Metropole Ruhr - Ruhr Tourismus

Transcription

Metropole Ruhr - Ruhr Tourismus
Ausgabe 03/2015
Metropole Ruhr
Unterwegs im Ruhrgebiet.
Im WA DEL
INDUSTRIELANDSCHAFT
MIT GRÜNEM RAHMEN
CHINA 8
500 WERKE VON 120 KÜNSTLERN
IN 9 MUSEEN IN 8 STÄDTEN
welcome.ruhr
DEN START IN DER METROPOLE
RUHR ERLEICHTERN
INHALT
UNESCO-WELTERBE
ZOLLVEREIN
ENTDECKEN SIE DIE
SCHÖNSTE ZECHE DER WELT
06
12 14
TITELSTORY
Im WA DEL
Anhand von Aufnahmen des Künstlers und
Fotografen Chargesheimer von 1958 wagen wir
mit aktuellen Fotos einen Vergleich – machen
Sie sich selbst ein Bild.
Seite 06
WIRTSCHAFT
LAND & LEUTE
Das Cranger Urgestein
Die Cranger Kirmes zieht jedes Jahr Millionen
von Besuchern in die Metropole Ruhr.
Warum, weiß Wolfgang Lichte – seit Urzeiten
mit seinem Fischstand an Bord.
Seite 12
Die Hochzeitsmeile
Auf der Weseler Straße in Duisburg Marxloh
reihen sich die Brautmodengeschäfte wie
Perlen an einer Kette – und nicht nur türkischstämmige Gäste erfüllen sich hier ihre
Träume.
Seite 14
Wandern.
Wundern.
Weltkultur.
Die Metropole Ruhr entdecken
KULTUR
China 8
500 Werke chinesischer Gegenwartskünstler
zeigen acht Museen im Ruhrgebiet und ein
Haus in Düsseldorf – erste Eindrücke eines
Besuchs im Museum Folkwang.
Seite 20
IMPRESSUM
Foto © Ziese, Stefan
HERAUSGEBER
Regionalverband Ruhr/RVR
Die Regionaldirektorin
Kronprinzenstraße 35
45128 Essen
mit
Ruhr Tourismus GmbH/RTG
Centroallee 261
46047 Oberhausen
VERLAG, ENTWURF UND REALISATION
Markt1 Verlagsgesellschaft mbH
Markt 1, 45127 Essen
Fon: +49 (0)201.1095-0
www.markt1-verlag.de
Regionalverband Ruhr
Die ExtraSchicht
Die längste Nacht des Jahres startet am 20. Juni.
Für 17 Euro gibt’s freie Fahrt und freien Eintritt an
zahlreichen Kulturstandorten in der Metropole
Ruhr – ein Vorbericht.
Seite 22
VERANTWORTLICH IM SINNE DES
PRESSERECHTS FÜR DIE REDAKTION
Guido Schweiß-Gerwin
Markt1-Verlag
GESAMTKONZEPTION
Christian Raillon/RVR,
Guido Schweiß-Gerwin/Markt1-Verlag,
Nicole Trittschack/RTG, Margarethe
Lavier/RVR
REDAKTION
Helga Brandi/RVR, Margarethe Lavier/RVR
(Chefredaktion), Jochen Schlutius/RTG,
Guido Schweiß-Gerwin/Markt1-Verlag
(Chefredaktion), Heike Reinhold, Jessica
Buschmann, Ann-Cathrin Loose, Patrick
Torma/Markt1-Verlag
Zum Titelbild: Das Titelmotiv beruht auf einer
Mehrfachspiegelung.
Das Motiv ist in voller
Größe noch einmal auf
Seite 6 zu sehen.
welcome.ruhr
Die Metropole Ruhr möchte die Willkommenskultur in der Region stärken – die Geschichte
von drei ehrenamtlichen Guides und wie sie
anderen den Start erleichtern.
Seite 26
Das Ruhrgebiet auf Japanisch
Wie man als Gründerin in der Metropole
Ruhr Fuß fasst, zeigt die Geschichte der
Dolmetscherin Junko Fukumoto-Wessel –
ein Portrait.
Seite 28
Auftakt mit Suat Yilmaz
Terminplaner
Romantische RuhrtalBahn
Freizeit- und Reisetipps
Kulturtipps
Ausblick mit Johan Simons
Mitarbeit: Stefanie Grebe, Claudia Heinrich,
Felix Rentzsch, Johan Simons
GRAFIK
Stephanie Globert, Gesa Braster,
Carsten Cimander/Markt1-Verlag
Unter Mitarbeit der RVR-Teams
„Kommunikationsdesign“ und
„Administration“
ANZEIGEN
Patricia Günther-Grasedieck
Fon: +49 (0)201.1095-276
E-Mail: [email protected]
DRUCK
Prinovis Ahrensburg GmbH
Hier traf schwerste Arbeit auf die klare Formensprache der Moderne. Authentisch und
einzigartig sind Zeche und Kokerei Zollverein
bis heute: als UNESCO-Welterbe, Wahrzeichen des Ruhrgebiets und beliebtes Ausflugsziel. Lassen auch Sie sich begeistern von
kulturellen Highlights und beeindruckenden
Führungen, von renommierten Museen und
ausgefallenen Ateliers, von atemberaubender
Architektur und blühender Industrienatur.
FÜHRUNGEN ÜBER ZECHE UND KOKEREI
welcome.
ruhr
26
Bei einer Führung im Denkmalpfad ZOLLVEREIN®, den original erhaltenen Übertageanlagen von Zeche und Kokerei, tauchen Sie
ein in die schwerindustrielle Vergangenheit
der Region. Erfahrene Guides, darunter ehemalige Bergleute und Kokerei-Arbeiter, nehmen Sie mit auf eine Entdeckungsreise.
Seite 05
Seite 16
Seite 18
Seite 19
Seite 24
Seite 30
FOTONACHWEISE
Titelbild: Claudia Dreyße; Westfälische Hochschule Gelsenkirchen (5);
Claudia Dreyße (6–7); rba_chh_1868_01, Rheinisches Bildarchiv Köln (6–7);
Manfred Vollmer (8); rba_chh_1988_05, Rheinisches Bildarchiv Köln (8);
Werner J. Hannappel (9); rba_chh_1777_04, Rheinisches Bildarchiv Köln (9);
Stefan Ziese (10); Repro aus Heinrich Böll/Chargesheimer: Im Ruhrgebiet,
Köln/Berlin 1958 (Frank Napierala), Rheinisches Bildarchiv Köln (10);
rba_chh_1907_03, Rheinisches Bildarchiv Köln (11); Stefan Funke, CP/COMPARTNER (11, 18, 29); Stefanie Grebe [Ausschnitt] (11); Stadtmarketing Herne
GmbH (12); Sebastian Niehoff (13); Ralph Luger (14–15); Art des Hauses
Kommunikationsdesign, Alexander Schlegel (16); Martin Filipponi (16);
Dirk Soboll (16); RTG/Kreklau (16); ELE (16); Ilja Mes (16); S. Humbek (17);
HH Photographics (17); Christian Vogler, 2009 (17); Jochen Schlutius, Ruhr
Tourismus (19); Jochen Tack, Stiftung Zollverein (19); Yang Yongliang (20);
Wang Qingsong (21); Christian Nielinger, Ruhr Tourismus (22); Andreas Illmer
(23); Axel Thünker (24); Red Dot Design Museum (24); Hendrik Lietmann
(24); Frank Elschner, Wuppertal (26); georgejmclittle, fotolia (26–27); Screenshot: www.welcome.ruhr (26–27); Maaike Engels studio urbi et orbi (30)
Sie erleben, was es bedeutete, auf der einst
leistungsstärksten Zeche der Welt und der
größten Kokerei des Kontinents zu arbeiten.
Einmalige Einblicke in die gigantischen Anlagen und atemberaubende Ausblicke sind
garantiert.
UNESCO-Welterbe Zollverein,
Gelsenkirchener Str. 181, 45309 Essen
3
www.zollverein.de
Traumzeit Festival
Kunsthalle Recklinghausen. Yue Minjun: Trivialism-4, 2013 (Ausschnitt). © Yue Minjun
Festivals & Feste 2015
RUBRIK
Klavier-Festival Ruhr
ExtraSchicht
Bochum Total
Zeltfestival Ruhr
Cranger Kirmes
Micro!Festival
CHINA 8
AUFTAKT
UND JEDES
TALENT
GEWINNEN.
Suat Yilmaz arbeitet für die Westfälische Hochschule Gelsenkirchen als Scout und sucht in
Schulklassen der Region nach jungen Talenten. Ohne ihn käme mancher junge Mensch nicht auf
die Idee zu studieren, weil es in der Familie oder im Freundeskreis nicht üblich ist.
TEXT Margarethe Lavier
Ruhrtriennale
Wo finden Sie Ihre Talente und wie
sprechen Sie sie an?
ComedyArts Festival
KlassikSommer Hamm
FULL SPIN
Juicy Beats
RuhrHOCHDeutsch
Kultur zum Anfassen:
w
.
foruhr
n
i
r
u
t
l
ww.ku
Termine und weiterführende Informationen zu den großen
Festivals und Veranstaltungsreihen der Metropole Ruhr finden
Sie in der Broschüre „Festivals & Feste 2015“, zu beziehen über:
Regionalverband Ruhr, Kronprinzenstraße 35, 45128 Essen.
Fon: 0201.2069-206.
de
Wir treffen die jungen Leute in unseren
Partnerschulen, es sind Gymnasien,
Berufsschulen, Gesamtschulen und vor
allem Berufskollegs, in denen meine
Kollegin und ich mindestens einmal
im Monat einen Tag lang Sprechstunden
abhalten. Dort führen wir mit den
Schülerinnen und Schülern Einzelgespräche. So baut sich unser Kontakt zu
den Jugendlichen auf, wir lernen ihre
Lebensumstände kennen und begleiten
sie im Idealfall über Jahre ihrer Ausbildungslaufbahn. Erst ein Vertrauensverhältnis ermöglicht es, das Selbstbewusstsein der Jugendlichen zu
stärken. Und nur mit Selbstvertrauen
können sie sich gezielt auf ein Studium
vorbereiten und es meistern, besonders
dann, wenn sie in ihrer Familie nicht
dazu ermutigt werden, weil es dort noch
niemanden gibt, der studiert hat.
