Übersicht - Intelligence and Terrorism Information Center
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Ein von der US amerikanischen Armee im Versteck von Osama Bin Laden in Pakistan beschlagnahmtes Dokument bestätigt die Verbindung zwischen der Al Qaida Führung und der Armee des Islam, einer jihadistisch salafistischen Vereinigung im Gazastreifen Rechts: Arabische Fassung des Briefes der Armee des Islam, der im Versteck von Bin Laden entdeckt wurde. Links: Analyse der Briefe durch die CTC Übersicht 1. Am 3. Mai 2012, ein Jahr nachdem Osama Bin Laden von einer Elitetruppe der amerikanischen Armee getötet worden war, wurden 17, nicht als Verschlussache qualifizierten Dokumente veröffentlicht, die in seinem Versteck in Abottaabad, Pakistan, entdeckt wurden. Das Zentrum für Terrorbekämpfung (CTC – Combating Terrorism Center) der Militärakademie Westpoint, New York State1, veröffentlichte die Gesamtheit der in die englische Sprache übersetzten Dokumente, unter Zusatz einer genauen Analyse [unter dem Titel "Letters From Abbottabad: Bin Laden Sidelined?"] . 1 Die Dokumente im Original: http://www.ctc.usma.edu/posts/letters-from-abbottabad-bin-ladinsidelined, Eine weitere Analyse: http://www.ctc.usma.edu/wp.content/uploads/2012/05/CTCLtrsFrom Abottabad WEB 094-12 2 2. Die 17 veröffentlichten Dokumente bilden lediglich einen kleinen Teil der 6000 Dokumente, die in den Computern und den Festplatten im Versteck von Osama Bin Laden in Abbottabad erbeutet wurden. Die Dokumente umfassen u. a. Briefe und Briefentwürfe von Osama Bin Laden und anderen Al Qaida Anführern. Der früheste Brief trägt ein Datum aus dem Jahr 2006, der letzte Brief trägt ein Datum im April 2011. 3. Ein wahrscheinlich aus dem Jahr 2006 stammendes Schriftstück, zeigt einen Briefwechsel zwischen der Armee des Islam, einer Al Qaida nahen Organisation des globalen Jihads im Gazastreifen und der Al Qaida Führung. Im Zentrum des Briefwechsels steht die politisch-ethische Frage der Armee des Islam, ob es ihnen erlaubt sei, für palästinensischen ihre Terroraktivitäten Organisationen eine Finanzierung anzunehmen (dem von anderen palästinensischen Islamischen Jihad, Fatah). Im Hintergrund steht dieselbe Frage im Hinblick auf "ungläubige" Staaten, wie dem shiitischen Iran (der nach Aussagen der Armee des Islam, dem islamischen palästinensischen Jihad eine großzügige finanzielle Unterstützung gewährt). Al Qaida gab eine positive Antwort, d.h. seiner Auffassung nach ist es im Islam möglich, Gelder von anderen Organisationen und von "ungläubigen" Staaten anzunehmen, um den Jihad durchzuführen ( wie es der Palästinensische Islamische Jihad tut). (Zu Einzelheiten des Briefwechsels siehe Anhang A). 4. Die Armee des Islam ist eine jihadistische-salafistische Organisation im Gazastreifen. Sie verfügt über bemerkenswerte Einsatzkapazitäten im Vergleich zu ähnlichen Gruppen, die Al Qaida nahestehen. An der Spitze des 2006 gegründeten Organisatin steht Mamtaz Doghmush, Angehöriger eines sehr einflußreichen Clans im Gazastreifen. Zwei Angehörige der Armee des Islam waren an dem Anschlag beteiligt, bei dem Gilad Shalit entführt wurde. Die Organisation charakterisiert sich durch ihre Versuche, von der Sinai Halbinsel aus Terroranschläge gegen Israel durchzuführen, darüberhinaus führt sie jedoch auch Angriffe auf westliche Ziele in Ägypten durch, nach dem Beispiel des globalen Jihad. In der Vergangenheit beschuldigte der damalige ägyptische Innenminister die Armee des Islams der Verantwortung für den Terror Anschlag auf die koptische Kirche in Alexandria (Januar 2011) und auf den Khan al-Khalili Markt in Kairo (Februar 2009). Die Armee des Islam unterhält enge Kontakte mit der Hamas, was ihr eine Bewegungsfreiheit sowohl im Gazastreifen , als auch in Ägypten gerantiert (Einzelheiten siehe Anhang B). 094-12 3 5. Den "Prüfstein", auf den die Frage der Armee des Islam an Al Qaida sich stützt, bildet die enge Beziehung zwischen dem palästinensischen Islamischen Jihad und dem Iran. Dieser Frage nach, wird der Palästinensische Islamische Jihad ( sunnischer Ausrichtung) auf großzügige Art und Weise vom "ungläubigen" shiitischen Iran unterstützt, um seine jihadistischen Aktivitäten weiterzuführen, wobei einige seiner Aktivisten sich der shiitischen Richtung angeschlossen haben ("möge uns Gott davor behüten", steht in der Frage der Armee des Islam). Der Iran gewährt dem islamischen Jihad in militärischer und finanzieller Hinsicht seine großzüge Unterstützung, was ihn zur zweitstärksten Organisation im Gazastreifen aufsteigen ließ (nach der Hamas). Für diese Unterstützung ist die Organisation, die von keinerlei dämpfenden Einflüssen 'belastet' ist (wie etwa die Hamas) bereit, im Konflikt mit Israel und auf der innerpalästinensischen Front die iranischen Interessen zu fördern. 094-12 4 Anhang A – Briefwechsel zwischen der Armee des Islam und Al Qaida Übersicht 6. Eines der von der US amerikanischen Armee erbeuteten Dokumente2 zeigt den intensiven Briefwechsel zwischen der Organisation der Armee des Islam und der Führungsspitze von Al Qaida. Der Brief der Armee des Islam wurde allem Anschein nach im Jahr 2006 abgeschickt, in den Anfangsstadien der Organisation. Die Antwort auf die gestellte Frage wurde im Oktober – November 2006 abgeschickt. Der Adressat des Briefes war Atiat Allah, Rufname einer der Anführer von Al Qaida und enger Mitarbeiter von Bin Laden. In diesem Brief3 bitten die Vertreter der Armee des Islam Atiat Allah, als religiösen Führer und Kenner der Vorschriften und als Mitglied des Vorstands von Al Qaida um Antwort auf drei Fragen, im Zusammenhang mit der Finanzierung der Aktivitäten der Armee des Islam. Die Antworten von Atiat Allah wurden einem Mitglied namens Abed Alchamid zur Prüfung vorgelegt, ein wahrscheinlich hochrangiges Al Qaida Mitglied und Mitarbeiter von Osama Bin Laden (in dessen Versteck das Dokument erbeutet wurde). 