Psychologie und Mystik Berlin Achterbahn AG
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Psychologie und Mystik Berlin Achterbahn AG
September 2000 Performance DAS KUNDENMAGAZIN DER BERLINER EFFEKTENBANK AG Psychologie und Mystik Unvereinbar mit der Börse? Achterbahn AG „Werner” schwimmt über den großen Teich Berlin Die Spandauer Vorstadt – in Mitte? Performance Editorial Sehr geehrte Leserinnen und Leser Guido G. R. Sandler Ich nutze heute die Gelegenheit, um mich bei Ihnen zu verabschieden. Über zwei Jahre habe ich gemeinsam mit Vorstandskollegen und Mitarbeitern die Berliner Effektenbank AG aufgebaut. Jetzt ist es an der Zeit, mich neuen Aufgaben und Herausforderungen zu stellen. Ab der nächsten Ausgabe der Performance werden Sie Konterfei und Begrüßungsworte meines Partners im Vorstandsgremium, Herrn Klaus-Gerd Kleversaat, an dieser Stelle finden. Heute möchte ich es mir aber nicht nehmen lassen, Sie ein letztes Mal durch die Inhalte dieses Heftes zu führen. Wir starten auf der gegenüberliegenden Seite mit kritischen Fragen zum Kursrückgang der Eichborn-Aktie, legen auf den Seiten 03-07 wieder den Schwerpunkt auf die aktuellen Marktgeschehnisse, stellen auf den Seiten 08/09 als „Aktie des Monats“ die Achterbahn AG vor, machen einen Ausflug ins Berliner Scheunenviertel – um am Ende beim Finanz- Glossar und der Erklärung des Begriffes „Stock Option-Programm“ anzukommen. Eine gewinnbringende Lektüre wünscht Ihnen Ihr Guido G. R. Sandler Sprecher des Vorstandes Inhaltsverzeichnis Ausgabe September 2000 Performance Effektiv Editorial Seite 01 Inhaltsverzeichnis Seite 01 IPOs – Rückblick - Fünf Fragen zur Eichborn AG Seite 02 Research - Ölpreis auf Zehnjahreshoch und Zinserhöhung in Japan Seiten 03-06 Marktanalyse Ladenburg Thalmann & Co. Inc. - Frenkly Speaking Aktie des Monats Berlin Finanz-Glossar Impressum Gedruckt auf umweltfreundlich hergestelltem Papier. Für die Richtigkeit der Beiträge wird keine Gewähr übernommen. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit Genehmigung des Herausgebers. 01 Was macht eigentlich… - die Achterbahn AG? Seite 07 Seiten 08/09 Mitte - Das Scheunenviertel Seite 10 Stock Option-Programme - ...und ihre “Webfehler” Seite 11 Herausgeber: Berliner Effektenbank AG , Kufürstendamm 119, 10711 Berlin Redaktion: Guido G. R. Sandler (V.i.S.d.P.), Christa Scholl Autoren: Steven M. Frenkel, Dr. Wolfgang Janka, Henning Klose, Anja Peinelt, Claus Vogt, Dr. Stephanie Winhart Gestaltung: Daniel Ganzer Produktion: ADDEDVALUE Redaktionsschluß: 26. August 2000 Ein herzliches Dankeschön an unsere Gastautoren. Effektiv IPOs – Rückblick Fünf Fragen zur Eichborn AG Performance sprach mit Dr. Stephanie Winhart, Analystin bei der Berliner Effektenbank AG: War der Eichborn-Börsengang ein Flop? Der Eichborn-Börsengang war mit Sicherheit kein Flop. Im Gegenteil! Als der Verlag Anfang Mai an die Börse ging, war das Marktumfeld schwierig. Einige Unternehmen hatten ihren Börsengang verschoben, die Zeit der sicheren Zeichnungsgewinne war vorbei. Dennoch konnte Eichborn sehr erfolgreich plaziert werden, die Emission war mehrfach überzeichnet. Aus Sicht des Anlegers kann ich nur sagen, daß es für die Frage „Flop oder kein Flop“ ohnehin weitaus zu früh ist. Im Gegensatz zum Spekulanten ist die Aktienanlage eines strategischen Investors auf lange Sicht angelegt, das heißt: mehrere Jahre. Seit dem Börsengang von Eichborn sind jetzt gerade einmal vier Monate vergangen. War es dann vielleicht der falsche Zeitpunkt für den Börsengang? Ich möchte hier an meine vorangegangenen Ausführungen anknüpfen: Eichborn hat mit dem IPO die notwendigen Mittel für die Umsetzung der Strategie vom „Verlag mit der Fliege“ zum „Medienwert mit der Fliege“ bekommen. Und für den langfristigen Investor wird es in drei Jahren im Zweifelsfall nebensächlich sein, wie die Kursentwicklung direkt nach Erstemission war. Im übrigen – und an die Adresse der Spekulanten gerichtet – kann ich nur sagen: Hinterher ist man immer klüger. Was sehen Sie als Gründe für den massiven Kursrutsch? Ich sehe hier vor allem zwei Gründe. Zum einen fiel die Eichborn-Emission in einen negativen Trend für Medienwerte, denen der Verlag mit Sicherheit zugeordnet wird. Die Branche hatte in den vergangenen Monaten generell einen schweren Stand. Nicht nur die Eichborn-Aktie hat sich in ihrem Wert halbiert, Advanced Medien AG, Dino Entertainment AG, EM.TV & Merchandising AG, H5B5 Media AG, Jack White Productions AG, RTV Family Entertainment AG, SENATOR Entertainment AG, splendid medien AG, TEAM Communications Group.Inc., TV-Loonland AG und United Labels AG ging es in jüngster Vergangenheit im Hinblick auf ihr Jahreshoch nicht besser. Ein klarer Fall von Börsenpsychologie. Wenn die Meinung vorherrscht, Medienwerte laufen schlecht, dann gilt das eben mehr Vorfeld des IPOs Aktien zu einem Euro billigst an Autoren und Mitarbeiter verkauft worden seien. Hierzu ist vor allem zu sagen, daß man Eichborn vielmehr einen Vorwurf hätte machen müssen, wenn das unterlassen worden wäre. Autoren und Mitarbeiter wurden beteiligt, um Interessengleichheit mit den Aktionären herzustellen. Das wichtigste Asset eines Verlages sind seine bestsellerbringenden Autoren, die auf diese Weise enger an Eichborn gebunden wurden. Im übrigen haben alle Altaktionäre eine Haltefrist der Aktien von einem Jahr unterschrieben. oder minder für alle diesem Bereich zugeordneten Aktien, nahezu unabhängig davon, wie ihre Fundamentaldaten aussehen. In die andere Richtung börsenpsychologisch motiviert, hat man sich bis vor kurzem um alles gerissen, was mit dem Internet assoziiert wurde. Was waren eigentlich die Kriterien dafür, daß Eichborn an die Börse gebracht wurde? Den zweiten Grund, warum die Eichborn-Aktie