Wie sieht die Bildungslandschaft aus,
in der Sie die Talente aufspüren?
Das Ruhrgebiet hat fünf Universitäten
und neun Fachhochschulen. Dennoch
kommen hier die gleichen soziokulturellen Nachteile zusammen wie in anderen
Suat Yilmaz selbst ist als Kind mit seinen Eltern
aus der Türkei nach Gelsenkirchen gekommen.
Erst durch den Impuls seiner Lehrer, die an seine
Begabung geglaubt haben, hat er das Abitur gemacht und Sozialwissenschaften studiert. Mit
seinem beruflichen Einsatz als Talentscout ist
er so erfolgreich, dass das NRW-Wissenschaftsministerium in den kommenden vier Jahren rund
22 Millionen Euro für die Talentförderung im
Hochschulbereich bereitstellt und das Konzept
auf andere Hochschulen überträgt.
Ballungsräumen – ein hoher Prozentsatz
an Hartz IV-Empfängern, bildungsferne
Milieus und Zuwanderer mit unzureichenden Sprachkenntnissen. Es ist inzwischen ein nationales Problem, dass Bildungschancen in Deutschland heute
stärker von der Herkunft bestimmt sind
als noch vor dreißig Jahren. Wir könnten
uns hinstellen und sagen: „Hey Leute,
das wird nichts mehr, das ist eine platte
Region.“ Aber wir sehen das anders:
„Moment mal, die Zutaten sind doch alle
da! Wir haben die Talente in der Metropole Ruhr, wir sind die dichteste
Hochschullandschaft Deutschlands,
plus einer der aufregendsten Kulturlandschaften Europas.“ Das Ruhrgebiet
ist eine Aufstiegsregion – als Sohn türkischer Gastarbeiter aus Ostanatolien bin
ich ein Kronzeuge. Wenn es mir gelungen ist, von einem Milieu in ein anderes
zu kommen, hat das nicht nur mit meinen Eltern zu tun, sondern auch mit dieser Region.
Was geben Sie der Metropole Ruhr aus
Ihrer Erfahrung mit auf den Weg?
Für mich ist das Ruhrgebiet ein Hotspot
der Talente. Das Fördern von Potenzialen ist nicht nur im Sinne der Bildungsgerechtigkeit wichtig, sondern als Fachkräftesicherung für unsere Ökonomie.
Dafür müssen wir unsere Strukturen
optimieren, Schule und Hochschule
näher zusammenbringen, aber vor allem
unsere Haltung ändern. Wir sollten weg
von der Einstellung, jungen Menschen
nichts zuzutrauen. Das heißt, nicht an
der Angst-, sondern an der Hoffnungsschraube zu drehen. Dem Satz der Ministerpräsidentin Hannelore Kraft „Kein
Kind zurücklassen“, möchte ich hinzufügen „und jedes Talent gewinnen“.
Ausgabe 03/2015 Metropole Ruhr 5
TITELSTORY
Im WA DEL
„Man schuf ‚Industrielandschaft‘, doch dieser Begriff, der so nüchtern klingt,
ist nur eine romantische Verbrämung der Tatsache, dass die Industrie hier
eine Landschaft getötet hat, ohne eine neue zu bilden“, schrieb Heinrich Böll
im Begleittext des Chargesheimer Bildbandes „Im Ruhrgebiet“ 1958. Anhand
der Fotos von damals und Eindrücken eines Besuches heute kann sich jeder
selbst sein Bild vom Ruhrgebiet machen.
LANDSCHAFT.
Als ein Ergebnis des Kohlebergbaus
entstanden über Jahrzehnte im
Ruhrgebiet zahlreiche Halden aus
Abraum. Diese selbstgeschaffenen
Berge sind heute Naherholungsgebiete
für Spaziergänger, Wanderer oder
Radfahrer. Zusätzlich locken viele der
Berge mit Kunstwerken oder begehbaren Skulpturen. Hier die Halde
Rungenberg bei Gelsenkirchen (oben).
TEXT Stefanie Grebe
6
Ausgabe 03/2015 Metropole Ruhr 7
TITELSTORY
D
er Kölner Fotograf und
Künstler Chargesheimer
bereiste zwischen März und
September 1957 das Ruhrgebiet. 1500 Schwarz-Weiß-Negative im
Format 6 x 9 Zentimeter entstanden und
ein Jahr später erschien das Fotobuch
„Im Ruhrgebiet“ mit 157 Fotografien und
einem Essay von Heinrich Böll. Das damals kontrovers diskutierte Buch wurde
von den Ruhrgebietsbewohnern geliebt
und von den städtischen Funktionären
wegen der vermeintlich dunklen und
negativen Darstellung des Reviers abgelehnt. Chargesheimer suchte das alte
Ruhrgebiet auf, das von der montan-
TITELSTORY
industriellen Ausbeutung zeugte und er
suchte immer die Nähe zu den Menschen. Seine Fotografien erzählen von
seiner Erkundung der Region und lösen
bis heute starke Emotionen aus.
1957 befand sich das Ruhrgebiet noch
auf dem Höhepunkt der industriellen
Produktion. Dieser Umstand prägte
auch die Selbst- und Fremdsicht auf die
Region. All dies sollte sich durch die
Kohlekrise bald ändern. Seit es das
Gebiet an der Ruhr gab, war es einem
radikalen Wandel ausgesetzt: Vom agrarischen Wirtschaften bis zur Zeit der
Industrialisierung entwickelte sich die
URBANITÄT.
Vor allem im Zuge der Internationalen Bauaustellung Emscher
Park (IBA 1989–1999) sind viele
ehemalige Arbeitersiedlungen
umfangreich modernisiert worden. Prägten früher dunkle Backsteingebäude und Fördertürme
das Gesicht der Städte wie beispielsweise diese Straßenecke
in Dortmund, finden sich heute
moderne Wohnkonzepte mit
Dachbegrünung und vielen
Glasflächen wie in der Siedlung
Küppersbusch in Gelsenkirchen.
Region durch die Förderung von Kohle –
mit allen Folgeindustrien – und wurde
zu einem großen „Gebiet“, durchzogen
von Infrastruktur und einer Bebauung,
die es bis heute unmöglich macht zu
bestimmen, in welcher Stadt beziehungsweise Peripherie man sich befindet. Inzwischen ist das Ruhrgebiet eine
motropolitane Landschaft geworden.
Es ist schwer diesen umfassenden
WANDEL in einem Bild festzuhalten, das
erfordert die gleichzeitige Anwesenheit
des Alten und Neuen in einer Fotografie.
Chargesheimer hatte nur ein Motiv, das
dies dokumentierte: ein altes Haus steht
vor einer noch nicht fertigen Neubausiedlung. Was aber auf jeden Fall Wandel sichtbar macht, ist die Gegenüberstellung vergleichbarer Aufnahmen von
1957 und 2015. Sucht man sogar den
selben Aufnahmestandort auf, ist der
Wandel unmittelbar an jedem Bildelement im Vergleich ablesbar. Zwar kann
eine Fotografie nur physische Oberflächen abbilden, in der Wahrnehmung der
BetrachterInnen findet dann die Bedeutungszuschreibung statt und man kann
sich vorstellen, was sich alles zwischen
den zwei Zeitschnitten verändert haben
muss. Diese Suchbildmethode, auch
„retake“ genannt, ist alles andere als
langweilig. Trotzdem gibt es neue oder
derartig charakteristische Orte in der
Gegenwart, die einen etwas großzügigeren Vergleich mit Fotografien städtischer Strukturen aus dem Jahr 1957 als
sinnvoll erscheinen lassen, also kein
„retake“ im engeren Sinn sind.
Setzt man Bezugspunkte, in diesem Fall
die Fotografien von 1957, ist es leicht in
der Fülle der Alltagsphänomene zu erkennen, was ähnlich geblieben und was
grundlegend neu ist. Am augenfälligsten sind die Transformation der Industrielandschaft
„ENTDECKT
und die veränderte
IST DAS
BevölkerungsRUHRGEBIET
struktur. Heute
NOCH NICHT.
sind Migration
ES BLEIBT
und InternatioMYTHOS
nalität als Themen
ODER BEGRIFF
allgegenwärtig, repräsentiert durch
UND IST
die Menschen
DOCH
unterschiedlichsHEIMAT,
ter Herkunft.
SO GELIEBT
Anders als Böll
WIE JEDE
interessierte sich
ANDERE
Chargesheimer
damals nicht für
HEIMAT.“
Gastarbeiter.
Heinrich Böll
ARBEITEN.
Kohlenwäschen, Mischanlagen, Waschkauen, Kompressorhallen, Fördertürme – viele dieser Orte sind erhalten
geblieben, haben aber heute ein neues Gesicht. Im
Turm der ehemaligen Zeche Nordstern in Gelsenkirchen
arbeiten heute viele Menschen in modernen Büros. Die
Firmenzentrale des Wohnungsunternehmens Vivawest
verbindet Gestern und Heute – Arbeiten mit Blick auf
den Förderturm von einst.
Ausgabe 03/2015 Metropole Ruhr 9
TITELSTORY
TITELSTORY
Der Katalog „Chargesheimer.
Die Entdeckung des Ruhrgebiets“, hrg. von Heinrich
Theodor Grütter und
Stefanie Grebe, Verlag der
Buchhandlung Walther
König, Köln 2014, ist gerade
in zweiter Auflage erschienen. Die Publikation geht
dabei weit über den Bildband von 1958 hinaus und
zeigt noch nie veröffentlichte Fotos.
„UND DOCH LEBEN
NIRGENDWO IN DEUTSCHLAND
SO VIELE MENSCHEN AUF
SO ENGEM RAUM,
SIND DIE MENSCHEN
NIRGENDWO UNPATHETISCHER,
EINFACHER, HERZLICHER.“
Heinrich Böll
FREIZEIT.
Der Rhein zog schon früher die
Menschen an. Sie saßen beispielsweise im Duisburger Stadtteil
Wanheimerort im Gras und schauten
auf das Stahlwerk in Rheinhausen.
Das Sitzen im Grünen am Wasser
gehört immer noch zu den
beliebten Freizeitbeschäftigungen.
Nur die Kulisse hat sich gewandelt.