2 Die Numerierung der Dokumente entspricht der CTC Numerierung: SOCOM-2012-0000008HT 3 http://www.nrg.co.il/online/1/ART2/364/174html : Nach der Analyse des CTC, gestützt auf die 17 Dokumente ist der volle Name von Atiat Allah, auch als Abed Alrachman bekannt, Gamal Ibrahim Ashatiwi Almatzrati. Geboren 1970 in der Stadt Matzrata in Libyen. Er studierte islamische Religionswissenschaft in Mauritanien und schloss sich in Algerien dem Jihad an. Ende der neunziger Jahre erreichte er Afghanistan. Er wurde am 22. August 2011 in Pakistan von einer aus einer Drohne abgeworfenen Rakete getötet; laut Angaben des CTC ist Atiat Allah nicht an der Iman Altoahari, wie allgemein angenommen wurde. Er war der engste Mitarbeiter von Bin Laden (siehe Seite 5, Hinweis 5 der Analyse des CTC). 094-12 5 Die arabische Fassung der islamischen Armee an Al Qaida Die Fragen – die Antworten 7. Im folgenden die drei Atiat Allah vorgelegten Fragen zur Art der Finanzierung der Armee des Islam - und seine Antworten: a. Erste Frage: Darf die Armee des Islam Gelder von anderen Organisationen annehmen, als Hilfe an die Armee des Islam zur Forführung des Jihads? (Sprich: für die terroristische Tätigkeit der Organisation): 1) In diesem Zusammenhang nennt der Fragesteller zwei Organisationen, die von anderen Quellen unterstützt werden, die der Armee des Islam eine finanzielle Unterstützung angeboten haben. Die eine ist der Palästinensische Islamische Jihad, der aus dem Ausland, inbesondere aus dem Iran große Geldspenden erhält, wobei mehrere seiner Aktivisten sich der shiitischen Richtung angeschlossen haben ("möge Gott uns davor schützen" – so im Text). Der Fragesteller unterstreicht, dass der Palästinensische Islamische Jihad der Armee des Islam für eine Zusammenarbeit bei "besonderen Einsätzen" eine Finanzierung angeboten hatte. Er führte weiter aus und erklärte, die Abmachung bedeute, dass die Armee des Islam mit Finanzierung durch den Palästinensischen Islamischen Jihad Anschläge durchführe und dass offziell angekündigt werde, diese Attantate seien in Zusammenarbeit zwischen beiden Organisationen durchgeführt worden. 094-12 6 2) Die zweite Organisation ist die Fatah (nach Angaben aus dem Gazastreifen), die der Armee des Islam für ihre jihadistischen Einsätze ebenfalls eine finanzielle Unterstützung angeboten haben soll. Nach den Worten von Mitglieder der Armee des Islam verstecken sich hinter diesem Angebot andere Beweggründe – vor allem die Befürchtung der Fatah Aktivisten, im Rahmen der internen Auseinandersetzungen, selbst zum Angriffsziel der Armee des Islam zu werden (sprich: das Angebot der finanziellen Unterstützung soll der Fatah eine Art Immunität gewähren). 3) In diesem Brief wird eindeutig festgestellt, dass die von beiden Organisationen Herstellung und angebotetene Finanzierung Wartung von Waffen zum Kauf, dienen soll zur (sprich: Terrorakten). Der Fragesteller unterstreicht, hinter dem Wunsch der Armee des Islam, die angebotene Finanzierung anzunehmen stehe die "Atemnot", die die von den "Juden" und den anderen Organisationen, vor allem der Hamas auferlegte Blockade bei ihnen herbeiführt. Die Hamas Bewegung, so der Fragesteller, befürchtet eine größere Einflussnahme und eine Entscheidungskraft im Gazastreifen. Atiat Allah antwortet: 1) Atiat Allah unterstreicht in seiner Antwort zuallererst, aus der Frage gehe hervor, die Mitglieder der Armee des Islam suchten eine Legitimierung für die Annahme der finanziellen Unterstützung, die ihnen von anderen Organisationen angeboten wird. Als Grundlage für die Antwort, müssen einige technische Fragen zum Inhalt und der Form der Finanzierung geklärt werden. Es ist zu prüfen, ob diese Gelder überhaupt eingesetzt werden dürfen oder nicht. Darüberhinaus ist zu prüfen, welches Interesse darin besteht, diese Gelder anzunehmen und ob sie aus der Sicht der islamischen Religionslehre als legitim oder als Bestechung anzusehen sind. 094-12 7 2) Atiat Allah führt weiter aus und entscheidet, es sei prinzipiell zulässig, diese Gelder anzunehmen, solange keine anderen Gründe vorliegen, die die Annahme dieser finanziellen Unterstützung nach islamischer Religionslehre verbieten würden. Seinen Erklärungen nach gibt es zweierlei Arten von verbotenen Finanzierung: die erste – Gelder, die für Wein gezahlt wurden (Weingenuss ist für Muslime verboten) oder für Schweinefleisch oder anderes Fleisch, dessen Genuss den Muslimen verboten ist. Die zweite: Gelder, die auf illegale oder verbotene Weise erreicht wurden. Er fügt hinzu, es sei zu prüfen, ob durch die Verwendung dieser Gelder, Muslime gedemütigt werden können, sie Ungläubigen unterstellt oder Ungläubige gestärkt werden können – unter solchen Umständen sei es selbstverständlich verboten, diese Gelder zu verwenden. 