auf die
Versorgung von Gebäuden mit Wärme
und Strom. Um die Umsetzung der EBPD
durch nationale Alleingänge bei der Zertifizierung nicht zu gefährden, haben sich
die europäischen Hersteller von Gebäudeautomations- und Regelungssystemen
zur European Building Automation and
Controls Association, kurz eu.bac, zusammengeschlossen und unter der Bezeichnung eu.bacCert ein europäisches
Test- und Zertifizierungsprogramm entwickelt. Durch die europaweit einheitliche Zertifizierung sollen insbesondere
nationale Alleingänge vermieden werden.
Inzwischen repräsentieren die eu.bacMitglieder über 90 Prozent des europäischen Marktes. Damit ebnen diese Hersteller den Weg zu energieeffizienteren
Gebäuden, denn mithilfe hoch effizienter
18 Soll-Ist 04/2008
Gesetzgebung
Normierung
EU-Richtlinie
EN 15 500
EN 15 232
Nationale
Erlasse
Produkt-Normen
mit Qualitätsund EnergieeffizienzKriterien
Energieeffizienzvon Gebäuden –
Auswirkungen
der Gebäudeautomation
ISO16484-x
EN14908-x
EN50090-x
BACS
Funktionen
Kommunikationsprotokolle
Zertifizierung
Europaweite
ProduktZertifizierung
GA-Industrie kann den Nutzen von BACS untermauern
Eu.bac-zertifizierte Produkte spielen bei der Umsetzung der EU-Richtlinie
zur Gebäudeenergieeffizienz eine maßgebliche Rolle.
Gebäudeautomations- und Regelungssysteme lassen sich nachweislich bis
zu 30 Prozent Energie einsparen. So sind
manche eu.bac-zertifizierte Einzelraumregler gleich viermal besser, als die Norm
vorschreibt.
Energiebedarf entsteht im Raum,
nicht im Gebäude
Der Schlüssel zu schnell realisierbaren
Energieeinsparungen sowohl bei Neubauten als auch im Gebäudebestand
ergibt sich durch den Einbau von bedarfsorientierten elektronischen Einzelraumregelungen, die Radiator-Heizungen,
Fancoils, Kühldecken und andere einzelraumorientierte Heiz-/Kühl- bzw. Klimasysteme steuern. Wissenschaftler der
verschiedensten Disziplinen weisen schon
seit einiger Zeit darauf hin, dass der
Energiebedarf eines Gebäudes durch
die Energieanforderung der einzelnen
Räume entsteht, nicht durch das Gebäude als Ganzes. Werden beispielsweise
Gebäude sich selbst überlassen und unbegrenzt Energie zur Verfügung gestellt,
kann sich der Energieverbrauch, bezogen
auf den Normverbrauch, sogar verdreifachen.
Neben Deutschland ist es vor allem
Frankreich, das die EBPD jetzt auf der
Basis der EN 15 232 und des eu.bac-Zertifizierungsprogramms voranbringen will.
Für die Produkttests hat die eu.bac-Organisation anerkannte Testlabors wie BSRIA
in England, C.S.T.B.Lab in Frankreich und
WSPLab in Deutschland autorisiert.
Aktuell
Professionelle Analyse
und Energie-Dienstleistung
Mit GPO-Services nachhaltig die Energieeffizienz steigern
Zentrale
Serverfarm
Technische
Infrastruktur
INTERNET
Unterstützen
Optimieren
Advantage Operation
Center (AOC)
Informieren
Mithilfe des Advantage Operation Centers kann der Kunde seine Energieverbräuche
monitoren und controllen.
Viele Büro- und Verwaltungsgebäude,
aber auch Hotels und Krankenhäuser
sind mit innovativer Gebäudetechnik
ausgestattet. Häufig endet nach der
Inbetriebnahmephase die intensive
Betreuung durch Planer und Anlagenbauer; die Gebäudeperformance bleibt
dann meist hinter den Erwartungen
zurück. SBT bietet deshalb die Serviceleistung Gebäudeperformance-Optimierung – GPO – an. Der Service
gewährleistet einen kontinuierlichen
Know-how-Transfer zum Kunden und
garantiert die geforderten Gebäudekonditionen bei niedrigem Energieeinsatz.
Wer ein Gebäude sich selbst überlässt
und Energie nicht monitort, muss mit
einer Verdreifachung des Energieverbrauchs gegenüber dem Normwert rechnen. Diese ernüchternde Aussage stützt
sich auf Untersuchungen von Wissenschaftlern, die im Rahmen des Kongresses „Clima 2007, WellBeing Indoors“ in
Helsinki vorgestellt wurden (siehe SollIst Nr. 44, Seite 6 – 8). Sie decken sich
auch mit dem vom Bundesministerium
für Wirtschaft unterstützten Forschungsbereich „Energieeffiziente Betriebsoptimierung – EnBop“, wonach selbst Gebäude mit den Prädikaten „ökologisch“, „effizient“ und „intelligent“ nach der Inbetriebnahmephase rasch ihre „geplante
Gebäudeperformance“ verlieren. Dies
gelte insbesondere für Gebäude mit hohem Komfortanspruch und individuellen
Nutzungsprofilen.
Handlungsbedarf durch
EU-Gebäudeeffizienz-Richtlinie
Dass es mit dem Einbau intelligenter
Gebäudetechnik allein nicht getan ist,
um über die gesamte Lebenszeit eines
Gebäudes Energie einzusparen, ist im
Grunde genommen nicht neu. Da Gebäude häufig in ihrem Lifecycle Nutzungsänderungen unterliegen, ist eine
kontinuierliche Anpassung der Regelung,
in vielen Fällen sogar eine Anpassung
der Regelungstechnik, an die neuen Nutzungsbedingungen notwendig. In den
USA spricht man bereits von „Permanent
Commissioning“. Letztendlich verlangt
ja auch die neue EU-GebäudeeffizienzRichtlinie einen regelmäßigen Energiecheck, der die Überprüfung des Energieverbrauchs sowie wichtiger Systemparameter zur Pflicht macht.
