- SOS-Menschenrechte Österreich
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Internet, Medien und Menschenrechte: Zwischen Zugang und Zensur Abschlussveranstaltung im Rahmen der Vortragsreihe "Menschenrechte in der Praxis" von SOS-Menschenrechte und VHS Linz Donnerstag, 6. Dezember 2012, 19 Uhr Wissensturm Linz, Veranstaltungssaal E.09 Univ.Ass. Dr. Matthias C. Kettemann LL.M. (Harvard) Übersicht 1. Worum es geht? (Internet, Medien und Menschenrechte) 2. Wer regiert das Internet? (Akteure) 3. Was darf man sagen? (Zugang und Zensur) 4. Was können wir tun? (Aktivismus) 5. Was dürfen wir hoffen? (Perspektiven) © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 2 1.Worum es geht? (Internet, Medien und Menschenrechte) © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 3 1. Worum es geht? • Menschenwürde im Internetzeitalter • Sicherung der Menschenrechte zwischen Zugang und Zensur • Dynamisierung sozialen Aktivismus © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 4 1. Worum es geht? • Hillary Clinton (2011): Internet ist der „öffentliche Raum des 21. Jahrhunderts“: – – – – – „Hauptplatz der Welt, Klassenzimmer, Marktplatz, Kaffeehaus Nachtclub“ • Was bedeutet das für die Menschenrechte? © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 5 1. Worum es geht? • Janusköpfigkeit von Technologien – neue Gefährdungshorizonte für Menschrechte und – neue Dimensionen des Menschenrechtsschutzes • Explosion der Menschenrechts-Akteure – – – – – Staaten Internetdiensteanbeiter Internetzugangsanbieter Strafverfolgungsbehörden Fremd- und selbstgefährdende User © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 6 1. Worum es geht? • Technologieneutralität der Menschenrechte • Resolution 20/8 (2012) des UNMenschenrechtsrates über Internet und Menschenrechte – Schutz der Menschenrechte online wie offline, „insbesondere Meinungsäußerungsfreiheit“ © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 7 1. Worum es geht? • Regelungsziel der „Internet Governance“ Aufbau einer menschenzentrierten, einschließenden, entwicklungsorientierten Informationsgesellschaft auf Grundlage der UNCharta, unter Einhaltung der Allgemeinen Erklärung (Verpflichtungserklärung von Tunis 2005) © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 8 2. Wer regiert das Internet? (Akteure) © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 9 2. Wer regiert das Internet? • Bekenntnis zum Multistakeholderansatz – Internationale Organisationen – Staaten – Unternehmen (Privatsektor) – Zivilgesellschaft (Individuen, NGOs) – ICANN © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 10 2. Wer regiert das Internet? • Zusammenwirken und Konkurrenz • Weltkonferenz über Telekommunikation, Dubai © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 11 3. Was darf man sagen? (Zugang und Zensur) © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 12 3. Was darf man sagen? • Recht auf Zugang zum Internet [Infrastrukturdimension] – Gefahr: Armut, Unterversorgung, Randgruppe – Staaten: Aktive Pflicht zum Infrastrukturaufbau – Schutz: wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte • Recht auf Zugang zu Internet-Inhalten [Inhaltsdimension] – Gefahr: Zensur – Staaten: Aktive Pflicht zur Sicherung der MR – Schutz: bürgerlich-politische Rechte © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 13 3. Was darf man sagen? • Art. 19 AEMR: „Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.“ © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 14 © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 15 © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 16 © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 17 Quelle: Freedom House, Freedom on the Net 2012 © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) Quelle: Freedom House, Freedom on the Net 2012 18 3. Was darf man sagen? • Vier Arten von Meinungsäußerung (I) Völkerrechtlich verboten (Pflicht) (II) ‘Einfach’ strafrechtlich verboten (Möglichkeit) (III)Nicht strafrechtlich verboten, aber zivilrechtlich verfolgbar (IV)Weder strafrechtlich verboten noch zivilrechtlich einklagbar, aber ethisch fragwürdig © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 19 3. Was darf man sagen? • Schutzverpflichtung von Staaten bedeutet Inhaltsbekämpfung von: (1) Bildnisse sexueller Ausbeutung von Kindern (2) Direktes und öffentliches Auffordern zum Genozid (3) Terrorismusverherrlichung und -förderung (4) Nationalistische, rassistische oder religiöse Hassrede, die einer Aufforderung zur Gewalt gleichkommt © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 20 3. Was darf man sagen? • Für jede Zensur: 3-stufiger Test (1) gesetzlich vorgesehen (2) erforderlich zur Erreichung eines legitimen Ziels (3) Verhältnismäßigkeit der Mittel © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 21 Ein kurzer Blick auf andere Rechte • Recht auf Privatsphäre (Art 12 AEMR) • Recht auf Zugang zu Dienstleistungen im öffentlichen Interesse (Art 21 AEMR) • Recht auf Vergessen? © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 22 4. Was können wir tun? (Aktivismus) © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 23 4. Was können wir tun? • Internet als emanzipatorisches Medium im weitestes Sinne wahrnehmen • Kompetenz aufbauen • Meinungen artikulieren und sammeln • Sensibilität für Menschenrechtsverletzung vermitteln © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 24 Beispiel 1: Warum Nazis das Netz mögen • • • • Menschenrechtsverletzungen in sozialen Medien Rechtsextreme/rassistische Inhalte nur „einen Klick“ entfernt Normalisierung menschenrechtsfeindlicher Haltungen durch „Kommentarspam“ Online-Vertrieb von rassistischer Musik, Kleidung © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 25 Beispiel 2: Sind soziale Medien Organe der Zensur? © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 26 • „Facebook und die Abuse Standards – Erlaubt "Crushed heads, limbs, etc. […] as long as no insides are showing“. – Verboten "Digital/cartoon nudity", aber: "Art nudity is fine”. • Die Grazer Tierschützerin © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 27 © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 28 4. Was können wir tun? • Menschenrechtsverletzungen sofort melden • Beweise anlegen • Menschenrechte online aktiv durchsetzen • Soziale Medien und neue Technologien als Mittel der Inklusion nutzen © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 29 4. Was können wir tun? • Internet als innovatives Werkzeug für MenschenrechtsaktivistInnen • Social Media: digitales Storytelling schafft nachhaltige Mobilisierung © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 30 HarassMap © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 31 4. Was können wir tun? • Social Media: digitales Storytelling schafft nachhaltige Mobilisierung • Clicktivism oder wirkliches Engagement? © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 32 5. Was dürfen wir hoffen? (Perspektiven) © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 33 5. Was dürfen wir hoffen? • Mittelweg zwischen Zugang und Zensur • Internet und Medien sind Debattengegenstand und Debattenvoraussetzung • Alle Akteure haben eine gemeinsame, geteilte Verantwortung • Plädoyer für eine ethische Internetnutzung © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 34 Kontakt Univ.-Ass. Mag. Dr. Matthias C. Kettemann LL.M. (Harvard) Institut für Völkerrecht und Internationale Beziehungen Karl-Franzens-Universität Graz [email protected] Blog: http://www.internationallawandtheInternet.blogspot.com © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 35 Lektüretipp Kettemann et al. (Hrsg.) Menschenrechte und Internet (Berlin 2012) http://www.collaboratory.de/ w/Abschlussbericht_Mensch enrechte_und_Internet © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 36 Lektüretipp Kettemann, The Future of Individuals in International Law. Lessons from International Internet Law (Utrecht 2013) http://www.elevenpub.com/law/c atalogus/the-future-ofindividuals-in-international-law © Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard) 37