textil + modewelt - Gesamtverband textil+mode

Transcription

textil + modewelt - Gesamtverband textil+mode
textil + modewelt
2011+12
textil + modewelt
2011+12
I I nn h ahl ta l t
textil+modewelt
2 0 1 1+1 2
Vorwort Präsident Heinz HornS. 3
Überblick
Die Textil- und Modebranche in DeutschlandS.
Im Gespräch mit: Markus Kerber, Hauptgeschäftsführer BDI
S.
Zukunftskonferenz Textil
S.
Deutsch-Schein oder Deutsch sein? Made in GermanyS.
4
7
8
9
Tarifpolitik
Bericht zur Tarifrunde 2011S. 10
Bildung
Nachwuchssicherung und -förderung in der Textil- und Modebranche
S. 14
Sozialpolitik
Ausgleichsvereinigung textil+modeS. 18
Themen im Arbeitsrecht: BeschäftigungsdatenschutzS. 19
BG ETEM: Neue Wahlperiode, neue Gesichter, neue Regelungen
S. 20
Internationale Märkte
Mit Vollgas in die neuen MärkteS. 22
Textiler Außenhandel zwischen Rohstoffkrise und WirtschaftsaufschwungS. 28
Neu im Netz: Wegweiser Zoll S. 31
Russland: Der Markt vor unserer HaustürS. 32
Brüssel: Förderschwerpunkt MittelstandS. 34
Parlamentarischer Abend in Straßburg
S. 35
Forschung
Happy Birthday Textilforschung: 60 Jahre Kontinuität in Innovationsförderung
S. 36
Energie & Umwelt
Energie-Symposium S. 40
Ressourceneffizienz oder Nachhaltigkeit ist kein anderes Wort für Verzicht S. 42
Grüne Mode: Ein Begriff nimmt Farbe anS. 44
Biodiversität: Mehr als nur ein ModewortS. 46
Rückblick 2010 + 2011 und Termine 2012S. 48
Präsidium und Kontakt
S. 50
Impressum und BildnachweiseS. 52
VH eoi n rz Hwo r on r t
Präsident
Gesamtverband textil+mode
kaufmännischen Bein werden. Gerade
hier ist die Arbeit des Gesamtverbandes
textil+mode so wichtig: Wir erarbeiten
Lösungen und setzen uns auf Bundes- und
Europaebene ebenso wie international
für deren Umsetzung ein. Am konkreten
Beispiel waren dies in diesem Jahr Freihandelsabkommen, der stetige Einsatz
gegen protektionistische Maßnahmen von
Baumwolllieferanten wie Pakistan (siehe
auch S. 28 ff.) und die Mobilisierung der
Presse zum Kampf gegen die EEG-Umlage.
Sehr geehrte Damen und Herren,
Krisen, Krisen, Krisen - die Medien berichten jeden Tag darüber. Griechenland
steht kurz vor der Staatspleite und anstatt
gemeinsam Lösungen anzugehen, wird
um Regierungsposten geschachert. Ist der
Euro-Rettungsschirm richtig oder nicht?
Diese Frage beschäftigt zur Zeit viele von
uns. Ich meine ja, denn die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie exportiert je
nach Produkt zwischen 40 und 45 % - und
das vor allem ins europäische Ausland.
Aber es geht für unsere Unternehmen
nicht nur um die Euro-Sicherung, sondern
auch um eine Stabilität der Produktionskosten. Stichworte wie Preissteigerungen
bei Rohstoffen und Energie dürfen nicht
zu einem unkalkulierbaren Klotz am
Festgestellt werden muss: Unsere Branche wird von äußeren Faktoren, wie den
genannten, beeinflusst, aber in einer Krise
befinden WIR uns nicht. Unsere Unternehmen haben die richtigen Produkte,
wir haben starke Marken, wir sichern mit
Qualität und Verlässlichkeit bestehende
Marktpositionen und schaffen durch Innovationen Chancen in neuen Märkten.
Service für Unternehmen ist ein weiterer
Schwerpunkt unserer Arbeit: Durch die
Erkundung neuer Märkte, gezielte Matchmaking-Reisen und Gemeinschaftsstandbeteiligungen auf Auslandsmessen können
wir Unternehmen den Markteintritt erheblich erleichtern (siehe dazu auch S. 22 ff.).
Exportiert ein Unternehmen dann, bieten
wir mit dem Wegweiser Zoll als OnlineTool einen benutzerfreundlichen Guide
durch den Dschungel der Zollvorschriften.
Auch 2012 haben wir viel vor: Für die
im März stattfindende High-Tex from
Germany in Moskau haben sich bereits 48
unserer Unternehmen angemeldet (Stand
10.11.2011). Unsere Online-Länderprofile
werden um Türkei, Indonesien, Peru und
Kolumbien ergänzt, Matchmaking-Reisen
nach Südamerika, Indien und weitere
Regionen in Fernost, wie Indonesien, sind
in der Planung. Wir werden die Plattform
Go Textile! weiter ausbauen und weiterhin
Lösungen zur Nachwuchssicherung und
zum demografischen Wandel erarbeiten.
Betrachten Sie dies nur als einen Auszug
aus einer Fülle von Projekten, mit denen
der Gesamtverband textil+mode jeden Tag
für eine Branche eintritt, die zu den innovativsten Deutschlands gehört und die ihre
Zukunftsfähigkeit durch die Eroberung
neuer Märkte und Marktsegmente stetig
unter Beweis stellt.
Um dem Chaos in Griechenland und
Italien zu begegnen, fordern Medien und
Bevölkerung vor Ort die Regierungsmitglieder auf, endlich gemeinsam an einem
Strang zu ziehen. Eine wichtige Voraussetzung, um den zukünftigen Herausforderungen zu begegnen. Und sie gilt auch hier
vor unserer Haustür und für die Verbandsarbeit.
In diesem Sinne, herzlichst,
Heinz Horn
3
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
BDierTextila nund
c hModee
branche in Deutschland
Marcus Jacoangeli
Die deutsche Textil- und Modeindustrie
verbindet wie kaum eine andere Branche
Tradition und Moderne: Sie ist wesentlicher Teil des Industrialisierungsschubes
des vorvergangenen Jahrhunderts und
einer der Pioniere der Globalisierung des
vergangenen Jahrhunderts. Und auch im
21. Jahrhundert ist sie treibende Kraft des
technischen Fortschritts. Sie ist krisenerprobt, steht auf einem soliden industriellen Fundament der Realwirtschaft
und bekennt sich uneingeschränkt zum
Freihandel.
Mit diesem Rüstzeug ausgestattet, hat sie
auch die Krise der vergangenen Jahre gut
gemeistert.
Mit etwa 400.000 Mitarbeitern (davon
120.000 in Deutschland) in 1.300 Unternehmen gehört die Textil- und Bekleidungsindustrie nach wie vor zu den größten Konsumgüterbranchen Deutschlands.
Geschäftspolitik befördert. Die Textilindustrie steht jedoch für wesentlich mehr:
Textileinzelhandel, Textilmaschinenbau,
textile Dienstleistungen, Teile des Fahrzeugbaus und andere High-Tech-Branchen
sind ohne die Textilindustrie nicht denkbar.
Konjunk
Die Branche ist eindeutig mittelständisch
geprägt, oft seit Generationen inhabergeführt, was eine langfristig ausgerichtete
Die Textilindustrie in Deutschland ist Zulieferindustrie.
Mit etwa 40 % ihres Umsatzes ist die Textilindustrie Zulieferindustrie. Die deutsche
Bekleidungsindustrie stellt dem gegenüber
vornehmlich Endprodukte her, deren
überaus starke Marken ihren hervorragenden Status in der Welt
begründen.
Rohstoffe (Natur- & Chemiefasern), Hilfsstoffe
Textilindustrie
40 %
andere Branchen:
5%
Metall/Elektro
9%
Fahrzeugbau
Umsatz: rd. 16,2 Mrd. €
43 %
4 % Chemie/Pharma
6 % Möbel
16 %
Sonstige
Bekleidungsindustrie
Umsatz: rd. 10,8 Mrd. €
98 %
Endverbrauch/Export
17 % Endverbrauch / Export
2%
andere Branchen
Quelle: destatis/eigene Berechnungen
4
Internationalisierung
ist ein Wesensmerkmal der Textil- und
Bekleidungsindustrie:
Der Anteil des Auslandsumsatz am
Gesamtumsatz beträgt bei der Bekleidungsindustrie gut
40 %, bei Textil
sind es sogar 45 %,
Tendenz steigend.
Deutschland ist damit
nach China/Hongkong das mit weitem
Abstand größte
Textilland und knapp
hinter Italien der
drittgrößte Exporteur
Internationale Märkte
Europapolitik
Forschung
Umwelt & Energie
Die Textilindustrie in Deutschland steht für mehr.
~ 310 000
Beschäftigte
2)
~ 20 000
Unternehmen
Umsatz
Textil- &
Bekleidungsindustrie
120 000
27
1 200
Textilhandel
105 000
22
12 000
Textil-Service
40 000
3,8
6 500
Textilmaschinen
16 000
2,8
120
FahrzeugbauZulieferindustrie1)
10 000
4
50
Chemiefaserindustrie
9 000
2
42
Andere2)
10 000
3
100
tur
1)
~ 65 Mrd. €
VDA, eigene Berechnungen; Produktion in Deutschland Sitze und Gurte, sofern nicht unter Textilindustrie erfasst.
Im Wesentlichen textile Betriebe, die statistisch bei Sportartikeln, Spielwaren, Handwerksbetrieben eingruppiert sind.
Quelle: destatis/eigene Berechnungen
der Branche. Das zeigt, welch eine starke
Stellung textile Produkte aus Deutschland
in der Welt haben.
Die Unternehmen der Branche sehen die
Außenhandelsverflechtungen nicht als
Bedrohung, sondern als Möglichkeit und
Die größten Exportländer auf dem
Welttextilmarkt 1)2) 2010
1)
2)
Thai.
UK
Pakistan
Belgien
Frankr.
USA
Türkei
10
30 %
Deutschland
20
Textil
Bekleidung
Italien
30
Anteil deutscher Unternehmensumsatz mit dem
Ausland in Prozent
China - 130,0
Mrd.
USD
Notwendigkeit zum Wachstum in einer
globalisierten Welt.
Textilien & Bekleidung; Quelle: Comtrade Database, UN
45 %
40 %
26 %
1997
2010
5
Tarifpolitik
Sicherheitsbekleidung, in
vielen Produkten, alltäglichen wie hochspezialisierten, steckt Textil. Etwa
die Hälfte der textilen
Anwendungen wird nach
Umsatz bereits heute in
diesem Segment erwirtschaftet, bei den Beschäftigten ist der Anteil noch
höher.
Aufwendungen für Forschung und Entwicklung
152
100
50
2009
Die Textil- und Bekleidungsindustrie investiert seit vielen Jahren viel in Forschung
und Entwicklung. 16 Textilforschungsinstitute treiben allein in Deutschland
gemeinsam mit den Unternehmen Innovationen voran. Technische Textilien weisen
in die Zukunft und waren bereits in den
vergangenen Jahren der Wachstumsmotor
der Branche.
Ob in medizinischen Anwendungen, im
Fahrzeug- oder Leichtbau, in der Bauoder Agrarwirtschaft, der Funktions- oder
Nach der Krise der Jahre
2008 und 2009 hat die
2010
Branche das Vorkrisenniveau erreicht und
Personal im Bereich der Forschung und Entwicklung
wird auch zum Jahresende
Vollzeit2011 aus heutiger Sicht mit
äquivalente
mindestens 5 % - 6 % nach
Umsatz wachsen.
1 000
Nach wie vor sind
Wachstumstreiber die
technischen Segmente
(Vliesstoffe, Technische
Textilien), aber auch Wirkund Strickwaren sowie
Arbeits- und Berufsbeklei-
500
2007
2008
2009
Umsatzanteil durch Produktneuheiten im Jahr 2009
in Prozent
10
20
30
Fahrzeugbau
32,4
Textil, Bekleidung, Leder
25,4
24,1
EDV, Telekommunikation
22,4
Chemie, Pharma
14,7
Möbel, Spielw. , Medizintechn. , Reparatur
14,5
Gummi-, Kunststoffverarbeitung
13,8
Glas, Keramik, Steinwaren
6
11,8
Metallerzeugung, -bearbeitung
10,1
Holz, Papier
9,9
Mediendienstleistungen
40
45,7
Elektroindustrie
Maschinenbau
8,7
1 431
2008
dung geben aktuell die stärksten Wachstumsimpulse. Die Investitionsneigung und
die Stimmungslage der Unternehmen sind
positiv. Wie auch im Vorjahr planen etwa
70 % aller Unternehmen Neuinvestitionen,
die meisten im Inland. Der Konjunkturklimaindex ist relativ stabil und so gut wie
seit fünf Jahren nicht mehr, auch wenn er
im Herbst 2011 recht deutlich einbrach.
Unabdingbar für eine stetige Entwicklung
sind jedoch verlässliche ökonomische Rahmenbedingungen wie z. B. eine moderate
Entwicklung der Rohstoffpreise. Diese
stellen zurzeit für die Unternehmen eine
der größten Herausforderungen dar.
1 365
2007
Sozialpolitik
1 324
145
150
148
Mio. €
150
Bildungspolitik
1 264
Überblick
Produktneuheiten:
Neu oder merklich verbesserte Produkte bzw. Dienstleistungen, die ein Unternehmen innerhalb des zurückliegenden Dreijahreszeitraums auf den Markt gebracht hat.
2010
Internationale Märkte
Europapolitik
Forschung
Umwelt & Energie
Im
I m GGespräch
espräch mit...
Dr. Markus Kerber
Hauptgeschäftsführer BDI
Kirsten Rahmann
Herr Dr. Kerber, Sie sind seit Juli 2011
Hauptgeschäftsführer des BDI, mit welchen Zielvorstellungen haben Sie diese
Position übernommen?
Bereits als Abteilungsleiter für Grundsatzfragen im Bundesfinanzministerium habe
ich den BDI als ein führendes Kompetenzzentrum für Wirtschaftspolitik in
Deutschland wahrgenommen. Der BDI
ist ein Inspirator, auch ein machtvoller,
vor allem aber ein objektiver, der stets
die gesamtwirtschaftlichen Interessen im
Auge hat. Wir leben ja in der Politik in
einer Zeit der Vielstimmigkeit, auch der
Kurzatmigkeit. Da finde ich den BDI wohltuend nachdenklich und nachhaltig – und
insofern sind keine neuen Zielvorstellungen notwendig. Für den BDI engagieren
sich mehr als 1000 Unternehmensvertreter,
die ehrenamtlich in Gremien wie unseren
Ausschüssen oder Arbeitskreisen mitwirken. Wir wissen eine vielfältige Allianz
hinter uns, die vom Großkonzern bis zu
mittelständischen und familiengeführten
Unternehmen reicht.
Wo sehen Sie die dringendsten Herausforderungen, denen sich die Unternehmen in den kommenden Jahren stellen
müssen?
Deutsche Unternehmen müssen sich Tag
für Tag auf den Weltmärkten neu beweisen. Die Risiken rund um den Globus
haben deutlich zugenommen – das hat
die Wirtschafts- und Finanzkrise deutlich gezeigt. Dazu gehören wachsende
Staatsschulden, instabile Finanzmärkte,
steigende Inflationserwartungen, Zinssteigerungen und sich verschlechternde
Finanzierungsbedingungen. Dennoch sind
deutsche Unternehmen sehr gut aufgestellt: Schlanke Kostenstrukturen, innovative Produkte, ausgeprägte Kundennähe
und eine konsequente globale Aufstellung
machen den Weltmarkterfolg der deutschen Industrie aus. Aktuell erwirtschaften
deutsche Industrieunternehmen zwei
Drittel des wirtschaftlichen Wachstums,
und die Weltmarktanteile von Waren made
in Germany steigen.
Euro-Rettungsschirm, EEG-Debatte,
demografischer Wandel… wie beurteilen
Sie die Konkurrenzfähigkeit deutscher
Unternehmen in Europa?
Für deutsche Unternehmen ergeben sich
Wachstumsperspektiven vor allem aus
dem beschleunigten globalen Strukturwandel und den ihn antreibenden Megatrends. Zum Beispiel bei Demografie,
Urbanisierung, Ressourceneffizienz und
Klimawandel. Diese Megatrends des
globalen Strukturwandels kommen der
Spezialisierung der deutschen Industrie
auf hochwertige Vorleistungs- und hochproduktive Investitionsgüter mit hohem
Innovationsgehalt entgegen.
Die Textil- und Modebranche hat in
den letzten Jahren eine Entwicklung zur
Kreativ- und High-Tech-Branche durchlaufen. Womit assoziieren Sie persönlich
Textil und Mode?
Mit dem gelungenen Strukturwandel
der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie, der mich sehr beeindruckt.
Die Produktion Technischer Textilien in
Deutschland ist seit Mitte der 1990er Jahre
real um 40 Prozent gestiegen, deutsche
Unternehmen sind im Segment der Technischen Textilien sogar weltweit führend.
Faszinierend ist auch die Vernetzung der
Branche mit anderen Industriebranchen.
Textile Anwendungen finden wir heute
fast überall – ob im Bau, in der Energie, im
Gesundheitswesen, im Umweltschutz oder
im Verkehr, Stichwort Elektromobilität.
Ihr Motto für die Zukunft?
Wir sind schnell - und dort, wo es Sinn
macht, auch angriffslustig. Und gerne
jeden Tag ein Stückchen besser!
Dr. Markus Kerber ist seit 1. Juli 2011
Hauptgeschaftsführer des Bundesverbandes
der Deutschen Industrie (BDI).
7
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
SZ utk u
u n ftt stk g
ona
f e rr
e ntz
Die Zukunft ist textil!
Sven Eriskat
In Vorträgen erläuterten Experten
wie der renommierte Altersforscher
Prof. Dr. Andreas Kruse und IG Metall
Vorstand Helga Schwitzer das Thema
Demografie mit Fakten, Methoden und
Perspektiven.
wie Bauen mit Textil und Carbonfasern in der Automobilindustrie boten
reichlich Stoff für lebhafte Gespräche
in den Konferenzpausen. Im dritten
Teil der Konferenz spielte das Thema
Fashion und Marketing eine zentrale
Rolle. Claus-Dietrich Lahrs, CEO der
Hugo Boss AG, berichtete über das
Phänomen ‚Marke’ und gab Einblicke
in die Markenstrategie eines international erfolgreichen Unternehmens. Über
Trends im Online-Vertrieb konnten sich
die rund 300 Konferenzteilnehmer unter
anderem durch einen Praxisbericht der
vente-privee.com Gruppe informieren.
Zum Thema Innovation und Forschung
in der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie berichteten Forscher,
Hersteller und Anwender textiler
Lösungen aus der Praxis. Schwerpunkte
Petra Gottwald vom Deutschen Fachverlag führte die über 300 Teilnehmer
aus Industrie, Politik und Forschung
mit viel Esprit und Fachwissen durch
die Veranstaltung. Abgerundet wurde
Dr. Hubert Jäger, SGL Group
Claus-Dietrich Lahrs, Hugo Boss AG
Den Beweis dafür trat die Textil- und
Modebranche bei der zweiten Zukunftskonferenz Textil an, die am 30. Juni
und 1. Juli 2011 in Stuttgart stattfand.
Unter dem Motto „Unternehmen 2020“
stellte die Konferenz aktuelle Themen
von demografischer Wandel bis OnlineMarketing in den Mittelpunkt.
8
die Zukunftskonferenz Textil 2011 mit
einer Ausstellung, die den Mitgliedsunternehmen und Branchenpartnern,
Forschungsinstituten sowie Bildungseinrichtungen die Möglichkeit gab, sich
im Rahmen der Branchenkonferenz
darzustellen.
Nach der erfolgreichen ersten Zukunftskonferenz in Thüringen 2009 freute sich
das diesjährige Konsortium bestehend
aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Südwesttextil,
dem Ministerium für Finanzen und
Wirtschaft Baden-Württemberg sowie
dem Gesamtverband textil+mode über
eine auch in diesem Jahr gelungene
Veranstaltung. Fortsetzung folgt: Die
nächste Zukunftskonferenz soll 2013 in
NRW stattfinden.
Innovationsmarktplatz
Internationale Märkte
Europapolitik
Forschung
Umwelt & Energie
Deutsch-Schein
oder
M
a
d
e
i
n
Deutsch sein?
Made in Germany kann man nicht kaufen
Dr. Christoph Schäfer
Liqui Moly soll es bitte sein, so der
Wunsch vieler Werkstattkunden, wenn
das Auto einen Ölwechsel braucht.
Die Firma bekennt sich zum Standort
Deutschland und wirbt damit, dass
sie hier produziert, Steuern zahlt und
Lehrlinge ausbildet. Das kommt gut
an. „Made in Germany“ ist ein Verkaufsargument. Es steht für Qualität
und gibt vielen Menschen das Gefühl
etwas Gutes zu tun, wenn durch die
bewusste Wahl eines deutschen Produkts die heimischen Produzenten
gestärkt werden. Doch wann ist ein
Produkt „Made in Germany“? Was bei
Motoröl noch einfach zu bestimmen
ist, stellt die Textil- und Modeindustrie
vor erhebliche Herausforderungen: Die
textile Kette ist komplex. Entspannt
zurücklehnen können sich nur diejenigen, die vollstufig im Inland hergestellte
Produkte anbieten. Aber was ist, wenn
die Konfektion (oder ein Teil davon)
in Tschechien stattfindet? Eine simple
Frage – und keine klare Antwort. Es gibt
in Deutschland kein Gesetz, dass regelt,
wann ein Produkt „Made in Germany“
ist. Der deutsche Anteil an der Wertschöpfung hilft bei der Bestimmung
nicht weiter. Ein deutscher Warenursprung nach zollrechtlichen Regeln
führt nicht dazu, dass automatisch mit
„Made in Germany“ gelabelt werden
darf. Es gelten andere Regeln: Die
Rechtsprechung hat auf Grundlage des
Gesetzes gegen den unlauteren Wett-
bewerb die Formel entwickelt, dass die
Erwartung der Verbraucher entscheidend ist. Diese geht davon aus, dass bei
der Kennzeichnung „Made in Germany“
alle wesentlichen Herstellungsschritte
in Deutschland erfolgt sind. Der Begriff
des „wesentlichen Herstellungsschritts“
ist für Interpretationen offen. Sicherlich
ist ein ausländisches Garn kein Hinderungsgrund für „Made in Germany“.
