Übersicht - Intelligence and Terrorism Information Center

Transcription

Übersicht - Intelligence and Terrorism Information Center
Ein von der US amerikanischen Armee im Versteck
von Osama Bin Laden in Pakistan beschlagnahmtes
Dokument bestätigt die Verbindung zwischen der Al
Qaida Führung und der Armee des Islam, einer
jihadistisch salafistischen Vereinigung im Gazastreifen
Rechts: Arabische Fassung des Briefes der Armee des Islam, der im Versteck von Bin Laden
entdeckt wurde. Links: Analyse der Briefe durch die CTC
Übersicht
1. Am 3. Mai 2012, ein Jahr nachdem Osama Bin Laden von einer Elitetruppe der
amerikanischen Armee getötet worden war, wurden 17, nicht als Verschlussache
qualifizierten Dokumente veröffentlicht, die in seinem Versteck in Abottaabad,
Pakistan, entdeckt wurden. Das Zentrum für Terrorbekämpfung (CTC – Combating
Terrorism Center) der Militärakademie Westpoint, New York State1, veröffentlichte die
Gesamtheit der in die englische Sprache übersetzten Dokumente, unter Zusatz einer
genauen Analyse [unter dem Titel "Letters From Abbottabad: Bin Laden Sidelined?"] .
1
Die Dokumente im Original: http://www.ctc.usma.edu/posts/letters-from-abbottabad-bin-ladinsidelined,
Eine
weitere
Analyse:
http://www.ctc.usma.edu/wp.content/uploads/2012/05/CTCLtrsFrom Abottabad WEB
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2. Die 17 veröffentlichten Dokumente bilden lediglich einen kleinen Teil der 6000
Dokumente, die in den Computern und den Festplatten im Versteck von Osama Bin
Laden in Abbottabad erbeutet wurden. Die Dokumente umfassen u. a. Briefe und
Briefentwürfe von Osama Bin Laden und anderen Al Qaida Anführern.
Der früheste
Brief trägt ein Datum aus dem Jahr 2006, der letzte Brief trägt ein Datum im April 2011.
3. Ein wahrscheinlich aus dem Jahr 2006 stammendes Schriftstück, zeigt einen
Briefwechsel zwischen der Armee des Islam, einer Al Qaida nahen Organisation des
globalen Jihads im Gazastreifen und der Al Qaida Führung. Im Zentrum des
Briefwechsels steht die politisch-ethische Frage der Armee des Islam, ob es ihnen
erlaubt
sei,
für
palästinensischen
ihre
Terroraktivitäten
Organisationen
eine
Finanzierung
anzunehmen
(dem
von
anderen
palästinensischen
Islamischen Jihad, Fatah). Im Hintergrund steht dieselbe Frage im Hinblick auf
"ungläubige" Staaten, wie dem shiitischen Iran (der nach Aussagen der Armee des
Islam,
dem
islamischen
palästinensischen
Jihad
eine
großzügige
finanzielle
Unterstützung gewährt). Al Qaida gab eine positive Antwort, d.h. seiner Auffassung
nach ist es im Islam möglich, Gelder von anderen Organisationen und von
"ungläubigen" Staaten anzunehmen, um den Jihad durchzuführen ( wie es der
Palästinensische Islamische Jihad tut). (Zu Einzelheiten des Briefwechsels siehe
Anhang A).
4. Die Armee des Islam ist eine jihadistische-salafistische Organisation im
Gazastreifen. Sie verfügt über bemerkenswerte Einsatzkapazitäten im Vergleich zu
ähnlichen Gruppen, die Al Qaida nahestehen. An der Spitze des 2006 gegründeten
Organisatin steht Mamtaz Doghmush, Angehöriger eines sehr einflußreichen Clans im
Gazastreifen. Zwei Angehörige der Armee des Islam waren an dem Anschlag beteiligt,
bei dem Gilad Shalit entführt wurde. Die Organisation charakterisiert sich durch ihre
Versuche, von der Sinai Halbinsel aus Terroranschläge gegen Israel durchzuführen,
darüberhinaus führt sie jedoch auch Angriffe auf westliche Ziele in Ägypten
durch, nach dem Beispiel des globalen Jihad. In der Vergangenheit beschuldigte
der damalige ägyptische Innenminister die Armee des Islams der Verantwortung für
den Terror Anschlag auf die koptische Kirche in Alexandria (Januar 2011) und auf den
Khan al-Khalili Markt in Kairo (Februar 2009). Die Armee des Islam unterhält enge
Kontakte mit der Hamas, was ihr
eine Bewegungsfreiheit sowohl im
Gazastreifen , als auch in Ägypten gerantiert (Einzelheiten siehe Anhang B).
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5. Den "Prüfstein", auf den die Frage der Armee des Islam an Al Qaida sich stützt,
bildet die enge Beziehung zwischen dem palästinensischen Islamischen Jihad
und dem Iran.
Dieser Frage nach, wird der Palästinensische Islamische Jihad (
sunnischer Ausrichtung) auf großzügige Art und Weise vom "ungläubigen" shiitischen
Iran unterstützt, um seine jihadistischen Aktivitäten weiterzuführen, wobei einige
seiner Aktivisten sich der shiitischen Richtung angeschlossen haben ("möge uns Gott
davor behüten", steht in der Frage der Armee des Islam). Der Iran gewährt dem
islamischen Jihad in militärischer und finanzieller Hinsicht
seine großzüge
Unterstützung, was ihn zur zweitstärksten Organisation im Gazastreifen aufsteigen
ließ (nach der Hamas). Für diese Unterstützung ist die Organisation, die von
keinerlei dämpfenden Einflüssen 'belastet' ist (wie etwa die Hamas) bereit, im
Konflikt mit Israel und auf der innerpalästinensischen Front die iranischen
Interessen zu fördern.
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Anhang A – Briefwechsel zwischen der Armee des
Islam und Al Qaida
Übersicht
6. Eines der von der US amerikanischen Armee erbeuteten Dokumente2 zeigt den
intensiven Briefwechsel zwischen der Organisation der Armee des Islam und der
Führungsspitze von Al Qaida. Der Brief der Armee des Islam wurde allem Anschein
nach im Jahr 2006 abgeschickt, in den Anfangsstadien der Organisation. Die Antwort
auf die gestellte Frage wurde im Oktober – November 2006 abgeschickt. Der Adressat
des Briefes war Atiat Allah, Rufname einer der Anführer von Al Qaida und enger
Mitarbeiter von Bin Laden. In diesem Brief3 bitten die Vertreter der Armee des Islam
Atiat Allah, als religiösen Führer und Kenner der Vorschriften und als Mitglied des
Vorstands von Al Qaida um Antwort auf drei Fragen, im Zusammenhang mit der
Finanzierung der Aktivitäten der Armee des Islam. Die Antworten von Atiat Allah
wurden einem Mitglied namens Abed Alchamid zur Prüfung vorgelegt, ein
wahrscheinlich hochrangiges Al Qaida Mitglied und Mitarbeiter von Osama Bin Laden
(in dessen Versteck das Dokument erbeutet wurde).
