Stiefmütterchen - Sabine Hinz Verlag
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Stiefmütterchen - Sabine Hinz Verlag
Stiefmütterchen Stiefmütterchen sind die ersten und oft auch die letzten Blumen im Jahr, die in Grünanlagen und Parks auf riesige Beete gepflanzt werden. Beliebt sind sie außerdem als pflegeleichter Grabschmuck, und auch für Hobbygärtner sind die unkomplizierten Stiefmütterchen eine prima Sache: Aus wenigen Samen erhält man eine bunte Vielfalt der tollsten Farbvariationen, die zudem von der Wurzel bis zur Blüte essbar sind. An eine Heilwirkung dieser fröhlichbunten Blümchen denkt man bei all der Farbenpracht gar selten. Die hübschen Mitglieder der Veilchenfamilie aber helfen u.a. bei Husten und Schnupfen, bei leichten Harnwegsinfekten und äußerlich bei Milchschorf kleiner Kinder. 93 von Kristina Peter Lateinischer Name: Viola tricolor Stiefmütterchen gibt es in nahezu unendlicher Farbenvielfalt. Hier eine weißgelb-orangefarbene Variante. Links: Eine weiß-violettfarbene Stiefmütterchen-Sorte. Den Samenstand sieht man rechts hinten im Bild (Pfeil). Rechts: Auch Zitronengelb mit blauer Umrandung und einem Hauch Apricot liegt für das Stiefmütterchen absolut im Bereich des Machbaren. Erkennungsmerkmale: Stiefmütterchen wachsen gerne wild auf leicht sauren Sand- oder Lehmböden am Wegesrand. Sie gehören zur Familie der Veilchen (Violaceae) und so sind auch ihre Blüten genau wie die der Veilchen aufgebaut. Gleichzeitig soll der Blütenaufbau die Herkunft des Namens „Stiefmütterchen” erklären: Das breite unterste Blütenblatt (= Kronblatt) ist die „Stiefmutter”. Sie bedeckt teilweise ihre beiden „Töchter”, also die beiden Blütenblätter rechts und links von ihr. Die „Töchter” wiederum bedecken teilweise die beiden obersten Blütenblätter, die „Stieftöchter” genannt werden. Wissenswertes: Stiefmütterchen gibt es nicht nur in einer großen Farbauswahl, sondern außerdem auch in verschiedenen Blütengrößen. Das Garten-Stiefmütterchen (Viola wittrockiana) ist die großblütige Kultur-Sorte. Sie wurde einst aus dem wilden dreifarbigen Stiefmütterchen (Viola tricolor) gezüchtet. Inzwischen gibt es jedoch auch wieder zahlreiche kleinblütige Sorten, die sehr an ihren wilden Urahn erinnern. Stiefmütterchen werden in Parks und Grünanlagen gerne in phantasievollen Formationen gepflanzt. Anbau und Ernte: Da sich das Stiefmütterchen nicht nur als Heilpflanze eignet, sondern sich als regelmäßige Zutat im Salat oder in Desserts aufgrund seines milden, leicht veilchenhaften Geschmacks geradezu aufdrängt, sollte man es im Garten oder in Töpfen reichlich aussäen. Dabei spielt nicht einmal der Aussaatzeitpunkt eine große Rolle, da das Stiefmütterchen sogar Frost ertragen kann. Nur Staunässe und übermäßige Trockenheit mag es nicht. Wenn man die verblühten Triebe entfernt, bilden sich immerzu neue Blüten, die genau wie die Blätter für Salate geerntet werden können. Sobald die Samen ausreifen und die Sommerhitze naht, bildet das Stiefmütterchen keine neuen Blätter mehr. Das Stiefmütterchen muss jedes Jahr neu ausgesät werden. besser leben 14/2011 · Sabine Hinz Verlag · Alleenstr. 