Vor diesem Hintergrund hat SBT seinen
klassischen und seit Jahren bewährten
Vor-Ort-Service (Inspektion, Funktionskontrolle, Softwarepflege, Migration)
durch den Service „Advantage Gebäudeperformance-Optimierung“, kurz GPOService, weiter ausgebaut. Kundenanlagen können vom AOC („Advantage
Operation Center“) aus nicht nur überwacht, sondern in Zusammenarbeit mit
dem technischen Personal des Kunden
auch optimiert und auf dem neuesten
Stand gehalten werden. Ziel des GPOService ist es, die Effizienz der Anlagen
zu halten bzw. zu steigern. Durch die
aktive Unterstützung des Kunden vor
Ort durch den AOC-Operator ist ein
nachhaltiger Know-how-Transfer zum
Kunden gewährleistet. Der Zugriff auf
Kundendaten erfolgt über das EnergieMonitoring-System EMC und die Webbasierende Fernzugriffsplattform Central
Remote Server (CRS). In der Verbindung
mit den bereits vorhandenen Advantage
Classic Services und einer kontinuierlichen Produkt- bzw. Systemmigration
entsteht ein lückenloses Serviceangebot,
das einen effizienten Gebäudebetrieb
über den gesamten Lebenszyklus sicherstellt.
04/2008 Soll-Ist 19
Aktuell
Hausmesse bei
Solution Partner
W&T Regeltechnik
Regensburg
Mit Desigo und BACnet zu
gewerkeübergreifenden Lösungen
Jens Petersdorff
Siemens Building Technologies,
Frankfurt/Main
Die Planung und Ausführung gewerkeübergreifender Lösungen in der
Gebäudeautomationstechnik war bis
vor Kurzem noch eine Domäne von
Herstellern oder Spezialisten. Durch
einen konsequenten Know-how-Transfer an qualifizierte Solution Partner der
Siemens Building Technologies (SBT)
werden diese in die Lage versetzt, nun
auch komplexere Lösungen auf der Basis des Desigo-Systems mit BACnet als
Übertragungsprotokoll zu realisieren.
Der in Regensburg ansässige Siemens
Solution Partner W&T Regeltechnik informierte am 15. November 2007 auf
seiner Hausmesse seine Kunden über
den aktuellen Stand der Technik – mit
einem Ausblick auf morgen.
Wer Energiesparen, Effizienzsteigerung
und Betriebskostensenkung ernst nimmt,
muss in der Regelungs- und Gebäudeautomationstechnik neue Wege gehen
und dem Kunden auch komplexere
Lösungen anbieten können. Gewerke-
Zertifizierte Solution Partner von Siemens erhalten ein umfangreiches Angebot an Schulungs-,
Marketing- und Vertriebsunterstützung.
20 Soll-Ist 04/2008
Aktuell
übergreifende Lösungen sind aber auch
heute noch weitgehend in der Hand von
Herstellern bzw. von hoch spezialisierten
Systemhäusern.
Schon vor einiger Zeit änderte Siemens
Building Technologies die Marktstrategie
und integrierte das für komplexe Lösungen notwendige Anwendungs-Know-how
zum großen Teil als Software in die Systemkomponenten. Parallel dazu erfolgte
ein breit angelegter Know-how-Transfer
zu zertifizierten Systempartnern, der
Schulungsangebote, HLK-Applikationen,
angebotsunterstützende Planungshilfen,
Anwendungsbibliotheken, Dokumentationen, Hotline- und Internetangebote
sowie Marketing- und Vertriebsunterstützung umfasst.
Ein wichtiger Solution Partner von
SBT ist die W&T Regeltechnik GmbH
in Regensburg, die sich seit 1985 in der
Region als zertifiziertes Systemhaus bei
öffentlichen Auftraggebern wie der Stadt
Regensburg, bei Industriekunden wie
Krones und 3M, bei Banken und Krankenhäusern sowie bei Freizeit- und Veranstaltungsobjekten einen Namen gemacht hat.
SBT-Fachvorträge für Hausmesse
Um Innovationen und neue Technologien
schneller in den Markt bzw. zum Endkunden zu bringen, unterstützt SBT seine
Solution Partner auch bei der Gestaltung
von Hausmessen und Präsentationen.
So lieferte SBT zur Hausmesse von W&T
Regeltechnik nicht nur umfangreiche
Produkt- und Systeminformationen über
die neueste Version des Gebäudeautomationssystems Desigo, sondern informierte in Fachvorträgen auch über die
Erfolgsgeschichte von BACnet und die
immer beliebter werdende Netzwerkkommunikation via Internet. Wie Desigo
über BACnet funktioniert, konnten die
Kunden von W&T Regeltechnik nach den
Vorträgen an Demonstrationsanlagen
ausprobieren und per Live-Schaltung
zu Kundenanlagen praxisnah erleben.
Die Diskussionen während der Hausmesse machten deutlich, dass es bei
der Bewertung von BACnet-Produkten
verschiedener Hersteller nicht ausreicht,
ausschließlich Datenpunkte und Geräteeigenschaften zu vergleichen, sondern
auch auf die Durchgängigkeit von der
Management- bis in die Feldebene sowie
auf übergeordnete Systemfunktionen
geachtet werden muss.
Wer ist W&T Regeltechnik?
Die heutige W & T Regeltechnik
wurde 1985 von Eike Weber und
Ludwig Peter als W&P Regeltechnik
in Regensburg gegründet. Nach dem
Ausscheiden von Ludwig Peter trat
2005 der langjährige Mitarbeiter
Markus Tomaschek in das Unternehmen ein, gleichzeitig wurde das
Systemhaus in W&T Regeltechnik
GmbH umfirmiert.
Von Beginn an ist das Systemhaus
autorisierter Produktanwender der
Systemfamilien Visonik und Unigyr,
danach von Desigo und Synco von
Siemens Building Technologies.
Durch die langjährigen Erfahrungen
mit allen Systemgenerationen hat
sich das Systemhaus im Kundenkreis
auch als Spezialist für Migrationen
einen Namen gemacht.
Zur Firmenphilosophie von W&T
Regeltechnik gehört es, Projekte
aus einer Hand anzubieten, also von
der Beratung über die Planung und
Realisierung bis zur Inbetriebnahme,
Wartung und Migration. Speziell für
das Desigo System hat das Systemhaus kräftig in die Fortbildung seiner
Mitarbeiter investiert, gilt Desigo
doch in Fachkreisen heute schon als
das „System von morgen“. Inzwischen
zählen auch systemübergreifende
Aufschaltungen von brandschutzund sicherheitstechnischen Anlagen
auf Desigo zum Portfolio des Systemhauses. „Unsere Kunden fragen immer
häufiger auch nach übergeordneten
Systemfunktionen“, so Eike Weber.
