Wohnungsmarktbericht Langenhagen - Teil 1
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Wohnungsmarktbericht Langenhagen - Teil 1
WOHNUNGSMARKTBEOBACHTUNG 2010|2011 LANGENHAGEN DEZEMBER 2011 Seite 2 von 48 Kurzübersicht wohnungswirtschaftlicher Strukturdaten Bevölkerung in Langenhagen1 2008 2009 Einwohnerzahl 51.691 51.982 Anzahl der Haushalte 26.406 26.622 175 442 -162 -161 10.999 11.155 2.829 2.829 37.406 37.629 106,8 107,2 151 EUR 160EUR Einfamilien- und Zweifamilienhäuserpreis je qm3 1.349 EUR 1.252EUR Mehrfamilienhäuserpreis je qm3 1.493 EUR 1.445 EUR Wohnungskaltmiete je qm3 5, 77 EUR 5,95 EUR 26.230 26.308 9.698 9.776 16.757 16.795 Wohnungsbaufertigstellungen 142 77 Wohnungsbaugenehmigungen 142 97 -367 -2.204 Wanderungssaldo Geburtensaldo Anzahl Einpersonenhaushalte Anzahl Mehrpersonenhaushalte (4 und mehr Personen) Haushaltskaufkraft Prognose Preisentwicklung in Langenhagen Verbraucherpreise1 (2005 = 100) 1 durchschnittlicher Bodenrichtwert (Wohnen)2 Wohnungsmarkt in Langenhagen1 Wohnungsbestand (insgesamt) Wohnungen in Einfamilienhäusern Wohnungen in Mehrfamilienhäusern Wohnungsbauüberhang 1 Datengrundlage NBank 2011 und LSKN 2011 Stadt Langenhagen 3 empirica-Preisdatenbank (IDN ImmoDaten GmbH) 2 Seite 3 von 48 Inhalt Vorwort............................................................................................................................................. 5 Zusammenfassung............................................................................................................................ 6 1. Wohnungsmarkt in Niedersachsen .......................................................................................... 8 1.1 Trends auf dem niedersächsischen Wohnungsmarkt......................................................... 8 1.2 Determinanten der Wohnungsnachfrage ......................................................................... 10 2. Wohnraumbedarf.................................................................................................................... 13 2.1 Bevölkerungsentwicklung ................................................................................................. 13 2.2 Wanderungen .................................................................................................................... 15 2.3 Entwicklung der Haushaltszahlen .................................................................................... 16 3. Wohnraumnachfrage .............................................................................................................. 17 3.1 Baukosten und Hypothekenzinsen ................................................................................... 17 3.2 Entwicklungen am Arbeitsmarkt ....................................................................................... 18 3.3 Entwicklung der Einkommen ............................................................................................ 20 4. Wohnraumangebot ................................................................................................................. 21 4.1 Gebäude- und Wohnungsbestand.................................................................................... 21 4.2 Bautätigkeit ........................................................................................................................ 23 4.3 Wohnungsraumleerstände ................................................................................................ 25 5. Bauland- und Immobilienpreise ............................................................................................. 26 5.1 Baulandpreise .................................................................................................................... 27 5.2 Wohnungsmieten .............................................................................................................. 28 5.3 Preise Wohneigentum ....................................................................................................... 29 6. Wohnungsmarktspezifische Aussagen für Langenhagen....................................................... 31 6.1 Stadtstrukturelle Rahmenbedingungen und Kriterien im Wohnungsbau ........................ 31 6.2 Handlungsschwerpunkt im Bestand ................................................................................. 33 6.3 Handlungsoptionen für Wohnungsneubauprojekte......................................................... 37 6.4 Strategie - Wohnraumversorgungskonzept ...................................................................... 39 Verzeichnis Abbildungen und Tabellen........................................................................................ 40 Glossar............................................................................................................................................ 41 Quellen........................................................................................................................................... 43 Anhang 1 ........................................................................................................................................ 45 Anhang 2 ........................................................................................................................................ 46 Seite 4 von 48 Vorwort Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser, mit freundlicher Unterstützung der NBank haben wir nun den ersten Wohnungsmarktbericht für Langenhagen erstellt. Gemeinsam mit dem Wittlager Land ist Langenhagen Pilotprojekt für die Einführung einer Kommunalen Wohnungsmarktbeobachtung – kurz KomWoB – in Niedersachsen. Friedhelm Fischer Der Wohnungsmarktbericht soll nun in regelmäßigen Abständen über die Trends auf dem Langenhagener Wohnungsmarkt informieren. Hier können Sie nachlesen, wie sich die Bevölkerung in Langenhagen entwickelt, sich die Bodenpreise für Wohnbauland sowie die Miet- und Kaufpreise für Wohnungen verändern und welche Strategien die Stadt Langenhagen im Wohnungswesen verfolgt. Wir wünschen Ihnen viel Freude mit dem Wohnungsmarktbericht und hoffen, dass er in Ihrer einen oder anderen Entscheidungsfindung behilflich ist. Verbesserungsvorschläge nimmt die Verwaltung dankend auf. Carsten Hettwer Friedhelm Fischer Carsten Hettwer Bürgermeister Stadtbaurat Seite 5 von 48 Zusammenfassung Die in diesem Wohnungsmarktbericht ausgewerteten Daten sind Zahlen des Landesbetriebes für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen (LSKN), die u.a. jährlich von der Stadt Langenhagen dem LSKN zur Verfügung gestellt werden. Die Erhebungen für Wohngebäude beziehen sich dabei auf das Jahr 2009, da die aktuelleren Daten aus 2010 bzw. 2011 zum Zeitpunkt der Berichterstattung noch nicht vorlagen. Um eine bessere Vergleichbarkeit zu den sonstigen erhobenen Daten herzustellen, wurde deshalb die Wohnungsmarktanalyse und Auswertung bis einschließlich zum Jahr 2009 durchgeführt (Kapitel 2 bis 5).Insgesamt sind der Wohnraumbedarf (Bevölkerungsentwicklung, Wanderungen, Haushalte), die Wohnraumnachfrage (Baukosten, Arbeitsmarkt, Einkommensentwicklung), das Wohnraumangebot (Wohnungsbestand, Bautätigkeit, Leerstände) sowie die Bauland- und Immobilienpreise für Langenhagen untersucht worden. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse werden in Kapitel 6 spezifische Handlungsfelder für den Wohnungsmarkt in Langenhagen benannt, die z.T. um wohnungsmarktrelevante Aussagen aus dem Klimaschutz-Aktionsprogramm2020 (KAP)und Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes Langenhagen 2025 (ISEK)ergänzt werden. So ist beispielsweise im KAP die Initiierung der Initiative „Wohnen mit Zukunft“ vorgesehen und im ISEK ein Wohnraumversorgungskonzept. Weiterführende Informationen sind den jeweiligen Konzepten zu entnehmen, die im Online-Portal des Rats- und Bürgerinformationssystems der Stadt Langenhagen abrufbar sind. Im niedersächsischen Vergleich gehört Langenhagen zu den Kommunen, die von der unmittelbaren Nähe zur Großstadt profitieren und der Wohnungsmarkt verhältnismäßig hochpreisig und bedarfsgerechter Wohnraum knapp ist. Durch folgende Merkmale zeichnet sich der Langenhagener Wohnungsmarkt aus: Die Bevölkerung altert zunehmend, wobei auch die für den Wohnungsmarkt interessante Altersgruppe der 30 bis 45-Jährigen rückläufig ist. Langenhagen wächst trotz Geburtenrückgang durch regionale Wanderungsbewegungen, was insbesondere auf die Neubaugebiete Dorfstraße und Weiherfeld zurückzuführen ist. Zum einen sind es Singles, Paare ohne Kinder und zum anderen die Familiengründer bzw. junge Familien, die aus Hannover und Umland nach Langenhagen gezogen sind. Die Anzahl der Haushalte steigt kontinuierlich an, die Größe jedoch sinkt auf durchschnittlich 1- bis 2-Personenhaushalte. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist progressiv. 23.752 Beschäftigte arbeiten, aber wohnen nicht Langenhagen – es besteht ein Pendlerüberschuss. Die Haushaltskaufkraft ist in Langenhagen relativ hoch. In Langenhagen werden mehr Einfamilien- als Mehrfamilienhäuser nachgefragt. Der Bestand von 4-Raum-Wohnungen macht mit über 9.000 Wohneinheiten von insgesamt 26.308 Wohnungen den größten Anteil auf dem Langenhagener Wohnungsmarkt aus. Ein Großteil der Wohnungen ist in den 1950er bis 1970er Jahren und nach der Wende entstanden. Statt Wohnungsleerstände weist Langenhagen ein Wohnungsdefizit von über 2.000 Wohneinheiten auf. Der Bodenrichtwert ist mit 157 €/qm für baureifes Wohnbauland relativ hoch und liegt damit über dem niedersächsischen Durchschnitt bzw. entspricht in etwa dem für einfache Lagen in der Landeshauptstadt Hannover. Äquivalent fallen die Wohnungsmieten und Immobilienpreise in Langenhagen hochpreisig aus. Kapitalmarktbedingungen für Investitionsanreize in den Immobilienmarkt sind günstig. Seite 6 von 48 Die zukünftige Wohnungsbaunachfrage konzentriert sich auf zentrale Standorte. Diese Erkenntnisse offerieren für den Langenhagener Wohnungsmarkt Handlungsfelder im Geschoss- und Einfamilienhausbau, die sich vornehmlich auf die Sicherung des Bestandes durch Aufwertung des Wohnumfeldes, bauliche Modernisierung, städtebauliche wie strukturelle Neuordnung und Ergänzung konzentrieren sollte. Zudem sind maßvolle Siedlungserweiterungen im Zentrum der jeweiligen Ortsteile und der Kernstadt vorgesehen, die den gewünschten Wohnbedarf decken können, um letztendlich auch einen Teil der über 23.000 Einpendler für die Stadt Langenhagen zu gewinnen. Gelingt es Langenhagen nicht, die Bevölkerung zu stabilisieren, werden bei einer Bevölkerungsabnahme die Infrastrukturkosten pro Kopf steigen. Seite 7 von 48 1. Wohnungsmarkt in Niedersachsen Um die Situation des Wohnungsmarktes in Langenhagen im niedersächsischen Kontext einzuordnen, werden zunächst allgemeine Trends und Prognosen für den niedersächsischen Wohnungsmarkt dargestellt (Kapitel 1.1) und anschließend in einem Exkurs die aktuellen Einflussfaktoren auf die Wohnungsnachfrage erläutert (Kapitel 1.2). Am Ende des Berichtes ist festzustellen, dass der Langenhagener Wohnungsmarkt im niedersächsischen Vergleich überdurchschnittlich attraktiv ist. 1.1 Trends auf dem niedersächsischen Wohnungsmarkt Die NBank - die sich als Investitions- und Förderbank Niedersachsens seit Jahrzehnten mit dem regionalen Wohnungsmarkt in Niedersachsen beschäftigt - hat aktuell einen Wohnungsmarktbericht für 2010/2011 herausgegeben. Neben aktuellen Trends auf dem Wohnungsmarkt hinsichtlich Preise, Wohnungsangebote, Wohnstandorte und Haushalte, wurden erstmals Aussagen zur Wohnungsmarktentwicklung bis zum Jahr 2030 getroffen. Aktueller Trend Im Raum Hannover stieg die Anzahl der Haushalte in den letzten zehn Jahren stärker als die der Wohnungen4. Im Jahr 2009 gab es in Niedersachsen anderthalb mal so viele Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern als in Mehrfamilienhäusern5. Während die Nettokaltmieten in peripheren Lagen stabil blieben bzw. teilweise gesunken sind, ziehen die Preise in den Regionen von Großstädten sukzessive an6. Insgesamt sind die Eigenheimpreise in Niedersachsen gesunken. Eine Wertsteigerung wurde lediglich in Wolfsburg, Wilhelmshaven und Osnabrück beobachtet7. Nach wie vor liegen nur etwa ein Viertel der gesamten Reserveflächen für den Wohnungsbau in bebauten Ortsteilen bzw. in Baulücken. Brachflächen wurden kaum für Wohnzwecke wieder genutzt8. Der Wohnungsbau findet zunehmend im Bestand und nicht in neu erschlossenen Gebieten statt9. Große Wohnungsbauunternehmen investieren verstärkt in die energetische und optische Sanierung sowie in die Erhöhung der Wohnstandards10. Insgesamt werden günstige Einfamilienhäusern in einfachen Lagen und klassische Mehrfamilienhäuser in mittleren Wohnlagen nachgefragt. Insbesondere im verdichteten Umland liegt das Augenmerk vermehrt auf hochwertige Ein- und Mehrfamilienhäuser in bevorzugter Wohnlage11. Mieterhaushalte zeigen eine größere Bereitschaft umzuziehen, als Wohnungseigentümer. Wobei die jüngeren Haushalte mobiler sind als die älteren, die ihre Wohnsituation beibehalten möchten12. Der Hypothekenzinssatz ist nur leicht progressiv, aber nach wie günstig für Investitionen13. 4 vgl. NBank [Hrsg.] 2010: 7 vgl. NBank [Hrsg.] 2010: 9 6 vgl. NBank [Hrsg.] 2010: 14 7 vgl. NBank [Hrsg.] 2010: 18 8 vgl. NBank [Hrsg.] 2010: 7 9 vgl. NBank [Hrsg.] 2010: 22 10 vgl. NBank [Hrsg.] 2010: 23 11 vgl. NBank [Hrsg.] 2010: 25 12 vgl. NBank Hrsg.] 2010: 26 13 vgl. NBank [Hrsg.] 2010: 6 5 Seite 8 von 48 In Niedersachsen liegen die Bodenrichtwerte durchschnittlich bei 77 €/qm für baureifes Wohnbauland. Im Umland von Großstädten wie Bremen, Hamburg und Hannover liegen die Bodenrichtwerte zum Teil bei über 150 €/qm14. Wohnungsmarktprognose 2030 Bevölkerungsrückgang könnte durch die Altersstruktur der Zu- und Fortzüge beschleunigt werden15. Die Entwicklung der Haushaltszahlen in Niedersachsen wird die für den Immobilienerwerb relevante Altersgruppe der 30-45-Jährigen viel schwächer besetzt sein als heute16. Die Gruppe der 60- bis 75-Jährigen, die insbesondere für die Bildung kleiner Haushalte relevante sind, wird sehr stark anwachsen17. In Westniedersachsen, im südlichen Hamburger Umland sowie in und um Hannover ist von einer steigenden Anzahl der Haushalte und damit steigendem Wohnungsbedarf auszugehen18. Insgesamt ist für Niedersachsen bis zum Jahr 2030 von einem Mehrbedarf von 121.000 Wohneinheiten in Ein- und Zweifamilienhäusern und 151.000 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern auszugehen19. In peripheren Lagen drohen Leerstände mit 118.000 Wohneinheiten in Ein- und Zweifamilienhauswohnungen und 44.000 Überhängen in Geschosswohnungen20. Im bundesweiten Vergleich wird für Niedersachsen eine leicht überdurchschnittliche Erwerbstätigenentwicklung prognostiziert21. Der wirtschaftliche Strukturwandel wird fortgesetzt. Während mit einem Rückgang der Arbeitsplätze in einfachen Produktionen, in der Landwirtschaft und im öffentlichen Sektor zu rechnen ist, entsteht ein zusätzlicher Arbeitskräftebedarf in den wissensorientierten Dienstleistungen sowie im Sozial- und Gesundheitsbereich22. 