40 Jahre Obereggen
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40 Jahre Obereggen
1970 — 2010: 40 Jahre Obereggen „Bist du auch bei dem Vinzenzverein?“ Die Frage, die 1970 in Eggen kursierte, hat Kultstatus. Damals sammelten elf junge Männer Geld für ihr ehrgeiziges Projekt: ein Skigebiet unter dem Latemar. Dafür wurden sie anfangs belächelt, doch 1972 lief in Obereggen tatsächlich der erste Lift. 1975 erfolgte die Verbindung mit Pampeago und Predazzo und schon 1982 – in der Urzeit des Kompaktschnees – die Installation einer flächendeckenden Beschneiungsanlage. Aus dem Traum ist in 40 Jahren ein modernes Skigebiet geworden, aus dem verschlafenen Ort Obereggen ein beliebter Urlaubsort, aus dem von Abwanderung bedrohten Eggen ein wirtschaftlich gesundes Dorf, aus der bäuerlich geprägten Gemeinde Deutschnofen eine blühende Tourismusgemeinde. Autor Christian Pfeifer zeichnet in diesem Buch die spannende Geschichte des Skigebietes Obereggen mit all ihren Höhen und Tiefen nach und bettet sie in die beeindruckende touristische Entwicklung der gesamten Gemeinde ein. Der Autor: Christian Pfeifer ist gebürtiger Deutschnofner und als Journalist für die Südtiroler Wirtschaftszeitung tätig. 40 Jahre Obereggen 1970 — 2010: Vom Traum zum Top-Skigebiet 40 Jahre Obereggen 1970 — 2010: Vom Traum zum Top-Skigebiet Redaktion: Christian Pfeifer Grafik: Neuer Südtiroler Wirtschaftsverlag Fotos: Obereggen AG, Vinzenz Zelger, Hans Vanuccini, Paolo Codeluppi, S. T. Artstudio, Tappeiner, Foto Hofer, Privatarchive Druck: Karodruck, Frangart Herausgeber: Obereggen AG, Dezember 2010 Ein besonderer Dank ergeht an alle, die zum Gelingen dieses Buches beigetragen haben, in erster Linie an die Mitbegründer Georg Weißensteiner, Erich Pichler, Richard Pichler und Vinzenz Zelger sowie an Siegfried Pichler und Thomas Ondertoller. 2 3 1987 1970 1972 Am 21. Juli gründen elf junge Männer aus dem Eggental die Aktiengesellschaft Obereggen. Nach zehn Jahres Beatles-Fieber bricht die populäre Band auseinander. In Obereggen geht im Dezember die erste Liftanlage samt Piste in Betrieb. Es ist der Eben-Lift. Gustav Thöni gewinnt zum zweiten von insgesamt vier Mal den Gesamtweltcup. 1975 1977 1981 1983 1985 Obereggen wird durch vier neue Liftanlagen mit Pampeago und Predazzo verbunden. Das Ski Center Latemar ist geboren. Bill Gates und Paul Allen gründen das Unternehmen Microsoft. Mit der Eröffnung des Ochsenweide-Liftes kommt Obereggen nun auf 7 Aufstiegsanlagen. So viele sind es bis heute. Der Südtiroler Skihersteller „Sarner Ski“ beschäftigt in Sarnthein rund 130 Mitarbeiter. Ein Jahr später kommt der Konkurs. Obereggen führt erste Tests mit gemieteten Schneekanonen durch. Der Schauspieler Ronald Reagan wird USPräsident. Er folgt auf Jimmy Carter. Im November nimmt die erste Beschneiungsanlage mit Wasserspeicher ihre Arbeit auf. Obereggen ist damit Vorreiter. Bettino Craxi wird Italiens Regierungschef. Später wird er im Rahmen der Schmiergeldermittlungen „Mani Pulite“ nach Tunesien fliehen und dort sterben. Im Dezember findet in Obereggen erstmals ein Europacuprennen statt. Es ist der Beginn einer langen Tradition. Am 21. Juli wird in der Antarktis die tiefste je gemessene Temperatur verzeichnet: minus 89,2 Grad Celsius. In Obereggen läuft der erste automatische Vierersessellift Italiens. Er ersetzt den Zweiersessellift „Absam-Maierl“. Mit einem neuen Plan wird der Grundstein für die vierspurige Schnellstraße MeBo gelegt. Bisher war die Straße nur zweispurig geplant. 4 Italiens erster fixgeklemmter Vierersessellift steht in Obereggen. Es ist die Liftanlage „Obereggen“. Diego Armando Maradona führt Neapel zum ersten Serie-A-Titel. Über eine Million Menschen feiert auf den Straßen. Im August stirbt Gründungspräsident Hans Zelger. Silvius Magnago tritt nach 28 Jahren als Landeshauptmann nicht mehr zu den Wahlen an. Sein Nachfolger wird Luis Durnwalder. Der Vierersessellift „Obereggen“ wird mit Italiens erstem Fahrgastförderband ausgestattet. Reinhold Messner und Arved Fuchs erreichen nach 92 Tagen und 2.800 Kilometern Fußmarsch den Südpol und beenden mit Erfolg ihre Antarktis-Durchquerung. Das Skigebiet Predazzo wird nach 9 Wintern Pause wiedereröffnet. Das Ski Center Latemar ist wieder komplett. Weltmeister und Olympiasieger Alberto Tomba gewinnt auch den Gesamtweltcup und wird endgültig zur Legende. 1986 war er beim Europacup in Obereggen Dritter geworden. 1988 1990 1995 1997 2000 Die Bar-Pizzeria „Platzl“ samt Aprés-Ski-Lokal „Tipi“ wird eröffnet. In Miami wird der Modeschöpfer Gianni Versace ermordert. Ein Jahr nach der Inbetriebnahme der Kabinenbahn Ochsenweide erlebt das Nachtskifahren und -rodeln bei Flutlicht in Obereggen Premiere. Am 28. Juli wird der allerletzte Lira-Schein gedruckt. Es ist ein 5.000-Lira-Schein. Eine umweltfreundliche Biomasse-Fernheizanlage geht in Betrieb. Sie versorgt ganz Obereggen. Apple bringt das iPhone auf den Markt. Das USMagazin Time kürt es zur „Erfindung des Jahres“. 2007 Die Naturrodelbahn wird ausgebaut und mit einer Beschneiungsanlage ausgestattet. Angelo Kardinal Scola weiht Karl Golser in Brixen zum neuen Bischof der Diözese Bozen-Brixen. 2009 5 Eine Grußbot–chaft Eine Grußbot–chaft von Lande–hauptmann Dr. Lui– Durnwalder von Bürgermei–ter Bernhard Daum Die „Obereggen AG“ damit einhergehender Änderungen im Urlaubs- Die Obereggen AG hat Obereggen zu einem beliebten Skigebiet und feiert ihr 40-Jahr- verhalten der Erholungssuchenden, trotz eines feiert heuer das Ausflugsort gemacht. Jubiläum. Ich möch- stetigen Aufholens der Ferndestinationen hat 40-jährige Beste- Das Skigebiet Obereggen trägt sehr zur posi- te auf diesem Wege sich Südtirol dank einer nachhaltigen und in den hen. Als Bürgermei- tiven Entwicklung und Förderung der Wirtschaft recht herzlich gratu- vergangenen Jahren kontinuierlich ausgebauten ster der Gemeinde im gesamten Gemeindegebiet bei. Durch den lieren! Dieser runde Qualitätsstrategie unter den Topdestinationen Deutschnofen möch- enormen Zuwachs des Tourismus auch in den Geburtstag ist ein halten können. Wir verdanken dies auch einer te ich die Gelegen- Wintermonaten haben sehr viele Betriebe aller stolzer Anlass, der konsequenten Positionierung fern vom Billigtou- heit wahrnehmen, zu Wirtschaftszweige einen Aufschwung erlebt, es verdient, gefeiert und gewürdigt zu werden. rismus und Spektakel. Um die Top-Position hal- diesem Jubiläum ganz herzlich zu gratulieren. und viele neue Betriebe konnten eröffnet wer- Obereggen war in den 1960er-Jahren ein ver- ten zu können, müssen auch weiterhin enorme Großer Respekt und große Wertschätzung gilt den. Nicht zuletzt sind viele neue Arbeitsplätze schlafener Bergort. Die touristische Infrastruk- Anstrengungen unternommen werden; dies ist jenen elf jungen Männern, die im Jahre 1970 die geschaffen worden, auch für viele Bürgerinnen tur beschränkte sich auf einen einzigen Gasthof selbstverständlich auch eine Frage des Geldes. In Obereggen AG gegründet haben. Diese wollten und Bürger aus unserer Gemeinde. mit 20 Gästebetten. Eggen und die gesamte Ge- diesem Sinne ist eine Bündelung der Kräfte und durch die Errichtung eines Skigebietes für Eg- Ich spreche all jenen meinen aufrichtigen Dank meinde Deutschnofen hingen damals sehr stark der Ressourcen in Zukunft unabdingbar. gen und für das gesamte Gemeindegebiet einen aus, die in all den Jahren Verantwortung über- von den Erträgen der Landwirtschaft ab, weshalb So schaue ich optimistisch in die Zukunft, und wirtschaftlichen Aufschwung erreichen, was ih- nommen und ihr Bestes für den Aufbau und für viele junge Leute auf der Suche nach Arbeit ab- wenn die Prognosen der Wirtschaftsforscher stim- nen mit Mut, Durchsetzungsvermögen und Aus- die Führung des Skigebietes Obereggen gege- wanderten. Im Sommer gab es zwar Tourismus, men, ist eine positive wirtschaftliche Entwicklung dauer wirklich gelungen ist. ben haben. Ich wünsche mir, dass dieses Skige- im Winter aber kaum. Dies sollte sich ändern, als unseres Landes sehr wahrscheinlich. Die Politik Durch die Erweiterung und Verbesserung des Ski- biet weiterhin erfolgreich bleibt, dass die Anla- elf beherzte Bürger im Juli 1970 die Obereggen und die öffentliche Verwaltung werden weiterhin gebietes und durch den Zusammenschluss mit gen von vielen Skifahrern genützt werden und AG gründeten. Im Dezember 1972 lief tatsäch- ihren Teil dazu beitragen und die Rahmenbedin- Pampeago und Predazzo dürfen wir dieses Ge- dass dieses Gebiet ein angenehmer Treffpunkt der lich der erste Lift. Heute zählt Obereggen zahl- gungen für gutes Wirtschaften schaffen. biet als eines der schönsten Skigebiete in un- Bürgerinnen und Bürger unserer Gemeinde und reiche hochmoderne Liftanlagen und bietet als So bin ich fest davon überzeugt, dass auch die serem Lande bezeichnen. vieler Gäste aus dem In-und Ausland bleibt. Teil des Ski Center Latemar über 40 Kilometer Feriendestination Obereggen und die „Obereggen Vor allem die gute Führung, der Einsatz von gu- Dem Präsidenten, dem Verwaltungs- und Auf- Pisten. Obereggen zählt seit langem zu den be- AG“ weiterhin mit Zuversicht in die touristische ten Arbeitskräften und von modernsten Tech- sichtsrat, dem Direktor und allen Mitarbeitern liebtesten Skiorten Südtirols. Zukunft blicken können. Alle guten Wünsche nologien und nicht zuletzt der Zusammenhalt der Obereggen AG wünsche ich weiterhin viel Nicht von ungefähr ist und bleibt der Tourismus zu diesem stolzen Jubiläum sollen Obereggen und der Mut für größere Investitionen, welche Ausdauer und Einsatzbereitschaft, sodass das eine tragende Säule unserer Wirtschaft. Trotz und die gesamte Gemeinde Deutschnofen be- vonseiten der Gemeinde und vonseiten der ver- Skigebiet Obereggen eines der schönsten Ski- weltweiter Finanz- und Wirtschaftskrise und gleiten. schiedenen Landesämter unterstützt wurden, gebiete in unserem Lande bleibt. 6 7 Eine Grußbot–chaft Vorwort von Prä–ident Georg Weißen–teiner von Autor Chri–tian Pfeifer Ganz ehrlich, ich bin den Besichtigungsfahrten, die ich gemeinsam mit Es hat Spaß gemacht! nur Erfolge, sondern auch Rückschläge. stolz! Ich bin stolz Gründungspräsident Hans Zelger in andere Ski- Bei der Aufarbeitung Um die Lesbarkeit zu erhöhen, ist das Buch in darauf, dass ich Teil gebiete unternahm. Mit jeder weiteren Besichti- der 40-jährigen Ge- Kapitel unterteilt, wobei – mit Ausnahme der jenes Teams sein gung reifte in mir die Überzeugung: „Was die ha- schichte des Skige- Gründerzeit – jedem Jahr ein eigenes Kapitel ge- durfte, das vor 40 ben, haben wir auch.“ Ich kannte das Gelände ja bietes Obereggen widmet ist. Auf diese Weise muss das Buch nicht Jahren den Mut auf- gut, denn ich hatte mehrmals in den Schulferien ist mir in unzähli- von vorne bis hinten gelesen werden, sondern gebracht hat, an die auf den Eggentaler Almen Vieh gehütet. gen Abend- und Wo- es kann gezielt nach einzelnen Jahren gestöbert Chancen eines Ski- Es gibt viele Momente, an die ich mich gerne zu- chenendstunden nie werden. Breiten Raum nimmt die Gründerzeit gebietes unter dem Latemar zu glauben. Und rückerinnere: an die Gesellschaftsgründung im langweilig geworden. Viel zu faszinierend wa- ein, und zwar deshalb, weil diese Jahre beson- ich bin stolz darauf, dass ich die Entwicklung Juli 1970, an die Inbetriebnahme des ersten Liftes ren die Erzählungen der Gründer, viel zu inte- ders aufregend und reich an Anekdoten waren. dieses Skigebietes von den bescheidenen An- im Dezember 1972, an den Zusammenschluss ressant die Unterlagen und viel zu reizvoll die Äußerst hilfreich bei der Rekonstruierung dieser fängen zum unverzichtbaren Tourismusmotor mit Pampeago, an unsere ersten Beschneiungs- Aufgabe, all dies in Worte zu fassen – von der Jahre waren die Erinnerungen einiger Gründer für Eggen und die gesamte Gemeinde Deutschn- versuche und an vieles mehr. Gerne erinnere ich aufregenden Vorbereitungszeit über die Inbe- und vor allem die schriftlichen Aufzeichnungen ofen mitgestalten durfte. Die Zahlen sprechen mich auch an viele persönliche Erlebnisse mit den triebnahme des ersten Liftes, die Eröffnung der von Mitbegründer Vinzenz Zelger, der sich vor für sich: 1970 wurden in der gesamten Gemein- Menschen rund um dieses Skigebiet – die aller- Verbindung mit Pampeago und Predazzo, den einigen Jahren die Mühe gemacht hat, persön- de Deutschnofen 28.000 Gästenächtigungen ge- meisten dürfen dieses 40-Jahr-Jubiläum miterle- Beginn der Beschneiungs-Ära bis hin zur Ent- liche Eindrücke und Erlebnisse aus der dama- zählt, heute sind es 370.000 pro Jahr. In all den ben, einige leider nicht mehr, so wie Hans Zelger, wicklung zum Top-Skigebiet. ligen Zeit zu Papier zu bringen. vier Jahrzehnten nahm das Skigebiet Obereg- der die treibende Kraft der Skigebietsgründung Die Geschichte des Skigebietes Obereggen ist Bei allen, die mich bei der Arbeit zu diesem Buch gen einen wichtigen Platz in meinem Leben ein war. Es „menschelt“ in Obereggen, das Skigebiet zweifelsohne ein Stück Deutschnofner Wirt- mit Informationen gefüttert und geduldig meine – und das tut es bis heute. ist nicht einfach nur ein Wirtschaftsfaktor. Und schaftsgeschichte und wird daher im vorlie- bohrenden Fragen beantwortet haben, möchte Sicher, der Start war alles andere als einfach. deshalb möchte ich an dieser Stelle allen Men- genden Buch nicht isoliert betrachtet, sondern ich mich aufrichtig bedanken. Wenn es ein ge- Trotzdem stand für mich das Projekt von allem schen danken, die dieses Skigebiet ausmachen immer im Kontext mit der beeindruckenden tou- lungenes Buch geworden ist, dann ist das nicht Anfang an eindeutig unter dem Motto „Wir und ausgemacht haben: dem Direktor Siegfried ristischen Entwicklung in der Gemeinde in den zuletzt ihr Verdienst. Ob es gelungen ist, wer- schaffen das!“ und nicht etwa „Probieren wir Pichler und allen Mitarbeitern, den Verwaltungs- vergangenen 40 Jahren. Daran ist das Skigebiet den die Leser entscheiden. Ich hoffe jedenfalls, es halt.“. Ich war felsenfest davon überzeugt, und Aufsichtsräten, natürlich den Grundbesit- nämlich nicht ganz unschuldig. Auch will das dass das Ergebnis der Arbeit genauso spannend dass ein Skigebiet unter dem Latemar Erfolg ver- zern, den Aktionären, der Fraktionsverwaltung, Buch sicher keine einseitige Lobeshymne sein, ist wie es die Arbeit war. Viel Spaß beim Lesen, spricht, wenn es professionell aufgezogen wird. der Gemeinde und dem Land. Seien wir gemein- sondern versucht sich in einer sachlichen Dar- Blättern und „Foto-Schauen“ über die erzäh- Diese Zuversicht schöpfte ich unter anderem aus sam stolz auf dieses unser Skigebiet! stellung von Fakten – es gab in 40 Jahren nicht lenswerte Geschichte Obereggens. 8 9 Obereggen in Kürze Namen, Zahlen, Fakten 10 11 Der Vater Die Zahlen Han– Zelger und Obereggen Da– Skigebiet im Jahr 2010 Hans Zelger vom Unterbühlerhof in Eggen darf Was einst mit einer einzigen Skipiste und einem Deutschnofen gehören darüber hinaus zu den als Vater des Skigebietes Obereggen bezeichnet einsamen 20-Betten-Gasthof begonnen hat, ist „Perlen der Alpen“. werden. Natürlich gibt es viele Personen, die sich in vier Jahrzehnten zu einem weitum bekannten Stolz darf Obereggen darauf sein, dass Tester um die Gründung und die Entwicklung des Skige- Skigebiet geworden. Gemeinsam mit den Skige- dem Skigebiet in schöner Regelmäßigkeit eine bietes verdient gemacht haben. Doch Hans Zel- bieten Pampeago und Predazzo bildet Obereggen der besten Pistenpräparierungen der Welt (!) be- ger war in der Gründungsphase der große Motor. das Ski Center Latemar mit 18 Aufstiegsanla- scheinigen. Rund 160 Schneekanonen sorgen im Wer weiß, ob es ohne den Landwirt überhaupt gen, 48 Pistenkilometern, zahlreichen Skihüt- gesamten Ski Center Latemar dafür, dass auch in ein Skigebiet Obereggen gäbe. ten sowie der Möglichkeit zum Nachtskifahren schneearmen Wintern dem Skivergnügen ohne Zelger besuchte die Landwirtschaftliche Schu- – 7 Aufstiegsanlagen gehören der Obereggen Einschränkung gefrönt werden kann. Dabei ga- le im Tiroler Imst. Als er Ende der 1960er-Jahre AG. Die Betreibergesellschaft des Skigebietes rantieren nicht nur die Pisten höchsten Komfort, ehemalige Schulfreunde im Ahrntal und in Ser- Obereggen ist zu einem stattlichen Unterneh- sondern auch die modernen und leistungsfähigen faus besuchte, wuchs in ihm die Überzeugung, men mit einem Jahresumsatz von rund 9 Millio- Aufstiegsanlagen: Ergonomische, teilweise ge- dass ein Skigebiet wohl seiner von Abwande- nen Euro sowie bis zu 90 Mitarbeitern geworden. polsterte Sessel sowie Windschutzhauben auf rung bedrohten Heimat Eggen eine Zukunft ge- Der Ort Obereggen selbst zählt heute 17 Beher- windanfälligen Lifttrassen bescheren den Win- ben könnte. Im Ahrntal entstand nämlich gera- bergungsbetriebe mit rund 700 Betten, die sage tersportlern zwischen aufregenden Abfahrten entspannende Naturerlebnisse. de das Skigebiet Klausberg, und Serfaus legte pe junger Männer die Obereggen AG gründe- und schreibe 40 Prozent des Tourismusaufkom- – ebenfalls dank neuem Skigebiet – einen ra- te und als treibende Kraft dieser Anfangsjahre mens der Gemeinde Deutschnofen auf sich ver- santen Aufstieg vom abgelegenen Bergdorf zum folgerichtig deren Alleinverwalter wurde. 1972 einen. Das Europacuprennen, das in Obereggen blühenden Fremdenverkehrsort hin. Ganz fremd wurde er deren erster Präsident. Das blieb er bis seit 1983 alljährlich stattfindet, gilt als traditi- war Hans Zelger das Skigeschäft sowieso nicht: 1975, dann machte er für Georg Weißensteiner onsreichster Europacup der Welt. Er bediente in den 1960er-Jahren den Schlepplift Platz – gemeinsam mit Weißensteiner hatte Zel- Es ist dies eine beachtliche Entwicklung für ei- beim Bewaller und arbeitete auch an den Lift- ger Jahre zuvor am Karerpass gearbeitet. nen ehemals verschlafenen Bergbauernort. Dass anlagen am Karerpass. Eine kleine Anekdote am Bis 1978 blieb Hans Zelger einfaches Verwal- die Entwicklung durchaus mit Sensibilität ge- Rande: Hans Zelger begeisterte einen gewissen tungsratmitglied, dann schied er – mit enormen genüber der Umwelt vorangetrieben wurde, be- Joachim Dalsass für das Skifahren – später war Verdiensten im Gepäck – aus dem Führungsgre- weist die Tatsache, dass der Latemar, zu dessen Dalsass als Landesrat ein großer Verfechter des mium der Obereggen AG aus. Genau zehn Jah- Füßen sich das Skigebiet ausbreitet, als Teil des Skigebietes Obereggen. re später, 1988, verstarb Zelger viel zu früh. Er Unesco-Weltnaturerbes „Dolomiten“ klassifiziert Hans Zelger war 35, als er 1970 mit einer Trup- wurde nur etwas mehr als 50 Jahre alt. wurde. Obereggen und die gesamte Gemeinde 12 13 Die Vorreiter Die Marke Immer einen Schritt vorau– Schnee au– Obereggen Immer wieder hat das Skigebiet Obereggen in den chendeckende Anlage nach jener auf der Piste Wiederholt ist Obereggen in den vergangenen vier Jahrzehnten seines Bestehens eine Vorrei- „Miara“ in St. Vigil in Enneberg. Jahren von verschiedenen Testorganisationen terrolle eingenommen und ist durch mutige In- 1985 fiel Obereggen durch den Bau von Itali- ausgezeichnet worden – nicht nur, aber eben vestitionen aufgefallen, die zum Erfolg wurden ens allererstem automatischen Vierersessellift auch für die Pistenpräparierung. 2006 beschied und folglich in anderen Skigebieten Nachahmer auf; die moderne Anlage „Absam“ ersetzte den Skiresort Service International dem Skigebiet fanden. Das war mit dem ersten Oberholz-Lift zehn Jahre zuvor errichteten Zweiersessellift, Obereggen, die beste Pistenpräparierung des Al- so, das war bei der technischen Beschneiung so, der seinerseits die vielbeachtete Verbindung von penraums zu haben! Und 2008 fanden Tester im und das war in zahlreichen anderen Situationen Obereggen mit Pampeago möglich gemacht hat- Rahmen von „Skiareatest“ in Obereggen eben- so. Der Anspruch, offen für Neues zu sein, ist seit te. 1987 war die Aufstiegsanlage „Obereggen“ falls die am besten präparierten Pisten des Al- der Gründung bis heute ein ständiger Begleiter Italiens erster fixgeklemmter Vierersessellift. penraums und die besten Beschneiungsanlagen Schon in den frühen 1980er- des Skigebietes Obereggen. 1990 wurde an eben diesem Obereggen-Lift Ita- vor – darüber hinaus kürten sie Josef Gumme- Jahren, also in der Urzeit des Zum ersten Mal zog das Skigebiet Obereggen liens erstes Förderband eingerichtet. In der Sai- rer zum „Schneimeister des Jahres“. Gerade letz- Kompaktschnees, experimen- schon die Aufmerksamkeit auf sich, als es noch son 2000/01 konnte in Obereggen zum ersten tere Auszeichnung steht stellvertretend für den tierte Obereggen mit Schnee- nicht einmal existierte. Als Zubringer für die Mal auch am Abend bei Flutlicht Ski gefahren Fleiß und die Professionalität der Mitarbeiter, die kanonen – viel früher als die Oberholz-Piste wurde bei der Firma Doppelmayr und gerodelt werden. Winter für Winter – weitgehend unbemerkt und meisten Mitbewerber. ein Zweiersessellift in Auftrag gegeben, der für unter oft widrigen Bedingungen – für perfekte damalige Verhältnisse gewaltige 1,9 Kilometer Pistenbedingungen sorgen. Obereggens preisge- Länge aufweisen und 540 Höhenmeter über- krönte Pisten- und Schneequalität hat eine lan- winden sollte – noch dazu mit Talantrieb, wäh- ge Tradition. Schon in den frühen 1980er-Jahren rend andere Hersteller einen Bergantrieb bzw. experimentierte Obereggen mit Schneekano- eine Zweiteilung der Lifttrasse (zwei Lifte an- nen – viel früher als die meisten Mitbewerber. statt einen) empfahlen. Dass Obereggen schon 1983 über eine flächen- Als Obereggen 1981 erste Schneekanonentests deckende Beschneiungsanlage für drei Pisten durchführte, gehörte das Skigebiet ebenfalls zu verfügte, spricht Bände. Und dass in Obereggen den Vorreitern in Südtirol. Im Winter 1983/84 der heutige Weltmarktführer Technoalpin gebo- waren die Pisten „Eben“, „Oberholz“ und „La- ren wurde, tut dies ebenfalls: Die Technoalpin- ner“ bereits mit einer Beschneiungsanlage aus- Gründer Walter Rieder und Georg Eisath waren gestattet – südtirolweit war es die zweite flä- Mitarbeiter der Obereggen AG. 14 15 Da– Rennen Da– Kitzbühel de– Europacup– 16 Alberto Tomba, Benjamin Raich, Stephan Eber- ste Obereggen seit 1983 lediglich zwei Mal ab- harter, Kristian Ghedina, Luc Alphand, Tomas gesagt werden, was bei Dezemberrennen alles Fogdoe, Rudi Nierlich, Armin Bittner, Peter Mül- andere als selbstverständlich ist. Das Organisa- ler, Reinfried Herbst, Manfred Pranger, Giuliano tionskomitee, dessen Präsident zunächst Bru- Razzoli (im Bild) ... Die Liste von Olympiasiegern, no Fusmini und nach dessen Tod 1999 Siegfried Weltmeistern und Weltcupgewinnern, die beim Gallmetzer ist, das Team rund um die Vereine SC Europacup von Obereggen seit der ersten Auf- Eggen und ASE Catinaccio, Pistenchef Karl Pich- lage im fernen Dezember 1983 auf dem Sieges- ler und „seine“ Frauen und Männer aus der Ski- podest standen, ist lang – ungewöhnlich lang schule Obereggen sowie die vielen freiwilligen für einen Europacup. Mitarbeiter leisten ganze Arbeit. Obereggen darf von sich behaupten, den tradi- Viele unvergessene Momente hat der Europacup tionsreichsten Europacup der Welt (!) zu behei- in Obereggen bereits erlebt. Zunächst bestand maten. Und es darf von sich behaupten, Jahr für er aus Slalom, Riesenslalom und Kombination, Jahr einen „halben Weltcup“ zu veranstalten – später wurde daraus auf Geheiß des Internatio- bei kaum einem anderen Europacup gehen regel- nalen Skiverbandes ein Slalom und ein Super-G, mäßig so viele Weltcupstars an den Start. Kaum dann ein Slalom. Auch mit zwei Nachttorläufen ein Europacup wird auch dermaßen regelmäßig Anfang des neuen Jahrtausends zog Obereggen live im Fernsehen übertragen. Aufmerksamkeit auf sich. Obereggen gilt als das Kitzbühel des Europa- Übrigens: Seit seiner Geburt ist der Europacup in cups. Dafür gibt es mehrere Gründe: Erstens Obereggen alljährlich den beiden Eggentaler Brü- überzeugt Obereggen seit Jahren mit einer ab- dern Karl und Peter Pichler gewidmet, die beide solut weltcupwürdigen Organisation. Zweitens für den Skisport lebten und beide auf tragische bietet Obereggen mit seinem frühen Dezem- Weise ums Leben kamen, als sie wieder einmal bertermin den Weltcupstars eine willkommene für „ihren“ Sport unterwegs waren – Peter 1977 Gelegenheit, in der noch jungen Saison Renn- bei einem Lawinenunglück am Jochgrimm, Karl praxis zu sammeln. Drittens liegt Obereggen für 1982 bei einem Verkehrsunfall in Neuseeland, die Stars gewissermaßen „auf dem Weg“ zu den wo er sich als Trainer der italienischen Natio- nächsten Weltcupeinsätzen. Und viertens mus- nalmannschaft aufhielt. 17 Die Men–chen Namen hinter dem Skigebiet In allen verantwortungsvollen Positionen kenn- Georg Weißensteiner (Präsident), Erich Pichler 16. Oktober 1987 – 9. Oktober 1996: 1973 – 1976: Dr. Ing. Siegfried Seehauser zeichnet die Obereggen AG eine beeindruckende (Vizepräsident), Richard Pichler, Siegfried Pichler, Dr. Josef Heiss (Präsident), Anton Pichler, 1976 – 1980: Dr. Ing. Hubert Zuegg Kontinuität. Die seltenen Wechsel sind zweifels- Julius Schlemmer jun. (ersetzt Heinrich Plank), Heinrich Plank 1980 – heute: Dr. Ing. Piero Nicolussi ohne mit ein Grund für den Erfolg des Unterneh- Karl Schmid, Dr. Franz Zelger; ab 8. Jänner 1988 10. Oktober 1996 – heute: Dr. Josef Heiss mens. Stand: Dezember 2010 wechseln sich Georg Weißensteiner und Erich (Präsident), Dr. Lodovico Comploj, Dr. Giovanni Technischer Leiter Pichler jeweils zur Hälfte der dreijährigen Amts- Paolo Bortolotti Oktober 1990 – heute: Egon Obkircher Verwaltungsrat periode als Präsident und Vizepräsident ab. 21. Juli 1970 – 18. April 1972: Hans Zelger 10. Oktober 1996 – 6. April 2000: Georg Geschäftsführer Schneimeister + Pistenchef (Alleinverwalter) Weißensteiner, Erich Pichler, Mario Fonta- Am 25. April 1972 bestimmt der Verwaltungs- 1985 – heute: Josef Gummerer 19. April 1972 – 23. September 1975: Hans na, Richard Pichler, Siegfried Pichler, Albrecht rat Maria Pichler, Rauth, als Sekretärin. Zuvor war Josef Gummerer seit der Winter- Zelger (Präsident), Erich Pichler (Vizepräsident), Pichler, Julius Schlemmer jun., Karl Schmid, Dr. Mai 1973 – Jänner 1975: Heinrich Tavernini saison 1978/79 als Saisonarbeiter bei der Ober- Richard Pichler, Karl Schmid, Georg Weissenstei- Franz Zelger. Der Verwaltungsrat wird 1996 von Februar 1975 – Juni 1977: Siegfried Pichler eggen AG beschäftigt. ner, Vinzenz Zelger, Dr. Franz Zelger 7 auf 9 Mitglieder aufgestockt. Dezember 1977 bis Jänner 1978: Willy 24. September 1975 – 16. Oktober 1975: 7. April 2000 – heute: Georg Weißenstei- Priester Marketing und Kommunikation Hans Zelger (Präsident), Erich Pichler (Vizeprä- ner, Erich Pichler, Mario Fontana, Richard Pich- Dezember 1979 bis heute: Siegfried Pichler Dezember 1987 – Mai 1998: Walter sident), Richard Pichler, Heinrich Plank (ersetzt ler, Siegfried Pichler, Albrecht Pichler, Heinrich Vinzenz Zelger), Karl Schmid, Georg Weissen- Plank (ersetzt den verstorbenen Dr. Franz Zelger), Dienstleiter der Liftanlagen steiner, Dr. Franz Zelger Julius Schlemmer jun., Karl Schmid. Am 29. No- Dezember 1973 – Dezember 1975: Hans 17. Oktober 1975 – 22. September 1978: Ge- vember 2009 verstirbt Julius Schlemmer. Zelger (Unterbühler) Weißensteiner Jänner 1976 – November 1976: Peter Pichler org Weißensteiner (Präsident), Erich Pichler (Vizepräsident), Richard Pichler, Heinrich Plank, Karl Aufsichtsrat (Reaser); am 16. November 1976 kommt Pichler Schmid, Hans Zelger, Dr. Franz Zelger 21. Juli 1970 – 23. September 1977: Dr. Franz bei einem tragischen Arbeitsunfall ums Leben. 23. September 1978 – 24. September 1981: Kemenater (Präsident), Julius Schlemmer sen., Jänner 1977 – August 1990: Walter Rieder Georg Weißensteiner (Präsident), Erich Pichler Anton Pichler (Ortner) September 1990 – Juli 1994: Roman Eisath (Vizepräsident), Richard Pichler, Siegfried Pich- 24. September 1977 – 15. Oktober 1987: Dr. August 1994 – heute: Johann Rieder ler (ersetzt Hans Zelger), Heinrich Plank, Karl Franz Kemenater (Präsident), Julius Schlemmer Schmid, Dr. Franz Zelger jun. (ersetzt den im November 1976 verstorbenen Verantwortliche Techniker der Liftanlagen: 25. September 1981 – 9. Oktober 1996: Julius Schlemmer sen.), Anton Pichler 1972 – 1973: Dr. Ing. Vinzenz Zelger 18 Mai 1998 – heute: Thomas Ondertoller 19 40 Jahre Obereggen Vom belächelten Traum zum Top-Skigebiet 20 21 40 Jahre So kurz und doch –o lang Vor 40 Jahren, Dezember 1970: Ein VW Käfer lichen Winterschlaf und wartet, bis der Sommer beliebtesten Skigebiete des Landes. Gemeinsam über 2.700 Gästebetten existieren in der Ge- kämpft sich mit angelegten Ketten über den sch- wiederkommt. Dann nämlich tummeln sich auf mit den Skigebieten von Pampeago und Predazzo meinde Deutschnofen und registrieren pro Jahr malen „Hohlweg“ von Rauth nach Obereggen. den Wiesen zahlreiche Hirten, und auf den ge- bildet Obereggen das Ski Center Latemar, das mit rund 62.000 Gäste und 370.000 Übernachtungen. Links und rechts liegt Schnee, und der Weg ist gen Süden ausgerichteten Hängen ist der eine 48 Pistenkilometern, 18 modernen Aufstiegsan- Ziemlich genau die Hälfte davon entfällt auf den gerade einmal so geräumt, dass es für die Breite oder andere Getreideacker zu sehen. Das Zwit- lagen, zahlreichen Skihütten und vor allem viel Winter, womit die kalte Jahreszeit eine über- des VW Käfer reicht. Zum Glück gibt es praktisch schern der Vögel und vereinzelt das Muhen ei- Sonne lockt. Rund um das Skigebiet sind zahl- durchschnittliche Rolle spielt – südtirolweit er- keinen Gegenverkehr, denn nach Obereggen ver- ner Kuh, die auf den Wiesen weidet, sind die ein- reiche Hotels der gehobenen Klasse entstanden. reicht der Wintertourismus „nur“ einen Anteil irrt sich im Winter kaum jemand. Wieso auch? zigen Geräusche, die die Ruhe unterbrechen. Und Aus dem einsamen 20-Betten-Betrieb sind 17 von 40 Prozent. Dabei war Deutschnofen früher Der verschlafene Bergort besteht vor allem aus diese Ruhe ist es, die jene Bozner und Nordita- Beherbergungsbetriebe mit rund 700 Betten ge- eine typische Sommertourismusgemeinde. Wiesen und Wäldern, dazu aus einigen Bauern- liener suchen, die zu Eduard Pichler (dem „Ort- worden, die pro Jahr gemeinsam auf etwa 25.000 Apropos Winter: Trotz der modernen Infrastruk- höfen, die sich als die höchsten Höfe der Frak- ner Edl“) und zu seiner Frau Lina in den Gasthof Gästeankünfte bzw. 145.000 Nächtigungen kom- turen ist das Skigebiet rund um den Latemar ein tion Eggen bezeichnen dürfen, und einem ein- Obereggen kommen. Der Gasthof ist ein archi- men. Das sind knapp 40 Prozent (!) des gesamten kleines Naturparadies geblieben, das von sich zigen Gasthof, dem Gasthof „Obereggen“ mit tektonisch interessantes Bauwerk, geschaffen Tourismusaufkommens der Gemeinde Deutschn- behaupten darf, Teil des Unesco-Weltnaturer- seinen etwa 20 Betten. von Architekt Piller, der bereits den Bewallerhof ofen – für einen ehemals winzigen Bergbauern- bes Dolomiten zu sein; stets wurde darauf ge- Der „Hohlweg“ mit bis zu 25 Prozent Steigung ist geplant hat (und später selbiges für die Pension ort eine beachtliche Entwicklung! achtet, die Aufstiegsanlagen und Skipisten mög- im Winter die einzige Möglichkeit, Obereggen zu Eggen tun wird). Vor allem ist der Gasthof aber Überhaupt ist der Tourismus für die gesamte Ge- lichst behutsam in das Gelände einzubetten, das erreichen. Die zweite Verbindung, jene von Eg- die einzige Einkehrmöglichkeit in Obereggen – meinde Deutschnofen ein unverzichtbares wirt- die Natur geschaffen hatte. gen über das Gasthaus Wagger zum Ortner (der Konkurrenz braucht das Gastwirtepaar keine zu schaftliches Standbein geworden. Einige offizi- Wer vor 40 Jahren eine solche Entwicklung pro- so genannte „Schwandweg“ mit einer maxima- fürchten. elle Tourismuszahlen des Landesinstitutes für phezeit hätte, wäre wohl einfach nur belächelt len Steigung von über 20 Prozent), ist in der kal- Überhaupt spielt der Tourismus in der gesam- Statistik untermauern dies: Im Jänner zählt die worden. Und doch hat es die Entwicklung ge- ten Jahreszeit unbefahrbar. Während in anderen ten Gemeinde Deutschnofen noch eine unter- Gemeinde Deutschnofen etwa 8.500 Ankünfte geben. Wie ist es dazu gekommen? Der Reihe Südtiroler Gegenden – so auch in unmittelbarer geordnete Rolle. 1970 kommen laut offizieller bzw. 47.000 Übernachtungen. Es kommen also nach. Nachbarschaft in Deutschnofen, in Petersberg, ASTAT-Statistik genau 2.672 Gäste und über- allein im Jänner (!) mehr als drei Mal so viele Gä- am Karerpass, am Lavazéjoch und sogar beim nachten insgesamt 28.000 Mal – großteils im ste nach Deutschnofen wie vor 40 Jahren wäh- Bewaller in Eggen – längst Ski gefahren wird Sommer, denn im Winter bieten Deutschnofen, rend des ganzen Jahres, und es werden allein und auch auf der anderen Seite der Eggentaler Eggen und Petersberg wenig. im Jänner um 70 Prozent mehr Übernachtungen Almen – in Pampeago – der Skisport Einzug gehalten hat, befindet sich Obereggen im alljähr- 22 verzeichnet als vor 40 Jahren während des geHeute, Dezember 2010: Obereggen ist eines der samten Jahres. 116 Beherbergungsbetriebe mit 23 Die Vorge–chichte Die Bauern, ein Ga–thau– und die Zerbi– In den 1950er-Jahren prägt den Tourismus in mal ein bekannter Skiort werden könnte, daran stenlos Ski fahren), hält der Skiclub Eggen sei- Obereggen ein Name: Zerbi. Die lombardische denkt niemand. ne Trainings ab, finden Rennen statt und lehren Großfamilie, deren Nachkommen übrigens bis Skilehrer, die regelmäßig vom Karerpass herü- heute gerne nach Obereggen kommen, verbringt Andernorts wird längst Ski gefahren. 1950 exi- berkommen. Ski fahren ist in – und der Bewaller- seit 1936 – mit wenigen Unterbrechungen wäh- stieren südtirolweit immerhin 26 Liftanlagen, Lift weckt auch in Eggen ein gewisses Interesse rend des Zweiten Weltkrieges – Jahr für Jahr die 1960 sind es schon 173. am Skifahren. Der Bewaller-Lift läuft bis 1970, Sommerfrische in Obereggen. Damals lassen es Auch in unmittelbarer Nachbarschaft zu also exakt bis zum Gründungsjahr der Obereg- sich die Zerbis von Mitte Juli bis Ende August Obereggen laufen zu jener Zeit mehrere Ski- gen AG. Zwei Jahre zuvor, 1968, wird hingegen beim Ortner Edl und seiner Frau Lina gut ge- lifte. 1950/51 beispielsweise geht am Karerpass auf der anderen Seite der Eggentaler Almen, in hen – zuerst in der Gastwirtschaft im Neuhaus einer der ersten Sessellifte Südtirols in Betrieb, Pampeago, ein neues Skigebiet eröffnet. Es ist Hans Zelger fuhr Ski schon (dem heutigen Hotel Maria) und später, als der und zwar ein Einersessellift vom Hotel Karer- klein, aber eines der schönsten und komforta- lange bevor er die Geburt des Ortner Edl den Gasthof Obereggen samt Kegel- see bis unterhalb der Masarèspitze (wo später belsten weit und breit. Drei Zweiersessellifte und Skigebietes Obereggen maß- bahn baut und mit seiner bisherigen Gastwirt- die Paolina-Hütte entstand). In Deutschnofen ein Schlepplift sind in einer Zeit, in der es in Süd- geblich mitverantwortete. schaft umzieht, eben dort. Die Familie – stets erlebt am Heiligen Abend des Jahres 1961 der tirol fast nur Schlepplifte gibt, eine Attraktion. Im Bild ist er 1948 beim Ski- begleitet von einem „padre“ (Priester) – hat ihr Skilift seine Premiere; vorangetrieben hatte den Zahlreiche Eggentaler und Deutschnofner nut- fahren in Pampeago zu sehen. Paradies in den Südtiroler Bergen gefunden und Bau des 650 Meter langen Lifts eine Gruppe von zen die Nähe des modernen Skigebietes, das mit genießt die Ferienzeit fern vom Trubel der Tou- Gastwirten. In Petersberg baut Stefan Gallmet- dem Auto über das Lavazéjoch in relativ kurzer rismushochburgen. Das einzige Gasthaus im Ort zer 1967 einen 650 Meter langen Lift, der drei Zeit erreichbar ist. Einige Unentwegte nehmen gehört praktisch den Zerbis und den Bauern, die Skihänge bedient und 500 Personen pro Stun- ab und zu sogar den beschwerlichen Fußweg von in ihrer freien Zeit gerne im Gasthaus „parloggn“ de befördert. Obereggen über die Eggentaler Almen in Kauf, und „wattn“. Selbst Eggen verfügt in jener Zeit schon über eine nur um Ski fahren zu können. Nicht immer bie- Wenn dann der Winter einkehrt, wird es noch Piste samt Schlepplift: 1962 baut Anton Eisath tet sich nämlich die Gelegenheit, mit dem Auto ruhiger als es in Obereggen im Sommer ohne- etwa 500 Meter oberhalb seines Gasthofes Be- zu fahren. Unter diesen Skibegeisterten befin- hin schon ist. Das Ritual wiederholt sich Jahr waller einen 400 Meter langen Lift, der 400 Per- den sich auch die beiden Brüder Hans und Vin- für Jahr: Im Sommer kommen die Zerbis und ein sonen pro Stunde befördern kann. Auf der Piste, zenz Zelger vom Unterbühlerhof in Eggen, und paar andere Gäste, und in der kalten Jahreszeit die mit einer manuellen Schneewalze präpariert die beiden überlegen sich beim beschwerlichen fällt das schwer erreichbare Obereggen in ei- und zum Teil auch von der Dorfjugend getreten Fußmarsch über die Almen des öfteren, wie be- nen tiefen Winterschlaf. Dass Obereggen ein- wird (dafür dürfen die Jugendlichen dann ko- quem doch eine Liftverbindung nach Pampea- 24 25 Hans Zelger (3. v. l.) mit Karl Pfeifer (Longen), Franz Simmerle u. Sepp Gallmetzer (Hütterschneider) Hans Zelger bei der Liftarbeit am Karerpass und Eggens allererstes Werbeprospekt go wäre. Es ist kein ernster Gedanke, mehr ei- Während die Heimat des österreichischen Schul- Tesero mag dabei mitspielen. Was Tesero kann, sen und bespricht eine Variante nach der ande- ne Träumerei. freundes aufblüht, scheint die eigene Heimat ein müsste doch auch für Eggen zu verwirklichen ren mit seinem Bruder Hans. Dass Vinzenz das Dorf ohne Zukunft zu sein. Die Einwohnerzahl sein. Ein Skigebiet! Ein Skigebiet, das Touristen Gelände noch aus seiner Zeit als Hirte kennt, Hans und Vinzenz Zelger gehen nicht nur in Pam- sinkt, weil die meisten jungen Leute in Bozen nach Eggen bringt und das Dorf wirtschaftlich als er auf verschiedenen Weiden zwischen den peago zum Skifahren. Sie lernen auch andere Ski- oder andernorts eine Arbeit suchen. Eggen selber voranbringt. Ein Skigebiet, dessen Lifte bis nach Bühlerhöfen und Obereggen Vieh hütete (vor- gebiete kennen, weil Hans ab und zu alte Freunde hat nur wenige Jobs zu bieten – abgesehen von Pampeago reichen, um ein gemeinsames großes wiegend dort, wo heute zahlreiche Hotels ste- aus seiner Zeit an der Landwirtschaftlichen Schu- der Landwirtschaft und vom Sägewerk Hans Pi- Skigebiet zu formen und den Dörfern auf bei- hen), erleichtert die Arbeit auf den Landkarten. le im Tiroler Imst besucht. Zum Beispiel Hans Ste- chler (dem Vater von Erich und Robert) in Bircha- den Seiten der Eggentaler Almen gleicherma- Ebenso kommen Vinzenz nun jene winterlichen ger in Steinhaus im Ahrntal, der soeben begonnen bruck gibt es kaum Arbeitsmöglichkeiten. ßen Vorteile zu bringen. Fußmärsche zugute, die ihn mit geschulterten hat, das Skigebiet „Klausberg“ aufzubauen. Wäre auch in Eggen möglich, was Steinhaus, Je mehr Hans darüber spricht, desto mehr be- Skiern über die Eggentaler Almen nach Pampea- Ein weiterer Schulfreund wohnt in Serfaus gleich Serfaus, Tesero und vor allem der nur wenige geistert er Vinzenz dafür – so sehr, dass sich go brachten. Er weiß: Auf diesem Gelände ließe hinter dem Reschen. Auch ihn besucht Hans wie- Kilometer entfernte Karerpass mit Erfolg vor- der junge Bauingenieur, der soeben sein Studi- sich etwas machen, und zwar mit relativ gerin- derholt, und als dort die Liftanlagen gebaut wer- machen? Hans beginnt sich mit dem Gedanken um an der Technischen Hochschule in Graz ab- gen Eingriffen in die Natur. den, kann Hans den rasanten Serfauser Aufstieg zu beschäftigen und spricht auch des Öfteren geschlossen hat, irgendwann Militärkarten und Hans und Vinzenz Zelger sind nicht die einzigen, vom abgelegenen Bergdorf zum Fremdenver- mit seinem Bruder Vinzenz darüber. Ein bisschen Landkarten im Maßstab 1:10.000 besorgt. Auf die mit dem Gedanken an ein Skigebiet unter kehrsort mit eigenen Augen mitverfolgen. heimlicher Neid auf die Trentiner Nachbarn in diesen Plänen studiert er mögliche Pistentras- dem Latemar spielen. Davon träumen zu jener 26 27 Zeit – unabhängig voneinander – gleich meh- rung. Der Gedanke an ein Skigebiet unter dem Georg Pichler dort die Eröffnung eines Restaura- treffen sich mehrere junge Männer regelmäßig rere kleine Gruppen von Eggnern. Zum Beispiel Latemar lässt die Männer nicht mehr los. Viel- tionsbetriebes (Zischgalm). Dass der von Pichler nach der Sonntagsmesse beim „Langenwirt“ in nimmt es sich eine Gruppe von Skibegeisterten leicht ließe sich tatsächlich etwas machen – in ins Auge gefasste Lift letztendlich nicht gebaut Eggen, um Ideen zu entwerfen. Verschiedenste rund um Erich Pichler, Richard Pichler und Ge- welcher Form auch immer. wird und anstelle eines Zubringerliftes ein gan- Varianten werden durchdiskutiert; kurzzeitig org Weißensteiner zu Herzen, als der damalige Weit ausgereifter ist da schon die Idee von Jo- zes Skigebiet entsteht, ändert nichts daran, dass wird unter anderem sogar darüber nachgedacht, lokale Wintersportpräsident Alessandro Mal- hann Georg Pichler, dem „Zischgn Jörgl“, der ge- Johann Georg Pichler heute – 40 Jahre später – die Lifte direkt von Eggen aus starten zu lassen passi bei einer Landesversammlung des Skiver- meinsam mit Georg Pichler („Weißn Jörgl“) vom als einer der Tourismuspioniere der Eggentaler – für die Entwicklung des Dorfes wäre dies si- bandes in den Raum