Die 3-Monatskoliken. Ein großes Problem für kleine Menschen
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Die 3-Monatskoliken. Ein großes Problem für kleine Menschen
Ein großes Problem für kleine Menschen 2. Sonderausbildung für Kinder- und Jugendlichenpflege am Bildungszentrum der Landeskliniken Salzburg St. Johanns Spital/LKH/SALK „Die 3-Monatskoliken“ Ein großes Problem für kleine Menschen Schriftliche Abschlussarbeit eingereicht von Susanne Reiter Betreuungslehrer DKKS Maria Rainer Salzburg, November 2005 Inhaltsverzeichnis Vorwort Eigene Gedanken zum Thema 1. Einleitung 08 2. Was man über das Schreien wissen sollte 09 2.1 Schreien als Kommunikationsmittel 09 2.2 Warum weinen Babys? 10 2.2.1 Schreien verursacht durch Schmerzen 10 2.2.2 Schreien verursacht durch Hunger 10 2.2.3 Schreien aus Wut 10 2.2.4 Schreien für Aufmerksamkeit 11 2.2.5 Schreien wegen Müdigkeit 11 2.3 Wie viel Schreien ist normal? 12 3. Das Kolikbaby – Schreien ohne Grund? 13 3.1 Merkmale eines Kolikbabys 13 3.2 Wann treten Koliken auf? 14 3.2.1 Phänomen Abendkoliken 14 4. Mögliche Ursachen für Koliken 15 4.1 Das unreife Verdauungssystem 15 4.2 Das Baby hat zu viel Luft geschluckt 16 4.3 Sind Hormone die Ursache für Koliken? 17 4.4 Schwangerschaft, Geburt und Koliken 18 4.5 Mythos der angespannten Mutter 19 4.6 Das Koliktemperament 20 4.7 Koliken – ein vager Begriff? 21 5. Die Ernährung eines Kolikbabys 22 5.1 Was kann man beim Stillen beachten? 22 5.1.1 Nach der Mahlzeit aufstoßen lassen 23 5.1.2 Unterschied zwischen Vorder- und Hintermilch 23 5.1.3 Welche Nahrungsmittel soll man meiden? 24 5.2 Was kann man bei der Flaschennahrung beachten? 25 6. Wie kann man dem Baby helfen? 26 6.1 Durch die Massage Koliken lindern 26 6.1.1 Vorbereitung zur Massage 26 6.1.2 Das Wasserrad 27 6.1.3 Bewegen der Beine 27 6.1.4 Die kleine Schnecke 27 6.1.5 Sonne und Mond 27 6.1.6 „I LOVE YOU“/Dickdarmverlauf 28 6.1.7 Fußmassage gegen Bauchschmerzen 28 6.1.8 Das Ende der Massage 29 6.2 Erste Hilfe bei Koliken 29 7. Zusammenfassung 31 Literaturverzeichnis Abbildungsverzeichnis Vorwort Nach drei Arbeitsjahren auf einer Kleinkinderstation in Schwarzach habe ich mich entschlossen, die Sonderausbildung für Kinder- und Jugendlichenpflege zu absolvieren. Schon in den ersten Schulwochen erhielten wir einen Vortrag über die „Babymassage“ und auch in dieser Zeit wurde uns nahe gelegt, in diesem Bereich ein Thema für unsere Abschlussarbeit auszuwählen. Ich entschied mich für die 3-Monatskoliken, weil ich während meiner Arbeitszeit in Schwarzach häufig Babys mit Koliken betreute und bereits dadurch einige praktische Erfahrungen sammeln konnte. Weiters dient mir das neugewonnene Wissen dazu, dass ich in meiner weiteren Tätigkeit als diplomierte Kinderkrankenschwester professionelle Beratung und Elternbegleitung durchführen kann. Betroffene Eltern soll es durch den Inhalt meiner Arbeit gelingen, sowohl ihr Kind, als auch die Gesamtsituation besser verstehen zu lernen. Zudem möchte ich ihnen das Gefühl vermitteln, dass sie ihren Babys in dieser schwierigen Phase aktiv helfen können. Um dem Titel des Vorwortes gerecht zu werden, bedanke ich mich an dieser Stelle bei all jenen Personen, die mir während meiner Arbeit mit Rat und Tat zur Seite standen. Ein ganz besonderer Dank gilt Frau Dr. Susanne Grießner, die selbst Mutter eines Kolikbabys war. Mit ihrer Hilfe gelang es mir, die aus der einschlägigen Fachliteratur gewonnenen Informationen mit den praktischen Erfahrungen zu vergleichen. Des Weiteren bedanke ich mich recht herzlich bei Frau Dipl.- Päd. Renate Posch für das Korrekturlesen. Letzten Endes gilt auch noch ein ganz besonderer Dank Frau Edith Frenademetz, die für einige der eingefügten Fotos Modell stand. Eigene Gedanken zum Thema Ich habe mir vorgestellt wie es sein könnte, wenn man ein Baby hat, das unter schlimmen Bauchschmerzen leidet. Dies sind meine eigenen Gedanken zu dem Thema 3-Monatskoliken: Jeden Abend Eins sag ich euch, es ist wirklich schwer, ich liebe meinen Sprössling sehr, aber jeden Abend und zur selben Stunde, kommt ein übles Geschrei aus seinem Munde. Er verzerrt sein Gesicht, läuft rot an wie eine Tomate, auf meiner Stirn, Schweißperlen und eine Sorgenfalte. Bin planlos, laufe im Zimmer herum, er hat wieder Bauchschmerzen, was soll ich tun? Da fällt mir das Baden ein, das könnte für uns beide wohl entspannend sein, ziehe ihm sämtliche Kleider ab, und setze ihn in den Tummy-Tub. Eine gute Idee war das wahrscheinlich nicht, er schreit noch immer, der kleine Wicht. Ich fühle, sein Bauch ist hart wie ein Stein, eine Kolikmassage, das könnte ihm eine Hilfe sein. Ich probiere sämtliche Griffe aus, damit seine Winde gehen aus dem Bäuchlein raus, nun sehe ich mit Freude, wie er sich entspannt und löst, und er sich bei der Massage wohl fühlt und ein wenig döst. Ich ziehe ihm seinen Schlafanzug an, damit ich ihn ins Zimmer bringen kann, lege ihn erleichtert in sein Bettchen rein, dort schläft er ruhig und zufrieden ein. So wie es begonnen hat zur selben Zeit das Geschrei, ist es auch immer nach drei Stunden vorbei, dann kommt mir der Gedanke an morgen, denn da beginnen wieder die selben Sorgen, pünktlich am Abend um halb acht, er wieder mit Bauchschmerzen erwacht. Reißt die Augen auf, zieht die Beinchen an, und ich wieder von vorne beginnen kann!! Jetzt weiß jeder wovon ich geschrieben habe, ich noch eins dazu sage, es ist wichtig andere Sachen auszuprobieren, denn was heute geholfen hat, muss nicht auch morgen funktionieren. Es ist auch gut zu wissen, egal ob man nimmt denn Tummy-Tub oder das Kirschkernkissen, man kann die 3-Monatskoliken leider nicht verhindern, aber man kann die Beschwerden mit vielen Möglichkeiten lindern. von Susanne Reiter Sonderausbildung für Kinder- u. Jugendlichenpflege DIE 3-MONATSKOLIKEN Ein großes Problem für kleine Menschen 1. Einleitung Nun ist das Baby auf der Welt, es ist gesund, brav, alles läuft problemlos und die Eltern sind überglücklich. Drei Wochen später sieht die Realität etwas anders aus. Das Kind schreit über Stunden, krümmt sich zusammen, ist schweißgebadet und lässt sich nicht beruhigen. Nun macht sich die Mutter große Sorgen, sie hat Angst, ihr Kind könnte schwer krank sein und beschließt zum Kinderarzt zu gehen. Dieser untersucht das Baby, kann aber keine Erkrankung feststellen und sagt zur Mutter, dass es wohl die 3-Monatskoliken sein würden. Für den Arzt ist dieser Fall geklärt, für die Mutter ist jedoch nichts geklärt. Sie geht verwirrt