Wie hier am Rhein-Herne-Kanal
bei Oberhausen mit Blick auf den
Gasometer. Das 117 Meter hohe
ehemalige Industriegebäude
ist heute bekannt für spektakuläre
Ausstellungen.
10 Metropole Ruhr Ausgabe 03/2015
Heute würde er sich sicher für die aus
allen Ländern kommenden Menschen
interessieren.
Mit Chargesheimers Fotografien – mehr
noch – mit seiner Sichtweise auf das
Ruhrgebiet im Hinterkopf erschließt
sich das Ruhrgebiet ganz neu. Immer
noch ist es unter stadtplanerischen Gesichtspunkten wild, (in farbigen Fotografien) bunt und teilweise „Endlich so
wie überall?“ (Titel der gleichnamigen
Ausstellung des Folkwang Museums,
Katalog Hg. Ute Eskildsen und Ulrich
Borsdorf, 1987), aber genau die sichtbaren Zeichen der Vergangenheit geben
der Region ihr individuelles und unverwechselbares Gesicht.
ZUR AUTORIN :
Die Idee, auf den Spuren Chargesheimers fotografierend zu wandeln, entstand durch
Stefanie Grebes intensive Recherche in seinem
Negativkonvolut und den kuratorischen
Arbeiten zu der Ausstellung im Ruhr Museum:
„Chargesheimer. Die Entdeckung des Ruhrgebiets.“, 2014. Stefanie Grebe leitet das Fotoarchiv des Ruhr Museums.
MENSCHEN.
Die wollen doch nur spielen – gestern wie heute. Die Menschen
in der Metropole Ruhr werden als offen und freundlich bezeichnet.
Heute leben 170 Nationalitäten nebeneinander und miteinander,
insgesamt über fünf Millionen Menschen in 53 Städte und
Kommunen.
Ausgabe 03/2015 Metropole Ruhr 11
LAND & LEUTE
DAS
CRANGER
URGESTEIN
Über vier Millionen Besucher, 500 Schausteller und zehn
Tage voller Freude: das ist die Cranger Kirmes. Einer, der
schon fast zum Inventar des größten Volksfestes NRWs
gehört, ist Wolfgang Lichte. Seitdem er denken kann, steht
der herzliche Wanne-Eickeler hinter der Theke seines
Fischstandes – und hat immer noch nicht genug.
TEXT Ann-Cathrin Loose
ür die Besucher der Cranger Kirmes
gehört das Fischhaus Lichte mittlerweile zur Tradition: Ohne einen Backfisch von dort, verlassen nur wenige
das Gelände. „Wir sind bereits seit mehr
als 100 Jahren auf Crange vertreten“,
erklärt Wolfgang Lichte stolz und zeigt
auf ein gerahmtes Schwarz-Weiß-Bild
seiner Mutter in ihrem ehemaligen
Fischstand. Neben ihr hängt ein Schild
mit der Aufschrift „Fischfi let 50 Pfennig“. „Das muss man sich mal überlegen: 50 Pfennig kostete damals ein
Backfisch, das waren noch Zeiten“,
sagt Lichte lachend.
Bereits mit 17 Jahren übernahm der
heute 65-Jährige das Fischhaus seines
Vaters in Wanne-Eickel – mittlerweile
ist mit seiner Enkeltochter die fünfte
Generation im Unternehmen aktiv. Von
Karneval bis Weihnachten ist die Familie nicht nur im Laden, sondern auch auf
den Festplätzen Nordrhein-Westfalens
vertreten. Dabei stellt die Cranger Kirmes ein besonderes Highlight im Terminkalender dar. „Wir sind schließlich
alteingesessene Wanne-Eickeler“, stellt
der erste Vorsitzende des Herner Schaustellervereins klar. Wenn die Vorbereitungen für die Kirmes losgehen, spürt
er jedes Jahr wieder ein Kribbeln. „Das
wird nie zur Routine.“
13 Fahrgeschäfte speziell für Kinder.
„Crange ist einfach eine Familienkirmes
durch und durch“, bestätigt Lichte.
PROMINENTER BESUCH
Familie Lichte bietet auf der Cranger
Kirmes nicht nur Klassiker an. Im „Gourmetgarten“ serviert sie gehobene Küche
in ruhiger Atmosphäre. Hin und wieder
schaut auch mal ein Prominenter vorbei.
„Vor ein paar Jahren war Rudi Assauer
zu Gast, das hat mein Herz als SchalkeFan natürlich höher schlagen lassen“,
schmunzelt Lichte. Besonders schön
seien auch immer die Begegnungen mit
alten Bekannten. „Sie müssen sich vorstellen: Teilweise bediene ich meine
Kunden, seitdem sie laufen können.“
Nach Feierabend gönnt sich der WanneEickeler oft ein Bier mit seinen Schaustellerkollegen und lässt den Abend entspannt ausklingen. Am nächsten
Morgen heißt es dann wieder: „Oh wie
lecker, oh wie fein, Fisch von Lichte
muss es sein!“
Weitere Informationen unter
www.cranger-kirmes.de
DIE CRANGER KIRMES
Jährlich lockt das größte Volksfest
NRWs rund vier Millionen Besucher
und über 500 Schausteller in den
Herner Stadtteil Crange. In über 50
Fahrgeschäften erleben Besucher
puren Nervenkitzel, für das leibliche
Wohl sorgen zahlreiche Buden. Eine
Besonderheit von Crange: Bereits vor
dem offiziellen Startschuss des Festes
besuchen Hunderte Menschen den
Kirmesplatz, um den Fortschritt der
Arbeiten zu besichtigen. In diesem
Jahr findet die Cranger Kirmes vom
7. bis 16. August bereits zum 580. Mal
statt. Jürgen Drews und die Band
voXXclub sorgen bei der offiziellen
Eröffnungsfeier für Stimmung.
DIE LICHTES LIEBEN
FRISCHEN FISCH
Bei der Cranger Kirmes lässt
die gesamte Familie es sich
nicht nehmen, ihre Köstlichkeiten anzubieten.
BESONDERE MENTALITÄT
Nach all den Jahren weiß Lichte genau,
was die Cranger Kirmes auszeichnet:
„Die besondere Herzlichkeit der Menschen, die hier wohnen“. Nur auf Crange
öffnen Anwohner ihre Hinterhöfe und
laden zum persönlichen Ausschankbetrieb ein. Viele Fortgezogene kommen
zudem extra für „ihre“ Kirmes zurück in
die Heimat. „Eine ehemalige Schulkameradin meines Sohnes reist jedes Jahr mit
ihrem Mann und ihren vier Kindern aus
Washington an.“ Das ist kein Einzelfall,
denn gerade bei Familien ist die Cranger
Kirmes sehr beliebt. 2015 gibt es allein
Ausgabe 03/2015 Metropole Ruhr 13
LAND & LEUTE
ie meist türkischstämmigen Händler an der Weseler
Straße wissen genau, was ihre Kunden wünschen.
In rund 30 Brautmodengeschäften finden Braut
und Bräutigam alles, was zu einer orientalischen
Traumhochzeit gehört. Auch Trauzeugen und
Familienmitglieder sind in den angegliederten Geschäften für Festtagsmode bestens aufgehoben.
Zudem gibt es gleich ein ganzes Dutzend Juweliere
sowie Friseure und Geschäfte mit Einladungskarten
und Hochzeitsaccessoires. Das umfangreiche Hochzeitsangebot in Marxloh hat sich bei jungen Türken
in ganz Deutschland herumgesprochen.
AKTUELLE MODETRENDS
Keine Frage: Das Geschäft mit dem Bund fürs Leben
boomt. Die Kundschaft kommt aus ganz Deutschland – und darüber hinaus. „Zu uns kommen junge
Türken aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich
und der Schweiz. Selbst eine Braut aus Paris hatten
wir schon. Und oft bleibt es nicht beim Brautkleid:
Für den Henna-Abend am Tag vor der Hochzeit muss
ein weiteres Kleid her. Das darf dann gerne etwas
farbenfroher sein“, erklärt Birsen Eroglu-Ercins. Die
studierte Fashion-Designerin kümmert sich im Brautmodenstudio Melisam um die Maßanpassung und
entwirft auf Wunsch auch Kleider in individuellem
Design. „Im Trend sind Brautkleider in A-Linie aus
Satin und Spitze“, weiß die Fachfrau und ergänzt:
„Es kommen auch immer mehr deutsche Bräute.“
STRUKTURWANDEL GEMEISTERT
IN MARXLOH
WERDEN TR ÄUME
WAHR.
Esra Alkaja (rechts)
aus Köln sucht bei
Melisam Brautmoden
nach ihrem Hochzeitskleid. Verkäuferin
Gülur Aran hilft bei
der Modellauswahl.
ERFOLGSMODELL
MEILE
Rund um die Weseler Straße im Duisburger Stadtteil Marxloh
werden Träume wahr – Hochzeitsträume. Der Stadtteil im Duisburger Norden
ist ein Einkaufsparadies für türkische Hochzeitsgesellschaften und weit
über das Ruhrgebiet hinaus bekannt.
TEXT Heike Reinhold
14 Metropole Ruhr Ausgabe 03/2015
ALLES RUND UM
DIE HOCHZEIT.
Zur Vermählung gehört weit mehr als
das Ja-Wort. Anna
Riepe wählt ein Kleid
für den Henna-Abend
aus. Designerin Birsen
Eroglu-Ercins passt den
leuchtenden Mädchentraum an (Bild oben).
Bei Sifa Kuruyemis
wählt Anna ein Figurenpaar als Aufsatz
für die Hochzeitstorte
aus (Bild darunter).
Zu guter Letzt hilft ihr
U. Alegöz vom Juwelier & Trauringstudio
Alegöz bei der Auswahl
des passenden Brautschmucks (Foto rechts).