„Durch die systematische Unterstützung im Rahmen des SBT-Partnermanagements sind wir in der hervorragenden Lage, technische Gesamtlösungen über Gewerkegrenzen hinweg anbieten zu können.“
04/2008 Soll-Ist 21
Referenz
Abb. 1
Institut für Polymerforschung mit neuem
Werkstofflaborgebäude
Entscheidung für durchgängiges
Labormanagement von SBT
Detlef Schwarte
Siemens Building Technologies,
Region Ost, Dresden
Die Lüftung von Laborräumen gilt als
komplexe Aufgabenstellung. Da meist
mehrere Gewerke beteiligt sind, kommt
es bei der Umsetzung der Planung in
die Praxis oft zu nicht vorhersehbaren
Funktionsverlusten. Beim neuen Werkstofflaborgebäude am Institut für Polymerforschung, Dresden, entschied sich
der Bauherr deshalb für eine Laborlösung von Siemens Building Technologies in LON-Technologie mit BACnet
als Übertragungsprotokoll. Der Vorteil:
weniger Gewerkeschnittstellen und
eine maximale Durchgängigkeit von der
Feldebene bis zum bereits vorhandenen
Desigo-Gebäudeautomationssystem.
Wie in der industriellen Produktion, der
Lebensmittel-, Pharma- und Elektronikindustrie, liegt auch in wissenschaftlichen
Labors der Schlüssel zu höherer Qualität
in einem nachvollziehbaren, stabilen
Raumklima. Erfahrungen bei der Planung
und Ausführung von Laborlüftungen
haben gezeigt, dass das Ergebnis umso
überzeugender ist, je weniger Gewerkeschnittstellen vorhanden sind und je
durchgängiger das Regelkonzept auf22 Soll-Ist 04/2008
gebaut ist. Bei der Planung des neuen
Werkstofflaborgebäudes des LeibnizInstituts für Polymerforschung (IPF) in
Dresden kam hinzu, dass ein angrenzendes Bürohaus in ein Laborgebäude umgebaut wurde, dessen lichte Raumhöhe
bei nur 2,99 Metern lag. Um die mit den
Wissenschaftlern in Raumbüchern niedergelegten labor- und lüftungstechnischen
Funktionen möglichst umfassend und
zeitnah umzusetzen, beauftragte der
Bauherr Fachplaner aus der Region und
verzichtete auf einen Generalplaner und
Architekten.
Eine besondere Herausforderung für die
verantwortlichen Mitarbeiter der Haus-,
Labor- und Anlagentechnik des IPF und
die Fachplaner war die Minimierung der
Gewerkeschnittstellen bei der Ausstattung der Labors mit Medien, Abzügen,
Lüftung und Regelung. Durch die exakte
Beschreibung der Raumregelung, der
Laborraum-Lüftungsregelung und der
Laborraum-Abzugsregelung sowie der
Einbindung von Drittsystemen – wie beispielsweise Brandschutzklappen, Sanitäranlagen, Kälteanlagen, Gaseversorgung,
Druckluftanlage, Reinstwasseranlage,
Neutralisationsanlage usw. – in das
Gebäudeautomationssystem über LONTechnologie konnte man eine „gestü-
ckelte“ Lösung ausschließen. Wegen
der guten Erfahrungen des IPF bei der
Migration der Stand-alone-Automationsstationen AS1000 von Staefa Control System nach Desigo von Siemens Building
Technologies mit fast 100-prozentiger
Durchgängigkeit von der Managementüber die Automationsebene bis in die
Feldebene legten die Mitarbeiter der
Haus-, Labor- und Anlagentechnik des
IPF großen Wert auf die Beibehaltung der
Ein-Fabrikat-Politik innerhalb eines offenen Systems.
Integration ohne Datenpunktverluste
Die von Siemens entwickelte Laborlösung
verknüpft die variable Lüftungsregelung
im Laborraum mit den Regelungs- und
Steuerungselementen der zentralen Lüftungsanlagen, was eine am tatsächlichen
Bedarf orientierte Betriebsstrategie
ermöglicht. So wirkt die Betätigung des
Frontschiebers am Laborabzug über das
LON-Netzwerk direkt auf die zentrale
Luftaufbereitung sowie auf die Kälte- bzw.
Wärmeversorgung. Alle Energiespar- und
Sicherheitsfunktionen sind damit bereits
im System implementiert. Mehr noch:
Die SBT-Laborlösung lässt sich ohne
Datenpunktverluste in das vorhandene
Gebäudeautomationssystem Desigo integrieren und visualisieren, was bei anderen
Referenz
Abb. 2
Abb. 4
Abb. 1:
Das Werkstofflaborgebäude
des IPF in Dresden war vor seiner
Umnutzung ein Bürogebäude
Abb. 2:
Nur 2,99 m Raumhöhe standen
zur Montage der umfangreichen
Laborlüftung und Medienversorgung zur Verfügung
Abb. 3:
Alles im Griff dank Touchpanels
Abb. 3
Abb. 5
Abb. 4:
Die Stellung der Frontschieber
und Schiebefenster bestimmt
automatisch die Luftmengen
Abb. 5:
Die Regelung der Laborabzüge
wirkt direkt auf die Luftaufbereitung. Frequenzumformer
SED2 sorgen für eine bedarfsabhängige Luftbilanz
Fabrikaten trotz LON-Technologie und
BACnet in diesem Umfang nicht bzw.
nur mit erhöhtem Aufwand möglich ist.
Bilanzierung der Zu- und Abluftströme
Die wichtigste Funktion der Laborlösung
ist die Bilanzierung der Zu- und Abluftströme bzw. der Druckverhältnisse im
Labor unter vordefinierten Grenzwerten
und einer vorgegebenen Gleichzeitigkeit
der Nutzung der Laborabzüge. Zu- und
Abluftvolumen werden über Volumenstromboxen geregelt, die mit besonders
schnell reagierenden Klappenantrieben
ausgerüstet sind. Die Luftvolumina von
Tischabzug, Tischabsaugung und gegebenenfalls Bodenabsaugung müssen
dabei zu jeder Zeit dem Zuluftvolumen
entsprechen.
Die Volumenstromanpassung erfolgt
automatisch über die Stellung der
vertikalen Frontschieberposition (über
Zahnriemen- oder Seilzugpotenziometer) und der horizontalen Position
des Schiebefensters des Abzugs (über
Kontaktsensoren). Wichtigste regelungstechnische Komponente ist der AbzugsDom mit eingebautem Volumenstromregler, der unmittelbar auf die Frontschieberposition bzw. die Schiebefensterstellung und die zusätzlich über ein
Universalbediengerät auch manuell
beeinflussbare Luftmenge reagiert.