14 vgl. NBank [Hrsg.] 2010: 15 vgl. NBank [Hrsg.] 2010: 8 16 vgl. NBank [Hrsg.] 2010: 8 17 vgl. NBank [Hrsg.] 2010: 8 18 vgl. NBank [Hrsg.] 2010: 20 19 vgl. NBank [Hrsg.] 2010: 9 20 vgl. NBank [Hrsg.] 2010: 9 21 vgl. NBank [Hrsg.] 2010: 9 22 vgl. NBank [Hrsg.] 2010: 9 15 Seite 9 von 48 1.2 Determinanten der Wohnungsnachfrage Die Wohnungsnachfrage wird neben dem Einkommen insbesondere von den Präferenzen der unterschiedlichen Lebensstile und -phasen determiniert. Aus dem verallgemeinert dargestellten Nachfragemuster je nach Lebenszyklus in Tabelle 1geht hervor, dass die für den Wohnungsmarkt interessanteste Bevölkerungsgruppe, die der 30 bis 44-Jährigen ist. Diese überwiegend konsolidierte Bevölkerungsgruppe, z.T. bestehend aus jungen Familien, Singles sowie kinderlosen Paaren haben höhere Ansprüche an ihren Wohnraum und setzen verstärkt auf Eigentumsbildung zum Zwecke der Wohnraum- und Wohnstandortoptimierung. Dabei besteht eine signifikante Nachfrage auf jeder der Teilmärkte - ob im Geschosswohnungsbau oder Einfamilienhaus. Die Bevölkerungsgruppe der 18- bis 29-Jährigen befinden sich i.d.R. in der Lebensphase, in der der erste Haushalt für Ausbildung, Berufseinstieg oder Familie gegründet wird. So orientiert sich die Nachfrage entsprechend an kleinerem bezahlbaren Wohnraum. In einer späteren Lebensphase ab 75 Jahre – steigt indes die Nachfrage nach einem altersgerechten eigenem Wohnsitz in Kombination mit Pflegeeinrichtungen23. Tabelle 1: Wohnungsnachfragemuster nach Lebensphasen Altersphase Lebenszyklus Nachfragemuster 0 bis 17 Jahre Kinder und Jugendliche Keine Nachfrage zum überwiegenden Teil im Elternhaus lebend 18 bis 29 Jahre Junge Erwachsene Starke Nachfrage Haushaltsgründung für Ausbildung und Berufseinstieg, schwerpunktmäßig nach kleineren Wohnungen im unteren Preissegment beginnende Familiengründung 30 bis 44 Jahre Junge Familien, Singles, kinderlose Paare und weitere sogenannte neue Haushalte Hohe Nachfrage mit steigenden Ansprüchen an Wohnraum Wohnraum- und Wohnstandortoptimierung verstärkte Eigentumsbildung Nachfrage auf allen Teilmärkten 45 bis 59 Jahre 60 bis 74 Jahre Stabile Lebensphase Geringe Nachfrage i.d.R kein Wohnungswechsel geringe Mobilität und Nachfrageentwicklung Ruhestandsphase Geringe Nachfrage ggf. Wahl eines Alterswohnsitzes Ruhestandsmobilität in geringem Umfang aber Nachfragepotentiale bei entsprechender Angebotsausweitung 75+ Jahre Verstärkt altersbedingter Wohnortwechsel gesteigerte Nachfrage Umzug in altengerechte Wohnungen oder Pflegeeinrichtungen bzw. Umzug in den Haushalt der Kinder schwerpunktmäßig nach altengerechten Wohnformen Quelle: Stadt Langenhagen nach LTS [Hrsg.] 2005: 15 Wie sich die Lebensphasen speziell auf den Wohnungsmarkt auswirken, damit hat sich GEWOS 2008 im Auftrag der NBank und dem Verband der Wohnungswirtschaft in Niedersachsen und Bremen in einer Pilotstudie‚ Wohnstiltypen in Niedersachsen und Bremen’ befasst. Auf Basis repräsentativer Umfragen wurden wesentliche Erkenntnisse zu Wohnwünschen, Umzugsbereitschaft, Interesse und Planung bei Eigentumsbildung, Gebäude-, Baustil-, Ausstattungs- und Lagepräferenzen gewonnen. Wie hoch die Motivation der jeweiligen Haushaltstypen in Niedersachsen ist, ihre Wohnsituation zu ändern, Eigentum zu bilden und in die Stadt bzw. innerhalb der Stadt oder gar ins Umland umzuziehen, das geht aus der Zusammenfassung in Tabelle 2 hervor. Wie in Kapitel 1.1 bereits erwähnt, haben die Umfragen bestätigt, dass Haushalte die zur Miete wohnen - wie Starterhaushalte, Singles und Familien - die größere Bereitschaft zeigen umzuzie23 vgl. LTS [Hrsg.] 2005: 14f Seite 10 von 48 hen als Eigentümer. Zudem wollen die meisten dann auch wieder in eine Mietwohnung ziehen. Häufig weil das notwendige Eigenkapital fehlt, aber auch die Arbeitsplatzsicherheit z.T. nicht gegeben ist. Die über 50-Jährigen, die so genannten Best-Ager, zeigen aufgrund ihrer Finanzkraft signifikante Tendenzen zur Eigentumsbildung bzw. wenn sie sich vom alten Eigentum trennen, wieder in ein neues Eigenheim zu investieren. Die Generation über 65 Jahre möchte an ihrer Wohnsituation überwiegend gar nichts ändern, obwohl ihre Wohnungen und Häuser nicht altengerecht sind. Wenn diese Generation allerdings umzieht bzw. altersbedingt umziehen muss, dann vorzugsweise in die Eigentums- bzw. Genossenschaftswohnung, die altersgerecht ausgebaut ist. Aber auch die Single- und Starterhaushalte zeigen Tendenzen zum Genossenschaftswohnen, wobei die Standortwahl beider Haushaltstypen konträr ist. Die Singles wohnen lieber wie die Best-Ager und die Generation 65 plus in der Stadt, als am Stadtrand oder gar im Umland. Der Stadtrand wird insbesondere von Familiengründer und Familien als Wohnstandort bevorzugt24. Genossenschaftswohnungen Stadt, zentrumsnah Singles 25-40 J. Familiengründer Best-Ager Familien Generation 65+ Stadtumland Altengerechtes Wohnen Stadt, Stadtrand Mietwohnung Stadt, aber nicht zentrumsnah Eigentumsbildung Starter-HH Haushaltstyp Genug Eigenkapital? Umzugsbereitschaft Tabelle 2: Umzugsmotivation und Eigentumserwerb nach Haushaltstypen < 10 % Zustimmung < 10 % ≤ 25 % Zustimmung > 25 % ≤ 50 % Zustimmung < 50 % Zustimmung Quelle: Stadt Langenhagen nach NBank und vdw [Hrsg.] 2008 Wenn die Entscheidung getroffen wurde, ob und wohin ein Umzug vollzogen wird, dann ist und bleibt das klassische Einfamilienhaus einer der beliebtesten Wohnformen. Nur 24 Prozent der befragten Haushalte ziehen das Mehrfamilienhaus vor. Des Weiteren möchten die Haushalte eher in eine Bestandimmobilie als in den Neubau investieren (NBank und vdw [Hrsg.] 2008: 12f). Abbildung 1: Präferenzen Wohnumfeldfaktoren Abbildung 2: Präferenzen Ausstattungselemente Quelle: Stadt Langenhagen nach NBank und vdw [Hrsg.]: ]]3 24 NBank und vdw [Hrsg.] 2008: 2ff Seite 11 von 48 Bei beiden Wohnformen, ob Einfamilien- oder Mehrfamilienhaus, ist jedem der Haushaltstypen ein grünes Umfeld, eine solide Nachbarschaft, die Nähe zum ÖPNV und zu einem Versorger gleichermaßen wichtig (vgl. Abbildung 1). Die Ansprüche an Ausstattung und Haustyp differieren dagegen (vgl. Abbildung 2). Seite 12 von 48 2. Wohnraumbedarf Der Wohnraumbedarf wird durch die Bevölkerungsentwicklung und vor allem durch die Bevölkerungsstruktur (Kapitel 2.1) bestimmt. Weitere Nachfrageindikatoren sind die Wanderungsbewegungen (Kapitel 2.2) und die Entwicklung der Haushaltzahlen (Kapitel 2.3). Die genannten Indikatoren werden wiederum durch die Attraktivität des Wohnstandortes, die Art und Anzahl der Arbeitsplätze, die Lebenszyklen und -stile beeinflusst (vgl. Kapitel 1.2). 2.1 Bevölkerungsentwicklung Aktuell leben in Langenhagen 52.016 Einwohner. Insgesamt ist in Langenhagen ein Bevölkerungswachstum zu verzeichnen. Abbildung 3:Entwicklung Bevölkerungsstruktur 2000 bis 2009 100% 75 und älter 90% 60 bis 74 Jahre 80% 70% 45 bis 59 Jahre 60% 50% 30 bis 44 Jahre 40% 30% 18 bis 29 Jahre 20% 10% 0% 2000 0 bis 17 Jahre 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Quelle: Stadt Langenhagen nach LSKN 2009 Wie in anderen Kommunen, ist in Langenhagen - wenn auch nur leicht - ein Rückgang der Bevölkerung zwischen 30 und 44 Jahren zu beobachten (vgl. Abbildung 3). Wie in Kapitel 1.2 erläutert, ist dies die Bevölkerungsgruppe, die aufgrund ihrer konsolidierten Stellung in der Gesellschaft, am stärksten am Wohnungsmarkt – Eigentumsbildung auf allen Teilmärkten – interessiert ist. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen sowie der 18- bis 29-Jährigen bleibt hingegen nahezu konstant. Letztere sind aufgrund des i.d.R. geringen Einkommens überwiegend an kleinerem und preiswertem Wohnraum interessiert. Gleichzeitig nimmt die Altersgruppe der 45- bis 59Jährigen und auch die der über 75-jährigen stetig zu und damit der altengerechte Wohnbedarf in zentralen Lagen Langenhagens. Seite 13 von 48 Abbildung 4: Natürliche Bevölkerungsentwicklung 2000 bis 2009 700 600 500 400 300 200 100 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Geborene 2006 2007 2008 2009 Gestorbene Quelle: Stadt Langenhagen nach LSKN 2009 In Langenhagen ist die Sterberate höher als die Geburtenrate. Die Geburtenrate ist im Vergleich zum Basisjahr um 17 % zurückgegangen. Damit ist seit 2000 pro Jahr ein Geburtendefizit von durchschnittlich 127 Einwohnern zu beobachten. Im Jahr 2009 liegt Langenhagen mit einer Geburtenkennziffer von 7,7 unter dem landesweiten Durchschnitt von 8,1. Abbildung 5: Bevölkerungsstruktur 2007 im Vergleich zu 2032 Zudem wird in Zukunft der Frauenanteil im gebärfähigen Alter zurückgehen (vgl. Abbildung 5). Das heißt auch, dass die Anzahl der Kinder und Jugendlichen zurück gehen wird und damit auch die Nachfrage nach adäquaten Infrastrukturmaßnahmen. Beispielsweise werden vorhandene Betreuungsangebote, Schulen und Spielplätze sowie Jugendtreffs untergenutzt sein. Im Neubaugebiet Weiherfeld wurde diese Entwicklungstendenz bereits berücksichtigt. Eine ebenerdige Kindertagesstätte kann zukünftig als Begegnungsstätte für die Generation 65 plus genutzt werden. Solche generationenübergreifenden Modelle müssen auch weiterhin bei der Planung Berücksichtigung finden. Quelle: Stadt Langenhagen nach LSKN 2009 Seite 14 von 48 2.2 Wanderungen Insgesamt sind seit dem Basisjahr 2000 fortwährend mehr Zuzüge als Fortzüge festgestellt worden. Die Stadt Langenhagen profitiert seit 2000 von regionalen Wanderungsbewegungen mit einem durchschnittlich positiven Wanderungssaldo von 393 Migranten jährlich. Die MigrationsMotive können unterschiedlich sein und in einem weiteren Untersuchungsschritt – voraussichtlich im nächsten Wohnungsmarktbericht – durch eine Haushaltsbefragung ermittelt werden. Abbildung 6: Wanderungsbewegungen 2000 bis 2009 3.400 3.200 3.000 2.800 2.600 2.400 2.200 2.000 2000 2001 2002 Zuzüge gesamt 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Fortzüge gesamt Quelle: Stadt Langenhagen nach LSKN 2009 Die Abbildung 7 gibt Aufschluss darüber, welche Haushalte den größten Anteil der Zu- bzw. Fortzüge ausmachen. So ist seit dem Basisjahr 2000 zu beobachten, dass die Zuzüge der 31- bis 50- jährigen (Familien, Singles und kinderlose Paare) und auch der 26- bis 30-Jährigen (Gründerhaushalte) zum Teil deutlich überwiegen. Die Bevölkerungsgruppe der über 51-Jährigen (Best-Ager) hingegen, zeigt mehr Ab- als Zuwanderungstendenzen. Das zeigt, dass der Wohnungsmarkt der Stadt Langenhagen insbesondere für die jüngere Bevölkerung, aber auch für die Gründerhaushalte sehr attraktiv sein muss. Diese Entwicklung Abbildung 7: Altersspezifische Wanderungsbewegungen 2000 bis 2009 lässt Rückschlüsse auf ein mögliches Wanderungsmotiv zu, die durch eine Auswertung der Herkunftsorte der Zugewanderten unterstützt wird. Die Zuzüge, die zum Großteil aus Hannover und Umgebung herkommen, sind dem auf Familien ausgerichtete Neubaugebiet Weiherfeld geschuldet und dem großzügiger geplantem Neubaugebiet Dorfstraße, das vermutlich für die Bevölkerungsgruppe mit WohnraumoptimieQuelle: Stadt Langenhagen nach LSKN 2009 rungsbedarf in Fragekommt. Seite 15 von 48 2.3 Entwicklung der Haushaltszahlen Die Haushaltsgrößen sind seit 2000 auf 1- bis 2-Personenhaushalte geschrumpft. Das bedeutet, dass die Haushalte zwar kleiner, aber die Anzahl der Haushalte aufgrund der positiven Bevölkerungsentwicklung (vgl. Abbildung 3) größer werden. Abbildung 8: Entwicklung der Haushaltsgrößen 2000 bis 2009 Haushaltsgröß e 2,10 2,09 2,07 2,08 2,06 2,06 2,04 2,03 2,04 2,02 2,00 1,98 1,98 1,97 1,96 1,96 1,96 1,95 2008 2009 1,94 1,92 1,90 1,88 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Quelle: Stadt Langenhagen nach LSKN 2009 2009 leben in Langenhagen insgesamt 26.622 Privathaushalte. Dabei ist seit 2000einTrend zu beobachten, in dem die Anzahl der 1- und2-Personenhaushalte signifikant zunimmt. Die 3- und 4-Personenhaushalte nehmen seit 2000 jährlich um etwa 40 bzw. 50 Haushalte ab. Die Entwicklung der Fünfpersonenhaushalte und mehr bleiben bis 2009 nahezu konstant. Insgesamt werdend die Haushalte in Langenhagen kleiner aber die Anzahl der Haushalte größer (vgl. Abbildung 9). Abbildung 9: Entwicklung der Haushaltsgrößen nach Personenanzahl 2000 bis 2009 30.000 27.500 25.000 22.500 20.000 17.500 15.000 12.500 10.000 7.500 5.000 2.500 0 2000 2001 2002 PvH in Einpersonen-HH PvH in 4-Personen-HH 2003 2004 2005 2006 PvH in 2-Personen-HH PvH mit 5 und mehr Personen 2007 2008 2009 PvH in 3-Personen-HH Quelle: Stadt Langenhagen nach LSKN 2009 Seite 16 von 48 3. Wohnraumnachfrage In diesem Kapitel werden wesentliche Indikatoren für die Wohnraumnachfrage in Langenhagen analysiert und eine Trendfortschreibung generiert. Zu diesen Einflussfaktoren zählen die Baukosten und Hypothekenzinsen (Kapitel 3.1), die Entwicklungen am Arbeitsmarkt (Kapitel 3.2) und der Einkommen (Kapitel 3.3). 3.1 Baukosten und Hypothekenzinsen Als Hypothekenzinsen werden die Zinsen bezeichnet, die anfallen, wenn ein Hypothekendarlehen bei der Bank aufgenommen wird. Je geringer die Zinsen, desto eher die Bereitschaft der Darlehensnehmer eine Hypothek aufzunehmen. 2009 sind die Hypothekenkonditionen relativ günstig. Der Zins liegt bei einer Laufzeit von zehn Jahren - nach einem leichten Aufwärtstrend in den Jahren 2007 und 2008 – bei knapp vier Prozent. Aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (Inflation, Erhöhung Leitzins) ist davon auszugehen, dass sich der Hypothekenzinssatz in den nächsten Jahren erhöht und die Investitionsbereitschaft für Immobilien sukzessive sinkt. Abbildung 10: Entwicklung der Hypothekenzinsen 2003 bis 2009 in Niedersachsen 2009 4,0% 2008 5,2% 2007 5,2% 2006 4,2% 2005 3,8% 4,1% 2004 2003 0% 4,4% 1% 2% 3% 4% 5% 6% Quelle: Bundesbank 2009 Seite 17 von 48 3.2 Entwicklungen am Arbeitsmarkt Für die Entwicklung des Wohnungsmarktes ist auch die Situation des lokalen Arbeitsmarktes ganz entscheidend. Die Nachfrage nach Wohnraum wird maßgeblich durch die Validität des Wirtschaftsstandortes und die Wirtschaftsschwerpunkte bestimmt. Ein Rückgang des Arbeitsplatzangebotes zieht i.d.R. eine Abwanderung der potentiellen Arbeitskräfte und damit der potentiellen Wohnungsmieter bzw. -käufer nach sich. Zudem muss eine Stadt, die überwiegend dienstleistungsorientierte Arbeitsplätze anbietet, einen anderen Wohnraumbedarf decken als eine durch Landwirtschaft oder durch verarbeitendes Gewerbe geprägte Kommune. Abbildung 11: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 2000 bis 2009 60.000 55.000 50.000 45.000 40.000 35.000 30.000 25.000 20.000 15.000 10.000 5.000 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, bei denen AO = WO Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.06. am Wohnort WO Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.06. am Arbeitsort AO Quelle: Stadt Langenhagen nach LSKN 2009 Der Arbeitsmarkt in Langenhagen entwickelt sich nach einer Depression in den Jahren 2004, 2005 und 2007progressiv. 2009 sind insgesamt 29.201 sozialversicherungspflichtig Erwerbstätige in Langenhagen beschäftigt. Langenhagen hat mit 23.752 Erwerbstätigen einen Pendlerüberschuss, denn nur 5.449 der vor Ort Beschäftigtenarbeiten und wohnen auch in Langenhagen. Durch Befragungen der Einpendler könnten die gewünschten Wohnformen sowie Ausstattungs- und Lagepräferenzen ermittelt werden. Abbildung 12: Ein- und Auspendler 2000 bis 2009 40.000 37.500 35.000 32.500 30.000 27.500 25.000 22.500 20.000 17.500 15.000 12.500 10.000 7.500 5.000 2.500 0 2000 2001 2002 2003 Einpendler 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Auspendler Quelle: Stadt Langenhagen nach LSKN 2009 Seite 18 von 48 Die Arbeitslosenzahlen entwickeln sich proportional zur Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und sind somit rezessiv. 