2
Die Numerierung der Dokumente entspricht der CTC Numerierung: SOCOM-2012-0000008HT
3
http://www.nrg.co.il/online/1/ART2/364/174html : Nach der Analyse des CTC, gestützt auf die
17 Dokumente ist der volle Name von Atiat Allah, auch als Abed Alrachman bekannt, Gamal
Ibrahim Ashatiwi Almatzrati. Geboren 1970 in der Stadt Matzrata in Libyen. Er studierte
islamische Religionswissenschaft in Mauritanien und schloss sich in Algerien dem Jihad an.
Ende der neunziger Jahre erreichte er Afghanistan. Er wurde am 22. August 2011 in Pakistan
von einer aus einer Drohne abgeworfenen Rakete getötet; laut Angaben des CTC ist Atiat Allah
nicht an der Iman Altoahari, wie allgemein angenommen wurde. Er war der engste Mitarbeiter
von Bin Laden (siehe Seite 5, Hinweis 5 der Analyse des CTC).
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5
Die arabische Fassung der islamischen Armee an Al Qaida
Die Fragen – die Antworten
7. Im folgenden die drei Atiat Allah vorgelegten Fragen zur Art der Finanzierung der
Armee des Islam - und seine Antworten:
a. Erste Frage: Darf die Armee des Islam Gelder von anderen Organisationen
annehmen, als Hilfe an die Armee des Islam zur Forführung des Jihads? (Sprich:
für die terroristische Tätigkeit der Organisation):
1) In diesem Zusammenhang nennt der Fragesteller zwei Organisationen,
die von anderen Quellen unterstützt werden, die der Armee des Islam
eine finanzielle Unterstützung angeboten haben. Die eine ist der
Palästinensische Islamische Jihad,
der aus dem Ausland,
inbesondere aus dem Iran große Geldspenden erhält,
wobei
mehrere seiner Aktivisten sich der shiitischen Richtung angeschlossen
haben ("möge Gott uns davor schützen" – so im Text). Der Fragesteller
unterstreicht, dass der Palästinensische Islamische Jihad der Armee
des Islam für eine Zusammenarbeit bei "besonderen Einsätzen"
eine Finanzierung angeboten hatte. Er führte weiter aus und erklärte,
die Abmachung bedeute, dass die Armee des Islam mit Finanzierung
durch
den
Palästinensischen
Islamischen
Jihad
Anschläge
durchführe und dass offziell angekündigt werde, diese Attantate seien
in Zusammenarbeit zwischen beiden Organisationen durchgeführt
worden.
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2) Die zweite Organisation ist die Fatah (nach Angaben aus dem
Gazastreifen), die der Armee des Islam für ihre jihadistischen
Einsätze ebenfalls eine finanzielle Unterstützung angeboten haben soll.
Nach den Worten von Mitglieder der Armee des Islam verstecken sich
hinter diesem Angebot andere Beweggründe – vor allem die
Befürchtung
der
Fatah
Aktivisten,
im
Rahmen
der
internen
Auseinandersetzungen, selbst zum Angriffsziel der Armee des Islam zu
werden (sprich: das Angebot der finanziellen Unterstützung soll der
Fatah eine Art Immunität gewähren).
3) In diesem Brief wird eindeutig festgestellt, dass die von beiden
Organisationen
Herstellung
und
angebotetene Finanzierung
Wartung
von
Waffen
zum Kauf,
dienen
soll
zur
(sprich:
Terrorakten). Der Fragesteller unterstreicht, hinter dem Wunsch der
Armee des Islam, die angebotene Finanzierung anzunehmen stehe die
"Atemnot", die die von den "Juden" und den anderen Organisationen,
vor allem der Hamas auferlegte Blockade bei ihnen herbeiführt. Die
Hamas Bewegung, so der Fragesteller, befürchtet
eine größere
Einflussnahme und eine Entscheidungskraft im Gazastreifen.
Atiat Allah antwortet:
1) Atiat Allah unterstreicht in seiner Antwort zuallererst, aus der Frage gehe
hervor,
die
Mitglieder
der
Armee
des
Islam
suchten
eine
Legitimierung für die Annahme der finanziellen Unterstützung, die
ihnen von anderen Organisationen angeboten wird. Als Grundlage für
die Antwort, müssen einige technische Fragen zum Inhalt und der Form
der Finanzierung geklärt werden. Es ist zu prüfen, ob diese Gelder
überhaupt eingesetzt werden dürfen oder nicht. Darüberhinaus ist zu
prüfen, welches Interesse darin besteht, diese Gelder anzunehmen und
ob sie aus der Sicht der islamischen Religionslehre als legitim oder als
Bestechung anzusehen sind.
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2) Atiat Allah führt weiter aus und entscheidet, es sei prinzipiell zulässig,
diese Gelder anzunehmen, solange keine anderen Gründe vorliegen, die
die
Annahme
dieser
finanziellen
Unterstützung
nach
islamischer
Religionslehre verbieten würden. Seinen Erklärungen nach gibt es
zweierlei Arten von verbotenen Finanzierung: die erste – Gelder, die für
Wein gezahlt wurden (Weingenuss ist für Muslime verboten) oder für
Schweinefleisch oder anderes Fleisch, dessen Genuss den Muslimen
verboten ist. Die zweite: Gelder, die auf illegale oder verbotene Weise
erreicht wurden. Er fügt hinzu, es sei zu prüfen, ob durch die Verwendung
dieser Gelder, Muslime gedemütigt werden können, sie Ungläubigen
unterstellt oder Ungläubige gestärkt werden können – unter solchen
Umständen sei es selbstverständlich verboten, diese Gelder zu
verwenden.
3) Atiat Allah führt weiterhin aus, vor seiner endgültigen Antwort, müsse er
die Dringlichkeit der Annahme dieser Finanzierung prüfen und die
Umstände, in der sich die antragstellende Organisation befindet. Er weist
darauf hin, er käme angesichts der ihm vorgelegten Angaben zur
Schlussfolgerung, die Fragesteller (sprich: Die Armee des Islam) sei zur
Durchführung des Jihad dringend auf diese Gelder angewiesen.
