Schuld und Sühne nach dem Roman von Fjodor Dostojewksi in der

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Schuld und Sühne nach dem Roman von Fjodor Dostojewksi in der
Schuld und Sühne – Materialien zur Inszenierung
Schuld und Sühne
nach dem Roman von Fjodor Dostojewksi
in der Regie von Christian Stückl
I.
zum Autor Fjodor Dostojewski
II.
zur Handlung und zu den Figuren
III.
zur Inszenierung im Volkstheater
IV.
Vorschläge für die Auseinandersetzung mit der Inszenierung und der Aufführung
im Volkstheater
V.
Fragen an die Inszenierung und die Aufführung im Volkstheater
VI.
Literaturhinweise und Internetlinks
Schuld und Sühne eignet sich zur Thematisierung in den Fächern Deutsch (z.B. zur
Beschäftigung mit dem zeitgenössischen Theater; zur Aufführungs- und Inszenierungsanalyse; zur Auseinandersetzung mit Möglichkeiten der Dramatisierung von Romanen; zum
Vergleich verschiedener Inszenierungen eines Regisseurs (z.B. mit „Nathan der Weise“ am
Münchner Volkstheater); zur Auseinandersetzung mit der Frage, was in juristischer,
moralischer, religiöser, gesellschaftlicher … Perspektive unter „Schuld“ verstanden wird),
Psychologie / Ethik / Religion (z.B. zur Auseinandersetzung mit der Frage, was Strafe ist und
umfasst und in welchem Moment sie eigentlich beginnt; zur Auseinandersetzung mit den
Motiven und Folgen eines Verbrechens), Russisch (z.B. zur Auseinandersetzung mit der
Literatur des russischen Realismus; zur Beschäftigung mit Leben und Werk Dostojewskis; zur
Auseinandersetzung mit Übersetzungsfragen), Kunst / Musik (z.B. zur Auseinandersetzung
mit Bühnenbild und Bühnenraum, Requisite, Kostüm, Licht und Musik in der Inszenierung
am Volkstheater) und Dramatisches Gestalten / Theater (z.B. zu Fragen der Regie und
Dramaturgie
in
der
Inszenierung;
zur
Auseinandersetzung
mit
Spielweisen
und
Erzählmöglichkeiten des Theaters; zur Auseinandersetzung mit multimedialen Aspekten einer
Theaterinszenierung; zu Fragen der Rezeption im Theater) ab der 11. Jahrgangsstufe.
Aufführungsdauer: ca. 2,5 Stunden (eine Pause)
– Anne Steiner: Materialien zur Inszenierung am Münchner Volkstheater –
Schuld und Sühne – Materialien zur Inszenierung
Fjodor Dostojewski – kurze Informationen
zu Leben und Werk1
Fjodor Michailowitsch Dostojewski wurde am 11. November 18212 in Moskau als zweites
von acht Kindern geboren. Er entstammte einer akademisch-bürgerlichen Familie – sein
Vater war Arzt an einem staatlichen Krankenhaus in einem Armenviertel in Moskau, seine
Mutter kümmerte sich um die Familie, unterrichtete die Kinder und sorgte für deren religiöse
Erziehung.
Ab 1833 begann Dostojewskis Schulausbildung. Auf Wunsch seines ehrgeizigen Vaters
besuchte er zunächst eine französische Schule, wechselte aber bald auf die angesehenste
Lehranstalt Moskaus. In dieser Zeit entwickelte Dostojewski sein großes Interesse für
Literatur und las intensiv klassische und zeitgenössische Literatur aus ganz Europa.
1937 bestand Dostojewski die Aufnahmeprüfung für die Militärische Ingenieurtechnische
Universität in St. Petersburg, von 1838 bis 1843 studierte er dort dann Ingenieurwesen,
besuchte aber auch Seminare zur russischen und französischen Literatur und widmete sich
dem Schreiben. In dieser Lebensphase verlor Dostojewski beide Eltern – seine Mutter starb
1837 an Tuberkulose, sein Vater 1839 nach einem Schlaganfall.
Nach seinem erfolgreichen Abschluss an der Militärischen Universität nahm Dostojewski
eine Stelle als Militärzeichner an, die es ihm ermöglichte, in St. Petersburg zu bleiben, und
ihm Zeit zum Schreiben ließ. 1844 wurde sein Entlassungsgesuch aus dem Militärdienst
angenommen, das er angesichts einer drohenden Versetzung auf einen Militärstützpunkt in
der russischen Provinz eingereicht hatte. Da Dostojewski nur über eine sehr bescheidene
Erbschaft von seinen Eltern verfügte, die ihm kein gesichertes Auskommen bot, versuchte er
nun, seinen Lebensunterhalt als freier Schriftsteller und Übersetzer zu verdienen. 1846
erschien sein erster Roman Arme Leute, ein realistisches Portrait des Elends und der Armut
der russischen Unterschicht, in einer Zeitschrift und wurde zu einem großen Erfolg. Weitere
Werke folgten in kurzer Zeit, fanden jedoch nicht den gleichen Zuspruch wie sein Erstling.