Aber wäre ein in Deutschland konfektionierter Anzug aus ausländischem Stoff
„Made in Germany“? Wo kommt der
Anzug her, wenn der deutsche Stoff im
Ausland konfektioniert wird? Der Gesamtverband textil+mode tendiert stark
dazu, dass die Konfektion in Deutschland stattfinden muss, damit man guten
Gewissens „Made in Germany“ draufschreiben darf. Das ist unbefriedigend
für alle Unternehmen, die viel Wertschöpfung in Deutschland haben – aber
eben nicht hier konfektionieren. Wie
können diese Unternehmen die deutsche Wertschöpfung kommunizieren?
Eine Sache geht immer: Wahre Angaben machen. Das Marketing wird aber
nicht begeistert sein, wenn wahr (und
deshalb sehr ausführlich) ausgeführt
wird, dass das Design und der Stoff aus
Deutschland kommen und die Konfektion in Portugal stattfand, was aber für
die Wertschöpfung so gut wie unerheblich ist. Werbung braucht Schlagworte.
Gerne wird der Firmenname mit dem
Zusatz „Germany“ verbunden. Mancher
Marketing-Stratege denkt sich, das müsse doch zulässig sein, schließlich ist man
ein deutsches Unternehmen. Grundsätzlich falsch ist dies nicht, doch sobald der
Verbraucher den Eindruck gewinnt, dass
hier nicht die Firma als solche gemeint
ist, sondern ihre Marke einen Zusatz erhält, stellen sich die gleichen Schwierigkeiten ein, die bereits erläutert wurden.
Dann bleibt nur noch, ein paar Tausend
Euro in die Hand zu nehmen und einen
Zertifizierer zu bitten, ein „Made in
Germany“-Zertifikat auszustellen. Ein
Zertifikat strahlt etwas Seriöses aus und
ist ein gutes Marketing-Instrument. Das
gilt aber nur, solange das zertifizierte
Textil nach den obigen Kriterien „Made
in Germany“ hergestellt ist. Niemand,
auch kein Zertifizierer, kann die Kriterien umdefinieren. Deshalb sind die
Angebote von „Ja zu Deutschland!“ und
vom TÜV Nord mit Vorsicht zu genießen. Beide stellen auf einen Anteil von
50 % an der Wertschöpfung ab, um ihr
Siegel zu gewähren. 50 % Wertschöpfung garantiert jedoch nicht, dass alle
wesentlichen Herstellungsschritte tatsächlich in Deutschland stattgefunden
haben. Die Werbung mit einem solchen
Siegel kann deshalb rechtswidrig sein
und zu Abmahnungen führen. Zertifikate bringen keine Rechtssicherheit.
„Made in Germany“ kann man nicht
kaufen. Aber dem Marketing fällt bestimmt etwas anderes ein.
9
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
Bericht
T a r i f r u n d e 2zur
011
Motto: Jetzt gemeinsam fair!
Hans-Joachim Blömeke
Kurz vor Weihnachten 2010 hatte die
IG Metall erwartungs- und fristgemäß
die Tarifverträge über Löhne, Gehälter
und Ausbildungsvergütungen in der
deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie zum 28. Februar 2011 gekündigt. Verbunden mit der Kündigung war
die Forderung über eine Erhöhung der
Entgelte um 5 % bei einer Laufzeit über
12 Monate neu zu verhandeln. Zudem
sollten Gespräche über die Auswirkungen der demografischen Entwicklung
geführt werden.
Ende nicht absehbar war. Zum anderen
waren bereits aufgrund der Tarifabschlüsse 2008 und 2009 in der Krise
die Löhne und Gehälter um insgesamt
7 % erhöht worden. Die letzte Einmalzahlung von 99 Euro pro Arbeitnehmer
stand bis Februar 2011 zur Auszahlung
an und belastete die Unternehmen zusätzlich. Damit war die äußerste Grenze
der wirtschaftlichen Belastbarkeit für
die Branche bereits erreicht. Denn seit
Mitte 2008 waren im Textil- und Bekleidungsbereich Umsatzeinbußen von
Michael Jung, Verhandlungsführer der IG
Metall, beim Verlesen der Forderungen, mit
Annette Szegfü und Hans Wettengl
(IG Metall)
Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Wolfgang Für die Arbeitgeberseite: Hans-Joachim BlöBrinkmann (Brinkmann GmbH & Co. KG), meke (t+m) und Klaus Huneke, Heimbach
und der stellvertretende t+m-Geschäftsführer GmbH & Co. KG
Hans-Joachim Blömeke
Die Höhe der Forderung hat überrascht.
Zum einen befanden wir uns zu diesem
Zeitpunkt immer noch in der größten
Wirtschaftskrise seit 30 Jahren, deren
bis zu 25 % zu verzeichnen. Aufträge
blieben in großem Umfang aus, die Produktion musste erheblich zurückgefahren werden und in vielen Unternehmen
10
wurde Kurzarbeit eingeführt. Aufgrund
zusätzlich hoher Belastungen durch die
weit überproportional gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise auf der einen
und gestiegener Sozialabgaben auf der
anderen Seite, führte selbst das langsame Ansteigen des Umsatzes gegen Ende
des Jahres 2010 nicht zu Gewinnen, die
für eine weitere Erhöhung der Vergütungen hätten genutzt werden können.
Die Rücklagen waren von den Unternehmen zum Ausgleich von Defiziten
verwendet worden, um so in der Krise
weiterbestehen zu können. Folgerichtig
haben wir die Gewerkschaftsforderung als unverhältnismäßig und nicht
situationsgerecht zurückgewiesen. Mit
Internationale Märkte
einem langen Arbeitskampf musste
gerechnet werden, denn nicht nur die
Gewerkschaften, sondern auch die Politik forderten große Lohnerhöhungen.
Sowohl die Bundeskanzlerin als auch
das BMWi verkündeten, dass das Ende
der Wirtschaftskrise nur durch erhebliche Tariferhöhungen herbeigeführt
werden könne. Für unsere Branche
waren derartig pauschale Aussagen unzutreffend und unangemessen, denn sie
berücksichtigten nicht die wirtschaftliche Situation, in der sich die Textilund Bekleidungsindustrie befindet. Der
wirtschaftliche Aufschwung macht sich
erst in der Metall- und Elektro- sowie
Konsumgüterindustrie bemerkbar, um
dann mit einer erheblichen Verzögerung auch auf die Textil- und Bekleidungsbereiche durchzuschlagen.
Die Tarifverhandlungen begannen
am 9. Februar 2011 mit der Wirtschaftsdebatte. Hier wurden die
unterschiedlichen Auffassungen der
Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite
unter ausführlicher Darlegung der
wirtschaftlichen Situation sachlich und
emotionsfrei erörtert. Man kam im
Ergebnis überein, die Tarifverhandlungen gemeinsam und fair zu führen. Wir
sicherten die Abgabe eines abschlussnahen Angebots zu Beginn der 2. Verhandlungsrunde zu, das dann Grundlage der weiteren Gespräche sein sollte.
Die Notwendigkeit von Gesprächen
über die demografischen Auswirkungen auf die Textil- und Modeindustrie
sahen wir als gegeben. Wir erklärten
uns bereit, mit der IG Metall zeitnah
zu beraten, wie den prognostizierten
Auswirkungen rechtzeitig begegnet
werden kann. Erste Koordinierungsgespräche waren deshalb noch vor der 2.
Verhandlungsrunde vereinbart worden.
Die 2. Verhandlungsrunde am 21.
Februar 2011 war ebenfalls durch einen
sehr sachlichen Austausch gekennzeichnet. Grundlage war das von uns
vorgelegte Angebot über die Erhöhung
der Vergütungen in zwei Schritten bei
einer langen Gesamtlaufzeit. Letztend-
Europapolitik
Forschung
lich konnte sich dann bereits in dieser
Runde auf ein für alle Seiten tragbares
Tarifergebnis geeinigt werden, das folgende Punkte umfasst:
Umwelt & Energie
ERGEBNISSE
Gesamtlaufzeit 20 Monate bis 31. Oktober 2012.
Keine Zahlung/Erhöhung für die Monate März und April 2011.
Einmalzahlung von insgesamt 250 Euro für die Monate Mai
bis Ende September 2011 (125 Euro für Auszubildende).
Aus wirtschaftlichen Gründen können die Einmalzahlungen
unter Zusicherung einer Beschäftigungszusage gekürzt,
ausgesetzt oder bis 30. September 2011 verschoben werden.
Entgelterhöhungen um 3,6 % ab 1. Oktober 2011.
Aus wirtschaftlichen Gründen kann bei Abgabe bei einer Beschäftigungszusage die Entgelterhöhung bis 30. April 2012
auf 2,1 % ganz oder teilweise abgesenkt werden.
Zusätzlich zu diesen Vereinbarungen
wurde die Aufnahme von Gesprächen zur
Bewältigung des demografischen Wandels
vereinbart. Eine von den Tarifgruppen zu
bildende Koordinierungsgruppe Demografie wurde beauftragt, den Tarifvertragsparteien bis Oktober 2012 Vorschläge zum
weiteren Vorgehen zu unterbreiten.
Das in allen Mitgliedsverbänden zeitnah
angenommene Tarifergebnis wurde der
wirtschaftlichen Situation der durch
die Auswirkungen der Krise nach wie
vor stark gekennzeichneten Branche
gerecht. Die lange Laufzeit gewährleistet den Unternehmen die wichtige
Planungssicherheit. Die „Nullmonate“
zu Beginn der Laufzeit geben einen
hinreichenden Abstand zu den bereits
2011 vorgenommenen Einmalzahlungen aus der vorherigen Tarifrunde. Die
„Stellschrauben“, durch die die Einmalzahlung gekürzt, ausgesetzt oder
verschoben werden und die befristete
Absenkung der Entgelterhöhung um 1,5
Prozentpunkte erfolgen kann, stellen
sicher, dass auch die Belange der Unternehmen berücksichtigt werden, die
sich von den Auswirkungen der Krise
noch nicht erholt haben. Die durchschnittliche Belastung für die gesamte
Laufzeit beträgt 2,94 %. Sie verringert
sich auf 1,82 %, wenn alle Optionen
zur Verschiebung bzw. zur Absenkung in Anspruch genommen werden.
Letztendlich dient das Tarifergebnis
dazu, den Weg aus der Krise finden zu
können. Anzumerken ist auch, dass die
Tarifvertragsparteien ernsthaft und fair
verhandelten, so dass erstmals seit langen Jahren die Tarifrunde innerhalb der
Friedenspflicht und ohne Warnstreiks
beendet werden konnte.
11
Überblick
Tarifpolitik
Pressearbeit zur Tarifrunde 2011
Erstmalig wurde 2011 die Pressearbeit
zur Tarifrunde nicht von einer externen
PR-Agentur, sondern vom Gesamtverband
textil+mode durchgeführt. Bereits im
Vorfeld wurden Gespräche des Verhandlungsführer Wolfgang Brinkmann mit
Tageszeitungen wie Die Welt, Frankfurter
Allgemeine Zeitung und Handelsblatt
organisiert. Innerhalb der Kommunikationsstrategie entwickelte t+m ein Motto
für die Tarifrunde und gestaltete dazu ein
Logo. Aushänge und Briefe für die Unternehmen wurden von t+m neu konzipiert:
Verhandlungsführer Wolfgang Brinkmann
kommunizierte persönlich und direkt mit
den Beschäftigten. Neben klassischen Pressemitteilungen ergänzten Facebook-Meldungen mit Fotos und Hintergrundinformationen die Pressearbeit. Ein großes Lob
für die professionelle Kommunikation gab
es nicht nur von Arbeitgeberseite. Auch
der Frankfurter Allgemeine Zeitung fiel
die neue Schnelligkeit in der Pressearbeit
auf: Zum ersten Mal trafen die Pressemitteilungen der Arbeitgeberseite früher als
die der IG Metall in den Redaktionen ein.
Die FAZ verriet, das habe die IG Metall
ziemlich überrascht… Mit einem hervorragenden Medienecho in Quantität und
Qualität ein schöner Erfolg.
Bildungspolitik
Textiles
Entgeltrahmenabkommen
Im Rahmen der Tarifrunde 2006
wurde zwischen dem Gesamtverband
textil+mode und der IG Metall vereinbart, zeitnah die bestehenden Lohn- und
Gehaltstarifverträge in einem textilen
Entgeltrahmenabkommen zusammen
zu führen. Der Fachbereich Textil und
Bekleidung der IG Metall schaute dazu
auf die Metall- und Elektroindustrie, die
zu diesem Zeitpunkt bereits Verhandlungen zu einem solchen Abkommen
führte.
Zu Beginn der gemeinsamen Gespräche
im Jahr 2006 legte die IG Metall den
Musterentwurf einer Vereinbarung vor,
deren Grundlagen wir als wenig konkret
und nicht umsetzbar angesehen haben.
In der Folgezeit kam es zu mehreren Gesprächen der gemeinsam gebildeten Arbeitsgruppe mit dem Ziel, zumindest die
technischen Grundlagen für eine weitere
Ausarbeitung finden zu können. Die
Vorstellungen der Tarifvertragsparteien
lagen bisher weit auseinander. Bevorzugte die IG Metall eine Regelüberführung und die summarische Bewertung
der Arbeitsaufgaben, trat die Arbeitgeberseite stets für die Bewertung der
Tätigkeiten im analytischen Verfahren
ein und lehnte eine Regelüberführung
ab. Beim letzten Gespräch im Mai 2010
konnte sich nicht abschließend auf die
Auswahl der Bewertungskriterien für
das weitere Verfahren geeinigt werden.
Nach einer mehr als einjährigen Pause
haben sich die Tarifvertragsparteien im
Mai 2011 erneut getroffen. War 2010 der
Eindruck entstanden, dass das analytische Verfahren zur Arbeitsbewertung
Grundlage des weiteren Vorgehens sein
könnte, musste nun festgestellt werden,
dass bereits an dieser notwendigen
Grundlage die Auffassungen nach wie
vor auseinander gehen. Damit waren
12
Sozialpolitik
die Gespräche auf einem Stand weit vor
2010. Auf der zweiten Sitzung im Juli
2011 wurden diese Punkte noch einmal
ausführlich besprochen. Die IG Metall
wies nunmehr darauf hin, dass sie sich
der analytischen Methode anschließen
könne, wenn als Grundlage der weiteren
Verhandlungen der ERA-Tarifvertrag
Metall NRW angesehen werde.
Wir haben intern Ende August 2011 die
mögliche Ausrichtung des textilen ERA
an das ERA Metall NRW mit unserer erweiterten Expertenkommission
ausführlich besprochen. Ein Vergleich
unseres bisher erarbeiteten Entwurfs mit
ERA-Metall NRW ergab, dass bei den
dort enthaltenen 14 Entgeltgruppen die
Zuordnung der bisherigen Tätigkeiten aus
den Lohn- und Gehaltstarifen durchaus
möglich wäre. Es müssten aber Untergruppen in den oberen Entgeltbereichen
gebildet werden. Auch die Arbeitsbewertung aus dem ERA Metall NRW und die
dort benannten Merkmale, Gewichtungen
und Punkteverteilung könnten in weiten
Teilen für die Textil- und Bekleidungsindustrie Anwendung finden. Dem Wunsch
der IG Metall entsprechend werden wir
nun bei der Arbeitsbewertung die Regelungen des ERA Metall NRW als Basis
zu Grunde legen. Die letzte Sitzung mit
der IG Metall fand am 17. November
2011 statt. Wann allerdings ein textiles
ERA fertig ausgearbeitet ist und wann
mit dem Inkrafttreten gerechnet werden
kann, ist ungewiss.
Internationale Märkte
Europapolitik
Forschung
Umwelt & Energie
Koordinierungsgruppe
Demografie
Als eines der Ergebnisse der Tarifrunde
2011 wurde vereinbart, dass die Tarifvertragsparteien eine Arbeitsgruppe zu
Fragen des demografischen Wandels in der
Textil- und Bekleidungsindustrie einsetzen. Die Arbeitsgruppe kam am 12. Mai
2011 und 4. Juli 2011 zu ihren ersten Sitzungen zusammen. Zu Beginn der ersten
Sitzung wurden von Gewerkschaft und Arbeitgeberseite die aus der jeweiligen Sicht
zu behandelnden Bereiche dargestellt. Das
Themenfeld war weit gefächert.
Die Themenbereiche Altersstruktur, Qualifikation und Gefährdung am Arbeitsplatz
sowie alters- und alternsgerechtes Arbeiten
wurden ebenso angesprochen wie Fragen
der Kostentragung. Auch der zukünftige
Fachkräftebedarf bei alternden Belegschaften sowie der sich abzeichnende Mangel
an Auszubildenden und die Notwendigkeit
von Fort- und Weiterbildung im Betrieb
wurden als Themenfelder erkannt. Im
Ergebnis wurde in der ersten Sitzung die
Notwendigkeit eines gemeinsamen Handelns bestätigt. Um den breitgefächerten
Themenkomplex auch hinsichtlich der
Umsetzbarkeit und der Kosten strukturell aufzuarbeiten, kam man überein,
zur Strukturierung der Themenfelder die
Unterstützung eines externen Moderators
in Anspruch zu nehmen. Mit Prof. Dr. Ralf
Neuhaus, Hochschule Fresenius, konnte
hierfür ein ausgesprochener Fachmann gewonnen werden. Das Ziel der moderierten
zweiten Sitzung war dann die Entwicklung
eines gemeinsamen, möglichst umfassenden Bildes der Branche, um so den Einstieg von der Makro- in die Mikroebene
zu finden. Dem folgend, befassten sich die
Teilnehmer mit der Frage, wie sich aktuell
und zukünftig der Wettbewerb und das
Umfeld für die Branche darstellen werden.
ternehmen und Belegschaften herauszuarbeiten. Diese Aufteilung in Makro- und
Mikroebene war ausgesprochen positiv.
Die in den Gruppen und im Anschluss
daran als Konsens erarbeiteten Sichtweisen
zeigen, dass – zumindest auf der Makroebene – die Interessen der Arbeitgeberund der Arbeitnehmerseite im Wesentlichen gleichgelagert sind. Es konnte
nicht nur über die einheitliche Begriffsbestimmung, sondern auch über inhaltsgleiche Vorstellungen die Grundlage für
ein gemeinsames weiteres Ausarbeiten
von Vorschlägen gefunden werden. Im
Ergebnis sollen den Tarifvertragsparteien
Empfehlungen gegeben werden, wie den
Unternehmen der Branche und deren
Mitarbeitern – insbesondere auch den
kleineren Unternehmen – zukünftig Unterstützung bei Demografiefragen gegeben
werden kann.
Als wichtiges Zwischenergebnis fand am
20./21. Oktober 2011 die erste gemeinsame
Sozialpartnerveranstaltung zu den Herausforderungen des demografischen Wandels
unter dem Motto „Zukunft oder KollapsDie textilen Branchen im Wandel“ statt.
Die Arbeitgeberverbände Gesamtverband
textil+mode, intex und vti luden erstmals
gemeinsam mit der IG Metall zu dieser
Veranstaltung ein, in der die Herausforderungen des demografischen Wandels
dargestellt wurden. Weitere Veranstaltungen zu den Themen werden folgen.
In einem zweiten Schritt waren die jeweiligen Mittel bzw. langfristigen Ziele für Un-
13
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
NACHWUCHS
Sicherung & Förderung
in der Textil- und Modebranche
Karin Terdenge
Während die mittelfristige Vergangenheit
durch Strukturwandel und hohen Arbeitslosenquoten vor allem in unserer Textilund Modebranche geprägt war, verändert
sich jetzt der deutsche Arbeitsmarkt durch
zunehmende Nachfrage an Arbeitskräften.
Derzeit erlebt auch unsere Branche einen
Aufwind vor allem in den neuen Bundesländern, so z. B. im Land Sachsen. Hier
werden etliche Ausbildungsplätze angeboten, die nicht besetzt werden können.
Die Ursache ist einerseits der fehlende
Nachwuchs bedingt durch den demografi-
schen Wandel. Andererseits existiert noch
zu wenig Abstimmung zwischen Angebot
an Ausbildungsplätzen und Nachfrage
von motivierten Jugendlichen. Aufgrund
der demografischen Entwicklung wird
das sogenannte Erwerbspersonenpotenzial, also die Gesamtzahl von Personen in
Deutschland, die theoretisch in der Lage
sind, einer Arbeit nachzugehen, bis zum
Jahr 2025 um rund 6,5 Millionen Personen
sinken – und damit auch das Angebot an
qualifizierten Fachkräften. Wenn nicht aktiv gegengesteuert wird, fehlt es in Zukunft
also deutlich an jenen Fachkräften, die
ein Motor für Wachstum und Wohlstand
in Deutschland sind. So werden nach
Berechnungen des Instituts zur Zukunft
der Arbeit bis zum Jahr 2020 rund 240.000
Ingenieure in unserem Land fehlen.
Doch die Textil- und Modeindustrie hat
alle Chancen, dieser Entwicklung entgegenzuwirken und den Wandel aktiv zu
gestalten. Allerdings erfordert o. g. Prozess
eine Öffnung hin zum Aufbrechen von
Denkgewohnheiten und Hinterfragen von
Positionen.
In seiner Bildungspolitik strebt der Gesamtverband textil+mode daher die Erweiterung seines umfangreichen Netzwerkes
an, um mit allen an der Bildungs- und
Ausbildungsarbeit partizipierenden Akteuren einen aktuellen Austausch zu pflegen.
Status quo: Wie sieht die augenblickliche Situation in der Ausbildung von Auszubildenden in der
deutschen Textilwirtschaft aus?