fiel, sehe ich in der negativen und inhaltlich überwiegend falschen Presse direkt nach dem Börsengang. So wurde geschrieben, daß eine einzige Figur einfach nicht ausreichend für einen Börsengang sei. Damit war natürlich „Das kleine Arschloch“ gemeint. Dieser Vorwurf ist absurd. „Das Kleine Arschloch“ macht am Gesamtumsatz des Unternehmens signifikant weniger als 5% aus. Eichborn ist ein breit diversifizierter Verlag, der in allen Bereichen – sei es Comic, Belletristik oder Sachbuch – viele Bestseller hervorgebracht hat. „Das Kleine Arschloch“ wurde einfach wegen seines enorm hohen Wiedererkennungswertes aus Marketingzwecken beim Börsengang eingesetzt. Ganz einfach. Das Unternehmen legte einen Business-Plan vor, der uns, die Berliner Effektenbank AG, inhaltlich und insbesondere bei den Zahlen, deren Plausibilität wir geprüft haben, überzeugt hat. Für die Umsetzung der im BusinessPlan dargelegten Wachstumsstrategie benötigte der Verlag Geld – ein Börsengang ist gut geeignet, um die hierfür notwendigen Mittel am Kapitalmarkt aufzunehmen. Würden Sie die Aktie kaufen? Eindeutig ja. Es gibt keinen Grund, unsere Bewertung bei Börsengang zu revidieren. Damals sahen wir einen Kurs von ¤ 10,40 je Aktie als realistische Bewertungsuntergrenze. Der extreme Kursverfall ist rational nicht zu erklären. Ich sehe die Geschäfte des Unternehmens äußerst positiv. Das aktuelle Beispiel spricht für sich: Das neue Buch von Walter Moers „Ensel und Kretel“ steht wieder einmal seit Wochen auf den Bestsellerlisten. Dr. Stephanie Winhart [email protected] Auch wurde von den Journalisten der Vorwurf erhoben, daß im 02 Markt Rese Ölpreis auf Zehnjahreshoch In unserer Überschrift nennen wir die beiden wichtigsten Entwicklungen der letzten Wochen in einem Atemzug, da wir der Meinung sind, beide werden Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation der USA haben. Regelmäßige Leser unserer Kommentare wird es nicht überraschen, gerade diese Meldungen von uns hervorgehoben zu sehen. Steigende Ölpreise sind inflationsfördernd, die Zinsen steigen: „Gift” für die Börsen Japans finanzpolitische Entscheidungen und die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft 03 Bereits in unserer März-Ausgabe widmeten wir der Ölpreisentwicklung einen Artikel, mit der Überschrift „Steigende Ölpreise - Kein Grund zur Sorge?“. Wir kamen seinerzeit zu folgendem Ergebnis: “Eine Konsolidierung bis in den Bereich um US $ 25 ist jederzeit möglich, eine Trendwende derzeit extrem unwahrscheinlich.“ Die jetzt erzielten Höchststände seit Beginn der Aufwärtsbewegung bestätigen erneut den Aufwärtstrend und lassen auf weiter steigende Ölpreise schließen. Die von amerikanischen Notenbankpolitikern mehrfach geäußerte Prognose bald wieder fallender Ölpreise erwies sich tatsächlich als das von uns vermutete „Wunschdenken“. Unsere Sorge war und bleibt, daß steigende Energiepreise entweder die Margen der Unternehmen schrumpfen lassen oder auf die Konsumenten abgewälzt werden, also Inflation hervorrufen. Beide Effekte sind negativ für die Börse. Die Probleme Japans haben wir bisher unter dem Aspekt „Aus Fehlern lernen“ beleuchtet, um geldpolitische Fehlentwicklungen und ihre möglichen Auswirkungen in den USA in einen nachvollziehbaren Kontext zu stellen. Ohne das Beispiel Japan wären unsere Überlegungen entweder in einer sehr akademischen Logik wenig anschaulich geblieben oder aber ein Rückgriff auf Beispiele aus der Vorkriegszeit hätte sich dem Vorwurf auszusetzen gehabt, nicht zeitgemäß zu sein. Die am 11. August in Japan erfolgte erste Zinsanhebung seit einem Jahrzehnt rückt nun einen zusätzlichen Aspekt des Problemfalles Nippon in den Vordergrund: Welche direkten Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und speziell auf die USA wird die geldpolitische Wende Japans haben? Wir sehen zwei Möglichkeiten, den Zinsschritt der Bank of Japan zu interpretieren. Entweder ist das Schlimmste für die japanische Wirtschaft jetzt vorüber und die Zinserhöhung kündigt einen ersten Schritt hin zu „normalen“ Zuständen an oder: Die verantwortlichen Notenbanker sind nach zehn Jahren zu der Überzeugung gelangt, ein Ende mit Schrecken sei besser als ein Schrecken ohne Ende. Sollte sich die erste Möglichkeit als die richtige erweisen, dann müssen sich in den nächsten Quartalen positive Wirtschaftsdaten einstellen, die von der Börse mit steigenden Kursen quittiert werden. Aufgrund des bisherigen Börsenverlaufes Japans in diesem Jahr halten wir dieses Szenario für das unwahrscheinlichere. Bleibt also die zweite Interpretation. In diesem Szenario erwarten wir in Folge der restriktiveren Zinspolitik einen beschleunigten Restrukturierungsprozeß der japanischen Wirtschaft. Die Fehlentwicklungen der 80er Jahre werden dabei endlich korrigiert, indem massiv Schulden abgeschrieben und weitere Firmenzusammenbrüche zugelassen werden. Schließlich besteht der „Sinn“ einer Rezession in der kreativen Zerstörung, in der Ausmerzung nicht effizienter Unternehmen, um Platz zu schaffen für innovative Marktteilnehmer. Je größer die in der Boomphase des Wirtschaftszyklus‘ zugelassenen Ungleichgewichte, desto schmerzhafter fällt dieser Prozeß im Abschwung aus. Bei beiden Szenarien können wir keine positiven Auswirkungen auf die US-Wirtschaft und die US-Börse erkennen, da ein großer Teil der Liquidität, die in den letzten Jahren an die amerikanischen Finanzmärkte strömte, aus Japan stammt. Insbesondere Hedge-Fonds, aber auch ähnlich aggressiv agierende Marktteilnehmer aus dem Bereich der Banken und anderer Sektoren, engagierten sich in sogenannten „Yen Carry Trades“, also der Kreditaufnahme in Yen und der Anlage dieser Gelder an den US-Finanzmärkten. Ein Versiegen oder gar eine Umkehrung dieser Geldströme