textil + modewelt - Gesamtverband textil+mode
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textil + modewelt - Gesamtverband textil+mode
textil + modewelt 2011+12 textil + modewelt 2011+12 I I nn h ahl ta l t textil+modewelt 2 0 1 1+1 2 Vorwort Präsident Heinz HornS. 3 Überblick Die Textil- und Modebranche in DeutschlandS. Im Gespräch mit: Markus Kerber, Hauptgeschäftsführer BDI S. Zukunftskonferenz Textil S. Deutsch-Schein oder Deutsch sein? Made in GermanyS. 4 7 8 9 Tarifpolitik Bericht zur Tarifrunde 2011S. 10 Bildung Nachwuchssicherung und -förderung in der Textil- und Modebranche S. 14 Sozialpolitik Ausgleichsvereinigung textil+modeS. 18 Themen im Arbeitsrecht: BeschäftigungsdatenschutzS. 19 BG ETEM: Neue Wahlperiode, neue Gesichter, neue Regelungen S. 20 Internationale Märkte Mit Vollgas in die neuen MärkteS. 22 Textiler Außenhandel zwischen Rohstoffkrise und WirtschaftsaufschwungS. 28 Neu im Netz: Wegweiser Zoll S. 31 Russland: Der Markt vor unserer HaustürS. 32 Brüssel: Förderschwerpunkt MittelstandS. 34 Parlamentarischer Abend in Straßburg S. 35 Forschung Happy Birthday Textilforschung: 60 Jahre Kontinuität in Innovationsförderung S. 36 Energie & Umwelt Energie-Symposium S. 40 Ressourceneffizienz oder Nachhaltigkeit ist kein anderes Wort für Verzicht S. 42 Grüne Mode: Ein Begriff nimmt Farbe anS. 44 Biodiversität: Mehr als nur ein ModewortS. 46 Rückblick 2010 + 2011 und Termine 2012S. 48 Präsidium und Kontakt S. 50 Impressum und BildnachweiseS. 52 VH eoi n rz Hwo r on r t Präsident Gesamtverband textil+mode kaufmännischen Bein werden. Gerade hier ist die Arbeit des Gesamtverbandes textil+mode so wichtig: Wir erarbeiten Lösungen und setzen uns auf Bundes- und Europaebene ebenso wie international für deren Umsetzung ein. Am konkreten Beispiel waren dies in diesem Jahr Freihandelsabkommen, der stetige Einsatz gegen protektionistische Maßnahmen von Baumwolllieferanten wie Pakistan (siehe auch S. 28 ff.) und die Mobilisierung der Presse zum Kampf gegen die EEG-Umlage. Sehr geehrte Damen und Herren, Krisen, Krisen, Krisen - die Medien berichten jeden Tag darüber. Griechenland steht kurz vor der Staatspleite und anstatt gemeinsam Lösungen anzugehen, wird um Regierungsposten geschachert. Ist der Euro-Rettungsschirm richtig oder nicht? Diese Frage beschäftigt zur Zeit viele von uns. Ich meine ja, denn die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie exportiert je nach Produkt zwischen 40 und 45 % - und das vor allem ins europäische Ausland. Aber es geht für unsere Unternehmen nicht nur um die Euro-Sicherung, sondern auch um eine Stabilität der Produktionskosten. Stichworte wie Preissteigerungen bei Rohstoffen und Energie dürfen nicht zu einem unkalkulierbaren Klotz am Festgestellt werden muss: Unsere Branche wird von äußeren Faktoren, wie den genannten, beeinflusst, aber in einer Krise befinden WIR uns nicht. Unsere Unternehmen haben die richtigen Produkte, wir haben starke Marken, wir sichern mit Qualität und Verlässlichkeit bestehende Marktpositionen und schaffen durch Innovationen Chancen in neuen Märkten. Service für Unternehmen ist ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit: Durch die Erkundung neuer Märkte, gezielte Matchmaking-Reisen und Gemeinschaftsstandbeteiligungen auf Auslandsmessen können wir Unternehmen den Markteintritt erheblich erleichtern (siehe dazu auch S. 22 ff.). Exportiert ein Unternehmen dann, bieten wir mit dem Wegweiser Zoll als OnlineTool einen benutzerfreundlichen Guide durch den Dschungel der Zollvorschriften. Auch 2012 haben wir viel vor: Für die im März stattfindende High-Tex from Germany in Moskau haben sich bereits 48 unserer Unternehmen angemeldet (Stand 10.11.2011). Unsere Online-Länderprofile werden um Türkei, Indonesien, Peru und Kolumbien ergänzt, Matchmaking-Reisen nach Südamerika, Indien und weitere Regionen in Fernost, wie Indonesien, sind in der Planung. Wir werden die Plattform Go Textile! weiter ausbauen und weiterhin Lösungen zur Nachwuchssicherung und zum demografischen Wandel erarbeiten. Betrachten Sie dies nur als einen Auszug aus einer Fülle von Projekten, mit denen der Gesamtverband textil+mode jeden Tag für eine Branche eintritt, die zu den innovativsten Deutschlands gehört und die ihre Zukunftsfähigkeit durch die Eroberung neuer Märkte und Marktsegmente stetig unter Beweis stellt. Um dem Chaos in Griechenland und Italien zu begegnen, fordern Medien und Bevölkerung vor Ort die Regierungsmitglieder auf, endlich gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Eine wichtige Voraussetzung, um den zukünftigen Herausforderungen zu begegnen. Und sie gilt auch hier vor unserer Haustür und für die Verbandsarbeit. In diesem Sinne, herzlichst, Heinz Horn 3 Überblick Tarifpolitik Bildungspolitik Sozialpolitik BDierTextila nund c hModee branche in Deutschland Marcus Jacoangeli Die deutsche Textil- und Modeindustrie verbindet wie kaum eine andere Branche Tradition und Moderne: Sie ist wesentlicher Teil des Industrialisierungsschubes des vorvergangenen Jahrhunderts und einer der Pioniere der Globalisierung des vergangenen Jahrhunderts. Und auch im 21. Jahrhundert ist sie treibende Kraft des technischen Fortschritts. Sie ist krisenerprobt, steht auf einem soliden industriellen Fundament der Realwirtschaft und bekennt sich uneingeschränkt zum Freihandel. Mit diesem Rüstzeug ausgestattet, hat sie auch die Krise der vergangenen Jahre gut gemeistert. Mit etwa 400.000 Mitarbeitern (davon 120.000 in Deutschland) in 1.300 Unternehmen gehört die Textil- und Bekleidungsindustrie nach wie vor zu den größten Konsumgüterbranchen Deutschlands. Geschäftspolitik befördert. Die Textilindustrie steht jedoch für wesentlich mehr: Textileinzelhandel, Textilmaschinenbau, textile Dienstleistungen, Teile des Fahrzeugbaus und andere High-Tech-Branchen sind ohne die Textilindustrie nicht denkbar. Konjunk Die Branche ist eindeutig mittelständisch geprägt, oft seit Generationen inhabergeführt, was eine langfristig ausgerichtete Die Textilindustrie in Deutschland ist Zulieferindustrie. Mit etwa 40 % ihres Umsatzes ist die Textilindustrie Zulieferindustrie. Die deutsche Bekleidungsindustrie stellt dem gegenüber vornehmlich Endprodukte her, deren überaus starke Marken ihren hervorragenden Status in der Welt begründen. Rohstoffe (Natur- & Chemiefasern), Hilfsstoffe Textilindustrie 40 % andere Branchen: 5% Metall/Elektro 9% Fahrzeugbau Umsatz: rd. 16,2 Mrd. € 43 % 4 % Chemie/Pharma 6 % Möbel 16 % Sonstige Bekleidungsindustrie Umsatz: rd. 10,8 Mrd. € 98 % Endverbrauch/Export 17 % Endverbrauch / Export 2% andere Branchen Quelle: destatis/eigene Berechnungen 4 Internationalisierung ist ein Wesensmerkmal der Textil- und Bekleidungsindustrie: Der Anteil des Auslandsumsatz am Gesamtumsatz beträgt bei der Bekleidungsindustrie gut 40 %, bei Textil sind es sogar 45 %, Tendenz steigend. Deutschland ist damit nach China/Hongkong das mit weitem Abstand größte Textilland und knapp hinter Italien der drittgrößte Exporteur Internationale Märkte Europapolitik Forschung Umwelt & Energie Die Textilindustrie in Deutschland steht für mehr. ~ 310 000 Beschäftigte 2) ~ 20 000 Unternehmen Umsatz Textil- & Bekleidungsindustrie 120 000 27 1 200 Textilhandel 105 000 22 12 000 Textil-Service 40 000 3,8 6 500 Textilmaschinen 16 000 2,8 120 FahrzeugbauZulieferindustrie1) 10 000 4 50 Chemiefaserindustrie 9 000 2 42 Andere2) 10 000 3 100 tur 1) ~ 65 Mrd. € VDA, eigene Berechnungen; Produktion in Deutschland Sitze und Gurte, sofern nicht unter Textilindustrie erfasst. Im Wesentlichen textile Betriebe, die statistisch bei Sportartikeln, Spielwaren, Handwerksbetrieben eingruppiert sind. Quelle: destatis/eigene Berechnungen der Branche. Das zeigt, welch eine starke Stellung textile Produkte aus Deutschland in der Welt haben. Die Unternehmen der Branche sehen die Außenhandelsverflechtungen nicht als Bedrohung, sondern als Möglichkeit und Die größten Exportländer auf dem Welttextilmarkt 1)2) 2010 1) 2) Thai. UK Pakistan Belgien Frankr. USA Türkei 10 30 % Deutschland 20 Textil Bekleidung Italien 30 Anteil deutscher Unternehmensumsatz mit dem Ausland in Prozent China - 130,0 Mrd. USD Notwendigkeit zum Wachstum in einer globalisierten Welt. Textilien & Bekleidung; Quelle: Comtrade Database, UN 45 % 40 % 26 % 1997 2010 5 Tarifpolitik Sicherheitsbekleidung, in vielen Produkten, alltäglichen wie hochspezialisierten, steckt Textil. Etwa die Hälfte der textilen Anwendungen wird nach Umsatz bereits heute in diesem Segment erwirtschaftet, bei den Beschäftigten ist der Anteil noch höher. Aufwendungen für Forschung und Entwicklung 152 100 50 2009 Die Textil- und Bekleidungsindustrie investiert seit vielen Jahren viel in Forschung und Entwicklung. 16 Textilforschungsinstitute treiben allein in Deutschland gemeinsam mit den Unternehmen Innovationen voran. Technische Textilien weisen in die Zukunft und waren bereits in den vergangenen Jahren der Wachstumsmotor der Branche. Ob in medizinischen Anwendungen, im Fahrzeug- oder Leichtbau, in der Bauoder Agrarwirtschaft, der Funktions- oder Nach der Krise der Jahre 2008 und 2009 hat die 2010 Branche das Vorkrisenniveau erreicht und Personal im Bereich der Forschung und Entwicklung wird auch zum Jahresende Vollzeit2011 aus heutiger Sicht mit äquivalente mindestens 5 % - 6 % nach Umsatz wachsen. 1 000 Nach wie vor sind Wachstumstreiber die technischen Segmente (Vliesstoffe, Technische Textilien), aber auch Wirkund Strickwaren sowie Arbeits- und Berufsbeklei- 500 2007 2008 2009 Umsatzanteil durch Produktneuheiten im Jahr 2009 in Prozent 10 20 30 Fahrzeugbau 32,4 Textil, Bekleidung, Leder 25,4 24,1 EDV, Telekommunikation 22,4 Chemie, Pharma 14,7 Möbel, Spielw. , Medizintechn. , Reparatur 14,5 Gummi-, Kunststoffverarbeitung 13,8 Glas, Keramik, Steinwaren 6 11,8 Metallerzeugung, -bearbeitung 10,1 Holz, Papier 9,9 Mediendienstleistungen 40 45,7 Elektroindustrie Maschinenbau 8,7 1 431 2008 dung geben aktuell die stärksten Wachstumsimpulse. Die Investitionsneigung und die Stimmungslage der Unternehmen sind positiv. Wie auch im Vorjahr planen etwa 70 % aller Unternehmen Neuinvestitionen, die meisten im Inland. Der Konjunkturklimaindex ist relativ stabil und so gut wie seit fünf Jahren nicht mehr, auch wenn er im Herbst 2011 recht deutlich einbrach. Unabdingbar für eine stetige Entwicklung sind jedoch verlässliche ökonomische Rahmenbedingungen wie z. B. eine moderate Entwicklung der Rohstoffpreise. Diese stellen zurzeit für die Unternehmen eine der größten Herausforderungen dar. 1 365 2007 Sozialpolitik 1 324 145 150 148 Mio. € 150 Bildungspolitik 1 264 Überblick Produktneuheiten: Neu oder merklich verbesserte Produkte bzw. Dienstleistungen, die ein Unternehmen innerhalb des zurückliegenden Dreijahreszeitraums auf den Markt gebracht hat. 2010 Internationale Märkte Europapolitik Forschung Umwelt & Energie Im I m GGespräch espräch mit... Dr. Markus Kerber Hauptgeschäftsführer BDI Kirsten Rahmann Herr Dr. Kerber, Sie sind seit Juli 2011 Hauptgeschäftsführer des BDI, mit welchen Zielvorstellungen haben Sie diese Position übernommen? Bereits als Abteilungsleiter für Grundsatzfragen im Bundesfinanzministerium habe ich den BDI als ein führendes Kompetenzzentrum für Wirtschaftspolitik in Deutschland wahrgenommen. Der BDI ist ein Inspirator, auch ein machtvoller, vor allem aber ein objektiver, der stets die gesamtwirtschaftlichen Interessen im Auge hat. Wir leben ja in der Politik in einer Zeit der Vielstimmigkeit, auch der Kurzatmigkeit. Da finde ich den BDI wohltuend nachdenklich und nachhaltig – und insofern sind keine neuen Zielvorstellungen notwendig. Für den BDI engagieren sich mehr als 1000 Unternehmensvertreter, die ehrenamtlich in Gremien wie unseren Ausschüssen oder Arbeitskreisen mitwirken. Wir wissen eine vielfältige Allianz hinter uns, die vom Großkonzern bis zu mittelständischen und familiengeführten Unternehmen reicht. Wo sehen Sie die dringendsten Herausforderungen, denen sich die Unternehmen in den kommenden Jahren stellen müssen? Deutsche Unternehmen müssen sich Tag für Tag auf den Weltmärkten neu beweisen. Die Risiken rund um den Globus haben deutlich zugenommen – das hat die Wirtschafts- und Finanzkrise deutlich gezeigt. Dazu gehören wachsende Staatsschulden, instabile Finanzmärkte, steigende Inflationserwartungen, Zinssteigerungen und sich verschlechternde Finanzierungsbedingungen. Dennoch sind deutsche Unternehmen sehr gut aufgestellt: Schlanke Kostenstrukturen, innovative Produkte, ausgeprägte Kundennähe und eine konsequente globale Aufstellung machen den Weltmarkterfolg der deutschen Industrie aus. Aktuell erwirtschaften deutsche Industrieunternehmen zwei Drittel des wirtschaftlichen Wachstums, und die Weltmarktanteile von Waren made in Germany steigen. Euro-Rettungsschirm, EEG-Debatte, demografischer Wandel… wie beurteilen Sie die Konkurrenzfähigkeit deutscher Unternehmen in Europa? Für deutsche Unternehmen ergeben sich Wachstumsperspektiven vor allem aus dem beschleunigten globalen Strukturwandel und den ihn antreibenden Megatrends. Zum Beispiel bei Demografie, Urbanisierung, Ressourceneffizienz und Klimawandel. Diese Megatrends des globalen Strukturwandels kommen der Spezialisierung der deutschen Industrie auf hochwertige Vorleistungs- und hochproduktive Investitionsgüter mit hohem Innovationsgehalt entgegen. Die Textil- und Modebranche hat in den letzten Jahren eine Entwicklung zur Kreativ- und High-Tech-Branche durchlaufen. Womit assoziieren Sie persönlich Textil und Mode? Mit dem gelungenen Strukturwandel der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie, der mich sehr beeindruckt. Die Produktion Technischer Textilien in Deutschland ist seit Mitte der 1990er Jahre real um 40 Prozent gestiegen, deutsche Unternehmen sind im Segment der Technischen Textilien sogar weltweit führend. Faszinierend ist auch die Vernetzung der Branche mit anderen Industriebranchen. Textile Anwendungen finden wir heute fast überall – ob im Bau, in der Energie, im Gesundheitswesen, im Umweltschutz oder im Verkehr, Stichwort Elektromobilität. Ihr Motto für die Zukunft? Wir sind schnell - und dort, wo es Sinn macht, auch angriffslustig. Und gerne jeden Tag ein Stückchen besser! Dr. Markus Kerber ist seit 1. Juli 2011 Hauptgeschaftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). 7 Überblick Tarifpolitik Bildungspolitik Sozialpolitik SZ utk u u n ftt stk g ona f e rr e ntz Die Zukunft ist textil! Sven Eriskat In Vorträgen erläuterten Experten wie der renommierte Altersforscher Prof. Dr. Andreas Kruse und IG Metall Vorstand Helga Schwitzer das Thema Demografie mit Fakten, Methoden und Perspektiven. wie Bauen mit Textil und Carbonfasern in der Automobilindustrie boten reichlich Stoff für lebhafte Gespräche in den Konferenzpausen. Im dritten Teil der Konferenz spielte das Thema Fashion und Marketing eine zentrale Rolle. Claus-Dietrich Lahrs, CEO der Hugo Boss AG, berichtete über das Phänomen ‚Marke’ und gab Einblicke in die Markenstrategie eines international erfolgreichen Unternehmens. Über Trends im Online-Vertrieb konnten sich die rund 300 Konferenzteilnehmer unter anderem durch einen Praxisbericht der vente-privee.com Gruppe informieren. Zum Thema Innovation und Forschung in der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie berichteten Forscher, Hersteller und Anwender textiler Lösungen aus der Praxis. Schwerpunkte Petra Gottwald vom Deutschen Fachverlag führte die über 300 Teilnehmer aus Industrie, Politik und Forschung mit viel Esprit und Fachwissen durch die Veranstaltung. Abgerundet wurde Dr. Hubert Jäger, SGL Group Claus-Dietrich Lahrs, Hugo Boss AG Den Beweis dafür trat die Textil- und Modebranche bei der zweiten Zukunftskonferenz Textil an, die am 30. Juni und 1. Juli 2011 in Stuttgart stattfand. Unter dem Motto „Unternehmen 2020“ stellte die Konferenz aktuelle Themen von demografischer Wandel bis OnlineMarketing in den Mittelpunkt. 8 die Zukunftskonferenz Textil 2011 mit einer Ausstellung, die den Mitgliedsunternehmen und Branchenpartnern, Forschungsinstituten sowie Bildungseinrichtungen die Möglichkeit gab, sich im Rahmen der Branchenkonferenz darzustellen. Nach der erfolgreichen ersten Zukunftskonferenz in Thüringen 2009 freute sich das diesjährige Konsortium bestehend aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Südwesttextil, dem Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg sowie dem Gesamtverband textil+mode über eine auch in diesem Jahr gelungene Veranstaltung. Fortsetzung folgt: Die nächste Zukunftskonferenz soll 2013 in NRW stattfinden. Innovationsmarktplatz Internationale Märkte Europapolitik Forschung Umwelt & Energie Deutsch-Schein oder M a d e i n Deutsch sein? Made in Germany kann man nicht kaufen Dr. Christoph Schäfer Liqui Moly soll es bitte sein, so der Wunsch vieler Werkstattkunden, wenn das Auto einen Ölwechsel braucht. Die Firma bekennt sich zum Standort Deutschland und wirbt damit, dass sie hier produziert, Steuern zahlt und Lehrlinge ausbildet. Das kommt gut an. „Made in Germany“ ist ein Verkaufsargument. Es steht für Qualität und gibt vielen Menschen das Gefühl etwas Gutes zu tun, wenn durch die bewusste Wahl eines deutschen Produkts die heimischen Produzenten gestärkt werden. Doch wann ist ein Produkt „Made in Germany“? Was bei Motoröl noch einfach zu bestimmen ist, stellt die Textil- und Modeindustrie vor erhebliche Herausforderungen: Die textile Kette ist komplex. Entspannt zurücklehnen können sich nur diejenigen, die vollstufig im Inland hergestellte Produkte anbieten. Aber was ist, wenn die Konfektion (oder ein Teil davon) in Tschechien stattfindet? Eine simple Frage – und keine klare Antwort. Es gibt in Deutschland kein Gesetz, dass regelt, wann ein Produkt „Made in Germany“ ist. Der deutsche Anteil an der Wertschöpfung hilft bei der Bestimmung nicht weiter. Ein deutscher Warenursprung nach zollrechtlichen Regeln führt nicht dazu, dass automatisch mit „Made in Germany“ gelabelt werden darf. Es gelten andere Regeln: Die Rechtsprechung hat auf Grundlage des Gesetzes gegen den unlauteren Wett- bewerb die Formel entwickelt, dass die Erwartung der Verbraucher entscheidend ist. Diese geht davon aus, dass bei der Kennzeichnung „Made in Germany“ alle wesentlichen Herstellungsschritte in Deutschland erfolgt sind. Der Begriff des „wesentlichen Herstellungsschritts“ ist für Interpretationen offen. Sicherlich ist ein ausländisches Garn kein Hinderungsgrund für „Made in Germany“. Aber wäre ein in Deutschland konfektionierter Anzug aus ausländischem Stoff „Made in Germany“? Wo kommt der Anzug her, wenn der deutsche Stoff im Ausland konfektioniert wird? Der Gesamtverband textil+mode tendiert stark dazu, dass die Konfektion in Deutschland stattfinden muss, damit man guten Gewissens „Made in Germany“ draufschreiben darf. Das ist unbefriedigend für alle Unternehmen, die viel Wertschöpfung in Deutschland haben – aber eben nicht hier konfektionieren. Wie können diese Unternehmen die deutsche Wertschöpfung kommunizieren? Eine Sache geht immer: Wahre Angaben machen. Das Marketing wird aber nicht begeistert sein, wenn wahr (und deshalb sehr ausführlich) ausgeführt wird, dass das Design und der Stoff aus Deutschland kommen und die Konfektion in Portugal stattfand, was aber für die Wertschöpfung so gut wie unerheblich ist. Werbung braucht Schlagworte. Gerne wird der Firmenname mit dem Zusatz „Germany“ verbunden. Mancher Marketing-Stratege denkt sich, das müsse doch zulässig sein, schließlich ist man ein deutsches Unternehmen. Grundsätzlich falsch ist dies nicht, doch sobald der Verbraucher den Eindruck gewinnt, dass hier nicht die Firma als solche gemeint ist, sondern ihre Marke einen Zusatz erhält, stellen sich die gleichen Schwierigkeiten ein, die bereits erläutert wurden. Dann bleibt nur noch, ein paar Tausend Euro in die Hand zu nehmen und einen Zertifizierer zu bitten, ein „Made in Germany“-Zertifikat auszustellen. Ein Zertifikat strahlt etwas Seriöses aus und ist ein gutes Marketing-Instrument. Das gilt aber nur, solange das zertifizierte Textil nach den obigen Kriterien „Made in Germany“ hergestellt ist. Niemand, auch kein Zertifizierer, kann die Kriterien umdefinieren. Deshalb sind die Angebote von „Ja zu Deutschland!