3) Atiat Allah führt weiterhin aus, vor seiner endgültigen Antwort, müsse er die Dringlichkeit der Annahme dieser Finanzierung prüfen und die Umstände, in der sich die antragstellende Organisation befindet. Er weist darauf hin, er käme angesichts der ihm vorgelegten Angaben zur Schlussfolgerung, die Fragesteller (sprich: Die Armee des Islam) sei zur Durchführung des Jihad dringend auf diese Gelder angewiesen. Daher, so Atiat Allah, sei so vorzugehen, wie im Fall des Palästinensischen Islamischen Jihad, d. h. einer Organisation, die vom Iran finanziert wird, obwohl dieser Staat von Atiat Allah als shiitisches Land der "Ungläubigen" 4 angesehen wird. Er behauptet, der Islam erlaube den Muslimen prinzipiell Gelder von "ungläubigen Ländern und ungläubigen Königen" zu erhalten, solange kein anderes Verbot dagegen vorliegt. 4 Wie in der Ideologie von Al Qaida üblich, benennt der Beantworter den shiitischen Iran mit dem Schimpfwort "Rapcha", d. h. "abstossend". Dies bedeutet, der Iran weist drei der vier ersten Khalifen des Islam zurück (Abu Bachar, Amar und Ataman). 094-12 8 4) Atiat Allah entscheidet weiterhin für die Armee des Islam: "Wenn Ihr Euch zu diesem Zeitpunkt nicht auf legitime Art und Weise finanzieren könnt ...., so ist die Annahme finanzieller Unterstützung von anderen Organisationen – z. B. von einigen islamischen Bewegungen, wie etwa der Hamas und dem Palästinensischen Islamischen Jihad oder sogar von nationalistischen Bewegungen [in diesem Zusammenhang ist damit die Fatah gemeint], die im Kampf gegen den jüdischen Feind auf Eurer Seite stehen, - um diese Gelder für den Jihad und dem bewaffneten Kampf gegen die Juden einzusetzen – prioritär zu wählen, anstatt einer durch finanzielle Not aufgezwungene Einstellung des Jihads". 5) Atiat Allah untermauert seine Antwort durch einen weiteren Aspekt, auch wenn der Palästinensische Islamische Jihad, die Hamas und sogar Fatah die von der Armee des Islam durchgeführten Anschläge zu ihren Gunsten ausnützen ( eine Befürchtung der Armee des Islam), wäre das "ein geringerer Schaden als der einer völligen Einstellung des Kampfes gegen die Juden ...". Für die Zukunft allerdings, "falls Allah Euch den Weg ebnet und Ihr in der Lage sein solltet, Euch selbst zu finanzieren und nicht auf die Hilfe Anderer (dieser palästinensischer Organisationen) angewiesen seid, dann müsst Ihr Euch von Ihnen trennen und selbstständig wirken, auf eine Art und Weise, die Ihr Euch selbst wählt und die Allah Euch anbietet". B. Die zweite Frage: Ist es zulässig, Gelder an der Aktienbörse zu investieren, Aktien zu kaufen und zu verkaufen, um den Jihad zu unterstützen oder Gelder zu investieren, die aus Börseninvestitionen stammen? Die Antwort von Atiat Allah: 1) Im Gegensatz zu seiner ausführlichen Antwort auf die erste Frage, erklärt Atiat Allah, dass er zur vorliegenden Frage keinerlei Fachkenntnisse in besitzt, auf den sich diese Frage bezieht und er aus diesem Grund nicht befugt sei, in dieser Frage eine professionelle Antwort zu geben. Er erklärt seine grundsätzliche Haltung und führt aus, dass " das Urteil in dieser Frage von den Umständen und den Regeln der jeweiligen Aktienbörsen abhängen. Ich verfüge über keinerlei Angaben zu den Umständen und den Regeln dieser Geldmärkte und keine Kenntnisse, die mich dazu befugen, irgendeine Stellung zu beziehen". 094-12 9 2) Dennoch weist er darauf hin, (wahrscheinlich aufgrund seines Allgemeinwissens), dass die Verkäufsmethoden (an der Aktienbörse) sehr kompliziert und strategisch verzwickt sind und es ihm unmöglich sei, die Frage zu beantworten. Er rät also der Armee des Islam Fachleute zu fragen, jedoch erst "nach genauer Formulierung Eurer Fragen und klarer Darstellung der Umstände und Regeln der Aktienbörse, an der Ihr den Handel tätigen könnt. Möge Allah Euch den Weg ebnen und Euch unterstützen".5 A. Dritte Frage: ist es erlaubt, Drogenschmuggler anzugreifen, sie zu töten, um ihnen das Geld abzunehmen, das sie für die Drogen erhalten haben? Ist es erlaubt, die von den Drogenschmugglern erbeuteten Drogen zu folgenden Zwecken einzusetzen: 1) Anlocken von Drogensüchtigen, um sie als Doppelagenten gegen Juden einzusetzen. 2) Drogen an Juden zu verkaufen, um sie zu schädigen und Geld zu verdienen. 3) Durch Einsatz von Drogen jüdische Soldaten zu töten, vor allem Grenzschutzsoldaten. Atiat Allah antwortet: 1) Zum Thema Angriff und Tötung von Drogenschmugglern ist die Antwort positiv. In diesem Zusammenhang gilt das bekannte grundlegende islamische Prinzip "tue das Gute und lasse das Böse". Darüber hinaus ist es Pflicht jedes Jihad Kämpfers (Mujhaidin), woimmer er sich befindet, dafür zu sorgen, dass er die Strafgesetze der islamischen Religionslehre durchsetzen kann ("Hadud")6. 5 Die Autoren der CTC Analyse behaupten (Seite 22 , Fußnote Nr. 77), die Weigerung Aitat Allahs die Frage nach den Aktieninvestitionen zu beantworten, die er durch seine fehlende Fachkenntnis erklärt, als Indiz dafür gelten kann, dass er eine korrekte jedoch nicht zu enge Verbindung mit der fragestellenden Organisation aufrechterhalten wollte. Unserer Einschätzung nach und in Abwesenheit anderer Hinweise ist diese Erklärung nicht unbedingt die richtige. Erstens antwortete der Autor auf sehr ehrliche Art und Weise und bot Alternativen an. Zweitens er gibt ihnen genau an, wie ihre Frage an einen anderen Gelehrten zu formulieren ist, der ihre Weltanschauung nicht unbedingt sofort erfasst oder ihre Beweggründe für eine Investition an der Aktienbörse. Auf jeden Fall und im Gegensatz zur ersten, praktischen und konkreten Frage, scheint diese Frage eine theroretische Frage einer Terror Organisatino aus dem Gazastreifen zu sein, die sich in den ersten Stadien ihres Aufbaus befindet. 6 Hadud – die schwersten Sünden nach den Sharia Gesetzen, die nicht unbeachtet oder unbestraft bleiben dürfen. 