Kooperation: GO TEXTILE! auf der Ausbildungsmesse ‚MG zieht an‘ in Mönchengladbach
14
Der Verlust an Jugendlichen durch den demografischen Wandel nimmt Einfluss auf
den Fachkräftenachwuchs in der Textilund Modeindustrie. Personalverantwortliche unserer Branche – vor allem auch im
Ostteil des Landes – spüren eine veränderte Situation am Ausbildungsmarkt. Es
stehen wesentlich weniger Bewerber für
Internationale Märkte
einen Ausbildungsplatz zur Verfügung als
noch vor einigen Jahren.
Waren es in Deutschland vor fünf Jahren
noch ca. 3.700 Azubis deutschlandweit, die
im Textil- und Bekleidungsbereich ausgebildet wurden, werden heute nur noch
rund 2.700 Azubis – ca. 30 % weniger Jugendliche - in unserem Berufsfeld jährlich
qualifiziert.
Nachwuchssicherung und Nachwuchsförderung von Auszubildenden und Studierenden an Schulen
und Hochschulen
Im Hochschulbereich sind die Hochschulen in Reutlingen, die Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach, die Hochschule in Albstadt-Sigmaringen, die Technische
Universität in Dresden, die westsächsische
Hochschule in Zwickau und die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule
in Aachen im Hochschulstudium Textiltechnik führend in Deutschland. Ca. 4.000
Studierende sind im Berufsfeld Textil und
Bekleidung jährlich an den Hochschulen
immatrikuliert. Nach unseren Erkenntnissen haben Bachelor- und Masterabsolventen vor allem im textiltechnischen
Bereich sehr gute Arbeitsmarktchancen
und bekommen problemlos einen Job in
der Textilindustrie.
Europapolitik
Forschung
zu finanzieren. Das hat zur Folge, dass
Berufsschulstandorte über Entscheidungen
der Kultusministerkonferenz geschlossen
werden.
Wir wissen, dass qualifizierte und kompetente Berufsschullehrer mittlerweile
„Mangelware“ an den Schulen sind. Auch
hier fehlt uns der Nachwuchs. Einerseits ist
mit überdurchschnittlich altersbedingten
Abgängen bei textilen Berufsschullehrern
zu rechnen. Andererseits werden langfristig nicht mehr genügend Experten für die
Berufsschulen ausgebildet. Immer weniger
Studierende treffen eine Entscheidung
zugunsten eines Studiums als Berufsschullehrer Textil und Bekleidung. Einerseits ist
mit überdurchschnittlich hohen altersbedingten Abgängen bei den fachspezifischen, textilen Berufsschullehrern zu
rechnen. Andererseits werden langfristig
nicht mehr genügend Experten für die
Berufsschulen ausgebildet. Hier sieht sich
der Gesamtverband textil+mode in der
Pflicht, Unterstützung und Begleitung für
die Entwicklung eines neuen, zeitgemäßen
Lehrstuhls an einer Hochschule anzubieten.
Umwelt & Energie
wir die Entwicklung hin zu einem neuen Lehrstuhl, den sogenannten Master
of Education, der in Kooperation der
Hochschulen Reutlingen und der Pädagogischen Hochschule Freiburg entwickelt
werden soll. Die textilspezifische Qualifizierung vermittelt die Hochschule Reutlingen, die berufspädagogischen Inhalte
die Pädagogische Hochschule in Freiburg.
Angedacht ist zunächst eine Bedarfserhebung in unserer Branche.
Neuordnung der textilen
Berufsbilder und textile
Kompetenzzentren
Als Antwort auf die zuvor geschilderte
Ausbildungssituation in den Betrieben
und Institutionen, die für die Qualifizierung zuständig sind, haben wir gemeinsame Tagungen über eine Bewertung der
textilen Ausbildungsberufe initiiert, an der
Ausbildungsverantwortliche aus unseren
Textil- und Modeunternehmen teilgenommen haben. Daraus folgernd konnten
wir uns ein Bild über die betriebliche und
schulische Ausbildungssituation vor Ort
machen.
textil+mode
Ca. 70 berufsbildende Schulen in Deutschland beschulen Berufsschüler unseres
Berufsfeldes Textil und Bekleidung.
Schwerpunktschulen für die Textilbranche befinden sich für das Land Bayern in
Münchberg, für die neuen Bundesländer vor allem Sachsen - in Plauen, für BadenWürttemberg in Bad Säckingen (GATEX)
und Schopfheim, für Nordrhein-Westfalen in Köln, Wuppertal, Steinfurt, Bocholt
sowie Nordhorn im Land Niedersachsen.
Vom Berufskolleg Technik und Medien
in Mönchengladbach wurden die Azubis
bereits an die Berufsschule in Wuppertal aufgrund fehlender Klassenfrequenz
überführt. Ursache ist, dass die Länder
nicht mehr bereit sind, für einige wenige
Azubis aus einem Berufsfeld Lehrerstellen
Die Ausbildungsverantwortlichen sind wie
wir der Meinung, Präventivmaßnahmen
müssten vorbereitet werden, um keiner
Abhängigkeit durch Entscheidungen der
Kultusministerien
ausgesetzt zu sein. Wir
möchten gemeinsam
mit unserem Sozialpartner IG Metall
eine Überprüfung der
textilen Ausbildungsberufe mit Hilfe des
Bundesinstituts für
Berufsbildung veranlassen (BiBB). Wir
können jetzt bereits
konstatieren, dass die
Ausbildungsverantwortlichen in den
Betrieben Veränderungsbedarf bei der
inhaltlichen Ausrichtung der Berufsbilder
GO TEXTILE! auf dem Gewerkschaftstag der IG Metall
Analog der Lehrerausbildung in Kooperation mit der Hochschulen Niederrhein
und der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen unterstützen
15
Überblick
Tarifpolitik
sehen. Azubis sollten nach Abschluss ihrer
Ausbildung universeller einsetzbar sein, als
es bisher der Fall ist. Das Berufsbildprofil
wird sich im Hinblick auf eine „breitere“
berufliche Ausbildung verändern müssen.
Als erster Schritt in die aufgezeigte
Richtung wird das Bundesinstitut für
Berufsbildung (BiBB) im Herbst 2011 auf
Antrag des Gesamtverbandes textil+mode
und der IG Metall für die Berufe Modenäher und Modeschneider die aus dem Jahr
1997 stammenden Ausbildungsordnungen
überprüfen und die Ausbildungsinhalte
praxisgerechter erfassen.
Bildungspolitik
und neue Weise darstellen. Zielgruppe
sind primär Jugendliche im Alter von
15-19 Jahren. Ziel ist es, ihnen im Rahmen einer integrierten Kampagne zu
vermitteln, dass dieser Industriezweig
zukunftsfähig ist und dass eine Ausbildung in diesem Industriezweig beste
Chancen für die eigene Zukunft bietet.
Durch die stetig steigende Vernetzung
von www.go-textile.de ist mit immer
weiterem Zugriffswachstum zu rechnen.
GO TEXTILE!
Unsere bundesweite Nachwuchskampagne GO TEXTILE! soll die Attraktivität,
Vielfalt und Leistungsfähigkeit der deutschen Textilindustrie auf ansprechende
16
Gemeinsam mit dem Senior Experten Service Bonn engagieren sich die
Ehrenamtlichen in allgemeinbildenden
Schulen – zunächst in den Bundesländern Hessen, Niedersachsen, NordrheinWestfalen, Sachsen und Bremen. Wir
begannen im September 2011 in NRW
– in Dortmund – später wird das Projekt
im Land Sachsen weitergeführt.
Der Experimentierkoffer
Mit dem textilen Experimentierkoffer
wird ein Gegenstand methodisch/didaktisch entwickelt, der u. a. den textilen
Botschaftern zur Verfügung gestellt wird.
Für dessen Inhalt werden Unterrichtseinheiten formuliert. Auf diese Weise
werden textile Themen in den Unterricht
an den allgemein bildenden Schulen
gebracht und somit die Textilwirtschaft
und ihre Erzeugnisse fassbarer.
Aufgrund erheblich sinkender Auszubildendenzahlen werden staatliche Berufsschulklassen geschlossen werden. Das
führt zur Verlagerung des Berufsschulunterrichts an einige wenige Berufsschulen,
die nicht mehr in der unmittelbaren Nähe
des einzelnen Firmenstandorts liegen. Der
Berufsschulunterricht in naher Zukunft
wird also an einer Berufsschule eines Bundeslandes oder sogar zentral in anderen
Bundesländern stattfinden.
Vorausschauend sollten wir den Aufbau
von textilen Kompetenzzentren mit temporärer Internatsunterbringung im Osten,
Süden und im Westen Deutschlands andenken. Diese Zentren hätten den Vorteil,
dass die Aufgabenkonzentration an diesen
Schulen allein unserer Branche Textil und
Bekleidung gilt.
Sozialpolitik
Sonderförderung einer
Promotion
Senior Experten
Als neues Projekt, und um den Bekanntheitsgrad unseres Berufsfeldes zu erweitern, entwickeln wir einen textilen Senior Experten Service. Senior Experten aus
der Textil- und Modebranche helfen bei
der Berufsorientierung mit. Sie übernehmen auch eine Vernetzung zwischen
Schulen, Eltern und Wirtschaft. Wir
suchen daher ehrenamtlich tätige textile
Botschafter, um unser Berufsfeld den
Schülern der Klassen 7-9 vorzustellen.
Die Stiftung der deutschen Wirtschaft
hat durch unsere Initiative einer Sonderförderung hinsichtlich einer Promotion
an der Pädagogischen Hochschule Freiburg zugunsten der Entwicklung dieses
Experimentierkoffers zugestimmt. Sie
fördert die Promotion über drei Jahre.
Organisation von Lehrerinformationsveranstaltungen
Es erscheint uns sehr dringend, die
Kontakte zu allgemeinbildenden Schulen in Textil- und Bekleidungsregionen
auszubauen. Hier sind sicherlich auch
die Landesverbände gefordert. Interessierte Lehrer sollten im nächsten Jahr zu
Internationale Märkte
Informationsveranstaltungen eingeladen
werden, in denen sich unsere Branche
darstellt.
Bildungsrat Textil
Um unseren vielfältigen Aktivitäten
gerecht zu werden, streben wir daher
eine Bildungspartnerschaft zu den
Bundesministerien, zum Bundesinstitut
für berufliche Bildung, der Kultusministerkonferenz, den Hochschulen, den
Berufsschulen und allgemeinbildenden
Schulen an, halten Kontakte zu Akteuren der Wirtschaft sowie zu Stiftungen,
arbeiten mit unserem Sozialpartner IG
Metall eng zusammen und pflegen den
Erfahrungsaustausch zu unseren Verbänden in Österreich und der Schweiz.
Um diese notwendige, gemeinsame
Zusammenarbeit im Bildungsbereich auf
eine dauerhafte Grundlage zu stellen,
wollen wir eine Grundsatzvereinbarung
über einen paritätischen Bildungsrat
Textil gemeinsam mit der IG Metall
initiieren und verabschieden.
Europapolitik
Forschung
gne GO TEXTILE! weitere Öffentlichkeitsarbeit in die Schulen über ehrenamtliche Seniorexperten transferiert
werden. Der neue Experimentierkoffer
unterstützt deren Einsatz in den Schulen
mit vorbereiteten modernen Unterrichtseinheiten.
Unser Interesse gilt vor allem auch der
Neuordnung der textilen Berufe mit ansprechender neuer Berufsbezeichnung,
die Jugendliche ebenfalls zu unserem
Berufsfeld Textil und Mode hin führt,
neugierig macht und motiviert.
Umwelt & Energie
zum Ziel, eine nachhaltige und sichere
Versorgung der deutschen Textilwirtschaft mit Fachkräften zu erreichen.
Auf diese Weise geben wir als Verband
Antworten auf die vielen Fragen, die im
Zusammenhang mit der Zukunftsfähigkeit unserer Textil- und Modebranche
in Deutschland stehen. Eine einmalige
Chance bietet uns die enge Partnerschaft
aller Akteure und an der gesamten
textilen Bildungskette beteiligten Verantwortlichen. Daran wollen wir zukunftsorientiert arbeiten.
Der Aufbau von textilen Kompetenzzentren in Deutschland wäre eine große,
gemeinsame Aufgabe unserer Verbände.
Auf diese Entwicklung sollten wir unser
Augenmerk lenken. Nur auf diese
Weise gelingt es uns, unser Berufsfeld
Textil und Mode weiterhin für den
Wirtschaftsstandort in Deutschland
zu manifestieren. An diesen Zentren
könnte unser zukünftiger Fachkräftenachwuchs beschult werden. Diese
Zentren hätten den Vorteil, dass die
Aufgabenkonzentration allein unserer
Branche Textil und
Mode gilt.
Wir benötigen dringend Antworten auf
die Veränderungen
in den Betrieben
bedingt durch älter
werdende Belegschaften, drohenden
Fachkräftemangel
sowie ein sich fortsetDACH-Treffen der Bildungsreferenten in Potsdam
zender Strukturwandel. In seiner BilWichtigstes Ziel des Bildungsre- dungspolitik strebt der Gesamtverband
textil+mode daher in besonderer Weise
ferats t+m
eine Bildungspartnerschaft zu den BunAls wichtigstes Ziel unseres Bildungsredesministerien, der Kultusministerkonferats gilt die Nachwuchsgewinnung und ferenz (KMK), den Hochschulen, den
Nachwuchsförderung. Alle Aktivitäten
Berufsschulen und allgemeinbildenden
die sich dem Thema Bildung verpflichtet Schulen an, pflegt Kontakte zu Akteuren
sehen, haben sich diesem Ziel unterzuder Wirtschaft und Stiftungen und arbeiordnen. Daher wird ergänzend zu der
tet mit seinem Sozialpartner IG Metall
bereits existierenden Nachwuchskampaeng zusammen. Diese Transparenz hat
17
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
Ausgleichsvereinigung
Ausgleichstextil+mode
Unter neuem Vorsitz steht das Gründungsverfahren kurz vor seinem Abschluss
Susanne Wicht
Auf vielfachen Wunsch der Unternehmen
der Textil- und Bekleidungsindustrie wurde
im Herbst 2009 die „Ausgleichsvereinigung
textil+mode“ gegründet.
die hervorragende Kooperation der Unternehmen war es schlussendlich möglich, dem
Gründungsverfahren relevante Datensätze
von 30 Unternehmen aus jeweils bis zu fünf
Jahren zur Verfügung zu stellen.
Susanne Wicht und Marcus Jacoangeli von
t+m trafen am 13. September 2011 mit der
KSK in Wilhelmshaven zusammen.
vereinigung
Auf der ersten Mitgliederversammlung des
noch jungen Vereins im Herbst 2010 stand
bereits der erste personelle Wechsel an:
Susanne Wicht übernahm zum 29. November 2010 den Sitz des Vorstands in der
derzeit noch als „Vor“verein bestehenden
„Ausgleichsvereinigung textil+mode“.
Wicht gab mit ihrem Einstieg bei t+m im
Jahr 2009 den Anstoß für die Gründung der
Ausgleichsvereinigung und begleitet den
Prozess seitdem federführend.
Der Wechsel im Vorsitz erfolgte in der für
das Gründungsverfahren notwendigen Phase der Stichprobenprüfungen. Bei diesen bei
insgesamt elf Mitgliedsunternehmen und
t+m selbst durchgeführten Untersuchungen
prüfte die Künstlersozialkasse (KSK) die für
die Berechnung der Pauschale im Rahmen
der Ausgleichsvereinigung relevanten
Daten. Die Durchführung der Kontrollen
war im Februar 2011 abgeschlossen. Nach
deren Auswertung war die Aufnahme
erster Verhandlungen mit der KSK geplant.
Aufgrund neuer Verwaltungsanweisungen
von Seiten des Bundesversicherungsamtes
gegenüber der KSK wurde es aber notwendig, Daten weiterer Unternehmen in den
Gründungsprozess einzubeziehen. Durch
18
Nach deren Auswertung und ersten telefonischen Abstimmungen war es an der Zeit,
sich gemeinsam „an einen Tisch zu setzen.“:
Das Treffen verlief äußerst konstruktiv und
so konnte Susanne Wicht im Anschluss den
interessierten Unternehmen mitteilen, dass
ein Modell für die „Ausgleichsvereinigung
textil+mode“ erarbeitet wurde. Auf dessen
Grundlage bedarf es lediglich noch der
Abstimmung letzter Feinheiten, womit die
„Ausgleichsvereinigung textil+mode“ ihre
Arbeit so schnell wie möglich aufnehmen
kann.
Vor dem Abschluss der Verhandlungen fand
zunächst am 2. November 2011 eine Sitzung
in Berlin statt, in der den Unternehmen der
erweiterten Arbeitsgruppe das Modell vorgestellt und mit diesen abgestimmt wurde.
Darüber hinaus wurde den Unternehmen,
die sich im Gründungsverfahren besonders
engagiert haben, die Möglichkeit geboten,
bereits zum 1. Januar 2012 der „Ausgleichsvereinigung textil+mode“ beizutreten und
so ab diesem Zeitpunkt deren Vorteile zu
nutzen.
Alle anderen interessierten Unternehmen können der „Ausgleichsvereinigung
textil+mode“ zum 1. Januar 2013 beitreten.
Die Tätigkeit eines Modedesigners kann
künstlersozialabgabepflichtig sein.
Internationale Märkte
Europapolitik
Forschung
Umwelt & Energie
Themen im Arbeitsrecht:
Beschäftigungsdatenschutz
Susanne Wicht
Verarbeitung und Nutzung von Beschäftigtendaten zulässig bleiben.
Mit dem von der Regierung geplanten
Gesetz zur Regelung des Beschäftigtendatenschutzes sollen umfassende und
klare gesetzliche Regelungen für den
Arbeitnehmerdatenschutz geschaffen
werden. Dadurch soll die Rechtssicherheit
für Arbeitgeber und Beschäftigte erhöht
werden.
Die Beschäftigten sollen vor der unrechtmäßigen Erhebung und Verwendung
ihrer personenbezogenen Daten geschützt
werden. Gleichzeitig soll das Informationsinteresse des Arbeitgebers beachtet
werden, um so ein vertrauensvolles
Arbeitsklima zwischen Arbeitgebern und
Beschäftigten am Arbeitsplatz zu unterstützen.
Auslöser dieser Initiative war der öffentliche politische Druck verursacht durch
die Datenschutzskandale bei diversen
deutschen Großkonzernen im Jahr 2009,
die die letzte Regierung zu dem missglückten „Schnellschuss“ – der Regelung
von § 32 BDSG – veranlassten. Diese gut
gemeinte und lediglich als bloße gesetzliche Klarstellung gewollte Regelung
wirft in der Praxis zahlreiche Fragen auf.
Auch die bislang vorliegenden Entwürfe
zu dem geplanten neuen Gesetz führen
zu Unsicherheiten und erfüllen nicht
die Anforderungen an einen modernen
Arbeitnehmerdatenschutz. Vor allem
müssen Betriebsvereinbarung und die
Einwilligung des Arbeitnehmers als Ermächtigungsgrundlage für die Erhebung,
Auf Grund der Relevanz des Themas
stand die am 7. Oktober 2011 auf Einladung des Verbandes der Bayerischen
Textil- und Bekleidungsindustrie e. V. in
München stattgefundende Herbstsitzung
des t+m-Arbeitskreises Arbeitsrecht
ganz im Zeichen des Beschäftigtendatenschutzes. t+m konnte als Referenten
Prof. Dr. Frank Bayreuther vom Lehrstuhl
für Bürgerliches Recht und Arbeitsrecht
der Universität Passau gewinnen. Dieser
informierte die Juristen aus den t+mMitgliedsverbänden umfassend und gab
praktische Tipps für den Umgang mit
dem sensiblen Thema.
Prof. Dr. Bayreuther beim t+m-Arbeitskreis
Arbeitsrecht in München
19
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
BB GGE T EEMT E M
Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse
Neue Wahlperiode - Neue Gesichter Neue Regelungen
Susanne Wicht
Sozialwahl 2011
Im Zuge der Fusionen der vier UrspungsBerufsgenossenschaften zur neuen BG
ETEM wurden die Größen von Vorstand
und Vertreterversammlung im Rahmen
der Sozialwahl für die elfte Wahlperiode
reduziert. Die neuen Mitglieder der Vertreterversammlung wurden im Wege der
Friedenswahl zum 1. Juni 2011 gewählt.
Als Beauftragte von t+m ist Susanne
Wicht bereits seit 1. Januar 2010 ordentliches Mitglied der Vertreterversammlung
und wurde auch für die kommende Wahlperiode wieder benannt und gewählt.
Neben ihr werden aus den Branchen der
ehemaligen TBBG vier weitere ordentliche Mitglieder samt deren insgesamt
fünf Listenvertretern in dem Gremium
vertreten sein.
Darüber hinaus haben sich die Branchen
der BG ETEM darauf geeinigt, dass in
dem zukünftig aus insgesamt jeweils 13
Mitgliedern bestehenden Vorstand die
Branchen der ehemaligen TBBG auf
Arbeitgeberseite einen ordentlichen Sitz
im Vorstand erhalten sowie drei Stellvertreterpositionen besetzen werden. Der
Vorstand wurde im Rahmen der konstituierenden Sitzung der Vertreterversammlung Ende Oktober 2011 in Köln gewählt.
Für den Vorstandssitz der Branchen der
ehemaligen TBBG kandidierte HansJoachim Blömeke, seit 1. Dezember 2010
Stellvertretender Hauptgeschäftsführer
von t+m, erfolgreich.
Mit der neuen Wahlperiode werden
auch die Ausschüsse von Vorstand und
Vertreterversammlung sowie die Renten- und Widerspruchsausschüsse neu
strukturiert und besetzt. Susanne Wicht
und Hans-Joachim Blömeke führten für
die Branchen der ehemaligen TBBG die
diesbezüglichen Gespräche und Verhandlungen.
Neuer Gefahrentarif
Ab 2012 gilt ein neuer gemeinsamer Gefahrtarif für die Bereiche der ehemaligen
BG ETF. Diese Zusammenlegung ist ein
erster wesentlicher Schritt auf dem Weg
zu einem einheitlichen Gefahrtarif für
alle Branchen der BG ETEM. Im Bereich
Textil und Bekleidung wurden die bislang
20
Vertreterversammlung der BG ETEM
neun Gefahrtarifstellen auf drei reduziert.