kann zu einer spürbaren Liquiditätsverknappung führen. Szenario eins macht Yen-Investitionen attraktiver und läßt weniger Liquidität außer Landes strömen. Szenario zwei birgt erhebliche Risiken für den nach wie vor fragwürdigen Aufschwung in weiten Teilen Asiens. Aufgrund der stärkeren wirtschaftlichen Verflechtung der USA mit diesem Wirtschaftsraum und den großen Ungleichgewichten, die wir in der amerikanischen Volkswirtschaft erkennen, erwarten wir bei einem erneuten Aufflackern der „Asienkrise“ erheblich negativere Auswirkungen auf die USA als auf Europa. Insgesamt verdunkelt sich der Börsenhimmel Amerikas also weiterhin. Es bleibt die Frage nach einer neuerlichen Zinserhöhung durch die US-Notenbank. Wir halten einen weiteren Zinsschritt vor dem Hintergrund steigender Energiepreise, boomender Immobilienmärkte und eines leer gefegten Arbeitsmarktes für angemessen. Da die mittlerweile weit verbreiteten Aktienoptionen als Verdienstbestandteil nicht in die Messung der Entwicklung von Löhnen und Gehältern eingehen, erscheinen die teilweise erheblichen Gehaltszuwächse nicht in den offiziellen Statistiken. Außerdem sind die Berechnungsmethoden der maßgeblichen Indizes zur Inflationsmessung mittlerweile zu einer eigenen „Wissenschaft“ geworden. Insbesondere die Anwendung sogenannter Korrekturgrößen erlaubt eine geradezu phantastisch anmutende Manipulation der Ergebnisse. Kritiker in den USA sprechen mittlerweile in Anlehnung an die gerne verwendete Größe „inflation ex energy and food“ von „inflation ex inflation“. Zu unserem großen Erstaunen räumt Alan Greenspan in seinen öffentlichen Reden regelmäßig den Themen Innovationen, neue analyse arch und Zinserhöhung in Japan Technologien und Produktivität größeren Raum ein als den unserer Meinung nach geldpolitisch viel wichtigeren Komplexen Geldmengen, Zinsen und Kredit. Leider müssen wir daraus den Schluß ziehen, es mit einem Notenbanker zu tun zu haben, der sich relativ weit entfernt zu haben scheint von klassischen geldpolitischen Grundsätzen. Und so verwundert es uns nicht, daß die US-Notenbank am 22. August keinerlei zinspolitische Beschlüsse gefaßt hat. Selbst ohne eine neuerliche Zinsanhebung bleibt in unserem Modell die monetäre Komponente weiterhin in einem Bereich, der steigende Aktienkurse auf breiter Front sehr unwahrscheinlich macht. In Anlehnung an den von uns hoch geschätzten amerikanischen Analysten Don Hays schenken wir dem US-Geldmengenaggregat MZM besondere Beachtung. Der steile Abwärtstrend in der Zuwachsrate dieser Geldmenge kam in der jüngsten Vergangenheit zunächst zum Stillstand, bevor Ende letzter Woche erneut niedrigere Zahlen publiziert wurden. Dieser wichtige Indikator bleibt auf dem gegenwärtigen Niveau negativ. Erst der Beginn eines Aufwärtstrends dieser Zahlenreihe würde eine positive Interpretation erfordern. Eine klare Verschlechterung sehen wir bei den kurzfristigen Zinsen, die auf neue Höchststände in diesem Zyklus gestiegen sind. Beispielhaft haben wir eine Grafik für Treasury Bills mit drei Monaten Laufzeit eingefügt, da wir diesem Zinssatz eine hohe Gewichtung in unserem Gesamtmodell zuordnen. 6.2 als klares Zeichen einer sich weiterhin verschlechternden Liquiditätslage an den US-Finanzmärkten. In diesem Zusammenhang weisen wir auch auf die deutsche Zinskurve hin, die erstmals seit 1992 invers geworden ist. Wir werden diese Vorboten einer sich möglicherweise verschärfenden europäischen Zinspolitik weiterhin eng verfolgen. Da die Zinsstrukturkurven Frankreichs und Italiens (noch?) nicht invers sind, kann es sich um ein vorübergehendes Phänomen oder um eine Verzerrung handeln. Nachdem die Berichtssaison amerikanischer Unternehmen vorüber ist, hellt sich das Bild fundamentaler Überbewertung insbesondere vieler hoch kapitalisierter Gesellschaften leider nicht auf. Bei genauerer Betrachtung der publizierten Ergebnisse wird deutlich, daß zahlreiche Unternehmen lediglich mit Hilfe von Beteiligungsgewinnen die erwarteten Ergebnisse erreichen oder – auffallend häufig – um einen Cent pro Aktie übertreffen konnten. Anders ausgedrückt, das operationale Geschäft dieser Unternehmen rechtfertigt die derzeitigen Bewertungen in keiner Weise. Sollte sich das Börsenklima weiterhin verschlechtern, werden auch die „Windfall Profits“ aus den Beteiligungsportfolios verschwinden. Hinter dieser Entwicklung verbirgt sich enormes Potential für zukünftige Enttäuschungen und ein möglicherweise sich selbst verstärkender Mechanismus in einem Abwärtstrend. Mit fallenden Kursen der Beteiligungen müssen die Gewinnerwartungen nach unten revidiert werden, wodurch wiederum die Börsenkurse fallen, auch die von börsennotierten Beteiligungen usw. 5.8 5.2 5.0 10/99 01/00 04/00 07/00 Chart-Analyse: Treasury Bills Da gleichzeitig die langfristigen Zinsen gesunken sind, verfestigt sich damit die Inversion der Zinsstrukturkurve in den USA. Wir interpretieren diese Entwicklung Mit der dritten Komponente unseres Modelles, den Sentiment-Indikatoren, messen wir den Optimismus oder Pessimismus der Marktteilnehmer. Die Erfahrung zeigt, daß an wichtigen Wendepunkten der Börsengeschichte die Masse der Marktteilnehmer regelmäßig die exakt falsche Erwartungshaltung einnahm. Im Zusammenspiel mit unseren anderen Modellkomponenten schenken wir diesen Indikatoren deshalb viel Beachtung. Als Beispiel haben wir den Volatilitätsindex VIX abgebildet, der auf indirekte Weise, nämlich über implizite zukünftige Volatilitätserwartungen von Indexoptionen, das Sentiment mißt. 1500 S&P 500 Volatilitätsindex VIX 40 35 1400 30 1300 25 20 1200 07/99 10/99 01/00 04/00 07/00 Chart-Analyse: VIX vs. S&P 500 In den hier abgebildeten letzten beiden Jahren kündigte ein VIXIndexstand von etwa 20 regelmäßig eine