Cellulite
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Cellulite
DIE ZUKUNFT ERKENNEN Bei der Cellulite (auch Orangenhaut oder fälschlich Zellulitis genannt) handelt es sich um eine Dellenbildung der Haut, die hauptsächlich im Bereich der Oberschenkel, Oberarme, Hüften und des Gesäßes auftreten kann. Sie kommt fast ausschließlich bei Frauen vor, da Männer eine andere Bindegewebsstruktur haben. Cellulite kann bei Übergewicht und/oder schwachem Bindegewebe schon bei jungen Erwachsenen auftreten, mit fortschreitendem Alter bekommen sie 80 bis 90 Prozent aller Frauen in unterschiedlichem Ausmaß. Hilflos gegen Orangenhaut? Mit der "Cellulite" ist eine Scheinerkrankung erfunden worden, die Milliarden einbringt und gegen die kein Kraut gewachsen ist. Doch betroffenen Frauen bleibt ein Trost. Die Kosmetikindustrie, die Apotheker, die Pharmafirmen, die Schleckers und die dm-Märkte dieser Welt sollten ihm schleunigst ein Denkmal setzen und es vergolden lassen. Der findige Kopf, der auf den Begriff "Cellulite" gekommen ist, hätte es zweifellos verdient. Erstaunlicherweise handelt es sich bei dem Erstbeschreiber um eine Frau, die damit permanente Verunsicherung, nagende Selbstzweifel und Unglück über ihre Geschlechtsgenossinnen gebracht hat. Nicole Ronsard, Betreiberin eines New Yorker Schönheitssalons, prägte den Begriff 1973 und beschrieb das Leiden als "Kombination aus Fett, Wasser und toxischen Abbauprodukten", die der Körper bei der Entsorgung wohl übersehen haben müsse. Damit war eine neue Beulenpest in die Welt gesetzt worden, die weit verbreitet ist, und vor der sich bis heute fast jede Frau fürchtet. Der Begriff Cellulite ist ebenso genial wie werbewirksam. Dass die oberflächlichen Veränderungen an Beinen, Hüften und Hintern dem Relief einer Waffel nachempfunden sind, legt den Verdacht nahe, dass hier tatsächlich Zellen pathologisch verändert sind. Und die meist umgangssprachlich als "Zellulitis" beschriebene Metamorphose der weiblichen Weichteile klingt nicht nur nach Igitt und Bääh, sondern durch die medizinische Endung -itis auch nach einer fiesen Entzündung, die man unbedingt eindämmen und daher natürlich behandeln sollte, bevor es zu spät ist. Im englischen Sprachraum ist die Sprachverwirrung noch naheliegender. Dort bezeichnet der ähnlich klingende Begriff "Cellulitis" eine Wundrose - eine schwere bakterielle Infektion, die auf jeden Fall mit Antibiotika behandelt werden muss. "Vielleicht meinen deswegen manche Menschen, dass die Cellulite ebenfalls eine Krankheit sei", sagt Matthias Augustin, Professor für Hautkrankheiten an der Universitätsklinik Hamburg. "Dies ist kompletter Unsinn. Es handelt sich vielmehr um eine harmlose, bestenfalls optisch störende Schwäche des Hautbindegewebes, die fast immer bei Frauen auftritt - und zwar im Laufe des Lebens bei fast allen." Fachblätter und Internetportale für Klatsch, Tratsch und Hautunebenheiten enthüllen denn auch regelmäßig mehr oder weniger hämisch die Hügellandschaften von Prominenten. "Zugegeben", heißt es beispielsweise über Britney Spears auf jolie.de, "die Gute hat bereits zwei Kinder zur Welt gebracht. Trotzdem: Ihr Allerwertester ist aufgenommen in die Sammlung der Stars mit Cellulite." Meist werden auf den nächsten Seiten neue Salben, Wässerchen und Laseroperationen vorgestellt. Einen krankhaften Prozess zu suggerieren, käme im Falle der Cellulite vielen Interessen gelegen, vermutet Augustin, denn selten in der Geschichte der unnützen Therapien hat die Behandlung einer erfundenen Krankheit so viel Geld eingebracht. Weltweit wird der Umsatz mit Cremes, Unterdruckkuren, Gels, Ölen, Vitaminen, Wickeln und Reizstrom gegen die lästige Orangenhaut auf etwa fünf Milliarden Euro jährlich geschätzt. Auch die Betreiber von Fitness-Studios sollten der Erfinderin der Cellulite huldigen. Wer sich zur Problemzonengymnastik "Bauch, Beine, Po" anmeldet, will in den meisten Fällen nicht die transversen Bauchmuskeln stärken, sondern hofft darauf, dass die wabenförmigen Muster an Gesäß und Schenkeln etwas von ihrer dreidimensionalen Plastizität verlieren. Medizinisch entsteht die Cellulite durch eine strukturelle Veränderung des weiblichen Bindegewebes. Eine Schwäche der Bindegewebsfasern führt dazu, dass Unterhaut-Fettgewebe in höhere Hautschichten vordringt - die Fasern halten die Fettpartikel säulenförmig zusammen. Das Ergebnis ist eine grobporig gemusterte, noppen-artige Hautoberfläche wie bei frischen Orangen, obwohl der Begriff Orangenhaut längst nicht so viele medizinische Assoziationen weckt. Zusätzlich sammelt sich vermehrt Bindegewebswasser in den oberen Hautschichten an, und der Fettgewebeaufbau verändert sich. "Dieser Vorgang ist so harmlos, dass sich unsere Vorfahren darüber nie Gedanken gemacht haben und Frauen mit Orangenhaut unbeschadet genauso alt geworden sind wie