wirft, dass Südtirol zusätz- Aufstiegsanlagenbauer Nascivera einen Plan für Almen bezeichnet werden darf. cher optimal. Doch dann einigen sich die jun- liche Skigebiete brauche. Gleich nach Malpassis einen Lift mit Talstation an der Stuppnersäge an Und so schmieden die einzelnen Gruppen ge- gen Männer schnell darauf, dass mit Blick auf Rede unterhalten sich Erich und Richard Pich- der Straße zum Lavazéjoch entwerfen hat lassen. trennt voneinander Pläne. Sie vermuten nicht, eine größtmögliche Schneesicherheit das Unter- ler sowie Georg Weißensteiner gemeinsam mit Nascivera ist jenes Unternehmen, das die Lift- dass es noch andere Männer gibt, die Pläne schreiten der 1.500 Meter Meereshöhe zu ver- Skiclub-Präsident Georg Pfeifer sowie Karl Pfei- anlagen in Pampeago geliefert hat. Der Zischgn schmieden – bis sich Erich Pichler und Hans meiden ist – aus heutiger Sicht eine weise Ent- fer – vor dem Versammlungssaal am Geländer Jörgl weiß um die Attraktivität des Skigebietes Zelger eines schönen Tages an der Tankstel- scheidung. Bei den Treffen, die selbstverständlich lehnend – angeregt über die Worte des Winter- Pampeago, und er weiß auch, dass es sinnvoll le in Birchabruck treffen und zufällig über ein stets am selben Tisch stattfinden, zeichnen sich sportpräsidenten. Die jungen Männer spielen wäre, für die Bozner einen Zubringerlift von der mögliches Skigebiet in Eggen zu reden begin- auch schon die späteren Aufgabenverteilungen verschiedene Varianten durch, und einer der er- Straße zum Lavazéjoch nach Pampeago zu er- nen. Plötzlich merken die beiden jungen Männer, ab: Hans und Vinzenz Zelger kümmern sich um sten Gedanken ist es, bei der Maierl-Alm eine richten. Das würde das Skigebiet für die Bozner dass sich die Begeisterung für ein Skigebiet nicht die technische Seite, Leute wie Erich und Richard Seilwinde anzubringen. So unausgereift die er- bequemer erreichbar und somit interessanter nur auf die eigene kleine Gruppe beschränkt, son- Pichler fühlen sich eher im kaufmännischen Be- sten Ideen auch sein mögen, so sehr entfachen machen und auch für die Eggentaler Almen neue dern dass es noch weitere Gleichgesinnte gibt. Da reich zu Hause. sie bei den fünf Männern eine starke Begeiste- Perspektiven eröffnen. Tatsächlich plant Johann muss doch etwas zu machen sein! Ab jenem Tag 28 29 Träume auf Papier Die er–ten Zeichnungen und Lehrfahrten Die jungen Männer beginnen, an ein Skigebiet heißen soll: Obergurgl – Obereggen. Obereg- Die Fotos werden später für das Ansuchen beim unter dem Latemar zu glauben. Einige von ih- gen ist ein guter Name, beschließen die jungen Land noch nützlich sein. Wertvolle Tipps holen nen besuchen im Winter 1969/70 mehrere Süd- Männer: Der Name sagt aus, dass das Skigebiet sich die Männer beim Innsbrucker Pistenexper- tiroler Skigebiete, um zu studieren, wie die dor- hoch liegt (was Schneesicherheit signalisiert), er ten Hubert Spieß, der später für die Rennpisten tigen Pisten angelegt sind, welche Pisten von den trägt den Namen „Eggen“ mit, und schließlich ist bei Olympischen Winterspielen zuständig sein Skifahrern bevorzugt werden, wie die Anlagen Obereggen der gewachsene Name des Ortes, an wird. Ganz billig ist die Beratung nicht, und weil funktionieren und welche Probleme auftreten dem die Talstation entstehen soll. Darüber hinaus noch keine Gesellschaft besteht, die die Kosten können. Einiges an Erfahrung hat Hans Zelger so- lässt sich Obereggen sowohl deutsch als auch tragen könnte, begleicht Hans Zelger die Rech- wieso bereits: Er hat schon den Schlepplift beim italienisch aussprechen – denn dass das Skige- nung aus eigener Tasche. Der Glaube daran, dass Bewaller bedient, und auch am Karerpass hat er biet aus werbetechnischen Gründen nur einen an dieser Stelle ein Skigebiet entstehen wird, ist Vinzenz Zelger ist der Projektant gearbeitet – zwischenzeitlich mit Georg Weißen- Namen haben und nicht etwa im Italienischen ungebrochen. des Skigebietes Obereggen. steiner, dem „Veitn-Jörgl“, der später sein Nach- „San Floriano“ (in Anlehnung an den Patron des Die jungen Männer setzen ihre Begehungen nach Als Bauingenieur verfügte er folger als Präsident der Obereggen AG werden Zischgn-Kirchleins) heißen sollte, ist den jun- der Schneeschmelze fort, und schön langsam über das nötige Fachwissen, wird. Vom Karerpass hat Zelger den wirtschaft- gen Männern von Anfang an so klar, als wären formt sich auf der Grundlage der gesammelten als Eggentaler über die nötige lichen Einblick in das Skigeschäft mitgenommen, sie erfahrene Werbestrategen. Erkenntnisse ein konkretes Bild. Dass ein Ski- Geländekenntnis. Unzählige da das Liftpersonal die Liftkarten damals noch Zwischen den Exkursionen in erfolgreiche Ski- gebiet entstehen muss und dass es mit einem Stunden verbrachte er beim direkt verkauft. Und er hat etwas geschafft, was gebiete unternehmen die jungen Männer immer einzelnen Skilift nicht getan ist, daran haben Skizzieren und Modellbauen. für das zu gründende Skigebiet Obereggen noch wieder Geländebegehungen zwischen Obereg- die jungen Männer keinen Zweifel. Vorbei sind von enormer Bedeutung werden wird: Er hat ei- gen und Pampeago, um die Schneedecke auf den die Zeiten, in denen sich die Skisportler damit nen gewissen Joachim Dalsass für das Skifahren ins Auge gefassten Pistentrassen zu prüfen, um begnügen, immer wieder dieselbe Piste abzu- begeistert. In den kommenden Jahren wird Dal- mögliche Wind- und Lawinenprobleme zu unter- fahren. Vor ein paar Jahren mag dies gereicht sass als Landesrat die Obereggner auf dem Weg suchen und um die natürlichen Voraussetzungen haben, nun fordert der Skifahrer aber ein um- zu „ihrem“ Skigebiet kräftig unterstützen. für ein Skigebiet vor Ort zu testen. Bei den Bege- fangreicheres Freizeiterlebnis ein. Bei seinen Auch in Österreich schauen sich die Männer um, hungen mit dabei sind unter anderem Max Sim- Planungen achtet Vinzenz Zelger darauf, dass unter anderem im traditionsreichen St. Anton, in merle (der „Schrott Max“), der mit seinem Foto- nach Möglichkeit mehrere Aufstiegsanlagen Sölden, Mittewald, Bergwang, Zell am See und apparat Aufnahmen macht, und Eduard Pichler von einem Punkt aus starten; zum einen eröff- Obergurgl. Apropos Obergurgl: Dort fällt die Ent- (der „Bäckn Edi“), der die schwere Fotoausrü- net dies Ausweichmöglichkeiten und müsste scheidung, dass das neue Skigebiet „Obereggen“ stung die Hänge hinauf und hinunter schleppt. somit die Warteschlangen in Grenzen halten, 30 31 Edi Pichler (Bäckn-Edi) und Hans Zelger bei einer Geländebegehung auf der späteren Oberholz Hans Zelger bei einer der wenigen Ruhepausen bei einer Geländebegehung zum anderen bilden sich Menschenansamm- Obereggen braucht natürlich eine Verbindung säge aus besser: Die Verwirklichung ist realis- der Straße von Rauth nach Obereggen berück- lungen. Wozu das gut sein soll? Zelger nennt mit Pampeago, aber es braucht keinen Zubrin- tischer, und mehr als einen Zubringerlift benö- sichtigt. Die Männerrunde weiß, dass die beste- als Begründung das instinktive Gruppenverhal- gerlift nach Pampeago, sondern ein eigenstän- tigt Pampeago sowieso nicht. hende Straße mit ihrer bis zu 25-prozentigen ten des Menschen: „Der Mensch ist von Natur diges Skigebiet mit mehreren Liften. Entmutigen lassen sich die Eggentaler aber nicht. Steigung ungeeignet ist, Skifahrer anzulocken. aus ein geselliges Wesen und fühlt sich in der Ein besonderes Skigebiet soll entstehen: einige Zu sehr sind sie davon überzeugt, dass sie es Ohne den Ausbau der Straße macht der ganze Menge wohl.“ Verschiedenste Ideen für Pisten- gut durchdachte Lifte und Abfahrten in Obereg- schaffen können, in Obereggen ein ganzes Ski- Rest keinen Sinn. Zelger sieht sogar eine zweite und Lifttrassen entstehen und werden diskutiert. gen, dazu eine Verbindung mit dem beliebten gebiet zu verwirklichen. Und dann wäre eine Ver- Zufahrt samt Parkplatz vor, die über einen beste- Gewissenhaft wägen die Männer das Für und Skigebiet Pampeago über die Provinzgrenzen bindung der Skigebiete von Obereggen und Pam- henden Weg von der Stuppnersäge in die „Osom“ Wider für jede Trasse ab. Sie wollen nichts dem hinweg – das wäre es, was dem neuen Skigebiet peago eine Chance für beide Seiten. Allerdings: (Absam) führen soll – dieser zweite Parkplatz Zufall überlassen; das beweist auch die Tatsa- eine gewisse Größe und Einzigartigkeit verlei- Die jungen Männer wissen, dass ihnen bis zur wird später zusammen mit dem Skipistenplan che, dass sie sich Anregungen beim Gaderta- hen würde. Die jungen Männer klopfen mit ih- Verwirklichung dieses Traumes noch viel Arbeit sogar im Bauleitplan eingetragen und genehmi- ler Liftpionier Erich Kostner holen. Dieser rät ren ehrgeizigen Plänen bei den Liftbetreibern in bevorsteht. Es gibt noch nicht einmal eine Ge- gt, Jahre danach aber wieder gestrichen. zu „sonnigen“ Trassen: „Schnee gibt es sicher Pampeago an – und treffen auf Skepsis. In Pam- sellschaft, die ihre Pläne vorantreiben würde. Auch erste Angebote von Seilbahnbauern liegen mehr im Schatten, aber die Leute wollen lieber peago wird eindeutig die Idee des „Zischgn-Jör- Nach wie vor ist es lediglich eine lose Gruppe bereits vor, weshalb eine grobe (und schwindel- in der Sonne sein.“ Natürlich wird auch die Idee gl“ favorisiert. An die Chance, dass in Obereggen von Männern, die sich um die Schaffung eines erregende) Kostenschätzung vorgenommen wer- des „Zischgn-Jörgl“ diskutiert, ob sie eventuell ein ganzes Skigebiet entstehen könnte, glauben neuen Skigebietes bemüht. den kann. Mehrere hundert Millionen Lire wä- in das Gesamtkonzept des Skigebietes integriert die Verantwortlichen in Pampeago nicht – sie Auf dem Papier hat dieses Skigebiet inzwischen ren notwendig. Eine besondere Herausforderung werden könnte. Letztendlich wird die Idee, einen wissen nur zu gut, wie viel Geld dafür aufge- recht konkrete Züge angenommen. Im Gesamt- wäre anscheinend die Errichtung des geplanten Lift von der Stuppnersäge auf die Eggentaler Al- trieben werden müsste. Daher gefällt ihnen die konzept der Gruppe rund um Projektant Vinzenz Oberholz-Liftes: Weder die Firma „Nascivera“, men zu bauen, fallengelassen. Das Argument: Idee von einem Zubringerlift von der Stuppner- Zelger ist sogar eine Hotelzone und der Ausbau noch die Sterzinger Firma Leitner sehen sich in 32 33 Hans Zelger und die anderen jungen Männer ar- terschieds einen so langen Sessellift mit Talan- beiten unbeirrt an ihrem Traum weiter. Da trifft trieb zu bauen – sie empfehlen demnach einen es sich gut, dass die Gemeinde Deutschnofen ge- Bergantrieb bzw. die Zweiteilung der LIfttrasse rade zu jener Zeit den Bauleitplan erstellt und (zwei Lifte anstatt einer). Lediglich bei der Firma zu diesem Zweck viele Vereine und Organisati- Doppelmayr heißt es: „Kein Problem. Wir haben onen anschreibt, um Vorschläge für die Weiter- ähnliche Sessellifte bereits gebaut.“ entwicklung der Gemeinde einzuholen. Das ist Mit so klaren Ideen im Kopf fühlt die Initiativ- der richtige Augenblick, um die Mission „Skige- gruppe bei den zuständigen Stellen vor. Hans biet“ zu starten! Als Bauingenieur weiß Vinzenz Zelger lotet die Chancen eines Obereggner Ski- Zelger, dass die Eintragung des Skigebietes in den gebietes beim zuständigen Forstinspektor Bru- Bauleitplan der erste Schritt sein muss. no Delmonego aus. Dieser befürwortet die In- Im Skiclub Eggen finden die jungen Männer zahl- itiative zu Zelgers Freude grundsätzlich, tritt reiche Befürworter. Vor allem Präsident Georg den Plänen aber gleichzeitig mit einer gewis- Pfeifer, ein äußerst umtriebiger „Clubchef“, zeigt sen Skepsis gegenüber – durchaus begründet: sich begeistert. Hans Zelger sucht das Gespräch Immerhin existieren in Südtirol nach dem jah- mit den Clubmitgliedern, und er sucht auch das relangen Liftboom inzwischen 339 Aufstiegsan- Gespräch mit Personen, die im Tourismus tätig lagen, großteils Einzellifte (zum Vergleich: 2005 sind und bestenfalls sogar einen direkten Nutzen werden es mit 375 nur unwesentlich mehr sein, aus dem Skigebiet ziehen könnten. Das Werben wenn auch mit erheblich gestiegener Förder- um Unterstützung für das Skigebiet Obereggen kapazität). Es bestehen für Einheimische und hat begonnen. Das Ziel: die Gründung einer Ak- Gäste doch einige Möglichkeiten, dem Skisport tiengesellschaft. zu frönen. Trotzdem wirken die Pläne auf den Forstinspektor überzeugend, was Hans Zelger zufrieden nach Hause fahren lässt. Noch ist die Obereggen vor der Entstehung des Skigebietes der Lage, angesichts des erheblichen Höhenun- behördliche Genehmigung zwar weit entfernt, aber Delmonegos positive Einstellung gibt den Initiatoren Auftrieb. 34 35 21. Juli 1970 Elf junge Männer „–etzen“ 200.000 Lire Dazu gilt es zunächst, unter den Freunden und Pächter einer Pension in Pozza die Fassa; Trotzdem besteht jetzt ein Team von Männern, Euro im Jahr 2010 – eine beachtliche Summe, Bekannten Leute zu finden, die bereit sind, eige- - Richard Pichler, 22, genannt „Rauthner die in Eggen etwas bewegen wollen – nicht so die nur durch die Gründung einer Aktiengesell- nes Geld für die „Operation Skigebiet“ zu riskieren. Richard“, einer der ersten Hilfsskilehrer am La- sehr aus Eigeninteresse, aber vielmehr aus Liebe schaft aufgebracht werden kann. Indem jeder Ein junges Team wollen Hans und Vinzenz Zel- vazèjoch und Sohn einer Gastwirtefamilie, der zu ihrer Heimat, der sie eine Zukunftsperspek- junge Mann 200.000 Lire einzahlt, kommt ein ger, Erich und Richard Pichler sowie Georg Wei- in Rauth das Gasthaus Rauth gehört; tive geben möchten. Es trifft sich gut, dass das Gesellschaftskapital von knapp über zwei Mil- ßensteiner auf die Beine stellen – und sie wol- - Johann Georg Pichler, 26, der „Zischgn Jörgl“, Team auf allen Positionen hervorragend besetzt lionen Lire zusammen. Die 200.000 Lire sind len ganz ohne die Hilfe ihrer Eltern auskommen. so etwas wie ein Tourismuspionier der Eggen- ist, um es in der Sprache des Sports auszudrü- gar nicht wenig Geld, wie ein Vergleich zeigt: Erstens treibt sie der jugendliche Ehrgeiz, dieses taler Almen, wo er den Bau eines Restaurations- cken: engagierte Gastwirte (Georg Weißenstei- Ein VW Käfer kostet damals etwa eine Million Vorhaben alleine durchzuziehen, und zweitens betriebes (Zischgalm) vorantreibt; ner und Richard Pichler), die den Tourismus nach Lire. Zu heutigen Werten (unter Berücksichti- wollen sie eigene Entscheidungen treffen und das - Siegfried Weissensteiner, 27, der „Stenk Sieg- Eggen bringen möchten, ein Gemeindepolitiker gung der Inflation) wären die 200.000 Lire zir- Skigebiet ganz nach ihren Vorstellungen konzi- fried“, Inhaber des Hotels Mondschein in Bircha- (Luis Mahlknecht), der in der Gemeinde Über- ka 2.100 Euro. Das eingezahlte Geld reicht fürs pieren. Immerhin haben sich die jungen Männer bruck; zeugungsarbeit für das Skigebiet leisten kann Erste aus, um die Auslagen der Gesellschafts- im Zuge der bisher geleisteten Vorarbeit einiges - Karl Eisath, 21, der „Gerber Karl“, Skilehrer und darüber hinaus gute Kontakte zu Landesrat gründung zu decken. an Wissen angeeignet. Das macht Mut, ohne die und Sohn des Gerber-Bauern, dem die Maierl- Joachim Dalsass pflegt, ein Holzunternehmer Dass die elf Männer 200.000 Lire einzahlen, ist Hilfe der Eltern auszukommen. alm gehört; (Erich Pichler), dessen Vater ebenfalls eng mit das eindeutige Signal zum Angriff: Die Aktien- Bald steht eine Mannschaft von elf Männern, - Luis Mahlknecht, 41, der „Latmorer Luis“, Dalsass befreundet ist, ein hoher Landesbeam- gesellschaft, aus der ein Skigebiet hervorgehen die Risikofreudigkeit zeigen: Eggner Vertreter im Gemeindeausschuss von ter (Franz Zelger), der sich im Gesetzesdschun- soll, wird gegründet – und das Skigebiet wird - Hans Zelger vom Unterbühlerhof in Eggen, 35 Deutschnofen; gel auskennt, ein Bauer (Hans Zelger), der die entstehen! Es ist gewissermaßen eine Wette, Jahre jung, Landwirt, von Anfang an der Kopf der - Franz Zelger vom Unterzelgerhof in Deutschn- Interessen und Bedenken der Grundeigentümer die die elf Männer abschließen. jungen Truppe und zweifelsohne der große Mo- ofen, 35, Landesbeamter in führender Position; kennt, ein Ingenieur (Vinzenz Zelger), der sich in Landesrat Joachim Dalsass stellt für die Obereg- tor der Skigebietsgründung; - Johann Pfeifer, 39, der „Spörl Hans“, Direktor technischen Belangen auskennt, und schließlich gner den Kontakt zum renommierten Wirt- - Vinzenz Zelger, 31 Jahre jung, Hans’ jüngerer der Raiffeisenkasse Deutschnofen. ein Bankdirektor (Johann Pfeifer), der in Geld- schaftsberater Rudolf Rimbl her. Dieser wiede- Bruder, Bauingenieur und als solcher der Planer Eigentlich sollte auch Josef Pichler, der „Ganisch- fragen bewandert ist. rum bereitet alle notwendigen Unterlagen für des Skigebietes; ger Pepi“, dessen Familie den Gasthof Schönwald - Erich Pichler, 23, bekannt als „Ganischger in Deutschnofen und die Ganischger Alm gleich Geld braucht es einen Batzen. Auf 650 Millionen den elf unerfahrenen Männern den Kontakt zum Erich“, der im väterlichen Sägewerk in Bircha- neben der Zischgalm besitzt, unter den Gründern Lire belaufen sich laut Berechnungen die Ko- Meraner Notar Peter von Ehrenstein-Rouvroy. bruck mitarbeitet; sein. Er muss sich aber im letzten Moment aus sten für das geplante Skigebiet. Diese 650 Milli- Apropos Dalsass: Die Vermittlung an Starbera- - Georg Weißensteiner, 29, der „Veitn Jörgl“, beruflichen Gründen zurückziehen. onen Lire sind gleichbedeutend mit 6,8 Millionen ter Rimbl wird nicht seine einzige gute „Tat“ für 36 die Gesellschaftsgründung vor und verschafft 37 Ein historisches Dokument: die ersten zwei Seiten der Gründungsurkunde der Obereggen AG Der Gasthof Obereggen, lange Zeit der einzige Gastbetrieb in Obereggen das Skigebiet Obereggen bleiben. Wiederholt Nummer 33841, Urkundensammlung Nr. 3923, oniere des Wintersports in Eggen und in der Ge- Orte wie Davos, St. Moritz, St. Anton oder Kitz- wird sich Dalsass als Förderer des Skigebietes und wird am 10. August 1970 in Meran unter meinde Deutschnofen bezeichnet werden. Aber bühel schon in den 1920er und 1930er-Jahren entpuppen, und zwar keineswegs aus Eigenin- der Nummer 572, Band 39, öffentliche Urkun- wieso musste das Ende der 1960er-Jahre kom- betuchte Skisportler anlockten, kämpfte Südti- teresse, sondern ganz einfach aus der Überzeu- den, registriert. Wenige Wochen später findet im men, bis sich in Eggen eine Gruppe von Pionie- rol mit politischen und wirtschaftlichen Schwie- gung heraus, dass das Projekt der jungen Männer Gasthaus Obereggen die erste Vollversammlung ren fand? Aus heutiger Sicht erscheint dies un- rigkeiten. Zwar war schon in den 1920er-Jahren eine Chance für das gesamte Tal darstellt. Seine der Aktionäre statt, wobei folgerichtig Ideator verständlich, aus damaliger Sicht ist es dies aber beim Hotel Latemar am Karerpass ein Schlitten- Weitsicht sagt ihm, dass das Skigebiet Obereggen und Lokomotive Hans Zelger zum Alleinverwal- nicht. Wie eine Schwalbe noch keinen Sommer lift in Betrieb, zwar folgte 1935 eine Seilbahn eine Aufwertung für Eggen und für die gesamte ter der AG gewählt wird. Franz Kemenater, Ju- macht, macht Begeisterung noch lange kein Ski- von St. Ulrich auf die Seiser Alm, zwar nahm Seil- Gemeinde Deutschnofen bringen wird. lius Schlemmer senior und Anton Pichler („Ort- gebiet. Ein Skigebiet ließ sich nicht einfach so bahnpionier Erich Kostner 1938 den Schlittenlift An einem Sommertag, an dem niemand an den ner-Toni“) bilden den ersten Aufsichtsrat, wobei erfinden – es brauchte viel Geld, es brauchte „Col Alt“ in Corvara in Betrieb (der 1947 durch Winter und an das Skifahren denkt, findet das Kemenater als Präsident fungiert. Anton Pichler das Gefühl für die Bedürfnisse und Wünsche den ersten Sessellift Italiens ersetzt wurde), aber große Ereignis statt: Am 21. Juli 1970 wird um 20 war übrigens von Beginn an ein Befürworter des der Skifahrer, es brauchte technisches Wissen, so richtig begann die Entwicklung des Winter- Uhr in der Pension Eggen unter der Aufsicht von Skigebietes und trug mit seiner frühzeitigen Ka- es brauchte gute Pläne, es brauchte Genehmi- sports in Südtirol erst nach dem Zweiten Welt- Notar Peter von Ehrenstein-Rouvroy die Grün- pitalzeichnung maßgeblich zur weiteren Kapi- gungen, und es brauchte eine ordentliche Porti- krieg: 1950 existierten in Südtirol nur 26 Liftan- dungsurkunde der Obereggen AG mit Sitz in St. talbeschaffung bei. on Mut. Darüber hinaus war ganz Südtirol in Sa- lagen, 1960 immerhin schon 173, und bis 1970 Nikolaus/Eggen unterschrieben. Der Akt trägt die Rückblickend dürfen die jungen Gründer als Pi- chen Wintertourismus ein Spätstarter. Während explodierte die Zahl wie erwähnt auf 339. 38 39 Kampf um– Skigebiet Enttäu–chung im Bauleitplan Die Gründung der Aktiengesellschaft ändert ei- Doch als der von der Landesregierung genehmi- niges: Die Befürworter des Skigebietes Obereggen gte Bauleitplan endlich vorliegt, erlebt die junge sind nicht mehr nur ein paar (größenwahnsin- Obereggen AG eine bittere Enttäuschung: Die Er- nige?) Privatleute, sondern eine richtige Organi- weiterung des Skiliftes in Deutschnofen und die sation. Das verleiht Gewicht. Mit der Aktienge- Aufstiegsanlagen in Petersberg sind im Bauleit- sellschaft im Rücken können die jungen Männer plan eingezeichnet, hingegen kein einziger Lift in nun beginnen, mit den zuständigen Behörden Obereggen. Lediglich die Hotelzone scheint auf. Kontakt aufzunehmen. Es gibt wiederholte Tref- Der erste Gedanke der jungen Männer ist, dass fen mit zahlreichen Entscheidungsträgern und da vielleicht Nachbarskigebiete ihren Einfluss Beamten, und obwohl die Obereggner des Öf- haben spielen lassen, um eine mögliche Kon- teren von einem Amt zum anderen und von dort kurrenz im Keim zu ersticken. Es gibt aufgeregte wieder zurück geschickt werden, trägt die Hart- Telefonate mit Gemeindevertretern. Die Gesell- näckigkeit allmählich Früchte. schafter der Obereggen AG und vor allem Vin- beweisen sie einmal mehr an einem November- Bei einer Bürgerversammlung beim Postwirt in Auch die Eintragung in den Bauleitplan treiben zenz Zelger, der beim Einzeichnen aller Details tag 1970. Zwei Tage vor dem geplanten Vermes- Birchabruck wird das Projekt für das Skigebiet die Skigebietsinitiatoren voran. Als Vinzenz Zel- in den Bauleitplan dabei war, sind enttäuscht. sungstermin schneit es, bis auf dem Dorfer Egg Obereggen samt Verbindung mit Pampeago zum ger dem damaligen Bürgermeister Josef Hofer Jetzt beginnt die Arbeit von vorne. Es muss noch (heutige Oberholz-Piste) der Schnee meterhoch allerersten Mal ganz offiziell der Bevölkerung („Oberaner“), der einem Skigebiet in Obereggen einmal Überzeugungsarbeit geleistet werden, es liegt. Trotzdem stapfen die Männer samt den vorgestellt. Die Betonung wird auf die Verbin- durchwegs positiv gegenübersteht, die Unter- muss noch einmal um die Eintragung in den so- schweren Vermessungsgeräten bis zur geplanten dung mit Pampeago gelegt, um jenen Personen lagen für die Eintragung des Skigebietes in den eben genehmigten Bauleitplan angesucht wer- Bergstation und vermessen die Trasse. den Wind aus den Segeln zu nehmen, die be- Bauleitplan übergeben will, schickt ihn dieser den, und es muss dann erneut die Genehmigung direkt zum Architekten Arno Hofer nach Bozen, durch die Landesregierung erfolgen. der mit der Ausarbeitung des Bauleitplans be- Vinzenz Zelgers maßstabgetreues Modell des Skigebietes Obereggen haupten, Obereggen würde sich sowieso nicht Die Gründer der Obereggen AG betreiben selbst- für ein Skigebiet eignen. Anhand eines maßstab- verständlich nicht nur bei den Behörden Sen- getreuen Modells, das Vinzenz Zelger in gedul- auftragt ist. Dort zeichnet Zelger gemeinsam mit Während neuerlich die Prozedur für die Eintra- sibilisierungsarbeit, sondern auch bei der Be- diger Abend- und Wochenendarbeit gemein- dem Architekten die Lifttrassen, die Skipisten, gung in den Bauleitplan läuft, wird schon mit völkerung. Sie wissen: Wenn die Bevölkerung sam mit Bruder Eduard gebaut hat, kann gezeigt die Zufahrtsstraßen, die Parkplätze und die Ho- der Ausarbeitung der Einreichprojekte begon- das Skigebiet will, wird es die Politik kaum ab- werden, dass die notwendigen Eingriffe in die telzone auf dem Entwurf des Bauleitplans ein. nen. Dazu ist beispielsweise die endgültige Ver- lehnen können. Denn auf politischer Ebene gibt Natur minimal wären. Die Wirkung – so wirbt Als er das Büro verlässt, ist er zufrieden: Alles messung der Lifttrassen notwendig. Wie ernst es es zu jener Zeit selbstverständlich Befürworter Vinzenz Zelger in einer kurzen Rede – wäre hin- scheint positiv zu verlaufen. die jungen Männer mit dem Skigebiet meinen, und Gegner. gegen enorm: Es würden neuen Arbeitsplätze 40 41 nauso überzeugt wie die jungen Männer und in aus Eggen könnte gestoppt werden. Die Kosten jenen Tagen ein wichtiger Rückhalt für die un- für das Projekt nennt er nicht – darüber lässt er erfahrenen Gründer. vorsichtshalber den renommierten Fachmann Die zahlreichen prominenten Befürworter las- sprechen: Rudolf Rimbl, den Wirtschaftsbera- sen auch die Gründer der Aktiengesellschaft ter der Obereggen AG. Rimbls leidenschaftliche trotz der zahlreichen noch zu bewältigenden Präsentation lässt die Stimmung im Postwirt im- Hürden fest daran glauben, dass das Skigebiet mer besser werden, bis er die Kosten anspricht: schlussendlich gebaut werden wird. So machen 650 Millionen Lire! Ein Raunen geht durch die sich Hans und Vinzenz Zelger sowie Erich Pi- Versammlung. Auf einen Schlag überwiegt wie- chler im Jänner 1971 schon mal auf den Weg der die Skepsis. Und doch: Rimbls Redegewandt- nach Wolfurt in Vorarlberg, um sich bei der Fir- heit entzündet eine gewisse Begeisterung für ma Doppelmayr über mögliche Lösungen für den das Projekt. Aus dem Mund des versierten Red- geplanten, anspruchsvollen Oberholz-Lift zu in- ners klingen 650 Millionen Lire irgendwie we- formieren. Wenn sowohl die Firma Leitner als niger als aus einem anderen Mund. Und über- auch die Firma Nascivera von einem technisch haupt betont Rimbl in überzeugender Manier, so anspruchsvollen Lift abraten (Talantrieb, 1,9 welche Chancen ein Skigebiet für das verschla- Kilometer Länge und 540 Meter Höhenunter- fene Eggen bergen würde. Auch Landesrat Joa- schied) und lediglich aus der Firma Doppelmayr chim Dalsass und Forstinspektor Bruno Delmo- ein „No problem“ verlautet, kann ein näheres nego machen sich bei der Versammlung für das Prüfen nicht schaden. Gemeinsam mit Doppel- Skigebiet stark. mayr-Mitarbeiter Hermann Reden aus Sand in Als sich Rimbl nach seiner Rede niedersetzt, neigt Taufers sieht sich das Trio zuerst den Hauptsitz sich der junge Erich Pichler zu ihm und flüstert der Firma an und besichtigt dann einen Doppel- bange: „Herr Doktor, glauben Sie, das wird etwas mayr-Lift im Bregenzer Wald, der sogar noch län- mit dem Skigebiet?“ Rimbls entschlossene Ant- ger als der geplante Oberholz-Lift ist. Das über- wort: „Und wenn nicht, verkaufen wir den ganzen zeugt die drei Eggentaler. Die Laner-Alm mit heutiger Oberholz-Piste vor dem Ausbau entstehen, und die anhaltende Abwanderung Krempel in die Schweiz!“ Der Wirtschaftsfachmann ist vom Skigebietsprojekt mindestens ge- 42 43 Der „Vinzenzverein“ Sammelaktion von Hau–tür zu Hau–tür Mit Hausbesuchen werben die Gründer für die wird von Hedwig Eisath Pfeifer, der „Bühler-Hed- weisen werden, zumindest bei jenen zwei „Aus- Zeichnung von Aktien der Obereggen AG. Sie wis- wig“, gezeichnet. Später wird eben diese Hed- wärtigen“, die das Abenteuer massiv unterstüt- sen, dass es sich um ein schwieriges Unterfan- wig gemeinsam mit Edith Eisath die Absamstu- zen werden: Julius Schlemmer senior und Karl gen handelt. Trotzdem machen sich die jungen be pachten – so ist es bis heute. Schmid. Und doch muss rückblickend festge- Männer in Gruppen auf den Weg, um – gewisser- Die Gründer sind selbst überrascht, wie großzü- stellt werden: Das Bemühen, die Gesellschaft maßen als Ergänzung zur Bürgerversammlung in gig viele einfache und alles andere als wohlha- weitestgehend in Eggentaler Hände zu legen, Birchabruck – den Eggentalern im direkten Ge- bende Eggentaler das Projekt unterstützen. Die war nachvollziehbar. spräch zu erklären, was es mit dem ehrgeizigen zehn Millionen Lire, die laut Skeptikern nicht zu- Julius Schlemmer senior und Karl Schmid wer- Projekt auf sich hat. Interessierte können Aktien sammenkommen sollten, sind schneller erreicht den kontaktiert, weil sie als „Freunde“ des Eggen- im Wert von 10.000 Lire kaufen (das wären im als erwartet, und die Gründungsmitglieder der tals gelten. Schlemmer, bereits Aufsichtsrat der Hans Pichler (Ganischger-Hans), Jahr 2010 unter Berücksichtigung der Inflation Obereggen AG werden immer zuversichtlicher. Obereggen AG, ist ein gebürtiger Birchabrucker Vater von Erich und Robert, etwa 100 Euro) und somit zu Teilhabern der Ge- Dabei ist das Ziel hoch gesteckt: 150 Millionen mit Möbelhäusern in Vilpian und Bozen, Jäger- spielte eine wichtige Vermitt- sellschaft werden. Zunächst beginnt das Wer- Lire – das wären zu Werten des Jahres 2010 etwa meister-Chef Karl Schmid hat Eggner Wurzeln, lerrolle bei der Beschaffung des ben bei den engsten Freunden. Schnell spricht 1,5 Millionen Euro – müssen sie aufbringen, um denn Vater Nikolaus („Lonternigg“) stammt aus Startkapitals. sich im Dorf herum, dass die Zeichnungsaktion vorerst die Verwirklichung des ersten Bauloses zu dem Ort. Genau am Tag, an dem die zweite Voll- läuft. Die Skeptiker melden sich lachend zu Wort: sichern, und möglichst sollen nur Eggentaler in versammlung der Aktiengesellschaft angesetzt „Wetten, dass die keine zehn Millionen Lire zu- die Gesellschaft aufgenommen werden. Erstens, ist, sitzen Erich, Richard und Toni Pichler (Ort- sammenbringen?“ Damit wollen sie sagen: Das weil eine breite Streuung der Aktien im Eggen- ner) im Herbst 1971 mit Julius Schlemmer und 650-Millionen-Projekt wird sterben, bevor es tal der Politik signalisieren würde, dass die Be- Karl Schmid zusammen. Sie rechnen den beiden richtig geboren wurde. Das geplante Skigebiet völkerung hinter dem Projekt steht und dass ei- potentiellen Investoren auf recht unkonventio- ist Gesprächsthema im Dorf – so oder so. Und ne Genehmigung (die ja nach wie vor aussteht) nelle Art und Weise mit Bleistift und Papier vor, nach der Sonntagsmesse heißt es schon mal: vertretbar wäre. Und zweitens, weil sicherge- dass ein Skigebiet in Obereggen durchaus ren- „Bisch du a ba den Vinzenzverein?“ stellt werden soll, dass in der Obereggen AG die tabel arbeiten könnte. Schauplatz des Treffens Der „Vinzenzverein“ ist aber recht erfolgreich. Interessen des Eggentals verfolgt werden. „Aus- ist das Sägewerk von Erichs Vater Hans, der die Weil angesehene Personen Aktien zeichnen, fol- wärtige“ – so meinen Skeptiker – würden mög- Zusammenkunft eingefädelt hat. gen andere Bürger dem Beispiel – es ist, als wäre licherweise nur der wirtschaftlichen Interessen Zur Vollversammlung kommen Erich und Richard in Eggen eine Lawine losgetreten worden. Detail wegen in die Gesellschaft einsteigen. Es sind Pichler mit anderthalb Stunden Verspätung – am Rande: Die allererste Aktie der Obereggen AG Vorbehalte, die sich noch als unbegründet er- aber mit einer freudigen Nachricht: Julius 44 45 Einige Skizzen von Vinzenz Zelger zu den geplanten Pistentrassen Schlemmer und Karl Schmid steigen in die Ge- trauensbeweis der Eggentaler Bevölkerung für Doch auch innerhalb der Gemeinde Deutschn- Natur, obwohl Vinzenz Zelger die Pisten groß- sellschaft ein, das angepeilte Aktienkapital von das zu bauende Skigebiet gewertet werden. Be- ofen regt sich Widerstand. Beschränkte sich die teils auf bestehenden Weiden geplant und sanft 150 Millionen Lire ist komplett! Die „Milchmäd- achtliche 134 Aktionäre kommen zusammen. Ge- Gegnerschaft zunächst auf relativ gleichgültige dem natürlichen Gelände angepasst hat – wahr- chenrechnung“, wie Erich Pichler seine Rechnung rade diese breite Unterstützung aus der Bevöl- „Das wird sowieso nix“-Sprüche, hat sich inzwi- scheinlich sogar noch besser, als dies in einigen selbst im Nachhinein bezeichnet, war überzeu- kerung gibt dem Projekt enormen Auftrieb im schen eine engagierte Antibewegung gebildet, anderen Skigebieten geschehen ist. Die anderen gend genug. Riesig ist die Genugtuung, es den schwierigen Genehmigungsprozess: Das Skige- die einen Teil der Bevölkerung erfasst und auch hingegen fürchten ganz einfach um die Renta- Skeptikern gezeigt zu haben. biet Obereggen ist nicht mehr nur ein Wunsch- in der Gemeindepolitik einige Anhänger findet. bilität eines Skigebietes in Obereggen und ma- In den nächsten Tagen folgt eine eher unange- denken einzelner Personen, sondern ein Vorha- Die Gegner versuchen bei den für die Genehmi- len sich die Folgen eines möglichen Konkurses nehme Aufgabe: Einigen Personen, die im Zuge ben, hinter dem große Teile der Bevölkerung gung zuständigen Landesämtern in Bozen Stim- der Aktiengesellschaft aus. der Zeichnungsaktion ebenfalls angesprochen stehen. mung zu machen. Nachdem die benötigten 150 Millionen Lire bei- worden sind, aber noch keine endgültige Zusa- Allerdings formiert sich auch eine starke Op- Die Gemeinde Deutschnofen ist gespalten. Aber sammen sind, geht es Schlag auf Schlag. Die ge erteilt haben, muss eine Absage erteilt wer- position, je realistischer der Bau des Skige- das war vorhersehbar. Immerhin handelt es sich Gründungsmitglieder intensivieren ihre Überzeu- den (auch wenn einige damit gar nicht einver- bietes wird. Gegenwind kommt verständlicher- beim Bau eines neuen Skigebietes um ein Projekt gungsarbeit auf politischer Ebene. In ihrer Be- standen sind). weise aus der Nachbargemeinde Welschnofen, von einer gewissen Tragweite, das nie und nim- geisterung können sie ganz und gar nicht verste- die mit ihrem Skigebiet am Karerpass eine Eg- mer diskussionslos über die Bühne gehen kann. hen, wieso die Gemeindepolitik nicht mit breiter gentaler Konkurrenz lieber vermeiden möchte. Die einen befürchten schlimme Eingriffe in die Mehrheit und hundertprozentiger Überzeugung Die Zeichnungsaktion darf als überragender Ver- 46 47 zur Seite steht. Sie ist die erste Sekretärin der Deutschnofner Gemeindepolitiker schwer: Sie se- Obereggen AG, schreibt die Protokolle der Ver- hen sich einem ehrgeizigen Projekt einer privaten sammlungen und hält die Einnahmen und Aus- Investorengruppe gegenübergestellt, das sicher gaben der Gesellschaft schwarz auf weiß fest. seine Chancen, aber auch seine Risiken birgt. Die Es ist dies die Buchhaltung der Obereggen AG, Gemeindepolitiker sehen sich außerdem dem auch wenn die Buchhaltung von damals mit der Druck verschiedenster Interessen ausgesetzt. Buchhaltung von heute absolut nichts gemein- Dass das Skigebiet innerhalb der Bevölkerung sam hat. – vor allem in Eggen – dank der unermüdlichen Auch die Laufereien von einem öffentlichen Amt Sensibilisierungsarbeit der engagierten jungen zum anderen und die Sitzungen sowie Lokalau- Männer mehr und mehr Befürworter findet, än- genscheine mit Entscheidungsträgern beanspru- dert nichts daran, dass einige Gemeindepolitiker chen viel Zeit. Nach wie vor müssen die Grün- Bauchweh mit dem Projekt haben. Zu einschnei- der um jedes Okay hart kämpfen. Ein Beispiel dend sind die möglichen Auswirkungen auf die sind die Verhandlungen mit der Fraktionsver- gesamte Gemeinde – im (hoffentlich) Positiven waltung, bei denen es unter anderem um die Ge- wie im Negativen. nehmigung der Durchfahrten durch Fraktionsgrund geht. Die Skepsis der Fraktionsverwaltung Für die Gründungsmitglieder der Obereggen AG rund um ihren Vorsteher Franz Weißensteiner ist es eine aufreibende Zeit. Ein eigenes Büro will („Häusler“) ist groß. Und sie ist absolut begrün- und kann sich die Aktiengesellschaft nicht lei- det, denn trotz aller Behutsamkeit bei der Ein- sten, weshalb sich die jungen Männer mal beim bettung der Pistentrassen in die Landschaft sind „Ortner Edl“, mal beim „Rauthner Richard“ (im ausgedehnte Waldschlägerungen unvermeidlich. Stübele) treffen und die Gasthäuser zu ihren Sit- Die Skepsis der Fraktionsverwaltung führt dazu, zungsräumen machen. Das „Zentralbüro“ der dass Alleinverwalter Hans Zelger eine Erklärung Gesellschaft ist im Gasthof Rauth. Den Schrift- unterschreiben muss, dass er im Falle eines Kon- verkehr, die Ansuchen und sonstige Dokumen- kurses der Liftgesellschaft persönlich die Kosten tationen erledigen die Gründer selber, wobei ih- für das Abtragen und Beseitigen der Liftanlagen nen mit Maria Pichler (Rauth) eine tüchtige Frau trägt. Er unterschreibt. 48 Obereggen vor der Entstehung des Skigebietes hinter ihrem Projekt steht. Dabei haben es die 49 Der Bau beginnt Im Frühjahr 1972 fahren die Bagger auf Ein zweites Beispiel ist die Zufahrtsstraße über im Seilbahninspektorat in Trient sitzt und ver- Im Spätherbst 1971 werden die Arbeiten für den schaft werden. Auch tritt Alleinverwalter Hans Rauth, für die gleich drei Varianten vorgelegt schiedene Ansuchen vorab prüft, um eine kor- Bau der Liftanlagen ausgeschrieben. Der Augen- Zelger mit der Genehmigung der Bilanz von sei- werden müssen, bis die Landschaftsschutzkom- rekte Abfassung sicherzustellen. Oder Joachim blick, an dem die Bagger anfahren und der er- nem Amt zurück, um die Wahl des ersten voll- mission endlich den Segen gibt – übrigens erst Dalsass, der Landesrat für öffentliche Arbeiten, ste sichtbare Grundstein für die Entwicklung wertigen Verwaltungsrates zu ermöglichen. In nach Interventionen von höchster Stelle: von der in der Landesregierung als Verfechter des Ski- Obereggens zum Wintersportort gelegt werden der Folge bestellen die Aktionäre der Obereggen den Landesräten Giorgio Pasquali und Joach- gebietes Obereggen auftritt und auch sonst – wie kann, rückt näher. Der Zuschlag für den Eben- AG zum ersten Mal einen Verwaltungsrat. Er be- im Dalsass, beides Befürworter des Skigebietes bereits erwähnt – helfend zur Seite steht. Ohne und den Oberholz-Lift geht an die Firma Dop- steht aus Hans Zelger, Erich Pichler, Vinzenz Zel- Obereggen. Dalsass – so meinen die Gründer rückblickend – pelmayr, montiert sollen die Anlagen von der ger, Georg Weißensteiner, Richard Pichler, Karl Ein drittes Beispiel sind schließlich die langen würde in Obereggen heute möglicherweise kein Ultner Firma Tumpfer & Kaserbach werden. Die Schmid und Franz Zelger. Im Aufsichtsrat wer- Diskussionen mit verschiedenen Behörden, un- einziger Ständer stehen. Zu den großen Unter- Betonarbeiten werden der Meraner Firma Josef den Franz Kemenater (Präsident), Toni Pichler ter anderem mit dem zuständigen Forstinspek- stützern zählen auch Bürgermeister Josef Hofer Klammsteiner übergeben. (Ortner) und Julius Schlemmer senior bestätigt. tor über die exakte Position der Talstation Ab- sowie Gemeindeassessor Luis Mahlknecht. Mahl- Im Frühjahr, gleich nach der Schneeschmelze, sol- Der Verwaltungsrat bestimmt daraufhin, dass sam sowie mit der Landschaftsschutzbehörde, knecht, zuständig für öffentliche Arbeiten und len die Arbeiten beginnen, und in einem Jahr soll der bisherige Alleinverwalter und große Motor mit der Wildbachverbauung und mit anderen für die Fraktion Eggen, ist einer jener Kommu- der Skibetrieb in Obereggen losgehen. Mit diesen der Gesellschaftsgründung, Hans Zelger, der er- Ämtern, die zu den einzelnen Bauten, Pisten- nalpolitiker, die mit Leib und Seele hinter dem Aussichten bricht der Winter über Obereggen he- ste Präsident der Obereggen AG sein soll, Erich trassen und Liftstationen ihre Gutachten ab- Skigebietsprojekt stehen. Er verwendet sich bei rein, und wieder präsentiert sich der Ort so, wie er Pichler dessen Vize. geben müssen. jeder sich bietenden Gelegenheit für das Pro- das in den vergangenen Jahren immer tat, wenn Jedenfalls zahlt sich die Arbeit aus. Zwar gibt es jekt. Sein enormer Einsatz beschert ihm sogar der Schnee kam: schwer erreichbar und völlig ru- Als es im Frühjahr 1972 mit den Bauarbeiten zwischendurch immer wieder einmal kleinere den Übernamen „kleiner Dalsass“. hig. Voraussichtlich zum letzten Mal. losgehen soll, fehlt noch die Baugenehmigung Rückschläge, doch meistens dürfen die jungen Mit politischer Hilfe gelingt schließlich im zwei- Männer am Abend zufrieden zu Bett gehen, weil ten Anlauf auch die Eintragung des Skigebietes Im Frühjahr 1972 geht es für die Obereggen AG zwar bereits ein positives Gutachten zum Aus- der Baubeginn wieder ein bisschen näher gerückt in den Bauleitplan. Es steht endgültig fest: Das mit zwei bürokratischen Schritten weiter: Im führungsprojekt abgegeben, allerdings fehlt der ist. Die (vielen) notwendigen Genehmigungen Skigebiet Obereggen wird gebaut. Der Traum, Rahmen einer außerordentlichen Vollversamm- Segen der Landschaftsschutzkommission des werden nach und nach eingeholt. an den elf junge Männer so felsenfest geglaubt lung wird am 19. April 1972 die Erhöhung des Landes. Die Baufirmen stehen bereit, aber bevor Behilflich sind dabei einige Personen, zu denen haben, wird Wirklichkeit. Zwei Jahre lang ha- Gesellschaftskapitals auf 150 Millionen Lire nicht alle Papiere in Ordnung sind, müssen sie die Gründer der Obereggen AG einen guten Draht ben die Vorbereitungsarbeiten gedauert, aber abgesegnet, womit die Personen, die im Rah- warten. Nach drei Wochen warten die Obereg- haben – etwa Walter Reinstadler aus Stilfs, der jetzt wird es ernst. men der Zeichnungsaktion Aktien gekauft ha- gner Skipioniere immer noch auf das grüne Licht. ben, offiziell zu Gesellschaftern der Skigesell- Es gibt aufgeregte Telefonate mit Gemeinde und ein ehemaliger Mitschüler von Vinzenz Zelger ist, 50 der Gemeinde. Die Gemeindebaukommission hat 51 Landesforstchef Antolini mit Hans Zelger Blick von Absam in Richtung Eggentaler Almen Land. Den euphorischen Gründern geht alles zu straße von Rauth nach Obereggen zweifelsohne tersaison zumindest provisorisch für den Ver- Obereggen, der in den kommenden Wochen oh- langsam; sie wollen in ihrem Tatendrang nicht gleich wichtig wie die Liftinfrastruktur. kehr freizugeben. ne jegliches Entgeld viel Zeit auf der Straßen- akzeptieren, dass die verwaltungstechnischen Das große Rechnen beginnt: Reichen die 63 Milli- Die Macher in der Obereggen AG sind zufrieden. baustelle verbringen wird. Abläufe eben ihre Zeit benötigen. Immerhin onen zumindest für eine notdürftige Erweiterung Sie ernennen Erich Pichler zum Baustellenorga- Neben Vinzenz Zelger und Robert Pichler sind sind erst einige Monate vergangen, seitdem die der Straße oder reichen sie nicht einmal dafür? nisator und Vinzenz Zelger zum Bauleiter. Noch auch Geometer Egon Varesco, der Chef des Lan- Obereggen AG das benötigte Kapital für das er- Sie reichen, kalkuliert Vinzenz Zelger. Aber sie wissen sie nicht, wie viele Schwierigkeiten die desbauhofes, und Gemeindeassessor Luis Mahl- ste Baulos aufgetrieben hat und damit der Bau reichen nur deshalb, weil Ernst Watschinger, der Straße noch bereiten wird. knecht ständig auf der Baustelle zu sehen. Vares- realistisch geworden ist. Chef der Wildbachverbauung des Landes, über- Erich Pichler und Vinzenz Zelger verbringen viel co beaufsichtigt die Arbeiten des Landes und Letztendlich können die Bauarbeiten beginnen zeugt werden kann, einige demnächst sowieso Zeit auf der Baustelle – bis Erich Pichler eines Ta- sorgt dafür, dass die verfügbaren 63 Millionen – wenn auch einige Wochen später als sich die geplante Arbeiten vorzuziehen und in diesem ges von seinem Vater Hans ermahnt wird: „Ent- Lire sparsam eingesetzt werden; Mahlknecht, der Gründer dies vorgestellt haben. Rahmen die baufälligen Holzbrücken zwischen weder du arbeitest bei mir, sonst kannst du gleich „kleine Dalsass“, schaut ebenfalls beinahe täglich Rauth und Obereggen – auch aus wasserbau- in Obereggen bleiben.