So lassen sich zukünftig die oft schwierigen
und teilweise schwer nachvollziehbaren
Abgrenzungen bei der Eingruppierung
vermeiden. Der neue Gefahrtarif kann
unter www.bgetem.de/beitrag eingesehen
werden.
Neue DGUV Vorschrift 2
Eine weitere grundlegende Änderung hat
die Regelung zur betriebsärztlichen und
sicherheitstechnischen Betreuung erfahren. Die neue DGUV Vorschrift 2 ist am
1. Januar 2011 in Kraft getreten. Sie löst
die bisher gültige BGV A2 ab und hat vor
allem das Ziel, den Betreuungsumfang und
die Betreuungsleistungen stärker als bisher
an den betrieblichen Gefährdungen und
Gegebenheiten sowie dem sich daraus er-
Internationale Märkte
gebenden Betreuungsbedarf auszurichten.
Das neue Regelbetreuungskonzept setzt
sich aus zwei Komponenten zusammen:
der Grundbetreuung und der betriebsspezifischen Betreuung, wobei insbesondere
die Ermittlung des betriebsspezifischen
Betreuungsbedarfs dem verantwortlichen
Unternehmer einigen Aufwand abverlangt.
Als einzige BG hat die BG ETEM eine einjährige Übergangsfrist bis 1. Januar 2012
beschlossen. Damit ist gewährleistet, dass
die Mitgliedsunternehmen die neue Unfallverhütungsvorschrift ordnungsgemäß
umsetzen können. Um diese Zeit effektiv
zu nutzen, organisierte Susanne Wicht
in Kooperation mit den t+m-Mitgliedsverbänden sowie der BG ETEM in der
ersten Jahreshälfte 2011 vier bundesweite
Informationsveranstaltungen in Stuttgart,
Chemnitz, Münster und Nürnberg. Die
Themen der Veranstaltungen waren die
betriebliche bzw. praktische Umsetzung
der DGUV Vorschrift 2, die Vorstellung
der BG ETEM Online-Handlungshilfe
zur unterstützenden Umsetzung der UVV
sowie die mit der Umsetzung auftretenden
Fragen im Bereich der betrieblichen Mitbestimmung. Sie richtete sich sowohl an
die Unternehmer selbst als auch an Hauptverantwortliche für den betrieblichen
Arbeits- und Gesundheitsschutz, weitere
betriebliche Akteure im Bereich des Arbeitsschutz sowie Personalverantwortliche.
An den Veranstaltungen nahmen rund 170
Vertreter aus den Mitgliedsunternehmen
der Landes- und Fachverbände teil.
Europapolitik
Forschung
Umwelt & Energie
t+m und ASUMED günstige Pauschalen
vereinbart. Der Vertrag mit den neuen
Modalitäten trat am 1. September 2011 in
Kraft und kann bei Susanne Wicht angefragt werden.
Susanne Wicht informiert über die Umsetzung der
DGUV Vorschrift 2
Rahmenvertrag ASUMED
Im Zuge der Umsetzung passte t+m auch
den mit der Firma ASUMED seit 1. Oktober 2009 bestehenden Rahmenvertrag zur
betriebsärztlichen und sicherheitstechnischen Betreuung an. Neben der Anpassung
der Aufgabenfelder, die ausdrücklich auch
die Unterstützung der Unternehmen bei
der betrieblichen Umsetzung der DGUV
Vorschrift 2 umfasst, änderten sich im
Wesentlichen die Vergütungsstrukturen.
Für die branchentypischen arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen haben
Unterweisung in einem Betrieb bei Tätigkeiten mit Gefahrenstoffen
21
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
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MÄRKTE
Sven Eriskat
Derzeit sind die Krisenszenarien
allgegenwärtig, im Jahr 2010/2011 jedoch
hat sich die globale Wirtschaft rasant
entwickelt und die Unternehmen der
deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie konnten hiervon in hohem
Maße profitieren. In den ersten acht
Monaten 2011 haben die Unternehmen
insgesamt stolze 14 % mehr exportiert
als im Vorjahreszeitraum. Schon 2010
waren dabei die Ausfuhren um 8,3 %
im Vergleich zum Vorjahr angestiegen.
Konnte im Gesamtjahr 2010 noch in erster
Linie das Textilsegment von der starken
Auslandsnachfrage profitieren, kann die
Bekleidung im Verlauf der ersten acht
Monate 2011 mit einem Plus von
14,1 % mit Textil (+15,1 %) gleichziehen.
Die Erholung der Weltwirtschaft hat
zu dieser erfreulichen Entwicklung
maßgeblich beigetragen. Deutsche
Produkte genießen auf den internationalen
Märkten zudem ein ausgezeichnetes
Image. Bekleidung punktet mit starkem
Markendesign, Heimtextilien erfüllen
weltweit Verbraucherwünsche nach einem
schönen Zuhause, einzigartige Lösungen
mit Technischen Textilien finden ihren
Einsatz im privaten, öffentlichen und
industriellen Sektor in fast jedem Land
der Erde. Die traditionellen Absatzmärkte
in der EU sind auch heute noch die
wichtigsten Abnehmer deutscher Textilund Bekleidungsprodukte. Das Wachstum
hingegen findet in anderen Regionen statt.
22
Die Märkte in Fernost haben die
Finanzkrise relativ unbeschadet
überstanden, allen voran und
allgegenwärtig China. Die gezielten
Maßnahmen der chinesischen Regierung,
die durch eine Belebung des Binnenmarkts
das Land weniger exportabhängig
machen sollten, hatten Erfolg. Das Land
steht heute immerhin auf Platz 15 der
deutschen Textilausfuhren und auf Platz
22 der Bekleidungsausfuhren - die EUMitgliedstaaten eingeschlossen.
Als sichtbares Zeichen dieses
Erfolges schmücken heute deutsche
Bekleidungsmarken die zahlreichen
Shopping-Malls und Kaufhäuser in
den chinesischen Metropolen. Viele
Hersteller sind längst damit beschäftigt,
Absatzstrategien für die ‚Second and
Third Tier Cities’, also die zahlreichen
Millionenstädte neben den ‚First Tier
Cities’ Peking, Shanghai, Guangzhou und
Chengdu zu entwickeln. Gemessen am
Ausfuhrwert aber hat das Textilsegment
mit einem Exportvolumen in Höhe
von gut 207 Millionen Euro im Jahr
2010 - Tendenz steigend - die Nase
vorn. Insbesondere die Technischen
Textilien sind stark gefragt. Innovative
technische Lösungen unter Einbeziehung
von Textilien gewinnen immer mehr an
Bedeutung, nicht zuletzt aufgrund der
stetig steigenden Herausforderung an
einen effizienten Einsatz von Ressourcen.
Kein anderer Werkstoff kann die
Deutsche Ausfuhren nach China in Mio. EUR
250
250
Textil
Bekleidung
200
200
150
150
100
100
50
50
0
2008
2009
2010
2011
Quelle: Statistisches Bundesamt,
2011 beruht auf Schätzungen der
Halbjahresergebnisse
Eigenschaften Robustheit, Flexibilität und
vor allem Leichtigkeit so gut vereinen
wie Textil. Insbesondere das niedrige
Gewicht verspricht große Potenziale
im Bereich der Mobilität. Denn nur
durch die Gewichtsreduktion kann in
diesem Sektor eine maßgebliche CO2Reduktion erzielt werden. Aber auch
in den Bereichen Gesundheit oder in
der Bauwirtschaft gewinnen textile
Werkstoffe zunehmend an Bedeutung.
Für die deutschen Textilunternehmen
bieten sich in China in diesen Bereichen
vielfältige Wachstumsmöglichkeiten,
denn die chinesische Regierung investiert
in die Zukunft: Im Rahmen des 12.
Fünfjahresplans (2011 - 2015) will China 300
Internationale Märkte
Europapolitik
Forschung
Umwelt & Energie
Milliarden US Dollar jährlich in strategische
‚Schlüsseltechnologien’ investieren. Dazu
gehören die Elektromobilität genauso
wie die Entwicklung und der Einsatz von
umweltgerechten Werkstoffen. Ein weiterer
Investitionsschwerpunkt ist der Bereich
Gesundheit. Schon heute zählen deutsche
Hersteller zu den wichtigsten Lieferanten
von z. B. Vliesstoffen. Der Gesamtverband
textil+mode steht den Unternehmen zur
Seite, um die sich in China bietenden
Chancen voll ausschöpfen zu können.
Zusammen mit seinem chinesischen
Partnerverband, dem ‚China National
Textile and Apparel Council - CNTAC’,
organisierte der Gesamtverband eine
Leistungsshow für Technische Textilien
aus Deutschland (Sustainable Solutions
with Technical Textiles - SSTT), die
am 15. September 2011 in Peking
stattfand. Ziel der Veranstaltung
war es, deutsche und chinesische
Unternehmen über Marktchancen
und Produktneuheiten zu informieren
und zugleich potenzielle Partner zusammenzuführen. Zielgruppe waren
insbesondere deutsche und chinesische
Automobil- und Flugzeughersteller,
Abnehmer und Kooperationspartner
deutsche Unternehmen ihre Produkte
aus und trafen auf vorterminierte
chinesische Gesprächspartner. Zu den
Teilnehmern zählten Unternehmen
wie BWF Tec, BWF Feltec, Nikolaus
Weber, Sandler, Strähle+Hess,
Sympatex, Webatex, VW China
aus den Industriebereichen Bauwirtschaft, Gesundheitswesen,
Verfahrenstechnologie, Umwelttechnologie sowie das öffentliche
Beschaffungswesen. Vor Ort stellten 13
sowie das chinesische Militär. Eine
halbtägige Konferenzveranstaltung, die
hochrangige Vertreter aus Industrie und
Politik versammelte, rundete die SSTTLeistungsshow ab. Diese erste einer
Vertreter von t+m und CNTAC bei der SSTT
Wang Tiankai, Präsident CNTAC
Matchmaking
Peter Schwartze, Ehrenpräsident t+m
Konferenzteilnehmer
Matchmaking
„Für uns war vor allem das Matchmaking sehr erfolgreich. Unter
anderem waren Vertreter des chinesischen Militärs vor Ort. Was
für ein Kontakt! Das wäre für uns ohne diese Veranstaltung ja
kaum möglich gewesen.“
Klaus Kreutzberg, Geschäftsführer Webatex SR GmbH
23
Überblick
Tarifpolitik
Reihe von SSTT-Veranstaltungen war
aus Sicht der Unternehmen und damit
für den Gesamtverband textil+mode ein
großer Erfolg.
Es gibt aber zu beachtende Hürden
auf dem chinesischen Markt. Hierzu
gehören insbesondere gesetzliche
Standards, sowie Zertifizierungs- und
Kennzeichnungspflichten. Der neu
verfasste “Compulsory Entry-Exit
Commodity Catalogue for CIQ‘s
Implementation on Inspection and
Quarantine in AQSIQ’s Announcement
No. 144 (2008)” etwa wurde jüngst auf
weitere 357 Textilartikel ausgeweitet. Wie
geht man mit derartigen Bestimmungen
um? Was müssen Unternehmen beachten,
um Verstöße im Vorfeld auszuschließen?
Und welche Erwartungen hat der
chinesische Verbraucher im Hinblick auf
das Produkt und seine Kennzeichnung?
Um diese Fragen zu beantworten,
führte der Gesamtverband textil+mode
für die Mitgliedsunternehmen eine
Informationsveranstaltung mit dem Titel
“In Compliance - Standards in China,
Qualitätsprüfsysteme und Lösungen für
deutsche Exporteure auf dem chinesischen
Markt“ am 24. Oktober 2011 in Frankfurt
am Main durch. Im Rahmen dieser
Veranstaltung verschafften Experten den
Teilnehmern einen Überblick über die
chinesischen Warenüberwachungssysteme,
‚Inspection Procedures’ sowie
verpflichtende Sicherheits- und
Qualitätsanforderungen. Zeitgleich hatte
der Gesamtverband textil+mode bilaterale
Gespräche mit seinen chinesischen
Partnerverbänden zu diesem Thema
vereinbart.
Aber auch in anderen Teilen des
asiatischen Kontinents entstehen
Absatzmärkte für deutsche Textil- und
Bekleidungsprodukte. Nicht zuletzt
aufgrund des in Kürze zu erwartenden
Freihandelsabkommens zwischen der
EU und Indien steht der Subkontinent
ganz oben auf der Prioritätenliste der
Unternehmen, in erster Linie immer noch
als Beschaffungsmarkt. Auf niedrigem
Niveau, aber dafür sehr dynamisch
24
Bildungspolitik
entwickeln sich mittlerweile aber auch die
Ausfuhren nach Indien.
Deutsche Ausfuhren nach Indien in Mio. EUR
60
60
50
50
Sozialpolitik
Verteilung der Internetnutzung 2010 & 2015
2010 insgesamt
81 Mio. Nutzer =
7 % der Bevölkerung
2015 insgesamt
450 Mio. Nutzer =
35 % der Bevölkerung
21 %
Textil
Bekleidung
76 %
40
40
38 %
30
30
20
20
14 %
10 %
10
10
0
41 %
2010
2008
2009
2010
2011
Quelle: Statistisches Bundesamt,
2011 beruht auf Schätzungen der
Halbjahresergebnisse
Im Verlauf von nur drei Jahren
verdoppelten sich die Textilausfuhren,
die Bekleidungsausfuhren erhöhten sich
um 60 %. Es ist davon auszugehen, dass
sich die Volumina mit dem Einsetzen
des Freihandelsabkommens weiter rasant
erhöhen werden. Die kaufkräftige urbane
Mittelklasse in Indien wächst schnell an
und kauft westliche Bekleidung - und
diese immer häufiger im modernen
Einzelhandel. Der private Konsum soll
dem Beratungsunternehmen ‚Ambit
Capital Research’ zu Folge im Verlauf der
nächsten drei Jahre um 15 % anziehen.
Die Shopping Malls sprießen im
ganzen Land und insbesondere an den
Peripherien nahe den urbanen Zentren
wie Pilze aus dem Boden. Hier werden
westliche Markenprodukte für die indische
Mittelklasse angeboten. Nachdem der
‚Monostore’ schon seit 2006 mit einem
ausländischen Mehrheitsanteil betrieben
werden kann, wurde jüngst auch der
‚Multibrandstore’ liberalisiert.
Ein weiterer boomender Vertriebsweg
findet sich im Internet. Der indische
Verbraucher steht dem Onlinekauf sehr
aufgeschlossen gegenüber und die Zahl
der Internetnutzer ist gewaltig. Mit 81
Millionen Nutzern steht Indien an vierter
2015
über Mobiltelefone
über PC und Mobiltelefone
über PC
Quelle: McKinsey & Company
Stelle hinter China (420 Mio.), den USA
(240 Mio.) und Japan (99 Mio.).
Große Infrastrukturprojekte,
Rekordverkäufe von Automobilen (im
Finanzjahr 2010 wurden mehr als 1,8
Millionen Neuwagen abgesetzt, was
einem Plus von 32 % im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum entspricht), zahlreiche
Hotel- und Krankenhausprojekte sowie
die Modernisierungsanstrengung der
Industrie führen zu einem wachsenden
Bedarf an Technischen Textilien. In
diesem Bereich bieten sich deutschen
Unternehmen als Weltmarktführer künftig
hervorragende Absatzchancen.
Nach einer erfolgreichen ersten
Delegationsreise 2006 mit der
Beteiligung von 30 Textil- und
Beklei-dungsunternehmen und
mit der finanziellen Unterstützung
der EU wird t+m im Jahr 2012 eine
Unternehmerdelegationsreise organisieren,
die in wichtige Zentren auf dem Subkontinent führen wird. Vor Ort werden
die Unternehmer Gelegenheit haben, mit
geeigneten potenziellen Geschäftspartnern
Kontakt aufzunehmen. Ziel ist es wie bei allen Kontaktveranstaltungen
- maßgeschneiderte Gespräche
zwischen den deutschen und indischen
Internationale Märkte
Unternehmen zu terminieren und
zugleich eine Imagekampagne für die
deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie
durchzuführen. Zwischenzeitlich steht t+m
im Gespräch mit dem neuen indischen
Textilminister Shri Anand Sharma, um
sein Ministerium zum einen eng in die
Vorbereitungen einzubeziehen und zum
anderen die politische Flankierung der
Veranstaltung, insbesondere im Hinblick
auf das anstehende Freihandelsabkommen,
zu sichern.
Europapolitik
Forschung
soll auf 150 Millionen Menschen bis
2014 ansteigen. t+m wird in Kürze das
Länderprofil unter www.textil-mode.de/
laenderprofile veröffentlichen und mit
der Planung einer ersten Delegationsreise
beginnen. Die indonesische Regierung und
die Verbände haben schon entsprechende
Einladungen ausgesprochen.
Das Freihandelsabkommen zwischen der
EU und Südkorea ist am 1. Juli 2011 in
Kraft getreten. Mit dem Wegfall der Zölle
wird sich der Handel schon im zweiten
Halbjahr 2011 dynamisieren. Südkorea
ist für Europa ein wichtiger Lieferant
von synthetischen Fasern und Garnen.
Als Absatzmarkt ist das Land in erster
Linie für Technische Textilien sowie das
höhere Bekleidungssegment interessant.
Insbesondere die in diesen Bereichen
hervorragend aufgestellten deutschen
Hersteller können daher von den neu
geschaffenen Marktzugangsbedingungen
profitieren.
Umwelt & Energie
wurden Kooperationsprojekte für das
nächste Jahr erörtert.
Eine weitere Region auf der ‚To Do-Liste’
von t+m ist Südamerika und insbesondere
Brasilien (siehe auch textil+modewelt
2009+2010). Das Land ist der größte
Wirtschaftsraum Südamerikas (laut
Internationalem Währungsfonds wurden
dort 54,6 % der wirtschaftlichen Leistung
des gesamten Kontinents erwirtschaftet).
Nach einer Phase des stabilen Wachstums
fiel Brasilien im Zuge der Finanzkrise
2009 in eine Rezession. Eine starke
Binnennachfrage verbunden mit einer
sehr dynamischen Entwicklung der
Investitionen kurbelten die Wirtschaft
jedoch schon im zweiten Quartal 2010
wieder an, so dass sich das BIP im selben
Jahr um 7,6 % erholen konnte. Experten
sagen ein Wachstum von zwischen 4
und 5 % für 2011 und 2012 voraus.
In den kommenden Jahren soll das
Land zur fünftgrößten Volkswirtschaft
aufsteigen. Der scheinbar unaufhaltsam
steigende private Konsum ist der Pfeiler
der brasilianischen Wirtschaft - plus ca.
7 % für 2010 - prognostizierte 8 % für
2011. Im Gegensatz zu anderen neuen
Märkten wie z. B. China oder Indien
legen die Brasilianer kein ausgeprägtes
Sparverhalten an den Tag. Auch der
Investitionsgütermarkt trägt zur
prognostizierten Wachstumsrate von 8 %
im laufenden Jahr bei. In Anbetracht der
positiven demografischen Entwicklung
berichtet die brasilianische Regierung, dass
in dem Land im Jahr 2030 im Vergleich
zu heute ca. 35 Millionen mehr Familien
leben werden und Bedarf an bis zu 8
Millionen neuen Wohnungen entstehen
wird. Neben dem privaten Wohnungsbau
sind in den nächsten Jahren auch immense
Infrastrukturinvestitionen der öffentlichen
Hand für den Bau von Stadien, Straßen
und öffentlichen Gebäuden im Hinblick
auf die Olympischen Spiele im Jahr
2016 und die Fußballweltmeisterschaft
im Jahr 2014 geplant. Insgesamt
belaufen sich die Investitionen auf ca.
30 Milliarden USD, hinzu kommen
geschätzte Direktinvestitionen in Höhe
von 50 Milliarden USD. Daneben hat
NEUE
MÄRKTE
Neben den Veranstaltungen in den
großen asiatischen Märkten China und
Indien sind im kommenden Jahr auch
verstärkt Aktivitäten in Ländern wie z.
B. Indonesien, Südkorea oder Vietnam
geplant. Indonesiens Wirtschaft hat
sich sehr gut entwickelt und ist im Jahr
2010 um 6,1 % gewachsen (nach 4,6 %
2009 und 6,0 % 2008). Für das Jahr 2011
sind 6,4 % und für das Folgejahr 6,7 %
prognostiziert. Auch die Investitionen
haben 2010 um 8,5 % zugelegt und sollen
um über 10 % in den nächsten zwei
Jahren wachsen. Ein weiterer, wichtiger
Aspekt ist Indonesiens Mitgliedschaft
in der ASEAN Gemeinschaft, die das
Land eng mit den anderen Mitgliedern
verzahnt, während es daneben auch von
den bilateralen Abkommen mit z. B. China
oder Indien signifikant profitiert. Trotz
der anhaltenden Rohstoffabhängigkeit
des Landes (Kohle und Gas gehen nach
China und Indien, das Palmöl in den
Rest der Welt) gibt es Anzeichen für eine
nachhaltige Entwicklung der Wirtschaft.
Als Absatzmarktdestination überzeugen
die 240 Millionen Konsumenten, die vielleicht nicht heute oder morgen, aber
sicher übermorgen – mit steigendem
Wohlstand eine Abnehmergruppe auch für
deutsche Textil- und Bekleidungsprodukte
bilden werden. Die deutsche Metro
Gruppe zum Beispiel will im nächsten
Jahr landesweit 20 Filialen eröffnen.
Laut einem Bericht des ‚Economist’ soll
die indonesische Mittelklasse mit einem
jährlichen Haushaltseinkommen von über
USD 3.000,00 von 1,6 Millionen Menschen
im Jahr 2004 auf heute bereits 50 Millionen
Menschen angewachsen sein. Diese Zahl
Am 19. September 2011 fand ein
bilaterales Treffen mit dem koreanischen
Partnerverband, der „Korea Federation of
Textile Industries- KOFOTI“ in Konstanz
statt. Ziel der Gespräche war es, ein
gemeinsames Beobachtungssystem für die
Anfangsphase des Freihandelsabkommen
abzustimmen, um den Unternehmen auf
beiden Seiten mit Rat und Tat zur Seite zu
stehen und etwaigen Fehlentwicklungen
frühzeitig begegnen zu können. Außerdem
Hechan RO (KOFOTI), Heinz Horn (t+m)
25
Überblick
Tarifpolitik
die Brazilian National Development
Bank (BNDES) zwischenzeitlich 563
Millionen USD für private Hotelprojekte
bereitgestellt. Diese Investitionen bieten
vornehmlich Absatzperspektiven für
Technische Textilien und Heim- und
Haustextilien. t+m steht in Verbindung
mit den brasilianischen Verbänden
und Regierungsstellen und erörtert die
Durchführung einer Unternehmerreise im
Frühjahr 2012.