Daher, so Atiat Allah, sei so vorzugehen, wie im Fall des
Palästinensischen Islamischen Jihad, d. h. einer Organisation, die
vom Iran finanziert wird, obwohl dieser Staat von Atiat Allah als
shiitisches Land der "Ungläubigen"
4
angesehen wird. Er behauptet,
der Islam erlaube den Muslimen prinzipiell Gelder von "ungläubigen
Ländern und ungläubigen Königen" zu erhalten, solange kein
anderes Verbot dagegen vorliegt.
4
Wie in der Ideologie von Al Qaida üblich, benennt der Beantworter den shiitischen Iran mit
dem Schimpfwort "Rapcha", d. h. "abstossend". Dies bedeutet, der Iran weist drei der vier
ersten Khalifen des Islam zurück (Abu Bachar, Amar und Ataman).
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4) Atiat Allah entscheidet weiterhin für die Armee des Islam: "Wenn Ihr
Euch zu diesem Zeitpunkt nicht auf legitime Art und Weise
finanzieren könnt ...., so ist die Annahme finanzieller Unterstützung
von anderen Organisationen – z. B. von einigen islamischen
Bewegungen, wie etwa der Hamas und dem Palästinensischen
Islamischen Jihad oder sogar von nationalistischen Bewegungen [in
diesem Zusammenhang ist damit die Fatah gemeint], die im Kampf
gegen den jüdischen Feind auf Eurer Seite stehen,
- um diese
Gelder für den Jihad und dem bewaffneten Kampf gegen die Juden
einzusetzen – prioritär zu wählen, anstatt einer durch finanzielle Not
aufgezwungene Einstellung des Jihads".
5) Atiat Allah untermauert seine Antwort durch einen weiteren Aspekt, auch
wenn der Palästinensische Islamische Jihad, die Hamas und sogar
Fatah die von der Armee des Islam durchgeführten Anschläge zu
ihren Gunsten ausnützen ( eine Befürchtung der Armee des Islam),
wäre das "ein geringerer Schaden als der einer völligen Einstellung
des Kampfes gegen die Juden ...". Für die Zukunft allerdings, "falls
Allah Euch den Weg ebnet und Ihr in der Lage sein solltet, Euch selbst zu
finanzieren und nicht auf die Hilfe Anderer (dieser palästinensischer
Organisationen) angewiesen seid, dann müsst Ihr Euch von Ihnen
trennen und selbstständig wirken, auf eine Art und Weise, die Ihr Euch
selbst wählt und die Allah Euch anbietet".
B. Die zweite Frage: Ist es zulässig, Gelder an der Aktienbörse zu investieren,
Aktien zu kaufen und zu verkaufen, um den Jihad zu unterstützen oder Gelder zu
investieren, die aus Börseninvestitionen stammen?
Die Antwort von Atiat Allah:
1) Im Gegensatz zu seiner ausführlichen Antwort auf die erste Frage, erklärt
Atiat Allah, dass er zur vorliegenden Frage keinerlei Fachkenntnisse in
besitzt, auf den sich diese Frage bezieht und er aus diesem Grund nicht
befugt sei, in dieser Frage eine professionelle Antwort zu geben. Er
erklärt seine grundsätzliche Haltung und führt aus, dass " das Urteil in
dieser Frage von den Umständen und den Regeln der jeweiligen
Aktienbörsen abhängen. Ich verfüge über keinerlei Angaben zu den
Umständen und den Regeln dieser Geldmärkte und keine Kenntnisse, die
mich dazu befugen, irgendeine Stellung zu beziehen".
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2) Dennoch
weist
er
darauf
hin,
(wahrscheinlich
aufgrund
seines
Allgemeinwissens), dass die Verkäufsmethoden (an der Aktienbörse) sehr
kompliziert und strategisch verzwickt sind und es ihm unmöglich sei, die
Frage zu beantworten. Er rät also der Armee des Islam Fachleute zu
fragen, jedoch erst "nach genauer Formulierung Eurer Fragen und klarer
Darstellung der Umstände und Regeln der Aktienbörse, an der Ihr den
Handel tätigen könnt. Möge Allah Euch den Weg ebnen und Euch
unterstützen".5
A. Dritte Frage: ist es erlaubt, Drogenschmuggler anzugreifen, sie zu töten, um
ihnen das Geld abzunehmen, das sie für die Drogen erhalten haben? Ist es
erlaubt, die von den Drogenschmugglern erbeuteten Drogen zu folgenden Zwecken
einzusetzen:
1) Anlocken von Drogensüchtigen, um sie als Doppelagenten gegen
Juden einzusetzen.
2) Drogen an Juden zu verkaufen, um sie zu schädigen und Geld zu
verdienen.
3) Durch Einsatz von Drogen jüdische Soldaten zu töten, vor allem
Grenzschutzsoldaten.
Atiat Allah antwortet:
1) Zum Thema Angriff und Tötung von Drogenschmugglern ist die
Antwort
positiv.
In
diesem
Zusammenhang
gilt
das
bekannte
grundlegende islamische Prinzip "tue das Gute und lasse das Böse".
Darüber hinaus ist es Pflicht jedes Jihad Kämpfers (Mujhaidin), woimmer
er sich befindet, dafür zu sorgen, dass er die Strafgesetze der
islamischen Religionslehre durchsetzen kann ("Hadud")6.
5
Die Autoren der CTC Analyse behaupten (Seite 22 , Fußnote Nr. 77), die Weigerung Aitat
Allahs die Frage nach den Aktieninvestitionen zu beantworten, die er durch seine fehlende
Fachkenntnis erklärt, als Indiz dafür gelten kann, dass er eine korrekte jedoch nicht zu enge
Verbindung mit der fragestellenden Organisation aufrechterhalten wollte. Unserer Einschätzung
nach und in Abwesenheit anderer Hinweise ist diese Erklärung nicht unbedingt die richtige.
Erstens antwortete der Autor auf sehr ehrliche Art und Weise und bot Alternativen an.
Zweitens er gibt ihnen genau an, wie ihre Frage an einen anderen Gelehrten zu formulieren ist,
der ihre Weltanschauung nicht unbedingt sofort erfasst oder ihre Beweggründe für eine
Investition an der Aktienbörse. Auf jeden Fall und im Gegensatz zur ersten, praktischen und
konkreten Frage, scheint diese Frage eine theroretische Frage einer Terror Organisatino aus
dem Gazastreifen zu sein, die sich in den ersten Stadien ihres Aufbaus befindet.
