Wie man sich bettet, so liegt man

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Wie man sich bettet, so liegt man
bettinhalt
neueideen.ch | 13
Corbat. Wer heute eine neue Matratze kauft,
ist sich jedoch oft nicht bewusst, was heutige
Matratzen können. Denn beim letzten Kauf, der
meist 8 oder mehr Jahre zurück liegt, sah die
Welt der Matratzen noch anders aus. «Früher
sprach man oft einfach von harten oder wei­
chen Matratzen. Gute Systeme sind heute eine
Kombination von beiden: Dort weich oder hart,
wo sie der Benutzer braucht – je nach Schlafge­
wohnheit, Körperbau und Problemzonen. Auch
sind die Matratzenauflagen edler und vor allem
funktioneller geworden. «Zu warm, zu feucht –
das muss nicht mehr sein. Heute gibt es klima­
gerechte Materialien», sagt Corbat. Die Komfort­
steigerung ist somit massiv.
Wer eine neue Matratze kauft, sollte auf
folgende Punkte achten:
Sich vorher informieren; z.B. im Internet, Erfah­
rungen mit Bekannten austauschen, HerstellerWebsites anschauen.
Eine Matratze mit einer abnehmbaren Hülle
bevorzugen. Das macht die Pflege später ein­
facher.
Darauf achten, dass man eine Matratze kauft,
die den persönlichen Bedürfnissen entspricht.
Man sollte nicht zu stark einsinken, die Mat­
ratze sollte aber auch nicht zu hart sein. Da man
sich 40 bis 60 Mal pro Nacht im Bett bewegt,
sollte man sich auch gut drehen können.
Wie man sich bettet,
so liegt man
Rund alle 8 Jahre muss eine Matratze aus hygienischen Gründen ersetzet werden. Wer eine neue
Matratze kauft, sollte sich vorher gut informieren. Was eine gute Matratze ausmacht.
TexT Christina Sedens, stv. Chefredaktorin
D
er Bettinhalt trägt zum guten Schlaf wesentlich
bei. Schweizer bevorzugen heute dabei zu über
90 Prozent den so genannt «westlichen Stil»: Sie
wählen Lattenrost und Matratze. Dies ist jedoch erst seit
Ende der fünfziger Jahre so: Seither hat sich der Schlaf­
komfort radikal verändert. Schlief man ganz früher ein­
fach auf einem mit Stroh gefüllten Sack, bestand das
Bett bis Ende der fünfziger Jahre aus einem flexiblen
Drahtgestell als Basis und einer oder mehreren gepols­
terten Auflagen. Oft waren diese Auflagen aus Rosshaar,
da es damals noch viele Pferde in der Schweiz gab, die
für die tägliche Arbeit eingesetzt wurden. Angefertigt wur­
den die Auflagen von Sattlern.
Komfortwende durch die Erfindung des Schaumstoffs
Die Komfortwende erfolgte mit der Erfindung des Schaum­
stoffs. Herstellerfirmen entstanden, die das Material zu
Schaumstoff-Matratzen verarbeiten. Die SchaumstoffMatratze erlebte einen wahren Siegeszug: In den letz­
ten Jahrzehnten machte sie in der Schweiz 75 Prozent al­
ler verkauften Matratzen aus. Gleichzeitig wurde in der
Schweiz auch der Lattenrost erfunden. Andersartige Bett­
inhalts-Systeme wie Latex, Wasser- oder Luftbetten, Fu­
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ton und viscoelastische Schäume kamen erst in den
neunziger Jahren auf den Markt. Die Möglichkeiten, den
Bettinhalt zu gestalten, sind somit gross. Was das Schla­
fen zwar komfortabler macht, die richtige Wahl jedoch
nicht unbedingt einfacher.
Die Welt der Matratzen hat sich verändert
Vor dem Problem, die richtige Matratze zu wählen, steht
man mehrmals im Leben. Etwa alle 8 Jahre sollte man
seine Matratze aus hygienischen Gründen ersetzen. Auch
die Stützkraft lässt nach dieser Zeitspanne nach und ist
nicht mehr ausreichend. Nebst dem Hygiene-Aspekt gibt
es gemäss Roman Corbat nur noch einen wichtigeren
Grund, weshalb Menschen einen neuen Bettinhalt kau­
fen: Schmerzen im Rücken oder Verspannungen im Na­
cken. Corbat ist unabhängiger Matratzenexperte und
Schlafkomfortdesigner und war früher lange als Entwick­
ler beim Matratzenhersteller Bico tätig. Doch, Achtung:
«Nicht immer ist die Matratze an den Rückenschmerzen
schuld. Zum grössten Teil ist die Rückenmuskulatur zu
wenig gestärkt. Wichtig ist, dass die Matratze den Rücken
entlastet und die Wirbelsäule sollte beim Liegen gerade
sein – wie wenn man auf Händen getragen wird», sagt
Duvet & Kopfkissen
Fotos: IKEA
drinnen
Hat das Duvet Flecken, ist 5
bis 8 Jahre alt, riecht unange­
nehm und wirkt eingefallen?