Nach dem Einbruch im Jahr 2009 zieht
auch der russische Absatzmarkt wieder
an. Alleine der Bekleidungsmarkt hat ein
geschätztes Volumen von 35 Milliarden
Euro und ist im Jahr 2010 um erstaunliche
57 % gewachsen. Russlands Absatzmarkt
hat sich im Laufe der letzten drei Jahre
stark verändert. Nahm der Markt in der
Vergangenheit große Volumina schnell
auf, müssen die Hersteller heute mehr
Ressourcen investieren und enger mit
ihren Partnern vor Ort zusammenarbeiten,
um erfolgreich zu sein. Auch die
Segmente haben sich mit dem veränderten
Kaufverhalten des russischen Verbrauchers
verschoben. So hat das höhere und mittlere
Preissegment Marktanteile zugunsten der
billigeren Preissegments verloren. Stabil
zeigt sich die Nachfrage nach Luxusgütern.
Insbesondere konnte jüngst die so
genannte ‚Fast Fashion’ auf dem russischen
Markt punkten. Mit einer schnellen
Reaktionszeit und einer hohen Anzahl
von Kollektionen pro Jahr trifft sie den
Geschmack des russischen Konsumenten.
Vom Wachstum gezeichnet ist auch der
Markt für Technische Textilien. Auch hier
ist der Motor für die steigende Nachfrage
die Automobilindustrie: Von Januar bis Juli
2011 stieg der Verkauf von PKW sowie von
leichten Nutzfahrzeugen in Russland um
50 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum
an. Von den zehn meistverkauften
Fahrzeugen werden heute neun in
Russland produziert. Auch das Segment
der Berufs- und Schutzbekleidung wächst
stetig. Immer mehr westlich orientierte
Dienstleistungsketten gehen auf den
russischen Markt und benötigen hohe
Volumen von z. B. ‚Corporate Wear’. Wenig
26
Bildungspolitik
erfreuliche Gründe, wie zum Beispiel die
verheerenden Waldbrände im Sommer
2010, haben das allgemeine Bewusstsein
für Personensicherheit steigen lassen.
Der Bedarf an Feuerschutzbekleidung hat
seither immens zugelegt. Mit einer sich
verbessernden Gesundheitsversorgung
steigt auch der Bedarf an medizinischen
Textilien und Vliesstoffen. Auch andere
Bereiche wie z. B. textile Dienstleistungen
haben ein großes Potenzial auf dem
russischen Markt. Immer noch unterhalten
viele Krankenhäuser und Hotels ihre
eigene Beschaffung und Wäschereien.
Der Trend sollte aber mittelfristig in
Richtung textiler Dienstleistungen gehen.
Der russische Markt der Heimtextilien
entwickelt sich ebenso schnell. Immer
mehr neue Geschäfte entstehen in Moskau,
St. Petersburg, Ekaterinburg, Novosibirsk
und in vielen anderen Regionen.
Die Tendenz der letzten Jahre ist die
Entwicklung des Fachhandels im Bereich
Heimtextilien. Das bezieht sich sowohl
auf die Monobrand-Geschäfte als auch
auf viele Multilabel-Stores, die die besten
und hochwertigsten Produkte aus Europa
präsentieren: Bettwäsche, Frottierwaren,
Plaids, Tischwäsche und vieles mehr.
Sozialpolitik
Die größten internationalen Retailer
wie Stockmann oder Kika vergrößern
dementsprechend ihre Verkaufsflächen in
Russland.
In Europa werden die ‚Incoming
Missions’, insbesondere aus den mittelund osteuropäischen Ländern, immer
wichtiger. Hier reisen ausländische
Unternehmen nach Deutschland, um
auf potenzielle Gesprächspartner zu
treffen. Für die deutschen Unternehmen
steht dabei das Beschaffungsgeschäft
im Vordergrund und t+m unterstützt
aktiv die Interessen der deutschen
Unternehmen. Am 6. Mai 2011 etwa fand
in Frankfurt am Main eine Informationsund Kontaktveranstaltung zu Serbien
statt. Sven Eriskat (t+m)moderierte
die halbtägige Konferenz, an der unter
anderem der serbische Minister für
Wirtschaft und regionale Entwicklung,
Nebojša Ćirić, teilnahm. Am Nachmittag
trafen die deutschen und serbischen
Textil- und Bekleidungsunternehmen
aufeinander, um Kooperationsgespräche
zu führen. Weitere Incoming Missions
mit Unternehmen aus Bulgarien und
Rumänien sind in Planung.
Kontaktbörse zwischen deutschen und serbischen Textil- und Bekleidungsunternehmen
am 6.Mai 2011 in Frankfurt
Internationale Märkte
Die Bereitstellung von Informationen
für die Mitglieder über die Märkte
der Zukunft ist eine zentrale Aufgabe
des Gesamtverbandes textil+mode.
Hierzu gehören auch die OnlineLänderprofile. Diese bieten den
Unternehmen einen detaillierten Einblick
in die interessantesten Absatz- und
Europapolitik
Forschung
Beschaffungsmärkte und vermitteln
zudem Kontakte zu potenziellen
Geschäftspartnern in dem jeweiligen Land.
Aktuell umfasst das Portal die BRICStaaten (Brasilien, Russland, Indien und
China) sowie ein Vielzahl anderer Länder
in Europa, Afrika und Asien. Noch im
Umwelt & Energie
Jahr 2012 sollen die wichtigsten Märkte
weltweit abgedeckt sein.
Zugangsdaten können bei den
Mitgliedsverbänden oder beim
Gesamtverband textil+mode angefragt
werden.
www.textil-mode.de/laenderprofile
Branchenprofil
Strukturdaten . Ein- und Ausfuhrentwicklung
Absatzmarkt . Beschaffungsmarkt
Manpower & Arbeitsrecht . Geistiges Eigentum (IPR)
Logistik . Zoll & Ein- und Ausfuhrvorschriften
Messen & Ausstellungen . Events & Projekte
News . Nützliche Dokumente . Kontaktdatenbank
Erfahrungsberichte von Unternehmen
Allgemeine Daten
Bevölkerung . Regierung
Zentren und Metropolen
Wirtschaft
27
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
ATextiler
U SAußenhandel
SEN
zwischen Rohstoffkrise und
Wirtschaftsaufschwung
Felix Ebner
Globaler Wettbewerb um textile
Rohstoffe
Unter den positiven Vorzeichen einer
breiten konjunkturellen Erholung der
Weltwirtschaft zeichnete sich auch für
die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie zu Beginn des Jahres ein
spürbarer Aufschwung ab. Zeitgleich im
ersten Quartal 2011 erreichte allerdings
auch die Rohstoffkrise ihren kritischen
Höhepunkt. Eine beispiellose Preisentwicklung konnte insbesondere beim
wichtigen Basisrohstoff Baumwolle
beobachtet werden, nachdem die weltweiten Marktpreise für Baumwollfasern
mit über 220 US-Cent pro Pfund ein
historisches Allzeithoch erreicht hatten.
Das entspricht einer Preissteigerung von
über 150 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 2008 vor der Wirtschaftskrise.
Eine allgemeine preisliche Entspannung
28
auf den globalen Beschaffungsmärkten
ließ sich seit dem zweiten und dritten
Quartal 2011 verzeichnen. Besonders
die Baumwollpreise, die im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit
standen, konnten dabei einen Grund
für verhaltenen Optimismus im Kontext
der bisherigen Rohstoffrallye geben.
Schließlich waren die enormen Knappheiten und die Preisexplosion im zweiten Halbjahr 2010 ursprünglich Folge
eines sprunghaften Nachfrageanstiegs,
vor allem in Asien, mit dem das Angebot auch der größten Lieferländer nicht
Schritt halten konnte. Zwischenzeitliche
Exportbeschränkungen in Indien und
Pakistan verschärften diese Situation zusätzlich. Sie waren dabei ebenso
preistreibende Begleiterscheinungen,
wie relativ kurzfristig ausgelegte Spekulationsgeschäfte an den Rohstoffbörsen,
nachdem der Rohstoff Baumwolle neben einer Vielzahl anderer Agrargüter
- als renditeträchtige Vermögensanlage
entdeckt worden war. Angebot und
Nachfrage haben sich jedoch spätestens
Mitte 2011 wieder auf ein verhältnismäßig ausgewogenes Maß eingependelt
und die Baumwollpreise unter 120 USCent pro Pfund gedrückt, wodurch auch
die Anreize für Preisspekulationen spürbar gesunken sind. Allerdings hinterlassen die Erfahrungen einen bleibenden
Eindruck. Eine vergleichbare, jedoch
weniger deutliche Preisentspannung
entwickelte sich auch auf dem Sektor der
Chemiefasern, die sich ähnlich wie die
meisten Naturfasern, im vergangenen
Jahr signifikant verteuert hatten. Allerdings sind die Ursachen und Risiken im
Chemiefaserbereich teilweise anders gelagert. Neben einem weltweit steigenden
industriellen Bedarf nach künstlichen
und synthetischen Fasern, trägt auch die
Verteuerung deren Vorprodukte zu steigenden Produktionskosten bei. Letzteres
kann jedoch nicht allein auf zeitweilig
gestiegene Erdölpreise zurückgeführt
werden. Vielmehr sind die Kapazitäten
der Chemieindustrie allgemein nach
der Wirtschaftskrise bisher nur eingeschränkt erweitert worden, wodurch
generelle Knappheiten mit entsprechenden Preiseffekten bei chemischen Vorprodukten entstehen. Ingesamt gesehen
lassen diese Indikatoren auch mittelfristig keine signifikante Besserung der
Situation erwarten und deuten vielmehr
auf eine allgemeine Stabilisierung der
Chemiefaserpreise auf vergleichsweise
hohem Niveau hin.
FREI
HAN
Gegenüber diesem reinen Kostenaspekt stellt aus Sicht der deutschen
Textil- und Bekleidungsindustrie auch
die zunehmende Beschaffungs- und
Importabhängigkeit von Chemiefasern
eine bedenkliche Entwicklung dar.
Die fortschreitende Konzentration der
europäischen Chemiefaserbasis äußert
Internationale Märkte
sich für Verwender in der Textilindustrie in einer mangelnden Verfügbarkeit
bestimmter Fasertypen und -qualitäten
bzw. in zunehmenden Lieferunsicherheiten. Mit einem Anteil von weit über
60 % dominiert mittlerweile Asien die
weltweite Chemiefaserproduktion. Die
allgemeine Unterversorgung in der EU
mit wichtigen Standardfasern betrifft
dabei nicht nur die Versorgungssicherheit der europäischen Textilindustrie.
Sie hat vielmehr auch unter zoll- und
handelsrechtlichen Gesichtspunkten
nachteilige Auswirkungen, indem unter
anderem die Ursprungskriterien in den
Präferenzverkehren der EU nicht mehr
erfüllt werden können oder im Falle von
Antidumpingmaßnahmen der EU gegen
bestimmte importierte Chemiefasern
nicht alternativ auf ein ausreichendes
europäisches Angebot zu wettbewerbsfähigen Bedingungen zurückgegriffen
werden kann.
Europapolitik
Forschung
Herstellern und Verwendern von Chemiefasern sowie einer Einstimmigkeit in
den wesentlichen Fragen einer zukunftsorientierten Industrie-, Forschungs- und
Handelspolitik. Als gegenseitig abhängige Glieder ein und derselben Kette ist
dies unabdingbar.
Umwelt & Energie
temen der EU prinzipiell untersagt ist.
Gezahlte Einfuhrzölle auf Vormaterialen, die in Erzeugnissen verwendet werden, welche für den Export in die andere
Vertragspartei bestimmt sind, können
dadurch nun nachträglich zurückerstattet werden. Auch sieht das Abkommen
für einen begrenzten Warenkreis eine
besondere Ausnahmeregelung in Form
von „Ursprungsquoten“ vor. Abweichend
vom üblichen Zweistufigkeitsprinzip
können südkoreanische Exportwaren
dabei den „Präferenzursprung Südkorea“ durch einen einzigen Herstellungsprozess (Einstufigkeitsprinzip) erlangen
und somit zollfrei in die EU eingeführt
werden, jedoch nur im Rahmen jährlich zulässiger Freimengen. Ein Novum
stellt auch der erstmalige Verzicht auf
formale Warenverkehrsbescheinigungen
in einem Freihandelsabkommen dar,
indem die Exporteure des Ausfuhrlandes den Ursprung lediglich nur noch auf
ihren Handelspapieren erklären müssen.
Zwar stellt dies eine formelle Vereinfachung für die Wirtschaftsbeteiligten
dar, jedoch sinkt damit auch die Rechtssicherheit für die deutschen Ein- und
Ausführer im Hinblick auf die Richtigkeit verwendeter Ursprungsnachweise.
URSPRUNG
Wesentliche Grundprobleme für die
produzierende Industrie sind somit trotz
sinkender Rohstoffpreise langfristig
nicht gelöst. Die Rohstoffsicherheit hat
umso mehr strategische Bedeutung für
die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen
Textil- und Bekleidungsunternehmen,
weshalb sie ein zentrales handels- und
industriepolitisches Thema für den
Gesamtverband textil+mode und seine
Mitgliedsverbände ist. Einen Königsweg
für eine kurzfristige Lösung der Preiseffekte auf den globalen Beschaffungsmärkten bzw. der Beschaffungsengpässe
gibt es allerdings nicht. Handelspolitisch
kann den globalen Entwicklungen, wie
jüngst im Falle der Baumwollfasern, nur
durch nachhaltig ausgelegte Maßnahmen entgegengewirkt werden, indem die
europäische Handelspolitik stärker auf
den steigenden Rohstoff- und Vormaterialbedarf ausgerichtet und Exportrestriktionen sowie künstliche Rohstoffverknappung verhindert werden. Für eine
dauerhafte Stärkung der europäischen
Chemiefaserbasis, an der die deutsche
Textil- und Modeindustrie ein existenzielles Interesse hat, bedarf es zudem
einer engen Kooperation zwischen
Bilaterales Freihandelsabkommen EU-Südkorea
Nach mehrjähriger Verhandlung hat die
EU am 15. Oktober 2009 mit Südkorea
und damit erstmals mit einem asiatischen Land ein bilaterales Freihandelsabkommen geschlossen. Mit dessen in
Kraft treten am 1. Juli 2011 wurden die
Einfuhrzölle im textilen Warenverkehr
zwischen beiden Vertragsparteien fast
vollständig beseitigt. Für die deutsche
Textil- und Bekleidungsindustrie haben
sich dadurch nicht nur bessere Absatzmöglichkeiten in allen textilen Segmenten auf dem südkoreanischen Markt
ergeben, sondern auch ein kostengünstigerer Zugang zu wichtigen Vormaterialien auf der Beschaffungsseite.
DEL
Dem Freihandelsabkommen waren intensive Debatten in der EU hinsichtlich
bestimmter Ausnahmeregelungen vorausgegangen. So war insbesondere die
Lockerung der sogenannten Zollrückvergütungsverbotes (engl. prohibition of
duty drawback) insbesondere seitens der
europäischen Automobil- und der Textilindustrie Gegenstand der Kritik, das
bisher in allen anderen Präferenzsys-
Trotz dieser technischen und formalen
Kritikpunkte dürfte sich die Liberalisierung des Handels im Textil- und
Bekleidungssektor zwischen der EU und
Südkorea insgesamt positiv auswirken,
weshalb die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie das Freihandelabkommen begrüßt.
Reform der Pan-Euro-Med
Ursprungsregeln
Die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie ist angesichts ihrer grenzüberschreitenden Wertschöpfungsketten
einer der größten Nutzer von Zollvergünstigungen im Rahmen der zahlreichen präferenziellen Warenverkehre der
EU – sowohl auf Beschaffungsseite, als
auch im Export. Dies gilt in besonderem
Maße für die sogenannte Pan-Euro-
29
Überblick
Tarifpolitik
Med-Zone, deren Grundlage ein Netzwerk bilateraler Präferenzabkommen
zwischen der EU, den Mitgliedstaaten
der EFTA, der Türkei sowie den MEDStaaten des Mittelmeerraumes ist.
Die Möglichkeit „Präferenzursprung“
für das eigene Erzeugnis gegenüber
dem Kunden erklären zu können, hat
sich bekanntlich zu einem gewichtigen
Verkaufsargument für alle Hersteller in
der textilen Kette entwickelt. Allerdings
sehen sich deutsche Hersteller mittlerweile zunehmenden Schwierigkeiten
ausgesetzt, den benötigten Ursprung
zu generieren. Die Ursache liegt in den
überholten Ursprungskriterien des heutigen Pan-Euro-Med-Präferenzsystems,
d. h. den Ver- und Bearbeitungsregeln (Listenregeln), die seit mehreren
Jahrzehnten unverändert zum Tragen
kommen und damit den Marktgegebenheiten nicht mehr entsprechen. Angesichts teilweise stark veränderter Produktionsstrukturen in Europa und der
fortschreitenden Entwicklung neuartiger
Herstellungstechnologien und Produkte, sehen sich alle deutschen Hersteller
dem Problem ausgesetzt - trotz hoher
Wertschöpfung am Standort - keinen
Präferenzursprung für ihre Erzeugnisse
erhalten zu können. Das betrifft auch
wichtige Wachstumssektoren der Industrie wie den hochgradig innovativen
Veredelungs- und Ausrüstungsbereich
bzw. Technische Textilien. In diesem
Kontext hat die EU zusammen mit den
Vertragsparteien der Pan-Euro-Med-
Bildungspolitik
Präferenzabkommen im Oktober 2009
einen Revisionsprozess angestoßen, um
die Ursprungsregeln zu modernisieren
und das Präferenzsystem weitgehend
zu harmonisieren. Auch die Staaten des
Westbalkans, die bisher nur in bilateralen Abkommen an die EU bzw. die Türkei gebunden sind, sollen hierbei in das
System vollständig integriert werden.
Sozialpolitik
Bekleidungsindustrie grundverschieden. Der Gesamtverband textil+mode
und eine Reihe liberaler europäischer
Textil- und Bekleidungsverbände haben
sich in diesem Zusammenhang zu einer
Interessengruppe zusammengeschlossen
Mit dem Übereinkommen über die
Regionale Konvention im Sommer 2011
wurde die zukünftige allgemeine Rechtsgrundlage geschaffen und ein erster
wesentlicher Schritt in den Reformverhandlungen getan. Die entscheidenden
Reformkonsultationen zwischen den
Vertragsparteien über die Listenregeln
werden dagegen erst im Herbst 2011
aufgenommen.
Aus Sicht von t+m sind
möglichst einfache und
flexible Regeln unter Berücksichtigung moderner
Herstellungsprozesse und
der heutigen Markt- und
Produktionsstrukturen unabdingbar, damit Produktion am Standort honoriert
wird und die deutsche
Textil- und Bekleidungsindustrie ihre Wettbewerbsstärke auch in Zukunft voll
ausspielen kann. Schließlich ist die Art und Weise,
in der ein Produkt hergestellt wird, im
Zeitablauf häufig Änderungen unterworfen. Entscheidende Voraussetzung
für die Wettbewerbsfähigkeit ist ein
modernes präferenzielles Ursprungsregelwerk, welches sich nicht an protektionistischen Motiven orientiert, sondern
export- und innovationsfreundliche
Rahmenbedingungen für die deutsche
und europäische Textil- und Bekleidungsindustrie schafft.
und ihre Zielssetzungen aktiv in den
Reformprozess innerhalb des europäischen Dachverbandes Euratex sowie
gegenüber der EU-Kommission eingebracht. Im Kontext der heterogenen Interessenlage konnten die Ergebnisse des
Meinungsfindungsprozesses innerhalb
der europäischen Textil- und Bekleidungsindustrie bisher keine adäquate
Antwort auf die heutigen Probleme und
zukünftigen Herausforderungen der
deutschen Textil- und Modeindustrie
geben, weshalb der Gesamtverband
textil+mode sich weiterhin gegen die
letztendliche Position des europäischen
Dachverbandes Euratex ausgesprochen
hat und für ein alternatives und flexibleres Konzept einsetzt.
PAN EURO
MED
30
Trotz des offenkundigen Modernisierungsbedarfs im Hinblick auf die
textilen Listenregeln sind die Auffassungen über deren Ausgestaltung
innerhalb der europäischen Textil- und
Internationale Märkte
Europapolitik
Forschung
Umwelt & Energie
NEU IM NETZ
Wegweiser Zoll
Felix Ebner
Im komplizierten Geflecht
der Zollvorschriften den
Überblick zu behalten ist
nicht einfach. Schnelle
und kompetente Unterstützung bietet der Wegweiser Zoll. Mit diesem
Online-Tool liefert der Gesamtverband textil+mode
seinen Mitgliedsverbänden und deren Unternehmen eine praxisnahe
Orientierungshilfe, die
einen schnellen Überblick
über die zentralen Säulen des deutschen und
europäischen Zollrechts
liefert.
Sie finden den
Wegweiser Zoll im
Mitgliederbereich
unter
www.textil-mode.de
31
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
RDer
u
s
s
l
a
n
d
Markt
vor
unserer
Haustür
Mit der High-Tex from Germany
nach Moskau
Claudia Saam
Russland ist nach Indien und China
der größte Wachstumsmarkt mit einer
Bevölkerung von 140 Millionen Menschen. Sie stellen ein großes Potenzial an
Konsumenten dar.
