Infektionen mit Acinetobacter baumannii beim Menschen
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Infektionen mit Acinetobacter baumannii beim Menschen
Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 127, Heft 11/12 (2014), Seiten 44–457 Open Access Berl Münch Tierärztl Wochenschr 127, 447–457 (2014) DOI 10.2376/0005-9366-127-447 © 2014 Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG ISSN 0005-9366 Korrespondenzadresse: [email protected] 447 Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene, Universität zu Köln Infektionen mit Acinetobacter baumannii beim Menschen – Epidemiologie und klinische Bedeutung Epidemiology and clinical features of Acinetobacter baumannii infections in humans Eingegangen: 27.03.2014 Angenommen: 03.06.2014 http://vetline.de/open-access/158/3216/ Zusammenfassung Hilmar Wisplinghoff, Harald Seifert Die Bedeutung von Acinetobacter (A.) baumannii als Krankheitserreger beim Menschen ist in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen. Während die anderen ubiquitär verbreiteten „non-baumannii“ Acinetobacter-Spezies als humanpathogene Erreger weitgehend ohne Bedeutung sind, spielen die Erreger der A. baumannii-Gruppe (A. baumannii, A. pittii und A. nosocomialis) hier eine große Rolle. Besonders bei Intensiv-Patienten mit schweren Grunderkrankungen bzw. einem schwerem Krankheitsverlauf wird A. baumannii als Erreger von schweren Infektionen, wie z. B. Sepsis, Pneumonie oder Meningitis, mit zum Teil hohen Letalitätsraten beschrieben. Bedingt durch die intrinsische und zusätzlich weiter zunehmende erworbene Antibiotikaresistenz von A. baumannii ist eine Therapie hier oft problematisch. Da auch gegen Reserveantibiotika (Carbapeneme, Colistin) sowie gegen neuere Substanzen (z. B. Tigecyclin) zunehmende Resistenzen beschrieben werden, kann aktuell bei keiner der zugelassenen Substanzen von einer uneingeschränkten Wirksamkeit gegen A. baumannii ausgegangen werden. Multi- oder panresistente A. baumannii-Stämme, die mit zunehmender Häufigkeit beschrieben werden und die sich durch eine vollständige Resistenz gegen nahezu alle verfügbaren Antibiotika sowie durch eine hohe Umweltresistenz auszeichnen, verschärfen diese Problematik zusätzlich. Schlüsselwörter: Acinetobacter spp., Antibiotikaresistenz, Therapie Summary U.S. Copyright Clearance Center Code Statement: 0005-9366/2014/12711-447 $ 15.00/0 Over the past 30 years, Acinetobacter (A.) baumannii has been increasingly recognized as an important human pathogen. In contrast to the „non-baumannii” Acinetobacter spp. which rarely cause diseases in humans, the members of the A. baumannii-group (A. baumannii, A. pittii and A. nosocomialis) are important nosocomial pathogens. A. baumannii itself has been implicated as a causative agent in various severe infections such as bloodstream infections, pneumonia, or meningitis, mainly in immunocompromised patients in the intensive care unit setting. The combination of intrinsic and increasing acquired resistance to various antimicrobial agents often limits the therapeutic options. Currently, none of the available antimicrobial agents with potential activity against Acinetobacter spp. such as, carbapenems, tigecycline, and colistin can be considered uniformly active against all A. baumannii strains. In addition, the incidence of multi- or panresistant A. baumannii-strains is increasing worldwide. Due to the unique combination of high resistance to adverse environmental conditions, the propensity for clonal spread and the extensive resistance to antimicrobial agents, A. baumannii is one of the most important bacterial pathogens of our time. Keywords: Acinetobacter spp., multi-drug resistance, therapeutic options Hintergrund Bakterien des Genus Acinetobacter (A.) sind aerobe, nicht fermentierende, unbewegliche, Oxidase-negative, gramnegative Stäbchen. Die Taxonomie des Genus Acinetobacter hat sich in den letzten 30 Jahren mehrfach grund- legend verändert, was immer wieder zu Problemen bei Vergleichen von Studien aus unterschiedlichen Untersuchungsperioden führt (Tab. 1). In der Routinediagnostik können die manuellen oder automatisierten biochemischen Methoden Bakterien des Genus Acinetobacter in der Regel nicht verlässlich auf 448 Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 127, Heft 11/12 (2014), Seiten 44–457 Speziesebene identifizieren (Lee et al., 2014), so ist z. B. eine Unterscheidung von A. baumannii, A. pittii und A. nosocomialis praktisch nicht möglich. Neuere massenspektrometrische (MALDI-TOF) oder molekularbiologische Verfahren sind hier zuverlässiger, allerdings gibt es auch hier widersprüchliche Daten (Kishii et al., 2013; Šedo et al., 2013) und die Methoden sind noch nicht in allen Laboratorien verfügbar. In Studien finden sich immer wieder missverständliche oder falsche Aussagen zu Vorkommen und Pathogenität einzelner Acinetobacter-Spezies, was im Wesentlichen auf eine Kombination aus komplexer bzw. sich verändernder Taxonomie und einer unzureichenden Speziesidentifizierung zurückzuführen sein dürfte. Ähnlich wie bei den Staphylokokken mit S. aureus als klinisch relevantem Vertreter und der Gruppe der Koagulase-negativen Staphylokokken mit in der Regel eingeschränkter Pathogenität kann man auch das Genus Acinetobacter in die klinisch bedeutsame A. baumannii-Gruppe (A. baumannii, A. pittii und A. nosocomialis) einerseits und die größere Gruppe der deutlich weniger pathogenen Acinetobacter „non-baumannii“-Spezies (z. B. A. junii, A. johnsonii, A. radioresistens) andererseits einteilen. Erreger der A. baumannii-Gruppe sind vor allem bei Patienten mit schweren Grunderkrankungen bzw. einem schweren Krankheitsverlauf, z. B. auf Intensivstationen, als Erreger von verschiedenen Infektionen, wie z. B. Sepsis (bloodstream infection [BSI]), Pneumonie oder Meningitis, beschrieben worden, mit einer Letalität von bis zu 73 % (Tuon et al., 2010). Demgegenüber finden sich A. nonbaumannii-Spezies vornehmlich in Umweltproben und in Wundabstrichen, sie sind aber nur selten ursächliche Erreger schwerer Infektionen(Seifert et al., 1993b; Bergogne-Berezin und Towner, 1996; Seifert, 1997; Dijkshoorn et al., 2007; Peleg et al., 2008; Towner, 2009; Eveillard et al., 2013). In neueren Arbeiten finden sich zunehmend Hinweise, dass auch bei Tieren eine ähnliche Speziesverteilung zu finden ist (Zordan et al., 2011; Antunes et al., 2014) einschließlich der Carbapenem-resistenten Acinetobacter spp., die bei Kühen und anderen Tieren beschrieben wurden (Poirel et al., 2012; Seiffert et al., 2013; Müller et al., 2014). Epidemiologie flora; bei Intensivpatienten, die eine Besiedlung der Atemwege mit nosokomial erworbenen A. baumannii aufweisen, lässt sich der Erreger jedoch auch regelmäßig im Stuhl und in Rektalabstrichen nachweisen. Eine Reihe von Studien haben die Speziesverteilung in unterschiedlichen Lokalisationen am Menschen, wie z. B. der Haut (Seifert, 1997; Berlau et al., 1999; Chu et al., 1999; Griffith et al., 2006), Exkrementen (Dijkshoorn, 2005) oder klinischen Materialien (Urin, Sputum, Wundabstriche, Blutkulturen etc.) (Seifert et al., 1993b; Griffith et al., 2006) untersucht. Nach den genannten Studien sind bis zu 44 % der Normalbevölkerung und bis zu 75 % der stationären Patienten auf Haut oder Schleimhäuten mit Acinetobacter spp. kolonisiert, wobei eine deutliche regionale und saisonale Variation TABELLE 1: Genospezies und Speziesnamen von Acinetobacter spp. Speziesname A. baumannii A. baylyi A. bereziniae Literatur Bouvet und Grimont, 1986 Carr et al., 2003 A. beijerinckii Nemec et al., 2009 10 Nemec et al., 2010 A. boissieri Álvarez-Pérez et al., 2013 A. brisouii Anandham et al., 2010 A. bouvetii A. calcoaceticus Carr et al., 2003 1 A. gerneri A. guillouiae Baumann et al., 1968 Carr et al., 2003 A. grimontii Carr et al., 2003 11 A. gyllenbergii Nemec et al., 2010 Nemec et al., 2009 A. indicus Malhotra et al., 2012 A. haemolyticus 4 Bouvet und Grimont, 1986 A. johnsonii 7 Bouvet und Grimont, 1986 A. junii 5 Bouvet und Grimont, 1986 A. kookii A. lwoffii Choi et al., 2013 8/9 A. nectaris A. nosocomialis A. pittii Brisou und Prévot, 1954 Álvarez-Pérez et al., 2013 13TU A. parvus Nemec et al., 2011 Nemec et al., 2003 3 A. puyangensis A. radioresistens Acinetobacter spp. sind in der Natur weitverbreitet, in Bezug auf das Vorkommen beim Menschen gibt es allerdings einige wichtige Unterschiede zwischen den Spezies. Spezies, wie z. B. A. baylyi, A. bouvetii, A. grimontii, A. tjernbergiae, A. towneri und A. tandoii, wurden bisher ausschließlich aus Umweltproben (Belebtschlamm aus Kläranlagen) angezüchtet. Andere Spezies (z. B. A. schindleri und A. ursingii) hingegen sind bisher nur aus humanen Proben nachgewiesen worden, hier vorwiegend aus Blutkulturen von Patienten mit Katheter-assoziierter Sepsis. Die klinisch relevanten Spezies der A. baumannii- Gruppe werden hauptsächlich aus menschlichen Proben oder Proben von Oberflächen in der unmittelbaren Umgebung von entsprechend besiedelten Patienten isoliert; A. pittii gehört im Unterschied zu A. baumannii und A. nosocomialis aber auch zur menschlichen Haut- und Schleimhautflora. Der kolonisierte Patient fungiert demnach wahrscheinlich als primäres Habitat von A. baumannii und A. nosocomialis. A. baumannii findet sich nicht in der normalen Stuhl- Genospezies 2 Nemec et al., 2011 Li et al., 2013 12 Nishimura et al., 1988 A. rudis Vaz-Moreira et al., 2011 A. schindleri Nemec, 2001 A. soli Kim et al., 2008 A. tandoii Carr et al., 2003 A. tjernbergiae Carr et al., 2003 A. towneri Carr et al., 2003 A. ursingii Nemec, 2001 A. venetianus Nicht benannt Vaneechoutte et al., 2009 6 13BJ, 14TU 14BJ Bouvet und Grimont, 1986 Bouvet und Jeanjean, 1989; Tjernberg und Ursing, 1989 Bouvet und Jeanjean, 1989 Nicht benannt 15BJ Bouvet und Jeanjean, 1989 Nicht benannt 15TU Tjernberg und Ursing, 1989 Nicht benannt 16 Bouvet und Grimont, 1986 Nicht benannt Nicht benannt Nicht benannt Nicht benannt Nicht benannt 17 Bouvet und Grimont, 1986 between Nemec et al., 2011 1 and 3 close to Nemec et al., 2011 13TU Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 127, Heft 11/12 (2014), Seiten 44–457 mit höheren Raten in den späten Sommermonaten (Juli–Oktober) beschrieben wird (Retailliau et al., 1979; McDonald LC et al., 1999; Richet, 2012). A. lwoffii (58– 61 %), A. johnsonii (20 %), Acinetobacter-Genospezies 15BJ (12 %), A. junii (10 %), A. radioresistens (8 %) und A. pittii (5 %) sind die bei uns am häufigsten nachgewiesenen Spezies, während A. baumannii (0,5–3 %) eine deutlich geringere Prävalenz hat und A. nosocomialis überhaupt nicht nachgewiesen wurde. Studien aus dem asiatischen Raum hingegen zeigen ein deutlich anderes Bild. Hier sind A. pittii (36 %), A. nosocomialis (15 %), Acinetobacter-Genospezies 15TU (6 %) und A. baumannii (4 %) die führenden Spezies, während A. lwoffii, A. johnsonii und A. junii keine wesentliche Rolle spielen. Bedingt durch die vorher unzureichende Taxonomie und Methodik sind detaillierte Studien zur molekularen Epidemiologie von einzelnen Acinetobacter spp. erst seit Ende der 1980er Jahre möglich. In den seitdem publizierten Studien wurden im wesentlichen Ribotypisierung, Pulsfeld-Gelelektrophorese (PFGE; McDonald A et al., 1999; Wisplinghoff et al., 1999; Ling et al., 2001; Bogaerts et al., 2006; Kraniotaki et al., 2006) und random amplified polymorphic DNA (RAPD-)PCR (Wisplinghoff et al., 2000; Wroblewska et al., 2004) eingesetzt. Mit Blick auf eine Analyse der Populationsstruktur von A. baumannii sind auch Methoden wie AFLP (Wroblewska et al., 2004; Dobrewski et al., 2006), multilocus sequence typing (Bartual et al., 2005; Diancourt et al., 2010), PCR/ electrospray ionization mass spectrometry (Ecker et al., 2006) und rep-PCR (Bou et al., 2000; Kraniotaki et al., 2006; Higgins et al., 2010) von zunehmender Bedeutung. Eine Vielzahl von Studien untersucht die Verbreitung von einem oder mehreren A. baumannii-Klonen in einem definierten Umfeld (Thurm und Ritter, 1993; Go et al., 1994; Seifert und Gerner-Smidt, 1995; McDonald A et al., 1999; Webster et al., 1999; Wisplinghoff et al., 1999, 2000; Ling et al., 2001) und beschreibt neben klassischen Ausbruchsituationen auch Langzeitpersistenz von bis zu elf Jahren (Webster et al., 1999). Im Krankenhaus wurde A. baumannii auf nahezu allen untersuchten medizinischen Geräten nachgewiesen, wobei Beatmungsgeräte und deren Komponenten (Cunha et al., 1980; Irwin et al., 1980; Stone und Das, 1986; Hartstein et al., 1988; Cefai et al., 1990), Computertastaturen, Mobiltelefone, Blutdruckmanschetten (Bureau-Chalot et al., 2004), Patientenakten (Chen KH et al., 2014), Sondenkost (De Vegas et al., 2006) und sogar der Staub im Inneren von Beatmungsund Dialysegeräten (CVVH) (Bernards et al., 2004) als mögliche Übertragungsquellen postuliert wurden. Im Gegensatz dazu konnten in anderen Studien – auch bei Einsatz moderner molekularepidemiologischer Methoden wie