6
Hadud – die schwersten Sünden nach den Sharia Gesetzen, die nicht unbeachtet oder
unbestraft bleiben dürfen.
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2) Atiat Allah weist darauf hin, dass in Gebieten, wie dem Irak, Afghanistan
und Waziristan und anderen Orten, diese Regeln genau beachtet werden.
Er dämpft seine Worte jedoch durch die Aussage, dass die Fragesteller
sich noch nicht in einer Situation befinden, die es ihnen erlaubt, die
islamischen Religionsgesetzte durchzusetzen (wahrscheinlich weil sie das
Gebiet
nicht
beherrschen).
Er
rät
ihnen
also,
die
islamischen
Religionsgesetze nicht durchzusetzen, das sie "in eine Situation geraten
könnten, mit der sie nicht umgehen können", während sie noch zu
schwach sind.
3) Atiat Allah weist jedoch darauf hin, dass es "in manchen, sehr
beschränkten
Fällen,
wenn
überhaupt
Drogenschmugglern das Geld abzunehmen."
erlaubt
ist,
den
Wenn sie einem
Drogenschmuggler begegnen und er in ihre Hände fällt, dürfen sie ihm
das Geld abnehmen, jedoch nicht die Drogen, die er bei sich hat.
Das Geld dürfen sie zur Finanzierung des Jihads einsetzen. Er
schränkt seine Worte jedoch ein und fügt hinzu, all dies sei unter der
Bedingung zulässig, dass die Korruption nicht verstärke, - dies sei das zu
beachtende Leitprinzip.
4) Dementsprechend entscheidet er: wenn ihre Gelder (die Gelder der
Drogenschmuggler) aus unterschiedlichen Quellen stammen (d. h.
nicht nur aus Drogengeschäften), ist es erlaubt, ausschließlich die
Summen zu benützen, die nicht aus Drogengeschäften stammen. Er
fügt hinzu: wenn die Drogenschmuggler die Gelder als Spende für die
Verwendung zugunsten des Jihad, zugunsten Allahs anbieten, "dann
scheint
mit
der
Einsatz
dieser
Gelder
erlaubt
zu
sein"
[ausschließlich] zum Zweck des obengenannten Jihads".
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5) Angesichts
der
mit
der
oben
behandelten
Frage
verbundenen
Schwierigkeiten, scheinen die Antworten Atiat Allahs mit größter
Vorsicht formuliert zu sein,
- als Empfehlung und nicht als
eindeutige Anweisung. Er weist auf die Bedingung hin, die mit der von
ihm gewährten Erlaubnis verbunden ist: wenn die Gelder einer
verbotenen Quellen entstammen, haben die Eigentümer dieser Gelder die
Pflicht, Reue über ihre Taten auszudrücken und die aus verbotenen
Geschäften stammenden Gelder dem Haushalt des Landes zuzuführen,
"das sie (die Gelder) zum Wohl aller Muslime einsetzt, u. a. zur
Finanzierung des Jihad und zur Eroberung [von Gebieten] im Namen
Allahs" oder die Gelder wohltätigen Zwecken zu überweisen. Wenn der
Eigentümer dieses Geldes keine Reue über seine Taten übt und weiterhin
sündigt, ist es
Pflicht einer übergeordneten befugten Autorität, dem
Anführer der Muslime, ihn zur Verantwortung zu ziehen. In diesem Fall ist
es laut Meinung der meisten Entscheidungsträger der Religionslehre
erlaubt, die Gelder des Sünders einzubeziehen.
6) Atiat Allah schränkt seine Antwort etwas ein und fügt hinzu, es gäbe
Religionsgelehrte, die sich dem widersetzen und behaupten, diese Gelder
seien zu vernichten, da sie einer verbotenen Handlung entstammen. Er
teilt diese Meinung jedoch nicht und behauptet, es handle sich dabei um
eine "schwache Behauptung". Seiner Ansicht nach hat Allah nie
bestimmt, diese Gelder seien zu vernichten, sondern "verlangt, sie nicht
leichtsinning zu vergeuden". Ihre Vernichtung entspräche somit einer
"leichtsinnigen Vergeudung", es sei also angemessener, sie dem
Haushalt eines muslimischen Staates zuzuführen, in Anlehnung an die
Art und Weise, in der die Gelder behandelt werden, die als Bußen für ein
Strafvergehen eingezogen werden.
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7) Das Schlusswort in Attiat Allahs Antwort lautet: Falls ein Kaufmann für
alkoholische Getränke oder ein Drogenschmuggler einen Teil seiner
Gelder
der Finanzierung des Jihad für Allah spendet, dürfen diese
Gelder angenommen und zur Finanzierung des Jihad für Allah
eingesetzt werden, - gleichzeitig besteht die Auflage, ihm weiterhin zu
predigen und alle Menschen weiterhin zur Reue aufzurufen und dazu,
Allah zu gehorchen und die Sünden zu bereuen durch Einstellen dieser
bösen Taten und Aufgabe aller verbotenen Handlungen. Dies soll dazu
dienen, ihm bei seinem Drogenschmuggel auf keinen Fall zu unterstützen
[solange er diese Tätigkeit nicht aufgegeben hat], da es sich um eine
verbotene Tätigkeit handelt".
Zusammenfassung
8. Aus diesem Briefwechsel geht hervor, dass sich die Armee des Islam schon im
Jahr 2006, in ihren Anfängen, sowohl in ideologischer, als auch in religiöser
Hinsicht
mit Al Qaida identifizierte. Die Autoren der CTC Analyse weisen zwar
darauf hin,
dass den 17 Dokumenten nach zu urteilen, die zur Veröffentlichung
freigegeben wurden, es nicht möglich ist, die Natur der Beziehungen zwischen Al
Qaida und einigen der Organisationen zu verstehen, die sich mit Al Qaida
identifizieren, einschließlich der Armee des Islam, 7 dennoch und angesichts des hohen
Status, den Atiat Allah in der Al Qaida Führungsspitze innehat, weist der Briefwechsel
auf die Anfänge einer ideologischen Verbindung zwischen beiden Gruppen. In der
Folge, in den fünf seitdem vergangenen Jahren, sind in der Handlungsweise der
Armee des Islam klare Merkmale des globalen Jihads festzustellen.