1849 wurde Dostojewski verhaftet und vor Gericht gestellt, weil er sich einem sozialistischen
Zirkel angeschlossen hatte, der eine Revolution gegen den Zaren plante. Er wurde wie alle
anderen Mitglieder des Zirkels zum Tode verurteilt. Die Hinrichtung erwies sich jedoch als
Scheinhinrichtung, unmittelbar vor der Erschießung wurde das Urteil aufgehoben und in eine
langjährige Haftstrafe umgewandelt. Es folgte die Verbannung nach Sibirien, wo
Dostojewski zunächst in einem Zwangslager eingesperrt war und vier Jahre Zwangsarbeit
leisten musste, an die sich dann sechs Jahre Militärdienst anschlossen. Die Haftbedingungen
waren menschenunwürdig, wie alle anderen Gefangenen wurde Dostojewski in Ketten
gehalten und durfte nicht schreiben. Erst 1856 wurde ihm wieder erlaubt, sich
schriftstellerisch zu betätigen.
1
Ausführliche Informationen zu Leben und Werk des Autors finden sich z.B. in Müller (1982): Dostojewskij.
Nach dem Gregorianischen Kalender am 11.11.1821, nach dem Julianischen Kalender (d.h., dem älteren
Kalender) am 30.10.1821.
2
Schuld und Sühne – Materialien zur Inszenierung
Als ein neuer Zar den Thron bestieg, schien sich eine Zeit der Liberalisierung anzukündigen,
hatte dieser doch beispielsweise die Leibeigenschaft aufgehoben. 1859 erhielt Dostojewski
von diesem auch die Erlaubnis, mit seiner Frau, die er 1857 geheiratet hatte, und seinem
Stiefsohn nach St. Petersburg zurückkehren. Er versuchte nun, seinen Ruf als Schriftsteller
wiederherzustellen, hatte aber lange mit finanziellen und gesundheitlichen Sorgen zu
kämpfen, litt er doch seit einiger Zeit an Epilepsie, erzielte mit seinem Schreiben kein
geregeltes Einkommen und verfiel immer wieder dem Glücksspiel, bei dem er hohe Summen
verlor. Kleinere Schriften erschienen, dann wurden auch die ersten Kapitel aus seinem
Roman Aufzeichnungen aus einem Totenhaus, in dem er das unmenschliche Leben der
Häftlinge in Sibirien thematisiert, veröffentlicht – die weiteren Kapitel wurden jedoch von
der Zensur verboten. Mit einem seiner Brüder gründete er nacheinander zwei Zeitschriften (die erste wurde allerdings sehr rasch von der Zensur verboten), in denen er weitere seiner
Werke veröffentlichen konnte. Die damit erzielten Einkünfte nutzte er für ausgedehnte
Reisen ins europäische Ausland, die ihn u.a. nach Paris und London führten.
Nach dem Tod seines Bruders geriet er jedoch erneut in finanzielle Schwierigkeiten. Es
gelang ihm nicht, die Zeitschrift alleine erfolgreich weiterzuführen, sie erwies sich
schließlich als finanzielles Desaster, er musste sie einstellen und sah sich zudem in der Folge
gezwungen für einige Zeit vor den Gläubigern ins Ausland zu fliehen. Es konnte aber einige
Werke in anderen Zeitschriften veröffentlichen, darunter 1866 auch den Roman Schuld und
Sühne, der auf den Beifall von Kritik und Publikum stieß. Zeitgleich arbeitete er an einem
weiteren Roman, Der Spieler, einem Auftragswerk, für das er mit einem Verleger ein
Vorabhonorar vereinbart hatte. 1867 heiratete er ein zweites Mal, mit seiner zweiten Frau
hatte er vier Kinder.
Dostojewski schrieb und veröffentlichte weiterhin viel, u.a. verfasste er die Romane Der
Idiot, Die Dämonen, Der Jüngling und Die Brüder Karamasow, die zu den wichtigsten
russischen Werken des 19. Jahrhunderts gezählt und bis heute rezipiert werden. Er fand im
In- und Ausland große Anerkennung als Autor, hatte aber weiterhin finanzielle Sorgen. Seine
Gesundheit verschlechterte sich, immer wieder auch verfiel er der Spielsucht. Erst seine
letzten Lebensjahre konnte er in materieller Sicherheit verbringen, ihm wurden nun auch
öffentliche Ehrungen zuteil, so beispielsweise 1878 die Aufnahme in die Russische
Akademie der Wissenschaften. Am 9. Februar 18813 erlag Dostojewski einer Lungenblutung.
Mehrere zehntausend Menschen erwiesen ihm einige Tage nach seinem Tod mit einer
Trauerprozession durch St. Petersburg die letzte Ehre.
3
Nach dem julianischen Kalender am 28. Januar 1881.
Schuld und Sühne – Materialien zur Inszenierung
zur Handlung in der Inszenierung
RASKOLNIKOW ehemaliger Student PAUL BEHREN
Rodion Raskolnikow ist ein begabter, mittelloser junger Mann, der zwar sein Studium aus
Geldmangel hat aufgeben müssen, sich aber weiterhin intensiv mit juristisch-moralischen
Fragestellungen beschäftigt. So geht er in einem wissenschaftlichen Aufsatz der Frage nach,
was Verbrechen sei, und vertritt dabei die These, dass es außergewöhnlichen Menschen
durchaus erlaubt sei, andere Menschen, die sie an der Durchsetzung ihrer höheren Idee
behindern, umzubringen, weil dies dem allgemeinen Fortschritt diene.
Als wolle er seine These praktisch belegen, bringt er eine raffgierige Pfandleiherin und deren
Schwester um. Die eine, weil sie mit ihrem Tun der Entwicklung einer gerechteren
Gesellschaft im Wege steht, die andere, weil sie seine Tat entdecken könnte. Die Tat lastet
schwer auf ihm und er verfällt in eine Art Schockzustand. Sein engster Freund Rasumichin,
ebenfalls ein Student, seine Freundin Sonja, die ihren Lebensunterhalt als Prostituierte
verdient, und sein Bekannter Sossimow, ein Student der Medizin, können sich seine
Antriebslosigkeit und sein ständiges Grübeln nicht erklären und versuchen immer wieder
erfolglos, ihn irgendwie aufzuheitern.