Aus wirtschaftlichen Erwägungen ist die
zentrale Luftaufbereitung auf einen maximalen Volumenstrom von 21.500 Kubikmetern pro Stunde begrenzt. Wird ein
Gleichzeitigkeitsfaktor von 85 bis 90 Prozent bei der Nutzung der 21 Laborabzugsplätze überschritten, so erkennt das Gebäudeautomationssystem den Grenzwert
des Maximalvolumens und drosselt alle
Abzüge gleichmäßig zurück. Parallel dazu
wird das Überschreiten des maximalen
Volumenstroms optisch und akustisch
an den Abzügen angezeigt. Gleichzeitig
erfolgt die Alarmierung des Technikpersonals über die Desigo-Gebäudeautomation mit visueller Angabe der Luftbilanzen und der Frontschieberstellungen.
Hier zeigen sich die Vorteile der Ein-Fabrikat-Politik am deutlichsten: Aufgrund
der 100-prozentigen Durchgängigkeit –
vom Laborabzugsregler über die Raumebene bis zur Managementebene – ist
eine vollständige Transparenz aller aufgeschalteten Systeme gegeben. Derzeit
sind rund 6.000 Datenpunkte auf das
vorhandene Desigo-System aufgeschaltet, davon etwa 1.300 aus dem neuen
Werkstofflaborgebäude.
Digitale Wartung
der Brandschutzklappen
Während in anderen Gebäuden des IPF
die Brandschutzklappen noch regelmäßig
durch einen Wartungsmonteur inspiziert
und der Zustand manuell dokumentiert
werden müssen, können im neuen Laborgebäude die Brandschutzklappen über
ein LON-Bus-geführtes Regulex-System
digital überwacht und periodisch auf ihre
Funktion automatisiert überprüft werden.
Die digitalisierte Wartung wird direkt im
GA-System dokumentiert. Die Verarbeitung der Daten aus dem Regulex-System
erfolgt über einen PXR11-Controller, der
die LON-Daten auf BACnet konvertiert
und an die Desigo-Station weitergibt. In
ähnlicher Weise werden auch LON-Daten
von den Gewerken Sanitär, Kälte, Gase,
Neutralisationsanlage, Reinstwasseranlage, Druckluftanlage und Laborkühlwasseranlage über PXR11-Controller an
das Gebäudeautomationssystem weitergeleitet. Da alle Drittsysteme über LONBus durch nur einen Systemintegrator
auf die Gebäudeautomation aufgeschaltet sind – Vorteil: einheitliches Binding –,
können alle Informationen aus den Drittsystemen einheitlich visualisiert, bearbeitet und dokumentiert werden.
04/2008 Soll-Ist 23
Referenz
Abb. 1
Siemens-One-Lösung
für Hospital da Luz
in Lissabon
Zusatznutzen durch vernetzte
IT- und Gebäudetechnikstruktur
Die klassische medizinische Versorgung
liegt in Europa noch weitgehend im Verantwortungsbereich der öffentlichen
Hand. Mit der Reform des Gesundheitswesens haben jetzt auch kommerzielle
Anbieter Zugang zu diesem offensichtlich lukrativen Markt und entwickeln
Krankenhaus-Neubauten ganz nach
unternehmerischen und prozessorientierten Gesichtspunkten. Ein Beispiel ist
das Hospital da Luz in Lissabon/Portugal, das 30 Spezialkliniken und -praxen
unter einem Dach vereint. Modernste
IT- und Gebäudetechniklösungen von
Siemens wurden dort so vernetzt, dass
24 Soll-Ist 04/2008
sowohl der Krankenhausbetreiber als
auch die Patienten davon profitieren.
Der demografische Wandel sowie die
Fortschritte in der Medizin greifen immer
stärker in die organisatorischen und unternehmerischen Strukturen der medizinischen Versorgung ein. Während sich
die öffentlichen Träger vermehrt aus dem
Gesundheitsbereich zurückziehen, entdecken Investoren und Finanzdienstleister das Gesundheitswesen als lukratives
Geschäftsfeld. Ein Beispiel für den Wandel
im Krankenhausbereich ist das „Hospital
da Luz“ in Lissabon, das als integrierter
Gesundheitscampus ein Allgemeinkrankenhaus mit 130 Betten, ein Pflegeheim
mit 150 Betten und ein Seniorenheim
mit 115 Apartments umfasst. Ein Novum:
Die Grundsatzplanung lag in den Händen
von Fachleuten aus den Bereichen Unternehmensberatung, Finanzen und Informationstechnologie.
Diese Vorgehensweise kommt nicht von
ungefähr, ist doch die Eigentümerin des
Klinikkomplexes die portugiesische Bankengruppe „Espirito Santo“, die erst vor
wenigen Jahren mit der Holdinggesellschaft Espirito Santo Saude ins Gesundheitswesen eingestiegen ist. Die Vorgabe
des Auftrages lautete, mehr als 30 Spezialkliniken und Praxen so über IT miteinander zu vernetzen, dass das medizinische Personal so effizient und wirtschaftlich wie nur möglich arbeiten kann. Der
Investor will sich mit diesem Konzept –
stationäre und ambulante Pflegeleistungen in Kombination mit Wohn- und
Pflegeeinheiten für selbstständige und
pflegebedürftige ältere Menschen – als
führender Anbieter im portugiesischen
Gesundheitsmarkt positionieren. Die
Gesamtinvestitionen betrugen rund
130 Millionen Euro.
Referenz
Fazit
Abb. 2
Abb. 1:
Ein Beispiel für das Krankenhaus
der Zukunft: Das Hospital da Luz.
Es vereint 30 Spezialkliniken und
-praxen unter einem Dach.
Abb. 2:
Gebäudetechnische Anlagen
im Hospital da Luz
Abb. 3
Abb. 3:
Das Multifunktionsterminal
„HiMed-Cockpit“ nutzen Arzt,
Pfleger und Patient gleichermaßen.
Total Building Solutions
mit IT-Integration
Eine wichtige Neuerung gegenüber dem
klassischen Krankenhausneubau bestand
in der auf IT basierenden Koordination
aller medizinischen und gebäudetechnischen Prozesse. Dabei zeichnete sich
ab, dass ein solch komplexes Vorhaben
nur innerhalb eines gut eingespielten
Konsortiums mit möglichst wenig Gewerkeschnittstellen realisiert werden
kann. Beispielsweise galt es, vertrauliche
Patientendaten, allgemeine Kommunikation, Internet und Unterhaltung sowie
die Bedienfunktionen für Raumklima,
Beleuchtung und Sonnenschutz so in ein
System zu integrieren, dass alle Daten
für sich gesichert am Bett des Patienten
über ein Bedienterminal zur Verfügung
stehen.