7
Siehe Seite 3 der Analyse
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9. Es ist darauf hinzuweisen, dass zur Zeit des Briefes (2006) die Organisation der
Armee
des
Islam
eine
gewisse
Form
der
Zusammenarbeit
mit
den
Palästinensischen Islamischen Jihad und der Fatah unterhielt. Zur damaligen Zeit
unterhielt die Organisation gute Beziehungen zur Hamas, obwohl, wie aus der Anfrage
der Arme des Islam hervorgeht, eine gewisse Spannung zwischen den beiden
herrschte. Diese Situation fand ihren Ausdruck in der Zusammenarbeit zwischen. der
Hamas und den Volkswiderstandkomitees bei dem Terroranschlag, bei dem Gilad
Shalit entführt wurde (25. Juni 2006). Das Verhältnis zwischen der Armee des Islam
und der Hamas verschlechterten sich im weiteren Verlauf, da die Armee des Islam
sich mit dem globalen Jihad identifizierte. Dies bedeutete, Terroranschläge
durchzuführen, die nicht in den Rahmen der Hamaspolitik passten, was die
Organisation dazu brachte, den Brief zu schreiben. Die Spannungen zwischen
der Armee des Islam und der Hamas zeigten sich im Jahr 2007 ganz offen, als die
Armee des Islam Alan Johnston enführte, einen BBC Journalisten, der letztlich von der
Hamas befreit wurde, die den Entführern einen heißen Kampf lieferte.
10. Atiat Allah bietet der Armee des Islam im Namen Al Qaidas keine finanzielle
Hilfe an – er wurde dazu auch nicht beauftragt. Es ist eventuell darauf
zurückzuführen, dass es sich um eine neue Organisation handelt, die ihre ersten
Schritte unternimmt und über die Al Qaida noch nicht genügend Informationen
sammeln konnte und über deren operationelle Fähigkeiten und Unterstützung, die sie
im Gazastreifen genießt, keine ausreichenden Angaben vorliegen. Aus diesen
Gründen begnügte sich Al Qaida damit, einige Antworten zu liefern, die der
Armee des Islam eine gewisse Beweglichkeit ermöglichen und ihr Wege
anbieten, sich anderer finanzieller Quellen von Organisationen (einschließlich der
Organisationen, die vom Iran unterstützt werden) und von kriminellen Vereinigungen
bedienen
zu
können,
die
mit
Drogen
handeln.
Es
ist
allerdings
nicht
auszuschließen, dass in Zukunft, wenn die Armee des Islam ihre operationellen
Fähigkeiten unter Beweis gestellt hat, die praktischen Beziehungen mit Al Qaida
sich verengen – über eine rein religiöse Begleitung hinaus.
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Anhang B – Profil der Armee des Islam
Rechts: Abzeichen der Armee des Islam: Koran und ein Schwert mit einer Fahne mit der
Shahada[der Satz: "es gibt keinen Gott ausser Allah und Mohammed ist sein Gesandter"] auf dem
Hintergrund der Weltkarte. Links: Aktivisten der "Armee des Islam" in Gaza
(http://vb.n4hr.com/125584.html)
11. Unter der Hamasherrschaft im Gazastreifen haben gewisse Gruppierungen mit
jihadistischer-salafistischer8 Ausrichtung, die sich mit Al Qaida und Organisationen des
globalen Jihads identifizieren, Rückenwind bekommen. Die Anfang 2006 gegründete
Armee des Islam, ist die bedeutendste dieser Organisationen. Geführt wird diese
Organisation von
Mamtaz Doghmush, einem Angehörigen eines im Gazastreifen
sehr einflussreichen Clans aus dem Stadtteil Tzabara in Gaza. Mamtaz Doghmush,
gefolgt
von
seinen
Anhängern,
löste
sich
Anfang
2006
von
den
Volkswiderstandskomitees und gründete die Armee des Islam. Der Armee des Islam
schlossen sich im weitern Verlauf auch Abtrünnige der Az- Adin Al-Qassam Brigaden,
des bewaffneten Flügels der Hamas,
an. Die Armee des Islam setzt sich für die
Befreiung Palästinas durch den Jihad und Aktionen gegen westliche und arabische
(Ägypten) Ziele und ein.
8
Salafiyya – eine Strömung des Islam, die sich für die Einhaltung der Religionsgesetze
entsprechend der Auffassung der ersten Generationen des Islam, die den Muslimen ein
Beispiel setzen. In den letzten Jahrzehnten verwandelte sich die Salafiyya von einer
traditionellen (fundamentalistischen) islamischen Weltanschauung in eine politisch radikale
Ideologie von radikal islamistischen Kräften auf der regionalen und internationalen Bühne (u. a.
Al Qaida).
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Mamtaz Doghmush, Gründer und Chef der "Armee des Islam" (rechts) mit einem seiner Anhänger
(Hamas Forum, 24. Januar 2007)
12. Die Armee des Islam gilt heute als die dominante Organisation unter den Al
Qaida und dem globalen Jihad nahen Vereinigungen im Gazastreifen. Zwei
Aktivisten der Armee des Islam waren an dem Anschlag auf Kerem Shalom beteiigt
(Juni 2006), bei dem Gilad Shalit entführt wurde. Damals wurde der Name zu ersten
Mal veröffentlicht. Seit Ende der Operation "Gegossenes Blei" versucht die
Organisation Anschläge gegen israelische und ausländische Ziele durchzuführen, mit
besonderem Augenmerk auf israelische Staatsbürger, die sich auf der Sinai Halbinsel
aufhalten. In den letzten Jahren hat die Armee des Islam klare Handlungsmerkmale
der Organisationen des globalen Jihads angenommen, wie z. B. Entführungen von
westlichen Journalisten und
Anschläge auf westlich orientierte Vergnügungsorte
(Internetcafes) im Gazastreifen.
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16
13.
Wie auch andere Al Qaida Gruppen sieht auch die Armee des Islam Ägypten
als ihr Terrorziel an. Im Januar 2011 beschuldigten der (damalige) ägyptische
Innenminister und in seinem Gefolge auch die ägyptischen Medien die Armee des
Islam der Beteiligung an den Selbstmordattentaten in der koptischen Kirche in
Alexandria (Januar 2011, etwa 25 Tote und zahlreiche Verletzte). Aktivisten der Armee
des Islam im Gazastreifen wurden beschuldigt, im Auftrag von Al Qaida
Terroranschläge in Ägypten zu verüben und über die Tunnel ( die nach den Worten
des Innenministers eine Bedrohung der nationalen Sicherheit Ägyptens darstellen) mit
den Terroraktivisten im Gazastreifen Kontakte zu unterhalten. Die Armee des Islam
wurde auch für weitere Terrorangriffe verantwortlich gemacht, die in den letzten Jahren
in Ägypten durchgeführt wurden, u. a. der Anschlag auf den Khan al-Khalili Markt in
Kairo, bei dem eine französische Touristin getötet wurde (22. Februar 2009).
