400.000 feierten die Meistermannschaft von Borussia Dortmund

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400.000 feierten die Meistermannschaft von Borussia Dortmund
BVB-Party: 400.000 feierten die Meistermannschaft von Borussia Dortmund - Dort...
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15.05.2011
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BVB-Party
400.000 feierten die Meistermannschaft von
Borussia Dortmund
Dortmund, 15.05.2011, Michael Schmitz, Carsten Menzel
Dortmund. Neutralität galt am Wochenende in Dortmund nicht: Ein schwarz-gelber
Freudentaumel begleitete die meisterliche Truck-Tour vom Borsigplatz zur Westfalenhalle.
Mehr als 400.000 freundlich-verrückte Fans säumten den Weg.
Iiiaaoooh!!! Hey! Hey! Hey! Wie ein riesiges Herz pulsiert und wogt die schwarz-gelbe Menge, als die
Meistermannschaft mit Leonardo Dede an der Spitze die Schale zückt. Mehr als 200.000 Menschen
an der Westfalenhalle schreien ihren Jubel heraus, feiern frenetisch BVB-Trainer Jürgen Klopp, der
die unglaublichen Menschenmassen mit gerade noch kieksender Stimme und wenigen Silben in
Schwung versetzt. „Deutscher Meister...“ - „... ist nur der BVB!“, hallt es hunderttausendfach zurück.
BVB-Party total
Immer wieder schlägt Dede seine Hand aufs Herz, hier drin, da wohnt nur der BVB, das ist eine alles
verzehrende Emotion. Überwältigende Szenen aus einer Stadt, die Fußball und Leidenschaft lebt. „Die
Mannschaft hat mir diese Meisterschaft gewidmet. Aber ich schenke sie euch“, rief DFL-Chef und BVB
-Präsident Reinhard Rauball den jubelnden Fans zu. „Grandios“, sagt Dortmunds Oberbürgermeister
Ullrich Sierau, „wir können heute zeigen, dass die wahren Fans hier wohnen, die besten Fans der
Liga.“
Dabei stellte sich nach der spontanen Feier vor zwei Wochen, als die Elf gegen Nürnberg ihr
Meisterstück machte, und der Sause vom Vortag die Frage nach der Kondition der BorussiaAnhänger. Geht da überhaupt noch was, reicht die Luft für eine dritte Meisterfeierhalbzeit? Aber
sicher, die Partyhärte der Fans ist famos.
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„Ich bin seit gestern Morgen 11 Uhr unterwegs“, sagt Daniel Buss, der mit 30 Kumpels vom BVBFanclub Ottenstein nach Dortmund gekommen ist. Ottenstein? Liegt an der niederländischen Grenze,
12 Kilometer von Ahaus entfernt. Wie nahezu jeder Mensch, der an diesem Tag auf der B 1 unterwegs
ist, tragen sie zwei Farben. Neutral gibt’s nicht, gilt nicht, nicht heute. Hummels laufen herum, Götzes
mit Plautze, Dedes und wie die Spieler der aktuellen Meisterelf heißen, auch Rosickys sind darunter,
Freis, Idole früherer Mannschaften.
Wer in diese freundlich-verrückte Menge eintaucht, wird aufgesaugt von einem schwarz-gelben
Organismus. In besonders irrwitzigen Momenten spült die Menge bizarre Atome an die Oberfläche.
Verrückte wie Patrick Boateng aus Stuttgart. In Dortmund geboren, BVB-Fan geblieben mit Haut und
Haaren. Sein Gesicht und sein nackter Oberkörper tragen die Farben des Tages. „Acrylfarbe,
wasserdicht“, sagt er und auch seine Fahne ist biergelb. Wie willst du das wieder abkriegen? „Mit
Benzin und Öl, Mann!“
Tränen zum Abschied
Schon weit vor Mittag wurden die Fans vom Borsigplatz im Norden und dem Areal vor der
Westfalenhalle wie magisch angesaugt. Sie walzten über Grünstreifen, rote Ampeln und über die A 40
herein, die zuletzt beim Stillleben des Kulturhauptstadtjahres 2010 für Fußgänger freigegeben worden
war. Die schwarz-gelbe Schlange auf der Autobahn wand sich tief aus dem Westen heran. Ein irrer
Anblick, die Stimmung „grändios“, wie BVB-Kapitän Weidenfeller sagen würde. Stunden später wird
der BVB-Truck mit der Mannschaft auf der verstopften Ruhrallee vor solchen Menschenmassen
kapitulieren müssen. Transportwagen der Polizei fahren die Mannschaft zur Halle.