nach Hause und fragt sich: • Was ist ein Kolikbaby? • Was sind die Ursachen für Koliken? • Habe ich bei der Ernährung etwas falsch gemacht? • Wie kann ich meinem Kind helfen? Das sind nur einige von vielen Fragen, die sich eine Mutter mit einem Kolikbaby wahrscheinlich stellen wird. Zudem spürt sie auch noch Gefühle wie Überforderung, Hilflosigkeit und Verzweiflung, weil ihr Kind anfallsartig aus voller Kehle schreit und auf ihre Zuwendung nicht reagiert. Aus diesem Grund werde ich in meiner vorliegenden Arbeit auf folgende Fragen eingehen: • Welche Informationen helfen einer betroffenen Mutter mit einem Kolikbaby, damit die Situation verständlicher und erträglicher wird? • Welche Hilfsmittel und Maßnahmen gibt es, damit man dem Baby Unterstützung und Linderung in dieser schwierigen Situation verschaffen kann? Ich möchte mit dieser Arbeit auch zu verstehen geben, dass die Ursachen für Koliken nicht nur im unreifen Verdauungssystem zu suchen und die unterstützenden Maßnahmen nicht nur auf das Kirschkernkissen zu beschränken sind! Susanne Reiter 8 Sonderausbildung für Kinder- u. Jugendlichenpflege DIE 3-MONATSKOLIKEN Ein großes Problem für kleine Menschen 2. Was man über das Schreien wissen sollte 2.1 Schreien als Kommunikationsmittel „Was bin ich denn? Ein Kind, das in der Nacht schreit? Ein Kind, das nach dem Licht schreit? Und meine einzige Sprache ist das Schreien.“ (Sears, 1998, S. 45) ( Abb. 1) Besonders in den ersten Lebensmonaten besteht eine wirklich paradoxe Situation, da die Bedürfnisse eines Kindes in dieser Zeit am größten sind, jedoch die Fähigkeit, diese mitzuteilen, am wenigsten ausgebildet ist. (vgl. Sears, 1998, S. 44) Trotzdem ist das Schreien keine Laune der Natur, sondern das perfekte Mittel zur Verständigung, und dieses Verständigungsmittel besitzt einzigartige Merkmale: • das Schreien von kleinen Säuglingen erfolgt automatisch, • dieses Signal wird schnell ausgelöst, • das Schreien ist beunruhigend genug, dass man sich um das Baby kümmert, • das Schreien hört dann auf, wenn das Bedürfnis befriedigt ist. Fachleute haben auch festgestellt, dass das Schreien eines Säuglings zu den lautesten aller menschlichen Geräusche gehört und die Tonstärke 80 bis 85 Dezibel erreichen kann, das entspricht etwa der Lautstärke eines Kleinlastwagens ohne Auspuffrohr. (vgl. Sears, 1998, S. 46 f.) Jetzt glaube ich, ist jedem klar, Schreien ist das ideale Alarmsignal, sowie ein perfektes Kommunikationsmittel und von der Natur zudem auch noch so geschaffen, dass man es nicht ignorieren kann! Susanne Reiter 9 Sonderausbildung für Kinder- u. Jugendlichenpflege DIE 3-MONATSKOLIKEN Ein großes Problem für kleine Menschen 2.2 Warum weinen Babys? Es ist jedem, der mit Babys zu tun hatte, schon einmal aufgefallen, dass sich das Schreien nicht immer gleich anhört. Der Grund dafür ist, dass Babys verschiedene Signale für verschiedene Bedürfnisse verwenden. 2.2.1 Schreien verursacht durch Schmerzen • setzt plötzlich ein, der Anfangslaut ist schrill und durchdringend • es erreicht schnell eine hohe Tonlage • das Gesicht ist verzerrt, der Mund weit offen • die eingerollte Zunge und Unterkiefer zittern, der gesamte Körper ist angespannt, die Fäuste sind geballt, die Beine angezogen Das Schmerzgeschrei wird ebenso von der Körpersprache begleitet, bei leichten Nöten verzieht das Baby nur den Bereich um den Mund und die Augen sind offen. Bei intensiverem Weinen schließt das Baby die Augen, zieht die Augenbrauen hoch und legt die Stirn in Falten. 2.2.2 Schreien verursacht durch Hunger • setzt nicht plötzlich ein, es steigert sich allmählich • das Weinen ist kürzer, weniger schrill, die Tonfrequenz ist gleich bleibend • zwischen dem Schreien gibt es immer wieder Pausen Man sollte auch wissen, dass es vor diesem Schreien andere erkennbare Signale gibt. Das Baby ist unruhig, schmatzt, saugt am Finger und nestelt möglicherweise an der Bluse. Werden diese Hungerzeichen frühzeitig erkannt, lässt sich das Schreien oft vermeiden. Wird auf das Hungergeschrei nicht eingegangen, kann es sich zu hemmungslosem Wutgeschrei steigern. (vgl. Sears, 1998, S. 47 f.) 2.2.3 Schreien aus Wut • ist anhaltend, es gibt leichte Tonschwankungen • die Tonlage ist tiefer als beim Schreien aus Schmerz oder Hunger Susanne Reiter 10 Sonderausbildung für Kinder- u. Jugendlichenpflege DIE 3-MONATSKOLIKEN Ein großes Problem für kleine Menschen Auch die Körpersprache gibt Hinweise auf das Wutgeschrei. Die Lippen sind angespannt, geschürzt oder auch übereinander gestülpt. Diese Signale sind jedoch bei größeren Kindern deutlicher zu beobachten als bei kleinen Säuglingen. (vgl. Sears, 1998, S. 48 f.) 2.2.4 Schreien für Aufmerksamkeit • dieses Weinen ist kläglich • tief in der Tonlage und murmelnd • wird vom Zuhörer zur Kenntnis genommen, löst jedoch kein Alarmsignal aus • die meisten Eltern erkennen dieses Weinen sehr bald 2.2.5 Schreien wegen Müdigkeit • das Schreien ist ausdauernd • deutliche Tonschwankungen und klagende Sirenengeräusche sind zu hören (vgl. Sears, 1998, S. 49) Meine Erfahrung ist, wenn das Baby wegen Müdigkeit schreit, wird es sehr schwierig es zu beruhigen, denn häufig sind diese Kinder sehr überdreht und man braucht viel Zeit und Geduld damit sich diese Babys wieder entspannen und in Ruhe einschlafen können. Meiner Meinung nach sollte man nicht allzu viel Energie verschwenden um den Grund des Schreiens herauszufinden, statt dessen soll man auf das Baby eingehen. In diesen Fällen heißt das, sofort auf das Schreien reagieren! „Das Schreienlassen ist seelische Grausamkeit und hat nichts mit der Angst vor dem verwöhnten Kind zu tun. Wer prompt auf die Äußerung seines Kindes reagiert, sorgt dafür, dass es durch Zuwendung und Nähe früher selbständig wird und zu einem starken und selbstbewussten Menschen heranreift.