MS College : Seminare : Einsteigerlevel : Multiple Sklerose 1
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MS College : Seminare : Einsteigerlevel : Multiple Sklerose 1
Einstiegslevel • Multiple Sklerose I Geschichte der MS I Seite 1|3 Zeitleiste 14./15. Jahrhundert Die holländische Nonne Lydwina von Schiedam (1380-1433) ist vermutlich die erste MS-Patientin, deren Krankheitssymptome schriftlich festgehalten wurden. 18./19. Jahrhundert Der Brite Sir Augustus d’Esté (1794-1848) dokumentiert seinen Krankheitsverlauf in einem Tagebuch (1822-1848). Nachträglich wurde aus seinen Aufzeichnungen eine MS diagnostiziert. 1838: Der englische Arzt Robert Carswell (1793-1857) verfasst die erste exakte Beschreibung einer MS mit Krankheitsherden im Rückenmark. 1842: Der Franzose Jean Cruveilhier entdeckt pathologische Läsionen im Rückenmark. 1849: Der deutsche Pathologe Friedrich von Frerichs stellt zum ersten Mal einen Bezug zwischen den neuropathologischen Veränderungen und den spezifischen Symptomen der MS her. 1857: Der Wiener Pathologe Freiherr Karl von Rokitansky entdeckt „fette Körperchen“ in MS-Läsionen. 1863: Eduard Rindfleisch entdeckt bei der Entstehung von Läsionen im ZNS eine entzündliche Komponente. 1868: Jean-Marie Charcot beschreibt die MS als eigenständiges Krankheitsbild. Jean-Marie Charcot :/www.ch-charcot56.fr 1884: Der Franzose Pierre Marie stellt weitere Thesen zu den Ursachen der MS auf. Einstiegslevel • Multiple Sklerose I Geschichte der MS I Seite 2|3 1919: Der Zoologe und MS-Patient Bruce Frederick Cummings veröffentlicht sein Werk „Tagebuch eines enttäuschten Mannes“, eine detaillierte Beschreibung seiner MS-Erkrankung. 1921: Der Amerikaner Charles B. Davenport stellt ein unterschiedlich häufiges Vorkommen der MS im Norden und Süden der USA fest. 1930: Dr. Walter Russell Brain erarbeitet eine erste Übersichtsarbeit zum Thema MS. 1940er: Elvin A. Kabat weist mit der neuartigen Methode der Elektrophorese von Liquorproben nach, dass bei der Entstehung der MS eine immunologische Komponente eine Rolle spielt. 1944: Derek Denny Brown kann experimentell nachweisen, dass die Symptome der MS durch die Demyeliniserung der Nervenfasern hervorgerufen wird. 1970er: Die Computertomographie („CT“) hält Einzug in die Diagnostik und Verlaufsbeurteilung der MS. 1981: Ian R. Young ver öffentlicht einen Artikel, der die effektive Anwendung der Kernspintomographie (oder Magnetresonanztomographie, MRT) bei MS beschreibt. Erste MRT-Bilder von MS-Läsionen werden veröffentlicht. Die MRT entwickelt sich bald zum maßgeblichen Bildgebungsverfahren bei der MS. 1983: Die diagnostischen Poser-Kriterien vereinheitlichen die Diagnose einer MS. Die Kriterien werden später modifiziert. 1986: Robert Grossman verwendet erstmals das MRT-Kontrastmittel GadoliniumDPTA (kurz „Gd“). Damit können insbesondere aktive von nicht-aktiven MSLäsionen unterschieden werden. Einstiegslevel • Multiple Sklerose I Geschichte der MS I Seite 3|3 1993: Erstmals werden in den USA Beta-Interferone für die Therapie der schubförmigen MS zugelassen, in Deutschland 1995. Weitere immunmodulatorische Beta-Interferone folgen. 1999: Für die deutschsprachigen Länder gibt die Multiple Sklerose Therapie Konsensus-Gruppe (MSTKG) erstmals Therapieempfehlungen heraus. 2001: Die sogenannten McDonald-Kriterien erhöhen die Zuverlässigkeit einer frühen MS-Diagnose. 2001: Glatirameracetat wird in Deutschland eingeführt. Das immunmodulatorische Basistherapeutikum weist einen von den Beta-Interferonen grundsätzlich unterschiedlichen Wirkmechanismus auf. 2003: Für die sekundär progrediente MS ohne weitere erkennbare Schubaktivität wird das Chemotherapeutikum Mitoxantron zugelassen. 2004 (aktuell): Glatirameracetat und die Beta-Interferone sind die Mittel der Wahl für die Basistherapie der schubförmig verlaufenden MS. Die immunmodulatorische Behandlung sollte möglichst früh beginnen.