Raskolnikow stößt nicht nur seine Freunde und Mitbewohner vor den Kopf, sondern auch
seine Schwester Dunja und ihren Bräutigam. Als dieser ihm finanzielle Hilfe anbietet, lehnt
Raskolnikow barsch ab und beschuldigt ihn, die Notlage seiner Schwester, die gerade ihre
Stelle im Haushalt einer reichen Landfamilie verloren hat, gnadenlos zu seinem eigenen
egoistischen Vorteil auszunutzen. Auf die Vermittlungsversuche seiner Schwester geht er
nicht ein, ganz im Gegenteil, er zwingt sie, sich zwischen ihrem Bräutigam und ihrem Bruder
zu entscheiden, d.h., zwischen dem Prinzip des Egoisten und dem des selbstgerechten Stolzes
– und Dunja wählt den Bruder.
Raskolnikow hat zwar scheinbar den perfekten Mord begangen, kann er doch seine Tat vor
den Freunden und der Schwester verbergen, gerät aber immer tiefer in quälende
Selbstzweifel. Da taucht plötzlich Porfirij auf, der Bruder Rasumichins. Er ist der
Untersuchungsrichter, der mit der Aufklärung des Mordfalls betraut ist. Er verdächtigt
Raskolnikow der Tat, weil bei der Pfandleiherin eine Uhr aufgetaucht ist, die Raskolnikow am
Tattag als Pfand versetzt hat, und beginnt, ihn durch ständige Besuche unter Druck zu setzen.
Porfirij ist zwar durchaus fasziniert von Raskolnikows Theorie, in erster Linie liegt ihm aber
daran, einen Mörder zu überführen. So entspinnt sich zwischen den beiden ein intellektuelles
Gefecht und subtiles psychologisches Spiel, das Raskolnikow in immer größere Anspannung
und Angst versetzt, bis er sich schließlich Sonja anvertraut und bereit zu sein scheint, ein
Geständnis abzulegen.
Schuld und Sühne – Materialien zur Inszenierung
zu den Figuren in der Inszenierung
Sonja
Sossimow
eine / die (?) Freundin von Raskolnikow,
wird von ihm dafür verachtet, dass sie nur als
Prostituierte ihren Lebensunterhalt
sichern kann, ist ihm aber dennoch
Halt
ein Bekannter; studiert Medizin und
will das Leben in vollen Zügen genießen
Rasumichin
Student, Raskolnikows bester
Freund, der an dessen
zunehmender Veränderung
verzweifelt
♥
RASKOLNIKOW
Porfirij
ehemaliger Jura-Student, der sehr zynisch und von
der Welt überfordert ist; er steht im Zentrum,
seine Geschichte, d.h. seine Gedankenwelt,
seine Theorien und seine Tat werden erzählt
Untersuchungsrichter, der einen
Mordfall aufzuklären hat;
findet Gefallen an der
intellektuellen
Auseinandersetzung mit
Raskolnikow
Dunja
Raskolnikows Schwester, die gerade ihre
Stelle aufgegeben hat, um den Nachstellungen
Ihres Dienstherren zu entgehen; ist im Begriff
zu heiraten, um materielle Sicherheit für sich,
aber auch und vor allem ihren Bruder zu haben
∞
Luschin
wohlhabender Anwalt, der egoistisch Dunjas
Notlage für sich ausnutzen und mit der Heirat über
sie gebieten will; wird von Raskolnikow
mehrfach brüskiert und bloßgestellt
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------♥ Liebe
∞ verlobt mit
Stichwortgeber für
Geschwister
Freunde
ebenbürtiger Gegner von
Schuld und Sühne – Materialien zur Inszenierung
„Über das Verbrechen“ – Raskolnikows Theorie
[…] ich habe ganz einfach darauf hingedeutet, daß ein außerordentlicher Mensch das Recht habe, …
das heißt, nicht ein offizielles Recht, sondern sozusagen ein persönliches Recht, seinem Gewissen die
Überschreitung gewisser Hindernisse zu gestatten, aber einzig und allein in dem Falle, wenn die
Durchführung seiner Idee (die mitunter vielleicht der gesamten Menschheit Heil und Segen bringt)
dies verlangt.