“ (Gienger, 2005, S. 16) Susanne Reiter 11 Sonderausbildung für Kinder- u. Jugendlichenpflege DIE 3-MONATSKOLIKEN Ein großes Problem für kleine Menschen 2.3 Wie viel Schreien ist normal? Wenn man ein Baby hat, muss man davon ausgehen, dass es schreit, sei es aus Hunger, aus Wut oder einfach, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Nun stellt sich die Frage, wie viel schreit ein „normales“ und gesundes Baby? Einige Untersuchungen haben gezeigt, dass Schreidramen frühestens im Alter von drei Wochen beginnen, der Höhepunkt bei sechs Wochen liegt und sie dann zwischen drittem und viertem Monat allmählich wieder abflauen. Die schlimmsten Schreiphasen sollten laut diesen Untersuchungen vor den Mahlzeiten und besonders zwischen 17 und 18 Uhr sein. Manche Wissenschafter halten es auch für normal, wenn das Baby täglich zwei bis vier Stunden schreit. (vgl. Jones, 1999, S. 22) Eltern sollen aus diesen Zeitangaben keine Schlussfolgerungen ziehen, denn diese Studien gehen davon aus, dass es in Ordnung ist, wenn Babys soviel schreien. Zudem muss man auch wissen, dass diese Eltern, welche an den Untersuchungen teilnahmen, keinerlei Ratschläge erhalten haben, was sie tun können, wenn ihr Baby schreit oder wie sie ihre Fähigkeiten einsetzen sollen, um es zu trösten. (vgl. Sears, 1998, S. 50) „In Kulturen, in denen es die Regel ist, auf ein schreiendes Baby sofort mit Zuwendung zu reagieren, beträgt die Schreidauer Minuten und keineswegs Stunden.“ (Sears, 1998, S. 50) (Abb. 2) Susanne Reiter 12 Sonderausbildung für Kinder- u. Jugendlichenpflege DIE 3-MONATSKOLIKEN Ein großes Problem für kleine Menschen 3. Das Kolikbaby – Schreien ohne Grund? Wie schon erwähnt kann man Schreien durch viel Zuwendung normalerweise verhindern, jedoch gibt es Babys, die „ohne Grund“ schreien und auf Zuwendung nicht sofort reagieren. Diese Kinder schreien oft Stunden, lassen sich nur schwer beruhigen, sind wütend, reizbar und quengelig. Mit dieser Beschreibung sind Babys mit 3-Monatskoliken gemeint, aber was ist ein Kolikbaby und wo liegen die Ursachen? 3.1 Merkmale eines Kolikbabys Schon vor 80 Jahren wurde ein Kolikanfall genauso beschrieben, wie es heute in den Büchern zur Kinderheilkunde nachzulesen ist: „Ein Baby, das Koliken hat, schreit anfallsartig aus voller Kehle. Das Gesicht ist zunächst rot und kann dann bleich werden. Die Partien um den Mund können sogar blau anlaufen, wenn der Anfall länger dauert oder intensiv ist. Hände und Füße sind kalt. Die Beine angezogen. Der Unterleib ist hart und aufgebläht. Das Baby rudert vor Schmerzen mit den Armen.“ (Jones, 1999, S. 104) Auch Wissenschafter haben das Erscheinungsbild von Koliken einheitlich definiert: • Die 3-Monatskoliken treten bei sonst völlig gesunden, gut gedeihenden Babys auf. • Sie haben Anfälle von endlosen Schreiphasen ohne feststellbare körperliche Ursachen. • Die Koliken beginnen innerhalb der ersten drei Lebenswochen, dauern mindestens drei Stunden am Tag und treten mehr als dreimal wöchentlich auf. Die Angaben der Stunden und Tage sind jedoch willkürlich, ebenso sind die Symptome für Koliken von Baby zu Baby unterschiedlich sowie bei jedem Kind von Tag zu Tag anders. (vgl. Sears, 1998, S. 72) Susanne Reiter 13 Sonderausbildung für Kinder- u. Jugendlichenpflege DIE 3-MONATSKOLIKEN Ein großes Problem für kleine Menschen Die Eltern beschreiben häufig ein andauerndes oder immer wieder einsetzendes Weinen und Wimmern, sowie ein anfallsartiges Schreien, das nicht beruhigt werden kann. (vgl. Jones, 1999, S. 104 f.) „Dass die Kolikanfälle so anhaltend sind, macht den Eltern sehr zu schaffen. Sie können ein paar Minuten, aber auch ein paar Stunden dauern, unterbrochen von gelegentlichen Ruhepausen, bevor der nächste Sturm losbricht.“ (Sears, 1998, S. 72) 3.2 Wann treten Koliken auf? Die Schreiperioden beginnen in den ersten Lebenswochen und dauern drei Monate an, deshalb spricht man auch von „3-Monatskoliken“. Bei manchen Kindern besteht dieses Problem aber auch sechs Monate oder länger. (Abb. 3) Koliken treten bei Mädchen und Jungen, und auch bei Neugeborenen mit der gleichen Häufigkeit auf. Von den 3-Monatskoliken sind nicht nur Flaschenbabys betroffen, sondern auch Kinder, die gestillt werden. (vgl. Jones, 1999, S. 104) 3.2.1 Phänomen Abendkoliken Koliken treten selten am Morgen auf, wenn Eltern und Kind gut ausgeruht sind, sondern meist am späten Nachmittag oder frühen Abend, wenn die Eltern nur noch über wenige Reserven verfügen. (vgl. Sears, 1998, S. 72) Gerade gegen Abend sind die Kräfte der Eltern allmählich erschöpft und die meisten Mütter sind aufgrund der lang andauernden Forderungen ihres Babys ausgelaugt. Den Kolikbabys geht es gerade in dieser Zeit, in der die meisten Mütter körperlich und emotional am wenigsten in der Lage sind ihnen Trost zu spenden, schlecht. Am Abend sind dazu noch Fett- und Eiweißgehalt der Muttermilch am niedrigsten und das Trinken ist für den Säugling nicht mehr so sättigend. (vgl. Sears, 1998, S. 80) Susanne Reiter 14 Sonderausbildung für Kinder- u. Jugendlichenpflege DIE 3-MONATSKOLIKEN Ein großes Problem für kleine Menschen 4. Mögliche Ursachen für Koliken Seit mehr als einem halben Jahrhundert suchen Wissenschafter und Ärzte nun schon nach den Ursachen von Koliken. Dadurch gibt es zwar sehr viele Studien über Kolikbabys, aber diese schaffen oft Verwirrung und sind teilweise widersprüchlich. (vgl. Jones, 1999, S. 105) Genau aus diesem Grund erwähne ich sechs Theorien. Diese sind für mich verständlich und sinnvoll und könnten meiner Meinung nach auch die Ursache für Koliken beinhalten. 4.1 Das unreife Verdauungssystem Im Vergleich zu Säugetieren wird der Mensch in einem extrem unreifen Zustand geboren, das heißt, das Verdauungssystem eines Babys: • enthält wenig Enzyme, diese werden benötigt, um die Nahrung in verwertbare Bestandteile zu zerlegen • die Anzahl von Drüsen, die Säure zur Verdauung produzieren ist sehr gering • die Muskelschichten, die den Magen-Darm-Trakt umfassen, sind relativ dünn und schwach • die Peristaltik ist schwach oder gar nicht ausgebildet, stattdessen wird die Nahrung durch krampfartige Bewegungen vorwärts bewegt. (vgl. Jones, 1999, S. 106 f.) Der schwedische Wissenschafter Sigvard Jorup stellte 1952 durch Röntgenaufnahmen fest, dass sich der Dickdarm von Kolikbabys während der Mahlzeit heftig zusammenzieht und den ganzen Inhalt schnell vorwärts stößt. Während sich der Dickdarm eines Babys normalerweise über Stunden entleert, geschieht dies bei Kolikbabys in einer halben Minute. (Abb. 4) Susanne Reiter 15 Sonderausbildung für Kinder- u. Jugendlichenpflege DIE 3-MONATSKOLIKEN Ein großes Problem für kleine Menschen Sigvard Jorup hat beobachtet, wenn die Nahrung das S-förmige Übergangsstück des absteigenden Dickdarms in das Rektum erreicht, sich der Dickdarm heftig zusammenzieht. Genau in diesem Moment zogen auch die Babys ihre Beine zum Bauch, hörten auf zu trinken und schrien. Nachdem die Kontraktionen des Dickdarms wieder aufhörten, entspannten sich die Babys und begannen wieder zu trinken. Bei manchen Babys blieb der Dickdarm jedoch zusammengezogen und diese Kinder waren die ganze Mahlzeit über unruhig. Aus diesen