HPE-News 3.10.pub - Stiftung kreuznacher diakonie

Transcription

HPE-News 3.10.pub - Stiftung kreuznacher diakonie
Ausgabe 25
Dezember 2010
HPE-NEWS
Heilpädagogische
Einrichtungen
Inhalt:
Editorial
Seite 2
Umzug Rhaunen
gut gelaufen
Seite 3
Einrichtungen
diskutierten
Seite 8
Neubau ist
eingeweiht
Seite 10
Polizisten
tauschten Rollen
Seite 13
Jugend arbeitete
zusammen
Seite 17
Weihnachten:
ein Vergleich
Seite 22
Große Füße in
Kreisverwaltung
Seite 23
Das Glockengerüst im BZ sieht aus wie ein „A“ für „Anfang“. Darunter als Symbol der vergangenen Weihnacht eine Christbaumkugel.
Seite 2
Ausgabe 25
Ob Zimtstern oder Zukunft: Alles auf Anfang
Liebe Leserinnen und Leser,
Anfang September gibt es die ersten
Zimtsterne und Nikoläuse in den Supermärkten, Anfang November die erste
Weihnachtsdeko in den Häusern und
Anfang Dezember die ersten Jahresrückblicke im Fernsehen. Alles auf Anfang. Keiner möchte zu spät sein. Für
meinen Geschmack könnte das alles ein
bisschen entspannter ablaufen und dennoch zur rechten Zeit kommen. So wie
der Umzug von 24 Menschen mit Behinderungen von der Asbacher Hütte in die
Ortsmitte Rhaunens. Da lief alles wie
geplant. Viel Arbeit, natürlich, aber hoch
motivierte Mitarbeitende und strahlende
Bewohnerinnen und Bewohner, die nun
mitten in einer Gemeinde leben.
Was den Zukunftsprozess angeht, sind
wir damit ein gutes Stück weitergekommen. Aber insgesamt betrachtet scheint
es so, als stünden wir trotzdem noch am
Anfang. Das machte der Zukunftskonferenztag in Bad Kreuznach deutlich, an
dem alle rheinland-pfälzischen Einrichtungen der Behindertenhilfe, die am Zukunftsprozess teilnehmen, beteiligt waren. Gemeinsam mit dem Land fand ein
Austausch der einzelnen „Funktionsträger“ statt, leider ohne die Kommunen.
Viele Fragen sind noch zu klären. In diesem Heft lesen sie, welche Fragen dies
vorrangig sind.
Nicht fehlen dürfen auch die Bauprojekte
innerhalb der Heilpädagogischen Einrichtungen kreuznacher diakonie.
Der Neubau auf dem Hüttenberg ist mittlerweile eingeweiht worden, und Pfarrer
Dietrich Humrich hat deshalb eine Wette
verloren. Warum? Das lesen Sie natürlich auch in der neuen Ausgabe der
HPE-News. Ebenso, warum gleich nebenan schon wieder die Bagger herumfahren. Das Stichwort lautet: Kompetenzzentrum für Menschen mit PraderWilli-Syndrom.
Einen festen Platz im Veranstaltungskalender hat inzwischen die Polizei erobert. Zahlreiche Beamtinnen und Beamte besuchen die Standorte, kommen
in Kontakt mit Menschen mit Behinderungen und lernen für ihren Berufsalltag.
Die Polizei ist von Haus aus sehr neugierig - das ist hier von Vorteil, denn so
fällt es etwas leichter, einmal die Rollen
zu tauschen und eine Behinderung „zu
erleben“.
„Auf ein Neues!“ lautet der Titel dieser
HPE-News-Ausgabe. Das dürfen Sie
wörtlich nehmen. Wir ziehen Bilanz, was
das Jahr 2010 gebracht hat - siehe oben
- und halten vor allem Ausschau nach
unseren Wünschen für 2011. Ich wünsche Ihnen für Ihre persönlichen Ziele
allen Erfolg, der nötig ist, und einen guten Start ins Jahr 2011.
Denn Sie wissen ja: Alles auf Anfang.
Ihr
Heiko Schmitt
HPE-News-Redaktion:
Heiko Schmitt
Referat für Öffentlichkeitsarbeit
Talweg 10
55590 Meisenheim
Telefon: 06753/10-368
E-Mail:
[email protected]
Auflage: 850 Ex.
Druck: Druckerei
Rainer Herrmann
GmbH, Weinsheim
Redaktionsschluss
HPE-News 1.11:
15. März 2011
Ausgabe 25
Seite 3
- Bericht der Geschäftsführung -
Liebe Bewohnerinnen und Bewohner,
liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
wenn ein Jahr zu Ende geht, kann man
sich ein Blatt Papier nehmen und aufschreiben, was man alles von den Dingen, die man sich vorgenommen hatte,
unter dem Strich umsetzen konnte. Und
was das Jahr 2010 betrifft, steht da einiges auf dem Blatt.
Seit Jahren haben wir daran gearbeitet,
den Umzug von 24 Menschen mit Behinderungen von der Asbacher Hütte nach
Rhaunen zu ermöglichen. Im November
war es schließlich soweit. Skepsis bis hin
zur offenen Ablehnung herrschten zu Beginn des Projekts vor einigen Jahren.
Jetzt trifft man in den beiden modern sanierten Wohnhäusern nicht nur hoch mo-
tivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Vor allem sind es die zufriedenen Bewohnerinnen und Bewohner, die sich
über ihr neues Lebensumfeld freuen. Ein
Blick in die Häuser am Bach und OttoConrad-Straße in Rhaunen: Marlies Cuda sitzt mit dreien ihrer Mitbewohnerinnen im Gemeinschaftsraum. Um sie herum herrscht Betriebsamkeit. Möbel werden aufgestellt, Kisten weggeräumt. „Wir
wohnen jetzt hier. Wir kriegen es hier
richtig schön hergerichtet.“ Marlies Cuda
gehört zu den 24 Bewohnerinnen und
Bewohnern, die von der Asbacher Hütte
in den Ortskern Rhaunens umgezogen
sind.
Das Haus am Bach in Rhaunen am Tag des Einzugs: Aus der Baustelle ist innerhalb eines
Jahres ein modernes Gebäude geworden - auch optisch ein echter Gewinn für das Dorf.
Seite 4
Ausgabe 25
Hoch motivierte Mitarbeitende stemmten den Umzug
Während der ersten Novemberwoche
wurde der Umzug bewältigt. Jetzt gilt es,
sich einzuleben. Das alte, ungemütliche
Haus „Grüne Aue“ auf der Asbacher
Hütte haben die Bewohnerinnen und Bewohner verlassen und freuen sich, nun
mitten in einer Gemeinde in modern hergerichteten Häusern zu leben.