[…]
Meine Ansicht ist also folgende: Wenn die Entdeckungen Keplers und Newtons infolge irgendwelcher
Umstände den Menschen schlechterdings nicht anders hätten bekannt werden können als dadurch, daß
das Leben von einem, von zehn, von hundert usw. Menschen zum Opfer gebracht wurde, die der
Veröffentlichung dieser Entdeckungen störend oder hindernd im Wege standen, so hätte Newton das
Recht und sogar die Pflicht gehabt, … diese zehn oder hundert Menschen zu beseitigen, um seine
Entdeckungen der ganzen Menschheit bekannt zu machen. Daraus folgt jedoch durchaus nicht, daß
Newton das Recht gehabt hätte, jeden beliebigen Menschen, der ihm gerade in die Quere kam,
totzuschlagen oder jeden Tag auf dem Markte zu stehlen. Ferner entwickelte ich […] in meinem
Aufsatze den Gedanken, daß alle … nun, sagen wir zum Beispiel alle Gesetzgeber und Führer der
Menschheit, von den ältesten angefangen, und dann weiter Lykurg, Solon, Mohammed, Napoleon und
so fort – daß diese alle, ohne Ausnahme, Verbrecher waren, schon allein deswegen, weil sie durch die
neuen Gesetze, die sie gaben, die alten, von den Vätern überkommenen und von der Gesellschaft für
heilig erachteten Gesetze verletzten und natürlich auch vor Blutvergießen nicht zurückschraken, wenn
allein dieses Blutvergießen (und es handelte sich dabei oft um ganz unschuldiges Blut, das
heldenmütig bei der Verteidigung der alten Gesetze vergossen wurde) ihnen zur Durchführung ihrer
Absichten helfen konnte. Es ist sogar beachtenswert, daß die allermeisten dieser Wohltäter und Führer
der Menschheit skrupellos Ströme von Menschenblut vergossen haben. Kurz, ich kam zu dem
Ergebnis, daß nicht nur die eigentlich großen Männer, sondern auch diejenigen, die nur einigermaßen
fähig sind, neue Bahnen einzuschlagen, das heißt, die nur einigermaßen imstande sind, etwas Neues zu
sagen, daß diese alle zufolge ihrer Natur Verbrecher sein müssen – selbstverständlich mehr oder
weniger. Sonst würde es ihnen schwer werden, aus den alten Bahnen herauszukommen; und
andrerseits, in den alten Bahnen zu verharren, damit können sie sich auch nicht bescheiden, wiederum
zufolge ihrer Natur, und meiner Ansicht nach dürfen sie sich sogar nicht einmal damit bescheiden.
[…] Was meine Einteilung der Menschen in gewöhnliche und außerordentliche anlangt, so gebe ich
zu, daß sie einigermaßen willkürlich ist; aber ich stelle ja auch keine bestimmten Zahlen auf. Wert
lege ich nur auf meinen Hauptgedanken, und dessen Inhalt ist eben der, daß die Menschen nach einem
Naturgesetze sich tatsächlich in zwei Klassen scheiden: in eine niedrige, die der gewöhnlichen
Menschen, das heißt sozusagen das Material, das lediglich zur Fortpflanzung der Menschheit dient,
und in eigentliche Menschen, das heißt solche, die die Gabe oder das Talent besitzen, in ihrem
Wirkungskreise ein neues Wort auszusprechen. Unterabteilungen gibt es hier natürlich unzählige; aber
die unterscheidenden Merkmale der beiden Klassen sind doch recht scharf ausgeprägt: die erste
Klasse, also das Material, um einen zusammenfassenden Ausdruck zu gebrauchen, bilden diejenigen
Menschen, die ihrer Natur nach konservativ und wohlgesittet sind, in ruhigem Gehorsam dahinleben
und mit Vergnügen gehorsam sind. Meiner Ansicht nach haben diese auch die Pflicht, gehorsam zu
sein, weil das ihre Bestimmung ist, und darin liegt für sie durchaus nichts Erniedrigendes. Die
Vertreter der zweiten Klasse dagegen übertreten sämtlich das Gesetz; sie sind Zerstörer oder neigen
wenigstens zur Zerstörung, je nach dem Maße ihrer Fähigkeiten. Die Verbrechen dieser Menschen
sind selbstverständlich nach Grad und Art sehr verschieden; größtenteils verlangen sie, in sehr
mannigfaltigen Erscheinungsformen, die Zerstörung des Bestehenden zum Zwecke der Erreichung von
Schuld und Sühne – Materialien zur Inszenierung
etwas Besserem. Sollte aber ein solcher Mensch im Interesse seiner Idee es als nötig erkennen, selbst
über Leichen und durch Blut vorwärtszuschreiten, so kann er nach meiner Ansicht sich innerlich, in
seinem Gewissen, selbst die Erlaubnis erteilen, auch durch Blut dahinzuschreiten, jedoch nur in dem
Umfange, wie es zur Verwirklichung der Idee erforderlich ist – wohl zu merken. Nur in diesem Sinne
rede ich in meinem Aufsatze von einem Rechte dieser Menschen, Verbrechen zu begehen (Sie
erinnern sich, daß wir von einer juristischen Frage ausgingen). Übrigens ist kein Anlaß, sich über diese
ganze Sache besonders aufzuregen; die große Masse erkennt dieses Recht der außerordentlichen
Menschen fast niemals an, sondern köpft und hängt sie (mehr oder weniger) und erfüllt dadurch in
durchaus rechtmäßiger Weise ihre konservative Bestimmung; nur ist der weitere Verlauf oft der, daß
in den nachfolgenden Generationen ebendiese große Masse die Hingerichteten auf Piedestale stellt und
feiert (auch hier setze ich hinzu: mehr oder weniger). Die erste Klasse ist stets die Beherrscherin der
Gegenwart, die zweite die der Zukunft. Die ersten erhalten die Welt und vermehren sie numerisch; die
andern bewegen die Welt und führen sie zum Ziele. Die einen und die andern haben eine völlig
gleiche Existenzberechtigung. Kurz, nach meiner Ansicht haben alle ein gleich wohlbegründetes
Recht; und: vive la guerre éternelle! Natürlich, bis das neue Jerusalem kommt!«
[…]
Aber bedenken Sie, daß ein derartiger Irrtum nur von Seiten der ersten Klasse möglich ist, das heißt,
von Seiten der gewöhnlichen Menschen […]. Trotz der ihnen angeborenen Neigung zum Gehorsam,
lieben (vermöge einer lebhaften Phantasie, wie sie selbst den Kühen nicht versagt ist) es dennoch sehr
viele von ihnen, sich für Bahnbrecher und Zerstörer zu halten und sich auf neue Ideen zu kaprizieren,
und zwar durchaus in gutem Glauben. Und diejenigen, die wirklich neue Werte schaffen, werden von
ihnen dabei oft gar nicht beachtet und sogar als rückständig und niedrigdenkend geringgeschätzt. Aber
eine erhebliche Gefahr kann meines Erachtens dadurch nicht hervorgerufen werden, […] denn
besonders weit geht diese Sorte von Menschen in ihren Exzessen niemals. Für ihr verblendetes
Handeln könnte man ihnen ja manchmal die Rute geben, damit sie nicht vergessen, an welchen Platz
sie gehören; aber auch nicht mehr. Auch bedarf es dabei gar nicht einmal eines Vollstreckers der
Strafe; sie werden sich schon selbst die Rute applizieren, weil sie sehr moralisch sind: manche
erweisen einander wechselseitig diesen Dienst, andere besorgen es bei sich eigenhändig … Sie legen
sich dabei allerlei öffentliche Bußen auf – das macht sich sehr hübsch und erbaulich; kurz, Sie
brauchen sich nicht zu beunruhigen … Dafür ist das Gesetz da.