Trifft mindestens einer die­
ser Punkte zu, ist es Zeit, das
Duvet zu ersetzen oder auf­
zufrischen. Bei einer Auffri­
schung wird das Duvet gerei­
nigt, die Füllung erneuert und
diese in einen neuen Stoff ab­
gefüllt. Kissen sollten bereits
nach ca. 3 Jahren ersetzt wer­
den. «Eine Auffrischung macht
Nach dem Kauf sollte die Matratze aucht richtig gepflegt werden:
Im Winter an einem kalten Tag die Matratze
einen Tag lang auf die Terrasse stellen, um Mil­
ben aus der Matratze zu bekommen (am besten
bei unter 0 Grad).
Die Hülle bei 60 Grad waschen.
Ist die Hülle nicht waschbar, ca. alle 4 Jahre
chemisch reinigen. «Ab dem fünften Jahr, wie
man herausgefunden hat, nimmt die Verunrei­
nigung bei einer nie gereinigten Matratze über­
proportional verheerend zu», sagt Corbat.
Eine heutige gute Matratze braucht keinen
Molton mehr. Er mindert die Wirkung der Mat­
ratze.
Wenden: Ältere Matratzen regelmässig wen­
den. Bei ganz modernen Modellen ist dies
heute nicht mehr nötig.
experte
Reto Fröhlich
Geschäftsführer
happy AG
Wann muss ich eine Matratze
ersetzen? Weil jede Nacht sehr
viel Feuchtigkeit in die Matrat­
ze gelangt, ist der Ersatz nach 8
bis 10 Jahren aus hygienischen
Gründen zu empfehlen. Weitere
Anzeichen sind, wenn sich in der
Mitte eine Delle abzeichnet, man
sich in der Bewegungsfreiheit
eingeschränkt fühlt oder das
Gefühl hat, die Matratze ist zu
weich oder zu fest.
Bei der Matratzenentwicklung hat sich also
einiges getan. «Die Branche ist innovativer ge­
worden», sagt Corbat. Er glaubt, dass die Mat­
ratze der Zukunft noch funktioneller wird und
weiter Richtung mehr Natürlichkeit geht. Letz­
teres beweist er gleich selbst: Er bringt diesen
Herbst eine Matratze der Designklasse auf den
Markt – die erste mit Schweizer Alpen-Schaf­
schurwolle.
Wie finde ich beim Probeliegen
heraus, ob die Matratze gut für
mich ist? Legen Sie sich mög­
lichst in der Position auf die Mat­
ratze, in der Sie auch schlafen.
Nehmen Sie sich Zeit, schlies­
sen die Augen, fühlen Sie, ob die
Matratze in der Rückenlage das
Kreuz stützt und in der Seiten­
lage die Schultern entlastet.
www.matratzenexperte.ch
Worauf ist beim Kauf zu achten?
Überlegen Sie sich, wie gross
das Bett sein soll, welche Be­
dürfnisse Ihr neues Bett im Ver­
gleich zum Bestehenden erfüllen
soll, ob Sie auf gewisse Mate­
rialien allergisch reagieren und
eher zum Schwitzen oder Frieren
neigen. Benutzen Sie das Bett al­
leine, sollen Teile des Bettes ver­
stellbar sein, und wie wichtig ist
Ihnen die Waschbarkeit der Mat­
ratzenhülle? Es gibt Bettsysteme
für leichte und schwerere Perso­
nen, für solche, die zum Schwit­
zen neigen oder schnell frösteln.
Auch die automatisch verstellba­
ren Einlege­rahmen werden immer
beliebter.
bei Kissen keinen Sinn», sagt
Markus Freuler, Präsident Ver­
band Schweizer Bettwarenfab­
riken (VSB).
Gut gekauft: Beim Kissen­
kauf unbedingt die bevorzugte
Schlafposition berücksichti­
gen. «Diese kann aber bei der
Wahl des richtigen Duvets oder
der Festigkeit des Kissens ei­
ne wichtige Rolle spielen», sagt
Freuler. Beim Kauf auf Qualität
achten. «Das heisst zum Bei­
spiel Reinheit und Qualität des
Füllstoffs oder genügend enge
Nähte um vor Milben zu schüt­
zen, aber gleichzeitig genug
luftdurchlässig und damit at­
mungsaktiv.»
Tipps für die Pflege: Mor­
gens die Bettwaren mit viel
frischer Luft versorgen, da­
mit sie die Feuchtigkeit, die
sie während dem Schlaf auf­
genommen haben, wieder ab­
geben können: Das Schlaf­
zimmerfenster öffnen und die
Bettwaren leicht aufschütteln.
Bei gewissen nordischen Du­
vets ist es möglich, dass die
Füllung «wandert». Ist dies der
Fall, die Daunen von Zeit zu
Zeit von Hand wieder vertei­
len. Bettwaren sollten vor Son­
nenbestrahlung geschützt wer­
den. «Direkte Sonneneinstrah­
lung macht den Stoff spröde
und die Federn und Daunen
brüchig. Man sollte das Duvet
auch nicht mit dem Teppich­
klopfer oder Staubsauger be­
arbeiten. So geht die Daunen­
dichte verloren», sagt Freuler.
Mindestens einmal jährlich
sollten Daunenduvets und Fe­
derkissen gewaschen werden
(ohne Weichspüler).
Mehr Informationen:
www.vsb-info.ch
Wie pflege ich meine Matratze
richtig? Das Schlafzimmer soll­
te regelmässig gelüftet werden.
Gelegentliches Wenden in der
Längs- und Querachse verlängert
die Lebensdauer der Matratze.
Oft können die Hüllen heute ge­
reinigt oder gewaschen werden.
www.happy.ch