“ Hans Pichler ist durch- nach dem Rechten und ist um einen ständigen Zeitgleich wird die Erweiterung der Zufahrtsstra- technischen Gründen – zu erneuern. Wieder ein- aus ein Verfechter des Skigebietes, und er ist Kontakt mit den Obereggner Machern bemüht. ße, die schon vor Monaten genehmigt worden mal legt Landesrat Joachim Dalsass diesbezüg- stolz auf den Einsatz, den sein Sohn in der An- ist, in Angriff genommen. Ohne angemessene lich ein gutes Wort ein. Gemeinsam müsste es der gelegenheit an den Tag legt. Allerdings vermisst Die Bauarbeiten gehen flott voran – nicht nur an Straße nützt das schönste Skigebiet nichts. Al- Gemeinde Deutschnofen, die als Eigentümerin er denselben Einsatz im eigenen Unternehmen. der Straße. Anfang August fahren die Planierrau- lerdings stellt sich heraus, dass es mit der Finan- der Straße die Arbeiten in Eigenregie (mit Ma- Erich Pichler nimmt sich die Worte seines Va- pen auf, um jenen großen Hügel abzutragen, an zierung Probleme gibt. Nur 63 Millionen Lire sind schinen der Eppaner Baufirma Mederle) durch- ters zu Herzen. Aber die Straßenbaustelle lässt dessen Stelle die Talstation des Oberholz-Liftes im Gemeindehaushalt 1972 für die Straße vorge- führen will, und dem Land gelingen, die Zufahrt er trotzdem nicht allein: Er schickt kurzerhand und somit gewissermaßen der Ausgangspunkt sehen. Dabei ist für das Skigebiet die Zufahrts- zum Skigebiet pünktlich zum Beginn der Win- seinen jüngeren Bruder Robert (21 Jahre) nach des künftigen Skigebietes errichtet werden soll. 52 53 Walter Eisath und Robert Pfeifer: neben Anton Mahlknecht und Alois Pichler die ersten Mitarbeiter v.l.: Karl Herbst, Julius Schlemmer sen., Toni Pichler (Ortner), Hans Zelger, Erich Pichler mit Gerda Dies geschieht natürlich sehr zum Leidwesen ist bezeichnend für die gereizte Stimmung zwi- Im Herbst 1972 setzen Vinzenz Zelger und ein tatsächlich im Begriff ist, wahr zu werden. Die der Familie Zerbi, die sich wie jeden Sommer im schen einigen Vertretern der Obereggen AG und Mitarbeiter der Wildbachverbauung an einem Tageskarte soll im allerersten Obereggner Ski- Gasthof Obereggen eingerichtet hat. Jenes ru- der Gemeinde in jenen Tagen. Doch damit war Freitag die Pflöcke für eine der vorgesehenen winter 2.500 Lire kosten, heute wären dies un- hige Obereggen, das die Familie liebgewonnen eigentlich von Vornherein zu rechnen: Kleinere Brücken. Als am Montag die Arbeiten beginnen ter Berücksichtigung der Inflation 22 Euro. Das hat, wird touristisch erschlossen, und dies lässt Zwischenfälle sind bei einem Bauprojekt diesen sollen, stellt sich heraus, dass alle Pflöcke ver- mag auf den ersten Blick im Vergleich zu den natürlich Wehmut aufkommen. Doch es nützt Ausmaßes unvermeidbar, und eine gewisse Ner- schoben worden sind. Der Eigentümer eines an- Skipreisen im Jahr 2010 günstig erscheinen (im nichts. Das ganz persönliche Paradies der Zerbis vosität macht sich eben auch bei diesem für die grenzenden Grundstücks wollte anscheinend ein Winter 2010/11 startet die „normale“ Tageskarte soll künftig auch für andere Menschen da sein. Gemeinde Deutschnofen so bedeutsamen Projekt Stück seines Grundes „retten“, in der Meinung, bei 34 Euro), aber das Angebot bestand wohlge- bemerkbar. Weiter schlimm ist dies nicht. es würde eh niemand merken. Natürlich fliegt merkt aus einem Schlepp- und einem Sessellift – Inzwischen hat Robert Pichler der Gemeinde Jedenfalls zieht sich Robert Pichler auf Anwei- der Schwindel aber auf, und die Pflöcke kom- heute stehen 18 Aufstiegsanlagen zur Auswahl. Deutschnofen die ersten Rechnungen für Bau- sung der Gemeinde als Baustellenorganisator men wieder an ihren richtigen Platz. Den Preis für die Wochenkarte fixiert der Verwal- material, das für die Straße benötigt wird, zu- zurück. Die Gemeinde ernennt ihrerseits einen Die neue Zufahrtsstraße zum Skigebiet entpuppt tungsrat bei 10.000 Lire (das wären heute inflati- gestellt. So ist es mit der Gemeinde (mündlich) Techniker, der Bauleiter Vinzenz Zelger aber sich einmal mehr als Schwergeburt. Dass sich die onsbereinigt 89 Euro), für die Weihnachtswoche vereinbart, ist er überzeugt. Doch die Gemein- absolut nicht zufrieden stellt. Zelger beklagt Schwierigkeiten mit der Straße dermaßen häu- bei 12.500 Lire. Eine Zehnerkarte für den Sessel- de ist völlig anderer Meinung: Robert Pichler sich bei der Gemeinde über Chaos auf der Bau- fen würden, hätten die Macher in der Obereg- lift soll 3.000 Lire kosten (das wären heute 27 habe keinen Auftrag, Material einzukaufen und stelle. gen AG nie und nimmer gedacht. Euro), eine Zehnerkarte für den Schlepplift ein den Bau zu organisieren. Allem Anschein nach Drittel davon. Auch Einzelfahrten sind möglich: hat es bei den mündlichen Absprachen Missver- In der Zwischenzeit ist die Wildbachverbauung Am 4. November kommt im Verwaltungsrat Vor- Sie kosten mit dem Schlepplift 150 Lire (1,3 Euro) ständnisse gegeben. Der Vorfall ist für das Fort- des Landes mit den Arbeiten, die in ihre Zustän- freude auf. Die Kartenpreise werden bestimmt – und mit dem Sessellift 350 Lire (3,1 Euro). schreiten der Bauarbeiten zwar irrelevant, aber er digkeit fallen, ein gutes Stück weitergekommen. ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Traum 54 55 1972/73: Die er–ten Skifahrer und der er–te Schreck Weil an der Zufahrtsstraße nach Obereggen Stimmung in jenen Tagen keineswegs trüben. fieberhaft gearbeitet wird, ist sie bis Dezember Es wird in Obereggen Ski gefahren, und das ist provisorisch befestigt und befahrbar. Die Ski- es, was zählt. fahrer können kommen! Die Erwartungsfreude Natürlich wissen die Verantwortlichen, dass vor wächst. Was seit dem Frühjahr geleistet wur- ihnen noch viel Arbeit liegt, bevor Obereggen je- de, kann sich wirklich sehen lassen. Richtig zu- nes attraktive Skikarussell samt Verbindung mit frieden sind die jungen Männer trotz des be- Pampeago sein wird, das in ihren Köpfen und eindruckenden Kraftaktes der letzten Monate auf dem Papier existiert. Zunächst müssen sich dennoch nicht, denn es gibt abgesehen von der die Skifahrer mit weniger zufrieden geben. Weil Straße noch viele andere Provisorien. Im Grun- das Talstationsgebäude mit Bar, Restaurant und de ist das gesamte Skigebiet Obereggen ein Pro- WC noch fehlt, sind die einzigen „Verpflegungs- visorium. Natürlich wäre es utopisch gewesen, stationen“ der Würstelstand, den Franz Pichler dass das gesamte Skigebiet wenige Monate nach („Göberl“) betreibt, und das Gasthaus Obereg- Baubeginn schon steht – das hat auch niemand gen. Und wenn das Gasthaus am Donnerstag erwartet. Dennoch geht den jungen Machern in seinen Ruhetag hat, gibt es für die Skifahrer in ihrem Eifer alles zu langsam. Durch den verspä- Obereggen keine einzige öffentliche Toilette – teten Baubeginn im Frühjahr ist der Oberholz- nur Bäume. Das muss sich bis zur nächsten Sai- Lift noch nicht fertiggestellt, und auch die ge- son natürlich ändern. plante Bar samt Restaurant (und Toiletten) muss 56 erst gebaut werden. Zu Saisonbeginn funktio- Aber vorerst ist das zweitrangig. Vier Jahre nach niert nur ein einziger Lift, der Eben-Lift. der Eröffnung in Pampeago und vier Jahre, nach- Trotzdem überwiegt zu Weihnachten 1972 die dem der wage Traum zum ehrgeizigen Plan ge- Freude: Die ersten Skifahrer kommen. Und auch worden ist, läuft unter dem Latemar der allerer- wenn der Eben-Lift samt dazugehöriger Piste, ste Skilift. Als Erich Pichler zum ersten Mal etwa die an der heutigen Hotelzone vorbei führt, auf- hundert Autos in Obereggen sieht, ist er den Trä- grund des geringen Gefälles vor allem für An- nen nah. Die Gründer sind stolz. Unzählige Stun- fänger gedacht ist und für Könner keine wirk- den ihrer Freizeit haben sie investiert und viele liche Herausforderung darstellt, kann dies die Hindernisse überwunden. In ihrer Euphorie ver- 57 suchen die jungen Männer jetzt natürlich, die legte Brote und Getränke verkauft werden – aber Richard Pichler, Mitglied des Gründerteams und nen. Für das Wochenende prognostizieren die Werbetrommel für Obereggen zu rühren. Eines dazu später mehr. langjähriger Hilfsskilehrer auf Lavazè, ist die Eh- Meteorologen gutes Wetter mit angenehmen re vorbehalten, als erster Skifahrer überhaupt die Temperaturen, und so hoffen die Obereggner präparierte Piste hinabzuwedeln. auf eine erfolgreiche Premiere. schönen Tages kleben sie kurzerhand eigens gedruckte Obereggen-Aufkleber auf jedes am Eben- Während am Oberholz-Lift noch gearbeitet wird, Lift geparkte Auto. Allen Autobesitzern gefällt es erfolgt schon einmal der erste Test der elektro- nicht, trotzdem fahren in Bozen nun zahlreiche nischen Steuerung. Dabei taucht ein Problem Mitte Februar 1973 ist der Sessellift Oberholz Wochenende zum ersten Mal die als anspruchs- Obereggen-Aufkleber spazieren. auf, mit dem niemand gerechnet hätte: Es gibt endlich für die Kollaudierung bereit. 105 Milli- voll angekündigte Oberholz-Piste befahren wer- Hans Zelger und sein Team sind überzeugt, dass Stromschwankungen – allem Anschein nach ist onen Lire (das wäre zu Werten 2010 etwa ei- den kann. Entsprechend viele neugierige Skifah- es Sinn macht, schon jetzt für Obereggen zu wer- die Stromleitung durch das Eggental zu schwach. ne Million Euro) hat dieser Vorzeigelift geko- rer kommen am Sonntag nach Obereggen. ben, obwohl erst ein einziger Lift läuft. Schon Wird der Oberholz-Lift fertiggestellt und kann stet. Die Verwaltungsräte der Obereggen AG sind Praktisch alle Verwaltungsräte der Obereggen AG in wenigen Wochen wird der Oberholz-Lift in dann doch nicht in Betrieb gehen? Natürlich stolz auf den Lift, der Obereggen bei den Skifah- stehen an der Talstation, als der Oberholz-Lift zu Betrieb gehen und einen Qualitätssprung brin- werden sofort die Etschwerke kontaktiert, und rern ins Gespräch bringt. Und sie sind stolz auf fahren beginnt. Jeweils zwei Personen schwe- gen. Eigentlich sollte er bereits zu Saisonbeginn weil sich die Etschwerke vertraglich verpflich- die Oberholz-Piste, die anspruchsvoll genug ist, ben nach oben. Die Verwaltungsräte strahlen, laufen, doch die einmonatige Verspätung beim tet haben, auf jeden Fall genügend Strom nach um auch die Könner unter den Skifahrern zu- bis Hans Zelger durch Zufall bemerkt, dass sich Baubeginn rächt sich jetzt. Die Arbeiten werden Obereggen zu liefern, müssen sie mitten im Win- friedenzustellen. das Seil in den Klemmen dreht, mit welchen die trotz winterlicher Temperaturen fortgesetzt, ob- ter kurzfristig alle Transformatoren zwischen Das Seilbahninspektorat nimmt alle notwen- Sessel am Seil befestigt sind. Sofort weiß er, dass wohl dies ganz und gar unüblich ist. Die jungen Birchabruck und Obereggen austauschen und digen Tests vor – alles positiv. Es fehlt nur noch das Seil auf der Antriebsscheibe rutscht und die Männer haben sich in den Kopf gesetzt, dass in die Spannung erhöhen. die schriftliche Betriebserlaubnis, dann kann Verwindung des Seils die Drehung auslöst. Zelger der Wintersaison 1972/73 zwei Lifte in Betrieb Auch ein Schneekatzentest findet in diesen Ta- Obereggens zweiter Lift in Betrieb gehen. Doch ist schon bereit, den Stopknopf zu drücken, als sind. Und weil dieses Ziel noch nicht erreicht gen statt. Prinoth stellt den Verantwortlichen am die Geduld, auf ein Stück Papier zu warten, ha- sich eine Klemme im Seil verhäkelt. Stop! Rund ist, muss eben weitergearbeitet werden, bis es Dorfer Egg – sprich auf der demnächst zu eröff- ben die Obereggner nicht. Sie wollen endlich 130 Personen hängen in der Luft. Eine Katastro- klappt. Der Boden ist schon gefroren, als an der nenden Oberholz-Piste – ein leichtes, wendiges den Lift funktionieren sehen. Wieso sollte man phe! Im Rückwärtsgang werden die Skifahrer he- Bergstation des Oberholz-Liftes eine kleine Hüt- Pistenpräparierungsgerät vor, das für größere auch auf das ganze bürokratische Zeug warten, runterbefördert, Vinzenz Zelger steht am kleinen te aufgebaut wird. Mit dieser Hütte kommt die Gefälle (wie eben am Dorfer Egg) ideal sein soll. wo das Seilbahninspektorat doch bereits fest- Holzhäuschen, das als Kasse dient, und zahlt den Obereggen AG der gesetzlichen Pflicht nach, an Außerdem wird die Gelegenheit genutzt, um von gestellt hat, dass der Oberholz-Lift in Ordnung enttäuschten, verschreckten und zum Teil auch der Bergstation eine Notunterkunft für Verletz- Hans Gostner erste Werbeaufnahmen schießen ist? Der Verwaltungsrat der Obereggen AG be- verärgerten Skifahrern das Geld zurück – beglei- te einzurichten. Gleichzeitig soll die „Notunter- zu lassen. Und auch die allererste Abfahrt auf schließt, trotz ausständiger Betriebserlaubnis tet von entschuldigenden Worten. kunft“ als Verpflegungsstation dienen, in der be- der planierten Oberholz-Piste erlebt Obereggen: gleich am Sonntag den Oberholz-Lift zu eröff- Später stellt sich heraus, dass das Seil nur leicht 58 Tatsächlich spricht sich schnell herum, dass am 59 Obereggen bei der Eröffnung des Oberholz-Liftes Das erste Pistengerät der Obereggen AG beschädigt ist. Das war Glück im Unglück. Die ninspektorat sind, trudelt dort auch schon das erbosten Männern aus Südtirol gegenübersitzt. auch mit Würstel und Röstkartoffel. Immer mehr Blamage ist zwar geschehen, trotzdem über- Schreiben eines Rechtsanwaltes mit der Schil- Er verspricht, dass der Oberholz-Lift in der näch- Skifahrer kehren bei der „Stocker Katl“ ein, die wiegt die Erleichterung. Nicht auszudenken, was derung des Geschehenen ein. Den Start des mit sten Saison einwandfrei laufen wird – und als aus der Notunterkunft so etwas wie eine Ski- passieren hätte können, wenn Hans nicht zu- Spannung erwarteten Oberholz-Liftes hätten „Entschuldigung“ schenkt er den verduzten Män- hütte gemacht hat, obwohl die Bewirtschaftung fällig das Rutschen des Seiles auf der Antriebs- sich die Männer anders vorgestellt. nern einen Schlepplift des Typs Ao gleich da- mühselig ist. Das Wasser für den Barbetrieb et- scheibe bemerkt hätte. Und wäre etwas passiert, Natürlich spricht sich der Vorfall in Südtirol zu. „Und wenn Sie ihn nicht brauchen können, wa muss täglich per Lift mit Kanistern hochge- dann hätten der Verwaltungsrat und allen vo- schnell herum. Und natürlich lachen sich die schenke ich Ihnen den Gegenwert von elf Mil- schafft werden. ran der Präsident (Hans Zelger) und der Tech- Doppelmayr-Konkurrenten ins Fäustchen und lionen Lire“, setzt der Doppelmayr-Chef noch Es spricht sich herum, dass an der Oberholz- nische Direktor (Vinzenz Zelger) wohl Probleme fühlen sich in ihren technischen Vorbehalten einen drauf. Die Obereggner kehren zufrieden Bergstation etwas los ist. Zwei Saisonen lang mit der Justiz bekommen. Ohne Genehmigung bestätigt. nach Hause zurück – irgendwie hat sich alles werden Kati und Frieda die guten Seelen an der einen Lift in Betrieb genommen, ohne Geneh- Der Schreck sitzt den Verwaltungsräten der doch noch zum Guten gewandt. Bergstation sein, später dann Franz Pichler (der migung Personen befördert und noch dazu da- Obereggen AG noch im Nacken, als sich Hans für Geld kassiert – für eine Anklage reicht das und Vinzenz Zelger gemeinsam mit Erich Pich- Inzwischen läuft der Oberholz-Lift wieder – wenn vollkommen. ler und Julius Schlemmer wenige Tage nach dem er dies in dieser Saison auch nur provisorisch tut. Vorfall auf den Weg nach Wolfurt machen. Den Die zweite Obereggner Piste sorgt für zufriedene Obereggens erster Skiwinter geht zu Ende. Be- Am nächsten Tag, Montag, stehen Hans und Vin- Chef der Firma Doppelmayr, Artur Doppelmayr, Wintersportler. Und vor allem sorgt die „Notun- rauschend fällt die Bilanz nicht aus: Genau zenz Zelger schon um 8 Uhr früh im Seilbahnin- höchstpersönlich wollen sie zur Rede stellen und terkunft“ an der Bergstation für viel Unterhal- 16.201.266 Lire Umsatz hat die Obereggen AG spektorat in Trient. Sie wollen den Vorfall melden, ihn fragen, wieso der 105 Millionen Lire teure tung. Kati Ranigler (die „Stocker Katl“) und ih- in den abgelaufenen Monaten erzielt – zu heu- denn sie wissen, dass es nichts nützt, das Gesche- Sessellift so versagen konnte. Doppelmayr sel- re Schwester Frieda versorgen ihre Gäste nicht tigen Werten (Jahr 2010) wären dies 140.000 hene zu vertuschen. Und während sie im Seilbah- ber bleibt ruhig, als er in seinem Büro den vier nur mit belegten Broten und Getränken, sondern Euro. Zum Vergleich: 2010 kommt die Obereg- 60 „Rauthner Franz“) und Walter Gummerer („Innerhofer“). 61 gen AG auf einen Jahresumsatz von rund neun Straße wieder aufgenommen. Nach wie vor be- hin einer Lösung: Die Straße wird auch in der an- sorium aus Holz 24 (!) Jahre – bis 1997 – blei- Millionen Euro. klagt Vinzenz Zelger das Chaos auf der Baustel- stehenden Saison ein Provisorium bleiben; vor ben und das Obereggner Talstationsgebäude nie Selbstverständlich hatte der Verwaltungsrat da- le – die Probleme mit dem Bau der Straße set- allem aber hat Obereggen noch immer kein Ge- an seinem ursprünglich geplanten Ort entste- mit gerechnet, dass das Ergebnis des ersten Win- zen sich im Frühjahr 1973 fort, wie sie im Herbst bäude mit Restaurant, Bar und Toilette. In den hen wird. ters bescheiden ausfallen würde. Immerhin steht 1972 aufgehört hatten. Erstmals hat die Obereg- Köpfen und auf dem Papier existiert das Gebäu- Ende November klappt es endlich mit dem Okay Obereggen erst am Anfang. Wirklich aussage- gen AG ab Mai 1973 übrigens einen Direktor: de längst, aber das notwendige Genehmigungs- der Gemeindebaukommission und sofort wird am kräftig werden die Zahlen erst sein, sobald der Heinz Tavernini. verfahren zieht sich zum Ärger des Obereggner 28. November mit den Arbeiten begonnen. Das gesamte Investitionsplan umgesetzt und die Ver- Und was ist eigentlich mit dem Oberholz-Lift? Verwaltungsrats in die Länge. Unbedingt möch- Fundament wird im Eiltempo gegossen und die bindung mit Pampeago verwirklicht ist. Entspre- Der läuft während des ganzen Sommers rei- ten die jungen Männer den Restaurationsbetrieb vom Sägewerk Hans Pichler gelieferte Konstruk- chend kann das Ergebnis des ersten Winters den bungslos – und zwar auf Kosten der Firma Dop- samt Toiletten an der Talstation zum Beginn der tion in „Astenbrenner“-Stallbauweise, 16 mal 16 Verwaltungsrat nicht beirren. Im Gegenteil: Die pelmayr. Der Fehler, der im abgelaufenen Win- zweiten Wintersaison eröffnen. Meter groß, darauf aufgebaut. Mit Hochdruck jungen Männer sind vielmehr mit ihren Gedan- ter zu jenem schlimmen Vorfall führen konnte, Geplant ist eine Konstruktion aus Holz, wie sie wird gearbeitet, denn zu Weihnachten sollen die ken schon beim nächsten Winter – und sie sind war nämlich bald gefunden. Doppelmayr hatte für Stallungen üblich ist, denn für den Bau eines Skifahrer im Obereggner Restaurationsgebäude bei der Arbeit, um bis zum nächsten Winter das ein Seil der italienischen Firma Falck verwendet, großzügigen Talstationsgebäudes fehlen sowohl einkehren können und nicht merken, dass schlap- erste Baulos abschließen zu können. und dieses wiederum war mit einem Konservie- das Geld als auch die Zeit. Der Verwaltungs- pe vier Wochen vorher an jener Stelle noch gar Zunächst muss sich der Verwaltungsrat im Früh- rungsmittel imprägniert, das bei höheren Tempe- rat weiß, dass er – gerade angesichts der be- nichts stand. Es handelt sich um ein (fast) aus- jahr 1973 mit bürokratischen Dingen herum- raturen wie ein Schmiermittel wirkte und somit schränkten Inkassi – Prioritäten setzen und mit sichtsloses Unterfangen. schlagen. Noch immer sind nicht die gesamten das Seil zum Rutschen brachte. Indem der Ober- dem Geld möglichst sparsam umgehen muss. 150 Millionen Lire für Aktien, die die Bevölke- holz-Lift im Sommer in Betrieb ist, wird dieses Weil aber die Investitionen in Pisten und Lifte rung im Rahmen der Sammelaktion gezeichnet Konservierungsmittel herausgepresst. Im Herbst zunächst wichtiger sind, wird der Restaurations- hat, auf dem Bankkonto eingelangt: 24 Millio- will Doppelmayr dann ein anderes Konservie- betrieb zunächst ein Provisorium aus Holz sein. nen Lire sind ausständig. Daher beschließt der rungsmittel verwenden und pünktlich zu Sai- Die Konstruktion wird gleich neben der Talsta- Verwaltungsrat, eine Frist bis 31. Mai einzuräu- sonbeginn den Oberholz-Lift übergeben. tion des Oberholz-Liftes entstehen, um den ei- men. Wer dann noch nicht gezahlt hat, verliert gentlich vorgesehenen Bauplatz (dort, wo heute sein Recht an den Aktien, die wiederum an den Der Herbst kommt, und der Start der Wintersai- das Sporthotel Obereggen steht) für das spätere Meistbietenden unter den bestehenden Aktio- son 1973/74 rückt näher. Während die Probleme „richtige“ Gebäude freizuhalten. Diese Entschei- nären verkauft werden. mit dem Oberholz-Lift gelöst werden dürften, dung des Verwaltungsrates erscheint äußerst In der Zwischenzeit wurden die Arbeiten an der harren zwei andere wichtige Probleme weiter- sinnvoll. Noch ahnt niemand, dass das Provi- 62 63 1973/74: Die Saudi– drehen den Ölhahn zu Doch tatsächlich gelingt es, das Gebäude in Re- gen bevölkern, gibt es mangels Fremdenbetten Hotelprojekt sprechen, existieren auch Grün- kordzeit zu errichten. Am 24. Dezember 1973 in der Gemeinde Deutschnofen viel zu wenige. de, die dagegen sprechen. Schon die ins Auge werden bereits Speisen serviert. Natürlich sind Obereggen ist von den Einheimischen abhängig gefasste Verbindung mit Pampeago ist für die auch die heiß ersehnten Toiletten in Betrieb. Der – aber diese müssen an den Wochenenden das noch junge Obereggen AG, die bisher fast nur Oberholz-Lift funktioniert ebenfalls ohne Zwi- Auto in der Garage lassen. Dass eine Busverbin- investiert und kaum kassiert hat, ein finanzieller schenfälle – und er wird es 15 weitere Jahre dung nach Obereggen eingerichtet wird, kann Kraftakt; die zusätzliche Investition in ein Hotel tun! die Ausfälle nur lindern. könnte zuviel werden. Mit den zwei Liften Eben und Oberholz, einem Am Ende entscheidet der Verwaltungsrat mehr- Selbstbedienungsrestaurant in Holzbauweise und Die zweite Wintersaison in Obereggen endet heitlich, das Grundstück, das eigentlich für den einer – wenn auch provisorischen – Zufahrts- für den Verwaltungsrat wie die erste: unbefrie- eigenen Restaurationsbetrieb an der Talstati- Dort, wo die Obereggen AG straße verdient sich Obereggen so langsam die digend. Doch trotz der finanziellen Einbußen on angekauft und reserviert wurde, an die Ver- ursprünglich ein eigenes Ser- Bezeichnung Skigebiet. Die Obereggen AG hofft wird der (nicht ganz billige) Plan, Obereggen mit waltungsratmitglieder (und Hotelbefürwor- vicegebäude samt Restaurant auf eine einigermaßen erfolgreiche Saison, auch Pampeago zu verbinden, entschlossen weiter- ter) Georg Weißensteiner und Karl Schmid zu und Bar errichten wollte, wird wenn allen klar ist, dass das Skigebiet erst mit verfolgt. Die Verantwortlichen sind überzeugt, verkaufen. Dort soll das Hotel (es wird sich als ein Hotel entstehen: das Spor- der geplanten Verbindung nach Pampeago kom- dass die Verbindung die erwünschte Attrakti- „Sporthotel“ einen guten Namen machen) ent- thotel Obereggen. Die Obereg- plett sein wird. vität und folglich den erhofften Aufschwung stehen, aber nicht unter dem Dach der Obereg- gen AG verkauft das Grundstück Doch die Ölkrise macht die Hoffnungen zunichte. bringen wird. gen AG. Rückblickend ist dies eine Entscheidung, an die Verwaltungsratmitglieder Seit Herbst 1973 drosseln Algerien, Irak, Katar, Gleichzeitig gibt es im Verwaltungsrat Bestre- die ganz den modernen Grundsätzen der Unter- Karl Schmid und Georg Weißen- Kuwait, Libyen, Saudi-Arabien und die Vereini- bungen, ein Hotel in Obereggen zu bauen. Ein nehmensführung entspricht: Die Obereggen AG steiner. gten Arabischen Emirate die Ölförderung ab- Hotel direkt an den Skipisten wäre sicher eine konzentriert sich auf das so genannte Kernge- sichtlich, um den Preis zu erhöhen. Italiens Re- hervorragende Ergänzung für das Skigebiet, wo schäft, also auf das Betreiben von Aufstiegs- gierung verfügt ein Sonntagsfahrverbot, um Öl doch in der gesamten Gemeinde Deutschnofen – anlagen und Pisten, und überlässt den Bau und zu sparen, und dreht Obereggen und vielen an- und vor allem in Obereggen – die Fremdenbetten die Führung eines Hotels Fachleuten. Vor allem deren Skigebieten damit die wichtigste Einnah- rar sind. Vom Hotel könnte das Skigebiet profi- aber ist es eine Entscheidung, die das Bild des mequelle ab. Wenn die Einheimischen am Wo- tieren, und umgekehrt könnte das Hotel zwei- Skigebietes Obereggen stark prägen wird. Wo chenende nicht mit dem Auto zum Skifahren felsohne vom Skigebiet profitieren. ursprünglich das Talstationsgebäude mit Re- dürfen, bedeutet dies schmerzhafte Einbußen, Im Verwaltungsrat werden die Pro und Contra staurant und Bar hätte entstehen sollen, steht denn Urlaubsgäste, die die Pisten an Werkta- abgewägt. Obwohl mehrere Argumente für das noch heute das Sporthotel Obereggen – die Tal- 64 65 1974/75: Die dritte –chwierige Sai–on Das als Provisorium gedachte Gebäude an der Talstation funktionierte 25 Jahre Pünktlich zum Start der neuen Wintersaison gibt Protokoll geben, dass die Auslastung „aus ver- es für Obereggen eine erfreuliche Nachricht: schiedenen klimatischen und allgemein wirt- Nach über dreijähriger Bauzeit ist der Ausbau schaftlichen Gründen“ keineswegs optimal war. der Straße von Rauth nach Obereggen endlich Hinter dieser allgemeinen Formulierung verbirgt abgeschlossen. Es ist dies ein wichtiger Schritt, sich der Hinweis auf einen äußerst schneear- wenn er für den Verwaltungsrat auch noch lange men Winter und auf die nach wie vor ausstän- nicht die Lösung aller Sorgen bedeutet. Denn an- dige Verbindung mit Pampeago. Die Obereggen gesichts der Tatsache, dass das Skigebiet Obereg- AG arbeitet fünf Jahre nach ihrer Gründung wei- gen, wie es sich die Gründer vorstellen, nach wie terhin auf Sparflamme (zumindest im Verhältnis vor „unfertig“ ist, darf sich der Verwaltungsrat zu dem, was dem Verwaltungsrat vorschwebt), schon im Dezember 1974 auf eine weitere (die und der Schneemangel verschärft die Situati- dritte) schwierige Saison einstellen. Zwar ar- on weiter. beitet der Verwaltungsrat unverändert intensiv Entsprechend schließt die Bilanz zum 31. Mai an der Weiterentwicklung des Skigebietes und 1975 mit einem Verlust von rund 19 Millionen konkret an der Verwirklichung des zweiten Bau- Lire: Die Erlöse aus den Liftkarten und aus dem loses samt Verbindung mit Pampeago, aber sol- Restaurantbetrieb an der Talstation belaufen station hingegen blieb bis heute am „proviso- die Eggentaler Almen an Pampeago anbinden zu che Projekte können eben nicht einfach aus dem sich auf 52 Millionen Lire, die Aufwendungen rischen“ Standort. können. Also wird das Gesellschaftskapital der Ärmel geschüttelt werden. Das Gesellschaftska- für den Betrieb hingegen auf 71 Millionen Li- Obereggen AG von 150 auf 300 Millionen Lire pital musste aufgestockt werden (das ist inzwi- re. Obwohl sich die Erlöse gegenüber der ersten Nach der Archivierung der Hotelpläne kann sich verdoppelt. Aus der vor vier Jahren gegründe- schen ja geschehen), Gutachten und Genehmi- Skisaison mehr als verdreifacht haben und zei- die Obereggen AG jetzt ganz auf die Verwirkli- ten Aktiengesellschaft mit einem Eigenkapital gungen zu den Ausführungsprojekten müssen gen, dass Obereggen auf dem richtigen Weg ist, chung der Verbindung mit Pampeago konzentrie- von bescheidenen 2,2 Millionen Lire ist ein an- eingeholt werden, die Durchfahrtsrechte müs- ist der Verwaltungsrat mit der Situation nicht ren. Dazu benötigt die Aktiengesellschaft frisches sehnliches Unternehmen mit einer Kapitalisie- sen mit den privaten Grundbesitzern geklärt wer- zufrieden. Insgesamt hat die Obereggen AG bis- Geld, denn aus den bisher erwirtschafteten Mit- rung von 300 Millionen Lire geworden. den, und all diese Vorbereitungsarbeiten bean- her Verluste in der Höhe von 48,8 Millionen Li- teln lässt sich die Investition nie und nimmer spruchen viel Zeit. Bis zur nächsten Saison sollte re geschrieben. Von den Gewinnen, die die Ak- finanzieren. Immerhin müssen im Rahmen des es aber klappen. tionäre gerne sehen würden, ist die Gesellschaft zweien Bauloses vier Lifte mit den dazugehörigen Im Frühjahr 1975 – nach Saisonschluss – muss weit entfernt. Ist das Skigebiet also doch eine Pisten verwirklicht werden, um Obereggen über der Verwaltungsrat in seinem Jahresbericht zu Fehlinvestition, wie die Kritiker von Anfang an 66 67 Die heutige Bergstation Absam-Maierl und ein Kostenvoranschlag der Athesia für Werbung Als der Obereggen-Lift noch nicht stand ... meinten? Der Verwaltungsrat zeigt sich weiter- Pichler ist seit 1. Februar 1975 der Direktor der peago – ein Sessellift und drei Schlepplifte – rige einfache Verwaltungsratmitglied Georg Wei- hin optimistisch. Noch ist das Skigebiet nicht Obereggen AG. Der Eggner – die Eltern betreiben samt den dazugehörigen Pisten stehen. So zu- ßensteiner folgt als Präsident auf Johann Zelger. „komplett“, und deswegen sollten auch die bis- im Ort ein Gemischtwarengeschäft samt Post- mindest ist es geplant. Allerdings muss Pichler Vizepräsident bleibt unverändert Erich Pichler, herigen Zahlen kein Grund zur Panik sein. Die Na- Außenstelle – bekleidet damals trotz seines jun- bald nach seinem Amtsantritt erschrocken fest- die anderen Verwaltungsratmitglieder sind der gelprobe – so weiß der Verwaltungsrat – kommt gen Alters bereits das Präsidentenamt im Ver- stellen, dass noch die meisten behördlichen Ge- nunmehrige Ex-Präsident Johann Zelger, Richard im nächsten Winter, wenn die Verbindung mit schönerungsverein Eggen und treibt als solcher nehmigungen fehlen und auch mit der Betrei- Pichler, Karl Schmid, Franz Zelger und Heinrich Pampeago hergestellt sein sollte. mit Nachdruck den Zusammenschluss mit den bergesellschaft der Liftanlagen in Pampeago, der Plank, der erst vier Wochen zuvor – im Septem- Bei einigen Aktionären weckt der soeben zu Ende Vereinen von Deutschnofen und Petersberg vo- I.T.A.P., noch verhandelt werden muss. Nicht ein- ber – Vinzenz Zelger ersetzt hatte. gegangene schneearme Winter natürlich Zwei- ran. „Ein guter Mann“, beobachten einige Ver- facher wird die Aufgabe für Pichler dadurch, dass fel, ob die Strategie des Verwaltungsrates die waltungsräte und werben Pichler deshalb an. er ein völliger Branchenneuling ist und entspre- richtige ist: Ist die Verwirklichung weiterer Lifte Dreieinhalb Jahrzehnte später, im Jahr 2010, ist chend die Ämter und Gesprächspartner sowie die und somit der Verbindung mit Pampeago wirk- klar, welch guten Riecher der Verwaltungsrat bürokratischen Abläufe erst kennen lernen muss. lich von grundlegender Bedeutung für die künf- damals gehabt hat. Eigentlich scheint das Ganze aussichtslos. Doch tige Entwicklung des Skigebietes? Oder werden anstatt sich entmutigen zu lassen, krempelt Pi- damit viele Millionen Lire in den Sand gesetzt? Jedenfalls hat Pichler im Frühjahr 1975 als Nach- chler die Ärmel hoch und beweist gleich in den Aber auch sie wissen: Eine Antwort kann frühe- folger von Heinz Tavernini gleich zum Einstand ersten Wochen und Monaten seine Qualitäten stens der nächste Winter geben. die nicht einfache Aufgabe, die Gesellschaft si- – unter anderem unbändigen Fleiß. In der Zwischenzeit beschäftigt sich ein jun- cher durch die nächsten – spannenden und ar- Im Oktober 1975 erfolgt in Obereggen noch ei- ger Mann so intensiv mit der Verwirklichung der beitsreichen – Monate zu steuern. Bis zum Herbst ne weitere wichtige personelle Veränderung, und Verbindung wie kaum jemand anderes: Siegfried sollen die neuen Verbindungsanlagen mit Pam- zwar an der Spitze der Gesellschaft: Das bishe- 68 69 1975/76: Die Geburt de– Ski Center Latemar Für Siegfried Pichler – und nicht nur für ihn – Schaden nehmen würde, da es sich die Skifah- nung stehen Erlöse in der Höhe von 135,6 Mil- sind der Sommer und der Herbst 1975 hektische rer mit Obereggen „teilen“ muss. lionen Lire (das bedeutet ein sattes Umsatz- Monate. Aber der Einsatz lohnt sich. Es gelingt, Das genaue Gegenteil ist der Fall: Sowohl dies- plus von 164 Prozent) und Aufwendungen in was im Frühjahr das hochgesteckte Ziel gewe- seits als auch jenseits der Eggentaler Almen der Höhe von 134,9 Millionen Lire. Vom Um- sen war: Im Dezember stehen gleich vier neuen übertrifft der Ansturm der Wintersportler al- satz entfallen etwa 92 Millionen Lire auf Erlö- Lifte zur Verfügung – der Zweiersessellift „Ab- le Erwartungen. Es kommen weit mehr Skifah- se aus den Liftanlagen, immerhin 35 Millionen sam-Maierl“ sowie die Schlepplifte Laner, Reiter- rer als bisher, und zwar mit einem guten Grund: Lire kommen aus dem Bar- und Restaurantbe- joch und Obereggen. Der ganze Stolz ist natür- Obereggen, Pampeago und Predazzo bilden ge- trieb an der Talstation. Der Gewinn in der Höhe lich der für damalige Verhältnisse hochmoderne meinsam ein zusammenhängendes Skigebiet von 693.892 Lire beweist, dass Obereggen das Zweiersessellift „Absam-Maierl“. Zum einen be- mit 15 (!) Liftanlagen. Das Ski Center Latemar Potential hat, ein wirtschaftlich gesundes Ski- Ein Meilenstein in der Geschichte dient er eine neue, attraktive Piste, die das Ski- – so nennt sich das neu entstandene Skigebiet gebiet zu werden. Die Verbindung mit Pampea- Obereggens: Endlich wird die gebiet Obereggen aufwertet (bisher standen mit – gehört mit einem Schlag zu den attraktivsten go und Predazzo hat auf Anhieb die in sie ge- ersehnte Verbindung mit Pam- Eben- und Oberholz nur zwei Pisten zur Verfü- Wintersportadressen der Region. Die Obereg- setzten Hoffnungen erfüllt. peago und Predazzo Wirklichkeit gung), zum anderen trägt er gemeinsam mit den gner Initiatoren fühlen sich bestätigt: Die von Stolz vermerkt der Verwaltungsrat im Bilanzbe- (im Bild das erste Logo in der drei erwähnten Schleppliften zur lang ersehnten Anfang an angestrebte Verbindung mit Pampea- richt: „Die Obereggen AG stellt heute mit ihrer Geschichte des Skigebietes Verbindung mit dem Skigebiet Pampeago und go war die richtige Entscheidung. 35 Jahre spä- Initiative einen entscheidenden Beitrag zur wirt- Obereggen). gleichzeitig auch mit dem Skigebiet Predazzo ter, im Jahr 2010, darf behauptet werden, dass schaftlichen Gesamtstruktur des Eggentales dar bei. 180 Millionen Lire haben die neuen Doppel- die Verbindung mit Pampeago Obereggens Auf- und ist in Zukunft auch in der Lage, eine sichere mayr-Liftanlagen gekostet, zuzüglich 36,5 Milli- stieg zu einem der beliebtesten Skigebiete Süd- Rendite des investierten Kapitals zu garantie- onen Lire für die Betonarbeiten und die Montage tirols eingeleitet hat. ren.