Weitgehender Verzicht auf gewerkespezifische Systemstrukturen
Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal
des Siemens-One-Projektes in Kombination mit der Total Building Solution von
SBT gegenüber der klassischen Gewerkeplanung ist die durchgängige IT-Struktur
für alle Gewerke. Auf gewerkespezifische
Bedienebenen wird dabei weitgehend
verzichtet. Neu ist auch die Schnittstelle
zwischen der medizinorientierten ITund der Gebäude- bzw. Raumautomation
in Form des Bedienterminals „HiMedCockpit“, das alle Teilsysteme auf einer
Bedienoberfläche zusammenführt.
Der Siemens-Bereich Installations- und
Elektrotechnik (I&S) bildete deshalb zusammen mit dem portugiesischen HLKAnlagenbauer Sousa Pedro ein Konsortium, das neben den mechanischen
Gewerken Heizungs-, Lüftungs-, Klimaund Sanitärtechnik weitgehend auf
Siemens-Komponenten und -Systemen
von Automation & Drives (A&D), Power
Am Patientenbett stehen damit folgende
Funktionen und Angebote zur Verfügung:
Patientendaten für den Arzt
Patienten- und Klinikinformationen
Notruf an Pflegepersonal
Kommunikation wie Telefon, Intraund Internetzugang, E-Mail, TV, Radio;
später auch Webkamera und Videoon-Demand
Transmission & Distribution (PTD), Communications (COM), Medical Solutions
(MED) und Building Technologies (SBT)
aufbaut.
Die Reform des Gesundheitswesens
führt zu einer stärkeren Fokussierung
auf die Prozesse. Viele administrative,
diagnostische, therapeutische, logistische und gebäudetechnische Abläufe
lassen sich heute schon über ein integriertes IT-System funktional miteinander verbinden. Der Hauptvorteil
der im Hospital da Luz realisierten
Lösung liegt im gesamten medizinischen und gebäudetechnischen Knowhow von Siemens. Bei gleicher technischer Ausstattung stehen aufgrund
der übergeordneten Verknüpfungen
mehr Funktionalitäten bei geringerem
personellem Aufwand zur Verfügung.
Wesentlichen Anteil an der Systemintegration hat der MultifunktionsFlachbildschirm „HiMed-Cockpit“, der
die Arbeit des Arztes und des Pflegepersonals erleichtert und den Klinikaufenthalt für den Patienten kurzweiliger gestaltet.
Bediengerät für die raumweise
Steuerung der Heizungs-, Lüftungsund Klimaanlage sowie Licht- und
Sonnenschutzeinrichtungen.
Auch das eigenständig arbeitende SintesoBrandmeldesystem – bestehend aus rund
2.400 Brandmeldern, 24 Loops, 2 Zentralen, 20 Stockwerksterminals, 137 manuellen Alarmgebern, 38 Gasdetektoren
für CO2 und andere Gase – ist auf der
Managementebene mit dem Gebäudeautomationssystem Desigo verbunden.
Das Gleiche gilt für das Gefahrenmanagement MM8000 (Zutrittskontrolle, Videoüberwachung, Einbruchschutz), das ebenso in das Desigo-Gebäudeautomationssystem eingebunden ist. Als künftige
Entwicklungsaufgabe sieht Siemens die
Verknüpfung des für das Gesundheitswesen entwickelten Workflow-Managements „SOARIAN“ mit dem Gebäudeautomationssystem Desigo, um zusätzliche
Synergien zwischen den Gesundheitsversorgungssystemen und den gebäudetechnischen Systemen zu nutzen.
04/2008 Soll-Ist 25
Referenz
Realistische
Bedingungen
bis ins Detail
Steuerungs- und Gebäudetechnik in
der Übungshalle des IdF NRW in Telgte
26 Soll-Ist 04/2008
Markus Olbring
Siemens Building Technologies,
Region Ruhr
Feuer, Rauch, verzweifelte Rufe – die
Übungshalle des Instituts der Feuerwehr Nordrhein-Westfalen (IdF NRW)
in Telgte bietet realistische Übungsbedingungen bis ins Detail. Hinter den
Kulissen arbeitet komplexe Steuerungsund Gebäudetechnik von Siemens. In
diesem Konzept verbinden sich Kompetenzen mehrerer Siemens-Bereiche
zu einer einheitlichen Gesamtlösung.
Das Institut der Feuerwehr NordrheinWestfalen (IdF NRW) in Münster ist die
größte Bildungseinrichtung dieser Art
in Deutschland. Führungskräfte und
Spezialkräfte des feuerwehrtechnischen
Referenz
Dienstes aus Nordrhein-Westfalen und
dem gesamten Bundesgebiet werden
dort aus- und fortgebildet. Für die einsatztaktische Ausbildung steht den künftigen Gruppenführern und Zugführern seit
Anfang 2008 eine bundesweit einmalige
Übungshalle zur Verfügung: Gelegen auf
einem knapp 11.000 Quadratmeter großen Gelände in Telgte bei Münster und
mit einer Höhe von bis zu 28 Metern erlaubt sie wetterunabhängig Übungen mit
echten Einsatzfahrzeugen und -geräten.
Berauchungsanlage: Über ein Kanalnetz
und Berauchungsventilatoren kann jeder
Raum des Übungsareals einzeln beraucht
werden. Das System steuert hier automatisch die Rauchproduktion sowie die
Dosierung.
Das Gebäude ermöglicht außergewöhnlich realistische Bedingungen für unterschiedliche Einsatzlagen. Zu den Szenarien zählen Wohn- und Geschäftshäuser,
Forschungslaboratorien, Werkstätten und
Industriegebäude. Anders als eine Filmkulisse sind sie auch innen begehbar und
teileingerichtet. Für eine möglichst wirklichkeitsnahe Einsatzsimulation sorgen
elektronisch gesteuerte Effekte wie künstlicher Rauch, flackernde Scheinwerfer,
akustische Signale und elektrisch oder
pneumatisch bewegte Puppenattrappen.
Die Variationsmöglichkeiten der Anlage
sind nahezu unbegrenzt. Zur Realisierung dieser vielfältigen Anwendungen
entwickelte Siemens ein komplexes
Gesamtkonzept, das sowohl Steuerungsals auch Gebäudetechnik umfasst.
Lautsprecheranlage: Über die Lautsprecher der Elektroakustischen Anlage
(ELA) lassen sich nicht nur Hilferufe einspielen, sondern auch andere Geräusche.