14.
Wegen ihrer Terroraktivitäten gegen israelische Ziele ist die Armee des Islam
das Objekt gezielter Einsätze von Seiten Israels. Einer der hochrangigen Kader der
Organisation, Mahmoud Gamal Alnamanes, wurde während einer Autofahrt am 3.
November 2010 von einem Flugzeug der israelischen Luftwaffe angegriffen und
getötet. Alnames, aus dem Flüchtlingslager Shati, war verschiedenen Anschlägen
im Gazastreifen beteiligt und an der Planung von Anschlägen gegen israelische
und amerikanische Ziele auf der Sinai Halbinsel, in Zusammenarbeit mit Hamas
Mitgliedern im Gazastreifen (IDF Sprecher, 3. November 20120). Am 17. November
2010 wurde Aslam Yassin, Aktivist der Organisation und die rechte Hand des
Anführers aus der Luft angegriffen. Bei diesem Angriff wurden Aslam Yassin und sein
Bruder getötet.
Die Ideologie der Armee des Islam und ihre Verbindung mit dem
globalen Jihad
15. Die Armee des Islam ist eine mulimisch-salafistische Organisation, die ihre
Ideologie von Al Qaida und den Organisationen des globalen Jihad ableitet. Die
Organisation arbeitet auf eine schnelle Islamisierung des Gazastreifen hin und stellt
der
Hamas
eine
ideologische
Herausforderung
durch
die
abweichende
Anschlagspolitik, die sie verfolgt. Ziel der Organisation ist es, Palästina zu befreien und
auf diesem Gebiet einen islamistischen Staat aufzubauen, durch den Jihad gegen die
Juden und die Kreuzfahrer (sprich: gegen den Westen).
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16. Am 3. Juni 2011 veröffentlichte die ägyptische Tageszeitung Al Yom ein Interview
mit einem Mann, der sich als Abu Albaraa vorstellte, ein hoher Kader und einer der
Mitbegründer der Armee des Islam im Gazastreifen. Seinen Ausführungen nach
identifiziert sich die Organisation mit dem Gedankengut von Al Qaida, übernimmt
jedoch den Jihad Gedanken einzig und allein im Sinne eines Krieges gegen die Juden
und nicht im Sinne eines globalen Jihad von Al Qaida. Dennoch räumte er ein, dass
auch "weitere Ideen" in die Organisation eingeflossen sind (Memri, 22. Juni 2011). Die
Armee des Islam war aktiv an Anschlägen gegen westliche und ägyptische Ziele
beteiligt, was die Grenzen der Terroranschlagspolitik der Hamas überschreitet (siehe
ff).
17. Im Mai 2011 kündigte der Sprecher des amerikanischen Aussenministeriums
an,
die
Organisation
der
Armee
des
Islam
sei
auf
die
Liste
der
Terrororganisationen gesetzt worden. Laut dieser Ankündigung handelt es sich um
eine palästinensische Organisation, die sich mit dem globalen Jihad identifiziert. Ihre
Aktivisten waren u. a. verantworlich für den Raketenbeschuss Israels von Ägypten aus,
Terroranschläge in Ägypten, Entführung von zwei Journalisten von "Fox" und die
Eintführung des britischen Journalisten Alan Johnston. Der Ankündigung nach
verbindet die Organisation die " salafistische Ideologie des globalen Jihads mit dem
traditionellen Modell des palästinensischen bewaffneten Kampfes". Im diesem Rahmen
arbeitete die Organisation mit der Hamas zusammen und arbeitet in diesen
Tagen auf eine Stärkung seiner Verbindung mit Al Qaida hin (Webseite des
amerikanischen Aussenministeriums, 20. Mai 2011).
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Terrorakte, an denen die Armee des Islam beteiligt war
Übersicht
18. Die Armee des Islam besitzt, im Vergleich zu anderen salafistischjihadistischen Gruppen im Gazastreifen
hohe operationelle Fähigkeiten.
Anscheinend verfügt sie über ein großes Waffenarsenal. Über die "laufenden"
Anschläge hinaus, wie die Versuche, Raketen auf israelisches Gebiet abzufeuern, hat
diese Organisation sich Merkmale des globalen Jihads angeeignet, wie die Entführung
von Ausländern und Anschläge auf Vergnügungszentren im Gazastreifen, wie z. B.
Internetcafes, die ihrer Anschauung nach, gegen die islamische Moral verstoßen. Die
Organisation war an dem Anschlag beteiligt, bei dem Gilad Shalit entführt wurde (Juni
2006). Die Armee des Islam war auch an mehreren Anschlägen auf ägyptischem
Boden beteiligt. Seit der Operation "Gegossenes Blei" unternahm die Armee des
Islam mehrere Versuche, "hochwertige Anschläge" gegen Israel und gegen
ausländische Ziele durchzuführen, u. a. auf der Sinai Halbinsel.
Die bedeutendsten Terrorakte
19. Der erste Anschlag, für den die Armee des Islam die Verantwortung übernahm,
war der Überfall im Juni 2006, bei dem Gilad Shalit entführt wurde, an dem zwei ihrer
Männer beteiligt waren. Allerdings waren die Männer dieser Organisation schon an
früheren Anschlägen beteiligt. Es folgt eine Liste von Anschlägen, bei denen die
Organisation und Aktivisten der Organisation im Gazastreifen beteiligt waren, z. T.
gehörten sie zu den jeweiligen Zeitpunkten noch den Volkswiderstandkomitees an:
A. 7. September 2005 – Mussa Arafat, Neffe von Yasser Arafat und Leiter
des palästinensischen militärischen Geheimdienstes wird in seinem
Privathaus ermordet. Den Mord begehen die Volkswiderstandkomitees
unter Beihilfe der Hamas, unter der Leitung von Mamtaz Doghmush. Es
handelte sich um einen vorsätzlichen, geplanten politischen Mord,
hinter
dem
eigentlich
die
Hamas
stand,
die
jedoch
die
Volkswiderstandskomitees zu einer Art Handlanger ihrer Organisation
verwandelt hatte.
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B. 25. Juni 2006 – Männer der Armee des Islam beteiligen sich an dem
Anschlag in Kerem Shalom, bei dem Gilad Shalit entführt wird. Zwei
IDF Soldaten werden bei diesem Anschlag getötet. Die Armee des
Islam ist eine der drei Organisationen, die die Verantwortung für die
Entführung des israelischen Soldaten Gilad Shalit9 übernommen haben.
