R Qualitätsmanager/in – ABB Schweiz AG
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R Qualitätsmanager/in – ABB Schweiz AG
BUSINESS EXCELLENCE MQ-Serie «Zukunft des Qualitätsmanagers» (Teil 4) Zur Person Qualitätsmanager/in – ABB Schweiz AG Von Beat Häfliger Was versteht man unter «Systemspezialist»? Bei ABB Schweiz wird zwischen vier verschiedenen Rollen unterschieden: der Quality Manager (QM) ist für Qualität, der Local Environmental Control Officer (LECO) für Umweltschutz, der Safety Officer (SAFO) für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz und der Security Officer (SECO) für Sicherheit zuständig. In allen Organisationseinheiten sind alle Rollen besetzt, bei kleineren Organisationseinheiten werden die Rollen teilweise in Beat Häfliger, Geschäftsführer SAQ-QUALICON AG, Industrie Neuhof 21, CH-3422 Kirchberg, Tel. +41 (0)34 448 33 33, beat.haefliger@ saq-qualicon.ch, www.saq-qualicon.ch 16 Personalunion wahrgenommen. In den Produktionsbetrieben wird der QM durch QM-Verantwortliche der Fabrikation unterstützt. Er koordiniert die Aktivitäten der verschiedenen Teilsysteme – wie zum Beispiel Umwelt oder Sicherheit – und ist für die Aktualisierung des Integrierten Managementsystems zuständig. In der ABB hat der Begriff «Sustainability» einen hohen Stellenwert, wie setzt der Qualitätsmanager dies in der Praxis um? Sustainability oder Nachhaltigkeit bedeutet für ABB die Erfüllung der Anforderungen aller Anspruchsgruppen. Das lässt sich in der Praxis nur realisieren, wenn Konzernfachstelle Qualität, Sustainability & Security ABB Schweiz Grafik 1 Management ABB Konzern Management der ABB Schweiz Management der Geschäftseinheit ABB Konzern Fachstellen Qualität, Nachhaltigkeit, Sicherheit Country Sustainability Controller ABB Schweiz Remo Küry Quality Manager (QM) Gesetze und Vorschriften der Schweiz Umweltschutz Environmental Specialist ABB Schweiz Jakob Weber, BDS Safety Management AG Arbeitssicherheit Safety Advisor ABB Schweiz Andreas Merz, BDS Safety Management AG Arbeitssicherheit Electrical Champion ABB Schweiz Hansrudolf Graf, BDS Safety Management AG Local Environmental Controler Officer (LECO) SAFETY Officer (SAFO) SECURITY Officer (SECO) alle Geschäftseinheiten der ABB Schweiz R emo Küry, wie wird sich die Rolle des Qualitätsmanagers in der ABB Schweiz AG in Zukunft verändern? Es wird zunehmend der Generalist mit einer gesamtheitlichen Sichtweise gefragt sein. Der Qualitätsmanager als Systemspezialist gewinnt an Bedeutung, während der reine «ISO 9001-Spezialist» an Stellenwert verliert. Und worin besteht der Erfolgsfaktor? Entscheidend sind der Bekanntheitsgrad des Integrierten Managementsystems im Unternehmen und die Anwenderfreundlichkeit für die Benutzer. Jeder muss seine relevanten Prozesse und Schnittstellen finden. Local Sustainability Officer (LSO) Die strategische Rolle des Qualitätsmanagers hängt sehr stark vom Umfeld ab. Wie ist die Stellung in einem grossen Industrie- und Technologiekonzern? Im Interview mit Remo Küry, Manager Qualität, Nachhaltigkeit und Sicherheit bei ABB Schweiz AG werden wichtige Trends aufgezeigt. Arbeitsmedizin Occupational Health Professional ABB Schweiz Dieter Kissling, Institut für Arbeitsmedizin IfA Angestelltenrat ABB Schweiz Quelle: www.abb.ch/Nachhaltigkeit Remo Küry, 1957, El. Ing. FH und Betriebs- & Wirtschaftsingenieur NDS, Weiterbildung zum Qualitäts-, Umwelt- und Sicherheitsmanager SAQ. Seit 1980 bei ABB Schweiz in verschiedenen Funktionen tätig: Entwicklung, Projekt-Controlling und Projektleitung, seit 2001 Manager Qualität, Nachhaltigkeit und Sicherheit der ABB Schweiz. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne. die genannten verschiedenen Rollenträger gut zusammenarbeiten. Nur als Team können die Ziele erreicht werden. Welche Eigenschaften braucht der erfolgreiche Qualitätsmanager? Wichtig ist die Ergebnisorientierung. Auf dem Weg zum Ziel muss er sich oft als pragmatischer Organisator bewähren und die Improvisationsfähigkeit ist gefragt. Ein aktuelles Beispiel ist die Auseinandersetzung mit der Schweinegrippe-Pandemie. Ebenfalls wichtig ist auch der Mut, sich gegebenenfalls unpopulär zu machen. Gerade in sicherheitsrelevanten Fragen ist es häufig schwierig, Vorgaben durchzusetzen. In vielen Fällen