Das eingesetzte System wird beispielsweise auch auf Flughäfen zur automatischen Gate-Ansage verwendet. Die Anlage ist über eine eigens programmierte
Schnittstelle mit dem übergreifenden
Steuerungssystem verknüpft.
Steuerungstechnik
Im Zentrum der Lösung steht das Automatisierungssystem Simatic S7-400 von
Siemens Automation & Drives, eine
Speicherprogrammierbare Steuerung
(SPS). Die Kommunikation zwischen den
einzelnen Komponenten erfolgt über ein
Profibus-DP-Netzwerk. Über zahlreiche
dezentrale Unterverteilungen und rund
1.250 Datenpunkte steuert das System
sämtliche Objekte in der Halle automatisch an. Im Einzelnen umfasst die Steuerung folgende Simulationselemente:
Puppenattrappen: Zur Simulierung von
Rettungssituationen dienen bewegliche
Puppen. Eine Puppe beugt sich beispielsweise nach entsprechender Aktivierung
aus einem Fenster. Gleichzeitig steuert
das System einen Lautsprecher an, über
den ein vorher parametrierter Hilferuf
abgespielt wird. Der Dozent kann diesen
Hilferuf jederzeit unterbrechen oder über
ein Funkmikrofon individuell fortsetzen.
So lassen sich auch Gesprächssituationen
trainieren.
Flammennebel: Den Eindruck von Feuer
erzeugt in der Übungshalle Flammennebel. Auch die Maschinen zu seiner Erzeugung werden über die SPS gestartet.
Kellerflutung: Für die Simulation von
Hochwasser-Schadenslagen kann ein
Kellerraum komplett mit Wasser geflutet
werden. Die Flutung lässt sich ebenfalls
direkt über die SPS auslösen.
Videoanlage: Zur Dokumentation der
Übungen können diese durch Videokameras aufgezeichnet werden. Die
Videoaufzeichnung wird ebenfalls durch
die SPS gestartet und gestoppt.
Ansteuerung der Brandmelderzentrale:
Auch die Brandmelderzentrale wird über
eine Software-Kopplung durch die SPS
angesteuert. So lassen sich zu Übungszwecken einzelne Melder automatisch
auslösen oder auch ausgelöste Melder
über das System anzeigen. Die Kopplung
zwischen Brandmelde- und Steuerungstechnik erfolgt durch eine OPC-Brücke.
Weitere Simulationselemente: Die
Steuerung der Übungsszenarien über
die S7-400 reicht bis ins Detail. So kann
die Tür eines Raumes beheizt werden,
um die unterschiedlichen Temperaturen
in dem Raum darzustellen. Für individuelle Rauchbewegungen kommt eine
steuerbare Backdrafttür zum Einsatz.
Bedienung und Parametrierung
der Anlage
Die Parametrierung der einzelnen
Übungsszenarien erfolgt durch ein
eigens für dieses Projekt erstelltes
Programm. Hier können die Dozenten
aus der Fülle aller Elemente durch einfache Auswahl eine Lage sehr schnell
zusammenstellen. In einem AktionsZeit-Diagramm können dann sämtliche
Elemente einfach per Drag and Drop an
den gewünschten Zeitpunkt innerhalb
einer Übung platziert werden.
Bedient wird die Anlage durch FunkBedienpanels, sogenannte WLAN-Webpads. Dafür baute Siemens Enterprise
Communications in der Halle eigens ein
WLAN mit 13 Accesspunkten und einem
zentralen WLAN-Controller auf. Über
die Bedienpanels kann der Dozent das
gewünschte Szenario auswählen und in
die SPS laden. Die Darstellung der Lage
erfolgt durch ein Aktions-Zeit-Diagramm,
auf dem ein Zeitbalken den aktuellen
Status des Szenarios wiedergibt. Eine
Grundrissvisualisierung erlaubt es darüber hinaus, Simulationselemente individuell zu- oder abzuschalten.
Gebäudetechnische Ausstattung
Die gesamte MSR-Technik zur Beheizung
und Lüftung des Gebäudes realisierte
Siemens Building Technologies auf der
Grundlage des Gebäudeautomatisierungssystems Desigo. Als Automationsstationen kommen Desigo-PX-ModularKomponenten zum Einsatz. Sie unterstützen den dezentralen Aufbau des BACnetbasierten Systems. Die Visualisierung der
Anlage erfolgt über das Darstellungstool
Desigo Insight.
Die Besonderheit der Anlage besteht
in der Kopplung der Gebäudeleittechnik
mit der Steuerung der Simulationsanlage.
So werden über ein OPC/BACnet-Gateway alle Störmeldungen aus der Simulationsanlage in das Desigo-System übertragen und dort zur weiteren Bearbeitung
dargestellt. Darüber hinaus kann die Berauchungsanlage im Simulationsgebäude
durch diese Kopplung auch zur Lüftung
eingesetzt werden. Die Steuerung erfolgt
dabei über ein Zeitprogramm direkt aus
Desigo.
Nicht zuletzt verantwortet Siemens
Building Technologies auch den Einbruchschutz in der mit empfindlicher
und hochwertiger Technik ausgestatteten Halle. Eine CIC-Einbruchmeldeanlage
mit zahlreichen Meldepunkten sichert
sämtliche potenzielle Zugänge gegen
unberechtigtes Eindringen.
Fazit
Komplexe Technik ermöglicht in
der neuen Übungshalle des IdF NRW
außergewöhnlich wirklichkeitsnahe
Übungsbedingungen. Möglich wird
dies durch ein von verschiedenen
Siemens-Bereichen gemeinsam realisiertes Gesamtkonzept, das Steuerungs- und Gebäudetechnik intelligent
kombiniert.
04/2008 Soll-Ist 27
© Nikolay Okhitin, www.fotolia.de
Produkt
28 Soll-Ist 04/2008
Produkt
HVAC
Integrated Tool
Anlagen für Heizung, Lüftung,
Klima und Kälte treffsicher planen
Mit dem neuen HVAC Integrated Tool
stellt Siemens Building Technologies
Installateuren, Fachberatern und
Planern eine Software zur Verfügung,
die das Projektieren von Heizungs-,
Lüftungs-, Klima- und Kälteanlagen
vereinfacht und beschleunigt.
Das HVAC Integrated Tool (HIT) entlastet
den Fachmann bei der Projektierung von
HLK-Anlagen sowohl bei Routinearbeiten
als auch bei der Auswahl der geeigneten
Regelungskomponenten. In praxisnaher
und benutzerfreundlicher Art greift
es auf das komplette aktuelle SiemensSortiment von Ventilen, Stellantrieben,
Fühlern, Thermostaten und FrequenzUmrichtern zu. Damit ist gewährleistet,
dass für jede Anwendung das am besten
geeignete und kompatible Produkt zum
Einsatz kommt.