„Es klingt vielleicht übertrieben, aber es
war wirklich so: Der Umzug ist hervorragend gelaufen.“ Margit Kruschel ist als
Teamleiterin für die beiden Häuser im
Ortskern Rhaunens verantwortlich und
hat den Umzug von Anfang an mitgeplant und durchgeführt. Vor drei Jahren
noch habe man sich gefragt, wie 24 zumeist ältere, aber auch schwerstmehrfach behinderte Menschen ihre geschützte, vor allem gewohnte Umgebung aufgeben und in eine Gemeinde
ziehen können. „Doch wie man sieht: es
funktioniert“, sagt Margit Kruschel. „Aber
ohne die hoch motivierten Mitarbeiter
hätte das alles nicht geklappt. Sie haben
alle in den vergangenen Wochen sehr
viel geleistet“, ist Margit Kruschel noch
immer begeistert.
Derzeit lernen die Neubürger in Rhaunen ihre neue Heimat kennen. Im Rahmen der tagesstrukturierenden Angebote gehen sie in Begleitung der Mitarbeitenden die Wege ab, besuchen sich gegenseitig in den beiden Häusern.
„Natürlich entdecken Sie auch die weitere Umgebung. Jede freie Minute wird
dazu genutzt“, so Teamleiterin Kruschel.
Zu Fuß geht es dann zu den einzelnen
Geschäften – ob Blumenladen oder Drogerie: „Dort sind wir schon recht bekannt.“ Beim Weihnachtsmarkt in Rhaunen am 11. Dezember waren die
„Neuen“ auch beteiligt. Am eigenen
Stand konnten die Besucher Schmuck
aus den Diakonie Werkstätten erwerben
und sich über die HPE kd informieren.
Zeitnah möchten sich die neuen Nachbarn auch der „alten“ Nachbarschaft vorstellen. Man wisse, dass die Rhaunener
Nachbarn viel Geduld während der Bauphase aufbringen mussten.
Karolina Schliwinski wohnt nun in der Otto-Conrad-Straße in Rhaunen. Sie fühlt sich in
ihrer neuen Umgebung sichtlich wohl und kann auch mal Gäste einladen.
Ausgabe 25
Seite 5
Prioritäten beim Ausbau neuer Standorte festgelegt
Marlies Cuda (links) und ihre Mitbewohnerinnen genießen die neuen Räume des alten Fürstenhofs. Im Hintergrund werden noch die letzten Möbel geräumt.
„Wir wollen nun Kontakte pflegen und
eine natürlich wachsende Nachbarschaft“, betont Margit Kruschel. „Die ersten Kontakte auf der Straße waren
schon richtig toll.“ Und die Bewohnerinnen und Bewohner werden selbst zu
Gastgebern, was ihnen vorher nicht
möglich war. So etwa Karolina Schliwinski: Mit wenigen Worten und einem
Lächeln zeigt sie stolz ihr Appartement
und lädt die Besucher auf eine Tasse
selbst gekochten Kaffee ein. Gleichzeitig
weist sie darauf hin, dass mit dem neuen Vorhang etwas nicht stimme, der ist
nämlich ein bisschen zu schmal. Die
neuen Bewohnerinnen und Bewohner im
Ortskern Rhaunens: Sie fühlen sich wohl
und richten sich gemütlich ein. Der Umzug ist geglückt. Diesen Erfolg wollen
wir andernorts wiederholen.
Am Ende eines Jahres schaut man
nicht nur zurück, sondern man darf
auch einen Wunschzettel schreiben.
Für 2011 haben wir uns wieder viel
vorgenommen. Beim Auf- und Ausbau künftiger Standorte haben MainzGonsenheim, Bad Kreuznach und Birkenfeld Priorität.
In Mainz-Gonsenheim wollen wir 2011
die Punkte Grundstückserwerb, Bauplanung und Kostenverhandlung abschließen. Außerdem werden Vereinbarungen
zur Zusammenarbeit mit der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe sowie der Seniorenhilfe kreuznacher diakonie am Mainzer Standort erarbeitet. In Birkenfeld
möchten wir ebenfalls ein Grundstück
erwerben und die Bauplanung vorantreiben, um die Dezentralisierung des Hauses Grüne Aue abzuschließen.
Seite 6
Ausgabe 25
Aktiv in die politische Diskussion einmischen
Spatenstich für das PWS-Kompetenzzentrum auf dem Hüttenberg in
Bad Sobernheim. 2011 soll es fertig gestellt sein.
Am Standort Bad Kreuznach sollen die
Planungen für ein Investorenmodell im
Stadtgebiet auf den Weg gebracht werden. Gleichzeitig soll ein Haus in der
Waldemarstraße erworben und umgebaut werden. Ein weitere Neubau ist
ebenfalls angedacht.
In Bad Sobernheim gehen die Bauarbeiten nahtlos weiter. Nach dem Neubau
der Tagesstruktur entsteht dort das
Kompetenzzentrum für Menschen mit
Prader-Willi-Syndrom. Darüber finden
Sie in diesem Heft einen ausführlichen
Bericht, ebenso zur Einweihung des
„alten“ Neubaus.
Ein weiteres wichtiges Thema des Jahres 2011 wird die inklusive Beschulung
von Kindern mit geistiger Behinderung
sein. Das Thema ist mittlerweile in den
Medien angekommen. Für uns heißt
das: Die Bodelschwingh Schule wird
nach Möglichkeiten inklusiver Schulformen Ausschau halten und Kontakte zu
Schulen in der Region aufnehmen. Dazu
gehört auch das Paul-SchneiderGymnasium in Meisenheim.
Eine sehr lange Wunschliste - das ist
uns bewusst. Und damit diese Wünsche
auch in Erfüllung gehen, gehört der neu-
deutsche Ausdruck
„netzwerken“ zum
Alltag in den HPE
kd. Wir wollen uns
weiterhin aktiv in
die politische Diskussion einmischen
und in Gremien,
Verbänden und Arbeitskreisen mitwirken. Anders ist das
Ziel der Individualisierung der Hilfen
und die weitere
Verkleinerung der
Wohngruppen an
allen
Standorten
nicht möglich.
Lassen Sie uns in einem Jahr wieder ein
Blatt Papier zur Hand nehmen und aufschreiben, welche unserer Wünsche
sich erfüllt haben. Es wird bestimmt wieder eine recht ansehnliche Liste, wie
auch in diesem Jahr.
Wir wünschen Ihnen aber an dieser Stelle zunächst einmal ein fröhliches Weihnachtsfest und einen guten Start in das
Jahr 2011.
Gottes Segen für all Ihr Tun
und alles Gute!
Ihre
Dr. Ilka Sax-Eckes
Armin Dönnhoff
Michael May
Ausgabe 25
Seite 7
Magazin
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Selbstständige Beratungsstelle
Großer Zukunftskonferenztag
Eingeweihter Neubau
Neue Mitarbeiterumfrage
Autismus-Beratungsstelle wird selbstständig
Dem Kompetenzzentrum für Menschen
mit Autismus in Bad Kreuznach steht ab
Januar 2011 eine wichtige Veränderung
bevor: „Die Ambulanz- und Beratungsstelle zieht zu Jahresbeginn aus dem
Haus Rogate aus und wird im Erdgeschoss des Hauses Jubilate angesiedelt“, erklärt Jutta Weiß, Leiterin Wohnen. Dort werden ambulante Förder-,
Therapie- und Beratungsleistungen erbracht. Grundlage ist eine Leistungs-,
Entgelt- und Qualitätsvereinbarung mit
der Kreisverwaltung Bad Kreuznach.