2009 werden in Langenhagen etwa 2.212 arbeitslos gemeldet - 31 %in dieser Statistik sind langzeitarbeitslos. Abbildung 13: Arbeitslose 2000 bis 2009 4.000 3.750 3.500 3.250 3.000 2.750 2.500 2.250 2.000 1.750 1.500 1.250 1.000 750 500 250 0 2000 2001 2002 2003 Arbeitslose (Jahresdurchschnitt) 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Langzeitarbeitslose im 12 Monatsdurchschnitt Quelle: Stadt Langenhagen nach Agentur für Arbeit 2009 Seite 19 von 48 3.3 Entwicklung der Einkommen Statistisch gesehen erwirtschaftete jeder Haushalt in Langenhagen seit 2000 durchschnittlich 36.800 Euro im Jahr (Haushaltskaufkraft). Es ist davon auszugehen, dass sich das Einkommen weiterhin erhöht. 2009 steht den Haushalten ein durchschnittliches Einkommen von etwa 37.600 Euro für Konsumzwecke zur Verfügung. Das sind rund 1.600 Euro mehr als im Basisjahr (vgl. Abbildung 14). Damit liegt Langenhagen 2009 mit nur 750 Euro unter dem niedersächsischen Durchschnitt und mit 4.500 Euro deutlich über der durchschnittlichen Kaufkraft je Haushalt in Hannover. Abbildung 14: Haushaltskaufkraft 2000 bis 2009 39.000 € 38.000 € 37.000 € 36.000 € 35.000 € 34.000 € 33.000 € 32.000 € 31.000 € 30.000 € 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Quelle: Stadt Langenhagen nach LSKN 2009 Der Sozialindikator beschreibt den Anteil der Empfänger laufender Hilfe zum Lebensunterhalt außerhalb von Einrichtungen, der Leistungsberechtigten nach dem Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) und der Arbeitslosenhilfeempfänger an der Bevölkerung. Mit 9,1 Bedarfsgemeinschaften je 100 Haushalte liegt der Sozialindikator minimal über dem niedersächsischen Durchschnitt von 8,6. Es ist davon auszugehen, dass der Anteil dieser Bedarfsgemeinschaften geringfügig sinkt und damit die Sozialbelastung für die Stadt Langenhagen. Abbildung 15: Sozialindikator 2006 bis 2009 10, 0 9,0 8,0 7,0 6,0 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0 0,0 2006 2007 2008 2009 Quelle: Stadt Langenhagen nach LSKN 2009 Seite 20 von 48 4. Wohnraumangebot Die Untersuchung des Wohnraumangebotes in Langenhagen soll Aufschluss darüber geben, ob der vorhandene Wohnraum den Ansprüchen der gegenwärtigen und zukünftigen Nutzer entspricht und welcher Trend sich in der Wohnraumnachfrage in Zukunft abzeichnet. Hierfür werden Determinanten wie der Gebäude- und Wohnungsbestand (Kapitel 4.1), die Bautätigkeit (Kapitel 4.2)sowie die Wohnungsleerstände (Kapitel 4.3) erfasst und ausgewertet. 4.1 Gebäude- und Wohnungsbestand In Langenhagen sind bis zum Jahr 2009 insgesamt 26.308 Wohnungen erstellt worden. Aufgrund der Bautätigkeiten im Weiherfeld und in der Dorfstraße konnten seit 2000 1.605 Wohnungen realisiert werden. Abbildung 16: Entwicklung Wohnungsbestand 2000 bis 2009 26.500 26.000 25.500 25.000 24.500 24.000 23.500 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Quelle: Stadt Langenhagen nach LSKN 2009 In Langenhagen wird der Wohnungsmarkt von insgesamt 15.933 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern dominiert. Der Anteil der Wohnungen in Doppel- und Einfamilienhäusern liegt bei knapp 40 % des Wohnungsbestandes. Im Vergleich zum Basisjahr 2000 hat die Bautätigkeit im Einfamilienhausbau deutlich zugenommen. Während nur 539 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern entstanden sind, wurden über 1.000 Wohnungen in Einfamilienhäusern realisiert. Ein Effekt, der aus der Nachfrage nach Einfamilienhäusern im ursprünglich verdichtet geplanten Neubaugebiet Weiherfeld resultiert. Abbildung 17: Wohnungsbestand in Ein- und Mehrfamilienhäuser 2000 bis 2009 27.500 25.000 22.500 20.000 17.500 15.000 12.500 10.000 7.500 5.000 2.500 0 2000 2001 2002 in Einfamilienhäusern 2003 2004 2005 in Zweifamilienhäusern 2006 2007 2008 2009 in Mehrfamilienhäusern Quelle: Stadt Langenhagen nach LSKN 2009 Seite 21 von 48 In Langenhagen ist der Anteil der Wohnungen mit vier Räumen mit insgesamt 9.233 Wohneinheiten (WE) im Wohnungsbestand am größten. Danach folgen die 5-Raum-Wohnungen mit 5.609 WE und die 3-Raum-Wohnungen mit 5.279 WE im Wohnungsbestand. Mit 674 Wohnungen ist der Anteil der 1-Raum-Wohnungen am gesamten Wohnungsbestand am geringsten. Im Vergleich zum Basisjahr 2000 sind vermehrt Wohnungen mit fünf Räumen und mehr realisiert worden. Hier ergab sich eine durchschnittliche Zuwachsrate von zehn Prozent. Abbildung 18: Wohnungsbestand nach Anteil der Wohnräume 2000 bis 2009 28.500 27.000 25.500 24.000 22.500 21.000 19.500 18.000 16.500 15.000 13.500 12.000 10.500 9.000 7.500 6.000 4.500 3.000 1.500 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Wohnungen mit 1 Raum Wohnungen mit 2 Räumen Wohnungen mit 3 Räumen Wohnungen mit 5 Räumen Wohnungen mit 6 Räumen Wohnungen mit 7++ Räumen 2007 2008 2009 Wohnungen mit 4 Räumen Quelle: Stadt Langenhagen nach LSKN 2009 Ein Großteil der Wohnungsbestände in Langenhagen wurde in den 1950er bis 1970er und nach der Wende in den 1990er Jahren realisiert. Im Durchschnitt sind die Wohnungen etwa 42 Jahre alt und mit zwei Personen belegt. Abbildung 19: Baualter der Wohnungen im Wohnungsbestand 2009 35,0 30,0 25,0 20,0 15,0 10,0 5,0 0,0 vor 1900 19011918 19191948 19491957 19581968 19691978 19791987 19881998 19992008 ab 2009 Quelle: Stadt Langenhagen nach LSKN 2009 Seite 22 von 48 4.2 Bautätigkeit Für die Beobachtung der Wohnungsbautätigkeiten in Langenhagen werden die Anzahl der fertig gestellten Wohnungen und der Baugenehmigungen untersucht. In dem Zeitraum 2000 bis 2009 war das Jahr 2004 das wirksamste Jahr. Hier sind insgesamt 453 Wohnungen fertiggestellt worden. Das schwächste Jahr war 2003, in dem nur 16 Wohnungen realisiert werden konnten. Im Durchschnitt wurden in den letzten neun Jahren jährlich 173 WE fertig gestellt. Abbildung 20: Fertiggestellte Wohnungen 2000 bis 2009 500 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Quelle: Stadt Langenhagen nach LSKN 2009 Bei den Baufertigstellungen ist zu beobachten, dass die Nachfrage nach MFH und EFH/ZFH ganz unterschiedlich war. So wurden in den Jahren 2000, 2004 bis 2006 sowie 2009 vorzugsweise in die Fertigstellung von EFH/ZFH investiert und in den Jahren 2001, 2002, 2007 und 2008 in die Fertigstellung von MFH. Im Jahr 2009 wurden gar keine Fertigstellungen im MFH-Bau registriert. Abbildung 21: Anteil der EFH und MFH der fertig gestellten Wohnungen 2000 bis 2009 300 250 200 150 100 50 0 2000 2001 2002 2003 2004 Fertiggestellte Wohnungen in neuen EFH Fertiggestellte Wohnungen in neuen MFH 2005 2006 2007 2008 2009 Fertiggestellte Wohnungen in neuen ZFH Quelle: Stadt Langenhagen nach LSKN 2009 Seite 23 von 48 Im Jahr 2001, 2004 und 2006 wurden die meisten Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt. Im Untersuchungszeitraum von 2000 bis 2009 sind im Durchschnitt jährlich 182 Baugenehmigungen erteilt worden. Abbildung 22: Baugenehmigungen für Wohnungen 2000 bis 2009 350 300 250 200 150 100 50 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Quelle: Stadt Langenhagen nach LSKN 2009 Dabei wurden die Baugenehmigungen überwiegend für den Bau von Einfamilienhäusern(69 %) und nur zu geringem Anteil für den Bau von Wohnungen im Mehrfamilienhäuser (31 %) erteilt. Damit liegt Langenhagen im niedersächsischen Trend (vgl. Kapitel 1.1). Abbildung 23: Baugenehmigungen von Wohnungen in EFH/ZFH und MFH 2000 bis 2009 200 180 160 140 120 100 80 60 40 20 0 2000 2001 2002 2003 2004 Genehmigte Wohnungen in neuen EFH Genehmigte Wohnungen in neuen MFH 2005 2006 2007 2008 2009 Genehmigte Wohnungen in neuen ZFH Quelle: Stadt Langenhagen nach LSKN 2009 Seite 24 von 48 4.3 Wohnungsraumleerstände Auf der Grundlage von Befragungen25 in der Wohnungswirtschaft wurde ermittelt, dass in Langenhagen keine Leerstandsproblematik erkennbar ist. Im Gegenteil, die Stadt Langenhagen müsste etwa 8,4 % mehr Wohnungen vorhalten als im Bestand 2009 vorhandenen sind. In absoluten Zahlen entspricht das einem Wohnungsdefizit von etwa 2.204 Wohneinheiten. Auch in Zukunft ist mit einer Verknappung des Wohnraumes in Langenhagen zurechnen, was unweigerlich zu hohen Miet- und Kaufpreisen führen kann und Verdrängungsprozesse auslöst. 