“ und vom TÜV Nord mit Vorsicht zu genießen. Beide stellen auf einen Anteil von 50 % an der Wertschöpfung ab, um ihr Siegel zu gewähren. 50 % Wertschöpfung garantiert jedoch nicht, dass alle wesentlichen Herstellungsschritte tatsächlich in Deutschland stattgefunden haben. Die Werbung mit einem solchen Siegel kann deshalb rechtswidrig sein und zu Abmahnungen führen. Zertifikate bringen keine Rechtssicherheit. „Made in Germany“ kann man nicht kaufen. Aber dem Marketing fällt bestimmt etwas anderes ein. 9 Überblick Tarifpolitik Bildungspolitik Sozialpolitik Bericht T a r i f r u n d e 2zur 011 Motto: Jetzt gemeinsam fair! Hans-Joachim Blömeke Kurz vor Weihnachten 2010 hatte die IG Metall erwartungs- und fristgemäß die Tarifverträge über Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen in der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie zum 28. Februar 2011 gekündigt. Verbunden mit der Kündigung war die Forderung über eine Erhöhung der Entgelte um 5 % bei einer Laufzeit über 12 Monate neu zu verhandeln. Zudem sollten Gespräche über die Auswirkungen der demografischen Entwicklung geführt werden. Ende nicht absehbar war. Zum anderen waren bereits aufgrund der Tarifabschlüsse 2008 und 2009 in der Krise die Löhne und Gehälter um insgesamt 7 % erhöht worden. Die letzte Einmalzahlung von 99 Euro pro Arbeitnehmer stand bis Februar 2011 zur Auszahlung an und belastete die Unternehmen zusätzlich. Damit war die äußerste Grenze der wirtschaftlichen Belastbarkeit für die Branche bereits erreicht. Denn seit Mitte 2008 waren im Textil- und Bekleidungsbereich Umsatzeinbußen von Michael Jung, Verhandlungsführer der IG Metall, beim Verlesen der Forderungen, mit Annette Szegfü und Hans Wettengl (IG Metall) Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Wolfgang Für die Arbeitgeberseite: Hans-Joachim BlöBrinkmann (Brinkmann GmbH & Co. KG), meke (t+m) und Klaus Huneke, Heimbach und der stellvertretende t+m-Geschäftsführer GmbH & Co. KG Hans-Joachim Blömeke Die Höhe der Forderung hat überrascht. Zum einen befanden wir uns zu diesem Zeitpunkt immer noch in der größten Wirtschaftskrise seit 30 Jahren, deren bis zu 25 % zu verzeichnen. Aufträge blieben in großem Umfang aus, die Produktion musste erheblich zurückgefahren werden und in vielen Unternehmen 10 wurde Kurzarbeit eingeführt. Aufgrund zusätzlich hoher Belastungen durch die weit überproportional gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise auf der einen und gestiegener Sozialabgaben auf der anderen Seite, führte selbst das langsame Ansteigen des Umsatzes gegen Ende des Jahres 2010 nicht zu Gewinnen, die für eine weitere Erhöhung der Vergütungen hätten genutzt werden können. Die Rücklagen waren von den Unternehmen zum Ausgleich von Defiziten verwendet worden, um so in der Krise weiterbestehen zu können. Folgerichtig haben wir die Gewerkschaftsforderung als unverhältnismäßig und nicht situationsgerecht zurückgewiesen. Mit Internationale Märkte einem langen Arbeitskampf musste gerechnet werden, denn nicht nur die Gewerkschaften, sondern auch die Politik forderten große Lohnerhöhungen. Sowohl die Bundeskanzlerin als auch das BMWi verkündeten, dass das Ende der Wirtschaftskrise nur durch erhebliche Tariferhöhungen herbeigeführt werden könne. Für unsere Branche waren derartig pauschale Aussagen unzutreffend und unangemessen, denn sie berücksichtigten nicht die wirtschaftliche Situation, in der sich die Textilund Bekleidungsindustrie befindet. Der wirtschaftliche Aufschwung macht sich erst in der Metall- und Elektro- sowie Konsumgüterindustrie bemerkbar, um dann mit einer erheblichen Verzögerung auch auf die Textil- und Bekleidungsbereiche durchzuschlagen. Die Tarifverhandlungen begannen am 9. Februar 2011 mit der Wirtschaftsdebatte. Hier wurden die unterschiedlichen Auffassungen der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite unter ausführlicher Darlegung der wirtschaftlichen Situation sachlich und emotionsfrei erörtert. Man kam im Ergebnis überein, die Tarifverhandlungen gemeinsam und fair zu führen. Wir sicherten die Abgabe eines abschlussnahen Angebots zu Beginn der 2. Verhandlungsrunde zu, das dann Grundlage der weiteren Gespräche sein sollte. Die Notwendigkeit von Gesprächen über die demografischen Auswirkungen auf die Textil- und Modeindustrie sahen wir als gegeben. Wir erklärten uns bereit, mit der IG Metall zeitnah zu beraten, wie den prognostizierten Auswirkungen rechtzeitig begegnet werden kann. Erste Koordinierungsgespräche waren deshalb noch vor der 2. Verhandlungsrunde vereinbart worden. Die 2. Verhandlungsrunde am 21. Februar 2011 war ebenfalls durch einen sehr sachlichen Austausch gekennzeichnet. Grundlage war das von uns vorgelegte Angebot über die Erhöhung der Vergütungen in zwei Schritten bei einer langen Gesamtlaufzeit. Letztend- Europapolitik Forschung lich konnte sich dann bereits in dieser Runde auf ein für alle Seiten tragbares Tarifergebnis geeinigt werden, das folgende Punkte umfasst: Umwelt & Energie ERGEBNISSE Gesamtlaufzeit 20 Monate bis 31. Oktober 2012. Keine Zahlung/Erhöhung für die Monate März und April 2011. Einmalzahlung von insgesamt 250 Euro für die Monate Mai bis Ende September 2011 (125 Euro für Auszubildende). Aus wirtschaftlichen Gründen können die Einmalzahlungen unter Zusicherung einer Beschäftigungszusage gekürzt, ausgesetzt oder bis 30. September 2011 verschoben werden. Entgelterhöhungen um 3,6 % ab 1. Oktober 2011. Aus wirtschaftlichen Gründen kann bei Abgabe bei einer Beschäftigungszusage die Entgelterhöhung bis 30. April 2012 auf 2,1 % ganz oder teilweise abgesenkt werden. Zusätzlich zu diesen Vereinbarungen wurde die Aufnahme von Gesprächen zur Bewältigung des demografischen Wandels vereinbart. Eine von den Tarifgruppen zu bildende Koordinierungsgruppe Demografie wurde beauftragt, den Tarifvertragsparteien bis Oktober 2012 Vorschläge zum weiteren Vorgehen zu unterbreiten. Das in allen Mitgliedsverbänden zeitnah angenommene Tarifergebnis wurde der wirtschaftlichen Situation der durch die Auswirkungen der Krise nach wie vor stark gekennzeichneten Branche gerecht. Die lange Laufzeit gewährleistet den Unternehmen die wichtige Planungssicherheit. Die „Nullmonate“ zu Beginn der Laufzeit geben einen hinreichenden Abstand zu den bereits 2011 vorgenommenen Einmalzahlungen aus der vorherigen Tarifrunde. Die „Stellschrauben“, durch die die Einmalzahlung gekürzt, ausgesetzt oder verschoben werden und die befristete Absenkung der Entgelterhöhung um 1,5 Prozentpunkte erfolgen kann, stellen sicher, dass auch die Belange der Unternehmen berücksichtigt werden, die sich von den Auswirkungen der Krise noch nicht erholt haben. Die durchschnittliche Belastung für die gesamte Laufzeit beträgt 2,94 %. Sie verringert sich auf 1,82 %, wenn alle Optionen zur Verschiebung bzw. zur Absenkung in Anspruch genommen werden. Letztendlich dient das Tarifergebnis dazu, den Weg aus der Krise finden zu können. Anzumerken ist auch, dass die Tarifvertragsparteien ernsthaft und fair verhandelten, so dass erstmals seit langen Jahren die Tarifrunde innerhalb der Friedenspflicht und ohne Warnstreiks beendet werden konnte. 11 Überblick Tarifpolitik Pressearbeit zur Tarifrunde 2011 Erstmalig wurde 2011 die Pressearbeit zur Tarifrunde nicht von einer externen PR-Agentur, sondern vom Gesamtverband textil+mode durchgeführt. Bereits im Vorfeld wurden Gespräche des Verhandlungsführer Wolfgang Brinkmann mit Tageszeitungen wie Die Welt, Frankfurter Allgemeine Zeitung und Handelsblatt organisiert. Innerhalb der Kommunikationsstrategie entwickelte t+m ein Motto für die Tarifrunde und gestaltete dazu ein Logo. Aushänge und Briefe für die Unternehmen wurden von t+m neu konzipiert: Verhandlungsführer Wolfgang Brinkmann kommunizierte persönlich und direkt mit den Beschäftigten. Neben klassischen Pressemitteilungen ergänzten Facebook-Meldungen mit Fotos und Hintergrundinformationen die Pressearbeit. Ein großes Lob für die professionelle Kommunikation gab es nicht nur von Arbeitgeberseite. Auch der Frankfurter Allgemeine Zeitung fiel die neue Schnelligkeit in der Pressearbeit auf: Zum ersten Mal trafen die Pressemitteilungen der Arbeitgeberseite früher als die der IG Metall in den Redaktionen ein. Die FAZ verriet, das habe die IG Metall ziemlich überrascht… Mit einem hervorragenden Medienecho in Quantität und Qualität ein schöner Erfolg. Bildungspolitik Textiles Entgeltrahmenabkommen Im Rahmen der Tarifrunde 2006 wurde zwischen dem Gesamtverband textil+mode und der IG Metall vereinbart, zeitnah die bestehenden Lohn- und Gehaltstarifverträge in einem textilen Entgeltrahmenabkommen zusammen zu führen. Der Fachbereich Textil und Bekleidung der IG Metall schaute dazu auf die Metall- und Elektroindustrie, die zu diesem Zeitpunkt bereits Verhandlungen zu einem solchen Abkommen führte. Zu Beginn der gemeinsamen Gespräche im Jahr 2006 legte die IG Metall den Musterentwurf einer Vereinbarung vor, deren Grundlagen wir als wenig konkret und nicht umsetzbar angesehen haben. In der Folgezeit kam es zu mehreren Gesprächen der gemeinsam gebildeten Arbeitsgruppe mit dem Ziel, zumindest die technischen Grundlagen für eine weitere Ausarbeitung finden zu können. Die Vorstellungen der Tarifvertragsparteien lagen bisher weit auseinander. Bevorzugte die IG Metall eine Regelüberführung und die summarische Bewertung der Arbeitsaufgaben, trat die Arbeitgeberseite stets für die Bewertung der Tätigkeiten im analytischen Verfahren ein und lehnte eine Regelüberführung ab. Beim letzten Gespräch im Mai 2010 konnte sich nicht abschließend auf die Auswahl der Bewertungskriterien für das weitere Verfahren geeinigt werden. Nach einer mehr als einjährigen Pause haben sich die Tarifvertragsparteien im Mai 2011 erneut getroffen. War 2010 der Eindruck entstanden, dass das analytische Verfahren zur Arbeitsbewertung Grundlage des weiteren Vorgehens sein könnte, musste nun festgestellt werden, dass bereits an dieser notwendigen Grundlage die Auffassungen nach wie vor auseinander gehen. Damit waren 12 Sozialpolitik die Gespräche auf einem Stand weit vor 2010. Auf der zweiten Sitzung im Juli 2011 wurden diese Punkte noch einmal ausführlich besprochen. Die IG Metall wies nunmehr darauf hin, dass sie sich der analytischen Methode anschließen könne, wenn als Grundlage der weiteren Verhandlungen der ERA-Tarifvertrag Metall NRW angesehen werde. Wir haben intern Ende August 2011 die mögliche Ausrichtung des textilen ERA an das ERA Metall NRW mit unserer erweiterten Expertenkommission ausführlich besprochen. Ein Vergleich unseres bisher erarbeiteten Entwurfs mit ERA-Metall NRW ergab, dass bei den dort enthaltenen 14 Entgeltgruppen die Zuordnung der bisherigen Tätigkeiten aus den Lohn- und Gehaltstarifen durchaus möglich wäre. Es müssten aber Untergruppen in den oberen Entgeltbereichen gebildet werden. Auch die Arbeitsbewertung aus dem ERA Metall NRW und die dort benannten Merkmale, Gewichtungen und Punkteverteilung könnten in weiten Teilen für die Textil- und Bekleidungsindustrie Anwendung finden. Dem Wunsch der IG Metall entsprechend werden wir nun bei der Arbeitsbewertung die Regelungen des ERA Metall NRW als Basis zu Grunde legen. Die letzte Sitzung mit der IG Metall fand am 17. November 2011 statt. Wann allerdings ein textiles ERA fertig ausgearbeitet ist und wann mit dem Inkrafttreten gerechnet werden kann, ist ungewiss. Internationale Märkte Europapolitik Forschung Umwelt & Energie Koordinierungsgruppe Demografie Als eines der Ergebnisse der Tarifrunde 2011 wurde vereinbart, dass die Tarifvertragsparteien eine Arbeitsgruppe zu Fragen des demografischen Wandels in der Textil- und Bekleidungsindustrie einsetzen. Die Arbeitsgruppe kam am 12. Mai 2011 und 4. Juli 2011 zu ihren ersten Sitzungen zusammen. Zu Beginn der ersten Sitzung wurden von Gewerkschaft und Arbeitgeberseite die aus der jeweiligen Sicht zu behandelnden Bereiche dargestellt. Das Themenfeld war weit gefächert. Die Themenbereiche Altersstruktur, Qualifikation und Gefährdung am Arbeitsplatz sowie alters- und alternsgerechtes Arbeiten wurden ebenso angesprochen wie Fragen der Kostentragung. Auch der zukünftige Fachkräftebedarf bei alternden Belegschaften sowie der sich abzeichnende Mangel an Auszubildenden und die Notwendigkeit von Fort- und Weiterbildung im Betrieb wurden als Themenfelder erkannt. Im Ergebnis wurde in der ersten Sitzung die Notwendigkeit eines gemeinsamen Handelns bestätigt. Um den breitgefächerten Themenkomplex auch hinsichtlich der Umsetzbarkeit und der Kosten strukturell aufzuarbeiten, kam man überein, zur Strukturierung der Themenfelder die Unterstützung eines externen Moderators in Anspruch zu nehmen. Mit Prof. Dr. Ralf Neuhaus, Hochschule Fresenius, konnte hierfür ein ausgesprochener Fachmann gewonnen werden. Das Ziel der moderierten zweiten Sitzung war dann die Entwicklung eines gemeinsamen, möglichst umfassenden Bildes der Branche, um so den Einstieg von der Makro- in die Mikroebene zu finden. Dem folgend, befassten sich die Teilnehmer mit der Frage, wie sich aktuell und zukünftig der Wettbewerb und das Umfeld für die Branche darstellen werden. ternehmen und Belegschaften herauszuarbeiten. Diese Aufteilung in Makro- und Mikroebene war ausgesprochen positiv. Die in den Gruppen und im Anschluss daran als Konsens erarbeiteten Sichtweisen zeigen, dass – zumindest auf der Makroebene – die Interessen der Arbeitgeberund der Arbeitnehmerseite im Wesentlichen gleichgelagert sind. Es konnte nicht nur über die einheitliche Begriffsbestimmung, sondern auch über inhaltsgleiche Vorstellungen die Grundlage für ein gemeinsames weiteres Ausarbeiten von Vorschlägen gefunden werden. Im Ergebnis sollen den Tarifvertragsparteien Empfehlungen gegeben werden, wie den Unternehmen der Branche und deren Mitarbeitern – insbesondere auch den kleineren Unternehmen – zukünftig Unterstützung bei Demografiefragen gegeben werden kann. Als wichtiges Zwischenergebnis fand am 20./21. Oktober 2011 die erste gemeinsame Sozialpartnerveranstaltung zu den Herausforderungen des demografischen Wandels unter dem Motto „Zukunft oder KollapsDie textilen Branchen im Wandel“ statt. Die Arbeitgeberverbände Gesamtverband textil+mode, intex und vti luden erstmals gemeinsam mit der IG Metall zu dieser Veranstaltung ein, in der die Herausforderungen des demografischen Wandels dargestellt wurden. Weitere Veranstaltungen zu den Themen werden folgen. In einem zweiten Schritt waren die jeweiligen Mittel bzw. langfristigen Ziele für Un- 13 Überblick Tarifpolitik Bildungspolitik Sozialpolitik NACHWUCHS Sicherung & Förderung in der Textil- und Modebranche Karin Terdenge Während die mittelfristige Vergangenheit durch Strukturwandel und hohen Arbeitslosenquoten vor allem in unserer Textilund Modebranche geprägt war, verändert sich jetzt der deutsche Arbeitsmarkt durch zunehmende Nachfrage an Arbeitskräften. Derzeit erlebt auch unsere Branche einen Aufwind vor allem in den neuen Bundesländern, so z. B. im Land Sachsen. Hier werden etliche Ausbildungsplätze angeboten, die nicht besetzt werden können. Die Ursache ist einerseits der fehlende Nachwuchs bedingt durch den demografi- schen Wandel. Andererseits existiert noch zu wenig Abstimmung zwischen Angebot an Ausbildungsplätzen und Nachfrage von motivierten Jugendlichen. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird das sogenannte Erwerbspersonenpotenzial, also die Gesamtzahl von Personen in Deutschland, die theoretisch in der Lage sind, einer Arbeit nachzugehen, bis zum Jahr 2025 um rund 6,5 Millionen Personen sinken – und damit auch das Angebot an qualifizierten Fachkräften. Wenn nicht aktiv gegengesteuert wird, fehlt es in Zukunft also deutlich an jenen Fachkräften, die ein Motor für Wachstum und Wohlstand in Deutschland sind. So werden nach Berechnungen des Instituts zur Zukunft der Arbeit bis zum Jahr 2020 rund 240.000 Ingenieure in unserem Land fehlen. Doch die Textil- und Modeindustrie hat alle Chancen, dieser Entwicklung entgegenzuwirken und den Wandel aktiv zu gestalten. Allerdings erfordert o. g. Prozess eine Öffnung hin zum Aufbrechen von Denkgewohnheiten und Hinterfragen von Positionen. In seiner Bildungspolitik strebt der Gesamtverband textil+mode daher die Erweiterung seines umfangreichen Netzwerkes an, um mit allen an der Bildungs- und Ausbildungsarbeit partizipierenden Akteuren einen aktuellen Austausch zu pflegen. Status quo: Wie sieht die augenblickliche Situation in der Ausbildung von Auszubildenden in der deutschen Textilwirtschaft aus? Kooperation: GO TEXTILE! auf der Ausbildungsmesse ‚MG zieht an‘ in Mönchengladbach 14 Der Verlust an Jugendlichen durch den demografischen Wandel nimmt Einfluss auf den Fachkräftenachwuchs in der Textilund Modeindustrie. Personalverantwortliche unserer Branche – vor allem auch im Ostteil des Landes – spüren eine veränderte Situation am Ausbildungsmarkt. Es stehen wesentlich weniger Bewerber für Internationale Märkte einen Ausbildungsplatz zur Verfügung als noch vor einigen Jahren. Waren es in Deutschland vor fünf Jahren noch ca. 3.700 Azubis deutschlandweit, die im Textil- und Bekleidungsbereich ausgebildet wurden, werden heute nur noch rund 2.700 Azubis – ca. 30 % weniger Jugendliche - in unserem Berufsfeld jährlich qualifiziert. Nachwuchssicherung und Nachwuchsförderung von Auszubildenden und Studierenden an Schulen und Hochschulen Im Hochschulbereich sind die Hochschulen in Reutlingen, die Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach, die Hochschule in Albstadt-Sigmaringen, die Technische Universität in Dresden, die westsächsische Hochschule in Zwickau und die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule in Aachen im Hochschulstudium Textiltechnik führend in Deutschland. Ca. 4.000 Studierende sind im Berufsfeld Textil und Bekleidung jährlich an den Hochschulen immatrikuliert. Nach unseren Erkenntnissen haben Bachelor- und Masterabsolventen vor allem im textiltechnischen Bereich sehr gute Arbeitsmarktchancen und bekommen problemlos einen Job in der Textilindustrie. Europapolitik Forschung zu finanzieren. Das hat zur Folge, dass Berufsschulstandorte über Entscheidungen der Kultusministerkonferenz geschlossen werden. Wir wissen, dass qualifizierte und kompetente Berufsschullehrer mittlerweile „Mangelware“ an den Schulen sind. Auch hier fehlt uns der Nachwuchs. Einerseits ist mit überdurchschnittlich altersbedingten Abgängen bei textilen Berufsschullehrern zu rechnen. Andererseits werden langfristig nicht mehr genügend Experten für die Berufsschulen ausgebildet. Immer weniger Studierende treffen eine Entscheidung zugunsten eines Studiums als Berufsschullehrer Textil und Bekleidung. Einerseits ist mit überdurchschnittlich hohen altersbedingten Abgängen bei den fachspezifischen, textilen Berufsschullehrern zu rechnen. Andererseits werden langfristig nicht mehr genügend Experten für die Berufsschulen ausgebildet. Hier sieht sich der Gesamtverband textil+mode in der Pflicht, Unterstützung und Begleitung für die Entwicklung eines neuen, zeitgemäßen Lehrstuhls an einer Hochschule anzubieten. Umwelt & Energie wir die Entwicklung hin zu einem neuen Lehrstuhl, den sogenannten Master of Education, der in Kooperation der Hochschulen Reutlingen und der Pädagogischen Hochschule Freiburg entwickelt werden soll. Die textilspezifische Qualifizierung vermittelt die Hochschule Reutlingen, die berufspädagogischen Inhalte die Pädagogische Hochschule in Freiburg. Angedacht ist zunächst eine Bedarfserhebung in unserer Branche. Neuordnung der textilen Berufsbilder und textile Kompetenzzentren Als Antwort auf die zuvor geschilderte Ausbildungssituation in den Betrieben und Institutionen, die für die Qualifizierung zuständig sind, haben wir gemeinsame Tagungen über eine Bewertung der textilen Ausbildungsberufe initiiert, an der Ausbildungsverantwortliche aus unseren Textil- und Modeunternehmen teilgenommen haben. Daraus folgernd konnten wir uns ein Bild über die betriebliche und schulische Ausbildungssituation vor Ort machen. textil+mode Ca. 70 berufsbildende Schulen in Deutschland beschulen Berufsschüler unseres Berufsfeldes Textil und Bekleidung. Schwerpunktschulen für die Textilbranche befinden sich für das Land Bayern in Münchberg, für die neuen Bundesländer vor allem Sachsen - in Plauen, für BadenWürttemberg in Bad Säckingen (GATEX) und Schopfheim, für Nordrhein-Westfalen in Köln, Wuppertal, Steinfurt, Bocholt sowie Nordhorn im Land Niedersachsen. Vom Berufskolleg Technik und Medien in Mönchengladbach wurden die Azubis bereits an die Berufsschule in Wuppertal aufgrund fehlender Klassenfrequenz überführt. Ursache ist, dass die Länder nicht mehr bereit sind, für einige wenige Azubis aus einem Berufsfeld Lehrerstellen Die Ausbildungsverantwortlichen sind wie wir der Meinung, Präventivmaßnahmen müssten vorbereitet werden, um keiner Abhängigkeit durch Entscheidungen der Kultusministerien ausgesetzt zu sein. Wir möchten gemeinsam mit unserem Sozialpartner IG Metall eine Überprüfung der textilen Ausbildungsberufe mit Hilfe des Bundesinstituts für Berufsbildung veranlassen (BiBB). Wir können jetzt bereits konstatieren, dass die Ausbildungsverantwortlichen in den Betrieben Veränderungsbedarf bei der inhaltlichen Ausrichtung der Berufsbilder GO TEXTILE! auf dem Gewerkschaftstag der IG Metall Analog der Lehrerausbildung in Kooperation mit der Hochschulen Niederrhein und der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen unterstützen 15 Überblick Tarifpolitik sehen. Azubis sollten nach Abschluss ihrer Ausbildung universeller einsetzbar sein, als es bisher der Fall ist. Das Berufsbildprofil wird sich im Hinblick auf eine „breitere“ berufliche Ausbildung verändern müssen. Als erster Schritt in die aufgezeigte Richtung wird das Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) im Herbst 2011 auf Antrag des Gesamtverbandes textil+mode und der IG Metall für die Berufe Modenäher und Modeschneider die aus dem Jahr 1997 stammenden Ausbildungsordnungen überprüfen und die Ausbildungsinhalte praxisgerechter erfassen. Bildungspolitik und neue Weise darstellen. Zielgruppe sind primär Jugendliche im Alter von 15-19 Jahren. Ziel ist es, ihnen im Rahmen einer integrierten Kampagne zu vermitteln, dass dieser Industriezweig zukunftsfähig ist und dass eine Ausbildung in diesem Industriezweig beste Chancen für die eigene Zukunft bietet. Durch die stetig steigende Vernetzung von www.go-textile.de ist mit immer weiterem Zugriffswachstum zu rechnen. GO TEXTILE! Unsere bundesweite Nachwuchskampagne GO TEXTILE! soll die Attraktivität, Vielfalt und Leistungsfähigkeit der deutschen Textilindustrie auf ansprechende 16 Gemeinsam mit dem Senior Experten Service Bonn engagieren sich die Ehrenamtlichen in allgemeinbildenden Schulen – zunächst in den Bundesländern Hessen, Niedersachsen, NordrheinWestfalen, Sachsen und Bremen. Wir begannen im September 2011 in NRW – in Dortmund – später wird das Projekt im Land Sachsen weitergeführt. Der Experimentierkoffer Mit dem textilen Experimentierkoffer wird ein Gegenstand methodisch/didaktisch entwickelt, der u. a. den textilen Botschaftern zur Verfügung gestellt wird. Für dessen Inhalt werden Unterrichtseinheiten formuliert. Auf diese Weise werden textile Themen in den Unterricht an den allgemein bildenden Schulen gebracht und somit die Textilwirtschaft und ihre Erzeugnisse fassbarer. Aufgrund erheblich sinkender Auszubildendenzahlen werden staatliche Berufsschulklassen geschlossen werden. Das führt zur Verlagerung des Berufsschulunterrichts an einige wenige Berufsschulen, die nicht mehr in der unmittelbaren Nähe des einzelnen Firmenstandorts liegen. Der Berufsschulunterricht in naher Zukunft wird also an einer Berufsschule eines Bundeslandes oder sogar zentral in anderen Bundesländern stattfinden. Vorausschauend sollten wir den Aufbau von textilen Kompetenzzentren mit temporärer Internatsunterbringung im Osten, Süden und im Westen Deutschlands andenken. Diese Zentren hätten den Vorteil, dass die Aufgabenkonzentration an diesen Schulen allein unserer Branche Textil und Bekleidung gilt. Sozialpolitik Sonderförderung einer Promotion Senior Experten Als neues Projekt, und um den Bekanntheitsgrad unseres Berufsfeldes zu erweitern, entwickeln wir einen textilen Senior Experten Service. Senior Experten aus der Textil- und Modebranche helfen bei der Berufsorientierung mit. Sie übernehmen auch eine Vernetzung zwischen Schulen, Eltern und Wirtschaft. Wir suchen daher ehrenamtlich tätige textile Botschafter, um unser Berufsfeld den Schülern der Klassen 7-9 vorzustellen. Die Stiftung der deutschen Wirtschaft hat durch unsere Initiative einer Sonderförderung hinsichtlich einer Promotion an der Pädagogischen Hochschule Freiburg zugunsten der Entwicklung dieses Experimentierkoffers zugestimmt. Sie fördert die Promotion über drei Jahre. Organisation von Lehrerinformationsveranstaltungen Es erscheint uns sehr dringend, die Kontakte zu allgemeinbildenden Schulen in Textil- und Bekleidungsregionen auszubauen. Hier sind sicherlich auch die Landesverbände gefordert. Interessierte Lehrer sollten im nächsten Jahr zu Internationale Märkte Informationsveranstaltungen eingeladen werden, in denen sich unsere Branche darstellt. Bildungsrat Textil Um unseren vielfältigen Aktivitäten gerecht zu werden, streben wir daher eine Bildungspartnerschaft zu den Bundesministerien, zum Bundesinstitut für berufliche Bildung, der Kultusministerkonferenz, den Hochschulen, den Berufsschulen und allgemeinbildenden Schulen an, halten Kontakte zu Akteuren der Wirtschaft sowie zu Stiftungen, arbeiten mit unserem Sozialpartner IG Metall eng zusammen und pflegen den Erfahrungsaustausch zu unseren Verbänden in Österreich und der Schweiz. Um diese notwendige, gemeinsame Zusammenarbeit im Bildungsbereich auf eine dauerhafte Grundlage zu stellen, wollen wir eine Grundsatzvereinbarung über einen paritätischen Bildungsrat Textil gemeinsam mit der IG Metall initiieren und verabschieden. Europapolitik Forschung gne GO TEXTILE! weitere Öffentlichkeitsarbeit in die Schulen über ehrenamtliche Seniorexperten transferiert werden. Der neue Experimentierkoffer unterstützt deren Einsatz in den Schulen mit vorbereiteten modernen Unterrichtseinheiten. Unser Interesse gilt vor allem auch der Neuordnung der textilen Berufe mit ansprechender neuer Berufsbezeichnung, die Jugendliche ebenfalls zu unserem Berufsfeld Textil und Mode hin führt, neugierig macht und motiviert. Umwelt & Energie zum Ziel, eine nachhaltige und sichere Versorgung der deutschen Textilwirtschaft mit Fachkräften zu erreichen. Auf diese Weise geben wir als Verband Antworten auf die vielen Fragen, die im Zusammenhang mit der Zukunftsfähigkeit unserer Textil- und Modebranche in Deutschland stehen. Eine einmalige Chance bietet uns die enge Partnerschaft aller Akteure und an der gesamten textilen Bildungskette beteiligten Verantwortlichen. Daran wollen wir zukunftsorientiert arbeiten. Der Aufbau von textilen Kompetenzzentren in Deutschland wäre eine große, gemeinsame Aufgabe unserer Verbände. Auf diese Entwicklung sollten wir unser Augenmerk lenken. Nur auf diese Weise gelingt es uns, unser Berufsfeld Textil und Mode weiterhin für den Wirtschaftsstandort in Deutschland zu manifestieren. An diesen Zentren könnte unser zukünftiger Fachkräftenachwuchs beschult werden. Diese Zentren hätten den Vorteil, dass die Aufgabenkonzentration allein unserer Branche Textil und Mode gilt. Wir benötigen dringend Antworten auf die Veränderungen in den Betrieben bedingt durch älter werdende Belegschaften, drohenden Fachkräftemangel sowie ein sich fortsetDACH-Treffen der Bildungsreferenten in Potsdam zender Strukturwandel. In seiner BilWichtigstes Ziel des Bildungsre- dungspolitik strebt der Gesamtverband textil+mode daher in besonderer Weise ferats t+m eine Bildungspartnerschaft zu den BunAls wichtigstes Ziel unseres Bildungsredesministerien, der Kultusministerkonferats gilt die Nachwuchsgewinnung und ferenz (KMK), den Hochschulen, den Nachwuchsförderung. Alle Aktivitäten Berufsschulen und allgemeinbildenden die sich dem Thema Bildung verpflichtet Schulen an, pflegt Kontakte zu Akteuren sehen, haben sich diesem Ziel unterzuder Wirtschaft und Stiftungen und arbeiordnen. Daher wird ergänzend zu der tet mit seinem Sozialpartner IG Metall bereits existierenden Nachwuchskampaeng zusammen. Diese Transparenz hat 17 Überblick Tarifpolitik Bildungspolitik Sozialpolitik Ausgleichsvereinigung Ausgleichstextil+mode Unter neuem Vorsitz steht das Gründungsverfahren kurz vor seinem Abschluss Susanne Wicht Auf vielfachen Wunsch der Unternehmen der Textil- und Bekleidungsindustrie wurde im Herbst 2009 die „Ausgleichsvereinigung textil+mode“ gegründet. die hervorragende Kooperation der Unternehmen war es schlussendlich möglich, dem Gründungsverfahren relevante Datensätze von 30 Unternehmen aus jeweils bis zu fünf Jahren zur Verfügung zu stellen. Susanne Wicht und Marcus Jacoangeli von t+m trafen am 13. September 2011 mit der KSK in Wilhelmshaven zusammen. vereinigung Auf der ersten Mitgliederversammlung des noch jungen Vereins im Herbst 2010 stand bereits der erste personelle Wechsel an: Susanne Wicht übernahm zum 29. November 2010 den Sitz des Vorstands in der derzeit noch als „Vor“verein bestehenden „Ausgleichsvereinigung textil+mode“. Wicht gab mit ihrem Einstieg bei t+m im Jahr 2009 den Anstoß für die Gründung der Ausgleichsvereinigung und begleitet den Prozess seitdem federführend. Der Wechsel im Vorsitz erfolgte in der für das Gründungsverfahren notwendigen Phase der Stichprobenprüfungen. Bei diesen bei insgesamt elf Mitgliedsunternehmen und t+m selbst durchgeführten Untersuchungen prüfte die Künstlersozialkasse (KSK) die für die Berechnung der Pauschale im Rahmen der Ausgleichsvereinigung relevanten Daten. Die Durchführung der Kontrollen war im Februar 2011 abgeschlossen. Nach deren Auswertung war die Aufnahme erster Verhandlungen mit der KSK geplant. Aufgrund neuer Verwaltungsanweisungen von Seiten des Bundesversicherungsamtes gegenüber der KSK wurde es aber notwendig, Daten weiterer Unternehmen in den Gründungsprozess einzubeziehen. Durch 18 Nach deren Auswertung und ersten telefonischen Abstimmungen war es an der Zeit, sich gemeinsam „an einen Tisch zu setzen.“: Das Treffen verlief äußerst konstruktiv und so konnte Susanne Wicht im Anschluss den interessierten Unternehmen mitteilen, dass ein Modell für die „Ausgleichsvereinigung textil+mode“ erarbeitet wurde. Auf dessen Grundlage bedarf es lediglich noch der Abstimmung letzter Feinheiten, womit die „Ausgleichsvereinigung textil+mode“ ihre Arbeit so schnell wie möglich aufnehmen kann. Vor dem Abschluss der Verhandlungen fand zunächst am 2. November 2011 eine Sitzung in Berlin statt, in der den Unternehmen der erweiterten Arbeitsgruppe das Modell vorgestellt und mit diesen abgestimmt wurde. Darüber hinaus wurde den Unternehmen, die sich im Gründungsverfahren besonders engagiert haben, die Möglichkeit geboten, bereits zum 1. Januar 2012 der „Ausgleichsvereinigung textil+mode“ beizutreten und so ab diesem Zeitpunkt deren Vorteile zu nutzen. Alle anderen interessierten Unternehmen können der „Ausgleichsvereinigung textil+mode“ zum 1. Januar 2013 beitreten. Die Tätigkeit eines Modedesigners kann künstlersozialabgabepflichtig sein. Internationale Märkte Europapolitik Forschung Umwelt & Energie Themen im Arbeitsrecht: Beschäftigungsdatenschutz Susanne Wicht Verarbeitung und Nutzung von Beschäftigtendaten zulässig bleiben. Mit dem von der Regierung geplanten Gesetz zur Regelung des Beschäftigtendatenschutzes sollen umfassende und klare gesetzliche Regelungen für den Arbeitnehmerdatenschutz geschaffen werden. Dadurch soll die Rechtssicherheit für Arbeitgeber und Beschäftigte erhöht werden. Die Beschäftigten sollen vor der unrechtmäßigen Erhebung und Verwendung ihrer personenbezogenen Daten geschützt werden. Gleichzeitig soll das Informationsinteresse des Arbeitgebers beachtet werden, um so ein vertrauensvolles Arbeitsklima zwischen Arbeitgebern und Beschäftigten am Arbeitsplatz zu unterstützen. Auslöser dieser Initiative war der öffentliche politische Druck verursacht durch die Datenschutzskandale bei diversen deutschen Großkonzernen im Jahr 2009, die die letzte Regierung zu dem missglückten „Schnellschuss“ – der Regelung von § 32 BDSG – veranlassten. Diese gut gemeinte und lediglich als bloße gesetzliche Klarstellung gewollte Regelung wirft in der Praxis zahlreiche Fragen auf. Auch die bislang vorliegenden Entwürfe zu dem geplanten neuen Gesetz führen zu Unsicherheiten und erfüllen nicht die Anforderungen an einen modernen Arbeitnehmerdatenschutz. Vor allem müssen Betriebsvereinbarung und die Einwilligung des Arbeitnehmers als Ermächtigungsgrundlage für die Erhebung, Auf Grund der Relevanz des Themas stand die am 7. Oktober 2011 auf Einladung des Verbandes der Bayerischen Textil- und Bekleidungsindustrie e. V. in München stattgefundende Herbstsitzung des t+m-Arbeitskreises Arbeitsrecht ganz im Zeichen des Beschäftigtendatenschutzes. t+m konnte als Referenten Prof. Dr. Frank Bayreuther vom Lehrstuhl für Bürgerliches Recht und Arbeitsrecht der Universität Passau gewinnen. Dieser informierte die Juristen aus den t+mMitgliedsverbänden umfassend und gab praktische Tipps für den Umgang mit dem sensiblen Thema. Prof. Dr. Bayreuther beim t+m-Arbeitskreis Arbeitsrecht in München 19 Überblick Tarifpolitik Bildungspolitik Sozialpolitik BB GGE T EEMT E M Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Neue Wahlperiode - Neue Gesichter Neue Regelungen Susanne Wicht Sozialwahl 2011 Im Zuge der Fusionen der vier UrspungsBerufsgenossenschaften zur neuen BG ETEM wurden die Größen von Vorstand und Vertreterversammlung im Rahmen der Sozialwahl für die elfte Wahlperiode reduziert. Die neuen Mitglieder der Vertreterversammlung wurden im Wege der Friedenswahl zum 1. Juni 2011 gewählt. Als Beauftragte von t+m ist Susanne Wicht bereits seit 1. Januar 2010 ordentliches Mitglied der Vertreterversammlung und wurde auch für die kommende Wahlperiode wieder benannt und gewählt. Neben ihr werden aus den Branchen der ehemaligen TBBG vier weitere ordentliche Mitglieder samt deren insgesamt fünf Listenvertretern in dem Gremium vertreten sein. Darüber hinaus haben sich die Branchen der BG ETEM darauf geeinigt, dass in dem zukünftig aus insgesamt jeweils 13 Mitgliedern bestehenden Vorstand die Branchen der ehemaligen TBBG auf Arbeitgeberseite einen ordentlichen Sitz im Vorstand erhalten sowie drei Stellvertreterpositionen besetzen werden. Der Vorstand wurde im Rahmen der konstituierenden Sitzung der Vertreterversammlung Ende Oktober 2011 in Köln gewählt. Für den Vorstandssitz der Branchen der ehemaligen TBBG kandidierte HansJoachim Blömeke, seit 1. Dezember 2010 Stellvertretender Hauptgeschäftsführer von t+m, erfolgreich. Mit der neuen Wahlperiode werden auch die Ausschüsse von Vorstand und Vertreterversammlung sowie die Renten- und Widerspruchsausschüsse neu strukturiert und besetzt. Susanne Wicht und Hans-Joachim Blömeke führten für die Branchen der ehemaligen TBBG die diesbezüglichen Gespräche und Verhandlungen. Neuer Gefahrentarif Ab 2012 gilt ein neuer gemeinsamer Gefahrtarif für die Bereiche der ehemaligen BG ETF. Diese Zusammenlegung ist ein erster wesentlicher Schritt auf dem Weg zu einem einheitlichen Gefahrtarif für alle Branchen der BG ETEM. Im Bereich Textil und Bekleidung wurden die bislang 20 Vertreterversammlung der BG ETEM neun Gefahrtarifstellen auf drei reduziert. So lassen sich zukünftig die oft schwierigen und teilweise schwer