Gründen kann die Verdauung für ein Baby zu einem unangenehmen Prozess werden und es kann Monate dauern, bis das Verdauungssystem reibungs- und schmerzlos funktioniert. (vgl. Jones, 1999, S. 106 f.) 4.2 Das Baby hat zu viel Luft geschluckt Koliken sind mit einem akuten, heftigen Schmerz im Bauch verbunden und ursprünglich wurde angenommen, dieser Schmerz werde durch Gase im Dickdarm hervorgerufen (daher entstand der Begriff „Koliken“). Während dieser kolikartigen Schmerzen scheint der Bauch des Babys aufgebläht zu sein und es sind auch viele abgehende Winde zu beobachten. Babys mit Koliken haben meist mehrmals pro Tag Stuhlgang und oft tritt mit dem krampfhaften Auspressen der Luft etwas Stuhl aus. Röntgenbilder lassen Zweifel daran aufkommen, dass Gase im Verdauungssystem die Ursache von Koliken sind, denn Aufnahmen des Bauches von Babys ohne Koliken zeigen ebenfalls oft Luft in den Verdauungsorganen, doch scheint sie diese Kinder nicht zu stören. (vgl. Sears, 1998, S. 74) „Bei Kolikanfällen zeigten Röntgenbilder während des Schreiens noch keine Gase, aber anschließend war viel Gas vorhanden. Während des Schreiens wird Luft geschluckt; es kann also sein, dass geblähte Verdauungsorgane die Folge und nicht die Ursache des Schreiens sind.“ (Sears, 1998, S. 74) Susanne Reiter 16 Sonderausbildung für Kinder- u. Jugendlichenpflege DIE 3-MONATSKOLIKEN Ein großes Problem für kleine Menschen Man muss auch wissen, dass beim Schreien vor Schmerz und aus Wut am meisten Luft geschluckt wird. Das plötzliche Luftschnappen während des Weinens kann bewirken, dass viel mehr Luft eingeatmet wird als am Ende hinausgelassen werden kann. Diese überschüssige Luft sammelt sich in den Verdauungsorganen als Gas an und es kommt zu Koliken. Das ist ein Grund, weshalb eine schnelle Reaktion auf das Schreien des Babys wichtig ist, denn wird die Schreiphase abgekürzt, schluckt das Baby weniger Luft und die Menge an Gas in den Verdauungsorganen wird verringert. (vgl. Sears, 1998, S. 74) 4.3 Sind Hormone die Ursache für Koliken? Koliken können auch eine Folge von einer Hormonstörung oder Unreife sein, das heißt, es kann ein Mangel jenes Hormons vorliegen, das beim Baby am Ende des Tages normalerweise zur Beruhigung führt. Bei der Geburt erhält das Baby über die mütterliche Plazenta Progesteron, dies ist ein Hormon, das beruhigend und einschläfernd wirken kann. Seine beruhigende Wirkung klingt jedoch innerhalb von ein bis zwei Wochen ab, und es kommt zu Koliken, wenn das Baby nicht selbst genügend davon produzieren kann. Diese Theorie stützt sich auf Studien, in denen festgestellt wurde, dass Babys mit Koliken einen niedrigen Progesteron-Spiegel hatten. Der Zustand dieser Babys besserte sich, als sie mit einem progesteronähnlichen Medikament behandelt wurden. Prostaglandine wurden auch schon mit Koliken in Zusammenhang gebracht, denn diese Hormone lösen starke Muskelkontraktionen der Verdauungsorgane aus. Die Beobachtung, dass Babys nach einer anstrengenden Geburt zu Koliken neigen, spricht ebenfalls für die Hormontheorie, doch leider ist noch viel zu wenig bekannt über die Auswirkung der Geburt auf den Hormonhaushalt und das Verhalten von Neugeborenen. (vgl. Sears, 1998, S. 81) Susanne Reiter 17 Sonderausbildung für Kinder- u. Jugendlichenpflege DIE 3-MONATSKOLIKEN Ein großes Problem für kleine Menschen 4.4 Schwangerschaft, Geburt und Koliken Bei manchen Babys ist das Schreien eine Reaktion auf Ereignisse die entweder vor oder während der Geburt stattgefunden haben (zum Beispiel vaginal operative Geburtsbeendigung, Schwangerschaftsgestosen, Sauerstoffmangel, ect.). Deshalb sind Kinder die eine problematische Schwangerschaft oder eine traumatische Geburt hatten, häufiger „Schreibabys“ als Babys ohne Komplikationen. (vgl. Jones, 1999, S. 109) „Das Geburtserlebnis kann das Entstehen von Koliken beeinflussen. Koliken treten häufig auf bei den Kindern, die eine komplizierte, anstrengende Geburt erlebten und die oft von ihren Müttern getrennt waren.“ (Sears, 1998, S. 78) Es kann ebenso ein Zusammenhang hergestellt werden zwischen einer Epiduralanästhesie während der Wehen und späteren Koliken. Australische Forscher haben Babys, deren Mütter mit Epiduralanästhesie und Babys, deren Mütter ohne Medikament entbunden haben, verglichen. Schon am fünften Tag schrien die Babys aus der Epiduralgruppe häufiger und nach einem Monat waren diese Kinder weit „schwieriger“ und zudem weniger anpassungsfähig als die Babys, deren Mütter keine medikamentöse Behandlung während der Geburt erhalten haben. Babys, deren Mütter in der Schwangerschaft stark getrunken, Marihuana geraucht oder Heroin genommen haben, sind extrem quengelig und wachen häufig auf. Ebenso übererregbar, ruhelos, gierig und zittrig sind Babys, deren Mütter während der Schwangerschaft Beruhigungsmittel genommen haben. regelmäßig (Abb. 5) Hat die Mutter in der Schwangerschaft geraucht oder hat sie in einer stark rauchenden Umgebung gelebt, sind diese Kinder reizbar und aufgedreht, besonders nach den Mahlzeiten. (vgl. Jones, 1999, S. 110) Susanne Reiter 18 Sonderausbildung für Kinder- u. Jugendlichenpflege DIE 3-MONATSKOLIKEN Ein großes Problem für kleine Menschen 4.5 Mythos der angespannten Mutter Eine alte Behauptung ist, dass die Nervosität der Mutter die Ursache für die Koliken sei. Diese Theorie wird meistens hervorgeholt, wenn man keine körperlichen Ursachen für die Unruhe des Babys finden kann. (vgl. Jones, 1999, S. 113) Ungerechtfertigt werden Koliken der Mutter angelastet, denn Beobachtende meinen, dass die Mutter ihre eigenen Ängste auf das Baby übertrage und dieses dann entsprechend reagiere. In den meisten Fällen trifft das nicht zu, denn Koliken kommen bei Babys von sehr gelassenen Müttern ebenso vor wie bei ängstlichen Müttern. (vgl. Sears, 1998, S. 75) „Das ist ein wichtiger Gesichtspunkt, weil das Verhalten des Babys oft ungerechtfertigt als Gradmesser für die Fähigkeit der Mutter herhalten muss.