094-12 10 2) Atiat Allah weist darauf hin, dass in Gebieten, wie dem Irak, Afghanistan und Waziristan und anderen Orten, diese Regeln genau beachtet werden. Er dämpft seine Worte jedoch durch die Aussage, dass die Fragesteller sich noch nicht in einer Situation befinden, die es ihnen erlaubt, die islamischen Religionsgesetzte durchzusetzen (wahrscheinlich weil sie das Gebiet nicht beherrschen). Er rät ihnen also, die islamischen Religionsgesetze nicht durchzusetzen, das sie "in eine Situation geraten könnten, mit der sie nicht umgehen können", während sie noch zu schwach sind. 3) Atiat Allah weist jedoch darauf hin, dass es "in manchen, sehr beschränkten Fällen, wenn überhaupt Drogenschmugglern das Geld abzunehmen." erlaubt ist, den Wenn sie einem Drogenschmuggler begegnen und er in ihre Hände fällt, dürfen sie ihm das Geld abnehmen, jedoch nicht die Drogen, die er bei sich hat. Das Geld dürfen sie zur Finanzierung des Jihads einsetzen. Er schränkt seine Worte jedoch ein und fügt hinzu, all dies sei unter der Bedingung zulässig, dass die Korruption nicht verstärke, - dies sei das zu beachtende Leitprinzip. 4) Dementsprechend entscheidet er: wenn ihre Gelder (die Gelder der Drogenschmuggler) aus unterschiedlichen Quellen stammen (d. h. nicht nur aus Drogengeschäften), ist es erlaubt, ausschließlich die Summen zu benützen, die nicht aus Drogengeschäften stammen. Er fügt hinzu: wenn die Drogenschmuggler die Gelder als Spende für die Verwendung zugunsten des Jihad, zugunsten Allahs anbieten, "dann scheint mit der Einsatz dieser Gelder erlaubt zu sein" [ausschließlich] zum Zweck des obengenannten Jihads". 094-12 11 5) Angesichts der mit der oben behandelten Frage verbundenen Schwierigkeiten, scheinen die Antworten Atiat Allahs mit größter Vorsicht formuliert zu sein, - als Empfehlung und nicht als eindeutige Anweisung. Er weist auf die Bedingung hin, die mit der von ihm gewährten Erlaubnis verbunden ist: wenn die Gelder einer verbotenen Quellen entstammen, haben die Eigentümer dieser Gelder die Pflicht, Reue über ihre Taten auszudrücken und die aus verbotenen Geschäften stammenden Gelder dem Haushalt des Landes zuzuführen, "das sie (die Gelder) zum Wohl aller Muslime einsetzt, u. a. zur Finanzierung des Jihad und zur Eroberung [von Gebieten] im Namen Allahs" oder die Gelder wohltätigen Zwecken zu überweisen. Wenn der Eigentümer dieses Geldes keine Reue über seine Taten übt und weiterhin sündigt, ist es Pflicht einer übergeordneten befugten Autorität, dem Anführer der Muslime, ihn zur Verantwortung zu ziehen. In diesem Fall ist es laut Meinung der meisten Entscheidungsträger der Religionslehre erlaubt, die Gelder des Sünders einzubeziehen. 6) Atiat Allah schränkt seine Antwort etwas ein und fügt hinzu, es gäbe Religionsgelehrte, die sich dem widersetzen und behaupten, diese Gelder seien zu vernichten, da sie einer verbotenen Handlung entstammen. Er teilt diese Meinung jedoch nicht und behauptet, es handle sich dabei um eine "schwache Behauptung". Seiner Ansicht nach hat Allah nie bestimmt, diese Gelder seien zu vernichten, sondern "verlangt, sie nicht leichtsinning zu vergeuden". Ihre Vernichtung entspräche somit einer "leichtsinnigen Vergeudung", es sei also angemessener, sie dem Haushalt eines muslimischen Staates zuzuführen, in Anlehnung an die Art und Weise, in der die Gelder behandelt werden, die als Bußen für ein Strafvergehen eingezogen werden. 094-12 12 7) Das Schlusswort in Attiat Allahs Antwort lautet: Falls ein Kaufmann für alkoholische Getränke oder ein Drogenschmuggler einen Teil seiner Gelder der Finanzierung des Jihad für Allah spendet, dürfen diese Gelder angenommen und zur Finanzierung des Jihad für Allah eingesetzt werden, - gleichzeitig besteht die Auflage, ihm weiterhin zu predigen und alle Menschen weiterhin zur Reue aufzurufen und dazu, Allah zu gehorchen und die Sünden zu bereuen durch Einstellen dieser bösen Taten und Aufgabe aller verbotenen Handlungen. Dies soll dazu dienen, ihm bei seinem Drogenschmuggel auf keinen Fall zu unterstützen [solange er diese Tätigkeit nicht aufgegeben hat], da es sich um eine verbotene Tätigkeit handelt". Zusammenfassung 8. Aus diesem Briefwechsel geht hervor, dass sich die Armee des Islam schon im Jahr 2006, in ihren Anfängen, sowohl in ideologischer, als auch in religiöser Hinsicht mit Al Qaida identifizierte. Die Autoren der CTC Analyse weisen zwar darauf hin, dass den 17 Dokumenten nach zu urteilen, die zur Veröffentlichung freigegeben wurden, es nicht möglich ist, die Natur der Beziehungen zwischen Al Qaida und einigen der Organisationen zu verstehen, die sich mit Al Qaida identifizieren, einschließlich der Armee des Islam, 7 dennoch und angesichts des hohen Status, den Atiat Allah in der Al Qaida Führungsspitze innehat, weist der Briefwechsel auf die Anfänge einer ideologischen Verbindung zwischen beiden Gruppen. In der Folge, in den fünf seitdem vergangenen Jahren, sind in der Handlungsweise der Armee des Islam klare Merkmale des globalen Jihads festzustellen. 