“ Langsam wird klar, dass die Initiatoren kei- durch die Firma Tumpfer & Kaserbach. Am Ende der Saison darf die Obereggen AG erst- ne Träumer, sondern Realisten waren, als sie in Vergessen sind die bisherigen durchwachsenen mals einen – wenn auch kleinen – Gewinn ver- Obereggen etwas schaffen wollten, das für das Wintersaisonen, vergessen sind auch die schwie- melden. Und das, obwohl die Anlagen aufgrund gesamte Eggental zum Wirtschaftsfaktor wird. rigen Verhandlungen mit der Liftgesellschaft des neuerlichen Schneemangels drei Wochen Tatsächlich ist die Obereggen AG zu einem wich- I.T.A.P. in Pampeago bezüglich der Art der Ver- früher geschlossen werden müssen als geplant. tigen Auftraggeber für die Handwerker des Tales bindung. Innerhalb der I.T.A.P. hielten sich näm- Zum ersten Mal kann der Verwaltungsrat den und ein Gästemagnet für den Tourismus gewor- lich lange Zeit hartnäckig Befürchtungen, wo- Aktionären eine Bilanz präsentieren, wie er sie den. Entsprechend erkennen immer mehr Touris- nach Pampeago durch das Skigebiet Obereggen sich wünscht. In der Gewinn- und Verlustrech- mustreibende das Potential des Skigebiets, fas- 70 71 Herzstück der langersehnten Verbindung mit Pampeago: der Zweiersessellift „Absam-Maierl“ sen Mut und investieren. Der Tourismus in der Obereggen AG 434 Millionen Lire (zum Groß- gesamten Gemeinde Deutschnofen erlebt einen teil für die vier erwähnten Lifte), also das Drei- Aufschwung. Doch die Obereggner Macher sind fache des eigenen Jahresumsatzes. Die Bank- überzeugt: Das ist erst der Anfang. verbindlichkeiten belaufen sich angesichts der enormen Investitionen auf 416 Millionen Lire. Nach der erfreulichen Wintersaison 1975/76 Eine Kapitalerhöhung ist notwendig, damit die werden die Weichen für die Zukunft gestellt. Gesellschaft nicht auf zusätzliche Bankkredite Damit die Obereggen AG weiterhin auf gesun- zurückgreifen muss. den Füßen stehen kann und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Eigen- und Fremdfinanzierung wiederhergestellt werden kann, wird das Gesellschaftskapital abermals erhöht, und zwar von 300 auf 500 Millionen Lire. Wie notwendig dieser Schritt ist, zeigt ein Blick auf einige Bilanzzahlen: Allein im Geschäftsjahr zwischen 1. Juni 1975 und 31. Mai 1976 investiert die 72 73 74 75 1976/77: Der Beitritt zu Dolomiti Super–ki Die Weichen für die Zukunft werden auch an- Nachdem die Eröffnung der Liftverbindung mit derweitig gestellt. Der Verwaltungsrat beschließt Pampeago im vergangenen Winter die Vollen- den Beitritt von Obereggen zum Konsortium Do- dung jenes ehrgeizigen Investitionsplans bedeu- lomiti Superski, das vor zwei Jahren – im No- tet hat, der bei der Gründung des Skigebietes ab- vember 1974 – gegründet wurde und mehre- gesteckt worden war, soll Obereggen jetzt um re Skigebiete in den Dolomiten umfasst. Ab der eine weitere Aufstiegsanlage bereichert wer- anstehenden Wintersaison 1976/77 – übrigens den: Im Sommer 1976 beginnt wenige Meter Obereggens nunmehr fünfte Saison und somit vom Selbstbedienungsrestaurant entfernt der schon eine erste Jubiläumssaison – wird Obereg- Bau des Zweiersesselliftes „Ochsenweide“. Die gen zum Konsortium gehören, dessen Konzept Verwirklichung dieser Anlage ist nahe liegend durchaus Erfolg verspricht: Mit einem einzigen und strategisch sinnvoll: Um die vier Aufstiegs- Skipass können die Wintersportler die Aufstiegs- anlagen über die Eggentaler Almen und die Ver- anlagen mehrerer Skigebiete nutzen und Ab- bindung mit Pampeago leichter zugänglich und wechslung in ihren Winter bringen. Mittelfristig somit attraktiver zu machen, muss den Skifah- erwartet sich der Obereggner Verwaltungsrat rern die Zufahrt ermöglicht werden, ohne dass vom Beitritt zusätzliche Einnahmen. Heute, rund sie von den Parkplätzen in Obereggen aus zuerst 35 Jahre später, steht fest: Das Konzept von Dolo- die relativ schwierige Oberholz-Piste befahren der erst seit Jänner diesen verantwortungsvollen mer senior bei einem Autounfall ums Leben. Der miti Superski hat sich durchgesetzt, und Obereg- müssen. Diese Aufgabe soll ab dem kommen- Posten bekleidet, verliert sein Leben auf tragische November 1976 ist der bisher schwärzeste Mo- gen als eines der Konsortiumsmitglieder der er- den Winter der Ochsenweide-Lift erfüllen: Er Weise bei Instandhaltungsarbeiten in der Elek- nat in der Geschichte Obereggens! sten Stunde musste den damaligen Schritt nie wird die Skifahrer von der Talstation zur Laner- trokabine „Reiterjoch“. Direktor Siegfried Pichler, bereuen. Alm bringen, von wo aus sie in Richtung Sessel- dessen Freund und Jahrgangskollege Peter Pich- Als die „Jubiläumssaison“ 1976/77 im Dezember Im Sommer beschließt der Verwaltungsrat au- lift Absam-Maierl abfahren können. Übrigens: ler war, Präsident Georg Weißensteiner, der ge- beginnt, wird am Ochsenweide-Lift unplanmä- ßerdem die Preise für die kommende Saison: Die Die heute bestehende Ochsenweide-Piste wird samte Verwaltungsrat und die Mitarbeiter sind ßig noch gebaut. Ein Missverständnis zwischen Tageskarte für das Ski Center Latemar (Obereg- erst 1988 dazukommen. geschockt. Auch in der Bevölkerung verbreitet Projektant Hubert Zuegg und der Baufirma „Da- sich die Nachricht wie ein Lauffeuer. Von einer mian-De Cesero“ hat nämlich dazu geführt, dass gen-Pampeago-Predazzo) wird 5000 Lire kosten, Kinder zahlen 4000 Lire, und der Preis für Am 16. November tritt all das aber jäh in den Sekunde zur anderen ist in Obereggen nichts die Fundamente der Linienstützen nicht mit dem die Saisonkarte beträgt 50.000 Lire. Hintergrund. Peter Pichler („Reaser“) ist tot. Der mehr wie es war. Zu allem Überfluss kommt im Projekt übereinstimmen und allesamt verlängert Gebaut wird in Obereggen auch schon wieder. Dienstleiter für Liftanlagen der Obereggen AG, November auch noch Aufsichtsrat Julius Schlem- werden müssen. Erst im März wird der Ochsen- 76 77 Hans Zelger, Reinhard Pichler (Ex-Skischuldirektor) und Siegfried Pichler bei der Skihütte Oberholz weide-Lift endlich – mit drei Monaten Verspä- tor Siegfried Pichler seine „Mission“ (vorerst) als und dies dann bis weit ins neue Jahrtausend hi- AG im abgelaufenen Geschäftsjahr eingenom- tung – in Betrieb gehen können. erfüllt an: Nach zwei ereignisreichen Jahren, in nein bleiben würde. men – eine stolze Zahl, die die Rolle unterstrei- Die Jubiläumssaison beginnt übrigens so, wie die denen das Skigebiet Obereggen durch den Bau Zunächst ist Siegfried Pichler einmal weg, wenn cht, die Obereggen für den Südtiroler Winter- vorherige geendet hat: mit Schneemangel. Erst der Verbindung mit Pampeago und des Ochsen- auch nicht ganz, weil er der Obereggen AG wei- sport inzwischen spielt. Ende Dezember können die Liftanlagen – ausge- weide-Liftes enorm aufgewertet wurde, verlässt terhin beratend zur Verfügung steht. Derweil Selbstverständlich drücken die Bankverbindlich- nommen der Ochsenweide-Lift – voll in Betrieb er die Gesellschaft, um sich einer neuen beruf- dürfen die Wintersportler den erst im März er- keiten auf die Bilanz: Zwischen 1. Juni 1976 und gehen. Ein Teil des Weihnachtsgeschäfts fällt lichen Herausforderung zu stellen: Pichler hat öffneten Ochsenweide-Lift zur Freude des Ver- 31. Mai 1977 hat die Obereggen AG weitere 838 zum Leidwesen der Obereggen AG aus. Doch die von der Amonn-Gruppe das verlockende Ange- waltungsrates noch eine ganze Weile „genie- Millionen Lire investiert, die Bankschulden bei Sorgen währen nicht lange. Ab Anfang Jänner bot erhalten, die Betriebsberatungsabteilung ßen“. Nach wiederholten Schneefällen bleiben Investitionsbank, Sparkasse und Raiffeisenkasse läuft die Saison in Obereggen rund. Der Betrieb von Despar zu leiten, die die gesamte Steuer- die Lifte bis zum 17. April offen. Der Ausfall zu Deutschnofen-Aldein sind auf 768 Millionen Li- auf den Skipisten kann sich sehen lassen. und Lohnberatung für die angeschlossenen Ge- Weihnachten ist wettgemacht, am Ende der Sai- re angewachsen – angesichts des hohen Zinsni- schäfte abwickelt. Pichlers Nachfolger in Obereg- son steht ein sattes Umsatzplus von 132 Prozent veaus ein schöner Batzen Geld, der weitere gute Als Mitte März 1977 der Ochsenweide-Lift end- gen heißt Willy Priester. gegenüber der Vorsaison zu Buche. Obereggens Saisonen notwendig macht, um die Darlehens- lich freigegeben werden kann, ist das Skigebiet Pichlers Abschied schmerzt die Verantwortlichen, überdurchschnittliches Wachstum, das vor einem raten tilgen zu können. Obereggen – ziemlich genau fünf Jahre nach denn der Direktor hat zwei Jahre lang hervor- Jahr mit der Eröffnung von vier neuen Liften be- Baubeginn – mit nunmehr sieben Liften „kom- ragende Arbeit geleistet. Noch weiß niemand, gonnen hat, geht munter weiter. Entsprechend Zu allem Überfluss bereitet dem Verwaltungsrat plett“: Bis heute ist es bei den damaligen sie- dass die Trennung nur vorübergehender Natur kann der Verwaltungsrat wie schon im Vorjahr der Obereggen AG das mehr schlecht als recht ben Lifttrassen geblieben, wenn die Lifte auch sein würde und dass Siegfried Pichler schon 1978 den Aktionären einen Gewinn präsentieren, der laufende Nachbar-Skigebiet Predazzo Sorgen. mehrfach modernisiert wurden. Mit der Eröff- als neues Mitglied des Verwaltungsrates und mit 4,6 Millionen Lire außerdem bedeutend hö- Predazzo ist defizitär, als Teil des Ski Center Late- nung des Ochsenweide-Liftes sieht auch Direk- 1980 auch als Direktor zurückkehren würde – her ausfällt. 354 Millionen Lire hat die Obereggen mar für Obereggen aber ungemein wichtig. Eine 78 79 1977/78: Da– Skigebiet al– Touri–mu–motor Die neue Saison beginnt für den Verwaltungsrat wieder ein Umsatzplus von beachtlichen 95 Pro- mit der Gewissheit, dass er sich nicht zurückleh- zent zu Buche. Seit der Eröffnung der Verbin- nen darf, obwohl sich das Skigebiet in den letzten dung mit Pampeago 1975 hat der Jahresumsatz Jahren ordentlich entwickelt hat. Erfreulicher- der Obereggen AG zuerst um 164, dann um 132 weise wird die Auslastung an Werktagen immer und jetzt um 95 Prozent zugelegt – ein sagen- besser. Der Grund: Es kommen verstärkt Winter- haftes Wachstum. urlauber nach Deutschnofen. Mit dem Skigebiet Und trotzdem gibt es nach zwei Gewinnjahren im Rücken haben zahlreiche Deutschnofner Gast- in Folge diesmal einen Verlust, wenn er mit fünf wirte auch im Winter ihre Chance gewittert und Millionen Lire auch nicht besorgniserregend ist. halten ihr Haus nicht mehr nur im Sommer of- Die Bankkredite, die für die Finanzierung der en- fen. Aus der reinen Sommertourismusgemeinde ormen Investitionen aufgenommen wurden, und Deutschnofen wird allmählich eine Ganzjahres- das hohe Zinsniveau mit Jahressätzen von bis zu Schließung würde die Attraktivität des Ski Cen- vom Skigebiet Pampeago (Bergstation Tresca) destination, was sich natürlich auf die Nächti- 20 (!) Prozent machen sich bemerkbar; die ge- ter Latemar und somit Obereggens zweifelsohne zum Skigebiet Predazzo (Piste 5 Nazioni) – die gungszahlen auswirkt: Als das Skigebiet 1972 waltige Summe von 140 Millionen Lire muss die schmälern. Die Obereggen AG ringt sich zu einer Skifahrer müssen ein Stück zu Fuß bergauf ge- eröffnet wurde, kamen übers ganze Jahr genau Obereggen AG im Geschäftsjahr 1977/78 allein Geldspritze durch und beteiligt sich mit 20,55 hen, was mit Skischuhen und Skiern alles ande- 3.901 Gäste nach Deutschnofen und übernach- an Zinsen zahlen, womit der Grund für den Bi- Prozent an der Latemar AG, der Betreibergesell- re als Spaß macht. Tatsächlich stimmt I.T.A.P. zu; teten insgesamt etwa 45.000 Mal. Nun, 1978, lanzverlust auch schon gefunden ist. Dass die schaft des Skigebietes Predazzo. Obereggen will 1979 wird die Liftverbindung stehen. zählen die Statistiker in Deutschnofen 10.838 Personalkosten innerhalb eines Jahres von 65 ein mehrjähriges Wiederaufbauprogramm ak- Einmal mehr zeigt sich, wie sehr die Obereggner Urlauber und knapp 95.000 Übernachtungen. auf 119 Millionen Lire schnellen (es wird ange- tiv begleiten, um das Skigebiet Predazzo aufzu- davon überzeugt sind, dass die drei benachbar- Diese Zahlen zeigen, wie der Tourismus lang- sichts des gewachsenen Skigebietes zusätzliches werten und dessen Überleben zu sichern. Aller- ten Skigebiete umso attraktiver werden, je enger sam zu einem wichtigen wirtschaftlichen Stand- Personal eingestellt), ist nicht weiter schlimm, dings stellt die Obereggen AG eine Bedingung sie zusammenarbeiten. Die Verantwortlichen in bein für Deutschnofen wird – und das Skigebiet da ja auch die Einnahmen entsprechend steigen. für ihr finanzielles Engagement: Die Gesellschaft Pampeago und Predazzo sind diesbezüglich weit Obereggen ist daran nicht ganz unschuldig. Das Aber die Zinsbelastung tut weh. Dafür besitzt die I.T.A.P. (Pampeago) muss einen Verbindungslift skeptischer – immer spielt die Angst mit, Skifah- Skigebiet darf sich über den Gästezuwachs eben- Obereggen AG jetzt Liftanlagen, Gebäude und zum Skigebiet Predazzo verwirklichen. Während rer an die jeweiligen Nachbarn zu verlieren. falls freuen, weil die Abhängigkeit von den Wo- Pistenfahrzeuge im Wert von 1,7 Milliarden Li- die Skifahrer nämlich von Predazzo problemlos chenenden (und somit von den Einheimischen) re. Die Obereggen AG ist ein ordentliches und nach Pampeago kommen, existiert auf umge- abnimmt. „wertvolles“ Unternehmen geworden. kehrtem Wege noch immer keine Liftverbindung Entsprechend steht am Ende des Geschäftsjahres In Sommer 1978 ist es in Obereggen relativ ru- 80 81 1978/79: Warten auf neue Betten Das Geschäftsjahr 1978/79 ist durch keine besonderen Vorkommnisse geprägt. Die Einnahmen steigen, aber auch die Ausgaben (vor allem für Personal) nehmen weiter zu. Das Unternehmen wächst. Und es wird voraussichtlich weiter wachsen, denn die Rahmenbedingungen sind gut. In der Gemeinde Deutschnofen werden bis zur kommenden Wintersaison 300 zusätzliche Gästebetten zur Verfügung stehen, da mehrere Der Zweiersessellift „Absam-Maierl“ Gastwirte investieren. Obereggen, Pampeago und Dass sich der Tourismus in Deutschnofen so ra- Predazzo rühren als Ski Center sant entwickelt, bereitet Freude – zum einen, Latemar gemeinsam die Werbe- hig. Während in den vergangenen Jahren wäh- tor Siegfried Pichler wird im September 1978 weil dadurch die Wichtigkeit des Skigebietes trommel. Tatsächlich profitieren rend der Sommermonate (fast) immer gebaut in den Verwaltungsrat aufgenommen und da- Obereggen für die gesamte Gemeinde bestätigt die drei Skigebiete voneinander. wurde, fallen die Investitionen diesmal eher be- mit beauftragt, jenes Wiederaufbauprogramm wird, und zum anderen, weil durch die steigenden Der Zusammenschluss war eine scheiden aus: Unter anderem wird die Bar an der für das benachbarte Skigebiet Predazzo zu be- Gästezahlen die Auslastung der Aufstiegsanlagen strategische Meisterleistung. Talstation umgebaut und eine Lawinenspreng- gleiten, das der Obereggen AG so sehr am Her- an den Werktagen enorm verbessert wird. anlage oberhalb der Bergstation „Oberholz“ er- zen liegt. Pichler ersetzt übrigens Hans Zelger – richtet. Die Lawinensprenganlage ist vom Hy- für den Ideator des Skigebietes geht an diesem drographischen Landesamt gewollt, wird nach Tag ein wichtiges Kapitel seines Lebens zu Ende. ersten Tests aber nie mehr eingesetzt. 27 Jahre Wer weiß, ob es ohne Hans Zelger in Obereggen später, 2005, wird die Anlage abgetragen wer- ein Skigebiet gäbe. den, ohne je gebraucht worden zu sein. Noch im Jahr 2010 erinnert eine Hütte mit spitzem Dach oberhalb der Oberholz-Talstation an diese Fehlinvestition: In der Hütte war der Antrieb der Anlage untergebracht. Erwähnenswert ist eine Personalie: Ex-Direk- 82 83 1979/80: Im Dezember 1979 kehrt ein guter alter Bekann- die Obereggen AG spätestens seit der Beteili- ter in die Büros der Obereggen AG zurück: Sieg- gung an der Latemar AG im Jahr 1977 auch ein fried Pichler wird nach zweieinhalb Jahren Pause direktes finanzielles Interesse an einem funkti- wieder Geschäftsführer. Ganz weg war Siegfried onierenden Skigebiet Predazzo. Pichler nach seinem Abschied 1977 ja nie gewesen: zunächst blieb er der Obereggen AG als Be- Jedenfalls erlebt Obereggen einen Rekordwinter, rater treu, später rückte er in den Verwaltungsrat der bis weit in die 1980er-Jahre hinein unüber- auf. Und doch schließt sich in diesem Dezem- troffen bleiben wird. Alles passt zusammen, der ber 1979 ein Kreis. Pichler wird gleichzeitig Ko- Schnee fällt reichlich – so reichlich, dass das Ski- ordinierungsdirektor für die Skigebiete Obereg- gebiet in jenem Winter 135 Tage offen bleibt. Oh- gen, Pampeago und Predazzo. Zum ersten Mal ne technische Beschneiung, die es damals noch schaffen die drei Gesellschaften (Obereggen AG, nicht gibt, ist dies gewaltig. Entsprechend gut I.T.A.P. und Latemar AG) diese Funktion und ge- fällt das Ergebnis aus: Zum ersten Mal in der Ge- ben damit ihrem Willen Ausdruck, das Ski Cen- schichte des Skigebietes werden über zwei Mil- ter Latemar zu stärken. Pichler bekleidet darüber lionen Liftauffahrten gezählt – genau 2.061.402 hinaus das Präsidentenamt beim Liftkonsortium gegenüber 1.491.091 im Jahr zuvor! „Fleimstal-Obereggen“ und ist Vertreter der Tal- Natürlich ist nicht nur der lange Winter dafür schaft bei Dolomiti Superski. verantwortlich. Vor allem das rege Treiben an Dass gerade der Geschäftsführer der Obereggen den Werktagen macht den Auslastungsrekord AG zum Koordinierungsdirektor wird, ist nahelie- bei den Liftanlagen möglich, denn die Gemein- gend: Erstens agiert Obereggen von allem Anfang de Deutschnofen erlebt 1980 einen wahren Tou- an als die große Triebfeder für das Zusammen- rismusboom: Die Gästenächtigungen steigen in- rücken der drei Skigebiete. Zweitens war Pichler nerhalb eines Jahres um unglaubliche 20 Prozent schon vor seinem Abschied als Geschäftsführer von 127.000 auf 153.000. Somit haben sich die ein großer Verfechter eines Zusammenwach- Nächtigungen in Deutschnofen seit 1972, als in sens. Drittens begleitet Pichler das Wiederauf- Obereggen noch nicht Ski gefahren wurde, weit bauprogramm in Predazzo, seit er 1978 in den mehr als verdreifacht – von 45.000 auf 153.000. Verwaltungsrat berufen wurde. Und viertens hat Zum Vergleich: In ganz Südtirol sind die Nächti- 84 Verwaltungsratmitglied Richard Pichler bei Aufnahmen für ein Werbefoto der Obereggen AG Der Touri–mu– boomt 85 Obereggens erste zwei Skischulleiter in Aktion: Oswald Mittermair und Reinhard Pichler Obereggen mit dem neu erbauten Sporthotel gungen im selben Zeitraum „nur“ um 70 Prozent kaufsstelle für Zeitungen, Zigaretten und Sou- Das Skigebiet Obereggen hat sich zu einer bedeu- Skigebietes Obereggen und „seiner“ Gesellschaft von 11,8 auf 20,2 Millionen gewachsen. venirs, ein Sportgeschäft, einen Friseursalon so- tenden Realität gemausert, einerseits als Touris- in Zahlen kleidet: Einnahmen in der Höhe von 1,4 Längst steht fest: Das Skigebiet Obereggen hat wie Terrassencafé, Après-Ski-Bar, Diskothek und musmotor, andererseits aber auch als Arbeitge- Milliarden Lire und Kosten in der Höhe von 1,2 dem Tourismus in Deutschnofen einen ent- Kegelbar. Ein Büro des Tourismusvereins, Räum- ber. Bis zu 35 Personen an den Liftanlagen und Milliarden Lire bedeuten einen Reingewinn von scheidenden Schub gegeben. Aus zahlreichen lichkeiten für die Skischule und den Skikinder- 16 Personen in den Restaurantbetrieben arbeiten 203 Millionen Lire. Die Erlöse aus den Liftanla- Sommergastbetrieben sind Ganzjahresbetriebe garten sowie Verwaltungsbüros der Obereggen 1980 in der Hochsaison für die Obereggen AG. gen sind innerhalb eines Jahres von 656 Millio- geworden, was die Auslastung und somit die AG finden ebenfalls im Sporthotel Platz. Auf ei- Auch weiterhin schenkt der neue alte Direktor nen auf 1,13 Milliarden geschnellt, obwohl kei- Rentabilität erhöht. Auch sind mehrere neue Ho- nen Schlag verbessert sich die Infrastruktur an Siegfried Pichler der Latemar AG in Predazzo ne nennenswerten Investitionen getätigt und vor tels entstanden. Eines dieser Hotels steht di- der Obereggner Talstation enorm. viel Aufmerksamkeit – das Skigebiet Predazzo allem keine neuen Lifte eröffnet wurden. Leider rekt an den Skipisten und beschert Obereggen Das Sporthotel Obereggen steht symbolisch für trägt dazu bei, das Ski Center Latemar attrak- wird es in den nächsten Jahren nicht in dieser in mehrerlei Hinsicht einen Qualitätsschub: Fünf die Entwicklung, die der Tourismus in der gesam- tiv zu machen, weiß er. Daher freut es ihn (und Tonart weitergehen. Jahre nach der Entscheidung des Verwaltungs- ten Gemeinde Deutschnofen genommen hat, seit den Verwaltungsrat), dass das Skigebiet in Pre- Im Sommer 1980 ist es in Obereggen ruhig. Grö- rates, das Grundstück an Georg Weißensteiner unter dem Latemar Ski gefahren wird: Existierten dazzo im abgelaufenen Winter einen leichten ßere Bauvorhaben gibt es nicht, und trotzdem und Karl Schmid zu verkaufen, wird das Spor- 1970 in der Gemeinde Deutschnofen 643 gastge- Aufschwung erfährt. Trotzdem entscheidet der wartet Obereggen mit einer Neuheit auf: Zum er- thotel Obereggen eröffnet. Beim 110-Betten- werbliche Betten, so sind es 1980 genau 1346 – Obereggner Verwaltungsrat, die Beteiligung um sten Mal wird während der Sommermonate ne- Haus handelt sich um kein „normales“ Hotel, doppelt so viel. Und während die Bettenkapazität weitere 6.400 Aktien (4500 davon kauft sie der ben dem Oberholz-Lift auch der Ochsenweide- sondern um einen Vorzeigebetrieb für die ge- seit 1970 verdoppelt wurde, hat sich die Anzahl I.T.A.P. ab) auf 27,66 Prozent aufzustocken. Lift an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen in samte Gemeinde, der seinen Gästen gehobene der Übernachtungen mehr als verfünffacht. Das Standards bietet. Abgesehen davon beherbergt zeigt, um wie vieles besser die Auslastung der Am 30. Juli 1980 genehmigt die Aktionärsver- und Erweiterung der Wanderwege im Latemar- das Haus ein öffentliches Restaurant, eine Ver- Deutschnofner Gastbetriebe geworden ist. sammlung die Bilanz, die die Entwicklung des gebiet macht dies wirtschaftlich sinnvoll. 86 Betrieb genommen. Die ständige Verbesserung 87 1980/81: Nachdenken über Schneekanonen Die Bedeutung der Latemar AG für Obereggen re hinweg ein absoluter Ausnahmerekord blei- wird gleich im Winter nach der Aufstockung ben würden. So schlecht ist das Winterergeb- der Beteiligung einmal mehr deutlich. Obwohl nis 1980/81 demnach gar nicht. Angesichts der praktisch während des gesamten Winters aku- Rahmenbedingungen ist es sogar ausgezeich- te Schneenot herrscht, können die Liftanlagen net, denn immerhin bedeuten die 1,64 Milli- der Latemar AG in Predazzo soweit in Funktion onen Auffahrten das zweitbeste Ergebnis der gehalten werden, dass sie zumindest als Zubrin- Geschichte. ger für Obereggen dienen. 88 In Obereggen ist die Schneelage im Vergleich Aber mit dem „zweitbesten“ Ergebnis ist in zu Predazzo gut, obwohl sie auch in Obereggen Obereggen niemand so recht zufrieden. Ein- schon mal besser war. Jedenfalls fällt Obereg- drucksvoll hat der vergangene Winter aufge- gen zum ersten Mal mit seiner hervorragenden zeigt, wie wetterabhängig das Geschäft mit dem Pistenpräparierung auf, obwohl (oder gerade Skifahren ist und wie wenig die modernsten Auf- weil) in ganz Südtirol die weiße Pracht äußerst stiegsanlagen nützen, wenn der Schnee aus- spärlich fällt. Es sind dies die Anfänge eines bleibt. Der frühe Saisonschluss ist der Auslöser Images, das Obereggen bis hinein ins dritte Jahr- dafür, dass im Verwaltungsrat über den Einsatz tausend erhalten bleiben wird. von Schneekanonen nachgedacht wird, obwohl Am Ende wird der Schneemangel im Winter diese zu Beginn der 1980er-Jahre noch etwas 1980/81 auch für die fleißigen Obereggner zu- völlig Exotisches sind. Zwar wurde eine Maschine viel: Bis Mitte März „rettet“ sich Obereggen eini- für die Schneeproduktion schon in den 1950er- germaßen, am 17. März – 20 Tage früher als ge- Jahren in Österreich erfunden, aber durchge- plant – ist aber endgültig Schluss. Der Liftbetrieb setzt haben sich die Ungetüme in den Skigebie- wird eingestellt, das Ostergeschäft fällt flach. ten bisher noch nicht. Entsprechend enttäuscht ist man nach dem Re- Die Verantwortlichen in Obereggen scheinen zu kordwinter 1979/80 mit seinen über zwei Millio- spüren, dass die technische Beschneiung eine zu- nen Auffahrten über die diesmal nur 1,64 Millio- nehmende Rolle für die Zukunft der Skigebiete nen Auffahrten. Damals kann niemand erahnen, spielen wird. Sie wissen: Der Gast will Ski fahren dass die zwei Millionen Auffahrten über Jah- – und je kleiner die Gefahr ist, auf das Skierleb- 89 1981/82: Der Schnee kehrt zurück Der Gedanke an die technische Beschneiung die Zinsbelastung nach wie vor enorm ist. Für die lässt die Obereggner nicht mehr los. Schon im verbleibenden 587 Millionen Lire des während folgenden Winter werden in Obereggen zum der Investitionsoffensive in den 1970er-Jahren ersten Mal zwei angemietete Schneekanonen aufgenommenen langfristigen Darlehens bei der getestet. Als wäre die Natur über die Tests „er- Investitionsbank fallen im Geschäftsjahr 1981/82 schrocken“, schickt sie im Winter 1981/82 reich- satte 91 Millionen Lire Zinsen an, das sind heu- lich Naturschnee. Das Weihnachtsgeschäft läuft te unvorstellbare 15,5 Prozent. hervorragend, und am 3. Jänner 1982 – an einem Dass trotz dieser Belastungen die Bilanz zufrie- strahlenden Wintersonntag mitten in den Weih- den stellend ausfällt, hängt mit einer aufmerk- nachtsferien – erlebt Obereggen einen Rekord- samen Kostenkalkulation zusammen. Und weil tag: 33.369 Auffahrten werden an einem einzigen die Obereggen AG die Kosten aufmerksam beo- Tag gezählt. Zum Vergleich: Der Winterschnitt bachtet, wird im Sommer 1982 auch entschie- 1981/82 liegt bei 13.000 pro Tag. den, das Selbstdienungsrestaurant mit Bar an der Trotz des Rekordwertes vom 3. Jänner bleibt der Talstation und die Absamstube, die bisher selbst Saisonrekord aus dem Winter 1979/80 abermals geführt wurden, zu verpachten. Die Obereggen unerreicht: 1,7 Millionen Auffahrten sind zwar AG will sich auf ihr „Kerngeschäft“ konzentrieren. nis verzichten zu müssen, desto lieber besucht seltenen Änderungen im Verwaltungsrat der 100.000 Auffahrten mehr als im vergangenen Anstatt in Eigenregie das Personal zu verwalten er ein bestimmtes Skigebiet. Mit anderen Wor- Obereggen AG. Julius Schlemmer junior, Sohn Winter, aber immer noch satte 300.000 we- und die notwendigen Waren einzukaufen, sol- ten: Die schneesicheren Gebiete werden in Zu- des ehemaligen Aufsichtsrates Julius Schlemmer niger als im Rekordwinter. Langsam wird klar, len diese Aufgabe künftig Pächter übernehmen. kunft die Nase vorn haben. senior, ersetzt Heinrich Plank. Ansonsten bleibt welch außergewöhnliche Skisaison der Winter Der erste Pächter wird später übrigens Friedrich Rückblickend kann gesagt werden: Der Gedan- der Aufsichtsrat unverändert: Präsident Georg 1979/80 war. Leeg aus Petersberg werden. ke an die technische Beschneiung war richtig, Weißensteiner stehen Erich Pichler, Richard Pi- Insgesamt darf die Obereggen AG zufrieden sein. und im Winter 1980/81 beginnt jene Entwick- chler, Karl Schmid, Franz Zelger, Siegfried Pich- Der Reingewinn beträgt 96 Millionen Lire. Und Im Sommer startet die Obereggen AG eine Wer- lung, die Obereggen in den folgenden Jahren zu ler und eben Julius Schlemmer junior zur Seite. das, obwohl Vater Staat mit 1. Jänner 1982 die beoffensive. Ein eigens gedrehter Werbefilm über einem der Skigebiete mit der besten Pistenprä- Die Kontinuität ist garantiert. Steuerbelastung für die Skigebiete kräftig er- das Skigebiet begleitet die Verantwortlichen auf parierung und der höchsten Schneesicherheit höht hat (waren bislang die Erträge aus Liftan- verschiedene Veranstaltungen, die gemeinsam weit und breit machen wird. lagen nicht mehrwertsteuerpflichtig, unterliegen mit den Fremdenverkehrsorganisationen be- Im Herbst 1981 erfolgt wieder einmal eine der sie jetzt 8 Prozent Mehrwertsteuer) und obwohl sucht werden. 90 91 1982/83: Die Kompakt–chnee-Ära beginnt Für den Winter 1982/83 wird eine neue, an- Unternehmen „Elettromeccanica Alto Adige“ ei- spruchsvolle Piste für geübte Skifahrer fertigge- ne gebrauchte Elektropumpe angekauft, um die stellt: Die Zanggen-Piste, die über den Schlepp- Arbeiten fortsetzen zu können. Aber als die Pum- lift Reiterjoch bedient wird, ist eine zusätzliche pe Wasser in die insgesamt 19 Feuerwehrschläu- Attraktion für das Ski Center Latemar. Trotz- che presst, halten diese dem erhöhten Wasser- dem gestaltet sich der Start in den neuen Winter druck nicht stand und platzen nacheinander. Und schwierig. Wie schon vor zwei Jahren macht der schon wieder wird das Abenteuer Schneeerzeu- Schneemangel zu schaffen. Im Dezember schneit gung gestoppt. Bis Ambrosi-Pircher geeignete es nur bis zum Kehrtal, weshalb der letzte Teil Wasserschläuche liefern kann, vergehen mehre- der Piste Obereggen bis zur Talstation nicht be- re Tage. Derweil müssen die Skifahrer weiterhin fahren werden kann. Die Wintersportler haben zu Fuß oder mit dem Sessellift zur Obereggner nur zwei (wenig befriedigende) Möglichkeiten: Talstation. Dann endlich, nach einigen Tagen, ist entweder sie legen das letzte Stück zu Fuß zu- die Piste tatsächlich beschneit. rück oder sie schweben ab der Laneralm mit dem 92 Ochsenweide-Lift zu Tal. Während der Naturschnee weiter auf sich war- Jetzt macht sich bezahlt, dass die Obereggen AG ten lässt, beschließt der Verwaltungsrat, eine der schon Beschneiungstests durchgeführt hat. Es beiden Leihkanonen von Ambrosi-Pircher anzu- wird sofort reagiert, indem vom Brunecker Un- kaufen. Immerhin kostet eine Kanone samt 100 ternehmen Ambrosi-Pircher zwei Schneekano- Metern Wasserschläuchen mit Kupplungen rund nen vom Typ „Funjet“ angemietet werden – mit 25 Millionen Lire. Bevor ein weiteres Gerät er- dem Versprechen, die beiden amerikanischen worben wird, will die Obereggen AG ausgiebige Geräte anzukaufen, falls es mit der Schneeer- Tests absolvieren. Eine Fehlinvestition kann und zeugung klappt. Die Feuerwehr Eggen stellt ei- will man sich nicht leisten, und Erfahrungswerte ne Pumpe samt Schläuchen zur Verfügung und von anderen Skigebieten existieren in dieser Ur- so kann ein Provisorium zusammengezimmert zeit der technischen Beschneiung kaum. werden, das tatsächlich Schnee produziert. Al- Trotz fehlender Erfahrungswerte geht der Ver- lerdings währt die Freude nur kurz: Die Pumpe waltungsrat der Obereggen AG das Thema Be- gibt den Geist auf. Schleunigst wird vom Bozner schneiung offensiv an. Noch im Dezember wer- 93 Walter Rieder und Siegfried Pichler den Pläne geschmiedet, die Oberholz-Piste mit die Stromleistung, die eine derartige Anlage er- ter der Obereggen AG ist und damals die Nach- stellen, dass es sich auszahlt. Rieder gelingt es einer flächendeckenden Schneeanlage aus- fordert, könnte in Obereggen nicht aufgebracht folge des tödlich verunglückten Peter Pichler – ab Juli 1983 unterstützt von Georg Eisath, den zurüsten. Nur wie? Die Obereggner treten an werden. Also besichtigen Eisath und Rieder auf angetreten hatte, ist von der Idee, das Skige- die Obereggen AG verpflichtet – tatsächlich, un- Othmar Eisath vom Gerberhof in Eggen heran, ihrem Rückweg noch eine Anlage mit Nieder- biet gegen die Launen des Wetters abzusichern, ter Verwendung von Turbinen aus Heutrockner- der beim Seilbahnbauer Doppelmayr als Inge- drucksystem in Lech am Arlberg. Bei dieser An- fasziniert. Er spürt, dass der von der Funjet pro- Maschinen eine voll funktionstüchtige Testka- nieur beschäftigt ist, und beauftragen ihn, ge- lage kommen Propellerkanonen zum Einsatz, wie duzierte „Kunstschnee“ (damals war noch von none zu basteln. Somit ist jenes Jahr 1983 zum meinsam mit dem Dienstleiter für die Liftan- sie in Obereggen getestet wurden – dies könnte Kunstschnee die Rede) stark optimiert werden einen ein Meilenstein für Obereggen, zum an- lagen Walter Rieder eine Lösung zu studieren. ein Vorbild für Obereggen sein. könnte. Rieder schlägt dem Verwaltungsrat vor, deren aber auch ein Meilenstein für Rieder und Eisath und Rieder fahren ins schweizerische Sa- Der Verwaltungsrat beauftragt Othmar Eisath gemeinsam mit einem Deutschnofner Schlosser Eisath: Das Tüfteln an einer eigenen Schneeka- vognin, wo bereits eine Schneeanlage in Betrieb mit der Projektierung einer Niederdruckanla- selbst den Bau einer Schneekanone zu versuchen. none – natürlich erst ermöglicht von einer in- ist. Dort empfängt sie Leo Jägger, heute bekannt ge mit mobilen Propellerkanonen für die Ober- Der Verwaltungsrat stimmt zu. Einen Versuch ist novationsfreudigen Obereggen AG – bildet den als „Schneipapst“ und Pionier der technischen holz-Piste. es allemal wert, denn wenn das Vorhaben gelingt, Startschuss für eine Unternehmerkarriere, die die könnte die Obereggen AG in Zukunft mit Eigen- beiden später unter dem Namen Technoalpin zu Beschneiung, und erklärt ihnen die Hochdruckanlage. Schnell wird klar, dass dieses System für Derweil studiert Walter Rieder aufmerksam die bau-Schneekanonen einiges Geld sparen. Weltmarktführern in Sachen Beschneiungstech- Obereggen nicht in Frage kommt: Die Investi- Propellerkanone, die von Ambrosi-Pircher er- Ab sofort investiert Rieder viel Zeit und Energie nik macht. Übrigens: Während die Obereggen AG tions- und Betriebskosten wären zu hoch und worben wurde. Rieder, der seit 1977 Dienstlei- in das Projekt. Monate später wird sich heraus- 2010 ihr 40-jähriges Gründungsjubiläum begeht, 94 95 Walter Rieder mit US-Technikern an der „Hedco“ / Eine „Funjet“ und Rieders erstes Eigenprodukt Walter Rieder beim Enteisen der Schneekanone „Hedco“ feiert Technoalpin das 20-jährige Bestehen; 1990 soll den unteren Teil der Oberholz-Piste ab der vor zwei Jahren (etwa 1,6 Millionen), und die handelt sich um den zweiten schneearmen Win- wurde das Topunternehmen gegründet, und die Dorferschupf bis nach Obereggen sowie die Piste Erlöse aus den Auffahrten brechen um elf Pro- ter in drei Jahren! – fühlt sich der Verwaltungs- Obereggen AG war gewissermaßen die Geburts- Laner bis zur Talstation des Sesselliftes „Absam- zent ein. rat darin bestätigt, dass es richtig war, sich um helferin für das Weltunternehmen. Maierl“ bedienen. Die Kosten werden – inklusive Vor allem die Ausfälle an Oberholz- und Och- ein größeres Beschneiungsprojekt zu bemühen. einer zusätzlichen Schneekanone vom Typ „Hed- senweide-Lift tragen zum schlechteren Auf- Im April wird das Projekt von der Deutschnof- Aber kommen wir zurück zum Winter 1982/83: co“ – auf beachtliche 534 Millionen Lire veran- fahrtenergebnis bei, denn die beiden Pisten bis ner Baukommission genehmigt. Die Obereggner Während ergiebige Schneefälle ausbleiben, legt schlagt (zu Werten des Jahres 2010 wären dies zur Talstation werden aufgrund des erwähnten Verantwortlichen bringen es daraufhin persön- Doppelmayr-Ingenieur Othmar Eisath sein Pro- rund 630.000 Euro). Allein die Hedco kostet 91 Schneemangels weniger befahren – die Skifah- lich zum Landesamt für Landschaftsschutz, um jekt für eine Schneeanlage auf der Oberholz-Pi- Millionen Lire, ein Anschaffungswert, der Wal- rer konzentrieren sich auf die höher gelegenen es vor Ort zu erläutern. Allerdings fühlt sich das ste vor. Es sieht zwei Pumpstationen – eine an ter Rieder damals gemessen an der produzierten Pisten. Dass die beiden wichtigen Lifte (die nicht Landesamt nicht zuständig; das Projekt falle in der Talstation und eine in der Nähe der Laneralm Schneequalität übertrieben erscheint. nur die Oberholz- bzw. Ochsenweide-Piste be- die Kompetenz der Forstbehörde, heißt es, weil dienen, sondern vor allem auch Zubringer vom es in erster Linie Grabungsarbeiten und die Verle- – vor, genauso wie einen Wasserspeicher unterhalb des „Gefrorenen“ mit einem Fassungsvermö- Nach nur 119 Betriebstagen (zum Vergleich: Parkplatz in das Skigebiet sind) überhaupt be- gung von unterirdischen Rohren beinhalte. Auch gen von 6.000 Kubikmetern sowie unterirdische im Jahr zuvor waren es 134) geht ein weiterer fahren werden können, ist der kurzfristig ange- für die Genehmigungsprozeduren des Landes war Rohr- und Stromleitungen mit einer Gesamtlän- schneearmer Winter zu Ende. Die Anzahl der Auf- kauften Schneekanone zu verdanken. die Schneeanlage etwas ganz Neues. ge von 2,8 Kilometern. Die neue Schneeanlage fahrten fällt zwangsläufig auf das Niveau von Angesichts des neuerlichen Schneemangels – es Jedenfalls stellt Deutschnofens Bürgermeister 96 97 größte Investitionsvorhaben des Sommers 1983 ist, werden im Ski Center Latemar noch die Skipisten Reiter Alpe und Eben in einigen Bereichen verbreitert, die Zanggen-Piste begrünt und zur Gänze fertiggestellt sowie die Förderleistung des Schleppliftes „Reiter Joch“ von 800 auf 1200 Personen erhöht. Insgesamt werden im Sommer 1983 beachtliche 750 Millionen Lire investiert. Auch werden bereits Pläne für kommende Bauarbeiten an Obereggens erstem Speicherbecken „Kapörz“ Investitionen geschmiedet: Unter anderem be- Der erste Jeep der Ober- schließt der Verwaltungsrat, parallel zum beste- eggen AG: Als im Sommer henden Zweiersessellift Absam-Maierl einen zu- 1983 in Obereggen eine im Juni 1983 die Baukonzession aus. Die Ar- rat auf die Latemar AG ein, die weiterhin Sor- sätzlichen Zweiersessellift zu errichten, um das flächendeckende Schneeanlage beiten für die zweite flächendeckende Schnee- gen bereitet. Drei negative Jahre hintereinan- Nadelöhr Absam zu beseitigen: An der meistbe- samt Speicherbecken installiert anlage Südtirols (!) können beginnen. Die bis- der haben die Gesellschaft, an der die Obereggen fahrenen Aufstiegsanlage Obereggens kommt es wird, spult er Kilometer um her einzige betreibt Erich Kastlunger in St. Vigil AG inzwischen 29,04 Prozent hält, in eine be- nämlich wiederholt zu längeren Wartezeiten. Kilometer ab. in Enneberg auf der Piste „Miara“. sorgniserregende finanzielle Situation schlittern Schwierigkeiten bereitet derweil der Bau des Als im August die Aktionärsversammlung über lassen. Zeitweise musste der Betrieb sogar ein- Wasserspeichers – oder besser gesagt dessen die Bühne geht, sind die Bauarbeiten in vollem gestellt werden. Die zwei schneearmen Winter Füllung. Es stellt sich heraus, dass der Wasser- Gange und die Erwartungsfreude groß. Die Ak- innerhalb von nur drei Jahren waren Gift für die speicher nicht dicht ist, weil der eingebrachte tionärsversammlung beschäftigt sich allerdings ohnehin angeschlagene Gesellschaft. Trotzdem Lehm nicht hundertprozentig isoliert. Also wird mit anderen Themen. Zum einen berichtet der will die Obereggen AG weiterhin um die Gesell- auf Vorschlag von Forstinspektor Bruno Delmo- Verwaltungsrat darüber, dass die Verpachtung schaft kämpfen. Gemeinsam mit der Gesellschaft nego an den Innenböschungen isolierendes Ben- des Restaurationsbetriebes an der Talstation so- I.T.A.P. sucht die Obereggen AG nach einem Aus- tonit angebracht. Doch die Wahl des Materials wie der Absamstube die richtige Entscheidung weg, damit im nächsten Winter die Anlagen wie- wird sich noch als folgenschwere Fehlentschei- war: Die Pächter haben im vergangenen Win- der in Betrieb gehen können. dung entpuppen. ter zur vollen Zufriedenheit der Obereggen AG gearbeitet. Zum anderen geht der Verwaltungs- 98 Abgesehen von der Beschneiungsanlage, die das 99 1983/84: Europacup-Premiere trotz Schneemangel 100 Ende November 1983 geht die nagelneue Be- macht sich die Schneeanlage auf Anhieb bezahlt: schneiungsanlage termingerecht in Betrieb. Sie Obwohl noch kein (!) Naturschnee gefallen ist, ist der ganze Stolz der Obereggner. 427 Millio- beginnt in Obereggen schon am 3. Dezember nen Lire hat sie letztendlich gekostet, und da- die neue Skisaison. Der Ochsenweide-Lift und mit satte 20 Prozent weniger als veranschlagt, der untere Teil der Oberholz-Piste sind befahr- obwohl während der Arbeiten die Entscheidung bar. Die Ära der technischen Beschneiung hat in gefallen ist, die Anlage nicht wie ursprünglich Obereggen endgültig begonnen. geplant nur bis zur „Dorferschupf“ zu bauen, Mit der Beschneiungsanlage ruft Obereggen al- sondern bis zur Bergstation der Oberholz-Piste. lerdings die Umweltschützer auf den Plan. Die Schneimeister Josef Gummerer steht ein wahres technische Beschneiung sei eine ökologische Be- Schmuckstück zur Verfügung. Dank tiefer Tem- lastung, schimpfen sie. Erst langsam wird sich peraturen kann sofort mit der technischen Be- in den folgenden Jahren die Einsicht durchset- schneiung begonnen werden. Aber alsbald berei- zen, dass Kompaktschnee keine Belastung, son- tet das Schmuckstück Probleme. Mehrmals muss dern vielmehr ein Schutz für die Almböden dar- die Beschneiung unterbrochen werden, weil die stellt, weil die kompakte Schneedecke auch bei Düsen der Kanonen und die Filter in den Pump- Naturschneemangel die Grasnarbe vor den Kan- stationen verstopft sind und mühsam gesäu- ten der Skier schützt. Durch den Bau von Was- bert werden müssen. Die Ursache ist bald ge- serspeichern wird außerdem vermieden, dass in funden: Das Bentonit an den Innenböschungen der wasserarmen Winterzeit umfangreiche Was- des Wasserspeichers löst sich, vermischt sich serableitungen vorgenommen werden. mit dem Wasser und verstopft Leitungen, Fil- Die Beschneiungsanlage bewährt sich jeden- ter und Düsen. Ein Taucher aus Bozen muss so- falls: Erst am 15. Dezember fällt der erste Na- gar eine Verstopfung am Beckenboden behe- turschnee, aber schon zuvor geht in Obereggen ben. Im Frühjahr 1984 wird der Wasserspeicher zum ersten Mal ein internationales Skirennen daher mit einer Isolationshaut versehen – und über die Bühne. Der Deutsche Egon Hirt ge- gleichzeitig von 6.000 auf 10.000 Kubikmeter winnt das Europacup-Rennen vor dem Grödner erweitert werden. Alex Giorgi und dem Deutschen Hans Stuffer. Trotz des nicht ganz reibungslosen Betriebsstarts Es ist dies die Geburtsstunde einer bemerkens- 101 Internationales Flair beim Europacup ren herankommt, aber den vergangenen Win- ist aussichtslos, aller Einsatz der Obereggen AG ter immerhin um acht Tage übertrifft. Und das, scheint vergeblich gewesen zu sein, nachdem obwohl erst am 15. Dezember der erste Natur- es zwischenzeitlich – nach der erstmaligen Be- schnee fällt (wobei die Länge der Saison im Ski- teiligung der Obereggen AG im Jahr 1977 – gar geschäft nicht nur von der Schneelage, sondern nicht mal so schlecht ausgesehen hatte. Sieben maßgeblich auch vom Ostertermin abhängt). Jahre später gehen in Predazzo die Lichter aus: Die insgesamt 1.787.607 Auffahrten bedeu- Die Gesellschaft muss liquidiert werden, die Ka- ten ein Plus von 140.000 Auffahrten gegenü- pitalbeteiligung der Obereggen AG muss als Ver- werten Tradition: Die Dezember-Europacupren- Beschneiungsanlage und das erste Europacu- ber dem letzten Winter, auch wenn der Rekord- lustabdeckung verwendet werden. Die Obereg- nen werden Obereggen in den folgenden Jahr- prennen sind zwei Meilensteine in der Geschich- wert 1979/80 einmal mehr unerreicht bleibt. gen AG blutet kräftig mit. Und das Schlimmste: zehnten wegen der alljährlich hervorragenden te des Skigebietes. Jedenfalls hat sich die Auslastung der Liftanla- Es ist unwahrscheinlich, dass im kommenden Organisation und vorbildlichen Pistenpräparie- Und was ist mit Predazzo? Auch die Anlagen der gen erfreulicherweise verbessert. Pro Tag wer- Winter die Liftanlagen in Predazzo überhaupt rung den Ruf einbringen, das „Kitzbühel des Eu- Latemar AG gehen – wie im Sommer erhofft – den im Schnitt genau 14.569 Auffahrten gezählt in Betrieb gehen können. ropacups“ zu sein. in Betrieb. Damit bahnt sich für Obereggen ei- – 251 mehr als im Jahr zuvor. Von den heutigen Die letzten schneearmen Winter haben der Ge- Ohne Beschneiungsanlage wäre die Premiere ne erfolgreiche Saison an. rund 40.000 Auffahrten pro Tag ist der Wert sellschaft den Todesstoß versetzt. Der Haupt- zwar meilenweit entfernt, aber für die dama- grund dafür, dass es so weit kommen konnte, schief gegangen, eine Absage gleich beim ersten internationalen Auftritt wäre eine schlechte Eine erfolgreiche Saison wird es tatsächlich. Am lige Zeit und angesichts der weit bescheideneren liegt aber nicht am Wetter: Predazzo besitzt ganz Werbung für Obereggen gewesen. So aber kann Ende der ersten Wintersaison mit technischer Anlagen (ein Zweiersessellift ist das höchste der einfach Trassenführungen, die alles andere als das Rennen als Erfolg – auch als Werbeerfolg – Beschneiung in größerem Stil steht fest: Die Gefühle) kann sich die Zahl doch sehen lassen. funktionell sind: Von Predazzo bis zum „Dos Ca- verbucht werden. Die Botschaft, die neben dem Beschneiungsanlage hat zwar die Betriebsko- Das Geschäftsjahr 1983/84 schließt mit einem pel“ – also bis nach Pampeago – sind die Ski- sportlichen Wert der Veranstaltung kommuni- sten erhöht, aber die Kosten konnten durch die „außerordentlich guten Betriebsergebnis“, wie fahrer auf drei veralteten, langsamen Liftanla- ziert werden soll, ist eindeutig: „Skibegeisterte Mehrerlöse, die die Verlängerung der Saison der Verwaltungsrat in seinem Abschlussbericht gen sage und schreibe 50 Minuten unterwegs. seht her, in Obereggen kann bereits im Dezem- gebracht hat, aufgefangen werden. Die Erträ- stolz anführt. Also ziehen es viele Gäste, die in Predazzo und ber Ski gefahren werden; wenn die Bedingungen ge aus Liftanlagen erhöhen sich von 1,14 Mil- Der einzige Schönheitsfehler einer an und für Umgebung nächtigten, vor, gleich mit dem Ski- für die Weltklasseathleten gut genug sind, dann liarden Lire im Vorjahr auf 1,44 Milliarden Lire. sich äußerst positiven Saison ist das Ergebnis bus nach Pampeago zu fahren. Außerdem muss sind sie es auch für euch.