[…]
Menschen mit neuen Ideen, ja selbst Menschen, die auch nur einigermaßen fähig sind, etwas Neues zu
sagen, werden überhaupt in außerordentlich geringer Anzahl geboren; es ist sogar geradezu
merkwürdig, wie spärlich sie sind. Nur das eine ist klar: die Ordnung, in welcher die Menschen aller
dieser Klassen und Unterabteilungen geboren werden, ist gewiß in bestimmter, genauer Weise durch
ein Naturgesetz geregelt. […] Das gewaltige Gros der Menschen, das Material, existiert in der Welt
nur zu dem Zwecke, um schließlich durch eine Art von Anstrengung, durch einen bis jetzt noch
geheimnisvollen Vorgang, vermittels irgendwelcher Kreuzung der Familien und Arten ein bestimmtes
Resultat zu erzielen, nämlich einen einzigen, auch nur leidlich selbständig denkenden Menschen –
sagen wir auf tausend einen – hervorzubringen. Mit größerer Selbständigkeit wird vielleicht einer auf
zehntausend geboren […]. Mit noch größerer einer auf hunderttausend. Von genialen Menschen
kommt einer auf Millionen, und von den ganz großen Genies, die zur Vervollkommnung des
Menschengeschlechtes beitragen, vielleicht eines auf viele tausend Millionen Menschen. Kurz, in die
Retorte, in der sich dieser ganze Prozeß vollzieht, habe ich nicht hineingeschaut. Aber ein bestimmtes
Gesetz existiert sicher und muß existieren; bloßer Zufall kann da nicht vorliegen.
(Dostojewski, Fjodor: Schuld und Sühne. Dritter Teil, Kapitel V. Aus dem Russischen von Hermann Röhl)
Schuld und Sühne – Materialien zur Inszenierung
Die Inszenierung am Volkstheater ...
... konzentriert sich auf einen Handlungsstrang und die Hauptfigur.
Die Inszenierung basiert auf einer Textfassung, die sich ganz auf Raskolnikow und seinen
Umgang mit seiner Tat konzentriert. Er steht im Zentrum des Geschehens, bewegt er sich
doch aus der Küche und seinem Zimmer in der studentischen Wohngemeinschaft, in der die
Handlung angesiedelt ist, nicht heraus. Und er ist das Zentrum, wird er doch durch die
anderen Figuren erzählt, drehen sich doch ihre Gespräche fast immer um ihn. Erzählt wird die
Genese seiner unfassbaren Mordtat und seines Umgangs damit. Sein zunehmend stärker
werdendes Bedürfnis, entdeckt zu werden und die Tat zu gestehen, steuert das Geschehen und
fordert die Reaktionen der anderen Figuren heraus. Als einziger ebenbürtiger Gegner, Gegenoder Mitspieler erweist sich dabei Porfirij, der nicht auf Raskolnikow reagiert, sondern ihn
durch sein Verhalten und Nachfragen geschickt immer stärker unter Druck setzt.
... erzählt eine Kriminalgeschichte und diskutiert, was Schuld ist und was Strafe.
Die Inszenierung folgt der Dramaturgie einer Kriminalgeschichte und lässt das Publikum an
der Aufklärung eines Verbrechens teilhaben. Sie zeigt Figuren, denen zu unterschiedlichen
Zeitpunkten aus unterschiedlichen Gründen klar wird, wer der Täter ist, und die darauf ganz
unterschiedlich reagieren, und baut auf zwei Ebenen Spannung auf: Wird der Mörder
entlarvt? Bereut er seine Tat?
Gleichzeitig diskutiert die Inszenierung die Frage, was eigentlich Schuld und Strafe sind, die
sich ja aus juristischer, theologischer und gesellschaftlicher Sicht ganz unterschiedlich
darstellen: Während bereits das Alte Testament eine Grundschuld des Menschen setzt, die in
seinem Menschsein begründet ist, versteht das Strafrecht Schuld als einen individuellen
Regelbruch, der sich über die Normen und Gesetze, die sich eine Gesellschaft gegeben hat,
hinwegsetzt. Aber welche Gesetze und Regeln sollen in einer Gesellschaft gelten, die so wie
die russische Gesellschaft des 19. Jahrhunderts, von der Dostojewski erzählt, gerade im
Wandel befindlich ist? Lädt beispielsweise ein Mensch, der zur Durchsetzung revolutionärer
Ideen, die gesellschaftlichen Fortschritt und größere individuelle Freiheit zur Folge haben
könnten, Verbrechen begeht, Schuld auf sich? Und wann setzt die Strafe ein und worin
besteht sie? Kann sie nur durch ein Gerichtsurteil in Gang gesetzt werden oder beginnt sie
nicht schon im Moment der Tat, die der Täter fortan nicht mehr aus seinen Gedanken
vertreiben kann?