Tugce Aktas ist
an diesem Morgen mit
ihrer Schwester Nazlihan
aus Hamburg nach Duisburg gereist: „Wir sind bereits um 6.30 Uhr losgefahren und werden heute
Abend wieder zurück in
Hamburg sein“, erklärt
die 26-Jährige. Und es ist nicht ihr erster Besuch in
Marxloh: Vor Wochen war sie bereits auf der Hochzeitsmeile, um ein Brautkleid auszusuchen. Jetzt
folgt die erste Anprobe, kleine Maßanfertigungen
werden besprochen. Da die Hochzeit erst im November stattfindet, bleibt noch jede Menge Zeit für
die Umsetzung individueller Brautwünsche. Auf
die Frage, ob die Hansestadt denn keine entsprechenden Brautläden zu bieten habe, erklärt Tugce:
„Eine derart große Auswahl wie hier gibt es in Hamburg nicht. Da ist wirklich für jeden das Passende
dabei.“ Auch Esra Alkaja aus Köln weiß das vielfältige Angebot in Marxloh zu schätzen. „Hier ist alles
schön dicht beieinander und man muss nicht durch
die halbe Stadt, um von einem Laden in den nächsten zu kommen“, sagt die 26-Jährige, die im September den Bund fürs Leben schließt. Wie ist sie auf die
Idee gekommen, in Marxloh nach ihrem Brautkleid
zu suchen? „Das weiß man einfach!“
Vom Marxloher Hochzeitsboom profitiert der ganze
Stadtteil. „Die Vorbereitung einer Hochzeit ist ein
Happening für die ganze Familie. Die Brautleute reisen oft von weit her mit ihren Verwandten an und
nehmen sich ein ganzes Wochenende Zeit. Sie essen
in der örtlichen Gastronomie und bleiben nicht selten
über Nacht“, weiß Ilhan Güles vom TIAD – Verein
türkischstämmiger Geschäftsleute in Duisburg und
Umgebung e.V.. Doch das war nicht immer so. In den
1990er-Jahren noch bestimmten Leerstände das Bild
an der Weseler Straße, bevor 2005 und 2006 immer
mehr Brautläden ihre Pforten öffneten. Dann wurden
auch die Stadt Duisburg und das Land NRW auf den
Trend im Norden aufmerksam. „Die Europäische
Union unterstützte im Rahmen des Ziel-2-Programms
,Soziale Stadt‘ von 2009 bis 2012 den Ausbau der Hochzeitsmeile. Der Bedarf an Hochzeitsbekleidung für
türkischstämmige Paare war groß, Investitionen in
den Standort sinnvoll“, so der Sozialwissenschaftler,
der den Auf- und Ausbau der Cluster-Initiative „Brautund Abendmode“ in Marxloh in der Endphases des
Projektes bis 2012 geleitet hat. Heute scheint der
Stadtteil den Strukturwandel erfolgreich gemeistert
zu haben. Ilhan Güles: „Gut 75 Prozent der Geschäfte
würde ich als gefestigt bezeichnen. Die ansässigen
Händler haben gute
Kontakte zu Produzenten in der Türkei aufgebaut und halten sich
bereits seit Jahren erfolgreich am Standort.
Das sind gute Zukunftsaussichten für
Marxloh.“
TERMINE
Termine und Events
IN DER METROPOLE RUHR
REISEANGEBOTE
Mehr Infos:
www.metropoleruhr.de
www.kir.metropoleruhr.de
CHINA 8 – ACHT STÄDTE, NEUN MUSEEN,
RUND 120 KÜNSTLER UND 500 WERKE
Entdecken Sie, was im Ruhrgebiet los ist! In unserem Kalender
finden Sie neben einer bunten Mischung aus Freizeit-, Sportund Businessterminen auch die breite Palette an Kulturveranstaltungen in der Region.
2. bis 5.7.15
30. Bochum Total
Größtes Open-Air-Musikfestival Europas.
70 Bands auf vier Bühnen! Newcomer
von Morgen und aktuelle Stars der
Musikszene. Fon: 0234.588-3838.
www.bochumtotal.de
CHINA 8 ist die bislang größte museale Schau zeitgenössischer
Kunst aus China. Neun Museen aus Düsseldorf, Duisburg, Essen,
Gelsenkirchen, Hagen, Marl, Mülheim an der Ruhr und Recklinghausen haben sich zu diesem außergewöhnlichen Projekt
zusammengefunden.
ab 159,- Euro
2 x Ü/F
1 x Kombiticket CHINA 8
1 x 3-Gang Menü im Hotel
Welcome Drink
CHINA 8 Ausstellungsguide
Reisepreissicherungsschein
Reisezeitraum: 22.5.2015 – 13.9.2015
Mehr Infos: www.ruhr-tourismus.de/China8
Klavier-Festival Ruhr
„Der Nordische Ton“ sowie Klavierwerke von Alexander Skrjabin bilden
in diesem Jahr die Akzente des Festivals.
Außerdem wird der 150. Geburtstag
von Jean Sibelius gefeiert und es gibt
eine Hommage an den Norweger
Edvard Grieg. Fon 01806.500803*.
www.klavierfestival.de
20.6.15
ExtraSchicht
Die Metropole Ruhr feiert durch: von
18 Uhr bis 2 Uhr morgens gibt’s ca. 200
spektakulär inszenierte Events an über
50 Spielorten der Industriekultur.
Fon 01806.181650*.
www.extraschicht.de
16 Metropole Ruhr Ausgabe 03/2015
Bis 11.10.15
RuhrHochdeutsch
Beim Treffen der Kabarett- und ComedySzene wird RuhrHochdeutsch gepflegt.
Fon: 0231.142525.
www.ruhrhochdeutsch.de
21.6.15
NRW-Gala
Internationales Leichtathletik Meeting
und NRW-Meisterschaften im Bottroper
Jahnstadion. Fon 02041.760860.
www.nrw-gala-bottrop.de
19. bis 21.6.15
24. bis 25.7.15
Traumzeit Festival 2015
Hochkarätig besetztes Weltmusik-, Popund Rockfestival im Landschaftspark
Duisburg-Nord. Fon: 0203.285440.
www.traumzeit-festival.de
1. bis 5.7.15
FULL SPIN - Internationales
Physical Theatre Festival
Einzige internationale Plattform für
physisches Theater in Deutschland.
Ensembles aus Deutschland, Großbritannien, Argentinien, der Schweiz und
Benelux. Fon 0201.8378424.
www.folkwang-uni.de
20. Juicy Beats Dortmund
* (0,20 Euro/pro Anruf aus dem deutschen Festnetz; Mobilfunkpreise max. 0,60 Euro/pro Anruf.)
Bis 4.7.15
Das größte Festival für elektronische und
artverwandte Musik im Ruhrgebiet. In
diesem Jahr wird das Festival wegen seines 20-jährigen Jubiläums erstmals über
zwei Tage im grünen Dortmunder Westfalenpark stattfinden. Fon 0231.7282429.
www.juicybeats.net
14.8. bis 26.9.15
Ruhrtriennale
Bedeutendstes internationales Fest
der Künste im Ruhrgebiet an Orten der
Industriekultur. Im ersten Jahr unter
der Leitung von Johan Simon.
Fon 0221.280210.
www.ruhrtriennale.de
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FREIZEIT & REISE
Freizeit- &
Reisetipps
HALDEN-HÜGELHOPPING
Romantische RuhrtalBahn
Wenn Sie an die romantischsten
Zugstrecken der Welt denken,
welche fallen Ihnen ein? Der
Orient-Express? Die Transsibirische Eisenbahn? Das sind die
Klassiker. Ein wahres Kleinod für
Schienenfans ist die touristische
RuhrtalBahn: Die landschaftlichen Reize, die historische
Bedeutung für den industriellen
Aufschwung der Region und
zahlreiche Sehenswürdigkeiten
entlang der Gleise machen die
Fahrt zu einem Erlebnis.
TEXT Patrick Torma
E
isenbahnfreunde irren nicht:
2011 wählten die Zuschauer der
SWR-Sendung „Eisenbahn-Romantik“ die RuhrtalBahn auf
Platz 16 der Hitliste der weltweit romantischsten Zugstrecken. 80 Kilometer
Ruhrgebiet in einem Atemzug mit den
legendären Schienenrouten, die nicht
nur Kennerherzen höher schlagen lassen. Eine Empfehlung von Fans, für Fans
ist nicht nur beste Werbung, sondern
eine Auszeichnung für all diejenigen,
die sich für den Erhalt der Schienenkultur stark machen.
18 Metropole Ruhr Ausgabe 03/2015
In den Jahren 1870 bis 1876 erbaut, diente
die Verbindung vor allem der Kohleabfuhr
zum Ruhrorter Hafen. Mit dem Niedergang der Steinkohleindustrie im Revier
verlor die Strecke jedoch an Bedeutung:
Heute wird die RuhrtalBahn nur noch
teilweise vom Schienenverkehr befahren.
Einzelne Abschnitte und Haltepunkte
wirken verwunschen, als lägen sie in
einem tiefen Dornröschenschlaf.
ZWISCHEN INDUSTRIEKULTUR
UND STRUKTURWANDEL
Die Museumszüge der RuhrtalBahn
küssen die vergessenen Orte zwischen
Bochum-Dahlhausen und Hagen wieder
wach: In der Saison von Mai bis Oktober
rollen imposante Dampflokomotiven
und nostalgische Schienenbusse durch
das mittlere Ruhrtal. Sie entführen die
Fahrgäste zurück in die Blütezeit der
Ruhrindustrie, deren kerniger Charme
bis heute das Bild der Metropolregion
prägt, vorbei an bedeutenden Förderund Produktionsstätten wie die Zeche
Nachtigall in Bommern oder die Henrichshütte in Hattingen.
Die Industriekultur ist auf diesen 37 Kilometern allgegenwärtig – und doch ist
eine Fahrt mit der RuhrtalBahn bestens
geeignet, um mit den Klischees
vom grauen Kohlenpott aufzuräumen.
Zeichen des Strukturwandels und abwechslungsreiche Natur säumen den
Streckenrand: Wälder und Wiesen, satte
Ruhrauen, Landmarken wie die Wasserburg Kemnade oder die Ruine Hardenstein – an jeder Station lohnt sich der
Ausstieg. Rad- und Wanderwege laden
ein, die weitere Umgebung zu erkunden.
Die RuhrtalBahn bietet mehr als nur
Nostalgie, sie zeigt die Vielfalt der
Region. Ideal für Eisenbahnfreunde aus
Nah und Fern – aber auch für alle
„Eingeborenen“, die ihre Heimat neu
entdecken möchten.