PFGE und RAPD-PCR – keine Umweltquellen gefunden werden (Seifert et al., 1994; Webster et al., 1998; D‘Agata et al., 2000; Levin et al., 2001; Ling et al., 2001), was einige Autoren (Peleg et al., 2008) zu der These veranlasst hat, dass der kolonisierte Patient bzw. sein Umfeld im Krankenhaus das primäre Reservoir von A. baumannii ist. Diese Theorie wird indirekt durch molekularepidemiologische Daten gestützt, da im Krankenhaus eine höhere Klonalität (68 vs. 17 % klonale Isolate nach Zeana et al., 2003) vorliegt. Auch sind die nosokomialen Stämme im Vergleich zu den sporadischen Isolaten in der Regel resistenter gegen Antibiotika (37 vs. 0 % multiresistente [multi drug-resistant, MDR-] Stämme). 449 Wie auch bei anderen Spezies ist das medizinische Personal im Rahmen eines Ausbruchs der wesentlichste Faktor bei der direkten Übertragung von Patient zu Patient (Buxton et al., 1978; French und Casewell, 1980; Hartstein et al., 1988; Patterson et al., 1991; Go et al., 1994; Riley et al., 1996; Roberts et al., 2001), obwohl eine permanente Kolonisation von medizinischem Personal mit A. baumannii bislang nicht nachgewiesen werden konnte (Peleg et al., 2008). Bei der nosokomialen Übertragung spielen zudem wahrscheinlich Faktoren wie das lange Überleben auf unbelebten Oberflächen (Musa et al., 1990; Jawad et al., 1998; Webster et al., 2000) und die unter Routinebedingungen eventuell eingeschränkte Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln (Wisplinghoff et al., 2007; Apisarnthanarak et al., 2014) eine Rolle. Untersuchungen aus New York (Landman et al., 2002), London (Turton, 2004; Coelho et al., 2006) und Johannesburg (Marais et al., 2004) beschreiben die regionale Verbreitung einzelner A. baumannii-Klone, welche in früheren Studien nur selten beobachtet wurde (http:// www.outbreak-database.com/; Villegas und Hartstein, 2003; Fournier und Richet, 2006). Neben dem Nachweis eines PFGE-gleichen MDR-Klons in 55 Krankenhäusern in Frankreich (Naas et al., 2006) oder der Beschreibung der überregionalen Verbreitung der OXA-23 Klone mit Nachweisen in über 40 Krankenhäusern in Südostengland (Turton, 2004; Coelho et al., 2006) unterstreichen auch kleinere Ausbrüche die Theorie der überregionalen klonalen Ausbreitung von A. baumannii, so z. B. ein Amikacin-resistenter A. baumannii-Klon in neun Krankenhäusern in Spanien (Vila et al., 1999), oder ein MDR-Klon in mehreren Krankenhäusern in Spanien und Portugal (Da Silva et al., 2007). Unabhängig von Ausbrüchen wurden unterschiedliche Klone mit internationaler Verbreitung beschrieben, wobei bei diesen keine zeitliche oder räumliche Zuordnung der einzelnen Nachweise möglich ist. Populationsgenetische Untersuchungen mit MLST (Bartual et al., 2005) und REP-PCR (Higgins et al., 2010) bestätigen eine weltweite klonale Verbreitung einzelner A. baumannii-Stämme, die von Higgins – bei der Untersuchung einer weltweiten Sammlung von über 400 Carbapenemresistenten Isolaten – als „world wide clones“ (WW1–8) (Higgins et al., 2010), in neueren Publikationen teilweise auch als International Clones (IC 1–8) bezeichnet werden (Giannouli, et al. 2013; Martins et al., 2013). Die Verbreitung dieser Klone wurde in neueren Untersuchungen auch in mehreren asiatischen Ländern nachgewiesen (Kim et al., 2013). In Europa wurden ursprünglich die sogenannten European clones I, II und III beschrieben, die in Belgien, Dänemark, der Tschechischen Republik, Frankreich, Spanien, den Niederlanden, Großbritannien, Italien, Griechenland und der Türkei nachgewiesen wurden (Dijkshoorn et al., 1996; Nemec et al., 2004; van Dessel et al., 2004). Diese „European clones“ basieren auf AFLP-Daten und lassen sich auch in das mittels REP-PCR erstellte WW1–8 Schema von Higgins et al. (2010) einordnen. Klinische Bedeutung Obwohl das klinische Bild von humanen AcinetobacterInfektionen sehr unterschiedlich sein kann und nahezu alle Infektionen möglich sind, werden als schwerwiegende Manifestationen nosokomialer A. baumannii- 450 Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 127, Heft 11/12 (2014), Seiten 44–457 Infektionen (seltener auch von A. pittii und A. nosocomialis) Beatmungspneumonie und Sepsis (BSI) beschrieben (Seifert et al., 1995a; Cisneros, 1996). Seltenere, aber typische Manifestationen sind Shunt-assoziierte Meningitis (Siegman-Igra et al., 1993) und Wundinfektionen (Wisplinghoff et al., 1999; Davis et al., 2005). Je nach Infektion und untersuchter Patientenpopulation werden bei der A. baumannii-BSI Letalitätsraten von 32–52 % angegeben, bei A. baumannii-Meningitis sogar von bis zu 73 % (Siegman-Igra et al., 1993; Tuon et al., 2010; Khan et al., 2011). Insgesamt ist die klinische Bedeutung nicht abschließend geklärt. Während Studien zu Pneumonie und Sepsis hohe Letalitätsraten nachweisen (Seifert et al., 1995b; Cisneros, 1996) und Falagas und Kollegen eine assoziierte Letalität zwischen 7,8 % und 23 % beschreiben (Falagas et al., 2006a; Falagas und Rafailidis, 2007), zeigen andere Studien, dass die hohe Letalität bei Sepsis und Pneumonie eher mit der Grund erkrankung assoziiert ist (Blot et al., 2003; Garnacho et al., 2003). Andere Acinetobacter spp., wie z. B. A. johnsonii, A. junii, A. lwoffii, A. parvus, A. radioresistens, A. schindleri oder A. ursingii, werden als Bestandteil der menschlichen Hautflora angesehen, sind aber auch als Erreger von meist benigne verlaufenden Katheter-assoziierten Bakteriämien beschrieben worden. Eine eingeschränkte Immunkompetenz ist einer der wesentlichsten Risikofaktoren für eine A. baumanniiInfektion. Im Einzelnen wurden u. a. ausgedehnte (Verbrennungs-)Traumata, große chirurgische Eingriffe, eine längere Beatmungsdauer und das Vorhandensein intravaskulärer Katheter als Risikofaktoren für eine A. baumannii-Infektion beschrieben. In der Regel geht eine Kolonisation des Betroffenen oder seiner unmittelbaren Umgebung, wie z. B. auf einer Intensivstation, auf der A. baumannii endemisch vorkommt (Garcia-Garmendia, 2001), voraus. Zusätzliche spezifische Risikofaktoren sind z. B. Hydrotherapie oder Pulsations-Lavagen bei Verbrennungspatienten (Wisplinghoff et al., 1999; Maragakis, 2004). Im Gegensatz zu den nosokomialen Infektionen sind ambulante Infektionen mit Acinetobacter spp., mit Ausnahme der ambulant erworbenen A. baumannii-Pneumonien, in Bezug auf Häufigkeit und Schweregrad von untergeordneter Bedeutung. Im Gegensatz zu anderen Erregern wird bei A. baumannii eine Assoziation von humanen Infektionen mit Naturkatastrophen (z. B. das Marmara-Erdbeben von 1999 und die Tsunami-Katastrophe 2004), Anschlägen (z. B. Bali 2002) oder Militäroperationen (Operation Enduring Freedom, seit 2001) beschrieben (Oncul, 2002, Davis et al., 2005; Kennedy et al., 2005; Eveillard und Joly-Guillou, 2012). Die unterschiedlichen Regionen und die molekularepidemiologischen Daten (Scott, 2007) sprechen hierbei jedoch eher für Übertragungen im Rahmen der Primärversorgung als dafür, dass A. baumannii doch als Umweltkeim vorkommen könnte, obwohl auch ein Zusammenwirken von Mensch, Tier und Umwelt diskutiert wird (Eveillard et al., 2013). Pneumonie Ambulant erworbene Pneumonien (Communityacquired pneumonia, CAP) durch A. baumannii wurden vor allem aus Regionen mit tropischem Klima wie Südostasien oder den tropischen Teilen Australiens berichtet (Anstey, 2002; Chen, 2001). Demgegenüber ist das Krank- heitsbild der ambulant erworbenen A. baumannii-Pneumonie in Regionen mit gemäßigtem Klima wie Europa und den USA nicht bekannt. Wie auch bei anderen A. baumannii-Infektionen sind schwere Grunderkrankungen oder andere prädisponierende Vorerkrankungen, wie z. B. Alkoholabusus, Rauchen, COPD (chronic obstructive pulmonary disease) oder Diabetes mellitus, die wesentlichen Risikofaktoren. Der klinische Verlauf ist in der Regel fulminant mit Bakteriämie und hoher assoziierter Letalität (40–60 %), obwohl die nachgewiesenen Erreger im Gegensatz zu den nosokomialen Stämmen der A. baumannii-Gruppe meist keine besonderen Resis tenzen aufweisen (Chen, 2001; Lee et al., 2008; Leung et al., 2006; Ho et al., 2009; Ong et al., 2009). Bei der nosokomialen Pneumonie durch A. baumannii spielt – neben den wirtsseitigen Risikofaktoren wie pulmonale Grunderkrankung, Intubation, chirurgischer Eingriff oder vorausgegangene Antibiotikatherapie – die Kolonisation des Patienten eine wesentliche Rolle. Dementsprechend sind etwa 5–10 % aller auf Intensivstationen in den USA erworbenen Pneumonien durch A. baumannii bedingt. Klinisch imponiert in der Regel eine Bronchopneumonie, die mit Pleuraergüssen oder in besonders schweren Fällen einer Bakteriämie einhergehen