SAN MARINO LETZTPLATZIERTER MIT GROSSER MORAL SEPP

Transcription

SAN MARINO LETZTPLATZIERTER MIT GROSSER MORAL SEPP
NR. 40, 25. JULI 2014
DEUTSCHE AUSGABE
Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904
Philipp Lahm
PERFEKTIONIST
SAN MARINO
LETZTPLATZIERTER
MIT GROSSER MORAL
SEPP BLATTER
ES BLEIBT BEI
32 WM-TEAMS
CARLES PUYOL
SPANIEN BRAUCHT
KEINE REVOLUTION
W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY
I N H A LT
6
Nord- und Mittelamerika
35 Mitglieder
www.concacaf.com
Perfektionist
Philipp Lahm hat sich auf dem Höhepunkt seiner
Karriere entschieden, aus der deutschen
Nationalmannschaft auszutreten. Dieser
Entschluss verlangt Reife. Wir haben mit dem
30-jährigen Weltmeister gesprochen und gehen
im Porträt den Qualitäten Lahms auf den Grund.
16
Irland
Die Unbeständigkeit in der laufenden Saison
hält bei den Sligo Rovers an. Auf das 0:1 in der
Liga folgte ein unerwarteter Sieg bei Trondheim
in Norwegen.
19
Sepp Blatter
Der FIFA-Präsident führt in seiner Kolumne aus,
warum der Weltverband mit dem WM-Turnierformat von 32 Mannschaften richtig liegt: “Es ist
die goldene Grösse. Niveau und Leistungsdichte
sind auf hoher Stufe garantiert.”
37
W illi Lemkes Wendepunkt
In Hamburg entdeckte der Deutsche UN-Sonderberater seine Liebe zum Fussball. “Uwe Seeler
hat auf unserem kleinen Schulsportplatz
Fussball gespielt. Das hat mich motiviert.”
Südamerika
10 Mitglieder
www.conmebol.com
16
Guatemala
Die Rückkehr von
Carlos Ruiz gibt der
Liga neuen Schwung.
30
Daniel Sommer
The-FIFA-Weekly-App
The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA,
erscheint jeden Freitag in vier Sprachen
und ist auch auf Ihrem Tablet verfügbar.
FIFA
U-20-Frauen-Weltmeisterschaft
5. bis 24. August 2014, Kanada
2
T H E F I FA W E E K LY
Olympische
Jugendfussballturniere
14. bis 27. August 2014, Nanjing
Getty Images (1), Reuters (1)
Carles Puyol
Der ehemalige
Verteidiger sagt zu
Spaniens WM-Debakel.
“Ein Neuaufbau muss
behutsam angegangen
werden.”
Perfektionist
Fotoshooting mit Philipp Lahm:
Die Aufnahme auf unserem Titelbild ist
im Jahr 2012 in München entstanden.
D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L
Europa
54 Mitglieder
www.uefa.com
Afrika
54 Mitglieder
www.cafonline.com
Asien
46 Mitglieder
www.the-afc.com
Ozeanien
11 Mitglieder
www.oceaniafootball.com
35
24
Günter Netzer
“Für eine kleine
Fussballnation wie
Costa Rica ist es
wichtig, was nach dem
WM-Erfolg geschieht.”
imago (2), HO (1)
San Marino
Eine Reportage aus dem
kleinen Land, das den
letzten Platz im
FIFA-Ranking belegt.
FIFA
Klub-Weltmeisterschaft
10. bis 20. Dezember 2014, Marokko
Der Gewinner der
Rätsel-Cup-Verlosung
Ilir Qorri und seine Gattin Arjonela
Q ypi aus Tirana, Albanien, am Tag vor
dem WM-Finale in Rio de Janeiro.
T H E F I FA W E E K LY
3
WELCOME TO
©2014 THE COCA-COLA COMPANY. COCA-COLA® AND THE CONTOUR BOTTLE
ARE REGISTERED TRADEMARKS OF THE COCA-COLA COMPANY.
OFFICIAL SPONSOR
UNCOVERED
Essenz des Fussballs Ein Kinderlachen und ein Pokal im Verbandssitz von San Marino.
Kleiner Staat,
grosse Liebe
hilipp Lahm ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere aus
der deutschen Nationalmannschaft zurückgetreten. Der
leise Weltmeisterkapitän will sich ganz auf seine Rolle
im Team des FC Bayern München konzentrieren. Unserem
­Mitarbeiter Bernd Fisa stand Lahm Red’ und Antwort.
P
S
W
E
eltmeister Deutschland belegt im FIFA-­R anking den
ersten Platz. Den geteilten 208. und letzten Platz nimmt
San Marino ein. Nicola Berger hat im europäischen
Kleinststaat der grossen Liebe zum Fussball nachgespürt.
chon länger aus dem Weltmeisterteam der Spanier hat
sich Carles Puyol zurückgezogen. Wie Lahm auch ein
sehr erfolgreicher Defensivspieler und Teamleader,
spricht der ehemalige FC-Barcelona-Star über die Frustration, unfreiwillig den Berufsfussball aufgeben zu müssen.
ine wunderbare WM ist vor bald zwei Wochen zu Ende
gegangen. In seiner wöchentlichen Kolumne bekräftigt
Sepp Blatter, dass das 32-er-WM-Feld die goldrichtige
Grösse hat. Å
Andrea Pugiotto
Perikles Monioudis
T H E F I FA W E E K LY
5
PHILIPP L AHM
“JETZT IST EINFACH
DER RICHTIGE
ZEITPUNKT,
UM AUFZUHÖREN”
Weltmeisterkapitän Deutschlands, Champions-League-Sieger
mit dem FC Bayern – Philipp Lahm muss niemandem mehr
etwas beweisen. Vielleicht nicht einmal sich selbst.
Und das mit gerade einmal 30 Jahren.
Da sind vier Kapitäne, die in Deutschland fast
jedes Kind kennt: Walter, Beckenbauer,
Matthäus, Lahm. Die Welt verneigt sich vor
Ihnen. Und jetzt folgt der Rücktritt aus der
Nationalmannschaft. Wie fühlt man sich als
lebende Legende?
Philipp Lahm: Na ja, so weit ist es sicher
noch nicht, aber es ist schön, in dieser Reihe
zu stehen.
2006 sprach die Welt vom “Sommermär­
chen”, vier Jahre später zeigte die WM in
Südafrika bereits ein offenes, optimistisches
Deutschland. Nun titelt ein deutsches Nach­
richtenmagazin: “Wir sind wieder ... wer?”.
Wie hat der Fussball Deutschland verändert?
Ich weiss nicht, ob jetzt das Land den Fuss­
ball verändert hat oder der Fussball tatsächlich
das Land. Ich denke, das geht Hand in Hand.
6
T H E F I FA W E E K LY
Die Jahre 1954, 1974, 1990 markieren
Wendepunkte der deutschen Nachkriegs­
geschichte. Wofür steht 2014?
Wenn ich stellvertretend für das Jahr
2014 unsere Mannschaft hernehmen soll,
dann würde ich sagen, es steht für Stabilität,
Leistungsbereitschaft und Gemeinschafts­
sinn. Die Mannschaft platzt vor Begabung,
die Mischung ist gut, es drängen neue
Talente nach.
Die Welt akzeptiert die Deutschen nicht nur,
sondern liebt sie neuerdings. Wie begegnet
Ihnen diese globale Zuneigung?
Ich denke, dass es Respekt und Anerken­
nung sind, die meiner Mannschaft und mir
entgegengebracht werden. Diese Zuneigung
basiert auf unserer Leistung und dem Fair
Play, die wir zeigten.
Nach zehn Jahren Vorbereitung am Ziel: Sie
haben nicht nur den WM-Titel gewonnen, Sie
stehen exemplarisch für eine neue Generation
von Spielern – die Generation Lahm. Was
macht diesen progressiven Spielertypus aus?
Wir haben sicher davon profitiert, dass in
Deutschland in den vergangenen 10 bis 15
Jahren in die Nachwuchsarbeit stark inves­
tiert worden ist. Jeder Bundesligaklub hat ein
Nachwuchsleistungszentrum, das Training ist
intensiver und professioneller geworden und
es gibt hauptamtliche Trainer mit nachgewie­
sener Qualifikation. In jeder Generation hat
es in Deutschland gute Fussballer gegeben,
aber in den letzten Jahren haben wir auch
taktisch aufgeholt. Der Erfolg bei der WM ist
ein Erfolg der Strukturen, die der Deutsche
Fussball-Bund gemeinsam mit den Vereinen
umgesetzt hat.
Daniel Sommer
PHILIPP L AHM
T H E F I FA W E E K LY
7
PHILIPP L AHM
Name
Philipp Lahm
Geburtsdatum, Geburtsort
11. November 1983, München
Körpergrösse
1.70 m
Spielposition
Offensiver Verteidiger
Vereine
FC Bayern München (seit 1995)
VfB Stuttgart (ausgeliehen, 2003-2005)
Deutsches Nationalteam
113 Spiele, 5 Treffer
Grösste Erfolge
6-mal Deutscher Meister
6-mal Deutscher Pokalsieger
Champions-League-Sieger 2012-2013
Weltmeister 2014
EM-Zweiter 2008
Das weiss ich nicht, aber ich weiss, dass es
eine Freude ist, sich mit Pep Guardiola so
präzise über Fussball zu unterhalten. Das ist
einmalig.
In einem Magazin stand: “Sein ruhiges,
konsequentes Spiel beruht auf höchster
technischer Verlässlichkeit und unbestreitbar
genialem Spielverständnis.” Würden Sie dieser
Analyse zustimmen oder widersprechen?
Da möchte ich nicht widersprechen und
auch nichts beifügen. Ich bedanke mich für
solch eine Überhöhung meiner Fähigkeiten.
Der englische “Observer” adelte Sie letzte
Woche als “quiet leader standing on the brink
of greatness” und stellte Sie auf eine Stufe mit
Lionel Messi. Wieso brauchte die Öffentlichkeit so lange, um Ihr Potential zu erkennen?
Ich habe im Laufe meiner Karriere immer
Trainer gehabt, die mich geschätzt und
unterstützt haben, und ich habe auch das
Gefühl, dass die Fans, die Art und Weise, wie
ich Fussball spiele, mögen. Ich denke, ich
bekomme sehr viel Anerkennung.
“Der macht einfach keine Fehler”, so beschrieb
Sie die Fachwelt in den Wochen während der
WM. Letztes Jahr hatten Sie im Meister8
T H E F I FA W E E K LY
schaftsspiel gegen Hertha BSC Berlin 100
Prozent Passgenauigkeit, 133 angekommene
Pässe. Wie kann es so etwas geben?
Das kommt daher, dass ich mich auf dem
Platz wohlfühle. Und das gelingt nur, wenn
das Verständnis zwischen Mannschaft und
Trainer passt.
Verraten Sie uns Ihre Schwächen, wo können
Sie noch “perfekter” werden?
Ich kann Ihnen verraten, dass ich als
linker Verteidiger bei scharfen Hereingaben,
wenn ich dann mit links abwehren musste, so
meine Schwierigkeiten hatte. Daher spiele ich
ja jetzt auch nicht mehr als linker Verteidiger.
Und was meine Schwächen als Rechtsverteidiger und defensiver Mittelfeldspieler betrifft,
werde ich sicher keine Hinweise geben. Das
ist die Aufgabe meiner Gegner, dies herauszufinden. (schmunzelt)
Das Einzige, was man sich gelegentlich
wünschen würde, wäre ein Tor. Wieso
schiessen Sie so selten aufs Tor?
Na ja, als defensiver Mittelfeldspieler und
Aussenverteidiger ist man eher Wegbereiter für
Tore als Torjäger. Das liegt an der Position, und
in dieser Rolle fühle ich mich auch am wohlsten, denn ich war noch nie ein Vollstrecker.
Sie haben einmal gesagt: “Ich war immer einer
der Jüngsten. Ich erinnere mich an Finalspiele,
in denen ich mich auswechseln liess, weil ich
mit den Gegenspielern, von denen viele fast ein
Jahr älter waren als ich, körperlich nicht mithalten konnte. Aber ein Jahr später hatte ich diese
Defizite ausgeglichen.” Wie hart haben Sie an
sich gearbeitet, um Weltmeister zu werden?
Ich bin sicher diszipliniert, aber ich denke
auch, dass Fussball auf Talent und Persönlichkeit basiert und das ist ein Geschenk, das
einem die Eltern in die Wiege gelegt haben.
Sie haben das Spielsystem des FC Bayern
über die Jahre stark mitgeprägt. Wie ­viel
Lahm steckt eigentlich in Löws Deutschland?