25 Aufschluss über die tatsächliche Leerstandssituation könnte eine Überprüfung der Nutzung von Stromzählern ergeben, die bei dem zuständigen Versorger erfragt und die Genehmigung beim jeweiligen Eigentümer eingeholt werden muss. Seite 25 von 48 5. Bauland- und Immobilienpreise Die Immobilienpreise für Wohnungsmieten und Wohnungseigentum beziehen sich auf die Auswertung des Grundstücksmarktberichtes, der jedes Jahr vom Gutachterausschuss für Grundstückswerte Hannover, einer Geschäftsstelle der Behörde für Geoinformation, Landentwicklung und Liegenschaften Hannover, herausgegeben wird. Die Preise wurden zum einen für die Landeshauptstadt Hannover (LHH) und zum anderen für die übrige Region gemittelt (vgl. Abbildung 24). Diese Herangehensweise ist sinnvoll, da die Immobilienpreise i.d.R. vom urbanen, verdichteten Raum ins weniger verdichtete, ländliche Umland sinken und ein Mittelwert der gesamten Region zu einer Verzerrung der Preise führen würde. Für Langenhagen wurden in dem Grundstücksmarktberichtexplizit keine Bauland- und Immobilienpreise erhoben. Die Kommune ist geografisch zwar in die Kategorie der übrigen Region einzuordnen, hat aber aufgrund der Funktion als Mittelzentrum mit oberzentraler Teilfunktion (Flughafen) und der damit verbundenen Wirtschaftskraft urbanen Charakter. Das wird auch anhand der relativ hohen Bodenrichtwerte deutlich, die sich denen der LHH nähern. Deshalb wird für die Ermittlung der Immobilienpreise Langenhagen zwischen denen der Landeshauptstadt und denen der übrigen Region gemittelt, so dass sich Orientierungswerte ergeben, die nach Lage und Ausstattung sowie individuellen Preisvorstellungen variieren. Bei den Baulandpreisen, die im Wesentlichen durch die Bodenrichtwerte für baureifes Wohnbauland bestimmt werden, konnte auf Erhebungen zurückgegriffen werden, die die Stadt Langenhagen jährlich durchführt. Abbildung 24: Städte und Gemeinden in der Region Hannover Quelle: Stadt Langenhagen nach Gutachterausschuss für Grundstückswerte Hannover [Hrsg.] 2010 Seite 26 von 48 5.1 Baulandpreise Die Bodenrichtwerte sind in Langenhagen in den letzten vier Jahren konstant geblieben. Zuvor unterlagen die Preise leichten Schwankungen. Der aktuelle Bodenrichtwert liegt bei 157 €/qm für baureifes Wohnbauland. Abbildung 25: Bodenrichtwerte für baureifes Wohnbauland 2000 bis 2009 Quelle: Stadt Langenhagen nach LSKN 2009 Er ist damit doppelt so hoch wie der niedersächsische Durchschnitt (77 € pro qm) und annährend so hoch wie in Hannover. Während die Bodenrichtwerte in der übrigen Region mit nur wenigen Ausnahmen (z.B. Laatzen, Isernhagen) unter 100 €/qm liegen, nähert sich Langenhagen mit fast 160 €/qm den Bodenrichtwerten der Stadt Hannover in einfacher Lage (150 bis 190€/qm)26. Abbildung 26: Bodenrichtwerte für baureifes Wohnbauland in der Region Hannover Quelle: Gutachterausschuss für Grundstückswerte Hannover [Hrsg.] 2010 26 vgl. Gutachterausschuss für Grundstückswerte Hannover [Hrsg.] 2010: 100 Seite 27 von 48 5.2 Wohnungsmieten Sowohl der genannte Grundstücksmarktbericht (vgl. auch Abbildung 27) als auch der Mietpreisspiegel, der erstmals2010 für Langenhagen herausgeben wurde, geben Aufschluss über die Wohnungsmieten in Langenhagen. Wie im Grundstücksmarktbericht ist im Mietspiegel Langenhagen die ortsübliche Vergleichsmiete nach Ausstattung, Bauperiode und Wohnungsgröße differenziert dargestellt. Abbildung 27: Normierte Wohnungsmieten in der Region Hannover | Bezugsjahr 2009 Quelle: Gutachterausschuss für Grundstückswerte Hannover [Hrsg.] 2010 Die Wohnungsmieten der Stadt Langenhagen entsprechen in etwa denen der mittleren Lage in Hannover (vgl. Abbildung 27 und Abbildung 28). Hier wird noch einmal deutlich, dass Langenhagen einen durchaus urbanen Charakter aufweist und die Wohnungsmieten im Vergleich zum übrigen Umland verhältnismäßig hoch sind. Abbildung 28: Mietpreisspiegel Langenhagen | Bezugsjahr 2010 Quelle: Stadt Langenhagen 2011 Seite 28 von 48 5.3 Preise Wohneigentum Die Preise für Wohneigentum werden im Grundstücksmarktbericht nach Teilmärkten differenziert: freistehende Ein- und Zweifamilienhäuser, Reihenhäuser und Doppelhaushälften, Wohnungseigentum, Teileigentum sowie Mehrfamilienhäuser. Da es sich beim Teileigentum nicht um eine Wohnfunktion handelt, sondern die Immobilienpreise für Gewerbe-, Sozial- und vor allem Parkzwecke beschreibt, werden diese Werte hier nicht betrachtet. Die nachfolgenden Diagramme in Abbildung 29 geben einen Überblick über die Entwicklung der durchschnittlichen Immobilienpreise in der Region Hannover von 2008 bis 2009. Abbildung 29: Durchschnittliche Immobilienpreise in der Region Hannover Quelle: Stadt Langenhagen nach Gutachterausschuss für Grundstückswerte Hannover [Hrsg.] 2010 Im Grundstücksmarktbericht werden die dargestellten Immobilienpreise nach Baujahren noch dezidierter aufgeführt und können in Tabelle 3 im Anhang eingesehen werden. Aus der Abbildung 29 geht hervor, dass die Immobilienpreise 2009 in der Landeshauptstadt sowie in der übrigen Region insgesamt degressiv sind. Teilweise ist ein Wertverlust der Immobilien von bis zu 23 Prozent zu beobachten. Das betrifft insbesondere die Immobilien der übrigen Region aus der Vorkriegszeit. Für Langenhagen gestalten sich die gemittelten Immobilienpreise nach Teilmärkten wie folgt: Reihen- und Doppelhaushälften: ca. 1.500 €/qm Ein- und Zweifamilienhäuser: ca. 1.442 €/qm Wohneigentum: ca. 1.336 €/qm Mehrfamilienhäuser: ca. 700 €/qm Die Immobilienpreise für Langenhagen differenziert nach Baujahren sind der Abbildung 30auf Seite 30zu entnehmen. Durch Stichproben in einschlägigen Immobiliendatenbanken konnten diese Werte zwar verifiziert werden, die Preise können jedoch je nach Ausstattung und Lage sowie überhöhter Preisvorstellungen der Verkäufer Preisschwankungen unterliegen. Seite 29 von 48 Abbildung 30: Durchschnittliche Immobilienpreise in Langenhagen nach Baujahren Quelle: Stadt Langenhagen nach Gutachterausschuss für Grundstückswerte Hannover [Hrsg.] 2010 Seite 30 von 48 6. Wohnungsmarktspezifische Aussagen für Langenhagen In Vorbereitung auf die Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes hat die Stadt Langenhagen ein Integriertes Stadtentwicklungskonzept – kurz ISEK – erarbeitet. Neben Aussagen zur wirtschaftlichen Entwicklung, zum Verkehr und zur Gestaltung der Stadtlandschaft wurden Aussagen zum Wohnungsmarkt insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen Wandels getroffen. Wesentliches stadtpolitisches Ziel ist die Bevölkerungsstabilisierung – das heißt für 52.000 Einwohner, ob für Jung oder Alt, einen vitalen Wohnstandortvorhalten zu können. Im Sinne eines sparsamen Umgangs mit Grund und Boden sollten die Maßnahmen primär im Wohnungsbestand erfolgen (Kapitel 0). Das dieser Ansatz in Langenhagen nicht ganz einfach ist, geht aus Kapitel 6.1 hervor, in dem die Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau erläutert werden. Deshalb sind Handlungsoptionen für Wohnungsbaumaßnahmen erforderlich, die den Siedlungsbestand angemessen ergänzen, um nicht zu Letzt auch die bestehende technische und soziale Infrastruktur aufrecht zu erhalten(Kapitel 6.3). Für die Nutzung und Gestaltung dieser Wohnungsbaupotentiale werden entsprechende Strategien, wie die eines Kommunalen Wohnungsraumversorgungskonzeptes, erforderlich (Kapitel 6.4). 