kann. Obwohl, ähnlich wie bei der CAP, auch bei der nosokomialen Pneumonie Letalitätsraten von bis zu 70 % beschrieben sind, ist nicht abschließend geklärt, in welchem Maß die Grunderkrankung hierfür ursächlich ist. Die beschriebenen Risikofaktoren für einen schweren Verlauf decken sich mit den generellen Prognosemarkern, wie z. B. dem Vorliegen einer Grunderkrankung mit besonders schlechter Prognose („ultimately fatal disease“ nach McCabe; McCabe und Jackson, 1962) oder einem septischen Schock in der Frühphase der Infektion (Seifert et al., 1995b; Chang et al., 2011). Bakteriämie/Sepsis (bloodstream infection, BSI) Mit einer Inzidenz von 0,6 pro 10 000 Krankenhausaufnahmen gehört A. baumannii zu den zehn häufigsten Erregern einer Bakteriämie (Wisplinghoff et al., 2004). A. baumannii-BSI traten hierbei im Mittel 26 Tage nach Krankenhausaufnahme auf und damit deutlich später als BSI mit anderen Erregern (Wisplinghoff et al., 2004). Neben den häufigen Katheter-assoziierten Bakteriämien werden vor allem Pneumonien, Harnwegsinfektionen und Wundinfektionen (meist große Wundflächen bei Verbrennungspatienten) als Ausgangspunkte beschrieben. Als wesentliche Risikofaktoren für eine nosokomiale A. baumannii-Bakteriämie wurden in einer multivariaten Analyse Pneumonie, hämato-onkologische Grunderkrankung, männliches Geschlecht, solide Tumoren und eine vorausgegangene nosokomial erworbene Infektion identifiziert (Kang et al., 2011). A. baumannii-BSI hatten mit 16,3–43,4 % nach P. aeruginosa-BSI und Candida-BSI die dritthöchste Letalität in einer Multizenterstudie mit über 25 000 ausgewerteten monomikrobiellen Bakteriämien (Wisplinghoff et al., 2004). Im Vergleich liegt die Letalität einer BSI durch A. baumannii gegenüber A. pittii und A. nosocomialis in vergleichbaren Patientengruppen deutlich höher (Wisplinghoff et al., 2011), auch wenn es hier keine Studie gibt, die den Einfluss der Grunderkrankung statistisch bewertet. Andere Spezies, wie z. B. A. johnsonii, A. lwoffii, A. haemolyticus, A. junii, A. radioresistens, A. ursingii, und A. schindleri, sind vor allem als Ursache von meist blande verlaufenden Katheter- Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 127, Heft 11/12 (2014), Seiten 44–457 assoziierter BSI beschrieben (Seifert et al., 1993c, 1994; Nemec, 2001; Nemec et al., 2003; Dortet et al., 2006; Endo et al., 2014). Wundinfektionen Wie bei allen Infektionen spielt auch bei den Wundinfektionen die endemische Prävalenz von A. baumannii eine wesentliche Rolle. Dementsprechend variieren die Nachweisraten zwischen 2 % (A. baumannii-Wundinfektionen auf Intensivstationen) und 32,5 % (Soldaten nach Kampfeinsätzen; Griffith et al., 2006). Eine Kolonisation des Patienten ist auch der primäre Risikofaktor für eine Wundinfektion bei Verbrennungspatienten, welche ihrerseits einen wesentlichen Risikofaktor für eine Bakteriämie mit A. baumannii darstellt (Wisplinghoff et al., 1999). Zum direkten Einfluss von A. baumannii auf die Wundheilung gibt es keine entsprechenden Daten, wobei eine Kombination aus früher Diagnosestellung, adäquater Antibiotikatherapie, chirurgischem Débridement und frühem Wundverschluss als adäquates Management propagiert werden (Tekin et al., 2014). Resistenz und Konsequenzen für die Therapie Bedingt durch die seit Beginn der 1980er Jahre fortschreitende Resistenzentwicklung, insbesondere bei klinischen A. baumannii-Isolaten, muss heute mit weitreichenden Resistenzen gegen die meisten Antibiotika gerechnet werden. Vor 1980 waren die meisten A. baumanniiStämme weitgehend empfindlich gegen Beta-LaktamAntibiotika (mit Ausnahme der unten beschriebenen intrinsischen Resistenzen), Aminoglykoside und Tetracycline (Seifert et al., 1993a; Vila et al., 1993). Intrinsische Resistenzen bestehen gegen Aminopenicilline, Cephalosporine der 1. und 2. Generation und Chloramphenicol (Seifert et al., 2006; Morfin-Otero und Dowzicky, 2012). Hinzugekommen sind erworbene Resistenzen gegen Breitspektrum-Beta-Laktam-Antibiotika (z. B. Piperacillin/Tazobactam, Imipenem), Aminoglykoside, Fluorochinolone und Tetracycline (Bergogne-Berezin und Towner, 1996; Doi et al., 2004; Huys, 2005). Carbapeneme sind in Deutschland in der Regel weiterhin wirksam, allerdings sind die Resistenzraten, insbesondere in Ländern wie Portugal, Spanien, Frankreich, Griechenland, Italien