C. 14.
Oktober
Fernsehsenders
2006
Fox
–
zwei
News,
Journalisten
ein
des
amerikanischen
amerikanischer
und
ein
neuseeländischer Staatsbürger, werden im Gazastreifen entführt. Die
beiden Journalisten werden aus ihrem Fahrzeug gezerrt und werden
gefesselt in eine Autowerkstatt gebracht. Nach etwa vierzehntägiger
Gefangenschaft werden sie von palästinensischen Sicherheitskräften
befreit, zum Erez Übergang transportiert und vor dort aus nach Israel
gebracht.
D. 12. März 2007 - der britische BBC Journalist Alan Johnston wird von
vier bewaffneten Männern, die ihm in ihrem Fahrzeug aufgelauern, in
der Stadt Gaza entführt. Am 8. Mai 2007, etwa 2 Monate nach der
Entführung übernimmt die Armee des Islam die Verantwortung für die
Entführung und stellt ihre Forderungen in einer Videobotschaft dar, die
sie dem Fernsehsender Al Jezeera in Gaza überbracht wird. Der
Fernsehsender Al Jezeera und El Arabia strahlen diese Videobotschaft
aus( 9. Mai 2007). Sie wird auch im Al Qaidanahen Internetforum
Alpardus veröffentlicht (Alpardus, 9. Mai 2007). Der Wortlaut der
Botschaft verwendet eine eindeutig radikal islamistische Terminologie,
wie etwa Al Qaida und die globalen Jihad Organisationen sie
verwenden, die sich mit ihr identifizieren. Nach etwa vier Monaten, im
Juli 2007 und nach starkem Druck, den die Hamas auf die Armee des
Islam ausübte, wurde Alan Johnston freigelassen.
9
Für Einzelheiten siehe unsere Veröffentlichung vom 1. Feburar 2011
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Rechts: Alan Johnstons Pressekarte (Al Arabia, 10. Mai 2007). Links: Die von der Armee des Islam
aufgenommene Videobotschaft, in der er einen Sprengstoffgürtel trägt und die Forderungen der
Organisation als Gegenleistung für seine Freilassung verliest ( Al Arabia, 25 Juni 2007, BBC
Journalist Alan Johnston.
E. 15. April 2011 – ein italiensicher Journalist, Vittorio Arrigoni, ISM
Mitglied (eine antiisraelische Organisation mit Sitz in den USA), wird im
Gazastreifen entführt und ermordet. Seine Entführer veröffentlichen
einen Videofilm, auf dem er blutend zu sehen ist. Sie forderten als
Gegenleistung für seine Freilassung von der Hamas die Freilassung
eines in Haft befindlichen Anführers der Armee des Islam. Für seine
Entführung und seinen Mord wird die Armee des Islam verantwortlich
gemacht.
20. Die Armee des Islam war auch an der Planung einer Reihe von vereitelten
Anschägen beteiligt:
A.
15. Juli 2008 – die Organisation plant einen Angriff auf Tony Blair,
dem Gesandten der Europäischen Union, während eines Besuches
im Gazastreifen (israelischer Sicherheitsdienst). Tony Blair sagte
seinen Besuch im Gazastreifen ab, nachdem Verteidigungsminister
Ehud Barak ihm geraten hatte, sich aufgrund der Geheimdienstinformationen über einen geplanten Anschlag gegen ihn, nicht
in den Gazastreifen zu begeben (Ynet, 15. Juli 2008).
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B.
Oktober 2010 – laut Medienberichten plante die Organisation
in der
Sinai Halbinsel Israelis oder Ausländern zu entführen. Der Anschlag
wurde verhindert, nachdem 3 zentrale Aktivisten der Organisation bei
einem Angriff der IDF Luftwaffe auf den Norden des Gazastreifens am
3. November 2010 getötet worden waren. Der höchstrangige Aktivist
unter
ihnen,
Mahmoud
Alanmanes,
Bewohner
des
Shati
Flüchtlingslagers, war an Anschlägen im Gazastreifen beteiligt und
in Zusammenarbeit mit Hamasmitgliedern auch an der Planung
von Anschlägen gegen israelische und amerikanische Ziele in der
Sinai Halbinsel. (IDF Sprecher, 3. November 2010).
Terrorakte in Ägypten, die der Armee des Islam zugeschrieben
wurden
21. Die Mitglieder der Organisation wurden auch beschuldigt, an einer Reihe von
Anschlägen in Ägypten beteiligt gewesen zu sein. Es folgt eine Liste der Anschläge,
die den Mitgliedern dieser Organisation zugeordnet werden10 :
A.
1. Januar 2011 – Haviv Aladali, der ägyptische Innenminister, beschuldigt die
Armee des Islam für den in der Silvesternacht auf die koptische Kirche in
Alexandria durchgeführten Anschlag verantworlich zu sein. Bei diesem
Anschlag wurden 25 Menschen getötet, Dutzende wurden verletzt. Bei
dieser Gelegenheit beschuldigten die ägyptischen Medien die Armee des
Islam, an weiteren Terror Anschlägen beteiligt gewesen zu sein, die in den
letzten Jahren in Ägypten verübt worden waren. Der Innenminister erklärte,
die einschlägigen Informationen seien nach der Festnahme von Ahmed Latafi
Ibrahim, einem ägyptischen Al Qaida Mitglied bekannt geworden. Er hatte an
dem Anschlag auf die koptische Kirche in Alexandria teilgenommen und hielt
den Kontakt mit der Al Qaida Truppe, die schon
vor diesem Anschlag
aufgedeckt werden konnte. Bei seinem Verhör gestand er seine Teilnahme an
Terror Angriffen in Ägypten und seine Verbindung mit der Armee des Islam im
Gazastreifen.
Als
Reaktion
darauf
veröffentlichte
Abu
Hatiab,
ein
hochrangiger Kader der Armee des Islam, dass seine Organisation auf
ägyptischen Boden agiert und behauptete, es handle sich um eine
"Verschwörung" von Seiten Israels, um sich Unterstützung für den nächsten
Krieg gegen Gaza zu sichern (ägyptisches Fernsehen, 23. Januar 2011;
Alrassallah, 23. Januar 2011).
10
Für weitere Informationen siehe unser Bulletin vom 31. August 2009
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Die koptische Kirche in Alexandria nach dem Anschlag
(ägyptische Webseite Alyom Elsaba, 3. Januar 2011)
B. 22. Februar 2009 – der damalige ägyptische Innenminister beschuldigt
die Armee des Islam, an dem Anschlag auf den Khan-al-Khalili-Markt in
Kairo beteiligt gewesen zu sein, bei dem eine französische Touristin
getötet und mindestens zwanzig weitere Menschen verletzt wurden (Al
Quds Al Arabi, 12. Juni 2011).