“ Insgesamt 123 Tage lang sind die Aufstiegsan- der Latemar AG. Die Liftgesellschaft des Skige- die Tresca-Piste in Pampeago wegen Lawinen- Der Dezember 1983 ist ein äußerst erfreulicher lagen in Obereggen in Betrieb – ein Wert, der bietes Predazzo schließt das vierte Geschäfts- gefahr wiederholt geschlossen werden, womit Monat für Obereggen: die Inbetriebnahme der zwar nicht an die 134 Tage von vor zwei Jah- jahr in Folge mit einem dicken Minus. Die Lage die Verbindung unterbrochen wird. 102 103 1984/85: Die Gä–te „lieben“ Obereggen Fieberhaft wird im Sommer 1984 an der Liquidie- Saisonbeginn auf sich aufmerksam machen, und rung der Latemar AG, der Gründung einer neuen die Beschneiungsanlage tut wieder einen guten Gesellschaft und dem Übergang der Liftanlagen Dienst, obwohl die Stromspesen auf die Bilanz an die neue Gesellschaft gearbeitet. Die Obereg- drücken: Am Ende des Winters 1984/85 werden gen AG ist an vorderster Front dabei, da sie nach – bedingt durch Preissteigerungen und Mehrver- wie vor vom Wert des kleinen Skigebietes für das brauch – um satte 30 Prozent höhere Stromspe- gesamte Ski Center Latemar überzeugt ist. sen zu Buche stehen. Tatsächlich gelingt bis zum Winteranfang das Erstmals verkehrt im Winter 1984/85 ein Ski- Unerwartete: In Predazzo gehen die Liftanlagen bus von Deutschnofen, Eggen, Petersberg und Die Kosten für den Skibus trägt übrigens zu 70 negative Nebenwirkung: Am Absam-Maierl-Lift wieder in Betrieb. An die Stelle der Latemar AG ist Welschnofen nach Obereggen. Dieser Skibus wird Prozent die Obereggen AG, und zwar mit einer bilden sich immer öfter Warteschlangen. Damit die Latemar GmbH getreten. Gelöst sind die Pro- von Einheimischen, aber auch von Gästen gerne ganz klaren Absicht: Der Skibus soll die Ausla- soll zum Glück bald Schluss sein. Der sogenannte bleme damit natürlich nicht. Um das Skigebiet zu in Anspruch genommen. Vor allem für den Tou- stung der Anlagen weiter verbessern. Dass sich Doppel-Doppel-Sessellift, also ein zusätzlicher modernisieren und auf gesunde Beine stellen zu rismus ist der Skibus ein willkommener Dienst: die Investition lohnt, lässt sich am Ende des Win- Zweiersessellift parallel zum bereits bestehen- können, wären umfangreiche Investitionen not- Die Gäste können ihr Auto stehen lassen und ters an den Zahlen ablesen: Es war ein Super- den, ist genehmigt und die Baukonzession er- wendig. Diese zu tragen, sehen sich die Mitge- bequem ins Skigebiet kommen. Denn längst ist winter, der sogar dem Rekordwinter 1979/80 na- teilt, weshalb den Bauarbeiten nichts mehr im sellschafter – die Obereggen AG und die I.T.A.P. die Parkplatzsuche in Obereggen durch den en- he kommt, obwohl „nur“ 116 Betriebstage den Wege steht. – aber nicht in der Lage, weil sie selbst ehrgei- ormen Andrang an Skifahrern (vor allem an den damaligen 135 Tagen gegenüberstehen: Insge- Allerdings ist der Verwaltungsrat nicht mehr zige Investitionsprogramme verfolgen und mit Wochenenden) ein Problem geworden; manch- samt 1.970.770 Auffahrten werden an den sieben ganz so sicher, ob der Doppel-Doppel-Lift wirk- einer zusätzlichen finanziellen Belastung sogar mal stehen die Autos entlang der Straße bis weit Liftanlagen gezählt, und sie werden in ungleich lich eine gute Investition ist. Direktor Siegfried das eigene Überleben aufs Spiel setzen würden. hinunter in Richtung Rauth. kürzerer Zeit erzielt als jene bislang unerreich- Pichler ist nämlich von einer Studienfahrt von Also laufen in Predazzo die (veralteten) Liftan- Apropos Gäste: In Deutschnofen blüht der Tou- ten 2.061.402 Auffahrten vor fünf Jahren. Das Dolomiti Superski ins französische Val d’Isere lagen nur weiter, weil sich die Gesellschafter – rismus immer mehr. Allein 1985 steigen die heißt: Beinahe gleich viele Auffahrten an weit mit der Überzeugung zurückgekehrt, dass ein auch die Obereggen AG – bereit erklären, even- Nächtigungen in der Gemeinde um 7,4 Prozent weniger Tagen bedeuten gute Einnahmen bei zweiter Zweierlift eine Fehlinvestition werden tuelle Betriebsverluste abzudecken. oder fast 14.000 Nächtigungen auf nunmehr geringeren Betriebskosten. würde – abgesehen davon, dass eine zusätz- 197.598 Übernachtungen. Nur knapp wird die Die Auslastung der Liftanlagen verbessert sich liche Schneise in den Wald geschlagen werden Auf Obereggner Seite beginnt die neue Winter- 200.000er-Marke verfehlt. Zum Vergleich: Süd- enorm: 16.963 Auffahrten pro Tag werden im müsste. Viel besser wäre eine innovative Liftan- saison da schon beruhigender. Mit dem Euro- tirolweit steigt die Nächtigungszahl nur um 1,4 Schnitt gezählt, 2394 mehr als im Jahr zuvor. lage, die den bestehenden fixgeklemmten Dop- pacup kann Obereggen abermals pünktlich zum Prozent. Allerdings hat die gute Auslastung auch eine pelsessellift ersetzt, und zwar eine automatische 104 Der Innsbrucker Pistenexperte Hubert Spieß mit Siegfried Pichler 105 Walter Rieder und Othmar Eisath, Ingenieur bei Doppelmayr, bei einer Lehrfahrt in Frankreich Der Zweiersessellift „Absam-Maierl“ wird durch einen modernen Vierersessellift ersetzt Vierersesselbahn mit kuppelbaren Sesseln. Dop- Vierersesselbahn um 1,865 Milliarden Lire bauen, ein Investitionspaket für den Sommer 1985, das Modernisierungsbemühungen der Obereggner. pelmayr-Ingenieur Othmar Eisath, der ebenfalls abzüglich der alten Liftanlage. Vielleicht wirkt 3,5 Milliarden Lire (!) schwer ist. Auf eine Kapi- Jener Zweiersessellift, der vor genau zehn Jahren an der Studienfahrt teilgenommen hat, teilt Pi- auch die Tatsache beruhigend, dass Siegfried talerhöhung wird trotz der enormen Investiti- ein zentrales Glied der langersehnten Verbindung chlers Meinung. Pichler in der Vergangenheit schon des Öfteren onssumme verzichtet – die notwendigen Gelder mit Pampeago war und damit den Aufschwung Im Verwaltungsrat entsteht eine angeregte Dis- einen guten Riecher für Investitionen bewiesen werden durch Finanzierungen und Landesbeiträ- in Obereggen einleitete, wird jetzt abgerissen. kussion: Einige Verwaltungsräte zeigen Innova- hat, ohne dabei zu hasardieren. ge aufgebracht. Der damals so moderne Zweiersessellift weicht tionsfreudigkeit, andere wiederum fürchten sich Die Kapazität des innovativen Viererlifts ist be- Mit den 3,5 Milliarden Lire soll das Skigebiet noch Italiens allererstem automatischem Viererses- vor den hohen Kosten. Immerhin beläuft sich eindruckend: Die stündliche Förderleistung kann moderner gemacht werden. Denn das Geschäft sellift. Wieder ist der Obereggen AG für jene ein erster Kostenvoranschlag auf 2,9 Milliarden von 720 auf 2.400 Personen erhöht werden. Es mit dem Skisport ist inzwischen eine knallhar- Aufstiegsanlage, die die mit Abstand meistbe- Lire! Vorsicht, eine solche Investition sprengt handelt sich gleich in zweifacher Hinsicht um ein te Angelegenheit geworden. Die Kunden bezah- fahrene Anlage in Obereggen ist (sie vereint bis die finanziellen Möglichkeiten der Obereggen Vorzeigeprojekt: Für die Firma Leitner ist es die len genau genommen nicht fürs Liftfahren, son- zu 20 Prozent der Jahresauffahrten auf sich), AG, lautet der durchaus berechtigte Einwand. erste automatische Liftanlage mit kuppelbaren dern fürs Skifahren – entsprechend kurz sollen das Modernste gerade modern genug. Wie mo- Und überhaupt: Wieso sollte Obereggen Ver- Fahrzeugen überhaupt und somit der Einstieg in die Wartezeiten an den Talstationen sein, und dern der Vierersessellift ist, wird die Zukunft zei- suchskaninchen für andere Skigebiete spielen die kuppelbare Technik, für Italiens Skibranche entsprechend gut präpariert müssen die Pisten gen: 20 (!) Jahre lang – bis zum Sommer 2005 und die neuartige kuppelbare Seilbahntechnik ist es die allererste Vierersesselbahn dieser Art. sein. Vor allem die Gäste setzen Schneesicher- – fährt der neue Absam-Maierl-Lift zuverläs- austesten? Entsprechend werden später viele Seilbahnbe- heit voraus: Wer bucht schon einen Skiurlaub, sig bis zu eine Million Wintersportler pro Sai- Am Ende setzt sich die Idee von Siegfried Pich- treiber aus dem In- und Ausland nach Obereggen wenn nicht weitgehend gesichert ist, dass man son zur Bergstation. ler und Walter Rieder durch. Kein zusätzlicher kommen, um die Neuheit zu besichtigen. überhaupt Ski fahren kann? Das alles aber be- Im Herbst ist der Absam-Maierl-Lift fertig. Noch Zweierlift soll in Absam entstehen, auch kein Kurzum: Nachdem sich Obereggen schon in Sa- deutet für die Skigebiete riesige Investitions- ahnt niemand, dass Obereggen das erfolgreichste Dreierlift, wie ihn Doppelmayr im Jahr zuvor am chen technischer Beschneiung als Vorreiter her- kosten und hohe Fixspesen für Personal – in- Jahr seit dem Bestehen der Liftgesellschaft vor Speikboden gebaut hat, sondern ein hochmo- vortut, tut es dies nun auch in Sachen Seilbahn- zwischen arbeiten zu Spitzenzeiten bis zu 37 sich hat. derner Viererlift. Die Skeptiker werden nicht zu- technik. Gemeinsam mit der Erweiterung der Personen für die Obereggen AG. letzt durch den (in harten Verhandlungen) deut- Beschneiungsanlage auf der Piste „Reiter Alpe“ Die Erneuerung des Absam-Maierl-Liftes besitzt lich gedrückten Preis besänftigt: Leitner will die bildet die Erneuerung des Absam-Maierl-Lifts eine gewisse Symbolkraft für die unermüdlichen 106 107 1985/86: So erfolgreich wie noch nie Zu Saisonbeginn muss der Absam-Maierl-Lift Europa – Ski gefahren werden kann, auch wenn auf seinen ersten Einsatz warten. Der (Natur-) kein oder nur wenig Schnee von oben kommt. Schnee fehlt mal wieder, und die Wintersport- Übrigens sind die deutschen Skidamen nicht die ler müssen sich Anfang Dezember mit den Auf- einzigen, die in jenen Tagen und Wochen nach stiegsanlagen Ochsenweide und Oberholz be- Obereggen zum Training kommen. gnügen, als sie zum ersten Mal in dieser Saison 108 die Skier anschnallen. Allein die Beschneiungs- Nach und nach gehen alle Aufstiegsanlagen in anlage, die samt Fernsteuerung und Überwa- Obereggen in Betrieb, obwohl der Naturschnee chungsanlage zu den modernsten in ganz Süd- spärlich fällt. Im Vergleich zu vielen anderen Ski- tirol zählt, macht es möglich, dass in Obereggen gebieten bestechen die Obereggner Pisten ein- schon am 4. Dezember Ski gefahren werden kann. mal mehr mit der hervorragenden Präparierung. Am 5. und 6. Dezember folgen zwei Europacu- Entsprechend groß ist der Andrang der Winter- prennen, die vom italienischen Fernsehen und sportler. vom ZDF übertragen werden. Einmal mehr wird Mitten in die Zufriedenheit über den guten Sai- der Europacup zu einem Erfolg für die Organi- sonverlauf platzt eine weitere erfreuliche Nach- satoren, die auf die Mithilfe der Skiclubs Eggen richt: Endlich ist die Eintragung der Skipiste Och- und Rosengarten bauen können. senweide (parallel zum bereits bestehenden Obereggen schafft es aufgrund seiner Schneesi- Ochsenweide-Lift) in den Bauleitplan der Ge- cherheit sogar in das ZDF-Sportstudio und in die meinde Deutschnofen perfekt. Damit wird einer ZDF-Sportreportage. Weil die erfolgreiche deut- langjährigen Forderung der Obereggen AG ent- sche Damennationalmannschaft in Obereggen sprochen: Mit der neuen Piste bekommt Obereg- trainiert, senden die beiden populären Fernseh- gen eine zweite wichtige Verbindung in Rich- sendungen Berichte. Für das Skigebiet und die tung Talstation. gesamte Tourismusgemeinde Deutschnofen han- Zunächst bleibt der untere Teil der Oberholz-Pi- delt es sich um unbezahlbare Werbung: Ein Mil- ste die einzige Abfahrt bis zur Talstation. Dem lionenpublikum, noch dazu auf dem deutschen Erfolg tut dies keinen Abbruch. Am Ende der Hauptmarkt, darf feststellen, dass in Obereggen Saison darf sich Obereggen über einen neuen – im Gegensatz zu vielen anderen Skigebieten in Auffahrtenrekord freuen. Mit 2.340.584 Auf- 109 Start des Europacup-Riesentorlaufs bei der „Dorfer-Schupf“ fahrten wird der sechs (!) Jahre alte Spitzen- schließt der Verwaltungsrat der Obereggen AG, Obereggen AG veräußert ihre Beteiligung an der und darüber hinaus stehen weitere Investiti- wert aus der Saison 1979/80 geradezu pulveri- dass es unter den gegebenen Voraussetzungen Latemar GmbH und muss einen Veräußerungs- onen an – unter anderem eine weitere Poten- siert. Zum zweiten Mal nach 1979/80 wird die keinen Sinn macht, die Liftanlagen in Predaz- verlust von 517 Millionen Lire hinnehmen. Da- zierung der Beschneiungsanlage sowie der Bau Zwei-Millionen-Marke geknackt. Allein 571.000 zo weiter künstlich am Leben zu erhalten und mit erklärt sich auch, wieso die Obereggen AG der Ochsenweide-Piste. Die Obereggen AG muss Auffahrten entfallen auf den neuen Absam-Mai- alljährlich Geld in ein Fass ohne Boden zu wer- trotz eines überaus erfolgreichen Winters einen sich wohl oder übel auf das eigene Skigebiet erl-Lift, der zweifelsohne mitverantwortlich für fen. Zwar ist der Verwaltungsrat nach wie vor Verlust schreibt, wenn auch einen mit 8,8 Milli- konzentrieren. den enormen Erfolg ist. Der neue Lift hat einen davon überzeugt, dass Predazzo für die Attrak- onen Lire unwesentlichen. Einige erfolgreiche Saisonen würden der Obereg- bisherigen Flaschenhals beseitigt. tivität des Ski Center Latemar von Bedeutung In Predazzo wären hohe Investitionen notwen- gen AG bei der Amortisierung der Investitions- In seinem Jahresbericht spricht der Verwaltungs- ist; noch überzeugter ist er aber davon, dass ein dig gewesen. Aber die Gesellschafter (Obereggen kosten natürlich helfen. Und diese guten Sai- rat vom „wohl erfolgreichsten Geschäftsjahr seit neues Konzept und neue Trassenführungen für AG und I.T.A.P. in Pampeago) sehen sich ange- sonen bahnen sich an: Die Buchungslage für den dem Bestehen der Gesellschaft“. Hingegen be- die Aufstiegsanlagen her müssen. sichts ihrer eigenen Investitionsprogramme vor- kommenden Winter 1986/87 ist schon im Som- reitet Predazzo einmal mehr Sorgen. Auch in Zehn Jahre, nachdem die Verbindung zwischen erst nicht in der Lage, sich zusätzliche Kosten mer gut. Die Gäste buchen langfristig, weil sich dieser Saison waren die Ergebnisse der Late- Obereggen und Predazzo 1975 eröffnet wur- aufzubürden. Das wäre zu riskant. Die langfri- Obereggen als relativ schneesicheres Gebiet ei- mar GmbH ernüchternd. Kaum zwei Jahre nach de, und nach jahrelangem vergeblichem Kampf stigen Verbindlichkeiten bei der Obereggen AG nen Namen gemacht hat. der Liquidierung der Latemar AG und dem er- um das Skigebiet ist somit endgültig Schluss. haben sich durch das Großprojekt Absam-Mai- hofften Neuanfang mit der Latemar GmbH be- Der Skibetrieb in Predazzo wird eingestellt. Die erl-Lift sowieso auf 2,3 Milliarden Lire erhöht, 110 111 1986/87: Wer i–t die–er Alberto Tomba? Anfang Dezember die übliche Leier: Der Natur- haltiges Wassermanagement. Auch der Euro- Dass die Aufstiegsanlagen in Predazzo still ste- schnee lässt auf sich warten, aber die Wintersai- pacup kann dank technischer Beschneiung und hen, wirkt sich auf den Skibetrieb in Obereggen son in Obereggen kann wie geplant starten. Die dank des unermüdlichen Teams rund um OK- wider Erwarten kaum aus. Der Winter läuft her- Obereggner Beschneiungsanlage besteht inzwi- Chef Bruno Fusmini wieder stattfinden. Inzwi- vorragend und es zeichnet sich ab, dass der letzt- schen aus drei Pumpstationen, einem Wasser- schen sind die Rennen auf der Oberholz-Piste jährige Auffahrtenrekord noch einmal überboten staubecken, rund 6,5 Kilometern Rohrleitungen zum Magneten für viele Weltcupstars geworden, werden könnte – und das, obwohl Ostern dies- und neun Schneemaschinen; fünf der sieben Lift- die den Europacup als Wettkampftraining für die mal für die Skigebiete zu spät kommt und das anlagen oder zirka 30 Hektar Pisten können be- nächsten Weltcupeinsätze nutzen. Denn im De- Ostergeschäft somit komplett flach fällt. dient werden. Wieder kann Obereggen zu Sai- zember gibt es nicht überall in Europa Schnee, Schon etwa drei Wochen vor Saisonschluss ist Im Dezember 1986 wird ein noch sonbeginn mit seinen gut präparierten Pisten und die Weltcuprennen sind spärlich gesät. Da die Auffahrtenzahl des vergangenen Winters er- unbekannter Bologneser namens punkten – insbesondere während der Weih- kommt der Obereggner Europacup gerade recht. reicht. Und nach dem allerletzten Tag der Win- Alberto Tomba Dritter in Obereg- nachtszeit. Die Gäste brauchen ihre langfri- Letztendlich siegen beim Jubiläum aber nicht tersaison 1986/87 stehen gewaltige 2,75 Mil- gen, und zwar erstaunlicherwei- stigen Buchungen nicht zu bereuen. die bekannten Athleten, sondern junge, (noch) lionen Auffahrten zu Buche – plus 18 Prozent! se im Super G und nicht in seinen Dass Obereggen in Sachen Kompaktschnee An- relativ unbekannte Burschen: Der Deutsche Ar- Ein Viertel der gesamten Auffahrten entfällt auf späteren Paradedisziplinen Sla- fang der 1980er-Jahre zu den Vorreitern in Süd- min Bittner gewinnt den Slalom, der Österrei- den Absam-Maierl-Lift. Die Lifterlöse steigen, die lom und Riesentorlauf. tirol zählte, macht sich jetzt bezahlt. Ein Teil des cher Rainer Salzgeber den Super-G und dessen steigenden Kosten für Beschneiung und Personal Aufschwunges, den das Ski Center Latemar er- Teamkollege Bernhard Gstrein die Kombination. können mehr als aufgefangen werden. lebt, ist der technischen Beschneiung und der Ein 20-jähriger Bologneser, ein gewisser Alberto Mit diesem ermutigenden Ergebnis im Rücken damit verbundenen Schneesicherheit zu ver- Tomba, landet im Super G auf Rang drei. Welch kann der Verwaltungsrat getrost an die näch- danken. Dass die Umweltschützer nach wie vor würdiges Teilnehmerfeld dieser Jubiläums-Euro- sten Investitionen denken. Und er tut dies auch, Kritik an den Schneekanonen üben, entkräftet pacup aufweist, wird sich in den folgenden Jah- denn das Investitionsprogramm, das 1985 mit die Obereggen AG mit ihren Argumenten: Die ren erweisen: Tomba wird zum Weltcupsieger, dem Neubau des Absam-Maierl-Liftes und mit Grasnarbe wird durch die technische Beschnei- Weltmeister, Olympiasieger und umjubelten Star der Verstärkung der Beschneiungsanlage begon- ung nicht in Mitleidenschaft gezogen, sondern aufsteigen, Bittner später den Slalom-Weltcup nen wurde, muss konsequent fortgeführt wer- sogar geschützt, die Schneekanonen sind kaum gewinnen, Salzgeber Riesentorlauf-Vizewelt- den. Die technische Entwicklung ist rasant, und sichtbar und damit landschaftlich unbedenk- meister werden und Gstrein Olympiazweiter in die Obereggner blicken mit Respekt auf die ab- lich, und das Staubecken ermöglicht ein nach- der Kombination. schreckenden Beispiele von anderen Skigebie- 112 113 ten, die Investitionen versäumt und daraufhin und die Förderleistung des Skiliftes Laner soll Lift wie gewohnt die Wanderer direkt in das Late- union mit einer gemeinsamen Stimme auftreten, schnell Kunden verloren haben. Die Aufstiegs- im Rahmen der gesetzlichen Zehnjahresrevisi- margebiet. Für den Sommertourismus ist der gewinnen sie innerhalb der Obereggen AG an anlagen und die Beschneiung müssen pausen- on von 800 auf 1200 Personen erhöht werden. Oberholz-Lift eine nicht mehr wegzudenkende Gewicht. Damit soll sichergestellt werden, dass los verbessert werden, will man die Gunst der Im nächsten Sommer (1988) dann soll der Ober- Einrichtung geworden. die Obereggen AG auch in Zukunft in Eggentaler Wintersportler nicht verlieren. holz-Lift, der im Februar 1988 15 Jahre alt wird, Inzwischen hat es auch gesellschaftsintern ei- Händen bleibt. Denn das Skigebiet Obereggen ist Der Verwaltungsrat plant mehrere größere Inve- erneuert werden und die neue Ochsenweide-Pi- ne bedeutende Änderung gegeben. Eggentaler erfolgreich genug, um das Interesse von „frem- stitionen, um das Skigebiet den modernen Be- ste gebaut werden. Und auch eine Modernisie- Aktionäre der Obereggen AG haben sich zur Ak- den“ Investoren zu wecken. Auch im Aufsichts- dürfnissen anzupassen: Im kommenden Som- rung des Talstationsgebäudes samt Selbstbedie- tienunion zusammengeschlossen. Diese Union rat gibt es Änderungen: Josef Heiss folgt als Prä- mer 1987 soll der Zweiersessellift Obereggen nungsrestaurant wäre wünschenswert. bündelt die breit gestreuten Aktien der Eggen- sident auf Franz Kemenater, der dieses Amt seit taler und macht aus vielen kleinen Anteilen ei- der Gesellschaftsgründung 1970 bekleidet hat- durch einen Vierersessellift von Leitner auf neuer Trasse ersetzt und die stündliche Förderlei- Während im Sommer 1987 am Obereggen- und nen großen Anteil. Mit anderen Worten: Indem te; effektive Aufsichtsratmitglieder sind Anton stung auf 2400 Personen geschraubt werden, am Laner-Lift gebaut wird, bringt der Oberholz- die vielen Eggentaler Aktionäre über die Aktien- Pichler (Ortner) und Heinrich Plank. 114 115 1987/88: Und wieder purzelt der Rekord Bis zum Beginn der neuen Wintersaison stehen go entstand, wurde die stündliche Förderleistung sowohl der neue Obereggen-Lift (mit Talstation der sieben Liftanlagen von 5.688 auf 11.120 ge- unter dem Zanggen) als auch der Laner-Lift be- schraubt. Trotz gleich gebliebener Anzahl von Lif- reit. Wieder einmal kann Obereggen den Win- ten wurde die Förderkapazität verdoppelt. Da- tersportlern Neuigkeiten bieten, was natürlich durch kann Obereggen die gestiegene Zahl von hilft, das Interesse hoch zu halten bzw. sogar Wintersportlern recht gut bewältigen. Joachim Dalsass, Siegfried Pichler und Forstinspektor Bruno Delmonego (v. l. n. r.) zu steigern. Vor allem mit dem Obereggen-Lift unterstreicht das Skigebiet einmal mehr seinen Lediglich auf das Wetter können die Obereggner ungebremsten Modernisierungsdrang: Der Lift nach wie vor keinen Einfluss nehmen. Schon wie- Obereggen die Einstiege der Schlepplifte adap- te 248.000 Übernachtungen – das ist bisheriger ist Italiens allererster fixgeklemmter Viererses- der fällt der Naturschnee nicht in jenen Men- tieren – inklusive eigener Abnahme durch die Rekord. Zum Vergleich: Zehn Jahre zuvor stan- sellift. Der einzige Wermutstropfen ist, dass die gen, wie es sich ein Skigebiet wünschen würde. zuständigen Ämter. den 95.000 Nächtigungen zu Buche. Deutschn- geplante Fahrtgeschwindigkeit von 2,00 Metern/ Dazu kommen im Winter 1987/88 überdurch- Gemessen am spärlichen Schneefall verläuft die ofen hat als Tourismusgemeinde eine enorme Sekunde aufgrund einer Weisung des Seilbah- schnittlich warme Temperaturen. Trotzdem ver- Wintersaison in Obereggen exzellent. Am Ende Entwicklung durchgemacht: Während die Über- ninspektorates auf 1,40 Meter/Sekunde reduziert läuft die Saison gut. Etwas Naturschnee vermi- kann der Auffahrtenrekord vom vergangenen nachtungen südtirolweit von 1978 bis 1988 um werden muss. Das Inspektorat ist der Meinung, scht mit dem Schnee aus der Kanone ergeben Winter sogar noch einmal um 306.000 Auf- 44 Prozent (von 16,9 auf 24,4 Millionen) zuge- dass eine höhere Geschwindigkeit zu Problemen eine zufriedenstellende Schneedecke, die den fahrten übertroffen werden. Zum ersten Mal legt haben, hat Deutschnofen eine Steigerung beim Einstieg führen könnte. So „schleicht“ der Ansprüchen der Wintersportler entspricht. Apro- zählt Obereggen an seinen sieben Aufstiegsan- von 160 Prozent erlebt. neue Vierersessellift weit langsamer als geplant pos Wintersportler: Immer öfter kreuzen sich die lagen mehr als drei Millionen Auffahrten (sa- Die Euphorie ist groß. Noch weiß niemand, dass den Berg hinauf. Die lange Fahrzeit und der üb- Wege der Skifahrer mit jenen von „Verrückten“, ge und schreibe 3.058.117). Es ist dies der drit- dieses Nächtigungsergebnis erst wieder 1994 licherweise beißende Wind bringen der Anlage die auf einem einzigen, dafür breiteren Brett te Rekordwinter nacheinander. Die Obereggen übertroffen werden wird. Vor allem die beiden prompt den ironischen Übernamen „Sibirien- stehen und völlig andere Kurvenradien fahren. AG verzeichnet mit einem Bilanzüberschuss von nächsten Winter werden wegen der Schnee- Express“ ein. Erst 1990 wird durch die Errich- „Monoski“ – später Snowboard – nennt sich die 2,1 Milliarden Lire das beste Geschäftsjahr seit lage äußerst schwierig werden, und der Tou- tung des ersten Fahrgastförderbandes Italiens neue Trendsportart, die zwar schon 1965 in Ame- ihrer Gründung. rismus wird bis auf 221.000 Nächtigungen die Fahrtgeschwindigkeit stufenweise auf 2,4 rika entdeckt wurde, aber erst jetzt den Durch- Zum einen ist für das hervorragende Ergebnis schrumpfen. Meter/Sekunde erhöht werden können. bruch zu schaffen scheint. Eifrig wird diskutiert, natürlich die verbesserte Förderkapazität der Jedenfalls machen sich die fortdauernden Inve- ob sich das neue Vergnügen durchsetzen oder Lifte verantwortlich, zum anderen der Touris- Nachdem der Rekordwinter 1987/88 archiviert stitionen der vergangenen Jahre positiv bemerk- bald – wie so viele Sportarten – wieder in der mus: Die Beherbergungsbetriebe der Gemein- ist, geht es im Sommer 1988 an der Talstation bar: Seit 1975, als die Verbindung mit Pampea- Versenkung verschwinden wird. Jedenfalls muss de Deutschnofen registrieren im Jahr 1988 sat- richtig rund. Es wird gebaut, und zwar gleich an 116 117 Die Maierl-Alm Eine Faschingsveranstaltung zwei Stellen. Zum einen wird zwei Jahre nach sellschaft 14 (!) Milliarden Lire investiert, und al- auf das (exzellente) abgelaufene Jahr zurückzu- dazu einer so aufreibenden und bedeutenden Sa- deren Eintragung in den Bauleitplan die Och- lein in den drei Jahren zwischen 1985 und 1988 blicken und sich über die nächsten Vorhaben des che, sind selten. Und sie wissen dank ihrer Erin- senweide-Piste von der Laner Alm zur Talstation waren es 12,3 Milliarden. Beeindruckend ist vor Verwaltungsrates zu informieren. In die Freude nerungen an die Gründerzeit auch, dass es für verwirklicht, zum anderen wird der Zweierses- allem, dass die Gesellschaft diese enormen Inve- über das ausgezeichnete Jahr mischt sich die Zelger genügend Anlässe gegeben hätte, alles sellift Oberholz durch einen modernen kuppel- stitionen ganz ohne Kapitalaufstockungen be- Trauer um Altpräsident und Gründungsmitglied hinzuschmeißen und sich zu fragen: „Für wen baren Vierersessellift ersetzt. Mit dem Zweier- wältigen kann. Seit 1976 beträgt die Kapital- Johann Zelger, der wenige Tage zuvor verstorben mache ich das alles eigentlich?“ Zelger hat die- lift geht ein Stück Geschichte: Der Oberholz-Lift ausstattung unverändert 500 Millionen Lire, was ist. Zelger war nicht nur zunächst Alleinverwal- se Frage nie gestellt. war 1973 nach dem Eben-Lift der zweite Lift in bedeutet, dass die Obereggen AG die ständigen ter und dann erster Präsident der Obereggen AG, Aber zurück zur Aktionärsversammlung: Der Ver- Obereggen, der in Betrieb genommen werden Modernisierungen aus selbst erwirtschafteten sondern auch einer der Motoren bei deren Grün- waltungsrat kann darüber berichten, dass eine konnte. 15 Jahre ist das jetzt her. Mitteln bestreiten kann (natürlich zwischenfi- dung. Weitsichtig genug, um die Chancen eines berechtigte Hoffnung besteht, dass demnächst Weitere Investitionen im Sommer 1988 betref- nanziert durch Darlehen und unterstützt durch Skigebietes in Obereggen zu erkennen, setzte das Skigebiet Predazzo erneuert und wieder in fen eine neue Wasserfassung in Absam für die Landesbeiträge). Das zeigt, wie hervorragend je- er sich gemeinsam mit einem Team von jungen Betrieb genommen wird. Für das Ski Center Late- Beschneiung, die Erweiterung der Beschneiungs- nes Skigebiet läuft, dem die Gegner Anfang der Männern gegen zahlreiche Widerstände durch mar wäre dies natürlich eine Bereicherung. Für anlage auf die neue Ochsenweide-Piste, unter- 1970er-Jahre kaum Überlebenschancen einge- und machte etwas möglich, dessen Wert erst den anstehenden Winter – so der Verwaltungs- irdische Garagen für die Pistengeräte und ein räumt hatten. Und das zeigt, wie gut die Obereg- später im Tal so richtig bewusst wurde. Jetzt – rat – wird es sicher nicht klappen, aber immerhin Magazin an der Talstation in Obereggen. Sechs gen AG geführt wird: Dem Verwaltungsrat gelingt Ende der 1980er-Jahre – wäre Obereggen (und existiert bereits ein Projekt für neue Anlagen, die Milliarden Lire investiert die Obereggen AG in es immer wieder, nach eingehendem Abwägen überhaupt die Gemeinde Deutschnofen) ohne in nächster Zukunft verwirklicht werden sollen. diesem Jahr – so viel wie noch nie. Vier Milliar- jene Investitionen zu beschließen, die zwar kost- Skigebiet absolut nicht mehr vorstellbar. Die In Predazzo jedenfalls herrscht Aufbruchstim- den entfallen allein auf den modernen Oberholz- spielig sein mögen, die aber gleichzeitig die At- Verwaltungsräte erinnern an den langjährigen mung. Was der Verwaltungsrat nicht weiß: Bis Lift. Das Land steuert für den Oberholz-Lift und traktivität des Skigebietes steigern und entspre- Einsatz ihres ersten Präsidenten, der tage- und zur Verwirklichung der angekündigten Anlagen die Verbesserung der Beschneiungsanlage einen chend die Einnahmen erhöhen. nächtelang für Obereggen unterwegs war – und werden noch sieben lange Jahre vergehen. Beitrag von 1,5 Milliarden Lire bei. sie erinnern an einen Freund. Sie wissen: Per- Der Blick auf die Investitionszahlen der Obereg- Während die Bauarbeiten auf Hochtouren lau- sonen, die sich wie Zelger ohne jegliches Eigen- gen AG ist beeindruckend: Seit 1980 hat die Ge- fen, treffen sich die Aktionäre Ende August, um interesse in den Dienst einer Sache stellen, noch 118 119 Der –chneeärm–te Winter –eit 15 Jahren Mit der neuen Ochsenweide-Piste und dem mo- Auswirkungen bewahrt. Gerade nach Abschluss dernen Oberholz-Vierersessellift startet Obereg- der dreijährigen Investitionsoffensive wäre ein gen in den Winter 1988/89. Selbstverständlich Stillstehen der Aufstiegsanlagen das Letzte ge- locken die Neuigkeiten schon im Dezember viele wesen, was die Obereggner brauchen. neugierige Wintersportler nach Obereggen. Und Natürlich ist es nicht so, dass Obereggen den die Wintersportler sind zufrieden: Obereggen hat akuten Schneemangel völlig problemlos weg- durch die Investitionsoffensive der letzten drei stecken kann. Der Winter gestaltet sich auch in Jahre, die insgesamt 12,3 Milliarden Lire gekostet Obereggen – wie in ganz Südtirol – schwierig. Der hat, eine zusätzliche Aufwertung erfahren. Das Sessellift „Obereggen“ muss aufgrund des aku- hochmoderne Skigebiet garantiert eine schnelle ten Schneemangels zeitweise sogar dazu benutzt Abfertigung an den Aufstiegsanlagen, viel Ab- werden, die Skifahrer zu Tal zu bringen anstatt – wechslung auf den Pisten und nicht zuletzt ei- wie üblich – hinauf. Trotzdem steht Obereggen ne hervorragende Pistenpräparierung. vergleichsweise gut da: Der Skiverbund Dolomiti Apropos Pistenpräparierung: Die 1983 erbaute Superski muss im Winter 1988/89 einen Umsatz- und seither ständig verbesserte Beschneiungsan- rückgang von 50 Prozent hinnehmen, während lage entpuppt sich wieder einmal als unentbehr- in Obereggen die neue Ochsenweide-Piste und liche Einrichtung. Südtirol erlebt den schnee- die erhöhte Förderleistung des Oberholz-Liftes ärmsten Winter seit über 15 Jahren und somit die Einbußen an den anderen Aufstiegsanlagen seit dem Bestehen des Skigebietes Obereggen; praktisch wettmachen. Die Hotels im Dolomi- spärlich fiel der Naturschnee schon öfters, aber ti-Superski-Gebiet erleben ebenfalls Einbußen so knauserig wie diesmal war Frau Holle ewig von bis zu 50 Prozent, während in der Gemein- nicht mehr. Trotzdem kann die Verbindung mit de Deutschnofen die Winternächtigungen „nur“ Pampeago während des gesamten Winters auf- um 19,5 Prozent zurückgehen. recht erhalten werden, und Obereggen bestä- Am Ende erzielt die Obereggen AG trotz des tigt wieder einmal seinen guten Ruf in Sachen schwierigen Winters einen Bilanzüberschuss Pistenpräparierung. Es besteht kein Zweifel, dass von zwei Milliarden Lire und stellt das Rekord- die Beschneiungsanlage im Winter 1988/89 die ergebnis des Vorjahres ein. Obereggen scheint große Retterin in der Not ist und vor schlimmen die allgemeinen Schwierigkeiten der Skigebiete 120 Giancarlo Bolognini, Joachim Dalsass, Pfarrer Franz Trenkwalder, Georg Weißensteiner, im Hintergrund Bürgermeister Hans Zelger 1988/89: 121 1989/90: Die Schneeanlage rettet Obereggen Tristes Bild: der schneeärmste Winter seit dem Bestehen des Skigebietes Obereggen Die Hoffnung, dass dem schneeärmsten Winter Obereggen muss hart kämpfen, um seinem Ruf der letzten 20 Jahre ein „richtiger“ Winter folgen gerecht zu werden, Schneesicherheit und perfekt würde, geht nicht in Erfüllung – im Gegenteil, präparierte Pisten zu bieten. Aber andere Skige- es kommt noch schlimmer. Praktisch während biete leiden noch stärker. Das zeigt der Zustrom viel besser wegstecken zu können als andere: Seit und modernsten im gesamten Dolomitenge- des gesamten Winters 1989/90 herrscht totaler von Skifahrern von überall her, auch aus dem Mitte der 1980er-Jahre stagniert nämlich die An- biet und ermöglicht die technische Beschnei- Schneemangel in Verbindung mit ungewöhnlich Trentino. Rückblickend kann festgestellt wer- zahl der Skifahrer, und schneearme Winter wie- ung auf sämtlichen Pisten des Skigebietes samt hohen Temperaturen. Erst im März (!) gibt es den den, dass gerade die beiden schwierigen Winter gen in einer solchen Situation umso schwerer. den Verbindungsanlagen mit Pampeago. Sie ist ersten nennenswerten Schneefall. Zwar kann die 1988/89 und 1989/90 in Obereggen einen kräfti- Trotzdem werden die Ergebnisse in Obereggen für Obereggen gewissermaßen eine Art „Versi- Saison dank technischer Beschneiung planmäßig gen Aufschwung einleiten; Obereggen erarbeitet immer besser. Warum? cherung“, denn Stillstehen darf das Skigebiet beginnen, und beim Europacup am 6. und 7. De- sich endgültig das Image, eine überdurchschnitt- Vom Himmel fällt der Erfolg natürlich nicht: Zum nicht. Mit nunmehr 43 Mitarbeitern hat sich die zember geben einmal mehr zahlreiche Weltcup- liche Schneesicherheit bieten zu können. einen steckt Obereggen – gemeinsam mit dem Obereggen AG zu einem der größten Unterneh- stars ihre Visitenkarte in Obereggen ab (unter örtlichen Verkehrsverband und dem Konsortium men der Gemeinde Deutschnofen entwickelt. anderem fährt der spätere Weltcupsieger Lasse Mitte März muss der Betrieb bedingt durch die Kjus auf das Siegespodest), doch Mitte Dezem- hohen Temperaturen trotz aller Bemühungen Fleimstal-Obereggen – viel Energie und Geld in die Werbung. Zum anderen hat der Verwaltungs- Am 1. Juni 1989 bekommt die Obereggen AG ei- ber muss selbst Obereggen mit seiner hochmo- noch einmal für einige Tage unterbrochen wer- rat der Obereggen AG mit den mutigen Investiti- nen neuen Präsidenten, ihren erst dritten seit der dernen Schneeanlage passen: Am Sonntag, 17. den. Dass Obereggen in diesem Winter auf 130 onen genau die richtige Strategie erwischt: Die Gründung vor 17 Jahren – diese Kontinuität ist Dezember, wird der Betrieb wegen der außer- Betriebstage kommt, grenzt an ein Wunder. Die Konkurrenz ist enorm, und im Kampf um „Kun- bemerkenswert. Der bisherige Vizepräsident Erich ordentlich hohen Temperaturen eingestellt. Ein Investitionen in die technische Beschneiung ma- den“ sind moderne Aufstiegs- und Beschnei- Pichler wird Präsident, während Georg Weißen- bisschen tröstet der Gedanke daran, dass ande- chen sich einmal mehr bezahlt. Vor allem die neu ungsanlagen ein wichtiger Trumpf. steiner nach fast 14 Jahren ununterbrochener re Skigebiete im Gegensatz zu Obereggen noch erbaute Wasserkühlanlage bei der Pumpstation Entsprechend werden im Ski Center Latemar im Präsidentschaft als Stellvertreter ins zweite Glied überhaupt nicht geöffnet haben. Laner ermöglicht eine Beschneiung auch bei hö- Sommer 1989 schon die nächsten Investitionen rückt. Der Grund: Anfang 1988 hatte der Ver- Eine Woche später – am Montag, 25. Dezember heren Temperaturen. Und doch: Die Auffahrten in Angriff genommen – Pause gibt es nach Ab- waltungsrat beschlossen, zur Hälfte der dreijäh- – geht es endlich wieder los. Das Weihnachts- gehen auf 2,7 Millionen zurück, die Erlöse aus schluss der dreijährigen Investitionsoffensive rigen Amtsperiode diese Rotation vorzunehmen. geschäft ist gerettet. Aber die Nachrichten über den Liftanlagen fallen um 14 Prozent niedriger keine. Die Schneeanlage im Bereich Reiterjoch Es ist eine Rotation, die in der Folge über Jah- den akuten Schneemangel in Südtirol lassen die aus als im Vorjahr. Es war kein schlechter Win- wird abermals erweitert, und es wird eine Was- re und Jahrzehnte beibehalten wird. Bis heute Gäste weniger zahlreich kommen. In ganz Süd- ter, aber beileibe auch kein guter. serkühlanlage gebaut. Obereggens Beschnei- (2010) wechseln sich Georg Weißensteiner und tirol schrumpft die Anzahl der Nächtigungen in Passend zu den zwei soeben überstandenen ungsanlage gehört inzwischen zu den größten Erich Pichler alle anderthalb Jahre ab. diesem Winter, so auch in Deutschnofen. schneearmen Wintern investiert die Obereggen 122 123 in all den Jahren die technische Entwicklung der mer 1990 wird bei der Talstation ein unterir- Gesellschaft wesentlich mitgestaltet. disches Staubecken errichtet, welches von zwei Während die Vorbereitungen für den nächsten Tiefbrunnen gespeist wird und als Zwischen- Winter laufen, befasst sich der Verwaltungs- speicher dient, der bei Bedarf das Staubecken rat im Sommer 1990 mit dem neuen Landesski- „Kapörz“ füllt. pistenplan, den Giorgio Pasquali im Auftrag des Die zweite größere Investition des Sommers be- Landes ausgearbeitet hat und der für Obereggen trifft ein Förderband am Obereggen-Lift, das vor nur qualitative Verbesserungen an den bereits allem als Einstiegshilfe für Kinder dienen soll. bestehenden Liftanlagen und Skipisten vorsieht; Einmal mehr entpuppt sich das Skigebiet Obereg- neue Pisten sind nicht vorgesehen. Damit kann gen damit als Vorreiter: Es handelt sich um das der Verwaltungsrat aber gut leben: Das Skigebiet erste Lift-Förderband Italiens. Damit kann die ist groß genug und bietet gemeinsam mit Pam- Fahrtgeschwindigkeit des „Sibirien-Express“ stu- peago (als Ski Center Latemar) die notwendige fenweise von 1,4 auf 2,4 Meter/Sekunde erhöht Abwechslung. Sinnvoller als der Bau neuer Pisten werden. Allerdings muss Obereggen für das För- und Aufstiegsanlagen ist daher ohnehin die Ver- derband hart kämpfen. Weil es sich um eine ab- besserung des Bestehenden. Daran muss natür- solute Neuheit handelt, sind die zuständigen lich entschlossen weitergearbeitet werden. Denn Behörden skeptisch. Erst eine gemeinsame Be- Obereggen steht in einem knallharten Wettbe- sichtigungsfahrt nach Seefeld ebnet den Weg werb: 430 Aufstiegsanlagen gibt es in Südtirol, für die notwendigen Genehmigungen. sieben davon stehen in Obereggen. Entsprechend treiben sich die Skigebiete gegenseitig zu immer Im August verlässt Walter Rieder nach 13,5 Jah- moderneren Anlagen. Das kostet viel Geld, führt ren als Dienstleiter die Obereggen AG, um sich aber dazu, dass das frühere „Ski-Entwicklungs- gemeinsam mit seinem Ex-Mitarbeiter Georg Ei- land“ Südtirol inzwischen international als füh- sath ganz dem gemeinsamen Unternehmen Tech- rend gilt – sowohl bei den Aufstiegsanlagen, als noalpin zu widmen. Ersetzt wird er durch Roman auch bei der Pistenpräparierung. Detail am Ran- Eisath, der bereits seit 1986 als zweiter Dienst- de: Obereggen dient für den neuen Landesski- leiter in der Obereggen AG tätig ist. Rieder hat pistenplan als Pilotprojekt. 