Nähere Informationen und
Abfahrtszeiten unter
www.ruhrtalbahn.de
RUHRTALBAHN
Seit 2005 lädt die RuhrtalBahn zur
Entdeckungsreise ein, der Regionalverband
Ruhr (RVR) sorgt mit den eigens gegründeten
Infrastrukturunternehmen TouristikEisenbahnRuhrgebiet (TER) für den Unterhalt
jener Strecke, die allein vom Museumsverkehr befahren wird.
STARLIGHT EXPRESS
SOMMERANGEBOT
Seit 27 Jahren begeistert das Musical STARLIGHT EXPRESS mit
großen Gefühlen und der wohl rasantesten Liebesgeschichte aller
Zeiten. Über 15 Millionen Menschen stiegen schon ein – in den
Erfolgszug, der im Bochumer Musicaltheater seine Runden dreht.
Das FAMILY & FRIENDS Angebot bietet Besuchern vom 6. Juni
bis 9. September 2015 die Möglichkeit,
zusammen mit Freunden und Familie
besonders günstig durch die faszinierende Welt von STARLIGHT EXPRESS zu
reisen. Schon ab 99 Euro können vier
Freunde oder fünf Familienmitglieder
(mindestens zwei Kinder bis einschließlich 14 Jahre) STARLIGHT EXPRESS gemeinsam genießen. Damit sparen Gruppen bis
zu 178 Euro gegenüber dem Normalpreis!
www.ruhr-tourismus.de/starlight
Per pedes von Halde zu Halde und dabei viel Wissenswertes über die Entstehung und Geschichte der Halden im Ruhrgebiet erfahren – das ist Halden-HügelHopping. Seit 8. Mai lässt sich die einzigartige
Haldenlandschaft der Metropole Ruhr erwandern.
Wahlweise können Besucher dabei mit einem Guide
oder einer digitalen App auf Erkundungstour gehen.
Das gesamte Wegenetz umfasst zwölf Themenrouten
auf insgesamt 186 Kilometern Länge. Die einzelnen
Thementouren sind zwischen sieben und 19 Kilometer
lang und verfügen über 150 Erzählstationen.
www.halden-huegel-hopping.de
ALS WIKINGER
ÜBER DIE RUHR
Von Juni bis August erhalten RUHR.TOPCARD-Inhaber 50 Prozent Rabatt, um auf dem 12 Meter langen
Wikingerschiff „MüWi“ das Ruhrtal zwischen Mülheim a.d.R. und Kettwig zu erobern. Die Teilnehmer
erwartet zwei Stunden Spaß und Unterhaltung
unter der Anleitung eines erfahrenen Bootsführers.
www.ruhrtopcard.de
KULINARISCHE MEILEN
In den Sommermonaten verwandeln sich zahlreiche Innenstädte
im Ruhrgebiet in kulinarische Meilen – den gastronomischen
„Open-Air-Restaurants“. An fast jedem Wochenende treffen sich
die Spitzenköche in einer der Städte, um Genießer zu verwöhnen.
Darüber hinaus stellen einige spezielle Themen-Events wie das
Matjesfest in Duisburg oder das Pannekaukenfest in Schwerte
besondere Gerichte in den Mittelpunkt des Festivals.
www.ruhr-tourismus.de/Gourmetfestivals
Ausgabe 03/2015 Metropole Ruhr 19
KULTUR
um Auftakt im Museum
Folkwang waren auch viele
chinesische Künstler vor Ort,
die meisten erstmals in Europa.
Darunter Li Wieyi, Mitglied des Künstlerkollektivs Ma Daha, das ein schrillbuntes Entree zur Essener Ausstellung
kreierte: eine über Boden, Wände und
Decke tapezierte Collage aus Bild- und
Videofundstücken aus sozialen Netzwerken. Dada-Pop-Art auf Chinesisch.
„Wir versuchen auszutesten, wo die
Grenzen sind“, beschreibt Li Wieyi ihre
Kunstform, die vorsichtig die chinesische Internet-Zensur umspielt.
Dass sie und ihre Künstlerkollegen nun in
neun großen Museen an Rhein und Ruhr
ausstellen können, verdanken sie einer
Initiative von Walter Smerling, Direktor
des MKM Museums Küppersmühle und
versierter Chinakunst-Kenner, der nun
zusammen mit den Museumsdirektoren
aus Essen und Recklinghausen, Tobia
Bezzola und Ferdinand Ulrich, die künstlerische Gesamtverantwortung für das
Mega-Projekt trägt. Im Vorbereitungszeitraum von nur 1,5 Jahren tourten sie
durch Chinas angesagtesten Galerien
und Museen und über 200 Ateliers, um
eine Vorauswahl zu treffen. „Maßgeblich
war allein die künstlerische Qualität“,
betont Smerling. Alle Wunschkünstler
seien genehmigt worden. Und so sind
viele nun hier und haben aktuelle
Werke mitgebracht.
an RHEIN
und RUHR
Das gab es deutschlandweit so noch
nie: chinesische
Gegenwartskunst
en gros! 500 Werke
von 120 Künstlern
in 9 Museen in 8
Städten an Rhein
und Ruhr. Die 8 ist
die chinesische
Glückszahl. Also
„Glück auf!“ für
Entdeckungstouren
durch Museen der
Metropole Ruhr.
TEXT Claudia Heinrich
Chinesische Kunst dieser Art ist per se
aktuell. Erst seit rund drei Jahrzehnten,
nach dem Ende der Kulturrevolution, entwickelte sie sich parallel zum wirtschaftlichen Strukturwandel – in ähnlich atemberaubendem Galopp. Mittlerweile
haben junge Künstler ihre eigene Sprache
entwickelt. DIE chinesische Gegenwartskunst gibt es nicht, das offenbart sich
schon in der Folkwang-Fotoschau. Die
Künstler agieren als Individuen mit
ganz persönlichen Intentionen, Themen
und Techniken.
Jedes der beteiligten China-8-Museen
hat einen Schwerpunkt gesetzt – gemäß
dem eigenen Ausstellungsprofil: Essen
hat sich auf Fotografie kapriziert, in all
YANG YONGLIANG
Rising Mist, 2014 Video, 7 min, 23 sec, © Yang Yongliang
WANG QINGSONG
Temple, 2013 C-Print 180 x 300 cm, © Wang Qingsong
ihren Facetten: von konzeptionellen
Ansätzen, u. a. einer selbsttätigen Kamera im Anxi-Windkanal (Zhuang Hui),
über surreal kolorierte Industriearchitekturen (Liang Weizhou), Kindheitserinnerungen vom Lande (Du Yanfang),
vitale Stadtszenerien (Alfred Ko) und
Blümchenbilder (Wang Youshen) bis
hin zu subtil-ironischer Kritik mit grob
verpixeltem Mao-Porträt (Mo Yi).
Skulpturen gibt es im Duisburger Lehmbruck Museum – Xu Bings „Tigerfell“-Bodenarbeit aus 600.000 Zigaretten ist eine
Wucht! –, etablierte Malerei im MKM
Duisburg, z. B. Fotobilder von Zhang Huan
aus geweihter Asche, junge Malerei in der
Kunsthalle Recklinghausen, faszinierende
Hightech-Video- und Soundarbeiten in
Marl, u. a. drei Werke des chinesischen
Videopioniers Zhang Peili, Tuschzeichnung und Kalligrafie in Gelsenkirchen,
darunter poetische Wand-Mind-Maps
von Qiu Zhijie, Installationen („Modelle
der Irritation“) in Mülheim und auch in
Hagen, wo man sich nach OsthausTradition für angewandten Kunstformen öffnet und etwa Yin Xiuzhens eingekofferte „Portable Cities“ aus
getragenen Kleidungsstücken zeigt.
Wer einen Überblick gewinnen möchte,
startet am besten im Düsseldorfer
NRW-Forum. In der „Appetizer“-Schau
geben 36 der 120 Künstler je eine Kostprobe ihres Schaffens. Was hier nur angerissen wird, kann sich an den einzelnen Orten anschaulicher entfalten.
Apropos entfalten: Der Hongkonger
Leung Chi Woun installierte im NRWForum einen kleinen Schalter mit der
Aufschrift „press button“. Wer draufdrückt, erlebt eine umwerfende Überraschung … Und wer sich auf die Grand Tour
begibt, verspricht Walter Smerling, genießt ein Erlebnis im Doppelpack: „die
Vielfalt chinesischer Kunst und zugleich
die museale Dichte der Metropole Ruhr“.
Weitere Informationen unter
www.china8.de
CHINA 8
bis 13. September 2015
(NRW-Forum: bis 30. August 2015)
Das Kombiticket (18 Euro/10 Euro) berechtigt
zum einmaligen Besuch in allen teilnehmenden Museen und – wie das Einzelticket –
zur kostenfreien Nutzung des Bus-Shuttles
zwischen den Museen an Wochenenden
(Fahrplan als Download)
Katalog: 39,00 Euro in den Museen,
49,80 Euro im Buchhandel
Ausgabe 03/2015 Metropole Ruhr 21
KULTUR
ExtraSchicht
EINE NACHT, DIE BEWEGT
Einen lauen Sommerabend
wünscht sich Frank Lamfried für
den 20. Juni. An diesem Tag feiert
er Jubiläum. Bei Eheleuten gilt
der 15. Jahrestag als Kristallhochzeit. Man hat gute und schlechte
Zeiten miteinander erlebt, hat
sich verändert, ist reifer geworden. Für Frank Lamfried ist es
ein berufliches Jubiläum: 15 Jahre
ExtraSchicht! Als Projektleiter
für den Nordsternpark ist er von
Anfang an dabei.
TEXT Jochen Schlutius
W
enn ich heute
an die erste
ExtraSchicht
2001 zurückdenke, muss ich
darüber schmunzeln, wie viel kleiner
und improvisierter damals alles war“,
schwelgt Frank Lamfried in Erinnerungen. „Wir wussten ja gar nicht, was da
auf uns zukommt. Der Busshuttle ist
damals komplett zusammengebrochen, denn niemand hatte damit gerechnet, dass ein Fest der Industriekultur so viele Menschen anziehen wird.“
2001, kurz nach der Internationalen
Bauausstellung IBA Emscher Park,
waren viele der heutigen Industriedenkmäler für Besucher noch Neuland.