nachvollziehbaren Abgrenzungen bei der Eingruppierung vermeiden. Der neue Gefahrtarif kann unter www.bgetem.de/beitrag eingesehen werden. Neue DGUV Vorschrift 2 Eine weitere grundlegende Änderung hat die Regelung zur betriebsärztlichen und sicherheitstechnischen Betreuung erfahren. Die neue DGUV Vorschrift 2 ist am 1. Januar 2011 in Kraft getreten. Sie löst die bisher gültige BGV A2 ab und hat vor allem das Ziel, den Betreuungsumfang und die Betreuungsleistungen stärker als bisher an den betrieblichen Gefährdungen und Gegebenheiten sowie dem sich daraus er- Internationale Märkte gebenden Betreuungsbedarf auszurichten. Das neue Regelbetreuungskonzept setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: der Grundbetreuung und der betriebsspezifischen Betreuung, wobei insbesondere die Ermittlung des betriebsspezifischen Betreuungsbedarfs dem verantwortlichen Unternehmer einigen Aufwand abverlangt. Als einzige BG hat die BG ETEM eine einjährige Übergangsfrist bis 1. Januar 2012 beschlossen. Damit ist gewährleistet, dass die Mitgliedsunternehmen die neue Unfallverhütungsvorschrift ordnungsgemäß umsetzen können. Um diese Zeit effektiv zu nutzen, organisierte Susanne Wicht in Kooperation mit den t+m-Mitgliedsverbänden sowie der BG ETEM in der ersten Jahreshälfte 2011 vier bundesweite Informationsveranstaltungen in Stuttgart, Chemnitz, Münster und Nürnberg. Die Themen der Veranstaltungen waren die betriebliche bzw. praktische Umsetzung der DGUV Vorschrift 2, die Vorstellung der BG ETEM Online-Handlungshilfe zur unterstützenden Umsetzung der UVV sowie die mit der Umsetzung auftretenden Fragen im Bereich der betrieblichen Mitbestimmung. Sie richtete sich sowohl an die Unternehmer selbst als auch an Hauptverantwortliche für den betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz, weitere betriebliche Akteure im Bereich des Arbeitsschutz sowie Personalverantwortliche. An den Veranstaltungen nahmen rund 170 Vertreter aus den Mitgliedsunternehmen der Landes- und Fachverbände teil. Europapolitik Forschung Umwelt & Energie t+m und ASUMED günstige Pauschalen vereinbart. Der Vertrag mit den neuen Modalitäten trat am 1. September 2011 in Kraft und kann bei Susanne Wicht angefragt werden. Susanne Wicht informiert über die Umsetzung der DGUV Vorschrift 2 Rahmenvertrag ASUMED Im Zuge der Umsetzung passte t+m auch den mit der Firma ASUMED seit 1. Oktober 2009 bestehenden Rahmenvertrag zur betriebsärztlichen und sicherheitstechnischen Betreuung an. Neben der Anpassung der Aufgabenfelder, die ausdrücklich auch die Unterstützung der Unternehmen bei der betrieblichen Umsetzung der DGUV Vorschrift 2 umfasst, änderten sich im Wesentlichen die Vergütungsstrukturen. Für die branchentypischen arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen haben Unterweisung in einem Betrieb bei Tätigkeiten mit Gefahrenstoffen 21 Überblick Tarifpolitik Bildungspolitik Sozialpolitik NM i E t VU o l l gE as in die n e u e n M ä r k t e MÄRKTE Sven Eriskat Derzeit sind die Krisenszenarien allgegenwärtig, im Jahr 2010/2011 jedoch hat sich die globale Wirtschaft rasant entwickelt und die Unternehmen der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie konnten hiervon in hohem Maße profitieren. In den ersten acht Monaten 2011 haben die Unternehmen insgesamt stolze 14 % mehr exportiert als im Vorjahreszeitraum. Schon 2010 waren dabei die Ausfuhren um 8,3 % im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. Konnte im Gesamtjahr 2010 noch in erster Linie das Textilsegment von der starken Auslandsnachfrage profitieren, kann die Bekleidung im Verlauf der ersten acht Monate 2011 mit einem Plus von 14,1 % mit Textil (+15,1 %) gleichziehen. Die Erholung der Weltwirtschaft hat zu dieser erfreulichen Entwicklung maßgeblich beigetragen. Deutsche Produkte genießen auf den internationalen Märkten zudem ein ausgezeichnetes Image. Bekleidung punktet mit starkem Markendesign, Heimtextilien erfüllen weltweit Verbraucherwünsche nach einem schönen Zuhause, einzigartige Lösungen mit Technischen Textilien finden ihren Einsatz im privaten, öffentlichen und industriellen Sektor in fast jedem Land der Erde. Die traditionellen Absatzmärkte in der EU sind auch heute noch die wichtigsten Abnehmer deutscher Textilund Bekleidungsprodukte. Das Wachstum hingegen findet in anderen Regionen statt. 22 Die Märkte in Fernost haben die Finanzkrise relativ unbeschadet überstanden, allen voran und allgegenwärtig China. Die gezielten Maßnahmen der chinesischen Regierung, die durch eine Belebung des Binnenmarkts das Land weniger exportabhängig machen sollten, hatten Erfolg. Das Land steht heute immerhin auf Platz 15 der deutschen Textilausfuhren und auf Platz 22 der Bekleidungsausfuhren - die EUMitgliedstaaten eingeschlossen. Als sichtbares Zeichen dieses Erfolges schmücken heute deutsche Bekleidungsmarken die zahlreichen Shopping-Malls und Kaufhäuser in den chinesischen Metropolen. Viele Hersteller sind längst damit beschäftigt, Absatzstrategien für die ‚Second and Third Tier Cities’, also die zahlreichen Millionenstädte neben den ‚First Tier Cities’ Peking, Shanghai, Guangzhou und Chengdu zu entwickeln. Gemessen am Ausfuhrwert aber hat das Textilsegment mit einem Exportvolumen in Höhe von gut 207 Millionen Euro im Jahr 2010 - Tendenz steigend - die Nase vorn. Insbesondere die Technischen Textilien sind stark gefragt. Innovative technische Lösungen unter Einbeziehung von Textilien gewinnen immer mehr an Bedeutung, nicht zuletzt aufgrund der stetig steigenden Herausforderung an einen effizienten Einsatz von Ressourcen. Kein anderer Werkstoff kann die Deutsche Ausfuhren nach China in Mio. EUR 250 250 Textil Bekleidung 200 200 150 150 100 100 50 50 0 2008 2009 2010 2011 Quelle: Statistisches Bundesamt, 2011 beruht auf Schätzungen der Halbjahresergebnisse Eigenschaften Robustheit, Flexibilität und vor allem Leichtigkeit so gut vereinen wie Textil. Insbesondere das niedrige Gewicht verspricht große Potenziale im Bereich der Mobilität. Denn nur durch die Gewichtsreduktion kann in diesem Sektor eine maßgebliche CO2Reduktion erzielt werden. Aber auch in den Bereichen Gesundheit oder in der Bauwirtschaft gewinnen textile Werkstoffe zunehmend an Bedeutung. Für die deutschen Textilunternehmen bieten sich in China in diesen Bereichen vielfältige Wachstumsmöglichkeiten, denn die chinesische Regierung investiert in die Zukunft: Im Rahmen des 12. Fünfjahresplans (2011 - 2015) will China 300 Internationale Märkte Europapolitik Forschung Umwelt & Energie Milliarden US Dollar jährlich in strategische ‚Schlüsseltechnologien’ investieren. Dazu gehören die Elektromobilität genauso wie die Entwicklung und der Einsatz von umweltgerechten Werkstoffen. Ein weiterer Investitionsschwerpunkt ist der Bereich Gesundheit. Schon heute zählen deutsche Hersteller zu den wichtigsten Lieferanten von z. B. Vliesstoffen. Der Gesamtverband textil+mode steht den Unternehmen zur Seite, um die sich in China bietenden Chancen voll ausschöpfen zu können. Zusammen mit seinem chinesischen Partnerverband, dem ‚China National Textile and Apparel Council - CNTAC’, organisierte der Gesamtverband eine Leistungsshow für Technische Textilien aus Deutschland (Sustainable Solutions with Technical Textiles - SSTT), die am 15. September 2011 in Peking stattfand. Ziel der Veranstaltung war es, deutsche und chinesische Unternehmen über Marktchancen und Produktneuheiten zu informieren und zugleich potenzielle Partner zusammenzuführen. Zielgruppe waren insbesondere deutsche und chinesische Automobil- und Flugzeughersteller, Abnehmer und Kooperationspartner deutsche Unternehmen ihre Produkte aus und trafen auf vorterminierte chinesische Gesprächspartner. Zu den Teilnehmern zählten Unternehmen wie BWF Tec, BWF Feltec, Nikolaus Weber, Sandler, Strähle+Hess, Sympatex, Webatex, VW China aus den Industriebereichen Bauwirtschaft, Gesundheitswesen, Verfahrenstechnologie, Umwelttechnologie sowie das öffentliche Beschaffungswesen. Vor Ort stellten 13 sowie das chinesische Militär. Eine halbtägige Konferenzveranstaltung, die hochrangige Vertreter aus Industrie und Politik versammelte, rundete die SSTTLeistungsshow ab. Diese erste einer Vertreter von t+m und CNTAC bei der SSTT Wang Tiankai, Präsident CNTAC Matchmaking Peter Schwartze, Ehrenpräsident t+m Konferenzteilnehmer Matchmaking „Für uns war vor allem das Matchmaking sehr erfolgreich. Unter anderem waren Vertreter des chinesischen Militärs vor Ort. Was für ein Kontakt! Das wäre für uns ohne diese Veranstaltung ja kaum möglich gewesen.“ Klaus Kreutzberg, Geschäftsführer Webatex SR GmbH 23 Überblick Tarifpolitik Reihe von SSTT-Veranstaltungen war aus Sicht der Unternehmen und damit für den Gesamtverband textil+mode ein großer Erfolg. Es gibt aber zu beachtende Hürden auf dem chinesischen Markt. Hierzu gehören insbesondere gesetzliche Standards, sowie Zertifizierungs- und Kennzeichnungspflichten. Der neu verfasste “Compulsory Entry-Exit Commodity Catalogue for CIQ‘s Implementation on Inspection and Quarantine in AQSIQ’s Announcement No. 144 (2008)” etwa wurde jüngst auf weitere 357 Textilartikel ausgeweitet. Wie geht man mit derartigen Bestimmungen um? Was müssen Unternehmen beachten, um Verstöße im Vorfeld auszuschließen? Und welche Erwartungen hat der chinesische Verbraucher im Hinblick auf das Produkt und seine Kennzeichnung? Um diese Fragen zu beantworten, führte der Gesamtverband textil+mode für die Mitgliedsunternehmen eine Informationsveranstaltung mit dem Titel “In Compliance - Standards in China, Qualitätsprüfsysteme und Lösungen für deutsche Exporteure auf dem chinesischen Markt“ am 24. Oktober 2011 in Frankfurt am Main durch. Im Rahmen dieser Veranstaltung verschafften Experten den Teilnehmern einen Überblick über die chinesischen Warenüberwachungssysteme, ‚Inspection Procedures’ sowie verpflichtende Sicherheits- und Qualitätsanforderungen. Zeitgleich hatte der Gesamtverband textil+mode bilaterale Gespräche mit seinen chinesischen Partnerverbänden zu diesem Thema vereinbart. Aber auch in anderen Teilen des asiatischen Kontinents entstehen Absatzmärkte für deutsche Textil- und Bekleidungsprodukte. Nicht zuletzt aufgrund des in Kürze zu erwartenden Freihandelsabkommens zwischen der EU und Indien steht der Subkontinent ganz oben auf der Prioritätenliste der Unternehmen, in erster Linie immer noch als Beschaffungsmarkt. Auf niedrigem Niveau, aber dafür sehr dynamisch 24 Bildungspolitik entwickeln sich mittlerweile aber auch die Ausfuhren nach Indien. Deutsche Ausfuhren nach Indien in Mio. EUR 60 60 50 50 Sozialpolitik Verteilung der Internetnutzung 2010 & 2015 2010 insgesamt 81 Mio. Nutzer = 7 % der Bevölkerung 2015 insgesamt 450 Mio. Nutzer = 35 % der Bevölkerung 21 % Textil Bekleidung 76 % 40 40 38 % 30 30 20 20 14 % 10 % 10 10 0 41 % 2010 2008 2009 2010 2011 Quelle: Statistisches Bundesamt, 2011 beruht auf Schätzungen der Halbjahresergebnisse Im Verlauf von nur drei Jahren verdoppelten sich die Textilausfuhren, die Bekleidungsausfuhren erhöhten sich um 60 %. Es ist davon auszugehen, dass sich die Volumina mit dem Einsetzen des Freihandelsabkommens weiter rasant erhöhen werden. Die kaufkräftige urbane Mittelklasse in Indien wächst schnell an und kauft westliche Bekleidung - und diese immer häufiger im modernen Einzelhandel. Der private Konsum soll dem Beratungsunternehmen ‚Ambit Capital Research’ zu Folge im Verlauf der nächsten drei Jahre um 15 % anziehen. Die Shopping Malls sprießen im ganzen Land und insbesondere an den Peripherien nahe den urbanen Zentren wie Pilze aus dem Boden. Hier werden westliche Markenprodukte für die indische Mittelklasse angeboten. Nachdem der ‚Monostore’ schon seit 2006 mit einem ausländischen Mehrheitsanteil betrieben werden kann, wurde jüngst auch der ‚Multibrandstore’ liberalisiert. Ein weiterer boomender Vertriebsweg findet sich im Internet. Der indische Verbraucher steht dem Onlinekauf sehr aufgeschlossen gegenüber und die Zahl der Internetnutzer ist gewaltig. Mit 81 Millionen Nutzern steht Indien an vierter 2015 über Mobiltelefone über PC und Mobiltelefone über PC Quelle: McKinsey & Company Stelle hinter China (420 Mio.), den USA (240 Mio.) und Japan (99 Mio.). Große Infrastrukturprojekte, Rekordverkäufe von Automobilen (im Finanzjahr 2010 wurden mehr als 1,8 Millionen Neuwagen abgesetzt, was einem Plus von 32 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht), zahlreiche Hotel- und Krankenhausprojekte sowie die Modernisierungsanstrengung der Industrie führen zu einem wachsenden Bedarf an Technischen Textilien. In diesem Bereich bieten sich deutschen Unternehmen als Weltmarktführer künftig hervorragende Absatzchancen. Nach einer erfolgreichen ersten Delegationsreise 2006 mit der Beteiligung von 30 Textil- und Beklei-dungsunternehmen und mit der finanziellen Unterstützung der EU wird t+m im Jahr 2012 eine Unternehmerdelegationsreise organisieren, die in wichtige Zentren auf dem Subkontinent führen wird. Vor Ort werden die Unternehmer Gelegenheit haben, mit geeigneten potenziellen Geschäftspartnern Kontakt aufzunehmen. Ziel ist es wie bei allen Kontaktveranstaltungen - maßgeschneiderte Gespräche zwischen den deutschen und indischen Internationale Märkte Unternehmen zu terminieren und zugleich eine Imagekampagne für die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie durchzuführen. Zwischenzeitlich steht t+m im Gespräch mit dem neuen indischen Textilminister Shri Anand Sharma, um sein Ministerium zum einen eng in die Vorbereitungen einzubeziehen und zum anderen die politische Flankierung der Veranstaltung, insbesondere im Hinblick auf das anstehende Freihandelsabkommen, zu sichern. Europapolitik Forschung soll auf 150 Millionen Menschen bis 2014 ansteigen. t+m wird in Kürze das Länderprofil unter www.textil-mode.de/ laenderprofile veröffentlichen und mit der Planung einer ersten Delegationsreise beginnen. Die indonesische Regierung und die Verbände haben schon entsprechende Einladungen ausgesprochen. Das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Südkorea ist am 1. Juli 2011 in Kraft getreten. Mit dem Wegfall der Zölle wird sich der Handel schon im zweiten Halbjahr 2011 dynamisieren. Südkorea ist für Europa ein wichtiger Lieferant von synthetischen Fasern und Garnen. Als Absatzmarkt ist das Land in erster Linie für Technische Textilien sowie das höhere Bekleidungssegment interessant. Insbesondere die in diesen Bereichen hervorragend aufgestellten deutschen Hersteller können daher von den neu geschaffenen Marktzugangsbedingungen profitieren. Umwelt & Energie wurden Kooperationsprojekte für das nächste Jahr erörtert. Eine weitere Region auf der ‚To Do-Liste’ von t+m ist Südamerika und insbesondere Brasilien (siehe auch textil+modewelt 2009+2010). Das Land ist der größte Wirtschaftsraum Südamerikas (laut Internationalem Währungsfonds wurden dort 54,6 % der wirtschaftlichen Leistung des gesamten Kontinents erwirtschaftet). Nach einer Phase des stabilen Wachstums fiel Brasilien im Zuge der Finanzkrise 2009 in eine Rezession. Eine starke Binnennachfrage verbunden mit einer sehr dynamischen Entwicklung der Investitionen kurbelten die Wirtschaft jedoch schon im zweiten Quartal 2010 wieder an, so dass sich das BIP im selben Jahr um 7,6 % erholen konnte. Experten sagen ein Wachstum von zwischen 4 und 5 % für 2011 und 2012 voraus. In den kommenden Jahren soll das Land zur fünftgrößten Volkswirtschaft aufsteigen. Der scheinbar unaufhaltsam steigende private Konsum ist der Pfeiler der brasilianischen Wirtschaft - plus ca. 7 % für 2010 - prognostizierte 8 % für 2011. Im Gegensatz zu anderen neuen Märkten wie z. B. China oder Indien legen die Brasilianer kein ausgeprägtes Sparverhalten an den Tag. Auch der Investitionsgütermarkt trägt zur prognostizierten Wachstumsrate von 8 % im laufenden Jahr bei. In Anbetracht der positiven demografischen Entwicklung berichtet die brasilianische Regierung, dass in dem Land im Jahr 2030 im Vergleich zu heute ca. 35 Millionen mehr Familien leben werden und Bedarf an bis zu 8 Millionen neuen Wohnungen entstehen wird. Neben dem privaten Wohnungsbau sind in den nächsten Jahren auch immense Infrastrukturinvestitionen der öffentlichen Hand für den Bau von Stadien, Straßen und öffentlichen Gebäuden im Hinblick auf die Olympischen Spiele im Jahr 2016 und die Fußballweltmeisterschaft im Jahr 2014 geplant. Insgesamt belaufen sich die Investitionen auf ca. 30 Milliarden USD, hinzu kommen geschätzte Direktinvestitionen in Höhe von 50 Milliarden USD. Daneben hat NEUE MÄRKTE Neben den Veranstaltungen in den großen asiatischen Märkten China und Indien sind im kommenden Jahr auch verstärkt Aktivitäten in Ländern wie z. B. Indonesien, Südkorea oder Vietnam geplant. Indonesiens Wirtschaft hat sich sehr gut entwickelt und ist im Jahr 2010 um 6,1 % gewachsen (nach 4,6 % 2009 und 6,0 % 2008). Für das Jahr 2011 sind 6,4 % und für das Folgejahr 6,7 % prognostiziert. Auch die Investitionen haben 2010 um 8,5 % zugelegt und sollen um über 10 % in den nächsten zwei Jahren wachsen. Ein weiterer, wichtiger Aspekt ist Indonesiens Mitgliedschaft in der ASEAN Gemeinschaft, die das Land eng mit den anderen Mitgliedern verzahnt, während es daneben auch von den bilateralen Abkommen mit z. B. China oder Indien signifikant profitiert. Trotz der anhaltenden Rohstoffabhängigkeit des Landes (Kohle und Gas gehen nach China und Indien, das Palmöl in den Rest der Welt) gibt es Anzeichen für eine nachhaltige Entwicklung der Wirtschaft. Als Absatzmarktdestination überzeugen die 240 Millionen Konsumenten, die vielleicht nicht heute oder morgen, aber sicher übermorgen – mit steigendem Wohlstand eine Abnehmergruppe auch für deutsche Textil- und Bekleidungsprodukte bilden werden. Die deutsche Metro Gruppe zum Beispiel will im nächsten Jahr landesweit 20 Filialen eröffnen. Laut einem Bericht des ‚Economist’ soll die indonesische Mittelklasse mit einem jährlichen Haushaltseinkommen von über USD 3.000,00 von 1,6 Millionen Menschen im Jahr 2004 auf heute bereits 50 Millionen Menschen angewachsen sein. Diese Zahl Am 19. September 2011 fand ein bilaterales Treffen mit dem koreanischen Partnerverband, der „Korea Federation of Textile Industries- KOFOTI“ in Konstanz statt. Ziel der Gespräche war es, ein gemeinsames Beobachtungssystem für die Anfangsphase des Freihandelsabkommen abzustimmen, um den Unternehmen auf beiden Seiten mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und etwaigen Fehlentwicklungen frühzeitig begegnen zu können. Außerdem Hechan RO (KOFOTI), Heinz Horn (t+m) 25 Überblick Tarifpolitik die Brazilian National Development Bank (BNDES) zwischenzeitlich 563 Millionen USD für private Hotelprojekte bereitgestellt. Diese Investitionen bieten vornehmlich Absatzperspektiven für Technische Textilien und Heim- und Haustextilien. t+m steht in Verbindung mit den brasilianischen Verbänden und Regierungsstellen und erörtert die Durchführung einer Unternehmerreise im Frühjahr 2012. Nach dem Einbruch im Jahr 2009 zieht auch der russische Absatzmarkt wieder an. Alleine der Bekleidungsmarkt hat ein geschätztes Volumen von 35 Milliarden Euro und ist im Jahr 2010 um erstaunliche 57 % gewachsen. Russlands Absatzmarkt hat sich im Laufe der letzten drei Jahre stark verändert. Nahm der Markt in der Vergangenheit große Volumina schnell auf, müssen die Hersteller heute mehr Ressourcen investieren und enger mit ihren Partnern vor Ort zusammenarbeiten, um erfolgreich zu sein. Auch die Segmente haben sich mit dem veränderten Kaufverhalten des russischen Verbrauchers verschoben. So hat das höhere und mittlere Preissegment Marktanteile zugunsten der billigeren Preissegments verloren. Stabil zeigt sich die Nachfrage nach Luxusgütern. Insbesondere konnte jüngst die so genannte ‚Fast Fashion’ auf dem russischen Markt punkten. Mit einer schnellen Reaktionszeit und einer hohen Anzahl von Kollektionen pro Jahr trifft sie den Geschmack des russischen Konsumenten. Vom Wachstum gezeichnet ist auch der Markt für Technische Textilien. Auch hier ist der Motor für die steigende Nachfrage die Automobilindustrie: Von Januar bis Juli 2011 stieg der Verkauf von PKW sowie von leichten Nutzfahrzeugen in Russland um 50 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum an. Von den zehn meistverkauften Fahrzeugen werden heute neun in Russland produziert. Auch das Segment der Berufs- und Schutzbekleidung wächst stetig. Immer mehr westlich orientierte Dienstleistungsketten gehen auf den russischen Markt und benötigen hohe Volumen von z. B. ‚Corporate Wear’. Wenig 26 Bildungspolitik erfreuliche Gründe, wie zum Beispiel die verheerenden Waldbrände im Sommer 2010, haben das allgemeine Bewusstsein für Personensicherheit steigen lassen. Der Bedarf an Feuerschutzbekleidung hat seither immens zugelegt. Mit einer sich verbessernden Gesundheitsversorgung steigt auch der Bedarf an medizinischen Textilien und Vliesstoffen. Auch andere Bereiche wie z. B. textile Dienstleistungen haben ein großes Potenzial auf dem russischen Markt. Immer noch unterhalten viele Krankenhäuser und Hotels ihre eigene Beschaffung und Wäschereien. Der Trend sollte aber mittelfristig in Richtung textiler Dienstleistungen gehen. Der russische Markt der Heimtextilien entwickelt sich ebenso schnell. Immer mehr neue Geschäfte entstehen in Moskau, St. Petersburg, Ekaterinburg, Novosibirsk und in vielen anderen Regionen. Die Tendenz der letzten Jahre ist die Entwicklung des Fachhandels im Bereich Heimtextilien. Das bezieht sich sowohl auf die Monobrand-Geschäfte als auch auf viele Multilabel-Stores, die die besten und hochwertigsten Produkte aus Europa präsentieren: Bettwäsche, Frottierwaren, Plaids, Tischwäsche und vieles mehr. Sozialpolitik Die größten internationalen Retailer wie Stockmann oder Kika vergrößern dementsprechend ihre Verkaufsflächen in Russland. In Europa werden die ‚Incoming Missions’, insbesondere aus den mittelund osteuropäischen Ländern, immer wichtiger. Hier reisen ausländische Unternehmen nach Deutschland, um auf potenzielle Gesprächspartner zu treffen. Für die deutschen Unternehmen steht dabei das Beschaffungsgeschäft im Vordergrund und t+m unterstützt aktiv die Interessen der deutschen Unternehmen. Am 6. Mai 2011 etwa fand in Frankfurt am Main eine Informationsund Kontaktveranstaltung zu Serbien statt. Sven Eriskat (t+m)moderierte die halbtägige Konferenz, an der unter anderem der serbische Minister für Wirtschaft und regionale Entwicklung, Nebojša Ćirić, teilnahm. Am Nachmittag trafen die deutschen und serbischen Textil- und Bekleidungsunternehmen aufeinander, um Kooperationsgespräche zu führen. Weitere Incoming Missions mit Unternehmen aus Bulgarien und Rumänien sind in Planung. Kontaktbörse zwischen deutschen und serbischen Textil- und Bekleidungsunternehmen am 6.Mai 2011 in Frankfurt Internationale Märkte Die Bereitstellung von Informationen für die Mitglieder über die Märkte der Zukunft ist eine zentrale Aufgabe des Gesamtverbandes textil+mode. Hierzu gehören auch die OnlineLänderprofile. Diese bieten den Unternehmen einen detaillierten Einblick in die interessantesten Absatz- und Europapolitik Forschung Beschaffungsmärkte und vermitteln zudem Kontakte zu potenziellen Geschäftspartnern in dem jeweiligen Land. Aktuell umfasst das Portal die BRICStaaten (Brasilien, Russland, Indien und China) sowie ein Vielzahl anderer Länder in Europa, Afrika und Asien. Noch im Umwelt & Energie Jahr 2012 sollen die wichtigsten Märkte weltweit abgedeckt sein. Zugangsdaten können bei den Mitgliedsverbänden oder beim Gesamtverband textil+mode angefragt werden. www.textil-mode.de/laenderprofile Branchenprofil Strukturdaten . Ein- und Ausfuhrentwicklung Absatzmarkt . Beschaffungsmarkt Manpower & Arbeitsrecht . Geistiges Eigentum (IPR) Logistik . Zoll & Ein- und Ausfuhrvorschriften Messen & Ausstellungen . Events & Projekte News . Nützliche Dokumente . Kontaktdatenbank Erfahrungsberichte von Unternehmen Allgemeine Daten Bevölkerung . Regierung Zentren und Metropolen Wirtschaft 27 Überblick Tarifpolitik Bildungspolitik Sozialpolitik ATextiler U SAußenhandel SEN zwischen Rohstoffkrise und Wirtschaftsaufschwung Felix Ebner Globaler Wettbewerb um textile Rohstoffe Unter den positiven Vorzeichen einer breiten konjunkturellen Erholung der Weltwirtschaft zeichnete sich auch für die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie zu Beginn des Jahres ein spürbarer Aufschwung ab. Zeitgleich im ersten Quartal 2011 erreichte allerdings auch die Rohstoffkrise ihren kritischen Höhepunkt. Eine beispiellose Preisentwicklung konnte insbesondere beim wichtigen Basisrohstoff Baumwolle beobachtet werden, nachdem die weltweiten Marktpreise für Baumwollfasern mit über 220 US-Cent pro Pfund ein historisches Allzeithoch erreicht hatten. Das entspricht einer Preissteigerung von über 150 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 2008 vor der Wirtschaftskrise. Eine allgemeine preisliche Entspannung 28 auf den globalen Beschaffungsmärkten ließ sich seit dem zweiten und dritten Quartal 2011 verzeichnen. Besonders die Baumwollpreise, die im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit standen, konnten dabei einen Grund für verhaltenen Optimismus im Kontext der bisherigen Rohstoffrallye geben. Schließlich waren die enormen Knappheiten und die Preisexplosion im zweiten Halbjahr 2010 ursprünglich Folge eines sprunghaften Nachfrageanstiegs, vor allem in Asien, mit dem das Angebot auch der größten Lieferländer nicht Schritt halten konnte. Zwischenzeitliche Exportbeschränkungen in Indien und Pakistan verschärften diese Situation zusätzlich. Sie waren dabei ebenso preistreibende Begleiterscheinungen, wie relativ kurzfristig ausgelegte Spekulationsgeschäfte an den Rohstoffbörsen, nachdem der Rohstoff Baumwolle neben einer Vielzahl anderer Agrargüter - als renditeträchtige Vermögensanlage entdeckt worden war. Angebot und Nachfrage haben sich jedoch spätestens Mitte 2011 wieder auf ein verhältnismäßig ausgewogenes Maß eingependelt und die Baumwollpreise unter 120 USCent pro Pfund gedrückt, wodurch auch die Anreize für Preisspekulationen spürbar gesunken sind. Allerdings hinterlassen die Erfahrungen einen bleibenden Eindruck. Eine vergleichbare, jedoch weniger deutliche Preisentspannung entwickelte sich auch auf dem Sektor der Chemiefasern, die sich ähnlich wie die meisten Naturfasern, im vergangenen Jahr signifikant verteuert hatten. Allerdings sind die Ursachen und Risiken im Chemiefaserbereich teilweise anders gelagert. Neben einem weltweit steigenden industriellen Bedarf nach künstlichen und synthetischen Fasern, trägt auch die Verteuerung deren Vorprodukte zu steigenden Produktionskosten bei. Letzteres kann jedoch nicht allein auf zeitweilig gestiegene Erdölpreise zurückgeführt werden. Vielmehr sind die Kapazitäten der Chemieindustrie allgemein nach der Wirtschaftskrise bisher nur eingeschränkt erweitert worden, wodurch generelle Knappheiten mit entsprechenden Preiseffekten bei chemischen Vorprodukten entstehen. Ingesamt gesehen lassen diese Indikatoren auch mittelfristig keine signifikante Besserung der Situation erwarten und deuten vielmehr auf eine allgemeine Stabilisierung der Chemiefaserpreise auf vergleichsweise hohem Niveau hin. FREI HAN Gegenüber diesem reinen Kostenaspekt stellt aus Sicht der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie auch die zunehmende Beschaffungs- und Importabhängigkeit von Chemiefasern eine bedenkliche Entwicklung dar. Die fortschreitende Konzentration der europäischen Chemiefaserbasis äußert Internationale Märkte sich für Verwender in der Textilindustrie in einer mangelnden Verfügbarkeit bestimmter Fasertypen und -qualitäten bzw. in zunehmenden Lieferunsicherheiten. Mit einem Anteil von weit über 60 % dominiert mittlerweile Asien die weltweite Chemiefaserproduktion. Die allgemeine Unterversorgung in der EU mit wichtigen Standardfasern betrifft dabei nicht nur die Versorgungssicherheit der europäischen Textilindustrie. Sie hat vielmehr auch unter zoll- und handelsrechtlichen Gesichtspunkten nachteilige Auswirkungen, indem unter anderem die Ursprungskriterien in den Präferenzverkehren der EU nicht mehr erfüllt werden können oder im Falle von Antidumpingmaßnahmen der EU gegen bestimmte importierte Chemiefasern nicht alternativ auf ein ausreichendes europäisches Angebot zu wettbewerbsfähigen Bedingungen zurückgegriffen werden kann. Europapolitik Forschung Herstellern und Verwendern von Chemiefasern sowie einer Einstimmigkeit in den wesentlichen Fragen einer zukunftsorientierten Industrie-, Forschungs- und Handelspolitik. Als gegenseitig abhängige Glieder ein und derselben Kette ist dies unabdingbar. Umwelt & Energie temen der EU prinzipiell untersagt ist. Gezahlte Einfuhrzölle auf Vormaterialen, die in Erzeugnissen verwendet werden, welche für den Export in die andere Vertragspartei bestimmt sind, können dadurch nun nachträglich zurückerstattet werden. Auch sieht das Abkommen für einen begrenzten Warenkreis eine besondere Ausnahmeregelung in Form von „Ursprungsquoten“ vor. Abweichend vom üblichen Zweistufigkeitsprinzip können südkoreanische Exportwaren dabei den „Präferenzursprung Südkorea“ durch einen einzigen Herstellungsprozess (Einstufigkeitsprinzip) erlangen und somit zollfrei in die EU eingeführt werden, jedoch nur im Rahmen jährlich zulässiger Freimengen. Ein Novum stellt auch der erstmalige Verzicht auf formale Warenverkehrsbescheinigungen in einem Freihandelsabkommen dar, indem die Exporteure des Ausfuhrlandes den Ursprung lediglich nur noch auf ihren Handelspapieren erklären müssen. Zwar stellt dies eine formelle Vereinfachung für die Wirtschaftsbeteiligten dar, jedoch sinkt damit auch die Rechtssicherheit für die deutschen Ein- und Ausführer im Hinblick auf die Richtigkeit verwendeter Ursprungsnachweise. URSPRUNG Wesentliche Grundprobleme für die produzierende Industrie sind somit trotz sinkender Rohstoffpreise langfristig nicht gelöst. Die Rohstoffsicherheit hat umso mehr strategische Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Textil- und Bekleidungsunternehmen, weshalb sie ein zentrales handels- und industriepolitisches Thema für den Gesamtverband textil+mode und seine Mitgliedsverbände ist. Einen Königsweg für eine kurzfristige Lösung der Preiseffekte auf den globalen Beschaffungsmärkten bzw. der Beschaffungsengpässe gibt es allerdings nicht. Handelspolitisch kann den globalen Entwicklungen, wie jüngst im Falle der Baumwollfasern, nur durch nachhaltig ausgelegte Maßnahmen entgegengewirkt werden, indem die europäische Handelspolitik stärker auf den steigenden Rohstoff- und Vormaterialbedarf ausgerichtet und Exportrestriktionen sowie künstliche Rohstoffverknappung verhindert werden. Für eine dauerhafte Stärkung der europäischen Chemiefaserbasis, an der die deutsche Textil- und Modeindustrie ein existenzielles Interesse hat, bedarf es zudem einer engen Kooperation zwischen Bilaterales Freihandelsabkommen EU-Südkorea Nach mehrjähriger Verhandlung hat die EU am 15. Oktober 2009 mit Südkorea und damit erstmals mit einem asiatischen Land ein bilaterales Freihandelsabkommen geschlossen. Mit dessen in Kraft treten am 1. Juli 2011 wurden die Einfuhrzölle im textilen Warenverkehr zwischen beiden Vertragsparteien fast vollständig beseitigt. Für die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie haben sich dadurch nicht nur bessere Absatzmöglichkeiten in allen textilen Segmenten auf dem südkoreanischen Markt ergeben, sondern auch ein kostengünstigerer Zugang zu wichtigen Vormaterialien auf der Beschaffungsseite. DEL Dem Freihandelsabkommen waren intensive Debatten in der EU hinsichtlich bestimmter Ausnahmeregelungen vorausgegangen. So war insbesondere die Lockerung der sogenannten Zollrückvergütungsverbotes (engl. prohibition of duty drawback) insbesondere seitens der europäischen Automobil- und der Textilindustrie Gegenstand der Kritik, das bisher in allen anderen Präferenzsys- Trotz dieser technischen und formalen Kritikpunkte dürfte sich die Liberalisierung des Handels im Textil- und Bekleidungssektor zwischen der EU und Südkorea insgesamt positiv auswirken, weshalb die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie das Freihandelabkommen begrüßt. Reform der Pan-Euro-Med Ursprungsregeln Die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie ist angesichts ihrer grenzüberschreitenden Wertschöpfungsketten einer der größten Nutzer von Zollvergünstigungen im Rahmen der zahlreichen präferenziellen Warenverkehre der EU – sowohl auf Beschaffungsseite, als auch im Export. Dies gilt in besonderem Maße für die sogenannte Pan-Euro- 29 Überblick Tarifpolitik Med-Zone, deren Grundlage ein Netzwerk bilateraler Präferenzabkommen zwischen der EU, den Mitgliedstaaten der EFTA, der Türkei sowie den MEDStaaten des Mittelmeerraumes ist. Die Möglichkeit „Präferenzursprung“ für das eigene Erzeugnis gegenüber dem Kunden erklären zu können, hat sich bekanntlich zu einem gewichtigen Verkaufsargument für alle Hersteller in der textilen Kette entwickelt. Allerdings sehen sich deutsche Hersteller mittlerweile zunehmenden Schwierigkeiten ausgesetzt, den benötigten Ursprung zu generieren. Die Ursache liegt in den überholten Ursprungskriterien des heutigen Pan-Euro-Med-Präferenzsystems, d. h. den Ver- und Bearbeitungsregeln (Listenregeln), die seit mehreren Jahrzehnten unverändert zum Tragen kommen und damit den Marktgegebenheiten nicht mehr entsprechen. Angesichts teilweise stark veränderter Produktionsstrukturen in Europa und der fortschreitenden Entwicklung neuartiger Herstellungstechnologien und Produkte, sehen sich alle deutschen Hersteller dem Problem ausgesetzt - trotz hoher Wertschöpfung am Standort - keinen Präferenzursprung für ihre Erzeugnisse erhalten zu können. Das betrifft auch wichtige Wachstumssektoren der Industrie wie den hochgradig innovativen Veredelungs- und Ausrüstungsbereich bzw. Technische Textilien. In diesem Kontext hat die EU zusammen mit den Vertragsparteien der Pan-Euro-Med- Bildungspolitik Präferenzabkommen im Oktober 2009 einen Revisionsprozess angestoßen, um die Ursprungsregeln zu modernisieren und das Präferenzsystem weitgehend zu harmonisieren. Auch die Staaten des Westbalkans, die bisher nur in bilateralen Abkommen an die EU bzw. die Türkei gebunden sind, sollen hierbei in das System vollständig integriert werden. Sozialpolitik Bekleidungsindustrie grundverschieden. Der Gesamtverband textil+mode und eine Reihe liberaler europäischer Textil- und Bekleidungsverbände haben sich in diesem Zusammenhang zu einer Interessengruppe zusammengeschlossen Mit dem Übereinkommen über die Regionale Konvention im Sommer 2011 wurde die zukünftige allgemeine Rechtsgrundlage geschaffen und ein erster wesentlicher Schritt in den Reformverhandlungen getan. Die entscheidenden Reformkonsultationen zwischen den Vertragsparteien über die Listenregeln werden dagegen erst im Herbst 2011 aufgenommen. Aus Sicht von t+m sind möglichst einfache und flexible Regeln unter Berücksichtigung moderner Herstellungsprozesse und der heutigen Markt- und Produktionsstrukturen unabdingbar, damit Produktion am Standort honoriert wird und die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie ihre Wettbewerbsstärke auch in Zukunft voll ausspielen kann. Schließlich ist die Art und Weise, in der ein Produkt hergestellt wird, im Zeitablauf häufig Änderungen unterworfen. Entscheidende Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit ist ein modernes präferenzielles Ursprungsregelwerk, welches sich nicht an protektionistischen Motiven orientiert, sondern export- und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen für die deutsche und europäische Textil- und Bekleidungsindustrie schafft. und ihre Zielssetzungen aktiv in den Reformprozess innerhalb des europäischen Dachverbandes Euratex sowie gegenüber der EU-Kommission eingebracht. Im Kontext der heterogenen Interessenlage konnten die Ergebnisse des Meinungsfindungsprozesses innerhalb der europäischen Textil- und Bekleidungsindustrie bisher keine adäquate Antwort auf die heutigen Probleme und zukünftigen Herausforderungen der deutschen Textil- und Modeindustrie geben, weshalb der Gesamtverband textil+mode sich weiterhin gegen die letztendliche Position des europäischen Dachverbandes Euratex ausgesprochen hat und für ein alternatives und flexibleres Konzept einsetzt. PAN EURO MED 30 Trotz des offenkundigen Modernisierungsbedarfs im Hinblick auf die textilen Listenregeln sind die Auffassungen über deren Ausgestaltung innerhalb der europäischen Textil- und Internationale Märkte Europapolitik Forschung Umwelt & Energie NEU IM NETZ Wegweiser Zoll Felix Ebner Im komplizierten Geflecht der Zollvorschriften den Überblick zu behalten ist nicht einfach. Schnelle und kompetente Unterstützung bietet der Wegweiser Zoll. Mit diesem Online-Tool liefert der Gesamtverband textil+mode seinen Mitgliedsverbänden und deren Unternehmen eine praxisnahe Orientierungshilfe, die einen schnellen Überblick über die zentralen Säulen des deutschen und europäischen Zollrechts liefert. Sie finden den Wegweiser Zoll im Mitgliederbereich unter www.textil-mode.de 31 Überblick Tarifpolitik Bildungspolitik Sozialpolitik RDer u s s l a n d Markt vor unserer Haustür Mit der High-Tex from Germany nach Moskau Claudia Saam Russland ist nach Indien und China der größte Wachstumsmarkt mit einer Bevölkerung von 140 Millionen Menschen. Sie stellen ein großes Potenzial an Konsumenten dar. Nach den erfolgreichen Sonderschauen in Atlanta, Beijing und Mumbai findet die kommende „High-Tex from Germany“ in Moskau statt. Deutschland ist weltweit führender Hersteller von intelligenten Textilien. Diese herausgehobene Position soll mit einem kraftvollen Auftritt in Moskau betont werden. Die Sonderschau findet vom 12.