solche ohne", sagt Dermatologe Augustin. "Die Zusammensetzung und Funktion des Hautbindegewebes unterliegt zudem dem Einfluss von Geschlechtshormonen, was erklärt, warum Cellulite hauptsächlich bei Frauen und zyklisch unterschiedlich stark ausgeprägt vorkommt." In der Tat wurde sogar bei Sex-Symbolen vor Erfindung des angeblichen Leidens wenig auf die Beschaffenheit der Beinhaut geachtet, sofern sie nicht grob entstellt war. Ursula Andress betörte 1962 in "James Bond jagt Dr. No" mit ihrer Bikini-Figur. Ihre erkennbar an die Textur eines Tischtennisschlägerbelags erinnernden Oberschenkel störten niemanden. Und Jahrhunderte zuvor schuf Peter Paul Rubens eine Vielzahl von seinerzeit erotisch-attraktiven Frauenansichten, an denen man Cellulite in verschiedenen Schweregraden hätte studieren können - wenn es sie denn schon gegeben hätte. Doch seit 1973 wurde jeder Abweichung vom äußerlichen Ideal ein Krankheitswert zugeschrieben und eine neue Scheinerkrankung aufgebracht. Seitdem sind Frauen verzweifelt, hassen ihre Beine und glauben den Versprechungen vieler Scharlatane, ihre Haut von den lästigen Wellentälern zu befreien. Doch dieBehandlungsversuche gegen das gewellte Muster auf der Haut enden fast immer in Frustration. "Es gibt viele gute Gründe, warum sich Betroffene zweimal überlegen sollten, ob sie Cellulite als krankhaft auffassen und sie zu bekämpfen versuchen", sagt Hautarzt Augustin. "Ein großer Teil der Bindegewebsveränderungen beruht auf einer genetischen Veranlagung und entzieht sich jeglichen Therapieversuchen. Zudem halten die meisten gegen Cellulite angebotenen Therapieverfahren nicht das, was sie versprechen." Eine wissenschaftliche Übersichtsarbeit im Fachblatt Journal of the American Academy of Dermatology hat im Frühjahr 2010 unter den mehr als 50 dokumentierten Verfahren kein einziges erkannt, das bei Cellulite sicher Abhilfe schafft. Dennoch können Frauen auch bei ausgeprägter Neigung zur Cellulite etwas tun - ohne teure Cremes, Tabletten oder obskure Rüttel-, Schüttel- und Vakuumgeräte. Erwiesen ist, dass die Cellulite eher bei Frauen mit Übergewicht, Überernährung und Bewegungsmangel auftritt. Sport und Abnehmen verringern zumeist die Intensität des Wabenmusters. Es gibt allerdings einen kleinen Schönheitsfehler: Starke Gewichtsreduktion kann kurzfristig dazu führen, dass sich das Relief der Orangenhaut sogar noch verstärkt. Betroffenen Frauen bleibt immerhin ein Trost. Sie befinden sich in prominenter Gesellschaft mit den Schönen und Reichen dieser Welt. Britney Spears, Kate Hudson, Mischa Barton und Kylie Minogue gehören schließlich ebenfalls zu den bekennenden Orangenhautträgerinnen. Sie sind allerdings schon weiter in der Krankheitsbearbeitung. Dem dermatologischen Fachmagazin InTouch haben sie kürzlich mitgeteilt, dass sie inzwischen eine positive und bejahende Grundhaltung zu ihrer ausgeprägten Cellulite entwickelt haben. IHR WILLI EHRLICH 2013 RECOGNIZING THE FUTURE Cellulitis (orange peel) is a dimpling of the skin that can occur mainly in the thighs, upper arms, hips and buttocks. It is found almost exclusively in women, because men have a different connective tissue. Cellulitis can occur in young adults with overweight and/or a weak connective tissue. With advancing age, 80 to 90 percent of women get it in varying degrees. Helpless against Cellulitis? With "Cellulitis" a sham disease has been invented, which earns billions of dollars and there is not even a remedy against it. But these women remain one comfort. The cosmetics industry, pharmacists, pharmaceutical companies, and the drug stores of the world should quickly put a monument to it and put it in gold. The resourceful head, who came to the term "Cellulitis", would have undoubtedly deserved such. Amazingly, this has been first described by a woman who has now brought so permanent insecurity, nagging self-doubt and evil on her fellow women. Nicole Ronsard, operator of a New York beauty salon, invented the term in 1973 and described the disease as a "combination of fat, water and toxic degradation," which have probably been overlooked at the disposal by the body. This is how a new bubonic plague had been brought into the world, which is widely used, and is now almost every woman dread. The term Cellulitis is as ingenious as effective advertising. That superficial changes to the legs, hips and butt are modeled after the relief of a wafer, the suspicion suggests that there are actually pathologically altered cells. And the metamorphosis of female soft parts often colloquially referred to as "Cellulitis" not only sounds to "Yuck" and "Euw", but by the medical suffix "-itis" even after a nasty infection that you should necessarily contain and therefore treat before it is too late. There also exists the similar sounding term "cellulite", an erysipelas - a