Nach den erfolgreichen Sonderschauen
in Atlanta, Beijing und Mumbai findet
die kommende „High-Tex from Germany“ in Moskau statt. Deutschland ist
weltweit führender Hersteller von intelligenten Textilien. Diese herausgehobene Position soll mit einem kraftvollen
Auftritt in Moskau betont werden. Die
Sonderschau findet vom 12.-14. März
2012 in Moskau im Expocentre Krasnaya Presnaya im Rahmen der Techtextil
Russia statt.
Das Bundesministerium für Wirtschaft
und Technologie (BMWi) veranstaltet
die Sonderschau in Zusammenarbeit mit
dem Messe-Ausschuss der Deutschen
Wirtschaft e. V. (AUMA) und unterstützt
vom Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie e.V. (t+m). Der
russische Markt ist außerordentlich attraktiv. Die Nachfrage nach Technischen
Textilien wächst dort jährlich um
30 – 40 %. Überall sind hochleistungsfähige textile Lösungen gefragt, wie im
Straßenbau, Wasseraufbereitungsanlagen, Häuserbau, medizinische Versorgung, Schutzbekleidung und auch Energieeffizienz. Hinzu kommen steigende
Investitionen europäischer
32
und russischer Automobilhersteller mit
Produktionsstätten in Russland. Der
russische Automarkt ist der wachstumsstärkste in Europa. 2 Millionen PKW
werden pro Jahr produziert. Angestrebt
sind 3 Millionen.
Laut einer Studie des German Centre
in Moskau sind bereits mehr als 4.600
deutsche Unternehmen in Russland
tätig. Deutschland belegt mit 28 Milliarden Dollar den fünften Platz der
Investorenländer nach China und vor
Großbritannien. Auch die Luftfahrtindustrie gewinnt an Fahrt. Für Unternehmen aus dem technischen Textilsektor,
die im russischen Markt Fuß fassen wollen, bietet die Teilnahme an der HighTex wieder einen optimalen Eintritt in
den lukrativen russischen Markt.
„Made in Germany“ zählt in Russland
viel. Die Kombination „Zukunftsmarkt
Russland“ und „Produkte mit Zukunft“
kann wirtschaftlich nur erfolgreich sein.
Diese Chance müssen wir nutzen. Der
Die Organisatoren AUMA, BMWi, Bafa, t+m
Internationale Märkte
Russland-Experte Alexander Rahr hebt
hervor: „Während sich andere Industrieländer hoch verschuldeten, verfügte
Russlands Regierung über das notwendige Kapital, um die eigene Wirtschaft
zu modernisieren. 80 Milliarden Dollar
sind für die erste Phase veranschlagt - im
Energiesektor, in der Automobilindustrie, bei der Pharmaindustrie
und für die sportlichen Großereignisse. Im Staatshaushalt 2011
stiegen neben den Renten, die um
10 % angehoben worden sind, die
Gehälter von Armee und Miliz um
6,5 %. Besonders erhöht wurden die
Löhne von Ärzten und Lehrern.“
Firmenpräsentation
Auch Bundeswirtschaftsminister
Rösler betont, dass sich Unternehmen aus dem Technischen
Textilsektor, die im russischen
Markt Fuß fassen wollen, über die
Teilnahme an der „High-Tex from
Germany“ eine hervorragende
Präsentationsplattform bietet: „Der
Bedarf an Technischen Textilien
in Russland wächst stetig. Deutsche
Hersteller Technischer Textilien profitieren von der Tatsache, dass russische
Produzenten diesen steigenden Bedarf
nicht abdecken können. Schon heute
sind deutsche Unternehmen Russlands
wichtigste Zulieferer von Technischen
Textilien“. Die „High-Tex from Germany
2012“ ist wieder die einzige Sonderveranstaltung des BMWi und das Highlight
des Auslandsmesseprogramms 2012. Sie
wird daher politisch hochrangig begleitet. Angestrebt ist eine Teilnehmerzahl
von mindestens 50 Ausstellern auf dem
deutschen Pavillon. Von den Gemeinschaftsständen anderer Länder auf der
parallel stattfindenden Techtextil Rossija
wird sich die „High-Tex from Germany“
deutlich abheben.
Matchmaking
In dem ebenfalls vom BMWi geförderten
Matchmaking werden Ihnen maßgeschneiderte Kontakte auf der „High-Tex
from Germany“ vom Geschäftsführer
des Verbändebüros RETA (Russia-Euro-
Europapolitik
Forschung
pe Textile Alliance) in Moskau, zugeführt. Das ermöglicht, den Auftritt in
Russland noch effektiver zu gestalten.
Igor Salomakhin, Geschäftsführer des
Verbändebüros RETA, spricht fließend
Deutsch und ist ein ausgewiesener
Kenner des russischen Marktes und der
Textilindustrie. Die Gesprächstermine mit potenziellen Partnern werden
arrangiert und finden wahlweise in den
Besprechungsräumen der VIP-Lounge
oder am Stand statt.
Forschung
Auch in Forschung und Technologie
sucht Russland den Schulterschluss mit
Deutschland. Das BMWi stellt deshalb
die textile Forschung Deutschlands mit
einem Wissenschaftssymposium und
der Präsentation auf der „Forschungsinsel“ auf der „High-Tex from Germany“
besonders hervor, um auch den Wissenschaftsstandort Deutschland in Russland
zu präsentieren.
Bundeswirtschaftsminister Rösler
betont, dass „Made in Germany“ seit
langem für Qualität und Wertigkeit
deutscher Produkte sowie für die Innovationskraft und den Fortschritt unserer
Wirtschaft steht. Die Messe „High-Tex
from Germany“ greift diese Attribute auf
Umwelt & Energie
und baut ihre Bedeutung international
für den technischen Textilsektor weiter
aus. Der deutschen Textilindustrie und
den angegliederten Technologiebranchen
bietet sich so eine hervorragende Plattform, um sich zu präsentieren.“
Leistungen
Die reduzierten
Beteiligungsbeiträge
für Ausstellung und
Matchmaking, sowie
alle anderen Leistungen für die Aussteller
auf der „High-Tex
from Germany“ sind
nur möglich, weil
das BMWi seine
Veranstaltung großzügig fördert. Die
Vorteile als Aussteller
der „High-Tex from
Germany“ sind neben
einem reduzierten
Beteiligungsbeitrag
und einem schlüsselfertigen Stand, ein
maßgeschneidertes Matchmaking, ein
fundiertes Vorbereitungsseminar, eine
Studie zum Absatzmarkt Russland und
ein Vorbereitungsgespräch vor Ort mit
dem Vertreter der „Germany Trade and
Invest – gtai“, hohe Medienbegleitung in
Deutschland und Russland, sowie hochrangige politische Flankierung.
Abgerundet wird die Veranstaltung mit
einem attraktiven Rahmenprogramm
und einem Botschaftsempfang am 12.
März 2012 zu dem Aussteller auch ihre
Kunden einladen können. In der Infolounge der „High-Tex from Germany“
stehen Besprechungsraum, Büro, Catering, ein deutsches Restaurant und russischsprachige Messebetreuer zu Ihrer
Verfügung. Der exzellente Standbau wird
die Präsentation hervorheben.
Buchtipp:
Alexander Rahr,
„Der kalte Freund - Warum wir Russland
brauchen: Die Insider-Analyse“,
Hanser Verlag
33
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
Brüssel
Förderschwerpunkt
Mittelstand
Yvonne Hendrych
Small Business Act
2008 verabschiedeten die europäischen
Staats- und Regierungschefs den „Small
Business Act“, ein Maßnahmenpaket zur
Förderung des Mittelstands in Europa. Die
vorgeschlagenen Initiativen sollten
u. a. den bürokratischen Aufwand für
KMU verringern, für einen besseren Zugang zu Finanzierungsquellen sorgen und
den Zugang zu neuen Märkten erleichtern.
Drei Jahre später, im Frühjahr 2011, zog
die EU Bilanz ihrer bisherigen Bemühungen. Mit dem Ergebnis: Es muss noch viel
getan werden, um den Mittelstand stark,
wettbewerbsfähig und innovativ zu erhalten. Der Gesamtverband textil+mode unterstützt den politischen Ansatz „Vorfahrt
für den Mittelstand“ bedingungslos, stellt
sich dabei aber auch die Frage:
Was ist eigentlich Mittelstand?
Die Europäische Kommission hat sich
2005 auf eine KMU-Definition festgelegt,
die Grundlage für jede KMU-bezogene
Förderung auf europäischer und auch
überwiegend auf mitgliedstaatlicher Ebene
ist. Klein- und mittelständische Unternehmen sind demnach Unternehmen, die
nicht mehr als 250 Angestellte beschäftigen
und die entweder einen Jahresumsatz von
höchstens 50 Mio. € erreichen oder deren
Bilanzsumme sich höchstens auf 43 Mio.
€ beläuft. Aus Sicht des Gesamtverbandes
textil+mode ist dies jedoch zu restriktiv,
34
da viele Unternehmen diese Definition
nicht erfüllen, jedoch stark mittelständisch geprägt sind. Solche Unternehmen
sind von der klassischen KMU-Förderung
ausgeschlossen und konkurrieren mit
Großunternehmen um sonstige Förderund Finanzierungshilfen.
Gemeinsame Initiative für den
Mittelstand
Aus diesem Grund haben im Frühjahr
2011 einige t+m-Mitgliedsverbände, ZiTex
sowie der Gesamtverband textil+mode
eine gemeinsame Initiative gestartet, um
einem breiteren Mittelstand erleichterten
Zugang zu Finanz- und Fördermitteln zu
ermöglichen.
Ziel dieser Initiative ist es, den nationalen
und europäischen Gesetzgeber darauf aufmerksam zu machen, dass viele Unternehmen, die die strengen KMU-Grenzwerte
der EU-Kommission nicht (mehr) erfüllen,
dennoch stark mittelständisch geprägt sind
und aus diesem Grund ebenso Berücksichtigung bei der Mittelstandsförderung
finden sollten. Konkret soll neben der klassischen KMU Förderung noch ein weiterer
Förderschwerpunkt „Mittelstand“ eingeführt werden, der sich an Unternehmen
mit einer Größe bis zu 1.000 Mitarbeitern
richtet. Auf Brüsseler Ebene hat das Europabüro des Gesamtverbandes textil+mode
dieses Thema bei den verschiedenen EUInstitutionen eingespielt. Im März 2011
brachte der Gesamtverband textil+mode
die Thematik in den Initiativbericht
„Industriepolitik im Zeitalter der Globalisierung“ des EU-Parlaments in Zusammenarbeit mit dem Europaabgeordneten
Herbert Reul ein. Im Juni 2011 reichte t+m
die Thematik als Parlamentarische Anfrage
bei der EU-Kommission ein. Dies geschah
in Zusammenarbeit mit dem Europaabgeordneten Jürgen Creutzmann. Die EU
Kommission, Generaldirektion Industrie
und Unternehmen, kam der Aufforderung
nach und nahm Ende August Stellung.
Die Aktivitäten auf europäischer Ebene,
die auch von anderen Industriebranchen
wie der Pharmaindustrie unterstützt und
befürwortet werden, tragen Früchte.
Die EU-Kommission hat nun bekanntgegeben, dass sie Anfang 2012 eine öffentliche Konsultation starten wird. Es soll
überprüft werden, ob die bisherige KMUDefinition noch in ausreichendem Maße
die Belange des Mittelstands in Europa
berücksichtigt.
Der Gesamtverband textil+mode wird
sich auf europäischer und nationaler
Ebene intensiv dafür einsetzen, dass die
EU- Kommission bei Ihrer Konsultation
die oben aufgeworfenen Defizite bei der
KMU-Förderung aufgreift und Lösungsvorschläge erarbeitet.
Internationale Märkte
Europapolitik
Forschung
Umwelt & Energie
Par lamentarischer
Abend in
Straßburg
September 2011
Yvonne Hendrych
Am 28. September veranstaltete der Gesamtverband textil+mode seinen alljährlichen Parlamentarischen Abend in Straßburg mit dem Ziel, den Dialog zwischen
Europaabgeordneten, Unternehmern und
Verbandsvertretern zu aktuellen Themen
der Branche zu fördern.
Zentrales Thema war dieses Jahr die
Präsentation der Studie der Deutsche
Bank Research zum Thema „Textil- und
Bekleidungsindustrie – Innovationen und
Internationalisierung als Erfolgsfaktor“.
Die Studie bestätigt den Trend der Internationalisierung der Branche sowie das
Potenzial neuer Absatzmärkte durch aufstrebende Volkswirtschaften in Asien und
Lateinamerika. Insbesondere das Segment
der innovativen Technischen Textilien
wird auch künftig seine Marktposition
behaupten und weiter ausbauen können.
Wichtig für den Erfolg der Branche sind
jedoch hierfür die weitere Liberalisierung
des Welthandels, wettbewerbsfähige Energiepreise und die Gewinnung qualifizierten Nachwuchs- und Führungskräfte.
In einer anschließenden Diskussionsrunde
wurde mit den Vertretern des Europäischen Parlaments über diese Forderungen
diskutiert, insbesondere die Forderung
eines fairen und freien Handels.
Unternehmensvertreter lieferten praktische Beispiele, in welchen Bereichen hier
noch große Defizite bestehen und wie der
europäische Gesetzgeber hier die Belange
der Industrie unterstützen könnte.
Mit dem Abgeordneten Dieter-Lebrecht
Koch, Mitglied des Verkehrsausschusses
im EU-Parlament, wurde über das Thema
Textilien und Mobilität, insbesondere
Elektromobilität diskutiert.
Da die Berichterstatterin der Biozidverordnung, Christa Klaß, anwesend war, konnte
auch dieses Thema vertieft werden.
Anliegen des Gesamtverbandes
textil+mode ist es, in der neuen EUVerordnung eine klare Rechtslage für die
Verwendung von Biozidprodukten in der
Textil- und Bekleidungsindustrie zu schaffen. Bislang bewegen sich hier viele Unternehmen in einer juristischen Grauzone,
wenn Biozide eingesetzt werden, um die
die Ansiedlung von Mikroorganismen auf
der Oberfläche der Textilien zu hemmen.
Insgesamt 24 Gäste, darunter 10 Vertreter des EU-Parlaments, nahmen an der
Veranstaltung teil. Der Gesamtverband
textil+mode wird die angesprochenen
Themen in Einzelgesprächen mit weiteren
Europaabgeordneten vertiefen.
35
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
HAPPY BIRTHDAY
Textilforschung!
60 Jahre Kontinuität in Innovationsförderung Aufgaben und Ziele
Dr. Klaus Jansen
36
Internationale Märkte
Die Gründung einer Abteilung für die
strategische Forschungsentwicklung und
Innovationsförderung im Gesamtverband
textil+mode liegt 2011 sechs Jahrzehnte
zurück. Kurz nach dem Krieg schien es
fast unmöglich, der Textil- und Bekleidungsbranche neue Perspektiven zu geben.
Glücklicherweise entschieden sich die Verantwortlichen für den zwar arbeitsreichen,
aber nachhaltigen Weg der Innovationsförderung. Gesteuert wurde und wird diese
Aufgabe durch das am 12. Dezember 1951
gegründete Forschungskuratorium Gesamttextil, ausgegründet am 16. September
1998 als gemeinnütziges Forschungskuratorium Textil e. V. (FKT).
Europapolitik
Forschung
aus der Partnerschaft zwischen Politik,
Wirtschaft und Forschung.
Aktuelle Entwicklung der
Forschungsförderung
2010 war für das FKT ein Jahr der Erneuerung. „Die Stärken stärken und die
Schwächen beseitigen.“ Die kritische
Betrachtung unseres Leistungsspektrums
zeigte Defizite in der Auswahl und Realisierung von Projektideen. Intransparenz
und zeitliche Verzögerungen waren die
Folge. Eine umfassende Analyse hat zu
mehreren Verbesserungen geführt. Neben
einem beschleunigten Ablauf orientiert
sich die Auswahl nun stärker an der Qualität der Projektideen und passt sich damit
dem Wettbewerbssystem des BMWi an,
die besten Projektvorschläge zu fördern
und so den Nutzen für die Wirtschaft zu
maximieren:
FKT
Forschungskuratorium Textil
e. V. (FKT)
Das FKT ist der Zusammenschluss der
Fach- und Landesverbände der Textil- und
Bekleidungsbranche sowie der Verbände
vor- und nachgelagerter Produktionsstufen wie der Chemiefaser-, Textilmaschinen-, Textilhilfsmittel-, Farbstoffindustrie
und der Textildienstleistungsbranche. Es
unterstützt die klein- und mittelständischen Unternehmen, ihr Strukturdefizit
fehlender interner Forschungskapazitäten
auszugleichen.
„Schwächen können in einer starken
Gemeinschaft ausgeglichen werden.“ Diese
Einsicht führte wenige Jahre später 1954
zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft
industrieller Forschungsvereinigungen
„Otto-von-Guericke“ e. V. (AiF). Dieses
industriegetragene Netzwerk ermöglicht
es Unternehmen und unabhängigen
Forschungseinrichtungen im Rahmen
vorwettbewerblicher Projekte zu forschen
und so zur Weiterentwicklung der Textilforschung insgesamt beizutragen. In Partnerschaft mit dem Bundesministerium für
Wirtschaft und Technologie (BMWi) stellt
das Förderprogramm der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) für die gesamte deutsche Industrie eine unentbehrliche
Strukturhilfe dar, die die Innovationskraft
unserer Branche maßgeblich gestärkt hat.
Die Weltmarktführerschaft in Technischen
Textilien ist eine beachtliche Erfolgsbilanz
– Die Beantragung von neuen Forschungsvorhaben erfolgt nun über das gesamte
Jahr. Arbeitsspitzen, wie vormals zu
Jahresbeginn, verteilen sich gleichmäßig auf einen längeren Zeitraum. Die
Institute bekommen Gelegenheit, ihre
Ausarbeitungen zeitlich zu entzerren
und damit gründlicher vorzubewerten.
Forscher und Industrieexperten können
sich stärker auf die Qualität der Anträge
konzentrieren. Die Vorbereitung der
Projekte verkürzt sich.
– Die Entscheidungsbefugnisse der Industrie in den wissenschaftlichen Beiräten
der Forschungsstellen werden gestärkt.
Dort identifizierte und positiv bewertete
Ideen reichen die Institute beim FKT ein.
– Eine Bewertung einseitiger Projektskizzen im Beirat des FKT entfällt. Erfahrungsgemäß waren die Informationen
zu lückenhaft, um den wirtschaftlichen
und wissenschaftlichen Nutzen für KMU
abzuschätzen. Die für diesen Bewertungsrundlauf beanspruchte Zeit wird
nun eingespart.
– Der Industriebeirat des FKT ist nun
in vier Fachgremien unterteilt und
um fehlende Kompetenzen ergänzt.
Jedes Gremium betreut ein definiertes
Themenspektrum und ist durch ausgewiesene Industrieexperten des jeweiligen
Umwelt & Energie
Fachgebiets besetzt. Alle Forschungsvorhaben werden durch mindestens
drei Experten anhand einer achtseitigen
Projektfassung wirtschaftlich wie wissenschaftlich auf ihren Nutzen für KMU
untersucht. Lücken oder Fehler können
so vor Einreichung bei der AiF beseitigt
werden. Zweifelhafte Vorhaben lehnen
die Fachgremienexperten ab.
Ein qualitätsorientierter Wettbewerb
steuert die Beantragungsmöglichkeiten
der Forschungsstellen. Auf Grundlage der
AiF-Begutachtungsergebnisse erhalten Institute mit sehr guten Resultaten Zugang zu
höheren Beantragungsvolumina. Das FKT
orientiert sich damit am Leistungswettbewerb des BMWi, nur die besten Ideen zu
fördern.
Alle Forschungsvorhaben müssen bis zu
einer tatsächlichen finanziellen Förderung
durch den Bund einen vierstufigen StageGate-Prozess passieren:
1. Wissenschaftlicher Beirat der
Forschungsstelle
2. Fachgremium im FKT
3. Begutachtung bei der AiF
4. Auswahlverfahren im BMWi
Die ersten beiden Stufen filtern in einem
brancheninternen Wettbewerb nach fachlichen Kriterien die besten Projekte heraus.
Diese Gewinner stellen sich in der dritten
und vierten Auswahlstufe einem branchenübergreifenden Ranking um die öffentlichen Fördermittel, bis sie tatsächlich
zu einer Bewilligung kommen. Auf diese
Weise werden höchste Objektivität und
Gerechtigkeit über alle Branchen hinweg
gewährleistet.
Textilforschung
Erfreulich hat sich die Wirtschaft in den
letzten zwölf Monaten entwickelt. Unternehmen des Maschinenbaus, der Hilfsmittelindustrie und Produzenten Technischer
Textilien signalisieren wachsende Umsätze. Aktuell erfolgreiche Firmen nutzten die
zurückliegende Krisenzeit. Nicht Stel-
37
Überblick
Tarifpolitik
lenabbau und drastische Sparmaßnahmen,
sondern gezielte Aus- und Weiterbildung
ihrer Mitarbeiter und Investitionen in die
Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen tragen nun Früchte. Innovative
Unternehmen können heute die Wünsche
hrer Kunden mit Produkten befriedigen,
die besser und zukunftsfähiger sind. Technische Textilien gelten als Wachstumstreiber, wie eine jüngst erschienene Studie
der Deutsche Bank Research (Thema 519:
Textil-/Bekleidungsindustrie, 6. Juli 2011)
bestätigt.
„Innovation ohne Ziel ist nutzlos – Innovation ohne Strategie ist ziellos.“ Kein
erfolgsorientiertes Unternehmen wird
daher ziel- und strategielos handeln. Die
vor einigen Jahren festgelegten Leitlinien für die Textilforschung (Gesundheit,
Mobilität, Sicherheit, Kommunikation,
Emotionalität) waren auf das Jahr 2015
ausgerichtet. Rückblickend stellen wir fest,
dass sie uns geholfen haben, Technologieund Wissenslücken gezielt zu schließen.
Aktuell arbeiten Experten des FKT an
neuen Leitlinie für die Forschungs- und
Entwicklungsarbeiten unseres Netzwerks.