Eine Mannschaft funktioniert nur, wenn
ein Trainer eine klare Vorstellung hat und
diese Vorstellung dann gemeinsam mit dem
Team umsetzt. Dazu gehören Spieler, die auch
in der Lage sind, die Vorgaben umzusetzen,
beziehungsweise auch Korrekturen vorzunehmen, und dies funktioniert nur im gegenseitigen Austausch. Das beste System funktioniert nur, wenn es ständig weiterentwickelt
wird, wenn es locker genug ist, um Individualisten nicht zu behindern, aber streng genug,
um der Mannschaft ein gemeinsames Denken
plausibel zu machen.
2011 schrieben Sie in Ihrer Biographie “Der
feine Unterschied”: “Erfolg ist eine Frage der
Reife ... Ob wir in Polen und der Ukraine oder
in Brasilien einen Titel holen können, wird sich
an der Frage entscheiden, ob wir die nötige
Reife mitbringen. Ich persönlich arbeite schon
an dieser Reife ...” Wie reif sind Sie heute – als
Mensch und als Spieler?
Daniel Sommer
Trainer-Messias Pep Guardiola hat Sie als den
intelligentesten Spieler, den er je trainieren
durfte, bezeichnet. Kann Intelligenz Tore
schiessen? Und sind sie de facto cleverer als
die anderen?
PHILIPP L AHM
Als Spieler gibt es zwar immer etwas zu
verbessern, aber ich denke schon, dass ich
jetzt aufgrund meiner Erfahrung und der
Qualität meiner Entscheidungen auf dem
Höhepunkt bin. Als Menschen betrachtet
sehe ich mich immer noch als einen jungen
Menschen, der mit seinen Eltern, der Familie,
Freunden und Bekannten Vorbilder hat, an
denen er sich immer noch ein Stück weit
orientieren kann.
Sie sagen: Reife bedeutet, jede Chance zu
nutzen, die sich bietet. Wie darf man sich
diese These im Alltag vorstellen?
Das habe ich auf mein Fussballerleben
bezogen. Es ist eine Qualität, die man nicht
anhand eines speziellen Beispiels beschreiben
kann, denn auch erfahrene, zielorientierte,
sogenannte reife Mannschaften vergeben
Torchancen und benötigen immer auch ein
Quäntchen Glück, aber sie haben auch einen
unheimlichen Glauben an die eigene Stärke.
Und dieser Glaube an die eigene Stärke muss
über Jahre reifen.
Gab es in Brasilien einen Moment, in dem Sie
an der eigenen beziehungsweise an der Reife
der Mannschaft gezweifelt haben?
November 2009, für die Sie sogar eine Busse
bezahlen mussten. Was macht Ihnen mehr
Spass, Macht auszuüben oder Verantwortung
zu übernehmen?
Weder noch. Mich treibt eine Art Pflichtbewusstsein an, die Dinge gut zu machen.
Dabei bleibt es nicht aus, sich zu positionieren, zu handeln und Entscheidungen zu
treffen. Jeder, der in der Verantwortung steht,
hat dies schon erlebt.
Die Kapitänsbinde war Ihnen immer wichtig.
In einer Firma wären Sie heute vermutlich
CEO. Was ist Ihnen wichtig an der Führungsrolle? Und welche Tugenden zeichnen einen
modernen Manager aus?
Wichtig ist für mich, dass man sich
einbringt und dass man einen Beitrag zum
Gelingen beisteuert. Wenn einem dies kontinuierlich gelingt, dann hat man eine Vorbildfunktion, beeinflusst die Mannschaft, den
Trainer und den Verein. Das betrachte ich,
wenn Sie so wollen, als modern.
Nach aussen gelten Sie als ein Muster an
Höflichkeit und Disziplin. Sind Sie konfliktscheu?
Ich habe die Einstellung, dass man
Konflikte, die niemanden weiterbringen,
“Wie ich den WM-Titel einordne?
Irgendwo mittendrin.”
Sie haben zu vielerlei gesellschaftlichen
Themen Stellung bezogen, zu einem potenziellen Outing von schwulen Fussballern etwa. Zu
den politischen Verhältnissen in der Ukraine.
Wie wichtig ist Ihnen diese moralische Verantwortung?
Ich bin Fussballer und deshalb ist es mir
immer wichtig, wie ich auf dem Fussballplatz
wahrgenommen werde. Wenn das Auftreten
auf dem Platz stimmt, dann kann man auch
ab und an zu gesellschaftlichen Themen
Stellung beziehen.
Was nehmen Sie aus Brasilien mit? Und sagen
Sie jetzt nicht den Pokal.
Die mitreissende Begeisterung der
Menschen für Fussball.
Was war – nach dem WM-Titel – der zweitschönste Moment in den zehn Jahren im
Nationalteam?
Mein erstes Länderspiel, die Nominierung
dafür und das erste Mal auf dem Platz zu
stehen und die deutsche Hymne zu hören.
Für sein Land zu spielen, ist, was sich ein
junger Sportler wünscht und wovon man als
Bub träumt.
Im ersten Interview in Rio haben Sie auf die
Frage, wie Sie den WM-Titel einordnen,
geschmunzelt: “Irgendwo mittendrin!”
Steht diese Antwort für die neue Leichtigkeit?
Oder war das bereits die Replik einer Persönlichkeit, die alles erreicht hat und niemandem
mehr etwas beweisen muss?
Ja, das kann man so sehen. Wir sind
gerade Weltmeister geworden, da fällt es
einem leicht, zu scherzen.
Warum haben Sie gerade jetzt Ihren Rücktritt
erklärt? Hätte Sie der fehlende EM-Titel nicht
noch gereizt?
Nein, während eines solchen Turniers
muss der Glauben an sich und an die Stärke
der Mannschaft vorangetrieben werden. Für
Zweifel bleibt da kein Platz.
Wie lange ist der Entschluss in Ihnen gereift,
nach der WM zurückzutreten? Für die Fussballwelt war das eine Riesenüberraschung.
Wussten Sie schon vor der WM, dass Brasilien
Ihr letzter grosser Auftritt sein wird?
Ja, im Laufe der letzten Saison ist der
Entschluss in mir gereift, nach der WM in
Brasilien Schluss zu machen.
Sie haben sehr früh Verantwortung übernommen und Einfluss geltend gemacht. Legendär
ist Ihre Kritik an der Bayern-Führung im
vermeiden sollte. Dies erfordert Disziplin.
Aber ich habe nie Schwierigkeiten gehabt,
meinen Standpunkt klar zu formulieren
und nie ein Problem damit, Kompromisse
einzugehen. Weil ich nicht glaube, dass es den
einen Königsweg gibt, sondern dass man sich
immer aufeinander zubewegen muss.
Ihre Verantwortung endet nicht an der Seiten­
linie. Sie sind über den Sport hinaus in vielerlei humanitären Bereichen engagiert, haben
eine eigene Stiftung. Wieso machen Sie das?
Weil ich persönlich auch viel Unterstützung
erhalten habe, von meiner Familie und von
meinem Arbeitgeber, dem FC Bayern. Daher ist
es mir eine Freude, wenn ich mich engagieren
und davon etwas zurückgeben kann.
Ich bin glücklich und dankbar, dass mein
Karriereende in der Nationalmannschaft mit
dem Gewinn der Weltmeisterschaft in Brasilien zusammenfällt. Für mich ist jetzt einfach
der richtige Zeitpunkt, um aufzuhören.
Sie haben die von Ihnen vor drei Jahren selbst
definierten Ziele – Champions League mit
dem FC Bayern München, Weltmeistertitel
mit Deutschland – erreicht. Was kommt jetzt
noch?
Das weiss ich noch nicht. Ich bin gerade
einmal dreissig. Ich mache jetzt mal Urlaub.
Und danach freue ich mich auf den FC Bayern, denn ich habe immer noch grossen Spass
am Fussballspielen. Å
Mit Philipp Lahm sprach Bernd Fisa
T H E F I FA W E E K LY
9
PHILIPP L AHM
Ein Mann der Tat
Der Weltmeisterkapitän Philipp Lahm hat mit seinem Rücktritt als
deutscher Nationalspieler viele überrascht. Doch im Überschwang
entscheidet Lahm selten – weder auf noch neben dem Platz.
Perikles Monioudis
scheint – nicht aber an Lahm, der dieser ausgeprägten technischen Fähigkeiten wegen in
­letzter Zeit nominell immer wieder auch im
Mittelfeld figuriert.
Der leise Anführer
Sein aktueller Trainer, Pep Guardiola, weiss,
was er an ihm hat: einen hochveranlagten
Spieler, der aus der Defensive Akzente zu
­setzen weiss und mithin auch im Mittelfeld
von Nutzen sein kann. Bundestrainer Joachim Löw sah das auch so. Lahm ist ein Metronom, das dem Spiel den Takt vorgibt; er
passt ­h inten auf und sorgt sich gleichzeitig
darum, dass die eigenen Stürmer, wiewohl am
Ende eines Spielzugs, zu ihrem Recht auf
­einen T
­ orschuss kommen. Lahm denkt weit
voraus, ob nun als rechter oder als linker Verteidiger oder im Mittelfeld – oder in seiner
Karriere als Fussballer.
An der EM 2004 in Portugal erspielte sich
Lahm auf internationalem Niveau den Ruf des
praktisch fehlerfreien Verteidigers. An der
Heim-WM 2006 zementierte er diese Einschätzung – nicht zuletzt mit seinem 1:0-Treffer im
Eröffnungsspiel gegen Costa Rica. An der EM
2008 in Österreich und in der Schweiz galt
Lahm schon als Anführer der DFB-Auswahl;
wenngleich sich diese noch von ihrem Kapitän
Michael Ballack emanzipieren musste, der für
die WM 2010 in Südafrika verletzt ausgefallen
war. Vor dem Halbfinale gegen den späteren
Weltmeister Spanien sagte Lahm: “Die Rolle
des Kapitäns macht mir sehr viel Spass. Ich
habe Freude daran. Wieso sollte ich das Amt
dann freiwillig abgeben?”
Neue Räume
Lahms Rückzug aus der Nationalmannschaft
nun koinzidiert mit dem deutschen Gewinn der
“Geht ganz ruhig
hinaus und schaut
nicht nach oben. Das
Spiel wird auf dem
Platz ausgetragen,
also schaut nicht
auf die Tribünen.”
W E LT M E I S T E R K A P I T Ä N E
Philipp Lahm tritt auf dem vermeintlichen Höhepunkt
seiner Karriere von der Nationalmannschaft zurück.
Eine wichtige Stütze, die nun sicherlich fehlen wird.
Dieser Schritt braucht gewisse Grösse, und ob es der
richtige Zeitpunkt ist, wird sich zeigen. In historischem
Kontext ist sein Handeln aber weise, denn die WM-­
Geschichte zeigt, dass manch ein Weltmeisterkapitän
auch besser auf dem Höhepunkt seiner Karriere
­aufgehört hätte.
Dominik Petermann
Varela vor dem Endspiel 1950
zu seiner Mannschaft.
Obdulio Varela (Uruguay)
Weltmeister 1950, WM-Vierter 1954
Obdulio Varela, eine Autorität im uruguayischen Kader. Die ganz
jungen Spieler siezten ihn sogar, darunter auch Alcides Ghiggia,
Siegtorschütze im WM-Endspiel 1950. 1954 wollte es Varela nochmals
wissen. Ein erneuter Erfolg sollte ihm aber verwehrt bleiben –
er wurde mit Uruguay WM-Vierter.
10
T H E F I FA W E E K LY
Bob Thomas/Popperfoto/Getty Images
A
ls sich Philipp Lahm vor mehr als zehn
Jahren allmählich ins Bewusstsein der
Fussballinteressierten spielte, fragten
sich diese, wer der für seine Position
doch eher klein gewachsene und eher
schmächtige junge Mann wohl sei. Traumwandlerisch sicher verrichtete der Gerade-Noch-Teenager sein Tagewerk in der
­Aussenverteidigung und tat dabei schon genau das, was ihn auch heute auszeichnet: auf
unnachahmliche Weise den Ball abzuschirmen und ihn dann hart und präzise und
­vorzugsweise vertikal zu spielen, falls er nicht
selbst loszieht und das Mittelfeld überbrückt,
um nach dem Flügellauf den Ball vors Tor zu
flanken.
Ein Vorwärtsdrall liegt in Lahms Natur,
ein kontrollierter Vorwärtsdrang. Er gründet
im Spielerischen auf einer Ballsicherheit, die
an einen Verteidiger fast schon verschwendet
PHILIPP L AHM
Lahm denkt
weit voraus,
ob im Spiel oder
in seiner Karriere.