6.1 Stadtstrukturelle Rahmenbedingungen und Kriterien im Wohnungsbau Die Wohnungsbaupotentiale, die in Kapitel 0 und 6.3konkretisiert werden, wurden aufgrund ihrer Lage, physischen Rahmenbedingungen und Stadtökonomiebeurteilt und priorisiert. Abbildung 31: Lärmschutzzonen Quelle: Stadt Langenhagen nach MU 2011 Grundsätzlich wird die Gestaltung des Wohnungsmarktes in Langenhagen durch den Siedlungsbeschränkungsbereich (Abbildung 31)determiniert. Um dem Lärmkonflikt zwischen dem Verkehrsflughafen Hannover und der Wohnnutzung entgegenzuwirken, ist die Neuansiedlung von Wohnimmobilien im Siedlungsbeschränkungsbereich (nachts 55 dB (A))nahezu ausgeschlossen27. Der Siedlungsbeschränkungsbereich konterkariert jedoch das städtebauliche Ziel, innerstädtische Brachflächen für das Wohnen umzunutzen. Beispielsweise ist das Norta-Gelände – eine ehemalige Tapetenfabrik, die bereits seit drei Jahrzehnten stillgelegt ist –für eine Wohnnutzung prädestiniert. Aber aufgrund der Lärmbestimmungen kann hier nur eine gewerbliche Nutzung intensiviert werden, die wiederum wegen der verkehrlichen Erschließung problematisch ist. Das Bauverbot gilt allerdings nicht für Wohngebäude, die innerhalb der im Zusammenhang be27 vgl. § 5 FluLärmG Seite 31 von 48 bauten Ortsteile nach § 34 des Baugesetzbuchs entstehen und für Wohnungen die im Geltungsbereich eines Bebauungsplanes liegen, die vor der Festsetzung des Lärmschutzbereichs bekannt gemacht wurden. So ist die Bebauung vorhandener Baulücken in Langenhagen durchaus möglich und wurde in der Ausweisung von Wohnungsbaupotentialen im ISEK adäquat berücksichtigt. Zudem gibt es die Möglichkeit Wohnungen im Siedlungsbeschränkungsbereich zu realisieren, auch wenn der Bebauungsplan erst nach Festsetzung des Lärmschutzbereichs bekannt gemacht wurde. In diesem Fall muss die Zweckbestimmung des Bebauungsplanes der Erhaltung, der Erneuerung, der Anpassung oder dem Umbau von vorhandenen Ortsteilen mit Wohnbebauung dienen28. Die Attraktivität von Standorten für den Wohnungsbau ist nach wie vor lageabhängig. Wenn die Nähe zur Nahversorgung, zum Stadtzentrum und Schienenpersonennahverkehr (SPNV) sowie zum Park und zur Landschaft gegeben, die Ortsidentität deutlich vorhanden und das Baugebiet zudem gut ins Umfeld integrierbar ist, sollte bei Bedarf eine kurzfristige Umsetzung dieses Wohnungsbaupotentials angestrebt werden. Im Idealfall ist das Bau- und Planungsrecht vorhanden und es gibt nur wenige Einschränkungen durch Immissionen, andere Nutzungen, Landschaftsschutz, Denkmalschutz u.ä. Nehmen die genannten rechtlichen und Lage-Merkmale sukzessive ab, eignen sich diese Wohnbaupotentiale nur dann, wenn der Wohnungsmarkt ausgeschöpft ist und der Bevölkerungswachstum derart progressiv ist, dass neuer Wohnbedarf notwendig wird. Denn mit zunehmender Entfernung zur sozialen Infrastruktur und zum SPNV steigen die Infrastrukturkosten sowohl für die Anwohner als auch für die Stadt Langenhagen. Diese Wohnungsbaupotentiale rutschen, wie beispielhaft in Abbildung 32 gezeigt, in die Kategorie bedingtes Potential respektive Reservefläche für den Wohnungsbau. Die empfohlen Baudichten entsprechen dabei dem jeweiligem Siedlungscharakter. Abbildung 32: Beispiel Maßnahmenplan Wohnungsbau Stadtbereich Mitte Quelle: Stadt Langenhagen [Hrsg.] 2011b: 85 28 vgl. § 5 Abs. 3 FluLärmG Seite 32 von 48 6.2 Handlungsschwerpunkt im Bestand Um dem Ziel der Raumordnung –der sparsame Umgang mit Grund und Boden– zu entsprechen, handelt es bei den Wohnungsbaupotentialen im ISEK zu 70% um ergänzende Optionen im Innenbereich und ergänzende Maßnahmen im Bestand. Optionen im Innenbereich heißt, Wohnbauflächen werden dort ausgewiesen, wo die Erschließung und die Daseinsvorsorge weitestgehend gesichert sowie mindestens ein Haltepunkt für SPNV bzw. ÖPNV vorhanden sind oder diese Kriterien bei verbindlichen Entwicklungsabsichten der Stadt in Aussicht gestellt werden (z.B. Stadtbahnverlängerung für Erschließung westlich der Theodor-Heuss-Straße). Maßnahmen im Bestand meint die energetische Sanierung und Modernisierung älterer Wohngebäude. Dies gilt vor allem für Häuser und Wohnungen der 1950er bis 1970er Jahre, die über die Hälfte des Bestandes in Langenhagen ausmachen (vgl. Abbildung 33). Abbildung 33: Wohnsiedlungen der 1950er und 1970er Jahre Quelle: Stadt Langenhagen [Hrsg.] 2011b: 94 Nahezu vollständig sind Wiesenau, Krähenwinkel, Langenforth und der Bezirk Neue Bult in dieser Zeit entstanden - aber auch andere zusammenhängende Bereiche in der Kernstadt und den Ortsteilen. Derzeit findet hier häufig ein Generationswechsel statt: die vor 30 bis 60 Jahren jung eingezogenen Bewohnerinnen und Bewohner sind überwiegend hochbetagt. Wenn hier Bewohner sterben oder andere, für sie geeignetere Wohnungen aufsuchen, kommen diese Häuser und Wohnungen für jüngere Haushalte in Frage. Seite 33 von 48 Für die Wohnimmobilien im Bestand wurden dezidierte Handlungsfelder und Ziele herausgearbeitet, in denen Empfehlungen für die Ausweisung von Sanierungsgebieten sowie den Umgang mit den Geschosswohnungsbauten und Einfamilienhäuserformuliert werden. Als Sanierungsgebiet kommt insbesondere Wiesenau in Betracht. Für dieses Gebiet hat die Verwaltung in 2011 bereits beantragt, in das städtebauliche Förderprogramm „Stadtumbau – West“ für das Programmjahr 2012 aufgenommen zu werden. Eine Entscheidung durch das Ministerium für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration über die Bewilligung der Fördermittel steht noch aus. Für Wiesenau sind neben den in Abbildung 34 dargestellten Maßnahmen im öffentlichen Raum umfangreiche Maßnahmen im Wohnungsbestand vorgesehen, die in Zusammenarbeit mit der Kreissiedlungsgesellschaft Hannover (KSG)realisiert werden sollen. So wird die KSG im gelb markierten Bereich - in der Quartiermitte - 77 Wohnungen zurückbauen und 90 neue herrichten. Abbildung 34: Sanierungsgebiet Wiesenau Quelle: Stadt Langenhagen [Hrsg.] 2011b: 95 Im Geschosswohnungsbau bestehen insgesamt vier Handlungsschwerpunkte die in Abbildung 35 dargestellt und deren Inhalte kurz beschrieben sind. Genauere Informationen zu den betroffenen Standorten sind dem ISEK in Kapitel 5.A zu entnehmen. Wie aus der Bestandsermittlung in Kapitel 4.1 hervorgeht, macht der Anteil der Geschossbauwohnungen in Langenhagen 60 % des Bestandes aus und ein Großteil der Bauten wurde in den 1950er bis 1970er erstellt (vgl. Abbildung 33). Eine Reaktion auf den Siedlungsdruck, der den Nachkriegsjahren und der Flughafeneröffnung 1952 geschuldet ist. Somit ist der Handlungsbedarf, der in der Aufwertung des Wohnumfeldes, der baulichen Modernisierung, der städtebaulichen Ergänzung, strukturellen Erneuerung und städtebaulichen Neuordnung besteht, relativ groß. Erschwerend kommt hinzu, dass die unterschiedlichen Eigentumsverhältnisse, die i.d.R. in Mehrfamilienhäusern vorherrschen, die Bestrebungen Verbesserungsmaßnahmen auszuführen, konterkarieren können. Seite 34 von 48 Abbildung 35: Handlungsbedarf im Geschosswohnungsbau im Bestand Bauliche Modernisierung Substanzerhalt Anpassung an moderne Anforderungen Neugestaltung der Freiflächen Strukturelle Erneuerung Punktueller Abriss und Neubau von Gebäuden in ähnlicher Dichte Neuordnung und Gestaltung von Freiflächen Ggf. ergänzende Nutzungen Wiesenau [Nr. 1] Städtebauliche Neuordnung Heterogen bebaute, untergenutzte Grundstücke Anpassung an städtische Entwicklung in zentralen Lagen 3- bis 5-geschossig neu bebauen Neuordnung und Qualifizierung von Freiräumen Walsroder Straße [Nr. 3] Langenforther Platz [Nr. 6] Städtebauliche Ergänzung 3- bis 5-geschossig neu bebauen Ggf. Neuordnung und Qualifizierung von Freiräumen Eichenpark [Nr.2] Graneweg [Nr.5] Innenstadt [Nr. 4] Nördlich Lenthehof [Nr.8] Hinweis: Das PotentialNr. 