Es waren verbotene Orte, die man nicht
betreten durfte. Die ExtraSchicht wurde
zum Wegweiser für ihre Besucher und
ermöglichte neue, faszinierende Einblicke in diese unbekannte Welt. Aus Ruinen wurden Denkmäler und die Nacht
der Industriekultur wurde mit jedem
Jahr etwas größer, etwas bekannter
und bekam für Viele sogar Kultstatus.
Frank Lamfried sorgt im Gelsenkirchener Nordsternpark dafür, dass dieser
Kultstatus weiter wächst. Er koordiniert das Programm, alle Künstler, alle
Mitarbeiter und das nicht nur in der
eigentlichen Nacht. Die Vorbereitung
der Nacht der Industriekultur ist mittlerweile ein Ganzjahresjob geworden.
TIPPS
„Wie im Fußball: nach der ExtraSchicht ist vor der ExtraSchicht!
Schon im Spätsommer geht es los
mit der Planung, das Frühjahr ist
dann die stressigste Zeit.“ Aus dem
kleinen Fest der Industriekultur ist
ein Mega-Event geworden, mit allem
was dazu gehört – ein ins kleinste
Detail durchdachtes Sicherheitskonzept inklusive. Die letzten Tage vor
dem Großevent sind dann geprägt
vom ständigen Blick auf alle Wetterberichte, die Lamfried ergattern
kann. Das Wetter ist bei der ExtraSchicht ein fast schon entscheidender Erfolgsfaktor. „2005 war damals
so ein Abend, an dem die Schleusen
im Himmel komplett geöffnet wurden. Wir hatten eine Open-Air-Kinonacht organisiert, mit beeindruckenden Filmen wie „Jede Menge Kohle“
von Adolph Winkelmann. Es schüttete aus Eimern und wir konnten am
Ende jeden einzelnen Besucher persönlich mit Handschlag begrüßen –
ein wahres Fiasko!“
Die Nacht der Industriekultur verbindet die Region. Sie verbindet die Industriedenkmäler, sie verbindet die
Städte der Metropole Ruhr. Und natürlich verbindet sie auch die Menschen im Ruhrgebiet. Einige sogar
ganz persönlich. Stefanie Hester und
Andreas Illmer saßen 2012 im Shuttlebus nebeneinander. Beide fuhren
vom Hösch-Museum in Dortmund
zur DAB-Brauerei und kamen sich
irgendwie bekannt vor. „Die Augen
waren es, die ich gleich wiedererkannt habe“, schwärmt Andreas
Illmer noch heute. Beide erinnerten
sich an eine Kostümparty bei Freunden anderthalb Jahre zuvor. Sie
kamen erneut ins Gespräch, teilten
ihre Begeisterung über die Nacht der
Industriekultur und lernten sich kennen – und lieben. Die ExtraSchicht
wurde zum Jahrestag der Beziehung.
„Es ist schon toll, dass das Ruhrgebiet
unseren Jahrestag immer wieder mit
Feuerwerk und Showprogramm
feiert“, freut sich Stefanie Hester mit
einem Augenzwinkern.
LIVE-SENDUNG
ZUM JUBILÄUM
Mit dem Shuttlebus von Spielort zu
Spielort zu fahren, das hat Frank
Lamfried bisher nur einmal geschafft. 2004 hatte er frei und konnte
ganz privat auf ExtraSchicht gehen.
Es zog ihn zur Henrichshütte, er ist
mit der RuhrtalBahn gefahren und
durch den Innenhafen und den Landschaftspark Duisburg-Nord geschlendert. „In all den anderen Jahren war
ich immer für den Spielort in Gelsenkirchen tätig und konnte natürlich
nicht weg.“ Die 15. ExtraSchicht wird
für Lamfried die letzte sein, bei der er
aktiv für das Programm verantwortlich ist. „2016 kann ich dann endlich
wieder privat zur ExtraSchicht und als
normaler Besucher die Region erkunden.“ Wohin es ihn ziehen wird, hängt
dann vom Programm der Anderen ab.
Nur eins steht schon jetzt fest: Das Abschlussevent gegen Mitternacht wird
er sich im Nordsternpark anschauen.
Das muss einfach so sein, das ist Tradition, das ist und bleibt sein Spielort.
15 Jahre ExtraSchicht, da gibt es viele
Geschichten zu erzählen. Als großes
Geburtstagsgeschenk schaltet der
WDR eine Live-Sendung. Mehrere
Spielorte widmen dem Jubiläum Sonderausstellungen. Der wortgewandte
Künstler Sebastian 23 wird zusammen mit seinen Kollegen die Geschichten der ExtraSchicht beim Poetry Slam auf seine ganz eigene Art in
der Jahrhunderthalle Bochum erzählen. Ein ganz besonderes Jahr war
2010, als die Nacht der Industriekultur zum großen Sommerfest der
Kulturhauptstadt wurde. Bis heute
leuchten zur ExtraSchicht im Nordsternpark die gelben Ballone von
Schachtzeichen. Fast jeder bleibt
unter ihnen stehen, ist begeistert, lächelt und denkt zurück an die Woche
der Schachtzeichen, aber auch an die
Ära der Kohlezechen.
TIPP FÜR ERSTBESUCHER:
(von Frank Lamfried) Nicht mehr als drei
Spielorte besuchen! Die Großen sind beindruckend und bieten ein professionelles
Programm, die kleinen sind experimentierfreudiger. Die Mischung aus beidem macht
die ExtraSchicht aus.
TIPP FÜR DEN PERFEKTEN ABEND:
(von Stefanie Hester und Andreas Illmer)
Es ist wichtig, dass man sich Zeit nimmt und
sich auf einen Spielort richtig einlässt. Am
besten ist man natürlich mit den Shuttlebussen unterwegs. Auch wenn man nicht
immer die große Liebe findet, man spart
sich die Parkplatzsuche,
lernt nette
Menschen
kennen und
wird bei den
ExtraFahrten
sogar noch
bestens
unterhalten.
EXTRASCHICHT
EIN TICKET FÜR EINE NACHT
freier Eintritt zu allen Spielorten und
Veranstaltungen
die Nutzung der Shuttlebusse zwischen
allen Spielorten
freie Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln im VRR am Veranstaltungstag
ganztägig bis um 7 Uhr am Folgetag
TICKETPREISE
Vorverkauf bis zum 19. Juni 2015:
Einzelticket: 17,- Euro; 4-Personen-Ticket:
58,- Euro; Tickets RUHR.TOPCARD: 8,50 Euro
(Nur an bestimmten VVK-Stellen)
Tageskasse am 20. Juni 2015:
Einzelticket: 20,- Euro
Info-/Tickethotline: +49 1806.181650
(Euro 0,20/pro Anruf aus dem deutschen Festnetz; Mobilfunkpreise max. Euro 0,60/pro
Anruf.)
Ausgabe 03/2015 Metropole Ruhr 23
KULTUR
Kulturtipps
WERDENDES RUHRGEBIET –
SPÄTANTIKE UND FRÜHMITTELALTER
AN RHEIN UND RUHR
Bis 23.8.15, ESSEN
Das Ruhr Museum nimmt seine Besucher mit
auf eine Reise in die Vergangenheit und präsentiert die Ausstellung „Werdendes Ruhrgebiet – Spätantike und Frühmittelalter an Rhein
und Ruhr“. Gezeigt werden rund 500 Exponate aus
dem 3. bis 11. Jahrhundert: darunter kunst- und kulturhistorisch bedeutende Objekte, archäologische Funde und kostbare Handschriften.
So erfährt man, welche Lebensbedingungen, Konflikte und religiösen
Vorstellungen die Grenzregion zwischen Römern, Germanen, Franken
und Sachsen vor über tausend Jahren prägten. Ruhr Museum.
Fon 0201.24681-444.
www.ruhrmuseum.de
FEMINISMEN
Sol LeWitt – Walldrawing
Bis 30.8.15, Bottrop
Sol LeWitt legte die Fundamente seines künstlerischen
Konzepts um 1960. Ein wichtiger Orientierungspunkt war
ihm damals auch das Werk von Josef Albers. Nicht nur
die Lehre von der Eigendynamik der Farbe, auch die Idee
der Serialität als Motor ihrer weit ausgreifenden Arbeitsfolgen verbindet beide Künstler. An die Stelle des Einzelwerks tritt so die Vorstellung einer tendenziell unabschließbaren Perspektivität. Josef Albers Museum, Quadrat
Bottrop. Fon 02041.29716.
www.quadrat-bottrop.de
DAUERNDE, NICHT
ENDGÜLTIGE FORM
29.6. bis 23.8.15, ESSEN
Hier können Besucher die Entwicklung von der
Industrieform zum „Red Dot“ erleben. In der
Ausstellung werden aktuelle und historische Exponate vereint und Highlights vergangener Präsentationen rekonstruiert.
Neben Plakaten und Fotografien aus
60 Jahren Designgeschichte werden
zudem persönliche Erlebnisse von
Zeitzeugen dokumentiert. Eine
gemeinsame Ausstellung von
Ruhr Museum und Red Dot Design
Museum.
Fon 0201.30104-60.
www.red-dot-design-museum.de
www.ruhrmuseum.de
Termine und Events in der Metropole Ruhr
Entdecken Sie, was im Ruhrgebiet los ist!
www.metropoleruhr.de und
www.kir.metropoleruhr.de
24 Metropole Ruhr Ausgabe 03/2015
Bis 20.12.15, Gelsenkirchen
Der Neue Berliner Kunstverein bespielt
seit 2012 das Nordstern Videokunstzentrum im denkmalgeschützten Nordsternturm in Gelsenkirchen. Die Ausstellung
Feminismen präsentiert internationale
feministische und postfeministische
Videoarbeiten aus den 1970er Jahren bis
Heute. Arbeiten von Marina Abramovi,
Lynda Benglis, Ursula Biemann, Anna Dau
íková, Ay e Erkmen, VALIE EXPORT, Hermine
Freed, Monika Funke Stern, Mathilde ter
Heijne, Mwangi Hutter, Sanja Ivekovi ,
Shigeko Kubota, Maria Lassnig, Ulrike
Ottinger, Friederike Pezold, Lydia Schouten,
Ilene Segalove, Hito Steyerl, Marlene
Streeruwitz, Pipilotti Rist, Ulrike Rosenbach. Nordsternturm.
Fon 0209.35979240.
www.nordsternturm.de
REISEANGEBOTE
RICHARD WAGNER –
DAS RHEINGOLD
GREEN CITY.