Perfekte Brustannahme Lahm an der Euro 2004.
imago, Ben Radford/Getty Images, Allsport UK/Getty Images, Bob Thomas/Getty Images
Torschütze zum WM-Auftakt Gegen Costa Rica erzielt Lahm 2006 in München das 1:0.
Weltmeisterschaft in Brasilien. Das Finale kam
seinem 113. Länderspiel gleich. Der deutsche
Kapitän beendet seine Laufbahn als Nationalspieler im Moment des Triumphs.
Für viele kam sein Rücktritt überraschend, für Lahm selbst nicht. So wie er den
Ball abzuschirmen versteht, selbst wenn sein
Gegenspieler aufsässig ist, und dann mit einer
Drehung um seine eigene Achse den Raum
öffnet für einen neuen Spielzug, einen zielgerichteten Lauf ins Freie, ins Erfolgversprechende, so hat er auch die (Welt-)Öffentlichkeit erst dann informiert, als er alles
gewonnen und nochmals neue Ziele für sich
selbst konturiert hatte. Lahm will sich nun
ganz auf den FC Bayern konzentrieren – als
Spieler. Es ist ihm zuzutrauen, dass er nach
seiner aktiven Karriere dem Fussball treu
bleibt, vielleicht doch eher in einer strategischen Position, die das Alltagsgeschäft zwar
“Flach spielen,
hoch gewinnen.”
Beckenbauer 1974
Franz Beckenbauer (Deutschland)
Weltmeister 1974, Vizeweltmeister 1966, WM-Dritter 1970
Einer der einzigen Weltmeisterkapitäne, die ihre WMKarriere am Höhepunkt beendeten. Als Kapitän führte
er die deutsche Elf 1972 zum Europameister- und 1974 zum
Weltmeistertitel. Zur WM 1978 in Argentinien trat er bereits
nicht mehr an.
Dunga (Brasilien)
Weltmeister 1994, Vizeweltmeister 1998
Carlos Dunga, Nachfolger von Seleção-Coach Felipe Scolari,
führte Brasilien 1994 als Mittelfeldspieler erfolgreich zum
WM-Titel in den USA. Mit 34 Jahren wollte er den Erfolg
wiederholen, musste sich aber gegen den späteren Weltmeister Frankreich im Finale 1998 geschlagen geben.
T H E F I FA W E E K LY
11
PHILIPP L AHM
Kapitäne unter sich Michael Ballack und sein
Nachfolger im Spielführeramt an der Euro 2008.
Da lang Kapitän Lahm dirigiert sein Team an der WM 2010.
einschliesst, aber mit Sinn und Verstand auch
darüber hinaus reichen kann. Denn Lahm ist
ein Mann der Tat.
Wer wie Lahm als Weltklassespieler – vom
Range eines Franco Baresi, Paolo Maldini, Cafú
oder eines Roberto Carlos – und als Weltmeisterkapitän ohne jeden Dünkel und frei von falscher Überschwänglichkeit auftritt, findet für
sein Wort Gehör. Wenn der unaufgeregte Anführer öffentlich spricht, hört die Fussballöffentlichkeit zu – und sie muss jetzt zur Kenntnis nehmen, dass Lahm neue Ziele verfolgt,
wenn auch weiterhin vor allem sportlicher Art.
Was nach dem Rücktritt als Profifussballer
kommen wird, damit wird er uns vielleicht
überraschen. Sich selbst wohl nicht. Å
“Wenn man die
WM gewinnt,
wird man
zur Legende.”
Fabio Cannavaro 2014
Diego Maradona (Argentinien)
Weltmeister 1986, Vizeweltmeister 1990
Diego Maradona führte seine Mannschaft 1986
praktisch im Alleingang zum WM-Titel. 1990 nahm er
einen nochmaligen Anlauf, beendete die WM aber “nur”
als Zweiter. 1994 war er definitiv über dem Zenit: In den
USA war er in einen Dopingskandal verwickelt.
12
T H E F I FA W E E K LY
Fabio Cannavaro (Italien)
Weltmeister 2006
Auch Fabio Cannavaro war als Kapitän 2006
in Deutschland erfolgreich. Hätte er es wie
Lahm gemacht, wäre ihm das WM-Aus in der
Gruppenphase vier Jahre später erspart
geblieben.
Sascha Schuermann/AFP, Joern Pollex/Getty Images, imago, Allsport UK/
Getty Images, Shaun Botterill/Getty Images
Am Ziel aller Träume Philipp Lahm reckt 2014 in Rio den WM-Pokal in die Höhe.
FIFA MEDIA
Umfassende Berichterstattung
Das FIFA-Digital-Team in Rio de Janeiro
Im Herzen der digitalen FIFA
Laut FIFA-Präsident Sepp Blatter sind die Spieloffiziellen das 33. Team
einer WM. Dementsprechend könnte man die multinationale Mannschaft
der digitalen Abteilung, die dazu beitrug, die FIFA und das Turnier auf
FIFA.com, der FIFA-App sowie auf Facebook, Twitter und Instagram zum
Leben zu erwecken, wohl als das 34. Team bezeichnen.
Die Mitglieder dieses Teams kamen aus 17 verschiedenen Ländern und
erstellten rund um die Uhr die Inhalte, die den Fans das Geschehen
­näherbrachten. Zu ihren Aufgaben gehörte es, die taktischen Aufstellungen für die Medien und nach dem Schlusspfiff die Spielberichte für alle
64 Partien zu liefern, spezielle Inhalte für Blinde und sehbehinderte
­Menschen zu erstellen sowie Interviews mit den grössten Namen des
Weltfussballs zu führen.
Stars des runden Leders wie Weltmeister Manuel Neuer, Arjen Robben
oder Gonzalo Higuaín gewährten besondere Einblicke, während Legenden vom Kaliber eines Thierry Henry oder Lothar Matthäus ihre Sicht
der Dinge darlegten. Doch als ein eindeutiges Zeichen dafür, dass die
­FIFA-Fussball-Weltmeisterschaft das grösste Sportereignis der Welt ist,
teilten auch Berühmtheiten wie Sir Mick Jagger, Shakira oder Kobe
Bryant ihre Liebe zum schönsten aller Spiele mit den Redakteuren von
FIFA-Digital.
Thomas Schanze
Von der Zentrale im Forte do Copacabana aus schmückten sie die Wände
mit den Nationalflaggen und legendären Figuren ihrer Länder und boten
eine Plattform für die ganze Welt, um diese bemerkenswerte WM unter
dem Motto #seidabei live mitzuerleben.
Es waren intensive, lange Arbeitstage im Vorlauf und während des 32tägigen Turniers, doch es war ein riesiger Erfolg. Tatsächlich erwies sich
Brasilien 2014 als die erste WM der sozialen Netzwerke und Mobilgeräte.
Das digitale Globale Stadion der FIFA diente als Drehscheibe des Turniers
für soziale Netzwerke, für mobile Inhalte. Es brachte Fans aus aller Welt
zusammen, um die Spiele live zu verfolgen und sich mit Freunden, Fans,
Spielern, Trainern und Prominenten auszutauschen. Die Besucherzahlen
im Globalen Stadion nach dem Finale überschritten die Marke von einer
Milliarde Nutzern. Die Fans kamen aus allen Ländern der Erde.
Die neuen Plattformen der FIFA waren auch auf Facebook, Twitter und
Instagram ein voller Erfolg – die offizielle FIFA-App wurde zur erfolgreichs-
ten App einer Sportveranstaltung aller Zeiten und auf allen sozialen Plattformen der FIFA wurden grosse Zuwächse erzielt.
An 24 Stunden pro Tag und 7 Tagen die Woche wurden in sechs Sprachen
(Englisch, Französisch, Deutsch, Spanisch, Arabisch und Portugiesisch)
kontinuierlich Inhalte produziert und aktualisiert. Das Team umfasste
Web-Redakteure, Redakteure für Soziale Medien, Videografen und Fotografen an jedem Spielort. Das Team in Rio de Janeiro bildete eine
Nachrichten­redaktion, die unzählige Artikel produzierte, welche die
­gesamte Bandbreite der Fussballkulturen zeigten. Dieser Schmelztiegel
spiegelte das Zusammengehörigkeitsgefühl der FIFA-Fussball-Weltmeisterschaft sowie den konzeptuellen Ansatz des Globalen Stadions wieder.
Einer der grössten Fans der Arbeit von FIFA-Digital war der FIFA-Präsident,
der persönlich vorbeikam, um dem Team zu danken. “Ihr habt hier hervorragende Arbeit geleistet”, sagte er. “Es ist bemerkenswert, wenn man
bedenkt, dass ihr in dieser (Nachrichten-)Redaktion der Öffentlichkeit die
Möglichkeit bietet, diese WM gemeinsam zu erleben. Ich bin wirklich sehr
stolz auf die Arbeit, die ihr geleistet habt.”
Perikles Monioudis­
MEHR AL S EINE MILLIARDE NUT ZER
I M G L O B A L E N S TA D I O N D E R F I F A
Brasilien 2014 war eine WM der sozialen Netzwerke und der
­Mobilgeräte. Mehr als eine Milliarde Fans nutzten unter dem M
­ otto
#seidabei die offiziellen digitalen Plattformen der FIFA.
Die offizielle FIFA-App wurde zudem kürzlich mit 28 Millionen
Downloads zur erfolgreichsten App einer Sportveranstaltung aller
Zeiten. Beeindruckende 451 Millionen Facebook-Nutzer wurden mit
offiziellen FIFA-Inhalten versorgt.
Die Anzahl der Twitter-Follower der FIFA überschritt die Marke von
16 Millionen. Allein am Tag des Eröffnungsspiels entschieden sich
pro Sekunde zehn neue Nutzer, der FIFA zu folgen. Die offizielle
FIFA-WM-Instagram-App wuchs in den 31 Tagen von 42 000 auf
80 0000 Teilnehmer an. (mat)
T H E F I FA W E E K LY
13
The success of the 2014 FIFA World Cup Brazil™
would not have been possible without our
partners, sponsors and national supporters
BLICK IN DIE LIGEN
I
N
League of Ireland
Tore gegen das
Mittelmass
Andreas Jaros ist freier Autor
und lebt in Wien.
Das Oberhaus in Irland hat
noch viel Luft nach oben,
was den Stellenwert in
Europa betrifft. Gerne wird die Airtricity
League Premier Division als Operettenliga
belächelt – ein Biotop mit zwölf Vereinen
und einer Wertigkeit, die irgendwo zwischen
den Meisterschaften von Kasachstan und
Estland pendelt. Eine Sogwirkung auf
ausländische Spieler löst das naturgemäss
nicht aus: Legionäre kommen nicht gerade
in Armada-Stärke über die Irische See
gesegelt, ein Fischkutter tut es auch.
S
I
Und dennoch ragt aus dem Irish Stew dieser
Tage ein Filetstück heraus. Die Sligo Rovers
haben – natürlich wieder kaum vom Rest
Europas registriert – für ihre Verhältnisse
einen Riesencoup gelandet: Sie haben beim
einstigen Champions-League-Stammgast
Rosenborg Trondheim, dem ewigen Vorbild
der “Kleinen” dieser Welt, das Zweitrunden-Qualifikations-Hinspiel zur Europa
League 2:1 gewonnen. Im Übereifer hat der
irische Cupsieger in Norwegen sogar alle
drei Tore geschossen, David Cawley traf
zehn Minuten vor dem Ende ins eigene Netz.
Der Triumph kam insofern überraschend,
weil die Rovers ein paar Tage vorher kräftig
stümperten: 0:1 beim Uni-Team UC Dublin
durch ein Blitztor schon in der ersten Minute. “Dass bei uns fünf Akteure verletzt
ausfielen, soll keine Entschuldigung sein”,
sagte Trainer John Coleman und bewies
damit echte Grösse.
D
E
Aber das Auf und Ab der Rovers hat diese
Saison Tradition: Das einzige Konstante ist
das Inkonstante. Auf einen Sieg folgt in der
Regel eine Niederlagen-Serie, dann dilettiert
man sich wieder zu Unentschieden. Mit dem
Meistertitel haben die Rovers schon lange
nichts mehr zu tun: nach 19 Runden Fünfter
mit kümmerlichen 26 Punkten. Nach oben
hin chancenlos, aber wenigstens auch keine
Abstiegsgefahr. Kopf an Kopf liegen Dundalk und Cork City in Front, mit je 46
Punkten nach 20 Runden, getrennt nur
durch die Tordifferenz. Und wer weiss?