ausgedehnte Seitwärts- oder Abwärtsbewegung an. Entsprechend erwarten wir auch jetzt bei einem VIX-Stand von 20,30 zumindest keine stärkere Aufwärtsbewegung. Andere Sentiment-Indikatoren untermauern diese Erwartung. Nach acht Jahren ist die Zinsstrukturkurve erstmals wieder invers Viele amerikanische Aktien sind hoffnungslos überbewertet Charttechnische Interpretation Der extrem gespaltene Charakter der Märkte spiegelt sich auch in unserer Chartanalyse wider, allerdings weniger ausgeprägt als wir das für ein Aktienportfolio im Rahmen der Einzeltitelauswahl empfehlen. In technisch schwacher Verfassung präsentieren sich NASDAQ und Neuer Markt, Indizes also, in denen sich zahlreiche Unternehmen mit hohen und teilweise grotesken KGVs befinden. In deutlich besserer technischer Konstitution zeigen sich DAX und Dow, eine Zwischenstellung nimmt der S&P 500 ein. Eindeutig positive Chartverläufe zeigen die in unserer Betrachtung üblicherweise nicht erfaßten Indizes wie MDAX, SDAX oder Value Line Composite, die alle eine günstige fundamentale Bewertung aufweisen. Wir rieten bereits in unserer letzten Ausgabe, schwerpunktmäßig Aktien mit günstiger fundamentaler Bewer- 04 Markt Rese Ölpreis auf Zehnjahreshoch tung den Vorzug zu geben, also auf niedrige Kurs-Gewinn-Verhältnisse zu achten. Wir wiederholen und verstärken diese Empfehlung vor dem Hintergrund weiterhin sich verschlechternder monetärer Rahmenbedingungen. Dow Jones Mit dem Ausbruch über die eingezeichnete Abwärtstrendlinie hat der Dow ein kurzfristiges Kaufsignal gegeben. Aufgrund der wenig positiven Rahmenbedingungen, die unser Gesamtmodell zum Ausdruck bringt, erwarten wir nicht den Beginn einer ausgedehnten Aufwärts11400 10800 10200 9600 9000 03/99 08/99 01/00 Die Zone zwischen 1480 und 1550 Punkten bildet weiterhin deutlichen technischen Widerstand. Aus diesem Grund betrachten wir selbst einen möglichen Bruch dieser Abwärtstrendlinie mit Skepsis und erwarten für diesen Fall nicht den Beginn eines größeren Aufwärtstrends, sondern lediglich eine Bewegung, die die alten Höchststände um maximal 3% bis 5% übertreffen wird. Anfang August wurde die im Oktober 1998 beginnende Aufwärtstrendlinie erneut erfolgreich getestet, womit sich die technische Bedeutung dieser Trendlinie verstärkt. Folglich betrachten wir jetzt einen Bruch dieser bei etwa 1430 Punkten verlaufenden Marke als Verkaufssignal mit erstem Kursziel 1350 Punkte. Weiterhin sind wir der Meinung, daß ein Unterschreiten dieser Marke erhebliches Abwärtspotential eröffnet. 06/00 DAX Chart-Analyse: Dow Jones bewegung. Vielmehr rechnen wir damit, daß die Bewegung bereits an den ersten Widerständen bei 11400 Punkten, spätestens jedoch in der Nähe der alten Höchststände um 11750 Punkte auslaufen wird. Andererseits interpretieren wir einen Bruch der Aufwärtstrendlinie, die die Tiefs von März und Juli verbindet und derzeit bei ca. 10600 verläuft, als Verkaufssignal. Der DAX versucht jetzt bereits zum zweiten Mal, seine Abwärtstrendlinie nach oben zu durchbrechen. Sollte das gelingen, befinden sich die nächsten Widerstände bereits bei 7500 Punkten. Ein Überwinden wegung, die den Index bis auf die langfristige Aufwärtstrendlinie führte. Die jetzt neu einzuzeichnende Abwärtstrendlinie verläuft bei etwas über 4000 Punkten. Sollte diese Linie überschritten werden, eröffnet sich Aufwärtspotential 4800 4200 3600 3000 2400 07/99 8000 NEMAX Das mit Abstand schwächste technische Bild vermittelt der Neuer 8200 7400 5800 7400 5000 4200 6800 3400 6200 01/00 1420 1300 1240 07/99 Claus Vogt Leiter Research [email protected] 10/99 01/00 04/00 Juli entsteht eine neue Abwärtstrendlinie, die derzeit etwas oberhalb von 1500 Punkten verläuft. 07/00 07/00 07/00 Chart-Analyse: S&P 500 Markt-Index. Mit dem Unterschreiten der eingezeichneten Aufwärtstrendlinie wurde ein weiteres Verkaufssignal mit erheblichem Abwärtspotential gegeben. Ein mögliches Kaufsignal können wir derzeit nicht ausmachen, hierzu bedarf es einer ausgedehnteren Bodenbildung, um das schwache technische Bild aufzuhellen. NASDAQ Nach der Erholung auf 4290 Punkte erfolgte erwartungsgemäß eine schnelle, über 15%ige Abwärtsbe- Aggressives Wachstum Langfristiges Wachstum Mittleres Wachstum Moderates Wachstum 05 04/00 dieser Zone eröffnet Kurspotential in den Bereich der historischen Höchststände von etwa 8100 Zählern. Weiterhin betrachten wir ein Unterschreiten der Marke von 6800 Punkten als klares Verkaufssignal. 1360 04/00 Chart-Analyse: NEMAX Chart-Analyse: DAX 1480 07/00 6600 01/00 Durch die Verbindung des Allzeithochs mit dem Zwischenhoch im 03/00 bis zur zweiten Abwärtstrendlinie, die zur Zeit bei rund 4500 Punkten verläuft. Ein Unterschreiten der langfristigen Aufwärtstrendlinie liefert ein deutliches Verkaufssignal, das den Index zumindest auf das Niveau der Mai-Tiefs führen sollte. Nach wie vor halten wir eine Fortführung der Abwärtsbewegung für das wahrscheinlichere Szenario. 