Thomas Rüsche-Lohr war bisher als Leiter des Kompetenzzentrums auch aktiv in
der Durchführung der Tagesstrukturmaßnahmen für Menschen mit Autismus. Er
kann sich nun vollständig den neuen
Herausforderungen widmen. „Die Stelle
in der Tagesstruktur für Menschen mit
Autismus kann neu besetzt werden“, so
Jutta Weiß. „Unsere Stärke in der ambulanten Förderung ist, dass wir personenzentrierte, individuelle, auch aufsuchende Hilfen entwickeln und Familien mit autistischen Kindern oder Jugendlichen
über einen längeren Zeitraum begleiten
können.“ Das Kompetenzzentrum hat ein
leistungsstarkes Netzwerk in der Region
aufgebaut - wichtige Grundlage für die
Beratungsstelle. Ziel: Bis Ende 2012 soll
sich die Beratungsstelle selbst finanzieren.
Das Kompetenzzentrum besteht seit Mai
2005 und hat sich zur Erstanlaufstelle für
Autismus in Rheinland-Pfalz-Mitte entwickelt. Das Einzugsgebiet erstreckt sich
von Mainz bis Worms.
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Ausgabe 25
Zukunftskonferenztag: Austausch hatte Priorität
Rund 110 Teilnehmerinnen und Teilnehmer besuchten den Zukunftskonferenztag 2010 in
der Bad Kreuznacher Theodor-Fliedner-Halle.
Zukunftskonferenztag 2010 in Bad
Kreuznach: Fünf Einrichtungen haben
in Zusammenarbeit mit dem rheinlandpfälzischen Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen
Zukunftskonferenzen zur Weiterentwicklung des personenzentrierten Ansatzes
in den Angeboten für Menschen mit Behinderung und der Dezentralisierung der
Leistungsangebote durchgeführt: die
Stiftung kreuznacher diakonie, Heime
Scheuern, Bethesda Landau, ZOAR Rockenhausen und der Caritasverband
Speyer mit seinen Einrichtungen in
Herxheim und Landau.
Die Zukunftskonferenzen wurden über
einen Zeitraum von rund eineinhalb Jahren veranstaltet. Daher sind die begonnenen Organisationsentwicklungsprozesse unterschiedlich weit vorangeschritten.
Die Akteure in den Einrichtungen und
deren Kooperationspartner haben spezifische Erfahrungen in der Projektentwicklung, der Zusammenarbeit, der Beteiligung von BewohnerInnen und Angehörigen, der Klärung fachlicher und kommunalpolitischer Fragestellungen gemacht. Aufgrund der Erfahrungen soll
den VertreterInnen der verschiedenen
Akteursgruppen Gelegenheit zu einem
einrichtungsübergreifenden Erfahrungsaustausch gegeben und gemeinsames
Lernen ermöglicht werden. Außerdem
soll über die Entwicklungsprojekte aus
dem Blickwinkel der jeweiligen Einrichtung, der Kommune und dem Ministerium informiert werden.
Als weitere Einrichtung, die allerdings
keine Zukunftskonferenz durchgeführt
hatte, war die Nieder-Ramstädter Diakonie vertreten.
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Im Mittelpunkt des Zukunftskonferenztages stand der gegenseitige Austausch.
Dr. Frank Rippel, Vorstand der Stiftung
kreuznacher diakonie, erhoffte sich
„einen Anschub, um im Zukunftsprozess
engagiert weitermachen zu können.“
Man dürfe nun nicht ideologisch diskutieren, sondern müsse die finanziellen
Rahmenbedingungen im Blick haben.
Staatsministerin Malu Dreyer bedauerte
in ihrem Grußwort, dass die Vertreter
der Kommunen an der Veranstaltung
nicht teilnahmen. Dreyer thematisierte
auch die steigenden Kosten und die
Auswirkungen der Finanzkrise auf den
Sektor sozialer Dienstleistungen. Dies
müsse man registrieren, aber nicht hinnehmen. Ihr Wunsch: Effizient arbeiten,
aber den Zukunftsprozess vorantreiben:
„Wir haben schon viel erreicht.“
Nach der Präsentation der einzelnen
Einrichtungen über deren jeweilige Gestaltung des Zukunftsprozesses setzten
sich die „Funktionsgruppen“ zur Diskussion zusammen: Betroffene, Angehörige, Mitarbeitervertretungen, Einrich-
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tungsleitungen, Vorstände und Geschäftsführungen, Kostenträger, Projektleitungen und Öffentlichkeitsarbeiter.
Die wichtigsten Punkte, die im Rahmen
der Diskussionsrunden erörtert wurden:

Land und Kommunen müssen eine
einheitliche Linie finden

Barrierefreiheit und Chancen auf
dem Arbeitsmarkt wichtig

Rückkehrmöglichkeit in stationäre
Einrichtung gewährleisten

Unsicherheit im Falle eines Regierungswechsels auf Landesebene

Runder Tisch mit Entscheidern
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Kommunikation transparenter gestalten

Keine „Selektion“: auch schwerstmehrfach Behinderte am Prozess
beteiligen

Innovatives und kostenträgerübergreifendes Denken

Wunsch- und Wahlrecht beachten

Zusammengehörigkeit in der Dezentralen betonen
Präsentationen und Austausch: Alle Einrichtungen berichteten von ihrem Zukunftsprozess
und verglichen die gemachten Erfahrungen untereinander.
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Ausgabe 25
Neubau auf Hüttenberg bietet Platz zur Begegnung
Bei der Einweihungsfeier auf dem Hüttenberg sangen die zahlreichen Gäste kräftig mit.
Zehn Jahre Planung, fünf Jahre Verhandlungen und ein Jahr Bauzeit – der
Neubau der Heilpädagogischen Einrichtungen kreuznacher diakonie auf dem
Hüttenberg wurde endlich seiner Bestimmung übergeben. Mit einer Feierstunde
würdigten alle Beteiligten das neue Gebäude. Für Pfarrer Dietrich Humrich,
Vorstand der kreuznacher diakonie, war
es ein besonderer Tag. Er hatte vor über
einem Jahr gewettet, dass das Gebäude
nicht am 15. September, seinem Geburtstag, fertig gestellt sein wird. „Ich habe die Wette verloren. Heute ist mein
Geburtstag, und hier die Kiste Sekt, die
ich gesetzt habe“, so Humrich vor rund
100 Gästen. Neben dem Stiftungsvorstand nahmen auch Bewohner, Mitarbeitende sowie Vertreter des Landkreises,
der Verbandsgemeinde, der Stadt und
des diakonischen Spitzenverbandes an
der Feier teil.