Vielleicht taugt die Europa-League-Performance (Rückspiel: 24. Juli) nicht nur für die
Rovers, sondern für die gesamte irische Liga
zum Erweckungserlebnis. Å
Liga Nacional de Guatemala
Municipal
freut sich über
Fehlstart
Sven Goldmann ist Fussball­
experte beim “Tagesspiegel” in
Berlin.
Coup
im Europa­
pokal
Sligo Rovers
(links
McMillan)
schlug
Trondheim
2:1.
16
T H E F I FA W E E K LY
Das beliebteste Team und noch knapp
Rekordmeister ist Municipal, aber die
insgesamt 29 Titel sind ein bisschen zur
Folklore verkommen, denn die jüngsten drei
Finalturniere gingen an Comunicaciones.
Zuletzt gewannen “Los Cremas”, die
­Weissen, im Mai diesen Jahres die Apertura,
standesgemäss mit zwei Finalsiegen über
den Lieblingsgegner aus der eigenen Stadt.
NTB Scanpix / Ned Alley / Reuters
Es geht traditionell ein wenig
zentralistisch zu in der Liga
Nacional de Guatemala. Offiziell spielen
zwölf Mannschaften um die Meisterschaft,
aber in der Regel bleibt der Titel immer in
der Metropole Guatemala-Stadt. Auf den
Comunicaciones Futbol Club und der Club
Social y Deportivo Municipal fallen insgesamt 57 Meisterschaften. Beide spielen sie in
Guatemala regelmässig den Superclasico aus,
er heisst hier auch “El Juego de Juegos”, das
Spiel der Spiele.
Apertura, Clausura, Apertura – in dem für
Lateinamerika typischen Halbjahresrhyth­
mus dominierte Comunicaciones zuletzt die
Liga. Da war es schon ein wenig überra­
schend, wie schwer sich der Serienmeister
am vergangenen Wochenende beim Einstieg
in die neue Clausura tat. Beim Gastspiel in
Huehuetenango lag Comunicaciones zwar
bis kurz vor Schluss durch Tore von Jonat­
han Marquez und Kendell Herrarte mit 2:1
gegen den Halcones FC vorn. Dann aber
rückte der honduranische Verteidiger Romel
Murillo auf und schaffte noch den Aus­
gleich für Halcones.
Peter Klaunzer / Keystone, HO
Rückkehrer
Carlo Ruiz ist
der bestbezahlte
Fussballer
Guatemalas.
Schweizer Super League
Der Zauberer
Thomas Renggli ist Autor des
FIFA Weekly.
Ballartist, Rasenzauberer,
Fussballkünstler: Seit der
Tunesier Yassine Chikhaoui
2007 beim FC Zürich debütierte, weckte er mit
seiner stupenden Technik und seiner leicht­
füssigen Eleganz magische Assoziationen.
“Wenn er gesund bleibt, ist er der beste Spieler
der Liga”, so die einheitliche Einschätzung
von Mitspielern und Gegnern. Doch Chik­
haoui war in den vergangenen sieben Jahren
kaum einmal gesund. Er verbrachte mehr Zeit
in der Physiotherapie oder im Krankenhaus
als auf dem Rasen, verpasste 167 Meister­
schaftsspiele und bestritt nur 87 Partien. In
Verbindung mit seinem fürstlichen Gehalt
(knapp 1,4 Millionen Franken pro Jahr) wurde
er für seinen Arbeitgeber zum Verlustgeschäft
und sollte den Klub mit Vertragsende in
diesem Sommer eigentlich verlassen.
Doch seine überragende Leistung im Pokal-­
Endspiel gegen den Erzrivalen Basel änderte
im vergangenen April alles. Chikhaoui erhielt
einen neuen Dreijahresvertrag und wurde
zum Kapitän befördert. Trainer Urs Meier sagt
über seinen neuen, alten Hoffnungsträger:
“Yassine steht in der Teamhierarchie ganz
oben. Als Kapitän muss er eine Führungsrolle
übernehmen.” Dies tut der Tunesier plötzlich
auch den Medien gegenüber. Der Mann, der
zuvor die Journalisten meist wortlos ausge­
dribbelt und jeden Interview-Termin abge­
lehnt hatte, nahm vor dem ersten Saisonspiel
erstmals überhaupt aktiv an einer Medien­
konferenz teil: “Es ist eine unglaubliche Ehre
für mich, Kapitän dieser Mannschaft zu sein.
Nach sieben Jahren ist es Zeit, Verantwortung
zu über­nehmen.” Dies dürfte auch im tunesi­
schen Verband mit Genugtuung zur Kenntnis
genommen werden. Denn ein fitter und
motivierter Chikhaoui kann auch auf interna­
tionalem Rasen die Differenz ausmachen.
Der Saisonstart ist dem 27-jährigen Offen­
sivstrategen und seinen Teamkollegen opti­
mal gelungen – nach dem 1:0 im Stadtderby
gegen die Grasshoppers und dem 2:1 gegen
Thun steht der FCZ an der Tabellenspitze.
Chikhaoui erzielte gegen Thun beide Tore –
den zweiten Treffer nach einem Dribbling
über 50 Meter. “Wenn Yassine spielt, blüht
der FCZ auf”, sagt Torhüter und Assistenz­
kapitän David da Costa. Für die Konkurrenz
bedeutet das nichts Gutes – zumal sich der
gläubige Moslem nun während des Ramadans
streng an die Fastenregeln hält. Ab dem
28. Juli wird er aber wieder mit stets gefüll­
ten Energiereserven auflaufen. Und dann
heisst es für seine Gegner noch in verschärf­
tem Mass: “Alarmstufe Chikhaoui!” Å
Über den Fehlstart des Meisters freute sich
die lokale Konkurrenz aus Guatemala-Stadt
natürlich besonders, zumal es für Municipal
selbst zum Start sehr gut lief. Carlos Ruiz,
nach seiner Rückkehr von Washington DC
United aus der Major League Soccer der
bestbezahlte Fussballspieler Guatemalas,
schoss zwei Tore beim nie gefährdeten 4:1
über den Xelajú Club Social y Deportivo, und
das ist nicht irgendwer. Die Mannschaft aus
der Stadt Quetzaltenango war die bislang
letzte, der es in der jüngsten Vergangenheit
gelungen war, in die Phalanx von Comuni­
caciones und Municipal einzubrechen.
2012 hatte sich Xelajú mit dem Gewinn der
Apertura verewigt. Å
Vertragsverlängerung
statt Abgang
Der Pokalsieg
änderte für
Chikhaoui
vieles.
T H E F I FA W E E K LY
17
Only eight countries have ever
lifted the FIFA World Cup Trophy.
Yet over 200 have been
winners with FIFA.
As an organisation with 209 member
associations, our responsibilities do not end
with the FIFA World Cup™, but extend to
safeguarding the Laws of the Game, developing
football around the world and bringing hope to
those less privileged.
Our Football for Hope Centres are one example
of how we use the global power of football to
build a better future.
www.FIFA.com/aboutfifa
DEBAT T E
32 Mannschaften sind genug. Aber man
müsste den Verteilschlüssel nach folgendem
Prinzip ändern: Europa: 10; Ozeanien: 1;
Asien: 5,5; Afrika: 5,5; Nord- und Mittelamerika: 4; Südamerika: 5; Gastgeber: 1. Grundsätzlich finde ich auch, dass man dem Gastgeber
keinen Platz garantieren sollte – zugunsten
einem sechsten Platz für Asien und Afrika.
Janos Balazs, Ungarn
Mindestens ein Teilnehmer pro Konföderation sollte dabei sein, der Anlass nennt sich
ja auch WELTmeisterschaft. Ob 32 oder
mehr Teams spielt eigentlich keine Rolle,
doch der Verteilschlüssel bzw. die Startplätze
sollten “ausgeglichener” sein.
PRESIDENTIAL NOTE
WM-Feld Rechnung zu tragen. Kommt hinzu,
dass die WM die Bühne der besten Spieler
sein muss. Und da gehört für mich beispielsweise Zlatan Ibrahimovic einfach dazu.
Sergei Kolesnikow, Ukraine
Eine Erhöhung macht keinen Sinn und bläht
die Endrunde mit unnötigen, weil teilweise
auch langweiligen, Partien nur
auf. Der derzeitige Modus mit 32 Teams
(eingeteilt in 8 Vierergruppen) ist optimal.
Marco Russo, Italien
Ein Produkt von
höchster Qualität
Luna Lempérière, Schweiz
Von den heutigen 32 WM-Mannschaften
sind mindestens 20 quasi gesetzt: Brasilien,
Deutschland, Italien ... sie könnten zwar
theoretisch einmal eine Qualifikation
verpassen, aber das wird kaum je der Fall
sein. Danach kommen 20 bis 30 weitere
Länder, die eine realistische Chance auf die
restlichen Startplätze haben. Dieses Feld
müsste grösser sein und das wäre ganz
einfach mit einer Aufstockung der acht
Vierergruppen auf Fünfergruppen möglich.
40 Teams würden an der WM teilnehmen,
das Turnier würde um zwei oder drei Tage
verlängert. Die eigentliche Revolution fände
in der Ausscheidung statt: Plötzlich könnten
fast alle von einer WM-Teilnahme ihres
Teams träumen.
Rupen Boyadjian, Armenien
“Kein garantierter
Startplatz für den
Veranstalter.”
Ich plädiere aus zwei Gründen dafür, bei
32 Teams zu bleiben. Bei einer Erhöhung
des Teilnehmerfeldes, würde es kompliziert
werden, die Achtelfinalteilnehmer zu eruieren – weil nicht automatisch die beiden
Topteams pro Gruppe qualifiziert wären.
Ausserdem würde eine Aufstockung die
WM als Ereignis sportlich entwerten.
Thomas Sky, England
Das Teilnehmerfeld der WM aufzustocken,
ist eine schlechte Idee. 32 Mannschaften sind
genug. Somit bleibt in der Qualifikation die
Spannung gewahrt. Die UEFA geht in meinen
Augen einen falschen Weg. Beim neuen
EM-Format von 24 Teams ist praktisch halb
Europa an der Endrunde.
Tatiana Zuewa, Russland
Als Betriebswirtschafter verstehe ich
grundsätzlich den ökonomischen Mehrnutzen einer Erhöhung der Anzahl Teilnehmer.
Nichtsdestotrotz sollte die Qualität der
Mannschaften höher als der finanzielle Erfolg
und die Expansion in neue Märkte gewertet
werden.
Fabio Lenzlinger, Schweiz
Seit der Aufteilung des ehemaligen Ostblocks und der Wiedergründung der Staaten
auf dem Gebiet des früheren Jugoslawiens
hat sich die Landkarte verändert. Es sind
mehr Länder entstanden. Deshalb wäre es
sinnvoll, dieser Tatsache mit einem grösseren
32 Mannschaften sind das Maximum,
um eine angemessene Leistungsdichte zu
garantieren.
Oliver Aegerter, Schweiz
F
ast zwei Wochen liegt das WM-Finale nun
schon zurück. Die Euphorie über den ­Verlauf
des Turniers ist bei mir aber noch allgegenwärtig. Was der Anlass an Unterhaltung, Emotionen, Leidenschaft und Drama geboten hat,
ist schwer zu übertreffen. In der Vorrunde ging
es Schlag auf Schlag – und in der K.-o.-Phase
war die Spannung kaum zu überbieten: 8 von
16 Spielen wurden erst in der Verlängerung
oder im Elfmeterschiessen entschieden.
Das macht auch deutlich, dass wir mit dem
Turnierformat und der Grösse des Teilnehmerfeldes richtig liegen. Es ist nachvollziehbar,
dass gewisse Konföderationen für eine Aufstockung des Teilnehmerfeldes plädieren. Doch
das wäre der falsche Weg. Wer über ein ­Produkt
von höchster Qualität verfügt, darf daran
nichts ändern.
Die FIFA hat sich bezüglich der Teilnehmerzahl an WM-Endrunden stets der sportlichen
Entwicklung angepasst: 1982 in Spanien wurde
das Tableau von 16 auf 24 Teams aufgestockt,
1998 in Frankreich von 24 auf 32.
Damit ist die Grenze erreicht, denn eine
Erweiterung des Feldes würde eine Verlängerung des Turniers nötig machen. Noch stärker
gewichte ich aber den sportlichen Aspekt: Mit
32 Teams sind Niveau und Leistungsdichte auf
hoher Stufe garantiert. Über eine allfällige
Neuregelung der Quotenplätze für die Konföderationen können wir später sprechen.
Grundsätzlich darf die Vision der Weltmeisterschaft nicht nur auf die Endrunde reduziert
werden. Die Basis bleibt die Qualifikations­
phase – mit 820 Spielen, die allen Nationalverbänden eine Bewährungschance bietet und im
­A lltag Spektakel und Unterhaltung garantiert.