muss man mehr tun, als nur Notfallnummern ans Telefon zu kleben, damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen, an wen sie sich wenden sollen. In gewissen Situationen ist konsequentes Krisenmanagement unerlässlich. Sehr wertvoll ist es, wenn der Qualitätsmanager ein Verständnis für die Sichtweise der Beteiligten hat – daher ist ein gesundes Mass an Empathie und Sozialkompetenz in dieser Funktion sehr nützlich. Ist der Qualitätsmanager eher ein Einzelkämpfer? Bei der Suche nach Lösungen oder beim Aufgreifen von neuen Themen ist man oft ein MQ Management und Qualität 9/2009 BUSINESS EXCELLENCE Einzelkämpfer und ziemlich allein, weil man die eingespielten Prozesse der anderen stört. In der Phase des Ausrollens muss man dann wieder ein Teamplayer sein, der möglichst viele Leute auf seine Seite ziehen kann. Man muss vorangehen und antreiben beziehungsweise führen. Dies braucht oft sehr viel Energie. Welche Methoden werden zukünftig an Bedeutung gewinnen? Im Zentrum steht nach wie vor der PDCA-Regelkreis, also Plan, Do, Check und Act. Künftig noch wichtiger werden jedoch die Kenntnisse im Risikomanage- Nur im Team erfolgreich ment. Qualitätsmanager müssen Risiken beurteilen können. Problemlösungsmethodiken, die auf dem Ursachen-Wirkungsansatz (Ishikawa) beruhen, sind in Kombination mit Kreativitätstechniken ebenfalls sehr wertvoll. Die Methodenkompetenz hat in allen Teilsystemen eine sehr hohe Bedeutung, da die Tools und Vorgehensweisen einander sehr gleichen. Das notwendige Fachwissen wird in Zusammenarbeit mit den Beteiligten und falls notwendig mit Fachspezialisten erarbeitet. Gibt es weitere wichtige Schlüsselkompetenzen für Qualitätsmanager? Die Kenntnisse der Teilsysteme Umwelt, Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Sicherheit sind wichtig. Ein Erfolgsfaktor ist auch das Wissen über die verschiedenen Phasen von Veränderungsprozessen. Dazu verwende ich persönlich immer noch das Bild der Vier-Zimmer-Wohnung mit den vier Phasen des Veränderungsprozesses: Zufriedenheit, Verleugnung, Konfusion und Erneuerung. Eine wirkungsvolle Kommunikation spricht alle Adressaten in allen vier Phasen des Veränderungsprozesses an. Wie wichtig sind betriebswirtschaftliche Kenntnisse? Die betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge müssen ABB Schweiz Als weltweit führendes Technologieunternehmen in den Bereichen Energieund Automationstechnik setzt sich ABB dafür ein, mit seinen Produkten, Systemen und Dienstleistungen die Zuverlässigkeit der Stromversorgung und die industrielle Produktivität zu verbessern. Gleichzeitig hilft ABB mit, die Energie effizienter zu nutzen und die Umweltbelastung zu reduzieren. Die Unternehmen der ABB-Gruppe sind in rund 100 Ländern tätig und beschäftigen weltweit mehr als 120’000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon rund 6400 in der Schweiz. ABB Schweiz als wichtige Landesgesellschaft ist involviert in das Netzwerk und das technologischen Know-how des global tätigen Konzerns und trägt für diverse Produkte und Systeme die weltweite Verantwortung. Normen bleiben wichtig. Der Umgang damit hat sich aber verändert. Nicht mehr die Detailinterpretation ist wichtig, sondern das Verstehen der Zielsetzung beziehungsweise die Absicht der Norm. Um das Gesamte im Blick zu haben, können Modelle wie zum Beispiel das BusinessExcellence-Modell sehr nützlich sein. verstanden werden. Man muss aber kein «Betriebswirtschaftstudium» absolviert haben. Die Vernetzung und das Zusammenspiel der verschiedenen Rollen wie zum Beispiel Prozesseigner, Risikoeigner oder Krisenmanager usw. müssen verstanden werden. Wie sieht es denn mit der Akzeptanz von Qualitätsmanagern bei Führung und Mitarbeitern aus? Die Akzeptanz ist sehr stark auch von den Charaktereigenschaften und der Kommunikationsfähigkeit des Stelleninhabers abhängig. In seltenen Situationen wird man gefürchtet – dies ist ja dann üblicherweise kein Ausdruck von Anerkennung. Andererseits sind alle froh, wenn das Unternehmen die gesteckten Ziele erreicht oder eine Auszeichnung für die Ergebnisse erhält. In solchen Situationen gibt es Anerkennung und Wertschätzung. Welche Rolle spielen Normen und Modelle? Remo Küry, vielen Dank für das Gespräch. ■ Anzeige MQ Management und Qualität 9/2009 17