5600 S&P 500 11/99 Chart-Analyse: NASDAQ Liquide Mittel Festverzinsliche Wertpapiere Aktien 30% 25% 20% 20% 35% 20% 35% 60% 35% 55% 45% 20% analyse arch und Zinserhöhung in Japan Die Fibonacci-Reihe und der Goldene Schnitt: Zahlenmystik oder mehr? Der Mathematiker Leonardo di Pisa, besser bekannt als Fibonacci (Sohn des Bonaccio) lebte wahrscheinlich von 1170 bis 1240 in Pisa, Italien. Die nach ihm benannte Fibonacci-Reihe lautet 1,1,2,3,5,8,13,21,34,55,... Jede Zahl entsteht durch die Addition der beiden vorangehenden Zahlen. Der mathematische Ausdruck lautet also Fn+2 = Fn+1 + Fn; mit F(0) = 0 und F(1) = 1. Einige Besonderheiten kennzeichnen diese Reihe. Teilen wir eine ihrer Zahlen durch die unmittelbar vorangehende Zahl, so erhalten wir folgendes Ergebnis: 1/1 = 1 2/1 = 2 3/2 = 1,5 5/3 = 1,67 8/5 = 1,6 13/8 = 1,625 21/13 = 1,615 34/21 = 1,619 Das Ergebnis dieser Rechenoperation nähert sich dem Wert 1,618034. Dieser wiederum ist bekannt unter dem Namen „Der Goldene Schnitt“ oder „Phi“. Teilen wir andererseits eine Zahl der Fibonacci-Reihe durch die unmittelbar folgende Zahl, so erhalten wir das Ergebnis: 1/1 = 1 1/2 = 0,5 2/3 = 0,67 3/5 = 0,6 5/8 = 0,625 8/13 = 0,615 13/21 = 0,619 21/34 = 0,6176 Das Ergebnis dieser Operation nähert sich dem Wert 0,618034. Außerdem gilt folgender Zusammenhang: 1/1,618034 = 0,618034. Interessant in unserem Zusammenhang ist das häufige Vorkommen der Fibonacci-Reihe und des „Goldenen Schnittes“ in der Kunst, der Architektur, der Natur und – der Börse. Ausführliche Beispiele finden Sie unter: http://www.mcs.surrey.ac.uk/Personal/R.Knott/Fibonacci/fibInArt.html Ein an der Börse zu beobachtendes Phänomen besteht darin, daß Korrekturbewegungen häufig etwa 0,62% der vorangegangenen Aufwärts- oder Abwärtsbewegung wettmachen, bevor sie zum Stillstand kommen. Darauf aufbauend hat sich ein Segment der technischen Analyse diesem Phänomen verschrieben. Die Präzision und relative Häufigkeit, mit der FibonacciRelationen gerade in Marktphasen hoher Emotionalität eingehalten werden, ist tatsächlich erstaunlich. Ein Erklärungsversuch fußt auf dem Argument der Massenpsychologie. Gerade Abwärtsbewegungen sind bekanntlich durch hohe Emotionalität, durch Angst der Marktteilnehmer geprägt. Die Rationalität tritt in den Hintergrund und wird dominiert von instinktivem Verhalten. Die dadurch entstehenden Massenbewegungen erzeugen ihnen eigene, typische Muster, die sich immer wieder in ähnlicher Form wiederholen. Neuere Erkenntnisse der modernen Chaosforschung, die sich mit der spontanen Entstehung von Ordnung in natürlichen Prozessen und mit Fraktalen befaßt, eröffnen die Hoffnung, auch diese bisher wenig verstandenen und deshalb als Zahlenmystik abgekanzelten Phänomene wissenschaftlich zu erschließen. Börsenpsychologie, Teil 2 Na also, gut, nicht länger gewartet zu haben. Hm, jetzt kommt die Korrektur also doch noch. Sch... ,es kommt keine Korrektur und alle empfehlen die Aktie. Wenn ich jetzt nicht kaufe, dann komme ich nie mehr zum Zug. KAUF! Die nächste Korrektur warte ich ab, dann wird gekauft. Ah, die Aktie steigt und wird empfohlen, das sollte ich beobachten. Was soll’s. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. KAUF! Super, genau mein ursprüngliches ideales Kaufniveau. AUFSTOCKEN! Vielleicht sind Aktien doch nicht das Richtige für mich. Obwohl, ich habe ja von Anfang an gewußt, wie gut die Firma ist. Verdammt, was ist jetzt los? Unglaublich! Die haben doch gerade Verluste bekanntgegeben. Sobald mein Einstandskurs wieder erreicht ist, wird verkauft. Was hat das jetzt zu bedeuten? Nicht zu glauben, aber unter den Emissionspreis kann sie ja wohl nicht fallen. Nach dem Kursverfall kann selbst so eine schlechte Aktie vorübergehend steigen. Also doch. Die nächste Gegenbewegung nutze ich zum Ausstieg. Sch..., es kommt keine Gegenbewegung. Wenn ich jetzt nicht verkaufe... Die gehen womöglich pleite. VERKAUF! Ah, doch eine Gegenbewegung. Ich hab’s gewußt. Gut, daß ich verkauft habe. 06 Marktanalyse Ladenburg Thalmann & Co. Inc. Frenkly Speaking by steven m. frenkel, cfa market strategist, ladenburg thalmann & co. inc. “Sweet 55” decreasing to “sweet 24” Ladenburg Thalmann & Co. Inc. 590 Madison Avenue New York, NY 10022 Tel. 001/212/40.92.00.0 www.ladenburg.com 8/16/00 As my readers well know, I had been looking for the stock market advance that began October 18 to carry NASDAQ to at least 5138. It now appears that NASDAQ completed this advance March 24 at 5079; a failure high as it did not exceed the March 10 high. This earlier high, 5132.5, was just 5.5 points or .9% under my target. Closing below its 200-day moving average July 27 indicates that NASDAQ most likely completed the second and final up leg of its upward correction from its May 24 low of 3043 at 4289 July 17. It is a notable negative that this was an almost exact fibonacci .618 retracement of the 2046 point first leg down. It now appears NASDAQ made a short-term top August 9 at 3936, just below my 3995 to 4100 target range. I continue to believe that wave 3 of a 2-3 year bear market should now take NASDAQ down to 2780 by late October. Only a close above 4861 would cause us to reverse my long-term bearish stance. I now believe it is likely that the SPX completed a major correction last October at 1233 and is most likely completing the advance from then now in a triangular series of tops. The second of these tops, July 17 at 1517.3, was a failure high, as it did not exceed the March 24, first top of 1552.9. It appears that the SPX is making its final top now in the 1500-1505 area, another failure, as it will not exceed the July 17 top. As its wave count is now complete going back to 1990, I believe the SPX should thereafter decline to at least 1290 in wave 1 of a 2-3 year bear market by late October. Only a close above 1527.2 would cause us to reverse my long-term bearish position. I advise taking profits now where they exist and would look to sell short the following “sweet 24”: ARBA, ITWO, ARTG, NTAP, BRCM, BRCD, RBAK, JNPR, ADBE, SEBL, CIEN, VRSN, JDSU, SCMR, GLW, SAPE, PWER, NT, SONS, MUSE, AMCC, TIBX, VRTX and NUAN. I would cover them at NASDAQ 2850. ARBA ITWO ARTG NTAP BRCM BRCD RBAK JNPR ADBE SEBL CIEN VRSN JDSU SCMR GLW SAPE PWER NT SONS MUSE AMCC TIBX VRTX NUAN Ariba Inc. i2 Technologies Art Technology Group Network Appliance Broadcom Corp ‘A’ Brocade Communic Sys Redback Networks Juniper Networks Inc. Adobe Systems Siebel Systems CIENA Corp VeriSign Inc. JDS Uniphase Corp Sycamore Networks Corning Inc. Sapient Corp Power-One Nortel Networks Corp Sonus Networks Micromuse Inc. Applied Micro Circuits TIBCO Software Vertex Pharmaceuticals Nuance Communic Ladenburg Thalmann & Co. Inc. (the “Firm”) is a member of the New York Stock Exchange, Inc. and other principal exchanges and a registered U.S. Broker-Dealer. Readers are advised that this analysis report is issued solely for informational purposes and is not to be construed as an offer to sell or the solicitation of an offer to buy. 