Nur ein Festhalten am aktuellen Format sichert
den Stellenwert der Qualifikation. 32 bleibt die
goldene Grösse für die WM-Endrunde.
“Eine Aufstockung würde die WM entwerten.”
Ihr Sepp Blatter
T H E F I FA W E E K LY
19
First Love
Or t: Ja kar ta, Indonesien
Datum: 21. Oktober 2011
Zeit: 16.06 Uhr
20
T H E F I FA W E E K LY
Irwin Ferdiansyah / AP / Keystone
T H E F I FA W E E K LY
21
SPLIT TER
D
er eine – Philipp Lahm – beendet seine Nationalmannschaftszeit nach dem Triumph an der WM 2014, der andere – Steven Gerrard –, nachdem
sein Team an der WM die eigenen Erwartungen nicht hat erfüllen können. Beide Kapitäne ihrer Teams – des deutschen bzw. des englischen –,
spielten sie auch weit über hundert Mal für ihr Land, 113-mal der eine, 114-mal der andere, wobei Lahm zu Gerrard aufschliessen könnte – falls
der Deutsche Fussball-Bund ein offizielles Abschiedsspiel für ihn veranstaltet. Gerrard beriet sich mit seiner Familie und mit Freunden, bevor er
sich aus dem Nationalteam zurückzog. Ein Grund für seine Entscheidung dürfte gewesen sein, dass der FC Liverpool wieder in der Champions
League spielt. Die Doppelbelastung (die EM-Qualifikation beginnt bald) war Gerrard zu viel. Er sagte: “Als Fussballer kommt der Moment, da man
die ­r ichtige Entscheidung treffen und egoistisch sein muss.” Nur Peter Shilton und David Beckham hatten mehr Länderspieleinsätze für England.
Ein Grosser verlässt die Bühne. Å
Perikles Monioudis
Europa Press / Getty Images
“W
arum spielen die im Swimmingpool alle
mit dem Fussball?”, wollte der kleine
Julien in der vollen Hotelanlage wissen.
Sein Vater biss leidenschaftlich in den
­Croque-Monsieur, zermalmte den Snack ruhig,
schluckte und antwortete: “Ist jetzt im Trend,
mein Sohn, ist im Trend.” – “Aber die Richtigen
im Fernsehen spielen doch auf Gras, Papi?” Der
Vater kaute langsam, schluckte und sagte:
“Sind jetzt alles kleine Weltmeister, mein Sohn,
alles kleine Weltmeister.” Derweil sprang ein
Fünfzigjähriger in einer engen Badehose ins
Wasser. Er tat dies auf spektakuläre Weise
rückwärts, um den zugespielten Ball per Fallrückzieher zu retournieren. Das gelang ihm
ganz gut. Aber die Wucht, die er bei der Aktion
an den Tag legte, war ohne jegliches Mass. Der
Ball flog über die Köpfe seiner Freunde hinweg
und traf eine unbeteiligte Brustschwimmerin
im Gesicht. Ihre Nase begann sofort zu bluten.
Als der Mann wieder auftauchte, schlug ihm
ein Pfeifkonzert entgegen. “Und wieso sind
­a lles kleine Weltmeister, Papi?” Å
Alan Schweingruber
E
r war der Topscorer der WM, er traf in jedem
Spiel seiner Mannschaft, gegen Uruguay
­erzielte er mit einem spektakulären Volley den
gemäss einer Umfrage auf FIFA.com schönsten
Treffer des Turniers: Der 23-jährige Kolumbianer
James Rodríguez gehört zu den g
­rossen
Gewinnern in Brasilien. Nach dem G
­
­ oldenen
Schuh hat er nun auch einen vergoldeten Vertrag
auf sicher. Real Madrid überweist für den Spielmacher 80 Millionen Euro an die AS Monaco und
120 000 Euro (pro Woche!) auf das Konto von
James. Damit ist Rodríguez nach ­Gareth Bale,
Cristiano Ronaldo und Luis Suárez der viert­
teuerste Transfer in der Fussball-­Historie. In Madrid ist die Euphorie über den prominenten Zuzug
schon einen Monat vor dem Saison­start gewaltig.
Im Bernabéu begrüssten 43 000 Zuschauer den
Neuankömmling – rund ein D
­ rittel davon in Trikots der kolumbianischen Nationalmannschaft.
Ein finanzielles Sommerloch gibt es in der spanischen Hauptstadt nicht: Zuvor hatte der Deutsche
Toni Kroos von ­Bayern München zu den Königlichen gewechselt – für 30 Millionen Euro. Å
Thomas Renggli
“W
as von der WM bleibt?”, fragt die
­Brasilianerin erstaunt zurück, um nach
kurzem Zögern zu antworten, “die Tränen einer ganzen Nation.” Sie lächelt
­verschmitzt. Die Halbfinal-Schlappe scheint
verdaut, dennoch sitzt der Schmerz tief. Nicht
nur Brasilien weinte. Was war mit Mexiko, C­h ile, Costa Rica? Oder dem Helden James Rodríguez? Bittere Tränen gab es zum Schluss auch
von Robbens Söhnchen, das gar nicht mehr zu
trösten war. Wieder andere hatten nicht mal
die Zeit zu trauern – das Aus kam überraschend. Freud und Leid liegen im F
­ ussball nah
beieinander: Manchmal braucht es nur eine
massgeschneiderte Flanke, eine Brustabnahme
und einen perfekten Schuss, der einen Zentimeter am Torhüter vorbei ins Netz fliegt. Fertig
ist der Sieg für die Ewigkeit. Wie meinte die
brasilianische Regierungs­chefin Dilma Rousseff nochmal: “Steh auf Brasilien, klopf dir den
Staub von den Schultern und mach weiter.” Die
R ichtung heisst: bessere Zukunft. In vier
­
­Jahren wird wieder angepfiffen. Å
Dominik Petermann
T H E F I FA W E E K LY
23
SAN MARINO
Beschaulich In San Marino trägt Folgore gegen Tre Penne ein Meisterschaftspiel aus. Das Interesse an der Partie hält sich in Grenzen, man orientiert sich an der italienischen Serie A.
Immer weiter
San Marino stellt die weltweit erfolgloseste Nationalmannschaft.
Ein Augenschein am Fusse des Monte T
­ itano zeigt:
Die Moral ist trotz des Schwalls an ­Niederlagen ungebrochen.
Nicola Berger, (Text) und Andrea Pugiotto (Fotos), San Marino
S
an Marino und Deutschland trennen
400 Kilometer Luftlinie – im Fussball
aber Welten: Die Nationalmannschaft
am Landstrich nahe Rimini liegt im
F IFA-Ranking 207 Plätze hinter dem
­
neuen Weltmeister.
Manchmal, sagt Damiano Vannucci, tippe er
seinen Namen in der Google-Bildersuche ein.
Vannucci, 36 Jahre, Glatze und verschrobene
Visage, ist Bodybuilder mit eigenem Fitnessstudio; man könnte sich ihn auch als Gangster
in einem Guy-Ritchie-Streifen vorstellen. Doch
Vannucci bestaunt sein Konterfei im Internet
nicht der Muskelästhetik wegen. Sondern weil
er manchmal selber nicht glauben kann, was er
alles erlebt hat in der letzten Dekade, als
Mensch, aber vor allem als Fussballer.
24
T H E F I FA W E E K LY
Es ist ein trüber Samstag, Vannucci sitzt
auf der Tribüne des Campo Montecchio, die
Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Unten auf
dem Rasen messen sich seine Kollegen von
Folgore mit Tre Penne. Er kann nicht mittun,
er ist gesperrt, und das schmerzt ihn. Denn in
der san-marinesischen Liga ist die Zeit der
Wahrheit angebrochen, es ist der erste Spieltag im Playoff.
Die Meisterschaft findet weitgehend unter
Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die Einheimischen beschäftigen sich lieber mit den Stars
der Serie A am TV, und die mehr als zwei Millionen Touristen pro Jahr wollen den majestätischen Monte Titano sehen und nicht niveauarmen Fussball. Neben Vannucci trotzen vielleicht
70 Tifosi dem Regen.
Die grosse Nummer heisst Vannucci
Vannucci ist jetzt 36 Jahre alt, seine Karriere
als Fussballer dauert schon fast 20 Jahre.
­Erschöpfungserscheinungen, fehlende Motivation? Nicht bei ihm, nicht in diesem Land.
Denn in San Marino ist Vannucci, Rechtsfuss,
defensives Mittelfeld, eine grosse Nummer. Er
ist der Rekordnationalspieler und einige seiner
69 Einsätze sind im Internet verewigt. Ruft
Vannucci die Bildersuche ab, sieht er sich
selber, im Duell mit Ballartisten höchsten
­
­K alibers, ­Robbie Keane, Zlatan Ibrahimovic,
Carles Puyol. Der Hobbyfussballer steht in seinem fensterlosen Gym und beschwört den
Olympischen Geist. Er sagt: “Ich habe vor
90 000 Zuschauern in Wembley gespielt. Wer
kann das schon von sich behaupten?”
SAN MARINO
Sich mit den Besten des Fachs messen zu
können, ist eine feine Sache, gewiss, aber wie
viel Spass macht es, sich immer wieder demütigen zu lassen, wie zuletzt beim 0:8 gegen die
Ukraine? Vannucci verzieht das Gesicht und
sagt: “Manchmal ist es schon hart.” Zumal jeder
Akteur am Morgen danach zur Arbeit muss,
egal wie viele Kilometer entfernt das Auswärtsspiel am Vorabend stattgefunden hat.
Hohe Niederlagen ist man gewohnt
Doch im Leben hat alles eine Kehrseite; jene
von Damiano Vannuccis Länderspielschlappen
kann man in seinem Gym bestaunen. Ein
­Stelldichein des Weltfussballs hängt da an der
Wand, die Trikots versteht sich, Ibrahimovic,
Stankovic, Puyol, Seedorf. Die Devotionalien
der Superstars sind intern begehrt. Bei
­Ibrahimovic, sagt Vannucci, habe er erst im
vierten Vergleich zuschlagen können – immer
sei ein Teamkollege schneller gewesen.
Die Tücken des Trikottausches sind also ein
Problem für die Fussballer in San Marino, ein
anderes sind die Resultate. In der FIFA-Weltrangliste belegt die Nation den 208. und letzten
Platz, gemeinsam mit Bhutan. Null Punkte
­beträgt der Kontostand – Kunststück, bei 119
Niederlagen in 123 Spielen.
Längst wird der rund 20 Kilometer von Rimini entfernte Kleinststaat mit seinen 32 000
Einwohnern international nicht mehr nur für
seltene Briefmarken und Postkartenidyllen
wahrgenommen, sondern auch für seine regelmässigen, gewichtigen Niederlagen.
Wenn in Europa mal wieder eine Diskussion
darüber entflammt, dass der überladene Terminkalender im internationalen Fussball entschlackt gehört, dann richtet sich der Ärger gegen Länder wie San Marino. Viele fragen sich: Ist
es sinnvoll, dass ein Land, in dem es 15 Vereine
und 5 Fussballplätze gibt, die grossen Nationen
Europas bei der Qualifikation für die WM- und
EM-Endrunden herausfordern kann?
Älteste Republik der Welt
Wer so denkt, stellt das Lebenswerk von
­Giorgio Crescentini (67) in Frage. Crescentini,
ein Padrone alter Prägung, ist der staatsmännische Präsident im san-marinesischen Fussballverband, seit 1985 schon. Besuch empfängt
er in einem noblen Büro an der Via Montecchio,
der Bau kostete 1,8 Millionen Euro. Zur Eröffnung 2008 kam Michel Platini, zwei Jahre später folgte eine Visite von Sepp Blatter. Auf dem
präsidialen Schreibtisch steht eine Replik des
WM-Pokals. Näher kommt man an diesen in
der Regel nicht heran, in dieser Position.
Signore Presidente, warum wurde San Marino 1988 FIFA-Mitglied? Crescentini holt weit
aus, es war seine Idee, es geht jetzt um die identitätsstiftende Wirkung des Fussballs, um
Stolz. Auf solche Dinge legt man Wert in San
Marino, der ältesten Republik der Welt, die
Trübe Sache Der erfahrene Damiano Vannucci verfolgt das Spiel auf der Tribüne – er ist gesperrt.
Eine Frage der Taktik Folgore bespricht sich in der Umkleidekabine.
Playoff Eine Aufnahme während des Playoffspiels Cosmos gegen Faetano.