“ (Sears, 1998, S. 75) Es stimmt, dass Mütter unterschiedlich mit dieser für sie noch ungewohnten Situation zurechtkommen und dass Koliken, wie auch jeder andere Stress, der nicht schnell beseitigt wird, durch die Anspannung der Mutter verlängert und verstärkt werden können. Das heißt, ein angespanntes Baby beruhigt sich schlechter in den Armen eines angespannten Menschen. (vgl. Sears, 1998, S. 75) Natürlich sind Eltern von Kolikbabys oft genervter als die eines ruhigen, pflegeleichten Babys mit regelmäßigen Schlafphasen. Der Grund liegt darin, dass die Pflege eines schlaflosen, ständig schreienden Babys sehr stressig und anstrengend ist. Der englische Kinderarzt Ronald Illingworth ist der Meinung, dass die Anspannung der Eltern bei schreienden Babys Ergebnis und nicht die Ursache für Koliken ihrer Kinder ist. (vgl. Jones, 1999, S. 113) Einige Untersuchungen haben auch ergeben, dass Koliken die Folge einer sogenannten „sich selbst erfüllenden Prophezeihung“ sind, das heißt, Eltern, die mit Schwierigkeiten in dieser Hinsicht rechnen, bekommen eher unruhige Babys. (vgl. Sears, 1998, S. 75) Susanne Reiter 19 Sonderausbildung für Kinder- u. Jugendlichenpflege DIE 3-MONATSKOLIKEN Ein großes Problem für kleine Menschen 4.6 Das Koliktemperament Der schwedische Wissenschafter Sigvard Jorup stellte in seiner Studie über Kolikbabys und Darmkräpfe fest, dass diese Babys ein bestimmtes Temperament haben. Diese Kinder sind im Allgemeinen ungeduldig und reizbar. Sie haben Schwierigkeiten, sich zu entspannen, werden vom geringsten Anlass aufgeweckt, sind ungeduldig und mürrisch, und es dauert lange, bis sie sich wieder beruhigt haben. Diese Babys drehen und winden sich, boxen und sind allgemein motorisch unruhig. Zudem schlafen sie weniger und weniger tief als normale Babys. Ein Merkmal ist auch die extreme Sensibilität gegenüber Licht oder Lärm. (vgl. Jones, 1999, S. 111) Kolikbabys reagieren von ihrem Temperament her überempfindlich, sehr intensiv, unberechenbar und können sich nur langsam auf ihre veränderte Umwelt einstellen. (vgl. Sears, 1998, S. 79) In den Jahren seit Jorups Studie sind in den Berichten über Kolikbabys immer wieder bestimmte Merkmale aufgetaucht wie empfindlich, höchst nervös, überschnelle Reaktion auf Reize, Überreaktion und Anspannung. (vgl. Jones, 1999, S. 111) „Ein Forscher beschrieb diese Βabys als mager und mit hungrigem Blick. Sie wollen der Welt entgehen, weil sie nicht in der Lage sind, mit Eindrücken und Geräuschen klarzukommen.“ (Jones, 1999, S. 111) Alan Note, ein auf Kinder spezialisierter Gastroenterologe ist der Meinung, dass bei Kolikbabys eine anormal niedrige Toleranzschwelle an organischer Stimulation besteht. Sie reagieren auf Körperprozesse, die die meisten Babys ignorieren können. Der Grund für diese niedrige Reizschwelle ist jedoch noch nicht geklärt, man hält aber einen Zusammenhang mit dem unreifen Nervensystem für wahrscheinlich. Viele Wissenschafter glauben zudem, dass eine Überbeanspruchung und fehlende Organisation des zentralen Nervensystems die grundlegende Ursache der Koliken ist. (vgl. Jones, 1999, S. 112) Susanne Reiter 20 Sonderausbildung für Kinder- u. Jugendlichenpflege DIE 3-MONATSKOLIKEN Ein großes Problem für kleine Menschen 4.7 Koliken – ein vager Begriff? Koliken kann man mit Kopfschmerzen vergleichen, denn der Kopf kann an den Schläfen, um die Augen, in den Nebenhöhlen oder überall wehtun und trotzdem hat man einfach Kopfschmerzen. Der Schmerz kann vielfältige Ursachen haben und zahlreiche Ursachen können miteinander zusammenhängen. Genau so ist es auch mit den Koliken, wir können keine einzelne Ursache für diese Schmerzen bestimmen. Kolikschmerzen sind sogar noch geheimnisvoller, weil Babys nicht sprechen können, sie können nur schreien. (vgl. Jones, 1999, S. 114) „Indem wir von Koliken sprechen, bezeichnen wir nicht, was das Baby fühlt, sondern was wir hören – intensives Geschrei.“ (Jones, 1999, S. 114) Vielleicht werden die Ursachen irgendwann erforscht und vielleicht können die Wissenschafter einmal ein Bakterium oder einen Virus isolieren, ein Gen oder einen Nährstoffmangel als Grund für dieses Schreien verantwortlich machen. Aber es besteht auch die Möglichkeit, dass niemals eine einzelne Ursache für Kolikschmerzen gefunden wird. (vgl. Jones, 1999, S. 114) Meiner Meinung nach, sollte man als Mutter eines Kolikbabys nicht zu viel Zeit verschwenden um die Ursache herauszufinden, denn wenn das Temperament oder die Unreife die einzige erkennbare Ursache des Elends ist, kann leider nur Geduld, viel Zeit und Zuwendung weiterhelfen. Ich denke mir, für eine Mutter muss es schrecklich sein, wenn sich das eigene Kind nicht beruhigen lässt, sonst keiner helfen und die Frage „warum“ keiner beantworten kann. Darum würde ich für mich persönlich eine mögliche Ursache wählen, um das Gefühl zu haben, dass ich weiß, warum mein Kind weint. Die ganze Situation wird durch dieses Wissen möglicherweise verständlicher und auch erträglicher!! (Abb. 6) Susanne Reiter 21 Sonderausbildung für Kinder- u. Jugendlichenpflege DIE 3-MONATSKOLIKEN Ein großes Problem für kleine Menschen 5. Die Ernährung eines Kolikbabys „Verdauungsprobleme entstehen auch, wenn man das Baby inmitten einer langen Schreiperiode füttert. Es kann nicht gut saugen, wenn der Magen angespannt und die Atmung aus dem Rhythmus geraten ist.“ (Jones, 1999, S. 69) 5.1 Was kann man beim Stillen beachten? In gewissen Situationen schlucken gestillte Kinder zu viel Luft beim Trinken. Um dies zu verhindern hilft manchmal eine andere Handhabung des Stillens. Wird das Baby schon beim Stillen etwas aufrechter gehalten, schluckt es weniger Luft und stößt leichter auf. Hält man den Säugling in einem 30° Winkel oder mehr aufgerichtet, so bleibt die Luft oben im Bauch und das Baby kann sie leichter hinaus befördern, bevor sie in den weiteren Verdauungstrakt gelangt und Blähungsschmerzen verursachen kann. (vgl. Sears, 1998, S. 117) Bei einer vollen und prallen Brust zum Beispiel kann das Baby die Brust mit seinen Lippen nicht gut umschließen. Brustwarze und Warzenhof sind flacher, dadurch wird das Ansaugen schwierig. Die Folge daraus ist, dass das Baby nur an der Brustwarze saugt und den Warzenhof nicht im Mund hat, es bekommt nicht genügend Milch, schluckt aber dafür reichlich Luft, es wird zu schreien und zu protestieren beginnen. Eine pralle Brust lässt sich vermeiden, wenn das Kind nach Bedarf gestillt wird. Damit etwas Milch abfließt, kann man vor dem Stillen warme Umschläge auf die Brust legen oder die Brust mit der Hand ausstreichen. Dadurch wird der Warzenhof weicher und das Baby kann das Brustgewebe mit seinen Lippen besser umschließen. (vgl. Sears, 1998, S. 114 f.) Eine andere Situation ist der starke Milchspendereflex. Hier fließt dem Baby möglicherweise mehr Milch in den Mund als es schlucken kann. Dies lässt sich vermeiden, wenn man das Baby nach dem Ansaugen nochmals von der Brust nimmt und etwas Milch ausstreicht. Es hilft auch, wenn man eine andere Stillposition, die so