GEFORMTE LANDSCHAFT –
VERNETZTE NATUR. DAS
RUHRGEBIET IN DER KUNST
Bis 13.9.15, OBERHAUSEN
Straßen, Wasserwege, Bahntrassen, Luftlinien und
Freilandleitungen gliedern, verbinden und sind die
zentralen Gestaltungsmerkmale des Ruhrgebiets.
Die Ausstellung visualisiert die ungewöhnliche und
komplex vernetzte Landschaft der Ruhr-Region durch
den künstlerischen Blick. Arbeiten von Joachim Brohm,
Günter Dohr, Lutz Fritsch, Werner Graeff, Werner
Hannappel, Martin Kaltwasser, Mischa Kuball, Maik
und Dirk Löbbert, Simone Nieweg, Thomas Rehberger,
Dirk Reinartz, Richard Serra u.a. LudwigGalerie Schloss
Oberhausen. Fon 0208.4124911.
www.ludwiggalerie.de
Erleben Sie eines der Highlights der kommenden Ruhrtriennale mit einer Aufführung
von Richard Wagners „Das Rheingold“.
Stimmen Sie sich bei einer exklusiven Katakombenführung durch die Jahrhunderthalle
Bochum schon vorab auf die Aufführung ein
und genießen Sie ein entspanntes Wochenende im Renaissance Bochum Hotel.
Ab 129,- Euro p.P. im DZ
1 x Ü/F
Eintrittskarte Richard Wagner,
Das Rheingold
NOMANSLANDING
15.8. bis 13.9.15, Duisburg
Urbane Künste Ruhr schaffen mit ihrem Beitrag zur Ruhrtriennale im ehemaligen Eisenbahnhafen von Duisburg-Ruhrort einen besonderen Begegnungsort: Nomanslanding ist
ein internationales Projekt von fünf renommierten Künstlerinnen und Künstlern: Andre
Dekker, Jennifer Turpin, Nigel Helyer, Graham Eatough und Robyn Backen.
www.urbanekuensteruhr.de
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Energie
wird
Abiturfach.
Exklusive Katakombenführung in der
Jahrhunderthalle Bochum
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Auf Wunsch: Verlängerungsnacht
Mehr Infos: www.ruhr-tourismus.de/
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Heute kaum vorstellbar, morgen normal?
Die Energiewelt ändert sich und mit ihr unsere Gesellschaft.
Bildung, Innovationen und Akzeptanz machen aus den
Herausforderungen von heute die Chancen von morgen.
Gemeinsam mit unseren Partnern sind wir die Plattform
für den Dialog und neue Lösungen.
rwestiftung.com
facebook.com/rwestiftung
Ausgabe 03/2015 Metropole Ruhr 25
WIRTSCHAFT
Bienvenue!
Merhaba! NI HAO!
Die Metropole Ruhr wirbt verstärkt um ausländische Fachkräfte. Potenzielle Neubürger können sich
auf der Internetseite „welcome.ruhr“ bereits in allen erdenklichen Alltagsfragen beraten lassen. Der
Einstieg in das neue Lebensumfeld soll so erleichtert werden. Drei ehrenamtliche Guides berichten
von ihren eigenen Erfahrungen in einem damals für sie fremden Land.
TEXT Felix Rentzsch
W
ährend des Landeanflugs auf
Frankfurt war
Ribhi Yousef
noch zuversichtlich. Drei Monate lang hatte er Deutsch
gelernt und sich Sätze überlegt, die er
vermutlich in den ersten Stunden auf
fremden Boden brauchen könnte. Doch
schon am Taxistand ging es mit den
Verständigungsproblemen los. Auch auf
dem Bahnsteig fand sich der junge
Chemiestudent nicht zurecht. „Mein
erster Eindruck war nicht sehr gut. Die
Menschen waren hektisch. Ich habe
eine gewisse Hilfestellung vermisst“,
berichtet Yousef 35
Jahre später. Der
heute 57-jährige
Palästinenser
berät inzwischen ganz
offiziell Fachkräfte, die im
Ruhrgebiet
eine neue Heimat
suchen. Mit dem Projekt
„welcome.ruhr“ wollen Kommunen und
regionale Akteure, darunter der Regionalverband Ruhr (RVR) und seine Tochtergesellschaft Wirtschaftsförderung
metropoleruhr, die Willkommenskultur
im Revier stärken. Gleichzeitig soll die
Region attraktiver für qualifizierte
Zuwanderer werden. Mitte April wurde
26 Metropole Ruhr Ausgabe 03/2015
ein kostenfreies Internetportal gestartet, dessen Kernelement zehn Guides
sind. Ribhi Yousef ist einer von ihnen.
Karola Geiß-Netthöfel, RVR-Regionaldirektorin, betont: „welcome.ruhr
knüpft an die Einwanderungsgeschichte
des Ruhrgebietes an. Heute haben bereits mehr als acht Prozent aller Erwerbstätigen im Ruhrgebiet ausländische Wurzeln. Die Metropole Ruhr ist stolz auf ihre
kulturelle Vielfalt – und heißt alle willkommen, die hier mit anpacken wollen.“
Rasmus C. Beck, Chef der für das
Projekt verantwortlichen Wirtschaftsförderung metropoleruhr, führt weiter
aus: „Die Unternehmen im Ruhrgebiet
suchen nach qualifizierten Fachkräften.
Die Entscheidung für einen Umzug in
ein anderes Land hängt aber bei weitem
Mehr Infos:
www.welcome.ruhr
www.facebook.com/
welcome.ruhr
WIRTSCHAFT
nicht nur von der Bezahlung und der
Aussicht auf einen Firmenwagen ab.“
Ein Standort müsse seiner Ansicht nach
vor allem auch ein attraktiver Ort zum
Leben sein. „Mit unserem Internetportal haben wir erstmals alle relevanten Informationen für
Neubürger unter einem
Dach versammelt. Gerade
das Ruhrgebiet bietet so
viele verschiedene Möglichkeiten in den Bereichen
Kultur, Bildung und Sport“,
bekräftigt Beck.
Als Cengiz Yildirim gefragt wurde, ob
er bei dem neuen Projekt ehrenamtlich
mitarbeiten möchte, musste er nicht
lange nachdenken. Seine Telefonnummer sei in Duisburg nun wirklich
kein Geheimnis, berichtet
der 46-Jährige. Yildirim
und die anderen Welcome Guides helfen
Neubürgern in ihren
Vierteln bereits seit
vielen Jahren –
durch „welcome.
ruhr“ hat ihr Engage-
ment nun einen Rahmen bekommen.
Die Guides werden geschult und arbeiten in enger Abstimmung mit den Behörden vor Ort. Unverzichtbar sind aber
vor allem die Kontakte und Sprachkenntnisse der Berater. „Die zweite Einwanderergeneration ist schon immer
Begleiter gewesen“, erklärt Yildirim.
„Wir sind bei unseren Eltern mitgegangen, haben übersetzt, haben bei Behörden vorgesprochen“, so der Politikwissenschaftler mit türkischen Wurzeln.
Yiwei Shen arbeitet seit 1995 in Deutschland. In den 1980er-Jahren kam sie als
Studentin zum ersten Mal ins Ruhrgebiet. Die Dolmetscherin hat schon viele
chinesische Firmengründungen begleitet. Sehr schnell wurde ihr klar, dass
nicht nur Angestellte und Geräte nach
Deutschland kommen werden, sondern
ganze Familien und mit ihnen jede
Menge Fragen: Wo kann ich eine günstige Wohnung finden? Welche Formulare muss ich bei der Krankenkasse einreichen? Wie finde ich eine gute Schule
für mein Kind? „In meiner Heimat ist
vieles anders.“ betont die 53-Jährige.
„In China werden Wohnungen an
Studenten verteilt, der Stundenplan
wird vorgegeben. Hier ist dagegen alles
sehr individuell.“ Shen
erinnert sich an ihre
ersten Wochen im
Westen. Nur zwei
Mal im Monat
konnte sie mit
ihrer Familie
sprechen. In
einer engen Telefonzelle, nachts
und dann nur für drei
Minuten.
Drei Menschen, die wissen, was für den
Start in einem neuen Land wichtig ist.
Sie und die anderen Welcome Guides
wollen, dass die Zuversicht der neuen
Zuwanderer gar nicht erst verfliegt wie
damals bei Ribhi Youssef am Frankfurter Flughafen.
Ausgabe 03/2015 Metropole Ruhr 27
WIRTSCHAFT
DAS RUHRGEBIET AUF JAPANISCH
Wenn japanische Delegationen
in Essen oder in der Metropole
Ruhr zu Gast sind, ist es sehr
gut möglich, dass sie von Junko
Fukumoto-Wessel begleitet
werden. Die Japanerin lebt seit
35 Jahren in Deutschland und
arbeitet als selbstständige
Dolmetscherin in Essen.
Z
TEXT Jessica Buschmann
wischen Japan und Deutschland liegen rund 9.000 Kilometer Luftlinie. Als sich Junko
Fukumoto-Wessel 1980 entschied, in die Bundesrepublik
zu gehen, um in Kiel ein Jahr Germanistik zu studieren, ahnte sie noch nicht,
dass sie nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren würde. Bereut hat die heute
56-Jährige diese Entscheidung nie – zum
einen hat sie beim Studium an der Ostsee ihren Ehemann kennengelernt, zum
anderen würde sie heute in Japan wahrscheinlich einem anderen Beruf nachgehen. „In Deutschland gelang es mir, meinen Traum, Dolmetscherin zu werden,
zu verwirklichen“, sagt Fukumoto-Wessel. Noch zu Studienzeiten begleitete sie
zum ersten Mal eine japanische Delegation in Kiel und übersetzte während
der gesamten Reise.
STARTERCENTER NRW
Wer sich für eine Unternehmensgründung
interessiert oder schon feste Pläne für
die Selbstständigkeit hat, kann sich an das
Startercenter NRW wenden und sich dort
beraten lassen.