Das bisherige Strategiepapier „Textilforschung in Deutschland – Perspektiven
2015“ dient als Grundlage für einen weiten
Schritt in die Zukunft. Wie sieht unser
Umfeld in 40 Jahren aus? Welche Trends
und Entwicklungen werden uns beeinflussen? Retropolativ springen wir von dieser
Zukunft zurück ins Jahr 2025 und identifizieren Herausforderungen, zu deren
Lösung faserbasierte Werkstoffe einen
Beitrag leisten können. Die etablierten
Themen Gesundheit, Mobilität, Sicherheit,
Kommunikation und Emotionalität werden zweifellos Bestand haben und durch
Schwerpunkte ergänzt, die uns auch 2025
zu einer erfolgreichen Branche wachsen
lassen.
Nicht nachlassen dürfen wir in unseren
Bemühungen, auf europäischer und nationaler Ebene die Rahmenbedingungen für
Forschung und Entwicklung zu verbessern. 12 Mrd € sollen in dieser Legislatur-
38
Bildungspolitik
periode zusätzlich in die Bereiche Bildung, Forschung und Innovation fließen.
Trotzdem bleiben wir von dem europaweit
definierten Ziel, bis zum Jahr 2010 3 %
des Bruttoinlandsprodukts in Forschung
und Entwicklung zu investieren, ein gutes
Stück entfernt. Erhebungen des Stifterverbands zeigen für 2009 Investitionen in
Höhe von 2,77 % des BIP.
Im vergangenen Jahr hat das BMWi
begonnen, die Fördermittel im Programm
der IGF nach einem Wettbewerb zu vergeben. Erfolgreich sind insbesondere Vorhaben mit einem klaren wirtschaftlichen
Nutzen für KMU gepaart mit deutlichem
Innovationspotenzial. Nach Einführung
des Wettbewerbs ist die Zahl von Projektanträgen aller Industrien erkennbar
gestiegen, was zu einer Mittelknappheit in
dem Programm des Bundes geführt hat.
Erfreulicherweise stockt das BMWi 2011
sein Förderbudget für die IGF auf 135,1
Fernbedienungskissen
Sozialpolitik
Mio € auf und folgt damit dem Bedarf,
mehr vorwettbewerbliche, technologieoffene Forschung für den Mittelstand zu
ermöglichen.
Der Transferschritt von einem kenntnisorientierten, vorwettbewerblichen Forschungsergebnis in die industrielle Praxis
bleibt schwierig und risikobehaftet. Ideal
unterstützt wird er durch das vom BMWi
2008 neu gestaltete Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM), das in
drei Modulen Einzelprojekte von Unternehmen, Kooperationen und Netzwerken
fördert. Die Akzeptanz im Mittelstand ist
hoch, da durch die anteilige Förderung
aus dem ZIM-Programm die finanziellen
Belastungen für KMU deutlich reduziert
werden. 135 Kooperationsprojekte wurden
seit Programmstart an den im FKT-Netzwerk organisierten Textilforschungsinstituten mit einem Gesamtbudget von 21,6
Mio € bewilligt. Das ist eine erfreuliche
Internationale Märkte
Bilanz und erklärt, warum die Textil- und
Bekleidungsbranche rund 25 % ihres
Umsatzes mit Innovationen erwirtschaftet.
Damit liegt sie laut ZEW-Branchenreport
noch vor dem Maschinenbau und der ITBranche (Jahrg. 18, 2. Januar 2011).
Bedauerlich ist die bisherige Zurückhaltung, Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in Unternehmen zusätzlich durch
steuerliche Vorteile zu stärken. BDI und
BDA unterstützen eine Steuergutschrift
im Rahmen der Veranlagung zur Körperschafts- oder Einkommenssteuer unabhängig von der Größe der Unternehmen, die
mindestens 10 % des gesamten unternehmerischen FuE-Aufwands betragen
sollte. In Ergänzung zur themenoffenen
Projektförderung und nicht zu deren
Lasten könnte die Steuerliche Forschungsförderung Unternehmen so zu stärkeren
FuE-Aktivitäten motivieren.
Das Bundesministerium für Bildung
und Forschung (BMBF) fördert in zwei
Programmen Forschungsvorhaben mit
textilrelevanten Fragestellungen. Die
ersten 41 Teilprojekte in sieben Verbünden (Gesamtförderung 10,5 Mio €) des
Schwerpunkts „Intelligente Technische
Textilien (mst-Textil)“ waren bis Juni
2011 abgeschlossen. Teilweise konnten die
erreichten Projektergebnisse für Anwendungen in der Telemedizin, Sensorik im
Automobil, Leucht-, Solartextilien und
Sicherheit im diesjährigen Statusmeeting
MST-Textil (27.-28. Juni 2011) präsentiert
werden. Durch eine Aufstockung des Förderbudgets sind weitere Verbundprojekte
bewilligt und damit zur Jahresmitte noch
55 Teilprojekte in Bearbeitung.
Die Fördermaßnahme „NanoTextil“ läuft
wie in den Vorjahren und erschließt die
Nanotechnologie für die Textilbranche.
In zwölf industriellen Verbundprojekten
werden neue oder deutlich verbesserte
Textilien sowie Verfahren entwickelt und
gleichzeitig der sichere Umgang mit der
Nanotechnologie gewährleistet. Insgesamt
fließen rund 13 Mio € in diese
Europapolitik
Forschung
Fördermaßnahme. In elf Vorhaben sind
auch Textilforschungsinstitute mit einem
Fördervolumen von 3,6 Mio € beteiligt. Im
Vordergrund stehen die Bereiche Medizintechnik, Automobil, textile Architektur,
Bauwesen, Gesundheit, Hygiene, Funktionsbekleidung, Umwelt- und Sicherheitstechnologie.
Textiler Stent
Im Clustervorhaben „Leichtbau und
Textil“ sind seit Dezember 2009 erstmals
Grundlagenforschung (DFG) und anwendungsbezogene Förderung (AiF) miteinander verbunden, um Synergieeffekte zu
nutzen und größere Entwicklungsschritte in der automatisierten Herstellung
kohlefaserverstärkter Kunststoffe zu
erreichen. Ein weiterer DFG-AiF-Cluster
zum Thema „Wundversorgung“ geht in
die zweite Beantragungsstufe. Grundlagen
der Wundheilung und darauf abgestimmte
sensorische und therapeutische Wundverbände könnten einen neuen Impuls in der
Therapie chronischer Wunden geben.
Umwelt & Energie
triebs, der durch CFK-Elemente leichter,
energieeffizienter und präziser arbeitet.
Die vorwettbewerbliche Forschungskooperation mit europäischen Partnern ist auch
Ziel des Programms CORNET. In den letzten zwei Calls konnte das FKT erfolgreich
sechs Projektanträge zu einer Bewilligung
führen. Wir erhoffen uns dadurch eine
intensivere FuE-Zusammenarbeit innerhalb Europas, um den Technologie- und
Innovationsvorsprung unserer europäischen Textil- und Bekleidungsindustrie
weiter ausbauen zu können.
2010 hat das FKT begonnen, die Leistungen des Forschungsnetzwerks auf einer
branchenfremden Messe darzustellen. Die
Hannover Messe gilt als die internationale
Leitmesse der Industrie. Auch 2011 stellte
sich das FKT als Mitglied der Initiative
Kompetenznetze Deutschland unter dem
Dach des BMWi vom 4.-8. April 2011
einem breiten Publikum dar. Gemeinsam
mit dem IVGT konnte das FKT auf dem
13. Industrieforum Wolfsburg gezielt Akteure aus der Automobilbranche ansprechen. Beide Veranstaltungen waren gut
besucht und die Kontaktanfragen belegen
das Interesse an den Potenzialen faserbasierter Werkstoffe.
Auf europäischer Ebene arbeiten im
Forschungsprojekt „NU-WAVE“ drei deutsche Verbände mit Forschungspartnern an
der Sammlung, Aufbereitung und Weiterentwicklung von Technologiewissen für
den Textilmaschinenbau. Auf der ITMA in
Barcelona (22.-29. September 2011) waren
Prototypen der Entwicklungen zu sehen,
wie beispielsweise ein neues Testgerät zur
zeitraffenden Messung von Verschleißeffekten an Garnführungselementen oder
Komponenten eines Strickmaschinenan-
39
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
SYMPOSIUM
Energie-Symposium
Juni 2011
Christina Meßner
Am 7. und 8. Juni 2011 lockte das Energiesymposium des Gesamtverbandes
textil+mode (t+m) Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Verbänden nach Berlin.
Brisantes Thema des ersten Tages war das
am Vortag vom Kabinett verabschiedete
Gesetzespaket zum Umbau der Energiesysteme in Deutschland. Unmut und
Kritik der Branche zog insbesondere
die Novelle zum Erneuerbare-EnergienGesetz (EEG) auf sich: „Wir brauchen eine
Deckelung der EEG-Umlage auf 2 Cent
je Kilowattstunde, um den Unternehmen
Planungssicherheit zu gewährleisten“,
forderte t+m-Präsident Heinz Horn in
seinem Grußwort.
Die Vertreter der Regierung, Werner
Ressing, Leiter der Abteilung für Industriepolitik im BMWi, und Franzjosef
Schafhausen, Leiter der BMU-Unterabteilung Klimaschutz, Umwelt und Energie,
unterstützten Horns Wunsch nach einer
„bezahlbaren Energieversorgung“, lenkten
den Blick zudem auf Netzstabilität und
Versorgungssicherheit und lobten die
Textil- und Bekleidungsbranche, die die
„Zeichen der Zeit“ in Sachen effiziente
Energienutzung erkannt habe. In einer
angeregten Diskussion mit den energiepolitischen Sprechern und Experten von
CDU/CSU, FDP sowie Bündnis90/Die
Grünen und einem Vorstandsmitglied der
IG Metall machten die Unternehmer der
Textil- und Bekleidungsindustrie deutlich,
wo ihnen der „energiepolitische Schuh“
40
drückt und was sie sich von den Abgeordneten im aktuellen Gesetzgebungsverfahren erhoffen.
nierendes Energiemanagement das einzig
schlagende Argument. Bereits mit sehr
geringem Aufwand lassen sich mehrere
Tausend Euro pro Jahr sparen.
Welche Maßnahmen
Lastgang Stromabnahme
und Systeme zur effizi800
enteren Energienutzung Leistung
in kW
in Textilunternehmen
700
700
bereits zur Praxis
Leistungsspitze ohne Lastprofil-Optimierung
gehören, berichteten
600
600
Unternehmer und Verbandsvertreter am zwei500
500
ten Tag des t+m-Ener400
giesymposiums, dem
400
Energiemanagement300
300
Tag. Einhellige Meinung aller Referenten:
200
200
Ohne vom Thema überzeugte Geschäftsleitung
100
100
läuft nichts! Ein ganz
wesentlicher Baustein
12
h0 0
3
6
9
15
18
21
24
für ein gut funktionierendes EnergiemanageQuelle: Internet Energieagentur GmbH & Co. KG
ment sei die frühzeitige
und kontinuierliche Einbindung der
Mitarbeiter. „Letztlich müsste jeder MitarViele Betriebe machen z. B. noch nicht in
beiter an der Maschine verstehen, welche
ausreichendem Maße von der Möglichkeit
Auswirkungen auf den Energieverbrauch
der steuerlichen Rückerstattung Gebrauch.
sein persönliches Verhalten habe“, so ein
Weitere Einsparpotenziale „lauern“ in
Referent. Dass man eben Druckluft nicht
einem maroden Druckluftsystem, einer
zum Reinigen des Hallenbodens verwende, schlechten Wärmedämmung und nicht
weil die Erzeugung von Druckluft extrem
zielgerichteter Beleuchtung. Wo genau
teuer ist, müsse erst kommuniziert werdie größten Einsparpotenziale im eigenen
den, bevor hier eine Verhaltensänderung
Betrieb versteckt sind, lässt sich nur aneinsetzen könne. Letztlich sei die konkrete
hand von Daten korrekt ermitteln. Hierzu
Kostenersparnis durch ein gut funktiobraucht man dann auch die richtigen Mes-
Internationale Märkte
W. Baumann (t+m), MinDir W. Ressing
(BMWi)
seinrichtungen und Zähler. Ganz wichtig, so betonten alle Referenten, sei eine
Prioritätensetzung bei den angestrebten
Maßnahmen. Es mache wenig Sinn mit einer Maßnahme zu beginnen, die nur sehr
kleine Einsparpotenziale bietet. In vielen
Betrieben, vor allem in der Textilveredlung, biete die Wärmerückgewinnung ein
großes Einsparpotenzial. Hier verdeutlichte ein Beitrag aus der Textilreinigung, dass
man auch von anderen lernen kann. So
lassen sich hier Ideen der Wärmerückgewinnung durchaus auf die Textilveredlung
Energie
Die Energie ist eine physikalische Größe,
die in allen Teilgebieten der Physik sowie
in der Technik, der Chemie, der Biologie
und der Wirtschaft eine zentrale Rolle
spielt. Ihre SI-Einheit ist das Joule. [Wikipedia]
Energieerhaltungssatz
Die Gesamtenergie eines abgeschlossenen Systems ändert sich mit der Zeit
nicht. Zwar kann Energie zwischen
verschiedenen Energieformen umgewandelt werden, z. B. von Bewegungsenergie
in Wärme. Es ist jedoch nicht möglich,
innerhalb eines abgeschlossenen Systems
Energie zu erzeugen oder zu vernichten:
Die Energie ist eine Erhaltungsgröße.
[Wikipedia]
Europapolitik
Forschung
W. Rhode (IG Metall), H.-J. Fell (B90/
Grüne)
übertragen. Aber auch das Gespräch mit
dem Kunden könne hilfreich sein. So stellt
sich die Frage, ob immer die höchsten, mit
einem entsprechend hohen Energieeinsatz
verbundenen Qualitätsanforderungen
erforderlich seien. Großes Interesse fand
auch der Beitrag der KfW-Bankengruppe
über mögliche Fördermöglichkeiten
in dem Bereich. Jedoch ist hier bislang
noch nicht die Finanzierung von Messeinrichtungen – der Startschuss für ein
Energiemanagement – in die Fördertöpfe
inbegriffen. Hier appellierten die Unter-
Energieeffizienz
Maß für die Ausnutzung eingesetzter
Energie.
Energiemanagement
Als Energiemanagement wird die
Gesamtheit aller Planungen zu Bedarf, zur Auswahl, zur Errichtung und
zum Betrieb von energietechnischen
Erzeugungseinheiten verstanden. Ziel
ist es dabei, die Energiebedürfnisse der
Nutzer möglichst allumfassend abzudecken. [Wikipedia]
Umwelt & Energie
K. Huneke (Heimbach GmbH & Co. KG),
A. Wagner (J.G. Knopf ‘s Sohn GmbH & Co. KG )
nehmensvertreter, dieses in die Fördertöpfe zu integrieren. Im Bundesland Sachsen
ist man mit dem Thema „Energieeffizienz“
bereits sehr weit fortgeschritten. Hier
bietet der Sächsische Gewerbeenergiepass
gute Möglichkeiten, in das Thema einzusteigen. Auch, wenn viel diskutiert worden
ist in diesen zwei Tagen, in einer Sache
waren sich alle Teilnehmer einig: Das
Energiesymposium 2011 des Gesamtverbands textil+mode war eine lohnenswerte
Veranstaltung und sollte 2012 fortgeführt
werden!
Leitfaden des BMU
„ISO 16001“
Energiemanagementsysteme in der
Praxis.
www.umweltdaten.de
KfW Bankengruppe Fördermöglichkeiten zur „Energieeffizienz im
Unternehmen“
www.kfw.de
DIN EN 16001
2009 Energiemanagementsysteme Anforderungen mit Anleitung zur
Anwendung.
41
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
Ressourcen
Ressourceneffizienz
oder Nachhaltigkeit ist kein
anderes Wort für Verzicht
Christina Meßner
Frühjahr 2011 - eine Reaktorkatastrophe
im fernen Fukushima, Japan, erschüttert
die Welt und bringt wenige Wochen später in Deutschland die Energiewende.
Weg von der Kernkraft, hin zu erneuerbaren Energien. Der Ausstieg vom Ausstieg wird wieder rückgängig gemacht.
Die Zeit erfordert es. Doch es stellt sich
die nur allzu berechtigte Frage, welche
Auswirkungen ein vorzeitiger Ausstieg
aus der Kernkraft und ein eiliger Ausbau
erneuerbarer Energien auf die Versorgungssicherheit und die Strompreise
haben werden.
Die Baumwollpreise steigen rasant.
Seit Anfang des Jahres um nahezu 140
Prozent. Der Hunger Chinas auf den
begehrten Rohstoff lässt die Preise in die
Höhe schnellen. Dazu kommen schlechte Ernten in Pakistan, Exportbeschränkungen in Indien.
Wohlstandswachstums hat die westliche
Welt nicht mehr glückliche Menschen
hervorgebracht. Wie die Organisation
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung, OECD, berichtet, ist das
BIP schon lange als alleiniger Indikator
für Wohlstand und Glücksempfinden
nicht mehr ausreichend. Es besteht
Handlungsbedarf.
Kürzlich hat die Enquête-Kommission
„Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität
- Wege zu nachhaltigem Wirtschaften
und gesellschaftlichem Fortschritt in der
Sozialen Marktwirtschaft“ des Deutschen Bundestags ihre Arbeit aufgenommen. Ihre Aufgabe soll es sein, den
Stellenwert von Wachstum in Wirtschaft
und Gesellschaft zu ermitteln, einen
ganzheitlichen Wohlstands- und Fortschrittsindikator zu entwickeln und die
Möglichkeiten und Grenzen der Entkopplung von Wachstum, Ressourcenverbrauch und technischem Fortschritt
auszuloten. Die radikale Erhöhung der
Ressourcenproduktivität, so schreibt
Ernst Ulrich von Weizsäcker in seinem
kürzlich erschienenen Buch „Faktor 5“,
wird nach Internet und Biotechnologie
der nächste große Innovationsmotor
sein, der das globale Wachstum vorantreibe. Wer kann sich heute noch eine
Welt ohne Internet vorstellen? Und
Ressourcenproduktivität? Sie muss erst
noch in Fleisch und Blut übergehen.
effizienz
Welche Konsequenzen hat das für die
Textilproduktion in Deutschland und
Europa? Werden wir auch in Zukunft
auf die gleiche Art und Weise produzieren können? Werden unsere Kunden
bereit sein, einen höheren Preis für das
gleiche Produkt zu bezahlen?
Wohlstand und Glück – gehen sie Hand
in Hand? Nur bedingt, Studien belegen
es. Laut einer im August 2011 veröffentlichten Glücksstudie der Hamburger
42
Stiftung für Zukunftsfragen sind die
Dänen Europas glücklichste Menschen
(96 % der Einwohner). Die Deutschen
liegen zusammen mit den Türken mit je
61 % Glücklichen auf dem drittletzten
Platz. Schlusslicht bilden die Russen.
Und warum? Die Studie führt an, dass
in den skandinavischen Ländern die
Menschen Zeit für Familie und Freunde hätten, zudem vertrauten sie ihrer
Regierung und nationalen Institutionen. Finanzielle Aspekte sind offenbar
weniger maßgeblich. Und weltweit
betrachtet? Ist das Bruttoinlandsprodukt
immer noch ein sicherer Indikator für
Wohlbefinden? Wohl kaum. Trotz steten
Internationale Märkte
Der Untersuchungsrahmen der
Enquête-Kommission „Wachstum,
Wohlstand, Lebensqualität - Wege zu
nachhaltigem Wirtschaften und gesellschaftlichem Fortschritt in der Sozialen
Marktwirtschaft“ umfasst folgende
Punkte:
1. S tellenwert von Wachstum in Wirtschaft und Gesellschaft
2. E
ntwicklung eines ganzheitlichen
Wohlstands- bzw. Fortschrittsindikators
3. W
achstum, Ressourcenverbrauch
und technischer Fortschritt – Möglichkeiten und Grenzen der Entkopplung
4. N
achhaltig gestaltende Ordnungspolitik
5. A
rbeitswelt, Konsumverhalten und
Lebensstile.
Im Einsetzungsbeschluss für die Enquête-Kommission heißt es: „Nicht nur
in Deutschland, auch in anderen Industriestaaten gibt es eine Debatte darüber,
ob die Orientierung auf das Wachstum
Europapolitik
Forschung
des Bruttoinlandsproduktes (BIP)
ausreicht, um Wohlstand, Lebensqualität und gesellschaftlichen Fortschritt
angemessen abzubilden. In den letzten
Jahrzehnten hat die deutsche Wirtschaft
bei der Steigerung der Energie- und
Materialeffizienz signifikante Fortschritte erzielt. Realisierte Effizienzgewinne
werden aber teilweise durch vermehrten
Ressourcenverbrauch an anderer Stelle
aufgezehrt (sogenannte Rebound-Effekte), wozu auch kulturelle Faktoren und
individuelle Lebensstilentscheidungen
beitragen. Deshalb stehen die Fragen auf
der Tagesordnung, wie Stoffkreisläufe
gestärkt werden können, die die Regenerationsfähigkeit der natürlichen Systeme
gewährleisten, und wie die nachhaltige
Nutzung von Naturgütern und Rohstoffen mit dem Ziel der Entkopplung von
Wachstum und Ressourcenverbrauch
erreicht werden kann.“
Es ist an der Zeit umzudenken. Wir
müssen unsere Wirtschaft neu gestalten.
So formulierte es die WirtschaftsWoche
in ihrer Ausgabe vom 15. August 2011
Umwelt & Energie
treffend: „Die Wirtschaft der Zukunft
muss einen Konsumstil fördern, der
statt auf Masse auf langlebige und umweltverträgliche Produkte setzt, und die
freier Zeit und sozialem Austausch den
gleichen Wert zumisst wie Statussymbolen und dem Anhäufen materiellen
Reichtums.“
Wir brauchen bessere, weil effizienter
hergestellte und langlebigere Produkte.
Die deutsche Textilindustrie ist in der
Lage, hierfür einen nicht unbedeutenden Beitrag zu leisten. Mit Produkten
und Prozessen, die einen unmittelbaren
Einfluss auf die Ressourceneffizienz
haben. Textilbeton ist hier nur ein
prominentes Beispiel (Foto: Brücke aus
Textilbeton).