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The Firm (or persons related thereto) may make a market in the securities mentioned herein, and may from time to time perform investment banking or other services for, or solicit investment banking or other business from, and may have other relationships with any company mentioned in this report. Member SIPC. Pricing as of August 16, 2000. Additional information is available to clients upon written request. Copyright © 2000: Ladenburg Thalmann & Co. Inc. 07 Aktie des Monats Was macht eigentlich… …die Achterbahn AG? „Werner “ läßt es „kesseln” In den vergangenen Monaten war es sehr ruhig um die Achterbahn AG Buch-, Musik- und Filmverlag (kurz „Achterbahn“), deren Schwerpunkt auf der Vermarktung von Cartoon-Rechten, in erster Linie der Figur „Werner“, liegt. Das Unternehmen deckt dabei die gesamte Medienwertschöpfungskette ab – in Form von Büchern, Magazinen und Merchandisingartikeln sowie audiovisuellen Produkten wie Kino- und Fernsehfilme oder Hörspiel- und Musikkassetten. Mitte August dieses Jahres veröffentlichte die Berliner Effektenbank AG eine Follow-up-Studie zur Achterbahn. Grund genug für Performance , beim Vorstand der Gesellschaft, Herrn Jens Nieswand, noch einmal nachzufragen: Herr Nieswand, in den letzten Monaten war es sehr still um Achterbahn. Was waren die Gründe? Als Synonym für die Achterbahn steht „Werner“. Wie wird es mit der Figur weitergehen? Mit der Außendarstellung unserer Gesellschaft im Rahmen der Investor Relations- und Pressearbeit können wir rückblickend nicht zufrieden sein. Ab Oktober dieses Jahres wird eine Mitarbeiterin diese beiden Bereiche intensiv betreuen. Darüber hinaus haben wir unseren InternetAuftritt in den letzten Monaten komplett überarbeitet und für unsere Aktionäre so gestaltet, daß sie sich umfassend über die Gesellschaft informieren und mit Fragen an uns herantreten können. Sie haben ganz recht, „Werner“ ist nach wie vor unser Zugpferd. Der letzte Film „Werner – Volles Rooäää“ war mit 2,78 Millionen Besuchern in Deutschland die erfolgreichste nationale Produktion des Jahres. Der vierte „Werner“-Film soll 2002 in die Kinos kommen. Darüber hinaus gibt es aber natürlich auch noch andere Projekte, an denen wir „basteln“: Ab April 2001 beginnen wir mit den Dreharbeiten für den Film „Beach Boys“, der dann im darauffolgenden Herbst in die Kinos kommen wird. 08 Aktie des Monats Klar bleibt „Werner“ unsere wichtigste Marke. Durch unsere Beteiligung an der Eichborn AG und der Baumhaus Medien AG haben wir hier jedoch ein deutliches Gegengewicht geschaffen. Jens Nieswand Vorstandsvorsitzender Rötger Feldmann Mitglied des Aufsichtsrates „Werner“ ist auf den deutschen Markt zugeschnitten, Ihre Geschäftsstrategie heißt aber Internationalisierung. Wie paßt das zusammen? Auf den ersten Blick vielleicht gar nicht, auf den zweiten schon viel besser: „Werner“ kann auch international werden. Als erstes soll unsere Kultfigur das amerikanische Publikum erobern, denn ich bin fest davon überzeugt, daß die weltweite Vermarktung von den USA aus erfolgen muß. Hierfür kann Werner jedoch nicht einfach übersetzt werden, sondern muß vielmehr „amerikanisiert“, das heißt, dem dortigen Markt angepaßt werden. Hierzu haben wir gerade eine Kooperation in Form eines 50%/50%-Joint Ventures mit den amerikanischen Platinum-Studios, LLC. abgeschlossen, einem der größten Comic-Rechteinhaber und führend bei „Comic-Book-to-Film“Adaptionen. Gemeinsam wollen wir „Werner“ für die USA und andere internationale Märkte tauglich machen: Bis 2001 sollen 26 „Werner“Episoden für das Internet bzw. internationale Fernsehsender produziert werden. Unserem wichtigsten Unternehmensziel, unseren „Star“ über den großen Teich zu bringen, sind wir damit einen großen Schritt näher gekommen. Monaten erhebliche Kursverluste hinnehmen müssen, gegenüber anderen vergleichbaren Unternehmen der Medienbranche ist die Achterbahn-Aktie nach Einschätzung der Analystin der Berliner Effektenbank AG klar unterbewertet. Sie sieht das Kursziel bei ¤ 30,80 bis ¤ 32,31. Also ein klarer Kauf? Kommen wir nun vom Cartoon zu den Zahlen. Herr Nieswand, wie lief das abgelaufene Geschäftsjahr? 1999 erzielte Achterbahn Umsätze in Höhe von ¤ 14,49 Millionen, einer Umsatzsteigerung gegenüber 1998 von 144%. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit belief sich auf ¤ 2,39 Millionen und der Jahresüberschuß auf ¤ 0,98 Millionen. Damit war 1999 das erfolgreichste Jahr seit unserem Bestehen. Aktuell liegt die Achterbahn-Aktie bei ¤ 18,50. Wie schätzen Sie das weitere Kurspotential ein? Die Achterbahn AG wird konsequent ihre neue Geschäftsstrategie verfolgen. Deren Kern ist die Internationalisierung von „Werner“ und der Ausbau der Vermarktung anderer Figuren. Insgesamt werden wir unsere Geschäftstätigkeit auf eine breitere Basis stellen. Wir gehen davon aus, mit diesem Weg erfolgreich zu sein und dem Aktienkurs somit positive Impulse zu geben. Herr Nieswand, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg mit „Werner“ in Amerika. Unser Titel hat in den vergangenen Das Interview führte Anja Peinelt, Corporate Finance [email protected] Die Meinung des Analysten Achterbahn AG Werftbahnstraße 8 24143 Kiel Tel. 0431/70.28.21.4 Fax 0431/70.28.12.4 E-mail [email