C. Februar 2011 – "aus militärischen Quellen in Ägypten verlautet,
Terroristen der Armee des Islam seien wahrscheinlich an mehreren in
diesem Monat auf der nördlichen Sinai Halbinsel verübten
Anschlägen beteiligt gewesen. U. a.: eine Explosion im Gebäude des
Staatssicherheitsdienstes in El Arish (am 4. Februar); Sabotage an der
Erdgasleitung von Ägypten nach Jordanien (5. Februar ) und Explosion
in der Kirche in Rafah (6. Februar) (El Ahram, 6. Februar 2011;
Mizraoui, 6. Februar 2011). )
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Die Beziehungen zwischen der Armee des Islam und der
Hamas
22. Zwischen der Hamas und der Armee des Islam und ähnlichen salafistischjihadistischen Vereinigungen herrschen komplexe, oft gespannte Beziehungen.
Einerseits sind die Hamas und die Armee des Islam in demselben radikal
islamistischenideologischen Lager angesiedelt. Die Hamas befürchtete jedoch, dass
eine zu kompromislose Politik gegen diese Organisation in den eigenen Reihen, unter
der radikal islamistischen Bevölkerung eine scharfe Kritik hervorrufen könnte, - auch
unter Hamas Anhängern. Darüberhinaus hat die Hamas in der Vergangenheit die
operationellen Kapazitäten der Vereinigung ausgenützt ( einschließlich einer
Zusammenarbeit bei dem
Anschlag, bei dem Gilad Shalit entführt wurde).
Andererseits fühlt sich die Hamas durch die Aktivitäten der globalen Jihad
Organisationen im Gazastreifen und anderen Gebieten bedroht, da sie die Gefahr einer
Verwicklung in eine Auseinandersetzung mit Israel, Ägypten und westlichen Staaten in
sich bergen.
23. Zu Beginn ihrer Aktivitäten pflegte die Armee des Islam enge Kontakte mit
der Hamas, die versuchte, die Tätigkeit der Organisation zu überwachen und ihr die
eigene, gemäßigte Terroranschlagspolitik aufzuerlegen. Die von der Hamas gewählte
"sanfte" Handlungsweise der Armee des Islam gegenüber, erklärt sich durch die enge,
operationelle Zusammenarbeit, die beide Organisationen in der Vergangenheit
verbunden hatte. Die Hamas scheut daher davor zurück, gegen die Armee des Islam
effektive Mittel einzusetzen ( wie sie sie z. B. gegen eine andere jihadistischsalfistische Bewegung, die Armee der Anhänger Allahs, bei der Aktion der Moschee
Ibn Timia) eingesetzt hatte. Im weiteren Verlauf kam es jedoch zu Spannungen und
sogar zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen beiden Organisationen.
Die Hamas versuchte wiederholt, sich der Organisation zu widersetzen und scheute
nicht davor zurück, militärische Gewalt gegen sie einzusetzen, vor allem, um
gegen ihre eigenen Strategie verstoßende Anschläge zu vereiteln. Mehrmals
versuchte die Hamas ihren Einsatz gegen die Armee des Islam als polizeilichen
Einsatz im Rahmen der "Wahrung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit im
Gazastreifen" darzustellen11.
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24. Am 15. September 2008 z. B. kam es im Stadtteil Eljabara zu gewalttätigen
Auseinandersetzungen. In diesem, im westlichen Teil der Stadt Gaza gelegenen
Stadtteil, standen sich die Sicherheitskräfte der Hamas und die Mitglieder des
Doghmush Clans, der zentralen Kraft der Armee des Islam, gegenüber. Die
Auseinandersetzungen
entflammten
im
Anschluss
an
einen
Versuch
der
Sicherheitskräfte, zwei gesuchte Mitglieder des Clans festzunehmen. Bei diesen
Zusammenstößen wurden elf Mitglieder des Doghmush Clans getötet, 46 wurden
verletzt. Ein Polizist der Sicherheitskräfte der Hamas wurde getötet, ein weiterer wurde
verletzt. Unter den Toten und Verletzten dieser Auseinandersetzungen befanden sich
auch mehrere Aktivisten der Armee des Islam.
Bei Zusammenstössen mit dem Damsh Clan beschlagnahmten
die Sicherheitskräfte der Hamas ein Waffenarsenal (die Fotos wurden auf der Webseite der
palästinensischen Polizei im Gazastreifen veröffentlicht, der Webseite on El Aqsa TV und auf dem
Forum PALDF der Hamas, 16. September 2008).
25. Gegenwärtig unterhält die Hamas sehr enge Kontakte zur Armee des Islam,
im Gegensatz zu anderen Organisationen des globalen Jihad im Gazastreifen, die von
den Sicherheitskräften der Hamas verfolgt werden. Die Armee des Islam hat ein
großes Interesse daran, diese Beziehungen
zu pflegen – diese Organisation
versteht sehr gut, dass dieser Umstand ihr sowohl an der Front des Gazastreifens,
als auch an der ägyptischen Front, eine gewisse Bewegungsfreiheit gewährt,
ohne dass sie der "dämpfenden" Einflussnahme der Hamas ausgesetzt wäre.
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Mögliche Beteiligung der Armee des Islam an Terrorakten
26. Angesichts der Umstürze in diesem Teil der Welt und der fehlenden staatlichen
Verantwortung für die Sinai Halbinsel können ortsansässige Organisationen aus dem
Gazastreifen mit jihadistischer Ausrichtung, wie die Armee des Islam, Versuche
unternehmen, ihren Einfluss auf weitere Bereiche des Mittelmeerraums
auszudehnen.
27. Aus dieser Einsicht heraus kann die Armee des Islam den Versuch unternehmen,
an der ägyptischen Front tätig zu werden, die sich nach dem Fall des Mubarak
Regimes und dem Zusammenbruch der staatlichen Präsenz auf der Sinai Halbinsel zu
einem für Terroraktivitäten angenehmen Boden entwickelt hat (die Armee des Islam
verfügt, wie oben angeführt, über große Erfahrung in der Durchführung von Terror
Anschlägen in Ägypten und der Planung von von Terror Anschlägen auf der Sinai
Halbinsel). Darüberhinaus könnten gewisse Kräfte in der Armee des Islam sich auch zu
einer Beteiligung an den Kämpfen gegen das syrische Regime entscheiden (es sei an
den Aufruf von Altoahari erinnert, aktiv an der syrischen Revolution teilzunehmen, als
Etappe des Jihads gegen Israel).
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