„Nachhaltigkeit ist kein anderes Wort
für Verzicht“, eine Aussage, die ich
kürzlich auf der Homepage der Philips
Deutschland GmbH gelesen habe. Ich
kann ihr nur zustimmen.
43
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
Grüne
G r ü n e M Mode
ode
Ein Begriff nimmt Farbe an
Christina Meßner
Blitzlichtgewitter im Hotel Adlon. Der
Green Showroom, Event für „grün“
produzierte Bekleidung und andere
Konsumgüter, nutzte das Ambiente des
Hotels Adlon in Berlin zur Präsentation.
Unter den Gästen waren auch Prominente wie die Schauspielerin Andrea
Sawatzi. Hier zeigte sich einmal mehr,
dass die sogenannte „grüne Mode“
längst den Kinderschuhen entwachsen
ist und eine enorme Entwicklung durchlaufen hat, die ihr heute mit Recht eine
solche Kulisse ermöglicht. Die Zeiten,
in denen „grüne Mode“ gleichzusetzen
war mit grauen Jutesäcken, sind passé.
Nachhaltig produzierte (und nachhaltig genutzte!) Mode steht heute ihrer
konventionell erzeugten Schwester im
Alltagsgebrauch in nichts mehr nach!
Berlin wandelt sich langsam aber stetig
zur Modestadt. In „Kreuz-Kölln“, hier,
wo die gegensätzlichen Berliner Bezirke
Kreuzberg und Neukölln aufeinander prallen, haben sich junge Kreative
niedergelassen. Viele von ihnen setzen
auf Materialien, deren Zertifikate ihnen
eine umweltfreundliche Herstellung und
faire Arbeitsbedingungen bescheinigen.
Die Textilwirtschaft spricht von der
„Grünen Welle in Berlin“. Und längst
hat das Thema Eingang auch in Verbrauchermagazine gefunden. Es gibt
Internetforen, die sich ausschließlich
mit nachhaltigen Produkten beschäftigen, in Berlins Mitte werden Kleidertauschbörsen organisiert. Auch dies ist
eine Möglichkeit Ressourcen zu sparen.
Zahlreiche Prominente sind unter den
Besuchern. „Grüne Mode“ scheint in der
Szene angekommen zu sein.
Während es bis vor Kurzem im Wesentlichen Bekleidungshersteller im Segment
„Outdoor“ waren, die sich den Markt
der nachhaltigen Mode erschlossen und
hier auf dankbare Konsumenten trafen, kann man heute auch formschöne
„Indoor“-Mode mit entsprechender
Auszeichnung erhalten.
Der Gesamtverband textil+mode setzt
hier ebenfalls Zeichen. So hat er im
Sommer 2011 erstmalig eine Sonderkategorie „Nachhaltiges Design“ für seinen
textil+mode Innovationspreis ausgelobt.
Die Preisträgerinnen, Marie Christine
Federlin und Charlotte Ehrlicher, entwickelten innerhalb des Projektes zur
Zukunft „super!vision – Berlin 2030“ an
der Universität der Künste die Kollektion egogamie. Die Nachhaltigkeitskomponente beinhaltete Arbeitsprozesse
nach dem OekoTex® Standard 1000, mit
dem bluesign Label zertifizierte Multifunktionsstoffe sowie Digitaldrucke,
44
Internationale Märkte
Europapolitik
Forschung
Umwelt & Energie
wendigkeit. Das Umweltbundesamt
(UBA) hat kürzlich einen Leitfaden zu
„Umweltstandards in der Textil- und
Schuhindustrie“ herausgegeben. Dieser
entstand als Gemeinschaftswerk von
Markenherstellern, Handelsorganisation, NGOs.
Ehrlicher, Federlin
basierend auf den Kriterien des Global
Organic Textile Standard, GOTS.
Im Herbst 2011 hat die Kunsthochschule
ESMOD den Masterstudiengang „Sustainability in Fashion“ ins Leben gerufen.
Hier sollen künftig Designer darin
geschult werden, welchen Einfluss ihr
eigenes Wirken auf Umwelt und Mensch
haben kann.
Ist es nur ein kurzlebiger Trend? Ganz
sicher nicht. Es ist vielmehr eine Not-
GOTS
lobal Organic Textile Standard:
G
GOTS wurde vom Internationalen
Verband der Naturtextilwirtschaft
(IVN) [Deutschland] zusammen
mit der Soil Association (SA) [England], der Organic Trade Association
(OTA) [USA] und der Japan Organic
Cotton Association (JOCA) [Japan]
entwickelt. Der Standard umfasst
Herstellung, Weiterverarbeitung,
Verpackung, Kennzeichnung, Handel
und Vertrieb von Textilien, die zu
mindestens 70 % aus zertifizierten
Naturfasern stammen.
www.global-standard.org
Auch der Gesamtverband textil+mode
hat an der Entstehung dieses Leitfadens
aktiv mitgewirkt. „Für die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie haben der
Umweltschutz und die rationelle Energieverwendung einen hohen Stellenwert.
Auf der Basis gesetzlicher Vorgaben
Produktionsprozesse ökologisch und
ökonomisch verantwortlich zu gestalten,
d. h. mit den Ressourcen effizient umzugehen, ist hierbei die zentrale Aufgabe.“, so ein Zitat vom Gesamtverband
textil+mode aus dem Leitfaden. Dieser
richtet sich an Unternehmen der Textil- und Schuhproduktionskette, die
Einfluss auf die Produktionsbedingungen im außereuropäischen Ausland
nehmen wollen.
The
independent
industry
textile
standard
Der Leitfaden kann auf der Homepage
des Gesamtverbands textil+mode
heruntergeladen werden.
Label
OekoTex®
OekoTex® Standard 100: Die Schadstoffprüfungen umfassen gesetzlich verbotene und reglementierte Substanzen,
bekanntermaßen gesundheitsbedenkliche Chemikalien sowie Parameter zur
Gesundheitsvorsorge.
OekoTex® Standard 1000: Als Ergänzung
zum produktbezogenen Oeko-Tex® Standard 100 handelt es sich beim OekoTex®
Standard 1000 um ein Prüf-, Auditierungs- und Zertifizierungssystem
für umweltfreundliche Betriebsstätten
entlang der textilen Kette.
OekoTex® Standard 100plus: Mit dem
Produktlabel Oeko-Tex® Standard
100plus haben Textil- und Beklei-
dungshersteller die Möglichkeit,
sowohl die humanökologische
Optimierung ihrer Produkte als auch
ihre Anstrengungen im Bereich der
Produktionsökologie gegenüber dem
Verbraucher auszuloben.
www.oeko-tex.com
bluesign®
bluesign® Standard verfolgt einen
ganzheitlichen Ansatz, in dem mittels
Input Stream Management nur Komponenten und Chemikalien im Fertigungsprozess zum Einsatz kommen,
die strenge Umweltauflagen erfüllen.
www.bluesign.com
45
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
Biodiversität
Biodiversität
Mehr als nur ein Modewort
Christina Meßner
Biodiversität – ein neuer Begriff kursiert
durch die Medien. Handelt es sich nur
um ein neues Modewort? Oder steckt
mehr dahinter? Und betrifft es jeden
Einzelnen? Fragen über Fragen.
Worum geht es bei Biodiversität überhaupt: Nach Aussage der Enquête-Kommission sind gegenwärtig rund 1,8 Mil-
lionen Arten beschrieben, eine Million
davon allein Insekten-Arten. Tatsächlich
sind das allerdings nur 2 bis 10 % der
angenommenen Gesamtmenge. Doch
diese Zahl schrumpft beängstigend. Um
dem Einhalt zu gebieten, unterzeichneten 1992 insgesamt 168 Vertragsstaaten das UN-Übereinkommen über die
biologische Vielfalt (CBD):
Artikel 1. Ziele
Die Ziele dieses Übereinkommens,
die in Übereinstimmung mit seinen
maßgeblichen Bestimmungen verfolgt
werden, sind die Erhaltung der biologischen Vielfalt, die nachhaltige Nutzung
ihrer Bestandteile und die ausgewogene
und gerechte Aufteilung der sich aus der
Nutzung der genetischen Ressourcen ergebenden Vorteile, insbesondere durch
angemessenen Zugang zu genetischen
Ressourcen und angemessene Weitergabe der einschlägigen Technologien unter
Berücksichtigung aller Rechte an diesen
Ressourcen und Technologien sowie
durch angemessene Finanzierung.
(Übereinkommen über die biologische
Vielfalt, Übersetzung des BMU 1992.)
Momentane Entwicklungen sollten uns
aufrütteln. So heißt es in der Mitteilung
der EU-Kommission vom 3. Mai 2011:
„Nach Angaben der FAO haben sich
60 % der weltweiten Ökosysteme verschlechtert oder werden unnachhaltig
genutzt; 75 % der Fischbestände sind
überfischt bzw. stark abgefischt, und
seit 1990 gingen weltweit 75 % der
genetischen Vielfalt landwirtschaftlicher Kulturen verloren. Geschätzte 13
Millionen Hektar Regenwald werden
jedes Jahr geschlagen, und 20 % der
tropischen Korallenriffe der Welt sind
bereits verschwunden, während 95 %
der noch vorhandenen Riffe Gefahr
laufen, bis 2050 zerstört oder extrem
46
Internationale Märkte
geschädigt zu werden, wenn der Klimawandel ungebremst fortschreitet.“ Es ist
Zeit zu handeln.
Fast zwölf Jahre nach Unterzeichnung
des UN-Übereinkommens über die
biologische Vielfalt geht die Europäische Kommission in ihrer Mitteilung
„Lebensversicherung und Naturkapital:
Eine Biodiversitätsstrategie der EU für
das Jahr 2020“ vom 3. Mai 2011 davon
aus, dass die bereits bestehende Schädigung vieler Ökosysteme einen hohen
sozioökonomischen Verlust verursacht.
Denn: Biodiversität ist auch Naturkapital. Sie stellt Ökosystemdienstleistungen
zur Verfügung. Ein Verlust an Biodiversität ist einem Verlust an Ökosystemdienstleistungen gleichzusetzen. Man
betrachte nur einmal folgendes Beispiel:
Die durch die Bienen erbrachte „Ökosystemdienstleistung Bestäubung“ lässt
sich auf 15 Mrd. Euro jährlich schätzen
(siehe Mitteilung der EU-Kommission).
So ließen sich letztlich auch die monetären Verluste infolge des weltweit festzustellenden Bienensterbens beziffern.
Nicht ohne Grund wird dem Schutz
und Erhalt der Biodiversität daher der
gleiche Stellenwert eingeräumt wie dem
Klimaschutz.
Die EU-Kommission hat kürzlich ihre
Biodiversitätsstrategie verabschiedet.
Diese hat zum Ziel, den Biodiversitätsverlust umzukehren und den Übergang
der EU zu einer ressourceneffizienten
und umweltverträglichen Wirtschaft zu
beschleunigen. Sie hat dieses in sechs
vorrangigen, bis zum Jahr 2020 umzusetzenden Zielsetzungen formuliert:
Europapolitik
Forschung
wirtschaft, einen Beitrag zur Wiederherstellung der Biodiversität zu
leisten.
4. Nachhaltige Bewirtschaftung der
Fischbestände durch Senkung der
Fangquoten auf wissenschaftlich festgelegte Höchstgrenzen bis 2015.
5. B ekämpfung invasiver gebietsfremder
Arten.
6. Erhöhung des EU-Beitrags zur Eindämmung des weltweiten Biodiversitätsverlusts.
Umwelt & Energie
Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit herausgegebene „Handbuch
Biodiversitätsmanagement“ bietet hier
eine gute Möglichkeit, sich des Themas
anzunehmen und Biodiversität in den
Unternehmensalltag zu integrieren.
Der Gesamtverband textil+mode strebt
an, 2012 mindestens ein Projekt zum
Erhalt der Biodiversität bewusst zu
unterstützen. Darüber hinaus soll jedes
deutsche Textilunternehmen dazu
motiviert werden, hierzu seinen ganz
individuellen Beitrag zu leisten.
Wie kann sich jeder Einzelne hieran beteiligen? Welchen Beitrag
kann die Textilindustrie hierzu
leisten?
Wir alle nehmen durch unser Sein und
Wirken Einfluss auf unsere Umwelt. Die
deutsche Textilindustrie mit ihren stark
verzahnten Lieferanten-Abnehmer-Verhältnissen wirkt nicht nur am Standort
Deutschland, sondern weltweit. Sei es
der Baumwollanbau in Pakistan, der mit
einem enormen Flächen- und Wasserbedarf einher geht oder der Prozess der
Textilveredlung, der in Deutschland
und auch sonst wo auf der Welt einen
entsprechenden Chemikalieneinsatz
Biodiversität oder biologische Vielfalt bezeichnet gemäß dem
Übereinkommen über biologische Vielfalt (CBD) „die Variabilität
unter lebenden Organismen jeglicher Herkunft, darunter Land-,
Meeres- und sonstige aquatische Ökosysteme und die ökologischen
Komplexe, zu denen sie gehören. Dies umfasst die Vielfalt innerhalb
der Arten und zwischen den Arten und die Vielfalt der Ökosysteme“.
[Wikipedia]
Biodiversitätsstrategie 2020
Sechs vorrangige Ziele sollen den Biodiversitätsverlust stoppen:
1. Durchsetzung der EU-Rechtsvorschriften zum Schutz von Vögeln und
ihrer Lebensräume.
2. E
rhaltung und Verbesserung von
Ökosystemen – Wiederherstellung
von mindestens 15 % der Gebiete, die
bereits Schaden genommen haben.
3. A
ufforderung der Land- und Forst-
bedingt. Überall auf der Welt, wo ein
Glied der textilen Kette angesiedelt ist,
gibt es direkte und indirekte Einflussmöglichkeiten. Hier kann man ansetzen.
In jedem Unternehmen sollte „Biodiversität“ Teil des Umweltmanagements
sein oder in naher Zukunft werden. Das
vom Bundesumweltministerium und der
47
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
R2 0ü1 c0 k+ b
2 0l1i1c k
November 2010
t+m-Mitgliederversammlung
Berlin. Zum ersten Mal fand die Mitgliederversammlung in den Räumen
der Deutschen Bank in Berlin statt. Zur
Abendveranstaltung begrüßte Hausherr
Jürgen Fitschen, Mitglied des Vorstands
Deutsche Bank. Anschließend erläuterte
der Business-Experte Hermann Scherer
auf unterhaltsame Weise wie „Unternehmenserfolg jenseits vom Mittelmaß“
funktioniert.
Januar 2011
Vortragsreihe und Unternehmer
gespräche
Jordanien. Auf Einladung der jordanischen
Regierung reiste t+m zum Informationsaustausch und zur Markterkundung in das
arabische Königreich.
Februar 2011
Tarifverhandlungen
Mannheim. Siehe dazu S. 10 ff.
März 2011
Matchmaking zur Intertextile
Peking
Peking. t+m unterstützte die Mitgliedsunternehmen der Verbände durch gezieltes
Matchmaking während der Intertextile.
April 2011
Roadshow: Internationale Märkte,
European Textile Alliances (ETA)
und Handelspolitik
Deutschland. Bei den Mitgliedsverbänden
erläuterte t+m die o. g. Themen für interessierte Mitgliedsunternehmen.
Hannover Messe
Hannover. Das Forschungskuratorium
Textil präsentierte sich auf dem Gemeinschaftsstand des BMWi.
Mai 2011
Deutsch-Französisches Folgetreffen zu Technischen Textilien
Frankfurt. Der im Juli 2010 begonnene Dialog wurde in diesem Jahr mit dem Thema
„Technische Textilien: Anwendungsgebiete
und Zukunftpotenziale“ fortgesetzt.
Juni 2011
Energie-Symposium
Berlin. Siehe dazu S. 41-42.
Zukunftskonferenz Textil
Stuttgart. Siehe dazu S. 8.
Juli 2011
textil+mode Innovationspreis
Berlin. Im Magazin finden Sie alle Informationationen rund um die Verleihung
48
der textil+mode Innovationspreise 2011.
Liegt diesem Jahrbuch kein Magazin bei,
bestellen Sie ein Printexemplar per Mail
an: [email protected]. Eine pdfVersion steht unter www.textil-mode.de
zum Download.
September 2011
Symposium „Sustainable Solu
tions with Technical Textiles“
Peking. Siehe dazu S. 22 ff.
Parlamentarischer Abend
Straßburg. Siehe dazu S. 35.
Oktober 2011
Vortragsreihe und Unternehmer
gespräche
Peru. Auf Einladung der peruanischen
Regierung nahm t+m im Hinblick auf die
für 2012 geplante Unternehmerdelegation
an einem International Trade Summit teil.
Sozialpartnerveranstaltung zu
den Herausforderungen des
Demografischen Wandels
Darmstadt. Siehe dazu S. 10 ff.
November 2011
t+m-Mitgliederversammlung
Berlin. ...
Internationale Märkte
Europapolitik
Forschung
Umwelt & Energie
T2 0e1 r2 m i n e
Januar 2012
11.01. - 14.01.2012: Heimtextil, Frankfurt
April 2012
23.04. - 27.04.2012: HANNOVER MESSE
März 2012
12.03. - 14.03.2012: High-Tex from Germany, Moskau
28.03.2012: AK Energie und Klima, Brüssel
Oktober 2012
09.10.2012: Runder Tisch Nanotechnologie, Berlin
November 2012
28.11.2012: Mitgliederversammlung Forschungskuratorium Textil, Dresden
29.11/30.11.2012: Aachen-Dresden International Textile Conference, Dresden
Dezember 2012
04./05.12.2012: Abendveranstaltung/Mitgliederversammlung t+m, Berlin
49
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
textil+
Präsidium
Präsident
Präsidium
Heinz Horn
Donata Apelt-Ihling
Alfred Apelt GmbH
Dr. Klaus Faust
Lodenfrey Menswear GmbH
Martina Bandte
Karl Conzelmann GmbH & Co. KG
Dr. Fritz Goost
Bierbaum Proenen GmbH & Co. KG
Klaus Berthold
HB Schutzbekleidung GmbH & Co. KG
Wolf Dieter Kruse
Vizepräsidium
Wolfgang Brinkmann
bugatti GmbH
Wilfried Brandes
Thomas Lindner
Strumpfwerk Lindner GmbH
Armin Knauer
HOS Anlagen u. Beteiligungen GmbH & Co.
Werner Braun
KARL OTTO BRAUN GmbH & Co. KG
Georg Saint-Denis
Global Safety Textiles GmbH
Rolf A. Königs
AUNDE Achter & Ebels GmbH
Dr. Alexander Colsman
Gebrüder Colsman GmbH & Co. KG
Peter Schwartze
Ingeborg Neumann
Peppermint Holding GmbH
Claas E. Daun
Daun & Cie. AG
Dr. Christian Heinrich Sandler
Sandler AG
Hans Digel
DIGEL AG
Justus Schmitz
Schmitz-Werke GmbH & Co. KG
Franz-Peter Falke
FALKE KGaA
Klaus Huneke
Heimbach GmbH & Co. KG
50
Heiko A. Westermann
ROY ROBSON FASHION GmbH & Co. KG
Internationale Märkte
Europapolitik
Forschung
Umwelt & Energie
mK o on t adk te
Hauptgeschäftsführer
Referate / Wirtschaftspolitik
Dr. Wolf-Rüdiger Baumann
Außenhandel
Felix Ebner
Tel
030 726220-30
Mail
[email protected]
Stellvertretender
Hauptgeschäftsführer
Hans-Joachim Blömeke
Kaufmännischer Leiter
Marcus Jacoangeli
Tel
030 726220-24
Mail
[email protected]
Arbeitgeberverbund/Sozialpolitik
Arbeits- und Sozialversicherungsrecht
Susanne Wicht
Tel
030 726220-27
Mail
[email protected]
Bildung
Karin Terdenge
Tel
030 726220-28
Mail
[email protected]
Tarifpolitik
Hans-Joachim Blömeke
Tel
030 726220-21
Mail
[email protected]
Energie und Umwelt
Christina Meßner
Tel
030 726220-36
Mail
[email protected]
Forschung und Innovation
Dr. Klaus Jansen
Tel
030 726220-40
Mail
[email protected]
Internationale Kooperation &
Neue Märkte
Sven Eriskat
Tel
030 726220-37
Mail
[email protected]
Messen und Internationale Märkte
Claudia Saam
Tel
030 726220-35
Mail
[email protected]
Kommunikation, Presse und
Öffentlichkeitsarbeit
Kirsten Rahmann
Tel
030 726220-22
Mail
[email protected]
Recht und Steuern
Dr. Christoph Schäfer
Tel
030 726220-32
Mail
[email protected]
Büros
Berlin
Gesamtverband der deutschen
Textil- und Modeindustrie e. V.
Reinhardtstr. 12-14
10117 Berlin
Tel
030 726220-0
Fax
030 726220-44
Mail
[email protected]
Web
www.textil-mode.de
www.facebook.de/textilverband
Brüssel
Yvonne Hendrych
31, rue du Commerce
B-1000 Bruxelles
Tel
+32 2 50089-64
Fax
+32 2 50089-69
Mail
[email protected]
51
Impressum
Herausgeber:
Gesamtverband textil+mode
Reinhardtstr. 12-14, 10117 Berlin
www.textil-mode.de
www.facebook.de/textilverband
Redaktion & Gestaltung: Kirsten Rahmann, Anja Merker
Bildnachweise
S. 3 Yves Sucksdorff / S. 7 BDI / S. 8 Südwesttextil / S. 10 t+m / S. 13 Gerd Altmann_pixelio / S.
14-15 t+m / S. 16 Gina Sanders, Fotolia/ S. 17 t+m / S. 18 Almut Warttinger / S. 19 oben D_pixelio, unten t+m / S. 20-21 BG ETEM / S. 23-26 t+m / S. 28 wrw_pixelio/ S. 30 klaas_hartz_pixelio / S. 32 t+m / S. 35 t+m / S. 36 DITV / S. 38 RWTH Aachen / S. 39 ITV / S. 41 t+m / S. 42
berwis_pixelio / S. 43 TU Dresden/ S. 44 flickr_onnola / S. 45 Marco Urban / S. 46 Christina
Meßner
www.textil-mode.de