protected] www.achterbahnag.de 09 Trotz des zum Teil starken Kursrück2000e 2001e 2002e ganges deutscher Medienunternehmen DVFA/SG-Ergebnis/Aktie in ¤ 0,07 0,46 1,09 und trotz der Ergebnisunterschreitung Dividende in ¤ 0,00 0,00 0,10 in 1999 ist Achterbahn gegenüber der Umsatz in Mio. ¤ 13,56 20,81 33,14 Peer-Group stark unterbewertet. Die Ergebnis vor Steuern in Mio. ¤ 1,92 1,91 4,49 Sum-of-Parts-Analyse hat für die Umsatzrendite vor Steuern 14,16% 9,18% 13,55% Achterbahn-Aktie ein Kursziel von ¤ 30,80 0,18 1,22 2,87 bis ¤ 32,31 ergeben. Chancen liegen für DVFA/SG-Ergebnis in Mio. ¤ Achterbahn in absehbarer Zukunft WKN 500 740 insbesondere in der InternationaliAktienzahl in Mio. 2,64 sierung der „Werner“-Figur sowie in Streubesitz 49,34% den für 2001 und 2002 vorgesehenen Kurs in ¤ 18,50 Filmprojekten „Beach Boys“ und dem vierten „Werner“-Film. „Beach Boys“ wird die Realverfilmung eines weiteren Comics von Ralf König („Der bewegte Mann“) sein. Kursphantasie hat die Aktie weiterhin durch die zukünftige Entwicklung der Eichborn- und Baumhausbeteiligung. Berlin Mitte Das Scheunenviertel Ob es für Sie das aufregendste und atemberaubendste Viertel Berlins ist, wird sich erst nach einem ausgedehnten Spaziergang klären. Überlassen Sie sich ihrem Erkundungsdrang und erforschen Sie diesen verwinkelten und zu jeder Tageszeit vielfältig lockenden Stadtteil – die Spandauer Vorstadt, auch über die nationalen Grenzen hinaus bekannt als das „Scheunenviertel”. Die „Vorratsscheunen” und das umliegende und verwahrloste Viertel, ehemals auf Höhe des heutigen Rosa-Luxemburg-Platzes, wurden um 1900 fast gänzlich niedergerissen und auf dem freien Gelände entstand die heutige Volksbühne: Berlin sollte befreit werden von diesem verruchten Schandfleck im Zentrum seiner Mitte. Die düsterbunten Verhältnisse übertrugen sich jedoch recht schnell auf die angrenzenden Straßenzüge der Spandauer Vorstadt rund um die Mulack-, Stein- und Dragonerstraße. Hier entstand das gesetzlose, berühmt-berüchtigte Scheunenviertel der 20er Jahre, in dem das deutsch organisierte Verbrechen genauso wie die Prostitution blühte. Juden, Christen, Nazis, Kommunisten, Ausländer, Alte, Huren und Kriminelle lebten hier dichtgedrängt. Die Grenze des Scheunenviertels aber blieb immer die Rosenthaler Straße. Vielleicht erklärt sich die heutige Ausbreitung des Begriffes auf die gesamte Spandauer Vorstadt durch die hier aufblühende autonome Kunst- und Veranstaltungsszene nach der Wiedervereinigung und dem Zustrom junger Menschen aus aller Welt; vom „Eimer” in der Rosenthaler über das „Zosch” in der Tucholsky- bis hin zum Tacheles in der Oranienburger Straße herrschte eine friedliche Gesetzlosigkeit. Illegale Clubs, die nur für wenige Tage geöffnet wurden, Häuser, die niemandem zu gehören schienen, dienten als Ateliers und experimenteller Wohnraum. Und heute? Elf Jahre danach? Nehmen Sie sich die Zeit und lauschen Sie während Ihrer Streifzüge durch die Cafés und Bars auf die Gespräche am Nebentisch: Russisch, Englisch, Französisch und Italienisch sind hier inzwischen Landessprachen. Jeden Tag wandeln neue Visionäre durch die Straßen, die trotz des bereits immensen Realitätssatzes Freiräume für ihre Ideen finden werden. Wer die letzten Jahre hier gewohnt hat, konnte diese fast flirrende Energie in der Luft spüren und dem Sprießen der Visionen förmlich zusehen. Und das Flirren läßt nicht nach. Denn das Scheunenviertel bietet immer noch schier unendlichen und erschwinglichen Freiraum, der so in anderen Städten nicht mehr zu finden ist. Waren es früher die illegalen Tagesbars, so sind es heute gut kalkulierte Unternehmen aller Art. Lesen Sie bei Ihrem Streifzug die Schilder an den Berliner Häusern und ihrer Höfe und Sie werden feststellen, daß hier wesentlich mehr unternehmerische Vielfalt herrscht als beim kaum mehr nachzuvollziehenden Wachstum der Amüsierbetriebe: Filmproduktionen in der Linienstraße, Casting-Agenturen, deren gesamter „Bestand“ in den Cafés und Bars zu sitzen scheint, handfeste Druckereibetriebe, die überlebte, kleine Bäckerei in der Sophienstraße, schier unendliche Galerien in der Auguststraße, hier das Jazz-Radio, dort der edle Laden für Whisky & Zigarren, und mit einem Mal steht man vor dem Schild der renommierten Boston Consulting Group – und viele Firmen suchen noch nach ihrem neuen Standort. Berlin-Mitte wirkt wie ein Magnet. Auf alle. Und würden sich die hier auftretenden synergetischen Effekte auf einmal entladen, man stünde inmitten eines gewaltigen Feuerwerkes, jener Keimzelle, aus der sich dieser Tage Berlin von seinem Mythos zur kristallisierten Metropole aufschwingt. Unaufhaltsam. Paris, London, New York und Rom ähnlich werdend. Wer einen Tag durch dieses Viertel streift, fühlt das und atmet die Text und Fotos: Henning Klose energetisch geladene Luft Berlins. Ein Tip zum Schluß: Gehen Sie unbedingt in die immer noch zu findenden unrenovierten und oftmals extensiv genutzten Hinterhöfe. Lassen Sie sich diesen Geruch des Anfangs, des Aufbruchs, nicht entgehen, auch wenn Sie hinterher wieder in die brodelnde Bohème um die Hackeschen Höfe eintauchen oder noch einmal zu der Ecke August-/Tucholskystraße zurückkehren, weil Sie es sich im Vorbeigehen ganz fest versprochen haben. 