Schuld und Sühne – Materialien zur Inszenierung
... entwickelt einen Bühnenraum, der für Raskolnikow sowohl Gefängnis und Gefahr
der Entdeckung bedeutet als auch Rückzugsort ist.
Die Inszenierung siedelt v.a. über Kostüme und Bühne das Geschehen in einer näheren
Gegenwart an. So ist im Vordergrund der Bühne eine leicht verwahrloste WG-Küche zu
erkennen, in der sich alle Figuren treffen, in der sie ihre Gedanken über den Zustand der Welt,
über die moralische Verantwortung des einzelnen Menschen und über Schuld und Sühne
austauschen – also genau die rein theoretischen Diskussionen führen, die in so einer WGKüche erwartet werden. Dass es sich dabei jedoch nicht für alle Beteiligten um bloße
Gedankenspielerei handelt, bleibt einigen sehr lange verborgen.
Im Hintergrund befindet sich auf einer Drehbühne ein weiteres Zimmer, das durch eine
durchscheinende Papierwand von der Küche getrennt ist. In dieses zieht sich Raskolnikow
immer wieder zurück, wenn die Anspannung größer wird, in diesem sucht er Ruhe vor dem
Gedankenkarussell in seinem Kopf, das seit Begehen des Mordes nicht mehr still steht. Da die
einzige andere Figur, die dieses sich drehende Zimmer betritt, Porfirij ist, lässt es sich auch
als Symbol für Raskolnikows Inneres lesen, in das der Untersuchungsrichter zunehmend
eindringt.
... erlaubt über die Videoeinspielungen einen weiteren Einblick in die Gedankenwelt
Raskolnikows.
Auf die Papierwand des Drehzimmers werden immer wieder Videoeinspielungen projiziert,
die das, was in den Gesprächen verhandelt wird, durch Verweis auf historische Ereignisse und
Personen des 20. und 21. Jahrhunderts untermauern oder in Frage stellen. Sie zeigen
beispielsweise einige der „großen Menschen“, denen Raskolnikow das Recht zuspricht,
ungestraft im Dienste ihrer höheren Ideen Verbrechen zu begehen, lassen sofort an die
gesellschaftlichen, politischen und sozialen Folgen denken, die deren verbrecherische (?)
Taten hatten, und spiegeln die Überforderung Raskolnikows angesichts der auf ihn einstürzenden Bilderflut.
Darüber hinaus werden in einigen Szenen auch Großaufnahmen der Hauptfigur gezeigt –
insbesondere dann, wenn er so „große“, revolutionäre Gedanken wie „Man muss es wagen!“
äußert und damit sein ungeheures Tun vor sich und auch vor anderen zu rechtfertigen sucht.
Schuld und Sühne – Materialien zur Inszenierung
Vorschläge für die Auseinandersetzung mit
der Inszenierung und der Aufführung ...
... ausgehend von Dostojewskis Roman und seiner Thematik
→ Vergleich der beiden deutschen Übersetzungen des Titels (Schuld und Sühne und
Verbrechen und Strafe) und Austausch über die Bedeutungsebenen, Wertungen und
Zusammenhänge, die damit jeweils aufgerufen werden (z.B. individuelle Moral, juristische
Bewertung, theologisch-religiöse Vorstellungen und Setzungen)
→ Rezeption der Theorie Raskolnikows und Diskussion seiner These: Hat ein
„außergewöhnlicher Mensch“ das Recht, zur Durchsetzung seiner Idee Verbrechen zu
begehen?
→ Recherche zur Entstehungszeit des Romans und Rezeption der biografischen Hinweise
zum Autor und Austausch von Vermutungen über die Reaktionen und Deutungen der
Zeitgenossen von Dostojewski
→ Recherche zum Inhalt des Romans und Formulierung von Erwartungen an eine BühnenAdaption
→ Schreiben zum Thema und Austausch über die formulierten Assoziationen und Gedanken,
z.B.: Vervollständigen des Satzes „Es tut mir leid, dass…“; Notieren von Erinnerungen an die
eigenen Gefühle in und nach Situationen, in denen man etwas tat, obwohl man wusste, dass es
falsch sein könnte
→ Deutung des ersten Teils der Erklärung, die Raskolnikow Sonja für seine Mordtat gibt,
und Austausch über mögliche theatrale Umsetzungen:
Macht doch die Augen auf und seht hin! Ich habe nur Gutes für die Menschheit
gewollt und hätte Hunderte, Tausende von guten Werken getan, … dieses ganze Hinund-Her-Gehirne war mir so zum Ekel geworden. Es verlangte mich, zu morden,
einzig und allein für mich zu morden! Ich wollte ins Klare kommen, und so schnell wie
möglich ins Klare kommen: Habe ich den Mut, mich zu bücken und die Macht
aufzuheben, oder nicht? Bin ich imstande über Hindernisse hinwegzuschreiten oder
nicht? Sonnenklar trat mir auf einmal der Gedanke vor die Seele: dieses Unding von
Gesellschaftsordnung am Schwanz zu packen und in die Hölle zu schmettern! Ich …
ich wollte es wagen. Das war mein ganzer Beweggrund!