Humrich betonte in seiner Ansprache,
dass man vor zehn Jahren noch Wohnangebote schaffen wollte: „Aber nun
werden stationäre Wohnangebote nicht
mehr gebaut. Deshalb haben wir nun
diesen Neubau für die tagesstrukturierenden Angebote errichten können.
Auch Menschen mit Behinderungen werden immer älter.“
Geschäftsführerin Dr. Ilka Sax-Eckes
wies auf die wichtige Funktion des 400
Quadratmeter großen neuen Gebäudes
hin. „Hier wird es weitere Angebote für
ältere Menschen mit Behinderungen geben, die im alten Haus aufgrund der Enge nicht möglich waren. Gleichzeitig soll
dies eine neue Begegnungsstätte sein.“
Zahlreiche Bewohner könnten die Angebote in der Stadt nicht aufsuchen. Nun
könne man Aktivitäten auf dem Hüttenberg anbieten. Udo Gresförder, Leiter
Wohnen, machte deutlich: „Hier soll ein
Anknüpfungspunkt an das Leben in der
Stadt und die Kirchengemeinde entstehen.“ Pfarrerin Ulrike Scholtheis-Wenzel
überbrachte die Segenswünsche der
Gemeinde: „Wir wollen Sie nun viel öfter
besuchen, denn jetzt ist ja genug Platz.
Wir werden die Bande enger knüpfen.“
Erster Kreisbeigeordneter Hans-Dirk
Nies beglückwünschte die Stadt und die
Verbandsgemeinde, „dass Sie über eine
solche Begegnungsstätte verfügen. Ich
hoffe, dass wir diesen Weg gemeinsam
mit den Leistungsträgern weitergehen
werden.“
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Jetzt wird auf die Ergebnisse der Befragung gewartet
Die Mitarbeiterbefragung 2010 ist abgeschlossen. Jetzt beginnt die Auszählung. Aber wie genau funktioniert
das? Dorothea Sopp, Beauftragte für
Qualitätsmanagement, erklärt‘s.
Warum überhaupt eine Befragung?
Sopp: „Gute Arbeit kommt von zufriedenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Zufriedenheit erwächst dadurch, dass in
einem kontinuierlichen Prozess auf die
Bedürfnisse der Mitarbeitenden eingegangen wird. Und um das zu erreichen,
hat sich die Mitarbeiterbefragung als das
richtige Instrument bewiesen.“
Wie lief die Befragung ab?
Sopp: „Jeder Mitarbeitende erhielt mit
der Gehaltsabrechnung einen Fragenbogen, den er an die Forschungsgruppe
Metrik senden konnte. Nach der Auszählung werden die Ergebnisse im ersten Halbjahr 2011 vorgestellt. Dann
überlegt man sich die Fragestellungen,
die in den einzelnen Organisationseinheiten - also Wohnbereiche etc. - bearbeitet werden sollen. Schließlich tagen
die Qualitätszirkel, um
die konkreten Maßnahmen zu formulieren. Bis Ende 2011
soll alles vorliegen
und mit dem Vorstand
besprochen werden.“
Fragebogens. Dem Ausschuss gehören
ein Mitglied des strategischen Controllings, der Vorsitzende der Gesamt-MAV,
jeweils zwei VertreterInnen der Krankenhäuser, der Behindertenhilfe und jeweils
ein Vertreter beziehungsweise eine
Vertreterin aus KJH und WLH an. Allerdings durften sich die Fragen nicht wesentlich von der Befragung 2007 unterscheiden - die Ergebnisse müssen verglichen werden.“
Wie wird die Befragung ausgewertet?
Sopp: „Das Unternehmen Metrik wertet
derzeit die eingesandten Fragebögen
aus: Alle Daten werden eingescannt, die
Fragebögen vernichtet. Damit ist nicht
mehr nachvollziehbar, wer die Daten abgegeben hat. Dann werden die Daten
geordnet: nach Geschäftsbereichen, und
innerhalb der Geschäftsbereiche nach
Organisationseinheiten. Das heißt für
HPE kd also die Wohnbereiche, die Verwaltung, der Servicebereich und die
Schule. Eine Organisationseinheit muss
mindestens acht Personen fassen, fünf
Bögen müssen mindestens vorliegen.“
Wer denkt sich denn
die Fragen aus?
Sopp: „Innerhalb der
Stiftung kreuznacher
diakonie gibt es ein
Gremium, den Stiftungsausschuss zur
Kunden- und Mitarbeiterbefragung. Eine
wesentliche Aufgabe
dieses Gremiums ist Dorothea Sopp, Beauftragte für Qualitätsmanagement bei HPE
die Entwicklung des kd, wartet nun auf die Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung 2010.
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Ausgabe 25
Rohbau des PWS-Kompetenzzentrums steht
Der Rohbau des PWS-Kompetenzzentrums auf dem Hüttenberg in Bad Sobernheim nimmt
Gestalt an. Noch im Jahr 2011 sollen dort die Bewohnerinnen und Bewohner einziehen.
Auf dem Hüttenberg in Bad Sobernheim
entsteht derzeit das erste Wohn- und
Beratungsangebot für Menschen mit
Prader-Willi-Syndrom (PWS). Die Bauarbeiten werden etwa ein Jahr dauern,
rund 1,2 Millionen Euro werden dort investiert.
„Die PWS Vereinigung Deutschland,
Landesgruppe Rheinland-Pfalz und
Saarland, hat sich bereits vor fünf Jahren an uns gewandt“, erklärt Armin
Dönnhoff, Geschäftsführer Heilpädagogische Einrichtungen kreuznacher diakonie (HPE kd). „Bisher fehlte ein solches
Angebot landesweit, und wir haben uns
nach Verhandlungen mit dem rheinlandpfälzischen Sozialministerium zum Bau
eines solchen Gebäudes entschieden.“
Acht Plätze für Menschen mit PWS entstehen auf dem Hanggelände an der
Pfarrer-Reich-Straße. Im Erdgeschoss
sind Räume für sportliche Betätigung
und andere tagesstrukturierende Angebote vorgesehen. Außerdem findet dort
die Beratungsstelle ihren Platz. Im Obergeschoss werden die acht Einzelappartements mit Bad und Terrasse sowie einem Gruppenraum und einer Küche eingerichtet.
Nach einer Planungszeit von sechs Monaten und einer unkomplizierten Genehmigung durch die Baubehörde wurde
Ende August mit den Erdarbeiten begonnen.
Dabei betreten die HPE kd nicht nur in
baulicher Hinsicht Neuland: „Wir erschließen mit diesem Angebot einen
neuen Bewohnerkreis. Und es handelt
sich hier nicht um stationäre Wohnangebote, sondern um individuelles, betreutes Einzelwohnen. Jeder hat seinen eigenen Wohnbereich“, so Dönnhoff.