T H E F I FA W E E K LY
25
EVERY GASP
EVERY SCREAM
EVERY ROAR
EVERY DIVE
EVERY BALL
E V E RY PAS S
EVERY CHANCE
EVERY STRIKE
E V E R Y B E AU T I F U L D E TA I L
SHALL BE SEEN
SHALL BE HEARD
S H A L L B E FE LT
Feel the Beauty
BE MOVED
THE NEW 4K LED TV
“SONY” and “make.believe” are trademarks of Sony Corporation.
SAN MARINO
über eine der global fortschrittlichsten Verfassungen verfügt: Schulpflicht schon seit 1691, die
Todesstrafe 1865 abgeschafft. Und heute sind
die Menschen in den neun Gemeinden des Landes stolz darauf, dass ein Handschlag hier noch
etwas wert ist.
Crescentini sagt: “Alle haben uns für
­verrückt erklärt, aber wir haben uns nicht beirren lassen.” Vergnügt rezitiert Crescentini die
Highlights in der Fussballgeschichte des Landes: Der Testspielsieg über Liechtenstein, das
Remis gegen Lettland, das schnellste Tor in der
Geschichte der WM, inklusive Qualifikation.
Davide Gualtieri gelang das Husarenstück, im
November 1993 gegen England, nach 8,3 Sekunden. San Marino verlor mit 1:7, aber das mindert die Begeisterung des Präsidenten nicht. Er
sagt: “Es ist ein Treppenwitz der Fussballgeschichte, dass dieser Meilenstein ausgerechnet
dem kleinen San Marino gegen das Mutterland
dieses Sports gelungen ist.”
“Wir haben ein Projekt”
So kann man das sehen. Aber es lässt sich nicht
ewig von alten Heldengeschichten zehren. Welche Ziele verfolgt Crescentini? Er sagt: “Für mich
geht es darum, dass wir unser Land weiterhin
bestmöglich repräsentieren. Und ich wünsche
mir, dass wir bald ein Pflichtspiel gewinnen.”
Möglich machen soll die Glanzleistung der
neue Nationaltrainer Pierangelo Manzaroli. Er
hatte im Oktober Giampaolo Mazza beerbt,
dessen Ära nach 75 Niederlagen in 76 Pflichtspielen endete. Manzaroli ist Logistiker, nach
Feierabend unterrichtet er die Nationalspieler
nun in taktischen Belangen. Es hat viele Nachteile, wenn man ein so kleines Land wie San
Marino ist. Der Coach aber hat auch einen
­Vorteil entdeckt. Er will die Nationalmannschaft nun zweimal wöchentlich zum Training
­versammeln, an Mechanismen feilen. Er sagt:
“Wir haben ein Projekt.”
Dass Manzaroli um seine Aufgabe nicht zu
beneiden ist, realisiert, wer den Kader von San
Marino Calcio studiert. Der Klub ist in Serravalle ansässig, spielt jedoch in der drittklassigen Lega Pro Prima Divisione (vormals Serie C)
Italiens – die Saison 2013/14 schloss man auf
dem 15. und vorletzten Platz ab. Im Kader findet sich kein einziger Einheimischer. Trainer
Manzaroli sagt dazu: “Die Beziehungen
z wischen Verband und Klub sind belastet.”
­
­Damiano Vannucci hat eine andere Antwort
parat, er sagt: “Wir sind ganz einfach nicht gut
genug, wir sind Dilettanti, Amateure. San Marino Calcio spielt auf einem anderen Niveau.”
Das wird Vannucci und Co. nicht daran
­h indern, die Geschichte der erfolglosesten Nationalmannschaft der Welt weiterzuschreiben,
er arbeitet derzeit an seinen Trainerdiplomen.
Ob er weiterspielt? Er weiss es noch nicht. Aber
er sagt, an der Wand seines Fitnessstudios gebe
es noch Platz. Für weitere Trikots. Å
Einmal kneten Die Spieler von Folgore schauen nach dem Spiel beim Physiotherapeuten vorbei.
Chef mit Leidenschaft Verbandspräsident Giorgio Crescentini auf der Terrasse des Verbandssitzes.
“Für mich geht es darum, dass wir unser Land
bestmöglich repräsentieren. Ich wünsche mir,
dass wir bald ein Pflichtspiel gewinnen.”
Giorgio Crescentini
SAN MARINO
Einwohner: 32 742
Sprache: Italienisch
FIFA-Mitglied: Seit 1990
Registrierte Fussballspieler: 1586
FIFA-Projekte: Die FIFA ermöglicht den Mitgliedsverbänden, Projekte zu realisieren,
die auf die Entwicklung des Fussballs in ihren Ländern abzielen (Projekt GOAL).
2013 unterstützte die FIFA den Verband von San Marino mit 500 000 US-Dollar für die
Erneuerung der Infrastruktur im Stadio di Serravalle. Zudem leistet die FIFA für Entwicklungsaktivitäten wie Jugendfussball oder Schiedsrichterwesen einen jährlichen Beitrag
von 250 000 US-Dollar.
T H E F I FA W E E K LY
27
© 2014 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.
instinct
takes over
#predatorinstinct
adidas.com/predator
F I F A ’ S 11
FREE KICK
Die ältesten Spieler an
Weltmeisterschaften
Letzte Tage in
Lun Peaks
Alan Schweingruber
D
as kleine Städtchen, nennen wir es Lun
­Peaks, lag in Mitteleuropa und wurde gerne von Touristen besucht. Lun Peaks war
etwas konservativ veranlagt, aber im Grunde
genommen ganz nett. Auch der ­auswärtige
Travis, Schreiner und Fussballfan aus den
USA, hatte sich hier schnell wohlgefühlt. Nun
aber, nach nur einem Jahr, zog es Travis zurück nach Colorado.
Dabei war alles da, gleich vor der Haustür.
Die Natur, die Politik, die Freunde. Sogar der
Fussball. In der einzigen Lokalzeitung wurde
jeden Tag über Fussball berichtet, selbst an
spielfreien Tagen des FC Lun P
­ eaks. Auch
wurden die Spieler des Vereins oft mit schönen Bildern porträtiert. Und erlangte die
Mannschaft einen Triumph, würdigte man
den heimischen Trainer mit einer Homestory.
In Lun Peaks wusste jeder über alles Bescheid.
Man schätzte das.
Ohnehin war immer etwas los in der
Stadt. Das Radio hatte seine Berichterstattung deswegen umgestellt. Neuerdings strahlte der Sender die regionalen Neuigkeiten
gleich zu Beginn des Nachrichtenblocks aus.
So war der Zuhörer schnell über alles Wichtige informiert. Zum Beispiel über den Kreisverkehr südlich der Stadt, dieses ewige Problemkind.
Es dauerte eine Weile, bis Travis realisierte, dass diese Art von Informations­politik
auch eine Kehrseite hat: Man erfuhr über die
entlaufene Katze im Viertel, wusste aber wenig von Barack Obamas Appell an Russland.
Man kannte die Vorlieben der Stadträte, hatte
jedoch keine Meinung zu den Flüchtlingsproblemen.
Am 16. Juni 2014 dann, es lief die Fussball-WM in Brasilien, fasste Travis den Entschluss, Lun Peaks zu verlassen. An diesem
Tag feierten die Menschen in den USA den
Gruppensieg gegen Ghana.
Noch nie hatte man in den Vereinigten
Staaten ein Soccer-Fest in diesem Rahmen
­erlebt. Die Weltpresse war voll mit ­Bildern.
Travis’ Freunde verschickten Selfies nach
­Europa. Sogar Washington twitterte.
Auch das hübsche Städtchen in Mittel­
europa kannte an diesem Tag nur ein Thema:
Es war das trübe Wetter beim Trainings­
beginn des FC Lun Peaks. Å
Die wöchentliche Kolumne aus der
The-FIFA-Weekly-Redaktion
43
J
ahre
Faryd Mondragón (Kolumbien)
Position: Torhüter
Weltmeisterschaft: Brasilien 2014
42
Jahre
Roger Milla (Kamerun)
Position: Stürmer
Weltmeisterschaft: USA 1994
41
Jahre
Pat Jennings (Irland)
Position: Torhüter
Weltmeisterschaft: Mexiko 1986
40
Jahre
Peter Shilton (England)
Position: Torhüter
Weltmeisterschaft: Italien 1990
Lew Jaschin (Russland)
Position: Torhüter
Weltmeisterschaft: Mexiko 1970
Dino Zoff (Italien)
Position: Torhüter
Weltmeisterschaft: Spanien 1982
Ali Boumnijel (Tunesien)
Position: Torhüter
Weltmeisterschaft: Deutschland 2006
39
Jahre
Jim Leighton (Schottland)
Position: Torhüter
Weltmeisterschaft: Italien 1990
David James (England)
Position: Torhüter
Weltmeisterschaft: Südafrika 2010
Ángel Labruna (Argentinien)
Position: Stürmer
Weltmeisterschaft: Schweden 1958
Stanley Matthews (England)
Position: Stürmer
Weltmeisterschaft: Südafrika 2010
Quelle: FIFA
(FIFA World Cup, Milestones & Superlatives,
Statistical Kit, 12.05.2014)
T H E F I FA W E E K LY
29
Name
Carles Puyol
Geburtsdatum, Geburtsort
13. April 1978, Pobla de Segur
Stationen
FC Barcelona
Nationalteam
100 Länderspiele, 3 Tore
Sechsfacher Meister
Zweifacher Pokalsieger
Dreifacher Champions-League-Sieger
Weltmeister (2010)
Europameister (2008)
30
T H E F I FA W E E K LY
Braschler/Fischer
Grösste Erfolge
DAS INTERVIEW
“Es ist frustrierend”
Die Triumphe von Barcelona und der spanischen Nationalmannschaft
verbindet man auch immer mit dem Namen Carles Puyol.
Der ehemalige Innenverteidiger über das vermeintliche Ende
einer Goldenen Ära in Spanien.
Herr Puyol, Spanien war zu Ihrem Bedauern
eine der negativen Überraschungen der
WM 2014. Welche Erklärung haben Sie für
den schlechten Auftritt der Mannschaft?
Carles Puyol: Das Ausscheiden war hart,
weil wir uns Hoffnungen gemacht hatten. Ich
musste das Ganze von aussen mit ansehen,
und das war sogar noch schwieriger, weil
man nicht helfen kann und sich ohnmächtig
fühlt. Die kleinen Details waren entscheidend. Im Auftaktspiel gegen die Niederlande
ist es uns nicht gelungen, das 2:0 zu erzielen.
Stattdessen haben wir den Ausgleichstreffer
zum 1:1 kassiert, und das hat uns zu schaffen
gemacht. Sie waren in der zweiten Halbzeit
besser, aber wenn dieser eine Spielzug anders
verlaufen wäre, dann würden wir jetzt über
ein anderes Thema sprechen. Nach einer so
hohen Niederlage (1:5 gegen die Niederlande,
Red.) ist es immer schwierig, die nächste
Partie zu bestreiten, und es ist uns nicht
gelungen, gegen Chile zu gewinnen – ein
Team, das bereits seit langer Zeit guten
Fussball zeigt.
War das Team nicht motiviert?
Ich sehe kein Motivations­problem. Für
viele war dies möglicherweise die letzte WM,
und für wen wäre eine WM in Brasilien keine
Motivation? Die Spieler sind die ersten, die
gewinnen wollen, aber ­manchmal laufen die
Dinge eben nicht so, wie man es gern hätte.
Alles scheint darauf hinzudeuten, dass ein
Zyklus zu Ende gegangen ist. Wie muss man
die Zukunft der Roja angehen?
Ich bin kein Verfechter von Revolutionen. Die werden fast immer gefordert, wenn
eine Mannschaft viel gewonnen hat und
wenn dann ein Jahr kommt, in dem ihr das
nicht gelingt. Aber die Erfahrungen, die
man bei all den Erfolgen gesammelt hat,
sind wichtig. Eine Erneuerung muss mit
Bedacht erfolgen, ohne das zu zerstören, was
vorher aufgebaut wurde. Auf Katalanisch
sagen wir: “Hay que tener seny” (Man muss
mit gesundem Menschenverstand an die
Sache herangehen, Red.).
Hatte die Mannschaft ihren Leistungszenit
schon vor der WM überschritten?
Wir haben hervorragende Spieler, und es
stimmt schon, dass dies für einige der letzte
grosse Wettbewerb gewesen sein könnte.
Aber darüber müssen sie selbst und der
Trainer sich Gedanken machen. Erneuerungen sollte man nicht in der Hitze des Gefechts angehen. Ich finde immer noch, dass
die aktuelle Auswahl hervorragend ist, und
es gibt sehr hochklassige Spieler in den
nachfolgenden Generationen. Jetzt heisst es:
stark sein, nach vorn schauen und aus den
Fehlern lernen!