und den USA, deutlich gestiegen, sodass aktuell Resisstenzraten von bis zu 70 % beschrieben wurden (Turner und Greenhalgh, 2003; Keen et al., 2010; Mera et al., 2010; Kempf und Rolain, 2012; Antunes et al., 2014). In Deutschland stieg der Anteil der Carbapenem-resis tenten A. baumannii über alle Krankenhäuser von 4,8 % in 2008 auf 9,0 % in 2012 bzw. bezogen auf die Häuser der Schwerpunkt- oder Maximalversorgung von 7,3 auf 12,2 % im gleichen Zeitraum (ARS, 2014). Die zunehmende Verbreitung Carbapenem-resistenter Isolate in der Klinik ist als besonders problematisch zu werten, da es hier kaum noch therapeutische Alternativen gibt und Hinweise vorliegen, dass Patienten mit einer Infektion mit einem Carbapenem-resistenten A. baumannii eine schlechtere Prognose haben (Chopra et al., 2013; Lemos et al., 2014). Bei den zuletzt immer häufiger auftretenden multioder panresistenten A. baumannii-Stämmen findet sich zum Teil eine vollständige Resistenz gegen nahezu alle verfügbaren Antibiotika (Perez et al., 2010), wobei darauf 451 hinzuweisen ist, dass in der Literatur keine einheitlichen Definitionen für Multi- oder Panresistenz bei A. baumannii verwendet werden (Falagas et al., 2006b). Peleg et al. (2008) haben angesichts dieser Problematik die folgenden Definitionen vorgeschlagen: Multiresistenz wird definiert als Resistenz gegen zwei oder mehr der folgenden Antibiotikaklassen: Cephalosporine der 3. Generation mit potenzieller Aktivität gegen Pseudomonas spp. (Ceftazidim oder Cefepim), Carbapeneme mit potenzieller Aktivität gegen Pseudomonas spp. (Imipenem oder Meropenem), Ampicillin-Sulbactam, Fluorochinolone (Ciprofloxacin oder Levofloxacin) und Aminoglykoside (Gentamicin, Tobramycin, oder Amikacin); Panresistenz als Resistenz gegen alle „Firstline-Antibiotika“ mit potenzieller Wirksamkeit gegen A. baumannii, d. h. alle Beta-Laktam-Antibiotika (einschließlich Carbapeneme und Ampicillin-Sulbactam), Fluorochinolone und Aminoglykoside, wobei die Autoren mit Blick auf die zunehmende Verwendung dieser Substanzen in diesem Zusammenhang auch Polymyxin und Tigecyclin diskutieren (Peleg et al., 2008). Auch neuere Wirkstoffe wie Tigecyclin (MHK90 für A. baumannii 2–32 µg/ml; Seifert et al., 2006) oder Doripenem (Marti et al., 2009; Esterly et al., 2010) haben in der Regel nur eine vergleichbare Aktivität wie die bereits etablierten Substanzen der gleichen Gruppe. Mit der Beschreibung von Resistenzen gegen Polymyxine (Li et al., 2006; Lopez-Rojas et al., 2013) und Tigecyclin (Peleg, 2007; Chen Q et al., 2014) gibt es aktuell keine Substanz mehr, die gegen A. baumannii uneingeschränkt wirksam ist. Einschränkend muss, insbesondere mit Blick auf die Klonalität der Carbapenem-resistenten Isolate (Higgins et al., 2010), darauf hingewiesen werden, dass fehlende molekularepidemiologische Daten zu einer deutlichen Überschätzung der Resistenzraten führen können (Seifert et al., 2006). Empfindlichere, sporadische Isolate sind genetisch heterogener (Dijkshoorn et al., 1996; Nemec et al., 2004), sodass bei A. baumannii – wie bei anderen Erregern auch – die globale Resistenzproblematik wahrscheinlich durch einige (wenige) weltweit verbreitete Klone bedingt ist (Wisplinghoff et al., 2008; Higgins et al., 2010). Für eine Therapie von relevanten humanen A. baumannii-Infektionen ist eine adäquat durchgeführte Resisstenztestung mit Bestimmung der minimalen Hemmkonzentration notwendig, um die jeweils therapeutisch infrage kommenden Antibiotika zu identifizieren. Bei der empirischen Therapie müssen neben den lokalen Resistenzdaten auch die Resistenzdaten von Institutionen und Regionen beachtet werden, in denen der Patient gegebenenfalls vorher therapiert wurde, sowie das Auftreten von möglichen anderen Resistenzmustern im Rahmen von Ausbrüchen. Neuere Arbeiten fassen die Daten zu verfügbaren Antibiotika und ihre mögliche Rolle bei der Therapie von A. baumannii-Infektionen zusammen (Fishbain und Peleg, 2010; Garnacho-Montero und Amaya-Villar, 2010; Neonakis et al., 2011). Allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass es keine Daten aus prospektiven Therapiestudien gibt, sodass kleinere Fallserien und In-vitro-Daten hier die Grundlage der Empfehlungen bilden. Unabhängig von einer eventuell nachgewiesenen Invitro-Empfindlichkeit sind