124 Ski fahren dank technischer Beschneiung AG weiter in die Beschneiungsanlage. Im Som- 125 1990/91: Gala zum 20-Jährigen Endlich wieder Schnee: Schon lange bevor die kordwerten entfernt ist. Die Erlöse aus den Auf- Saison 1990/91 beginnt, fällt die weiße Pracht stiegsanlagen erreichen mit 4,2 Milliarden Lire von oben. Die Verantwortlichen in Obereggen sogar eine Rekordhöhe. Gemessen an den bei- können zum ersten Mal seit langem beruhigt dem den vergangenen Geschäftsjahren fällt die Bi- Saisonstart entgegenblicken. Das Weihnachts- lanz hervorragend aus. Aber verglichen mit dem geschäft ist schon vor Saisonbeginn gesichert, Winter 1987/88, dem letzten Winter mit „nor- so intensiv fallen die Schneefälle aus. Als wolle malen“ Schneeverhältnissen, hinkt die soeben Obereggen dies feiern, gibt es im Rahmen des abgeschlossene Saison 1990/91 doch erheblich Europacups am 9. und 10. Dezember ein dreitä- hinterher. Ähnlich sieht die Bilanz für den Tou- giges (!) Zeltfest anlässlich des 20-jährigen Grün- rismus in Deutschnofen aus: Die 106.000 Über- dungsjubiläums der Obereggen AG. Der sportliche nachtungen in der Wintersaison bedeuten eine Höhepunkt wird zu einem gesellschaftlichen Er- Steigerung von 21 Prozent gegenüber dem ver- eignis. Der Galaabend lockt 400 Gäste an, ein gangenen Winter, aber trotzdem bleibt das Er- Auftritt der Zillertaler Schürzenjäger sorgt für gebnis 13,8 Prozent hinter dem Winter 1987/88 einen gewaltigen Fan-Andrang. zurück. Der Winter verläuft gut und ohne besondere Vorkommnisse, bis im März der Alptraum der Im Sommer 1991 wird – wie immer in der hei- letzten Jahre zurückkehrt: Zu hohe Tempera- ßen Jahreszeit – an Verbesserungen im Hinblick turen und Regenfälle bis in hohe Lagen fres- auf den nächsten Winter gearbeitet. Es entste- sen an der Schneedecke, dank Kompaktschnee hen die beiden fixgeklemmten Vierersessellifte können die Liftanlagen aber wie geplant bis ei- Reiterjoch und Laner, die die gleichnamigen Ski- der schrittweisen Ausstattung aller Pumpstati- meteorologischen Rahmenbedingungen für die ne Woche nach Ostern, bis zum 7. April, in Be- lifte ersetzen, jeweils mit einem Förderband aus- onen mit Datenleitungen, die an der Talstation Schneeerzeugung (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, trieb bleiben. gestattet werden und gemeinsam 3,5 Milliarden Obereggen in einem Computernetzwerk zusam- Windrichtung und -geschwindigkeit) an die Zen- Nach dem 7. April wird Bilanz gezogen. Und ir- Lire kosten. Die Skipiste Reiteralpe wird im Be- menlaufen. Fehlfunktionen können künftig di- trale weiterleiten. Sobald die Verhältnisse ideal gendwie wissen die Verantwortlichen in Obereg- reich Gerberboden-Talstation Absam verbrei- rekt am zentralen Steuerungssystem abgelesen sind, nimmt das Computersystem die fix mon- gen diesmal nicht so recht, ob sie sich freuen sol- tert. Und schließlich geht die Modernisierung werden. Bis 1994 soll das Projekt abgeschlossen tierten Kanonen automatisch in Betrieb. len oder nicht. Die 2,9 Millionen Auffahrten sind der Beschneiungsanlage in die nächste Runde: sein. Parallel dazu werden sieben Wetterstati- eine gute Zahl, die nicht allzu weit von den Re- Im Sommer 1991 beginnt die Obereggen AG mit onen im gesamten Skigebiet eingerichtet, die die 126 127 1991/92: Der ab–olut perfekte Winter Im folgenden Winter 1991/92 erlebt Obereggen anlagen: Die neuen Vierersessellifte Laner und eine Spitzensaison, die den vier Jahre alten Re- Reiterjoch funktionieren bestens und gestalten kordwinter 1987/88 gleich um Längen übertrifft. die Verbindung mit Pampeago komfortabler und Am Ende der Saison steht ein Bilanzüberschuss schneller. Die Verbreiterung der Piste Reiteralpe von 2,8 Milliarden Lire zu Buche – 1,3 Milliar- verbessert die Auslastung der Maierl-Absam-Pi- den Lire mehr als im Jahr zuvor und 700 Milli- ste. Insgesamt tragen die erwähnten Faktoren onen Lire mehr als 1987/88! Die Erlöse aus den dazu bei, dass Obereggen am Ende des Winters Liftanlagen klettern von 4,2 Milliarden im Vor- bei fast vier Millionen Auffahrten hält. Die 3,97 jahr auf 6,1 Milliarden Lire. Alles passt in diesem Millionen Auffahrten bedeuten ein unglaubliches Winter: Die Natur schickt genügend Schnee, die Plus von einer Million Auffahrten gegenüber dem Temperaturen sind ideal für die technische Be- Vorjahr und einem Plus von 900.000 Auffahrten schneiung, und an den Wochenende strahlt mei- gegenüber dem bisherigen Rekord von 1987/88. stens die Sonne. Mit 149 Betriebstagen bleiben Der Tagesdurchschnitt schnellt von 22.800 auf die Anlagen in Obereggen so lange in Betrieb wie 26.600 Auffahrten. Innerhalb von zehn Jahren noch nie. Der Winter 1991/92 ist eine nahezu wurde die Zahl der Auffahrten verdoppelt. perfekte Saison, die in den nächsten Jahren nur schwer zu übertreffen sein wird. Am 20. März 1992 beschließt die außerordentliche Hauptversammlung der Obereggen AG ei- Aber der Reihe nach: Die technische Beschnei- ne Kapitalerhöhung von 500 Millionen auf 2,65 ung, mit der in Obereggen 1983 begonnen wur- Milliarden Lire. Es handelt sich um die erste Ka- de, verhilft den Skipisten zu einer Qualität, die pitalaufstockung seit 1976, wobei die Aktio- Obereggen gegenüber anderen Skigebieten mehr näre nur 100 der 500 Millionen Lire neu ein- als konkurrenzfähig macht. Bestätigung kommt zahlen müssen. Der große Rest wird durch die von Fachzeitschriften, die das Ski Center Late- Umwandlung von Rücklagen der Obereggen AG mar als eines der schneesichersten Skigebiete in Kapital finanziert – es werden Gratisaktien des gesamten Alpenraums bezeichnen und der ausgegeben. Pistenpflege das Prädikat „hervorragend“ ver- Und auch in Predazzo tut sich etwas, wie immer leihen. Dazu kommen die modernen Aufstiegs- maßgeblich angetrieben durch die Obereggen 128 129 1992/93: „Wetten, da–– ...“ –taunt über Heit–chi Das neue Liftkartensystem macht sich zu Weih- Deutschen, Südtirols Hauptgäste, strömen nicht nachten 1992 zum ersten Mal richtig bezahlt. mehr ganz so zahlreich nach Südtirol. Das Li- Trotz großem Andrang an den Liftanlagen ge- ra-Mark-Verhältnis ist ungünstig, ein Urlaub in staltet sich der Zutritt komfortabel und schnell. Südtirol entsprechend teuer. Die Deutschnofner Und weil es gleich zu Saisonbeginn ergiebige Gastwirte spüren dies, und genauso die Obereg- Schneefälle gegeben hat, darf Obereggen schon gen AG, die an den Werktagen weniger Auf- mit dem nächsten Rekordwinter liebäugeln. Da- fahrten zählt. bei ist klar, dass das Vorjahresergebnis nur schwer Außerdem folgen den ergiebigen Schneefällen AG: Nachdem schon vor vier Jahren davon die auf den kommenden Winter werden alle Anla- zu übertreffen sein wird. zu Saisonbeginn keine nennenswerten Nieder- Rede war, dass die 1986 stillgelegten Aufstiegs- gen des Dolomiti-Superski-Gebietes – und somit Vorerst läuft der Winter wie geschmiert. Einen schläge mehr. Wieder einmal tut die Beschnei- anlagen und die Verbindung mit Obereggen und auch jene von Obereggen – mit einem moder- Höhepunkt erlebt Obereggen am 23. Jänner 1993, ung einen guten Dienst. Später wird der Ver- Pampeago wiederbelebt werden könnten, wird nen Liftkartensystem ausgestattet. Alle Karten- als die ZDF-Sendung „Wetten, dass ...“ mit ei- waltungsrat in seinem Jahresbericht schreiben: endgültig eine technische Lösung für die Ver- ausgabemaschinen und alle Lesegeräte an den ner Außenwette zu Gast ist und 30 Millionen „Betrachtet man den Verlauf der vergangenen bindung gefunden, die wirtschaftlich vertretbar Liftanlagen müssen durch neue ersetzt werden. Fernsehzuschauer in Deutschland, Österreich, zehn Wintersaisonen, so kann man mit Sicher- (sprich finanzierbar) wäre. Es wird eine Verbin- Die große Neuigkeit am System, das von der ös- Schweiz, Luxemburg, Holland und Belgien zuse- heit behaupten, dass eine erfolgreiche Betrei- dung über den Feudopass ins Auge gefasst. Für terreichischen Firma Skidata geliefert wird, be- hen, wie ein Verrückter namens Raimund „Hei- bung der Liftanlagen ohne Beschneiungsanlage Obereggen und das gesamte Skigebiet Latemar steht darin, dass die Skikarten nicht mehr durch tschi“ Weißensteiner mit seinem Mountainbike wohl kaum möglich gewesen wäre. Die Folgen wäre dies zweifelsohne eine willkommene Berei- den Lesekopf durchgezogen werden müssen; die schneller ins Ziel kommen will als Weltcup-Ab- für die Liftgesellschaft selbst, aber auch für die cherung, aber bis zur Verwirklichung ist es noch Chipkarte öffnet die Liftschranke auf Distanz. fahrer Much Mair auf seinen Skiern. „Heitschi“ gesamte Gemeinde wären unabsehbar gewesen.“ ein weiter Weg: Die Verantwortlichen in Predazzo Zum einen erfolgt die Abfertigung an den Liften verliert knapp und stürzt im Zielraum spektaku- Mit anderen Worten: Der Weitblick der Verant- müssen zunächst die Finanzierung des 25-Mil- für die Wintersportler dadurch bequemer, zum lär. Trotz verlorener Wette wird er „Wettkönig“ wortlichen hat vor zehn Jahren den Grundstein liarden-Lire-Projektes sicherstellen. 25 Milliar- anderen müsste die Abfertigung aber auch er- des Abends. Auf einen Schlag spricht halb Eur- für den Erfolg der Obereggen AG, wenn nicht gar den Lire sind eine gewaltige Summe. Trotzdem: heblich beschleunigt werden. opa von ihm – und von Obereggen. für deren Überleben gelegt. Erklärtes Ziel ist es, im kommenden Frühjahr mit Entsprechend legt der Verwaltungsrat den den Bauarbeiten zu beginnen und pünktlich zur Dass die Verantwortlichen in Obereggen trotz Schwerpunkt der zukünftigen Investitionen auf Wintersaison 1993/94 zu öffnen. aller Erfolge gut daran tun, auf die Euphorieb- eine weitere Verbesserung der Beschneiungsan- Der Winter 1992/93 wird jedenfalls sicher oh- remse zu treten, zeigt sich in den folgenden Wo- lage. Unter anderem wird mit dem Gedanken ge- ne Predazzo über die Bühne gehen. Im Hinblick chen. Der Tourismus stottert, denn vor allem die spielt, einen zusätzlichen Weiher zu bauen, um 130 131 Siegfried Pichler, Raimund Weißensteiner, Christian Neureuther, Much Mair, Manfred Eisath Ski gegen Rad, Much Mair gegen „Heitschi“: eine gelungene Wette dadurch den erforderlichen Wasservorrat für ei- Derweil werden die Wiederbelebung des Skige- klappen, sind die Verantwortlichen zuversicht- von 25 Milliarden Lire investiert werden, was – ne noch rationellere Beschneiung der Pisten zu bietes Predazzo und der Bau der geplanten Ver- lich. Dann könnte planmäßig mit dem Bau be- trotz erheblicher Landesbeiträge – ein gewisses schaffen. Wenn nämlich mehr Wasser gespei- bindung über den Feudopass immer konkreter. Im gonnen werden. Risiko birgt. chert wird, können die Kälteperioden optimal für Sommer 1993 liegen praktisch alle behördlichen Der Verwaltungsrat der Obereggen AG beschließt Doch der Obereggner Verwaltungsrat lässt sich die Schneeproduktion genutzt werden. Genehmigungen vor, sodass unmittelbar mit der – genauso wie die I.T.A.P. in Pampeago – eine nicht beirren. Die Verantwortlichen sowohl in In diesem Winter fehlt es jedenfalls nicht an Käl- Verwirklichung begonnen werden könnte. Auch Beteiligung von 500 Millionen Lire an der Ge- Obereggen als auch in Pampeago sind davon te. Tiefe Temperaturen und überdurchschnitt- ein beträchtlicher Teil der Finanzierung für das sellschaft in Predazzo. Zwar wird die Entschei- überzeugt, dass das Skigebiet Predazzo das ge- lich viel Wind schrecken so manchen Skifahrer 25-Milliarden-Lire-Projekt steht: Die Trentiner dung nicht von allen Aktionären gutgeheißen, meinsame Ski Center Latemar bereichern würde an den Wochenenden ab. Zu Hause hinter dem Landesregierung hat einen jährlichen Beitrag aber das war zu erwarten. Zwei Argumente spre- – so wie es dies Ende der 1970er- und Anfang der warmen Ofen ist es angenehmer. von satten 1,45 Milliarden Lire für zehn Jahre in chen nämlich eindeutig gegen eine Beteiligung 1980er-Jahre schon einmal getan hat. Und so kommt die Obereggen AG bis zum Ende Aussicht gestellt. Es steht nichts mehr im Wege, der Obereggner. Erstens: In Predazzo sind Mitte der Saison auf genau 3.587.054 Auffahrten – der oder fast nichts: Die Verantwortlichen der Ge- der 1980er-Jahre schon einmal die Lichter aus- Rekord aus dem vergangenen Winter bleibt au- sellschaft „Latemar 2200“, die die Anlagen ver- gegangen (wieso sollte es also jetzt plötzlich ßer Reichweite, aber immerhin bringt Obereg- wirklichen soll, muss ein Eigenkapital von acht besser laufen?) und die Obereggen AG musste gen den zweitbesten Winter seiner Geschich- Milliarden Lire aufbringen, bevor gebaut werden finanziell in erheblichem Maße mitbluten. Zwei- te hinter sich. kann. Bis zum nächsten Frühjahr wird es damit tens: In Predazzo muss die gewaltige Summe 132 133 1993/94: Dauerga–t im italieni–chen Fern–ehen Mit gleich zwei Fernsehauftritten innerhalb von arbeitet Fogdoe für diverse Sponsorenprojekte wenigen Tagen beginnt für Obereggen der Win- sowie für den schwedischen Skiverband. ter 1993/94. Zunächst überträgt das italienische Aber zurück nach Obereggen: Zwei Tage nach Fernsehen – pünktlich zum zehnjährigen Jubilä- dem Sieg von Fogdoe gehört die Oberholz-Piste um – zum ersten Mal live den Europacup. Weni- Raimund „Heitschi“ Weißensteiner und Much ge Tage später wiederholt Raimund „Heitschi“ Mair. Am 18. Dezember 1993 hängen elf Milli- Weißensteiner bei „Scommettiamo che …“ seine onen Zuschauer am Fernseher, als Heitschi im waghalsige Wettfahrt gegen Much Mair. Rahmen von „Scommettiamo che …“ auf Rai Uno Die nunmehr zehnte Auflage des Obereggner Eu- die Wette „Fahrrad gegen Ski“ wiederholt. Aber- ropacups ist eines Jubiläums mehr als würdig – mals gewinnt Much Mair, aber im Grunde ist das und auch einer Fernsehübertragung. Es handelt egal. Heitschi wird bejubelt, und Obereggen lie- sich um einen „halben“ Weltcup, denn die Ver- fert tolle Fernsehbilder in Italiens Haushalte. anstaltung lockt wie so oft wieder eine Vielzahl Prozent mehr als ein Jahr zuvor. 1979 brauchte oft gemacht wurde): Wenn die Lira weniger wert von Weltcupstars an. Am ersten Tag gewinnt der Nach diesen beiden Paukenschlägen zu Saison- Deutschnofen das ganze Jahr, um auf 122.000 ist, kann das Ausland Italiens Produkte günstiger Azzurro Alessandro Fattori den Super G, am zwei- beginn verläuft der Winter in Obereggen ruhig. Nächtigungen zu kommen. Mitverantwortlich einkaufen – so auch den Urlaub. Südtirols Tou- ten Tag holt sich der 23-jährige Schwede Tomas Witterungsmäßig darf der Winter 1993/94 als für den touristischen Aufschwung, der übrigens rismus profitiert davon, denn die deutschen Gä- Fogdoe den Sieg im prestigeträchtigen Slalom. „normal“ bezeichnet werden, und am Ende der ganz Südtirol erfasst (plus 9,1 Prozent im Win- ste sind mit 50 Prozent der Nächtigungen der Gemeinsam mit der Live-Übertragung im italie- Saison stehen 3,6 Millionen Auffahrten an den ter), ist zweifelsohne der verstärkte Zustrom von unangefochten wichtigste Gast. nischen Fernsehen, die für ein Europacuprennen sieben Aufstiegsanlagen zu Buche. In etwa ent- deutschen Gästen. Die Verschiebung des Wert- alles andere als selbstverständlich ist, beweist die spricht dies dem Vorjahresergebnis. Die Einnah- verhältnisses zwischen Lira und D-Mark (seit Der Ansturm der Deutschen hält im Sommer an. Teilnahme (und der Sieg) von Fogdoe den Stellen- men steigen, während die Kosten praktisch un- dem Spätsommer 1992 hat die Lira gut ein Drit- Das macht sich auch in Obereggen bemerkbar: wert, den der Obereggner Europacup im Skizirkus verändert bleiben. Das Ergebnis – so schreibt tel ihres Wertes eingebüßt) hat den Italien- und Die Sommererlöse am Oberholz-Lift steigen um inzwischen genießt: Fogdoe ist kein Geringerer der Verwaltungsrat in seinem Jahresbericht – Südtirolurlaub, der vor anderthalb Jahren noch stattliche 35 Prozent. Insgesamt werden in der als der amtierende Slalom-Weltcupsieger. Später sei „sehr gut“. recht teuer war, für die deutschen Gäste gün- Gemeinde Deutschnofen im Jahr 1994 genau wird Fogdoe zu einem tragischen Skihelden wer- Erfreulich ist, dass der Tourismus wieder an- stiger und somit beliebter werden lassen. Wie- 263.564 Gästenächtigungen registriert – so viele den: 1995 stürzt er beim Training in Åre derart zieht: Im Winter 1993/94 zählen die Beherber- der einmal hat Italien die Geldpolitik als Waffe wie noch nie. unglücklich, dass er sich die Wirbelsäule bricht gungsbetriebe der Gemeinde Deutschnofen ins- gegen die schwindende Wettbewerbsfähigkeit Während der Sommertourismus boomt, denkt und an den Rollstuhl gefesselt wird. In der Folge gesamt 122.353 Nächtigungen, das sind 13,77 eingesetzt (so wie dies bis zur Euro-Einführung Obereggen schon wieder an den Winter – und 134 135 investiert. 2,5 Milliarden Lire fließen in weitere All diese Investitionen sollen helfen, die Be- ursprünglich lediglich als Provisorium gedacht Winter 1995/96 aber sehr wohl. Dann wird zum Verbesserungen der Beschneiungsanlage. Un- schneiung zu optimieren: Höhere Wasservor- war, soll einem standesgemäßen Gebäude wei- ersten Mal seit 1985 die Verbindung mit Pre- ter anderem beginnen die Arbeiten an jenem räte und die Automatisierung der Beschneiung chen. Längst genügt die mehr als 20 Jahre alte dazzo funktionieren und das Skigebiet Obereg- zusätzlichen Wasserbecken samt Pumpstati- bedeuten, dass die Kälteperioden optimal ge- Hütte trotz mehrmaliger Umbau- und Erweite- gen-Pampeago wieder zum Skigebiet Obereg- on, das vor einem Jahr ins Auge gefasst wur- nutzt und letztendlich Energie und Wasser ge- rungsarbeiten den modernen Ansprüchen der gen-Pampeago-Predazzo wachsen lassen. Damit de. Das Speicherbecken wird eine Kapazität von spart werden können. Wintersportler nicht mehr. würde ein schwieriges Kapitel für die Obereggen 25.000 Kubikmetern haben und bis zur Winter- In den vergangenen zehn Jahren, sprich seit dem saison 1995/96 (also nicht für den kommen- Geschäftsjahr 1984/85, hat Obereggen insge- Übrigens laufen auch in Predazzo Bauarbeiten. die frühere Betreibergesellschaft in Predazzo den Winter) nutzbar sein. Außerdem wird die samt 22,8 Milliarden Lire in die Verbesserung Die Wiederbelebung des Skigebietes Predazzo hat hatte die Obereggen AG Anfang der 1980er-Jahre 1991 begonnene schrittweise Ausstattung aller von Beschneiungsanlagen, Liften und Pisten in- endgültig begonnen. Im Frühjahr hat die Gesell- viel Geld gesteckt, um das dortige Skigebiet vor Pumpstationen mit Datenleitungen, die an der vestiert. Es ist dies eine gewaltige Summe, die schaft „Latemar 2200“ in Predazzo, an der die der Schließung zu retten, und am Ende (1985) Talstation Obereggen in einem Computernetz- sich aber bezahlt macht, wie die Erfolge zeigen. Obereggen AG 16,5 Prozent der Anteile hält, die den Kampf trotzdem aufgeben müssen. werk zusammenlaufen, im Sommer 1994 abge- Daher sollen die Investitionen munter weiterge- schwierigen Verhandlungen mit der Gemeinde- schlossen; Fehlfunktionen können nun direkt am hen – ganz nach dem Motto „Wer aufhört, bes- verwaltung und mit den Grundbesitzern abge- zentralen Steuerungssystem abgelesen werden. ser zu werden, hört auf, gut zu sein.“ Zum Bei- schlossen, weshalb inzwischen der Bau einer Auch die sieben Wetterstationen, die alle mete- spiel beschließt der Verwaltungsrat im Sommer Zwölfer-Kabinenbahn und eines automatischen orologischen Rahmenbedingungen an die Zen- 1994, die Projektierung für ein neues Talstati- Vierersessellifts angelaufen ist. Bis zum anste- trale melden und bei idealen Verhältnissen die onsgebäude in Obereggen mit Restaurant, Bar henden Winter wird es mit der Eröffnung des Beschneiung automatisch in Gang setzen, sind und Büroräumlichkeiten in Auftrag zu geben. Die Skigebietes Predazzo und mit der Verbindung jetzt verwirklicht. Holzhütte, die seit 1973 (!) ihren Dienst tut und nach Obereggen zwar noch nicht klappen, für den 136 AG endgültig zu Ende gehen. Zur Erinnerung: In 137 1994/95: Die Aufholjagd nach dem Fehl–tart Was bringt der neue Winter? Mit der verbes- sturm von Einheimischen und Gästen – folgen serten Beschneiungsanlage und den ausgezeich- Oberholz und Eben, am 29. Dezember der Ses- neten touristischen Vorzeichen (siehe Liraschwä- sellift Absam-Maierl. Erst am 6. Jänner, also che) im Rücken darf Obereggen auf einen guten nach der Weihnachtssaison, kann die Verbin- Winter hoffen. Aber der Saisonstart fällt buch- dung mit Pampeago hergestellt werden. In den stäblich ins Wasser: Während in normalen Jah- ersten Wochen muss Obereggen Einbußen von ren die Temperaturen schon Anfang Novem- fast 40 Prozent gegenüber dem vergangenen ber die Kompaktschneeerzeugung zulassen, ist Jahr hinnehmen. diesmal absolut nicht daran zu denken. Selbst Obereggens hochmoderne Beschneiungsanla- Es ist dies ein klassischer Fehlstart in eine Saison, ge muss passen. die mit hohen Erwartungen verbunden war. Doch Eigentlich wäre für Samstag, 26. November der dann kommt der Winter doch noch. Der Jänner Saisonbeginn geplant, aber der bis dahin produ- bringt ergiebige Schneefälle und fallende Tem- zierte Schnee reicht keinesfalls aus, um den Win- peraturen, was in der Summe traumhafte Be- tersportlern jene Pistenpräparierung zu bieten, dingungen zum Skifahren ergibt. Als hätte der die sie von Obereggen gewohnt sind – und vom triste Dezember den Skihunger erst so richtig Naturschnee ist sowieso keine Spur. So prekär geweckt, strömen die Einheimischen zu Tausen- war die Schneelage in Obereggen möglicherwei- den auf die Skipisten. Und auch die Gäste kom- se noch nie. Sogar die Europacuprennen müssen men, vor allem die deutschen Gäste. Für sie ist trotz aller Bemühungen wegen Schneemangels der Winterurlaub in Südtirol ein „Schnäppchen“ bzw. zu hoher Temperaturen zum ersten Mal ab- geworden, nachdem die Lira ihre Talfahrt in den gesagt werden – wie übrigens die meisten Welt- vergangenen Monaten fortgesetzt hat und in cup- und Europacuprennen in Europa in der er- den Wechselstuben inzwischen für eine D-Mark sten Dezemberhälfte. 1270 Lire ausgezahlt werden. Erst am 18. Dezember kann zum ersten Mal (ein Ein Südtirol-Urlaub ist seit dem Sommer 1992 bisschen) Ski gefahren werden: Der Ochsenwei- real um gut 30 Prozent billiger geworden. Wie de-Lift geht in Betrieb. Am 22. Dezember – ge- sehr der Tourismus davon profitiert, zeigt ein rade noch rechtzeitig vor dem Weihnachtsan- Blick auf die Nächtigungsstatistik: Südtirol er- 138 139 1995/96: Predazzo i–t wieder da! Der Bau des Speicherbeckens „Lettnlackn“ Und schon ist der Winter wieder da – aber dies- Petersberg (erfolgreich) vorangetrieben hatte, mal richtig. Am 2. Dezember eröffnet Obereggen ist er jetzt die Schlüsselfigur dafür, dass sich die mit exzellenten Pistenverhältnissen die neue Ski- Skigebiete Obereggen, Pampeago und Predazzo saison, und pünktlich zum ersten Gästeansturm im gemeinsamen Ski Center Latemar gegensei- (Maria Himmelfahrt am 8. Dezember) geht am 5. tig befruchten. Auf Trentiner Seite hingegen ist Dezember die Verbindung mit Pampeago in Be- der bekannte Wirtschaftsberater Dario Canal der trieb. Auch die Verbindung mit Predazzo funk- große Motor des Zusammenschlusses. tioniert – neun Jahre nach der Schließung des Tatsächlich lockt die erhöhte Anzahl an Auf- lebt im Tourismusjahr 1994/95 (November 1994 Im Sommer 1995 werden in Obereggen die Ar- Skigebietes 1986 besteht das Ski Center Late- stiegsanlagen und Pisten viele neugierige ein- bis Oktober 1995) einen Rekord, der erst zehn beiten am 25.000-Kubikmeter-Becken abge- mar wieder aus drei Skigebieten. Als die automa- heimische Wintersportler nach Obereggen, und (!) Jahre später übertroffen werden wird. Und schlossen, auch werden die Schneekanonen von tische Kabinenbahn, der Vierersessellift und der außerdem macht sich auf den Pisten ein erhöhtes auch in Deutschnofen schlägt sich der Gäste- 19 auf 32 aufgestockt und eine neue Pumpstati- Skilift in Betrieb gehen, freuen sich nicht nur die Gästeaufkommen bemerkbar. Immerhin verfü- boom in einem Rekord nieder: 268.000 Näch- on errichtet. Wieder wird das Hauptaugenmerk Verantwortlichen in Predazzo, sondern auch jene gen das Fleims- und das Fassatal über 80.000 tigungen werden in den Beherbergungsbetrie- der Investitionstätigkeit auf die Beschneiungs- in Obereggen. Ganz besonders freuen sich Direk- Gästebetten. ben gezählt, noch einmal 1,5 Prozent mehr als anlage gelegt. 4,6 Milliarden Lire investiert die tor Siegfried Pichler und jene Verwaltungsräte, Der neue Winter beginnt für Obereggen ungleich im vergangenen Rekordjahr. Obereggen AG im Sommer, 315 Millionen schießt die für die Verbindung mit Predazzo gekämpft erfolgreicher als die vergangene Saison mit ih- Normalerweise lautet eine Faustregel, dass nie das Land als Beitrag zu. hatten. Siegfried Pichler ist vielleicht der Glück- rem „Katastrophenstart“. Das Weihnachtsge- mehr aufgeholt werden kann, was ein Skige- Und in Predazzo? Dort schreitet der Bau der Lift- lichste von allen: Der Direktor der Obereggen AG, schäft läuft hervorragend, obwohl das Mark-Li- biet in der Weihnachtszeit an Einbußen erlei- anlagen zügig voran. Bis zum Beginn der näch- der gleichzeitig als Koordinierungsdirektor des ra-Verhältnis für den Tourismus nicht mehr ganz det. Diesmal trifft dies (erfreulicherweise) nicht sten Wintersaison werden die Anlagen fertig Ski Center Latemar fungiert, wird die Wiederbe- so günstig ist. Der Dezember-Schwung bleibt in zu: Die enormen Ausfälle zu Saisonbeginn wer- gestellt sein. lebung des Skigebietes Predazzo später als mög- der Folge während des gesamten Winters erhal- den im Jänner und Februar wettgemacht. Die Im Sommer 1995 kauft die Obereggen AG übri- licherweise größte Leistung seiner beruflichen ten. Immer wieder zuckern Schneefälle die Land- Zahlen zum Ende des Geschäftsjahres 1994/95 gens noch ein Aktienpaket von 11,60 Prozent an Laufbahn bezeichnen. Jedenfalls hat Pichler ein- schaft an, und die Beschneiungsanlage kann dank grenzen an ein Wunder: Trotz denkbar schlech- der I.T.A.P. Damit wird die Verflechtung der Ge- mal mehr bewiesen, wie wenig er vom Kirch- der im Vergleich zum letzten Winter um durch- tem Start werden im Winter insgesamt 3,6 Mil- sellschaften im Ski Center Latemar weiter ver- turmdenken und wie viel vom Motto „Gemein- schnittlich rund zwei Grad niedrigeren Tempe- lionen Auffahrten gezählt (in etwa gleich viele stärkt. sam sind wir stärker“ hält: Nachdem er Mitte der raturen ebenfalls zeigen, was sie kann. Obereg- wie im Vorjahr), der Umsatz steigt von 6,4 auf 1970er-Jahre schon den Zusammenschluss der gen erlebt einen Winter, der so kalt ist wie er in 6,7 Milliarden Lire. Verkehrsvereine von Eggen, Deutschnofen und der Folge zehn Jahre nicht mehr sein wird. 140 141 Der Tourismus in Deutschnofen boomt weiter. re. Die Gesellschaft hat das erfolgreichste Ge- Bezeichnend ist, dass Südtirols Tourismus – wie Am Ende des Jahres 1996 wird Deutschnofen schäftsjahr seit ihrem Bestehen hinter sich. bereits erwähnt – die Rekordnächtigungszahl mit 278.561 Nächtigungen das vierte Rekorder- Siegfried Pichler und der Obereggner Verwal- von 1995 erst zehn Jahre später, 2005, wieder gebnis in Folge registrieren, während der Touris- tungsrat fühlen sich bestätigt: Der Einsatz für erreichen wird. Deutschnofen wird immerhin bis mus südtirolweit einen empfindlichen Dämpfer die Wiedereröffnung des Skigebietes Predazzo zum Jahr 2000 brauchen, um das Rekordergeb- gegenüber dem letzten Rekordjahr hinnehmen hat sich gelohnt. nis von 1996 (knapp) zu übertreffen. muss. Deutschnofen ist eine der wenigen Touris- Die Aktionäre sind zufrieden und einige von ih- Darüber hinaus schrumpft die Zahl der Skifah- musgemeinden, die trotz wieder erstarkter Lira nen wundern sich, dass der Verwaltungsrat bei rer Jahr für Jahr, vor allem bei den Jugendlichen. ein Nächtigungsplus verzeichnen kann. Mitver- der Vollversammlung am 26. Oktober 1996 trotz Das inzwischen etablierte Snowboard kann den antwortlich dafür ist wohl auch die Attraktivi- der exzellenten Zahlen vor „leichtfertigem En- Schwund nicht auffangen. Für die Skigebiete Nach neun Wintern ohne tät des Skigebietes Obereggen. thusiasmus“ warnt. Der Verwaltungsrat meint, sind dies Entwicklungen, die nicht gleichgül- Predazzo besteht das Ski Center es seien „aus der derzeitigen Marktlage einige tig lassen können. Immerhin wurde jahrelang Latemar endlich wieder aus drei Bis zum Ende der Wintersaison werden die sie- Umstände ersichtlich, welche den Wintertouris- massiv aufgerüstet, und um die Kosten herein- Skigebieten. Der Kampf um Pre- ben Aufstiegsanlagen in Obereggen 4,4 Millio- mus der nächsten Jahre sicherlich beeinflussen spielen zu können, wären wachsende Umsätze dazzo, den Obereggen an vor- nen Mal benutzt, um sage und schreibe 23 Pro- werden“. Noch scheint dieser Tritt auf die Eu- wünschenswert. derster Front mitgekämpft hat, zent öfter als im Jahr zuvor, das kein schlechtes phoriebremse unbegründet, aber in den näch- Wie begegnet die Obereggen AG den jüngsten nimmt ein gutes Ende. Jahr war – neuer Rekord. Die I.T.A.P. in Pampea- sten Jahren wird sich erweisen, wie richtig der Entwicklungen? Sie geht in die Offensive. Sie will go darf sich sogar über ein Auffahrtenplus von Obereggner Verwaltungsrat damit liegt. Südti- weiter in die Qualität des Skigebietes investie- 61 (!) Prozent freuen, was die Obereggner min- rols Tourismus hat einige schwierige Jahre vor ren. Bestens präparierte Pisten (dank technischer destens genauso freut: Das Ergebnis müsste die sich, vor allem weil der bisherige Währungsvor- Beschneiung) und modernste Aufstiegsanlagen Ängste, die sich in Pampeago jahrelang hartnä- teil verloren geht. Dazu kommt, dass den Winter- sollen die gestiegenen Ansprüche der Winter- ckig hielten, eigentlich endlich zerstreuen. Das sportgebieten neue Konkurrenz erwächst: Fliegen sportler befriedigen und das Skigebiet von den Ergebnis von Predazzo liegt im ersten Jahr über ist in, weil die Preise rapide gesunken sind, und Konkurrenten abheben. Ein bedeutender Schritt den Erwartungen: 1.050.000 Auffahrten waren viele Deutsche (und nicht nur sie) ersetzen die in diese Richtung – das weiß der Verwaltungs- prognostiziert worden, 1.380.000 Auffahrten Autofahrt in den winterlichen Skiurlaub durch rat – war die Wiederbelebung der Verbindung sind es am Ende. einen Flug an die weißen Strände der Karibik. mit Predazzo. Der Umsatz der Obereggen AG wächst um be- Mehr kostet ein solcher Urlaub nicht – im Ge- Die nächsten Schritte stehen bereits fest. Das In- achtliche 24,33 Prozent auf 8,3 Milliarden Li- genteil, zum Teil ist er sogar günstiger. vestitionsprogramm für die nächsten vier Jahre 142 143 Eines von drei Speicherbecken in Obereggen: das Speicherbecken „Kapörz“ umfasst 20 Milliarden Lire, und beinhaltet un- Im Sommer 1996 beschließt der Verwaltungsrat Linie der Ankauf einer Beschneiungsanlage, wä- Im Oktober 1996 wird der Verwaltungsrat von ter anderem eine weitere Verbesserung der Be- noch eine weitere Investition. Es wird ein Bei- ren dringend notwendig, aber es fehlt das Geld. sieben auf neun Mitglieder erhöht., und zwar schneiungsanlage sowie die Verwirklichung des trag zur Rettung des Dorfliftes von Deutschno- Als (fast) niemand mehr an eine Rettung des im Sinne der Zusammenarbeit mit den Gesell- neuen Talstationsgebäudes mit Bar und Restau- fen geleistet. Die Obereggen AG weiß, dass der Dorfliftes glaubt, gründet eine Gruppe von um- schaften ITAP und Latemar. Dem Verwaltungs- rant, Verwaltungsbüros, Skipass- und Informati- Skilift Deutschnofen ein Zubringer für Obereg- triebigen Deutschnofnern – angeführt vom da- rat gehören nun die bisherigen Mitglieder Ge- onsbüro, Geschäften, unterirdischen Lagerräu- gen ist, weil dort viele Deutschnofner Kinder das maligen Sportvereinspräsidenten Heinrich Spar- org Weißensteiner, Erich Pichler, Richard Pichler, men und Garagen sowie Personalunterkünften. Skifahren lernen und später den Weg auf die an- ber – eine Genossenschaft, um die Schließung Siegfried Pichler, Julius Schlemmer, Karl Schmid Weiters soll der Sessellift Ochsenweide durch spruchsvolleren Pisten Obereggens finden. Aber doch noch abzuwenden. und Franz Zelger sowie die Neumitglieder Alb- eine moderne Kabinenbahn ersetzt werden, um der Dorflift befindet sich in akuter Gefahr: Die Die Unterstützungsaktion, an der sich auch die recht Pichler und Mario Fontana an. Den Auf- durch eine erhöhte Beförderungskapazität ei- schneearmen Winter haben die Tage, an denen Obereggen AG maßgeblich beteiligt, spült ge- sichtsrat bilden Josef Heiss (Präsident), Lodovico nen besseren Zubringerdienst in das Skigebiet in Deutschnofen Ski gefahren werden kann, auf nügend Geld in die Kassen, um die notwendigen Comploj und Giovanni Paolo Bortolotti. leisten zu können. ein Minimum reduziert. Investitionen, in erster Investitionen zu tätigen. 144 145 1996/97: Da– Comeback de– Stefan Eberharter Kann der Rekordwinter 1995/96 noch übertrof- Winter 1996/97 nach Obereggen noch weitere fen werden? Diese Frage hängt in der Luft, als fünf Europacup-Rennen gewinnen, die Rückkehr der neue Winter beginnt. Die Erwartungen der in den Weltcup schaffen und seine Karriere mit Aktionäre sind hoch, obwohl der Verwaltungsrat Olympiasieg und Weltcup-Gesamtsieg krönen. auf die Euphoriebremse tritt. Zunächst beginnt In Obereggens Siegeralbum trägt sich an diesem die neue Skisaison vielversprechend. Es gibt ge- Dezembertag des Jahres 1996 ein ganz Großer nügend Naturschnee, und der produzierte Kom- des Skisports ein. paktschnee sorgt dafür, dass sich die Pisten zu Beim Slalom am nächsten Tag müssen sich die Saisonbeginn in gutem Zustand befinden. Organisatoren den milden Temperaturen geschla- Als Mitte Dezember zum 13. Mal der Europa- gen geben. Der Slalom muss abgebrochen wer- cup in Obereggen gastiert, gibt es aber einen für den – es ist erst das zweite Mal seit 1983, dass die Jahreszeit völlig unüblichen Warmwetter- in Obereggen ein Europacuprennen nicht aus- einbruch. Die Organisatoren müssen gehörig getragen bzw. nicht zu Ende geführt wird. Schon kämpfen, um die Oberholz-Piste für den Super- dies allein zeigt, wie schlimm die Witterungsver- G am ersten Europacup-Tag fit zu machen. Ein- hältnisse Mitte Dezember 1996 sind. Die 13. Eu- mal mehr ist das Teilnehmerfeld mit zahlreichen ropacup-Auflage hat kein Glück gebracht. Weltcupstars gespickt, und am Ende gewinnt ein Irgendwie ist der Europacup ein Vorbote für die ter leidet auch ein „schneesicheres“ Gebiet wie geplanten Saisonende – durchhalten kann, ist gewisser Stefan Eberharter. Der Zillertaler war nächsten Wochen. Von den tollen Rahmenbe- Obereggen), zum anderen, weil der Währungs- einmal mehr den Investitionen in die Beschnei- ein Star, als er 1991 im österreichischen Saal- dingungen des vergangenen Rekordwinters ist vorteil endgültig Vergangenheit ist. 1997 kommt ungsanlage zu verdanken. bach-Hinterglemm völlig überraschend Doppel- Obereggen weit entfernt. Jetzt zeigt sich, wie Deutschnofen „nur“ auf rund 260.000 Nächti- Am Ende des Winters stehen in Obereggen 4,1 weltmeister in Kombination und Super-G wurde; recht der Verwaltungsrat Ende Oktober mit sei- gungen, auf den Rekord von 1996 fehlen nahe- Millionen Auffahrten zu Buche. Der Rekord des in der Folge konnte er aber nie wieder an sei- nen mahnenden Worten hatte. Dank seiner hoch- zu 20.000 Übernachtungen. Im Südtirolschnitt vergangenen Winters wird damit um sechs Pro- ne damaligen Leistungen anknüpfen und wur- modernen Beschneiungsanlage kann Obereggen schaut die Bilanz sogar noch magerer aus. zent verfehlt, aber das war angesichts der Rah- de vom Österreichischen Skiverband in die Eu- die Pisten zwar zur Zufriedenheit der Winter- Dick kommt es ab Mitte Februar. Eine Trockenpe- menbedingungen zu erwarten. Immerhin han- ropacup-Gruppe zurückgestuft. Er wolle zurück sportler präparieren, aber das Gästeminus wirkt riode und schon wieder ungewohnt hohe Tempe- delt es sich um das zweitbeste Ergebnis der an die Weltspitze, verspricht Stefan Eberharter sich trotzdem aus. Vor allem aus Deutschland raturen lassen viele Skifahrer zu Hause bleiben Geschichte – und das ist angesichts der wenig nach dem Super G bei den Siegerinterviews im kommen weniger Gäste, zum einen, weil sich und zehren an der Schneedecke. Dass Obereg- vorteilhaften Witterungsbedingungen und des Zielraum. Und tatsächlich: Eberharter wird im Südtirols Schneemangel herumspricht (darun- gen trotzdem bis zum 13. April – also bis zum Gästerückgangs eine tolle Bilanz. Wie sehr die 146 Der Verwaltungsrat des Jahres 1996 mit Mitarbeiterinnen (Erich Pichler nicht im Bild) 147 1997/98: Obereggen empfängt jetzt moderner Erich Pichler (unten) war als Verwaltungsratpräsident maßgeblich am Gelingen des Platzl beteiligt Anfang Dezember hüllt frischer Naturschnee durch. Im Gegensatz zum bisherigen Lokal an das neue Dienstleistungszentrum in einladendes der Talstation verpachtet die Obereggen AG den Weiß und deckt jenes schmutzige Braun zu, das Bar- und Restaurantbetrieb im Platzl nicht mehr, den soeben fertig gestellten Bau zwangsläufig sondern übernimmt selbst die Führung. Und vom umgibt. Besser könnte der Einstand für die mo- ersten Tag an erfüllt Geschäftsführerin Carola derne Infrastruktur nicht sein. Die Skifahrer, die Auer die (nicht leichte) Aufgabe zur vollsten Zu- bei Saisonbeginn am 7. Dezember nach Obereg- friedenheit der Verantwortlichen. gen kommen, sind vom völlig veränderten Bild Selbstverständlich bewährt sich das Platzl auch Attraktivität des Ski Center Latemar durch die nischen Leiter Egon an der Talstation überrascht – und beeindruckt. beim Europacup. Mit dem modernen Bau lässt Anlagen von Predazzo gestiegen ist, beweist die- Obkircher, den Ge- Ein riesiges Gebäude bestimmt jetzt das Bild, sich eine solche internationale Veranstaltung ser schwierige Winter somit vielleicht noch mehr schäftsführer Sieg- aber trotz seiner Größe fügt sich der Bau gut in noch viel besser abwickeln. Slalom-Sieger wird als der vergangene Rekordwinter. fried Pichler und al- das Gesamtbild ein. diesmal ein 19-jähriger Pitztaler namens Ben- le anderen ist es eine Im Inneren ist die neue Obereggner Talstation jamin Raich; er hat eine große Zukunft vor sich, Am 14. April, nur einen Tag nach Saisonende, fa- aufreibende Zeit – noch beeindruckender: Den Wintersportlern ste- prophezeien Fachleute schon damals – und wer- hren in Obereggen die Bagger auf. Die liebge- Obkircher bewährt hen jetzt eine geräumige Bar und ein großzügiges den recht behalten. Der Super G geht an Chri- wonnene, aber längst nicht mehr zeitgemäße sich bei dieser sei- Selbstbedienungsrestaurant zur Verfügung, ge- stoph Gruber. Der Europacup in Obereggen befin- Holzkonstruktion an der Talstation muss einem ner ersten Großbaustelle als Obereggen-Mitar- nauso sind ein Sportgeschäft, ein Skiverleih, die det sich 1997 fest in der Hand der Skigroßmacht modernen Bau weichen. Seit den Anfängen des beiter enorm. Der Einsatz lohnt sich. Was viele Skischule, der Skikindergarten, ein Skidepot, ein Österreich. Skigebietes, seit 1973, war das „provisorische“ nie und nimmer für möglich gehalten hatten Erste-Hilfe-Raum, ein Rennbüro und ein Bank- Talstationsgebäude ein fester Bezugspunkt für (was aber unbedingt notwendig war), tritt ein: schalter untergebracht. Dazu kommen Maga- Der Saisonstart ist gelungen. Doch so schön das die Wintersportler. Ab Dezember wird eine In- Pünktlich zum Beginn der Wintersaison 1997/98 zine, Technikräume, Verwaltungsbüros, zeitge- angezuckerte Platzl zum Saisonauftakt auch aus- frastruktur die Skifahrer empfangen, die völlig steht das neue Dienstleistungsgebäude. In et- mäße Arbeitsplätze für das Personal in Bar und gesehen haben mag, so spärlich ist der Natur- anders aussieht und weit größer ist. Das Projekt was mehr als sieben Monaten wurde ein Bau Küche und sogar Wohnungen für Mitarbeiter. schnee bisher gefallen. Der Schneefall pünktlich stammt vom Brixner Architekten Ralf Dejaco: Er mit einem Volumen von rund 16.500 Kubikme- 12 Milliarden Lire hat das „Platzl“ – so wird das zum Saisonbeginn war reine „Kosmetik“. Sor- hat im Rahmen des eigens ausgeschriebenen Ar- tern realisiert. Talstationsgebäude getauft – inklusive Einrich- gen macht dies den Obereggner Machern vor- chitekturwettbewerbs am meisten überzeugt. tung und Ausstattung gekostet. erst nicht: Wieder einmal wurden die Pisten mit Während des gesamten Sommers wird auf Hoch- Der sympathische Name „Platzl“ (die Idee stammt reichlich Kompaktschnee versorgt, weshalb im druck gebaut, auch noch im Herbst. Für den tech- von Erich Pichler) setzt sich übrigens schnell Dezember exzellente Pistenverhältnisse herr- 148 149 schen. Obereggen kann die hohen Erwartungen Mit dem Fortschreiten des Winters wünschen Derweil tut sich im Frühjahr 1998 auf politischer den, um den Zubringerdienst ins Skigebiet weiter der Wintersportler abermals erfüllen. Denn längst sich die Obereggner mehr und mehr ein bisschen Ebene in Bozen etwas, was für Obereggen in zu beschleunigen. Die behördlichen Genehmi- dulden die Wintersportler keine Steinchen mehr Hilfe von oben. Zwar ist die Kompaktschneedecke den nächsten Jahren von Bedeutung sein wird: gungsverfahren laufen bereits, und die Verant- auf den Pisten, die ihre teuren Skier ruinieren mehr als zufriedenstellend, doch käme ein Schub Die Landesregierung genehmigt den neuen Ski- wortlichen hoffen, dass im Frühjahr 1999 – al- könnten. Naturschnee nicht ganz ungelegen – schon al- pisten- und Aufstiegsanlagenplan. Er bildet so- so sofort nach Ende der nächsten Wintersaison Apropos Skier: Auf den Pisten ist immer öfter leine der Atmosphäre wegen. Anstatt Natur- zusagen die Basis für die Entwicklung von Süd- – mit dem Bau begonnen werden kann. Voraus- ein ungewöhnlicher Ski zu sehen. Nachdem das schnee kommt aber ein Temperaturanstieg. Von tirols Skigebieten in den nächsten Jahren. Für sichtlich 8,5 Milliarden Lire wird das Vorhaben Snowboard alltäglich geworden ist, kommt lang- Mitte Februar bis Mitte März zehren die unge- Obereggen sieht der Plan keine nennenswerten kosten – ein Batzen Geld, vor allem weil mit dem sam der so genannte Carvingski auf. Noch sind wohnt hohen Temperaturen – exakt wie im ver- Änderungen zur Ist-Situation vor – sprich keine Platzl gerade erst ein finanzieller Kraftakt abge- die Carver, die mit ihren etwas kürzeren, tail- gangenen Winter – an der Kompaktschneedecke. neuen Pisten und Aufstiegsanlagen. Obereggen schlossen wurde. Die Aktionäre vertrauen trotz- lierten Skiern bisher undenkbare Kurvenradi- Die Schneedecke hält trotzdem. Wieder einmal wird sich also weiterhin auf die Verbesserung der dem auf die Pläne des Verwaltungsrates, der in en ziehen, Exoten. Und noch gilt das Carven als hat Obereggen seinem Ruf als schneesicheres bestehenden Anlagen und Pisten konzentrieren der Vergangenheit immer ein glückliches Händ- Trendsportart für ein paar Experimentierfreu- Skigebiet alle Ehre gemacht. Am Ende der Sai- (müssen), um konkurrenzfähig zu bleiben. chen bei den Investitionen bewiesen hat. dige. Bald wird sich die Taillierung aber auch son hält Obereggen bei 4,3 Millionen Auffahrten, Solche Verbesserungen sind auch schon ins Au- Der beste Beweis ist das Platzl, das von Kritikern bei den „normalen“ Skiern durchsetzen und für fünf Prozent mehr als im Vorjahr und lediglich um ge gefasst: Neben kleineren Investitionen (zum im Vorfeld als überdimensioniert und zu teu- eine kleine Revolution sorgen. Ski fahren wird 67.000 Auffahrten weniger als in der Rekordsai- Beispiel Verbesserungen auf einigen Abschnit- er bezeichnet worden war. Jetzt – nach der er- durch die neue Technik enorm erleichtert. Na- son 1995/96. Und das, obwohl zu allem Überfluss ten der Oberholz-Piste) nimmt der Verwaltungs- sten Wintersaison mit dem Platzl – ergeben die türlich haben die Carvingskier auch ihre Tücken das Ostergeschäft von einer Schlechtwetterpe- rat vor allem den Ochsenweide-Lift ins Visier. Analysen, dass die drei Aufstiegsanlagen rund – aber damit werden die Skigebiete in den näch- riode beeinträchtigt wird. Wettermäßig ist der Der Zweiersessellift soll – auf gleicher Trasse – um das Gebäude (Ochsenweide, Oberholz, Eben) sten Jahren zu leben lernen müssen. Winter 1997/98 ein schlechter Winter. durch eine moderne Kabinenbahn ersetzt wer- im Vergleich zu den anderen Liften die stärk- 150 151 1998/99: Obereggen mit Schneegarantie Das neue „Platzl“ mit „Tipi“ Wieder einmal bleibt im November 1998 der Na- um nicht von den dafür anfallenden Kosten er- turschnee aus. Nachdem in den vergangenen drückt zu werden. Was für die Wintersportler zwei Wintern der Naturschnee pünktlich zum eine Selbstverständlichkeit geworden ist, stellt Saisonbeginn kam (und dann während des ge- die Skigebiete Jahr für Jahr vor große (finanzi- samten Winters praktisch ausblieb), fehlt der elle) Herausforderungen. Schnee diesmal schon zum Saisonstart. Trotz- Jedenfalls zahlt sich die technische Beschnei- dem kann am 28. November planmäßig die Sai- ung aus. Der Winter beginnt für Obereggen gut. son eröffnet werden. Am 5. Dezember öffnet die Am 2. Jänner erlebt Obereggen den Rekordtag sten Zuwächse an Auffahrten verzeichnet ha- Obereggen AG einen Umsatz von über zehn Verbindung mit Pampeago und Predazzo, wenige der Saison 1998/99: Sage und schreibe 67.000 ben. Auch die Erstzutritte in Obereggen haben Milliarden Lire, wobei das Platzl nicht ganz un- Tage später geht wieder der Europacup über die Auffahrten werden gezählt. Zum Vergleich: Der stark zugenommen. Das beweist, dass das mo- schuldig daran ist. Durch das Platzl ist auch die Bühne – erstmals übrigens ohne Bruno Fusmi- Saisondurchschnitt wird am Ende bei 37.000 derne Gebäude die Obereggner Talstation zum Anzahl der Personen, denen die Obereggen AG ni, den „Erfinder“ des Rennens. Fusmini ist nach Auffahrten liegen. Mitte Jänner kommt endlich beliebten Treffpunkt gemacht hat. Die Megain- eine Arbeit gibt, beträchtlich gestiegen: In der tapfer ertragener Krankheit verstorben; an sei- der langersehnte Naturschnee. Aber gäbe es die vestition hat sich gelohnt, das lässt sich schon Hochsaison sind in Obereggen bis zu 77 Mitar- ne Stelle als OK-Chef tritt Rennleiter Siegfried technische Beschneiung nicht und hätte sich nach dem ersten Winter sagen. beiter tätig – 44 davon an den Liften, fünf in der Gallmetzer. Obereggen – wie früher – auf den Naturschnee Verwaltung und 28 im Restaurantbetrieb. Die Ohne technische Beschneiung läuft längst nichts verlassen müssen, wäre ein schöner Teil der Sai- Derweil hat Thomas Ondertoller, ein gebürtiger Obereggen AG ist einer der wichtigsten Arbeit- mehr – das gilt nicht nur für Obereggen. Ent- son schon gelaufen. Und die erlittenen Einbußen Bozner, am 11. Mai sein Büro in Obereggen be- geber des gesamten Gemeindegebietes. sprechend ist die Beschneiung für die Skigebiete wären nie und nimmer aufzuholen. zogen. Er soll sich künftig um das Marketing und Der Oberholz-Lift fährt auch im Sommer und zu einem wesentlichen Kostenfaktor geworden. So aber wird schon in der ersten Saisonhälfte der die Kommunikation kümmern, und löst in die- wird von den Gästen stark beansprucht. Anson- Etwa zehn Prozent des Umsatzes müssen in den Grundstein dafür gelegt, dass sich die Macher in sem Aufgabenbereich Walter Weißensteiner ab, sten ist es im Sommer 1998 in Obereggen ruhig. größeren Skigebieten inzwischen für die tech- Obereggen am 12. April – einen Tag nach dem der seit 1987 für die Obereggen AG arbeitete. Während vor einem Jahr fieberhaft am Platzl ge- nische Beschneiung aufgewendet werden, und planmäßigen Saisonende – über die stolze Sum- In den kommenden Jahren wird deutlich wer- baut wurde, werden diesmal keine größeren In- wenn der Naturschnee über längere Zeit aus- me von 4,7 Millionen Auffahrten freuen dürfen den, welch wertvoller Mitarbeiter da an Land vestitionen abgewickelt. bleibt, schnellen die Kosten weiter nach oben. – das ist der höchste Wert der Obereggner Ski- Zwar kann Obereggen dank Beschneiungsanla- geschichte, und das trotz des akuten Schnee- ge und mehrerer Wasserspeicher inzwischen im mangels bis Mitte Jänner. Einmal mehr legen Die Zahlen zum Ende des Geschäftsjahres Ernstfall völlig ohne Naturschnee auskommen, Ochsenweide-, Oberholz- und Eben-Lift beson- 1997/98 sind erfreulich. Erstmals erzielt die doch ist eine knallharte Kalkulation notwendig, ders stark zu, und der Oberholz-Lift kommt mit gezogen wurde. 