Auf dem Platz an der Halle peitschen Nena, Matze Knop als „Kloppo“ und die H-Blockx die Fans auf.
Geile Saison, geile Mucke, geile Party. Kann noch mehr gehen? Als die Meisterelf auftritt, wird auch
diese Frage definitiv beantwortet. Rund eine halbe Million Menschen feiern ihre Meistermannschaft,
Dortmund ist DIE Fußballhauptstadt, und wer etwas anderes behauptet, soll das Bitteschön erst mal
beweisen. Und das wäre schon am Morgen schwer gefallen.
Rubbeldikatz übern Borsigplatz? Von wegen! Der Kreisverkehr im Dortmunder Norden, wo Borussias
Wiege steht, war schon am frühen Morgen schwarz-gelbe Fanmeile – und der erste Höhepunkt der
Meisterfeier. Vielleicht sogar der ehrlichste Teil der Huldigung. Zehntausende Fans füllten das Rund,
warteten schon seit Stunden. Geduldig, aber mit Nachdruck forderten sie: „Wir wollen die Schale
sehen, wir wollen die Schale sehen...!“ Als der Mannschaftsbus mit der Meister-Elf endlich einbiegt,
gibt es kein Halten mehr: Jubel und Freudentaumel, lautstark und in schwarz-gelb. 100 000 Fans, ein
Verein.
Mittendrin Niklas (19) und Phil (15). Für die beiden Jungs aus Wuppertal ist es die erste Meisterfeier.
Mit dem Zug sind sie angereist. Zu Fuß vom Bahnhof zum Borsigplatz. Wer den Weg nicht kennt,
kann sich am Polizeihubschrauber orientieren, der wie ein Insekt hoch über dem Platz schwebt – nur
in den falschen Farben: grün-weiß.
BVB-Party aus der Luft
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„Wir wollen Nuri Sahin sehen“, ist bei dem Wuppertaler-Duo der BVB-Liebling schnell ausgemacht.
Bengalische Feuer blitzen, gelber Rauch steigt auf. Eineinhalb Runden dreht der Meisterbus. Fast
eine Stunde dauert das – gut, dass der BVB bei dieser Rundenzeit eine Fußballelf ist und kein
Formel 1-Team.
Ruhig genießt Günter Bode. Er wohnt am Borsigplatz, aber er steht am Straßenrand. Dicht dran. Es ist
seine siebte Meisterschaft mit dem BVB. Heute, als Pensionär, kann er sie genießen. „Früher, als
Schlafwagenschaffner, war ich zu viel unterwegs.“ Er ist froh, „dat die Meisterschale mal wieder
woanders is, als in München“. Das verbindet, findet er. „Wir sind alle Dortmunder Jungs!“, singen da
die Fans.
Die Strecke in die Innenstadt und weiter zur B 1 ist eine einzige Fanmeile. Die Fahrt im Schritttempo
wird zum Triumphzug für die Spieler. „Danke, Jungs. Einfach geil, geil, geil“ steht auf Schildern, die die
Fans hochrecken. Vom Bus aus winken die Spieler zurück. Dede, der Brasilianer, steht ganz vorne,
formt aus beiden Händen ein Herz. Wer dankt hier wem?
Kein Wohnhaus, kein Geschäft, keine Fabrik am Weg, die nicht Vereinsfarben tragen An einer Stelle
ist eine eindeutige Forderung an der Hausfassade in Großlettern ausgerollt: „BVB – Wir wollen ein
Kind von Dir!“. Aus dem Fenster winken drei junge Frauen ihren Rasenhelden zu. Die grinsen breit
zurück.
BVB-Party am Borsigplatz
An jeder Straßenecke, an jeder noch so kleinen Kreuzung brandet Jubel auf, als der Bus ins Blickfeld
kommt. „Deutscher Meister ist nur der BVB!“ singt es aus tausenden Kehlen. Ein Chor aus Fans,
Spielern, Trainer, Präsident und Geschäftsführer: „Aki“ Watzke und Jürgen Klopp kosten die Fahrt
sichtbar in vollen Zügen aus. Vereinsbosse als Feierbiester.
Tränen fließen auch, meist sind es Freudentränen. Wie bei Stefanie (10 Jahre). Kein Wort bringt das
kleine Mädchen mehr raus. „Sie ist vollkommen überwältigt: von der Meistermannschaft und von den
vielen Leuten“, sagt die Mutter. Die BVB-Elf, sie vereint Generationen: eben ein Meister auch mit Herz
statt nur ein Meister der Herzen.
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