Ausgabe 25
Seite 13
Polizisten machten Erfahrungen für den Alltag
Wie kommen eigentlich Menschen mit
Behinderung und die Polizei miteinander
aus? Wie geht man mit Menschen, die
eine geistige Behinderung haben, um?
Diese und andere Fragen beschäftigen
die Beamten der Polizeiinspektion Lauterecken schon seit einiger Zeit. Nun
nahm eine Gruppe von Polizeibeamten
um den Leiter der PI Lauterecken, Erster
Polizeihauptkommissar Arno Heeling, an
einer Veranstaltung im Bodelschwingh
Zentrum Meisenheim teil. Zwölf Polizisten und eine Mitarbeiterin des Ordnungsamts hatten sich für die verschiedenen Workshops der Heilpädagogischen Einrichtungen kreuznacher diakonie und der Diakonie Werkstätten angemeldet.
„Diese Veranstaltung bildete den Auftakt
für die Umsetzung unseres Konzepts ,Polizeiliche Prävention für Menschen mit Behinderung’“, erklärt Arno
Heeling. Hintergrund: Polizisten treffen
in ihrem Berufsalltag immer häufiger auf
Menschen mit Behinderung. Nachdem
vor Jahren anfänglich nur acht Personen
ambulant in Meisenheim versorgt wurden, sind es jetzt bereits 30. Darüber
hinaus leben 85 Menschen mit Behinderungen in ausgelagerten Wohngruppen
in der Gemeinde. Die angestrebte Dezentralisierung stationärer Wohnplätze
wird diesen Trend über Meisenheim hinaus verstärken.
In Kleingruppen waren die Polizisten auf
dem gesamten Gelände des Bodelschwingh Zentrums unterwegs und
konnten aus erster Hand erfahren, was
eine geistige oder körperliche Einschränkung im Alltag bedeuten kann.
Die Themen der Workshops drehten
sich um Behinderungsformen und deren
Ursachen, wie sich eine Behinderung
„anfühlt“ oder um ganz konkrete Handlungskonzepte.
„Wir haben der Gruppe einen intensiven
Einblick in unser Tun vermittelt“, so Uwe
Becker, Leiter Wohnen. „Alle haben sehr
interessiert mitgearbeitet. Dabei hat man
richtig gemerkt, wie Barrieren im Kopf
abgebaut wurden.“
Beide Seiten betonten, wie wichtig diese
Form der Begegnung für den Alltag war.
„Ob Rollstuhlfahren, Blindenparcours
oder Schilderungen ohne Sprache – die
Erfahrungen waren beeindruckend“, so
Heeling. Neben den Besuchen von
Wohngruppen und den Diakonie Werkstätten erhielten die Gäste auch Einblicke in die Bodelschwingh Schule. „Ein
Mädchen mit schweren Beeinträchtigungen hat mich dort an der Hand genommen und mir zu verstehen gegeben, was
ich zu tun habe. Das ist normalerweise
umgekehrt“, sagt Heeling schmunzelnd.
„Das war schon ein tolles Erlebnis.“
Nach der Auftaktveranstaltung sind weitere gemeinsame Projekte vorgesehen.
Ein Bild mit Symbolcharakter: Der Polizist
nimmt im Rollstuhl Platz und macht Erfahrungen als Mensch mit Behinderung.
Seite 14
Ausgabe 25
Den Spätsommer bei „Konzert im Park“ genossen
Rund 500 Gäste tummelten sich hinter dem Herzog-Wolfgang-Haus in Meisenheim: Das
weitläufige, idyllische Parkgelände eignet sich hervorragend zum Feiern.
Die Grillmeister hatten viel zu tun: Unter
freiem Himmel schmeckt‘s am besten.
Bestes Wetter Anfang September: Das
„Konzert im Park“ in Meisenheim fand
bei strahlendem Sonnenschein hinter
dem Herzog-Wolfgang-Haus statt. Hunderte von Besuchern hatten Spaß auf
dem weitläufigen Gelände und genossen die Auftritte. Nach einer Andacht mit
Pfarrer Gerd Biesgen hatten die Gruppen „Bella Bocca“ und „Boneshakers“
ihre Auftritte. Aber als Moderator und
Sänger Stefan Persch die Bühne betrat,
tobten die Massen. Der bekannte Entertainer unterhielt die Gäste auf hohem
Niveau. Auch Schlagerstar Mario Monty
kam mit seiner Show sehr gut an und
wurde bejubelt.
In den Konzertpausen konnten sich die
Besucher an den Getränkeständen und
dem Grillstand mit allem versorgen, was
unter freiem Himmel besonders gut
schmeckt. Auch die Diakonie Werkstätten hatten ihren Stand aufgebaut, an
dem verschiedene Erzeugnisse verkauft
wurden. Man darf auf das nächste Fest
im Jahr 2011 gespannt sein ...
Ausgabe 24
Seite 15
Autistischer Maler kopiert Bilder mit eigenem Stil
Viele Menschen kennen den Film
„Rainman“ mit Tom Cruise und Dustin
Hoffmann. Darin geht es um einen Autisten, der eine besondere Begabung hat –
er kann besonders gut zählen und Spielkarten analysieren. Andreas Werler ist
auch Autist: Er kann besonders gut Bilder auf seine Weise kopieren.
„Menschen mit Autismus können eine
besondere Spezialbegabung haben.
Das muss aber nicht immer mit Zahlen
zu tun haben“, erklärt Jutta Weiß. Sie ist
als Leiterin Wohnen bei den HPE kd zuständig für das Kompetenzzentrum für
Menschen mit Autismus. „Zu den ambulant geförderten Menschen mit Autismus
gehört Andreas Werler“, erklärt Weiß.
Werler wird regelmäßig von Hellena
Schuppenhauer zu Hause aufgesucht.
Diese „Maßnahme der Eingliederungshilfe“ wird vom Sozialamt finanziert und
ist Bestandteil der Betreuung durch das
Kompetenzzentrum.
Die Kreativtherapeutin Hellena Schuppenhauer aus Odernheim arbeitet seit
2008 mit Andreas Werler. „Wir malen
synchron“, beschreibt die Künstlerin kurz
und knapp die gemeinsame Tätigkeit
während der regelmäßigen Besuche in
Werlers Elternhaus. „Zu Beginn meiner
Betreuung habe ich entdeckt, dass Andreas mich kopiert, wenn ich male. Das
haben wir perfektioniert“, so Schuppenhauer. Beim Malen ist alles doppelt vorhanden: Stifte, Papier, sonstiges Material. Die Therapeutin beginnt zu malen,
und Andreas Werler kopiert sie dabei.
Nur entwickelt der 25-Jährige dabei seinen ganz eigenen Stil.
Nach dem Kennenlernen suchte Hellena
Schuppenhauer nach Möglichkeiten, um
Andreas Werlers Fähigkeiten herauszufiltern. Der junge Mann spricht nur wenige Worte, und wenn er nervös wird, läuft
er davon. Wer mit Menschen mit Autismus arbeitet, benötigt sehr viel Fingerspitzengefühl, betont Jutta Weiß: „Am
Anfang stellten die beiden Monotypien,
Scherenschnitte und kleine gefaltete Objekte her, die zaghaft bemalt wurden.