genannte AustraliaHaltung, einnimmt (Abb. 7, Abb. 8). Susanne Reiter 22 Sonderausbildung für Kinder- u. Jugendlichenpflege DIE 3-MONATSKOLIKEN Ein großes Problem für kleine Menschen Dabei liegt die Mutter auf dem Rücken und das Baby auf ihrem Bauch, dadurch spritzt die Milch nicht mehr, weil sie nach oben fließen muss. Oft reicht es auch, das Kind senkrecht auf den Schoß zu nehmen, die überschüssige Milch kann einfach aus dem Mund herauslaufen, ohne dass sich das Baby verschluckt. (vgl. www. familienhandbuch.de) (Abb. 7) (Abb. 8) Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es auch Kinder gibt, die sehr hastig trinken. Sie möchten ihre Milch schnell und in großen Mengen bekommen. Durch das schnelle Trinken wird häufig auch Luft mitgeschluckt. Hier hilft, das Baby eher anzulegen, damit es nicht so hungrig ist. 5.1.1 Nach der Mahlzeit aufstoßen lassen Unter Aufstoßen versteht man das Hochbringen von verschluckter Luft. Manchmal nehmen die Eltern das Aufstoßen aber zu wichtig, sie unterbrechen die Mahlzeiten immer wieder, damit das Baby ein „Bäuerchen“ machen kann. Dies ist jedoch nicht notwendig, solange das Kind zufrieden ist. Man wartet einfach ab, bis es eine Brust leer getrunken hat und danach legt man es an die Schulter (Abb. 9) oder setzt es kurz auf, damit die geschluckte Luft entweichen kann. (vgl. Jones, 1999, S. 77) Ich habe beobachtet, dass besonders die aufrechte Haltung zusammen mit einem Lagewechsel des Kindes (zum Beispiel auf die andere Schulter wechseln) dafür sorgen, dass schmerzhafte Gase (Abb. 9) über das Aufstoßen entweichen können. 5.1.2 Unterschied zwischen Vorder- und Hintermilch Manchmal liegt die Ursache für die Unruhe auch darin, dass beim Stillen zu früh die Seite gewechselt wird. Während das Kind an der Brust trinkt, verändert sich die Zusammensetzung der Milch. Am Anfang enthält die Milch relativ viel Milchzucker (Laktose) und wenig Fett und löscht erst einmal den Durst des Babys. Susanne Reiter 23 Sonderausbildung für Kinder- u. Jugendlichenpflege DIE 3-MONATSKOLIKEN Ein großes Problem für kleine Menschen Trinkt das Kind weiter, wird die Milch sahniger und sättigender. Legt man das Kind zu schnell an die zweite Brust, erhält es wieder zunächst Milch mit relativ viel Milchzucker und wenig Fett. Dadurch kann passieren, dass der Magen des Babys schon voll ist, bevor es wirklich satt ist und das Baby wird nach dem Stillen unruhig sein. Außerdem nimmt das Kind dadurch mehr Milchzucker auf, als es verdauen kann und es kommt zu Blähungen. Um dies zu verhindern, soll das Baby solange an der ersten Brust trinken, bis es von alleine aufhört. Die zweite Seite wird bei der nächsten Mahlzeit angeboten, außer, das Kind hat nach der ersten Seite noch Hunger. (www. familienhandbuch.de) 5.1.3 Welche Nahrungsmittel soll man meiden? Hat man sich für das Stillen entschieden, soll man essen was schmeckt und das möglichst vielseitig. Es kommt zwar vor, dass Babys auf Nahrungsmittel reagieren, die die Mutter isst, aber das ist nur eine von vielen möglichen Ursachen für Koliken. Koffein – zu finden in Kaffee, Tee, Cola, Schokolade, koffeinhältigen Erfrischungsgetränken und vielen, auch rezeptfreien Medikamenten, (Abb. 10) kann sich negativ auf das Baby auswirken. Reagiert das Baby empfindlich auf Koffein empfiehlt sich, die Produktinformationen sorgfältig zu lesen. Häufig reagieren Kinder auf Kuhmilch, die von der Mutter getrunken wird (kleine Mengen Kuhmilcheiweiß können in die Muttermilch übergehen und beim Kind allergische Reaktionen auslösen), hier lohnt sich ein Auslassversuch. (vgl. www.familienhandbuch.de) Auch blähende Speisen wie roher Kohl, Zwiebel, Karfiol, Brokkoli und Pfefferoni werden oft für Koliken verantwortlich gemacht. Wissenschaftlich lässt sich das zwar schwer erklären, doch warum sollte man erfahrenen Müttern widersprechen, die überzeugt sind, dass diese Speisen Blähungen bei ihrem Kind auslösen? (vgl. Sears, 1998, S. 109 f.) Meiner Meinung nach sollte man nicht im Vorhinein diese Nahrungsmittel vom Speiseplan entfernen, sondern vorher ausprobieren, ob das Baby wirklich auf diese blähenden Speisen mit Koliken reagiert! Es gibt viele Mütter, die nichts mehr essen, weil sie Angst haben, das Kind könnte Blähungen bekommen. Dies ist jedoch der falsche Weg, denn gerade wenn man stillt braucht man viel Kraft, Energie und eine ausgewogene Ernährung. Susanne Reiter 24 Sonderausbildung für Kinder- u. Jugendlichenpflege DIE 3-MONATSKOLIKEN Ein großes Problem für kleine Menschen 5.2 Was kann man bei der Flaschennahrung beachten? • Damit das Baby bei der Flaschenfütterung wenig Luft schluckt, wird das Fläschchen in einem Winkel von 45 Grad gehalten. Beim Trinken wird das Ende soweit angehoben, dass der Sauger ausreichend mit Milch gefüllt ist. (vgl. Jones, 1999, S. 83) • Ist das Saugerloch zu groß, lässt es zuviel Milch durch und das Baby versucht den Sauger mit dem Kiefer zusammenzudrücken oder beginnt zu würgen, es kann auch viel Luft verschlucken und dadurch Bauchschmerzen bekommen. (vgl. Jones, 1999, S. 84) • Am besten überprüft man die Lochgröße, indem man die Flasche nach unten hält und schaut, wie schnell die Nahrung herausläuft. Tropft die Milch schnell, beinahe fließend heraus, ist das Loch eindeutig zu groß. Ein gleich bleibendes Tropfen (ein Tropfen pro Sekunde) ist richtig. (vgl. Jones, 1999, S. 86) • Ein Wechsel auf die künstliche Säuglingsnahrung eines anderen Herstellers bringt häufig nicht den gewünschten Erfolg, nur bei Verdacht auf Kuhmilchunverträglichkeit oder Allergien ist die Umstellung auf eine spezielle Nahrung sinnvoll. (vgl.www.familienhandbuch.de) • Wenn eine Flasche angerührt oder aufgeschüttelt wird, sollte sie anschließend einen Moment ruhig stehen, damit sich die Luftbläschen in der Milch wieder auflösen. • Auch bei der Flaschennahrung ist das Aufstoßen nach der Mahlzeit wichtig. (www.lefax.de/meinkind/vorbeugung.html) Es gibt auch Nahrungen gegen Blähungen und Koliken. Jedoch muss ich von diesen Spezialnahrungen abraten, da sie nicht einer Anfangsnahrung entsprechen und von der Ernährungskommission erst ab dem 6. Monat empfohlen werden. Susanne Reiter 25 Sonderausbildung für Kinder- u. Jugendlichenpflege DIE 3-MONATSKOLIKEN Ein großes Problem für kleine Menschen 6. Wie kann man dem Baby helfen? Wenn das Baby sichtbar unter Koliken und Blähungen leidet, fühlen sich die Eltern oft hilflos und machen sich große Sorgen. So gern würden sie ihrem Baby helfen, doch nichts scheint zu nützen. In diesem Kapitel werden sinnvolle Maßnahmen erwähnt, die dem Baby Linderung und längerfristig Unterstützung verschaffen können. 