-14. März 2012 in Moskau im Expocentre Krasnaya Presnaya im Rahmen der Techtextil Russia statt. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) veranstaltet die Sonderschau in Zusammenarbeit mit dem Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft e. V. (AUMA) und unterstützt vom Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie e.V. (t+m). Der russische Markt ist außerordentlich attraktiv. Die Nachfrage nach Technischen Textilien wächst dort jährlich um 30 – 40 %. Überall sind hochleistungsfähige textile Lösungen gefragt, wie im Straßenbau, Wasseraufbereitungsanlagen, Häuserbau, medizinische Versorgung, Schutzbekleidung und auch Energieeffizienz. Hinzu kommen steigende Investitionen europäischer 32 und russischer Automobilhersteller mit Produktionsstätten in Russland. Der russische Automarkt ist der wachstumsstärkste in Europa. 2 Millionen PKW werden pro Jahr produziert. Angestrebt sind 3 Millionen. Laut einer Studie des German Centre in Moskau sind bereits mehr als 4.600 deutsche Unternehmen in Russland tätig. Deutschland belegt mit 28 Milliarden Dollar den fünften Platz der Investorenländer nach China und vor Großbritannien. Auch die Luftfahrtindustrie gewinnt an Fahrt. Für Unternehmen aus dem technischen Textilsektor, die im russischen Markt Fuß fassen wollen, bietet die Teilnahme an der HighTex wieder einen optimalen Eintritt in den lukrativen russischen Markt. „Made in Germany“ zählt in Russland viel. Die Kombination „Zukunftsmarkt Russland“ und „Produkte mit Zukunft“ kann wirtschaftlich nur erfolgreich sein. Diese Chance müssen wir nutzen. Der Die Organisatoren AUMA, BMWi, Bafa, t+m Internationale Märkte Russland-Experte Alexander Rahr hebt hervor: „Während sich andere Industrieländer hoch verschuldeten, verfügte Russlands Regierung über das notwendige Kapital, um die eigene Wirtschaft zu modernisieren. 80 Milliarden Dollar sind für die erste Phase veranschlagt - im Energiesektor, in der Automobilindustrie, bei der Pharmaindustrie und für die sportlichen Großereignisse. Im Staatshaushalt 2011 stiegen neben den Renten, die um 10 % angehoben worden sind, die Gehälter von Armee und Miliz um 6,5 %. Besonders erhöht wurden die Löhne von Ärzten und Lehrern.“ Firmenpräsentation Auch Bundeswirtschaftsminister Rösler betont, dass sich Unternehmen aus dem Technischen Textilsektor, die im russischen Markt Fuß fassen wollen, über die Teilnahme an der „High-Tex from Germany“ eine hervorragende Präsentationsplattform bietet: „Der Bedarf an Technischen Textilien in Russland wächst stetig. Deutsche Hersteller Technischer Textilien profitieren von der Tatsache, dass russische Produzenten diesen steigenden Bedarf nicht abdecken können. Schon heute sind deutsche Unternehmen Russlands wichtigste Zulieferer von Technischen Textilien“. Die „High-Tex from Germany 2012“ ist wieder die einzige Sonderveranstaltung des BMWi und das Highlight des Auslandsmesseprogramms 2012. Sie wird daher politisch hochrangig begleitet. Angestrebt ist eine Teilnehmerzahl von mindestens 50 Ausstellern auf dem deutschen Pavillon. Von den Gemeinschaftsständen anderer Länder auf der parallel stattfindenden Techtextil Rossija wird sich die „High-Tex from Germany“ deutlich abheben. Matchmaking In dem ebenfalls vom BMWi geförderten Matchmaking werden Ihnen maßgeschneiderte Kontakte auf der „High-Tex from Germany“ vom Geschäftsführer des Verbändebüros RETA (Russia-Euro- Europapolitik Forschung pe Textile Alliance) in Moskau, zugeführt. Das ermöglicht, den Auftritt in Russland noch effektiver zu gestalten. Igor Salomakhin, Geschäftsführer des Verbändebüros RETA, spricht fließend Deutsch und ist ein ausgewiesener Kenner des russischen Marktes und der Textilindustrie. Die Gesprächstermine mit potenziellen Partnern werden arrangiert und finden wahlweise in den Besprechungsräumen der VIP-Lounge oder am Stand statt. Forschung Auch in Forschung und Technologie sucht Russland den Schulterschluss mit Deutschland. Das BMWi stellt deshalb die textile Forschung Deutschlands mit einem Wissenschaftssymposium und der Präsentation auf der „Forschungsinsel“ auf der „High-Tex from Germany“ besonders hervor, um auch den Wissenschaftsstandort Deutschland in Russland zu präsentieren. Bundeswirtschaftsminister Rösler betont, dass „Made in Germany“ seit langem für Qualität und Wertigkeit deutscher Produkte sowie für die Innovationskraft und den Fortschritt unserer Wirtschaft steht. Die Messe „High-Tex from Germany“ greift diese Attribute auf Umwelt & Energie und baut ihre Bedeutung international für den technischen Textilsektor weiter aus. Der deutschen Textilindustrie und den angegliederten Technologiebranchen bietet sich so eine hervorragende Plattform, um sich zu präsentieren.“ Leistungen Die reduzierten Beteiligungsbeiträge für Ausstellung und Matchmaking, sowie alle anderen Leistungen für die Aussteller auf der „High-Tex from Germany“ sind nur möglich, weil das BMWi seine Veranstaltung großzügig fördert. Die Vorteile als Aussteller der „High-Tex from Germany“ sind neben einem reduzierten Beteiligungsbeitrag und einem schlüsselfertigen Stand, ein maßgeschneidertes Matchmaking, ein fundiertes Vorbereitungsseminar, eine Studie zum Absatzmarkt Russland und ein Vorbereitungsgespräch vor Ort mit dem Vertreter der „Germany Trade and Invest – gtai“, hohe Medienbegleitung in Deutschland und Russland, sowie hochrangige politische Flankierung. Abgerundet wird die Veranstaltung mit einem attraktiven Rahmenprogramm und einem Botschaftsempfang am 12. März 2012 zu dem Aussteller auch ihre Kunden einladen können. In der Infolounge der „High-Tex from Germany“ stehen Besprechungsraum, Büro, Catering, ein deutsches Restaurant und russischsprachige Messebetreuer zu Ihrer Verfügung. Der exzellente Standbau wird die Präsentation hervorheben. Buchtipp: Alexander Rahr, „Der kalte Freund - Warum wir Russland brauchen: Die Insider-Analyse“, Hanser Verlag 33 Überblick Tarifpolitik Bildungspolitik Sozialpolitik Brüssel Förderschwerpunkt Mittelstand Yvonne Hendrych Small Business Act 2008 verabschiedeten die europäischen Staats- und Regierungschefs den „Small Business Act“, ein Maßnahmenpaket zur Förderung des Mittelstands in Europa. Die vorgeschlagenen Initiativen sollten u. a. den bürokratischen Aufwand für KMU verringern, für einen besseren Zugang zu Finanzierungsquellen sorgen und den Zugang zu neuen Märkten erleichtern. Drei Jahre später, im Frühjahr 2011, zog die EU Bilanz ihrer bisherigen Bemühungen. Mit dem Ergebnis: Es muss noch viel getan werden, um den Mittelstand stark, wettbewerbsfähig und innovativ zu erhalten. Der Gesamtverband textil+mode unterstützt den politischen Ansatz „Vorfahrt für den Mittelstand“ bedingungslos, stellt sich dabei aber auch die Frage: Was ist eigentlich Mittelstand? Die Europäische Kommission hat sich 2005 auf eine KMU-Definition festgelegt, die Grundlage für jede KMU-bezogene Förderung auf europäischer und auch überwiegend auf mitgliedstaatlicher Ebene ist. Klein- und mittelständische Unternehmen sind demnach Unternehmen, die nicht mehr als 250 Angestellte beschäftigen und die entweder einen Jahresumsatz von höchstens 50 Mio. € erreichen oder deren Bilanzsumme sich höchstens auf 43 Mio. € beläuft. Aus Sicht des Gesamtverbandes textil+mode ist dies jedoch zu restriktiv, 34 da viele Unternehmen diese Definition nicht erfüllen, jedoch stark mittelständisch geprägt sind. Solche Unternehmen sind von der klassischen KMU-Förderung ausgeschlossen und konkurrieren mit Großunternehmen um sonstige Förderund Finanzierungshilfen. Gemeinsame Initiative für den Mittelstand Aus diesem Grund haben im Frühjahr 2011 einige t+m-Mitgliedsverbände, ZiTex sowie der Gesamtverband textil+mode eine gemeinsame Initiative gestartet, um einem breiteren Mittelstand erleichterten Zugang zu Finanz- und Fördermitteln zu ermöglichen. Ziel dieser Initiative ist es, den nationalen und europäischen Gesetzgeber darauf aufmerksam zu machen, dass viele Unternehmen, die die strengen KMU-Grenzwerte der EU-Kommission nicht (mehr) erfüllen, dennoch stark mittelständisch geprägt sind und aus diesem Grund ebenso Berücksichtigung bei der Mittelstandsförderung finden sollten. Konkret soll neben der klassischen KMU Förderung noch ein weiterer Förderschwerpunkt „Mittelstand“ eingeführt werden, der sich an Unternehmen mit einer Größe bis zu 1.000 Mitarbeitern richtet. Auf Brüsseler Ebene hat das Europabüro des Gesamtverbandes textil+mode dieses Thema bei den verschiedenen EUInstitutionen eingespielt. Im März 2011 brachte der Gesamtverband textil+mode die Thematik in den Initiativbericht „Industriepolitik im Zeitalter der Globalisierung“ des EU-Parlaments in Zusammenarbeit mit dem Europaabgeordneten Herbert Reul ein. Im Juni 2011 reichte t+m die Thematik als Parlamentarische Anfrage bei der EU-Kommission ein. Dies geschah in Zusammenarbeit mit dem Europaabgeordneten Jürgen Creutzmann. Die EU Kommission, Generaldirektion Industrie und Unternehmen, kam der Aufforderung nach und nahm Ende August Stellung. Die Aktivitäten auf europäischer Ebene, die auch von anderen Industriebranchen wie der Pharmaindustrie unterstützt und befürwortet werden, tragen Früchte. Die EU-Kommission hat nun bekanntgegeben, dass sie Anfang 2012 eine öffentliche Konsultation starten wird. Es soll überprüft werden, ob die bisherige KMUDefinition noch in ausreichendem Maße die Belange des Mittelstands in Europa berücksichtigt. Der Gesamtverband textil+mode wird sich auf europäischer und nationaler Ebene intensiv dafür einsetzen, dass die EU- Kommission bei Ihrer Konsultation die oben aufgeworfenen Defizite bei der KMU-Förderung aufgreift und Lösungsvorschläge erarbeitet. Internationale Märkte Europapolitik Forschung Umwelt & Energie Par lamentarischer Abend in Straßburg September 2011 Yvonne Hendrych Am 28. September veranstaltete der Gesamtverband textil+mode seinen alljährlichen Parlamentarischen Abend in Straßburg mit dem Ziel, den Dialog zwischen Europaabgeordneten, Unternehmern und Verbandsvertretern zu aktuellen Themen der Branche zu fördern. Zentrales Thema war dieses Jahr die Präsentation der Studie der Deutsche Bank Research zum Thema „Textil- und Bekleidungsindustrie – Innovationen und Internationalisierung als Erfolgsfaktor“. Die Studie bestätigt den Trend der Internationalisierung der Branche sowie das Potenzial neuer Absatzmärkte durch aufstrebende Volkswirtschaften in Asien und Lateinamerika. Insbesondere das Segment der innovativen Technischen Textilien wird auch künftig seine Marktposition behaupten und weiter ausbauen können. Wichtig für den Erfolg der Branche sind jedoch hierfür die weitere Liberalisierung des Welthandels, wettbewerbsfähige Energiepreise und die Gewinnung qualifizierten Nachwuchs- und Führungskräfte. In einer anschließenden Diskussionsrunde wurde mit den Vertretern des Europäischen Parlaments über diese Forderungen diskutiert, insbesondere die Forderung eines fairen und freien Handels. Unternehmensvertreter lieferten praktische Beispiele, in welchen Bereichen hier noch große Defizite bestehen und wie der europäische Gesetzgeber hier die Belange der Industrie unterstützen könnte. Mit dem Abgeordneten Dieter-Lebrecht Koch, Mitglied des Verkehrsausschusses im EU-Parlament, wurde über das Thema Textilien und Mobilität, insbesondere Elektromobilität diskutiert. Da die Berichterstatterin der Biozidverordnung, Christa Klaß, anwesend war, konnte auch dieses Thema vertieft werden. Anliegen des Gesamtverbandes textil+mode ist es, in der neuen EUVerordnung eine klare Rechtslage für die Verwendung von Biozidprodukten in der Textil- und Bekleidungsindustrie zu schaffen. Bislang bewegen sich hier viele Unternehmen in einer juristischen Grauzone, wenn Biozide eingesetzt werden, um die die Ansiedlung von Mikroorganismen auf der Oberfläche der Textilien zu hemmen. Insgesamt 24 Gäste, darunter 10 Vertreter des EU-Parlaments, nahmen an der Veranstaltung teil. Der Gesamtverband textil+mode wird die angesprochenen Themen in Einzelgesprächen mit weiteren Europaabgeordneten vertiefen. 35 Überblick Tarifpolitik Bildungspolitik Sozialpolitik HAPPY BIRTHDAY Textilforschung! 60 Jahre Kontinuität in Innovationsförderung Aufgaben und Ziele Dr. Klaus Jansen 36 Internationale Märkte Die Gründung einer Abteilung für die strategische Forschungsentwicklung und Innovationsförderung im Gesamtverband textil+mode liegt 2011 sechs Jahrzehnte zurück. Kurz nach dem Krieg schien es fast unmöglich, der Textil- und Bekleidungsbranche neue Perspektiven zu geben. Glücklicherweise entschieden sich die Verantwortlichen für den zwar arbeitsreichen, aber nachhaltigen Weg der Innovationsförderung. Gesteuert wurde und wird diese Aufgabe durch das am 12. Dezember 1951 gegründete Forschungskuratorium Gesamttextil, ausgegründet am 16. September 1998 als gemeinnütziges Forschungskuratorium Textil e. V. (FKT). Europapolitik Forschung aus der Partnerschaft zwischen Politik, Wirtschaft und Forschung. Aktuelle Entwicklung der Forschungsförderung 2010 war für das FKT ein Jahr der Erneuerung. „Die Stärken stärken und die Schwächen beseitigen.“ Die kritische Betrachtung unseres Leistungsspektrums zeigte Defizite in der Auswahl und Realisierung von Projektideen. Intransparenz und zeitliche Verzögerungen waren die Folge. Eine umfassende Analyse hat zu mehreren Verbesserungen geführt. Neben einem beschleunigten Ablauf orientiert sich die Auswahl nun stärker an der Qualität der Projektideen und passt sich damit dem Wettbewerbssystem des BMWi an, die besten Projektvorschläge zu fördern und so den Nutzen für die Wirtschaft zu maximieren: FKT Forschungskuratorium Textil e. V. (FKT) Das FKT ist der Zusammenschluss der Fach- und Landesverbände der Textil- und Bekleidungsbranche sowie der Verbände vor- und nachgelagerter Produktionsstufen wie der Chemiefaser-, Textilmaschinen-, Textilhilfsmittel-, Farbstoffindustrie und der Textildienstleistungsbranche. Es unterstützt die klein- und mittelständischen Unternehmen, ihr Strukturdefizit fehlender interner Forschungskapazitäten auszugleichen. „Schwächen können in einer starken Gemeinschaft ausgeglichen werden.“ Diese Einsicht führte wenige Jahre später 1954 zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto-von-Guericke“ e. V. (AiF). Dieses industriegetragene Netzwerk ermöglicht es Unternehmen und unabhängigen Forschungseinrichtungen im Rahmen vorwettbewerblicher Projekte zu forschen und so zur Weiterentwicklung der Textilforschung insgesamt beizutragen. In Partnerschaft mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) stellt das Förderprogramm der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) für die gesamte deutsche Industrie eine unentbehrliche Strukturhilfe dar, die die Innovationskraft unserer Branche maßgeblich gestärkt hat. Die Weltmarktführerschaft in Technischen Textilien ist eine beachtliche Erfolgsbilanz – Die Beantragung von neuen Forschungsvorhaben erfolgt nun über das gesamte Jahr. Arbeitsspitzen, wie vormals zu Jahresbeginn, verteilen sich gleichmäßig auf einen längeren Zeitraum. Die Institute bekommen Gelegenheit, ihre Ausarbeitungen zeitlich zu entzerren und damit gründlicher vorzubewerten. Forscher und Industrieexperten können sich stärker auf die Qualität der Anträge konzentrieren. Die Vorbereitung der Projekte verkürzt sich. – Die Entscheidungsbefugnisse der Industrie in den wissenschaftlichen Beiräten der Forschungsstellen werden gestärkt. Dort identifizierte und positiv bewertete Ideen reichen die Institute beim FKT ein. – Eine Bewertung einseitiger Projektskizzen im Beirat des FKT entfällt. Erfahrungsgemäß waren die Informationen zu lückenhaft, um den wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Nutzen für KMU abzuschätzen. Die für diesen Bewertungsrundlauf beanspruchte Zeit wird nun eingespart. – Der Industriebeirat des FKT ist nun in vier Fachgremien unterteilt und um fehlende Kompetenzen ergänzt. Jedes Gremium betreut ein definiertes Themenspektrum und ist durch ausgewiesene Industrieexperten des jeweiligen Umwelt & Energie Fachgebiets besetzt. Alle Forschungsvorhaben werden durch mindestens drei Experten anhand einer achtseitigen Projektfassung wirtschaftlich wie wissenschaftlich auf ihren Nutzen für KMU untersucht. Lücken oder Fehler können so vor Einreichung bei der AiF beseitigt werden. Zweifelhafte Vorhaben lehnen die Fachgremienexperten ab. Ein qualitätsorientierter Wettbewerb steuert die Beantragungsmöglichkeiten der Forschungsstellen. Auf Grundlage der AiF-Begutachtungsergebnisse erhalten Institute mit sehr guten Resultaten Zugang zu höheren Beantragungsvolumina. Das FKT orientiert sich damit am Leistungswettbewerb des BMWi, nur die besten Ideen zu fördern. Alle Forschungsvorhaben müssen bis zu einer tatsächlichen finanziellen Förderung durch den Bund einen vierstufigen StageGate-Prozess passieren: 1. Wissenschaftlicher Beirat der Forschungsstelle 2. Fachgremium im FKT 3. Begutachtung bei der AiF 4. Auswahlverfahren im BMWi Die ersten beiden Stufen filtern in einem brancheninternen Wettbewerb nach fachlichen Kriterien die besten Projekte heraus. Diese Gewinner stellen sich in der dritten und vierten Auswahlstufe einem branchenübergreifenden Ranking um die öffentlichen Fördermittel, bis sie tatsächlich zu einer Bewilligung kommen. Auf diese Weise werden höchste Objektivität und Gerechtigkeit über alle Branchen hinweg gewährleistet. Textilforschung Erfreulich hat sich die Wirtschaft in den letzten zwölf Monaten entwickelt. Unternehmen des Maschinenbaus, der Hilfsmittelindustrie und Produzenten Technischer Textilien signalisieren wachsende Umsätze. Aktuell erfolgreiche Firmen nutzten die zurückliegende Krisenzeit. Nicht Stel- 37 Überblick Tarifpolitik lenabbau und drastische Sparmaßnahmen, sondern gezielte Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter und Investitionen in die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen tragen nun Früchte. Innovative Unternehmen können heute die Wünsche hrer Kunden mit Produkten befriedigen, die besser und zukunftsfähiger sind. Technische Textilien gelten als Wachstumstreiber, wie eine jüngst erschienene Studie der Deutsche Bank Research (Thema 519: Textil-/Bekleidungsindustrie, 6. Juli 2011) bestätigt. „Innovation ohne Ziel ist nutzlos – Innovation ohne Strategie ist ziellos.