Daraus entwickelte sich das synchrone
Zeichnen und Malen, das Andreas bis
heute mit großer Konzentration und Ausdauer verfolgt.“
Hellena Schuppenhauer (links) und Andreas Werler: Rund 200 Bilder sind auf diese Weise
entstanden. Manche der Werke wurden sogar in Büchern als Illustrationen veröffentlicht.
Seite 16
Ausgabe 25
Zum ersten Mal auf öffentlichen Straßen unterwegs
Erstmals trauten sich die Schülerinnen
und Schüler der Meisenheimer Bodelschwingh Schule während ihrer Radfahrausbildung in den öffentlichen Stra-
ßenverkehr. Unter Leitung von Polizeioberkommissar Jürgen Beck von der Jugendverkehrsschule Bad Kreuznach
fuhren die Jungs und Mädchen mit ihren
Fahrrädern
über
„richtige“ Straßen.
Nach ein paar Runden durch Meisenheim absolvierten
sie dann ihre praktische Prüfung. Ganz
stolz ging es nach
der Prüfung wieder
mit ihrem Lehrer
Karl-Otto Kaucher
zurück ins gewohnte Bodelschwingh
Zentrum
Meisenheim.
An der Radfahrprüfung nahmen teil:
Pascal
SchlarbFries, Daniel Dotter,
Christopher Satorius, Evgenij Solovev, Eronita DunkePolizeioberkommissar Jürgen Beck (links) von der Jugendverkehrs- laj, Alexander Frey
schule leitete die erste Fahrt der Schüler auf öffentlichen Straßen.
und Fabian Jörg.
Stadtbürgermeister
Werner Keym las vor
Vorlesetag in der Bodelschwingh
Schule: Wie gewohnt hatten sich
die Veranstalter beim Vorlesetag
einen prominenten Vorleser eingeladen. Werner Keym (links),
Stadtbürgermeister von Meisenheim, war der Einladung gefolgt
und las die Geschichte „Wenn die
Ziege schwimmen lernt“ vor. Der
ehemalige Schulleiter trug mit viel
Einfühlsamkeit vor. Zu Beginn
zeigte Keym sein Können mit
dem Sopransaxofon und erklärte,
was ein Bürgermeister so tut.
Ausgabe 25
Seite 17
Premiere des Jugendbibeltags war ein voller Erfolg
Doppelte Premiere gelungen: Der erste dem Backen mit Käse, Samuel half beim
Jugendbibeltag im Bodelschwingh Zen- Formen. Er war überrascht: „Es macht
trum (BZ), der mit Konfirmanden der richtig Spaß, zusammen zu arbeiten.“
evangelischen Kirchengemeinde Mei- In der kleinen Küche waren Corinna Clasenheim gestaltet wurde, verlief harmo- sen, die neue Pfarrerin der evangelinisch und brachte wichtige Erfahrungen schen Kirchengemeinde Meisenheim,
und Diakonin Sabine Becker mit einer
für beide Seiten.
In fünf Workshops befassten sich 26 Ju- Gruppe zugange. Sie hatten allerlei
gendliche unter dem Leitthema „Brot des Wurzelgemüse vorbereitet und kochten
Lebens“ auf verschiedene Weise mit Le- mit weiteren Zutaten einen leckeren Nubensmitteln, Holzarbeiten, Musik und delhackfleischeintopf mit viel Gemüse.
der Natur. 13 junge Menschen davon Im Werkraum beschäftigten sich derweil
leben im BZ, 13 bereiten sich in der Diakon Mike Ponzelar und sechs Junevangelischen Kirchengemeinde auf ihre gen mit Holz, Laubsägen und Schmirgelpapier, während Anika Weinsheimer mit
Konfirmation vor.
Es war nicht der erste Besuch der Kon- einigen Jugendlichen im Wald Naturfirmanden im BZ. „Wir wollen Gemein- kunstwerke, passend zum Schöpfungssamkeiten entdecken und Berührungs- psalm, schuf. Karsten Braas baute mit
ängste abbauen“, begründet Diakonin einer Gruppe einfache Musikinstrumente
Anika Weinsheimer die fruchtbare Zu- und bereitete mit ihnen ein Lied vor, das
sammenarbeit. Manuel Quint, Diakon im gemeinsamen Erntedankgottesdienst
und Leiter Wohnen am Standort Meisen- des Bodelschwingh Zentrums und der
heim, ergänzt: „Es ist eine wichtige Er- evangelischen Kirchengemeinde in der
fahrung für die jungen Leute, zu erleben, Bodelschwingh Kapelle den Gottesdass Jugendliche mit und ohne Beein- dienstbesuchern präsentiert wurde.
trächtigungen die gleichen Interessen
Roswitha Kexel
haben.“
Konfirmandin Jessica bewertete
den ersten Jugendbibeltag positiv: „Wir haben
zuerst gedacht,
das wird ganz
langweilig. Aber
jetzt finden wir es
total cool.“ Samuel und Sascha
haben mit einigen
Mädchen und der
Auszubildenden
Marion
Führus
Teig für Brötchen
und Muffins gerührt und gekneGemeinsam bereiteten junge Bewohner und Konfirmanden der Kirtet. Sascha füllte
chengemeinde Teig für Brötchen und Muffins vor. Foto: R. Kexel
die Brötchen vor
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Ausgabe 25
Von großen Wellen und Tintenfischknochen
mung. Beim Muschelnsammeln fanden wir weiße, etwa
20 Zentimeter lange
Platten. Es wurden
wilde Vermutungen
angestellt. Walzähne, Schuppen eines
Riesenhais
oder
Pflanzenreste lauteten einige der Theorien. Bei der Internetrecherche stellte
sich heraus: Es
handelt sich um Sepiaschalen,
also
quasi die Knochen
eines Tintenfisches.
Die Schalen wurden
gesäubert und zur
Dekoration mitgenommen.
Große Wellen sorgten bei der Hollandfreizeit für Stimmung.
Am nächsten Tag
machten wir uns
„Oh wie schön ist Panama!“ heißt ein auf den Weg nach Goes, eine Stadt in
berühmtes Kinderbuch von Janosch. Für der Provinz Zeeland. Dort wurde mitten
die BewohnerInnen im Haus am Turm in der Woche eine Kirmes veranstaltet.
hieß es „Oh wie schön ist Holland!“ Hier Karussell, viele Leckereien und eine
Menge Spaß sorgten für einen richtig
ein Freizeitbericht.