Nicht nur für Spanien ist eine Etappe zu Ende
gegangen. Wie war es für Sie, die Entscheidung zu treffen, mit dem aktiven Fussball
aufzuhören?
In den letzten beiden Spielzeiten habe ich
alles versucht. Ich habe mich mehreren
Operationen unterzogen, unterschiedliche
Behandlungen ausprobiert … aber das Knie
hat einfach nicht mehr mitgespielt. Daher
war es die beste Entscheidung, mit dem
Fussball aufzuhören, auch wenn sie mir sehr
schwergefallen ist.
Infiltrationen bekommen und das Knie
überbeansprucht habe. Jetzt unterziehe ich
mich einer neuen Behandlungsmethode, aber
ich denke nicht mehr daran, zu spielen,
sondern daran, ein normales Leben zu führen, denn im Augenblick ist es für mich sogar
schwierig, eine Treppe hinunterzugehen.
Im September beginnen sie eine neue
­berufliche Etappe im Sportmanagement-Team
von Barça. Wie gehen Sie an die neue
­Aufgabe heran?
Viele Leute haben mir gesagt, ich könnte
Trainer werden, aber das reizt mich nicht.
Am besten ist es natürlich, selbst zu spielen,
aber alles geht einmal zu Ende. Man muss
seinen Platz finden und am Ende muss man
dem verbunden bleiben, was man kann.
Barcelona hat mir diese Chance gegeben,
und dafür bin ich sehr dankbar. In der ersten
Zeit geht es für mich darum, zu lernen, nicht
darum, Entscheidungen zu treffen. Ich gehe
das mit derselben Lust und Vorfreude an,
die ich während meiner gesamten Karriere
an den Tag gelegt habe. Mit der Zeit werde
ich dann versuchen, all das einzubringen,
was ich in den vergangen 19 Jahren im
Fussball gelernt habe. Å
Mit Carles Puyol sprach Elisa Revuelta
Eine Entscheidung der Vernunft?
Es ist frustrierend zu erkennen, dass ein
Teil deines Körpers dir nicht mehr gehorcht.
Das gilt umso mehr, wenn man im Training
und auch sonst immer 100 Prozent gibt. Man
durchlebt Phasen wie den Kampf, die Wut,
die Ohnmacht … weil man will und nicht
kann. Am Ende muss man ehrlich zu sich
selbst und zu den anderen sein. Ich bezahle
jetzt für all die Anstrengungen, für die
letzten beiden Jahre, in denen ich viele
T H E F I FA W E E K LY
31
ZEITSPIEGEL
T
H
E
N
Hamburg-Altona, Deutschland
1937
Schirner Sportfoto / DPA / Keystone
Der deutsche Nationalspieler Ernst Lehner springt im Training für das
WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden (5:0, 21. November 1937)
über eine zweckentfremdete Schubkarre.
32
T H E F I FA W E E K LY
ZEITSPIEGEL
N
O
W
Schladming, Österreich
2014
Martin Huber / APA / Keystone
Der FC Red Bull Salzburg im Trainingslager – nur einmal springen war einmal.
T H E F I FA W E E K LY
33
DAS FIFA-R ANKING
Rang Team
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
38
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
53
55
56
57
58
59
60
61
62
63
64
65
66
67
67
69
70
71
72
73
74
75
76
77
34
Deutschland
Argentinien
Niederlande
Kolumbien
Belgien
Uruguay
Brasilien
Spanien
Schweiz
Frankreich
Portugal
Chile
Griechenland
Italien
USA
Costa Rica
Kroatien
Mexiko
Bosnien und Herzegowina
England
Ecuador
Ukraine
Russland
Algerien
Elfenbeinküste
Dänemark
Schottland
Rumänien
Schweden
Venezuela
Serbien
Türkei
Panama
Nigeria
Tschechische Republik
Ägypten
Slowenien
Ungarn
Ghana
Honduras
Armenien
Tunesien
Österreich
Wales
Japan
Slowakei
Island
Paraguay
Iran
Montenegro
Guinea
Usbekistan
Norwegen
Kamerun
Finnland
Republik Korea
Jordanien
Burkina Faso
Peru
Mali
Polen
Senegal
Libyen
Sierra Leone
Vereinigte Arabische Emirate
Südafrika
Albanien
Israel
Oman
Republik Irland
Bolivien
Bulgarien
Aserbaidschan
EJR Mazedonien
Kap Verde
Australien
Sambia
T H E F I FA W E E K LY
→ http://de.fifa.com/worldranking/index.html
Rang­veränderung Punkte
1
3
12
4
6
1
-4
-7
-3
7
1724
1606
1496
1492
1401
1330
1241
1229
1216
1202
-7
2
-1
-5
-2
12
1
2
2
-10
5
-6
-4
-2
-2
-3
0
1
3
10
-1
3
-2
10
-1
0
-12
9
-1
-7
-3
6
-1
-3
1
3
5
2
-6
1
1
7
2
3
6
1
6
2
-14
-3
8
12
1
-10
7
-1
-1
8
10
0
-4
6
10
6
-36
-14
-1
1148
1098
1091
1056
989
986
955
930
917
911
901
898
897
872
850
807
734
733
724
720
717
714
684
664
646
645
644
642
642
637
635
621
614
606
604
588
570
566
563
559
555
523
520
520
508
501
500
495
487
483
478
476
471
469
466
450
444
444
443
440
429
425
410
406
401
397
396
Rang
02 / 2014
03 / 2014
04 / 2014
05 / 2014
06 / 2014
07 / 2014
1
-41
-83
-125
-167
-209
78
79
79
81
82
83
84
85
86
87
88
89
89
91
92
93
94
95
96
96
98
99
99
101
102
103
104
105
106
107
108
109
110
111
112
113
114
115
115
117
118
119
120
121
121
123
124
125
126
127
128
129
129
131
131
133
134
135
136
136
138
139
140
140
142
143
144
Platz 1 Aufsteiger des Monats Saudiarabien
Marokko
Angola
Belarus
Kongo
Jamaika
Trinidad und Tobago
Palästina
Katar
Uganda
Togo
Nordirland
Irak
Benin
Estland
Gabun
VR China
Kenia
DR Kongo
Georgien
Simbabwe
Botsuana
Niger
Neuseeland
Moldawien
Lettland
Litauen
Bahrain
Tansania
Kuwait
Luxemburg
Ruanda
Äthiopien
Äquatorial-Guinea
Namibia
Haiti
Mosambik
Sudan
Liberia
Zentralafrikanische Republik
Kanada
Libanon
Kuba
Malawi
El Salvador
Aruba
Tadschikistan
Dominikanische Republik
Burundi
Kasachstan
Philippinen
Afghanistan
Vietnam
Lesotho
Suriname
Mauretanien
Guatemala
St. Vincent und die Grenadinen
Neukaledonien
Guinea-Bissau
St. Lucia
Zypern
Turkmenistan
Tschad
Grenada
Madagaskar
Kirgisistan
12
-2
14
1
3
-2
-13
9
14
-1
0
1
15
-4
6
-4
9
13
-12
0
1
-7
13
-4
-1
6
2
5
7
8
11
7
-3
-9
2
-40
4
5
1
-12
-8
6
-25
1
-53
-3
2
6
2
-3
1
1
-6
8
5
4
-7
-2
4
-2
-1
3
3
-6
2
1
5
Absteiger des Monats
384
377
377
376
375
373
369
362
361
358
357
356
356
354
345
344
342
339
338
338
334
332
332
330
325
314
312
288
287
281
278
276
273
270
264
262
257
256
256
253
250
249
245
234
234
233
232
230
222
220
218
217
217
213
213
208
204
203
199
199
195
193
183
183
182
179
176
145
146
147
148
149
150
151
151
153
154
155
156
157
158
159
160
161
162
163
164
165
166
167
167
169
170
171
172
173
174
175
175
177
178
178
180
181
182
183
184
185
186
187
188
189
190
190
192
192
192
192
196
197
198
199
200
200
202
203
204
205
206
207
208
208
Malediven
Syrien
DVR Korea
Gambia
Antigua und Barbuda
Malta
Malaysia
Indien
Indonesien
Singapur
Guyana
Puerto Rico
Thailand
St. Kitts und Nevis
Swasiland
Myanmar
Belize
Hongkong
Bangladesch
Nepal
Pakistan
Montserrat
Liechtenstein
Dominica
Barbados
Laos
Tahiti
Komoren
Bermuda
Guam
Nicaragua
Salomon-Inseln
São Tomé und Príncipe
Sri Lanka
Chinese Taipei
Jemen
Turks- und Caicos-Inseln
Seychellen
Curaçao
Färöer
Mauritius
Südsudan
Vanuatu
Fidschi
Mongolei
Amerikanische Jungferninseln
Samoa
Bahamas
Brunei Darussalam
Osttimor
Tonga
Cayman-Inseln
Amerikanisch-Samoa
Andorra
Papua-Neuguinea
Kambodscha
Britische Jungferninseln
Eritrea
Somalia
Macau
Dschibuti
Cook-Inseln
Anguilla
Bhutan
San Marino
2
-6
-1
0
2
-18
2
3
4
1
1
2
-8
2
14
-1
-9
1
4
0
-1
0
-5
2
1
-2
-10
2
2
4
1
5
-5
1
-2
3
26
-1
-1
-13
-1
-1
3
0
-2
5
-1
-6
0
0
0
0
1
2
-3
-10
-2
-1
-1
-2
-1
-1
-1
-1
-1
171
169
163
161
152
146
144
144
141
140
136
134
128
124
123
122
117
114
103
102
100
99
93
93
92
87
85
84
83
79
78
78
72
71
71
70
66
64
63
61
56
43
38
31
29
28
28
26
26
26
26
21
18
16
14
13
13
11
8
7
6
5
1
0
0
NET ZER WEISS ES!
DAS OBJEK T
Kann sich eine kleine
Nation im internationalen
Fussball etablieren?
Perikles Monioudis
Frage von Anthony Tattersall, Austin (USA)
B
Ausflug im Norden Günter Netzer mit Ehefrau Elvira und Tochter Alana 1988.
adolph press
A
us dem Kreis der Grossen machen in der
Regeln vier bis sechs Mannschaften den
Weltmeistertitel unter sich aus. Auf dem
Weg dahin tun sich Lücken auf, weil es Favoriten gibt, die frühzeitig scheitern. Die erfrischenden Auftritte von Costa Rica und
­Kolumbien haben das Turnier in Brasilien
enorm bereichert. Aber ich denke nicht, dass
sich eine kleine Fussballnation an der Spitze
etablieren kann. Dafür fehlt es an Erfahrung,
an Breite, an Nachhaltigkeit.
Ich greife da immer gerne zum Beispiel
aus dem Jahr 1990. Das afrikanische Team aus
Kamerun überraschte die Welt mit unbeschwertem Fussball und schönen Toren. Es
schlug Mannschaften wie Argentinien und
schaffte es bis ins Viertelfinale. Es sei eine
Frage der Zeit, bis eine afrikanische Nation
den Weltmeistertitel gewinne, war danach die
gängige Meinung. Mittlerweile ist man von
dieser Theorie abgekommen. Es gibt Gründe
dafür. Eine gute Generation kann zum Erfolg
führen oder einem Turnier den Stempel
­ufdrücken. Aber will sich eine Nationala
mannschaft etablieren, ist die Zeit nach dem
Erfolg relevant. Wer rückt nach, wenn die
g uten Spieler älter werden? Gelingt dem
­
­Verband ein nahtloser Übergang? Kann man
vom Aufschwung profitieren?
Belgien hat derzeit eine hervorragende
junge Mannschaft. Dass das Team im
WM-Viertelfinale an Argentinien scheiterte,
ist keine Schande. Die Mannschaft wird nun
wachsen und Erfahrungen sammeln. Ich
traue Belgien in vier oder acht Jahren den
grossen Wurf zu: eine Finalteilnahme. Der
Titel bleibt wohl im Kreis der Grossen. Å
eim Elfmeter, so sagt man, hat der Schütze
mehr zu verlieren als der Torhüter. Denn
gemeinhin wird erwartet, dass der Schütze erfolgreich ist, hat er doch die vornehme
Wahl: Wohin wird er schiessen, flach, hoch,
mittig, scharf, platziert oder, etwas übermütig, einen Lob in die Mitte, den der Torhüter
in seinem Sprung in die Ecke knapp nicht
mehr erreicht?
Der Torhüter hingegen versucht in seiner
vergleichsweise passiven Rolle, den Schützen
auszugucken, etwa an der Stellung des Knies,
des Fusses, des Rückens auszumachen, wohin
er gleich schiessen wird. Am Ende vielleicht
doch dorthin, wo er zuletzt hingeschaut hat?