“ Kein erfolgsorientiertes Unternehmen wird daher ziel- und strategielos handeln. Die vor einigen Jahren festgelegten Leitlinien für die Textilforschung (Gesundheit, Mobilität, Sicherheit, Kommunikation, Emotionalität) waren auf das Jahr 2015 ausgerichtet. Rückblickend stellen wir fest, dass sie uns geholfen haben, Technologieund Wissenslücken gezielt zu schließen. Aktuell arbeiten Experten des FKT an neuen Leitlinie für die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten unseres Netzwerks. Das bisherige Strategiepapier „Textilforschung in Deutschland – Perspektiven 2015“ dient als Grundlage für einen weiten Schritt in die Zukunft. Wie sieht unser Umfeld in 40 Jahren aus? Welche Trends und Entwicklungen werden uns beeinflussen? Retropolativ springen wir von dieser Zukunft zurück ins Jahr 2025 und identifizieren Herausforderungen, zu deren Lösung faserbasierte Werkstoffe einen Beitrag leisten können. Die etablierten Themen Gesundheit, Mobilität, Sicherheit, Kommunikation und Emotionalität werden zweifellos Bestand haben und durch Schwerpunkte ergänzt, die uns auch 2025 zu einer erfolgreichen Branche wachsen lassen. Nicht nachlassen dürfen wir in unseren Bemühungen, auf europäischer und nationaler Ebene die Rahmenbedingungen für Forschung und Entwicklung zu verbessern. 12 Mrd € sollen in dieser Legislatur- 38 Bildungspolitik periode zusätzlich in die Bereiche Bildung, Forschung und Innovation fließen. Trotzdem bleiben wir von dem europaweit definierten Ziel, bis zum Jahr 2010 3 % des Bruttoinlandsprodukts in Forschung und Entwicklung zu investieren, ein gutes Stück entfernt. Erhebungen des Stifterverbands zeigen für 2009 Investitionen in Höhe von 2,77 % des BIP. Im vergangenen Jahr hat das BMWi begonnen, die Fördermittel im Programm der IGF nach einem Wettbewerb zu vergeben. Erfolgreich sind insbesondere Vorhaben mit einem klaren wirtschaftlichen Nutzen für KMU gepaart mit deutlichem Innovationspotenzial. Nach Einführung des Wettbewerbs ist die Zahl von Projektanträgen aller Industrien erkennbar gestiegen, was zu einer Mittelknappheit in dem Programm des Bundes geführt hat. Erfreulicherweise stockt das BMWi 2011 sein Förderbudget für die IGF auf 135,1 Fernbedienungskissen Sozialpolitik Mio € auf und folgt damit dem Bedarf, mehr vorwettbewerbliche, technologieoffene Forschung für den Mittelstand zu ermöglichen. Der Transferschritt von einem kenntnisorientierten, vorwettbewerblichen Forschungsergebnis in die industrielle Praxis bleibt schwierig und risikobehaftet. Ideal unterstützt wird er durch das vom BMWi 2008 neu gestaltete Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM), das in drei Modulen Einzelprojekte von Unternehmen, Kooperationen und Netzwerken fördert. Die Akzeptanz im Mittelstand ist hoch, da durch die anteilige Förderung aus dem ZIM-Programm die finanziellen Belastungen für KMU deutlich reduziert werden. 135 Kooperationsprojekte wurden seit Programmstart an den im FKT-Netzwerk organisierten Textilforschungsinstituten mit einem Gesamtbudget von 21,6 Mio € bewilligt. Das ist eine erfreuliche Internationale Märkte Bilanz und erklärt, warum die Textil- und Bekleidungsbranche rund 25 % ihres Umsatzes mit Innovationen erwirtschaftet. Damit liegt sie laut ZEW-Branchenreport noch vor dem Maschinenbau und der ITBranche (Jahrg. 18, 2. Januar 2011). Bedauerlich ist die bisherige Zurückhaltung, Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in Unternehmen zusätzlich durch steuerliche Vorteile zu stärken. BDI und BDA unterstützen eine Steuergutschrift im Rahmen der Veranlagung zur Körperschafts- oder Einkommenssteuer unabhängig von der Größe der Unternehmen, die mindestens 10 % des gesamten unternehmerischen FuE-Aufwands betragen sollte. In Ergänzung zur themenoffenen Projektförderung und nicht zu deren Lasten könnte die Steuerliche Forschungsförderung Unternehmen so zu stärkeren FuE-Aktivitäten motivieren. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert in zwei Programmen Forschungsvorhaben mit textilrelevanten Fragestellungen. Die ersten 41 Teilprojekte in sieben Verbünden (Gesamtförderung 10,5 Mio €) des Schwerpunkts „Intelligente Technische Textilien (mst-Textil)“ waren bis Juni 2011 abgeschlossen. Teilweise konnten die erreichten Projektergebnisse für Anwendungen in der Telemedizin, Sensorik im Automobil, Leucht-, Solartextilien und Sicherheit im diesjährigen Statusmeeting MST-Textil (27.-28. Juni 2011) präsentiert werden. Durch eine Aufstockung des Förderbudgets sind weitere Verbundprojekte bewilligt und damit zur Jahresmitte noch 55 Teilprojekte in Bearbeitung. Die Fördermaßnahme „NanoTextil“ läuft wie in den Vorjahren und erschließt die Nanotechnologie für die Textilbranche. In zwölf industriellen Verbundprojekten werden neue oder deutlich verbesserte Textilien sowie Verfahren entwickelt und gleichzeitig der sichere Umgang mit der Nanotechnologie gewährleistet. Insgesamt fließen rund 13 Mio € in diese Europapolitik Forschung Fördermaßnahme. In elf Vorhaben sind auch Textilforschungsinstitute mit einem Fördervolumen von 3,6 Mio € beteiligt. Im Vordergrund stehen die Bereiche Medizintechnik, Automobil, textile Architektur, Bauwesen, Gesundheit, Hygiene, Funktionsbekleidung, Umwelt- und Sicherheitstechnologie. Textiler Stent Im Clustervorhaben „Leichtbau und Textil“ sind seit Dezember 2009 erstmals Grundlagenforschung (DFG) und anwendungsbezogene Förderung (AiF) miteinander verbunden, um Synergieeffekte zu nutzen und größere Entwicklungsschritte in der automatisierten Herstellung kohlefaserverstärkter Kunststoffe zu erreichen. Ein weiterer DFG-AiF-Cluster zum Thema „Wundversorgung“ geht in die zweite Beantragungsstufe. Grundlagen der Wundheilung und darauf abgestimmte sensorische und therapeutische Wundverbände könnten einen neuen Impuls in der Therapie chronischer Wunden geben. Umwelt & Energie triebs, der durch CFK-Elemente leichter, energieeffizienter und präziser arbeitet. Die vorwettbewerbliche Forschungskooperation mit europäischen Partnern ist auch Ziel des Programms CORNET. In den letzten zwei Calls konnte das FKT erfolgreich sechs Projektanträge zu einer Bewilligung führen. Wir erhoffen uns dadurch eine intensivere FuE-Zusammenarbeit innerhalb Europas, um den Technologie- und Innovationsvorsprung unserer europäischen Textil- und Bekleidungsindustrie weiter ausbauen zu können. 2010 hat das FKT begonnen, die Leistungen des Forschungsnetzwerks auf einer branchenfremden Messe darzustellen. Die Hannover Messe gilt als die internationale Leitmesse der Industrie. Auch 2011 stellte sich das FKT als Mitglied der Initiative Kompetenznetze Deutschland unter dem Dach des BMWi vom 4.-8. April 2011 einem breiten Publikum dar. Gemeinsam mit dem IVGT konnte das FKT auf dem 13. Industrieforum Wolfsburg gezielt Akteure aus der Automobilbranche ansprechen. Beide Veranstaltungen waren gut besucht und die Kontaktanfragen belegen das Interesse an den Potenzialen faserbasierter Werkstoffe. Auf europäischer Ebene arbeiten im Forschungsprojekt „NU-WAVE“ drei deutsche Verbände mit Forschungspartnern an der Sammlung, Aufbereitung und Weiterentwicklung von Technologiewissen für den Textilmaschinenbau. Auf der ITMA in Barcelona (22.-29. September 2011) waren Prototypen der Entwicklungen zu sehen, wie beispielsweise ein neues Testgerät zur zeitraffenden Messung von Verschleißeffekten an Garnführungselementen oder Komponenten eines Strickmaschinenan- 39 Überblick Tarifpolitik Bildungspolitik Sozialpolitik SYMPOSIUM Energie-Symposium Juni 2011 Christina Meßner Am 7. und 8. Juni 2011 lockte das Energiesymposium des Gesamtverbandes textil+mode (t+m) Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Verbänden nach Berlin. Brisantes Thema des ersten Tages war das am Vortag vom Kabinett verabschiedete Gesetzespaket zum Umbau der Energiesysteme in Deutschland. Unmut und Kritik der Branche zog insbesondere die Novelle zum Erneuerbare-EnergienGesetz (EEG) auf sich: „Wir brauchen eine Deckelung der EEG-Umlage auf 2 Cent je Kilowattstunde, um den Unternehmen Planungssicherheit zu gewährleisten“, forderte t+m-Präsident Heinz Horn in seinem Grußwort. Die Vertreter der Regierung, Werner Ressing, Leiter der Abteilung für Industriepolitik im BMWi, und Franzjosef Schafhausen, Leiter der BMU-Unterabteilung Klimaschutz, Umwelt und Energie, unterstützten Horns Wunsch nach einer „bezahlbaren Energieversorgung“, lenkten den Blick zudem auf Netzstabilität und Versorgungssicherheit und lobten die Textil- und Bekleidungsbranche, die die „Zeichen der Zeit“ in Sachen effiziente Energienutzung erkannt habe. In einer angeregten Diskussion mit den energiepolitischen Sprechern und Experten von CDU/CSU, FDP sowie Bündnis90/Die Grünen und einem Vorstandsmitglied der IG Metall machten die Unternehmer der Textil- und Bekleidungsindustrie deutlich, wo ihnen der „energiepolitische Schuh“ 40 drückt und was sie sich von den Abgeordneten im aktuellen Gesetzgebungsverfahren erhoffen. nierendes Energiemanagement das einzig schlagende Argument. Bereits mit sehr geringem Aufwand lassen sich mehrere Tausend Euro pro Jahr sparen. Welche Maßnahmen Lastgang Stromabnahme und Systeme zur effizi800 enteren Energienutzung Leistung in kW in Textilunternehmen 700 700 bereits zur Praxis Leistungsspitze ohne Lastprofil-Optimierung gehören, berichteten 600 600 Unternehmer und Verbandsvertreter am zwei500 500 ten Tag des t+m-Ener400 giesymposiums, dem 400 Energiemanagement300 300 Tag. Einhellige Meinung aller Referenten: 200 200 Ohne vom Thema überzeugte Geschäftsleitung 100 100 läuft nichts! Ein ganz wesentlicher Baustein 12 h0 0 3 6 9 15 18 21 24 für ein gut funktionierendes EnergiemanageQuelle: Internet Energieagentur GmbH & Co. KG ment sei die frühzeitige und kontinuierliche Einbindung der Mitarbeiter. „Letztlich müsste jeder MitarViele Betriebe machen z. B. noch nicht in beiter an der Maschine verstehen, welche ausreichendem Maße von der Möglichkeit Auswirkungen auf den Energieverbrauch der steuerlichen Rückerstattung Gebrauch. sein persönliches Verhalten habe“, so ein Weitere Einsparpotenziale „lauern“ in Referent. Dass man eben Druckluft nicht einem maroden Druckluftsystem, einer zum Reinigen des Hallenbodens verwende, schlechten Wärmedämmung und nicht weil die Erzeugung von Druckluft extrem zielgerichteter Beleuchtung. Wo genau teuer ist, müsse erst kommuniziert werdie größten Einsparpotenziale im eigenen den, bevor hier eine Verhaltensänderung Betrieb versteckt sind, lässt sich nur aneinsetzen könne. Letztlich sei die konkrete hand von Daten korrekt ermitteln. Hierzu Kostenersparnis durch ein gut funktiobraucht man dann auch die richtigen Mes- Internationale Märkte W. Baumann (t+m), MinDir W. Ressing (BMWi) seinrichtungen und Zähler. Ganz wichtig, so betonten alle Referenten, sei eine Prioritätensetzung bei den angestrebten Maßnahmen. Es mache wenig Sinn mit einer Maßnahme zu beginnen, die nur sehr kleine Einsparpotenziale bietet. In vielen Betrieben, vor allem in der Textilveredlung, biete die Wärmerückgewinnung ein großes Einsparpotenzial. Hier verdeutlichte ein Beitrag aus der Textilreinigung, dass man auch von anderen lernen kann. So lassen sich hier Ideen der Wärmerückgewinnung durchaus auf die Textilveredlung Energie Die Energie ist eine physikalische Größe, die in allen Teilgebieten der Physik sowie in der Technik, der Chemie, der Biologie und der Wirtschaft eine zentrale Rolle spielt. Ihre SI-Einheit ist das Joule. [Wikipedia] Energieerhaltungssatz Die Gesamtenergie eines abgeschlossenen Systems ändert sich mit der Zeit nicht. Zwar kann Energie zwischen verschiedenen Energieformen umgewandelt werden, z. B. von Bewegungsenergie in Wärme. Es ist jedoch nicht möglich, innerhalb eines abgeschlossenen Systems Energie zu erzeugen oder zu vernichten: Die Energie ist eine Erhaltungsgröße. [Wikipedia] Europapolitik Forschung W. Rhode (IG Metall), H.-J. Fell (B90/ Grüne) übertragen. Aber auch das Gespräch mit dem Kunden könne hilfreich sein. So stellt sich die Frage, ob immer die höchsten, mit einem entsprechend hohen Energieeinsatz verbundenen Qualitätsanforderungen erforderlich seien. Großes Interesse fand auch der Beitrag der KfW-Bankengruppe über mögliche Fördermöglichkeiten in dem Bereich. Jedoch ist hier bislang noch nicht die Finanzierung von Messeinrichtungen – der Startschuss für ein Energiemanagement – in die Fördertöpfe inbegriffen. Hier appellierten die Unter- Energieeffizienz Maß für die Ausnutzung eingesetzter Energie. Energiemanagement Als Energiemanagement wird die Gesamtheit aller Planungen zu Bedarf, zur Auswahl, zur Errichtung und zum Betrieb von energietechnischen Erzeugungseinheiten verstanden. Ziel ist es dabei, die Energiebedürfnisse der Nutzer möglichst allumfassend abzudecken. [Wikipedia] Umwelt & Energie K. Huneke (Heimbach GmbH & Co. KG), A. Wagner (J.G. Knopf ‘s Sohn GmbH & Co. KG ) nehmensvertreter, dieses in die Fördertöpfe zu integrieren. Im Bundesland Sachsen ist man mit dem Thema „Energieeffizienz“ bereits sehr weit fortgeschritten. Hier bietet der Sächsische Gewerbeenergiepass gute Möglichkeiten, in das Thema einzusteigen. Auch, wenn viel diskutiert worden ist in diesen zwei Tagen, in einer Sache waren sich alle Teilnehmer einig: Das Energiesymposium 2011 des Gesamtverbands textil+mode war eine lohnenswerte Veranstaltung und sollte 2012 fortgeführt werden! Leitfaden des BMU „ISO 16001“ Energiemanagementsysteme in der Praxis. www.umweltdaten.de KfW Bankengruppe Fördermöglichkeiten zur „Energieeffizienz im Unternehmen“ www.kfw.de DIN EN 16001 2009 Energiemanagementsysteme Anforderungen mit Anleitung zur Anwendung. 41 Überblick Tarifpolitik Bildungspolitik Sozialpolitik Ressourcen Ressourceneffizienz oder Nachhaltigkeit ist kein anderes Wort für Verzicht Christina Meßner Frühjahr 2011 - eine Reaktorkatastrophe im fernen Fukushima, Japan, erschüttert die Welt und bringt wenige Wochen später in Deutschland die Energiewende. Weg von der Kernkraft, hin zu erneuerbaren Energien. Der Ausstieg vom Ausstieg wird wieder rückgängig gemacht. Die Zeit erfordert es. Doch es stellt sich die nur allzu berechtigte Frage, welche Auswirkungen ein vorzeitiger Ausstieg aus der Kernkraft und ein eiliger Ausbau erneuerbarer Energien auf die Versorgungssicherheit und die Strompreise haben werden. Die Baumwollpreise steigen rasant. Seit Anfang des Jahres um nahezu 140 Prozent. Der Hunger Chinas auf den begehrten Rohstoff lässt die Preise in die Höhe schnellen. Dazu kommen schlechte Ernten in Pakistan, Exportbeschränkungen in Indien. Wohlstandswachstums hat die westliche Welt nicht mehr glückliche Menschen hervorgebracht. Wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, OECD, berichtet, ist das BIP schon lange als alleiniger Indikator für Wohlstand und Glücksempfinden nicht mehr ausreichend. Es besteht Handlungsbedarf. Kürzlich hat die Enquête-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität - Wege zu nachhaltigem Wirtschaften und gesellschaftlichem Fortschritt in der Sozialen Marktwirtschaft“ des Deutschen Bundestags ihre Arbeit aufgenommen. Ihre Aufgabe soll es sein, den Stellenwert von Wachstum in Wirtschaft und Gesellschaft zu ermitteln, einen ganzheitlichen Wohlstands- und Fortschrittsindikator zu entwickeln und die Möglichkeiten und Grenzen der Entkopplung von Wachstum, Ressourcenverbrauch und technischem Fortschritt auszuloten. Die radikale Erhöhung der Ressourcenproduktivität, so schreibt Ernst Ulrich von Weizsäcker in seinem kürzlich erschienenen Buch „Faktor 5“, wird nach Internet und Biotechnologie der nächste große Innovationsmotor sein, der das globale Wachstum vorantreibe. Wer kann sich heute noch eine Welt ohne Internet vorstellen? Und Ressourcenproduktivität? Sie muss erst noch in Fleisch und Blut übergehen. effizienz Welche Konsequenzen hat das für die Textilproduktion in Deutschland und Europa? Werden wir auch in Zukunft auf die gleiche Art und Weise produzieren können? Werden unsere Kunden bereit sein, einen höheren Preis für das gleiche Produkt zu bezahlen? Wohlstand und Glück – gehen sie Hand in Hand? Nur bedingt, Studien belegen es. Laut einer im August 2011 veröffentlichten Glücksstudie der Hamburger 42 Stiftung für Zukunftsfragen sind die Dänen Europas glücklichste Menschen (96 % der Einwohner). Die Deutschen liegen zusammen mit den Türken mit je 61 % Glücklichen auf dem drittletzten Platz. Schlusslicht bilden die Russen. Und warum? Die Studie führt an, dass in den skandinavischen Ländern die Menschen Zeit für Familie und Freunde hätten, zudem vertrauten sie ihrer Regierung und nationalen Institutionen. Finanzielle Aspekte sind offenbar weniger maßgeblich. Und weltweit betrachtet? Ist das Bruttoinlandsprodukt immer noch ein sicherer Indikator für Wohlbefinden? Wohl kaum. Trotz steten Internationale Märkte Der Untersuchungsrahmen der Enquête-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität - Wege zu nachhaltigem Wirtschaften und gesellschaftlichem Fortschritt in der Sozialen Marktwirtschaft“ umfasst folgende Punkte: 1. S tellenwert von Wachstum in Wirtschaft und Gesellschaft 2. E ntwicklung eines ganzheitlichen Wohlstands- bzw. Fortschrittsindikators 3. W achstum, Ressourcenverbrauch und technischer Fortschritt – Möglichkeiten und Grenzen der Entkopplung 4. N achhaltig gestaltende Ordnungspolitik 5. A rbeitswelt, Konsumverhalten und Lebensstile. Im Einsetzungsbeschluss für die Enquête-Kommission heißt es: „Nicht nur in Deutschland, auch in anderen Industriestaaten gibt es eine Debatte darüber, ob die Orientierung auf das Wachstum Europapolitik Forschung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) ausreicht, um Wohlstand, Lebensqualität und gesellschaftlichen Fortschritt angemessen abzubilden. In den letzten Jahrzehnten hat die deutsche Wirtschaft bei der Steigerung der Energie- und Materialeffizienz signifikante Fortschritte erzielt. Realisierte Effizienzgewinne werden aber teilweise durch vermehrten Ressourcenverbrauch an anderer Stelle aufgezehrt (sogenannte Rebound-Effekte), wozu auch kulturelle Faktoren und individuelle Lebensstilentscheidungen beitragen. Deshalb stehen die Fragen auf der Tagesordnung, wie Stoffkreisläufe gestärkt werden können, die die Regenerationsfähigkeit der natürlichen Systeme gewährleisten, und wie die nachhaltige Nutzung von Naturgütern und Rohstoffen mit dem Ziel der Entkopplung von Wachstum und Ressourcenverbrauch erreicht werden kann.