Die selbsterklärende Menüführung ist auf
die typischen Arbeitsabläufe der Branche
abgestimmt. Dem Nutzer ermöglicht sie
genau den Einstieg, der seinen aktuellen
Anforderungen entspricht. Mit der Option
„Produkte“ lässt sich ein Projekt über die
gewünschten Parameter in wenigen Schritten mit den passenden Produkten bestücken. In der Option „Anwendungen“ wird
die Art einer Anlage gewählt und projektbezogen spezifiziert. HIT erstellt dann aus
300 vorkonfigurierten und modifizierbaren Applikationen in den Anwendungsgebieten Heizung, Lüftung/Klima, Kälte und
Räume die passende Lösung einschließlich
Anlagenschema und Materialliste. Alle
Produktvorschläge werden durch Hinweise zu Preisen und zum jeweils benötigten
Zubehör ergänzt. Darüber hinaus ist zu
jedem Produkt die vollständige technische Dokumentation hinterlegt.
Ein Projektmanagement-Modul ergänzt
das Tool. Damit können einmal geplante
Anlagen und Projekte einfach kopiert
und modifiziert werden. Aus den gespeicherten Daten lassen sich automatisch
Ausschreibungstexte in Word und Produktlisten in Excel generieren.
Die Installation von HIT auf dem Rechner
erfolgt ohne weiteren Aufwand per
CD. Spätere Aktualisierungen sind dann
online möglich. Damit gewährleistet HIT,
dass das Sortiment, alle hinterlegten
Dokumente und die Preise immer auf
dem neuesten Stand sind. Beim Zugriff
auf länger zurückliegende Projekte ermittelt das Programm gegebenenfalls nicht
mehr verfügbare Produkte. Passende
Nachfolgemodelle lassen sich unmittelbar über die Suchfunktion finden.
04/2008 Soll-Ist 29
Produkt
OpenAir™ –
der variable Volumenstrom-Kompaktregler
mit lageunabhängigem
Drucksensor
In modernen Gebäuden werden einzelne Räume oder Zonen mit Luft versorgt.
Außenluft wird dazu in Luftaufbereitungsanlagen vorkonditioniert (reinigen,
heizen, kühlen, befeuchten, trocknen)
und über ein weitverzweigtes Kanalsystem den einzelnen Räumen und Zonen
zugeführt. In der Nähe der Luftauslässe
befinden sich Klappen, mit denen die
Luftzufuhr zu den Zonen oder Räumen
geregelt wird. In der Fachwelt wird diese kontrollierte Luftzufuhr als „Variable
Volumenstromregelung“ bezeichnet.
Dieses Prinzip bietet den großen Vorteil,
dass die genau benötigte Menge an Kühloder Außenluft an den Ort gebracht wird,
wo sie benötigt wird, woraus ein hoher
Grad an Komfort und Effizienz resultiert.
Heute wird von allen Menschen viel verlangt – Höchstleistungen sind jedoch nur
unter optimalen Bedingungen möglich.
Weil sich der Mensch nur in einem begrenzten Temperatur- und Feuchtebereich
behaglich fühlt, wird der Vorteil moderner
Gebäudeklimatisierung offensichtlich.
Das VVS-System ist grundsätzlich ein
Kühlsystem und muss deshalb für den
Heizbetrieb mit einem geeigneten Heizungssystem (Radiator, Bodenheizung
oder Luftnacherwärmer) kombiniert
werden. Die gesamte Kühlleistung wird
durch die Zuluft erbracht. Die Zulufttemperatur bleibt dabei konstant – außer
bei Luftnacherwärmung – (im Winter
eventuell weniger kalt einblasen als im
Sommer), und die Raumtemperatur wird
durch Variieren des Zuluftvolumenstroms
geregelt. In einem Gebäude stellt die
Sonneneinstrahlung eine der Hauptkühllasten dar. Weil aber die Sonne von Osten
nach Westen um das Gebäude „herum30 Soll-Ist 04/2008
wandert“, fällt die maximale Kühllast nicht
in allen Räumen gleichzeitig an.
Da die Kühlleistung dem Zuluftvolumenstrom proportional ist, wird der maximal
erforderliche Gesamtvolumenstrom wesentlich kleiner sein als die Summe der
maximalen Zuluftvolumenströme der
einzelnen Räume. Bei Verwendung geeigneter Luftauslässe kann zudem die
Temperaturdifferenz zwischen Raum- und
Zuluft gegenüber konventionellen Anlagen wesentlich erhöht werden, was eine
weitere Reduktion des Zuluftvolumenstroms ermöglicht.
Obwohl die Vorteile des VVS-Systems
gegenüber Nur-Luft-Systemen mit konstantem Volumenstrom schon in der Anfangszeit der Klimatechnik erkannt wurden, scheute man früher den Aufwand,
die gleichmäßige Zuluftverteilung – auch
bei variabler Zuluftmenge – sicherzustellen. Mit fest eingestellten Einblasöffnungen wie zum Beispiel Lochdecken oder
Gitter-Luftauslässen war dies praktisch
unmöglich. Es mussten zuerst kostengünstige Luftauslässe mit eingebauter
Luftmengenregelung entwickelt werden.
Große Anstrengungen seitens der Regelgeräte-Hersteller und deren Entwicklungsteams führten schließlich zum
Durchbruch der VVS-Systemtechnik.
VVS-Regelung als Teil einer kompletten Heizungs-/Lüftungs-/Klimaanlage
Die Volumenstromregelung erfolgt mit
sogenannten VVS-Boxen. Sie beinhalten
eine Messblende zur Messung des dynamischen Drucks, eine Klappe, mit der
der Luftvolumenstrom reguliert wird,
und einen VVS-Regler plus Antrieb, der
die Regelung auf einen bestimmten Luftvolumenstrom vornimmt.
Die VVS-Boxen mit Regler und Antrieb
garantieren die exakte bedarfsgeführte
Regelung der Luftmenge in einzelnen
Räumen oder Zonen. Damit die VVSBoxen in ihrem günstigen Betriebspunkt
arbeiten, wird durch die Lüftungszentrale der Kanalüberdruck (für Zuluft) und
der Kanalunterdruck (für Abluft) geregelt.
Ein weiteres Argument spricht für eine
möglichst genaue Regelung der verlangten Luftmenge: Der Transportenergieverbrauch ist proportional zur dritten
Potenz des Volumenstroms und macht
daher einen sehr großen Anteil des Gesamtenergieverbrauchs einer Lüftungsanlage aus.