28 Metropole Ruhr Ausgabe 03/2015
ERFOLGREICH ALS
GRÜNDERIN
Als Gründerin hat sich FukumotoWessel bis heute stets allein durchgeschlagen. Seit 1991 arbeitet sie als
Dolmetscherin sowie als Übersetzerin
vom Japanischen ins Deutsche und umgekehrt. Staatliche Zuschüsse hat sie
nicht in Anspruch genommen. 1998 kam
sie schließlich mit ihrem Mann nach
Essen und steht seitdem in engem Kontakt mit der Wirtschaftsförderung der
Stadt. Schnell gelang es ihr, sich im Ruhrgebiet einen Kundenstamm aufzubauen.
„Ich habe mich auf technische Übersetzungen spezialisiert“, erzählt Junko
Fukumoto-Wessel. „In den 1990er-Jahren
war damals das Thema Recycling und
Mülltrennung in Deutschland sehr aktuell. Japanische Firmen kamen ins Ruhrgebiet, um sich über diese umweltfreundlichen Praktiken zu informieren. So konnte
ich schnell beruflich Fuß fassen.“ Seit
2009 ist sie beim Bund Deutscher Übersetzer registriert und bietet dort derzeit
als einzige Essenerin Japanisch an.
UNTERSCHIEDE IN DER
ARBEITSWELT
Zwischendurch entschied Junko Fukumoto-Wessel, ihre Selbstständigkeit an
den Nagel zu hängen und arbeitete drei
Jahre lang für ein japanisches Unternehmen in Düsseldorf. Für die zierliche
Frau eine große Umstellung. „Plötzlich
war ich nicht mehr mein eigener Herr,
sondern musste mich nach meinem
Chef richten“, so Fukumoto-Wessel. Das
sei im Prinzip nicht anders als bei deutschen Firmen und doch findet sie, dass
die Japaner in allem etwas verbissener
agieren als die Deutschen. Nicht nur bei
der Loyalität gegenüber dem Chef, sondern vor allem bei ihrer Arbeitsmoral.
„Japaner arbeiten so intensiv, dass sie
darüber ihre Freizeit vergessen“, sagt sie
schmunzelnd. Mehr als eine Woche
Urlaub zu nehmen, sei bei ihren Landsleuten doch eher die Ausnahme.
2009 kehrte Fukumoto-Wessel schließlich in die Selbstständigkeit zurück.
Tätig ist sie seitdem für verschiedene
Kunden – vom Landmaschinenhersteller CLAAS in Ostwestfalen-Lippe über
Thinktanks im Auftrag des japanischen
Land- und Verkehrsministeriums bis hin
zu Kunden aus dem Energiesektor.
Oft sind es reine Gesetzestexte, die die
56-Jährige in ihre Muttersprache übersetzt. „Das ist sehr mühselig. Die deutschen Gesetzestexte haben so lange
Sätze“, sagt sie lachend. Und noch etwas
ist ihr bei den Deutschen aufgefallen.
„Sie sind sehr ehrlich und bringen klar
zum Ausdruck, was sie wollen. Japaner
möchten dagegen die Gefühle der anderen nicht verletzen und sagen lieber
nichts.“ Auf die Arbeitswelt übertragen,
heißt das: Junko Fukumoto-Wessel
musste erst lernen, dem Kunden Bescheid zu geben, wenn sie einen Abgabetermin einmal nicht einhalten kann.
Das gelingt ihr mittlerweile problemlos:
„Ich habe sehr viel von der deutschen
Kultur und Lebensweise verinnerlicht.
Meine Heimat bleibt aber Japan.“
Weitere Informationen unter
www.startercenter.nrw.de
URBANE KÜNSTE RUHR
AUSBLICK
2015
4 / 7
JUNI—AUGUST
4 /
JEDES MAL NUR EIN KURZER TAG,
ABER JEDES MAL EINE
AUSSERGEWÖHNLICHE REISE:
SIEBEN KÜNSTLER NEHMEN SIE MIT
AUF ENTDECKUNGSTOUREN DURCH
DEN KREIS WESEL UND LADEN EIN
NACH DINSLAKEN
IN EIN REISEZENTRUM DER
BESONDEREN ART.
Seid
Umschlungen!
Auch für ein Festival wie die Ruhrtriennale ist
es schwer, ein breiteres Publikum anzusprechen,
insbesondere diejenigen, die nie ins Theater gehen.
Ich werde es trotzdem mit all meiner Kraft und
immer wieder versuchen. Ich möchte mit meiner
Kunst jeden erreichen, nicht nur einen exklusiven
Zirkel. Das war all die Jahre mein Antrieb und ist
es noch immer. Die Kunst steht in meiner Arbeit
immer im Zentrum.
Sie betrachtet, analysiert, reflektiert und kritisiert.
Das ist ihre enorme Kraft: Kunst ist unabhängig
und autonom. Sie bietet dem Denken einen geschützten, freien Raum für kollektive Erinnerungen und Träume. Manchmal warm und tröstend,
manchmal finster und eiskalt. Manchmal für ein
großes Publikum, manchmal für ein kleines –
und wie ich für die Ruhrtriennale hoffe: für ein
Zwei Wörter sind für mich als Intendant der Ruhrtriennale sehr wichtig: „Seid Umschlungen“. Sie
sind Friedrich von Schillers Gedicht „An die Freude“
entnommen, das später durch Beethoven in seiner
9. Sinfonie vertont wurde. „Seid Umschlungen“
ist mein Untertitel für die Ruhrtriennale. Diese
zwei Wörter drücken genau das aus, was das Ruhrgebiet meiner Ansicht nach braucht: ein verbindendes Element. Im Ruhrgebiet wohnen und arbeiten
Menschen aus über 170 unterschiedlichen Nationen. Es ist ein riesiger Melting Pot von Kulturen
und Geschichten. Das Ruhrgebiet ist auf der Suche
nach einer neuen Identität, nach einem neuen Sinn
und Zusammenhang. Auf dieser Suche möchte ich
mit der Ruhrtriennale, deren Spielorte über das
ganze Gebiet verteilt sind, eine Geste der geografischen und gedanklichen Umarmung vollziehen.
Johan Simons, geboren 1946
in Heerjansdam, ein VollblutTheatermann, war zuletzt Intendant der Münchener Kammerspiele und leitet nun die
Ruhrtriennale bis 2017. Von
ihm, der mit „Sentimenti“ die
Theaterwelt verzaubert hat,
lässt sich das Ruhrgebiet gern
künstlerisch umschlingen.
URBANEKUENSTERUHR.DE
Publikum, in dem Theatergänger auf Theaterneulinge treffen, Künstler auf Publikum, Ruhrgebietler
auf Gäste aus aller Welt.
15 / 06
16 / 08
BIS
J E W E I L S S A / S O
Regionalverband Ruhr
M
usiktheater fernab der
großen Kunstmetropolen
und der großen Schauspielhäuser zu produzieren, so
habe ich meine Laufbahn
als Regisseur angefangen.
Mit meiner Truppe Hollandia habe ich fünfzehn
Jahre lang auf dem Land Theater gemacht, in der
Provinz, in leer stehenden Fabrikhallen, Ställen
und Kirchen, auf Schrottplätzen und unter Brücken. Ich wollte für Leute spielen, die nie ins Theater gehen. Ein schwieriges Unterfangen, denn wir
haben wieder das Publikum der großen Kunstmetropolen und der großen Schauspielhäuser erreicht.
Zu unseren Vorstellungen kamen hauptsächlich
intellektuelle, reiche Zuschauer aus Amsterdam.
DIE TOUR ALS SKULPTUR
IM
REISEN
KREIS
KREIS WESEL
REISEZENTRUM DINSLAKEN
TÄG L I C H 1 4 .0 0 — 1 8 .0 0
FOTO MAGDALENA SPINN
30 Metropole Ruhr Ausgabe 03/2015
RuhrtalRadweg –
Metropole Ruhr pur
KOMM
ZUR
RUHR!
Entdecken Sie 130 km Ruhrgebiet
von Fröndenberg bis Duisburg
im grünen Ruhrtal.
© RuhrtalRadweg
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1p 79 €
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* Preis ab erstem Hotel pro Zimmer (EZ/DZ) und Tour
** Preis p.P. und Tour. Inkl. Anlieferung zum erstem Hotel,
Abgabe am Hbf Duisburg
© RVR / Berns
© RuhrtalRadweg
© Römer-Lippe-Route
RadRevierRuhr – Erlebniskontraste und Naturharmonie auf über 700 Radkilometern
RuhrtalRadweg
Römer-Lippe-Route
Route der Industriekultur per Rad
Der 230 Kilometer lange RuhrtalRadweg folgt der
Ruhr von der Quelle im Sauerland bis zu
ihrer Mündung in den Rhein in Duisburg. Die Radtour
ist eine vom ADFC ausgezeichnete „4-Sterne Qualitätsradroute“, die Natur und
Industriekultur verbindet und zum Entdecken des
Ruhrgebiets einlädt.
Die Römer-Lippe-Route beginnt am Hermannsdenkmal in Detmold, begleitet die Lippe von der Quelle bis
zur Mündung in den Rhein und verbindet bis zu ihrem
Zielpunkt in Xanten spannende Römerstätten mit
wohltuend grünen Auenlandschaften und historisch
reizvollen Innenstädten. Ob Sie auf der 295 km langen Hauptroute oder auf einer der insgesamt 154 km
langen thematischen Schleifen unterwegs sind: Erleben Sie Geschichte im Fluss!
Komplett ausgeschildert und größtenteils
abseits des Autoverkehrs führt die Radroute vorbei
an ehemaligen Industrieanlagen aus der Geschichte
des Ruhrgebiets. Ob Familienausflug oder
Wochenendreise mit dem Fahrrad, die Route der Industriekultur per Rad gehört zu den touristischen
Highlights in der Metropole Ruhr.
Info & Buchung:
Das Team unseres Service Centers steht Ihnen bei all Ihren Fragen rund um Ihren Rad-Urlaub wie zu E-Bikeoder Rad-Miete, Gepäcktransfer sowie Übernachtungsmöglichkeiten in der Metropole Ruhr telefonisch oder per
E-Mail zur Verfügung. Gerne schicken wir Ihnen kostenfreies Informationsmaterial zu.
Ruhr Tourismus GmbH | Centroallee 261 | 46047 Oberhausen | Tel.: 01806 181620*
E-Mail: [email protected] | www.ruhr-tourismus.de/radrevierruhr
* € 0,20 pro Anruf aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunkpreis max. € 0,60 pro Anruf