152 153 einem Auffahrtenplus von elf Prozent oder ins- Obereggen einen beachtlichen Imagegewinn ge- gesamt 832.000 Auffahrten sogar dem unan- bracht – und natürlich einen Qualitätssprung. gefochtenen „Beförderungsmeister“ der letzten Jahre, dem Absam-Maierl-Lift (890.000 Auf- Den nächsten Qualitätssprung soll die neue Och- fahrten), gefährlich nahe. senweide-Kabinenbahn bringen. Gleich nach Sai- Das Geschäftsjahr 1998/99 schließt erfolgreich. sonende beginnen die Bauarbeiten. Der 1977 Der Umsatz der Obereggen AG steigt um zwölf realisierte und inzwischen über 20 Jahre alte Prozent auf 11,3 Milliarden Lire. Ochsenweide-Lift muss einer automatischen Einmal mehr beweist Obereggen in dieser Sai- die Infrastruktur – inklusive neuer Stützmau- son, schneearme Winter besser wegstecken zu ern längs der Landesstraße – 9,4 Milliarden Li- können als viele andere Skigebiete. Bezeichnend re kosten. Obereggens Technischer Leiter Egon ist, dass das Ski Center Latemar seine erfolg- Obkircher und Betriebsleiter Johann Rieder be- reichsten Saisonen gerade dann verzeichnet, gleiten das umfangreiche Bauprojekt mit vollem wenn der Naturschnee spärlicher fällt. Das Ge- Einsatz – die Kabinenbahn soll ja termingerecht biet ist bekannt für seine (Kompakt-)Schneesi- zum Beginn der nächsten Wintersaison in Be- cherheit und seine ausgezeichnete Pistenpräpa- trieb gehen. rierung auch in schneearmen Wintern, weshalb Während die Arbeiten an der Ochsenweide-Bahn viele Wintersportler das Ski Center Latemar als vorangehen, diskutiert der Obereggner Verwal- Ausweichgebiet nutzen, wenn in anderen Ski- tungsrat im Sommer 1999 mit der Gemeinde- gebieten die Schneelage prekär ist. verwaltung auch das Parkplatzproblem. Obereg- Obereggen beweist in diesem Winter auch, sich gen ist beliebt – und das ist gut so. Aber mit der zu einem beliebten Treffpunkt gemausert zu ha- Beliebtheit hat Obereggen akute Parkplatzpro- ben. Das „Tipi“ – eine als Zelt konzipierte Schirm- bleme bekommen. Die Parkplätze an der Talsta- bar – zieht viel junges Publikum an, und über tion sind meistens bereits gegen 9 Uhr morgens das einzigartige Konzept wird weitum geredet. besetzt, und die nachkommenden Autos parken Obereggen ist im Gespräch. Die Neugestaltung Stoßstange an Stoßstange entlang der Landes- der Talstation mit dem Platzl und dem Tipi hat straße. An Spitzentagen reicht die Blechlawine 154 Bau der Kabinenbahn „Ochsenweide“, Berg- und Talstation Achter-Kabinenbahn weichen. Am Ende wird 155 1999/2000: Die neue Kabinenbahn Pünktlich zum Beginn der Wintersaison am 27. November ist die behördliche Abnahme der nagelneuen Ochsenweide-Kabinenbahn erfolgt, und die moderne Anlage kann in Betrieb gehen. Schon am ersten Saisontag nutzen zahlreiche Wintersportler die neue Kabinenbahn, zusätzlich laufen der Oberholz-, der Laner- und der Eben-Lift. Ein paar Tage später, am 4. Dezemoft fast bis nach Rauth. Im Grunde spricht es für Ob je ein Parkhaus in Obereggen gebaut wird, ber, kann auch die Verbindung mit Pampeago Obereggen, wenn es die Wintersportler in Kauf bleibt zu jenem Zeitpunkt offen. Derweil wird an und Predazzo geöffnet werden. Und das, ob- Obereggens Technischer Leiter nehmen, mit geschulterten Skiern und Snow- der Ochsenweide-Kabinenbahn fleißig weiterge- wohl neuerlich der Naturschnee ausbleibt. Die Egon Obkircher und Betriebslei- boards und mit den schweren Skischuhen an arbeitet, um für den kommenden Winter gerü- Wintersportler bedanken sich für diese Schnee- ter Johann Rieder sind beim Bau den Füßen den beschwerlichen Marsch zu den stet zu sein. Der Sommer bereitet derweil weni- sicherheit: Am Ende des Winters – das sei vor- der neuen Kabinenbahn Ochsen- Aufstiegsanlagen auf sich zu nehmen. Standes- ger Freude: Nach dem erfolgreichen Winter spürt weggenommen – wird der Rekord des voran- weide an vorderster Front invol- gemäß ist die Parkplatzsituation für ein so mo- Obereggen den Gästerückgang in der Gemeinde gegangenen Winters noch einmal um 40.000 viert. dernes Skigebiet allerdings nicht. Deutschnofen; der Oberholz-Lift verzeichnet we- Auffahrten übertroffen. Die neue Ochsenwei- Daher legt der Verwaltungsrat den Gemeinde- niger Sommer-Auffahrten, und das Platzl kann de-Kabinenbahn, die sich auf Anhieb bewährt, vertretern ein Maximalprojekt für ein Parkhaus angesichts der geringen Nachfrage während des trägt selbstverständlich dazu bei: Die Kabinen- vor, das vom Architekturbüro Ralf Dejaco ausge- Sommers nicht kostendeckend arbeiten. bahn schafft um 34 Prozent mehr Auffahrten arbeitet worden ist. An die Stelle der bestehen- als der alte Sessellift. 458.000 Auffahrten sind den Parkplätze an der Talstation soll demnach ein stolzes Ergebnis. ein mehrstöckiges Parkhaus treten. Allerdings kann die Obereggen AG die Investition nicht al- Obereggens technisch beschneite Pisten kön- leine bewältigen und klopft bei der öffentlichen nen während des gesamten Winters den An- Verwaltung um Unterstützung an. Dort wird das sprüchen der Wintersportler gerecht werden Projekt durchaus mit Wohlwollen aufgenom- – auch ohne Hilfe von oben. Richtig ergiebig men, trotzdem scheitert es vorerst am finanzi- schneit es erst Ende März (!), als einige Skige- ellen Aufwand. biete in Südtirol bereits schließen und auch in 156 157 Straßentheater auf der Skipiste: Obereggen zieht mit „Hochspannung“ Aufmerksamkeit auf sich Obereggen nur mehr der Endspurt bevorsteht. Vergleich zeigt, welche Entwicklung der Tou- Winter – dank jenem Skigebiet, das vor nun- bahn eine Beleuchtungsanlage installiert. Ab Für viele Skigebiete kommen die Schneefälle zu rismus in Deutschnofen genommen hat. Natür- mehr 30 Jahren seine Anfänge fand – gleich dem nächsten Winter sollen 1,6 Kilometer Pisten spät, für Obereggen aber kommen sie wie geru- lich sind die Nächtigungszuwächse auch auf das wichtig. und die 2,5 Kilometer lange Rodelbahn drei Mal fen. Schon zu Beginn der Saison war beschlos- steigende Bettenangebot zurückzuführen. Vor sen worden, die Aufstiegsanlagen trotz des unge- allem in Obereggen sind in den vergangenen Um die Nachsaison zu beleben, stellt Obereggen derne Platzl und das Tipi noch mehr zum Treff- wöhnlich späten Ostertermins nach Möglichkeit Jahren nach und nach neue Beherbergungsbe- gemeinsam mit dem Tourismusverein vom 31. punkt machen. Gleichzeitig wird im Bereich der bis nach Ostern in Betrieb zu halten. Mit der gu- triebe entstanden bzw. wurden bestehende Be- März bis 2. April ein viel beachtetes Event auf die Epircher-Laner-Alm eine Unterführung für Rod- ten Kompaktschneegrundlage und den Schnee- triebe ausgebaut. Obereggen ist inzwischen zu Beine: „Hochspannung“, eine Art Straßentheater ler und Fußgänger gebaut, um eine Gefahren- fällen ist jetzt gesichert, dass bis zum 25. April einem richtigen Hoteldorf gewachsen – und zu auf den Pisten und in den Hütten, bringt Akro- stelle auf der Oberholz-Piste zu entschärfen – Ski gefahren werden kann. Anfang April präsen- einer begehrten Winterdestination. Was könnte baten und Künstler aus aller Welt ins Ski Center die Kabinenbahn „Ochsenweide“ hat die Zahl tiert sich Obereggen in hochwinterlichem Weiß, das Herz des Winterurlauber mehr begehren? Latemar. Unterstützt von der erwähnten Win- der Rodler nämlich stark steigen lassen. Insge- und tatsächlich kommen im April und vor allem Ein attraktives Skigebiet direkt vor der Hoteltü- terlandschaft hält „Hochspannung“ Obereggen samt investiert Obereggen in diesem Sommer während der Osterfeiertage mehr Gäste nach re, viel Bewegung auf den Skihütten und dazu trotz anbrechendem Frühling, der viele Südtiro- 2,8 Milliarden Lire. Obereggen als erwartet. hervorragend ausgestattete Hotels mit teilwei- ler traditionsgemäß in Richtung Gardasee zieht, Eine der seltenen Änderungen gibt es im Verwal- Überhaupt läuft der Tourismus in der Gemein- se beachtlichen Wellnesseinrichtungen für die im Gespräch. tungsrat: Heinrich Plank, schon von September de Deutschnofen rund. 279.000 Nächtigungen Abendstunden und Schlechtwettertage. Im Gespräch möchte Obereggen auch im näch- 1975 bis September 1981 Verwaltungsrat, er- am Ende des Jahres 2000 bedeuten einen neuen Entsprechend ist es der Winter, dem der größte sten Winter bleiben, und zwar mit der Attrakti- setzt das verstorbene Gründungsmitglied Franz Rekord, während Südtirol mit seinen 23,6 Milli- Anteil am Deutschnofner Tourismusaufschwung on „Nachtskilauf“. Im Sommer 2000 wird auf der Zelger. Ansonsten bleibt der Verwaltungsrat un- onen Nächtigungen noch immer gut 1,4 Milli- zuzuschreiben ist. Ein Sommertourismusgebiet Piste Obereggen (dem unteren Abschnitt der Pi- verändert. onen hinter dem Rekord von 1995 liegt. Dieser war Deutschnofen schon immer, jetzt ist der ste Oberholz-Obereggen) sowie auf der Rodel- 158 pro Woche auch abends offen sein und das mo- 159 160 161 2000/01: Ski–paß bei Flutlicht Statt der mit Spannung erwarteten Feuerprobe ser grauen Dezemberlandschaft die Skier un- für die Beleuchtungsanlage kommt zu Beginn der ter die Füße. Wintersaison 2000/2001 der Regen. Zwar sind 162 die Investitionen – vor allem die Beleuchtung für Einige kalte Tage und Nächte würden genügen, die Skipiste und die Rodelbahn – termingerecht um alle Pisten technisch zu beschneien. Aber fertig geworden, doch schon im November be- anstatt der ersehnten kalten Tage kommt wei- hindern die hohen Temperaturen die technische terer Regen, weshalb am 9. Dezember die Ver- Beschneiung. Zu allem Überfluss frisst der Re- bindung mit Pampeago wieder geschlossen wer- gen Ende November – kurz vor dem geplanten den muss. Obereggen steht still. Und nicht nur Saisonbeginn – große Kompaktschneemengen Obereggen, denn auch anderswo ist es unmög- weg. Die Temperaturen liegen in jenen Tagen so lich, ans Skifahren zu denken. Der gesamte Al- hoch, wie es zu dieser Jahreszeit kaum für mög- penraum wartet sehnsüchtig auf kühlere Tem- lich gehalten würde. peraturen und auf Schnee. Für die Verantwortlichen in Obereggen stellt der Tag für Tag bringen die hohen Temperaturen die Regen eine halbe Katastrophe dar. „Adel ver- Hoffnung ein bisschen mehr zum Schmelzen, es pflichtet“ lautet ein bekannter Werbespruch, könnten zumindest die traditionellen Obereg- und in Abwandlung dieses Spruchs fühlt sich gner Europacuprennen (Slalom und Super-G) ge- Obereggen irgendwie verpflichtet, unabhängig rettet werden. Und tatsächlich: Am Ende muss von den Wetterkapriolen perfekt präparierte Obereggen den Europacup vom 13. und 14. De- Pisten zu bieten und seinem guten Ruf gerecht zember absagen – erst zum zweiten (!) Mal seit zu werden. Schwer genug ist dies. Enorme An- dem ersten Rennen 1983. Bisher waren die Jahre strengungen sind notwendig, um am 2. Dezem- 1994 (Absage wegen Schneemangels und hoher ber die Verbindung mit Pampeago und Predazzo Temperaturen) und 1996 (Slalomabbruch wegen zu eröffnen. Oberholz- und Eben-Piste müssen der hohen Temperaturen) die einzigen Negativ- derweil geschlossen bleiben. Entsprechend rar kapitel der glanzvollen Obereggner Europacup- sind die Skifahrer in den ersten Dezemberta- geschichte; nun gesellt sich das Jahr 2000 hin- gen. Nur die ganz Begeisterten schnallen sich zu. Allerdings befindet sich Obereggen in guter bei diesen hohen Temperaturen und bei die- Gesellschaft. Zahlreiche Weltcup- und Europa- 163 cuprennen müssen im Dezember abgeblasen Vorjahr „nur“ mehr 341.000 Auffahrten – und gemacht. Wieder einmal hat der Verwaltungs- Jene Gäste, die Ende März auf den Skipisten von werden, nachdem der Skizirkus soeben von den das, obwohl es an mehreren Wochenenden stark rat der Obereggen AG beim Investieren ein gol- Obereggen unterwegs sind, dürfen zu Hause von Amerikarennen nach Europa zurückkehrt ist. schneit (hätte es diesen Schnee doch im Dezem- denes Händchen bewiesen. „Hochspannung“ erzählen. Nach dem Erfolg des Einen so miserablen Start in den Winter hat es ber gegeben!) und der Tageskartenverkauf ent- Auch die Gäste nehmen das Abendangebot dan- Vorjahres treffen sich vom 23. bis 25. März wie- seit Beginn der Kompaktschnee-Ära in Obereg- sprechend um rund elf Prozent gegenüber dem kend an. Der Tourismus in Deutschnofen boomt der rund 40 Artisten aus neun Nationen zum gen noch nie gegeben. Gerade noch rechtzei- Vorjahr einbricht. Insgesamt werden im Jänner weiter: Trotz der miserablen Rahmenbedin- weltweit ersten Pisten-Theater-Festival und nut- tig vor Weihnachten sinken die Temperaturen und Februar mehr Auffahrten gezählt als im Re- gungen im Dezember erzielen die Deutschnof- zen die Pisten als Kulisse für ihre Darbietungen. und innerhalb weniger Tage sind alle Obereggner kordwinter 1999/2000. Mitverantwortlich ist ner Beherbergungsbetriebe zwischen Novem- „Hochspannung“ ist eine nicht alltägliche At- Pisten „fit“. Am 17. Dezember wird die Verbin- zweifelsohne die neue Beleuchtungsanlage, die ber 2000 und April 2001 satte elf Prozent mehr traktion, und sowohl Gäste als auch Einheimi- dung mit Pampeago wiedereröffnet, und am 24. am Abend drei Mal pro Woche zahlreiche Ski- Nächtigungen als im Vergleichszeitraum des Vor- sche haben ihre Freude daran. Dezember gehen der Oberholz- und der Eben-Lift fahrer, Snowboarder und Rodler nach Obereggen jahres. Genau 155.268 Übernachtungen werden erstmals in Betrieb. Bis zum 22. Dezember feh- lockt. Mag in den ersten Wochen die Neugier- in Deutschnofen gezählt. Gemeinsam knacken Am 22. April endet die Saison planmäßig. Mit len Obereggen im Vergleich zum vergangenen de den Ausschlag geben, so beweist der anhal- der Winter und der Sommer 2001 sogar erst- einem lachenden und einem weinenden Auge (Rekord-)Jahr bereits unglaubliche 380.000 Auf- tende Andrang doch, dass das Nachtskifahren mals die 300.000-Nächtigungen-Schallmauer zieht der Verwaltungsrat der Obereggen AG Bi- fahrten. Das wird nicht mehr aufzuholen sein. und -rodeln ein attraktives Zusatzangebot ist, (312.000). 1851 gastgewerbliche und 536 so ge- lanz. 4,3 Millionen Auffahrten wurden an den das von den Wintersportlern gerne angenom- nannte private Gästebetten (Privatzimmerver- sieben Anlagen gezählt, das sind so wenige wie Der Jänner und der Februar verlaufen recht gut. men wird. Angenehmer Nebeneffekt: Die Aus- mieter, Urlaub auf dem Bauernhof usw.) zählt die seit der Saison 1996/97 nicht mehr und 440.000 Ein Teil des Dezember-Minus kann sogar auf- lastung des von Maria Pichler hervorragend ge- Gemeinde Deutschnofen inzwischen. Zum Ver- Auffahrten weniger als im Vorjahr. Fazit: Es feh- geholt werden, und am 23. Februar beträgt der führten Platzl verbessert sich; Ende Februar sind gleich: 1980 – vor 20 Jahren – waren es 1346 len in etwa jene Auffahrten, die im Dezember „Rückstand“ bei den Auffahrten gegenüber dem dort die Umsatzeinbußen von Dezember wett- Betten gewesen. „verloren“ gingen. Der Rest des Winters war 164 165 2001/02: Da– i–t Rekord: 5 Millionen „Pa––agiere“! Der Herbst 2001 verläuft in Obereggen so ruhig den Ferienwochen zu Weihnachten, Fasching wie schon lange nicht mehr. Es gibt keine grö- und Ostern verkehrt. Der Shuttlebus stellt die ßeren Investitionen, die unter Zeitdruck bis zum Parkhauspläne vorerst in den Hintergrund. Er Beginn der Wintersaison fertiggestellt werden ist die weit günstigere Lösung – und vielleicht müssten, und schon Anfang November schneit sogar die bessere. es zum ersten Mal. Dann wird es nach einem Die Qualität der Skipisten in Obereggen ist wie- zwischenzeitlichen Warmwettereinbruch auch der einmal beeindruckend. Weder im Dezem- noch schön kalt, und die Beschneiungsanlage ber noch im Jänner gibt es nennenswerte Neu- kann sich austoben. Zwar fällt kaum mehr Na- schneemengen, trotzdem herrschen optimale turschnee, aber das ist den Obereggnern sowieso Bedingungen. Was ein bisschen fehlt, ist die Win- egal, solange die Temperaturen winterlich blei- terlandschaft. Die würde wahrscheinlich noch ben. Als die Saison am 1. Dezember eingeläutet ein paar Wintersportler mehr auf die Pisten lo- wird, präsentieren sich alle Pisten in hervorra- cken. Tatsächlich folgt dem ersten ergiebigen gendem Zustand. Am 7. Dezember wird die Ver- Schneefall am 7. Februar gleich drei Tage spä- bindung mit Pampeago und Predazzo eröffnet. ter – am Sonntag, 10. Februar – der Rekordtag Und natürlich kommen die Skifahrer, Snowboar- des Winters: An keinem anderen Tag des Winters zufriedenstellend, vor allem auch deshalb, weil Eben versetzt und es werden die bestehenden der und Carver angesichts der perfekten Bedin- tummeln sich auf den Obereggner Pisten so viele der Nachtbetrieb etwa 100.000 zusätzliche Auf- Parkplätze an der Talstation verbessert. Und das gungen in Scharen. Kaum zu glauben, dass vor Skifahrer und Snowboarder, insgesamt werden fahrten generiert hat. Parkhaus? Es gibt zwar das erwähnte Vorprojekt, genau einem Jahr in Obereggen fast alles still an diesem 10. Februar unglaubliche 70.734 Auf- Im Sommer 2001 werden wieder zwei Milliarden trotzdem ruhen die Pläne. Zehn Milliarden Li- stand. fahrten gezählt. In dieser schneeweißen Land- Lire investiert. Ein Teil davon fließt in eine wei- re würde das Vorhaben kosten, und die Verant- Während der Weihnachtsfeiertage setzt Obereg- schaft macht Ski fahren und snowboarden eben tere Verbesserung der Beschneiungsanlage und wortlichen in Obereggen wissen, wie schwer der gen erstmals einen Shuttlebus ein und reagiert noch mehr Spaß. in den Ankauf von zusätzlichen Schneeerzeugern. Plan umzusetzen sein wird. damit auf das ungelöste Parkplatzproblem. Der Am 16. Februar folgt der zweite ergiebige Seit Anfang der 1980er-Jahre in Obereggen ei- Shuttlebus bringt die Wintersportler von ihren Schneefall innerhalb von wenigen Tagen. Die- ne Schneekanone getestet wurde, ist praktisch „Parkplätzen“ entlang der Straße direkt zu den ser Schnee müsste jetzt bis zum Ende der Saison kein Jahr vergangen, in dem die Beschneiungs- Pisten. Selbstverständlich kommt der Dienst reichen. Der Winter verläuft optimal, und tat- anlage nicht potenziert worden wäre. Des wei- gut an, weshalb der Bus während des gesam- sächlich steht schon eine Woche vor Saisonende teren wird im Sommer die Talstation des Skiliftes ten Winters an Sonn- und Feiertagen sowie in fest, dass die Saison 2001/2002 einen neuen 166 167 2002/03: Ehrgeizige– Inve–tition–paket im Vi–ier Im November 2002 werden Erinnerungen wach: sehen sollen. Jedenfalls wird mehr denn je be- Wie vor zwei Jahren behindern die ungewöhn- wusst, dass der Erfolg den Skigebieten nicht lich hohen Temperaturen die technische Be- in den Schoß fällt, sondern das Ergebnis har- schneiung. Der Saisonstart muss um eine Woche ter Arbeit ist. vom 30. November auf den 7. Dezember ver- Der Naturschnee bleibt während des gesamten schoben werden. Und dass am 7. Dezember die Winters knapp; entsprechend wird so viel Kom- Anlagen Ochsenweide, Laner und Absam über- paktschnee produziert wie nie zuvor. Dafür kenn- haupt in Betrieb gehen können, ist nur durch die zeichnet den Winter 2002/2003 äußerst schönes Schwerstarbeit der Mitarbeiter zu bewerkstel- Wetter – vor allem an den Wochenenden. Das ligen. Bis Mitte Dezember bleibt es bei einem kommt dem Skigebiet Obereggen natürlich ge- „halben“ Skivergnügen, weil nicht alle Anlagen legen, auch wenn das schöne Wetter eine „Ne- in Betrieb sind – aber immerhin. Obereggen tut benwirkung“ hat: Der Restaurant- und Barum- das Möglichste, um die Wintersportler zufrie- satz verlagert sich vom Platzl auf die Berghütten; denzustellen. Am 13. Dezember kann endlich die am Ende des Winters wird das Platzl sieben Pro- Verbindung mit Pampeago eröffnet werden, und zent weniger Umsatz erzielt haben als im Jahr einen Tag später folgen die Verbindung mit Pre- zuvor. Die Nordischen Skiweltmeisterschaften, Auffahrtenrekord bringt. Am allerletzten Skitag Gesellschaft geht munter weiter. 7,2 Millionen dazzo und die Oberholz-Piste. Das Weihnachts- die vom 18. Februar bis 1. März im Fleimstal wird sogar noch die Fünf-Millionen-Auffahrten- Euro sind umgerechnet rund 13,9 Milliarden Lire geschäft ist gesichert. stattfinden, haben ebenfalls eine Nebenwirkung: Schallmauer geknackt. Genau 5.007.964 Mal – auch die Obereggen AG muss sich an die neue Wie akut der Schneemangel zu Saisonbeginn In diesen Tagen sinkt der Skibetrieb in Obereg- wurden die sieben Aufstiegsanlagen im Winter Währung gewöhnen. ist, zeigt die Tatsache, dass die Ochsenweide- gen geringfügig – die Betten des Fleimstals sind 2001/2002 genutzt, das ist ein Plus von sechs Piste erst ab 4. Jänner und die Rodelbahn so- praktisch zur Gänze mit Langläufern, Skisprin- Prozent gegenüber dem bisherigen Rekordwinter gar erst ab 10. Jänner benutzt werden können. gern sowie deren Betreuern und Fans belegt, 1999/2000. Im Schnitt wurden täglich 40.027 Es ist ein harter Saisonstart für die Mitarbei- weshalb schlicht und einfach die Unterkünfte Auffahrten gezählt – ebenfalls klarer Rekord. Eine ter der Obereggen AG; enorme Anstrengungen für Skiurlauber fehlen. beeindruckende Bestleistung erzielt die Obereg- sind nötig, um die Pisten in gutem Zustand zu Gut kommt im Winter 2002/2003 einmal mehr gen AG genauso beim Umsatz: 7,2 Millionen Eu- halten. Es sind Anstrengungen, die hinter den das Nachtskifahren und -rodeln an, das Obereg- ro stehen den 6,2 Millionen Euro des Vorjahres Kulissen eines Skigebietes ablaufen und die die gen drei Mal in der Woche zu einem beliebten gegenüber, das kontinuierliche Wachstum der Wintersportler nicht sehen – und auch nicht Feierabend-Treffpunkt macht. Mit 111.273 Auf- 168 169 fahrten gibt es gegenüber dem Vorjahr eine Stei- bisherigen Schlepplift ersetzt und von der Be- liens allerersten automatischen Vierersessellift gen AG wird ganz offensichtlich hervorragend gerung von über fünf Prozent. treibergesellschaft I.T.A.P. des Skigebietes Pam- ersetzt; und jetzt – 20 Jahre später – soll der geführt, die Kosten sind im Griff. peago gebaut wird) verwirklicht werden und die Enkel des allersten Absam-Maierl-Liftes kom- Mit 4,9 Millionen Auffahrten kommt das Skige- Während sich die Wintersportler auf den Pisten, neue anspruchsvolle Skipiste Absam (parallel zur men. Nachdem die gesetzlich vorgeschriebene biet Obereggen dem letzten Rekordwinter bis auf in den Skihütten und natürlich im Platzl ver- leichteren Absam-Maierl) entstehen; die Piste Generalrevision anstehen würde, erscheint es 1,7 Prozent nahe. Der Absam-Maierl-Lift knackt gnügen, wird einen Stock darüber, in den Ver- wurde zuvor bei der ersten Überarbeitung des dem Verwaltungsrat der Obereggen AG sowohl sogar erstmals die Millionen-Schallmauer und waltungsbüros der Obereggen AG, bereits an Landesfachplans für Aufstiegsanlagen und Ski- aus technischer als auch aus betriebswirtschaft- verzeichnet insgesamt 1.003.305 Auffahrten. der nächsten Investitionsoffensive gebastelt. pisten in den Plan eingetragen. licher Sicht sinnvoller, eine neue, moderne An- Wieder liegt der Umsatz der Obereggen AG über Ein Investitionspaket im geschätzten Gesamt- Darüber hinaus soll eine Investition getätigt wer- lage zu bauen. sieben Millionen Euro. Genau 30 Jahre, nachdem ausmaß von 14,5 Millionen Euro wird für die den, die einen gewissen geschichtlichen Wert kommenden Jahre ins Auge gefasst. Das Pro- hat: Der Vierersessellift Absam-Maierl soll durch Am 27. April endet die Wintersaison in Obereg- die Obereggen AG ein beachtliches Unterneh- gramm ist ehrgeizig: Ab dem Sommer 2005 sol- eine moderne automatische Sechsersesselbahn gen. Trotz des späten Ostertermins konnten die men – und vor allem ein gesundes. len – wenn alles nach Plan verläuft – der neue mit einer stündlichen Förderleistung von 2.800 Skipisten bis nach Ostern in Schuss gehalten Wasserspeicher „Absam“ mit einem Fassungs- Personen ersetzt werden. Geschichtlichen Wert werden, und trotz des witterungsbedingt ver- vermögen von zirka 55.000 Kubikmetern ge- hat diese Investition deshalb, weil der Absam- schobenen Saisonstarts kommt Obereggen am baut werden, der Sessellift Obereggen durch Maierl-Lift seit jeher eine besondere Rolle im Ende auf sage und schreibe 149 Betriebstage – einen automatischen Vierersessellift auf ge- Skigebiet Obereggen spielte. 1976 ermöglich- das sind 21 Tage mehr als im Jahr zuvor. Beein- ringfügig geänderter Trasse ersetzt werden, ei- te der damalige Zweiersessellift die Verbindung druckend ist, dass die um 21 Tage längere Saison ne gemeinsame Talstation für den Obereggen- mit Pampeago und damit einen gewaltigen Auf- lediglich eine Betriebskostensteigerung von 0,79 Lift und den neuen Zanggen-Sessellift (der den schwung; 1985 wurde der Zweierlift durch Ita- Prozent verursacht. Das Unternehmen Obereg- 170 die ersten Skifahrer nach Obereggen kamen, ist 171 2003/04: 6,5 Meter Neu–chnee Ende Oktober 2003 wächst bei den Verantwort- Dezember folgt mit dem Europacup auch die lichen in Obereggen die Nervosität. Die neue Oberholz-Piste. Wintersaison rückt näher, und der schwierige An Neuschnee mangelt es in diesem Winter Start in den letzten Winter ist noch gut in Erin- wahrlich nicht: Insgesamt werden an der Wet- nerung. Im Grunde handelt es sich um eine Ner- terstation an der Absam-Bergstation im Laufe vosität, die sich jeden Herbst aufs Neue einstellt. des Winters sage und schreibe 6,5 Meter Neu- Manchmal müssen noch rechtzeitig Arbeiten schnee gemessen. Entsprechend wird in diesem abgeschlossen werden, und meistens beginnt Winter um etwa 25 Prozent weniger Kompakt- Ende Oktober langsam aber sicher das Hoffen schnee produziert als noch im Winter zuvor. Saison starten zu können. Früher wäre an einen Selbstverständlich ist Obereggens Erfolg nicht Saisonstart Ende November niemals zu denken allein dem guten Ruf seiner Pistenpräparierung gewesen, doch seit es die technische Beschnei- zu verdanken. Die Obereggen AG betreibt große ung gibt, herrschen – sowohl bei den „Kunden“ Anstrengungen, um im Gespräch zu bleiben. Un- als auch bei den Skigesellschaften – andere An- ter anderem läuft in den Printmedien, im Radio, sprüche. in den Kinos und im Internet eine Werbekam- Diesmal ermöglicht die Witterung im November pagne mit dem emotionalen Slogan „Obereggen den Obereggnern einen Traumstart. Die kalten ... Sie werden uns lieben“. Dazu kommt der tra- Temperaturen kommen der Kompaktschneepro- ditionelle Europacup im Dezember, ein Nacht- duktion gelegen, und kurz vor der Saisoneröff- Snowboardrennen im Jänner, das Festival „Hoch- nung am 29. November setzen ergiebige Schnee- spannung“ zum Saisonende und regelmäßige fälle ein. Als am 29. November der Ochsenweide-, Live-Musik an der Talstation. Obereggen ist be- der Laner-, der Absam-Maierl- und der Eben- müht, den Wintersportlern nicht nur gute Pisten Lift in Betrieb gehen, präsentiert sich Obereg- zu bieten, sondern ein Rundum-Freizeiterlebnis gen als traumhafte Winterlandschaft. Am 6. auf die Beine zu stellen. und 7. Dezember – pünktlich zum beliebten Bei den Wintersportlern kommen Obereggens „Sant’Ambrogio“ – werden die Verbindungen Initiativen gut an. Mit 5.093.284 Auffahrten – mit Pampeago und Predazzo geöffnet, am 12. 1,7 Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 172 Die neue Maierl-Alm auf einen kalten November, um pünktlich in die 173 2004/05: Ein ra–anter Start Das hat es in der über 30-jährigen Skigeschichte Obereggens noch nie gegeben: Schon am 27. November kann die Verbindung mit Pampeago und Predazzo geöffnet werden. Auch fünf An2001/02 – gibt es zum Abschluss der 142 Tage Oktober und transportiert immerhin 36.878 Per- lagen in Obereggen sind bereits Ende November dauernden Saison am 26. März einen neuen Spit- sonen, die zu Wanderungen ins Latemargebiet in Betrieb, Eben- und Oberholz-Piste ziehen am zenwert. Zum Vergleich: Vor genau zehn Jahren wollen. Ansonsten ist es in Obereggen im Som- 4. Dezember nach. Somit sind Anfang Dezember zählte Obereggen mit denselben (sieben) Auf- mer 2004 richtig idyllisch. Gewissermaßen han- bereits alle Obereggner Anlagen in Betrieb – das stiegsanlagen 3,6 Millionen Auffahrten. Zum Teil delt es sich um eine Ruhe vor dem Sturm. Im macht verständlicherweise Lust aufs Skifahren. ist dieses Wachstum auf die Modernisierung der nächsten Sommer beginnt nämlich die erwähnte Entsprechend groß ist in diesen ersten Saison- Zufriedene Gäste betreiben Anlagen und die damit verbundene höhere Be- Investitionsoffensive: Zunächst sollen im Som- tagen der Andrang von (einheimischen) Winter- Mundwerbung, und in Obereg- förderungskapazität zurückzuführen, zum Teil mer 2005 der Absam-Maierl-Lift modernisiert sportlern. Am Naturschnee liegt es freilich nicht, gen sind die Gäste offensicht- auf die Attraktivität, die Obereggen durch sei- und die neue Maierl-Piste gebaut werden, dann dass Obereggen bereits zu diesem frühen Zeit- lich hochzufrieden: Eine Umfra- ne moderne Infrastruktur auf die Wintersport- soll im Sommer 2006 die Erneuerung von Zang- punkt ein rundes Skierlebnis bieten kann. Na- ge ergibt, dass sage und schreibe ler ausstrahlt, und zum Teil auf die funktionelle gen- und Obereggen-Lift folgen. turschnee war im November Mangelware, dafür 81 Prozent der Besucher über Verbindung mit Predazzo. Ein wichtiges Ereignis ist – weil es die Umwelt- konnte dank tiefer Temperaturen die Beschnei- Freunde und Bekannte auf das An eine Wachstumsgrenze scheint Obereggen sensibilität der Obereggen AG unterstreicht – ungsanlage auf Hochtouren arbeiten. Von der Skigebiet aufmerksam gewor- trotz des neuen Auffahrtenrekords noch lange die Zertifizierung nach der ISO-Norm 14001. Die vieldiskutierten Klimaerwärmung ist in diesen den sind. nicht zu stoßen. Sicher, der abgelaufene Win- international anerkannte Norm unterstützt Un- Tagen nicht viel zu spüren. ter war gut, aber er war nicht perfekt. Hätte das ternehmen dabei, möglichst umweltverträglich Wetter beispielsweise an den Wochenenden et- zu wirtschaften und sich diesbezüglich ständig Schneesorgen plagen das Skigebiet Obereggen in was besser mitgespielt, wären wohl noch mehr zu verbessern. Nun hat auch die Obereggen AG diesem Winter keine. Zwar halten sich die Nie- Auffahrten zusammengekommen. Obereggen ein solches Umweltmanagementsystem imple- derschläge in Grenzen, aber die Temperaturen darf optimistisch in die Zukunft blicken. mentiert. bleiben konstant tief und ermöglichen die Erzeugung des notwendigen Kompaktschnees, um die Nach dem Rekordwinter 2003/04 kehrt in Pisten den Wintersportlern an jedem Morgen in Obereggen Ruhe ein. Nur die Liftanlage Obereg- perfektem Zustand zu „übergeben“. gen-Oberholz funktioniert vom 28. Juni bis 10. Es ist ein guter Winter. Schon am 25. Februar 174 175 spuckt die Zwischenbilanz 3,6 Millionen Auf- gen AG im Geschäftsjahr 2004/05 rund 7,7 Mil- sind über Freunde und Bekannte auf das Skige- Und er ist sozusagen der Enkel jenes berühmten fahrten aus – so viele, wie vor zehn Jahren wäh- lionen Euro um. biet aufmerksam geworden. Die Zufriedenheit Zweierlifts, dem Obereggen Mitte der 1970er- rend der gesamten Saison gezählt wurden. In das Solche guten Ergebnisse kommen selbstverständ- der Obereggen-Besucher reicht offensichtlich Jahre seinen ersten großen Aufschwung zu ver- noch verbleibende Monat nimmt Obereggen ei- lich äußerst gelegen, denn schon steht die näch- soweit, dass begeistert Mundwerbung betrie- danken hatte. nen Vorsprung gegenüber dem letztjährigen Re- ste Investitionsoffensive bevor, während in der ben wird. Und Mundwerbung ist die beste Wer- Damals war natürlich unvorstellbar, dass auf die- kord von immerhin 4,16 Prozent mit. Bilanz noch Bankverbindlichkeiten für frühere bung, heißt es so schön. ser Liftroute irgendwann 2.800 Personen pro Investitionen aufscheinen. Ein Skigebiet wie Stunde befördert werden können. Am Absam- Trotzdem wird es am Ende nichts mit einem neu- Obereggen befindet sich praktisch ständig in Aber zurück zu den Zahlen des Winters 2004/05, Maierl-Lift zeigt sich eindrucksvoll, welch en- en Rekord. Zwar kann Obereggen zum dritten Mal der Investitionsoffensive. Ohne diese laufenden oder besser gesagt, zu einer allerletzten Zahl: orme Entwicklung die Infrastruktur in den Skige- in seiner Geschichte die Fünf-Millionen-Auf- Bemühungen um Verbesserungen ist die Gunst Die meistbenutzte Liftanlage ist einmal mehr bieten innerhalb von 30 Jahren genommen hat. fahrten-Grenze überschreiten, aber der letztjäh- der Wintersportler schnell verspielt. der Absam-Maierl-Lift, der zum dritten Mal in Notwendig ist die vervielfachte Förderleistung rige Rekordwert wird um mickrige 0,25 Prozent Woher rührt aber konkret die Gunst der Win- Folge über eine Million Auffahrten schafft. Jetzt allemal: zum einen, weil der Skisport zu einem oder 12.500 Auffahrten verfehlt (zum Vergleich: tersportler für das Skigebiet Obereggen? Eine muss der Lift einem hochmodernen Sechserses- wahren Massensport geworden ist, zum ande- Im Schnitt zählt Obereggen 39.000 Auffahrten Umfrage unter Obereggen-Besuchern im Win- sellift weichen. Genau 20 Jahre nach seinem Bau ren, weil der Absam-Maierl-Lift ab dem kom- pro Tag!). Schuld ist vor allem der Warmwetter- ter 2004/05 versucht diese Frage zu klären und hat der Vierersessellift seinen Dienst getan. Der menden Winter nicht mehr nur eine Piste (Rei- einbruch zu Ostern. Wenn aber berücksichti- erhält zur Antwort, dass vor allem die Land- Doppelmayr-Lift, der ab dem kommenden Win- teralpe), sondern gleich eine zweite Piste mit gt wird, dass der abgelaufene Winter mit 135 schaft, die exzellente Pistenpräparierung und ter sage und schreibe 2.800 Wintersportler pro dem Namen „Maierl“ bedienen muss. Tagen um sieben Tage kürzer war als der Win- die Schneesicherheit Obereggen so attraktiv ma- Stunde zur Bergstation befördern wird können, Diese anspruchsvolle Piste mit einer maxima- ter 2003/04, dann präsentiert sich das Ergebnis chen. Das erfreulichste Ergebnis der Umfrage ist ist der erste neue Lift in Obereggen, seit 1999 die len Neigung von 55 Prozent, die in der Nähe der mehr als ordentlich. Insgesamt setzt die Obereg- aber wohl ein anderes: 81 Prozent der Besucher Ochsenweide-Kabinenbahn verwirklicht wurde. altbekannten Reiteralpe-Piste entsteht, ist das 176 177 Der Bau der neuen Maierl-Piste Der Bau des neuen Sechsersesselliftes „Absam-Maierl“ zweite große Projekt, das im Sommer 2005 in Obereggen AG die Kapazität für die technische senlos – so wie er es schon tat, als der Platzl-Bau gesichts der enormen Angebotsverbesserung ei- Obereggen durchgezogen wird und dem Skige- Beschneiung nahezu verdoppeln. 