Schuld und Sühne – Materialien zur Inszenierung
... ausgehend von der Inszenierung am Volkstheater
→ Rezeption der Informationen zur Handlung und zu den Figuren und Entwickeln von
Vorschlägen für Setting und situative Einbettung der Handlung
→ Dramatisierung ausgewählter Textpassagen aus dem Roman, z.B. des Anfangskapitels, in
dem Raskolnikow seine Uhr bei der Pfandleiherin versetzt, oder des Gesprächs zwischen
Raskolnikow und Porfirij, in dem es um Raskolnikows Aufsatz „Über das Verbrechen“ geht
(Drittel Teil, Kapitel V) oder einzelner Träume Raskolnikows (z.B. Erster Teil, Kapitel V):
Welche Textpassagen sollen gesprochen werden? Welche Figuren sprechen sie? In welcher
Situation befinden sie sich? Was soll gezeigt werden, was nicht?
→ Austausch von Beobachtungen und Assoziationen zum Plakat zur Inszenierung (zu finden
auf der Website des Münchner Volkstheaters): Zu sehen ist ein Mann in einem schwarzen
Anzug, der auf dem Boden kniet und die Hände zum Gebet gefaltet hat. Sein Blick ist gen
Himmel gerichtet, in seinem Mund steckt eine Zitrone.
→ Entwicklung von Ideen zur Abstraktion und Theatralisierung des Themas: Wie könnte
über Bühnenbild, Musik und Licht die (innere) Auseinandersetzung mit der eigenen Schuld
gestaltet werden? Wie könnte hierfür das Zusammenspiel von Bühne und Zuschauerraum
gestaltet werden?
→ Austausch über Erwartungen an Handlung und Figurenzeichnung und an die Gestaltung
von Bühnenraum und Kostümen in der Inszenierung nach Rezeption der Informationen zur
Handlung, zu den Figuren und zur Inszenierung
→ Austausch von Erwartungen an das Ende: Schließt Raskolnikows Erklärung („Macht doch
die Augen auf […] mein ganzer Beweggrund“) die Handlung ab oder folgt eine weitere Erklärung?
Schuld und Sühne – Materialien zur Inszenierung
... ausgehend von der besuchten Aufführung im Volkstheater
→ Beschreibung der Aufführung und Austausch von Erinnerungen an besondere visuelle und
akustische Details (z.B. an die Farben und Färbung des Lichts, an die Spielebenen des
Bühnenraums und
die
Wege
der verschiedenen Figuren,
an den Einsatz
von
Videoprojektionen, an die Musik in verschiedenen Szenen; an auffällige und unerwartete
Elemente der Kostüme)
→ Sammeln von Details in Bühnenbild, Requisite, Spielweise, die Raskolnikows sich
ändernden Gemütszustand, seine sich wandelnde Bewertung seiner Tat und seinen sich
verändernden Umgang mit seiner Schuld (wie z.B. den Einsatz des Beils, seine Wege auf der
Bühne und seine Aufenthalte in seinem Zimmer, seine Distanz oder Nähe zu anderen) zeigten
und Austausch über ihre Bedeutung für und Wirkung auf die Figuren und das Publikum
→ Austausch über die Art und Weise, wie das Gespräch über Raskolnikows Aufsatz
inszeniert wurde, und wie die Atmosphäre wirkte, die dabei erzeugt wurde
→ Austausch von Assoziationen, die die Videoinstallationen in unterschiedlichen Szenen
hervorriefen
→ Austausch über die Momente während der Aufführung, an denen man gerne zustimmend
geklatscht oder Missfallen ausgedrückt hätte
→
Sammeln von Ideen für ein Programmheft: Auswahl der Szenen, die mit einem
Szenenfoto im Heft erscheinen sollten, Sammeln von möglichen Zusatztexten (aller Art) und
Verfassen von eigenen Texten zu den Figuren und zur Handlung
→ Entwickeln von alternativen Plakaten zur Inszenierung: Welche Aspekte der Inszenierung
könnten besonders hervorgehoben werden? Wie lassen sie sich gestalterisch umsetzen?
→ Rezeption von Kritiken zur Inszenierung und Vergleich der dort genannten mit den
eigenen Rezeptionserfahrungen: Werden die Aspekte angesprochen, die man selbst als
bedeutsam und bemerkenswert erinnert? Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der
Rezeption und der Bewertung der Inszenierung/Aufführung zeigen sich?
Schuld und Sühne – Materialien zur Inszenierung
Fragen an die Inszenierung / die Aufführung
zur Bühne, zu den Requisiten und zu den Videoprojektionen
-
In welche Räume ist die Bühne eingeteilt? Wodurch entsteht die Einteilung?
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Welche Assoziationen weckt der Aufbau auf der Drehbühne im hinteren Teil der
Bühne, woran erinnert er?
-
Welche Erweiterungen und Begrenzungen erfährt der Bühnenraum während der
Aufführung?
-
Erfährt der Bühnenraum auffällige Veränderungen im Verlauf der Aufführung?
-
Welche Orte werden behauptet?
-
An welchem Ort und in welcher Zeit spielt sich das Geschehen ab?
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Welche Requisiten sind besonders auffällig? Wie werden sie bespielt?
-
Was zeigen die Videoeinspielungen? Gibt es auffällige Unterschiede in den
verschiedenen Einspielungen?
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Welche Assoziationen wecken die Videoprojektionen?
zum Licht
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Welcher Eindruck bleibt nach der Aufführung von der durch das Licht geschaffenen
Atmosphäre in Erinnerung?