Breitspektrum-Penicilline und -Cephalosporine generell nicht zur Therapie schwerer A. baumannii-Infektionen geeignet. Viele nosokomi- 452 Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 127, Heft 11/12 (2014), Seiten 44–457 ale endemische Stämme/Klone sind zusätzlich resistent gegenüber Fluorochinolonen, während hier meist eine Wirksamkeit gegenüber sporadischen Isolaten besteht. Unter den Aminoglykosiden sind meist Tobramycin oder Amikacin wirksam, die sich aber nicht zur Monotherapie eignen. Somit bleiben im klinischen Alltag – trotz der oben thematisierten steigenden Resistenzraten – die Carbapeneme nach wie vor Mittel der Wahl in der Therapie von A. baumannii-Infektionen. In einzelnen Ausnahmefällen sind weitere Substanzen erfolgreich zur Therapie von Infektionen mit MDR A. baumannii-Stämmen eingesetzt worden, so z. B. Sulbactam (Corbella et al., 1998; Wood et al., 2002; Zalts et al., 2013), welches eine intrinsische Aktivität gegenüber Acinetobacter spp. besitzt. Auch Polymyxine sind intravenös zur Behandlung von A. baumannii-Pneumonien (Garnacho-Montero, 2003; Kwa et al., 2005; Lin et al.; 2010; Zalts et al., 2013) und Meningitiden (Karaiskos et al., 2013) erfolgreich verwendet worden. Obwohl auch die aktuell berichteten In-vitro-Resistenzraten bei Polymyxinen generell sehr gering sind (Li et al., 2006; Lin et al., 2010), gibt es inzwischen auch vermehrt Berichte über Polymyxin-resistente Stämme (Rolain et al., 2011; Taneja et al., 2011; Vila-Farres et al., 2011). Klinische Daten sprechen hier für den Einsatz im Rahmen einer Kombinationstherapie (Batirel et al., 2014), wobei es für Kombinationen mit primär nicht wirksamen Substanzen wie Vancomycin (Garnacho-Montero et al., 2013) oder Daptomycin (Galani et al., 2014) zurzeit keine Indikation zu geben scheint. Tigecyclin scheint trotz meist guter In-vitro-Aktivität gegen A. baumannii Wildtyp-Stämme und Carbapenemresistente Isolate (Seifert et al., 2006; Lefebvre et al., 2011; Morfin-Otero und Dowzicky, 2012) keine vielversprechende Alternative für die Therapie von A. baumannii-Infektionen mit multiresistenten Stämmen zu werden, da verschiedene Studien eine rasche Resistenzentwicklung unter Therapie (Navon-Venezia et al., 2007) bzw. das Auftreten von A. baumannii-Infektionen unter Therapie mit Tigecyclin und eine erhöhte Letalität bei einer Tigecyclin-MHK von ≥ 2 mg/l (Peleg, 2007; Taneja et al., 2011; Chuang et al., 2014) beschreiben. Bei multi- oder panresistenten Stämmen erscheint aktuell eine Kombinationstherapie (z. B. mit Imipenem und Amikacin oder Colistin, Rifampicin und Imipenem, Doripenem und Fluorochinolon) als sinnvolle Alternative, wobei es auch hierzu nur geringe klinische Erfahrung gibt (Urban et al., 2010; Kempf et al., 2012; Queenan et al., 2013; Lee et al., 2013; Batirel et al., 2014). Zusammenfassung und Ausblick A. baumannii und andere Spezies der A. baumanniiGruppe (A. pittii, A. nosocomialis) gehören zu den resistentesten humanpathogenen Erregern. Im Bereich der Mikrobiologie wird die Identifizierung und Resistenztestung durch zunehmenden Einsatz geeigneter Methoden wie MALDI-TOF und MHK-Testung auch im Routinelabor immer verlässlicher und große molekularepidemiologische Untersuchungen mittels MLST und rep-PCR konnten die klonale Struktur von A. baumannii und die Bedeutung einzelner klonaler Linien beschreiben. Demgegenüber bleibt in der Klinik das Problem der steigenden Antibiotikaresistenz, insbesondere gegenüber Carbapenemen, und die immer geringer werdende Auswahl an möglichen therapeutischen Alternativen bei MDR A. baumannii-Stämmen wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren ungelöst. Hier bleibt die Durchführung klinischer Studien zur Untersuchung neuer Behandlungsoptionen die wesentliche Aufgabe der nächsten Jahre. Conflict of interest Es bestehen keine Interessenkonflikte. Literatur Álvarez-Pérez S, Lievens B, Jacquemyn H, Herrera CM (2013): Acinetobacter nectaris sp. nov. and Acinetobacter boissieri sp. nov., isolated from floral nectar of wild Mediterranean insect-pollinated plants. Int J Syst Evol Microbiol 63: 1532–1539. Anandham R, Weon HY, Kim SJ, Kim YS, Kim BY, Kwon SW (2010): Acinetobacter brisouii sp. nov., isolated from a wetland in Korea. J Microbiol 48: 36–39. 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