10 Finanz-Glossar Stock Option-Programme ...und ihre “Webfehler” (I) [email protected] Beim Terminologischen Wirrwarr fängt es an... Der Artikel erschien zuerst in den Mai- und Juniausgaben von „Finance“, dem Magazin des FAZ-Institutes. Der Autor ist Rechtsanwalt, Wirtschaftsprüfer a. D. sowie Certified Public Accountant und als Mitglied des Vorstandes in der Berliner Effektenbank AG tätig. Die Unsicherheiten im Umgang mit den Mitarbeiterbeteiligungsmodellen beginnen schon mit der Terminologie. Eingebürgert hat sich der Gebrauch des Wortes „Stock Option-Plan“. Der eigentliche Sinn dieses Wortes erfaßt aber nur ein Untermodell einer Palette von Programmgestaltungen. Das eigentliche Stock Option-Modell ist abzugrenzen von allen Spielarten im Umgang mit sogenannten „Bonus-Aktien“ und Programmgestaltungen unter Zuhilfenahme von „Wandelschuldverschreibungen“. Bonus-Aktien sind Aktien aus genehmigtem Kapital oder Eigenbestand einer Gesellschaft, die einem Mitarbeiter als Bonus oder Tantieme gezahlt werden. Der Empfang der Aktie ist vom Mitarbeiter wie der Empfang von Geld zu versteuern. Das Modell wird für breit angelegte Mitarbeiterbeteiligungen verwendet, die ausgegebenen Aktien nennt man dann meist auch „Belegschaftsaktien“. Hier gibt es, anders als beim eigentlichen „Stock Option-Modell“, kein Optionsrecht, also kein Wahlrecht für den Mitarbeiter, ein Kaufrecht auszuüben oder auf die Ausübung zu verzichten. Bei Mitarbeiterbeteiligungsmodellen, die Wandelschuldverschreibungen zum Bestandteil der Mitarbeiterbeteiligung machen, besteht das Modell aus zwei Teilen: Zunächst gibt die Gesellschaft an den Mitarbeiter Wandelanleihen oder Wandelschuldverschreibungen aus. Der Mitarbeiter leiht seinem Arbeitgeber also liquide Mittel. Nach Ablauf einer bestimmten Frist ist der Mitarbeiter dann berechtigt, eine in den Anleihebedingungen ausgewiesene Anzahl von Aktien an der emittierenden Gesellschaft zu kaufen. Damit wird das Wandelanleihemodell zur Mitarbeiterbeteiligung recht kompliziert. Zudem birgt es in sich eine Reihe von Teilaspekten, die in der Rechtsprechung keineswegs durchdiskutiert sind. Nach seinem gesetzlichen Leitbild war die Wandelanleihe dazu gedacht, einem Unternehmen mittel- oder langfristig liquide Mittel für weitere Investitionen zur Verfügung zu stellen. Zur zusätzlichen Absicherung des Anleihegebers war die Anleihe mit einem Wandlungsrecht auszustatten. Die Mitarbeiter werden ihr Arbeitgeberunternehmen aber nur selten mit liquiden Mitteln finanzieren können. Deshalb behilft man sich damit, arbeitgeberseitig den Mitarbeitern das Geld zur Verfügung zu stellen, welches sie ihrerseits wiederum dem Unternehmen in Form einer Wandelanleihe zur Verfügung stellen. Das Hin- und Herschieben von Geld soll also den Wortlaut des Gesetzes über die Wandelanleihe erfüllen. So wird der erste Teil des Modelles, die Begebung der Anleihe, zu einem puren Fake herabgewürdigt. Nicht endgültig durchdiskutiert ist auch, wie das Wandelanleihenmodell in der Bilanz des Unternehmens zu berücksichtigen ist. Hier hat die Diskussion erst begonnen. Das Stock Option-Modell in seiner engen Bedeutung läßt sich sehr einfach erklären: Der Mitarbeiter eines „börsennotierten Unternehmens“ erhält von seinem Arbeitgeber das Recht eingeräumt, zu einem bestimmten, späteren Zeitpunkt Aktien an der Gesellschaft zu einem bestimmten Wert zu kaufen. Die Gesellschaft wird die Einzelheiten des Stock OptionModelles in sogenannten Optionsbedingungen festlegen. Dem Mitarbeiter übergibt sie ein Schreiben, in dem in übersichtlicher Form die wesentlichen Eckdaten der Optionsbedingungen festgehalten sind. Die wichtigste Mitteilung an den Mitarbeiter ist selbstverständlich die Anzahl der zum Bezug freistehenden Aktien. Der Teufel steckt dann im Detail. Und da werden derzeit noch viele Fehler gemacht. Da sind zum einen die gesellschaftsrechtlichen Anforderungen, die häufig nicht oder nicht vollständig beachtet worden sind. Der Hauptversammlungsbeschluß über die Begebung von Mitarbeiterbeteiligungen in Form von Stock Options muß einen Katalog von Detailregelungen enthalten, die in § 193 Absatz 2 Aktiengesetz aufgeführt worden sind. Häufig wird vergessen, im Hauptversammlungsbeschluß die genauen Erfolgsziele anzugeben, die bei Ausübung der Option eingehalten sein müssen. Zuweilen ist die Ermittlung des Ausgabebetrages, ist er nicht nominal angegeben, nur schwer nachzuvollziehen. Schließlich findet man bei Formulierung der Erfolgsziele Bezugnahmen auf Referenzkurse an Börsen (Beispiel: „amtlicher Mittelkurs“), die es an diesen Börsen so nicht mehr gibt. Bei den Mängeln dieser Hauptversammlungsbeschlüsse ist zu differenzieren. Enthält der Hauptversammlungsbeschluß ein wesentliches Element aus dem Katalog des § 193 Aktiengesetz nicht, ist er nichtig, andernfalls wird er wohl entsprechend auszulegen sein. Genaues wird man erst in einigen Jahren wissen, wenn die Rechtsprechung über Zweifelsfälle in der Anwendung des § 193 Aktiengesetz entschieden hat. wird fortgesetzt… Bitte entlang der Linie abtrennen Dr. Wolfgang Janka „Das Mitarbeiterbeteiligungsprogramm wird für uns immer wichtiger. Wir brauchen es, um qualifizierte IT-Mitarbeiter zu bekommen genauso wie für neue Kräfte in unserer Führungsebene. Kein Vorstand einer jungen und innovativen Unternehmung darf auf eine Befassung mit diesem Thema mehr verzichten“, sagt Herr Dr. Küchler, Vorstandsvorsitzender der LIPRO Holding AG, einer im Neuen Markt der Frankfurter Wertpapierbörse gelisteten Gesellschaft. Personalvermittler können dies bestätigen. Der Markt für qualifizierte Finanzvorstände ist wie leergefegt. Nur eine Beteiligung am Unternehmen lockt solche Führungskräfte, eine neue Herausforderung bei einer jungen und innovativen Gesellschaft zu übernehmen. Der Bedarf für Stock Option-Modelle ist da, die Erfahrung im Umgang mit ihnen fehlt aber noch. Nimmt es da Wunder, daß auch große Unternehmen wie die SAP durch die wirtschaftlichen Folgen ihres eigenen, vor wenigen Jahren aufgesetzten Mitarbeiterbeteiligungsmodelles überrascht sind, und, um weiteren Schaden für das Unternehmen zu vermeiden, kurzfristig eine außerordentliche Hauptversammlung zur Neuauflage eines Mitarbeiterbeteiligungsmodelles einberufen?