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Welche Licht-Farben und -Stärken dominieren die Inszenierung? Welche Wirkung
erzeugen sie?
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In welchen Szenen fokussiert das Licht einzelne Figuren? Welche Wirkung erzeugt
das?
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Schafft das Licht in verschiedenen Szenen unterschiedliche Atmosphären?
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Wie wechselt das Licht, wenn Raskolnikow in den hinteren Bühnenraum wechselt?
zu den Kostümen
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Welche Farben dominieren die Kostüme?
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Gibt es auffällige Wechsel in den Kostümen?
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Tragen alle Figuren ähnliche Kostüme?
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An welche Zeit erinnern die Kostüme? Welche Wirkung erzeugt das in Kombination
mit dem, was gesprochen wird?
Schuld und Sühne – Materialien zur Inszenierung
zu den Figuren
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Welche individuellen Charakteristika zeigen die Figuren? In welchen Charakteristika
ähneln sie sich?
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Welche Unterschiede zeigen sich zwischen den Männern- und den Frauenfiguren?
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Über welche der Figuren lacht das Publikum? Was ruft diese Reaktion hervor?
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Welche Wirkung wird durch die Gleichzeitigkeit von Raskolnikow in seiner
Gesamterscheinung und Nahaufnahme seines Gesichts in der Videoprojektion
erzeugt?
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Spricht Raskolnikow live zu den Projektionen oder schweigt er, während eine
Aufnahme von ihm zu hören ist? Welche Wirkung erzeugt das?
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Wer nimmt die Videoprojektionen jeweils wahr – nur das Publikum oder auch
einzelne Figuren?
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Wechselt Raskolnikow die Sprechweise, wenn er mit unterschiedlichen anderen
Figuren spricht? Worin liegen die Unterschiede?
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Welche Figuren betreten auch den hinteren Bühnenraum (das Zimmer Raskolnikows)?
Warum gerade diese und andere nicht?
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Welche Figuren nimmt das Publikum intensiver wahr als andere? Woran liegt das?
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Wie äußert sich die Angst vor Raskolnikow und das Entsetzen über seine Tat bei
verschiedenen Figuren?
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Gibt es Figuren, die in einzelnen Szenen v.a. beobachten, nicht aber handeln? Falls ja,
warum gerade diese? Welches Bild von der jeweiligen Figur erzeugt das?
Schuld und Sühne – Materialien zur Inszenierung
Literaturhinweise und Internet-Links
Textausgaben
Dostojewskij, Fjodor (1994): Verbrechen und Strafe. Aus dem Russischen von Swetlana
Geier. Zürich: Ammann. 2. Auflage
Dostojewskij, Fjodor Michailowitsch (2007): Schuld und Sühne. Aus dem Russischen
übertragen von Richard Hoffmann. München: dtv. 24. Auflage
Weiterführendes
Harreß, Birgit (2005): Schuld und Sühne. In: Dies. (Hrsg.): Dostojewskijs Romane.
Stuttgart: Reclam. S. 19-40 (RUB: Interpretationen)
ausführliche Interpretation des Romans durch die Slawistin Birgit Harreß
Lipinski, Birte (2014): Romane auf der Bühne. Form und Funktion von
Dramatisierungen im deutschsprachigen Gegenwartstheater. Tübingen: narr
Dissertation von Birte Lipinski, die an aktuellen Beispielen detailliert unter erzähl- und
dramentheoretischer Perspektive aufzeigt, welche Funktion der Wechsel von Erzähltext zu
Drama für das Gegenwartstheater hat
Müller, Ludolf (1982): Dostojewskij. Sein Leben – Sein Werk – Sein Vermächtnis.
München: Erich Wewel
Ausführliche Darstellung wichtiger Stationen im Leben Dostojewskis und Interpretation
seiner fünf großen Romane durch den Slawisten Ludolf Müller
Städtke, Klaus (2004): Dostojewski für Eilige. Berlin: Aufbau
Nacherzählungen der Romane Dostojewskis, darunter auch eine von Schuld und Sühne, die
auf knapp 20 Seiten die Handlung zusammenfasst
Gerigk, Horst-Jürgen (2013): Dostojewskijs Entwicklung als Schriftsteller. Vom »Toten
Haus« zu den »Brüdern Karamasow«. Frankfurt a.M.: Fischer
eine lesenswerte Einführung des Dostojewskij-Forschers Horst-Jürgen Gerigk in die
Romane Dostojekwsijs, darunter auch eine Interpretation von Verbrechen und Strafe
Internet
http://www.helles-koepfchen.de/artikel/3048.html
gut verständliche Informationen zu Leben und Werk des russischen Autors auf der Website
von „helles-Köpfchen.de“, einem Internetportal für Kinder und Jugendliche
http://de.rbth.com/lifestyle/2013/11/11/was_sie_schon_immer_ueber_dostojewski_wissen
_wollten_26789
Zusammenstellung von Fragen, die Leser von Russland HEUTE / Russia beyond the
Headlines im November 2013 via Twitter stellen konnten, und der Antworten, die die
Literaturhistorikerin Ljudmila Saraskina darauf gab
https://www.muenchner-volkstheater.de/spielplan/trailer?page=4
Trailer zur Inszenierung auf der Website des Münchner Volkstheaters
https://www.muenchner-volkstheater.de/ensemble/regisseure/christian-st%C3%BCckl
Kurzbiographie des Regisseurs Christian Stückl auf der Website des Münchner
Volkstheaters