6.1 Durch die Babymassage Koliken lindern Massage bedeutet Hautkontakt und Liebe für Leib und Seele, sie ist durch sensibles Geben und Nehmen gekennzeichnet und sollte nie unter Zeitdruck stattfinden. Gerade ein Baby, das unter Koliken leidet, benötigt zum Entspannen Ruhe und die Gelassenheit der Eltern. (vgl. Gienger, 2005, S. 80) 6.1.1 Vorbereitung zur Massage • massiert wird auf dem Boden und nicht am Wickeltisch, so hat man den besten Kontakt • im Raum soll es angenehm warm sein, dicke Decken und eventuell ein Schaffell werden auf den Boden gelegt • man muss selbst entspannt sein und eine angenehme Gesamtatmosphäre schaffen, das heißt, Störquellen wie Telefon, Handy und Fernseher abschalten • das richtige Öl auswählen (muss qualitativ hochwertig sein wie z.B. Mandelöl) • die Hände sollen zum Massieren warm sein, bevor das Massageöl in die Hände genommen wird • gerade erst gefütterte sowie kranke und fiebrige Kinder dürfen nicht massiert werden (vgl. Gienger, 2005, S. 80) Jeder Griff wird 7-mal, der gesamte Ablauf 3-mal durchgeführt. Das Baby soll 2-mal täglich und mindestens 2 Wochen lang massiert werden, denn regelmäßige Kolikmassage lindert Verdauungsbeschwerden, fördert zudem auch die Durchblutung, löst Darmkrämpfe und lindert auch Koliken und Verstopfung. Ist das Baby zwischendurch unruhig oder beginnt zu schreien, so muss die Massage abgebrochen werden. Genießt das Baby die Kolikmassage, können alle Punkte angewandt werden. (vgl. Rainer, 2005, S. 1) Susanne Reiter 26 Sonderausbildung für Kinder- u. Jugendlichenpflege DIE 3-MONATSKOLIKEN Ein großes Problem für kleine Menschen Zuerst nimmt man Kontakt mit dem Kind auf, indem die eigene Hand auf die Bauchdecke des Babys gelegt wird. Dann nimmt man die Beinchen des Babys und beugt sie in Richtung Bauch. Nach diesen Übungen kann die Massage beginnen. 6.1.2 Das Wasserrad Man streicht mit den flachen, quer liegenden Händen abwechselnd vom Bauch zu den Leisten. Wenn die eine Hand unten an der Leiste ankommt, beginnt die andere oben. Eine Hand sollte dabei immer Kontakt zum Körper (Abb. 11) haben.(vgl. Schlömer, 2004, S. 34) 6.1.3 Bewegen der Beine Beide Beine werden langsam zum Bauch gebeugt (der Oberschenkel berührt die Haut). Diese Übungen kann man jedes Mal zwischen den Massagegriffen durchführen. (vgl. Rainer, 2005, S. 1) (Abb. 12) 6.1.4 Die kleine Schnecke Dieser Griff wird mit einer Hand durchgeführt. Der Bauch wird im Uhrzeigersinn mit der flachen Hand rund um den Nabel massiert. (vgl. Gienger, 2005, S. 81) (Abb. 13) 6.1.5 Sonne und Mond Der Bauch wird wieder im Uhrzeigersinn massiert. Jetzt wechseln sich die Hände ab. Sobald eine Hand den Kreis ausgeführt hat, übernimmt die andere Hand die Bewegung, dann ist wieder die erste Hand an der Reihe. Fließend wechseln sich die Hände ab, eine Hand hat (Abb. 14) Susanne Reiter immer Kontakt mit dem Baby. (vgl, Gienger, 2005, S. 82) 27 Sonderausbildung für Kinder- u. Jugendlichenpflege DIE 3-MONATSKOLIKEN Ein großes Problem für kleine Menschen 6.1.6 „I LOVE YOU“/Dickdarmverlauf (Abb. 15) (Abb. 16) (Abb. 17) Das „YOU“ stellt den Verlauf des gesamten Dickdarms des Babys dar. Er beginnt aufsteigend an der rechten Seite des Babys, geht über seine Mitte hinaus und auf der linken Seite wieder abwärts, wo er über den Mastdarm seinen Ausgang findet. Mit der flachen Hand und ausgestreckten Fingern beginnt man mit dem „I“ (Abb. 14). Die nächste Massagebewegung ist das „LOVE“ (Abb. 15) und um den ganzen Dickdarm zu massieren ist der dritte Griff, das „YOU“, nötig (Abb. 16). Der gesamte Ablauf kann ebenfalls siebenmal durchgeführt werden. (vgl. Sears, 1998, S. 90) 6.1.7 Fußmassage gegen Bauchschmerzen Es wird mit dem rechten Fuß begonnen. Die linke Hand umfasst den Unterschenkel des Kindes und mit der rechten Hand wird massiert. Mit dem Daumen der rechten Hand streicht man an der Fußaußenseite nach oben bis zur Mitte des Fußes. Diese Streichung wird 3x durchgeführt. Nun wird von der Mitte der Fußaußenseite mit dem Daumen bis zur Fußinnenseite gestrichen, ebenfalls 3x. Nun nimmt (Abb. 18) man mit der linken Hand den linken Unterschenkel des Babys und massiert am linken Fuß weiter. Hier beginnt man mit dem Streichen von der Mitte des Fußes (Innenseite) quer zur Außenseite, auch 3x. Danach folgt das Streichen der Fußaußenseite, diesmal von oben nach unten, auch hier wird von der Mitte der Fußaußenseite begonnen, wieder 3x. Kompliziert klingt die Massage nur beim Lesen. Beim Blick auf Abb. 17 wird deutlich, wie einfach die Streichungen sind. Es wird ein Halbkreis um die Fersen gemalt, denn so verläuft der Dickdarm. So wie die Sonne auf den Bauch gemalt wird, so wird hier die Sonne auf die Füße gemalt. (vgl. Schlömer, 2004, S. 99 f.) Susanne Reiter 28 Sonderausbildung für Kinder- u. Jugendlichenpflege DIE 3-MONATSKOLIKEN Ein großes Problem für kleine Menschen 6.1.8 Das Ende der Massage Am Ende der Massage verabschiedet man sich vom Baby, das heißt, die eigene Hand wird auf die Bauchdecke des Kindes gelegt. Dies ist für das Baby ein wieder erkennbares Zeichen, dass die Kolikmassage nun beendet wird. Zu beachten ist auch, dass die Bauch- und Fußmassage nicht im Akutfall angewandt werden darf, denn der Bauch ist bei einem Kolikanfall hart und verkrampft und verträgt zu diesem Zeitpunkt keine Berührung. (vgl. Schlömer, 2004, S. 96) Es gibt jedoch noch andere Methoden, um einem Kolikbaby Linderung zu verschaffen: 6.2 Erste Hilfe bei Koliken • Bei einem Kolikanfall ist es wichtig, dass man unverzüglich auf das Schreien reagiert, denn je schneller sich jemand darum kümmert, desto weniger schreit das Baby. • Das Baby kann man im „Fliegergriff“ auf dem Unterarm tragen (Abb.18), und leicht schaukeln. Die andere Hand massiert sanft den Rücken, dies ist die indirekte Bauchmassage. • Ebenso kann man Kirschkernkissen, dem erhältlich Baby in ein warmes Reformhäusern, Bioläden oder auch in vielen orthopädischen Geschäften, (Abb. 19) auf den Bauch legen. (vgl. Schlömer, 2004, S. 96) • Ein Kolikbaby beruhigt sich auch, wenn man es in einen Kinderwagen legt und diesen sanft wippt. • Wenn das Kind an einen Schnuller gewöhnt ist, hilft dieser bei Koliken sehr gut, denn unruhige Babys wollen sehr viel saugen. • Auch Kamille und Fenchel können beruhigend wirken, bei Babys, die mit der Flasche gefüttert werden, kann man ungesüßten Kamillen- oder Fencheltee mit dem