Nein, das wäre zu einfach.
“Elfmeter” lautet der Titel des oben stark
verkleinert abgebildeten Aquarells von Paul
Onduer, das 1955 das Cover eines französischen Fussballmagazins zierte. Ein Muskelprotz setzt zum Schuss aus elf Metern an, ein
anderer Muskelprotz im Tor schickt sich an,
zu parieren. Derweil der Schiedsrichter, die
Pfeife im Mund, den Ball freigibt und in Richtung des Tors unterwegs zu sein scheint.
Wie ein linkshändiger Eishockeytorhüter
hält der Mann auf der Linie die eine Hand in
der Art der Fanghand offen, während er mit
der anderen in die Luft greifen will, ganz so,
als hielte er einen Eishockeystock. Der Schütze läuft auf den Ball zu, wird im nächsten Moment das Standbein neben dem Ball aufsetzen
und mit dem rechten Bein schiessen. Wohin?
Der Fussball verzeiht so manche Art der
künstlerischen Überzeichnung – er bleibt
stets Fussball. Der Ball ging übrigens, scharf
­geschossen, rechts vom Torhüter ins Netz. Å
Was wollten Sie schon immer über
Fussball wissen? Fragen Sie Günter
Netzer: [email protected]
T H E F I FA W E E K LY
35
© 2014 Visa. All rights reserved. Shrek © 2014 DreamWorks Animation L.L.C. All rights reserved.
Die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™
ist, wo jeder von uns sein will.
TURNING POINT
“Uwe Seeler
hat mich
motiviert”
Willi Lemke, UN-Sonderberater für Sport im Dienste
von Entwicklung und Frieden,
über jenen Tag, da er seine
Liebe zum Fussball entdeckte.
Olaf Ballnus / Agentur Focus
M
eine Liebe zum Fussball habe ich als
kleiner Junge entdeckt, mit acht oder
neun Jahren. Das war in den Fünfzigerjahren in Hamburg. Uwe Seeler
hatte mit dem Hamburger Sportverein
auf unserem Schulsportplatz vor vielleicht fünfhundert oder sechshundert Zuschauern ein Fussballspiel bestritten. Kein Spieler
würde heute auf einem Schulhof spielen. Aber
damals gab es das noch.
Ich habe mir von Uwe Seeler auf unserem
Schulsportplatz ein Autogramm geben lassen.
Ich war von dem Spiel, vom Ambiente und vor
allem auch von Uwe Seeler fasziniert, er hat
mich stark motiviert. Ich wollte dann unbedingt in den Fussballklub und meldete mich
im Dulsberger Sport-Club Stern-Pfeil an, bei
dem ich dann ein Jahr lang gespielt habe.
Gleich in meinem ersten Spiel habe ich
zwei Tore erzielt und wäre dabei fast vom Platz
geflogen. Ich war aufgedreht wegen meinen
beiden Toren, ich wurde im Erfolg euphorisch,
und als mich jemand hart foulte, habe ich ihn
übel beschimpft. Der Schiedsrichter sagte:
“Wenn ich das einmal noch von dir höre, dann
fliegst du vom Platz!”
Ich habe einen grossen Schrecken bekommen. Ich hatte ja zwei Tore geschossen, das war
der schönste Tag in meinem Leben, ich konnte
nicht riskieren, dass ich ihn verpatzte. Mir war
mulmig zumute, ich musste mich zusammenreissen. Erfolg und Misserfolg können manchmal sehr eng beieinander liegen. Das war mir
eine Lehre. Wilfried, sagte ich mir – damals
hiess ich ja noch nicht Willi –, du musst dich
im Zaum halten. Das habe ich dort gelernt, auf
dem Fussballplatz, am Tag, an dem ich meine
Willi Lemke
auf UN-Mission in Kikuyu, Kenia.
ersten beiden Treffer erzielte. Und diese Erfahrung wirkt bis heute nach.
Zurück zu Uwe Seeler. Wir sind in den letzten Jahrzehnten Freunde geworden. Wenn wir
uns sehen, liegen wir uns in den Armen.
Ich habe Uwe Seeler stets geliebt, weil er
jemand ist, der die Bodenhaftung nie verloren
hat. Er ist nicht für grosses Geld nach Italien
gegangen. Als ich beim SV Werder Bremen
Manager war, sind wir uns durch die unterschiedlichen Tätigkeiten nähergekommen – er
im HSV, ich bei Bremen. Er hatte sich einst
gesagt: “Ich bleibe in Hamburg, das ist meine
Scholle, meine Heimat, mit meiner Frau, mit
meinen Kindern und meinen vielen Enkelkindern und allem drumherum.” Er war immer
ein Vorbild für mich. Å
Aufgezeichnet von Perikles Monioudis
Name
Wilfried “Willi” Lemke
Geburtsdatum, Geburtsort
19. August 1946, Pönitz (Ostholstein)
Tätigkeiten (Auswahl)
UN-Sonderberater für Sport im Dienste von
Frieden und Entwicklung seit 2007
Von 1999–2007 Senator für Bildung und
Wissenschaft und von 2007–2008 Senator für
Inneres und Sport der Freien Hansestadt Bremen
Manager des SV Werder Bremen 1981–1999
(Europapokal der Pokalsieger, zweimal deutscher
Meister, dreimal Pokalsieger)
Vorsitzender des Werder-Aufsichtsrats seit 2005
Persönlichkeiten des Fussballs erzählen
von einem wegweisenden Moment in
ihrem Leben.
T H E F I FA W E E K LY
37
Wir bringen alle
Fans zusammen
Finden Sie neue Freunde und teilen Sie Ihre Begeisterung
in der Bord-Lounge der Emirates A380.
#AllTimeGreats
youtube.com/emirates
Hello Tomorrow
The FIFA Weekly
Eine Wochenpublikation der
Fédération Internationale de Football
Association (FIFA)
Internet:
www.fifa.com/theweekly
FIFA - R ÄT SEL - CUP
Junge Meister, Einsatz ohne Ende und der Sonnenuntergang
beim Finale – raten Sie mit!
Herausgeberin:
FIFA, FIFA-Strasse 20,
Postfach, CH-8044 Zürich
Tel. +41-(0)43-222 7777
Fax +41-(0)43-222 7878
Präsident:
Joseph S. Blatter
Wer war bei der WM 2014 am längsten eingesetzt, hatte also die meisten Spielminuten?
1
Generalsekretär:
Jérôme Valcke
Direktor Kommunikation
und Öffentlichkeitsarbeit:
Walter De Gregorio
C
F
H
M
Chefredakteur:
Perikles Monioudis
Redaktion:
Thomas Renggli (Autor),
Alan Schweingruber, Sarah Steiner
Art Direction:
Catharina Clajus
2
Bildredaktion:
Peggy Knotz
OTicket
E FIFA-Logo fürs Finale
Produktion:
Hans-Peter Frei
Layout:
Richie Krönert (Leitung),
Marianne Bolliger-Crittin,
Susanne Egli
Korrektorat:
Nena Morf, Kristina Rotach
3
Ständige Mitarbeitende:
Sérgio Xavier Filho, Luigi Garlando,
Sven Goldmann, Hanspeter Kuenzler,
Jordi Punti, David Winner,
Roland Zorn
Projektmanagement:
Bernd Fisa, Christian Schaub
Übersetzung:
Sportstranslations Limited
www.sportstranslations.com
4
I Gedenkplakette Maracanã
ABall
Manuel, Mats, Mesut und andere heute bekannte Spieler vor
dem Endspiel 2009. Wie alt war der älteste Spieler der Mannschaft
in diesem Finale?
N20
R22
Mitarbeit an dieser Ausgabe:
Nicola Berger, Andreas Jaros,
Dominik Petermann, Elisa Revuelta,
Alissa Rosskopf, Andreas Wilhelm
Redaktionssekretariat:
Honey Thaljieh
Was ist hier als Ausschnitt zu sehen?
P21
T23
Einblendung des Sonnenuntergangs während des WM-Finales
nach 50 Spielminuten – wo stand die TV-Kamera?
O Nahe bei Manuel
E Nahe bei Sergio
T Nahe bei Wladimir, Sepp & Angela
S Nicht im Maracanã
Druck:
Zofinger Tagblatt AG
www.ztonline.ch
Imago (2), Getty Images (5), HO (3)
Kontakt:
[email protected]
Der Nachdruck von Fotos und
Artikeln aus The FIFA Weekly,
auch auszugsweise, ist nur mit
Genehmigung der Redaktion
und unter Quellenangabe
(The FIFA Weekly, © FIFA 2014)
erlaubt. Die Redaktion ist nicht
verpflichtet, unaufgefordert
eingesandte Manuskripte und Fotos
zu publizieren. Die FIFA und das
FIFA-Logo sind eingetragene
Warenzeichen. In der Schweiz
hergestellt und gedruckt.
Ansichten, die in The FIFA Weekly
zum Ausdruck gebracht werden,
entsprechen nicht unbedingt den
Ansichten der FIFA.
Das Lösungswort des Rätsel-Cups aus der Vorwoche lautet: KICK
Ausführliche Erklärungen auf www.fifa.com/theweekly
Inspiration und Umsetzung: cus
Bitte senden Sie das Lösungswort bis Mittwoch, 30. Juli 2014, an die E-Mail-Adresse [email protected]
Die korrekten Lösungen für alle seit dem 13. Juni 2014 erschienenen Rätsel nehmen im Januar 2015 an der Verlosung
einer Reise für zwei Personen zum FIFA Ballon d’Or am 12. Januar 2015 teil.
Vor Einsendung der Antworten müssen die Teilnehmenden die Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels sowie die Regeln
zur Kenntnis nehmen und akzeptieren, die unter folgendem Link zu finden sind:
http://de.fifa.com/mm/document/af-magazine/fifaweekly/02/20/51/99/de_rules_20140613_german_german.pdf
T H E F I FA W E E K LY
39
F R A G E N S I E T H E W E E K LY
UMFR AGE DER WOCHE
Kann sich
James Rodríguez
bei Real Madrid
durchsetzen?
War Nicola Rizzoli der
erste Italiener, der ein
WM-Finale leitete?
Bernd Sorg, Düsseldorf
Nein – zum dritten Mal kam
in einem WM-Endspiel ein
italienischer Referee zum
Zug – nach Sergio Gonella
(1978) und Pierluigi Collina
(2002). Damit belegt Italien in
der ewigen Final-Rangliste
den zweiten Platz – hinter
England, das schon viermal in
einem Endspiel den Referee
stellte. Je zweimal waren
ausserdem Brasilien und
Frankreich durch den Regelwächter im Spiel der Spiele
vertreten. (thr)
Er führte Kolumbien ins Viertelfinale
und wurde mit sechs Treffern
WM-Torschützenkönig. Nun wechselt
James Rodríguez von Monaco zu
den Königlichen. Kann der 23-Jährige
in Madrid bestehen? Stimmen Sie
ab unter www.fifa.com/newscenter
ERGEBNIS DER LETZTEN WOCHE
WM 2014: Welcher Fussball-Stil hat Ihnen am besten gefallen?
42% � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Deutschland
33% � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Niederlande
17% � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Anderes Team
8% � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Costa Rica
Z AHLEN DER WOCHE
einen Torhüter handelt.
4
titels in ihrem Land feiern: In Bangla­desch hat sich
Tor. Der 26-Jährige hält damit
Nachdem Ademilson im
Sheikh Jamal Dhanmondi den zweiten Titel gesichert.
den Rekord an diesem Turnier.
Strafraum von Avine zu Fall
Der FC Tafea hat zum zweiten Mal in Folge die
Am besten in Erinnerung bleibt
gebracht worden war, verliess
Meisterschaft in Vanuatu gewonnen. Im Gran Final
Benzemas allerletzter Schuss: In
der Elfmeterspezialist das Tor
der Liga Mayor in der Dominikanischen Republik
der Nachspielzeit des Viertelfinales
und drosch den Ball unhalt-
gewann Moca zum dritten Mal den Titel. Und in Laos
scheiterte er an Deutschlands Torhüter
bar in den linken Winkel.
konnte Hoang Anh Attapeu den Triumph bejubeln.
Manuel Neuer aus kurzer Distanz.
41
Jahre war Rogério Ceni alt,
als er in dieser Woche für den
FC São Paulo gegen Bahia
einen Treffer erzielte. Dies ist
umso beeindruckender, da es
sich bei dem Brasilianer um
25
-mal schoss der Franzose Karim
Benzema während der WM in
Teams konnten in den Tagen den Gewinn des Meister-
Brasilien auf das gegnerische
Getty Images (3), Pedro Castillo / Real Madrid via Getty Images, HO
0% � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Nigeria