7 Siehe Seite 3 der Analyse 094-12 13 9. Es ist darauf hinzuweisen, dass zur Zeit des Briefes (2006) die Organisation der Armee des Islam eine gewisse Form der Zusammenarbeit mit den Palästinensischen Islamischen Jihad und der Fatah unterhielt. Zur damaligen Zeit unterhielt die Organisation gute Beziehungen zur Hamas, obwohl, wie aus der Anfrage der Arme des Islam hervorgeht, eine gewisse Spannung zwischen den beiden herrschte. Diese Situation fand ihren Ausdruck in der Zusammenarbeit zwischen. der Hamas und den Volkswiderstandkomitees bei dem Terroranschlag, bei dem Gilad Shalit entführt wurde (25. Juni 2006). Das Verhältnis zwischen der Armee des Islam und der Hamas verschlechterten sich im weiteren Verlauf, da die Armee des Islam sich mit dem globalen Jihad identifizierte. Dies bedeutete, Terroranschläge durchzuführen, die nicht in den Rahmen der Hamaspolitik passten, was die Organisation dazu brachte, den Brief zu schreiben. Die Spannungen zwischen der Armee des Islam und der Hamas zeigten sich im Jahr 2007 ganz offen, als die Armee des Islam Alan Johnston enführte, einen BBC Journalisten, der letztlich von der Hamas befreit wurde, die den Entführern einen heißen Kampf lieferte. 10. Atiat Allah bietet der Armee des Islam im Namen Al Qaidas keine finanzielle Hilfe an – er wurde dazu auch nicht beauftragt. Es ist eventuell darauf zurückzuführen, dass es sich um eine neue Organisation handelt, die ihre ersten Schritte unternimmt und über die Al Qaida noch nicht genügend Informationen sammeln konnte und über deren operationelle Fähigkeiten und Unterstützung, die sie im Gazastreifen genießt, keine ausreichenden Angaben vorliegen. Aus diesen Gründen begnügte sich Al Qaida damit, einige Antworten zu liefern, die der Armee des Islam eine gewisse Beweglichkeit ermöglichen und ihr Wege anbieten, sich anderer finanzieller Quellen von Organisationen (einschließlich der Organisationen, die vom Iran unterstützt werden) und von kriminellen Vereinigungen bedienen zu können, die mit Drogen handeln. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass in Zukunft, wenn die Armee des Islam ihre operationellen Fähigkeiten unter Beweis gestellt hat, die praktischen Beziehungen mit Al Qaida sich verengen – über eine rein religiöse Begleitung hinaus. 094-12 14 Anhang B – Profil der Armee des Islam Rechts: Abzeichen der Armee des Islam: Koran und ein Schwert mit einer Fahne mit der Shahada[der Satz: "es gibt keinen Gott ausser Allah und Mohammed ist sein Gesandter"] auf dem Hintergrund der Weltkarte. Links: Aktivisten der "Armee des Islam" in Gaza (http://vb.n4hr.com/125584.html) 11. Unter der Hamasherrschaft im Gazastreifen haben gewisse Gruppierungen mit jihadistischer-salafistischer8 Ausrichtung, die sich mit Al Qaida und Organisationen des globalen Jihads identifizieren, Rückenwind bekommen. Die Anfang 2006 gegründete Armee des Islam, ist die bedeutendste dieser Organisationen. Geführt wird diese Organisation von Mamtaz Doghmush, einem Angehörigen eines im Gazastreifen sehr einflussreichen Clans aus dem Stadtteil Tzabara in Gaza. Mamtaz Doghmush, gefolgt von seinen Anhängern, löste sich Anfang 2006 von den Volkswiderstandskomitees und gründete die Armee des Islam. Der Armee des Islam schlossen sich im weitern Verlauf auch Abtrünnige der Az- Adin Al-Qassam Brigaden, des bewaffneten Flügels der Hamas, an. Die Armee des Islam setzt sich für die Befreiung Palästinas durch den Jihad und Aktionen gegen westliche und arabische (Ägypten) Ziele und ein. 8 Salafiyya – eine Strömung des Islam, die sich für die Einhaltung der Religionsgesetze entsprechend der Auffassung der ersten Generationen des Islam, die den Muslimen ein Beispiel setzen. In den letzten Jahrzehnten verwandelte sich die Salafiyya von einer traditionellen (fundamentalistischen) islamischen Weltanschauung in eine politisch radikale Ideologie von radikal islamistischen Kräften auf der regionalen und internationalen Bühne (u. a. Al Qaida). 094-12 15 Mamtaz Doghmush, Gründer und Chef der "Armee des Islam" (rechts) mit einem seiner Anhänger (Hamas Forum, 24. Januar 2007) 12. Die Armee des Islam gilt heute als die dominante Organisation unter den Al Qaida und dem globalen Jihad nahen Vereinigungen im Gazastreifen. Zwei Aktivisten der Armee des Islam waren an dem Anschlag auf Kerem Shalom beteiigt (Juni 2006), bei dem Gilad Shalit entführt wurde. Damals wurde der Name zu ersten Mal veröffentlicht. Seit Ende der Operation "Gegossenes Blei" versucht die Organisation Anschläge gegen israelische und ausländische Ziele durchzuführen, mit besonderem Augenmerk auf israelische Staatsbürger, die sich auf der Sinai Halbinsel aufhalten. In den letzten Jahren hat die Armee des Islam klare Handlungsmerkmale der Organisationen des globalen Jihads angenommen, wie z. B. Entführungen von westlichen Journalisten und Anschläge auf westlich orientierte Vergnügungsorte (Internetcafes) im Gazastreifen. 094-12 16 13. Wie auch andere Al Qaida Gruppen sieht auch die Armee des Islam Ägypten als ihr Terrorziel an. Im Januar 2011 beschuldigten der (damalige) ägyptische Innenminister und in seinem Gefolge auch die ägyptischen Medien die Armee des Islam der Beteiligung an den Selbstmordattentaten in der koptischen Kirche in Alexandria (Januar 2011, etwa 25 Tote und zahlreiche Verletzte). Aktivisten der Armee des Islam im Gazastreifen wurden beschuldigt, im Auftrag von Al Qaida Terroranschläge in Ägypten zu verüben und über die Tunnel ( die nach den Worten des Innenministers eine Bedrohung der nationalen Sicherheit Ägyptens darstellen) mit den Terroraktivisten im Gazastreifen Kontakte zu unterhalten. Die Armee des Islam wurde auch für weitere Terrorangriffe verantwortlich gemacht, die in den letzten Jahren in Ägypten durchgeführt wurden, u. a. der Anschlag auf den Khan al-Khalili Markt in Kairo, bei dem eine französische Touristin getötet wurde (22. Februar 2009). 