„Zum zweiten Mal in Folge konnten eini- schönen Tag.
ge BewohnerInnen, durch eine weitere Am Donnerstag hatten wir endlich SonSpende der ,Elisabeth und Prof. Dr. nenschein und verbrachten den Tag am
Horst-Dietrich Hardt-Stiftung‘, nach Hol- Strand. Gut eingedeckt mit Essen und
land ans Meer fahren. Leider war der Getränken, wurde der Strand erobert.
erste Tag verregnet. Zunächst wurden Wir bauten Sandburgen, planschten im
beide Häuser bezogen, die diesmal et- Meer und entspannten uns. Leider stand
was weiter auseinander lagen. Wenn wir der Tag im Zeichen der Heimreise.
uns zu den gemeinsamen Mahlzeiten Abends hieß es Koffer packen, aber
trafen, wurde dies immer mit einem klei- auch Abschied feiern: Einige wechselten
nach der Freizeit in eine Wohngruppe
nen Spaziergang verbunden.
Am zweiten Tag war das Wetter etwas des Erwachsenenbereiches. Am späten
besser, und wir spazierten zum Strand. Abend fielen alle geschafft ins Bett.
Die Mutigen wagten sich an und in das Auch diese Freizeit, da sind sich alle eiWasser. Leider war die rote Flagge ge- nig, war gelungen. Die Bewohner des
hisst und Schwimmen somit verboten. Hauses am Turm bedanken sich ganz
Die herrliche Brise und die hohen Wel- herzlich bei der Elisabeth und Prof. Dr.
len sorgten für eine ausgelassene Stim- Horst-Dietrich Hardt-Stiftung.“
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Lang ersehnter Spielplatz dient auch als Treffpunkt
Auf und nieder, immer wieder: Besonders das Trampolin stand im Mittelpunkt des Interesses auf dem neuen Spielplatz im Bodelschwingh Zentrum.
Wasserlauf, Rutsche, Schaukel, Kletterturm und sogar ein richtiges Trampolin:
Das alles hat der neue Spielplatz im Bodelschwingh Zentrum zu bieten. „Rund
26 000 Euro hat der Spielplatz gekostet“, berichtet Konrektorin Eva M. Braun.
Gemeinsam mit anderen Kolleginnen
und Kollegen hatte Braun die Geräte
ausgesucht und den Spielplatz geplant.
Bei der kleinen Eröffnungsfeier für den
neuen Spielplatz betonte Rektorin Marion Klöwer, dass sich das lange Warten
auf den Spielplatz gelohnt habe: „Wir
bedanken uns natürlich auch bei den
HPE kd, die den Platz finanziert haben.
Er ist richtig toll geworden.“ Die Kinder
und Jugendlichen strömten, gleich nachdem das Absperrband durchschnitten
war, auf den Spielplatz und tobten sich
aus. „Ein solcher Platz hat uns noch gefehlt. Das ist auch ein wichtiger Bestandteil im Bewegungsprogramm der Schülerinnen und Schüler“, sagte Marion Klöwer. Auch Manuel Quint, Leiter Wohnen,
bedankte sich für die neue Attraktion:
„Hier ist ein neuer Treffpunkt entstanden.“ Der Technische Dienst hatte mit
für den Aufbau gesorgt und wurde ebenfalls mit Applaus bedacht.
Pfarrer Michael May von der Geschäftsführung ließ es sich nicht nehmen, die
Geräte während der Eröffnung auf ihre
Funktionstüchtigkeit zu untersuchen.
„Die Schaukel funktioniert, und auch das
Trampolin macht richtig Spaß. Jetzt
kann’s losgehen.“
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Gemeinsam 125 Jahre Dienst bei den HPE kd
Nahmen die Glückwünsche für ihr 25-jähriges Dienstjubiläum entgegen (von links): Rainer
Mussbach, Ulrike Braun, Anna Maria Höling, Marion Pfeiffer-Weis und Jürgen Supp.
Es ist immer wieder ein beliebtes Spielchen, bei Mitarbeiterjubiläen die geleisteten Dienstjahre jedes und jeder Einzelnen zu addieren. Diesmal kommen wir
auf 125 Jahre Arbeitszeit in den Heilpädagogischen Einrichtungen kreuznacher
diakonie. Ulrike Braun (Asbacher Hütte),
Anna Maria Höling (Bethanien Bad
Kreuznach), Marion Pfeiffer-Weis, Jürgen Supp und Rainer Mussbach (alle BZ
Meisenheim) nahmen im Jahr 1985 ihren Dienst auf. Die Geschäftsführung
dankte den Jubilaren während einer Andacht in der Bodelschwingh Kapelle.
„Wir danken Ihnen nicht nur für die bloße Ausübung Ihrer Tätigkeit, sondern für
Ihre Lebenszeit, die Sie bei uns investiert haben“, sagte Dr. Ilka Sax-Eckes.
Nach dem Fototermin traf man sich zum
gemütlichen Abendessen.
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Neue Wohnräume für junge Erwachsene eröffnet
Die neue Gruppe drei
im Haus am Zaun im
Bodelschwingh Zentrum
ist eröffnet: Nachdem
die Tagesstruktur in die
neu geschaffenen Räume „auf der Wiese“ ausgezogen war, stand nun
ausreichend Platz für
die acht jungen Bewohnerinnen und Bewohner
zur Verfügung. Diakon
Manuel Quint, Leiter
Wohnen, blickte in seiner Ansprache bei der
kleinen Eröffnungsfeier Mit dem symbolischen Durchschneiden eines Bandes wurde die
zurück: „Im Herbst 2009 Wohngruppe drei im Haus am Zaun eröffnet.
war noch nicht klar, wie
es mit Turm 2 weitergehen wird. Sorgen räume entstanden. Für die Umsetzung
und Ängste der Eltern haben wir gehört“, der Pläne danke ich auch ausdrücklich
so Quint. „Dann haben wir gemeinsam der Geschäftsführung der Heilpädagogientschieden: Der gemeinsame Umzug schen Einrichtungen.“ Ob Möblierung
ist die beste Lösung.“ Zwischenzeitlich oder personelle Ausstattung - alles sei
war eine Anmietung des „Hotels am gut gelaufen. „Die Zusammenarbeit
Markt“ zum Greifen nah, aber daraus sei funktioniert sehr gut.“
Gemeinsam mit Eltern, Freunden, Bedann leider nichts geworden.
„Dann ging alles sehr schnell“, berichtet treuern und anderen Gästen eröffneten
Manuel Quint: „Die TSA zog aus, und die Bewohnerinnen und Bewohner mit
die Räume hier mussten hergerichtet dem symbolischen Durchschneiden eiwerden. Nun sind sehr schöne Wohn- nes Bandes die neue Gruppe.
Office Outlook löst altes E-Mail-Programm ab
So langsam sollten sich alle an den neuen Anblick gewöhnen: blaugrau statt
khaki-grün leuchtet es nun von den
meisten Bildschirmen. Das alte
„webmail“-Programm zum Versenden
von E-Mails hat ausgedient. Nun wird
sukzessive auf das gebräuchlichere und
anwenderfreundlichere MS Office Outlook umgestellt. Das Mailprogramm von
Microsoft ist leichter zu bedienen und
bietet mehr Möglichkeiten. So können
beispielsweise ganze Ordner als Anhang versendet werden. Außerdem bietet es eine komfortable Kalenderlösung.