Teefläschen anbieten (den Tee nie vorbeugend geben, bei manchen Kindern können paradoxerweise diese Kräutertees Koliken auslösen). Wird das Baby gestillt, soll die Mutter den Tee trinken, allerdings auch nicht mehr als eine Tasse über den Tag verteilt. (vgl. Sears, 1998, S. 94) Susanne Reiter 29 Sonderausbildung für Kinder- u. Jugendlichenpflege • DIE 3-MONATSKOLIKEN Ein großes Problem für kleine Menschen Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Eltern häufig Sab-Tropfen verwenden. Manche Mütter sind begeistert und manche berichten, dass diese Tropfen nichts geholfen haben. Es spricht nichts gegen die Gabe von Sab-Tropfen, denn sie sind ein reines Naturprodukt und bei manchen Kindern haben sich die Koliken auch verringert. • Bei Kolikbabys kann man ebenso das Tragetuch verwenden. Es beruhigt das Baby, weil Hautkontakt, Zärtlichkeit und Geborgenheit übermittelt werden. Bevor man das Tragetuch jedoch verwendet, muss man sich genau über die verschiedenen Formen des Tragens und über die Bindetechniken informieren! • Auch der Badeeimer „Tummy-Tub“ (Abb. 19, erhältlich in allen Babyläden) hilft den Babys Luft abzuladen. Zudem sitzen sie in diesem Eimer in einer embryonalen Stellung, die ihnen zusätzlich Halt und Geborgenheit vermittelt. (vgl. Schlömer, 2004, S. 96) (Abb. 20) Die wirklich wirksamste Methode oder Medizin zur Beruhigung eines schreienden Babys mit Koliken gibt es nicht in einem Geschäft oder gar in der Apotheke, sondern nur im Herzen der Eltern. (vgl. Sears, 1998, S. 94) „Es ist klug, Koliken nicht als Krankheit zu betrachten, die behandelt werden muss, sondern das Kolikbaby als kleinen Menschen zu sehen, der getröstet und umsorgt werden muss.“(Sears, 1998, S. 94) Susanne Reiter 30 Sonderausbildung für Kinder- u. Jugendlichenpflege DIE 3-MONATSKOLIKEN Ein großes Problem für kleine Menschen 7. Zusammenfassung Das Baby will uns mit dem Schreien seine Bedürfnisse mitteilen. Geht man auf diese ein, wird es zu weinen aufhören und zufrieden sein. Hat das Baby 3-Monatskoliken, wird es für Eltern schwierig, denn diese Kinder reagieren nicht sofort auf Zuwendung, sind wütend, reizbar und quengelig. Ebenso beschreiben betroffene Eltern häufig ein andauerndes oder immer wieder einsetzendes Weinen und Wimmern, sowie ein anfallsartiges Schreien, das nicht beruhigt werden kann. Und gerade diese Situation macht den Eltern sehr zu schaffen, denn solche Schreidramen können ein paar Minuten, aber auch ein paar Stunden dauern, unterbrochen von gelegentlichen Ruhepausen, bevor der nächste „Sturm“ losbricht! Die Ursache für das stundenlange Schreien kann sehr vielseitig sein und auch Wissenschafter beschäftigen sich nun schon seit mehr als einem halben Jahrhundert mit dem Thema 3-Monatskoliken. Aus diesem Grund wurden in meiner Arbeit unterschiedliche Theorien, wie zum Beispiel das unreife Verdauungssystem, das Koliktemperament, Luft als Ursache für Koliken oder das Thema der angespannten Mutter beschrieben. Diese waren für mich verständlich und sinnvoll und könnten möglicherweise auch den Grund für Koliken beinhalten. In dem Kapitel „Ernährung eines Kolikbabys“ wurde das Problem des zuviel Luftschluckens beim Stillen oder bei der Flaschenernährung erwähnt. Um dies zu verhindern, führte ich einige Lösungsmöglichkeiten an. Im letzten Abschnitt erläuterte ich die „Kolikmassage“, die dem Baby längerfristige Unterstützung und Linderung verschaffen kann. Jedoch muss man bedenken, dass man diese Massage während eines Kolikanfalles nicht durchführen darf, darum zählte ich zum Schluss andere Maßnahmen auf, welche auch im Akutfall angewandt werden können. Ziel und Absicht mit dieser Arbeit war die Aufklärung und Weitergabe von Informationen über das Thema 3-Monatskoliken. Mein Anliegen ist weiters, dass für betroffene Eltern diese Situation verständlicher wird und sie auch das Gefühl bekommen, ihrem Kind in dieser schwierigen Phase helfen und die schlimmen Koliken ihres Babys lindern zu können. Susanne Reiter 31 Literaturverzeichnis BÜCHER: Gienger Wilhelm; Gienger Zora (2005). Mein Baby schreit – was tun?. So helfen Sie sich und Ihrem Kind. Stuttgart: Urania Verlag. Jones, Sandy (1999). Schlafende Babys Ruhige Nächte. (11. Aufl.). Berlin: Urania-Ravensburger. Schlömer, Bettina (2004). Babymassage. Körperliches und seelisches Wohlbefinden für Ihr Baby. München: Wilhelm Goldmann Verlag. Sears, William (1998). Das 24-Stunden-Baby. Kinder mit starken Bedürfnissen verstehen. Rattenberg: La Leche Liga Österreich. UNTERLAGEN: Rainer, Maria (2005). Babymassage. SAB für Kinder und Jugendlichenpflege. Salzburg: Bildungszentrum INTERNETADRESSEN: http://www.lefax.de/meinkind/vorbeugung.html, 02.04.2005 http://www.familienhandbuch.de, 02.04.2005 Abbildungsverzeichnis Titelbild: Geddes, Anne Kopfzeile: Geddes, Anne Eigene Gedanken zum Thema: Jones, Sandy (1999). Schlafende Babys Ruhige Nächte. (11. Aufl.). Berlin: Urania-Ravensburger S. 133 Abb. Abb. 1 2 Abb. 3 Jones, Sandy (1999). Schlafende Babys Ruhige Nächte. (11. Aufl.). Berlin: Urania-Ravensburger S. 133 Abb. 4 CD-ROM, Glasklar - Der Mensch 4D Abb. 5 Jones, Sandy (1999). Schlafende Babys Ruhige Nächte. (11. Aufl.). Berlin: Urania- Ravensburger S. 23 Abb. 6 Geddes, Anne Abb. Abb. 7 8 Reiter, Susanne (2005). Abb. 9 Wir Eltern-Sonderausgabe Stillen (1998). S. 21 Abb. 10 CD-ROM, Glasklar – Der Mensch 4D Abb. Abb. Abb. Abb. 11 12 13 14 Rainer, Maria (2005). Babymassage. SAB für Kinder und Jugendlichenpflege. Salzburg: Bildungszentrum S. 1 Abb. Abb. Abb. 15 16 17 Sears, William (1998). Das 24-Stunden-Baby. Kinder mit starken Bedürfnissen verstehen. Rattenberg: La Leche Liga Österreich S. 90 Abb. 18 Schlömer, Bettina (2004). Babymassage. Körperliches und seelisches Wohlbefinden für Ihr Baby. München: Wilhelm Goldmann Verlag. S. 99 Abb. 19 Wir Eltern-Sonderausgabe Stillen (1998). S. 21 Abb. 20 Schlömer, Bettina (2004). Babymassage. Körperliches und seelisches Wohlbefinden für Ihr Baby. München: Wilhelm Goldmann Verlag. S. 97 Geddes, Anne Ehrenwörtliche Erklärung Hiermit erkläre ich, dass es sich bei der hier vorliegenden Arbeit um meine eigene handelt, die ich selbst verfasst habe und in der ich sämtliche verwendete Unterlagen zitiert und verglichen habe. Für die von mir verwendeten Fotos und persönlichen Daten von Patienten und Personal habe ich eine Einwilligung eingeholt. Ich bin damit einverstanden, dass meine Abschlussarbeit weiteren Personen zur Verfügung gestellt werden darf. Name SAB 2005/06 Datum Unterschrift