“ Es ist an der Zeit umzudenken. Wir müssen unsere Wirtschaft neu gestalten. So formulierte es die WirtschaftsWoche in ihrer Ausgabe vom 15. August 2011 Umwelt & Energie treffend: „Die Wirtschaft der Zukunft muss einen Konsumstil fördern, der statt auf Masse auf langlebige und umweltverträgliche Produkte setzt, und die freier Zeit und sozialem Austausch den gleichen Wert zumisst wie Statussymbolen und dem Anhäufen materiellen Reichtums.“ Wir brauchen bessere, weil effizienter hergestellte und langlebigere Produkte. Die deutsche Textilindustrie ist in der Lage, hierfür einen nicht unbedeutenden Beitrag zu leisten. Mit Produkten und Prozessen, die einen unmittelbaren Einfluss auf die Ressourceneffizienz haben. Textilbeton ist hier nur ein prominentes Beispiel (Foto: Brücke aus Textilbeton). „Nachhaltigkeit ist kein anderes Wort für Verzicht“, eine Aussage, die ich kürzlich auf der Homepage der Philips Deutschland GmbH gelesen habe. Ich kann ihr nur zustimmen. 43 Überblick Tarifpolitik Bildungspolitik Sozialpolitik Grüne G r ü n e M Mode ode Ein Begriff nimmt Farbe an Christina Meßner Blitzlichtgewitter im Hotel Adlon. Der Green Showroom, Event für „grün“ produzierte Bekleidung und andere Konsumgüter, nutzte das Ambiente des Hotels Adlon in Berlin zur Präsentation. Unter den Gästen waren auch Prominente wie die Schauspielerin Andrea Sawatzi. Hier zeigte sich einmal mehr, dass die sogenannte „grüne Mode“ längst den Kinderschuhen entwachsen ist und eine enorme Entwicklung durchlaufen hat, die ihr heute mit Recht eine solche Kulisse ermöglicht. Die Zeiten, in denen „grüne Mode“ gleichzusetzen war mit grauen Jutesäcken, sind passé. Nachhaltig produzierte (und nachhaltig genutzte!) Mode steht heute ihrer konventionell erzeugten Schwester im Alltagsgebrauch in nichts mehr nach! Berlin wandelt sich langsam aber stetig zur Modestadt. In „Kreuz-Kölln“, hier, wo die gegensätzlichen Berliner Bezirke Kreuzberg und Neukölln aufeinander prallen, haben sich junge Kreative niedergelassen. Viele von ihnen setzen auf Materialien, deren Zertifikate ihnen eine umweltfreundliche Herstellung und faire Arbeitsbedingungen bescheinigen. Die Textilwirtschaft spricht von der „Grünen Welle in Berlin“. Und längst hat das Thema Eingang auch in Verbrauchermagazine gefunden. Es gibt Internetforen, die sich ausschließlich mit nachhaltigen Produkten beschäftigen, in Berlins Mitte werden Kleidertauschbörsen organisiert. Auch dies ist eine Möglichkeit Ressourcen zu sparen. Zahlreiche Prominente sind unter den Besuchern. „Grüne Mode“ scheint in der Szene angekommen zu sein. Während es bis vor Kurzem im Wesentlichen Bekleidungshersteller im Segment „Outdoor“ waren, die sich den Markt der nachhaltigen Mode erschlossen und hier auf dankbare Konsumenten trafen, kann man heute auch formschöne „Indoor“-Mode mit entsprechender Auszeichnung erhalten. Der Gesamtverband textil+mode setzt hier ebenfalls Zeichen. So hat er im Sommer 2011 erstmalig eine Sonderkategorie „Nachhaltiges Design“ für seinen textil+mode Innovationspreis ausgelobt. Die Preisträgerinnen, Marie Christine Federlin und Charlotte Ehrlicher, entwickelten innerhalb des Projektes zur Zukunft „super!vision – Berlin 2030“ an der Universität der Künste die Kollektion egogamie. Die Nachhaltigkeitskomponente beinhaltete Arbeitsprozesse nach dem OekoTex® Standard 1000, mit dem bluesign Label zertifizierte Multifunktionsstoffe sowie Digitaldrucke, 44 Internationale Märkte Europapolitik Forschung Umwelt & Energie wendigkeit. Das Umweltbundesamt (UBA) hat kürzlich einen Leitfaden zu „Umweltstandards in der Textil- und Schuhindustrie“ herausgegeben. Dieser entstand als Gemeinschaftswerk von Markenherstellern, Handelsorganisation, NGOs. Ehrlicher, Federlin basierend auf den Kriterien des Global Organic Textile Standard, GOTS. Im Herbst 2011 hat die Kunsthochschule ESMOD den Masterstudiengang „Sustainability in Fashion“ ins Leben gerufen. Hier sollen künftig Designer darin geschult werden, welchen Einfluss ihr eigenes Wirken auf Umwelt und Mensch haben kann. Ist es nur ein kurzlebiger Trend? Ganz sicher nicht. Es ist vielmehr eine Not- GOTS lobal Organic Textile Standard: G GOTS wurde vom Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN) [Deutschland] zusammen mit der Soil Association (SA) [England], der Organic Trade Association (OTA) [USA] und der Japan Organic Cotton Association (JOCA) [Japan] entwickelt. Der Standard umfasst Herstellung, Weiterverarbeitung, Verpackung, Kennzeichnung, Handel und Vertrieb von Textilien, die zu mindestens 70 % aus zertifizierten Naturfasern stammen. www.global-standard.org Auch der Gesamtverband textil+mode hat an der Entstehung dieses Leitfadens aktiv mitgewirkt. „Für die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie haben der Umweltschutz und die rationelle Energieverwendung einen hohen Stellenwert. Auf der Basis gesetzlicher Vorgaben Produktionsprozesse ökologisch und ökonomisch verantwortlich zu gestalten, d. h. mit den Ressourcen effizient umzugehen, ist hierbei die zentrale Aufgabe.“, so ein Zitat vom Gesamtverband textil+mode aus dem Leitfaden. Dieser richtet sich an Unternehmen der Textil- und Schuhproduktionskette, die Einfluss auf die Produktionsbedingungen im außereuropäischen Ausland nehmen wollen. The independent industry textile standard Der Leitfaden kann auf der Homepage des Gesamtverbands textil+mode heruntergeladen werden. Label OekoTex® OekoTex® Standard 100: Die Schadstoffprüfungen umfassen gesetzlich verbotene und reglementierte Substanzen, bekanntermaßen gesundheitsbedenkliche Chemikalien sowie Parameter zur Gesundheitsvorsorge. OekoTex® Standard 1000: Als Ergänzung zum produktbezogenen Oeko-Tex® Standard 100 handelt es sich beim OekoTex® Standard 1000 um ein Prüf-, Auditierungs- und Zertifizierungssystem für umweltfreundliche Betriebsstätten entlang der textilen Kette. OekoTex® Standard 100plus: Mit dem Produktlabel Oeko-Tex® Standard 100plus haben Textil- und Beklei- dungshersteller die Möglichkeit, sowohl die humanökologische Optimierung ihrer Produkte als auch ihre Anstrengungen im Bereich der Produktionsökologie gegenüber dem Verbraucher auszuloben. www.oeko-tex.com bluesign® bluesign® Standard verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, in dem mittels Input Stream Management nur Komponenten und Chemikalien im Fertigungsprozess zum Einsatz kommen, die strenge Umweltauflagen erfüllen. www.bluesign.com 45 Überblick Tarifpolitik Bildungspolitik Sozialpolitik Biodiversität Biodiversität Mehr als nur ein Modewort Christina Meßner Biodiversität – ein neuer Begriff kursiert durch die Medien. Handelt es sich nur um ein neues Modewort? Oder steckt mehr dahinter? Und betrifft es jeden Einzelnen? Fragen über Fragen. Worum geht es bei Biodiversität überhaupt: Nach Aussage der Enquête-Kommission sind gegenwärtig rund 1,8 Mil- lionen Arten beschrieben, eine Million davon allein Insekten-Arten. Tatsächlich sind das allerdings nur 2 bis 10 % der angenommenen Gesamtmenge. Doch diese Zahl schrumpft beängstigend. Um dem Einhalt zu gebieten, unterzeichneten 1992 insgesamt 168 Vertragsstaaten das UN-Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD): Artikel 1. Ziele Die Ziele dieses Übereinkommens, die in Übereinstimmung mit seinen maßgeblichen Bestimmungen verfolgt werden, sind die Erhaltung der biologischen Vielfalt, die nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und die ausgewogene und gerechte Aufteilung der sich aus der Nutzung der genetischen Ressourcen ergebenden Vorteile, insbesondere durch angemessenen Zugang zu genetischen Ressourcen und angemessene Weitergabe der einschlägigen Technologien unter Berücksichtigung aller Rechte an diesen Ressourcen und Technologien sowie durch angemessene Finanzierung. (Übereinkommen über die biologische Vielfalt, Übersetzung des BMU 1992.) Momentane Entwicklungen sollten uns aufrütteln. So heißt es in der Mitteilung der EU-Kommission vom 3. Mai 2011: „Nach Angaben der FAO haben sich 60 % der weltweiten Ökosysteme verschlechtert oder werden unnachhaltig genutzt; 75 % der Fischbestände sind überfischt bzw. stark abgefischt, und seit 1990 gingen weltweit 75 % der genetischen Vielfalt landwirtschaftlicher Kulturen verloren. Geschätzte 13 Millionen Hektar Regenwald werden jedes Jahr geschlagen, und 20 % der tropischen Korallenriffe der Welt sind bereits verschwunden, während 95 % der noch vorhandenen Riffe Gefahr laufen, bis 2050 zerstört oder extrem 46 Internationale Märkte geschädigt zu werden, wenn der Klimawandel ungebremst fortschreitet.“ Es ist Zeit zu handeln. Fast zwölf Jahre nach Unterzeichnung des UN-Übereinkommens über die biologische Vielfalt geht die Europäische Kommission in ihrer Mitteilung „Lebensversicherung und Naturkapital: Eine Biodiversitätsstrategie der EU für das Jahr 2020“ vom 3. Mai 2011 davon aus, dass die bereits bestehende Schädigung vieler Ökosysteme einen hohen sozioökonomischen Verlust verursacht. Denn: Biodiversität ist auch Naturkapital. Sie stellt Ökosystemdienstleistungen zur Verfügung. Ein Verlust an Biodiversität ist einem Verlust an Ökosystemdienstleistungen gleichzusetzen. Man betrachte nur einmal folgendes Beispiel: Die durch die Bienen erbrachte „Ökosystemdienstleistung Bestäubung“ lässt sich auf 15 Mrd. Euro jährlich schätzen (siehe Mitteilung der EU-Kommission). So ließen sich letztlich auch die monetären Verluste infolge des weltweit festzustellenden Bienensterbens beziffern. Nicht ohne Grund wird dem Schutz und Erhalt der Biodiversität daher der gleiche Stellenwert eingeräumt wie dem Klimaschutz. Die EU-Kommission hat kürzlich ihre Biodiversitätsstrategie verabschiedet. Diese hat zum Ziel, den Biodiversitätsverlust umzukehren und den Übergang der EU zu einer ressourceneffizienten und umweltverträglichen Wirtschaft zu beschleunigen. Sie hat dieses in sechs vorrangigen, bis zum Jahr 2020 umzusetzenden Zielsetzungen formuliert: Europapolitik Forschung wirtschaft, einen Beitrag zur Wiederherstellung der Biodiversität zu leisten. 4. Nachhaltige Bewirtschaftung der Fischbestände durch Senkung der Fangquoten auf wissenschaftlich festgelegte Höchstgrenzen bis 2015. 5. B ekämpfung invasiver gebietsfremder Arten. 6. Erhöhung des EU-Beitrags zur Eindämmung des weltweiten Biodiversitätsverlusts. Umwelt & Energie Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit herausgegebene „Handbuch Biodiversitätsmanagement“ bietet hier eine gute Möglichkeit, sich des Themas anzunehmen und Biodiversität in den Unternehmensalltag zu integrieren. Der Gesamtverband textil+mode strebt an, 2012 mindestens ein Projekt zum Erhalt der Biodiversität bewusst zu unterstützen. Darüber hinaus soll jedes deutsche Textilunternehmen dazu motiviert werden, hierzu seinen ganz individuellen Beitrag zu leisten. Wie kann sich jeder Einzelne hieran beteiligen? Welchen Beitrag kann die Textilindustrie hierzu leisten? Wir alle nehmen durch unser Sein und Wirken Einfluss auf unsere Umwelt. Die deutsche Textilindustrie mit ihren stark verzahnten Lieferanten-Abnehmer-Verhältnissen wirkt nicht nur am Standort Deutschland, sondern weltweit. Sei es der Baumwollanbau in Pakistan, der mit einem enormen Flächen- und Wasserbedarf einher geht oder der Prozess der Textilveredlung, der in Deutschland und auch sonst wo auf der Welt einen entsprechenden Chemikalieneinsatz Biodiversität oder biologische Vielfalt bezeichnet gemäß dem Übereinkommen über biologische Vielfalt (CBD) „die Variabilität unter lebenden Organismen jeglicher Herkunft, darunter Land-, Meeres- und sonstige aquatische Ökosysteme und die ökologischen Komplexe, zu denen sie gehören. Dies umfasst die Vielfalt innerhalb der Arten und zwischen den Arten und die Vielfalt der Ökosysteme“. [Wikipedia] Biodiversitätsstrategie 2020 Sechs vorrangige Ziele sollen den Biodiversitätsverlust stoppen: 1. Durchsetzung der EU-Rechtsvorschriften zum Schutz von Vögeln und ihrer Lebensräume. 2. E rhaltung und Verbesserung von Ökosystemen – Wiederherstellung von mindestens 15 % der Gebiete, die bereits Schaden genommen haben. 3. A ufforderung der Land- und Forst- bedingt. Überall auf der Welt, wo ein Glied der textilen Kette angesiedelt ist, gibt es direkte und indirekte Einflussmöglichkeiten. Hier kann man ansetzen. In jedem Unternehmen sollte „Biodiversität“ Teil des Umweltmanagements sein oder in naher Zukunft werden. Das vom Bundesumweltministerium und der 47 Überblick Tarifpolitik Bildungspolitik Sozialpolitik R2 0ü1 c0 k+ b 2 0l1i1c k November 2010 t+m-Mitgliederversammlung Berlin. Zum ersten Mal fand die Mitgliederversammlung in den Räumen der Deutschen Bank in Berlin statt. Zur Abendveranstaltung begrüßte Hausherr Jürgen Fitschen, Mitglied des Vorstands Deutsche Bank. Anschließend erläuterte der Business-Experte Hermann Scherer auf unterhaltsame Weise wie „Unternehmenserfolg jenseits vom Mittelmaß“ funktioniert. Januar 2011 Vortragsreihe und Unternehmer gespräche Jordanien. Auf Einladung der jordanischen Regierung reiste t+m zum Informationsaustausch und zur Markterkundung in das arabische Königreich. Februar 2011 Tarifverhandlungen Mannheim. Siehe dazu S. 10 ff. März 2011 Matchmaking zur Intertextile Peking Peking. t+m unterstützte die Mitgliedsunternehmen der Verbände durch gezieltes Matchmaking während der Intertextile. April 2011 Roadshow: Internationale Märkte, European Textile Alliances (ETA) und Handelspolitik Deutschland. Bei den Mitgliedsverbänden erläuterte t+m die o. g. Themen für interessierte Mitgliedsunternehmen. Hannover Messe Hannover. Das Forschungskuratorium Textil präsentierte sich auf dem Gemeinschaftsstand des BMWi. Mai 2011 Deutsch-Französisches Folgetreffen zu Technischen Textilien Frankfurt. Der im Juli 2010 begonnene Dialog wurde in diesem Jahr mit dem Thema „Technische Textilien: Anwendungsgebiete und Zukunftpotenziale“ fortgesetzt. Juni 2011 Energie-Symposium Berlin. Siehe dazu S. 41-42. Zukunftskonferenz Textil Stuttgart. Siehe dazu S. 8. Juli 2011 textil+mode Innovationspreis Berlin. Im Magazin finden Sie alle Informationationen rund um die Verleihung 48 der textil+mode Innovationspreise 2011. Liegt diesem Jahrbuch kein Magazin bei, bestellen Sie ein Printexemplar per Mail an: [email protected]. Eine pdfVersion steht unter www.textil-mode.de zum Download. September 2011 Symposium „Sustainable Solu tions with Technical Textiles“ Peking. Siehe dazu S. 22 ff. Parlamentarischer Abend Straßburg. Siehe dazu S. 35. Oktober 2011 Vortragsreihe und Unternehmer gespräche Peru. Auf Einladung der peruanischen Regierung nahm t+m im Hinblick auf die für 2012 geplante Unternehmerdelegation an einem International Trade Summit teil. Sozialpartnerveranstaltung zu den Herausforderungen des Demografischen Wandels Darmstadt. Siehe dazu S. 10 ff. November 2011 t+m-Mitgliederversammlung Berlin. ... Internationale Märkte Europapolitik Forschung Umwelt & Energie T2 0e1 r2 m i n e Januar 2012 11.01. - 14.01.2012: Heimtextil, Frankfurt April 2012 23.04. - 27.04.2012: HANNOVER MESSE März 2012 12.03. - 14.03.2012: High-Tex from Germany, Moskau 28.03.2012: AK Energie und Klima, Brüssel Oktober 2012 09.10.2012: Runder Tisch Nanotechnologie, Berlin November 2012 28.11.2012: Mitgliederversammlung Forschungskuratorium Textil, Dresden 29.11/30.11.2012: Aachen-Dresden International Textile Conference, Dresden Dezember 2012 04./05.12.2012: Abendveranstaltung/Mitgliederversammlung t+m, Berlin 49 Überblick Tarifpolitik Bildungspolitik Sozialpolitik textil+ Präsidium Präsident Präsidium Heinz Horn Donata Apelt-Ihling Alfred Apelt GmbH Dr. Klaus Faust Lodenfrey Menswear GmbH Martina Bandte Karl Conzelmann GmbH & Co. KG Dr. Fritz Goost Bierbaum Proenen GmbH & Co. KG Klaus Berthold HB Schutzbekleidung GmbH & Co. KG Wolf Dieter Kruse Vizepräsidium Wolfgang Brinkmann bugatti GmbH Wilfried Brandes Thomas Lindner Strumpfwerk Lindner GmbH Armin Knauer HOS Anlagen u. Beteiligungen GmbH & Co. Werner Braun KARL OTTO BRAUN GmbH & Co. KG Georg Saint-Denis Global Safety Textiles GmbH Rolf A. Königs AUNDE Achter & Ebels GmbH Dr. Alexander Colsman Gebrüder Colsman GmbH & Co. KG Peter Schwartze Ingeborg Neumann Peppermint Holding GmbH Claas E. Daun Daun & Cie. AG Dr. Christian Heinrich Sandler Sandler AG Hans Digel DIGEL AG Justus Schmitz Schmitz-Werke GmbH & Co. KG Franz-Peter Falke FALKE KGaA Klaus Huneke Heimbach GmbH & Co. KG 50 Heiko A. Westermann ROY ROBSON FASHION GmbH & Co. KG Internationale Märkte Europapolitik Forschung Umwelt & Energie mK o on t adk te Hauptgeschäftsführer Referate / Wirtschaftspolitik Dr. Wolf-Rüdiger Baumann Außenhandel Felix Ebner Tel 030 726220-30 Mail [email protected] Stellvertretender Hauptgeschäftsführer Hans-Joachim Blömeke Kaufmännischer Leiter Marcus Jacoangeli Tel 030 726220-24 Mail [email protected] Arbeitgeberverbund/Sozialpolitik Arbeits- und Sozialversicherungsrecht Susanne Wicht Tel 030 726220-27 Mail [email protected] Bildung Karin Terdenge Tel 030 726220-28 Mail [email protected] Tarifpolitik Hans-Joachim Blömeke Tel 030 726220-21 Mail [email protected] Energie und Umwelt Christina Meßner Tel 030 726220-36 Mail [email protected] Forschung und Innovation Dr. Klaus Jansen Tel 030 726220-40 Mail [email protected] Internationale Kooperation & Neue Märkte Sven Eriskat Tel 030 726220-37 Mail [email protected] Messen und Internationale Märkte Claudia Saam Tel 030 726220-35 Mail [email protected] Kommunikation, Presse und Öffentlichkeitsarbeit Kirsten Rahmann Tel 030 726220-22 Mail [email protected] Recht und Steuern Dr. Christoph Schäfer Tel 030 726220-32 Mail [email protected] Büros Berlin Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie e. V. Reinhardtstr. 12-14 10117 Berlin Tel 030 726220-0 Fax 030 726220-44 Mail [email protected] Web www.textil-mode.de www.facebook.de/textilverband Brüssel Yvonne Hendrych 31, rue du Commerce B-1000 Bruxelles Tel +32 2 50089-64 Fax +32 2 50089-69 Mail [email protected] 51 Impressum Herausgeber: Gesamtverband textil+mode Reinhardtstr. 12-14, 10117 Berlin www.textil-mode.de www.facebook.de/textilverband Redaktion & Gestaltung: Kirsten Rahmann, Anja Merker Bildnachweise S. 3 Yves Sucksdorff / S. 7 BDI / S. 8 Südwesttextil / S. 10 t+m / S. 13 Gerd Altmann_pixelio / S. 14-15 t+m / S. 16 Gina Sanders, Fotolia/ S. 17 t+m / S. 18 Almut Warttinger / S. 19 oben D_pixelio, unten t+m / S. 20-21 BG ETEM / S. 23-26 t+m / S. 28 wrw_pixelio/ S. 30 klaas_hartz_pixelio / S. 32 t+m / S. 35 t+m / S. 36 DITV / S. 38 RWTH Aachen / S. 39 ITV / S. 41 t+m / S. 42 berwis_pixelio / S. 43 TU Dresden/ S. 44 flickr_onnola / S. 45 Marco Urban / S. 46 Christina Meßner www.textil-mode.de