14. Wegen ihrer Terroraktivitäten gegen israelische Ziele ist die Armee des Islam das Objekt gezielter Einsätze von Seiten Israels. Einer der hochrangigen Kader der Organisation, Mahmoud Gamal Alnamanes, wurde während einer Autofahrt am 3. November 2010 von einem Flugzeug der israelischen Luftwaffe angegriffen und getötet. Alnames, aus dem Flüchtlingslager Shati, war verschiedenen Anschlägen im Gazastreifen beteiligt und an der Planung von Anschlägen gegen israelische und amerikanische Ziele auf der Sinai Halbinsel, in Zusammenarbeit mit Hamas Mitgliedern im Gazastreifen (IDF Sprecher, 3. November 20120). Am 17. November 2010 wurde Aslam Yassin, Aktivist der Organisation und die rechte Hand des Anführers aus der Luft angegriffen. Bei diesem Angriff wurden Aslam Yassin und sein Bruder getötet. Die Ideologie der Armee des Islam und ihre Verbindung mit dem globalen Jihad 15. Die Armee des Islam ist eine mulimisch-salafistische Organisation, die ihre Ideologie von Al Qaida und den Organisationen des globalen Jihad ableitet. Die Organisation arbeitet auf eine schnelle Islamisierung des Gazastreifen hin und stellt der Hamas eine ideologische Herausforderung durch die abweichende Anschlagspolitik, die sie verfolgt. Ziel der Organisation ist es, Palästina zu befreien und auf diesem Gebiet einen islamistischen Staat aufzubauen, durch den Jihad gegen die Juden und die Kreuzfahrer (sprich: gegen den Westen). 094-12 17 16. Am 3. Juni 2011 veröffentlichte die ägyptische Tageszeitung Al Yom ein Interview mit einem Mann, der sich als Abu Albaraa vorstellte, ein hoher Kader und einer der Mitbegründer der Armee des Islam im Gazastreifen. Seinen Ausführungen nach identifiziert sich die Organisation mit dem Gedankengut von Al Qaida, übernimmt jedoch den Jihad Gedanken einzig und allein im Sinne eines Krieges gegen die Juden und nicht im Sinne eines globalen Jihad von Al Qaida. Dennoch räumte er ein, dass auch "weitere Ideen" in die Organisation eingeflossen sind (Memri, 22. Juni 2011). Die Armee des Islam war aktiv an Anschlägen gegen westliche und ägyptische Ziele beteiligt, was die Grenzen der Terroranschlagspolitik der Hamas überschreitet (siehe ff). 17. Im Mai 2011 kündigte der Sprecher des amerikanischen Aussenministeriums an, die Organisation der Armee des Islam sei auf die Liste der Terrororganisationen gesetzt worden. Laut dieser Ankündigung handelt es sich um eine palästinensische Organisation, die sich mit dem globalen Jihad identifiziert. Ihre Aktivisten waren u. a. verantworlich für den Raketenbeschuss Israels von Ägypten aus, Terroranschläge in Ägypten, Entführung von zwei Journalisten von "Fox" und die Eintführung des britischen Journalisten Alan Johnston. Der Ankündigung nach verbindet die Organisation die " salafistische Ideologie des globalen Jihads mit dem traditionellen Modell des palästinensischen bewaffneten Kampfes". Im diesem Rahmen arbeitete die Organisation mit der Hamas zusammen und arbeitet in diesen Tagen auf eine Stärkung seiner Verbindung mit Al Qaida hin (Webseite des amerikanischen Aussenministeriums, 20. Mai 2011). 094-12 18 Terrorakte, an denen die Armee des Islam beteiligt war Übersicht 18. Die Armee des Islam besitzt, im Vergleich zu anderen salafistischjihadistischen Gruppen im Gazastreifen hohe operationelle Fähigkeiten. Anscheinend verfügt sie über ein großes Waffenarsenal. Über die "laufenden" Anschläge hinaus, wie die Versuche, Raketen auf israelisches Gebiet abzufeuern, hat diese Organisation sich Merkmale des globalen Jihads angeeignet, wie die Entführung von Ausländern und Anschläge auf Vergnügungszentren im Gazastreifen, wie z. B. Internetcafes, die ihrer Anschauung nach, gegen die islamische Moral verstoßen. Die Organisation war an dem Anschlag beteiligt, bei dem Gilad Shalit entführt wurde (Juni 2006). Die Armee des Islam war auch an mehreren Anschlägen auf ägyptischem Boden beteiligt. Seit der Operation "Gegossenes Blei" unternahm die Armee des Islam mehrere Versuche, "hochwertige Anschläge" gegen Israel und gegen ausländische Ziele durchzuführen, u. a. auf der Sinai Halbinsel. Die bedeutendsten Terrorakte 19. Der erste Anschlag, für den die Armee des Islam die Verantwortung übernahm, war der Überfall im Juni 2006, bei dem Gilad Shalit entführt wurde, an dem zwei ihrer Männer beteiligt waren. Allerdings waren die Männer dieser Organisation schon an früheren Anschlägen beteiligt. Es folgt eine Liste von Anschlägen, bei denen die Organisation und Aktivisten der Organisation im Gazastreifen beteiligt waren, z. T. gehörten sie zu den jeweiligen Zeitpunkten noch den Volkswiderstandkomitees an: A. 7. September 2005 – Mussa Arafat, Neffe von Yasser Arafat und Leiter des palästinensischen militärischen Geheimdienstes wird in seinem Privathaus ermordet. Den Mord begehen die Volkswiderstandkomitees unter Beihilfe der Hamas, unter der Leitung von Mamtaz Doghmush. Es handelte sich um einen vorsätzlichen, geplanten politischen Mord, hinter dem eigentlich die Hamas stand, die jedoch die Volkswiderstandskomitees zu einer Art Handlanger ihrer Organisation verwandelt hatte. 