serious bacterial infection that must be treated with antibiotics in any case. "Perhaps that is why some people think that cellulite is also a disease," says Matthias Augustin, Professor of Dermatology at the University Hospital Hamburg. "This is complete nonsense, it is rather a harmless, at best, an unsightly skin weakness of the connective tissue, which almost always occurs in women - in the course of life for almost all" Journals and internet portals for gossip and skin irregularities reveal more or less regularly gleefully the hills of celebrities. "Admitted," it says, for example, about Britney Spears on jolie.de, "the good thing has already brought two children into the world nevertheless. Yours is included in the collection of the stars with cellulite." Mostly new ointments, little water and laser operations are presented on the following pages. To suggest a pathological process, would make many persons happy, Augustine believes, because rarely in the history of useless therapies, to treat a fictitious illness has brought so much money. Worldwide sales of creams, vacuum treatments, gels, oils, vitamins, wrapping and electrical stimulation is estimated annually to about five billion euros. The operators of gyms should pay homage to the inventor of cellulite. Who started the "stomach, legs, buttocks" in problem zone gymnastics, will in most cases not strengthen the transverse abdominals, but hope that the honeycomb pattern on the buttocks and thighs lose some of their threedimensional plasticity. Medically, cellulite is caused by a structural change of the female connective tissue. A weakness of the connective tissue leads to subcutaneous adipose tissue, which penetrates into higher layers of the skin - the fibers keep the fat particles columnar together. The result are large, patterned pores, knob-like skin surface as with fresh oranges, although the term cellulitis raises as far as many medical associations. In addition, increased connective tissue water is collected in the upper skin layers, and the adipose tissue structure changed. "This process is so harmless that our ancestors have never thought about it and women have dealt with orange skin without prejudices," says dermatologist Augustine. "The composition and function of the skin's connective tissue is also subject to the influence of sex hormones, which explains why cellulitis occurs mainly in women and cyclically less pronounced." In fact, it was even paid little attention to the nature of the periosteum during sex symbols before the invention of the alleged suffering, if she was not grossly disfigured. Ursula Andress beguiled 1962 in a "James Bond" movie with her bikini figure. Her apparent reminiscent of the texture of a table tennis racket covering thigh troubled nobody. And centuries before Peter Paul Rubens created a variety of his time erotically attractive woman on which one could study cellulite in various degrees - if it had been existing. But since 1973, every deviation from the external ideal has been attributed as a disease and applied a new note disease. Since then, women desperately hate their legs and believe the promises of many charlatans to rid their skin of the annoying waves. But the treatments against the corrugated pattern on the skin almost always end in frustration. "There are many good reasons why sufferers should think twice whether they perceive cellulite as morbid and they try to fight," says dermatologist Augustin. "A large part of the connective tissue is based on a genetic predisposition and eludes all attempts at treatment. Moreover, most cellulite treatment methods do not do, what they promise." A scientific review article in the Journal of the American Academy of Dermatology in spring 2010 has not recognized a single treament among the more than 50 documented processes that create remedy for cellulite. Nevertheless, women can also do something against a pronounced tendency to cellulite - without expensive creams, tablets or obscure shakers and vacuum devices. It has been proven that cellulite occurs more in women with obesity, overeating and lack of exercise. Sports and losing weight mostly lowers the intensity of the honeycomb pattern. However, there is a small flaw: severe weight loss can lead to short-term effects, that make the relief of the orange skin even stronger. For affected women there remains at least a consolation. You are in a prominent company with the rich and famous of this world. Britney Spears, Kate Hudson, Mischa Barton and Kylie Minogue are also among the confessing orange skins. However, they are already working on it differently! The dermatological magazine InTouch has recently announced that they have now developed a positive and affirmative attitude towards their pronounced cellulite. Your Willi Ehrlich 2013