9 wird als Siedlungserweiterung eingestuft und ist an dieser Stelle nicht aufgeführt. Quelle: Stadt Langenhagen [Hrsg.] 2011b: 96f Seite 35 von 48 Einfamilienhäuser sind inzwischen die bevorzugte Wohnform in Langenhagen. Hier ist der Handlungsbedarf sehr groß, weil, wie bereits erwähnt, insbesondere in Quartieren aus den 1950er bis 1970 ein Generationenwechsel stattfindet, der besondere Strategien erfordert. Die hochbetagte Generation ist i.d.R. nicht mehr bereit in die bauliche Modernisierung zu investieren. Deshalb müssen Anreize geschaffen werden, die die jüngeren Generationen dazu bewegt, diese Immobilien trotzdem zu übernehmen und entsprechend herzurichten. Neben der baulichen Modernisierung sind noch drei weitere Handlungsfelder bei den Einfamilienhäusern im Bestand von wesentlicher Bedeutung. Ähnlich wie bei den Geschosswohnungen muss über strukturelle Ergänzungen (Baulückenschließungen), städtebauliche Neuordnung und städtebauliche Ergänzungen (verdichtete Bauweise) nachgedacht werden (vgl. Abbildung 36). Abbildung 36: Handlungsbedarf bei Einfamilienhäusern im Bestand Bauliche Modernisierung Energetische Sanierung An- und Ausbauten bei Erhalt des Siedlungscharakters Erleichterung des Generationswechsels Strukturelle Ergänzung Baulückenschließungen Hinterhausbebauung bei tiefen Grundstücken Städtebauliche Neuordnung Umnutzung von Gewerbebrachflächen Südlich Imhoffstraße [Nr. 7] Städtebauliche Ergänzung Verdichtete Bauweise: Reihenhäuser / Hofhäuser o.ä. Ggf. Neuordnung und Qualifizierung von Freiflächen Nördlich an der Neuen Bult [Nr. 10] Hinweis: Die PotentialeNr. 11 bis 22 werden als Siedlungserweiterungen eingestuft und sind an dieser Stelle nicht aufgeführt. Quelle: Stadt Langenhagen [Hrsg.] 2011b: 96f Seite 36 von 48 6.3 Handlungsoptionen für Wohnungsneubauprojekte Nach Abschluss der Neubaugebiete Weiherfeld in Kaltenweide und Dorfstraße in Schulenburg ist in Langenhagen keine weitere Entwicklung von größeren Einfamilienhaussiedlungen anzustreben. Die Zahlen zur Bevölkerungs- und Haushaltsentwicklung in Kapitel 2 haben gezeigt, dass der Trend in Richtung 1- bis 2-Personen-Haushalte mit vermehrter Nachfrage nach altersgerechtem Wohnraum geht und somit kleinere Wohnungen benötigt werden. Bei derartigen Wohnneubauprojekten ist der Schwerpunkt in zentrale Siedlungsbereiche mit kurzen Wegen zum Stadtteilzentrum, zu öffentlichen Einrichtungen und ÖPNV bzw. SPNV zu legen. Nach Angaben der lokalen Wohnungsbaugesellschaften fehlen in Langenhagen u.a. Wohnungen, die kleiner als Einfamilienhäuser aber z.T. größer als die meisten bestehenden Geschosswohnungen sind, z.B. mit 80 qm für Ältere oder gut verdienende Paare, aber auch für Ein-Kind-Familien. Für die Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes kommen die in Abbildung 37 dargestellten Siedlungserweiterungsflächen für den Wohnungsbau in Betracht, die in der verbindlichen Bauleitplanung auf ihre Eignung geprüft und gesichert werden sollten. Im ISEK sind diese Potentiale in Steckbriefen bereits nach Art und Maßdetaillierter beschrieben(vgl. auch Anhang 2). Dabei wurde großes Augenmerk darauf gelegt, dass die genannten Kriterien dem Siedlungscharakter der jeweiligen Ortsteile entsprechen. So wurde beispielsweise im Ortsteil Godshorn, der durch einen Vorstadtcharakter gekennzeichnet ist, eine dichtere Bauweise mit 25 WE je Hektar empfohlen, als in der Siedlung Twenge, die dörflich geprägt ist und für Erweiterungsoptionen nur 15 WE je Hektar angemessen sind. Abbildung 37: Siedlungserweiterungen Seite 37 von 48 Städtisches Wohngebiet Höhere Dichte [3 bis 4 Geschosse] Gestalterische Qualitäten Hochwertige Integration in das Umfeld Westlich Theodor-Heuss-Straße [Nr. 9] Vorortsiedlung Mittlere Dichte [2 bis 3 Geschosse] Einfamilienhäuser, auch Reihen- und Hofhäuser Zentral ggf. Geschosswohnungsbau Weiherfeld Zentrum/Ost [Nr. 11] Westlich Hermannsburger Straße [Nr. 16] Östlich Hermannsburger Straße [Nr. 17] Westlich Vinnhorster Straße [Nr. 18] Hinweis: Einfamilienhausgebiet Geringe Dichte Überwiegend freistehend Westlich Dorfstraße [Nr. 21] Südlich Schulstraße [Nr. 22] Ortstypische Ergänzung Abrundung der Ortslage Weiherfeld Baufeld 6.4 [Nr. 12] Westlich Lindenstraßen [Nr. 13] Nördlich Bissendorfer Weg [Nr. 14] Abrundung am Nordwestrand Schulenburger Mühle [Nr. 19] Die hier nicht dargestellten Wohnbaupotentiale werden als Ergänzungsoptionen im Bestand aufgeführt. Quelle: Stadt Langenhagen [Hrsg.] 2011b: 96f Seite 38 von 48 6.4 Strategie - Wohnraumversorgungskonzept Um die Attraktivität des Langenhagener Wohnungsmarktes nachhaltig zu sichern und auch zu verbessern, sollte in Zukunft ein Kommunales Wohnraumversorgungskonzept eingesetzt werden. Mit dem Konzept können u.a. die in Kapitel 6.1 bis 6.3 aufgeführten Maßnahmen zur Verbesserung und Sicherung des Wohnungsbestandes und darüber hinaus gezielt abgearbeitet und auf ihre Wirkung hin bewertet werden. Die vorliegende Wohnungsmarktbeobachtung ist ein erster Baustein und muss kontinuierlich überprüft, an die sozioökonomischen und soziodemographischen Rahmenbedingungen angepasst und fortgeschrieben werden. Ein weiteres Handlungsfeld in dem Wohnraumversorgungskonzept ist die Suche nach Möglichkeiten, wie die Stadt Langenhagen bzw. Region Hannover finanzielle Anreize für die energetische und ästhetische Sanierung sowie für die Erhöhung der Wohnstandards fördern kann. Wie beispielsweise das KlimaschutzAktionsprogramm der Stadt Langenhagen, das u.a. über finanzielle Fördermöglichkeiten durch den enercity Fonds ‚proKlima’ für energetische Gebäudesanierung privater Mehrfamilienhauseigentümer oder Wohnungseigentümergemeinschaften aber auch über Beratungsangebote für weitere Finanzierungsmöglichkeiten informiert. Das gilt insbesondere für die Quartiere aus den 1950er und 1970er Jahren, die vom Bevölkerungswandel betroffen sind und die Nachfrage nach dem Wohnungsbestand nicht sicher ist. Des Weiteren können finanzielle Anreize durch die Nutzung von Wohnungsbauförderprogrammen, Städtebaufördermittel aber auch durch den städtischen Zwischenerwerb von Wohnbauflächen geschaffen werden. Gerade im Bereich Flächenmanagement kann die Stadt Langenhagen an den positiven Erfahrungen anknüpfen, die sie im Rahmen des Flächenerwerbs durch die Entwicklungsgesellschaft Langenhagen in den vergangen Jahren beim Neubaugebiet Weiherfeld gemacht hat. Nur sollte der Schwerpunkt Bodenbevorratungspolitik heute nicht mehr auf Entwicklungsoptionen auf der Grünen Wiese liegen, sondern wie aktuell beim Eichenpark auf Innenentwicklungsprojekte. Ein weitere wichtige Strategie, um Kaufanreize auf dem Wohnungsmarkt zu schaffen, ist die Herstellung von mehr Transparenz auf dem derzeit noch unübersichtlichen Wohnungsmarkt. Bei den Eigentümern bestehen häufig hohe Wertvorstellungen, die sich auf die Immobilienpreise niederschlagen und zu Hemmnissen bei der Miete bzw. dem Kauf von Bestandsimmobilien führen. Insbesondere in den Immobilien aus den 1950er und 1970er, wo sich derzeit der Generationenwechsel vollzieht. Der vorliegende Bericht ist bereits ein wichtiger Schritt für mehr Aufklärung auf dem lokalen Wohnungsmarkt. Darüber hinaus wird empfohlen, eine Grundstücksbörse im Internet anzubieten, Baugruppenbörsen für Wohneigentumsgemeinschaften zu inszenieren und einen städtischen Wohnlotsen für die Aktivierung innerer Potentiale zu engagieren. 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