094-12 19 B. 25. Juni 2006 – Männer der Armee des Islam beteiligen sich an dem Anschlag in Kerem Shalom, bei dem Gilad Shalit entführt wird. Zwei IDF Soldaten werden bei diesem Anschlag getötet. Die Armee des Islam ist eine der drei Organisationen, die die Verantwortung für die Entführung des israelischen Soldaten Gilad Shalit9 übernommen haben. C. 14. Oktober Fernsehsenders 2006 Fox – zwei News, Journalisten ein des amerikanischen amerikanischer und ein neuseeländischer Staatsbürger, werden im Gazastreifen entführt. Die beiden Journalisten werden aus ihrem Fahrzeug gezerrt und werden gefesselt in eine Autowerkstatt gebracht. Nach etwa vierzehntägiger Gefangenschaft werden sie von palästinensischen Sicherheitskräften befreit, zum Erez Übergang transportiert und vor dort aus nach Israel gebracht. D. 12. März 2007 - der britische BBC Journalist Alan Johnston wird von vier bewaffneten Männern, die ihm in ihrem Fahrzeug aufgelauern, in der Stadt Gaza entführt. Am 8. Mai 2007, etwa 2 Monate nach der Entführung übernimmt die Armee des Islam die Verantwortung für die Entführung und stellt ihre Forderungen in einer Videobotschaft dar, die sie dem Fernsehsender Al Jezeera in Gaza überbracht wird. Der Fernsehsender Al Jezeera und El Arabia strahlen diese Videobotschaft aus( 9. Mai 2007). Sie wird auch im Al Qaidanahen Internetforum Alpardus veröffentlicht (Alpardus, 9. Mai 2007). Der Wortlaut der Botschaft verwendet eine eindeutig radikal islamistische Terminologie, wie etwa Al Qaida und die globalen Jihad Organisationen sie verwenden, die sich mit ihr identifizieren. Nach etwa vier Monaten, im Juli 2007 und nach starkem Druck, den die Hamas auf die Armee des Islam ausübte, wurde Alan Johnston freigelassen. 9 Für Einzelheiten siehe unsere Veröffentlichung vom 1. Feburar 2011 094-12 20 Rechts: Alan Johnstons Pressekarte (Al Arabia, 10. Mai 2007). Links: Die von der Armee des Islam aufgenommene Videobotschaft, in der er einen Sprengstoffgürtel trägt und die Forderungen der Organisation als Gegenleistung für seine Freilassung verliest ( Al Arabia, 25 Juni 2007, BBC Journalist Alan Johnston. E. 15. April 2011 – ein italiensicher Journalist, Vittorio Arrigoni, ISM Mitglied (eine antiisraelische Organisation mit Sitz in den USA), wird im Gazastreifen entführt und ermordet. Seine Entführer veröffentlichen einen Videofilm, auf dem er blutend zu sehen ist. Sie forderten als Gegenleistung für seine Freilassung von der Hamas die Freilassung eines in Haft befindlichen Anführers der Armee des Islam. Für seine Entführung und seinen Mord wird die Armee des Islam verantwortlich gemacht. 20. Die Armee des Islam war auch an der Planung einer Reihe von vereitelten Anschägen beteiligt: A. 15. Juli 2008 – die Organisation plant einen Angriff auf Tony Blair, dem Gesandten der Europäischen Union, während eines Besuches im Gazastreifen (israelischer Sicherheitsdienst). Tony Blair sagte seinen Besuch im Gazastreifen ab, nachdem Verteidigungsminister Ehud Barak ihm geraten hatte, sich aufgrund der Geheimdienstinformationen über einen geplanten Anschlag gegen ihn, nicht in den Gazastreifen zu begeben (Ynet, 15. Juli 2008). 094-12 21 B. Oktober 2010 – laut Medienberichten plante die Organisation in der Sinai Halbinsel Israelis oder Ausländern zu entführen. Der Anschlag wurde verhindert, nachdem 3 zentrale Aktivisten der Organisation bei einem Angriff der IDF Luftwaffe auf den Norden des Gazastreifens am 3. November 2010 getötet worden waren. Der höchstrangige Aktivist unter ihnen, Mahmoud Alanmanes, Bewohner des Shati Flüchtlingslagers, war an Anschlägen im Gazastreifen beteiligt und in Zusammenarbeit mit Hamasmitgliedern auch an der Planung von Anschlägen gegen israelische und amerikanische Ziele in der Sinai Halbinsel. (IDF Sprecher, 3. November 2010). Terrorakte in Ägypten, die der Armee des Islam zugeschrieben wurden 21. Die Mitglieder der Organisation wurden auch beschuldigt, an einer Reihe von Anschlägen in Ägypten beteiligt gewesen zu sein. Es folgt eine Liste der Anschläge, die den Mitgliedern dieser Organisation zugeordnet werden10 : A. 1. Januar 2011 – Haviv Aladali, der ägyptische Innenminister, beschuldigt die Armee des Islam für den in der Silvesternacht auf die koptische Kirche in Alexandria durchgeführten Anschlag verantworlich zu sein. Bei diesem Anschlag wurden 25 Menschen getötet, Dutzende wurden verletzt. Bei dieser Gelegenheit beschuldigten die ägyptischen Medien die Armee des Islam, an weiteren Terror Anschlägen beteiligt gewesen zu sein, die in den letzten Jahren in Ägypten verübt worden waren. Der Innenminister erklärte, die einschlägigen Informationen seien nach der Festnahme von Ahmed Latafi Ibrahim, einem ägyptischen Al Qaida Mitglied bekannt geworden. Er hatte an dem Anschlag auf die koptische Kirche in Alexandria teilgenommen und hielt den Kontakt mit der Al Qaida Truppe, die schon vor diesem Anschlag aufgedeckt werden konnte. Bei seinem Verhör gestand er seine Teilnahme an Terror Angriffen in Ägypten und seine Verbindung mit der Armee des Islam im Gazastreifen. Als Reaktion darauf veröffentlichte Abu Hatiab, ein hochrangiger Kader der Armee des Islam, dass seine Organisation auf ägyptischen Boden agiert und behauptete, es handle sich um eine "Verschwörung" von Seiten Israels, um sich Unterstützung für den nächsten Krieg gegen Gaza zu sichern (ägyptisches Fernsehen, 23. Januar 2011; Alrassallah, 23. Januar 2011). 