P ≈ …*V̇3
P = Leistung
(in unserem Fall Ventilatorleistung)
V̇ = Transportierter Luftvolumenstrom
Deshalb ist schnell klar, dass intelligente
Produkte gefragt sind, die einen verlangten Volumenstrom möglichst genau
regeln, damit für Außenluft in der verlangten Menge sorgen und nebenbei
helfen, die Betriebskosten niedrig zu halten – ganz nach dem Motto: Luft so viel
wie nötig, aber so wenig wie möglich.
Überdruck- oder Unterdruckregelung
eines Raums
Bei diesen Regelungen wird im belüfteten
Raum gegenüber der Außenluft oder benachbarten Räumen ein Überdruck oder
Unterdruck erzeugt. Über- oder Unterdruck in einem Raum kann zum Beispiel
durch unterschiedliche Förderleistung
des Zuluft- und Abluftventilators erreicht
werden, oder durch Veränderung des
Luftwiderstands im Luftkanal durch
Klappen usw.
Produkt
Volumenstromregler-Sortiment:
GDB181.1E/3, GLB181.1E/3, ASV181.1E/3
Behaglichkeitsfeld in Abhängigkeit
von Temperatur und Feuchte
Anlagenschema Volumenstromregelung
Wird ein Raum auf Überdruck gehalten,
so wird der Zustrom unerwünschter,
unreiner Luft durch undichte Stellen
verhindert. Die Überdruckregelung wird
zum Beispiel in Labors und Fabrikationsräumen für empfindliche elektronische,
optische und mechanische Geräte und
auch in Operationssälen von Krankenhäusern (zur Vermeidung von Infektionen) angewendet. Ein bestimmter
Überdruck wird erzeugt, indem der
Zuluftstrom konstant gehalten wird und
der Raumregler durch die Abluftklappe
den Abluftstrom in Abhängigkeit des
gewünschten Raumüberdrucks drosselt
oder die Drehzahl des Ventilators verstellt.
herrschen keine idealen Verhältnisse)
kann nach folgender Formel der Luftvolumenstrom ermittelt werden:
sind. Vor allem verschmutzen sie leicht,
da das Sensorelement dauernd von
Kanalluft durchflossen ist.
V̇
V̇
∆P
C
Das statische Druckmessverfahren verhindert zusammen mit den SoftwareAlgorithmen diese negativen Effekte,
die in der Praxis zu Fehlmessungen,
Ungenauigkeiten und Altersdrift führen.
Zudem ist das statische Messverfahren
unempfindlicher gegenüber geknickten
Luftschläuchen und langen Zuleitungen
des Differenzdrucksignals.
Bei der Unterdruckregelung eines Raums
wird die Ausbreitung schlechter Luft in
Nebenräume verhindert. Sie findet daher
hauptsächlich Anwendung bei Räumen
mit starker Luftverunreinigung durch
Gase, Dämpfe oder Gerüche wie zum
Beispiel in Küchen, WC-Anlagen, Garderoben, Laboratorien, Fabrikationsräumen,
Akkuräumen usw. In Operationssälen
von Krankenhäusern wird im Unterdruckbetrieb die Ausbreitung von Bakterien
verhindert. Zur Erzeugung von Unterdruck hält man den Abluftstrom konstant
und drosselt den Zuluftstrom entsprechend dem geforderten Raumunterdruck.
Ermitteln des aktuellen Luftvolumenstroms mithilfe des Wirkdruckverfahrens
Bei der Volumenstrommessung nach dem
Wirkdruckverfahren wird der Querschnitt
der Rohrleitung an einer Stelle mit einer
Blende verengt. Bei vorhandener Luftströmung baut sich über der Messblende
ein Differenzdruck auf. Mit der an tatsächliche Verhältnisse angepassten Bernoullischen Gleichung (in Rohrleitungen
= C√∆P
= Luftvolumenstrom
= Differenzdruck über Messblende
= Konstante, die vom Hersteller der
Boxen experimentell ermittelt wird
Mit einer einfachen (aber präzisen)
Differenzdruckmessung als Hilfsgröße
kann die Luftgeschwindigkeit mathematisch ermittelt werden.
Große Herausforderung:
kleine Drücke genau messen
Durch den nichtlinearen Zusammenhang
zwischen Differenzdruck und Luftvolumenstrom werden an die Genauigkeit
der Druckmessung sehr hohe Anforderungen gestellt. Insbesondere in der
Nähe des Nullpunkts wirken sich Fehler
in der Differenzdruckmessung stark aus
– und hier kommen die Vorteile der
Siemens-Volumenstromregler ins Spiel:
Innovative technische Lösung
Die Volumenstromregler von HVAC
Products bieten eine Genauigkeit, die
bisher auf dem Markt unerreicht war.
Möglich ist dies durch eine statische
Druckmessung, intelligente SoftwareAlgorithmen und einen periodischen
Nullpunktabgleich, der garantiert, dass
das Produkt unabhängig von Einbaulage
und Temperaturänderungen arbeitet.
Das von den meisten Mitbewerbern
verwendete Druckmessverfahren mit
durchflossenen Sensoren hat die entscheidenden Nachteile, dass die Sensoren stark von der Montagelage und
der Umgebungstemperatur abhängig
Volumenstromregler von Siemens –
die Produkte
Siemens als Hersteller und Lieferant
von Produkten für Regelung, Steuerung
und Management von Verbrennungs-,
Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen
in Gebäuden hat sich zum Ziel gesetzt,
für das Wohlbefinden von Menschen zu
sorgen, die sich in Gebäuden aufhalten.
So sind unter anderem VVS-Regler erhältlich, die helfen, das Wohlbefinden von
Menschen beim Aufenthalt in Gebäuden
zu garantieren.
Der VVS-Regler ist in einem kompakten
Gehäuse untergebracht und besticht
durch seine hohe Präzision, seine kleinen
Abmessungen, seinen niedrigen Energieverbrauch und seine einfache und
schnelle Parametrierung.
Er ist in drei Ausführungen erhältlich:
GDB181.1E/3 mit 5 Nm Drehmoment
GLB181.1E/3 mit 10 Nm Drehmoment
ASV181.1E/3 als Differenzdruckfühler
und Regler ohne Antriebsfunktion
04/2008 Soll-Ist 31
www.siemens.de/buildingtechnologies
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© Siemens Building Technologies GmbH & Co. oHG 2008
Best.-Nr: E10003-A38-H16
Gedruckt in Deutschland (04/2008)
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