85 · 73230 Kirchheim · Tel.: (0 70 21) 7379-0, Fax: -10 · [email protected] · www.sabinehinz.de 94 e Heilpflanze Stiefmütterchen Die Heileigenschaften des wilden Stiefmütterchens (das großblütige Gartenstiefmütterchen soll deutlich weniger Heilwirkung besitzen) sind die folgenden: f William Shakespeare integrierte das Stiefmütterchen in Form von Liebestropfen in eines seiner Stücke. Blutreinigend, harntreibend, entspannend, schleimlösend, hustenreizstillend, krampflösend, entzündungshemmend und schweißtreibend Das Grundrezept für Stiefmütterchentee (für innerliche und äußerliche Anwendungen): 1 Esslöffel getrocknete und zerkleinerte Stiefmütterchenblätter und/oder -blüten wird mit 150 bis 200 ml kochendem Wasser übergossen. Der Tee soll zugedeckt ca. 15 Minuten ziehen. Anschließend süßt man nach Wunsch mit Stevia oder Honig (nicht für äußerliche Anwendungen) und trinkt den Tee lauwarm (mindestens 2 bis 3 Tassen täglich). Grüne Stiefmütterchen-Smoothies In den Genuss der heilenden Wirkungen des Stiefmütterchens gelangt man jedoch auch ganz besonders gut, wenn man die Blätter entweder zu Saft auspresst oder im Mixer zu grünen Smoothies (siehe Depesche 16/2010) bzw. zu grünen Soßen verarbeitet. • Zur Blutreinigung, Stoffwechselanregung und Entschlackung: Mehrmals täglich eine Tasse Stiefmütterchentee trinken, insgesamt bis zu 1 Liter und – über den Tag verteilt – mindestens die gleiche Menge Wasser trinken • Bei Akne, Ekzemen, Schuppenflechte und Milchschorf: Mehrmals täglich Stiefmütterchentee auftragen, mit Stiefmütterchentee getränkte Tücher auflegen oder den Tee als Gesichtswasser verwenden. • Bei fiebrigen Erkältungen und Halsentzündungen • Bei Husten, Bronchitis und Keuchhusten • Bei Asthma • Bei Arteriosklerose • Bei Darmkoliken • Bei Blasenentzündung und Nierenschwäche • Bei Gelenkentzündungen, Gicht und Rheuma • Bei Nervosität und Schlaflosigkeit Bei all den oben genannten Problemen trinkt man regelmäßig (mehrmals täglich) eine Tasse Stiefmütterchentee. e f Da das Stiefmütterchen mild, aber zuverlässig wirkt, ist es eine ideale Heilpflanze für Kinder. Liebestropfen aus Stiefmütterchen Auch der begnadete englische Dichter William Shakespeare hatte offenbar eine Schwäche für das Stiefmütterchen. Er integrierte das Pflänzchen Ende des 16. Jahrhunderts kurzerhand in seine Komödie „Sommernachtstraum”. Dort taucht das Stiefmütterchen als Rohstoff für Liebestropfen auf. Der Nektar des Stiefmütterchens muss nämlich lediglich die Augenlider derjenigen schlafenden Person benetzen, die man verliebt machen will. Die auf diese Weise behandelte Person verliebt sich daraufhin in denjenigen, den sie als Ersten sieht, sobald sie wieder erwacht. Bei Shakespeare wurden gleich mehrere Personen mit den Stiefmütterchen-Tropfen behandelt und guckten überdies beim Erwachen die falsche Person an. Verständlicherweise ergibt sich daraus ein unterhaltsames Verwirrspiel. Stiefmütterchen-Salat Für Salate erntet man nicht einzelne Blättchen, sondern ganze Triebe, die nur wenige Zentimeter oberhalb der Pflanzenbasis abgeknipst werden. Das Stiefmütterchen ist eine krautige und sehr zarte Pflanze, so dass sie komplett verspeist werden kann. Sie eignet sich sowohl für reine Stiefmütterchensalate als auch für gemischte Salate – je nachdem, wie groß die Ernte ausfällt. Notfalls eilt man zwecks Nachschub in den nächsten Park ;-) Stiefmütterchen-Salat Das Bild links zeigt eine wunderbare Kombination: Frische Tomaten mit Stiefmütterchenblättern und -blüten, einigen Nüssen, Mandeln oder Pinienkernen. Ein wenig Oliven- oder Hanföl und Kräutersalz dazu – und fertig ist die kleine, köstlich-frische und hübsch anzusehende Zwischenmahlzeit. besser leben 14/2011 · Sabine Hinz Verlag · Alleenstr. 85 · 73230 Kirchheim · Tel. 07021/7379-0, Fax: -10 · [email protected] · www.kentdepesche.de