10 Für weitere Informationen siehe unser Bulletin vom 31. August 2009 094-12 22 Die koptische Kirche in Alexandria nach dem Anschlag (ägyptische Webseite Alyom Elsaba, 3. Januar 2011) B. 22. Februar 2009 – der damalige ägyptische Innenminister beschuldigt die Armee des Islam, an dem Anschlag auf den Khan-al-Khalili-Markt in Kairo beteiligt gewesen zu sein, bei dem eine französische Touristin getötet und mindestens zwanzig weitere Menschen verletzt wurden (Al Quds Al Arabi, 12. Juni 2011). C. Februar 2011 – "aus militärischen Quellen in Ägypten verlautet, Terroristen der Armee des Islam seien wahrscheinlich an mehreren in diesem Monat auf der nördlichen Sinai Halbinsel verübten Anschlägen beteiligt gewesen. U. a.: eine Explosion im Gebäude des Staatssicherheitsdienstes in El Arish (am 4. Februar); Sabotage an der Erdgasleitung von Ägypten nach Jordanien (5. Februar ) und Explosion in der Kirche in Rafah (6. Februar) (El Ahram, 6. Februar 2011; Mizraoui, 6. Februar 2011). ) 094-12 23 Die Beziehungen zwischen der Armee des Islam und der Hamas 22. Zwischen der Hamas und der Armee des Islam und ähnlichen salafistischjihadistischen Vereinigungen herrschen komplexe, oft gespannte Beziehungen. Einerseits sind die Hamas und die Armee des Islam in demselben radikal islamistischenideologischen Lager angesiedelt. Die Hamas befürchtete jedoch, dass eine zu kompromislose Politik gegen diese Organisation in den eigenen Reihen, unter der radikal islamistischen Bevölkerung eine scharfe Kritik hervorrufen könnte, - auch unter Hamas Anhängern. Darüberhinaus hat die Hamas in der Vergangenheit die operationellen Kapazitäten der Vereinigung ausgenützt ( einschließlich einer Zusammenarbeit bei dem Anschlag, bei dem Gilad Shalit entführt wurde). Andererseits fühlt sich die Hamas durch die Aktivitäten der globalen Jihad Organisationen im Gazastreifen und anderen Gebieten bedroht, da sie die Gefahr einer Verwicklung in eine Auseinandersetzung mit Israel, Ägypten und westlichen Staaten in sich bergen. 23. Zu Beginn ihrer Aktivitäten pflegte die Armee des Islam enge Kontakte mit der Hamas, die versuchte, die Tätigkeit der Organisation zu überwachen und ihr die eigene, gemäßigte Terroranschlagspolitik aufzuerlegen. Die von der Hamas gewählte "sanfte" Handlungsweise der Armee des Islam gegenüber, erklärt sich durch die enge, operationelle Zusammenarbeit, die beide Organisationen in der Vergangenheit verbunden hatte. Die Hamas scheut daher davor zurück, gegen die Armee des Islam effektive Mittel einzusetzen ( wie sie sie z. B. gegen eine andere jihadistischsalfistische Bewegung, die Armee der Anhänger Allahs, bei der Aktion der Moschee Ibn Timia) eingesetzt hatte. Im weiteren Verlauf kam es jedoch zu Spannungen und sogar zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen beiden Organisationen. Die Hamas versuchte wiederholt, sich der Organisation zu widersetzen und scheute nicht davor zurück, militärische Gewalt gegen sie einzusetzen, vor allem, um gegen ihre eigenen Strategie verstoßende Anschläge zu vereiteln. Mehrmals versuchte die Hamas ihren Einsatz gegen die Armee des Islam als polizeilichen Einsatz im Rahmen der "Wahrung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit im Gazastreifen" darzustellen11. 094-12 24 24. Am 15. September 2008 z. B. kam es im Stadtteil Eljabara zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. In diesem, im westlichen Teil der Stadt Gaza gelegenen Stadtteil, standen sich die Sicherheitskräfte der Hamas und die Mitglieder des Doghmush Clans, der zentralen Kraft der Armee des Islam, gegenüber. Die Auseinandersetzungen entflammten im Anschluss an einen Versuch der Sicherheitskräfte, zwei gesuchte Mitglieder des Clans festzunehmen. Bei diesen Zusammenstößen wurden elf Mitglieder des Doghmush Clans getötet, 46 wurden verletzt. Ein Polizist der Sicherheitskräfte der Hamas wurde getötet, ein weiterer wurde verletzt. Unter den Toten und Verletzten dieser Auseinandersetzungen befanden sich auch mehrere Aktivisten der Armee des Islam. Bei Zusammenstössen mit dem Damsh Clan beschlagnahmten die Sicherheitskräfte der Hamas ein Waffenarsenal (die Fotos wurden auf der Webseite der palästinensischen Polizei im Gazastreifen veröffentlicht, der Webseite on El Aqsa TV und auf dem Forum PALDF der Hamas, 16. September 2008). 25. Gegenwärtig unterhält die Hamas sehr enge Kontakte zur Armee des Islam, im Gegensatz zu anderen Organisationen des globalen Jihad im Gazastreifen, die von den Sicherheitskräften der Hamas verfolgt werden. Die Armee des Islam hat ein großes Interesse daran, diese Beziehungen zu pflegen – diese Organisation versteht sehr gut, dass dieser Umstand ihr sowohl an der Front des Gazastreifens, als auch an der ägyptischen Front, eine gewisse Bewegungsfreiheit gewährt, ohne dass sie der "dämpfenden" Einflussnahme der Hamas ausgesetzt wäre. 094-12 25 Mögliche Beteiligung der Armee des Islam an Terrorakten 26. Angesichts der Umstürze in diesem Teil der Welt und der fehlenden staatlichen Verantwortung für die Sinai Halbinsel können ortsansässige Organisationen aus dem Gazastreifen mit jihadistischer Ausrichtung, wie die Armee des Islam, Versuche unternehmen, ihren Einfluss auf weitere Bereiche des Mittelmeerraums auszudehnen. 27. Aus dieser Einsicht heraus kann die Armee des Islam den Versuch unternehmen, an der ägyptischen Front tätig zu werden, die sich nach dem Fall des Mubarak Regimes und dem Zusammenbruch der staatlichen Präsenz auf der Sinai Halbinsel zu einem für Terroraktivitäten angenehmen Boden entwickelt hat (die Armee des Islam verfügt, wie oben angeführt, über große Erfahrung in der Durchführung von Terror Anschlägen in Ägypten und der Planung von von Terror Anschlägen auf der Sinai Halbinsel). Darüberhinaus könnten gewisse Kräfte in der Armee des Islam sich auch zu einer Beteiligung an den Kämpfen gegen das syrische Regime entscheiden (es sei an den Aufruf von Altoahari erinnert, aktiv an der syrischen Revolution teilzunehmen, als Etappe des Jihads gegen Israel). 094-12