1997 in nur sieben Monaten abgewickelt wurde, ne Preiserhöhung naheliegend wäre. Für Kinder biet ab 26. November 2005 einen zusätzlichen Obereggen präsentiert sich in den Sommermo- und so wie er es immer tut, wenn in Obereggen und Jugendliche werden die Preise sogar nach Attraktivitätsschub bringen soll. Zum ersten Mal naten gleich an mehreren Orten als Baustelle. gebaut wird. Längst gilt Obkircher als Obereg- unten korrigiert – für 80 Euro können beispiels- seit 1988 (damals wurde die Ochsenweide-Piste Auf Hochtouren wird gearbeitet, um die ehrgei- gner Faktotum. weise Kinder bis zu elf Jahren Ski fahren, wie viel gebaut) entsteht in Obereggen eine neue Ski- zigen Investitionspläne rechtzeitig bis zum Be- Bemerkenswert: Die neue Piste ist Ende Juni, als und wie oft sie wollen. piste – und eine anspruchsvolle obendrein. Die ginn der nächsten Saison verwirklichen zu kön- der Sommerbetrieb startet und die Wandersai- „Wir wollten in einer Zeit, in der so viel von ex- Piste ist so konzipiert, dass sie auf 1,6 Kilome- nen. Rund 10,5 Millionen Euro werden allein in son beginnt, schon großteils fertig und im obe- plodierenden Preisen gesprochen wird, ein Zei- tern Länge 433 Höhenmeter überwindet und diesem Sommer ausgegeben, um das Skigebiet ren Teil bereits begrünt. chen setzen. Und wir wollten unseren Beitrag den Könnern unter den Skifahrern, Carvern und qualitativ zu verbessern. Es handelt sich um den Snowboardern eine Alternative zur bewährten größten Investitionsschub, seit 1997 das Platzl Während in Obereggen gebaut wird, legt der Ver- tern erschwinglich sein, ihre Kinder zum Skifah- Zanggen-Piste bietet. errichtet wurde. Mitten drin befindet sich ein- waltungsrat die Preise für den kommenden Win- ren und Snowboarden zu schicken“, erklärt Sieg- Das dritte große Investitionsprojekt des Sommers mal mehr Egon Obkircher, der Deutschnofner ter fest – und setzt dabei ein bemerkenswertes fried Pichler, der Direktor der Obereggen AG, in 2005 betrifft einmal mehr die Schneesicher- Fachingenieur, der seit 1990 als Techniker bei Zeichen. Der Preis für den Saisonskipass wird den Medien die Preispolitik. heit. Durch den Bau des Speicherbeckens „Ab- der Obereggen AG tätig ist. Er plant und koor- eingefroren; der Saisonskipass bleibt im Winter sam“ samt dazugehöriger Pumpstation kann die diniert, er rennt und organisiert praktisch pau- 2005/06 unverändert bei 335 Euro, obwohl an- 178 zur Jugendförderung leisten. Es soll für die El- 179 2005/06: Attraktion Maierl-Pi–te Und dann ist es auch schon wieder soweit: Am und Snowboarder ziehen gekonnt ihre Schwün- 26. November beginnt in Obereggen planmäßig ge, aber auch zahlreiche weniger geübte Winter- der neue Winter, und zwar ähnlich wie im ver- sportler lassen sich von ihrer Neugierde auf die gangenen Winter auf sämtlichen Obereggner neue Piste locken – im steilsten Teilstück frei- Anlagen sowie auf den Verbindungspisten mit lich fährt der Respekt in die Knie und der Rest Pampeago. Die im Sommer weiter verbesserte des Weges ist vielmehr ein ängstliches Rutschen Beschneiungsanlage samt neuem Speicherbe- denn ein Fahren. cken zeigt Wirkung: In der Rekordzeit von nur Trotz dieses großen Andrangs auf die neue Mai- sechs Tagen wurden Ende November während erl-Piste formieren sich an der ebenfalls neuen einer Kälteperiode sämtliche Pisten beschneit. automatischen Sechsersesselbahn Absam-Mai- Die Schneeanlage wird übrigens noch während erl, deren Talstation der Architekt Walter Pich- der gesamten Saison Gold wert sein, fällt der Na- ler ein besonderes Gesicht gegeben hat, kaum turschnee doch recht spärlich. Allerdings schafft Warteschlangen. Schon in den ersten Saisonta- der kälteste Winter seit zehn Jahren optimale gen zeigt sich, dass die Erneuerung des Absam- Bedingungen für die technische Beschneiung. Maierl-Liftes eine sinnvolle Investition war. Im- Wie grundlegend eine leistungsfähige Beschnei- mer wieder war nämlich die Absam-Talstation ungsanlage für den Erfolg im Wintertourismus in der Vergangenheit als Nadelöhr im anson- inzwischen geworden ist, führt eindrucksvoll ei- sten gut ausgestatteten Skigebiet aufgefallen. ne Untersuchung im Rahmen des Mountain Qua- Jetzt halten sich die Wartezeiten in Grenzen – lity Check vor Augen: Bei der Wahl des Winter- und das, obwohl aus der einen zu bedienenden sportortes beachten potentielle Gäste mehr als Piste zwei geworden sind. alles andere die Schneesicherheit – noch vor Es besteht kein Zweifel: Die anspruchsvolle Mai- wichtigen Auswahlkriterien wie Pistenangebot, erl-Piste ist für Obereggen eine enorme Bereiche- Preis, Unterkunft und Bergkulisse. rung. Der traditionelle Europacup bleibt trotzdem auf der bewährten „Oberholz“, denn anspruchs- Die größte Aufmerksamkeit zieht in diesen er- voll genug ist auch diese, wie sich am 15. De- sten Tagen der Saison natürlich die neue Mai- zember wieder einmal zeigt. Unzählige Athleten erl-Piste auf sich. Viele geübte Skifahrer, Carver wirft die mit Spritzbalken pickelhart präparierte 180 181 Der Schwede Andre Myhrer hat in Obereggen drei Mal gewonnen, so oft wie kein anderer „Oberholz“ beim (wie immer) hochklassig be- Obereggen der Alltag ein – und wie. Auf den ker der Schneekatze seinerseits kann die beiden gesetzt das Wetter spielt bis zum späten Sai- setzten Europacupslalom ab, unter ihnen auch Pisten ist zur Freude der Verantwortlichen ei- Rodler nicht bemerken – es kommt zum fatalen sonende am 23. April einigermaßen mit. Und das die meisten Azzurri und mit ihnen die Südti- niges los. Am 31. Dezember hat Obereggen be- Zusammenstoß. Der Schock bei Direktor Sieg- Wetter spielt mit. Ende März und auch noch im roler Hoffnungsträger. Nach den zwei Slalom- reits 92.000 Auffahrten mehr auf dem Konto als fried Pichler sowie beim gesamten Verwaltungs- April fällt reichlich Schnee. Irgendwie will der durchgängen leuchtet die Nummer eins für den zum selben Zeitpunkt des vergangenen Jahres. rat und Mitarbeiterteam der Obereggen AG sitzt Winter dem Frühling nicht Platz machen. Den 22-jährigen Schweden Andre Myhrer auf, der so- Und auch Anfang Jänner geht es in Obereggen tief. Und auch wenn der Schneekatzenfahrer so- Obereggnern soll es recht sein, denn im April mit seinen Vorjahressieg bestätigt und sich be- in derselben Tonart weiter. Perfektes Skiwetter wie Direktor Siegfried Pichler später vor Gericht werden die „Brettln“ gerne in den Keller gestellt. reits zum zweiten Mal neben klingenden Namen und der günstig fallende Dreikönigstag (Freitag) von jeder Schuld freigesprochen werden, bleibt Aber wenn sich die Landschaft so schön weiß wie Benjamin Raich, Stefan Eberharter, Man- sorgen für Hochbetrieb auf den Pisten. der 5. Februar 2006 bis heute in Erinnerung. Ei- präsentiert, ist halt doch noch ein gewisser Reiz nen solchen Tag vergisst man nicht! Die Sicher- vorhanden, die Skier ins Auto zu packen. fred Pranger, Mario Matt und Tomas Fogdoe im Siegeralbum eintragen darf. Myhrer ist auch im Am 5. Februar 2006 wird alles urplötzlich un- heit nach Pistenschluss ist bis heute alljährlich Am Sonntagabend, 23. April, werden die Auf- Weltcup kein Unbekannter. wichtig. Es ist ein Sonntagabend, als das Schick- ein Thema, wenn die Wintersaison beginnt. stiegsanlagen in Obereggen zum allerletzten Der Europacup-Slalom betreibt einmal mehr be- sal brutal zuschlägt und auf tragische Weise das Angesichts eines solchen Ereignisses ist es schwer, Mal in diesem Winter ausgeschaltet. Eine mit ste Werbung für den Skisport im Allgemeinen Leben eines sechsjährigen Jungen aus Bozen zur Tagesordnung überzugehen. Doch am näch- 149 Tagen ungemein lange Saison ist zu Ende. und für Obereggen im Besonderen. Strahlender auslöscht. Der kleine M. rodelt um 17.30 Uhr – sten Tag müssen die Liftanlagen schon allein der Und ein neuer Auffahrtenrekord ist tatsächlich Sonnenschein, eine perfekt präparierte Piste und nach Pistenschluss – mit seinem Vater auf der Urlaubsgäste wegen wieder in Betrieb gehen, ob- geschafft: Genau 5.325.523 Auffahrten bedeu- Weltklassesport bilden jenen Rahmen, den der Eben-Piste in Richtung Talstation, doch kurz vor wohl dazu eigentlich niemand richtig Lust hat. ten, dass der bisherige Rekord von vor zwei Jah- TV-Sender Sportitalia im Rahmen seiner Liveü- dem Ziel kommt es zum Unglück: M. sieht eine bertragung in die Haushalte sendet. Schneekatze, die wie jeden Abend die Piste für Mit Fortdauer des Winters wird ein neuer Auf- Auffahrten übertroffen worden ist. Großen An- Nach dem Europacup-Intermezzo kehrt in den nächsten Tag präpariert, zu spät; der Len- fahrtenrekord immer wahrscheinlicher, voraus- teil an diesem Rekord hat der Absam-Maierl-Lift, 182 ren um beachtliche 4,56 Prozent oder 245.000 183 Bau der gemeinsamen Talstation für Obereggen-Lift (Obereggen) und Zanggen-Lift (Pampeago) der im Laufe des Winters sagenhafte 1.357.294 stiert. Diesmal steht eine besondere Investition styler entstehen, und zwar größer und abwechs- viele andere „Kleinigkeiten“ runden den Skitag Personen befördert hat. Im gesamten Dolomi- auf dem Plan: Jener Obereggen-Lift, der 1987 lungsreicher als bisher. zu einem Wintererlebnis ab – perfekt präpa- ti-Superski-Gebiet gibt es nur einen einzigen Italiens allererster fixgeklemmter Vierersessel- Nahe dem Platzl – am Rande der Eben-Piste – rierte Pisten und leistungsfähige Aufstiegsan- Lift, den noch ein paar Personen mehr genutzt lift war, wird auf geringfügig geänderter Trasse tätigt die Obereggen AG im Sommer 2006 eine lagen werden von den Wintersportlern ohnehin haben – unglaublich. Um 344.000 Auffahrten durch einen automatischen Vierersessellift er- weitere Investition, die zwar weniger aufsehen- vorausgesetzt. oder 34 (!) Prozent mehr hat der neue Absam- setzt. Die (neue) Talstation wird sich der Obereg- erregend, aber vielleicht umso zukunftsweisender Maierl-Lift geschafft als sein Vorgänger im ver- gen-Lift ab dem Winter 2006/07 mit dem eben- ist: Der Kinderpark wird vergrößert und verbes- gangenen Jahr. Dabei ist nicht ganz klar, ob nun falls erneuerten Zanggen-Lift teilen, was der sert und soll ab dem Winter 2006/07 noch pro- die gesteigerte Beförderungskapazität der Auf- Investition die erwähnte spezielle Note verleiht: fessioneller geführt werden. Mit dieser Investi- stiegsanlage oder die neue, anspruchsvolle Mai- Zum ersten Mal ziehen die beiden benachbar- tion gestattet Obereggen schon einmal einen erl-Piste dafür verantwortlich ist. Beide sind es ten Skigesellschaften Obereggen AG und I.T.A.P. Blick in seine Zukunft – eine Zukunft, die den wohl ein bisschen. Jedenfalls hat sich das Ski- (Pampeago) eine Investition gemeinsam durch; Wintersportlern mehr denn je ein abwechslungs- geschehen in diesem Winter vom gesamten Ge- Obereggen baut einen neuen Vierersessellift reiches Rundumerlebnis bietet. Die Verantwort- biet stark in Richtung Absam-Maierl verlagert, „Obereggen“, Pampeago ersetzt den veralteten lichen in Obereggen wissen, dass perfekte Pisten zeigen die Statistiken. Zanggen-Schlepplift ebenfalls durch einen mo- allein längst nicht mehr reichen, um die Win- Gleich nach Abschluss der erfolgreichen Win- dernen Vierersessellift, und die gemeinsame Tal- tersportler zufriedenzustellen. Die Rodelbahn, tersaison 2005/06 geht der Blick schon wie- station der beiden neuen Lifte verwirklichen die das Nachtskifahren, regelmäßige Live-Musik der in die Zukunft, denn es wird nur ein Jahr Liftgesellschaften in Teamarbeit. und sonstige Unterhaltung, ein lustiger Kinder- nach der Errichtung des neuen Absam-Maierl- Gleich neben dem Obereggen-Lift wird im Win- park für die Kleinen namens „Brunoland“, ein Liftes und der neuen Maierl-Piste weiter inve- ter übrigens wieder der Snowpark für die Free- professioneller Snowpark für die Freestyler und 184 185 2006/07: So –chwierig wie –elten zuvor Die Arbeiten am Obereggen-Lift schreiten im Europacuprennen in diesem frühlingshaften De- Sommer 2006 zügig voran, und Ende Okto- zember ausfallen, bleibt Obereggen eine Garan- ber steht er bereit. Die Skifahrer könnten be- tie. Einmal mehr ist der Europacup auf der Ober- reits kommen. Dafür plagen Obereggen – wie holz-Piste übrigens so gut besetzt wie kaum ein im Übrigen alle Südtiroler Skigebiete – in die- anderer Europacup – es siegt der Österreicher ser Vorwinterzeit andere Sorgen: Kein Schnee Manfred Pranger, der schon 2003 beim Nachtsla- ist in Sicht, und zu allem Überfluss machen die lom in Obereggen triumphierte und im Welt- ungewöhnlich hohen Temperaturen die tech- cup zu den Besten gehört, vor dem (noch) un- nische Schneeerzeugung unmöglich: Obereggen bekannten jungen Franzosen Julien Lizeroux, der erlebt den wärmsten November seit 1994, also in den kommenden Jahren eine feste Größe im seit mehr als zehn Jahren. Eigentlich würden den Weltcup werden wird. Obereggnern dank effizienter Schneeanlage ein Die Oberholz-Piste, die pünktlich für den Euro- paar wenige kalte Tage und Nächte genügen, um pacup freigegeben werden kann, ist übrigens die nackten Zahlen am Ende des Winters erzählen die eindrucksvoll vor Augen führt, wie investi- sämtliche Pisten beschneien zu können. Doch die vorletzte Piste, die eröffnet wird. Am Heiligen dann auch nichts vom ungewöhnlich warmen tionsintensiv das Geschäft mit dem Skisport ge- kurze Kältewelle will nicht kommen. Die geplante Abend folgt noch der Eben-Lift mit der dazuge- Winter: Am Ende des Geschäftsjahres kann die worden ist. Dass Obereggen zu den beliebtesten Saisoneröffnung am 25. November fällt buch- hörigen Piste. Trotz anhaltend ungünstiger Wit- Obereggen AG sowohl auf einen gesteigerten Skigebieten Südtirols zählt, ist nicht Zufall oder stäblich ins Wasser, und dass zwei Wochen spä- terung stehen gerade rechtzeitig vor den Weih- Umsatz als auch auf einen neuen Auffahrten- Glück. Die 770.000 Euro Zinsen sprechen diesbe- ter, am 8. Dezember, überhaupt die Liftanlagen nachtsferien alle Pisten zur Verfügung. rekord verweisen – und das, obwohl die Winter- züglich Bände. Und sie relativieren den Preis, den saison nur 129 Tage gegenüber den 149 Tagen das Skifahren nun mal hat. Mit den Einnahmen „Ochsenweide“, „Laner“ und „Absam-Maierl“ in Vorbeschneiung im November Betrieb gehen können, verlangt den Obereggner „Die Wintersaison 2006/2007 war von den Wit- der vergangenen Saison dauerte und obwohl es aus den Skipässen und Tageskarten, die die Ski- Mitarbeitern wahre Wundertaten ab. terungsbedingungen her wohl eine der schwie- im Verlaufe des Winters die Einbußen des Sai- fahrer und Snowboarder oft als überteuert emp- Selbst der traditionsreiche Europacupslalom rigsten seit Bestehen des Skigebietes“, wird spä- sonstarts aufzuholen galt. Die Auffahrten errei- finden, verdienen sich die Skigesellschaften nicht muss vom 14. auf den 19. Dezember verscho- ter im Bericht der Obereggen AG über dieses chen die Zahl 5.382.531 (rund 57.000 mehr als etwa eine goldene Nase, sondern decken damit ben werden, doch eine eindrucksvolle Serie bleibt Geschäftsjahr stehen. Auf den kältesten Winter im Winter zuvor), der Umsatz der Obereggen AG Kosten, die ihnen die anspruchsvollen Winter- dank unermüdlicher Arbeit bestehen: Nur zwei der letzten zehn Jahre folgt ein „warmer“ Win- klettert auf 8,3 Millionen. sportler abverlangen. Allein zehn Prozent des Mal in 24 Jahren mussten die Obereggner ihren ter, wie ihn Obereggen ewig nicht erlebt hat. Und weil wir schon bei den Zahlen sind: Ins- Umsatzes – sprich 800.000 Euro – fließen di- Europacup bisher witterungsbedingt absagen Einmal mehr spielen die Beschneiungsanlagen gesamt rund 770.000 Euro an Zinsen muss die rekt in die technische Beschneiung. Entspre- (1994 und 2000). Während andere Weltcup- und in dieser Situation eine bedeutende Rolle. Die Obereggen AG abführen; es ist dies eine Zahl, chend wird in Obereggen wie auch in anderen 186 187 Das neue Fernheizwerk versorgt ganz Obereggen mit Wärme aus Biomasse Skigebieten darüber nachgedacht, wie mittel- ganisation „Mountain Quality Check“ im abgelau- Und tatsächlich wird im Sommer weiter an der es und ist ein weiterer Ausdruck des Obereggner fristig gesunde Bilanzen garantiert werden kön- fenen Winter durchgeführt hat. Demnach erhält Verbesserung der Parkplatzsituation gearbeitet: Umweltbewusstseins. Ab Oktober können die nen. Immer mehr Qualität und immer mehr An- das Ski Center Latemar einmal mehr beste Noten Im Bereich des neuen Fernheizwerkes entste- Hotelbetriebe im Ort zur Gänze mit Wärme aus gebot zu gleichbleibenden Preisen, noch dazu für die Pistenpräparierung; aber auch die Schnee- hen 100 zusätzliche Parkplätze, zudem wird ein Hackschnitzel und somit aus erneuerbaren Ener- bei stetig wachsenden Energiekosten, können sicherheit, das Nachtangebot, der Snowpark und neuer Bus für den Shuttledienst angekauft. Die gieträgern versorgt werden. Beachtliche 500.000 auf Dauer wohl nicht funktionieren. – etwas vermeintlich Selbstverständliches – die Maßnahmen zeigen, wie sehr sich die Obereg- Liter Heizöl wird das zentrale Heizwerk pro Jahr Beschilderung heben die Befragten hervor. Nach- gen AG darum bemüht, den Wintersportlern den einsparen helfen, das von Architekt Stefan Gam- Ein wichtiges Datum für die Obereggen AG ist holbedarf besteht laut Mountain Quality Check in Zugang zum Skigebiet so komfortabel wie mög- per projektiert wurde. der 29. März 2007. An diesem Tag läuft zehn Sachen Wartezeiten an den Liftkassen sowie beim lich zu gestalten. Denn dass die Parkplatzsitua- Jahre nach Baubeginn der Leasingvertrag für das Parkplatzangebot. Alles in allem bestätigt die tion nicht ideal ist, damit muss Obereggen nun „Platzl“ ab. Das Talstationsgebäude, das sich in Umfrage die professionelle Arbeit, die in Obereg- mal leben, nachdem sich das Ende der 1990er- den vergangenen zehn Jahren tausendfach be- gen geleistet wird, zeigt gleichzeitig aber auch Jahre ins Auge gefasste Parkhaus als unfinan- währt hat, geht somit ins Eigentum der Obereg- Verbesserungspotentiale auf. Es handelt sich für zierbar herausgestellt hat. Der anhaltende Er- gen AG über. Obereggen sozusagen um eine Standortbestim- folg des Skigebietes zeigt aber, dass Obereggen Nach Saisonende darf sich Obereggen über das mung aus der Sicht der Kunden, auf deren Basis auch ohne Parkhaus attraktiv ist. Ergebnis einer Gästebefragung freuen, die die Or- sich weiterarbeiten lässt. Apropos Fernheizwerk: 3,3 Millionen Euro kostet 188 189 2007/08: Der Ölprei– explodiert Ende Oktober – viele Hotels in der Gemeinde Live-Übertragungen von einem Europacup al- über 40 (!) Prozent (etwa 100.000 Nächtigungen) Deutschnofen haben erst vor wenigen Tagen die les andere als üblich sind, setzt Obereggen sei- gesteigert, was natürlich auch auf ein gewach- lange Sommersaison abgeschlossen – bilden in ne lange Fernsehtradition 2007 fort: Rai Sport senes Bettenangebot zurückzuführen ist. Jeden- Obereggen erste weiße Flecken schon die Vor- Sat überträgt aus dem „Kitzbühel des Europa- falls zeigt die Entwicklung eindrucksvoll auf, wel- boten des Winters. Die tiefen Temperaturen er- cups“, wie Obereggen genannt wird, und bestä- che wirtschaftliche Bedeutung der Tourismus in möglichen noch vor Allerheiligen die Kompakt- tigt die Sonderrolle Obereggens im Europacup. der Gemeinde einnimmt. schneeproduktion. Die Erfahrung lehrt, dass jede Das TV-Publikum wird Zeuge, wie der Schwede Kälteperiode zu nutzen ist – selbst wenn sie auf Andre Myhrer zum dritten Mal nach 2004 und Die Saison verläuft gut, die Mischung aus tech- Ende Oktober fällt. 2005 triumphiert und damit zum Obereggner nischem und natürlichem Schnee sorgt einmal Diesmal erweist sich der November nicht als Rekordsieger aufsteigt. Auf Rang drei nimmt mehr für einen hervorragenden Untergrund, ganz Katzenfahrer und Schneemacher Spielverderber. Während des gesamten Monats ein erst 18-jähriges österreichisches Ausnah- als wolle Obereggen die wiederholten Auszeich- haben großen Anteil an den wie- ist es relativ kalt, weshalb die Beschneiungs- metalent namens Marcel Hirscher Platz. Ihm nungen der vergangenen Jahre bestätigen. Di- derholten Auszeichnungen, die anlage optimal zum Einsatz kommen kann. Am wird zugetraut, in die Fußstapfen des großen es stellt in diesen Tagen auch die internationa- Obereggen für seine exzellente 1. Dezember können planmäßig sämtliche Lift- Benni Raich zu treten. Exakt zehn Jahre nach le Organisation „Ski Area Test“ im Rahmen eines Pistenpräparierung erhalten hat. anlagen in Betrieb genommen werden, obwohl Raichs Slalomtriumph auf der Oberholz-Pi- Besuches in Obereggen fest; die Tester sind der- der Naturschnee ausgeblieben ist. Schade nur, ste – er war damals ein Jahr älter als diesmal maßen begeistert, dass sie dem Ski Center Late- dass der 8. Dezember – für die Italiener ein be- Hirscher – könnte Obereggen den Beginn einer mar für die vorbildliche Pistenpräparierung das liebter Feiertag für ein verlängertes Wochenen- weiteren großartigen österreichischen Karrie- Pistengütesiegel in Gold verleihen und Josef de – diesmal auf einen Samstag fällt. re erlebt haben. Gummerer zum Schneimeister des Jahres 2008 Trotzdem freut sich Obereggen über den rei- Gleich nach dem abermals erfolgreichen Euro- küren – bei der Fachmesse Alpitec gleich nach bungslosen Saisonbeginn, weil eine gute Schnee- pacup geht in Obereggen der Winter richtig los. Saisonende wird dieses Geheimnis gelüftet wer- lage im Dezember zwangsläufig die Lust aufs Weihnachten und der Jahreswechsel bringen volle den. Gerade die Auszeichnung für Gummerer Skifahren weckt – das lässt sich in der Regel Betten – und volle Pisten. Zu Silvester geht für freut den Verwaltungsrat besonders, steht sie auch am lebhafteren Saisonkartenverkauf ab- die Gemeinde Deutschnofen ein touristisches Re- doch stellvertretend für den Fleiß und die Pro- lesen. Und natürlich freut die gute Schneelage, kordjahr mit fast 367.000 Nächtigungen zu Ende, fessionalität der Mitarbeiter, die Winter für weil im Rahmen des prestigereichen Europacu- das in den nächsten Jahren nicht mehr übertrof- Winter – weitgehend unbemerkt und unter oft prennens einladende Fernsehbilder in Italiens fen werden wird. Es ist bemerkenswert: In zehn widrigen Bedingungen – für perfekte Skibedin- Haushalte gesendet werden können. Obwohl Jahren hat Deutschnofen die Nächtigungen um gungen sorgen. 190 191 Landesrat Thomas Widmann überreicht den Obereggner Mitarbeitern das Pistengütesiegel in Gold Skischuldirektor Karl Pichler (ganz links) in seiner Funktion als Pistenchef beim Europacup Noch befindet sich Obereggen aber mitten- den 128.000 Auffahrten zu Buche stehen – neu- nen Tag kürzer als die Vorsaison war dieser Win- unter anderem in die Generalrevision des Ober- drin in der Saison. Gut kommt einmal mehr das er Rekord. ter, trotzdem darf Obereggen einen neuerlichen holz-Liftes sowie in die weitere Verbesserung Abendangebot an: An Dienstagen, Donnersta- Mehr Sorgen bereitet ein anderes Thema: die Auffahrtenrekord feiern: 5.407.494 Auffahrten der Beschneiungsanlage. gen und Freitagen können Interessierte bei Flut- Energiekosten. Während die Autofahrer an den wurden gezählt. Die Zahl wird in den nächsten licht ihren Arbeitstag auf Skiern, auf der Rodel Tankstellen über Spritpreise seufzen, die sich beiden Wintern bis zum 40-jährigen Jubiläum und beim Après Ski ausklingen lassen. Das An- in Richtung 1,50-Euro-Marke bewegen, spü- der Obereggen AG unerreicht bleiben. In der Sai- gebot wird nicht nur von Einheimischen, son- ren auch die Skigesellschaften den unaufhalt- son 2007/08 wird somit der Auffahrtenrekord dern auch von Feriengästen gerne in Anspruch sam steigenden Rohölpreis. Obereggen bemüht der ersten 40 Jahre verzeichnet. genommen und ist eine nicht mehr wegzuden- sich, durch einen möglichst sparsamen Umgang kende Bereicherung. mit Energie die Kostensteigerungen in erträg- Die Sommermonate werden wieder für Verbes- Vor allem die Rodelbahn lockt zunehmend lichen Grenzen zu halten. serungen genutzt – nach den 1,8 Millionen Eu- Nachtschwärmer an. Am Ende der Saison wer- Die Saison endet am 6. April nach 128 Tagen. Ei- ro werden diesmal 1,7 Millionen Euro investiert, 192 193 2008/09: Die große Weltwirt–chaft–kri–e Im Herbst 2008 tobt international eine Wirt- praktisch schon Ende November fest. Zum einen schaftskrise, wie sie die Welt seit 80 Jahren nicht haben die tiefen Temperaturen in der zweiten mehr gesehen hat. Nachdem im Sommer der Ben- Novemberhälfte eine Erstbeschneiung ermög- zin- und Dieselpreis bis an die 1,60-Euro-Marke licht, zum anderen fällt Ende November so viel geklettert war und die größte Sorge der Noten- Naturschnee wie schon lange nicht mehr. In der banker angesichts des unaufhaltsam steigenden Nacht vom 21. auf den 22. November erlebt Süd- Ölpreises die Inflation zu sein schien, wendet tirol einen der markantesten Wintereinbrüche sich das Blatt urplötzlich, als am 15. Septem- der letzten Jahrzehnte. In der Folge schneit es ber die renommierte US-Investmentbank Leh- immer wieder erheblich, und zwar bis in die Tä- man Brothers Insolvenz beantragt. Es folgt eine ler, was zwar Chaos auf den Straßen bedeutet, nie für möglich gehaltene Finanzkrise mit Ban- aber früh die Lust aufs Skifahren weckt. kenpleiten und Börsenabstürzen, die ihre pri- Als in Obereggen am 29. November die Win- märe Ursache im Platzen einer Immobilienblase tersaison beginnt, tut sie dies mit einem Post- in den USA sowie in riskanten Wertpapierspe- kartenpanorama. Der Saisonkartenverkauf läuft kulationen hat. Im Laufe von wenigen Wochen entsprechend gut, denn der frühe Schnee bis in artet die Finanzkrise zu einer internationalen die Täler löst eine wahre Skieuphorie aus. Selbst Wirtschaftskrise aus, die auch an Südtirol nicht Leute, die ihre Bretter seit Jahren im Keller ver- spurlos vorübergehen wird. Die bangen Fragen stauben lassen, holen sie wieder hervor. in der heimischen Tourismusbranche lauten in Zweieinhalb Wochen später macht wieder der jenen Tagen: Wie wird sich die Krise auf das Ur- Europacup-Tross in Obereggen Station. Es ist laubsverhalten auswirken? Wie viele Arbeits- diesmal kein gewöhnliches Rennen, denn der plätze werden in den Hauptmärkten Deutsch- Obereggner Europacup feiert sein 25-jähriges land und Italien verloren gehen? Und wie stark Jubiläum. Und der traditionsreichste Europacup werden die traditionellen Südtirolgäste betrof- der Welt (!) unterstreicht einmal mehr seinen be- fen sein? sonderen Stellenwert im internationalen Skizirkus. Im weltcupwürdigen Teilnehmerfeld siegt Am mangelnden Schnee wird die anstehende am Ende Reinfried Herbst vor Manfred Pranger Wintersaison jedenfalls nicht scheitern. Das steht und Giuliano Razzoli – das Siegerbild könnte ge- 194 195 Reinfried Herbst, einer von vielen Stars beim Europacup von Obereggen Europacup: Marco Zendron, Siegfried Gallmetzer, Frank Wörndl, Siegfried Pichler, Luciano Pezzin nauso von einem Weltcuprennen stammen! We- von den Pisten, Zufahrtsstraßen und Parkplät- optimalem Zustand befinden. Doch anscheinend vierprozentigen Rückgangs der Winternächti- nige Wochen später wird Manfred Pranger den zen zu schaffen. Beinahe ist die weiße Pracht macht sich angesichts des frühen Saisonbeginns gungen in der Gemeinde Deutschnofen kann sich Slalom-Weltmeistertitel holen. von oben zu viel des Guten. eine gewisse Skimüdigkeit breit. das Ergebnis aber sehen lassen. Einmal mehr wird Bis zum 19. April bleiben die Anlagen geöffnet, deutlich, wie stark das Geschäft mit dem Win- Über Weihnachten sind die Gedanken über die internationale Wirtschaftskrise in weiter Ferne. Bei der Vollversammlung am 17. Februar wird und nach 142 Tagen geht eine der längsten Sai- tersport von äußeren Faktoren abhängt: vom Die Gästebetten sind ausgebucht, das Treiben auf der langjährige Präsident Georg Weißensteiner sonen der Obereggner Geschichte zu Ende. Am Schnee genauso wie vom Wetter an den Wo- den Skipisten kann sich sehen lassen. Anfang in seinem Amt bestätigt. Erich Pichler bleibt sein Ende stehen wie erwartet Einnahmenzuwächse chenenden, von der internationalen Wirtschafts- Jänner schneit es schon wieder ordentlich und Vize. Damit bleibt jene Konstellation aufrecht, die bei den Saisonskipässen, im Gegenzug aber leich- lage genauso wie von der Kaufkraft der einhei- in dieser Tonart geht es bis Mitte Februar weiter. schon seit 1975 (!) gilt – seit 1988 erfolgt alle an- te Einbußen bei den Tageskarten zubuche – der mischen Freizeitsportler. Südtirol erlebt einen der schneereichsten Winter derthalb Jahre eine Rotation zwischen Präsident frühe Wintereinbruch und das schlechte Wet- der letzten Jahrzehnte – stellenweise misst das und Vizepräsident. Nur drei Präsidenten hat die ter an so manchem Wochenende schlägt sich Während in Obereggen die Ruhe dominiert, fällt Hydrographische Landesamt über den Winter bis Obereggen AG in 40 Jahren erlebt: Hans Zelger, auf die Zahlen nieder. Die Auffahrtenstatistik am Freitag, 26. Juni viele hundert Kilometer ent- zu sechs Meter Neuschnee. Die Obereggner Be- Georg Weißensteiner und Erich Pichler. weist trotz der langen Saison übrigens „nur“ das fernt im spanischen Sevilla eine bedeutende Ent- schneiungsanlage kann öfter ausgeschaltet blei- Der Winter verläuft zufriedenstellend, auch wenn drittbeste Ergebnis der Geschichte aus: Mit ge- scheidung: Die Unesco setzt die Dolomiten und ben als gewohnt, was Kosteneinsparungen be- das schlechte Wetter an so manchem Wochen- nau 5.326.025 Auffahrten an den sieben Auf- mit ihnen den Latemar auf die Liste des Welterbes deutet – 40.000 Euro wird die Obereggen AG bis ende für ausbleibende Tagesgäste sorgt und die stiegsanlagen bleibt das Ergebnis hinter jenen der Menschheit. Die UNO-Organisation würdigt zum Saisonschluss im Vergleich zum vorange- Gästebetten nicht ganz so gut ausgelastet sind der Jahre 2006/07 und 2007/08 zurück. Ange- die Dolomiten als eine der schönsten Bergland- gangenen Winter einsparen. Dafür werden ver- wie im letzten Winter. Nur die letzten Wochen sichts der unsicheren Ausgangslage wegen der schaften der Welt. Nun darf sich der Latemar, stärkte Anstrengungen notwendig, um der en- dümpeln etwas „magerer“ vor sich hin, obwohl Wirtschaftskrise, angesichts so manchen ver- an dessen Füßen sich das Obereggner Skigebiet ormen Schneemassen Herr zu werden und sie sich die Pisten dank großer Schneemengen in schneiten Wochenendes und angesichts eines ausbreitet, Unesco-Weltnaturerbe nennen. Die- 196 197 2009/10: Ökologi–che– Obereggen Die fixen Mitarbeiter der Obereggen AG Gerade rechtzeitig zum Start der Wintersaison Male macht sich die moderne Beschneiungsan- 2009/2010 setzt die Obereggen AG einen wei- lage bezahlt. Obereggens technische Beschnei- teren Meilenstein in ihrem Bestreben um den ung, die 1981 ganz klein begann, hat mit den Schutz der Umwelt. Sie wählt einen Stromlie- Jahren beeindruckende Ausmaße angenommen. feranten, dessen Strom ausschließlich aus er- Die Zahlen sprechen für sich: Im Ski Center Late- neuerbaren Energieträgern stammt. Ab sofort mar stehen rund 160 Schneekanonen zur Verfü- werden die Aufstiegs- und Beschneiungsanla- gung, das Leitungssystem ist über 60 Kilometer gen somit zur Gänze mit Strom aus erneuer- lang, das Fassungsvermögen der Speicher be- baren Energieträgern betrieben. Zwar bedeutet trägt über 300.000 Kubikmeter, und es können dies für die Gesellschaft Mehrkosten, doch wird 120 Hektar Pisten beschneit werden. Und weil damit konsequent das Bemühen um die Umwelt wir schon bei den Zahlen sind: Rund 1,10 Euro fortgesetzt, das Obereggen seit Jahren charak- kostet jeder Kubikmeter Schnee, der in diesem se „Adelung“ dürfte für die nächsten Jahre einen wenig, wenn sie nicht ins Verhältnis zu den Ko- terisiert: Seit 2004 betreibt die Obereggen AG Winter produziert wird. Nicht auszudenken, wie nicht zu unterschätzenden Werbewert bergen. sten gesetzt werden, die die Obereggen AG zur ein Umweltmanagementsystem nach ISO 14001, etwa dieser Saisonbeginn ohne technischen Be- Derweil wird in Obereggen als Reaktion auf die Erzielung dieses Umsatzes tragen muss. Sage seit 2007 wird Obereggens Heizbedarf gänzlich schneiung aussehen würde. ständig wachsende Zahl von Rodlern die Rodel- und schreibe 7,6 Millionen Euro machen sie aus, mit einem eigenen Biomasse-Fernheizwerk ge- Das Witterung bleibt aber untypisch für einen bahn verbreitert und mit einem abgegrenzten davon entfallen 2,2 Millionen auf das Personal. deckt, ebenso ist Obereggen Mitglied der „Per- Winter. Um Weihnachten erlebt Obereggen – und Gehweg für die Fußgänger ausgestattet. Die Si- Und doch: Die Obereggen AG präsentiert sich im len der Alpen“, die für sanfte Mobilität und in- ganz Südtirol – einen Warmwettereinbruch mit cherheit der Wintersportler liegt der Obereggen November 2009 als gesundes Unternehmen, das takte Natur stehen. Unmengen von Regen bis in hohe Lage. Wenn AG am Herzen. Gewinne schreibt, mit denen Dividenden an die das alles Schnee gewesen wäre, wären die Men- Aktionäre ausbezahlt und Rücklagen für eventu- Der Naturschnee bleibt diesmal – im Gegensatz gen vom letzten Winter wohl wieder erreicht Was sich im vergangenen Winter bereits abge- elle harte Zeiten gebildet werden können. zum vergangenen November – aus. Zusätzlich er- worden. zeichnet hatte, steht Ende November schwarz Ende November trägt die Obereggen AG Trauer: schweren hohe Temperaturen die Schneeproduk- Wenige Tage zuvor geht in Obereggen der tradi- auf weiß da, als das Geschäftsjahr endet: Die Am 29. November verstirbt Julius Schlemmer ju- tion. Trotzdem kann die Saison am 28. Novem- tionsreiche Europacupslalom über die Bühne – Obereggen AG hat ein weiteres zufriedenstel- nior, der seit 1981 ununterbrochen im Verwal- ber mit den Liftanlagen Ochsenweide, Laner und wieder mit unzähligen Weltcupstars. Nachdem lendes Jahr hinter sich. Die Umsatzerlöse liegen tungsrat gesessen und die Entwicklung Obereg- Absam-Maierl beginnen. Am 4. Dezember wird sich vor einem Jahr Manfred Pranger wenige mit rund 8,6 Millionen Euro in etwa gleich hoch gens maßgeblich mitgestaltet hatte. die Verbindung mit Pampeago eröffnet, einen Wochen nach seinem zweiten Platz in Obereg- Tag später jene mit Predazzo. Zum wiederholten gen über den Weltmeistertitel freuen durfte, tri- wie im Jahr zuvor. Allerdings sagen diese Zahlen 198 199 Giuliano Razzoli: wenige Wochen nach dem Triumph in Obereggen wird er Olympiasieger umphiert diesmal Giuliano Razzoli vor Reinfried 4,8 Prozent. Die Gäste bleiben im Schnitt 5,7 Ta- Tagestourismus. Die Gäste geben im Schnitt 118 Am Tag nach Saisonende beginnt dann auch Herbst – wenige Wochen später ist Razzoli Sla- ge, fast einen Tag länger als auf Landesebene. Euro pro Tag aus – im Südtirolschnitt sind es mit schon wieder der Countdown für den nächsten lom-Olympiasieger und Herbst Slalom-Weltc- Diese Zahlen sind umso bedeutender, weil der 96 Euro deutlich weniger. Der Wintergast gibt Winter, so wie jedes Jahr. Wer sich ausmalt, dass upgewinner. Die beiden verlängern eine ellen- Wintertourismus in Deutschnofen eine über- sogar 138 Euro pro Tag aus, wobei nur 60 bis 70 die Mitarbeiter in den Büros erst einmal mit den lange Liste von Weltmeistern, Olympiasiegern durchschnittliche Rolle spielt. Ziemlich genau Prozent in Unterkunft und Verpflegung fließen Sektgläsern herumrennen, täuscht sich. Auf der und Weltcupgewinnern, die in Obereggen schon 50 Prozent der jährlich 370.000 Nächtigungen und der Rest für das Skivergnügen, für Einkäufe Erfolgswelle, auf der die Obereggner nachweis- auf dem Podium standen – als hätte es noch ei- werden im Winterhalbjahr generiert – südtirol- und für Sonstiges ausgegeben wird. lich seit Jahren schwimmen, muss pausenlos ge- nen Beweis für die außerordentliche Güte des weit sind es 40 Prozent. Ach ja, und der ein- Am Ende des Winters ziehen die Verantwort- strampelt werden, um nicht abgeworfen zu wer- Obereggner Europacups gebraucht. stige Bauernort Obereggen steuert im Winter lichen in Obereggen einmal mehr zufrieden Bi- den. Nach der Saison ist vor der Saison. sage und schreibe 40 Prozent der Gemeinde- lanz, 5,1 Millionen Auffahrten stehen nach 136 Unter anderem gilt es diesmal, Festlichkeiten Der Tourismus präsentiert sich im Winter 2009/10 nächtigungen bei. Betriebstagen zu Buche – kein Rekord, aber ein vorzubereiten. Die Obereggen AG wird 40, und immun gegen die ihre Kreise ziehende Wirt- Diesbezüglich sind noch einige Zahlen interes- guter Wert. Das Skigebiet Obereggen profitiert es gebührt ihr allemal, dass sie sich zu diesem schaftskrise. Der Winter geht in der Gemeinde sant, die aus einer Studie von Eurac und Wifo dabei – das wissen die Verantwortlichen – auch Anlass selbst feiert. Sie hat sich in vier Jahr- Deutschnofen sogar mit einem Nächtigungsplus hervorgehen. 43 Millionen Euro generiert der vom erfolgten Ausbau der Eggentaler Straße: Die zehnten zu einem ansehnlichen Unternehmen von 7,2 Prozent zu Ende. Zum Vergleich: Im Süd- Tourismus in Deutschnofen pro Jahr, dazu kom- Erreichbarkeit von Obereggen hat sich ganz ein- und bedeutenden Arbeitgeber gemausert. Nach tirolschnitt sind es vergleichsweise bescheidene men schätzungsweise 7 bis 9 Millionen aus dem fach verbessert. dem allerersten Skiwinter 1972/73 betrug der 200 201 Der aktuelle Verwaltungs- und Aufsichtsrat. Kleines Foto: der 2009 verstorbene Julius Schlemmer Umsatz umgerechnet knapp 8.000 Euro (bzw. 2010 wird; das In- 139.000 Euro zu heutigen Werten), jetzt sind es stallationsobjekt be- knapp neun Millionen Euro. 18 Mitarbeiter be- steht bei Tumler aus schäftigt die Obereggen AG ganzjährig, rund 90 Skiern verschiedener während der Wintersaison. Kurzum: Die Obereg- Zeiten, zwischen de- gen AG ist aus dem Wirtschaftsgefüge der Ge- nen die Meilensteine meinde Deutschnofen nicht mehr wegzudenken des Skigebietes er- – als Arbeitgeber, als Auftraggeber mit seinen zählt werden. Und millionenschweren Investitionen und nicht zu- schließlich beschert letzt als touristischer Anbieter. der junge Vinschger der Obereggen AG auch ein Unter anderem wird mit Blick auf den runden Ge- neues Logo samt abstraktem Latemar. burtstag in Zusammenarbeit mit der Fakultät für Design und Künste an der Freien Universität Bo- Ein bedeutender Tag für Obereggen ist der 19. zen ein Ideenwettbewerb ausgelobt. Studierende September 2010. Auf Schloss Tirol erhält Sieg- sollen sich Gedanken machen, wie das ansehn- fried Pichler aus den Händen der Landeshaupt- liche Jubiläum im Obereggen-Logo zum Ausdruck leute Luis Durnwalder und Günther Platter das kommen könnte, wie ein kreatives Jubiläums- Verdienstkreuz des Landes Tirol. Es ist eine öf- geschenk aussehen könnte und wie mit einem fentliche Anerkennung für Pichlers Verdienste Installationsobjekt auf den Skipisten die Ge- um den wirtschaftlichen Aufschwung von Eg- schichte nacherzählt werden könnte. Letztend- gen und damit verbunden um die Entwicklung lich gewinnt den Wettbewerb Simon Tumler aus des Skigebietes und des Tourismus. Schlanders. Als Jubiläumsgeschenk denkt er sich eine originelle Holzskulptur aus, bei der aus der Jahreszahl 1970 am anderen Ende die Jahreszahl 202 203 Und nun? Vi–ionen für Obereggen Während sich die Obereggen AG am 16. Dezem- Obereggen genießt einen hervorragenden Ruf für ber 2010 mit einem Galaabend selber feiert, geht seine Pistenpräparierung und seine Infrastruktur, der Blick schon wieder nach vorne. Wie soll und die Ernennung der Dolomiten zum Weltnaturerbe kann sich Obereggen in den nächsten Jahren wei- bildet ein wertvolles Gütesiegel, dem Urlaubst- terentwickeln? Wie kann den Wintersportlern rend in Richtung Naturerlebnis kann Obereggen noch mehr Komfort, noch mehr Erlebnis geboten gerecht werden, und den zunehmendem Wunsch werden? Wie wird Trends wie Schneeschuhwan- der gestressten Gesellschaft nach Ruhe und Ge- derungen und Skitouren entsprochen? nuss erfüllen die qualitativ hochwertigen Beher- Qualität vor Quantität muss wohl das Motto der bergungsbetriebe. ungefähr, dass das Latemargebiet trotz 40 Jahren ist, dass der (Winter-)Tourismus heute ein wich- nächsten Jahre lauten. Dass Obereggen mit weiß Nicht nur das Skigebiet, sondern auch der Ort Entwicklung und trotz modernster Infrastruktur tiges wirtschaftliches Standbein für die Gemein- Gott welchen zusätzlichen Skipisten und Auf- Obereggen wird sich die Frage stellen müssen, von der Unesco zum Dolomiten-Weltnaturerbe de Deutschnofen darstellt und dass die Natur stiegsanlagen vergrößert wird, ist unwahrschein- wie er sich weiterentwickeln will. Das (von der gezählt wird. Nicht überall auf der Welt fügen trotz Skigebiet bis heute intakt ist. Tatsache ist, lich, obwohl der neue Landesskipistenplan mehr Landesregierung schon genehmigte) Tourismus- sich die Skigebiete so harmonisch in die Land- dass aus einer bäuerlichen Gemeinde eine wirt- Flexibilität verspricht und die Qualifizierung des konzept sieht 800 zusätzliche Gästebetten für schaft ein. Gewisse Eingriffe hat es unweigerlich schaftlich starke Tourismusgemeinde mit einem Zanggen gemeinsam mit der Gesellschaft ITAP die gesamte Gemeinde Deutschnofen vor und auch in Obereggen gegeben, aber sie waren für gesunden Branchenmix geworden ist. Tatsache durchaus eine realistische Chance hat. Sollte ermöglicht demnach Entwicklung – auch in die Umwelt verkraftbar. Insgesamt ist der Spagat ist, dass der Tourismus auch andere Branchen wirklich investiert werden, dann darf darauf ge- Obereggen. Umso aktueller erscheint die Not- zwischen ökonomischen Notwendigkeiten und befruchtet, zum Beispiel durch Investitionen, die wettet werden, dass die Obereggner weiterhin so wendigkeit, mit einer ortsplanerischen Studie zu ökologischen Erfordernissen in den vergangenen bei heimischen Bau- und Handwerksunterneh- investieren, wie sie es in der Vergangenheit im- klären, wohin Obereggen will. Möglicherweise 40 Jahren gut gelungen. Ohne das Skigebiet sähe men in Auftrag gegeben werden. Und Tatsache mer getan haben: möglichst umwelt- und land- wird die Entwicklung mittelfristig die Geneh- Obereggen heute sicher anders aus, die gesamte ist, dass sich die Beherbergungsbetriebe durch schaftsverträglich. In erster Linie wird es in den migung von heute unrealistisch erscheinenden Gemeinde Deutschnofen ebenfalls. den Wandel vom Sommer- zum Ganzjahrestou- nächsten Jahren aber um die Verbesserung des Investitionen unumgänglich machen, vielleicht Ja, wie sähe die Gemeinde Deutschnofen aus? rismus weiterentwickeln konnten. Bestehenden gehen. Geschäftsführer Siegfried müssen beispielsweise neue Parkplatz- bzw. Ver- Was wäre aus den stark bäuerlich geprägten Daher darf doch behauptet werden, dass die Ge- Pichler ist unter anderem überzeugt, dass im kehrslösungen gefunden werden. Das alles wird Orten von Deutschnofen und Eggen geworden, meinde Deutschnofen – und vor allem Eggen – Sommerbetrieb noch viel Potential schlummert die Zukunft zeigen. wenn die jungen Männer vor vier Jahrzehnten das Skigebiet gebraucht haben. Und es darf be- nicht so hartnäckig gewesen wären und sich den hauptet werden, dass Deutschnofen ohne die – immerhin steht der Latemar in der Liste der Unesco-Weltnaturerbe. Die Verantwortlichen in Obereggen wissen, dass Widerständen gebeugt hätten? Diese Fragen sind damalige Risikobereitschaft und Weitsicht von Die Basis für eine erfolgreiche Zukunft steht. die Landschaft ihr Kapital ist. Es kommt nicht von schwer bzw. unmöglich zu beantworten. Tatsache Hans Zelger & Co. ärmer wäre. 204 205 206 207 208 1970 — 2010: 40 Jahre Obereggen „Bist du auch bei dem Vinzenzverein?“ Die Frage, die 1970 in Eggen kursierte, hat Kultstatus. Damals sammelten elf junge Männer Geld für ihr ehrgeiziges Projekt: ein Skigebiet unter dem Latemar. Dafür wurden sie anfangs belächelt, doch 1972 lief in Obereggen tatsächlich der erste Lift. 1975 erfolgte die Verbindung mit Pampeago und Predazzo und schon 1982 – in der Urzeit des Kompaktschnees – die Installation einer flächendeckenden Beschneiungsanlage. Aus dem Traum ist in 40 Jahren ein modernes Skigebiet geworden, aus dem verschlafenen Ort Obereggen ein beliebter Urlaubsort, aus dem von Abwanderung bedrohten Eggen ein wirtschaftlich gesundes Dorf, aus der bäuerlich geprägten Gemeinde Deutschnofen eine blühende Tourismusgemeinde. Autor Christian Pfeifer zeichnet in diesem Buch die spannende Geschichte des Skigebietes Obereggen mit all ihren Höhen und Tiefen nach und bettet sie in die beeindruckende touristische Entwicklung der gesamten Gemeinde ein. Der Autor: Christian Pfeifer ist gebürtiger Deutschnofner und als Journalist für die Südtiroler Wirtschaftszeitung tätig. 40 Jahre Obereggen 1970 — 2010: Vom Traum zum Top-Skigebiet