2011 geht es mit größeren Neuerungen
weiter, denn ab 12. Januar wird das
neue Intranet freigeschaltet. Jeder Geschäftsbereich der Stiftung erhält eine
eigene Seite. Eine übergeordnete Intranetseite wird es weiterhin geben. Mehr
Informationen im Intranet beim Referat
Öffentlichkeitsarbeit der Stiftung.
Die Weihnachtsgeschichte
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Ausgabe 25
Ein nicht ganz ernst gemeinter Weihnachtsvergleich
Weihnachten 1950: Der Krieg ist erst
fünf Jahre her, und die Menschen freuen
sich über den ersten Wohlstand. Noch
nicht alle Soldaten sind aus der Gefangenschaft nach Hause gekommen. Die
Winter sind hart, kalt und lang. Weihnachtseinkäufe finden zu Fuß, mit dem
Fahrrad oder mit dem Bus statt. Bessergestellte fahren mit dem Moped, Reiche
haben ein Auto. In den Gemischtwarenläden auf den Dörfern gibt es Nüsse,
Mandeln, Konfekt und vielleicht eine Flasche Cognac für die Großen. Obst hat
man noch im Keller liegen von der vergangenen Obsternte. Zwei, drei Flaschen Wein gibt es gegen zehn Kilo Kartoffeln im Tausch beim Winzer nebenan.
Der Festbraten stammt vom Nachbarn,
der auf seinem Hof - einem von
vielen in dem kleinen Dorf - Vieh
hält. Die Straßen sind mit einer
festen Schneeschicht bedeckt,
die das Geräusch der polternden Leiterwagen auf dem Pflaster dämpft. Zu Hause steht im
Wohnzimmer ein kleiner Weihnachtsbaum neben einem Nierentisch. Der Baum ist mit kleinen Holzfiguren, Engeln, Lametta und Süßigkeiten
wie kandierten Nüssen behängt. Die
vierfache Mutter steht am Holzherd in
der kleinen Küche und kocht einige Rinderknochen aus. Die Brühe wird zur
Suppe verfeinert und an Heiligabend gemeinsam mit einem Stück frischen Brot
vom Dorfbäcker verspeist. Nach dem
gemeinsamen Besuch des Gottesdienstes in der Dorfkirche, an dem die ganze
Gemeinde teilnimmt, geht die Familie
nach Hause und feiert Bescherung. Die
Geschenke: Eine Kreidetafel für die
Schule, selbstgestrickte Strümpfe, getragene Schuhe der großen Schwester, einen Kochtopf aus Emaille. Von draußen
sieht man den qualmenden Schornstein
und gedämpftes Licht.
Es ist Weihnachten im Jahr 1950.
Weihnachten 2010: Die Menschen, die
regelmäßig in ihrem Leben Hunger hatten, sind durchweg schon sehr alt. Das
Wetter im Dezember ist meistens regnerisch, an Heiligabend sind zweistellige
Temperaturen nicht ungewöhnlich.
Weihnachtseinkäufe finden in Städten
statt. Man fährt in der Vorweihnachtszeit
mehrmals mit dem Auto in die Stadt und
durchstreift die Läden und Supermärkte,
um sich auf Geschenkideen zu bringen.
Die Ideen reichen von einem Gutschein
für einen Kinobesuch oder einen Einkauf
im Elektronikfachmarkt bis hin zu einem
Kaffeevollautomaten, einer Obstschälmaschine oder einer Zehnerkarte für
Shiatsumassagen. Obst gibt es beim
Discounter, Wein aus dem Internet oder
auch aus dem Discounter,
ebenso wie Fleisch. Den Festtagsbraten kann man auch für
den dreifachen Preis bei einem
Biohof bestellen, der Qualität
wie früher liefert. Weihnachtsstimmung wird vorrangig auf
einem der rund 190 Weihnachtsmärkte in der Region gesucht, deren Angebot bis auf kleine Details identisch ist.
Neben Engeln, Nikoläusen, Krippenfiguren und Elchen werden die Doppelhaushälften im Neubaugebiet des einstigen
kleinen Dorfes mit Lichterketten geschmückt. Die dreiköpfige Familie isst
an Heiligabend erst nach der Bescherung zu Abend und ist dann meist zu
müde für den Gottesdienst. Wenn alle
Batterien der Spielzeuge erschöpft sind,
geht man zu Bett und rüstet sich für den
Essens- und Geschenkemarathon, der
zwischen den Jahren endet.
Die Schlangen an den Umtauschkassen
sind sehr lange, dafür hat sich die Situation auf den Parkplätzen entschärft.
Es war Weihnachten im Jahr 2010.
Heiko Schmitt
Ausgabe 2
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Sozialamtsleiter Curd Rothmann (links) und Pressesprecher Harald Skär begutachten die
großen Holzfüße, die im Foyer der Kreisverwaltung Bad Kreuznach zu sehen waren.
Große Füße in der Kreisverwaltung Bad Kreuznach
Im Foyer der Kreisverwaltung in Bad
Kreuznach bot sich im Herbst ein besonderer Anblick: Sechs Holzfüße, etwa
1,70 Meter groß, ganz in bunt, standen
dort im Halbkreis. „Es handelte sich um
eine Wanderausstellung durch ganz
Rheinland-Pfalz, die ihren Ausgang vom
europäischen Protesttag für Menschen
mit Behinderungen in der Mainzer
Staatskanzlei genommen hat“, erklärte
Curd Rothmann, Sozialamtsleiter der
Kreisverwaltung.
Seit Mai waren die Holzfüße unterwegs.
Menschen mit Behinderungen fordern in
den Bereichen Arbeit, Wohnen, Barrierefreiheit, Freizeit und Politik mehr Teilhabe – und diese Forderungen werden mit
den überdimensionalen Füßen symbolisiert. Mit riesigen Füßen wagen Menschen mit Behinderungen den Schritt in
die Gesellschaft. Doch wieso stehen die
Holzfüße bei der Kreisverwaltung? „Jede
Einrichtung, die sich an dem Protesttag
beteiligt hat, erhält für eine gewisse Zeit
die Wanderausstellung“, berichtet Dr.
Ilka Sax-Eckes, Geschäftsführerin HPE
kd. „Nun waren wir an der Reihe und haben überlegt, wo wir die Objekte ausstellen können. Die Kreisverwaltung Bad
Kreuznach schien uns der richtige Partner zu sein.“
Seit 2008 befinden sich die HPE im Zukunftsprozess zur Umstrukturierung der
Behindertenhilfe kreuznacher diakonie,
so Dr. Sax-Eckes: „An diesem Prozess
ist die Kreisverwaltung als Kostenträgerin maßgeblich beteiligt. Wir freuen uns
sehr, unsere Zusammenarbeit mit der
Ausstellung öffentlichkeitswirksam darstellen zu können.“